Zum Inhalt springen
...echt krasse Schnecken Alter

Fabian K. Roth - Ghostnet - Band 1 - Die Letzte Stadt


einz1975

Empfohlene Beiträge

Glitch und Nikka durchstreifen mit ihren hochentwickelten Roboterpferden die trostlosen Ruinen einst blühender Metropolen. Sie sind Scrapper – Kopfgeldjäger, die ihr Geld damit verdienen, Gesetzlose aufzuspüren und auszuschalten. In einer Welt, die längst in Trümmern liegt, haben sie sich mit ihrem tödlichen Kriegsroboter Zhu einen Namen gemacht. Zhu ist effizient, gnadenlos und in der Lage, so gut wie jeden Flüchtigen aufzuspüren – egal, wo er sich versteckt. Die meisten der Gesuchten haben ein hohes Kopfgeld aufgrund schwerer Verbrechen. Doch es geht nicht nur um Credits: Glitch und Nikka handeln auch mit technologischen Upgrades, die sie von ihren Zielen bergen. Eines Tages erhalten sie einen scheinbar routinemäßigen Auftrag: Ein Systemprogrammierer wird wegen Mordes an seiner Frau gesucht. Ein einfacher Job, schnelles Geld – zumindest glauben sie das. Doch während ihrer Jagd entdecken sie eine Wahrheit, die sie an allem zweifeln lässt. Eine Wahrheit, die die Fassade der letzten verbliebenen Stadt zum Bröckeln bringt.

Denn die Welt, wie sie einst war, gibt es nicht mehr. Irgendwann – durch eine Katastrophe, deren genauer Ursprung im Dunkeln liegt – brach die Zivilisation zusammen. Heute existiert nur noch eine einzige Megastadt, eine hoch technologisierte Enklave der letzten Überlebenden. Doch ist das noch Leben? Die Menschen sind Teil eines Systems, das sie nicht hinterfragen. Umgeben von futuristischen Technologien – Robotern, die Einsamkeit bekämpfen sollen, implantierten Chips zur direkten Gedankenkommunikation, gedankengesteuerten Waffen und virtuellen Realitäten – verbringen sie ihre Tage in einer Endlosschleife aus Arbeit, Konsum und digitaler Flucht. Ein dystopischer Albtraum, der unweigerlich an die düsteren Visionen aus Blade Runner oder Ghost in the Shell erinnert.

Der Autor bleibt dabei eng an der Perspektive von Glitch, sodass man tief in dessen melancholisches, von Routinen geprägtes Leben eintaucht. Zugleich enthüllt sich nach und nach die grausame Realität dieser Welt. Alte Wohnräume werden abgerissen, neue errichtet – der Mensch zieht ein und unterwirft sich dem System. Der perfekte Kreislauf aus Arbeit, Schlaf und Gehorsam. Wer ausbricht, wer sich widersetzt, wird gejagt. Und genau das ist die Aufgabe der Scrapper. Zwar erfindet Die Letzte Stadt das dystopische Rad nicht neu, doch Roth gelingt es, mit eindrucksvollen Bildern und einer bedrückenden Atmosphäre einen faszinierenden Sci-Fi-Entwurf zu schaffen. Die beschriebene Welt wirkt in ihrer düsteren Konsequenz beklemmend realistisch – fast, als müsse man sich nur in einer heutigen Megacity umsehen, um die Vorboten dieser Zukunft bereits zu erkennen.

Die Spannung bleibt konstant hoch. Gleich zu Beginn wird der Leser mit einer packenden Jagd konfrontiert, die mit einigen innovativen Sci-Fi-Elementen aufwartet. Auch im weiteren Verlauf zeigt sich, dass der Autor über klassische Genrekonventionen hinausdenkt. Die Schauplätze sind detailliert und lebendig beschrieben, sodass man sich den technologischen Moloch plastisch vorstellen kann. Auch die Dynamik zwischen den Hauptfiguren funktioniert gut. Allerdings hätte Nikka, die erst zum Ende hin eine stärkere Rolle einnimmt, noch etwas mehr erzählerischen Raum verdient. Einzig die Roboterpferde wirken in einer Welt voller fliegender Autos etwas unlogisch – ein interessanter, aber fragwürdiger Stilbruch.

Fazit:
Die letzte Stadt – der letzte Ausweg? Über die Jahrhunderte sind unzählige Hochkulturen verschwunden, ihre Überreste von der Zeit verschluckt. In Roths Welt ist es nicht anders: Die Vergangenheit existiert nur noch in alten Datenspeichern. Der Mensch hat sich technologisch weiterentwickelt, doch moralisch ist er stehen geblieben. Das System fordert Anpassung – wer nicht passt, wird aussortiert. Doch was genau ist das System? Erst als Glitch und Nikka einen Auftrag annehmen, der sie tiefer in die Abgründe dieser Welt führt, beginnen sie, die richtigen Fragen zu stellen. Mit „Die Letzte Stadt“ liefert Fabian K. Roth einen fesselnden Auftakt zur Ghostnet-Trilogie. Vielschichtige Hauptfiguren, eine dichte Atmosphäre und ein gut durchdachter Spannungsbogen sorgen für ein düsteres, aber lohnendes Science-Fiction-Erlebnis. Ein Muss für Fans intelligenter Dystopien.

Matthias Göbel

Autor: Fabian K. Roth
Taschenbuch: 251 Seiten
Verlag: Selfpublisher
Veröffentlichung: 06.02.2024
ISBN: 9783033104037

www.fabian-roth.com

ebook-cover-new.png

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden
  • Bilder

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Diese Seite verwendet Cookies um Funktionalität zu bieten und um generell zu funktionieren. Wir haben Cookies auf Deinem Gerät platziert. Das hilft uns diese Webseite zu verbessern. Du kannst die Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass Du damit einverstanden bist, weiterzumachen. Datenschutzerklärung Beim Abensden von Formularen für Kontakt, Kommentare, Beiträge usw. werden die Daten dem Zweck des Formulars nach erhoben und verarbeitet.