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...du darfst!

H.P. Lovecraft - Der Flüsterer im Dunklen


einz1975

Empfohlene Beiträge

Albert N. Wilmarth ist Professor für Folklore und Aberglauben an der Miskatonic-Universität. Seine Leidenschaft gilt der wissenschaftlichen Untersuchung von übernatürlichen Phänomenen, Geistergeschichten und gruseligen Legenden. Mit kritischem Verstand und rationalem Denken hat er bisher jede vermeintlich mystische Erscheinung entzaubert. Doch als ihn eines Tages ein Brief von Henry Akeley erreicht, gerät sein bisheriges Weltbild ins Wanken. Die darin beschriebenen Geschehnisse in den entlegenen Wäldern Vermonts klingen nicht nach bloßen Hirngespinsten oder volkstümlichem Aberglauben – sie scheinen eine schreckliche Realität zu sein. Fasziniert und zugleich beunruhigt beginnt Wilmarth, sich immer tiefer in die verstörenden Berichte zu vertiefen, bis er schließlich erkennt: Diese Geschichte ist nicht nur eine akademische Abhandlung über das Irrationale. Sie ist echt – und sie betrifft ihn direkt. Denn was Akeley enthüllt, sprengt selbst Wilmarths Vorstellungskraft: Wesen aus den Tiefen des Kosmos wandeln unerkannt unter uns!

Die in der Ich-Form verfasste Erzählung zieht den Leser unmittelbar in Wilmarths Gedankenwelt. Durch seine Erinnerungen erleben wir die schrittweise Eskalation der unheimlichen Ereignisse – zunächst harmlos erscheinende Briefe verwandeln sich in immer verzweifeltere Botschaften eines Mannes, der sich von unsichtbaren Mächten verfolgt sieht. Akeleys Schilderungen sind erschreckend detailliert: Krallenartige Spuren im feuchten Waldboden, unheimliche summende und flüsternde Stimmen, die aus der Dunkelheit dringen, ein unerträglicher, fremdartiger Gestank, der sich nachts um sein Haus legt – und schließlich seine Hunde, die jede Nacht aufs Neue in panischer Angst bellen. All das lässt selbst den skeptischen Wilmarth zweifeln.

Akeley scheint sich seiner eigenen Unglaubwürdigkeit bewusst zu sein und versucht, unwiderlegbare Beweise zu liefern: Tonaufnahmen der fremden Stimmen, Fotografien der mysteriösen Krallenabdrücke und ein merkwürdiger Stein mit unbekannten, fast außerirdisch wirkenden Hieroglyphen. Doch sind diese Hinweise wirklich der Beweis für eine unfassbare Wahrheit? Gibt es tatsächlich lebende, pilzartige Kreaturen vom Planeten Yuggoth, die tief in den Bergen Vermonts unbekannte Mineralien abbauen und sich allmählich in die Gesellschaft der Menschen einschleichen? Wilmarth will glauben – oder vielmehr: Er kann nicht anders, als die Hinweise ernst zu nehmen. Nach zahllosen Briefwechseln kommt es schließlich zu einem Treffen. Die Reise zu Akeleys entlegenem Anwesen wird zu einem unheilvollen Marsch in das Herz des Schreckens.

Je näher Wilmarth seinem Ziel kommt, desto mehr wächst die Spannung. Wird er dort endlich die Wahrheit mit eigenen Augen sehen? Oder ist alles nur ein geschickter Betrug – eine makabre Täuschung, die ihn in einen noch größeren Abgrund zieht? Mit „Der Flüsterer im Dunkeln“ bleibt H. P. Lovecraft seinem Ruf als Meister des kosmischen Horrors treu. Er führt den Leser nicht nur in die düsteren Wälder Vermonts, sondern auch in die Untiefen der menschlichen Vorstellungskraft. Das Unbekannte ist es, was Lovecrafts Geschichten so erschreckend macht – das Grauen, das sich langsam aufbaut und sich in unserer eigenen Angst vor dem Unfassbaren widerspiegelt. Die Geschichte weckt beim Leser das beklemmende Gefühl, dass unser Verstand nicht ausreicht, um die wahre Natur des Universums zu begreifen.

Fazit:
Wwenn Cthulhu die Welt besucht, dann ist „Der Flüsterer im Dunkeln“ der perfekte Vorbote seines Schreckens. H. P. Lovecraft bedarf keiner großen Vorstellung – seine Werke sind längst Kult, und seine treue Leserschaft wächst mit jeder Generation. Doch es gibt immer wieder Geschichten, die man sich in Erinnerung rufen sollte. Dieses Werk ist eine davon. Es zeigt, dass Horror nicht zwingend aus Blut und Gewalt bestehen muss. Hier ist es der schleichende Wahnsinn, die stetig wachsende Unsicherheit, die das Grauen erzeugt. Für alle, die sich auf ein spannendes, verstörendes Abenteuer einlassen wollen: Diese Erzählung ist ein Muss. Lovecraft beweist einmal mehr, dass wahre Angst nicht im Sichtbaren, sondern im Unsichtbaren lauert. Und wenn man das Buch zuschlägt, bleibt eine letzte, unbeantwortete Frage: Was, wenn all das doch wahr ist?

Matthias Göbel

Autor: H.P. Lovecraft
Übersetzung: Florian F. Marzin
Hardcover: 128 Seiten
Verlag: Anaconda Verlag
Veröffentlichung: 20.12.2023
ISBN: 9783730613047

 

H. P. Lovecraft, Der Flüsterer im Dunkeln.jpg

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