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...die mit der Mühle

Blake Crouch - Gestohlene Erinnerung


einz1975

Empfohlene Beiträge

Barry Sutton, ein New Yorker Detektiv, wird zu einem Notfall gerufen. Eine Frau scheint sich das Leben nehmen zu wollen. Als Barry eintrifft, steht sie schon am Rand des Hochhauses. Er unterhält sich noch mit ihr. Sie redet davon, dass alles falsch sei, einfach nicht richtig. Er weiß, es gibt dieses neue Syndrom der falschen Erinnerungen immer öfter... und sie springt. Dass dieser Augenblick ein Auslöser für viel mehr werden würde, hätte er selbst nicht ahnen können. In Gedanken versunken versucht er herauszufinden, was die Frau ihm versucht hat zu erzählen. Auf der anderen Seite haben wir die junge, talentierte Wissenschaftlerin Helena.

Sie forscht aktuell an einem Gerät, mit dem man Erinnerungen aufzeichnen kann. Ihre Mutter hat Alzheimer und sie versucht so ihr Gedächtnis aufzuzeichnen, um später vielleicht diese Krankheit besiegen zu können. Eines Tages taucht ein geheimnisvoller Mann auf und bietet ihr die Chance ihres Lebens. Unbegrenzte Geldmittel für ihr Projekt, sie muss nur unterzeichnen und Stillschweigen bewahren. Da ihr aktueller Arbeitsvertrag in wenigen Wochen ausläuft, greift sie zu. Die Wochen und Monate vergehen und sie baut schlussendlich das Gerät, mit dem sie hofft, helfen zu können, doch was sie erschaffen hat, sollte durch die falschen Hände eher die Welt vernichten, als sie besser zu machen.

In den nächsten Abschnitten erzählt der Autor mehr über den eigentlichen Hintergrund seiner Idee. Zeitreisen durch die Kraft einer Erinnerung. Das klingt wahrlich nach Science Fiction. Das Gerät von Helena wird zwar nur in Ansätzen erläutert und erklärt, aber man kann sich gut vorstellen, wie der Proband den „Erinnerungsstuhl“ benutzt. Der Autor erklärt auch einiges über Zeitreisen und das sich ständig daraus ergebene Paradox. Hier ist es jedoch so, dass die Erinnerung genutzt wird in die Zeit zurückzuspringen, die eigentliche Zeit damit erlischt, man lebt in einer neuen Zeitlinie weiter, hat aber die alten Erinnerungen gespeichert. Mit ein paar Beispielen wird anschaulich präsentiert, was dieser Stuhl so alles machen kann.

Es werden Leben gerettet und schlimme Taten verhindert, doch leider ist so eine Technik eben nicht nur in guten Händen wiederzufinden. Durch all die Zeitschleifen und Veränderungen ist man als Leser irgendwann selbst ein wenig überfordert und doch überlegt man automatisch mit, was gemacht werden kann, um all das, was passiert wieder rückgängig zu machen. Ansonsten verliert sich der Autor gern in seine Figuren. Er will bei ihnen sein, mit ihnen zusammen leiden und auch lieben. Er versucht die Augenblicke in Textform so festzuhalten, als wären die kleinsten Nebensächlichkeiten noch so wichtig. Das schärft die Bilder für den Leser, nur an einigen Stellen war es dennoch zu gut gemeint.

Fazit:
Dein Gedächtnis ist der größte Schatz, den dir keiner nehmen kann! Blake Crouch liebt das Gedankenexperiment des Zeitreisens. Intensiv wirft er seine Figuren in einen Wirbelsturm aus Ereignissen. Durch Erinnerungen in ein früheres Ich zu springen, klingt mehr als verlockend. Was würde man anders machen, wenn man wüsste, was passiert? Wäre man reich oder würde man eher eine schreckliche Tat verhindern wollen? Unendlich viele Möglichkeiten, doch wir Menschen sind für so etwas Verantwortungsvolles wie die Zeit einfach nicht geschaffen. Wie so oft benehmen wir uns auch hier selbstsüchtig und das Ende der Welt ist in greifbarer Nähe. Schade, dass der Autor uns nicht eine positive Zukunft schenkt. Die immerwährenden Experimente hätten definitiv kürzer ausfallen sollen, doch nur so versteht man wohl in Gänze, wie der Stuhl funktioniert und wie die Zeitreisen durch Erinnerungen möglich sind. Klassisch in Thriller Manier gehalten und doch ausgefallen genug, um interessant zu sein.

Matthias Göbel

Autor: Blake Crouch
Übersetzung: Rainer Schmidt
Klappenbroschur: 432 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
Veröffentlichung: 18.10.2021
ISBN: 9783442492312

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