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...das Revolverblatt!

Sektion 31 - Die Träne von Iconia


Legend

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Sophie atmete tief durch. Das, was sie Dan jetzt sagen würde, hatte sie bisher nur wenigen Menschen erzählt.

„Die Krankheit breitete sich im Körper meines Vaters sehr schnell aus, so dass seine Haut schon nach kürzester Zeit voller Geschwülste war. Nach und nach verlor er die Kontrolle über seine Muskeln und war gezwungen im Bett liegen zu bleiben. Man konnte keine klare Prognose abgeben, aber man vermutete, dass er keine zwei Jahre mehr zu leben hätte. Das zu akzeptieren fiel meinem Vater unbeschreiblich schwer, vor allem, da die Krankheit im Laufe der Zeit seine geistigen Fähigkeiten beeinträchtigen würde. Seine letzten Jahre würde er verrückt und an ein Bett gefesselt verbringen, immerzu auf den Tod wartend. Für einen Mann, der sein Leben lang nur gelebt hatte um zu arbeiten, war das nicht zu verkraften. Und während er von Tag zu Tag immer schwächer wurde, versuchte meine Mutter mit allen Mitteln ein Heilverfahren zu entwickeln. Sie arbeitete jetzt noch härter als zuvor, falls das überhaupt noch möglich war. Sie konnte gar nicht mehr aufhören und vergaß manchmal sogar zu essen oder zu schlafen. Stundenlang sperrte sie sich in ihrem Labor ein, stellte Berechnungen an und forschte. Sie war so besessen davon ihrem Mann zu helfen ... nichts hatte mehr eine Bedeutung für sie, nur noch diese Krankheit. Sie hatte sich sehr verändert.

Mein Vater bemerkte das. Wenn sie zusammen waren, wurde es oft sehr traurig und still. Seine Frau hatte Ringe unter den Augen, war sehr hektisch und hatte ihr altes Leben vollkommen vergessen. Genau das, was mein Vater nicht wollte: Das wir unser eigenes Leben für ihn opferten. Aber auch ich ignorierte das und ihn während dieser Zeit so gut es ging zu versorgen. Oft blieb ich den ganzen Tag über bei ihm am Bett, brachte ihm frische Blumen und unterhielt mich mit ihm. Doch je öfter ich bei ihm war, desto klarer wurde mir, wie unglücklich er war. Und dass seine Frau sich wegen ihm immer mehr veränderte, machte alles nur noch schlimmer für ihn.

Aus Schmerz darüber und wegen seinem großen Leid sagte er meiner Mutter und mir eines Abends das, worüber er schon lange nachgedacht hatte: Er bat uns um Sterbehilfe. Wie Sie wissen schreiben die Gesetze der Föderation vor, dass man dafür neben der Patientenverfügung auch die Zustimmung eines Angehörigen braucht sowie einen Arzt, der die Sterbehilfe durchführt. Damals, als er uns das gesagt hat, hat er ganz ruhig in seinem Bett gelegen und uns ernst angeschaut. Ich konnte nicht glauben, was ich hörte und musste mich erst einmal hinsetzen. Er erklärte uns warum er sterben wollte. Er sagte, er wolle nicht länger auf den Tod warten und uns zur Last fallen, dass das ihn einfach wahnsinnig machen würde. Doch meine Mutter konnte seinen Wunsch zu sterben nicht verstehen. Sie schrie ihn an, wollte ihm nicht mehr zuhören. Sie liebte ihn, niemals könnte sie ihn einfach so fallen lassen, hat sie ihm gesagt. Sie würde weiterforschen, sie würde alles geben um ein Heilmittel zu finden. Egal, was das für sie bedeutete. Doch genau diese Einstellung war es, die meinen Vater nur noch mehr verletzte. Er wusste, dass sich seine Frau durch den fast krankhaften Wahn ihm zu helfen irgendwann selbst verrückt machen würde.“

Sophie hielt inne und sah zu Dan, der die ganze Zeit über genau zugehört hatte und verständnisvoll nickte. Es tat gut, ihm alles zu erzählen. Es entlastete und befreite sie.

„Es vergingen weitere Wochen, in denen ich gründlich über die Bitte meines Vaters nachgedacht habe. Ich konnte nicht verstehen, wie man sich den Tod wünschen konnte. Das Leben war doch so kostbar und solange noch die geringste Chance auf Heilung besteht, kann man es doch nicht einfach … wegwerfen. Was war, wenn man wenige Tage nach seinem Tod ein Gegenmittel finden würde, habe ich mich oft gefragt. Aber mir war auch klar, dass dieser Gedanke in einem Teufelskreis endete. Und wenn ich ihn dann in seinem Bett liegen sah, manchmal schreiend vor Schmerzen, konnte ich seinen Wunsch nachvollziehen. Trotzdem konnte ich mich zu keiner Entscheidung durchringen.

Als sich schließlich die ersten Geschwülste innerhalb seines Körpers ausgebreitet hatten und die Symptome schlimmer wurden, wurden unsere Gespräche immer seltener und kürzer. Ich spürte, wie mein Vater verzweifelt kämpfte. Und das zerriss mir das Herz. Der Standpunkt meiner Mutter wurde mir immer fremder und ich begann eines zu verstehen: Das war kein Leben mehr, das lebenswert war.

Eines Abends, nachdem die Krankenschwester ihm seine Schmerzmittel verabreicht hatte und ich ihn besuchen kam, legte er seine Hand auf meine und sah mich mit seinen müden Augen an. Ich kann mich noch genau an diesen Moment erinnern. Er flehte mich leise an ihn zu erlösen. Er wollte, dass ich die Angehörigenverfügung unterschrieb und ihm Sterbehilfe leistete. Er hatte keine Kraft mehr sein Leben als Behinderter weiter zu leben: Ich will nicht als verwirrter Verrückter enden, Sophie, hatte er zu mir gesagt. Erlöse mich! Er wollte nur noch in Ruhe sterben. Meiner Mutter konnte er das nicht mehr sagen. Sie würde ihm nicht zuhören und nur noch enttäuschter sein. Also wandte er sich an mich und er kannte mich besser als ich mich selbst kannte. Während ich an seinem Bett saß und mir seine Worte durch den Kopf gehen ließ, spürte ich, wie mein Herz zu rasen begann. Jetzt lag es an mir. Ich musste eine Entscheidung treffen.

