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...die spezielle Spezialeinheit

Sektion 31 - Die Träne von Iconia


Legend

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Sophie staunte. Wo vor wenigen Minuten noch glänzende Hologitter zu sehen waren, herrschte nun finstere Dunkelheit und hätte Seven es ihr nicht vorher gesagt, wäre sie niemals auf die Idee gekommen sich in den Gängen eines holographischen Raumes zu befinden. Es dauerte einen Moment bis sie etwas erkennen konnte. Dem Raum wurden von ein paar flackernden Deckenleuchten gedämpftes, rotes Licht gespendet, die verzweifelt versuchten gegen dichten Rauch, dem man nicht zu entkommen schien, anzukämpfen. Es roch stechend und rußig. Irgendwo verbrannte Plastik und Metall, mutmaßte die Forscherin und drehte sich um. Tatsächlich. Hinter ihr brannte eine Konsole lichterloh und inmitten der Flammen erkannte man einen Föderationsoffizier, dessen Kopf in einer großen Blutlache lag. Er war eindeutig tot.

Angewidert drehte sich Sophie weg. Dieses Programm war so detailliert gemacht, dass es schon wieder geschmacklos war. Man konnte sogar das Blut des Toten durch die Hitze riechen.

Plötzlich vibrierte der Boden und dann wurde der Gang von einem heftigen Ruck erfasst. Sophie stürzte gegen die Wand und konnte sich noch gerade so an ihr festhalten. Was war das? Sie sah zu Seven, der ebenfalls Mühe hatte das Gleichgewicht zu halten.

„Das Programm simuliert einen Angriff. Das Schiff wird geentert. Unsere Aufgabe ist es die Eindringlinge zu bekämpfen!“, erklärte der Agent und das Schiff beruhigte sich wieder. Sophie hatte verstanden und strich sich den Schweiß von der Stirn. Es war wegen des Feuers so heiß, dass ihre Kleidung förmlich an ihrem Körper klebte.

„Passen Sie auf, gleich wird sich uns ein Angreifer von vorne nähern. Seien Sie bereit!“, wies Seven sie an und zog seinen Phaser aus dem Halfter. Die Französin atmete tief durch und tat es ihm gleich. Mit ausgestreckter Waffe warteten sie nun beide auf das, was ihnen bevorstand. Was hatte Seven nur programmiert? Würden sie wieder diesen fliegenden Kugeln begegnen oder würde sie es diesmal mit Menschen zu tun bekommen? Doch egal, sie hatte schon lange genug mit dem Agenten trainiert um auf das Schlimmste gefasst zu sein.

Unvermittelt waren Schritte waren zu hören. Dumpfe und schnelle Schritte. Sophies Atem wurde unregelmäßiger und ihre Schweißdrüsen schienen keinen Halt mehr zu heben. Eindeutig keine Kugeln. So gut sie konnte, versuchte Sophie im dichten Rauch mehr zu erkennen, ihre Sicht jedoch war auf wenige Meter beschränkt. Die Schritte wurden lauter und dann schließlich hatte sie etwas gesehen. Ein kräftiger, bewaffneter Mann kam auf sie zu. Ein Orionsoldat. Vollkommen überrumpelt ließ sie ihre Waffe etwas sinken. Seine realen Kollegen hatten ihre Mutter auf dem Gewissen, hatten sie wie ein Stück Vieh behandelt und dann ermordet. Das also sollte nun ihre erste „Begegnung“ sein. Unsicher legte sie den Phaser an und versuchte ruhig zu bleiben.

„Schießen Sie!“, flüsterte Seven ihr leise zu. Und sie gehorchte. Ein lautes Zischen ertönte und ein hellgelber Strahl verließ die kleine Waffe in Sophies Händen. Direkt und ohne dass er es richtig begriffen hatte, wurde der Angreifer zu Boden geschleudert und blieb tot liegen. Die Schützin senkte die Waffe und sah zu Seven. Zum ersten Mal hatte sie auf einen „Menschen“ geschossen. Und es war viel leichter gewesen als sie es sich jemals vorgestellt hatte. Ein Schuss und schon war der Feind tot… es war einfach. Zu einfach. Sie wollte sich miserabel fühlen, wollte in Tränen ausbrechen, aber nichts…

Lag es an ihr? War sie so gefühlskalt, das es ihr nichts mehr ausmachte Leben auszulöschen? Oder lag es nur daran, dass sie sich bewusst war, dass sie gerade nur ein Hologramm und kein Lebewesen ermordet hatte? Letzteres gefiel ihr wesentlich besser.

„Gut, das Zielen beherrschen Sie schon einigermaßen. Jetzt wird es allerdings etwas schwieriger. Ich werde Ihnen nicht mehr sagen, was auf Sie wartet.“, sagte Seven und reichte Sophie, die ihm gar nicht richtig zuhörte, ein Phasergewehr.

„Versuchen Sie es nun mit dieser Waffe, sie ist bei weitem effektiver!“

Wortlos nahm sie die Waffe entgegen und betrachtete sie. Sie war einen halben Meter lang, war aber leicht wie eine Feder. Auch lag sie perfekt in der Hand. Bebend legte sie das Gewehr an und sah durch das kleine Zielrohr, das auf der Waffe angebracht war. Vor ihr zeigte sich nun der Gang in einem grün gefärbten Licht. Nun war es ihr möglich trotz des dichten Rauchs die Umgebung gut erkennen zu können.

„Was sehen Sie?“, fragte Seven.

„Ich sehe eine Gestalt. Etwa zehn Meter entfernt von hier.“, flüsterte Sophie und schluckte. Seven schritt neben sie und betätigte eine Taste auf dem Zielgerät. Sofort wurde das Bild im Zielrohr vergrößert.

„Jetzt sehe ich es! Es ist ein Orion!“

„Gut, jetzt habe ich den Scharfschützenmodus aktiviert. Zielen Sie nun. Wenn Sie so weit sind, schießen Sie!“ Seven beobachtete sie genau. So gut Sophie es konnte richtete sie das Fadenkreuz auf die in grün eingefärbte Gestalt. Der Orion hielt anscheinend Wache, da er seine Waffe ruhig in den Armen hielt.

„Ich bin so weit.“, sagte sie schließlich und erkannte ihre Stimme dabei fast nicht wieder. Sie legte den Finger auf den Abzug und drückte ihn durch. Eine bläuliche Plasmakugel erschien, die sich ihren Weg unaufhaltsam in Richtung des Opfers bahnte. Doch kein Schrei, kein Wimmern war zu hören sondern nur eine leichte Explosion. Sophie hatte ihn verfehlt und die Wand getroffen. Nur Millisekunden später zischte ein Phaserstrahl in Sophies und Sevens Richtung zurück und hätte der Agent sie nicht im letzten Moment zu Boden geworfen, wäre Sophie getroffen worden.

„Schalten Sie ihn aus!“, schrie Seven aufgebracht. Benommen stand sie wieder auf und legte ohne klar denken zu können erneut die Waffe an. Aber sie hatte gar nicht mehr die Chance in das Zielvisier zu sehen, denn urplötzlich kam der Angreifer auf sie zugelaufen und feuerte erneut einen Strahl ab. Er streifte Sophie am Arm und sie stieß gegen die Wand. Doch sie hatte keine Zeit um durchzuatmen. Flink holte sie mit dem Gewehr aus und schlug dem Angreifer gegen den Kopf. Der taumelte nach hinten und stolperte. Ohne zu zögern richtete sie ihre Waffe auf ihn und feuerte eine tödliche Ladung ab. Der Orion gab noch nicht einmal einen Laut von sich, als die Plasmakugel ihn tötete.

