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...und dann passiert Unglaubliches!

Nils Westerboer - Athos 2643


einz1975

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Die Menschheit in einer so fernen Zukunft, dass sie selbst schon die Erde fast vergessen haben. Auf dem kleinen Neptunmond Athos stirbt ein Bewohner. Eine Untersuchung wird einberufen, da er nicht auf natürlich Weise umgekommen ist. Vielmehr wird vermutet, dass die hier laufende KI eine Fehlfunktion hat. Rüd Kartheiser ist Inquisitor und Spezialist für solche Fälle. An seiner Seite ist stets seine holografische Assistentin Zack. Gleich von Beginn an spürt der Leser, dass Rüd nicht einfach nur Maschinen als solches sieht, vielmehr interagiert er mit ihnen. Durch seinen Werdegang, möchte man auch meinen, dass er sogar mehr in ihnen sieht, als andere. Seine Aufgabe besteht jetzt darin, die lebenserhaltende künstliche Intelligenz auf dem Mond auf einen neuen Sicherheitsmodus umzustellen.

Von ihrem aktuellen Status, sollen die Bewohner jetzt selbst entscheiden, was das Beste für sie ist, was zuvor die Maschine entschieden hat. Lediglich das Leben schützen steht an oberster Stelle. Doch so einfach wird es nicht. Auf dem Mond existiert ein Kloster, ein paar Mönche leben dort und es gibt eine Fleischfabrik. Vor Jahren wurden unzählige Tunnel in die Erdkruste des Mondes gebohrt, wo jetzt nur noch die Überreste alter menschenähnlicher Androiden zu finden sind. Als Leser folgen wir Rüd und Zack. Erkunden dabei auch die Gedanken seiner Assistentin und können so mehr und mehr nachvollziehen, wie ihr Programm arbeitet, wie sie denkt und warum sie so handelt wie sie handelt. Wir lernen auch die restlichen Bewohner kennen und erfahren, was vorgefallen ist. War es vielleicht gar kein Unfall? Hat die KI des Mondes wirklich falsch entschieden?

Rüds Untersuchungen sind sehr gründlich, nur führen sie ihn eher auf etwas ganz anderes. Denn es gibt ein schon recht beeindruckendes Geheimnis auf Athos. Eh dies jedoch gelüftet wird, verbringen wir die Zeit damit über Gott, Glaube, Leben und Menschsein mehr zu erfahren. Andächtig lauscht man den Zwischenzeilen und vergisst manchmal, wo man eigentlich gerade war. Denn der Autor schweift auch gern ab, schwebt in akademischen Erläuterungen oder bedient sich, wie aus Blade Runner bekannt, dem Turing Test, denn eine Maschine entscheidet immer anders, als ein Mensch. Das sehr hektische Ende wirkt ein wenig unnötig, da schon das Ereignis an sich Spannung genug hat.

Es bleiben hin und wieder auch recht kryptische Phasen, in den man nicht gleich weiß, worauf der Autor hinaus will. Zack steht dabei mehr als einmal im Mittelpunkt und dreht sich gefühlt selbst im Kreis. Geht es um Liebe oder Evolution? Körper und Geist gleichermaßen? Die technischen Komponenten des Romans klingen mehr als interessant. Da hätten wir zum einen die lokale Gravitation des Mondes, die Arbeit der Drohnen oder auch die Freischaltung aller Funktionen des Hologramms. Hier gibt es allerhand Sci-Fi zu entdecken, wenn da nicht die harte Kluft im Lesefluss wäre. Hinzu kommen einige undurchsichtige Dialoge, die zwar in Bruchstücken ein wenig Informationen preisgeben, dennoch einen untypischen Verlauf nehmen.

Fazit:
Mensch, Maschine! Nils Westerboer präsentiert mit Athos 2643 einen Sci-Fi-Roman mit einem sehr eigenen Stil. Mit dem faszinierendem Hologramm Zack an seiner Seite, sollte es der Hauptcharakter Rüd eigentlich leicht haben zu überzeugen und doch fehlt da etwas. Es gibt genug Sci-Fi, ein wenig Philosophie, Theologie, Wissenschaft und sogar ein wenig Action und doch, es fehlt immer noch etwas. Westerboer schreibt an vielen Stellen nicht immer gleich deutbare Passagen, welche erst im späteren Verlauf Einfluss bekommen. Einige Stränge seiner Gedanken bleiben auch auf der Strecke oder werden nicht ganz bis zu Ende gebracht. Dafür ist das Geheimnis des Mondes nicht die einzige Überraschung, das Ende selbst, bringt die Offenbarung. Wer Blade Runner und seine Hintergrundstory mag, wird auch hier gefallen finden.

Matthias Göbel

Autor: Nils Westerboer
Broschur: 432 Seiten
Verlag: Klett Cotta Verlag
Veröffentlichung: 19.02.2022
ISBN: 9783608984941

 

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