Können Sie sich vorstellen, wie es ist das Leben des eigenen Vaters in seinen Händen zu halten? Diese Bürde ist einfach unvorstellbar schwer…

Ich sprach mit meinen Freunden darüber. Ich dachte, ihr Rat würde mir helfen eine Entscheidung treffen zu können. Aber sie rieten mir alle davon ab, schließlich war er mein Vater und er sollte leben. Als ich merkte, dass sie mir keine große Hilfe waren, wandte ich mich an Wiki. Damals hatte ich sie gerade erst vor einem Jahr mit meiner Mutter fertig gestellt, und ihre Persönlichkeit war nicht annähernd so ausgeprägt wie heute. Deswegen antwortete sie mir wie man es von einen Computer erwartet: Rational und logisch. Sie sagte, dass die Wahrscheinlichkeit zu gering wäre, dass meine Mutter es schaffen würde ein Heilmittel zu finden und mein Vater sowieso sterben würde. Ihre logische Schlussfolgerung war also, dass ich seinem Wunsch nachkommen sollte. Die folgende Nacht verbrachte ich wach und ich stellte mir immer wieder dieselbe Frage: Konnte ich meinen Vater wirklich töten? Konnte ich das über mein Herz bringen? Tief in meinem Innern wusste ich, dass ich bereits eine Entscheidung getroffen hatte.“

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Sophie atmete tief durch und betrachtete den nicht enden wollenden, weißen Gang vor ihnen. Die Erinnerungen waren noch so unglaublich frisch und taten sehr weh. Sie durfte jetzt nicht schon wieder die Fassung verlieren.

„Als ich ihm meine Entscheidung seiner Bitte nachzukommen mitteilte sagte, sah ich zum ersten Mal seit langem wieder ein Lächeln auf seinen Lippen. Dass ich es tun würde. Er sagte mir, dass er es durchführen wollte, wenn meine Mutter auf dem Weg nach Deep Space 3 war um neue Versuchsproben abzuholen. Er hatte ihr einen langen Abschiedsbrief geschrieben, in dem er ihr seine Entscheidung so gut es ging erklärt hatte. Natürlich passte es mir nicht meiner Mutter zu verheimlichen, was wir vorhatten. Doch ich wusste, dass sie niemals einverstanden gewesen wäre und alles war noch verkompliziert hätte. Außerdem war es sein letzter Wille und den konnte ich ihm doch nicht abschlagen, oder?

Es dauerte nicht lange, bis meine Mutter nach DS3 aufbrach und ich einen Arzt rief, der die Sterbehilfe durchführen sollte. Ich erinnere mich noch ganz genau daran. Ich stand mit dem Arzt am Bett meines Vaters und unterschrieb die Einverständniserklärung. Mein Vater hatte bereits seine Formulare fertig gemacht und unterzeichnet. Er war fest entschlossen es zu tun. Was dann geschah, werde ich nie vergessen können. Er nahm mich in den Arm und flüsterte mir ins Ohr: Ich bin so stolz auf dich, Sophie! Ich wusste, dass ich mich immer auf dich verlassen kann. Du kannst dir nicht vorstellen, was das für mich bedeutet.

Ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten, als er das zu mir gesagt hatte. Erst in diesem Moment wurde mir richtig bewusst, was wir dabei waren zu tun: In wenigen Minuten würde ich keinen Vater mehr haben. Geschockt ließ ich ihn los und er nickte dem Arzt zu. Der ging zu den Geräten, die meinen Vater am Leben hielten, und deaktivierte sie wortlos. Ich zitterte am ganzen Körper und mir blieb die Luft weg. Der kranke Mann, mein geliebter Vater, schloss die Augen, lächelte kurz und wartete auf seinen Tod. Bald atmete er immer schwerer, in immer größeren Abständen, bis sein Herz irgendwann aufhörte zu schlagen. Er ist ganz einfach gestorben … so wie er es immer wollte.“

Sophie konnte nicht mehr. Es schmerzte zu sehr ausgerechnet heute an diesen verfluchten Tag denken zu müssen. Warum nur? Warum hatte es nur so weit kommen müssen? Dan legte zögernd seine Hand auf ihre Schultern und sagte leise: „Fahren Sie fort!“

Sophie gehorchte:

„Der Arzt hat schweigend den Raum verlassen. Jetzt war ich allein mit meinem toten Vater. Zitternd setzte ich mich zu ihm auf die Bettkante und streichelte mit meinen Händen über seinen noch warmen Körper. Ich versuchte meine Gefühle zu beherrschen, doch ich konnte nicht, der Schmerz war zu stark. Jeder einzelne meiner Muskeln verkrampfte sich. Was hatte ich getan? Wieso? Er war tot! Ich hatte ihn verloren! Weinend brach ich an seinem Bett zusammen, weinte hemmungslos meine Trauer heraus und schlief schließlich erschöpft neben ihm ein.