Sophie ließ die Waffe fallen und schritt erschrocken zurück. Nun hatte sie schon zum zweiten Mal gemordet. Es häufte sich. Ihr Blick fiel auf ihren Oberarm, der von dem Phaserstrahl getroffen worden war. Ein Loch hatte sich in den Stoff eingebrannt. Doch ihre Haut war nicht verletzt. Gut, dass Seven die Sicherheitsprotokolle angelassen hatte.

„Für einen Moment habe ich gedacht, Sie würden es nicht schaffen.“, sagte Seven und hob das Gewehr wieder auf. Gerade als Sophie ihm antworten wollte, wurde plötzlich eine Tür in ihrer Nähe aufgesprengt. Sophie und Seven fuhren herum und drei Orionsoldaten kamen in den Gang geeilt. Intuitiv rannte Sophie nach hinten. Auch Seven setzte sich in Bewegung und folgte ihr. Einige Phaserstrahlen zischten über ihre Köpfe hinweg und verfehlten sie nur knapp. Sophies Puls raste. Was sollte sie jetzt tun? Die Orion verfolgten sie. Die Französin bekam Angst. Keine Angst vor den Orion, sie hatte Angst zu versagen. Sie musste es einfach schaffen.

Die beiden erreichten eine Kreuzung. Doch egal wo sie hinwollten, von allen Seiten waren Stimmen zu hören.

„Verdammt, sie haben uns eingekreist!“, rief Sophie. Seven nickte und sah sich konzentriert um.

„Da vorne, gehen Sie hinter dem Schott in Deckung!“, erwiderte er und zeigte auf ein herabgefallenes Metallschott, das ihnen hoffentlich Schutz bieten würde. So schnell sie nur konnte, rannte sie dorthin und entkam dabei nur knapp einem Phaserschuss ihrer Verfolger. Auch Seven ging neben ihr In Deckung. Und wenige Sekunden später hatten beide schon ihre Waffen auf die Angreifer gerichtet. Doch ehe sie sich versahen, kamen auch schon zwei Soldaten zu ihrer Rechten aus einem Gang gelaufen. Gegen fünf kamen sie nicht an.

Aber sie musste handeln. Jetzt oder nie. Vielleicht hatte sie Glück und das Überraschungsmoment war auf ihrer Seite.

Hastig kam Sophie hinter ihrer Deckung hervor und feuerte blindlings in den dichten Rauch, in der Hoffnung irgendeinen dieser Söldner zu treffen.

„Was tun Sie da? Gehen Sie wieder in Deckung!“, hörte sie Seven im Hintergrund schreien, aber sie achtete nicht auf ihn und machte weiter. Doch Sophie achtete nicht auf ihn und machte weiter. Sie würde nicht aufgeben. Sie musste es schaffen! Ein Schrei ertönte und dann ein dumpfes Poltern. Einen hatte sie getroffen. Im nächsten Moment jedoch sah sie nur noch, wie ein rot-orangener Strahl in ihre Richtung geschossen kam. Sie ließ die Waffe fallen und hielt ängstlich die Hände vor ihr Gesicht. Doch anstatt dass der Phaserstrahl sie traf, geschah nichts. Am ganzen Körper zitternd sah sie sich verwirrt um. Alles war wie eingefroren. Der Phaserstrahl war nur wenige Zentimeter vor ihrer Brust zum Stillstand gekommen und verharrte jetzt in der Luft.

Seven kam zu ihr und schüttelte genervt den Kopf.

„Sie sind tot! Das Training ist hier vorbei.“, sagte er und hob Sophies Waffe vom Boden auf. Die Archäologin aber verstand die Welt nicht mehr. Zu viel war gerade geschehen.

„Sie hätten sich an meine Anweisungen halten sollen. Ihr Alleingang war vollkommen irrational. Computer, Programm beenden.“

Die düstere Umgebung löste sich immer mehr auf, bis schließlich nur noch das blanke Hologitter zu sehen war. Nachdem Seven zum Ausgang gegangen war und dort die Waffen wieder in den dafür vorgesehenen Kasten gehängt hatte, drehte er sich wieder zu der immer noch geschockten Sophie um.

„Jetzt weiß ich, dass Sie nicht für diese Mission geeignet sind!“

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Hey, coole Szene. Toll finde ich, dass Du Sophie mit ihrem größten Angstfeind konfrontierst. Die Orione-Soldaten verkörpern alles, was Sophie hassen dürfte, da sie ihre Mutter getötet haben.

Außerdem trifft sie ihre zweite größte Angst: Auf der Mission zu versagen. Den anderen nicht gerecht zu werden!

Bin gespannt, wie sie mit dieser Niederlage innerlich fertig wird und wie sich dies aus Sicht von Seven auf das Team auswirken wird.

Du solltest den Text aber nochmal durchlesen. 2 - 3 Mal sind doppelte Worte und sogar ein doppelter Satz drin ;)

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Ja die Orions erscheinen unheimlich...liest sich gut und hält mich am lesen fest...liegt sowohl am Schreibstil als auch am Inhalt.

Zitat: "Ein isotonisches Getränk. Es wurde von der andorianischen Sportakademie entwickelt. Aus was es besteht kann ich Ihnen jedoch nicht genau sagen. Aber der Urin des salarischen Panters ist ein wesendlicher Bestandteil.“,

-----> "faszinierend, Augenbraue heb" :geek:

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Sophie hörte auf zu erzählen und sah an ihrer Freundin Wiki vorbei zu den Fenstern des Quartiers, durch die man die Sterne sehen konnte, die in langen, weißen Linien an vorbei zu ziehen schienen. Durch das Fenster über dem Tisch waren die weißen Sterne zu sehen, die schnell an ihnen vorbeizogen.

„Ich kann es einfach nicht glauben! Wie konnte mir das nur passieren?“, fragte die Archäologin laut und schüttelte den Kopf. „Wie habe ich nur so die Kontrolle über mich verlieren können? Ich weiß einfach nicht, was in mich gefahren ist. Seven hat mir doch ausdrücklich gesagt, dass ich in Deckung bleiben soll!“

Wiki, die auf einem Schreibtisch vor Sophie stand, runzelte die Stirn und verschränkte die Arme.

„Du bist viel zu streng zu dir! Er hat dich mit den Orion überrumpelt! Es ist doch ganz normal, dass du beim Anblick der Mörder deiner Mutter… nervös geworden bist. Ich hätte reagiert.“, versuchte Wiki sie zu beruhigen.

„Du bist nicht dabei gewesen! Ich bin einfach durchgedreht. So etwas hätte mir einfach nicht passieren dürfen.“ Wütend schüttelte Sophie den Kopf und griff in die Seitentasche ihrer Hose. Sie nahm die goldene Taschenuhr ihrer Mutter heraus und hielt sie fest umklammert.

„Auch wenn es Orion waren, ich hätte und auf Sevens Befehl hören müssen. Aber was habe ich getan? Wie wild habe ich um mich geschossen und dabei noch nicht einmal etwas gespürt, als ich einen getroffen habe. Es hat mir nichts ausgemacht zu töten. Gar nichts!“

„Es war dein allererstes Training. Seven kann nicht erwarten, dass du mit so vielen Angreifern sofort fertig wirst. Das war schlichtweg unfair von ihm. Und nur weil du nichts dabei gespürt hast, als du die Orion erschossen hast, macht das dich noch lange nicht zu einer skrupellosen Mörderin. Es waren schließlich nur Hologramme!“, erklärte Wiki und überlegte.

