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mit dem Gütesiegel des Würgers von Wolfenbüttel.

TOS 2x21 "Schablonen der Gewalt"


Obsidian Order

  

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Empfohlene Beiträge

  • 2 Jahre später...

Ich kann die Kontroversen nicht aus dem spiel lassen. Auch ich habe die Folge jetzt das erste Mal gesehen, da ich mir vor kurzem die zweite Staffel TOS gekauft habe. Und ich bin sehr zwiegespalten über diese Folge. Zum einen ist es eine tolle Kirk/Spock/Pille-Folge, mit fast schon unglaublich vielen Streitgesprächen zwischen den dreien, wie man sie bei TOS kennt und liebt. Ausserdem hat einer der Soldaten die Synchronstimme von Worf und der Parteivorsitzende die Synchronstimme von Chacotay. Bis dahin konnte ich das Ganze noch als amüsant empfinden.

Aber es gibt zwei schlimme Dinge, die einfach unentschuldbar sind:

1. Es wird gezeigt, dass sich durch Eliminierung eines Führers und seines Stellvertreters schlagartig alles zum Guten wendet. Leider nur schöne Utopie, da es immer jemand mind. genauso schlimmen geben kann, der sich an dessen Stelle setzt (siehe Afrika).

2. Als Kirk Professor Gill fragt, warum er ausgerechnet Nazi-Deutschland als Vorbild genommen hat, obwohl er doch Historiker sei, dachte ich bei der Anzwort, ich höre nicht richtig: "weil es der effizienteste Staat aller Zeiten war!" Das ist erstens völlig falsch, da auch Staaten wie z.B. die USA sich sehr schnell von der Weltwirtschaftskrise erholt haben. Was mich aber eigentlich daran stört, ist, das dieser Satz eine Art Bewunderung für Nazi-Deutschland ausdrückt. Sowas darf einfach nicht sein, vor allem von Star Trek erwarte ich da etwas anderes!

Von daher finde ich es auch gut, dass bis auf Premiere und Österreich noch niemand diese Folge auf Deutsch gezeigt hat. Für die Folge an sich bedeutet es dafür die 6, denn ich bin einfach schockiert, wie mit dem Thema hier umgegangen wurde. Selbst ENT mit "Stormfront" schneidet da noch besser ab, weil wenigstens keine Bewunderung für Nazi-Deutschland zum Ausdruck kommt.

Bearbeitet von De Malcolm
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  • 4 Jahre später...

Nun endlich auch im deutschen TV. Es war einfach an der Zeit, mit diesem veralteten Tabu zu brechen. Mit der Ausstrahlung von ENT "Sturmfront" oder VOY "Das Tötungsspiel", beides meiner Meinung nach weniger geistreiche Folgen mit Nazis, hatte ja auch keiner ein Problem.

Bewunderung für die Nazis (wie sie De Malcolm in seinem Post aus dem Jahr 2007 aufzeigt) finde ich in dieser Folge keine, denn Prof. Gill lag ja, wie man sehen konnte, vollkommen falsch. Vielmehr wird gezeigt, dass das nationalsozialistische System zwar die Wirtschaft unheimlich ankurbeln kann, aber immer in Tod, Zerstörung, Verfolgung und Krieg endet. So betrachtet eine durchaus gute ST-Folge!

Star Trek hat sich auch in dieser Folge, wie sooft, eines moralischen Themas angenommen. Klar und deutlich wird gegen den Nationalsozialismus Stellung bezogen. Diese Folge über Jahrzehnte zu tabuisieren war meines Erachtens nach nicht nötig.

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Naja, wenn die Zeitungsfritzen (ich bin ja auch ein Pressefuzzy) über nichts anders aufregendes berichten können, schreiben sie eben über eine 44 Jahre alte Star Trek Folge und Nazis... Aber, mal ehrlich, aufgeregt hat die Ausstrahlung der Folge heute sicher niemanden mehr in Deutschland und die meisten von uns Trekkies werden sie schon mal auf VHS oder DVD gesehen haben.

In Österreich wurde Schablonen der Gewalt übrigens anlässlich einer Star Trek Ausstellung im Technischen Museum vor ca. 11 Jahren dort mehrmals auf dem Bildschirm gezeigt. Ich habe bei der Ausstrahlung auf ZDFneo nicht geschaut, habe diesen Sender nicht. Allerdings habe ich den Sendetermin zum Anlass genommen die remasterte Folge auf DVD wieder mal zu gucken. McCoy als "besoffener" Naziarzt, der in seinen Stiefel nicht reinfindet ist schon ganz schön schräg...

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  • 7 Monate später...

Guten Tag,

Star Trek die originale Serie, hat sich in sehr vielen Bereichen die umstrittensten Dinge getraut. Eine Crew, die aus Amerikanern, einem Japaner, einem Russen, mit Spock auch einem Außerirdischen und einer farbigen Frau auf der Brücke. Für die 60er Jahre nahezu skandalös. Vor allem der Filmkuss zwischen Kirk und Uhura, wurde nahezu kriminell betrachtet und Anfangs auch herausgeschnitten.

Und eine Episode wie: Schablonen der Gewalt ist da kaum verwunderlich. Das finde ich sehr beeidruckend, da sieht, wie mutig Gene Roddenberry damals war.