Als ich Stunden später aufwachte und mein Blick auf einen weißen Kittel fiel, wusste ich, was mir bevorstand. Meine Mutter war zurückgekommen. Fassungslos stand sie da und hielt ein PADD mit der Patientenverfügung ihres Mannes in der Hand. Als sie sah, dass ich wach war, warf sie die Datenplatte mit voller Wucht gegen eine Wand. Sie schrie mich an, wurde so wütend, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. Und aus ihrem Zorn heraus schlug sie mich zum ersten Mal in meinem Leben. Und das Schlimmste war dabei, dass ich sie sehr gut verstehen konnte. Ich ließ es einfach über mich ergehen. Sie schrie mich an, sagte, dass ich alles zu Nichte gemacht hätte, ihre ganzen Anstrengungen, alles was sie für ihren Mann in den letzten Monaten getan hatte. Sie hatte nie geglaubt, dass ich sie so hintergehen würde, dass ich zu so etwas fähig wäre. Und dann sagte sie etwas, das ich einfach nicht glauben konnte: Ich wäre nicht länger ihre Tochter. Ich wäre für sie auf ewig gestorben. Weinend bin ich aus dem Zimmer gerannt und habe realisiert, dass ich an diesem Tag meine Eltern verloren hatte. Ich konnte nicht mehr hier bleiben, versuchte Trost bei meinen Freunden und Verwandten auf der Erde zu finden. Doch auch sie verurteilten mich und wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Wo sollte ich hingehen? Wen hatte ich denn noch außer Wiki. Im darauf folgenden Jahr verkroch ich mich in abgelegenen Städten, dort wo mich niemand kannte. Ich brauchte Zeit um alles zu verarbeiten, ging sogar zum Psychiater. Während dieser Zeit ist mir Wiki immer mehr ans Herz gewachsen. Sie wurde zu meiner besten Freundin. Obwohl sie nur ein Computer war, konnte sie mich besser verstehen als jeder Mensch, dem ich begegnet war. Und ohne sie hätte ich wohl nicht so schnell wieder einen Neuanfang versuchen können. Sie gab mir die Kraft mein Archäologiestudium zu beenden. Erst danach konnte ich wieder ein relativ normales Leben führen. Dabei blieb mir immer die Hoffnung, dass mir meine Mutter eines Tages verzeihen würde, dass ich irgendwann wieder ihre Tochter sein könnte… “

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Sorry, dass es immer so lange dauert, bsi ein neuer Teil da ist. Aber es geht leider im Moment nciht schneller.

Aber am Wochenende gibt's weider einen neuen Teil.

Ich freue mich, dass es euch so gut gefällt. Ich hoffe es wird noch besser.

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Gedankenverloren starrte Sophie an die weiße Wand neben sich, an der sie langsam vorbeiging. Sie wusste nicht mehr, was sie denken oder fühlen sollte. Auf einer Seite war sie einfach nur verzweifelt und unendlich traurig über ihren großen Verlust, doch auf der anderen Seite war sie auch erleichtert darüber, dass sie sich das alles endlich einmal von der Seele reden konnte. Sie hatte Dan falsch eingeschätzt. Im Gegensatz zu all ihren Vorurteilen war der Sektion-31-Agent sehr verständnis- und rücksichtsvoll.

„Was fühlen Sie in diesem Moment, Sophie?“, fragte Dan unerwartet in einem fast flüsternden Tonfall. Die Forscherin hielt überrascht inne. Konnte er etwa ihre Gedanken lesen?

„Was ich fühle? Ich… ich kann es nicht verstehen. Meine Mutter war keine Bedrohung für die Orion! Sie war noch nicht einmal ein Mitglied von Sektion 31! Sie hat jegliche Form von Gewalt immer verachtet!“ Sophie merkte, wie sie wieder wütend wurde und schüttelte den Kopf.

„Sie hat es nicht verdient zu sterben…“.

„Sophie…“, begann Dan auf einmal in einem Tonfall, den sie zuvor noch nie von ihm gehört hatte.

„Wollen Sie Rache?“

Sophie stutzte. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Wollte sie Rache für das, was die Orion ihrer Mutter angetan haben? Ihr ganzes Leben ist sie in dem Glauben erzogen worden, dass Gewalt und Rache die falschen Wege waren um Konflikte zu lösen. Zu oft haben sie nämlich in der Vergangenheit dazu geführt, dass Menschen verletzt, Kriege geführt und ganze Völker vernichtet wurden. Nein! Sie würde sich nicht auf dieses barbarische Nivea herablassen.

„Ich will den Orion entgegentreten, ihnen in die Augen sehen, sie fragen, warum sie das getan haben! Ich will wissen, was das für Leute sind, die zu so einer grausamen Tat fähig sind!“ Sie sah Dan für einige Sekunden ernst an. Sie wollte keine Rache. Sie wollte nur eine Antwort, um es verstehen zu können. Sonst nichts. Aber dennoch…

Sophie und Dan standen schweigend voreinander. Ein unscheinbares Summen und das ferne Rauschen des Ozeans waren die einzigen Geräusche um sie herum.

„Sie werden noch die Gelegenheit bekommen den Orion zu begegnen, Sophie! Aber im Moment zählt einzig und allein unsere Mission: Wir müssen die vier Splitter der Träne von Iconia finden, bevor es die Orion tun und sie sicher aufbewahren.“

Sophie nickte zustimmend. Sie mussten die Träne von Iconia vor dem Orionsyndikat finden, das war klar! Falls die Legende über die Träne von Iconia wirklich wahr war, hätte das Artefakt die unglaubliche Macht Tote zum Leben zu erwecken. Das könnte den gesamten Alphaquadranten in Gefahr bringen.

„Wie Sie bereits wissen hat das Syndikat uns gegenüber einen entscheidenden Vorteil: Es besitzt bereits einen Splitter, sowie die alte, iconianische Sternenkarte! Uns ist nicht klar, wann es den zweiten finden wird. Wir müssen uns also mit der Suche nach den anderen Splittern beeilen! Sind Sie bereit uns dabei zu unterstützen?“

Sophie hatte keine andere Wahl als ja zu sagen. Ihr Wissen über die Träne von Iconia war für diese Mission überlebenswichtig. Niemand kannte sich besser mit dem Mythos aus als sie. Und wenn er sich entgegen all ihren Erwartungen als wahr erweisen sollte, war dieses Artefakt wirklich einte tickende Zeitbombe, die in den falschen Händen nur allzu leicht zur Explosion gebracht werden konnte.

