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was für ein Leben...

Sandra Küsters - Utha-Menah – Die Rückkehr der Seelen


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Ein Metroplex ist mehr als nur eine Stadt – es ist eine gigantische, unter einer schützenden Kuppel errichtete Metropole, die den letzten Überlebenden der Menschheit Zuflucht bietet. Diese Kuppel ist keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit: Die Welt außerhalb ist unwirtlich, lebensfeindlich und von tödlichen Gefahren durchzogen. Gewaltige Stürme, tödliche Strahlung und marodierende Banden von Gesetzlosen beherrschen das Ödland. Doch es war nicht immer so. Vor langer Zeit wurde die Erde von einem verheerenden Krieg erschüttert, in dessen Verlauf der größte Teil der Menschheit ausgelöscht wurde. Dieser Krieg war jedoch kein Kampf der Menschen untereinander – vielmehr richtete sich die Zerstörung gegen eine außerirdische Rasse, die ironischerweise nicht als Feind, sondern als Retter gekommen war. Die Menschheit, in ihrer Angst und Ignoranz, führte Krieg gegen jene, die sie eigentlich retten wollten. Inmitten dieser dystopischen Welt lebt Levi, ein 17-jähriger Junge, der nach dem Tod seines Vaters in den gefährlichen Outzones aufgewachsen ist. Hier, außerhalb des Metroplex, führt er ein karges, aber relativ stabiles Leben – bis zu dem Tag, an dem sein Dorf von brutalen Banden überfallen wird. In genau dieser verhängnisvollen Nacht begegnet er Ash, einem mysteriösen Mädchen, das sein Schicksal unwiderruflich verändern wird. Ihre Begegnung ist nicht nur ein Zufall, sondern der Beginn einer Reise voller Geheimnisse, Gefahren und einer gemeinsamen Suche nach ihrer wahren Vergangenheit.

Levi ist mit seinen 17 Jahren erstaunlich reif für sein Alter. Seine Erfahrungen in den Outzones haben ihn geformt, doch hin und wieder blitzt noch eine gewisse Naivität durch – besonders im Umgang mit dem anderen Geschlecht wirkt er unsicher und unerfahren. Ash hingegen ist eine Figur, die zunächst schwer zu fassen ist. Sie scheint kein gewöhnliches Mädchen aus den Siedlungen zu sein, ihr Erscheinungsbild deutet auf eine düstere Vergangenheit hin. Welche Schrecken sie durchleben musste, enthüllt sich erst nach und nach. Ihre gemeinsame Flucht in den Metroplex gestaltet sich zwar zunächst als erfolgreich, doch hier beginnt erst das eigentliche Abenteuer. Während Levi und Ash versuchen, sich in der neuen Welt zurechtzufinden, wird die Geschichte immer wieder durch Einschübe aus einem geheimen Wissenschaftler-Protokoll unterbrochen. Dieser Wissenschaftler führt offenbar illegale Experimente mit menschlichen Klonen durch – eine Praxis, die einst in Form von Genmanipulation und lebensverlängernden Maßnahmen existierte, inzwischen aber offiziell verboten wurde. Die Enthüllungen über seine Experimente werfen ein beunruhigendes Licht auf die Vergangenheit der Menschheit und darauf, wie weit manche bereit sind zu gehen, um die Evolution zu manipulieren. Doch nicht alle Handlungsstränge fügen sich nahtlos zusammen. Manche Entscheidungen von Levi und Ash wirken unlogisch oder konfus, als würden sie mehr getrieben als selbstbestimmt agieren. Trotz der konstant gehaltenen Spannung fehlt es der Geschichte an einer klaren Richtung, was gelegentlich zu Verwirrung führt.

