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ist Dein Diener.

USS Community - Die Pause Teil VI


Hoshi_Sato

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„Komm schon raus, du Mistvieh!“

Zornig sah sich Milseya in dem Dickicht um. Was würde sie jetzt für H’Qars Näschen geben! Und erst für seine riesigen Pranken! Dann würde sie diesem verdammten Targh mit bloßen Händen den Hals umdrehen, seinen Leib mit ein paar Stößen an einem Baumstamm zerschmettern und schließlich das Herz herausreißen.

Sie war wütend! Stocksauer! Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein? Sie hatte Urlaub! Einen wohl verdienten Urlaub! Nach den ganzen Strapazen auf Xsesal 3 und dann auch noch diese Cyborgs – gut, da hatte sie das Meiste verpasst, aber dennoch! Urlaub! Ausruhen! Kalten Mangosaft auf der Terrasse ihres Appartements genießen! Tauchen! Schokoladenkuchen! Faulenzen! Die Sonne auf den Buckel scheinen lassen! Surfen! Shoppen gehen! Pistazieneis!

Aber nein! Scheinbar gönnte man ihr das nicht! Bei allen Höllen!

Ein leises Rascheln links hinter ihr ließ sie in der Bewegung inne halten. Zwei Targhs hatte sie schon erledigt – jetzt kam der letzte der drei an die Reihe. Man konnte über die klingonischen Jagdgewohnheiten sagen, was man wollte, aber sie waren ein hervorragendes Ventil, um tüchtig Dampf abzulassen – selbst wenn man das Ganze noch ein wenig mit haliianischer Akrobatik garnierte. H’Qar würde mit Sicherheit das Gesicht verziehen, aber der war ja gerade nicht da. Und außerdem zählte nur das Ergebnis.

Milseya schloss ihre Augen und konzentrierte sich nur noch auf die Geräusche hinter sich. Das Tier würde sie von hinten angreifen. Sie musste nur den geeigneten Moment abwarten um dann .. Aber warum sollte man das Ganze nicht noch ein wenig spannender machen? Warum den Jäger nicht zum Gejagten machen und dann wieder den Spieß umdrehen?

Ein kleines, gehässiges Lächeln umspielte die Mundwinkel der Bajohaliianerin - nur Sekunden bevor sie losrannte. Wohlwissend, dass der Targh seiner Beute instinktiv folgen würde, bahnte sie sich den Weg durch den holografischen Urwald. Hinter sich hörte sie das stoßweise Keuchen des wilden Biestes, das immer mehr aufholte. Milseya überprüfte schnell noch einmal den Sitz des schweren Kampfhandschuhs und zog dann den Langdolch. Am Rande der Lichtung stoppte sie urplötzlich, drehte sich um und sah wie der Targh zum Sprung ansetzte. Sie spannte ihre Oberschenkelmuskulatur an und sprang ebenfalls. Nur knappe zwei Meter über dem Boden trafen die beiden Kontrahenten aufeinander. Das Tier schnappte mit seinen scharfen Hauern zu und verbiss sich in den Kampfhandschuh. Doch währenddessen schlitzte die rasiermesserscharfe Klinge des Langdolches die Kehle des Tieres auf. Milseya löste sich von dem Handschuh bevor sie wieder gen den Erdboden flog. Federnd landete sie in einer tiefen Hocke und drehte sich noch in dieser um. Der Targh hatte aufgejault, taumelte stark als er wieder festen Boden unter den Pfoten hatte. Das Blut strömte aus der Wunde, verklebte das Fell des Tieres und färbte den Boden tiefrot.

Bevor es sich ihr zuwenden konnte, hatte Milseya das Tier bereits wieder erreicht. Sie durchtrennte die Sehnen und Bänder am oberen Nackenbereich mit einem tiefen Schnitt. Der Targh quickte in Todesangst auf und sackte in sich zusammen. Ungerührt davon zerschnitt Milseya die Sehnen an den unteren Läufen des Targhs und begann dann den Kopf vom restlichen Körper zu trennen….

„SEYANAN!“ Max Stimme klang beinahe schon hysterisch.

„Jetzt nicht!“, winkte die kleine Pilotin gereizt ab und goss den warmen Talg vorsichtig in die Form.

„Was um alles in dieser Welt ist passiert?“, fragte der Commodore und starrte auf die blutverschmierte Bajohaliianerin an einem Werktisch und auf die toten und zum Teil abgezogenen Targhkörper am Boden neben ihr.

Verwundert sah sie auf. „Ich weiß nicht, was du meinst“, sagte sie. „Und ich habe dafür jetzt auch keine Zeit. Der Talg wird gleich wieder fest und ich muss ihn formen.“

Maximiliam Nerves setzte sich auf einen nahe gelegenen Felsbrocken und beobachtete, wie Milseya mit mittlerweile geübten Handgriffen, die Kerzen aus der Form löste und mit einem Spatel recht geschickt die Außenhülle glättete. Kritisch prüfte sie jede einzelne, hielt sie gegen das Licht, korrigierte kleine Fehler, entfernte überschüssigen Talg, prüfte den Sitz und Festigkeit des Dochts und schließlich als sie halbwegs zufrieden und die Kerze angetrocknet war, tauchte sie noch einmal ganz kurz in einen anderen Topf mit sehr flüssigem Talg, was der Kerze eine beinahe schon makellose Haut verlieh. Dann hing sie die Kerze am Docht an einen Holzständer, damit sie vollständig durchtrocknen konnte.

„Also“, wandte sie sich von ihrem Werk zu Max um und reinigte ihre Hände an einem Tuch „was wolltest du von mir?“

„Eigentlich wollte ich nur nach dir sehen und dir sagen, dass Nahima und ich den nächsten Transporter zur Erde nehmen werden, aber jetzt nachdem ich das hier gesehen habe.. geht es dir gut, Kleines?“, wollte er besorgt wissen.

„Wieso sollte es mir nicht gut gehen?“, fragte sie überrascht.

„Nun ja .. die Kadaver da .. das viele Blut..“

Unverständig blickte sie ihn an. „Ich weiß nicht was du hast, Max. Ich habe doch nur ein paar Kerzen gegossen. Dazu braucht man nun mal Talg.“

„Normalerweise macht man die aber aus Wachs.“

„Das impliziert, dass du mich für normal hälst“, grinste Milseya. „Doch wir beide wissen, dass das nicht unbedingt der Wahrheit entspricht.“ Max lächelte zwar, doch der beunruhigte Gesichtsausdruck blieb bestehen. „Du musst dir keine Sorgen machen, Max. Ich habe mich nur auf meine Hochzeit vorbereitet - du weißt doch, das Kal´Hyah. var´Hama-Kerzen.. Messer … Dolche .. ich habe das Ganze nur ein wenig mit einer kleinen Jagd kombiniert.“

„Aber warum denn nur? Soviel ich weiß, gibt es auch gezähmte Haus-Targhs!“, rief Max aus.

„Ja, die gibt es. Aber erstens empfinde ich es grausam ein Tier, das sich nicht wehrt, zu töten. Es dagegen in einem Kampf zu töten, das macht diese Kerzen zu etwas Besonderem. Und zweitens musste ich dringend meinen Ärger loswerden.“

„Deinen Ärger loswerden?“

„Tu bitte nicht so, als wüsstest du es nicht“, erklärte Milseya. „Selbst wenn du im Moment auf Bajor bist, so weiß du sehr genau, was sonst so bei Flight Command vor sich geht.“

Max seufzte. „Es tut mir leid, Kleines. Ich habe versucht, es ihm auszureden, aber du kennst Lt. Commander Orsen: Er hat darauf bestanden, dass du den neuen Prototyp testest. Er meinte, es würde auch nicht lange dauern. Er hat dich nur für die paar Testflüge angefordert. Es ist keine Versetzung, Milseya! Er hält wohl eine Menge von deinem Urteil und ..“

„Hör auf, mir Aleta auf die Lippen zu schmieren“, unterbrach ihn Mili. „Ich wollte, bevor ich auf die Community zurückkehre, noch einiges erledigen, das kann ich nun in den Wind schießen. Du weißt genau, wie lange ein paar Testflüge dauern können. Wenn es Orsen in den Kram passt, hänge ich Monate dort fest. Verdammt, Max, ich werde heiraten und weder Orsen noch so ein Prototyp werden mich davon abhalten – sag ihm das. Sag das Admiral Kingston und wen es sonst noch betrifft. Wenn Orsen mich nicht rechtzeitig gehen lässt, dann fliege ich seinen Prototyp zu Schrott!“

„Das würdest du nie tun!“, schmunzelte Max.

Ihre Augen verdunkelten sich. „Ich würde es nicht darauf ankommen lassen“, sagte sie mit einem warnenden Unterton in der Stimme.

Das Schmunzeln erlosch. „Das habe ich jetzt nicht gehört, Lieutenant“, sagte Max und erhob sich ruckartig. „Du solltest dich waschen und umziehen, damit du dich von Nahima verabschieden kannst. Und dein Flug nach Utopia Planitia geht in fünf Stunden. Gnade dir deine Himmel, wenn du dich verspätest oder wenn du dort Mist baust!“

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„Und wie gefällt es Ihnen?“, donnerte hinter Milseya Orsens Stimme.

Mit immer noch skeptisch vor der Brust verschränkten Armen drehte sich die kleine Pilotin gar nicht erst um – ihr war klar, dass der Mann keine zwei Sekunden neben ihr stehen würde. Und von Haltung annehmen, hielt er eh nichts. Außerdem war sie immer noch wütend auf den Leiter der Testflugabteilung – auch wenn sie zugeben musste, dass sie ihn irgendwie vermisst hatte… aber nur ein kleines Bisschen. Auf dem Flug nach Utopia Planitia war der größte Zorn verraucht und als sie die Testsektion betrat, da hatten einige sie tatsächlich wiedererkannt und gegrüßt. Wie konnte man da noch länger so richtig sauer sein?

„Es ist verflucht klein!“, antwortete sie kopfschüttelnd.

„Natürlich ist es das, Fähnrich.“

„Lieutenant!“, verbesserte Milseya.

„Mit der Sternenflotte muss es immer mehr bergab gehen, wenn man schon aufsässige Zwerge wie Sie befördert“, kam es lachend zurück.

„Nun, solange Menschen wie Sie Lt. Commander werden können, kann es nicht so schlimm sein“, entgegnete sie spitzfindig.

Ein kräftiger Klaps auf ihre Schulter begleitet von einem dröhnenden Lachen war die Antwort. „Sie haben immer noch eine so große Klappe wie früher. Wie schön, dass manches sich nie ändern wird.“

Milseya drehte sich leicht zur Seite und betrachtete schmunzelnd den Leiter der Testflug Lt. Commander Orsen. „Geben Sie doch zu, dass Sie mich und meine große Klappe schmerzlich vermisst haben. Wer sonst hier streitet sich denn schon so gerne mit Ihnen?“

„Einige haben es versucht - ich hab sie alle versetzen lassen!“, grinste er zurück.

„Ah! Deshalb haben Sie meinen Urlaub streichen und mich wieder zu Ihnen zwangsversetzen lassen“,

„Keine Zwangsversetzung!“, beteuerte Orsen ehrlich. „Aber bei diesem neuen Modell sind Ihre Kenntnisse über die Grodd-Flugtechnologie ein großer Vorteil.“

„Ach?“

„Schon gut, ich gebs ja zu!“, grinste Orsen. „Ein kleines Bisschen hab ich Sie auch vermisst – aber wirklich nur ein winziges Bisschen!“

„Das reicht mir schon .. Sir!“ Milseya stellte sich vor den Mann hin und nahm kurz Haltung an. „Lieutenant Milseya Anquenar meldet sich wie befohlen zum Dienst.“

Orsens rechte Augenbraue hob sich verwundert. „Unfassbar! Es geschehen tatsächlich noch Zeichen und Wunder! Die Widerspenstige beherrscht sogar das Protokoll. Rühren, Lieutenant.“

„Danke, Sir.“

„Erklären Sie mir, wie es dazu gekommen ist!“

„Wozu?“

„Dass sie sich benehmen können!“

Milseya lachte auf. „Nun, Lt. Commander, da gibt es viele Gründe. Da wäre zunächst ..“

„Die Kurzfassung!“

„Klingonischer Verlobter. Protokoll-Übungen beim Councelor. Beförderung zum Lieutenant ..“

„Danke, das genügt. Ein klingonischer Verlobter? Und der hält es mit Ihnen aus?“

„Scheinb..“

Ein Räuspern unterbrach ihn.

„Oh, natürlich!“ Orsen drehte sich zu der Quelle des Geräuschs um. „Lieutenant Anquenar, ich möchte Sie mit Lieutenant Peter Wentworth bekannt machen. Er ist im Moment mein bester Pilot.“

Milseya musterte den Menschen aufmerksam. Er war schlank, etwa 1,80 groß und seine Haltung verriet, dass er sich wahrscheinlich stets unter Kontrolle hatte. Der leicht oliv gefärbte Teint seines unbeweglichen Gesichts ließ vermuten, dass sein Stammbaum ein kultureller Mix aus beinahe sämtlichen Stämme der Erde war – was zu einem zweifellos äußerst attraktiven Ergebnis geführt hatte.

„Lieutenant“, grüßte sie den Mann.

„Lieutenant“, kam es ungerührt zurück.