„Ich bin bereit Ihnen zu helfen.“, entgegnete Sophie schließlich. Dan nahm dies ohne sichtbare Reaktion auf und wollte weitergehen. Doch Sophie blieb stehen, denn ihr war gerade etwas eingefallen:

„Aber etwas verstehe ich nicht! Wie sollen wir mit der Suche nach den restlichen Splittern beginnen, wenn wir die Sternenkarte nicht besitzen? Schließlich haben die Orion sie meiner Mutter zusammen mit dem Splitter weggenommen. Und ich kann mir kaum vorstellen, wie wir die Orte ohne sie finden können.“

Es wirkte fast, als hätte Dan auf diese Frage gewartet, als er den Reißverschluss seiner Uniform öffnete und in seine Brusttasche griff.

„Es gibt eine Möglichkeit! Und die haben wir Ihrer Mutter zu verdanken!“

Ihrer Mutter? Verwirrt betrachtete Sophie ihr Gegenüber. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Ihre Mutter war doch tot…

Ihr fiel es wie Schuppen von den Augen, als sie das kleine, silbern glänzende Holoarmband erkannte, das Dan in der Hand hielt.

„Tara!“

Vollkommen überrumpelt streckte Sophie die Hand nach dem Holoarmband aus: Damit hatte sie am allerwenigsten gerechnet. Fassungslos betastete sie das kleine Gerät und es dauerte eine Weile, bis sie wieder etwas sagen konnte:

„Das ist das Vorgängermodel zu Wiki! Meine Mutter und ich haben es vor mehr als zwölf Jahren zusammen entwickelt. Es ist unglaublich, dass sie es die ganzen Jahre über noch benutzt hat…“

„Wir haben es bei der Leiche Ihrer Mutter gefunden! Es befand sich an ihrem Arm.“, erklärte Dan, während er Sophie aufmerksam betrachtete.

„All die Jahre habe ich Tara vergessen. Ich dachte immer, sie hätte schon längst den Geist aufgegeben. Aber wie es aussieht, habe ich mich geirrt…“

Dan stellte sich neben Sophie und betätigte eine schwarze Taste auf dem Armband. Die junge Frau erwartete eine Projektion, die Wiki ähnelte zu sehen, doch stattdessen erschien ein holographischer, schwarzer Würfel über der Bilderzeugungsfläche.

„Ihre Mutter hat, nachdem sie den ersten Splitter und die Karte gefunden hat, eine identische Kopie von der Sternenkarte angefertigt und hier abgespeichert.“ Dan betätigte noch eine weitere Taste, was dazu führte, dass sich der Würfel auflöste und sich in tausende kleiner, weißer Punkte verwandelte.

„Jeder dieser Punkte hat eine bestimmte Bedeutung. Wenn Sie sie näher betrachten, können Sie Schriftzeichen erkennen.“, meinte Dan, woraufhin Sophie genauer hinsah. Tatsächlich, das war die Sprache der Iconianer. Viele der kleinen, geschwungenen Schriftzeichen waren ihr bekannt, es gab aber auch andere, die sie noch nie zuvor gesehen hatte.

„Unsere besten Sprachwissenschaftler konnten mit der Karte nichts anfangen. Die iconianische Sprache ist einfach zu komplex und niemand von unseren Leuten hat bisher Erfahrungen mit ihr gemacht. Deswegen…“

„… wollen Sie, dass ich sie übersetze!“, vervollständigte Sophie den Satz des Agenten, ohne den Blick von der holographischen Sternenkarte lassen zu können.

„Genau. Nur mit Hilfe der übersetzten Karte können wir mit der Suche beginnen und die Föderation schützen.“

Sophie nickte und deaktivierte die Datenbankeinheit. Dann sah sie Dan ernst in die Augen und sagte: „ Wir sollten keine Zeit mehr verlieren! Die Karte zu entziffern könnte sich als schwieriger erweisen als es aussieht. Ich werde versuchen sie zusammen mit Wiki zu entschlüsseln.

„Gut, lassen Sie uns zurück zur Isis gehen!“ Mit diesen Worten deutete Dan auf den Ausgang am anderen Ende des Ganges. Sophie steckte das Holoarmband in ihre Hosentasche zu der Taschenuhr ihrer toten Mutter. Es waren die beiden letzten Dinge, die ihr von ihrem alten Leben geblieben waren.

Schließlich verließen Dan und Sophie den Gang und machten sich zurück auf den Weg zur USS Isis, die im Orbit von Aquaria Prime auf sie wartete.

ENDE KAPITEL 3

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  • 4 Wochen später...

Wie ihr vielleicht bemerkt habt, lege ich gerade eine kreative Stoff-Sammel Sommerpause ein.

Aber pünktlich am 20.08.07 geht es mit Sophie im 4. Kapitel weiter...

Hier könnt ihr die FanFiction bis Kapitel 3 als PDF downloaden.

Bis Kapitel 3

Gruß Legend

Bearbeitet von Legend
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  • 2 Wochen später...

Nein, die Xindi-Aquarianer sind viel zu groß und zu "anders" um mit den Aquarianern hier etwas zu tun zu haben. Die können ja stehen, haben aber ein fischähnliches Aussehen. Dass beide Aquarianer heißen, ist Zufall. Hab mich nie so stark mit der dritten Staffel Enterprise beschäftigt^^

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  • 2 Wochen später...

Servus!

Ich habe mir gedacht, dass vielleicht die Xindi- Aquarianer im späten 22. Jahrhundert oder später Aquaria Prime zu ihrem Heimatplaneten gemacht haben und um sich an die natürlichen Gegebenheiten (Schwerkraft usw.) anzupassen sie sich mit Hilfe der Gentechnik so veränderten...

Könnte aber auch daran liegen, dass die "Aquarianer" so heißen, weil ihnen die Föderation diesen Namen gegeben hat. Schließlich werden sich ja z.B. die Romulaner in ihrer Muttersprache auch nicht als Romulaner bezeichnen...

Super Geschichte!!!

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Nach meiner langen Sommerpause geht es jetzt endlich weiter:

Kapitel 4

Mit einem Glas kühlen Maracujasaft in der Hand stand Sophie mitten in Dans Quartier und sah sich in dem mager ausgestatteten Raum um. Bis auf zwei Betten, einem silbernen Kleiderschrank und einem Schreibtisch befand sich hier nichts. Das Quartier war genau wie der Rest des Schiffes eingerichtet: Effizient und unbequem.

