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...mit Sicherheit ein gutes Gefühl!

Frederik Pohl - Mensch Plus


einz1975

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Bei Literatur-Klassikern ist es oft interessant zu sehen, wie der Autor sich eine Zukunft vorgestellt hat, in der wir aktuell selbst leben. Frederik Pohl schrieb diesen Roman 1976. Der Kalte Krieg beeinflusste deutlich die Schriftsteller und so verwundert es nicht, dass auch hier ein anstehender Konflikt, die Menschheit vernichten könnte. Doch nicht nur ein Krieg droht, auch die Umwelt verändert sich und es gibt mehr Hungersnöte und Naturkatastrophen. Der amtierende Präsident der USA möchte auf jeden Fall im Amt bleiben und vor allem in die Geschichte eingehen und gründet ein Programm zur Mars-Kolonisierung. Der Leser schaut dabei dem ehemaligen Astronauten Roger Torraway über die Schulter.

Er wurde in dieses spezielle Programm gerufen, hat jedoch eher nur Verwaltungsaufgaben zu erledigen. In detaillierten Absätzen beschreibt Pohl, wie das Leben und die Ängste der Bevölkerung aktuell aussehen. Die Charaktere lässt er dabei nur sehr langsam den eigentlichen Plot miterleben. Die bedächtigen Schritte für das Projekt selbst und auch die Probleme, welche unweigerlich auftreten mussten, hat er dafür sehr gründlich analysiert. So ein Leben auf dem Mars funktioniert eben komplett anders, als auf der Erde. Der Proband, welcher ohne Anzug und Helm dort leben soll, wird in mehreren Operationen zu einem komplett neuen Wesen zusammengesetzt.

Ein Cyborg, mehr Maschine als Mensch. Arme und Beine bestehen nur noch aus Metall. Augen gibt es auch keine mehr und ein Geschlechtsorgan... wozu? Wo wir gerade dabei sind, Erotik scheint dem Autor auch sehr wichtig zu sein. Er verarbeitet das Thema in mehrfacher Hinsicht. Ob das Fremdgehen oder das Interesse am anderen Geschlecht, der Akt zur Fortpflanzung lenkt das Leben der Menschen oder ist es doch die Liebe? Denn es stellt sich heraus, dass Roger Torraway am Ende zum Mars darf. Optisch nicht mehr der, der er war, aber im Herzen ist er immer noch sehr bei seiner Frau. Zerrüttet und in Fragmenten zerlegt ist er als Mensch nicht mehr zu erkennen, aber die letzte Hoffnung der Menschheit.

Der Schreibstil von Pohl ist an einigen Stellen schon etwas gewöhnungsbedürftig. Er schweift gern völlig ab und begibt sich in Ergänzungen, die überhaupt nichts mit der Geschichte oder dem Hintergrund zu tun haben. Dass am Ende doch noch eine überraschende Wendung kommt, war nicht ganz vorauszuahnen und was der Autor sich in Sachen Computer schon dachte, ist beeindruckend. Ob KI oder die Programmierung von Maschinen und Satelliten, alles steckt auch heute noch in den Kinderschuhen, wird aber von Jahr zu Jahr erwachsener. Die globalen Ereignisse fasst er gut und kurz zusammen und wer hätte gedacht, dass ein Krieg, wie er ihn sah, heute realer ist den je.

Fazit:
Der Mars, der Mensch, die Technik. So weit entfernt er auch ist, der Mars ist aktuell der einzige Planet, über den man nachdenken könnte, Menschen dort leben zu lassen. Technisch gesehen könnten wir sofort los, doch wer könnte/würde dort leben wollen? In „Mensch Plus“ schreibt Frederik Pohl mit einem sprudelnden Pool an Ideen über die Möglichkeit, den Traum wahr werden zu lassen. Die Geschichte ist ein kompaktes Paket mit viel Platz für Interpretationen. Nicht jeder wird sich gleich in den Schreibstil verlieben und doch hat der Autor hier ein Werk geschaffen, was selbst 50 Jahre später den Mars uns ein Stückchen näher bringt.

Matthias Göbel

Autor: Frederik Pohl
Übersetzung: Tony Westermayr
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Veröffentlichung: 08.02.2022
ISBN: 9783453321786

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