„Na gut, ich bin zwar selbst eins, aber trotzdem kannst du das nicht so ernst nehmen. Es ist etwas komplett anderes jemanden auf dem Holodeck zu töten als in der Realität. Das muss man klar trennen. Selbst in meiner Datenbank gibt es dazu viele Studien, die sich damit befasst haben und…“

„Studien interessieren mich aber nicht, Wiki! Hier geht es um mich, darum dass ich total...“

„Du musstest dich verteidigen.“, unterbrach sie Wiki und schüttelte den Kopf. „Wenn du nicht geschossen hättest, dann hätten es die Orion getan. In deiner Situation hätte jeder so gehandelt.“

„Natürlich musste ich mich verteidigen, aber nicht so wie ich es getan habe. übertrieben. Stell dir vor das wäre kein Training auf dem Holodeck gewesen. Es ist kaum auszudenken, was alles hätte geschehen können. Dasselbe könnte mir auf der bevorstehenden Mission noch einmal passieren. Und dort wird es dann keine Sicherheitsprogramme geben, die mir und den anderen das Leben retten können.“ Sophie machte eine Pause und senkte bitter ihren Blick.

„Ich habe versagt. Einfach versagt. Ich dachte, ich wäre besser, ich würde das schon irgendwie schaffen, aber da habe ich mich getäuscht. Ich bin nichts als ein Hindernis für diese Mission.“ Sie ließ den Kopf sinken und setzte sich auf den Rand ihres Bettes. Wiki sah sie dabei mit trauriger Mine an.

„Was soll ich nur tun?“, fragte Sophie leise und öffnete behutsam die kleine Taschenuhr in ihren Händen. Sie sah auf das beschädigte Ziffernblatt und wurde wieder daran erinnert, dass das Uhrwerk kaputt war.

„Na ja, es gibt für dich nur zwei Möglichkeiten.“, begann Wiki langsam. Sophie blickte teilnahmslos zu ihrer Freundin auf.

„Du siehst doch selbst, dass wir nicht in diese Welt gehören. Sektion 31, die Agenten, die Gefahren, die überall lauern, und die Orion. All das sind Dinge, mit denen wir nie etwas zu tun hatten. Und wenn es dir wirklich im Moment so schlecht geht, dann… dann wäre es das Beste, wenn wir unsere Sachen packen würden und zurück nach Bajor fliegen. Du weißt, dass ich bestimmt nichts dagegen hätte.“

„Aufgeben?“, Sophie war auf einmal wieder hellwach. Nein, das kam für sie nicht in Frage.

„Das kann ich nicht. Nicht nach all dem, was passiert ist. Ich habe Dan versprochen, ihm bei der Suche nach der Träne von Iconia zu helfen. Das hier ist die einzige Chance herauszufinden ob es dieses Artefakt wirklich gibt oder nicht. Aber es geht nicht nur darum. Ich muss die Arbeit meiner Mutter zu Ende bringen. Ich will nicht, dass sie umsonst gestorben ist. Ich muss den Grund herausfinden, wofür sie wirklich ihr Leben lassen musste. Und bevor ich das nicht weiß, ist es für mich nicht zu Ende.“, erklärte sie ernst. Wenn es etwas gab, das ihr klar war, dann das.

„Dann bleibt dir nichts anderes übrig als dich zusammenzureißen und zu versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Die Mission ist kein Kinderspiel und ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustoßen würde.“

Wiki hielt auf einmal inne und betrachtete mit traurigen Augen ihr Gegenüber.

„Du machst mir in letzter Zeit Angst. Ich erkenne dich nicht wieder, du … Sophie. Wenn du noch nicht einmal dir selbst vertraust, kann diese Mission nicht funktionieren.“

Sophie dachte lange über die Worte ihrer Freundin nach. Sie hatte Recht, sie hatte sich verändert und zwar nicht zum positiven. Was war nur mit ihr los? Wo waren ihre Fröhlichkeit, ihr Optimismus und ihre Willenskraft geblieben? Fort waren sie und zurückgelassen hatten sie nur ein kleines stück Elend. Erst der Tod ihrer Mutter, dann der heftige Streit mit Dan und jetzt auch noch die Sache auf dem Holodeck. All das hatte sie wohl nicht verkraftet. Aber sie durfte nicht aufgeben, sie musste sich zusammenreißen. Schwach lächelte sie Wiki an.

Plötzlich vibrierte das Schiff fast unmerklich und durch das Fenster konnte man wieder klar die weißen Sterne im All erkennen. Das Schiff war unter Warp gegangen.

„Wright an LaCroix!“, ertönte es aus dem Interkom. „Wir haben Cortus VII erreicht. Machen Sie sich für die Mission bereit und kommen Sie zum Shuttlehangar. Wright Ende!“ Stille herrschte in dem engen Quartier. Wiki sah Sophie gespannt an und wartete, bis Sophie sich auf einmal entschlossen erhob.

„Ich werde die Mission fortführen. Und ich werde wieder zu der Sophie werden, die du kennst. Du musst mir Zeit lassen“

„Ich bin auf jeden Fall für dich da, Sophie. Du kannst dich auf mich verlassen.“, erwiderte Wiki und schenkte ihr ein Lächeln. Sophie nickte erleichtert und ging zu ihrem Kleiderschrank. Dort nahm sie die Kleider heraus, die Dan ihr für die Mission bereitgestellt hatte: Eine schwarze, dicke Winterjacke, eine schwarze Schneehose und dazu passende Stiefel. Er hatte ihr gesagt, dass es in ein eisiges Hochland auf Cortus VII gehen würde und dass die Temperaturen dort weit unter null Grad Celsius lagen. Sie freute sich darauf wieder Schnee und Eis zu sehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen mochte sie den Winter mindestens genau so sehr, wie den Sommer. Sie liebte es, wenn der eiskalte, peitschende Wind ihr die Lippen gefrieren ließ und sich die Landschaft in ein weißes Paradies verwandelte.

Nachdem sie ihren Schneeanzug komplett angezogen hatte, ging sie zu Wiki und befestigte sie an ihrem linken Arm. Die Suche nach der Träne von Iconia konnte losgehen.

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Hey Legend,

der neue Teil ist wieder eine schönes Stück deiner Charakterstudie von Sophie. Mir gefällt es sehr gut, wie Du sie beschreibst und ich denke ich kenne sie inzwischen sehr gut. Du hast Dir viel Zeit genommen sie zu beschreiben und dies finde ich sehr wichtig, damit sich der Leser mit ihr identifizieren und sich in sie hinein versetzen kann.

Supi! :thumbup:

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Danke für das große Lob und für das aufmerksame Lesen.

Ich hoffe, dass euch auch weiterhin interessiert wie es mit Sophie und Co weitergeht.

Doch bis es soweit ist, gibt es hier noch einmal die ganze Story bis zum Ende von Kapitel 4 als PDF zum Download.

Viel Spaß beim Lesen und frohe Weihnachten.

Gruß Legend

Sektion 31: Die Träne von Iconia - Bis Ende Kapitel 4

Bearbeitet von Legend
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  • 2 Wochen später...
  • 2 Wochen später...

