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das horizontale Magazin

Clarissa Kühnberger – Die Bürde der Zukunft


einz1975

Empfohlene Beiträge

Und wieder war es eine Seuche, die uns Menschen dahingerafft hat. Dennoch haben auch diesmal einige überlebt. In diesem Fall handelt es sich um Kinder und Jugendliche, denn diese Krankheit hat fast ausschließlich alle Erwachsenen jenseits von dreißig Jahren getötet. So viel erfahren wir als Leser schon zu Beginn der Geschichte. Wir begleiten Livia und ihre kleine Gruppe von Überlebenden nach Irland. Sie sind auf der Suche nach einem Heilmittel, da ihre Schwester Marie schwer erkrankt ist. Es gibt seit einiger Zeit Gerüchte, dass hier auf dieser Insel schon vor Monaten ein Vakzin entwickelt wurde, welches wirklich funktionieren soll. Mit einem alten Schiff erreichen sie das Festland, doch so einfach, wie sie es sich dachten, wird es nicht.

Sicherlich gibt es besonders in der Jugend viele Hitzköpfe, welche mit ihren Hormonen noch nicht richtig wissen umzugehen. Vielleicht nur ein Grund dafür, warum die Gewalt in dieser Geschichte doch überraschend hoch ist, obwohl das Land so friedlich scheint. Denn bereits auf der ersten Erkundungstour passiert schon der erste todbringende Zwischenfall. Ein Einheimischer fällt der überaus heftigen Wut von Livias Gruppe zum Opfer und er wird nicht der Letzte sein. Wir erfahren auch etwas über die hier lebenden Iren, welche sich nach brutalen Feindseligkeiten und Bandenkriegen zusammengerauft haben. Eine Garde wacht über die Ordnung, Waffen sind verboten und somit ist der Frieden wieder ins Land eingezogen.

Bis zu dem Tag, als diese Gruppe von Menschen aus Deutschland ankamen. Im Endeffekt suchen sie doch nur das Heilmittel. Warum haben sie nicht einfach gefragt? Die Antwort bringt die Autorin im weiteren Verlauf, denn wir erfahren, was mit den einzelnen Hauptfiguren passiert ist. Das Leben während der Pandemie glich einem Krieg. Es ging ums Überleben und damit war jedes Mittel recht. Mord, Vergewaltigung, quälen und stehlen, alles an der Tagesordnung. Die Verrohung der Gesellschaft war nicht mehr aufzuhalten und somit auch das Handeln der einzelnen Figuren. Dennoch fragt man sich oft, warum sie nicht einfach hin und wieder den normalen gesunden Menschenverstand einschalten? Muss Gewalt immer die Lösung sein? Schließlich hatten sie doch für eine gewisse Zeit eine funktionierende zivile Ordnung, in der sie groß geworden sind.

Einige Personen wachsen zwar auch hier über sich hinaus, nur bleiben ihre Taten eben nicht vergessen. Die Idee des Bakterium klingt interessant, geht leider nur völlig unter. Genau da hätte die Autorin mehr Spannung aufbauen können. Es geht mehr um das Zusammenspiel zwischen den Figuren, was nicht an jeder Stelle Neugier weckt. Die Action-Szenen sind kurz und knapp gehalten, was ich persönlich sehr begrüßt habe. Die Suche nach dem Heilmittel beginnt so richtig erst im letzten Drittel des Buches, hier könnte man sicherlich einige Vergleiche zu ähnlichen Geschichten bringen und doch hat die Autorin noch ein paar scherzhaft traurige Überraschungen parat. Wenn alles schon so düster klingt, könnte man denken, dass ein Happyend auszuschließen ist und genau das, müsst ihr selbst herausfinden.

Fazit:
Der „Herr der Fliegen“ wie im wilden Westen - der Vergleich kommt der Geschichte ziemlich nahe. Die rohe Gewalt, der Verfall der Gesellschaft, der Wegfall der Menschlichkeit und das Thema Rache. Clarissa Kühnberger bringt ihre Figuren in eine düstere und unsichere Zukunft. Körperlich und seelisch angeschlagen, zerreißt Livia mit ihrer Gruppe das friedliche Leben einer Gemeinschaft, welche sich endlich über Gewalt und stumpfes Handeln erhoben hat. Der ursprüngliche Plan verfällt völlig im Chaos. Die Geschichte baut sich daher nur sehr langsam auf. Gefüllt wird alles mit Gewalt und sehr ungestümen Charakteren gelöst. Man erfährt nur sehr wenig über die Seuche selbst, was schade ist. Die schlussendlich wirkliche Suche nach dem Heilmittel, wurde erst am Ende sichtbar und las sich deutlich besser ausgearbeitet. Für ihren einen ersten Roman verarbeitet Clarissa Kühnberger überraschend viele Themen, besticht durch Dialogvielfalt und wählt ein doch ungewöhnlich hartes Setting für ihr Debüt. Keine locker leichte Lektüre, so wie die Bürde Geschichten über die Zukunft zu erzählen.

Matthias Göbel

Autorin: Clarissa Kühnberger
eBook: 373 Seiten
Verlag: Selfpublisher
Veröffentlichung: 25.08.2023
ISBN: 9783757581930

www.epubli.com

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Bearbeitet von einz1975
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