„Schön“, klatschte Orsen tatkräftig in die Hände. „Jetzt, da Sie beide sich kennen, wollen wir mal an die Arbeit gehen.“

Milseya schüttelte ungläubig den Kopf. Kennen? Sie hatte nicht den blassesten Schimmer, wer der Kerl war. Erst recht nicht, warum sie den überhaupt kennen sollte. „Nun, dann wäre es vielleicht sinnvoll, wenn Sie mir zunächst einmal erklären würden, warum ich hier bin.“

„Lieutenant, das hier ist die Testflugabteilung. Das da ist ein neues Jägermodell. Und Lieutenant Wentworth ist Testpilot. Und jetzt zählen Sie das alles mal zusammen.“

„Sie wollen, dass ich gemeinsam mit Wentworth diesen Jäger teste?“

„Oh wie schön! Es kann denken!“, flachste Orsen. „Wieso hätte ich Sie sonst angefordert?“

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Schnell war dieser schmierige Artikel vergessen. Der Navigator wurde mit Badesachen vollgeladen und kaum waren die Kinder zurück, so ging es auch nach Arkaria City in das neue Erlebnisbad. Einem gewaltigen Komplex, der so groß war das bequem vier Raumschiffe der Intrepid Klasse nebeneinander hier hätten landen können.

Ein vierstöckiges Flachdach Gebäude mit großzügiger Eingangshalle bildete den Anfang. Von der Halle aus konnte man in die oberen Stockwerken zu den Umkleidekabinen, einem Solarium und Heilbäder, sowie einem kleinen Bistro gelangen.

Über das Erdgeschoss konnten die Besucher ins Freie gelangen, wo man sich für 4 große Becken entscheiden konnte, sowie 8 Becken für Kleiner Kinder und 2 Nichtschwimmerbecken. George entdeckte auch eine Art Wellness Anlage. Zumindest wurde diese so in der Beschreibung erwähnt.

Während der Fahrt zum Bad fiel George auf, das Michael leicht verträumt aus dem Seitenfenster des Gleiters sah. Und Amanda blickte aus den Augenwinkeln zu ihrem Bruder, als wollte sie unentwegt mit dem Kopf schütteln.

Während des Umziehens gab sich Michael immer noch schweigsam.

„Wie war der Ausritt Michael?“, fragte George beiläufig und verstaute die Sachen in einem abschließbaren Spind.

„Nicht schlecht.“, antwortete Michael mit einem Grinsen, das sein Gesicht beinahe strahlen ließ.

„Das Glaube ich dir. Wie ist ihr Name?“, fragte George ohne Umwege. Er kannte diesen Gesichtsausdruck zu gut.

„Ihr Name ist, Janet. Sie wohnt ebenfalls mit ihren Eltern auf der Ranch.“

„Ein schöner Name.“

„Und nicht nur der Name ist schön.“, schwärmte der Teenager.

„Du hast sie zweifellos erst kennen gelernt. Lass dir Zeit Michael.“

„Ich weis Dad, aber sie ist….“, der Junge stieß einen Seufzer aus der George ein Schmunzeln entlockte.

„Wunderschön, wie ich annehme. Komm Romeo. Lass uns zu den anderen gehen.“, Michael folgte seinem Vater nun in das große Hallenbad, wo man von dort aus auch zu den Freibädern gelangen konnte.

Jenax hatte einen Umstandsbadeanzug an und hatte sich mit Amanda in einem der Thermalbecken zurückgezogen. Das 8 jährige Mädchen blickte unentwegt nachdenklich in die Gegend.

„War was beim Ausritt passiert?“, fragte Jenax sanft. Amanda zuckte mit den Schultern.

„Michael hat ein Mädchen kennen gelernt.“

„Verstehe.“

Beide sahen nun George und Michael auf sie zu kommen. Michael sah in der Tat sehr entspannt aus. Dann spürte sie seine Emotionen, er war in der Tat frisch verknallt. Zumindest deutete die Betazoide so diese Emotion, die von dem Jungen ausging.

„Ich will zur Wasserrutsche!“, sagte Amanda voller Erwartung.

„Ok ich komme mit. Dad?“

„Geht schon. Jenax und ich werden gleich nachkommen.“

„Ok.“, schon waren die Beiden auf und davon.

„Nicht zu fassen. Er ist bis über beide Ohren verknallt.“, George setzte sich zu Jenax.

„Wer ist sie?“

„Ich weis nur das ihr Name Janet ist.“

„Soweit ich weis haben wir kein Crewmitglied mit diesem Namen, auch nicht unter den Zivilisten.“

„Und wir sind noch ca 8 Tage hier.“, stellte George fest. „Michael hat es am schwersten auf dem Schiff. Kaum gleichaltrige Kinder da und noch weniger Mädchen, die für ihn interessant wären.“

„Was ist mit Morek?“

„Nein, Morek ist eher eine gute Freundin, eine Art Kamerad. Aber mehr auch nicht.“

„Als wir auf unsere gealterten Doppelgänger getroffen waren, war der Ältere Michael mit Morek verheiratet.“

„Das waren andere Umstände Jenax. Das hier ist zufällig passiert.“, George wurde es bewusst, wie schnell sich sein Sohn immer mehr zu einem jungen Mann entwickelte. Alleine im letzten Jahr hatte Michael Kräftig an Größe zugelegt und sogar Mili um halbe Kopfeslänge bereits Überholt. George schätzte das Er so groß wie er, wenn nicht sogar größer werden würde.

„Er soll es genießen. Wer weis wann wir wieder Urlaub haben werden.“

„Das finde ich auch. Komm Imzadi. Gehen wir zur Wasserrutsche.“

George brummte zustimmend und half Jenax auf.

„Den Geheimdienst? Schlag dir das aus dem Kopf Walther!“, Claire Sheridan bedachte ihren Gatten mit einem Blick, den nur anscheinend Ehefrauen auflegen und ihre Partner ohne weiteres damit Einhalt gebieten konnten.

„Du schießt mit Photonentorpedos auf Tribbles, wenn du das tust!“, die Geologin im Range eines Commanders verschränkte die Arme vor der Brust.

„Du hast ja Recht. Es war auch mein erster Gedanke.“, räumte der Admiral ein und setzte sich in den Sessel im Wohnzimmer des Admiralquartiers.

„Wenn du angegriffen worden bist, sind seine ersten Gedanken meistens die aller schlechtesten Ratgeber Walther. Darin hast du dich seit fast 40 Jahren nicht verändert. Was für Möglichkeiten haben wir eigentlich?“

„Nun ohne Einsatz von Waffen und Truppen?“

„Das meine ich!“

„Gegendarstellung, öffentlicher Brief herausgeben oder selbst ein Interview geben. Ich weis noch nicht, was ich da tun werde.“

„Egal was du auch tun wirst. Leute wie diese Sorte von Reportern werden immer ein neues Geschütz auffahren. Und man kann sich sehr leicht selbst ein Bein stellen.“

„Was schlägst du also vor?“

„Zuerst sich vollkommen ruhig verhalten. Da es ja ein Revolverblatt ist, das sogar für den größten Trottel erkennbar ist, das hier nur Seemannsgarn aufgetischt wird, können wir davon ausgehen das kaum einer davon Notiz nehmen wird.“, ein leichtes Grinsen fand seinen Weg in das Gesicht von Claire.

„Und nun vergessen wir mal diese Sache mal für einen Moment. Wir müssen noch Überlegen was wir George und Jenax zur Geburt der Kinder schenken werden.“

„Eine gute Idee. Ich nehme an Du hast schon was im Auge?“

„In der Tat!“, schon landete ein dicker Katalog auf dem niederen Tisch. Der Admiral zog beinahe vulkanisch eine Braue nach oben. Es gab keine perfektere Ablenkung, als ein ca 2000 Seiten dicker Bestellkatalog.

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Der jüngste Angriff von Winnie dem Wiesel kam für Vinara nicht überraschend, auch wenn sie die Unverschämtheit mit der dieses Mal gleich vier Flaggoffiziere (Picard immerhin in nur einem einzigen Satz) beleidigt wurden schon überraschte.

"Bei mir gab es wenigstens noch einen realen Anlass meine Person betreffend, aber hier ist außer den zuvor erfolgten Verhaftungen kein Bezug zur Wirklichkeit gegeben", meinte die Andorianerin dementsprechend als sie und die anderen Führungsoffiziere der Crataegus nebst Commander Hewlett an ihrem Tisch im Casino saßen.

"Nun, Janeway und der ältere Sheridan sind sich immerhin schon einige Male bei diversen Veranstaltungen begegnet, auch auf der Excelsior. Und sie duzen einander wie Admiräle es aber oft untereinander tun", erwiderte Captain Grannit der den Schundartikel mit Gelassenheit hinzunehmen schien.

"Obendrein kann es durchaus sein dass Admiral Janeway mal irgendeine Bemerkung von sich gab, die zum Anlass für Vermutungen in Richtung eines derartigen Geheimprojekts wurde", ergänzte Hewlett, "selbst wenn es nur ein beiläufiger Scherz war den die meisten einschließlich Janeway schnell wieder vergessen haben, wer in diesem Schmierfinken-Millieu tätig ist behält selbst die winzigste irgendwie verwertbare Kleinigkeit im Kopf."

"Wie dem auch sei, das Beste ist das Ganze nicht weiter zu beachten", meldete nun auch Lieutenant-Commander Taim sich zu Wort, der sämtliche an Bord zirkulierenden Exemplare der BIDL konfiszieren hatte lassen - sehr zum Ärger von Dr. Rosh.

Zu den Gästen von den "Sternengeschwistern Christi" war der Schund wie es schien nicht vorgedrungen; keiner von ihnen las offenbar die BIDL, doch das Ausschnitte gerüchteweise auch zu diesen frommen Leuten vordrangen ließ sich trotz allem nicht ganz verhindern.

Nachdem die anderen Führungsoffiziere das Casino wieder verlassen hatten hielt Hewlett Vinara noch für einen Momnet zurück. "Nach den jüngsten Ereignissen dürfte Ihnen sicherlich nach etwas Ablenkung zumute sein... Es gibt Neuigkeiten von der Prototypen-Front."

Die Andorianerin seufzte und hoffte dass der Ingenieur keinen stundenlangen Vortrag halten würde.

"Der Jadzia Dax-Entwurf stößt wie ich vermutet habe auf einige Vorbehalte hinsichtlich der doch recht groß geratenen Sphären-Sektion", begann Hewlett mit einem Hauch von Genugtuung in der Stimme, "und wie es aussieht können weder die Konstrukteure noch die Leute vom Bewilligungs-Ausschuss sich einigen welche Veränderungen genau vorgenommen werden sollen. Das Ergebnis ist dass die virtuellen Tests derzeit mit vier verschiedenen Modellen durchgeführt werden, die sich alle jeweils in der Hauptsektion unterscheiden - der ursprüngliche Entwurf befindet sich ebenfalls darunter."

Den leicht gelangweilten Blick den Vinara ihm zuwarf ignorierend fuhr der Commander fort: "Wie es aussieht dürfte bis zum Bau des Prototypen doch noch mehr Zeit vergehen als die Beteiligten sich zunächst erhofft haben. Ich habe mir erlaubt unseren Entwurf als Gegenvorschlag einzureichen, basierend auf Ihren letzten Spezifikationen. Bis auf die Hüllenstruktur dürfte das meiste sich bereits in der endgültigen Fassung befinden; ich habe mir erlaubt die vordere Phaserphalanx durch eine Typ-XI-Variante zu ersetzen die für ein Forschungsschiff immer noch zu stark sein dürfte. Und ich habe die Gesamtlänge auf 465 Meter gestreckt."

"Um mehr Platz zu haben?", fragte die Andorianerin die nun nicht mehr ganz so gelangweilt wirkte.

"Unter anderem; der Hauptgrund ist dass die Sternenflotte es möglichst vermeidet verschiedene Schiffsklassen mit identischen Längen in den Dienst zu stellen. Und die von Ihnen veranschlagten 450 Meter entsprechen genau dem Maß der Luna-Klasse."

"Luna-Klasse - ist das nicht die USS Titan?"

"Exakt; übrigens sind Luna-Schiffe mit entsprechenden Modifikationen besonders für wissenschaftliche Missionen gedacht, wenn auch nicht ganz so speziell wie Ihr Konzept. Wenn wir aber auf die 450 Meter Länge bestehen würden, würde der Bewilligungs-Ausschuss uns mit allergrößter Wahrscheinlichkeit vorschlagen ein weiteres Schiff der Luna-Klasse zu bauen, einschließlich der noch auszuarbeitenden Hüllenspezifikationen."

"Ich finde die Luna-Klasse trotz iher Funktionalität weitaus weniger ansprechend als mein... unser Design."

Ein breites Grinsen huschte über Hewletts Gesicht. "Ja, vor allem der obere Aufbau ist irritierend bei dieser Mischung aus Akira und Sovereign."

Vinara hoffte schon Hewlett würde sie jetzt gehen lassen, aber er holte noch einen Holo-Kristall aus einer Tasche des gelben Kittels den er gerade über seiner Uniform trug.

"Ein weiterer Prototyp von dem ich Ihnen bis jetzt noch nichts gesagt habe wird demnächst in realer Form getestet werden." Mit diesen Worten aktivierte er den Kristall den er auf den Tisch gestellt hatte; die Abbildung eines Sternenflottenschiffs erschien.