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Kapitel 5

Nachdenklich saß Sophie an einem kleinen Fenster im hinteren Bereich des Cockpits des Shuttles Columbus. Vor wenigen Sekunden hatte sie noch die weite Wolkendecke von Cortus VII, die im grellen Schein der Sonne gelblich geschimmert hatte von oben sehen können. Jetzt hingegen war alles um sie herum von einem grauweißen, nebligen Schleier umgeben. Sie flogen mitten durch die Wolken.

Die Archäologin sah hinunter auf ein Daten-PADD, das sie in den Händen hielt. Es enthielt eine genau, übersetzte Kopie der iconianischen Sternenkarte zu der der Verfasser für jeden Ort, an dem einer der vier Splitter versteckt war, einen kurzen Text geschrieben hatte. Das kam dem Sektion 31 – Team nun zu Gute.

Vorsichtig fuhr Sophie mit dem Finger über die Sternenkarte und berührte das Bild eines kleinen Planeten, der Cortus VII darstellte. Es erschien ein Fenster, in dem ein kurzer Text angezeigt wurde. Er erzählte davon, dass die Iconianer einen Splitter des Artefakts kurz vor ihrer Vernichtung einem König namens Nebukat als vermeintliches Geschenk überreicht hatten, in der Hoffnung, dass er dort sicher sein würde. Natürlich hatten sie dem fremden Herrscher nichts von den Kräften des Splitters erzählt. Zu groß war die Gefahr, dass auch er den Versuchungen erliegen würde. Und tatsächlich hatten sie Glück, denn Nebukat hatte das „Geschenk“ in Ehren gehalten und an seine Nachkommen weitergegeben, wie Sophie und Wiki nach der Abgleichung verschiedener Berichte und Schriftstücke über Cortus VII herausgefunden hatten. Der Stein musste also auch noch nach vielen Jahrtausenden im Besitz der Nachkommen von König Nebukat gewesen sein. Somit ist die Entscheidung, wo sie mit ihrer Suche beginnen sollten, den Agenten nicht schwer gefallen: An der einzigen noch erhaltenen Grabstätte auf Cortus VII. In ihr waren über viele Jahrtausende die Könige des Planeten begraben worden. Esther hatte sich sofort an die Arbeit gemacht und in den archäologischen Archiven verschiedener Kulturen nach der Grabstätte gesucht. Und tatsächlich ist sie in den Aufzeichnungen eines Forschungsteams, das den Planeten vor wenigen Jahren besucht hatte, auf einen knappen Bericht über den Tempel gestoßen. Darin hieß es, dass er sogar noch halbwegs intakt war, was Sophies archäologisches Herz hatte höher schlagen lassen.

Wie würde dieses Grabstätte wohl aussehen? Sie hatte schon so viele verschiedene gesehen, dass es schwer war sich ein genaues Bild davon zu machen. Besonders weil sie laut Esther in einen Berg eingehauen war. Und inmitten einer Schneelandschaft sollte er auch noch liegen...

Wenn der Splitter irgendwo sein konnte, dann war dieser Ort der wohl wahrscheinlichste. Doch zu hundert Prozent konnten sie sich nicht sicher sein. Es waren so viele Jahrtausende vergangen, der Splitter könnte überall sein. Irgendwo auf dem Planten oder irgendwo anders in der gesamten Galaxie. Niemand wusste es, doch Sophie hoffte inständig, dass er sich in dieser Grabstätte befinden würde…

Sie legte das PADD zur Seite und sah in den vorderen Bereich des Cockpits zu den Agenten. Dan steuerte das Shuttle und war damit beschäftigt den leichten Turbolenzen in der Atmosphäre entgegenzuwirken. Neben ihm saß Vorox, der sich einige elektronische Landkarten ansah. Hinter den beiden; in der zweiten Sitzreihe; saßen Seven und Esther. Sie hatten wie Sophie keine Konsole, was wie das gesamte Design des Shuttles unüblich war. Die Columbus musste genau wie die Isis unheimlich fortschrittlich sein. Als sie sich vorhin auf ihren Platz gesetzt hatte und sie Durst bekommen hatte, ist sofort ein Glas Maracujasaft neben ihr repliziert worden. Konnte jetzt auch noch dieses Schiff Gedanken lesen?

„Ich habe eine geeignete Landestelle isoliert, Sir!“, meldete Vorox und gab einige Koordinaten in den Computer ein.

„Gute Arbeit. Es wäre sehr riskant gewesen auf einem Krater zu landen. Wir wissen nicht, wie dick dort das Eis ist.“, erwiderte Dan, der sich die besagte Landestelle auf der Navigationsanzeige ansah.

„Krater?“, fragte Sophie verwirrt. „Was meinen Sie damit? Ich dachte, da unten gäbe es nur Berge und Schnee.“

„Berge, Schnee und Krater. Viele Krater.“, verbesserte sie Esther. Genau in diesem Moment verließ das Shuttle die graue Wolkenschicht und durch die Frontscheibe war die unglaubliche Landschaft von Cortus VII zu sehen. Eine fast endlose Szenerie voller schneebedeckter Berge, deren Spitzen mächtig in den Himmel ragten, erstreckte sich unter dem kleinen Shuttle. Aber das das war noch das Unbeeindruckendste. Statt Tälern befanden sich riesige Krater zwischen den Gipfeln, die sich so weit das Auge reichte über die Landschaft verteilten. Manche Krater waren so tief, dass man deren Grund nicht mehr erkennen konnte, andere waren mit einer schneeverwehten Eisschicht bedeckt. So etwas Außergewöhnliches hatte Sophie noch nie in ihrem Leben gesehen. Und sie würden dort unten landen.

„Unglaublich…“, murmelte die Archäologin faszinierend. Wie ein kleines Kind, das vor einem leuchtenden Weihnachtsbaum stand, stand sie mit öffnen Mund vor dem Fenster.

„Eine äußerst seltsame und menschliche Art um diese Landschaft zu beschreiben.“, antwortete Vorox.

Mit erhobenen Augenbrauen legte der Vulkanier die Karten bei Seite und drehte sich ein wenig in Sophies Richtung.

„Es ist verwunderlich, dass Sie Ihnen eine solche Landschaftsform fremd ist. Ein Meteoritenhagel hat den Planeten vor etwa einhunderttausend Jahren heimgesucht

Sophie konnte es kaum glauben. Meteoriten waren überall auf diesem Planeten eingeschlagen? Das mussten riesige Brocken gewesen sein. Kein Wunder, dass die ganze Bevölkerung dabei umgekommen war. Sie musste nur daran denken, dass ein einziger Meteorit auf der Erde gereicht hatte, um die Dinosaurier auszurotten.

„So etwas ist keine Ausnahme. Es geschieht relativ häufig. Nur unsere Rassen bekommen davon nur wenig mit. Die Erde oder Bajor beispielsweise haben hatten bisher Glück gehabt. Geschehen kann so etwas aber immer.“, ergänzte Esther in einem beifälligen Tonfall und lediglich Dan nickte ihr zu.

„Durch diesen Zwischenfall wurden aber nicht nur die Städte und die Landschaften des Planeten zerstört, auch das elektromagnetische Spektrum wurde stark in Mitleidenschaft gezogen.“, sagte er, während er das Shuttle ein wenig tiefer flog.

„Elektromagnetisches Spektrum wurde zerstört? Sie meinen, es ist uns nicht möglich technischen Geräte zu benutzen?“ Sophie runzelte die Stirn. Sie hatte schon von Planeten gehört, auf denen das der Fall war. Doch dass Cortus VII zu ihnen gehörte, war ihr neu.

