Rob Hart - Paradox Hotel

[einz1975]

So ein Hotelbesuch sollte eigentlich entspannt sein. Ein schönes Frühstück, ein ruhiges und sauberes Zimmer und nettes Personal. Im Paradox Hotel geht es aktuell allerdings deutlich anders als gemächlich zu. Das Hotel selbst ist ansässig an einem Flughafen. Von diesem aus sind Zeitreisen möglich. Egal in welche Zeit man springen möchte, einfach einsteigen und los geht es. Ob ins alte Ägypten oder ins Jura und ein paar Dinosaurier beobachten, alles ist möglich. January Cole ist die Sicherheitschefin des Hotels. Sie selbst hat viele Jahre als Zeitagentin gearbeitet, doch mittlerweile plagt sie eine Zeitkrankheit - sie ist losgelöst. Das heißt, sie kann immer wieder Dinge sehen, welche entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegen.

Dank eines Medikaments lassen sich diese Drifts zwar etwas aufhalten, dennoch ist diese Krankheit nicht heilbar. Zur Zeit hat sie das Problem noch unter Kontrolle, denkt sie zumindest. Im Hotel selbst herrscht Hektik, denn ein Schneesturm verhindert den Abflug der Gäste und hinzukommt, dass in dem Hotel mehrere Millionäre einkehren, die an einer Auktion teilnehmen wollen, es geht dabei um den Verkauf des Zeitreiseflughafens und des Hotels. Schon auf den ersten Seiten beginnen allerdings die Probleme, denn January entdeckt in einem leerstehenden Zimmer eine Leiche. Allerdings sieht nur sie diesen unbekannten Toten und das Paradox hat ein Paradox in sich.

Doch damit nicht genug, denn es scheint irgendetwas mit der Zeit nicht zu stimmen. Uhren bleiben stehen, Dinge verschwinden, Videoaufzeichnungen sind unvollständig und dann gibt es da noch diese zu deutlichen Zufälle, dass hier irgendeiner ein falsches Spiel spielt. Während all den Ermittlungen erfährt der Leser einiges über die Zukunft, wer das Hotel und die Zeitreisen erfunden hat und vor allem wie January Cole ihre große Liebe gefunden und wieder verloren hat. Besonders der letzte Fakt wird durch die immer wiederkehrenden Rückblenden für meinen Geschmack viel zu intensiv ausgeschmückt. Hinzu kommt, dass man oft nicht gleich erkennt, was gerade wann und wo erzählt wird. Die Rückblenden in andere Zeiten, als sie als Agentin gearbeitet hat, sind hingegen recht gelungen.

Die Ermittlungen, um den Mord aufzuklären, ziehen sich allerdings sehr in die Länge. Es passieren noch einige seltsame Dinge, wie etwa, dass geschmuggelte Dino-Eier plötzlich ausgebrütet, kleine Raptoren herumlaufen lassen oder sich schleierhafte Geister durch das Hotel bewegen. Die dazugehörigen Aktion-Sequenzen fühlen sich leider sehr abgenutzt an. Wo er sonst versucht alles so nebulös wie möglich zu gestalten, hat Rob Hart hier einfach, schnell und mit wenig Spannung die Szenen heruntergebrochen. Wie genau die Zeitreisen funktionieren wird auch nicht erklärt, allerdings gibt es ein interessantes Nebengerät, welches später noch für die Lösung aller Vorkommnisse eine wichtige Rolle spielt.

Fazit:
Einmal Vergangenheit bitte und wieder zurück… Jeder von uns würde gern mal in die Vergangenheit reisen und sich anschauen, wie das Leben wohl damals war. Ob wichtiges Ereignis oder einfach nur die Natur genießen. Sicherlich wird es die geben, die daraus Profit schlagen wollen und ja, laut Theorie können sie damit die Zeitlinie verändern. Rob Hart versucht in seiner Geschichte das Reisen durch die Zeit etwas einzuschränken. Änderungen sind möglich, aber die Natur korrigiert sich irgendwann selbst. Das Hotel und January als Hauptfigur sind ein großartiger Grundbaustein, die Geschichte dahinter leider sehr konfus, holprig und verliert mehr als einmal den Spannungsbogen. Die zerrissene Zeit führt bei der Geschichte selbst dazu, dass sie fast ins Leere läuft. Nette kleine Details der Zukunft, wie etwa die persönlichen Drohnen, heben die Stimmung, dennoch bleibt der Kontext zu lose.

Matthias Göbel

Autor: Rob Hart
Übersetzung: Michael Pfingstl
Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Veröffentlichung: 14.09.2022
ISBN: 9783453321717

Bearbeitet 18. Oktober 2022 von einz1975