Wiki, die auf Sophies Armband projiziert war, sah die ganze Zeit über argwöhnisch zum Schreibtisch hin, auf dem unter dem Schein einer hellen Leselampe ein kleiner Gegenstand lag: Das Holoarmband von Sophies Mutter, Tara.

„So sieht man sich also wieder…“, sagte Wiki leise und betrachtete das kleine Armband. Jetzt wandte auch Sophie ihren Blick dem Schreibtisch zu und nahm dabei einen kräftigen Schluck ihres Lieblingssaftes.

„Zehn Jahre ist es jetzt her, seitdem ich Tara das letzte Mal in der Hand gehalten habe.“, entgegnete sie und stellte ihr Glas auf der Tischplatte ab. Es war kaum zu glauben, dass ihre Mutter Tara all die Jahre noch benutzt hatte, schließlich hatte sie als Prototyp nie sehr zuverlässig funktioniert.

„Ich bin gespannt darauf, wie gut die iconianische Sternenkarte erhalten ist. Etwas Arbeit würde mir jetzt sehr gut tun!“

„Es scheint dir ja auch schon wieder etwas besser zu gehen.“, bemerkte Wiki und musterte ihre Freundin aus den Augenwinkeln.

„Dan hat mir ein Beruhigungsmittel gegeben.“

„Ein Beruhigungsmittel?“ Erstaunt riss Wiki ihre holographischen Augenbrauen hoch und schüttelte sogleich den Kopf.

„Er macht es sich aber leicht. Stellt dich einfach so ruhig, damit du ohne Fragen zu stellen für ihn arbeitest. Clever!“

„Du irrst dich, Wiki! Ich habe Dan auf Aquaria Prime etwas besser kennen gelernt. Man kann im vertrauen!“, erklärte Sophie, während sie ein stiftähnliches Werkzeug zur Hand nahm und damit einige Tasten auf dem zerkratzten Holoarmband betätigte. Sie war froh darüber, dass Dan ihr das Beruhigungsmittel gegeben hatte. Endlich konnte sie einen klaren Kopf bewahren und musste nicht mehr an die vergangenen Ereignisse denken.

„Man kann ihm vertrauen? Du kennst diesen Mann erst seit zwei Tagen und schon liegst du ihm zu Füßen! Du tust alles, was er sagt, ohne darüber nachzudenken, was er wirklich im Schilde führt!“

„Er führt überhaupt nichts im Schilde! Jetzt hör endlich auf Fragen zu stellen und verbinde dich mit Tara!“, befahl Sophie ungeduldig.

„Was ist nur los mit dir? Ich erkenne dich gar nicht wieder!“, rief Wiki und stemmte kopfschüttelnd die Hände in die Hüften.

„Ich muss meine Arbeit machen, damit wir die Träne von Iconia finden und die Orion aufhalten können!“

„Du musst? Sophie, du bist verdammt noch mal freiwillig hier! Du musst gar nichts tun, wenn du nicht willst!“

„Wiki!“, fuhr Sophie ihre Freundin auf einmal wütend an. „Sei endlich still und tu, was ich dir sage!“

„Ja, Sir!“

Doch Sophie, die Wikis sarkastischen Unterton natürlicher bemerkt hatte, bereute sogleich, was sie gerade getan hatte, und hob beschwichtigend die Arme.

„Tut mir leid.“ Beide sahen sich einen Moment lang schweigend an, bis Wiki wieder das Wort ergriff:

„Schon gut, ich verstehe, dass du es gerade nicht sehr leicht hast. Diese ganze Situation ist sicher alles andere als einfach zu verkraften.“

Sophie nickte leicht. Sie konnte sich selbst nicht erklären, wieso sie ihre Freundin so angeschrieen hatte. Streit war zwischen ihnen zwar keine Seltenheit, aber dieser hier war anders gewesen.

„Lass uns jetzt endlich mit der Arbeit beginnen.“, erwiderte sie nun schnell und betätigte eine letzte Taste auf dem Armband. Im nächsten Augenblick leuchteten die vielen Tasten weiß auf und das Gerät schaltete sich ein.

„Ich aktiviere meine Interlinkverbindung mit Tara. Es fällt mir schwer die Verbindung offen zu halten. Offensichtlich wurde sie nur sehr selten benutzt.“

„Du schaffst das schon.“ Sophie lächelte ihrer Freundin schwach zu.

„Versuch du dich mal mit so einer alten Klapperkiste zu verbinden.“

Nie nächsten Minuten arbeiteten Sophie und Wiki Hand in Hand daran die Dateien, die auf Wiki gespeichert waren, zu durchsuchen. Sie fanden die alte, iconianische Karte, die jedoch wegen ihrer vielen Schriftzeichen schwer zu verstehen war. Sophie brauchte erst einige Minuten um sich wieder an diese komplizierte Sprache zu gewöhnen, denn es war lange her, dass sie sich zuletzt mit ihr beschäftig hatte. Nach fast einer halben Stunde stieß Wiki schließlich auf etwas Merkwürdiges…

„Da ist noch eine Datei.“

„Schon wieder ein Stück der Karte, das falsch abgespeichert wurde?“, fragte Sophie überrascht und schaute auf ihren Arm, auf dem sich anstelle von Wiki eine schwarze Wand mit vielen Schriftzeichen projiziert war.

„Nein, es ist eine Textdatei und sie ist riesig!“

Eine Textdatei? Verwirrt sah Sophie das kleine Holoarmband auf dem Schreibtisch an. Was konnte das sein? Etwa… ?

„Ist es möglicherweise ein Tagebuch von meiner Mutter?“ Sophies Herzschlag erhöhte sich. Vielleicht hatte ihre Mutter darin festgehalten, warum sie sich auf die Suche nach der Träne von Iconia gemacht hatte.

