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was für ein Leben...

Wil McCarthy - Zeitflut


einz1975

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Egal wie man über Zeitreisen denkt, faszinierend sind sie auf jeden Fall. Harv Leonel und Tara Mukherjee sind Wissenschaftler, welcher sich mit Quantenrechnern und dem menschlichen Genom auseinandersetzt haben. Besonders das Y-Chromosom hat es beiden angetan. Hier soll sich der Schlüssel zur Vergangenheit befinden und vielleicht auch zu Zukunft? Mit einer Apparatur unterzieht sich Harv einer Prozedur, die anfänglich nicht viel macht, doch plötzlich befindet er sich in einer Welt, die seiner gewohnten Umgebung nicht entspricht. Er sieht Menschen, die er nie zuvor gesehen hat. Spricht eine Sprache, die er nicht kennt und sein Name ist auch ein anderer. Wir befinden uns mehrere zehntausend Jahren entfernt von der Gegenwart. Ein Hafenmeister findet heraus, dass das Wasser immer mehr steigt und wenn es so weitergeht, irgendwann die ersten Häuser in Mitleidenschaft gezogen werden.

Das berichtet er dem König des Landes, doch dieser will davon nicht viel hören. Er macht sich also allein auf den Weg, um eine Lösung zu finden. Helfen vielleicht Wellenbrecher oder muss er doch ein neues Zuhause finden? Hinzu kommt ein Komet, welcher für viel Aufregung sorgt. Schließlich können es auch die Götter sein, welche erzürnt sind über irgendetwas, was die Menschen gemacht haben. Harv hinterfragt in Zwischenmomenten, wo er gerade ist. In welcher Region und vor allem zu welcher Zeit. Viele Parallelen tun sich mit der Geschichte auf und er erlebt ein Abenteuer, was irgendein weit entfernter Vorfahre erlebt haben muss. Er konnte so weit zurückschauen und war live dabei. Er hat den Kometen gesehen, die Wellen und die unruhige See und doch wacht er wieder in der Gegenwart auf, als sei alles nur wie ein Film an ihm vorbeigezogen.

Klingt schon recht unwirklich und es bleibt auch nicht bei diesem einen Ausflug. Vielmehr reist er immer weiter in die Vergangenheit. Wo zuvor noch Menschen wie wir sie kennen unterwegs waren, sind weitere tausend Jahre zurück plötzlich Trolle und Drachen in der Geschichte angekommen. Genau ab jetzt beginnt die Geschichte leider zu wanken. Handelt es sich nur um Fantasie oder ist alles noch wissenschaftlich zu erklären? Der Autor gibt sich Mühe durch den rational denkenden Harv seinen Ausflug in die Fantasiewelt zu erklären. Dennoch bleibt ein komischer Beigeschmack, da die Raffinesse des ersten Ausflugs fehlt. Bei dem nächsten Sprung wird es noch viel seltsamer. Mit einer sogenannten „Babysprache“ versuchen Homo sapiens ähnliche Figuren ihr Leben zu meistern. Liebe, Hunger, Speere und Gefühle werden aus der Sicht dieser komplett unbekannten Zeit dem Leser näher gebracht.

Als Leser erreicht man schnell eine Grenze, wo der Spaß am Lesen doch eher weniger wird. Die Episoden haben einen nicht mehr so fesselnden Ablauf und die einfache Sprache liest sich abgehakt und unrund. In den Wachphasen hingegen kann der Autor den Leser wieder zurückholen. Allerdings werden die technischen Erklärungen immer weniger und auch das Ende wirkt etwas zu schnell herbeigeführt. Wenn einem Wissenschaftler so eine bahnbrechende Erfindung gelänge, würde das Verständnis über unsere Vergangenheit deutlich anders sein. Wie haben wir die Welt vor zehntausend Jahren wahrgenommen? Wie haben sich Technik und die Sprache entwickelt? Wie haben wir alle zusammengefunden und gab es Zeiten, wo Neandertaler und Homo sapiens zusammengelebt haben? Wissenschaft fängt immer genau da an, wo es Fragen gibt, wozu es noch keine Antworten gibt.

Fazit:
Nobelpreisverdächtig! Ein Blick in die Vergangenheit enthüllt so manch vergessenes Detail. Menschen haben sich im Lauf der Jahrtausende so viel weiterentwickelt, dass der Unterschied zum ersten aufrecht gehenden Lebewesen Dimensionen sprengt. Wil McCarthy hat eine interessante These aufgeworfen und lässt sie durch ein Experiment beweisen. Eine fesselnde Idee, die in der ersten Hälfte auch so erzählt wird. Doch schon in den folgenden Rücksprüngen fällt die Geschichte langsam in sich zusammen. Die Spannung nimmt deutlich ab, die Handlungen werden einfacher und die Komplexität der Sprache nimmt immer mehr ab. So wie wir uns vorwärts entwickelt haben, blickt der Hauptcharakter zurück und geht auf die einfachsten menschlichen Bedürfnisse zurück. Dass wir alle von unseren Vorfahren etwas in uns tragen, ist unbestritten und eine Zeitreise durch ihr Leben, ganz ehrlich, ich wäre dabei. Eine großartig gedachte Idee, mit fallender Stärke des Inhalts.

Matthias Göbel

Autor: Wil McCarthy
Übersetzung: Norbert Stöbe
Broschur: 445 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Veröffentlichung: 08.03.2021
ISBN: 9783453320765

 

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Bearbeitet von einz1975
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