Die Ausdehnung

[joche]

Hallo,

ich hatte beim Ansehen der Folge "die Ausdehnung" und beim Übergang in die dritte Staffel einige befremdende Assoziationen, ich wollte mal fragen, ob andere das genauso sehen:

Zuerst verübt eine böse Macht einen völlig überraschenden Angriff auf den nordamerikanischen Kontinent (9.11.2001). Dabei entsteht ein Gebiet totaler Zerstörung (ground zero), sehr viele Menschen kommen ums Leben, von einigen bleibt nichts übrig, das man begraben könnte (eben wie im World Trade Center). Der Angreifer kommt selbst auch ums Leben(Selbstmordattentäter). Dann stellt sich heraus, das die Verantwortlichen noch eine erheblich vergrößerte Version der Waffe planen und bauen (weapons of mass destruction). Daraufhin wird die Enterprise mit neuen Waffen und Soldaten (!) bestückt und auf den Weg gebracht (Irak Feldzug). Interessanterweise bezweifeln die Vulkanier die Auslegung der "Fakten" durch die Sternenflotte (europäische Kritik an den USA), und es gibt sogar ein Video aus dem "Krisengebiet", das erheblichen emotionalen Stress auslöst. Noch interessanter, es gibt eine Diskussion zwischen Archer und Trip, in der alle Bedenken der Vulkanier, die die "Nichteinmischung in andere Kulturen" betreffen, weggewischt werden mit dem Hinweis auf das Recht auf Rache.

In "die Xindi" können wir dann denn heldenhaften Einsatz der neuen militärischen Besatzung bewundern. Da wird so ein böser Auserirdischer auch mal ganz direkt per Kopfschuß umgelegt. Unsere tapferen Jungs. Aber es gibt natürlich auch Unterschiede zur Realität: Insbesondere existiert "die Waffe" tatsächlich, und diesmal wird sie gefunden werden.

Versteht mich nicht falsch, ich fand diese Folgen schon recht kurzweilig, und ich will nicht dafür plädieren, aus Gründen der "political correctness" auf die nächste Staffel zu verzichten. (Schon wegen der tollen Tips zur vulkanischen Akupressur, von denen es hoffentlich noch ein paar mehr gibt. Ich leide nämlich auch an Schlaflosigkeit...) Aber sind die Ähnlichkeiten mit der Gegenwart nicht sehr deutlich?

joche

[onkel istvan]

Jetzt wo du es sagst... Mir ist in einer früheren Episode auch schon eine ähnliche Thematik aufgefallen, mir war nur nicht klar, ob sie sich auf Afghanistan oder Irak oder gar nix bezieht. Den Titel hab ich vergessen, es ist die, in der ein Wüstenvolk, das Deuterium aus dem Boden gewinnt, von den Klingonen terrorisiert und dann heldenhaft von Archer befreit wird. Passen würde es jedenfalls...

Stop DLW.

[Dr.Evil]

@onkel istvan

die Folge hieß "Marodeure"

[rayman]

@joche:

Ja, allerdings, das ist mir auch aufgefallen. Obwohl eine sehr gute und spannende Doppelfolge, finde ich es doch sehr bedauerlich, dass ENT mir langsam etwas zu "amerikanisch" wird, gerade weil StarTrek eigentlich immer für weitsichtige Ethik, bedachtes Handeln und Diplomatie stand. Naja, das scheint ja mit der 4. Staffel noch schlimmer zu werden

[joche]

@onkel istvan, Dr.Evil, rayman:

Sehr gut, dann habe ich mir das nicht nur eingebildet. Der weitere Verlauf der Handlung jetzt am Wochenende auf Sat1 bestätigt meiner Meinung nach den Verdacht, insbesondere in "Anomalie". Es gibt diverse deutliche Äußerungen von verschiedenen Leuten, zB von Trip: "Alle Spezies, denen wir begegnen, scheinen feindselig zu sein ...", oder von Archer (sinngemäß): "Ich werde tun, was ich tun muß, und wenn mir das Schwierigkeiten bereitet, werde ich damit Leben.", oder von einem der Piraten ganz am Ende: "Gnade ist eine Eigenschaft, die sie sich in der Ausdehnung nicht leisten können, Käpt'n ...". Hier wird die Verwandlung von Archer vom Forscher zum Krieger eingeleitet und gerechtfertigt, gerade so wie die Regierung der USA ihren Krieg rechtfertigt. Auch das aktuelle Thema "Folter" wird behandelt, und die Frage gestellt, ob diese unter bestimmten Bedingungen erlaubt sein sollte. Die Frage wird in "Anomalie" bejaht, zumindest werden entsprechende Handlungen als verständlich dargestellt. Immerhin gilt es, die Welt vor dem Bösen zu retten. Wo habe ich das nur schon mal gehört ...

Ich finde allerdings auch, das die Serie durch den kriegerischen Verlauf erheblich an Spannung und Dramatik gewinnt. Jedenfalls habe ich mich bei vielen der netten kleinen "Familiengeschichten" zB. auf der "Picard-Enterprise" doch sehr gelangweilt, besonders, wenn es mal wieder um die Crushers ging. Ich hoffe aber, Archer degeneriert nicht völlig zum "Grobian, der aber im Grunde ein guter Kerl ist". Da hätte man ja auch gleich eine Serie über G. W. Bush machen können! (konnte ich mir jetzt nicht verkneifen) Die Zeiten, in denen die Enterprise von einem europäischen Intellektuellen komandiert wird, sind aber auf jeden Fall lange vorbei (oder kommen noch, wie man's sieht). Das überhaupt irgend jemand aus der Besatzung auch nur einen französischen Namen trägt, scheint mir kaum vorstellbar.

joche

[joche]

Eine Frage habe ich noch: Kennt jemand ein großes amerikanisches Star-Trek Forum? Mich würde interessieren, ob die Zielgruppe das ähnlich sieht.

joche

[rayman]

@joche:

Da hast Du auch recht, ist schon sehr spannend zur Zeit; DS9 wurde auch erst richtig gut, als der Dominion-Krieg begann - so ist das nun eben mal, ein Krieg steigert halt mächtig die Dramatik. Das mit den Ami-Foren fände ich auch interessant, da kenn ich mich aber leider nicht aus.

[Valnar]

Ja so im großen und ganzen hab ich mir das auch gedacht. Allerdings bekommt die ganze Thematik später (so ab Folge 14-18) noch einige, sehr schöne, Aspekte. Vor allem bezüglich Degra. Aber ich will hier nicht so viel spoilern. So im allgemeinen finde ich die Bezüge zur 11. September Themathik schon recht deutlich. Und dramatischer wird es auf jeden Fall, wobei die Dramatik hier noch gar nichts gegen die ab Folge 18 ist. Allerdings befürchte ich, dass diese 08/15 Billig, emotionslos Synchro das ganze wieder kaputt machen wird.

[Benjamin Sisko]

Ich teile hier einige Bedenken betreffs der Story um die Ausdehnung auch wenn ich nicht alles gleich runterziehen möchte.

(und wieder die Frage: was passiert mit ihr im Verlauf der späteren Serien....)

Was Valnar sagt gibt Hoffnung.

Zur Synchro: Es gibt Leute die gucken lieber Originale und es gibt welche die lieber in der Muttersprache gucken. Ich gehöre zur zweiten Sorte und ich habe, wie ich denke die meisten dt. Zuschauer keine Probleme mit der Synchro. Für mich sind das halt die stimmen der Crewmitglieder. (und nicht die von Darkwing Duck *G*)

Gruß

Ben

[shane]

Ich mag auch lieber die Originalsyncro. Die deutsche Syncronisation von ENT ist echt einfach nur so dahingerotzt. Sorry für diesen Ausdruck, aber es ist leider so. Habe bisher noch keine Folge auf Deutsch zu Ende gucken können.

