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Star Trek und Politik


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Schaut mal was ich gefunden habe:

Star Trek ist ein Fall für Politologen geworden, da die Science-Fiction-Serie unter anderem die Legitimität militärischer Konflikte reflektiert. Hinter der Sternenflotte der Föderation sind dabei unschwer die USA zu erkennen.

Hinter dem Anspruch, «neue Welten und neue Zivilisationen» zu entdecken, mit dem die wechselnden Crews des Raumschiffs «Enterprise» seit den Sechzigerjahren durch die Weiten des Weltraums fliegen, steht auch ein Versprechen: den anderen so zu akzeptieren wie er ist, und den Frieden über den Krieg zu stellen. In der großen Fan-Gemeinde der «Trekkies» hält sich daher die Überzeugung, dass die Captains Kirk, Picard, Janeway oder Archer in erster Linie Botschafter der Demokratie sind, die das hohe moralische Gut der Achtung des anderen tagtäglich praktizieren.

Dass allerdings kaum einer der Spielfilme der Star-Trek-Familie und auch die meisten Teile der verschiedenen Staffeln nicht ohne kriegerischen Rahmen auskommen, stört diese Auffassung dabei sowenig wie die Tatsache, dass die Sternenflotte eine militärische und keine zivile Organisation ist. Der (tatsächlich kriegerischen) Wirklichkeit hinter der Fassade der Nichteinmischung (der so genannten «1. Direktive» des Stark-Trek-Universums) spürt nun die auf zwei Bände angelegte Aufsatzsammlung «Faszinierend. Star Trek und die Wissenschaften» nach.

Rückgriff auf den Ur-Mythos

In Krisenzeiten sehnen sich die Menschen nach einer besseren Alternative – wo die aktuellen Sorgen und Nöte dauerhaft gelöst sind. Seit Thomas Morus «Utopia» nennt man diesen Gegenentwurf zur Wirklichkeit Utopie. Für die Trekkies stellt auch Gene Roddenberrys Geschichte vom Raumschiff Enterprise eine solche futuristische Utopie dar. Eben dies wird im Star-Trek-Universum aber zum Problem, wie der Politikwissenschaftler Herbert Heinecke schreibt. Denn man erfahre viel zu wenig über die politische Verfasstheit der «Vereinten Föderation der Planeten», dem zivilen Legitimationsorgan hinter der militärischen Sternenflotte.

Welche Befugnisse hat der Präsident, von dessen Existenz man ganz nebenbei erfährt, gibt es andere Exekutiv- und Legislativ-Organe, gibt es unabhängige Gerichte neben den Militärgerichten? Fragen, auf die laut Heinecke weder Serie noch Kinofilme eine Antwort geben. Statt dessen greift Star Trek auf den Ur-Mythos der US-Geschichte zurück, den Kampf um den «Wilden Westen»: die Eroberung unbekannter, fremder und gefährlicher Gebiete.

Individuelle Freiheit contra Kollektivismus

Wie Heinecke schreibt, wurde dieser Rückbezug auf die Vergangenheit mit Analogien zu herrschenden politisch-militärischen Konflikten verbunden. Star-Trek-Erfinder Roddenberry hat selbst immer wieder darauf hingewiesen, dass er sich für die Geschichten von Kirk und Co. von realen Konflikten inspirieren ließ. Darum ist es wohl im Sinne des Erfinders, wenn man im Konflikt zwischen Klingonen oder Romulanern (einer Militärdiktatur) und der Föderation den Konflikt zwischen UdSSR und USA wiedererkennen kann. Etwa im Kampf der Borg, einem Kollektivlebewesen, gegen die Menschheit, der die ideologische Auseinandersetzung zwischen Liberalismus und Sozialismus widerspiegelt. Die Borg verleiben sich ständig neue Lebewesen in ihr Kollektiv ein: «Wir sind Borg. Ihr werdet assimiliert werden. Widerstand ist zwecklos.»

Diese Konfliktlinie gehört laut dem Psychologen Peter Ohler und dem Politikwissenschaftler Gerd Strohmeier zum festen Bestandteil der Star-Trek-Konzeption: «Im Text werden jedoch nicht nur das US-Pionierwesen, sondern auch integrale Bestandteile der politischen Kultur beziehungsweise politischen Gegenkultur in den USA thematisiert.» Für Ohler und Strohmeier lässt sich dieses Feld auf die globale Auseinandersetzung der beiden Supermächte während des Kalten Kriegs reduzieren – und damit auf die Frage nach dem besten Weg zu Glück und Wohlstand. Und tatsächlich wird im Star-Trek-Universum der individuellen Freiheit stets der Zwang des Kollektivismus entgegen gesetzt, der auch prompt die Errungenschaften der Menschheit in Frage stellt.

Immer wieder Krieg

Für Arend Wellmann ist das gesamte Star-Trek-Universum nur als «Allegorie auf die heutige Beziehung zwischen Staaten» zu verstehen – es ist ein, wie er es nennt, «Spiegelbild unserer heutigen Welt». Nicht zuletzt die Geschichte von «Deep Space 9», der dritten Star-Trek-Staffel, beschäftigt sich unter anderem mit den ethischen Fragen, die antikoloniale Befreiungskämpfe mit sich bringen.