Star Trek spielt in einer fiktiven Zukunft. Und auch der zweite Weltkrieg gehört nun einmal zu unser aller Vergangenheit. Man muss nicht stolz darauf sein aber es gehört nun einmal dazu. Und wenn es mit der Figur des Gill in ca.: 300 Jahren ein Mann gibt der sich für dieses für ihn längst vergangene Thema befasst und es auch gut findet, dann zeigt das doch, in welchem genialen Anspruch diese Serie hatte, Dinge zu zeigen die in unserer Zeit extrem skandalös in einer entfernten Zukunft jedoch unbedeutend geworden sind.

Sie aber wieder an Bedeutung gewinnen, wenn da einer ist, der sich zwar sein ganzes Leben damit befasst hat aber auch nach über 300 Jahren nicht mehr alles darüber wissen kann und somit den Fehler begeht ein unwissendes Volk damit zu konfrontieren. Was dadurch passiert, zeigt diese Folge.

Wenn man sich Star Trek ansieht und man sich in die Serie hineinversetzt, sollte man auch daran denken, es aus den Augen der Figuren zu sehen, also als würde man selbst in dieser Zukunft leben.

Gill fand das dritte Reich gut. Auch das ist Betrachtungssache. Man wollte ein Vereinigtes Reich. Die Grundidee war so an sich nicht verkehrt. Die größenwahnsinnige Umsetzung war jedoch extrem verheerend. Auch heute arbeitet man an einem vereinigten Europa. An welchem Punkt wir uns auf diesem Weg derzeit befinden, sieht und liest man jeden tag in den nachrichten. Wirtschaftskrisen usw.

Der Zwang der im dritten Reich ausgeübt wurde konnte nicht auf ewig funktionieren. Ähnlich wie in der DDR, in der das Volk bespitzelt und kontrolliert, mit der Mauer ja sogar eingesperrt wurde.

Die Episode war bereits seiht der 90ern in Deutschland Verfügbar auf Video und DVD. Dass sie in den 90ern nach synchronisiert ist wohl deutlich zu hören. Obwohl es die originalen deutschen Sprecher waren, klingen sie doch deutlich älter als zum Rest der Serie ähnlich wie bei der Neusynchronisierung der Trickfilmserie.

Ich finde die Folge sehr gut, gerade WEIL sie so umstritten ist und man damals in der den 60ern so mutig war, eine Geschichte zu zeigen die 45 Jahre später immer noch umstritten ist.

Das ist das was Star Trek groß gemacht hat. Eine Anspruchsvollere Serie wie es kaum noch einmal geben.

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Durch den jahrelangen "Verschluss" hierzulande wurde die Folge m.E. unnötig gehyped. Als ich sie vor ein paar Jahren das erste Mal sah, fand ich sie eher unterdurschnittlich -- inzwischen aber doch durchschnittlich :-)

Spannend ist die Folge aber aus medienhistorischer Sicht. Zeigt sich ja auch hier im Thread, dass die Aussage, dass das Dritte Reich "der effizienteste Staat" aller Zeiten war, extrem kritisch aufgenommen wird. Zu Recht natürlich! Wobei aber, da muss ich meine Erinnerungen aus meinem Geschichtsstudium-Intermezzo hervorholen, in den 1960er Jahren, gerade in der amerikanischen Geschichtsschreibung, das Dritte Reich durchaus noch als "effizient" bewertet wurde.

Dass Nazi-Deutschland, nach einem fiktiv angenommenen "Endsieg", wirtschaftlich schlecht da gestanden hätte, weil die ganze Kriegsindustrie auf Kosten des Allgemeinswohls und der Konsumgüter ging, kam eigentlich erst ein paar Jahre später in der Forschung an. (Oder? Bitte korrigieren, wer mehr weiss)

1968 wurde die Episode in den USA ausgestrahlt... da waren viele Diskussionen, die heute unsere Wahrnehmung über den Zweiten Weltkrieg prägen (wie z.B. der Historiker-Streit, als großes prominentes Beispiel aus den späten 1980ern) noch lange nicht geführt. Ich bin mir gerade auch nicht sicher, wie stark die ganzen Reeducation-Filme, wie z.B. "Todesmühlen" (direkt nach Kriegsende; hat u.a. Billy Wilder mitgearbeitet) überhaupt in den 1960ern in der amerikanischen Wahrnehmung verankert waren. Also in wie weit der amerikanische Zuschauer mit den Verbrechen des Holocaust damals überhaupt schon konfrontiert war.

Ich kann gut nachvollziehen, weshalb es damals den deutschsprachigen Fernsehsendern ein zu heisses Eisen war... Auch als in den 1970ern TOS dann in deutsche Fernsehen kam, war die Wahrnehmung der Zuschauer zu Weltkriegsthemen doch noch viel belasteter als beim amerikanischen Zuschauer fünf Jahre vorher.

Meinem Vorredner Admiral Utopia kann ich mich in so weit anschließen, dass ich es auch sehr gut finde, dass Paramount und der Produktionsstab das Thema überhaupt gemacht haben. Aber trotz des Mutes finde ich die Folge, einfach von der Geschichte und vom dramaturgischen Aufbau her, nicht so packend... TOS-Durchschnittsware :-)

Bearbeitet von BenSisko
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