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King Arthur


Hoshi_Sato

Empfohlene Beiträge

Nachdem SciFi-Sagas wie B5 und SG-1 (Staffel 9 und 10), die wiederholt Bezug auf die Artus-Legende nahmen, mein Interesse an diesem Stoff geweckt hatten, habe ich mir mittlerweile insgesamt 7 (!) Verfilmungen des Themas angesehen und sogar ein Buch gelesen. Wenn ich jetzt in die Küche gehe um das Brotmesser zu zücken, glaube ich, dass ich Excalibur in Händen halte und König von England bin...

Jedenfalls habe ich mir gestern auch King Arthur angesehen und war trotz der schlechten Kritiken positiv überrascht! Natürlich bekommen wir hier einen typischen Hollywood-Monumentalfilm in bester Tradition zu sehen, aber der Gedanke des Films, die Artus-Legende hier erstmals entmystifiziert und an den "historischen Artus“ (so ferne es so einen gibt) angelehnt darzustellen, gefiel mir. Ein Feldherr der durch Taten, durch seinen Einsatz für die Unterdrückten und durch seine Erfolge auf dem Schlachtfeld statt durch ein magisches Schwert und Merlins Zauberei zum Führer eines Volkes wird.

Dass wir aus einem amerikanischen Historienfilm nicht wirklich Geschichte lernen können, muss uns dabei seit Klassikern des Genres wie Alexander der Große mit Richard Burton oder Cleopatra mit Elizabeth Taylor, klar sein.

Tatsache ist, dass es einen historischen römischen Feldherrn namens Arturius gab, der in Britannien Dienst tat und irgendwo in Griechenland begraben liegt. Auch die sarmatischen Reiter im Dienst Roms zum Schutz des Hadrianswalls sind belegt. Das Symbol des Kriegsgottes der Sarmaten war ein in die Erde gerammtes Schwert, und die Feldzeichen der in Brittannien stationierten 9. römischen Legion zeigten den Drachenkopf, das Hauswappen der Pendragons in der Legende...

Die Darstellung Guineveres durch die bezaubernde Keira Knightley als keltische Kriegerin fand ich im Zusammenhang dieser Geschichte durchaus angebracht. Unpassend hingegen fand ich ihr sexy-outfit während der finalen Schlacht. Dafür war sie aber wenigstens nicht im Stile einer Überfrau Xena als einzige Vertreterin des weiblichen Geschlechts an den Kampfhandlungen beteiligt, sondern es gab mehrere Kriegerinnen, die geschichtsgetreu Seite an Seite mit den keltischen Männern ins Feld zogen.

Schade, dass in King Arthur Fehler gemacht wurden, wie etwa die Armbrust (die es erst Jahrhunderte später gab), die Steigbügel an den Sätteln der Pferde, die damals auch noch nicht erfunden waren oder der Papst. Auch der wahre Grund der Anwesenheit der Sachsen in Britannien, nämlich, dass diese ursprünglich als Hilfstruppen gegen die Pikten ins Land geholt wurden und nach historisch belegten Auseinandersetzungen, so etwas wie eine "sanfte Kolonialisierung“ betrieben, kam nicht wirklich zum Ausdruck.

Darüber hinaus hat dieser entmythologisierte Film natürlich durch die heldenhaften Taten seiner Charaktere wieder seine eigene Artus-Legende erschaffen, und trotzdem findet das Drehbuch, das Artus einmal in jener Zeit ansiedelte, in der er (vielleicht) wirklich lebte, meine volle Zustimmung. Für mich eine der besten Artus-Verfilmungen, aber ich mag nun mal auch Monumentalfilme, Römerfilme und Ritterfilme überhaupt!

Zum Vergleich, und für alle, die sich vielleicht etwas mehr für die Artus-Legende interessieren, hier noch ein kleiner Blick auf die anderen Verfilmungen des Stoffes, die ich gesehen habe.

