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...Ekstase in Moll

einz1975

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Das wir Menschen immer mehr werden und das diese Situation irgendwann zu Problemen führt, ist nicht ganz unbekannt. In dieser Zukunft von Kris Brynn haben sich Mega-Citys gebildet, in denen Millionen Menschen leben, arbeiten und ihr Essen zugeteilt bekommen. Eine dieser Städte ist BORN. Hier lebt Nalani, eine Taxifahrerin. Es gibt zwar mittlerweile autonom fahrende Autos, aber durch diverse Unfälle, ist das Gefühl von Sicherheit immer noch höher, wenn ein Mensch am Lenkrad sitzt, auch wenn sie selbst nicht immer fährt. Begleitet wird sie von der KI namens Fergus, welche durch eine Fehlfunktion autark vor sich hin lebt, Gangster-Filme mag und in eine virtuelle Tänzerin verliebt ist. Der für mich spannendste Charakter, welcher später leider immer weniger in Erscheinung tritt, aber zur Auflösung unabdingbar ist.

Regierung und Wirtschaft gehen auch heute schon mehr als eine Ehe ein. So ist es auch hier. Der Minister aus dem Ernährungsministerium verschließt die Augen vor den Machenschaften eines Industriellen, welcher mehrere Nahrungsfarmen besitzt. Hier arbeiten die Menschen und bekommen ihre Lebensmittelkarten. Einseitige und auch Mangelernährung eingeschlossen, denn nicht alles ist im Überfluss vorhanden... oder etwa doch? Alles fängt damit an, dass Nalani einem Nachtclubbesitzer hilft ein wenig Alkohol zu schmuggeln. Ein einfacher Job - bringe die Flaschen von A nach B. Doch das daraus eine Jagd wird und sie plötzlich zwischen die Fronten gerät, konnte keiner ahnen.

Langsam erfährt der Leser auch, was im Hintergrund gespielt wird. Der Schwarzmarkt mit Lebensmitteln soll kontrolliert werden. Ein spezielles Einsatzteam kümmert sich um die kleinen Ausreißer und treffen dabei auf die Familie und Freunde von Nalani. Ihr Bruder wird plötzlich abberufen, um auf einer anderen Farm zu arbeiten. Hier soll er herausfinden, was mit der überschüssigen Ware passiert und dem obersten Chef persönlich Bericht erstatten. Was er allerdings nicht zur Zufriedenheit aller erledigt und schon passieren plötzlich und „unerwartet“ Unfälle in seinem Umfeld. Grundlegend hat die Geschichte alles was notwendig ist, um zu unterhalten. Einen Antiprotagonisten und eine Heldin, welche allerdings doch sehr unsympathisch erscheint.

Kühl und sehr abgeklärt schlägt sie sich durch die Ereignisse. Da ist selbst das Hologramm ihrer Auto-KI emotionaler und weckt beim Leser auf Anhieb Wohlwollen. Einige Dialoge zwischen den beiden wirken oft unbeholfen oder zu klobig. Was wohl aber auch daran liegt, dass Nalani selbst Probleme mit Menschen hat. Sie will ihre Emotionen nicht zeigen oder kann es nicht. Genau da hätte die Autorin das Spiel zwischen ihr und der KI belassen sollen. Alle anderen Figuren mischen sich zwar in das Geschehen, unterhalten zeitweise, haben aber nicht die Tiefe, um im Kopf zu bleiben. Der Noir-Schleier legt sich dennoch sehr gut über die Story. Die Schwarz/Weiße trübe Welt, in der die Kriminalität allgegenwärtig ist, schwingt in jeder Szene mit.

Fazit:
Zukunft ohne guten Appetit! Lebensmittel werden in der Zukunft sicherlich eine mehr als wichtige Rolle spielen. Nicht wegen der Nachhaltigkeit ihres Anbaus, eher aufgrund der Frage, ob es genug für alle geben wird. Kris Brynn präsentiert eine technisch gut entwickelte, aber habgierige Welt. In der Menschen das Nutzvieh sind, um Großfarmen zu betreiben. Die Arbeitskraft wird genutzt, aber sonst sollen die Kleinen klein gehalten werden und den Mächtigen soll es an nichts mangeln. Eine graue Welt, in einer rauen Umgebung. Der Schwarzmarkt als Treffpunkt für Möglichkeiten und doch am Ende nur der Platz, um zu sterben. Hauptfigur und Auto-KI in einem interessanten Zwischenspiel, hier hätte sich Kris Brynn auf dieses Duo konzentrieren sollen. Trotz ihrer unsympathischen Art, folgt man der Taxifahrerin, auch wenn die Geschehnisse vorauszuahnen sind. Noir-Sci-Fi mit Charme, aber mit fehlendem Feingefühl.

Matthias Göbel

Autorin: Kris Brynn
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: Droemer Knaur Verlag
Veröffentlichung: 01.09.2021
ISBN: 9783426526484

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