„Nein, leider nicht. Die Datei ist viel älter. Sie ist zusammen mit der Karte entstanden, also vor 200.000 Jahren!“

„Bist du sicher?“

„Ja, da gibt es keinen Zweifel. Die Schrift ist iconianisch! Und was noch viel überwältigender ist, der Text ist noch fast vollständig erhalten!“, hörte man Wikis Stimme sagen, woraufhin Sophie die Stirn runzelte. Es gab nur sehr wenige Schriftstücke aus dieser Zeit und die meisten waren noch nicht einmal zu vierzig Prozent erhalten. Was auch immer in diesem Text stand, sie wollte es unbedingt wissen.

„Zeig mir den Text!“

„Schon unterwegs! Die Übersetzung läuft!“, mit diesen Worten wechselten die weißen Schriftzeichen auf der weißen Wand und Sophie begann sogleich zu lesen…

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Textdatei Tara 13012004:

... Öffne Datei ... Beginne Übersetzung ... Übersetzung komplett...

Wir schreiben den dreihundertundersten Tag seit dem Beginn der Regentschaft des Hüters Gauki über das iconianische Volk. Ich, Aka, Novize von Tyan, dem Hohepriester des Südens, bin beauftragt worden dir mitzuteilen, warum das Artefakt der Versuchung, die Träne von Iconia, niemals gefunden und wieder zusammengesetzt werden darf. Um deines Schicksals willen bitte ich dich, Fremder, dir meine Worte gut durchzulesen und über sie zu meditieren. Ich hoffe inständig, dass sie dir den Weg zur Wahrheit weisen werden,

Wer auch immer du sein magst und in welchem Stadium des Lebens du dich auch befinden magst, du befindest dich mitten auf dem Pfad ins Verderben. Du wirst feststellen, dass dieser Pfad verlockend und verführerisch ist, er dir verheißungsvoller erscheint als der steile und felsige Pfad des Lichts, der Erleuchtung, doch er ist falsch. Du wandelst auf den Spuren der Träne von Iconia.

Um dir die schreckliche Macht dieses Steins begreifbar zu machen und damit deine Gier zu stillen, begeben wir uns zunächst zurück in die Vergangenheit, in das Dunkle Zeitalter.

Ich weiß nicht, was für einen Körper ich damals besaß, doch ich hoffe, es war der einer Schmeißfliege. Denn wir Iconianer waren damals so wie du es vielleicht heute bist: Gierig und ängstlich, bequem und orientierungslos. Wir lebten in einem nicht endenwollenden Kreislauf. Für uns gab es nichts Wichtigeres als uns selbst zu bereichern und besser als andere zu sein. Wir entwickelten neue Technologien, reisten zu fremden Sternen und führten aus purer Eifersucht Kriege. Wir glaubten die ultimative Spitze erklommen und alle Hindernisse überwunden zu haben, aber etwas mussten wir uns immer geschlagen geben: dem Tod.

Für uns, und vielleicht auch für dich, war aber nicht der Tod die wahre Bedrohung, sondern das, was er tat. Er raubte.

Er raubte all das, auf was wir unser Leben lang Wert gelegt hatten: Unseren Reichtum, unsere Schönheit, unsere Freunde, unsere Stimme, unsere gesamte Existenz. Er war der grinsende Räuber, der uns ein Leben lang verfolgte, dem wir nicht entkommen konnten, denn am Ende würde er uns doch kriegen und alles was uns gehörte genüsslich an sich reißen.

So versuchten wir schon so lange wir uns erinnern konnten den Räuber zu überlisten. Doch alles was wir fanden, Medikamente und neue Heilverfahren, gewährte uns nur einen kleinen Aufschub. Der reichte uns nicht, wir suchten immer weiter und gaben in unserer ewigen Furcht niemals auf.

Vor vierhundert Jahren jedoch haben wir zu unserem Unglück das gefunden, wonach wir solange gegiert hatten. Auf einem weit entfernten Planeten, viele Lichtjahre von Iconia entfernt, entdeckten wir einen seltenen Stein, der ungewöhnlich starke regenerative Energien in sich barg. Wie Hyänen stürzten wir sich auf ihn und begannen mit unseren Forschungen. Schon bald war uns klar, dass dieser Stein der Schlüssel zu unserem Traum war dem Räuber zu entkommen. Unsere Versuchung war wie ein Spinnennetz, aus dem es kein Entkommen mehr gab und in dem die Spinne immer näher kam. Wir veränderten Das Geschenk, so nannten wir den Stein bereits, mit unserer Technologie und schon bald machte es das für uns Unmögliche möglich: Es hatte die Macht "Tote zum Leben zu erwecken" und, was noch unfassbarer ist, uns das "ewige Leben zu schenken". Man musste dafür lediglich den Stein, der inzwischen die Gestalt einer Kette hatte, eine kurze Zeit lang um den Hals tragen. Dir mag das gefallen, Fremder. Aber Das Geschenk hatte einen Haken.

Es gab nur ein einziges und das war für unsere alten Gestalten, wie zu erwarten, wertvoller als alles andere. Gier und Eifersucht begannen diesen einen Stein zu umgeben, nach dem ein ganzes Volk lechzte. Diejenigen unter uns, die sich für reich und mächtig hielten, hatten ihn schon hinreichend benutzt und ihre toten Angehörigen gewaltsam wiedererweckt und ihnen und sich selbst ein ewiges Dasein in diesem Lebensstadium gegeben. Doch dem gemeinem Volk trauten sie nicht und sie weigerten sich ihm ihr Geschenk zu geben. Auch unter unseren verschiedenen Parteien breitete sich unaufhaltsam ein Streit aus, wer denn nun würdig war und wer nicht. In unserer Blindheit dachten wir nicht mehr nach, wir handelten wie so oft in unserer Geschichte. Wir zerstörten und verwüsteten, mordeten und töteten, starben und verendeten. Und das alles nur um ewig zu leben um nicht das zu verlieren, was uns unser Leben lang vermeintlich wichtig war.