Die Form des Sekundär-Rumpfes erinnerte stark an die Olympic-Klasse, allerdings war er bei fast identischer Länge deutlich breiter. Der größte Unterschied bestand jedoch in der kreisrunden dicken Untertassen-Sektion anstelle der Sphäre; daneben fielen die ebenfalls neuen Warpgondeln, die mit ihrem ovalen Querschnitt an der Seite leicht nach unten hingen erst auf den zweiten Blick auf.

"Die USS Gandhi sollte ursprünglich komplett ohne richtige Waffen gebaut werden, nur mit einer Verstärkung von Hülle und Schilden, aber ohne ablative Panzerung. Dazu noch ein stärkerer Hauptdeflektor und vier besonders starke Traktorstrahl-Emitter, aber wie gesagt keine Phaser oder Torpedos."

"Aber jetzt scheint sie schon über Phaser zu verfügen?", fragte die Andorianerin und deutete auf einen dunklen Streifen an der Seite.

"Ja, aber hoch experimentelle Ionen-Phaser die eine Überlastung der feindlichen Sensoren herbeiführen, aber ansonsten kaum einen Schaden verursachen. Wie Sie sich schon denken dürften ist auch das 'Waffenarsenal' der SS Nazareth wie gemacht für das Konzept der Gandhi-Klasse; ich habe einen Tag, nachdem ich Ihnen und Ihren Glaubensgenossen die Vorschläge für die neue Nazareth gemacht habe, mit dem zuständigen Chefingenieur Ihres Ordens sowie Pater Jalon gesprochen. Sie zeigten sich einverstanden ihre Technologie zur Verfügung zu stellen, solange vom Grundkonzept der Gandhi-Klasse nicht abgewichen wird."

Diese Neuigkeiten musste Vinara erst einmal verdauen. "Wenn Sie schon vorher über die Gandhi Bescheid wussten, wieso haben Sie sie dann nicht bei den Vorschlägen erwähnt?"

"Weil bis jetzt noch nicht einmal der Prototyp gebaut wurde, aber selbst wenn dies soweit ist kann man nie genau sagen wann das erste Serienschiff produziert wird. Da es sich hier obendrein um ganz neue experimentelle Waffen-Technologie handelt, werden erst einmal ausführliche Tests mit dem besagten Prototypen durchgeführt ehe man ein weiteres Exemplar baut. Die Hüllenkonstruktion ist übrigens so gut wie fertig, es müssen nur noch die Spezifikationen hinsichtlich der zusätzlichen Waffensysteme in die Pläne integriert werden und schon kann man sich daranmachen, das Innenleben zusammenzuschrauben."

"Dann ist dies ein Multi-Funktions-Emitter?", fragte Vinara und deutete auf ein Gebilde vorne auf der unteren Hälfte der Diskus-Sektion, das fast wie eine verkleinerte Ausgabe des Haupt-Deflektors aussah.

"Nicht ganz, eher ein Zweit-Deflektor der zugleich als Emitter für den Energie-Absorptions-Strahl dient. Der Einsatzbereich der Gandhi-Klasse ist übrigens weiter gefasst als bei den Hope-Schiffen, generell dient sie dem Versorgungs-Einsatz in Notsituationen. Die Inneneinrichtung kann an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden, ob nun viele Patienten aufgenommen, Güter transportiert, havarierte Schiffe abgeschleppt oder sonstige Hilfeleistungen erbracht werden sollen."

Commander Hewlett deaktivierte nach einigen Sekunden des Schweigens den Holo-Kristall und schickte sich an zu gehen, als Vinara ihn noch einmal aufhielt:

"Wenn das erste Serienschiff gebaut wird, wird es USS Nazareth heißen?"

"Das klären wir wenn es soweit ist; als ich mich gestern bei Ihren Freunden erkundigte schienen sie sich im Großen und Ganzen auf die zivile Am'dala-Variante geeinigt zu haben, auch wenn die bei Weitem nicht so viel Platz bietet wie die Hope- oder Gandhi-Klasse."

Bearbeitet von Vinara Shral
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„Man hat sich noch nicht auf eine Bezeichnung festgelegt, doch aufgrund der Form des Rumpfes nennen die meisten hier es die Davidoff-Klasse.“

„Wie die Zigarren?“

„Nun, es sieht nicht wie ein Cocktail aus, oder?“

Milseya lachte auf. „Nein. Immerhin haben wir Glück, dass sie es nicht die Lyoner-Klasse genannt haben.“

Keine Reaktion.

Sie verdrehte die Augen. „Sie haben nicht gerade viel Humor, was?“

„Ich wüsste nicht, was technische Spezifikationen mit Humor zu tun hätten“, erwiderte Peter Wentworth ungerührt.

„Nichts. Aber hierbei geht es ja nicht nur um die Spezifikationen des Jägers, sondern auch darum, dass wir beide einander einschätzen können. Ehrlich gesagt, halte ich überhaupt nichts davon mit jemanden einen Prototyp bis an die Belastungsgrenze zu fliegen, den ich gerade mal vier Stunden kenne.“

„Sie können jederzeit meine Akte einsehen.“

Milseya schnaubte. „Wie ich Sie einschätze, haben Sie meine schon auswendig gelernt.“

„Ich kenne Ihre Akte.“

„Und?“

„Was und?“

„Na, erzählen Sie mir, was Sie von mir wissen.“

Ein wenig verwundert setzte sich Wentworth auf und starrte sie an. Dann begann er monoton Ihren Lebenslauf aufzuführen.

Die Bajohaliianerin stützte ihren Kopf auf einen Arm und hörte ihm gelangweilt zu. „Lieutenant“, unterbrach sie ihn schließlich irgendwann. „Das sind Daten meines Lebens, aber die sagen so gut wie nichts darüber aus, wer ich bin. Verraten Ihnen all diese Daten, wie ich einen Deadeye anfliege? Oder warum ich mit einem Klingonen verlobt bin? Sagt mein Lebenslauf irgendwas über meine Loyalität aus? Über meine Qualitäten als Flügelfrau?“

Der Mann schwieg nachdenklich. „Nein“, erwiderte er schließlich. „Aber es kann nicht schaden, wenn man weiß, was den andern geprägt hat.“

„Und was hat Sie geprägt?“

„Das Leben“

„Das ist ein Allgemeinplatz.“

„Besser als gar keine Antwort.“

„Das hängt vom Standpunkt ab. Ich mag keine Leute, die sich hinter allgemeinen Phrasen und Floskeln verstecken. Wer nicht einen Standpunkt einnehmen kann, der hat nichts hinter dem Steuer eines Raumschiffes verloren. Ein Pilot darf sich nicht davor fürchten, Entscheidungen zu treffen. Nein, er muss Entscheidungen treffen.“

„Das klingt für mich nach einem Allgemeinplatz.“

„Ziemlich unbefriedigend, nicht wahr?“

Wentworth inspizierte weiterhin den Rumpf des Shuttles, bevor er antwortete. „Ich sehe nicht viel Sinn darin, Ihnen zu erzählen, wer ich bin, da wir höchstens zwei bis drei Flüge gemeinsam absolvieren werden. Danach werden Sie wieder gehen.“

„Falsch. Wir beide sind über eine KI miteinander und mit dem Schiff verbunden. Ich habe nicht die geringste Lust bei einem Testflug herauszufinden, dass Sie ein verklemmter Psychopath sind, der am liebsten in Frauenunterwäsche und zu Manilow’schen Schmusesogs mit Phasern auf Eichhörnchen schießt. Ich habe nämlich schon genug mit meiner eigenen Persönlichkeit zu tun.“

Nur für Sekunden schien sich das Gesicht des Menschen zu einem winzigen Schmunzeln zu verziehen. „Erstens bin ich ein hemmungsloser Soziopath, zweitens bevorzuge ich es keine Unterwäsche zu tragen und drittens höre ich am liebsten Black Sabbath, wenn ich Hamster filitiere.“

„Na sehen Sie! Es geht doch!“, lachte Milseya. „Zwar fühle ich mich jetzt noch unwohler bei dem Gedanken mit Ihnen in den Jäger zu steigen – aber immerhin weiß ich nun, was mich erwartet.“ Sie öffnete das Schott und stieg ins Innere. „Aber wenn ich ehrlich bin“, sagte sie und sah sich darin um, „dann ist mir jeder Irrer lieber als dieser fliegende Sarg.“

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„Wie fühlen Sie sich?“

„Warum nur fragt mich das jeder in letzter Zeit?“, murmelte Milseya schläfrig vor sich hin.

„Vielleicht weil sie in letzter Zeit eine Menge Schläge einstecken mussten?“, meinte der Arzt der neben dem Biobett in die Hocke gegangen war, damit die Bajohaliianerin ihm ins Gesicht sehen konnte.

„Es war nur ein Schlag und erinnern Sie mich bloß nicht daran. Kann ich mich aufrichten?“

„Beantworten sie zunächst meine Frage.“

„Groggy.“

„Dann wäre es mir lieber, Sie würden noch ein wenig liegen bleiben … entschuldigen Sie mich, Lieutenant Wentworth ist ebenfalls gerade aufgewacht.“

Milseya seufzte kurz und schloss ihre Augen. Bei den Grodd war das Ganze wesentlich unkomplizierter vonstatten gegangen. Gut, damals hatte es sich auch nur um eine temporäre Einheit gehandelt - und die Nebenwirkung hatten die Grodd wirklich nicht vorhersehen können…

Aber das hier war anders. Der Eingriff, bei dem die KI-Einheit in ihren Nacken implantiert worden war, hatte zwar nicht lange gedauert, musste jedoch unter einer Narkose durchgeführt werden. Und leider hatte sie beim Aufwachen keine bunten Farben und Formen gesehen wie bei den Grodd ..

Auf dem Bauch liegend sah sie hinüber zu dem anderen Biobett, auf dem Wentworth lag und sich mit dem Mediziner unterhielt. Auch er sah nicht unbedingt gerade wie das blühende Leben aus. Ein seltsamer Kerl, dachte Milseya. So undurchsichtig. Natürlich hatte sie nach dem Gespräch mit ihm seine Akte durchgesehen, doch wie es ihre Art war, gab sie nicht viel auf das, was da stand. Natürlich war seine Biografie recht interessant und sie konnte nachvollziehen, warum ihn gerade diese Stelle sehr gereizt hatte - ein Pilot, der den Ingenieuren deutlich sagen durfte und auch sollte, was gefälligst verbessert werden musste…

Allerdings verließ sich Milseya nicht sehr auf Akten. Was wahrscheinlich auch erklärte, warum die Einträge in ihrer eigenen, ihr meist ziemlich gleichgültig waren – auch wenn es in letzter Zeit so gut wie keine neuen gegeben hatte. Sie würde sich doch nicht zu einem braven, langweiligen Sternenflotten-Spießer entwickeln? Die Himmel mögen sie davor bewahren! Ach Mili, mach dir nicht vor, dachte sie, Früher oder später baust du eh wieder Mist – das ist so sicher, wie Wasser nass ist.

Doch zurück zu Wentworth .. Milseya hatte seine Fluglehrer kontaktiert, besser gesagt, sie hatte Max darum geben und hatte die Mitschnitte der Gespräche aufmerksam verfolgt. Außerdem hatte sie den ersten Anführer des Omikron-Phi-Squadt kontaktiert, der Milseya bereitwillig und vor allem sehr offen über Wentworth Auskunft gab.

Und an sich gefiel Milseya das, was sie dabei erfahren hatte. An sich. Wentworth war ein zuverlässiger Flügelmann. Einer, der wenn es nicht wirklich sein musste, kein Risiko einging. Und schon gar nicht das Leben seiner Passagiere gefährdete. Das zeichnete einen verantwortungsvollen Piloten aus ... doch war er auch oft unkonventionell in der Wahl seiner Manöver - eigentlich war Kreativität das, was bei Piloten die Spreu vom Weizen trennte. Doch glaubte Milseya bei ihren Gesprächspartnern auch herausgehört zu haben, dass sich gerade hier Wentworth als unberechenbar herausstellte. Und was gab es Schlimmeres für einen Flight-Front, als wenn einer aus der Formation ausbrach und damit das gesamte Manöver in Gefahr brachte? Wentworth hatte das zwar nie getan, aber laut seinem Squadt-Anführer hätte er es womöglich, wenn jener damals nicht seinen Vorschlägen gefolgt wäre. Das war ein beunruhigender Gedanke - selbst wenn der Mann nur im Konjunktiv gesprochen hatte. Den Befehlen des Fronts war Folge zu leisten - inmitten eines Gefechts, nachdem eine Strategie bereits festgelegt worden war, eine neue vorzuschlagen - und sei sie noch so kreativ oder angesichts der Lage vor Ort besser …

Ehrlich gesagt, wusste Milseya nicht, was sie von dem Piloten halten sollte. Zwar hatte es sie beruhigt, dass der Mann wirklich etwas von seinem Fach verstand, doch auf der anderen Seite fehlte etwas Grundlegendes: Vertrauen.

