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...die letzte Sache der Romantik

Kritik an der Kritik


Johann Ertl

Empfohlene Beiträge

Ich schreibe diese Anregung bzw. Kritik aus zwei Blickpunkten:

1. als Star Trek Fan seit grauester TOS - Vorzeit, der keine Folge, keine Wiederholung, kein Special versäumte.

2. als Journalist und Filmkritiker für bedeutende Printmedien, der mittlerweile 7 Jahre Review - Erfahrung hat und die Problematik mit subjektiven Meinungen nur allzugut kennt.

Ich formuliere es erstmals destruktiv, danach kommt die hoffentlich konstruktive Anregung:

In der derzeitigen Variante mit nur einem Bewerter und einer Meinung zu jeder Folge sind die Reviews fürn A.sch und schaden Star Trek immens.

Warum?

Ganz einfach: Es gibt mehrere verschiedene Trek-Fan-Typen, und keine einheitliche Erwartungshaltung gegenüber den Folgen!

Kleines Beispiel:

Trek-Fan Typ A: liebt philosophische und ethische Grundsatzdiskussion, schätzt die zwischenmenschlichen oder zwischenhumanoiden Gefühlswelten der Serie, verehrt Star Trek wegen der Offenheit, Toleranz und dem Humanismus von Vater Gene (und analysiert als Zweit-Hobby die Entwicklung der Feind-Freundschaft oder Freund-Feindschaft zwischen G`Kar und Londo bei Bab5)

.

Trek-Fan Typ B: liebt die Enterprise als Idealbild einer Abenteuergeschichte, mag Action, logische oder zumindest halbwegs sinnvolle Handlung, bekommt eine Gänsehaut, wenn sich die Enterprise in die Schlacht mit einem vielfach überlegenen Gegner wirft (und kennt den Film "Der 13. Krieger" auswendig)

Trek-Fan Typ C: ist der anspruchslose Science - Fiction Fan, mag alles, was irgendwie mit Raumschiffen und Zukunft zu tun hat, je mehr Weltraumaction, umso besser, hechelt beim Anblick des Sniper-Phasers und kann sich auch problemlos drei Folgen Andromeda hintereinander ansehen, ohne hirntot mit der Stirn auf die Tischplatte zu knallen.

Die Folge ist: Es gibt Episoden, die Typ A und B oder B und C mehr ansprechen. Und eine Filmkritik ist IMMER subjektiv! Das heisst, eine Folge, die ein Redakteur vom Typ A verreisst, kann für einen B oder C Fan sogar der Höhepunkt der Staffel sein - wenn er aber zuvor nur schlampig die Review durchliest, wird er am Ende gar nicht den Fernseher einschalten - und die Quoten und damit die Star Trek Zukunft weiter in die Finsternis treiben.

Deshalb hat sich in vielen Redaktionen folgendes Schema für die Bewertung von sehr wichtigen Filmen und Büchern durchgesetzt:

Mindestens zwei, am besten drei möglichst gegensätzliche Kritiker sehen sich den Film gemeinsam an. Die Handlung wird vollkommen objektiv wiedergegeben, ohne wertende Adjektive wie "pathostriefender Schusswechsel" oder "kitschiger Abspann". Danach hat jeder der Kritiker halbwegs den gleichen Platz, um die Folge zu kritiseren, die Punktewertung wird wieder gemeinsam nach dem Durchschnittsverfahren gemacht.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Subjektive Vorzüge und Schwachstellen werden genauer erläutert, es gibt keine grundsätzlich negative oder positive Grundstimmung. Jeder der potentiellen Zusehertypen kann für sich herausfinden, was die Folge oder der Film für ihn persönlich sehenswert macht. Und er kann sich sicher sein, dass eine vernichtende Kritik von ALLEN drei Redakteuren definitiv bedeutet, dass die Folge scheisse ist. Im Moment ist es so, dass zumindest hierzulande (südliches Niederösterreich) einige  Folgen, die auf treknewsverrissen werden, von einer relativen Mehrheit positiv aufgenommen werden - und umgekehrt.

Falls so etwas vom Aufwand her bei treknews zu realisieren ist, wäre ich sehr dankbar.

Mit besten Grüßen

Dr. Johann Ertl

stv. Redaktionsleiter NSZ für Niederäösterriech

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Hallo Johann,

vielen dank für deine Ausführliche Kritik zur Kritik. Und ja: du hast im Grunde recht. Eine Kritik ist immer nur für den Schreiber lebst objektiv da er als Maßeinheit seine eigenen Vorstellungen von Gut und Schlecht anlegt. Jedoch finde ich es genau das was Kritiken so beliebt machen: der Leser weis nach einigen kritiken welcher unserer Rezensenten (Ossi, Oliver-Daniel, Nadir und ich) am besten SEINEN geschmack repräsentiert und wie die anderen meinungen von seiner Abweicht. So kann er sich auch wenn Autor X Folge Y mies bewertet ausrechnen wie die Folge für ihn selbst sein wird.

Wir würden gerne zu jeder Episode mehrere Reviews von verschiedenen Autoren online stellen (wie beim Season-Finale geschen) aber dazu fehlt uns ganz einfach die Kapazität und Zeit.

Vielleicht hättest Du ja auch Lust hier etwas geschriebenes einzubringen - Interesse?

Grüße,

daniel räbiger

webmaster treknews.de

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Sehe das ähnlich. Jeder halbwegs anständig denkende Leser weiß doch, dass die Meinugn im Review keine ultimative, endgültige Meinung ist und ich denke, dass viele die Reviews sowieso erst hinterher lesen, um sich nicht den Spaß zu verderben. Natürlich kann man sich bei dreien ein besseres Bild machen, aber wenn die Reviews gut sind, dann kann man auch aus dem Text eines einzelnen Kritikers viel ablesen. Man merkt ja deutlich, welche Punkte ihn besonders störten, oder welche er besonders lobt. Das kann man leicht auf sich selbst anwenden udn sich überlegen, ob man selber das ähnlich schlimm finden würde. Sehe das wirklich halb so wild, zumal die, die sich die Reviews wirklich durchlesen, die Folge so oder so gucken, egal, wie mies sie ist.

Und bei Extremwertungen (1-4 Punkte oder 9-10 Punkte) sind wohl auch die meisten Leute zumindest nicht total anderer Meinung, zumindest zeigt das die Erfahrung hier im Forum.

Übrigens: Dein Gedankengang konsequent weitergedacht würde bedeuten, gar keine Wertungen mehr zu vergeben, was ohnehin evtl. recht sinnvoll wäre. Der Text ist viel ausschlaggebender, und gerade bei zweigespaltenen Episoden ist eine Wertung von dem Ansatz her kontraproduktiv. - Nur leider will die Masse immer eine Wertung haben, die ihnen sagt, was der Text darüber nun eigentlich bedeuten soll.

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  • 6 Monate später...

passt das hier rein? Ich denke mal schon....

Bin erst gestern darüber gestolpert, da ich den ENT Reviews in der Regel aus dem Weg gehe (weil ich die Folgen noch nicht kenne).

Daher nachträglich nochmal mein Lob zum "Vierfach Review" von Zero Hour. Es macht immer wieder Spaß, unterschiedliche Kritiken zu lesen, um auszuloten, welcher Schreiberling wohl am ehesten mit dem eigenen Meinungsbild harmoniert.

Na ja, es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis ich mir von der Folge eine eigene Meinung bilden kann.

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