„Nicht ganz. Es ist uns möglich technische Geräte zu benutzen, allerdings nur solche mit einer niedrigen Impulsfrequenz. Wir können die Geräte auf einer Reichweite von ein bis zwei Metern benutzen. Das gilt insbesondere für unsere Tricorder oder Kommunikationsgeräte. Das bedeutet wiederum, dass wir Wärmebildabtaster verwenden müssen.“, erklärte Vorox und hob eine Schutzbrille hoch.

„Sie sind in unseren Schutzbrillen integriert. So wird es uns möglich sein wenigstens wilde Tiere entdecken zu können.“

„Wilde Tiere?“, dachte sich die Archäologin und sah aus dem Fenster zu dem eisigen Gebirge. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte Vorox vor ihrer Abreise gesagt, dass in diesem Hochland Temperaturen von weniger als minus 50 Grad Celsius herrschen mussten. Sie konnte sich nur schwer vorstellen, dass in einer solchen Umgebung viele Tiere leben konnten. Oder dass überhaupt irgendwelche Lebensformen den Meteoritenhagel überlebt hatten.

All das Eis, die Krater, die fremden Lebewesen… Je länger Sophie über all die Dinge nachdachte, die sie da unten erwarteten, und sie die Landschaft betrachtete, desto mehr besserte sich ihre Laune. Die Außenmission war die Abwechslung, die sie brauchte. Die ganzen letzten Tage hatte sie damit verbracht in ihrem Quartier nach ihrer Mutter zu trauern. Jetzt würde sie endlich wieder ein Stück weit einfach nur Archäologin sein und auch auf andere Gedanken kommen können.

„Ich hoffe nur, dass unsere Bemühungen das ganze überhaupt wert sind.“, knurrte Seven und sah zu den anderen in die Runde. Sophie schmunzelte. Nicht einmal er konnte ihr jetzt ihre Laune verderben.

„Ich setze zur Landung an. Wir werden auf der anderen Seite das Kraters, gegenüber des Eingangs des Tempels’ landen müssen. Nur dort ist der Boden fest genug.“, sagte Dan und zeigte mit dem Finger auf die elektronische Karte.

„Wir werden also, wie bereits vor dem Abflug besprochen, die Schneemobile benutzen. Ich hoffe, Sie haben nicht verlernt, wie man sie steuert.“, ergänzte Dan und sah dabei besonders die Archäologin mit einem leicht verschmitzen Lächeln an.

„Keine Sorge, ich weiß es noch.“ Kurz vor ihrem Abflug hatte Dan ihr erklärt, wie man mit Schneemobilen umging. Aber schon aus früheren Ausgrabungen her kannte die Forscherin sie. Es war also ein Leichtes für sie diese speziellen Fahrzeuge auch hier zu benutzen.

Die Columbus blieb auf einmal schwebend in der Luft stehen und setzte zur senkrechten Landung an. Langsam sank das Schiff immer weiter dem Erdboden entgegen. Der kalte Wind schlug brutal gegen die Wände des kleinen Shuttles und ließ es stark vibrieren. Sophie war heilfroh, als Seven einige Schutzhelme und Atemmasken aus einem Fach herausnahm und sie an die Anwesenden verteilte.

„Zusammen mit Ihrer Schutzkleidung werden die Helme und die Atemmasken Sie vor dem Wind und der Kälte schützen.“, sagte er, als er Sophie die Ausrüstung reichte und sie sofort begann sich umzuziehen.

Fast unmerklich setzte die Columbus mit ihren Landestützen auf dem harten Schneeboden auf und blieb stehen.

„Machen Sie die Schneemobile einsatzbereit! Lassen Sie uns keine Zeit mehr verlieren.“, befahl Dan und sah dabei Vorox, Seven und Esther an. Die nickten, zogen sich windsicher an und setzten ihre Brillen auf. Dann gingen sie zum Ausgang, der im hinteren Teil des Shuttles lag und öffneten die Tür. Ein kalter Windstoß und mit ihm einige Schneeflocken bliesen in das Innere des Schiffes hinein. Sophie erschauderte. Es war eiskalt.

Als die Agenten das Shuttle verlassen hatten und die Tür sich wieder geschlossen hatte, zog auch Dan sich seine Kleidung an. Endlich waren sie da. Das Herz schlug Sophie bis zum Hals. Sie konnte es kaum erwarten diese Grabstätte zu sehen und über den Eissee zu fahren.

„Sophie?“, begann Dan, der sich fertig angezogen hatte. Die junge Frau sah erwartungsvoll zu ihm auf.

„Ich habe mit Seven gesprochen.“, fuhr er fort und Sophie nickte leicht. Darum ging es also. Sie hatte sich schon gefragt, wann er sie auf den Zwischenfall auf dem Holodeck ansprechen würde.

„Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich Ihnen keinen Vorwurf mache. Es war schließlich Ihr erstes Training. Ich kann schließlich nicht sofort erwarten, dass sie alles perfekt machen.“

Sophie war erleichtert, dass er das sagte. Er sah es genau wie Wiki.

„Sie müssen mir nur versprechen, dass sich so ein Fehlverhalten nicht wiederholt. Das ist eine sehr wichtige Mission. Wir können es uns nicht leisten, ständig auf Sie Rücksicht zu nehmen.“, bemerkte Dan, woraufhin Sophie leicht rot wurde.

„Ich werde mein Bestes geben! Darauf können Sie sich verlassen!“

„Gut, dann lassen Sie uns zu den anderen gehen und diesen Splitter so schnell wie möglich finden!“ Mit diesen Worten gingen Sophie und Dan in voller Montur zum Ausgang des Shuttles. Jetzt würde ihre Suche wirklich beginnen…

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Hey Legend, sorry kam erst heute dazu Dein neues Kapitel zu lesen!

Zu deinem Schreibstil brauch ich mich ja nicht jedes mal zu wiedeholen (auch wenn man sicher ein Lob immer wieder gerne hört ;)).

In deiner Darstellung der Szene hat mir besonders die Beschreibung von Cortus VII gefallen. Sehr detailreich und schön. Toll finde ich auch, dass man jetzt mit der eigentlichen Suche in Form einer Außenmission anfängt, so dass vielleicht auch mal etwas Action hinzukommt. Dies ist keine Kritik. Mir haben deine bisherigen Kapitel, die vor allem Charakterstudien waren sehr gut gefallen, für die Abwechslung wäre nun aber etwas Action durchaus gut.

Somit erwarte ich bereits gespannt, wie es weiter geht auf Cortus VII und wie Sophie ihre erste Außenmission mit der Section übersteht!

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Bei der Außenmission wirds bestimmt kalt sein...

Ein Schiff welches Gedanken liest gibts auch.... das wär mir aber nüscht.... :unsure:

....für die Abwechslung wäre nun aber etwas Action durchaus gut.
Aber nicht zuviel^^...der schöne ruhige Eisplanet ^^mit den wilden Tieren.....vielleicht gibt's da ja auch Eisbären....
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  • 2 Wochen später...

Der eiskalte Wind peitschte Sophie pfeifend ins Gesicht, als sie das Shuttle verließ. Ihr erster Blick galt dem Himmel von Cortus VII, den dicke, dunkelgraue, Wolken hinter sich verbargen. Es schneite ein wenig, doch die winzigen Flocken waren nichts weiter als Spielbälle für den Wind, der sie erbarmungslos umherwirbeln ließ. Sophie lächelte schwach und setzte sich in Bewegung. Bei jedem ihrer Schritte knirschte die dünne Schneesicht auf dem Boden so, als würde sie über einen alten Holzboden gehen.