Bei X’Kles war das anders gewesen. Die Pilotin war auf Milseya zugegangen. Sie hatten einander beschnuppert, die Fronten geklärt, diskutiert, sich auch gestritten, aber Milseya hatte stets gewusst, dass sie sich auf X’Kles hundertprozentig verlassen konnte. Ihre Flügelfrau hatte nie ihre Befehle in Frage gestellt - zumindest nie vor den Anderen und schon gar nicht in einem Manöver selbst.

Und die Bajohaliianerin war ehrlich genug zuzugeben, dass sie ihre Stellung als Führungsoffizier und auch ihre Beförderung vor allem X’Kles zu verdanken hatte. Jene, die nicht nur ihre Stellvertreterin, sondern auch ihre Freundin geworden war, hatte ihr alles für den Betrieb des Hangardecks Notwendige erklärt, gezeigt und ihr auch in den Hintern getreten, wenn sie mal wieder überhaupt keine Lust auf den unumgänglichen Papierkram hatte. Und: X’Kles war ihre Verbindung zu den Anderen gewesen. Von ihr hatte Milseya alles erfahren, was sie über die anderen Piloten an Bord wissen musste. Es war die Basis gewesen, auf der sie nicht nur die Freundschaft zu diesen, sondern auch einen gewissen Respekt hatte aufbauen können. X’Kles hatte sie unterstützt, als sie die Struktur und die Abläufe des Hangardeck vollkommen überarbeitete. Die regelmäßigen Fortbildungsmaßnahmen, die täglichen Kolloquien und die 14-tägigen Flugsimulationen einführte und die Teilnahme daran zur Pflicht machte. Heute konnte Milseya ein wenig stolz sagen, dass „ihre“ Leute höchstwahrscheinlich zu ersten Hundert der Sternenflotten-Piloten gehörten.

Ohne X’Kles wäre das nie möglich gewesen.

Ohne X’Kles wäre Milseya heute nicht dort, wo sie heute stand.

Doch wie sollte es in den nächsten Monaten ohne X’Kles weitergehen?

Milseya hatte die Lage mit den anderen besprochen. Jeder hatte tiefstes Verständnis für X’Kles Situation gehabt. Doch es tat sich nun eine große Lücke auf. Auch und insbesondere durch den Weggang von Savannah. Sie waren übereingekommen, das Hauptquartier um einen Interims-Piloten zu bitten. Das war das vordringlichste Problem. Und je nachdem, welchen Rang dieser bekleidete, würde sich auch die Befehlskette verändern. Rupert hatte sich zwar bereit erklärt, die Position des Stellvertreters zu übernehmen, ebenso Claudette, doch beide gaben zu bedenken, dass sie es mit einem mulmigen Gefühl tun würden. Und noch hatte sie keine Antwort vom Sternenflottenquartier erhalten…

Peter Wentworth richtete sich langsam in seinem Biobett auf. Auf den Wink des Mediziners tat Milseya es ihm nach.

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„Du siehst ja richtig erholt aus Bruderherz!“

Laura Sheridan stellte dies mit einem Augenzwinkern fest, als diese Gerade die Ferienwohnung von George betrat. Er selbst ist mit seiner Verlobten und den Kindern erst vor 2 Stunden wieder vom Erlebnisbad auf Arkaria City zurückgekehrt. Sie alle Waren müde, aber zufrieden.

„Danke! Du siehst auch gut aus.“, kam es von George zurück.

„In 2 Tagen legt die Sir-Galahad endlich an. Das Schiff wurde durch einen Notfall aufgehalten. Frag nicht warum. Ich dachte, ich sehe noch mal bei euch nach dem rechten.“

„Tritt ein.“

Nachdem Laura auf der Couch Platz genommen hatte.

„Die Kinder sind noch bei den Pferden. Es wird sehr schwer werden, wenn wir wieder auf die Community zurückkehren werden.“

„Das Glaube ich gerne. 2 Wochen an der frischen Luft. Das ist was anderes als die recycelte Luft auf einem Raumschiff.“, stimmte Laura ihm zu.

„Es hat uns allen Gut getan.“

„Besonders dir. Du wirkst entspannter Bruderherz.“, stellte Laura fest.

„Das bin ich in der Tat.“, gab George zu. „Michael konnte ich mich dennoch sehr schwer nähern. Ich darf nicht mich zu sehr in der Arbeit vergraben.“

„Das ist dein Problem. Du merkst es nicht, das du manchmal in Arbeit regelrecht ersäufst. „

„Das stimmt! Leider!“

Jenax betrat das Wohnzimmer. Beide Frauen begrüßten sich herzlich.

„Wird wohl nicht mehr lange dauern?“, erkundigte sich Laura bei Jenax..

„Ich hoffe es. Ich kann mich schon bald nicht mehr daran erinnern, wie es war, ohne diesen Bauch unterwegs zu sein.“

George kam mit drei Tassen Kaffee zurück und verteilte die Tassen an die Frauen.

Laura nahm die Tasse entgegen. Dabei fiel ihr Blick auf das PADD, dass George vor der Fahrt zum Schwimmbad dort abgelegt hatte. Dann sah sie zu ihrem Bruder.

„Seit wann liest du Revolverblätter?“

„Diese Ausgabe ist was besonderes Schwesterchen.“

„Inwiefern? Ich lese so einen Dreck nicht.“

„Ich eigentlich auch nicht aber den Leitartikel solltest du dir mal antun.“

Laura nahm das PADD, lass den Artikel und legte es ab.

„Da scheint wohl einer einen Aufhänger gebraucht zu haben. Hoffentlich beißt Dad nicht darauf an.“

„Ich denke nicht. Nicht solange unsere Mutter da ist. Aber er muss was Unternehmen.“

„Leider. Mal sehen, wann er sich mit dem Rest des Clans befasst.“

„Das würde er nicht überleben.“

„George, kein Mensch weis, wie der Typ ausschaut.“

„Dafür das Du diese Schundblätter nicht ließt, weist du erstaunlich viel darüber.“

„Nun, viele meiner Piloten lesen den Schund und man kommt nicht daran vorbei beim Einsammeln der Ausgaben, mal einen Blick reinzuwerfen.“

„Natürlich.“

„Was macht nun Dad deswegen?“

„Ich habe ihn noch nicht gesprochen, aber wie ich ihn kenne, wird er schon sich einige Strategien zurechtlegen.“

Im Schatten eines namenlosen Mondes, der einen Gasriesen umkreiste, lag die Excelsior regungslos im Orbit. Sie wirkte wie ein Raubtier, das auf Beute wartete. Von Achtern schoss ein Shuttle aus dem Warp und flog der Excelsior mit vollem Impuls entgegen.

Das mittlere Tor des Primärhangars öffnete sich wie ein gewaltiges Maul, dass das kleine Schiffe verschlingen wollte.

Commander James Bigglesworth, neuer erster Offizier der Excelsior hatte sich schon am Landefeld positioniert. Der Brite hatte dunkelbraunes Haar, das militärisch kurz geschnitten war, und kantige Gesichtszüge, die ihn älter machten, als er eigentlich war.

Das Klasse 11 Shuttle kam vor ihm zum Stehen und das Schott glitt zur Seite. Eine groß gewachsene Frau, die Anfang 40 sein musste, entstieg dem Shuttle.

„Commander Finey? Willkommen an Bord! Ich bin Commander James Bigglesworth erster Offizier der Excelsior. Ich werde Sie zu Admiral Sheridan bringen.“, stellte sich Bigglesworth vor.

„Danke Commander“, erwiderte die raue Stimme der leitenden Presseoffizierin des regionalen Sternenflottenhauptquartiers Robin Finey. „Was hat der Admiral in der Angelegenheit bereits unternommen?“, fragte sie den Mann, während sie zum Schott gingen.

„Bis jetzt noch gar nichts“, lautete die schlichte Antwort des ersten Offiziers.“ Der Admiral wollte zunächst die Optionen prüfen, was man unternehmen kann und was vor allem sinnvoll ist. Denn man will diesem Ungeziefer alles nur nicht Munition für weitere Schlagzeilen liefern.“

Bigglesworth bog nun mit Finey in einen weiteren Korridor, der zu einem Turbolift führte.

„Deck 9 Admiralsquartier.“

Der Lift setzte sich in Bewegung. „Wie wurde die Angelegenheit allgemein aufgenommen Commander Finey?“, fragte Bigglesworth mit höflicher Neugierde.

„Allgemein?“ Finey lachte kalt. „Nun, im Allgemeinen waren die Meisten sehr amüsiert darüber. Und viele hat es gefreut, dass es noch ein paar Admiräle erwischt hat.“

„Das Glaube ich ihnen aufs Wort Commander.“ Bigglesworth lächelte leicht amüsiert, aber nicht zulange, dass es spöttisch gewirkt hätte. Der Lift hielt an und öffnete die Schotten. Nach einigen Metern erreichten sie das Doppelschott von Sheridans Quartier.

„Wir sind da.“, Bigglesworth betätigte den Türmelder.

„Herein!“

Der erste Offizier und Finey betraten darauf das Quartier.

„Admiral. Commander Robin Finey vom regionalen Sternenflottenhauptquartier. Commander Admiral Walther Sheridan.“, stellte Bigglesworth sich die Offiziere vor.

„Danke Commander Bigglesworth. Sie können gehen.“

„Aye, Sir.“, der Brite nickte der Frau zu und war auch schon verschwunden.

„Treten Sie näher Commander Finey. Schön das Sie so kurzfristig erscheinen konnten.“, begrüßte nun Sheridan seinen Gast. Er bot ihr mit einer Geste einen Stuhl an seinem Schreibtisch an.

„Diese Sache darf nicht aufgeschoben werden, Admiral“, erklärte Finey und setzte sich. „Kommen wir also umgehend auf den Punkt.“ Sie öffnete ihre Tasche und zog ein Padd heraus. „Wie möchten Sie, dass wir vorgehen?“

„Ich bin mir noch nicht ganz sicher was ich tun soll.“, begann Sheridan. „Daher habe ich Sie angefordert. Wie würden Sie diese Sache angehen?“, fragte Walther.“ Sie müssen verstehen, dass ich mich in solchen Dingen mich nicht wirklich auskenne.“

Finey verzog leicht die Mundwinkel. „Dann sagen Sie mir, was Ihr Ziel ist, Admiral.“

„Das diese Lügen umgehend richtiggestellt werden. Sich die Zeitung dafür entschuldigt und ich will dem Burschen, der das verzapft hat, das Handwerk legen.“, trug Sheridan monoton vor, was ein sicheres Anzeichen dafür war, das er seinen Zorn am Unterdrücken war.

Dann wartete ab was der Presseoffizier ihm vorschlagen würde.

„Vergessen Sie das mit der Entschuldigung!“ Der Commander schüttelte den Kopf. „Dazu ist die Presse nicht verpflichtet. Sie muss nur eine Gegendarstellung oder auch eine Richtigstellung in gleicher Größe und Aufmachung an der gleichen Stelle bringen. Und die Redaktion kann sich davon distanzieren. Was Winnie angeht, wissen Sie denn, wie er richtig heißt? Oder ob es sich überhaupt um einen ER handelt?“ Finey erhob sich und ging zum Replikator, um sich einen dreifachen Espresso mit Chili zu holen. „Wollen Sie auch etwas, Admiral?“

„Einen schwarzen Kaffee Commander, Danke“, Sheridan lehnte sich zurück.“ In Ordnung, dann Wünsche ich eine Richtigstellung.“, fügte Sheridan hinzu. „Was den Autor angeht, im Augenblick lasse ich Nachforschungen anstellen, die seine Person betreffen. Jener hat ja schon einmal auf sich aufmerksam gemacht, als er über Commander Vinara Shral berichtete, die damals auf der IKS Eisenstein einen klingonischen Offizier getötet hatte. Dort gab es auch eine reale Grundlage. Ich gehe davon aus, das der Autor, nur auf der Welle mitreiten will, die der Skandal vor einigen Wochen geschlagen hat.“

Finey stellte die Tasse des Admirals auf den Tisch. „Winnies Gründe kennt nur Winnie. Ich befürchte sie werden nur sehr wenig Glück bei ihren Nachforschungen haben. Wir versuchen bereits seit einigen Jahren herauszufinden, wer er oder sie ist. Aber nicht mal sein Chefredakteur weiß, wer er wirklich ist – denn er hat ihn nie gesehen. Alles läuft über Komm-Kanäle und bitte fragen Sie mich nicht, wie wir das herausgefunden haben. Und: Lt. Commander Shral hat Winnie damals als einen Mann beschrieben. Es gibt jedoch auch andere Betroffene, die felsenfest schwören, es sei eine Frau. Wie dem auch sei ..“Sie trank den Espresso mit einem Zug aus. „auch ich halte zunächst einmal eine Gegendarstellung für angebracht. Ich möchte Sie allerdings warnen, Admiral. Man könnte dies auch als den Versuch interpretieren, dass sie ertappt wurden und nun alles leugnen.“

„Die Gefahr besteht durchaus. Nur würde ein Schweigen ebenfalls unter Umständen wie ein Schuldeingeständnis wirken.“, Sheridan nahm einen Schluck des Kaffees.“ In Ordnung lassen Sie eine Gegendarstellung verfassen. Sie Wissen am Besten, wie diese Lauten muss, ohne das man dabei meint es Klinge wie eine Rechtfertigung.“

Sheridan machte sich im Hinterkopf Notizen wegen den Nachforschungen. Niemand war vollkommen unsichtbar und selbst Winnie das Wiesel würde irgendwann einen Fehler machen, der ihn enttarnen würde.

