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...die höchste Erleuchtung der Sünde

Markus Mattzick - Ohne Strom: Wo sind deine Grenzen?


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Was wäre, wenn plötzlich der Strom weg wäre? Mal ehrlich, eine wahrlich schreckliche Vorstellung. Was wir allein in den letzten einhundert Jahren dieser Erfindung zu verdanken haben, darüber allein kann man mehrere Bücher schreiben. Markus Mattzick lässt sein Roman im mittelhessischen Dorf Umbach spielen. Hier lebt Malte mit seiner Familie, wobei seine Frau Simone gerade in Hamburg ist, als plötzlich der Strom verschwindet. Nicht nur die Lichter gehen aus, auch alle Akkus sind leer, kein künstlich erzeugter Strom existiert mehr. Kein Telefon, keine Computer, keine Autos, Radio, TV - alles Geschichte. Ich muss gestehen, dass ich doch recht überrascht war, wie anfänglich noch alle Menschen recht entspannt mit dieser Situation umgegangen sind.

Sicherlich hat jeder schon einmal einen Stromausfall erlebt, aber in solch einer Dimension? Würde man da nicht von Anfang an schon in Panik geraten? Neben Malte erleben wir noch die Sicht der Dinge von vielen anderen Personen. Eine echte Herausforderung für den Leser, hier wäre eine Konzentration auf wenige viel intensiver und besser gewesen. Nachdem der erste Tag überstanden ist, heißt es für Simone, sie muss 400 Kilometer zu Fuß nach Hause und für Malte und den restlichen Dorfbewohnern beginnt das Leben wie vor 150 Jahren. Es wird zusammen überlegt, wie man die Menschen versorgen kann und so sind Wasser und Nahrung als Erstes anzugehen. Von der Regierung lässt sich keiner blicken, also müssen die Bewohner selbst ans Werk.

Brunnen werden zu Wasserlieferanten und Bauern werden die wichtigsten Personen im Dorf. Doch was ist mit den Kranken im Krankenhaus oder den Insassen in einem Gefängnis? Was ist mit den Stadtbewohnern, werden sie irgendwann, wenn die Essensvorräte alle sind, in die Dörfer kommen? Wie können sie sich verteidigen? Auf all das gibt es nach und nach Antworten und auch Simone wird kennenlernen, dass von Nächstenliebe in wenigen Tagen nach einer solchen Katastrophe ziemlich schnell nichts mehr übrig bleibt. Was anfänglich noch spannend klang und auch mit logischen Schritten vorangeht, verläuft sich immer mehr in ein bekanntes Dystopie-Klischee. Banden beherrschen die Gegend und Mord ist nichts weiter als die zwingende Möglichkeit, sich Essen oder Wasser zu beschaffen.

Über das Phänomen des verschwundenen Stroms erfährt man leider gar nichts. Es wird am Ende zwar noch einiges dazu erklärt, aber in der Story fehlt leider dieses spannende Erzähl-Element. Eher mischt der Autor ein wenig Sex mit dazu, was zwar in der Natur des Menschen liegt, aber in dieser Story irgendwie völlig unpassend platziert war. Die Figuren selbst entwickeln sich nur langsam, wobei Simone mit ihren Erlebnissen auf ihrer Heimreise hier herausbricht. Ansonsten hat der Autor aber einige heftige Momente gefunden, wie weit die Menschen am Ende in solch einer Situation gehen würden. Der Bericht eines Gefängniswärters oder wie die stillen Maschinen in den Krankenhäusern die Leben nehmen, da bleiben einige nachhaltige Bilder im Kopf.

Fazit:
Ohne Strom – Keine Moral? Sind wir wirklich schon so verwöhnt, dass wir in wenigen Tagen ohne Elektrizität zu Mördern werden? Markus Mattzick hat sich viel Gedanken über den Aufbau einer autarken Siedlung gemacht, welche sich irgendwann gegen eine Überzahl von hungrigen Flüchtlingen wehren muss. Im Endeffekt hätte nur die Geschichte von Malte und Simone ausgereicht, doch leider wirken zu viele Figuren, als dass man wirklich tief in die Einzelgeschichten eintauchen kann. Anfangs noch sehr ruhig wird es später immer heftiger. Hier findet Markus Mattzick einige nachdenkliche und eindrückliche Szenen, versäumt aber leider dem Leser das Rätsel des Phänomens schmackhaft zu machen. Es bleibt beim Aufbau der Kreisläufe der Versorgungsketten und den Schutz des Dorfes. Irgendwie schade, denn grundlegend hätte man aus der Idee weitaus mehr machen können.

Autor: Markus Mattzick
eBook: 391 Seiten
Verlag: Markus Mattzick
Veröffentlichung: 12.06.2021
ISBN: 9783754131732

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