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...die letzte Verführung der Nacht

Zara Zerbe - Phytopia Plus


einz1975

Empfohlene Beiträge

Heutzutage erreichen die Temperaturen bereits Werte, die für den menschlichen Körper unangenehm sind. Auch Pflanzen haben zwar Mechanismen entwickelt, um mit solchen extremen Bedingungen umzugehen, doch auch ihre Anpassungsfähigkeit stößt an Grenzen. In der Zukunft von Zara Zerbe sind neben immer häufiger auftretenden Dürreperioden auch massive Verluste in der Pflanzenvielfalt zu verzeichnen. Dabei sollen gerade diese Pflanzen die Rettung der Menschheit ermöglichen – genauer gesagt, das Bewusstsein der Verstorbenen bewahren. Durch einen Chip im Gehirn werden die Daten einer Person ausgelesen und anschließend in die DNA einer Pflanze eingepflanzt. Diese revolutionäre Technologie ist so fortschrittlich und neu, dass bisher nur wohlhabende Menschen daran teilhaben können. Doch funktioniert sie wirklich, oder steckt dahinter eine gewaltige Täuschung?

Aylin arbeitet als Gärtnereihelferin bei der renommierten Drosera AG und verfügt über ein umfassendes Wissen über Pflanzen. Nebenbei profitieren auch die Leser von ihrem Fachwissen, da sie hilfreiche Tipps zum richtigen Umgang mit Pflanzen erhält. Ob es um Schädlingsbefall, Wurzelfäule oder zu große Blumentöpfe geht – Aylin weiß, wie wichtig die tägliche Pflege der kleinen Triebe und Keimlinge ist, damit sie zu den Pflanzen heranwachsen, die letztlich gebraucht werden. Wir lernen auch Aylins Großvater kennen, der offenbar der Grund dafür ist, dass sie diesen Job überhaupt bekommen hat. Zusätzlich betreibt sie ein erfolgreiches Online-Geschäft für Pflanzen, das sich auf seltene und außergewöhnliche Arten spezialisiert hat. Dank ihrer Arbeit bei der Drosera AG gelingt es ihr immer wieder, die Nachfrage nach diesen besonderen Pflanzen zu bedienen – kein Wunder, bei dem Zugang, den sie zu ihnen hat.

Aylin spart ihr Geld, um eines Tages einen Speicherplatz für ihren Großvater zu sichern. Obwohl die Autorin das Thema der Datenspeicherung immer wieder aufgreift, bleibt eine detaillierte Erklärung aus. Angeblich sollen die Informationen irgendwo im Zellkern gespeichert werden, doch die Chips, die zum Auslesen verwendet werden, sind extrem gefährlich für den Menschen. Ist das Ganze also nur eine Lüge? Könnte man die Pflanzen nicht einfach mit einem Datenauslesegerät scannen? Doch was würde man dabei tatsächlich empfangen? Im Verlauf der Geschichte erfahrt ihr mehr darüber. Wichtiger wird jedoch die Tatsache, dass Aylins heimliche Entwendungen nicht nur illegal sind, sondern auch – wie es kommen musste – Fragen aufwerfen. Zara Zerbe lässt uns tief in Aylins Leben eintauchen und zeigt uns die Herausforderungen, mit denen sie sich auseinandersetzen muss.

Jugendliche, die in verlassene Geschäfte einbrechen, die Jagd nach frischem Obst und Gemüse oder die Überwachung der Gesundheit durch KI – all das klingt vielversprechend und gut durchdacht, auch wenn oft die tiefergehenden Details fehlen. Die anderen Figuren bleiben leider eher blass. Sie treten zwar auf, aber hinterlassen kaum Eindruck, obwohl einige von ihnen durchaus das Potenzial gehabt hätten, größere Rollen zu spielen. Ähnliches gilt für das Finale: Die Ereignisse kommen eher abrupt als harmonisch zu ihrem Abschluss. Besonders faszinierend fand ich die Idee, dass der Leser den Gedanken der Pflanzen lauschen kann. Hier hätte die Autorin ruhig weiter ausholen können – das hätte dem Buch die Möglichkeit gegeben, zu einer einzigartigen Science-Fiction-Geschichte zu werden.

Fazit:
Sonne, Erde, Wasser, Luft – mehr brauchen Pflanzen nicht, um zu wachsen? Jeder Gärtner würde widersprechen, denn erst durch die richtige Pflege entfalten Pflanzen ihr volles Potenzial. Im Jahr 2040 sind Pflanzen jedoch weit mehr als nur Nahrungsmittel: Sie sollen den Geist der Menschen bewahren. Zara Zerbes Zukunft ist anspruchsvoll – technologisch fortgeschritten, doch weiterhin geprägt von tiefen sozialen Ungleichheiten zwischen Arm und Reich. Aylin als Hauptfigur funktioniert gut, auch wenn die Struktur der Handlung manchmal unnötig verschlungene Wege nimmt. Die Idee der denkenden Pflanzen ist brilliant, wird jedoch leider nur kurz angerissen. Die Vorstellung der Speicherung des menschlichen Bewusstseins in Pflanzen erscheint fragwürdig, insbesondere angesichts der Empfindlichkeit dieser Lebewesen. Trotz dieser Schwächen ziehe ich meinen Hut vor diesem Debüt.

Matthias Göbel

Autorin: Zara Zerbe
Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
Verlag: Verbrecher Verlag
Veröffentlichung: 15.03.2024
ISBN: 9783957325815
 

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Bearbeitet von einz1975
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