Die Ritter der Tafelrunde: DER Klassiker mit Robert Taylor, der die Legende im Hochmittelalter ansiedelt, in der Blütezeit höfischer Lebensweise und ritterlicher Tugenden (dagegen ist nicht wirklich etwas zu sagen, denn auch Thomas Malory´s Artus Buch, eines der ältesten, das aus dem Spätmittelalter stammt, siedelt König Artus nicht im Frühmittelalter oder der ausgehenden Antike an...). Da es sich aber um einen "braven Film“ aus den 50er Jahren handelt, wird der Inzest Artus´ mit seiner Halbschwester Morgaine gänzlich ausgeklammert und der Ehebruch Guineveres mit Lancelot beschränkt sich auf einen unbegründeten Verdacht! An manchen Stellen wirkt der Film etwas episodenhaft, was aber verständlich ist, wenn man versucht die ganze Legende um die Ritter der Tafelrunde in nur 111 Minuten auf die Leinwand zu bringen. Die Kostüme und Rüstungen sind dabei schön anzusehen und Hollywood-Diva Ava Gardner spielt eine sehr anmutige damenhafte Guinevere. Allerdings ist Robert Taylors "Ivanhoe“ als Ritterfilm noch besser gelungen!

Merlin: Hätte als 2-Teiler mehr Potenzial gehabt, die Artus-Legende umfassend darzustellen. Leider wurde das Potenzial dieses Familienfilms (FSK 6) vergeudet. Der Film wechselt ständig sprunghaft zwischen dem Ansinnen, eine ernsthafte Verfilmung zu sein und lahmen Witzchen, die bestenfalls kleine und dumme Kinder zum lachen bringen,, was nicht zuletzt durch die Sprechweise - einmal der Vornehmheit eines Ritterfilmes angepasst und dann wieder auf dem Niveau einer Comedyserie untermauert wird. Es gibt viele Phantasy-Elemente wie Feen, Elfen und sogar einen Drachen, wogegen nichts einzuwenden wäre. Allerdings erinnert Merlin mit seiner Art zu zaubern oft mehr an Harry Potter (ich hasse den Knaben!) als an einen keltischen Druiden. Aber am unnötigsten ist wohl die Figur des Elfen Frick, der als Diener der bösen Hexe Maab, die hier die Vertreterin des alten Glaubens darstellt, auftritt. Seine Lächerlichkeit steht ständig in krassem Gegensatz zu den dargestellten ernsthaften Themen wie etwa Mordred, der im Inzest gezeugt wird, oder Vater und Sohn, die einander auf dem Schlachtfeld töten. Ein langer Film, aber kein Geniestreich Merlins!

Die letzte Legion: Ist ein neuer weiterer familienfreundlicher Film, der allerdings nur von akrobatischer Action und von der Tiefe seiner Charaktere lebt. Hier ist der Ursprung der Legende, um die Entstehung Excaliburs wieder im ausgehenden Altertum, vor der Kulisse des zerfallenden römischen Reiches, angesiedelt. Er erzählt auf vollkommen unhistorische Weise vom Schwert Excalibur und vom letzten Kaiser Roms, einem Kind, das mit seinen Beschützern durch viele Abenteuer nach Britannien reist, um dort die letzte, dem Imperium treue, Legion zu finden. Am Ende erfahren wir, dass dieser Jüngling in Britannien blieb und später den Namen Uther Pendragon (Artus Vater) annahm. Kurzweilig und unterhaltsam, nicht mehr und nicht weniger!

Excalibur: Der Film, der mal wieder "genau das Richtige“ für Euren alten Lt.Cmdr. Gatlin war, und in dem sogar Patrick Stewart eine Nebenrolle spielt. Die Rüstungen in diesem Schrottfilm wirken selbst fürs Hochmittelalter übertrieben und wie einem Comicheft entsprungen, wir kriegen abgehackte Arme und Beine zu sehen und wem das bei einer Jugendfreigabe von FSK 12 (mir mal wieder unverständlich!) noch nicht reicht, der darf sich noch an reihenweise aufgehängten, faulenden Strickleichen, denen die Krähen in Großaufnahme die Augen und andere Fleischteile auspicken, erfreuen! Dass es aber bei soviel Gewalt auch noch ein wenig Sex gibt, daran erinnert uns der Blick auf einige nackte Brüste und Ärsche in den sinnlichen Szenen. An Guinevere konnte ich hier allerdings keinen betörenden Liebreiz entdecken, weder im bekleideten Zustand, noch nackt... Merlin sagt gegen Ende des Filmes von sich, er sei für manche ein Traum und für andere ein Albtraum – und das charakterisiert diesen düster-perversen Ritter-trash-Streifen wohl insgesamt. Irgendwie ist man nach dem Ansehen von Excalibur anfangs etwas verstört und macht sich dann Gedanken darüber, ob in der verfälscht dargestellten Gralssuche etwa ein Sinn zu finden ist - ich habe davor Angst, diese, in meinen Augen schlechteste Artus-Verfilmung, die nicht einmal durch die kurzzeitige Anwesenheit Patrick Stewarts gerettet wird, eines Tages zu verstehen...