„Nun, so einfach, wie Sie sich das vorstellen, ist das nicht, Admiral. Die Gegendarstellung darf keinen einzigen Fehler enthalten, sonst wird Ihnen diese Geschichte zum Verhängnis werden“, erwiderte Finey kühl.

„Deswegen habe ich Sie auch hergebeten, damit keine Fehler dabei passieren.“, sagte Sheridan fordernd, der momentan wieder daran dachte wieder den Plan mit dem Geheimdienst auszukramen, aber noch Abwarten wollte, was Finey im Raten würde.

„Im Gegensatz zu Winnie basieren meine Berichte auf nachprüfbaren Fakten und Aufzeichnungen – die auch jederzeit eingesehen werden können. Wenn Sie eine Gegendarstellung wollen, dann brauche ich freien Zugang zu all ihren Kommunikationsprotokollen, seien diese nun privat oder geschäftlich, freien Zugriff auf ihre Akte und medizinischen Unterlagen sowie absolute Bewegungsfreiheit auf diesem Schiff. Selbstverständlich kann mich ein Sicherheitsoffizier begleiten und überwachen.“

„Einverstanden.“, willigte Sheridan ein.“ Unser Sicherheitschef, Lt Commander Emilio Garibaldi wird Sie dabei unterstützen. Für die Zeit, wo Sie an Bord sind, Commander werde ich ihnen ein Quartier zuteilen lassen.“

Sheridan blickte dann noch mal fest in die Augen von Finey.

„Falls es Probleme geben sollte, zögern Sie nicht mich zu Informieren Commander.“, fügte der Admiral hinzu.

Zum ersten Mal glitt ein Lächeln – das einer Katze, die gerade eine Maus verspeist – über das Gesicht von Robin Finey. „Es wird keine Probleme geben, Sir“, sagte sie und erhob sich. „Und wenn, dann werden es nicht unsere sein. Mit Ihrer Erlaubnis – ich werde mich sofort an die Recherchen machen.“

„Machen Sie es so. Wegtreten Commander.“, antwortete Sheridan und entließ Finey aus seinem Quartier.

Special Guest Inanchfee als Commander Robin Finey in: Hund beißt Mann, das ist keine Schlagzeile! Mann beißt Hund! Das ist eine Schlagzeile!

Bearbeitet von George Sheridan
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Endlich hatte die Crataegus die Erde erreicht; für die Mitglieder der "Sternengeschwister Christi" die ideale Gelegenheit eine kleine Pilgerfahrt zu unternehmen.

Doch Vinara schloss sich ihnen nicht an, stattdessen suchte sie gleich das Sternenflottenhauptquartier auf, genauer gesagt den Gebäudekomplex in dem auch Captain Pratchett sein Büro hatte.

"Ich bedaure, der Captain ist nicht zu sprechen", meldete im Vorraum eine Blondine mit Pieps-Stimme und dem Rang eines Lieutenant Junior Grade - offenbar seine Sekretärin.

"Aber er ist doch heute in seinem Büro, es dauert auch nur fünf Minuten."

"Selbst dafür hätten Sie sich vor mindestens zwei Wochen schriftlich anmelden müssen."

In diesem Augenblick ging die Tür zu Pratchetts Büro auf und der Captain sah hinaus. "Was wollen Sie hier Commander?"

"Mit Ihnen sprechen, aber nur kurz."

Pratchett brummelte missmutig etwas Unverständliches, meinte dann aber: "Also gut, zwei Minuten."

Vinara bedankte sich zuerst für die Betreuung durch den Captain, teilte ihm dann aber mit dass sie doch keine Kommando-Laufbahn anstreben wollte.

"Das verstehe ich einfach nicht, es gibt Offiziere die meine Ansicht nach weniger geeignet sind als Sie und trotzdem Captain werden! Und wer sonst außer Ihnen würde ein solch perfektes Gegengewicht zu Commander Kyle abgeben, gerade wenn sie zum Captain befördert werden sollte?"

"Bei allem Respekt Sir, Lieutenant Solak wäre nach einer Beförderung noch besser geeignet. Zwischen Kyle und mir besteht nicht einmal annähernd ein solches Vertrauensverhältnis wie zwischem ihr und Solak. Außerdem will ich generell keine Kommando-Positionen mehr annehmen, auch nicht auf Schiffen der Hope-Klasse." Letzteres war eine klare Anspielung auf den etwas hinterhältigen Test.

Die Enttäuschung stand Pratchett mitten ins Gesicht geschrieben. "Wenn das Ihr Wunsch ist kann ich mich dem nicht entgegenstellen", erwiderte er resigniert. "Merkwürdigerweise scheint Solak tatsächlich ein geeigneter Kandidat für Ihre Kommando-Nachfolge zu sein, vor Kurzem wurden seitens der Sternenflotte alle Einschränkungen seine Person betreffend aufgehoben. Fragen Sie mich nicht warum, aber offenbar wurde er wieder rehabilitiert."

"Ich bin erfreut das zu hören."

Der Captain grummelte wieder etwas Unverständliches und sprach dann laut: "Sie sollten sich aber im Klaren darüber sein dass Sie unter diesen Umständen Ihren gegenwärtigen Rang wahrscheinlich bis zu Ihrer Pensionierung beibehalten werden, Lieutenant-Commander."

Als die Andorianerin das Büro verließ folgte ihr eine schwarzhaarige Menschenfrau - sie trug ebenfalls eine rote Uniform, hatte den Rang eines Lieutenant-Commanders und war während des ganzen Gesprächs im Hintergrund gestanden.

"Ich bin Lieutenant-Commander Desmona Calvirez, Captain Pratchetts Assistentin. Was er vorhin meinte..."

Calvirez wurde unterbrochen als ein gelb uniformierter Mann mit drei schwarzen Rangpins, unter denen ein silberner Streifen befestigt war an ihr vorbei in Pratchetts Büro trat.

"Ein Senior Chief Warrant? Seit wann ist der Captain auch für Fachoffiziere zuständig?", wunderte sich Vinara.

"Sie kennen sich gut aus mit diesen alternativen Rängen... Chief Morris hat vor Kurzem die letzte Prüfung zu seinem Offizierspatent bestanden, allgemeine Kommando-Fähigkeiten inklusive. Wussten Sie dass die Sternenflotte plant die höheren Chief-Warrant-Ränge abzuschaffen? Sie haben so wenig Zuspruch dass es sich nicht mehr lohnt sie weiterhin beizubehalten. Den untersten Warrant Officer wird es noch weiterhin geben als Bindeglied zwischen Unter- und normalem Offizier. Alle darüber hinausgehenden Chief Warrant Officers sollen aber nach und nach in die Offizierslaufbahn assimiliert werden."

"Widerstand ist zwecklos", murmelte Vinara mit einem Hauch von Sarkasmus. "Was wird dann mit den Akademikern die nur vorübergehend die Befehlsgewalt eines Chief Warrant Officers brauchen?"

"Die erhalten ein provisorisches Offizierspatent, mit denselben Rangabzeichen wie damals die Marquis-Crew der Voyager. Alternativ steht auch zur Debatte das reguläre Offizierspatent zweizuteilen, in ein fachspezifisches das auch temporär vergeben werden kann und in ein allgemeines Kommando-Patent. Die Fachoffiziere würden sich dann im Rang nicht weiter von normalen Offizieren mit voller Kommando-Befugnis unterscheiden."

In diesem Augenblick kam Mr. Morris freudestrahlend wieder heraus, an seinem Kragen die Rangpins eines Lieutenant-Commanders. "Jetzt bin ich Zweiter Offizier der USS Faustus!", verkündete er freudestrahlend.

Die beiden Frauen gratulierten ihm kurz ehe er mit stolz geschwellter Brust weitermarschierte.

"USS Faustus? Ein etwas seltsamer Name", bemerkte die Andorianerin.

"Intrepid-Klasse; Commander Morris ist der dortige OPS-Offizier und war es auch schon zu seinen Chief-Warrant-Zeiten." Calvirez holte tief Luft. "Was ich Ihnen sagen wollte bevor ich von Morris unterbrochen wurde: Der Captain bezog sich hauptsächlich auf den Dienst auf Schiffen der Sternenflotte. In einer stationären Einrichtung können Sie jederzeit Abteilungsleiterin mit dem Rang eines vollen Commanders werden. Und wenn die vorhin erwähnte offizielle Zweiteilung des Offizierspatents durchgesetzt werden sollte, könnten Sie auch an Bord der USS Community problemlos zum vollwertigen Commander befördert werden ohne die dortige Kommando-Struktur zu beeinträchtigen."

Nach dem Abstecher bei der Sternenflotte reiste Vinara in einem geräumigen Atmosphären-Shuttle nach Leipzig, um auch noch ihrem derzeitigen Doktorvater Professor Ernst Bureck einen Besuch abzustatten.

Bureck war zwar wie Pratchett beschäftigt, aber für seine Doktorandin hatte auch er noch etwas Zeit - sogar mehr als nur zwei oder drei Minuten. Besonders erstaunt zeigte er sich von dem schnellen Fortschritt den Vinara bei ihrer Dissertation erzielt hatte, und auch die Textproben welche sie ihm vorlegte fanden seine Anerkennung. "Aber das kann doch einfach nicht gehen ohne dass Sie Ihren hauptsächlichen Dienst vernachlässigen! Oder wurden Sie - was ich nicht hoffe - auf einen einsamen Posten strafversetzt der Ihnen mehr als genug Zeit für akademische Nebentätigkeiten gibt?"

"Nein Sir, ich habe lediglich meine allgemeinen Kommando-Aufgaben hintenangestellt und werde mich demnächst vollständig von ihnen freistellen lassen. Denn wie ich inzwischen weiß liegt mir der akademische Weg näher als der eines Raumschiff-Kommandanten."

"Nun, nach dem was ich hier sehe scheint mir das keine schlechte Entscheidung und solange es Sie glücklich macht... Übrigens ein großartiger Einfall sich mit diesem christlichen Orden anzufreunden, auch ich habe Kontakt zu einigen Klöstern in denen zuweilen noch erstaunliche Bücherschätze lagern. Aber sagen Sie", er beugte sich weiter zur Andorianerin vor, "seit wann tragen Sie Gelb? Müsste Ihre Uniform, soweit mich meine bescheidenen Kenntnisse der Sternenflotten-Ordnung nicht trügen nicht blau sein?"

Erst jetzt erkannte Vinara dass sie immer noch ihre OPS-Uniform anhatte; da die Crataegus ohne Vinara, aber dafür mit ihrem regulären OPS-Leiter wieder abfliegen würde, hätte sie sie genausogut gleich nach ihrer Ankunft wechseln können. "Ich habe auf der USS Crataegus vorübergehend als leitende OPS-Offizierin ausgeholfen... Im Grunde nichts Ungewöhnliches, auch wenn ich ohne fachliche Hilfe nicht primär für diese Aufgabe qualifiziert bin."

"Ach sowas", lachte Bureck, "mit diesem ganzen militärischen Kram kenne ich mich überhaupt nicht aus. Ich weiß ja noch nicht einmal was ein OPS-Offizier überhaupt ist!"

Vinara erklärte es ihm kurz und knapp.

"Also wirklich, Sie scheinen mir ja eine richtige Rennaissance-Frau zu sein - arbeiten als eine Art Ingenieurin und schreiben nebenbei noch eine Dissertation in Vergleichenden Bibliotheks-Wissenschaften!"

Bearbeitet von Vinara Shral
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„Wie es aussieht“, begann der Arzt zu erklären, nachdem er Daten an einer Art Kontrollpult gesichtet hatte, ist in beiden Fällen die Implantation erfolgreich verlaufen. Wenn Sie beide sich ein wenig besser fühlen, dann können bald mit ein paar Probedurchgänge mit der Verlinkung beginnen.“

„Warum nicht gleich?“, wollte Peter wissen.

„Wir möchten, dass Sie sich erst von dem Eingriff erholen.“

„Blödsinn“, erwiderte Milseya kopfschüttelnd. „Ich dachte, das Ganze soll unter realen Bedingungen stattfinden.“

„Das ist korrekt“, sagte der Arzt, „aber..“

„Es mag Sie überraschen Doktor, aber auch Piloten haben mal einen schlechten Tag! Doch selbst dann machen sie ihre Arbeit. Und wir sind hier schließlich nicht auf einem Kindergeburtstag! Also fangen Sie an!“

Wentworth signalisierte seine Zustimmung. Der Arzt seufzte kurz, bevor er nickte. „Gut, dann beginnen wir mit zunächst mit 20 Prozent. Und vergessen Sie nicht, sobald Sie sich unwohl fühlen – gleichgültig, wie sich das bei Ihnen ausdrückt – sagen Sie auf der Stelle Bescheid.“

Milseya holte tief Luft und schloss die Augen. Sie versuchte in sich hineinzuhorchen, suchte nach fremden Bildern. Doch nichts passierte.

„Nun?“, fragte der Arzt.

„Erhöhen Sie den Input“, verlangte Milseya. „Ich kann nichts hören.“

„Lieutenant Wentworth?“

„Bestätige“

Langsam erhöhte der Mediziner die Leistung und wartete. Kopfschütteln bei beiden Piloten. Wieder zehn Prozent mehr. Kopfschütteln.