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Sophie las den Abschnitt zweimal, las ihn dreimal. Schon vom ersten Satz an hatten ihre Hände angefangen zu schwitzen und ihr Herz begonnen immer heftiger gegen ihre Brust zu schlagen.

Unsterblichkeit. Es fiel der Forscherin schwer zu glauben, was dort stand. Nie war die Rede davon gewesen, dass die Träne von Iconia auch unsterblich machten würde, weder in alten, iconianischen Schriftstücken noch in den Geschichtsüberlieferungen anderer Völker. Und jetzt wurde auf einmal in diesem Brief davon gesprochen. Doch egal, ob es nun stimmte oder nicht, sie durfte Dan diese wichtige Neuigkeit auf keinen Fall verschweigen. Denn wenn das Artefakt wirklich seinem Träger zur Unsterblichkeit verhelfen konnte, würde es eine noch viel größere Bedrohung darstellen als bisher angenommen. Wie hatte der Text es noch einmal ausgedrückt?

Wir zerstörten und verwüsteten, mordeten und töteten, starben und verendeten. Und das alles nur um ewig zu leben.

Die Iconianer hatten damals den Fehler begangen und sich von der Verlockung nach ewigen Leben verführen lassen. Blind hatten sie vergessen, dass alles seine

Konsequenzen mit sich zog.

So sehr Sophie jedoch auch wusste wie falsch deren Taten gewesen waren, konnte sie die Iconianer dennoch verstehen. Den Tod zu besiegen war für jeden einzelnen wohl der größte Wunsch überhaupt, da konnte sie sich selbst nicht ausschließen. Schließlich war sie oft genug mit dem Tod in Verbindung gekommen und wusste, wie schwer es war ihn zu akzeptieren.

Aber genau das hatte Kriege ausgelöst und unzählige Menschenopfer gefordert. Viele Iconianer und deren Feinde hatten in ferner Vergangenheit ihr Leben für diesen Wunsch lassen müssen. Das durfte nicht noch einmal geschehen. Sophie musste das Orionsyndikat aufhalten. Sonst…

„Wright an LaCroix!“, ertönte auf einmal Dans raue Stimme aus dem Interkom. Sophie schrak auf und brauchte erst einige Sekunden um sich zu finden.

„LaCroix hier, was gibt es?“

„Ich wollte wissen, wie weit Sie mit der Übersetzung der Karte sind.“

Stimmt, die Übersetzung. Die hätte sie in der Aufregung fast vergessen. Schnell betätigte sie eine Taste auf ihrem Holoarmband, woraufhin der iconianische Brief verschwand. Nur einen kurzen Wimpernschlag später erschien wieder Wikis Holoabbild daruf.

„Ich bin gerade dabei.“

„Wie lange brauchen Sie noch?“, fragte Dan in einem Tonfall, aus dem man deutlich Ungeduld raushören konnte.

„Ich denke noch eine Stunde, vielleicht weniger.“, schätzte die Archäologin und nahm einen Schluck ihres Maracujasaftes.

„Gut. Beeilen Sie sich! Wir wissen nicht wie weit das Orionsyndikat mit der Suche ist! Wright Ende!“

Sophie trank das Glas leer und stand von ihrem Stuhl auf.

„Es ist einfach unglaublich, Sophie! Ich habe die chronische Zerfallsrate berechnet, um das genaue Alter zu ermitteln. Diese Datei ist über 200.000 Jahre alt. Es grenzt fast an ein Wunder!“, meinte Wiki mit einem Lächeln auf ihren holographischen Lippen und sah zu der Französin, die ihr Glas zurück in den Replikator stellte. Es brummte leise und das Glas verschwand in einem blauen Schein.

„Nicht nur das! Der Inhalt ist einzigartig. So etwas haben wir noch nie gefunden! Ich könnte mich … Monate damit befestigen. Aber du hast Dan gehört. Wir sollten uns lieber auf die Arbeit konzentrieren.“ Und mit einem Blick auf Taras Holoarmband fügte sie hinzu:

„Wir werden noch genug Zeit haben uns genauer mit dem Brief zu beschäftigen.“ „Verstanden. Ich habe bereits einen Teil der Karte übersetzt. Doch ein kleiner, beschädigter Parameter macht mir Probleme. Ich werde versuchen ihn zu rekonstruieren.“

„Gut, versuche deine Feineinstellung zu korrigieren! Möglicherweise liegt es daran.“, schlug Sophie gedankenverloren vor, denn der Brief hatte sie bereits wieder zurück in seinen Bann gezogen. Aka hatte sie davor gewarnt sich auf die Suche nach der Träne zu begeben und dass es der Pfad ins Verderben wäre. Doch genau das hatten sie gerade vor. Entgegen aller Warnungen war sie zusammen mit Sektion 31 auf der Suche nach der Träne von Iconia.

„Sophie!“, rief Wiki auf einmal erstaunt. Die junge Frau kehrte in die Realität zurück und sah die Holofigur verwirrt an.

„Was ist?“

„Ich habe es geschafft. Ich habe den Ort entdeckt, an dem sich der nächste Splitter befinden müsste!“

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„Cortus VII. Ein unbewohnter Klasse H – Planet im Sabor-System.“, erklärte der Vulkanier Vorox mit hochgezogenen Augenbrauen und deutete auf die Mitte des großen Konferenztisches. Dort war das Abbild eines dunkelbraunen Planeten projiziert, das sich im fahlen Deckenlicht langsam um seine eigene Achse drehte. Die übrigen Sektion 31 - Agenten, die um den Tisch herum saßen, studierten das 3D – Holobild aufmerksam. Niemand sagte etwas, bis eine junge, brünette Frau das Wort ergriff.