Der Politikwissenschaftler Wellmann sieht bei Star Trek das realpolitische Sicherheitsdilemma als Endlosschleife zurück kehren. Wie in der wirklichen Welt – wo mehr Raketen für den Staat A mehr Sicherheit, für den Staat B aber auch eine größere Bedrohung bedeuten – schaukeln sich auch bei Star Trek die Aktionen der verschiedenen Protagonisten gegenseitig auf. Bis am Ende immer wieder Krieg steht, konstatiert Wellmann. Denn im Star-Trek-Universum, so seine Kritik, fehle eine wesentliche Bedingung der friedlichen Koexistenz: die Interdependenz.

Alarmstufe Rot

Die verschiedenen Systeme und Zivilisationen pflegen kaum Kontakte, die, wie die Menschheit etwa aus der Kuba-Krise gelernt hat, zur Abwehr eines Krieges unentbehrlich sind. Darum, so Wellmann, ist die Föderation nach innen zwar friedlich, nach außen aber befindet sie sich in einem Hobbes'schen Naturzustand, wo alleine Waffen für Sicherheit sorgen können. Diese Grundannahme scheint auch in unserer Welt Widerhall zu finden, ihre Konsequenzen haben die konservativen Vordenker Lawrence F. Kaplan und William Kristol am Beispiel des Irak durchgespielt – für sie wird der Krieg unter den gegebenen Umständen zur moralischen Pflicht.

Noch weiter geht Robert Kagan in seinem Essay «Macht und Ohnmacht». Dort versucht er zu zeigen, dass die Bereitschaft zum Krieg über die Zukunft entscheidet. Während sich Europa ein post-historisches und de facto irreales Paradies von Frieden und Wohlstand errichtet habe, blieben die USA der wohlwollende Sheriff, der für Sicherheit und Frieden auch Kriege zu führen bereit ist. Diese Idee erinnert stark an Kirk und Co., denn im Zweifelsfall heißt es auch dort: «Alarmstufe Rot, Schilde hoch, Phaser klar.»

Fortsetzung der Politik

In diesem Sinne kann Star Trek auch heute für sich reklamieren, auf der Höhe außenpolitischer Konzeptionen zu sein. Wellmann schließt: «So bleibt das Star-Trek-Universum, bei allen Versuchen, es friedlich zu gestalten, so kriegerisch wie unsere heutige Welt, deren Allegorie es ist. Denn die kollektive Fantasie der Produzenten, Autoren, Regisseure und Schauspieler von Star Trek überschreitet an keiner Stelle die Beschränkungen der Logik der Gewalt, die die heutige Staatsform, die den Krieg immer noch als 'Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln' begreift, ihnen auferlegt.»

Was denkt ihr darüber?

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Hm, naja, ich sag mal offen, das mir der Inhalt nicht sonderlich passt. Um aber zu den Fakten zu kommen:

Der (tatsächlich kriegerischen) Wirklichkeit hinter der Fassade der Nichteinmischung (der so genannten «1. Direktive» des Stark-Trek-Universums) spürt nun die auf zwei Bände angelegte Aufsatzsammlung «Faszinierend. Star Trek und die Wissenschaften» nach.
Was steht da bitte drin? Die oberste Direktive ist doch zum Schutz der anderen Rasse gedacht (siehe VOY "Friendship One"), das ist wohl sehr kriegerisch :angry:

Welche Befugnisse hat der Präsident, von dessen Existenz man ganz nebenbei erfährt, gibt es andere Exekutiv- und Legislativ-Organe, gibt es unabhängige Gerichte neben den Militärgerichten? Fragen, auf die laut Heinecke weder Serie noch Kinofilme eine Antwort geben.

Natürlich gibt es andere Organe, den Föderationsrat etwa schon wieder vergessen?

Individuelle Freiheit contra Kollektivismus
Liegt etwas militärisches darin, die Entwickelte Freiheit gegen aggressive Angreifer wie den Borg zu verteidigen?

Die verschiedenen Systeme und Zivilisationen pflegen kaum Kontakte, die, wie die Menschheit etwa aus der Kuba-Krise gelernt hat, zur Abwehr eines Krieges unentbehrlich sind. Darum, so Wellmann, ist die Föderation nach innen zwar friedlich, nach außen aber befindet sie sich in einem Hobbes'schen Naturzustand, wo alleine Waffen für Sicherheit sorgen können.

Wie soll man mit einer Rasse Kontakt halten die fast ein Jahrhundert jede Verbindung kappt, nachdem ein Friedensvertrag geschlossen wurde? Mit den Klingonen hat man Kontakt gehabt, man konnte sogar einen Friedensvertrag erreichen, bei den Cardassianern lief es nicht anders, man hatte zwar Kontakt, aber viele Informationen sind nicht ausgetauscht worden. Soll daran jetzt die Sternenflotte schuld sein?

So, Leute, das ist nicht viel, aber das Thema ist auch ne ordentlicher Happen.

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