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Neil Sharpson - Ecce Machina


einz1975

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Wir befinden uns 200 Jahre in der Zukunft. Die Welt hat sich durch die Entwicklung künstlerischer Intelligenzen stark verändert. Es existieren große Serverbanken, in den nicht nur die KIs ihr Zuhause haben, sondern auch Millionen von Menschen. In dieser Zukunft ist es möglich, dass man sein Bewusstsein auf einen Chip lädt und fortan in einer virtuellen Welt lebt. Das führte allerdings unweigerlich zu einem Problem, denn kein Mensch möchte mehr außerhalb dieser fiktiven Welt leben. Kein Hunger, nicht mehr arbeiten, nur noch Spaß und man kann alles machen, was man will. Somit schwindet die Population immer mehr und die Rasse Mensch wird auf eine neue Evolutionsstufe gehoben. Doch was genau passiert bei dem Upload? Es gibt Staaten, die der Meinung sind, dass man dadurch seine Seele verliert. Somit ist alles, was damit zu tun hat Maschine und Maschinen sind hier strengstens verboten.

In so einem Staat, dem letzten auf dieser Erde, lebt Agent South. Es gibt unterschiedliche Sicherheitsdienste, für den Staat, die Partei und natürlich noch private. South wird mit seinem Kollegen zu einem Tatort gerufen. Es wurden zwei Mädchen aufgefunden. Beide tot und schon nach wenigen Minuten ist eindeutig klar, was hier passiert ist: Contran. Sie habe sich entschieden ihr echtes Leben hinter sich zu lassen und voran virtuell zu leben. Staatsverräter! Eindeutig! Ganz im Stil von 1984 beschreibt der Autor einen Autokraten-Staat, der keine andere Meinung zulässt und alles unterdrückt, was nicht der Norm entspricht. Der Roman geht hier sogar noch einen Schritt weiter. Wo der normale Mensch zu hungern und unter Druck zu leben hat, wird hier zusätzlich die Frage gestellt, wie geht es den virtuellen Menschen wirklich?

Leben sie so viel besser oder herrscht hier auch eine durchaus andere Stimmung als allen vorgegaukelt wird? Denn aus dem erst einfachen klaren Fall der beiden toten Mädchen entwickelt sich eine düstere Geschichte in bester Noir-Manier. Die alten Geschichtsexkurse über Land und Leute, die immerwährende traurige Stimmung und das erdrückende Gefühl, der Staat schaut dir selbst beim Lesen über die Schulter. Es wird nicht nur der Hauptcharakter haarklein aufgebaut. South ist ein ruhiger und zurückgezogener Mensch. Als Leser wissen wir anfänglich sehr wenig über ihn, was sich im Lauf der Geschichte ändert, so wie bei allen anderen Figuren, die nach und nach ihre gesamte Komplexität entfalten können.

Bei einigen ist man sich schnell sicher, dass es kein gutes Ende für sie nehmen wird und anderen wünschte man, dass sie mehr vom Leben hätten. Sharpson geht fast in jedem Abschnitt der Geschichte auf irgendein Detail ein, welches in Summe ein scharfes Gesamtbild ergibt. Die Sciencefiction geht wohl ein wenig unter, denn technisch wird so gut wie nichts erklärt oder beschrieben. Vielmehr geht es dem Autor um die Frage, ab wann die Seele eines Menschen wirklich verloren geht oder besser gesagt, wie weit eine Maschine gehen würde, um zu erfahren, wie es ist, eine Seele zu haben und als Mensch zu leben. Wer sich auch schon immer diese Frage gestellt hat, kann hier herrlich mitphilosophieren und das Ergebnis könnte euch überraschen, so wie mich.

Fazit:
Wenn der Mensch sich selbst abschafft... Wir sind sicherlich noch viele Jahrzehnte von er Verschmelzung von Geist und Computer entfernt. Doch Künstliche Intelligenzen halten seit einiger Zeit die Welt in Atem. Ist das der Anfang von unserem Ende? Mit „Ecce Machina“ hat Neil Sharpson eine sehr eigene Fusion aus Balde Runner und 1984 geschaffen. Der eine Mensch, nur als Teil des Staatsapparates und ein anderer, der sich gegen die Maschine erhebt, obwohl er selbst nur ein Teil von ihr ist. Er vergisst keinen seiner Charaktere und hat in seinem Text mehr als eine Überraschung für den Leser versteckt. Manchmal etwas umständlich, aber immer sehr intelligent geschrieben, rückt Neil Sharpson die Seele der Maschine in den Mittelpunkt und lässt uns selbst das Urteil fällen, ob eine Maschine menschlicher sein kann, als wir selbst.

Matthias Göbel

Autor: Neil Sharpson
Übersetzung: Simon Weinert
Hardcover: 414 Seiten
Verlag: Piper Verlag
Veröffentlichung: 27.04.2023
ISBN: 9783492705950
 

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Bearbeitet von einz1975
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