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Nils Westerboer - Kernschatten


einz1975

Empfohlene Beiträge

Wer sich ein wenig für Wissenschaft interessiert, hat sicherlich schon einmal vom CERN, der Europäische Organisation für Kernforschung gehört. Physikalische Grundlagenforschung steht hier an erster Stelle. Mit Hilfe des Teilchenbeschleunigers treffen Teilchen in unvorstellbarer Geschwindigkeit aufeinander und es entstehen dabei unbekannte Ergebnisse. Genau hier sind einige Wissenschaftler vor einigen Monaten gewesen und sind seit dem verschwunden. Einer dieser wird nun tot im Schnee einer Kleinstadt gefunden und schon sind wir mitten im Geschehen. Wobei die eigentlichen Figuren noch ein wenig auf sich warten lassen. Zuerst lernen wir den etwas hilflosen Polizisten Block kennen. Er soll sich um diesen Fall kümmern und damit seine Beförderung gleich noch einmal rechtfertigen.

Doch er scheint nicht der fähigste zu sein, zumindest kann die Presse schon vor Eintreffen der Kriminalpolizei Fotos vom Tatort machen. Der folgende Artikel bringt noch mehr ins Rollen. Der Sprung zu einem desillusionierten Fotostudiomitarbeiter kommt etwas abrupt, dennoch lockert er die Stimmung etwas auf. Dank seines Praktikanten ist er noch im Studio, als er einen seltsamen Auftrag bekommt, der sofort noch erledigt werden muss. Damit haben wir schon zwei Figuren und eine dritte gesellt sich nicht viel später hinzu. Es handelt sich um eine Frau, wobei wir erst später herausfinden, was sie mit dem Toten, dem seltsamen Auftraggeber und Mika Mikkelsen aus dem Fotolabor zu tun hat.

An oberster Stelle steht die Aufklärung, ob der Tote im Park vielleicht umgebracht wurde. Der dahinter gestrickte Krimi baut sich sehr langsam auf, aber es gibt genug Anhaltspunkte, die logisch klingen und nicht nur die Ermittler, sondern auch den Leser weiter voranbringen. Die eigentliche Geschichte handelt aber von etwas ganz anderem. Hier geht es um die erwähnten Wissenschaftler, die das CERN besuchten. Ihre Arbeit und was genau sie machen, bleibt sehr lange ein Geheimnis. Zwischendurch gibt es kryptische Ergebnisse, auf die man sich erst einmal keinen Reim machen kann. Mit späteren Erklärungen an was sie gearbeitet haben, kommt immer mehr Lichts ins Dunkel, was fast wortwörtlich gemeint ist.

Nils Westerboer erwähnt am Ende des Romans, dass es damals bei der Inbetriebnahme von CERN viele Bedenken gab, ob sich womöglich Schwarze Löcher bilden oder so viel Energie freigesetzt wird, welche die Realität auslöschen könnte. Was bekanntlich nicht passiert ist, aber was wäre, wenn doch etwas Seltsames passiert wäre? Der Autor hat sich einiges einfallen lassen, dass man schon etwas Gänsehaut bekommt, wenn man sich vorstellt, dass es wirklich passieren könnte. Unsere Realität wie wir sie kennen, wäre nicht mehr die gleiche und wenn man mit diesen Experimenten etwas weckt, dass uns vorher gar nicht wahrgenommen hat, dann haben wir es mal wieder selbst geschafft und unser Ende besiegelt.

Fazit:
Wissenschaftlicher Durchbruch um jeden Preis! Ich bin mir sicher, die Wissenschaftler des CERN haben damals nicht schlafen können, als sie das erste Mal die Maschine anstellten. Die Wissenschaft dahinter ist so theoretisch und auf unvorstellbar kleinste Teile gerichtet, dass man sich kaum ausmalen kann, was dort passiert. Ein Mord, Polizei, eine Frau, ein unfreiwilliger Beteiligter und ein paar Wissenschaftler mit einem wahnsinnigen Experiment, wenn das mal nicht der Stoff für einen richtig spannenden Thriller ist. Nils Westerboer macht schon sehr viel richtig. Er lässt den Leser an jeder Situation anschaulich teilhaben und erzählt seine Story geradlinig, mit nur kleinen Unterbrechungen. Einzig Mikas Beweggründe sind manchmal nicht ganz nachvollziehbar. Ein guter Sci-Fi-Thriller, der als harmloser Krimi anfängt und eine völlig neue Welt übrig lässt.

Matthias Göbel

Autor: Nils Westerboer
Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: Klett Cotta Verlag
Veröffentlichung: 18.02.2023
ISBN: 9783608986907

Kernschatten.png

Bearbeitet von einz1975
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