Die Nebel von Avalon: Auch in diesem Film gibt es nicht all zuviel Zauberei, keine Feen, Hexen und Zauberer, sondern nur keltische Priesterinnen und Priester, welche in die Zukunft sehen oder Menschen verfluchen können. Dennoch kommt der Mystizismus durch die, hinter einer geheimnisvollen Nebelwand verborgene, Parallelwelt Avalons nicht zu kurz! Erzählt wird die tragische Geschichte der Frauen Vivienne, Morguise, Morgaine und Guinevere in der Artuslegende, wobei der Schwerpunkt auf dem Aufeinandertreffen bzw. der Toleranz zwischen dem, in Britannien aufstrebenden, Christentum und der keltischen Naturreligion liegt. Getreu der Legende werden wir mit verhängnisvollem Inzest und Ehebruch konfrontiert, beides auf neue und interessante Weise interpretiert. Die Charaktere sind interessant und vielschichtig, die Geschichte ist glaubhaft im Frühmittelalter angesiedelt und diese Verfilmung versteht total zu fesseln, trotzdem oder obwohl sie ziemlich düster ist.

Der 1. Ritter: Mit Sir Sean Connery als Artus Ist, um es vorweg zu sagen, vielleicht die Verfilmung, die sich am weitesten von der bekannten Legende entfernt, aber dennoch einer meiner Lieblingsfilme! Lancelot (Richard Gere) wird hier als sich herumtreibender Schwertkämpfer, dem Böses wiederfahren ist und der weder von Ritterschaft noch Ehre träumt, dargestellt. Als er durch die Rettung Guineveres auf die Ritter der Tafelrunde trifft, findet er einen Sinn im Leben. Seine Liebe zur Königin, diesmal ohne Ehebruch zu begehen, führt, wie immer, zum Verhängnis. Der Film beschränkt sich auf Lancelot, Guinevere und Artus und setzt andere Geschichten aus der Legende als bekannt voraus. Auch das Ende ist der vorherrschend romantischen Thematik angepasst und vollkommen verändert. Auf jeden Fall aber ist Julia Ormond die schönste und edelste Guinevere aller Verfilmungen und Der 1. Ritter ein Film voll strahlender Hoffnung und ritterlicher Tugend - das was ich von einem Ritterfilm einfach erwarte!

Im Vergleich schneidet King Arthur also gar nicht schlecht ab. DEN historischen König Artus gibt es nicht. Der Herrscher und seine Ritter der Tafelrunde sind eine Legende, die aber, wie manche Legenden, durchaus reale Vorbilder haben kann.

Die Artus-Sage berichtet von ritterlichen Tugenden wie Treue, Ehre, Hilfsbereitschaft, Mut und Anständigkeit und davon, wie eine Welt zerstört wird, wenn an sich edle Menschen in unbedachten Augenblicken gegen diese Werte verstoßen. Sie lehrt moralisches Handeln wie das Beschützen der Schwachen, oder das Eintreten gegen das Unrecht in unserer Welt und sie erzählt von der Suche nach Erlösung für das eigene ich und die Menschheit insgesamt.

Da König Artus und die Ritter der Tafelrunde nicht Geschichte, sondern seit dem Mittelalter schon eine Geschichtesind, kann diese, wie die zahlreichen Bücher und Verfilmungen beweisen, auf viele Arten erzählt werden. „King Arthur“ hat einfach eine weitere interessante Facette dieser Legende auf die Leinwand gebracht und einmal mehr dafür gesorgt, dass der moralisierende Mythos um König Artus und seine Ritter der Tafelrunde den Menschen erhalten bleibt.

Bearbeitet von Lt.Cmdr. Carl F. Gatlin
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