„So wird das nichts“, unterbrach Milseya schließlich die Prozedur.

„Aber die Spezifikationen sind richtig“, gab der Arzt zurück.

„Das bezweifle ich auch nicht“, sagte Milseya. „Der Fehler liegt bei den Probanden.“

„Wie bitte?“

„Nun ja, die Verlinkung soll der Kommunikation dienen, nicht wahr? Also sollten wir auch versuchen miteinander zu reden und nicht darauf warten, dass wir plötzlich die Gedanken des anderen lesen können. Wir müssen miteinander reden.“

„Ich verstehe immer noch nicht.“

„Warten Sie einfach ab“, bat die Pilotin den Arzt um Geduld und konzentrierte ihren Blick auf den Piloten ihr gegenüber.

„Kannst du mich hören?“

Die Miene blieb unbewegt.

„Erhöhen Sie um weitere zehn Prozent“, bat Milseya den Arzt und konzentrierte sich wieder auf Wentworth.

„Kannst du mich hören?“

Die Augen des Mannes öffneten sich verwundert.

„Sind Sie das?“

„Ja. Hören Sie meine Stimme nur schwach?“

„Ja.“

„Erhöhen Sie um weitere 5 Prozent.“

„So besser?“

„Es ist immer noch leise.“

„Noch einmal 5 Prozent.“

„Und jetzt?“

„Klar und deutlich.

„Wunderbar! Können Sie noch etwas hören?“

„Eine Art Rauschen - aber nur sehr schwach.“

„Das ist normal. Das höre ich ständig. Das sind meine Gedanken. Sie sollten sich vorerst nur auf meine Stimme konzentrieren.“

„Einverstanden. Es ist ein seltsames Gefühl.“

„Man gewöhnt sich sehr schnell daran.“

„Können Sie auch meine anderen Gedanken lesen?“

„Ich könnte, wenn ich wollte, ein paar Bilder aufschnappen, aber wozu soll das gut sein?“

„Ich dachte, Sie wollten mich besser kennen lernen?“

„Vielleicht kenne ich Sie schon besser, als Sie ahnen.“

„Ohne meine Gedanken gelesen zu haben?“

„Jepp!“

„Interessant!“

Irritiert hatte der Arzt den beiden Piloten zugesehen, wie sie nur einander anstarrten und sich nicht rührten. „Klappt es?“, platzte er neugierig in das Gespräch.

„Ja, es klappt“, antwortete Wentworth ohne den Blick von Milseya zu nehmen. „Wir können einander hören.“

„Aber wir haben noch nicht die Schnelligkeit unserer Verbindung überprüft“, ergänzte Milseya.

„Die Schnelligkeit?“

„Doc, Sie mögen ein wirklich guter Arzt sein, aber Sie sind kein Telepath“, erklärte Milseya. „Wir werden jetzt ein Spiel spielen und Sie schauen einfach auf Ihre Daten, in Ordnung?“

Der Mediziner zuckte hilflos mit den Schultern, nickte aber schließlich.

Lieutenant?“

“Ja?”

„Wir werden nun wechselseitig die Spezifikationen des Jägers dem Anderen mitteilen“

„Ich verstehe nicht…“

„Tun Sie es einfach.“

Wentworth nickte.

„Ich fange an. USS Erie NX-1001“

„Jäger. Noch nicht spezifizierte Klasse.

„Länge: 4,5 Meter“

„Breite: 2,5 Meter“

„Höhe: 2 Meter“

„Besatzung: minimal 1/ maximal 2“

„Antrieb: Impuls / Warp“

„Bewaffnung: Mikrotorpedos / Polaronwaffensystem geplant

„Verteidigung: Regenerativer Schutzschild / ablative Hüllenpanzerung

„Besonderheiten: Die USS Erie NX-1001 ist der erste Prototyp eines KI-Jägers der Sternenflotte, in welchem der oder die Piloten über eine KI mit dem Shuttle so wie untereinander verbunden sind.“

„Es kann als Kurzstreckenjäger ebenso wie als Mittellangstreckenshuttle genutzt werden.“

„Das Shuttle kann nur im rückwärtigen Bereich betreten werden.“

„Von dort steigen die Piloten in die horizontalen Pilotenkanzeln.“

„Die Bedienung und Navigation des Shuttles erfolgt ausschließlich im Liegen.“

„Es funktioniert“, erklärte Milseya dem Arzt. „Die Verbindung ist stabil. Und schnell.“

Dieser nickte. „Die Scans bestätigen das. Und Sie beide fühlen sich gut? Kein Schwindelgefühl, kein Unwohlsein oder Ähnliches?“

„Nein“, schüttelte Peter den Kopf. „Alles fühlt sich an wie immer.“

„Mich dürfen Sie nicht fragen“, grinste Milseya. „Meine Launen, Stimmungen und körperliche Zustände wechseln im Sekundentakt – haliianische Gene.“

Der Arzt lächelte verschmitzt. „Ich verstehe. Nun dann werde ich die Verbindung nun langsam wieder kappen. Ich denke, wir können morgen mit einer Testverbindung mit dem Jäger beginnen.“

„Prima“, sagte Milseya und rutschte von dem Biobett herunter. „Dann kann ich mich jetzt endlich um die wichtigen Sachen kümmern. Doktor“, verabschiedete sie sich und ging zur Tür.

„Warten Sie.“ Peter lief ihr hinterher. „Was ist denn noch wichtiger als der Prototyp?“

„Meine Hochzeiten.“

„HochzeitEN? Sie sind doch nicht in Ihrer Freizeit noch Wedding Planer oder so etwas?“

Milseya lachte. „Nein. Ich spreche von MEINEN Hochzeiten. Ich werde erst nach klingonischem, dann nach haliianischem Brauch heiraten.“

„Klingt anstrengend.“

„Ich befürchte, das wird es auch. Erst für mich, dann für H’Qar.“ Milseya seufzte laut. „Und was werden Sie jetzt noch machen?“

„Eigentlich“, kam es zögerlich zurück „wollte ich Sie fragen, ob wir vielleicht gemeinsam zu Abend essen, damit wir die nächsten Testschritte besprechen können. Aber ich verstehe, dass Sie ..“

„Holen Sie mich in einer Stunde ab“, unterbrach sie ihn. „Sie wissen ja, wo ich einquartiert wurde – schließlich kennen Sie ja meine Akte.“ Mit einem kleinen hämischen Lächeln stieg sie in den Turbolift.

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Admiral Kwaal freute sich immer noch beinahe diebisch dass sie bislang von den Anfeindungen des Wiesels verschont geblieben war - lediglich ein anderer Reporter hatte in der BIDL einen eher mageren und geradezu harmlosen Artikel über die Andorianerin geschrieben, doch das war noch vor dem Medienrummel um Vinara gewesen. Der Inhalt dieses Artikels hatte sich um Kwaals Nutzung eines andorianischen Zivilkreuzers als Admirals-Schiff gedreht (eben genau jener SS Andorian Pride welche Commander Hewlett bereits auf der Crataegus vorgestellt hatte).

Kwaal war gerade dabei zwei Berichte gleichzeitig zu lesen als Admiral Janeway eintrat. "Ilana, ich habe das Profil das die Experten vom Starfleet-CIS zu Winnie dem Wiesel erstellt haben... Leider keine konkreten Angaben, lediglich eine 62-prozentige Wahrscheinlichkeit dass es sich um einen Mann handelt, mit wiederum 47-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Mensch oder Betazoide. Was das bisherige Auftreten dieses Schmierfinks in der Öffentlichkeit betrifft - in 53 Prozent der Fälle zeigte er oder sie sich als Mann, in 46 als Frau und zweimal sogar als Hermat. Bei fast allen dieser Erscheinungen trat er oder auch sie als unscheinbarer Humanoid auf, dem Anschein nach Mensch oder Betazoid. Selbst exotischere Gestalten von denen behauptet wird sie seien das Wiesel, wie etwa zwei Andorianer, ein Ferengi und einmal sogar eine Caitianerin verhielten sich alle betont unauffällig. Es versteht sich auch von selbst dass in fast jedem dieser Fälle ein anderer, stets falscher Name zum Einsatz kam. Die errechnete Durchschnittsgröße von Winnie liegt übrigens bei 1,75 Meter. Das Alter wird auf zwischen 25 und 55 geschätzt."

"Das sind ja wirklich nur sehr schwammige Informationen", meinte Kwaal enttäuscht, "und dafür hast du die Profiler des SF-CIS bemüht?"

"Es handelt sich hierbei nur um vorläufige Daten. Nur leider dürften wir auf diesem Weg nichts Besseres kriegen, da der CIS nur wirkliche Kriminalfälle behandelt. Und ihn jetzt trotzdem verstärkt auf das Wiesel anzusetzen wäre ebenso unangemessen wie die Einschaltung des Geheimdienstes. Immerhin wurden die Daten an den Pressedienst der Sternenflotte weitergeleitet der sich offiziell um diese Angelegenheit kümmert. Eine Vertreterin des Dienstes befindet sich derzeit an Bord der Excelsior, aber sie wird wohl erst gar nicht versuchen eine Fahndung einzuleiten."

"Vielleicht könnten wir über ein paar inoffizielle Kanäle an Informationen gelangen, vielleicht sogar ein Kopfgeld aussetzen", sinnierte die Andorianerin.

"Ich fürchte selbst das würde zu schnell auf uns zurückfallen", bremste Janeway den Elan ihrer Kollegin. "Zumindest hat der Pressedienst uns dringend geraten keinerlei Schritte in Richtung Fahndung zu übernehmen. Eine gewisse Hoffnung bestünde vielleicht darin dass das Wiesel sich irgendwann ernsthafter mit dem Orion-Syndikat oder einer ungefähr vergleichbaren Organisation anlegt. Dann dürfte das Problem sich, so zynisch es klingen mag mit etwas Glück von alleine beheben..."

Kwaal blickte skeptisch drein. "Das Wiesel scheint fast so viele Gesichter und Identitäten wie ein Formwandler zu besitzen. Selbst wenn wir den Geheimdienst einschalten würden, es dürfte schwer sein diesen Plagegeist aufzuspüren." Die Admirälin blickte auf das PADD mit dem vorläufigen Profil des Wiesels. "Hier steht sogar dass er vielleicht ein etwas abartig veranlagter Ferengi sein könnte... In diesem Fall bräuchte er wahrscheinlich einen holografischen Tarnanzug um seine Identitäten zu wechseln."

"Diese Möglichkeit liegt auch nur bei zwei Prozent, es wäre leichter dass ein Mensch sich als Ferengi ausgibt als umgekehrt. - So oder so, momentan bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten. Und zu hoffen dass Winnie das Wiesel besser früher als später einen Fehler begeht der ihm oder ihr das Genick brechen wird - bildlich gesprochen natürlich."

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Die Abläufe der Testflugabteilung der Sternenflotte hatten sich in den letzten Jahren nicht sehr verändert. Immer noch bastelten die Ingenieure bis zur letzten Minute an den Shuttles und Prototypen. Immer noch mussten sie noch dringende Tests und Scans durchführten, wenn gerade die Piloten zu den Testflügen aufbrechen wollten. Und immer noch sahen die Ingenieure äußerst besorgt drein, wenn „ihr“ Schiff vom Boden abhob…

So war es auch beim ersten geplanten Kurztestflug mit dem neuen Jäger „Erie“. Milseya und Peter waren pünktlich um 8:00 auf dem Flugdeck erschienen, was gerade in Milseyas Fall – angesichts der zugelegten Pfunde und dem eng anliegenden Fluganzug geradezu einem Wunder gleichkam (Details, wie lange und wie überhaupt, sie diesen angezogen bekommen hatte, werden auf immer ein Geheimnis bleiben).

Doch anstatt, dass sie ihre Plätze einnehmen und endlich den ersten Testflug durchführen konnten, wurden die Beiden von einer Schar von Ingenieuren, die sich rings an dem Jäger noch zu schaffen machten, davon abgehalten, auch nur in die Nähe dessen zu kommen. Missmutig lehnten sie sich also an ein paar Modulumbauten und warteten, bis auch endlich die Techniker fertig wurden. Doch anscheinend hatten es diese nicht besonders eilig, bis...

„JETZT REICHTS!“ Peter Wentworth war urplötzlich gegen 9:30 aufgesprungen und hatte einen der Techniker am Schlawittchen gepackt. „Wenn ihr Hohlköpfe bis jetzt eure Konfigurationen noch nicht angepasst habt, dann wird das auch nichts mehr werden! Haut endlich ab, damit wir unsere Arbeit machen können!“

Schnell griffen die anderen Techniker und Ingenieure ein und befreiten ihren Kollegen aus seiner misslichen Lage, nicht jedoch ohne den Piloten dabei recht derbe herumzuschubsen.