Nach einigen Metern blieb sie stehen und ließ die fremde Umgebung erneut auf sich wirken. Es war totenstill um sie herum, denn der Wind hatte eine kurze Pause eingelegt. Nur ihr eigener Atem ertönte in regelmäßigen Abständen durch die Atemmaske und hörte sich dabei wie ein antiker Lungenapparat an. Doch ansonsten herrschte absolute Ruhe. Kein Tier, kein raschelndes Blatt eines Baumes machte auf sich aufmerksam. Das hier war kein Planet, sondern ein Friedhof.

Sophie fröstelte. Die gesamte Bevölkerung war durch die Kometen getötet worden. Überall wo heute riesige Krater waren, könnte sich früher ein Dorf oder eine ganze Stadt befunden haben. Es war alles vernichtet. Das Einzige, das von dieser Kultur übrig war, war die Grabstätte, nach der sie suchten. Sie war der einzige Ort, der vielleicht etwas über die vergessene Kultur auf Cortus VII erzählen konnte. Zu schade, dass sie nicht mehr Zeit haben würden. Sie hätte Monate hier verbringen können, um alles ganz genau zu erforschen. Aber jetzt hatten sie einen anderen Auftrag.

Die Archäologin schüttelte den Kopf und ging zu Seven und Dan, die gerade das letzte Schneemobil aus dem Laderaum des Shuttles geholt hatten.

„Das ist Ihr Schneemobil.“, sagte Dan an Sophie gewandt. Seine Stimme klang durch das Kommsystem in ihrem Helm verzerrt und noch tiefer als sonst. Sie nickte und begab sich langsam dem Fahrzeug. Es war fast zwei Meter lang und vollkommen schwarz. Vorne hatte es eine lange Schnauze, auf der eine dunkelblau schimmernde Windschutzscheibe angebracht war. Geschickt, schließlich war das nicht ihr erstes Schneemobil, stieg sie auf den Sitz und betrachtete das Armaturenbrett. Eigentlich hatte es nichts besonderes, das andere Modell nicht hatten. Nur das Display des Navigationssystems zeigte in großen, roten Lettern „Fehler!“ an. Wie Dan gesagt hatte, die Interferenzen beeinträchtigten viele Systeme.

„Sind alle so weit fertig?“, fragte Dan, der bereits auf seinem Schneemobil saß und sich zu den anderen Agenten umgedreht hatte. Esther hatte jetzt Platz in ihrem Fahrzeug genommen und war so weit fertig. Sophie wusste nicht, ob sie es sich nur einbildete, aber es kam ihr vor, als würde Esther sie beobachten.

„Wie Sie selbst merken, wird der Schneefall immer stärker. Wir müssen also langsam fahren, wenn wir auf dem Eis sind. Es ist sehr wichtig, dass wir nicht vom Kurs abkommen, da unser Navigationssystem nicht funktioniert. Ich schlage daher vor, dass wir dicht hintereinander fahren. Ich als erster, Vorox und Seven hinter mir und dann zum Schluss Esther und Sophie. Gibt es dazu noch Fragen?“

Alle schüttelten den Kopf und Dan wandte sich wieder von ihnen ab.

„Gut, dann geht es jetzt los.“ Mit diesen Worten startete er den Motor seines Schneemobils. Ein lautes Rauschen ertönte, das aber sofort wieder verstummte, als das Fahrzeug angesprungen war. Auch die anderen Agenten starteten ihre Schneemobile und fuhren langsam los.

Jetzt war es an Sophie. Sie drückte den Geschwindigkeitshebel nach vorne. Mit einem heftigen Ruck fuhr ihr Mobil an und schleuderte eine Ladung Schnee nach hinten weg. Gerade noch rechtzeitig schaffte Sophie es sich am Lenker festzuhalten, um nicht vom Sitz zu fliegen.

„Geschwindigkeit wird automatisch angepasst.“, meldete eine weibliche Computerstimme durch Sophies Helm und augenblicklich beruhigte sich das Schneemobil wieder.

Sophies ganzer Körper vibrierte, als das Schneemobil zum ersten Mal auf die Eisfläche auffuhr und über den See brauste. Geschmolzener Schnee klebte bereits an ihrer Schutzbrille und versperrte ihr die Sicht. Und noch dazu kam der eiskalte Fahrtwind. Sie spürte, wie ihr Körper kribbelte und sie trotz des Isolationsanzugs Gänsehaut bekam.

Sonst mochte sie Fahrten über weite Winterlandschaften sehr, doch diese war anders. Der immer stärker werdende Schneefall, der ihr die Sicht versperrte, und die Kälte machten die Fahrt zu einem Spießrutenlauf. Unzählige Male musste sie die Hand vom Lenker nehmen, um sich die Sichtbrille wieder sauber zu wischen. Die Isis kam ihr nun zum ersten Mal einladend vor.

Die Minuten vergingen. Das Heulen des Windes war mittlerweile zu einem kontinuierlichen Hintergrundrauschen geworden und der Schneefall war jetzt so dicht, dass sie Schwierigkeiten hatte die Rücklichter von Vorox’ und Sevens Schneemobilen zu erkennen. Nervös sah sie zu Esther, die neben ihr fuhr. Auch sie sah ziemlich mitgenommen aus. Was sie wohl gerade dachte? Doch Sophies Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Esther auf einmal direkt auf einen vom Wind aufgehäuften, kleinen Schneehügel zusteuerte. Ihr Schneemobil fuhr krachend auf ihn auf und flog unmittelbar danach für ein paar Sekunden wenige Zentimeter über den Boden. Esther war währenddessen elegant von ihrem Sitz aufgestanden und als ihr Schneemobil auf dem Eis landete, ging sie wieder in die Knie, als ob nichts gewesen wäre.

Sie lächelte sogar ein wenig. Ob sie Sophie damit wohl beeindrucken wollte? Akzeptierte sie sie etwa immer noch nicht? Aber im Endeffekt war das auch egal. Sophie war nur hier um ihre Arbeit zu machen. Und außerdem konnte sie es kaum erwarten endlich die Grabstätte zu betreten.

Die Forscherin widmete sich wieder ihrer Fahrt. Das Knacken und Knirschen der dicken Eisschicht wurde immer lauter. Das war nicht gerade beruhigend. Angestrengt sah Sophie nach unten auf den Boden und hielt nach Rissen Ausschau. Doch bis auf ein paar vereinzelte Schneeflocken war da nichts. Sie wollte gerade wieder aufschauen, als ihr etwas anderes auffiel. Etwas Dunkles kam aus der Tiefe auf ihr Schneemobil zu. Es war ein schwarzer, ovaler Schatten, der immer näher kam und ihr zu folgen schien.

„Sehen Sie das?“, fragte Sophie verwirrt durch das Kommsystem und schloss kopfschüttelnd die Augen.

„Was meinen Sie?“, erwiderte Seven, der vor ihr fuhr. Sophie öffnete die Augen wieder und sah erneut hin. Doch der Schatten war verschwunden.

„Da… da war etwas unter meinem Schneemobil.“, antwortete sie verunsichert und suchte das Eis noch genau ab. Aber dort war nichts mehr.

„Ein großer Schatten. Jetzt ist er aber nicht mehr da.“, ergänzte sie sich selbst und sah wieder verwirrt nach vorne.

