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...der Brand in der Felsung!

einz1975

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Man könnte annehmen, dass man mit Mitte 40 noch mitten im Leben steht – in der Blütezeit, sozusagen. Doch in der dystopischen Zukunft, die in dieser Geschichte dargestellt wird, ist das Gegenteil der Fall. Eine allmächtige Künstliche Intelligenz, die "Große Mutter", bietet den Bewohnern einer hochentwickelten Kuppelstadt die Möglichkeit des „Ausstiegs“: Ein schmerzloser Tod, der als nahezu sanftes Ritual inszeniert wird. Die Menschen akzeptieren diesen Weg bereitwillig, und auch Lea, die Protagonistin der Geschichte, ist zunächst entschlossen, diesen Schritt zu gehen. Sie begleitet ihre beste Freundin bei diesem letzten Ritual, im Wissen, dass auch sie bald folgen wird. Doch Zweifel nagen an ihr. War das wirklich alles, was das Leben zu bieten hat? Könnte es da draußen noch etwas anderes geben? Eine Möglichkeit, älter zu werden? Und was befindet sich außerhalb der schützenden Mauern der Kuppelstadt? Gibt es dort noch andere Menschen?

Wie durch das Schicksal bestimmt, lernt Lea jemanden kennen, der ihr von „Etomi“ erzählt – einem sagenumwobenen Ort, an dem Menschen frei leben können, wie sie wollen, und vor allem so alt werden dürfen, wie sie möchten. Diese Begegnung entzündet den Funken der Rebellion in Lea, und so beginnt ihre Reise ins Ungewisse. Zunächst steht sie vor der größten Herausforderung: der Flucht aus der Kuppelstadt. Dies ist leichter gesagt als getan, denn die „Große Mutter“ überwacht jeden Bewohner durch ein Armband und einen KI-gesteuerte Assistenten, die stets an der Seite eines jeden Menschen wacht. Als Lea sich befreit, steht sie plötzlich allein in einer Welt, die ihr fremd und bedrohlich erscheint. Die Autorin beschreibt hier eindrucksvoll, wie abhängig und hilflos die Menschen dieser Zukunft geworden sind. Ihre Bereitschaft, in den Tod zu gehen, und die ständige medikamentöse Beruhigung, die sie gefügig und zufrieden hält, offenbaren die wahre Tragödie dieses kontrollierten Lebens.

Lea jedoch widersetzt sich diesem Schicksal. Sie will nicht sterben. Auf ihrer Flucht gerät sie in eine bizarre Zwischenwelt, die noch unwirklicher erscheint als alles, was sie bisher kannte. Dunkelheit umgibt sie, und seltsame Wesen bevölkern diese fremde Umgebung. Selbst die Menschen, die sie dort trifft, scheinen keine echten Menschen zu sein. Es handelt sich um Klone, die dazu erschaffen wurden, Nahrung für die Stadtbewohner zu produzieren – Lebewesen, denen man ihre Menschlichkeit abgesprochen hat. Doch unter ihnen ist ein Klon, der anders ist. Er reagiert auf Lea und hilft ihr, was ihn von den anderen seiner Art unterscheidet. Diese Begegnung bringt die beiden Hauptfiguren der Geschichte zusammen, wobei der Klon, aus Sicht des Erzählers, sogar interessanter wirkt als Lea. Im Verlauf der Handlung trifft Lea auf eine Reihe von Komplikationen. Ihre Flucht scheint kein Ende zu finden, und obwohl sie auf Menschen trifft, die ihr helfen wollen, kann sie nirgendwo ein wirkliches Zuhause finden.

Die Autorin zeigt dabei eindrucksvoll, wie stark die KI diese Menschen geformt hat. Sie kennen das Leben in Gemeinschaften nicht mehr; jeder ist auf sich allein gestellt, und so verhalten sie sich auch. Lea wirkt oft verloren und orientierungslos, während sie sich durch ein Leben kämpft, das sie sich nicht vorstellen konnte. Besonders nach ihrer Flucht aus der Kuppelstadt zieht sich ihre Reise in die Länge, was für den Leser zuweilen ermüdend wirken kann. Zudem begegnet Lea vielen Charakteren, die zwar temporär wichtig erscheinen, aber schnell verblassen, sodass man sich fragt, ob sie im Verlauf der Handlung noch eine Rolle spielen oder einfach nur Nebenfiguren sind, die nach und nach verschwinden. Die einzige Konstante, die das gesamte Geschehen – sowohl in der Stadt als auch außerhalb – zusammenhält, ist die Künstliche Intelligenz, die „Große Mutter“.

Sie verfolgt einen weitaus größeren Plan, den die Autorin im ersten Band nur andeutet. Das Schicksal von Lea und Nori, dem Klon, bleibt am Ende des ersten Teils noch ungeklärt. Ihre Reise ist noch nicht abgeschlossen, und die Leser werden in die Fortsetzung der Geschichte hineingezogen. Jol Rosenberg erschafft eine faszinierende Zukunft, die in vielen Details erschreckend nahe an unserer heutigen Realität scheint. Die Orte sind lebendig beschrieben, und die Atmosphäre der Geschichte passt sich der dystopischen Thematik gut an. Allerdings wirken manche Passagen zu verkopft, und es fehlt ihnen an Leichtigkeit, was den Lesefluss etwas hemmt. Trotz dieser Kritikpunkte greift die Wandlung von Lea – von der behüteten Städterin zur abenteuerlustigen Rebellin – gut. Die Autorin findet dabei den richtigen Ton für ein Coming-of-Age-Thema, das in einem ungewöhnlichen Setting verankert ist, und lässt dabei das Alter der Protagonistin fast nebensächlich wirken.

Fazit:
Ein Blick über den Tellerrand! Ob im Alltag, im ewigen Hamsterrad oder in der Gesellschaft als Ganzes – irgendwann fühlt sich jeder einmal gefangen. Lea bricht aus diesem Korsett aus und will leben, und wer könnte ihr das verübeln? Doch was verleiht einer Künstlichen Intelligenz das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden? Warum fügen sich die Menschen so bereitwillig ihrem Schicksal? Diese spannenden Fragen greift Jol Rosenberg auf und beleuchtet sie aus unterschiedlichen Perspektiven, vor allem durch ihre beiden Hauptfiguren. Der Leser betritt eine durchdachte Sci-Fi-Welt, in der jedoch nicht alle Handlungsstränge zu Ende geführt werden. Der Kernpunkt der Geschichte bleibt die Entwicklung der Charaktere, die dieses Abenteuer antreibt. Einige Handlungsstränge bleiben jedoch lange Zeit offen und enden abrupt. Für Fans von Science-Fiction bietet die Geschichte viel, auch wenn es an manchen Stellen an technischer Tiefe fehlt. Was die „Große Mutter“ wirklich vorhat, bleibt bis Band zwei ein Geheimnis – dranbleiben lohnt sich!

Matthias Göbel

Autorin: Jol Rosenberg
Paperback: 400 Seiten
Verlag: Plan9 Verlag
Veröffentlichung: 23.10.2023
ISBN: 9783948700836
 

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