Die dystopische Sci-Fi-Welt, in der sich die Geschichte entfaltet, ist durchaus interessant. Die futuristische Umgebung, die verlorene Erde, die Spuren einer vergangenen Zivilisation – all das ist faszinierend und lädt dazu ein, tiefer in die Materie einzutauchen. Doch genau hier liegt das Problem: Die Autorin kratzt nur an der Oberfläche. Besonders die Utha-Menah, jene mysteriösen außerirdischen Wesen, die einst als Retter kamen, bleiben erschreckend blass. Was genau sind sie? Warum haben sie versucht, die Menschheit zu retten? Und warum reagierten die Menschen mit Krieg? Diese Fragen werden nur angedeutet, aber nie wirklich beantwortet – eine vertane Chance, die der Geschichte deutlich mehr Tiefe hätte verleihen können. Ähnlich ergeht es auch den Nebenfiguren. Sie tauchen auf, erhalten eine kurze Einführung, bekommen vielleicht eine kleine Hintergrundgeschichte – und verschwinden dann wieder. Sie sind kaum mehr als Statisten, die den Verlauf der Handlung kurzzeitig beeinflussen, aber keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Selbst Levi und seine engsten Begleiter bleiben oft zu oberflächlich gezeichnet, als dass man wirklich mit ihnen mitfühlen könnte.

Während Levi sich im Laufe der Geschichte zunehmend verändert und reift, nimmt diese Entwicklung zum Ende hin eine fast übertriebene Wendung. Körperliche und geistige Transformationen treten auf, die fast ins Magische abdriften. Zwar mag dies bewusst von der Autorin so gewollt sein, doch es geschieht zu plötzlich und bleibt zu wenig erklärt, um wirklich überzeugend zu wirken. Der Antagonist, der Levi und Ash entgegentritt, bleibt leider ein wandelndes Klischee. Seine Motive und Handlungen sind vorhersehbar, und hier hätte die Geschichte definitiv mehr Überraschungsmomente gebraucht. Stattdessen agiert er genauso, wie man es von einem typischen Bösewicht erwarten würde – ohne Tiefgang oder unerwartete Wendungen. Das Ende des Romans lässt jedoch erahnen, dass dies erst der Anfang einer größeren Geschichte ist. Viele Fragen bleiben offen, was Raum für eine mögliche Fortsetzung lässt – und gleichzeitig die Chance auf eine deutliche Verbesserung bietet.

Fazit:
Die Idee hinter Utha-Menah – Die Rückkehr der Seelen ist spannend: Ein postapokalyptisches Szenario, eine untergehende Welt, ein dunkles Geheimnis über die Vergangenheit der Menschheit. Doch während das Setting und die Grundkonzeption viel Potenzial besitzen, fehlt es der Geschichte an Tiefe und erzählerischem Biss. Levi und Ash als Hauptfiguren haben eine interessante Dynamik, doch besonders Ash stolpert mehr durch die Handlung, als dass sie aktiv eine Rolle spielt. Levi hingegen wächst zunehmend in seine Rolle hinein – vielleicht etwas zu schnell und zu drastisch, aber dennoch nachvollziehbar. Die Sci-Fi-Elemente sind vorhanden, bleiben jedoch zu oberflächlich. Viele typische Genre-Ideen werden angerissen, aber nicht genug ausgebaut, um wirklich hervorzustechen. Besonders das Mysterium der Utha-Menah hätte mehr Aufmerksamkeit verdient. Auch die Nebenfiguren bleiben größtenteils blass und austauschbar, was die emotionale Kraft der Geschichte schmälert. Unterm Strich bleibt ein solider, aber nicht überragender Roman, der durchaus unterhält, aber seine Möglichkeiten nicht voll ausschöpft. Die Autorin Sandra Küsters sollte sich trauen, mutiger zu erzählen, ihre Charaktere stärker zu entwickeln und die Geschichte mit mehr Tiefe auszustatten. Dann könnte aus Utha-Menah eine wirklich gute Sci-Fi-Saga werden. So wie es jetzt ist: Potenzial vorhanden, aber noch ausbaufähig.

Matthias Göbel

Autorin: Sandra Küsters
Taschenbuch: 284 Seiten
Verlag: WaterProofCoast Verlag
Veröffentlichung: 18.03.2024
ISBN: 9783689340018
 

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