„Bleiben Sie ganz ruhig, Sophie.“, sagte Dan konzentriert. „Sind Sie sich ganz sicher?“

„Ja… absolut!“

„Hören Sie, ich fahre die ganze Zeit neben Ihnen und ich habe nichts gesehen. Vielleicht haben Ihre Augen Ihnen nur einen Streich gespielt. Die hohe Geschwindigkeit und der Schneefall, können bei manchen Personen zu Halluzinationen führen.“, erklärte Esther in einem schwer zu definierendem Tonfall und fügte sogleich hinzu: „Vielleicht sollten wir anhalten und sie untersuchen.“

„Nein. Es geht mir gut.“, antwortete Sophie nachdenklich. Das war ganz sicher keine Einbildung gewesen. Da unten war wirklich irgendetwas gewesen. Sie war doch nicht blind!

„Gut, aber falls Sie wieder etwas sehen sollten, geben Sie sofort Bescheid. Wir wissen nur sehr wenig über diesen Planeten. Und ich möchte keine bösen Überraschungen erleben.“, bemerkte Dan und beendete das Gespräch.

Sophies Hände schmerzten. Ihre Finger waren vom ganzen Festhalten verspannt und verkrampft. Außerdem hatte sie das Gefühl, als ob ihre Arme aus Pudding bestehen würden. Wenn das Schneemobil sie doch nur nicht so stark durchschütteln würde. Aber wenigstens konnte die Fahrt nicht mehr lange dauern. Schließlich fuhren sie schon knapp zwanzig Minuten über den See. Hätte es nicht so stark geschneit, hätte sie wahrscheinlich schon das andere Ende des Kraters entdecken können. So blieb ihr aber nichts anderes übrig, als tapfer durchzuhalten und an die Grabstätte zu denken.

Wie gerufen erschienen schon kaum eine Minute später die ersten verschwommenen Konturen von Felsformationen in der Ferne. Und je näher sie kamen, desto mehr nahmen sie Gestalt an. Die Felswand war dunkelgrau und am unteren Bereich vollkommen vereist. Sophies Herz begann schneller zu schlagen. Sie konnte es kaum noch erwarten.

„Da vorne, sehen Sie. Da ist der Eingang!“, rief Dan plötzlich durch das Kommsystem und zeigte nach vorne. Sofort sah Sophie in die Richtung und versuchte etwas zu erkennen. Doch außer einem Geröllberg aus dunklen Steinen war nichts zu sehen. Wo war der Eingang bloß? Da war kein Portal, kein Tor, nichts.

„Wie ich mir gedacht habe. Das Tor ist vollkommen eingestürzt.“, rief Vorox. Dann war dieser Steinhaufen an der Felswand das Portal? Jetzt konnte man es genauer erkennen. Alte, in kleine Stücke zerbrochene Säulen lagen vor dem „Eingang“ verteilt. Der Architrav* war herabgestürzt und lag unter einem Steinberg begraben. Es gab eigentlich nichts mehr, das irgendwie an ein Portal erinnerte. Alles war durch den Meteoriten zerstört worden. Aber wie sollten sie da nur hineinkommen?

*Architrav:

Der Architrav ist ein auf einer Stützenreihe ruhender, zum Gebälk gehörender Horizontalbalken. Man kann ihn in der antiken Baukunst über Säulen und Portalen erkennen. In der Romanik wurde der Architrav durch einen Rundbogen ersetzt und in der Gotik schließlich durch einen Spitzbogen, da sich die Last der Decke/Wand in der Bogenbauweise besser ableiten ließ, als durch einen horizontalen Balken.

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Der Planet gefällt mir^^

Etwas Dunkles kam aus der Tiefe auf ihr Schneemobil zu. Es war ein schwarzer, ovaler Schatten, der immer näher kam und ihr zu folgen schien.
:unsure::shock:

Da musste ich eben an die Sandwürmer vom Wüstenplaneten Arakis denken...hier halt nur im Wasser....aber wer weis was es ist-Eisbären wohl jedenfalls nicht, obwohl die ja auch schwimmen können. :D

Bearbeitet von kleintobi8_1_onDS9
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Es wird wohl schwieriger werden dort hineinzukommen als wir gedacht haben.“, bemerkte Vorox nachdenklich über das Kommsystem. Die Gruppe hatte mittlerweile den Rand des Kraters erreicht und bremste. Sofort waren die Strapazen der Fahrt für Sophie vergessen. Das einzige, worauf sie sich nun konzentrierte, war das zusammengestürzte Portal.

Hinter den zerfallenen Säulen konnte man auf der rechten Seite noch ein Stück Wand erkennen. Es bestand aus grünlich leuchtenden Steinen, die zum größten Teil ganz oder zur Hälfte zerbröckelt waren. Ein solch intensiv leuchtendes Gestein hatte sie noch nie gesehen. Es war glänzender als Gold und gleichzeitig so schön wie ein funkelnder Diamant. Es nicht länger aushalten könnend stieg Sophie von ihrem Schneemobil ab und ging ehrfürchtig auf den Trümmerberg zu. Auch die anderen Agenten verließen ihre Mobilen. Esther und Vorox machten sich direkt auf die Suche nach irgendeiner Felsspalte oder nach den Resten eines Eingangs, während Dan versuchte mit seinem Tricorder hilfreiche Daten zu empfangen.

„Ich habe zwar nur ein schwaches Signal, aber das müsste reichen um die Felswand zu scannen. Vielleicht werden wir uns durchschießen müssen.“, erklärte er und sah dabei Seven an, der daraufhin nickte.

Sophie hatte inzwischen die Trümmer erreicht und ging in die Hocke. Der Architrav hatte bei dem Meteoriteneinschlag die Last des massiven Felsgesteins nicht mehr tragen können. Sie schüttelte den Kopf. Ob die Grabstätte im Innern heil geblieben war? Vorsichtig berührte sie die dicken, grünen Brocken. Dank ihrer dünnen Handschuhe konnte sie gut jeden einzelnen Riss auf dem vereisten Gestein spüren. Vorsichtig fuhr sie mit ihren Fingern weiter über die Oberfläche und schob dabei einige kleine Steine von ihm herunter. Was sie darunter fand, zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht.

„Dan!“, rief sie und schob gleich weitere Steine zur Seite.

„Was gibt es?“, erwiderte er und eilte zu der Forscherin.

„Sehen Sie sich das an! Das sind uralte Inschriften!“ Es war kaum zu glauben. Endlich fühlte sie sich wieder in ihrem Element. Sie hatte wirklich gerade eine Jahrtausend alte Inschrift vor sich.

„Können Sie sie übersetzen?“, fragte Dan, doch das war schon nicht mehr nötig. Sophie war schon längst in ihrer Arbeit versunken.

Fast schon automatisch schaltete sie ihre kleine Freundin Wiki an, die mittels des Armbandes an Sophies Arm projiziert werden konnte. Das Hologramm erschien und sah direkt auf den alten Architraven. Es dauerte nicht lange, bis es wusste, worum es sich dabei handelte.

„Meine Güte, Sophie! Das ist wunderschön!“

„Ich weiß. Wir müssen jetzt aber herausfinden, was dort steht!“, entgegnete Sophie ihrer Freundin und lächelte. Beide machten sich sofort an die Arbeit und begannen mit der Übersetzung.