Die anderen Star Trek Serien gefallen mir auf Deutsch sehr gut. Bin quasi mit den deutschen TNG Stimmen aufgewachsen. Gucke zwar meist jetzt auch TNG auf DVD in Englisch, gönne mir aber auch ab und zu mal die deutschen von früher gewohnten Stimmen. Auch DS9 wurde gut syncronisiert. Die Streitgespräche zwischen Damar und Weyoun, die wir in der letzten Folge sahen, kommen im Deutschen fast genauso gut wie im Original rüber. Bei Ent dagegen geht im Deutschen sämtlicher Wortwitz verloren.

[Valnar]

Ein weiterer Vorteil der Orginalstimmen ist, dass die Schauspieler sie genau dann sprechen, wenn sie spielen und die Situation *erleben*. Das ist einfach etwas anderes als das abgelesene Synchro - Geplapper.

[onkel istvan]

@Valnar (persönliche Frage): Nennst du dich nach dem Valnar aus Vampires Dawn?

Das mit der Synchro ist bei ST ja ein Dauerproblem. Ich hab zwei Folgen von TAS auf Deutsch gesehen und fand`s mäßig, dann hab ich mir Englische geholt, und ich war begeistert. Es stimmt schon, manche Übersetzungen sind wirklich grottig, besonders wenn "spacige" Anglizismen verbaut werden, was meistens ziemlich peinlich klingt.

Den Vergleich DS9/Dominionkrieg-ENT/Xindi sehe ich (bisher)weniger, denn bei DS9 ging's um eine massive Invasion, bei ENT bisher nur um einen Angriff (man könnte jetzt fragen, wo die Erdverteidigung war...). Die letzten Episoden haben mir ehrlich gesagt gar nicht gefallen, zum ersten Mal hab ich mir überlegt, nicht mehr einzuchalten.

[joche]

@alle

Sagt mal, ich würde auch gerne die amerikanischen Versionen sehen, aber wo denn? Das einzige, was ich bisher in englisch sah, ist der Pilotfilm (auf Video). In diesem Forum aber scheint ja mindestens jeder Zweite die Originale zu kennen, muß man da einen besonderen Satelliten anpeilen, oder wie geht das?

joche

[Valnar]

@Istvan:

Ja genau nach dem

@joche:

Nein, ähm, das ist etwas anders ... warte ich schick dir ne PN

[K.L.F]

joche,

das wäre technisch gar nicht möglich in Europa zu empfangen, da die abstrahlenden Satelliten "hinter dem Horizont" liegen und damit für Europa unerreichbar sind.

Die einizige Möglichkeit ist und bleibt "das Netz".

[shizu_dax]

hey, das ist doch ein alter Hut bei amerikanischen Serien! Die nehmen doch immer aktuelle oder zeitgeschichtliche Themen in ihr Repertoire auf. Manchmal kommts mir auch so vor wie Gehirnwäsche - nach dem Motto:"Seht her, Bush hatte Recht, selbst in der Zukunft wird man so handeln". Aber da muss man drüber stehen und eben nur die Story sehen und nicht weiter hinterfragen.

[onkel istvan]

Tut mir leid, das kann ich nicht. Wir lesen in Englisch gerade einen Text, in dem ein Ami sein Land glorifiziert. Ich hab sehr schlecht geschlafen danach, denn der Typ glöaubt das wirklich, was er da schreibt. So was find ich unerträglich, das geht mir an die Nieren.

[Gast]

Tut mir leid, das kann ich nicht. Wir lesen in Englisch gerade einen Text, in dem ein Ami sein Land glorifiziert. Ich hab sehr schlecht geschlafen danach, denn der Typ glöaubt das wirklich, was er da schreibt. So was find ich unerträglich, das geht mir an die Nieren.

Das muss man halt einfach akzeptieren. Ich denke ein großteil der Amerikaner brilliert nicht gerade mit hoher Intelligenz (allen voran der Präsident). Und als ich erfahren habe, daß internationale wahlbeobachter nach Amerika geschickt wurden, was sonst überwiegend nur bei "Bananenrepubliken" der Fall ist, da musste ich schon lachen. Allerdings ist die Kombination aus übertriebenem Patriotismus und geistiger Dummheit schon besorgniserregend. Man kann aber nicht veralgemeinern, selbst in Amerika gibt es intelligente Menschen (denken wir nur daran, wieviele Nobelpreisträger aus den USA kommen).