„Es war nicht gerade leicht die fehlenden Teile der Karte zu rekonstruieren, da einige Fragmente beschädigt waren. Aber mit Hilfe von Wiki ist es mir schließlich gelungen die nötigen Daten zu entschlüsseln.“, sagte Sophie LACroix und strich sich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Dunkle Augenringe zeichneten sich in ihrem müden Gesicht ab. Sie wusste nicht wann sie das letzte Mal geschlafen hatte. Es musste schon eine ganze Weile her sein. Und dann ging ihr dieser iconianische Brief auch nicht mehr aus dem Kopf…

Die Iconianer hatten damals in einer dunklen Zeit gelebt. Sie mochten zwar das mächtigste Volk des Quadranten gewesen sein, aber auch das hatte Feinde gehabt und die sollten alten Quellen zu Folge nicht gerade zimperlich gewesen sein. Viele von ihnen hatten es wahrscheinlich auf die Träne von Iconia abgesehen.

Ein Artefakt, das die Macht hatte nicht nur Tote zum Leben zu erwecken, sondern auch noch das ewige Leben zuschenken, war wohl das Größte, was man sich vorstellen konnte. Es gab genügend Leute, Organisationen und ganze Völker, die diese Macht für ihre Zwecke nutzen würden und auch bereit waren alles Nötige dafür zu tun. Insofern konnte sie die Warnung Akas, des Iconianers, mehr als gut nachvollziehen. Aber da war auch etwas anderes: Ein unendlich großes Verlangen, irgendwo in den Tiefen ihres Herzens…

Sophies gedankenverlorener Blick fiel auf den holographischen Planeten, der über dem Tisch schwebte. Dicke weiße Wolkenfelder waren zu erkennen. Sie zogen anmutig ihre Kreise über den projizierten Globus. Einige Male hatte die Archäologin schon auf einem Klasse H Planeten gearbeitet. Sie waren kalt und stürmisch, kein besonders schöner Ort zum Graben nach Artefakten. Konnten die Iconianer dort wirklich einen Splitter versteckt haben?

„Cortus VII besitzt eine stabile Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre, was sie Luft atembar für uns macht.“ Vorox hob sein PADD und fuhr dann mit seiner Analyse fort: „Die Oberfläche besteht nur zu zehn Prozent aus Wasser, was zur Folge hat, dass der Planet seit Jahrhunderten unbewohnbar ist. Mit der Verödung der Vegetation starb auch eine schwach entwickelte Zivilisation aus, die vor mehr als 300.000 Jahren dort gelebt hatte. Heute besteht die Oberfläche größtenteils aus Steinwüsten und Ödland.“ Der Vulkanier nickte Dan zu und beendete somit seinen kleinen Vortrag.

Sophie hatte dem Kulturexperten nur mit einem Ohr zugehört, denn es gab Dinge, die sie weitaus mehr beschäftigten. Unsterblichkeit! Die ganze Zeit über hallte dieses Wort in ihrem Kopf wieder. Allein die Vorstellung war unglaublich, aber auch die Gefahr, die damit einherging. Die Träne von Iconia könnte die gesamten Machtverhältnisse im Quadranten verändern. Falls das Orion-Syndikat sie in die Hände bekommen würde, würden sie bestimmt nicht zögern sie an die Feinde der Föderation zu verkaufen oder sie selbst zu benutzen. Das durften sie nicht zulassen!

„Stimmt etwas nicht, Sophie?“ Dan sah die junge Frau an und fragte erneut: „Geht es Ihnen nicht gut?“

Die Forscherin schüttelte den Kopf und kehrte aus ihrer Gedankenwelt in die Realität zurück.

„Doch… ich denke nur über unsere Mission nach.“, log sie und löste ihren Blick von dem Hologramm. Die Aenar, die ihr schräg gegenüber saß, ließ ihre Fühler nach vorne abknicken. Das schwache Licht der Holoemitter erhellte das weiße Gesicht der blinden Frau, das stark mit der schwarzen Agenten-Uniform kontrastierte. Die Art wie sie in dem Sessel saß und das Licht auf ihr Gesicht fiel, ließ sie unheimlich aussehen. An was sie wohl gerade dachte? Ob sie vielleicht in diesem Moment Sophies Gedanken las? Sie wollte es nicht hoffen.

„Haben wir denn wirklich Beweise dafür, dass sich der Splitter auf diesem Planeten befindet?“, fragte Agent Seven offen in die Runde.

„Wir können nicht sicher davon ausgehen. Wir wissen nur, dass er sich vor ungefähr 200.000 Jahren dort befunden hat.“, entgegnete Dan dem vermummten Soldaten und sah wieder zu Vorox.

„In der Tat ist es wahrscheinlicher, dass der Splitter sich nicht mehr auf Cortus VII befindet. Aber da wir keine anderen Anhaltspunkte besitzen, ist es die logische Vorgehensweise den Planten zu untersuchen.“

„Vorox hat Recht! Wir haben keine andere Wahl!“, mischte sich Agent Esther in die Diskussion ein.

„Dem stimme ich zu! Seven, setzen Sie einen Kurs nach Cortus VII! Maximum Warp!“, befahl Dan und stand von seinem Stuhl auf.

„Sophie, Sie werden mich und Agent Seven auf dem Außeneinsatz begleiten. Wir werden Cortus VII untersuchen!“ Sophie nickte und stand auf. Sie hoffte nun in ihr Quartier zurückkehren zu können, um sich weiter mit dem iconianischen Brief beschäftigen zu können. Doch Dans ernster Blick ließ sie innehalten.

„Sie sollten sich etwas ausruhen! Sie haben viel durchgemacht!“

„Ja, Sir!“, entgegnete die Archäologin und hob die Schultern. Dan betrachtete sie noch einen kurzen Moment lang, bevor er einige Tasten auf dem Konferenztisch betätigte und das Abbild des Planeten verschwand. Die Besprechung war beendet.

Nach und nach verließen Sophie, Esther, Vorox und Seven den Raum, bis nur noch Dan und die Aenar übrig waren.

Die Fühler der Blinden stellten sich langsam auf, als sie sich mit den folgenden Worten an Dan wandte:

„Sir, ich muss mit Ihnen sprechen! Es geht um Sophie. Ich habe etwas Merkwürdiges gespürt…“

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