„Nichts, Sir! Da ist absolut kein Felsspalt.“, rief Esther, die etwas weiter von Sophie entfernt stand währenddessen zu Dan. Vorox pflichtete ihr bei: „Sie hat Recht. Ich habe auch nichts gefunden.“

„Dann werden wir uns wohl tatsächlich den Weg freischießen müssen.“

„Das ist unsere einzige Chance. Ich habe bereits die Wand gescannt, um die geeignetste Stelle dafür zu finden.“ Dan deutete auf eine lockere Felsreihe direkt über dem langen Architraven und sagte weiter:

„Seven, bereiten Sie alles nötige dafür vor.“

„Ich… Horminon, der König des achten… nein, des neunten Reiches der …“, flüsterte Wiki und Sophies Lippenbewegten sich fasziniert im Takt mit.

„Entweder des neunten Reiches der Kantor oder Kantar. Ich kann es nicht genau sagen. Dafür ist dieser Teil der Inschrift zu stark beschädigt.“

„Egal, mach weiter. Vielleicht finden wir in der Grabstätte noch mehr Hinweise. Dann können wir es genau bestimmen.“, drängte Sophie, die nichts anderes im Kopf mehr hatte als diese Inschrift. Zum ersten Mal auf dieser Mission fühlte sie sich nicht wie das fünfte Rad am Wagen und konnte endlich wieder ihrer Leidenschaft nachgehen.

„Ich warne jeden Eindringling, der versucht … den Tempel…“. Wiki unterbrach sich und dachte nach. „Nein, die Grabstätte. Also, Ich warne jeden Eindringling, der versucht die Grabstätte zu entweihen. Ihr werdet die größten Qualen … oder … Schmerzen erleiden, das größtmögliche Brot… nein, Unheil wird über eure Familien kommen und … auch eure Nachkommen werden den Zorn der Götter spüren.“ Wiki sah zufrieden zu Sophie auf und sagte: „Die Sprache hat eine komplexe Syntax, ist aber leicht zu übersetzen. Sie hat Ähnlichkeiten mit der Sprache der Trill.“

„Zorn der Götter?“ Esther, die sich zu ihnen gestellt hatte, schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Was für ein Unsinn!“

Verärgert stand Sophie wieder auf und drehte sich zu der Agentin um.

„Hören Sie, ich habe schon sehr viele Ausgrabungen durchgeführt und ich versichere Ihnen, solche Warnungen sind durchaus ernst zu nehmen!“ Die beiden Frauen sahen sich einen kurzen Moment an, bis Dan dazwischen kam.

„Gute Arbeit, Sophie. Wenn wir in der Grabstätte sind, werden wir sicher über jede Information dankbar sein, die Sie übersetzen können.“

Sophie nickte und schaute nachdenklich zu Boden, während Wiki sich deaktivierte. Der Inhalt der Inschrift wollte ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen. „Ihr werdet die größten Qualen erleiden…“ Warnungen, die an den Eingängen von Grabstätten angebracht waren, waren nichts Ungewöhnliches. Zu groß war die Angst um Grabräuber gewesen und meistens handelte es sich letztendlich um leere Drohungen. Aber trotzdem… Sie wollte die Worte der Inschrift nicht auf die leichte Schulter nehmen

„Sir! Sehen Sie das?“ Überrascht drehten sich alle zu Seven um, der mit seinem Finger in den Himmel zeigte. Irgendwo zwischen den nur noch schwach fallenden Schneeflocken war ein helles, fast gleißendes Licht zu sehen. Schnell zischte es der Oberfläche entgegen. Es war nur wenige Sekunden über ihnen, aber das hatte ausgereicht um die Truppe misstrauisch zu machen. Als es hinter einigen Bergen verschwunden war, ergriff Dan das Wort:

„Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber für mich sah das nicht aus wie eine Sternschnuppe.“ Gemurmeltes Zustimmen ertönte durch das Kommsystem der Schneeanzüge.

„Was schlagen Sie vor, Sir? Soll ich hier draußen bleiben und die Stellung halten?“, fragte Seven und lud seine Waffe durch.

„Nein, Sie brauche ich in der Grabstätte. Esther wird hier draußen bleiben und alles beobachten.“

Esthers Mine verfinsterte sich ein wenig, als Dan das sagte. Doch wie üblich, wenn sie mit Dan sprach, antwortete sie gehorsam:

„Ja, Sir!“ Aber Sophie war Esthers neue Aufgabe nur Recht. Nun würde sie sie wenigstens nicht mehr mit ihren abfälligen Kommentaren stören.

„Kommen Sie, wir müssen uns jetzt beeilen! Seven, schießen Sie die Wand durch!“ Sophie erstarrte, während der Soldat sein großes Phasergewehr ansetzte und zielte.

Davon hatte sie nichts gewusst. Wenn Seven die wand durchschießen würde, würde der Architrav zerstört werden. Aber das durfte nicht geschehen. Er war unendlich wertvoll und nicht einmal ansatzweise erforscht. Es musste einen anderen Weg geben.

„Sir, können wir denn nicht…“, fragte sie Dan, doch der winkte ab, als hätte er mit dieser Frage schon gerechnet.

„Nein, wir sind hier kein archäologisches Team, Sophie! Wir dürfen auf keine alte Felsen Rücksicht nehmen!“ Sophie verzog das Gesicht und wollte widersprechen, aber zu spät. Seven hatte schon den Abzug durchgedrückt. Ein heißer, orangegelber Strahl schoss aus dem Lauf seines Gewehrs heraus und Millisekunden später wurde der ganze Geröllberg schon von dichtem, dunklem Rauch eingehüllt, sodass man nur noch erahnen konnte, was wirklich geschah. Fast gleichzeitig verpufften bereits die ersten Steine unter der Hitze des Phaserstrahls.

Kurz darauf senkte Seven die Waffe und der Rauch begann sich langsam wieder aufzulösen. Er hatte es wirklich geschafft eine fünfzig Zentimeter breite und ein Meter hohe Öffnung in den Berg zu schießen. Der Architrav aber war verschwunden. Sophie senkte kopfschüttelnd den Kopf lachte verbittert. Was hatte sie auch erwartet? Dass Dan und die anderen auf sie hören oder sie wenigstens aussprechen lassen würden? Sie war hier nur das Mittel zum Zweck, nicht mehr und nicht weniger. Das musste sie doch langsam mal verstehen.

„Sobald Sie etwas sehen, Esther, versuchen Sie uns zu kontaktieren.“, sagte Dan und reichte der Agentin ein zweites Phasergewehr, das er um den Rücken geschnallt hatte.

„Natürlich, Sir!“

„Gut, dann lassen Sie uns hineingehen. Vorox, die Leuchtkugel!“ Dan sah zu Vorox, der aus seinem Rucksack eine kleine, weiß glänzende Kugel herausnahm. Sie war nicht viel größer als ein Tennisball und schwebte fröhlich in der Luft über ihnen herum.

„Licht an!“, befahl der Vulkanier und binnen weniger Sekunden leuchtete die Kugel bereits hell auf.

Sophie hatte währenddessen ihren Ärger aufs erste Verdrängt und versucht nun etwas durch die aufgeschossene Öffnung zu erkennen. Es war jedoch stockdunkel im Innern, sodass man von draußen rein gar nichts erkennen konnte. Was dort wohl auf sie warten würde?

Ein letztes Mal sah sie zu Esther zurück, die alleine bei den Schneemobilen stand. Mit ihr wollte sie jetzt auf keinen Fall tauschen.

Vorsichtig stiegen die Agenten, einer nach dem anderen, durch die schmale Öffnung in die Grabkammer hinein, angeführt von der kleinen Kugel, die ihnen Licht spendete. Und sofort begannen alle zu husten.

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