Star Trek - Zeit des Wandels 6: Hass

[einz1975]

Willkommen zurück auf dem Planeten Delta Sigma IV. Seit einigen Wochen haben sich die beiden dominierenden Völker des Planeten, die Bader und die Dorset, dramatisch verändert. Ursache für diese Entwicklungen ist die Rückkehr mehrerer Einwohner, die von der Föderation medizinisch behandelt wurden. Ziel dieser Behandlung war es, ihre durch ein planetentypisches Gas verkürzte Lebensspanne zu verlängern. Das Gas bewirkt über Jahre hinweg eine schädliche Veränderung der Chromosomen der Bewohner. Doch die Rückkehr der Behandelten hat ungeahnte Folgen: Wie im Rausch greifen sich die Völker plötzlich gegenseitig an, und überall auf dem Planeten brechen Konflikte aus. Inmitten dieses Chaos versucht Captain Jean-Luc Picard mit seiner Crew der USS Enterprise, das Schlimmste zu verhindern. William Riker, erster Offizier der Enterprise, verfolgt währenddessen eine persönliche Mission: Er sucht seinen Vater Kyle Riker, der sich ebenfalls auf Delta Sigma IV aufhält und möglicherweise in die Geschehnisse verwickelt ist.

Diese spannende Ausgangssituation setzt nahtlos dort an, wo der letzte Band der Reihe endete, und führt die Handlung intensiv fort. Riker bleibt während der ersten Zeit der Geschichte an der Seite seines Vaters und lernt ihn dabei auf eine Art kennen, die ihm in Jahrzehnten nicht gelungen war. Kyle Riker hat sich der Aufgabe verschrieben, den Ursprung des Konflikts aufzuklären und den Bewohnern zu helfen, wo immer er kann. Gleichzeitig arbeitet die Crew der Enterprise mit Hochdruck daran, die Auswirkungen der Gewalt auf dem Planeten einzudämmen. Ob es darum geht, zerstörte Infrastruktur wie Kraftwerke zu reparieren oder außer Kontrolle geratene Bewohner zu stoppen, die drohen, sich gegenseitig zu töten – die Herausforderungen sind vielfältig. Allerdings wiederholen sich einige Einsätze in ihrer Struktur, was auf Dauer etwas monoton wirken kann.

Der Tod ist ein ständiger Begleiter dieser Begegnungen, doch es fehlt oft an der emotionalen Tiefe, die den Leser stärker in das Geschehen hineinziehen könnte. Besonders in den Schilderungen der Bewohner von Delta Sigma IV bleibt unklar, wie sie ihre innere Veränderung wahrnehmen und ob sie überhaupt noch fähig sind, sozial und friedlich zu interagieren. Dennoch gelingt es Autor Robert Greenberger, wichtige moralische und zwischenmenschliche Fragen aufzugreifen, die die Handlung bereichern. Zu den interessantesten Aspekten des Romans gehört die Vater-Sohn-Dynamik zwischen William und Kyle Riker. Endlich haben die beiden die Gelegenheit, alte Konflikte anzusprechen und ihre Beziehung zu vertiefen. Gleichzeitig wird William Rikers Gefühlswelt für den Leser greifbarer. Seine Liebe zu Deanna Troi, die in der Geschichte nur am Rande auftaucht, wird spürbar vertieft und bekommt eine stärkere emotionale Präsenz.

Diese intime Perspektive wird durch weitere Hintergrundinformationen ergänzt, die Fragen aufwerfen, die Fans schon lange beschäftigen könnten: Wie haben sich Troi und Riker ursprünglich kennengelernt? Warum blieb Kyle Riker der Hochzeit seines Sohnes fern? Wie geht es in Beverly Crushers Karriere wirklich weiter? Und kann sich Picard in den Augen der Sternenflotten-Admiräle endlich rehabilitieren? Nicht alle diese Fragen werden direkt beantwortet, aber sie legen den Grundstein für zukünftige Entwicklungen. Einen besonderen moralischen Konflikt stellt Beverly Crushers Dilemma dar. Als Ärztin fühlt sie sich verpflichtet, Leben zu retten, aber sie muss entscheiden, ob es ethisch vertretbar ist, eine Droge gegen eine andere auszutauschen, um die Krise auf Delta Sigma IV zu lösen. Die Handlung zeigt, dass hinter der scheinbar simplen Entwicklung eines Heilmittels tiefere Probleme stehen, da nach einem Konflikt oft der nächste wartet und nicht immer ist ein Heilmittel nur ein Heilmittel.

Fazit:
„Inmitten von Hass findet sich Liebe“ – dieser Satz beschreibt treffend den Kern des Romans. Für Fans von Star Trek: The Next Generation gibt es in dieser Geschichte einige berührende Einblicke, vor allem in die Beziehung zwischen Riker und Troi, die ihren Höhepunkt in ihrer Hochzeit finden wird. Robert Greenberger schafft es, den fünften Band der Reihe nahtlos fortzusetzen und mit einer emotional aufgeladenen Vater-Sohn-Geschichte zu bereichern. Trotz einiger sich wiederholender Handlungselemente gibt es spannende Momente und wertvolle Hintergrundinformationen die die Geschichte lebendig machen. Themen wie Tod, Drama, Liebe, Hass und Heilung werden geschickt miteinander verknüpft und runden diesen Teil der „Star Trek: Zeit des Wandels“-Reihe gelungen ab.

Autor: Robert Greenberger
Übersetzung: Björn Sülter
Taschenbuch: 336 Seiten
Verlag: Cross Cult Verlag
Veröffentlichung: 02.04.2024
ISBN: 9783986664398