Es entstand ein kleiner Tumult, dem Milseya ein, zwei Minuten lang interessiert zusah und dabei versuchte, sich die neuesten Beschimpfungen für Ingenieure und Piloten zu merken. Dann - ohne große Eile - schritt sie zum nächsten Kontrollpult und löste dort den Dekompressionsalarm aus. Zufrieden beobachtete sie, wie der kleine Aufstand plötzlich erstarrte und alle Beteiligten sich entsetzt umsahen. Dann deaktivierte sie den Alarm, ging gemütlich zurück und baute sich mit ihren 1,54 Metern vor allen auf: „Alle Konfigurationsarbeiten sind hiermit beendet. Alle Scans hiermit abgeschlossen. Die „Erie“ ist damit zum ersten Testflug freigegeben. Nehmen Sie alle ihr Werkzeug mit und verlassen Sie das Flugdeck. SOFORT!“

Die Männer und Frauen der technischen Abteilung starrten den Zwerg ungläubig an und gerade als der Leiter der Gruppe Milseya widersprechen wollte, trat sie zu diesem und erklärte mit einem warnenden Unterton: „Sie werden meinen Befehl ausführen! Sie hatten lange genug Zeit für Ihre Anpassungen. Und ich bin mir sicher, dass ein Vermerk über die Langsamkeit Ihrer Abteilung in meinem Bericht nicht besonders gut ankommen wird.“

Die Augen des Ingenieurs verengten sich. „Das ist nur zu IHRER Sicherheit!“

„Wollen Sie damit etwa andeuten, dass Sie sich ERST HEUTE Gedanken über die Sicherheit der Passagiere gemacht haben? Und das, obwohl dieser Jäger bereits seit Monaten in Planung ist? Bereits vor drei Monaten fertig gestellt wurde? UND obwohl Sie bereits seit drei Tagen wissen, dass für heute der Testflug angesetzt wurde? Oder wurden Sie etwa darüber nicht informiert?“

„Natürlich wurden wir ..“

„Und warum haben Sie ihre Arbeiten dann nicht gestern Abend abgeschlossen?“

„Manche Spezifikationen..“

„Spezifikationen“, schnaubte Peter .. „Ihr habt doch kei..“

„Schnauze, Lieutenant!“, raunzte Milseya den Piloten an.

„Was?“

„Sie sollen die Klappe halten! Jetzt rede ich!“ Milseya wandte sich wieder zum Ingenieur. „Und Sie hören mir jetzt mal genau zu: Ich habe einen verdammt wichtigen Termin Anfang September und ich werde diesen nicht sausen lassen, nur weil Sie ihre Arbeit nicht richtig planen! Der Lieutenant und ich werden JETZT in diesen Jäger steigen, den Antrieb aktivieren, uns mit der KI dieses Schiffes verlinken und dann zum Testflug starten. Und weder Sie noch sonst jemand wird das verhindern. Wir werden in einer Stunde wieder hier sein. DANN können Sie weitermachen - mit den Daten, die Sie von uns erhalten werden. UND JETZT MACHEN SIE SICH VOM ACKER!“

Milseya griff nach Peters Arm und zog den Mann zum Jäger. „Einsteigen, Lieutenant. Wir beide haben unter vier Augen ein Hühnchen zu rupfen!“

….

„Sie werden niemals wieder gegen einen anderen Offizier körperlich aggressiv werden!“

„Sie glauben doch nicht, dass ich mir von IHNEN was vorschreiben lasse!“

„Und ob Sie das werden! Mir ist scheißegal, wie sehr Sie Ingenieure verachten oder hassen, aber sie derart anzugreifen, ist inakzeptabel. Gleichgültig, ob Ihr Vater Ihre Muter betrogen hat oder nicht!“

„Was zum Teufel fällt Ihnen ein?“, brüllte Peter zornig. „Das geht Sie absolut nichts an, Sie Miststück. Diesen arroganten, lahmarschigen Mutterndrehern gehört der Marsch geblasen! Die tun so, als hätten Sie die Weisheit mit Löffeln gefressen“

„Aber nicht von IHNEN! Und Sie sind nicht viel besser als die! Sie tun doch auch so, als wüssten Sie alles besser. Sie fahren jeden Techniker und Ingenieur wegen irgendeiner Kleinigkeit an, anstatt mit diesem zusammen zuarbeiten! Sie sind voreingenommen, geradezu bösartig, und machen denen das Leben schwer. Kein Wunder, dass die Ihnen auch nicht gerade freundlich gesinnt sind!“

„Ausgerechnet Sie wollen mir erklären, wie man sich verhält? Ihre Akte strotzt doch nur so vor Tadeln wegen Missachtung von Befehlen oder aufsässigem Verhalten! Ein Wunder, dass man sie überhaupt fliegen lässt!“

„Vielleicht deshalb, weil ich mich beim Fliegen niemals derart gehen lasse, wie Sie gerade eben auf dem Hangardeck!“

„Ach, und tue ich das etwa?“

„Sie würden es tun, wenn man Ihren Vorschlägen nicht folgen würde. Dessen bin ich mir sicher!“

Das hatte wohl gesessen, denn von Peter kam keine Antwort.

„Wir beginnen mit einem einfachen Beta 2“, sagte Milseya.

„Bestätige.“

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Nach der Rückkehr stürmte Peter regelrecht aus dem Jäger ohne Milseya auch nur eines Blickes zu würdigen. Doch das kümmerte jene herzlich wenig. Sie zog die gesammelten Daten auf ein Padd und überflog sie nochmals kurz, bevor sie es dann dem technischen Leiter übergab.

„Die „Erie“ fliegt sich wirklich hervorragend“, erklärte sie. „Die Wendigkeit ist zwar ein wenig aufgrund der länglichen Form beeinträchtigt, aber ich halte das für vernachlässigbar.“

Der Mann nickte. „Wie kamen sie mit der liegenden Position zurecht?“

„Erstaunlicherweise gut. Es war nur in den ersten paar Minuten etwas ungewohnt, doch man passt sich schnell an. Die Kinnstützen waren übrigens eine prima Idee, so ermüdet die Schulterpartie nicht so schnell.“

„War eine Idee meiner Leute“, sagte der Mann nicht ohne Stolz in der Stimme.

„Sie hätte genauso gut von einem Piloten kommen können“, stichelte Milseya schmunzelnd.

Der Techniker wollte gerade mit bitterböser Miene etwas darauf erwidern, als er das Schmunzeln bemerkte. „Es tut mir leid, Anquenar“, sagte er. „Aber dieser Wentworth ist ein ..“

„Ich will es gar nicht hören!“, winkte sie ab. „Ich glaube, es war schon von je her so, dass Piloten und Ingenieure oft unterschiedlicher Meinung sind. Doch war der Übergriff von Wentworth in keinster Weise gerechtfertigt…“

„Ich bin froh, dass Sie ..“

„Genauso wenig, dass Sie uns über eine Stunde haben Däumchen drehen lassen. Ich möchte, dass sich das beim nächsten Mal nicht noch einmal wiederholt. Ansonsten lasse ich wirklich die Luft vom Hangardeck ab.“

Mit betretener Miene starrte der Techniker auf sein Padd und nickte schließlich. „Bei Ihrem nächsten Testflug in zwei Tagen wird alles pünktlich fertig sein.“

„Das freut mich wirklich zu hören. Und jetzt brauche ich dringend einen Schuhlöffel oder so etwas Ähnliches.“

„Einen was?“

„Irgendwas, das mich aus diesem Anzug pellt.“

Der Mann lachte immer noch, als Milseya die Schotts des Decks passierte.

„Sie ist unmöglich!“, schrie Peter.

„Sie ist fantastisch!“, brüllte Orsen zurück.

„Dieses Miststück behauptet, ich würde die Techniker grundlos beschimpfen und mich mit ihnen anlegen, dabei weiß doch jeder, dass..“

„Wenn Sie sie noch einmal Miststück nennen, fliegen Sie durch die Luftschleuse, Wentworth!“

„Sie müssen nicht meine Ehre verteidigen, Lt. Commander.“ Amüsiert stand Milseya am offenen Schott. „Vor allem nicht, da Sie selbst mich schon öfters so bezeichnet haben.“

„Das ist etwas anderes!“, gab Orsen zurück.

„Oh, wirklich?“, sagte Milseya grinsend. „Na, auf die Erklärung bin ich aber nun wirklich gespannt!“

„Nur ich darf Sie so nennen!“

„Oh, das ist ein Privileg eines höher stehenden Offiziers!“, musste sie lachen. „Das muss ich unbedingt den anderen höheren Offizieren auf der Community erzählen. Zwergenkönigin wird denen nämlich langsam langweilig.“

„Ich verlange, dass..“ mischte sich ein vor Zorn bebender Peter wieder in das Gespräch ein.

„Sie haben erst mal Sendepause, Wentworth“, unterbrach ihn Orsen mit seinem lauten Organ. „Schreiben Sie eine offizielle Beschwerde oder was auch immer und jetzt lassen Sie mich mit Ihrer gekränkten Eitelkeit in Ruhe! Raus hier!“

Kochend vor Wut rauschte Peter Wentworth ab, nicht jedoch ohne zuvor Milseya mit einem todwünschenden Blick zu bedenken.

„Was zur Hölle war da draußen los, Anquenar?“, wollte Orsen wissen, als der Pilot den Raum verlassen hatte.

„Sie wissen, dass ich keinen von denen da draußen anschwärzen werde, Sir“, erklärte Milseya.

„Kann es dann sein, dass Sie nur das Schlimmste im Menschen zum Vorschein bringen?“

„Kann es sein, dass Sie ihre Augen und Ohren in den letzten Wochen nicht benutzt haben?“

„Was meinen Sie damit?“

„Ich meine damit das, was zwischen Wentworth und den Ingenieuren da draußen läuft! Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass der Lieutenant die Techniker unter aller Sau behandelt? Und die revanchieren sich dafür mit nicht eingehaltenen Zeitplänen.“

„Das war schon immer so.“

„Aber es ist niemals derart ausgeartet. Nicht, als ich hier war.“

Orsen rieb sich nachdenklich das Kinn. „Wentworth springt hart mit den Ingenieuren um, das stimmt. Aber er weiß wovon er spricht …“

„Das ist kein Freischein für arrogantes, unverschämtes Benehmen. Oder gar einen Techniker anzugreifen.“

„Er hat WAS?“ Orsens Gesicht wurde vor Ärger rot.

„Ich hab nichts gesagt“, erklärte Milseya ruhig. „Und bevor Sie ihm den Kopf waschen, sollten Sie sich mal überlegen, in wie weit Sie mit Schuld an dieser Eskalation tragen. Hätten Sie früher eingegriffen, wäre es nämlich nicht dazu gekommen!“

„Sie unverschämtes Miststück!“, brüllte Orsen. „VERSCHWINDEN SIE! RAUS HIER!!“

Achselzuckend drehte Milseya sich um und verließ den Raum.

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Schnarrend öffnete sich die Luftschleuse und die betazoidische Gang drängelte ungestüm hinaus. Die Studenten folgten den Männern fast auf den Fuß, voller Ungeduld endlich auf ihre deltanischen Gastgeber zu treffen. Assjima und Talana warteten das größte Gedrängel ab und hielten sich etwas im Hintergrund, da die Ärztin keinen gesteigerten Wert darauf legte, dem Bergwerksbetreiber noch einmal zu begegnen. Von seiner Tochter und den beiden Mitarbeitern hatte sie sich bereits am Abend vorher verabschiedet.

Der Raum vor dem Sicherheitscheck war fast leer, als die beiden Frauen das Schiff verließen. Zielstrebig steuerte Assjima auf die letzte Kontrolle zu, die sie noch von dem bunten Treiben in Seyann Draschu trennte, als sich zwei Gestalten aus dem Hintergrund lösten.

„Che Assjima“ grüßte die eine der beiden.

„Lakia!“ Assjima ließ beide Taschen fallen und umarmte die Schwester stürmisch. Dann war Schwager Malik an der Reihe. „Was macht ihr beiden denn hier? Warum steht ihr nicht draußen – so wie all die anderen.“

„Wir wollten unnötiges Aufsehen vermeiden. Kommissar Rela war so freundlich, uns eine Genehmigung zu besorgen,“ erklärte Malik.

Ein leichtes Räuspern und erst nun bemerkte Assjima, das der Polizist direkt hinter ihr stand.

„Chelama Rela“ begrüßte sie ihn lächelnd. „Ich bin erstaunt, dass Sie sich hier hoch bemüht haben.“

„Chelama Doktor.“ Er streckte ihr die Handflächen zur Begrüßung entgegen. „Sie beide sind immerhin meine wichtigsten Zeugen.“ Er begrüßte nun auch Talana. „Ich freue mich, Sie zu sehen.“ Sein freundliches Gesicht zeigte, dass er meinte, was er sagte. Dennoch wirkte er sehr ernst. „Sie müssen die Umstände entschuldigen, aber wir sind gezwungen, den Diplomatenausgang zu benutzen. Draußen lauern diverse Reporter, die irgendwie mitbekommen haben, dass Sie mit diesem Schiff ankommen. Außerdem sind Anhänger des Verkünders anwesend, um gegen diesen beginnenden Sextourismus zu demonstrieren.“

Talana, die Malik und Lakia inzwischen aufgekratzt begrüßt hatte setzte ein breites Grinsen auf. „Kommissar … wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne den Hauptausgang benutzen. Der Flug war ziemlich öde und etwas Action würde mir Spaß machen.“

Die anderen blickten Rela fragend an, doch ehe jemand etwas dagegen sagen konnte, hatte Talana schon ihre Tasche gepackt und war Richtung Ausgang unterwegs. „Wir sehen uns in einer Stunde bei Merkalms!“ rief sie und war verschwunden.

