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...die schrecklichste Potenz von Gut

Star Trek - Die Anfänge: Die erste Mission


einz1975

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Jede Geschichte hat ihren Anfang, und so auch die legendäre Erzählung um Captain James T. Kirk. In diesem Buch begleiten die Leser den jungen Captain an seinem ersten Tag im Amt. Die Autorin legt von Beginn an Wert darauf, nicht nur Kirk in den Fokus zu rücken, sondern auch einige der bedeutendsten Mitglieder seiner Crew. Spock, McCoy, Uhura, Sulu, Scotty und sogar ein wenig Chekov erleben diese erste Mission auf ihre ganz eigene Weise. Während Spock bereits unter Captain Pike auf der Enterprise gedient hat, betreten die meisten anderen Crewmitglieder das berühmte Schiff zum ersten Mal. Der erste Auftrag klingt unspektakulär: Das Flaggschiff der Sternenflotte soll die "Warpschnelle Varietégesellschaft" zu einer abgelegenen Sternenbasis transportieren. Doch so trivial und langweilig die Mission zunächst wirkt, birgt sie einige unerwartete Wendungen, die für Turbulenzen sorgen.

Der Einstieg wird von der Autorin recht ausführlich gestaltet, doch leider mangelt es dabei an der Fokussierung auf wesentliche Details. Kirk beginnt seinen großen Tag überraschenderweise mit einem lockeren Treffen mit einem Freund – ein irritierender Auftakt, wenn man bedenkt, welche Bedeutung dieser Tag für ihn hat. Spock wiederum äußert still seine Zweifel an Kirks Eignung als Captain, Sulu scheint deplatziert, und McCoy ist schlichtweg abwesend. Die anfängliche Darstellung der Crew vermittelt eher den Eindruck eines chaotischen Haufens als einer disziplinierten Einheit, was nicht ganz zum Anspruch der Sternenflotte passt. Für Stirnrunzeln sorgt zudem die Einführung der Varietégesellschaft. Diese bunte Truppe aus Artisten – einschließlich eines fliegenden Pferdes (ja, tatsächlich!) – erscheint wie aus einem Märchenbuch entsprungen. Zwar hat die Enterprise schon viele bizarre Abenteuer erlebt, doch dieser Aspekt fühlt sich überzogen und deplatziert an.

Wie zu erwarten, begegnen einige Crewmitglieder Kirk mit Zurückhaltung. Sein junges Alter und die fehlende Erfahrung lassen Zweifel an seiner Autorität aufkommen, was ihm durchaus bewusst ist. Es wird gezeigt, wie er vorsichtig versucht, Vertrauen aufzubauen, insbesondere bei Spock und Scotty, was sich jedoch als schwierig erweist. Diese Dynamik hätte Potenzial, wird aber nur oberflächlich ausgearbeitet. Die Artisten, die als zentrale Figuren eingeführt werden, wirken hingegen überflüssig. Sie tragen kaum zur Handlung bei und scheinen lediglich dazu zu dienen, den Erzählfluss zu strecken. Glücklicherweise wird die Mission durch eine Bedrohung spannender: Eine Klingonin hat einen Prototyp eines neuartigen Kampfschiffes in die Hände bekommen, was die Crew der Enterprise in ein unvermeidliches Aufeinandertreffen mit den Klingonen führt.

Die Geschichte gewinnt an Fahrt, als die Enterprise unvermittelt aus dem Warpflug gerissen wird und auf eine mysteriöse Konstruktion trifft. Die dort lebenden Außerirdischen bringen endlich das klassische Star Trek-Gefühl zurück. Ihre faszinierende Kultur, die ungewöhnliche Kommunikationsweise und ihre Lebensweise bereichern die Handlung – doch leider wird dieser Teil der Geschichte viel zu spät eingeführt und bleibt in seiner Ausarbeitung zu kurz. Ein Highlight des Buches ist die Charakterentwicklung von Sulu. Dieser oft im Hintergrund stehende Charakter erhält spannende Hintergrundinformationen, die seine Persönlichkeit und Hobbys näher beleuchten. Spock bleibt hingegen gewohnt distanziert und analytisch, während Kirk in seiner Rolle als Captain noch unsicher und unstrukturiert wirkt. Er hat Mühe, Prioritäten zu setzen, und verliert sich in Nebensächlichkeiten, was ihn weit von der souveränen Figur entfernt, die er später werden soll.

Fazit:
Manege frei für die Crew der Enterprise! Die erste Mission von Captain James T. Kirk hätte vielversprechend sein können, enttäuscht aber in mehreren Aspekten. Die Idee, eine Varietégesellschaft zu transportieren, wirkt nicht nur banal, sondern auch unpassend für das Prestige des Flaggschiffs der Sternenflotte. Statt diplomatischer Würdenträger oder politisch relevanter Missionen begleiten wir eine Zirkustruppe mit fliegenden Pferden – ein Ansatz, der wohl mehr Fragen als Begeisterung aufwirft. Die Handlung wirkt stellenweise wie ein zusammengewürfeltes Patchwork aus Ideen, die nicht harmonisch ineinandergreifen. Während die Begegnung mit den Außerirdischen und der Konflikt mit der Klingonin Spannung und Tiefe bringen, hätte die Geschichte ohne den Zirkusballast deutlich stringenter und fesselnder sein können. Weniger wäre hier mehr gewesen. Was die Charaktere angeht, ragen McCoy, Sulu und Spock positiv hervor, während Kirk, der eigentlich die zentrale Figur sein sollte, blass bleibt. Seine Unsicherheiten sind zwar nachvollziehbar, aber sie nehmen ihm den Glanz, den man von einem Captain erwartet. Dennoch: Auch wenn dieser erste Ausflug der Crew einige Schwächen hat, gibt es Lichtblicke, die zeigen, warum Star Trek ein so langlebiges und beliebtes Franchise ist.

Matthias Göbel

Autorin: Vonda N. McIntyre
Übersetzung: Andreas Brandhorst
eBook: 477 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Veröffentlichung: 25.02.2014
ISBN: 9783641115210

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