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...empfohlen von Dr. Prof. Prügelpeitsch

Kurt Vonnegut - Galapagos


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Eine Kreuzfahrt ist mehr als nur eine Reise von einem Hafen zum nächsten. Sie ist ein Abenteuer, das die Möglichkeit bietet, neue Menschen kennenzulernen und das Unbekannte zu erkunden. Dabei genießt man kulinarische Köstlichkeiten und erfrischende Getränke. Das brandneue Kreuzfahrtschiff „Bahia de Darwin“ steht kurz vor seiner Jungfernfahrt zu den Galapagos-Inseln. Die Reiseveranstalter haben zahlreiche Prospekte verteilt und die ersten Interessenten sind schnell gefunden. So begegnen sich der Heiratsschwindler James Wait und die frisch verwitwete Mary Hepburn. Dies ist erst der Beginn einer Reihe von Zufällen, die letztlich dazu führen, dass die Menschheit, trotz des drohenden Aussterbens, doch noch überlebt.

Es ist das Jahr 1986 und die Menschheit steht auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung. Auf einer Messe in Deutschland versammeln sich zahlreiche Menschen, doch an diesem Tag scheint etwas anders zu sein. Viele erkranken plötzlich an Fieber, einige fühlen sich für mehrere Tage unwohl, doch etwas völlig Unerwartetes geschieht: Diese Krankheit, die sich bis in die entlegensten Winkel der Erde ausbreitet, führt zur Unfruchtbarkeit der Frauen. Durch einen glücklichen Zufall legt das erwähnte Kreuzfahrtschiff rechtzeitig ab, sodass der Virus nicht an Bord gelangt. Währenddessen gerät die Welt aus den Fugen, da die Spannungen zwischen mehreren Ländern schließlich in einen Krieg münden. Was ist davon eine Million Jahre später noch übriggeblieben?

Kurt Vonnegut entführt den Leser nicht in einen aufregenden Endzeit-Thriller; das wäre auch nicht sein Stil. Stattdessen beginnt er recht unscheinbar und stellt uns einen der Passagiere vor. Schon auf den ersten Seiten zeigt sich seine besondere Erzählweise, die entweder sofort fesselt oder nicht. Ich muss zugeben, dass ich es stellenweise ziemlich umständlich fand, mich durch die Zeiten zu kämpfen und von einer amüsanten Anekdote zur nächsten zu springen. Die Erzählstruktur ähnelt eher einem Spinnennetz, bei dem jeder Faden eine eigene Geschichte erzählt. Erst wenn man das gesamte Netz – oder in diesem Fall die gesamte Geschichte – überblickt, erkennt man das vollständige Bild. Die einzelnen Episoden wirken zunächst völlig zufällig: Ein Kampfflieger, der zur richtigen Zeit die Bombe an der richtigen Stelle abwarf, oder ein Kapitän, der sich verirrte und dadurch genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort eintraf.

Es gibt unzählige solcher Beispiele, und doch wird diese skurrile Geschichte durch ein zentrales Thema verbunden – die übergroßen Gehirne der Menschen. So großartig unsere Erfindungen auch sind, sie haben oft zu den Problemen geführt, die wir heute haben: Streit um Land und Nahrung, Kriege – es scheint fast, als sei der Tod anderer so normal, dass es egal ist, wer lebt oder stirbt. Egal welche Evolution wir in der Zukunft durchlaufen, alles beginnt in unseren Köpfen. Nur wenn ein Zusammenleben in Harmonie und Einklang möglich wird, haben wir eine Chance. Aus der kleinen Gruppe von Kreuzfahrtpassagieren entstand die neue Generation der Menschheit und sie brachten den Neustart, den die Natur sich für uns vielleicht wirklich wünscht.

Fazit:
Alles auf Anfang! Die Galapagos-Inseln liegen am Äquator, etwa 1000 km westlich von Ecuador. Sie sind ein Refugium für Flora und Fauna und der letzte Ort, an dem man die Rettung der menschlichen Rasse erwarten würde. Kurt Vonnegut erzählt in seinem Roman keine geradlinige Geschichte über den Untergang und die Wiederauferstehung der Menschheit. Stattdessen zerlegt er die Handlung in viele kleine, scheinbar unwichtige Details, die der Leser selbst zusammensetzen muss. Dabei bietet er eine kritische Auseinandersetzung mit unserem Handeln und Denken, gepaart mit seinem unverwechselbaren Humor. Man spürt schnell, dass er großen Spaß beim Schreiben hatte. Seine Sätze sind locker und unbeschwert, was oft ein Schmunzeln hervorruft, doch die Geschichte erzählt sich nicht von selbst. Ich persönlich fand es störend, ständig zwischen verschiedenen Episoden zu springen und Nebensächlichkeiten zu erfahren. Der rote Faden ist die Kritik an den modernen Menschen und damit lag Vonnegut schon in den 80ern richtig. „Galapagos“ spaltet unweigerlich die Leserschaft, damals wie heute.

Matthias Göbel

Autor: Kurt Vonnegut
Übersetzung: Lutz-W. Wolff
Klappenbroschur: 336 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Veröffentlichung: 15.05.2024
Erstveröffentlichung: 1985
ISBN: 9783453322653

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