„Diese verflixte Göre“ murmelte Mailk. „Wenn das nur gut geht …“

„Wird schon nicht so schlimm werden. Ich habe draußen Leute aufgestellt. Die werden - wenn nötig - eingreifen.“ Er griff nach einer von Assjimas Taschen, die andere warf sich Malik über die Schulter. „Lassen Sie uns hier verschwinden bevor uns die da draußen auf die Schliche kommen. Diese Aasgeiser kennen auch den Diplomatenausgang. Aber Talana wird sie sicherlich ein paar Minuten beschäftigen.“ Zielstrebig führte der Polizist die kleine Gruppe durch diverse Gänge bis sie das Hafengebäude verlassen und in einen bereitstehenden Schwebekreuzer einsteigen konnten. Rela klemmte sich hinter den Steuerknüppel und warf die Maschine an. „Mir wäre es sehr Recht, wenn wir erst einige Formalitäten erledigen könnten, bevor Sie auf den Planeten hinunter fliegen.“

Innerlich stöhnte Assjima. Dennoch nickte sie ergeben. „Wenn es unbedingt sein muss …“

„Es muss sein.“

Eine gute Stunde später war alles erledigt. Die beiden Schwestern saßen im Café von Assjimas altem Freund Merkalm und warteten auf Talana. Rela war im Polizeirevier geblieben um den Transfer auf den Planeten zu organisieren und Malik musste noch einen Termin bei seinem Verleger wahrnehmen. Dadurch hatten die Frauen endlich ein paar Minuten Zeit zum Reden.

„Lakia …“ setzte Assjima vorsichtig an. „Ich verstehe nicht ganz, wie das alles passieren konnte. Und ich begreife überhaupt nicht, warum du mir von diesem Schlamassel nichts erzählt hast.“

„Ich wollte ja, aber Vater hatte ausdrücklich darum gebeten, dir nichts zu sagen.“

„Er wollte mich lieber ins offene Messer laufen lassen?“

„Nein …“ Lakia griff nach Assjimas Hand. „Das siehst du falsch. Er wollte dich nicht unnötig belasten. Er hatte gehofft, dass sich die Situation bis zu deiner Ankunft entspannen würde … dass er sie entspannen könnte.“

„Wie wollte er das denn anstellen? Wie könnte er diesen Traschtanten, die sich Journalisten nennen einen Maulkorb verpassen? Und warum sollte er das überhaupt wollen? Er war nie sehr glücklich über meine Beziehung zu Sam.“

„Zugegeben, es fällt ihm schwer, sich damit abzufinden, dass du eine Ausreißerin bist. Dass du die Sternenflotte einem Leben auf Delta vorziehst. Dass du statt eines angesehenen Deltaner einen Betazoiden gewählt hast. Sikarii war als Schwiegersohn sein Traumkandidat …“

„… den ich getötet habe …“

„Rede keinen Unsinn! Es war Sikariis Größenwahn, der ihn umgebracht hat. Er hat dich ausgenutzt. Ebenso wie Setak es getan hat. Sie missbrauchten beide deine Fähigkeiten um ihr berufliches Fortkommen zu fördern. Vater hat das verstanden. Und er hat auch verstanden, dass Sam ein Mann ist, der seine Karriere niemals über dein Wohl stellen wird. Und deshalb mag er Sam. Aber Vater gehört nun einmal einer anderen Generation an. Er musste erst lernen, damit umzugehen. Doch er hat begriffen, dass der Wandel der Zeit nicht aufzuhalten ist. Du bist doch nur eine von vielen, denen unsere Welt zu eng geworden ist. Allerdings hast du im Unterschied zu den vielen anderen als Heilerin einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt und du bist die Tochter eines der angesehensden Richter des Planeten. Da ist es nur natürlich, dass nach dieser Sache mit Setak das Augenmerk der Öffentlichkeit auf dich gerichtet wurde. Die Stimme der Öffentlichkeit kennt leider kein Mittelmaß. Sie schreit nur in schwarz oder weiß. Die einen verdammen dich, für die anderen bist du ein Vorbild geworden.“

„Ja … leider …“ Assjima dachte an die junge Helamir. „Ein Vorbild, das ich so nie sein wollte. Ich bin keine Revolutionärin … und ich will auch keine sein.“

„Nein, das bist du wirklich nicht“ lachte Lakia. „Du folgst einfach nur der Stimme deines Herzens. Und bitte glaube mir: Vater akzeptiert das voll und ganz! Aber unsere Traditionen, unsere Gesetze kommen nicht von ungefähr. Du bist nicht die Erste. Viele Deltaner haben vor dir leidvolle Erfahrungen machen müssen. Nicht nur in Bezug auf die Vorurteile und Arroganz anderer Deltaner. Eine Beziehung zwischen unterschiedlichen Spezies ist immer mit Problemen behaftet. Biologische Inkompatibilitäten, sexuelle Praktiken, erschwerte Fortpflanzung, unterschiedliche kulturelle Hintergründe, andere Denkweisen und Lebenseinstellungen, sprachliche Missverständnisse … muss ich noch mehr aufzählen? Ich denke, du weißt aus eigener Erfahrung ganz genau, wovon ich rede.“ Sie sah die jüngere Schwester eindringlich an. „Sag, wie klappt es mit euch beiden?“

Assjima antwortete nicht sogleich sondern starrte nachdenklich auf ihre Hände, die im künstlichen Licht der unterirdischen Hafenstadt blasser wirkten als sonst. Ich brauche nur Sonne … Sommer, Sonne … und etwas Ruhe. Dann wird alles wieder gut …

„Assjima?“ Lakias Stimme klang schärfer als sonst. „Ist alles in Ordnung?“

„Er … er ist nicht mitgekommen …“ stammelte Assjima leise. Doch dann brach es plötzlich aus ihr heraus. „Er muss diesen verdammten Frachter aufmöbeln. Und deshalb lässt er mich in diesem ganzen Horror hier allein!“ Die Tränen schossen ihr in die Augen. „Ich weiß nicht, wie ich diese Gerichtsverhandlung überstehen soll … wie ich vor Setak hintreten und gegen ihn aussagen soll … ohne dass Sam dabei ist. Und ich habe keine Ahnung wie ich mit diesem Mist hier umgehen soll!“ Sie zog die beiden Bücher aus der Tasche, die Helamir ihr gegeben hatte und schleuderte sie vor Lakia auf den Tisch. „Ich brauche ihn gerade jetzt mehr als alles andere und er lässt mich allein … wegen eines Raumschiffes! Dabei geht doch gerade das hier uns beide an.“

Lakia rutschte mit dem Stuhl näher heran und nahm die schluchzende Schwester tröstend in den Arm. An den Nachbartischen verstummten die Gespräche. Hälse reckten sich neugierig, Stühle knarrten, eine junge Frau kicherte leise. Lakia ignorierte das aufkommende Getuschel und flüsterte: „Du bist doch nicht allein. Wir werden das gemeinsam schaffen. Vater hat schon die ersten Schritte eingeleitet. Dieser Verkünder wird schon bald sein blaues Wunder erleben. Und was Sam angeht … er ist ein Mann … eben nur ein Mann … die haben immer wieder ihre Trotzphasen. Das geht vorbei. Glaube mir: ich kann ein Lied davon singen. Malik hat die wirklich sehr regelmäßig. Du musst Geduld haben. Auch für Sam ist diese Beziehung sicherlich nicht immer leicht.“

„Ich habe Angst, dass ich ihm zuviel zumute. Das ich ihm zuviel werde … Lakia, was soll ich machen wenn er einfach aufgibt?“

„Sam und aufgeben? DER? Niemals! Ich habe selten einen so sturen Hund getroffen. Wenn der sich was in den Kopf gesetzt hat gibt es kein Zurück. Nein, Schwesterchen: Sam gibt nicht auf. Du bist seine Erfüllung. Das hat er gesagt und ich weiß dass es so ist. Du darfst ihn nicht unterschätzen. Er ist stark. Gib ihm Zeit, seine Kräfte zu sammeln.“

„Hej! Was ist denn hier los?“ Sichtlich außer Atem stand Talana wie aus dem Boden gewachsen neben den beiden. „Ich würde ja gerne eine Runde mitkuscheln, aber ich glaube nicht dass wir Zeit dazu haben. Lasst uns sofort verschwinden!“

„Talana?“ Assjima richtete sich auf und schaute die Andorianerin mit rot verheulten Augen an. „Was ist los?“

„Das erkläre ich euch später. Die Irren mit ihren Knipsen sind mir auf den Fersen. Ich habe den Bullen schon angefunkt. Er kommt gleich mit dem Gleiter zum … ah, da ist er ja schon!“ Talana packte die verdutzten Deltanerinen und riss sie von den Stühlen hoch, als ein Gleiter der Polizei zischend neben dem Café zum Stehen kam. Die Türen flogen auf und Kommissar Relas Kopf wurde sichtbar.

Er winkte aufgeregt. „Kommt schnell! Meine Männer konnten sie nicht länger aufhalten.“

Die drei Frauen sprangen in das Fahrzeug und Rela ließ den Antrieb aufheulen. Gerade noch rechtzeitig, denn im selben Augenblick tauchte ein Mopp wütender Paparazzi im Café auf, verfolgt von einigen ziemlich verbeult aussehenden Polizisten. „Ich habe keine Ahnung was Talana diesmal angestellt hat“ zischte der Kommissar wütend „aber das wird ein Nachspiel haben!“ Dann gab er Gas und der Gleiter lies Fotografen sowie Caféhausgäste in einer gewaltigen Staubwolke versinken.

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„Nun, Miss Raan?“ Rela steuerte den Gleiter in erlaubter Höchstgeschwindigkeit über die Kuppeln der runden Häuser von Seyann Draschu. „Was ist passiert?“

Talana lehnte sich auf dem Beifahrersitz zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und grinste. „Ich habe es diesen Idioten ordentlich gegeben. Das war alles.“

„Wie genau definieren Sie ordentlich gegeben?“

„Na eins vor den Latz haben die bekommen.“

„Sie haben einen der Journalisten geschlagen?“

„Einen?“ lachte die junge Frau. „Die haben alle ihre Ladung abbekommen.“

Der Gleiter machte einen unerwarteten Hopser als Rela sich entsetzt zu ihr umdrehte. Assjima, welche neben Lakia auf dem Rücksitz saß und immer noch bemüht war, die Spuren ihres Gefühlsausbruchs zu beseitigen, stach sich dabei mit dem Fingernagel beinahe ein Auge aus. „Sie haben ALLE verprügelt?“ stieß Rela heiser hervor. „Das hat uns gerade noch gefehlt!“

„Sagte ich was von verprügeln? Das haben letztendlich ihre Männer übernommen ... und ein paar andere. Nein – ich habe getan was meine Tante Vinny auch gemacht hätte. Ich habe sie erst verbal verdroschen und sie dann mit ihren eigenen Mitteln fertig gemacht.“ Immer noch lachend zog sie eine kleine Kamera aus der Tasche. „Diese Bilder dürften der absolute Knüller sein.“

Lakia griff nach vorne und nahm Talana das Gerät aus der Hand. Als sie die Bilder über das Display huschen ließ kicherte sie leise. „Die ersten Aufnahmen zeigen eindeutig keine Paparazzi. Da sind ja nur junge Betazoiden und deine Wenigkeit in eher privaten Posen zu sehen. Ich muss schon sagen: sehr fantasievoll, meine Liebe. Du hast in Nelisch ganz offensichtlich noch mehr gelernt als das Re’slad.“

„Menne Lakia … du musst weiter scrollen. Die Fotos sind doch noch vom Flug. Aber ich finde auch dass sie ziemlich gut geworden sind. Kunststudenten haben wirklich ein Auge für guten Bildaufbau.“

Lakia stöberte weiter in den Bildern herum, bis sie schließlich einen leisen Pfiff ausstieß. Sie hielt ihrer Schwester die Kamera vor die Nase. „Vater wird vor Freude einen Handstand machen … das hier ist Wasser auf seine Mühlen.“

„Bei Assjimagar!“ rief Assjima überrascht aus. „Ich vermute, diese älteren Herrschaften, die hier mit ihren Plakaten und Banderolen auf Journalisten und Polizisten einprügeln sind die Anhänger dieses Verkünders? Wie um alles in der Welt hast du das hinbekommen?“

„Eh Doc … Ich habe mir nur zu Herzen genommen, was du mir immer versuchst beizubringen: Worte können stärker als Fäuste sein“ erklärte Talana stolz. „Als ich den Sicherheitscheck passiert hatte haben mich die Fotografen sofort erkannt. Irgendjemand muss denen verklickert haben dass du nicht alleine nach Delta kommst. Die sind gleich mit tausend Fragen über dich und die bevorstehende Gerichtsverhandlung auf mich losgegangen. Und sie wollten alles Mögliche über Telisch und mich wissen. Keine Ahnung, wer denen von ihm erzählt hat. Ich habe ein paar harmlose Sachen erzählt. Hab’ voll einen auf megafreundlich gemacht. Und dann haben diese Dumpfbacken von Verkünderdemonstranten endlich geschnallt wer ich bin und fingen an laut los zu krakeelen. Hab’ dann noch ein paar gezielte Sticheleien und Provokationen in die Runde geworfen und schon ging es los. Die Fotofreaks machten Bilder von den übergeschnappten Demonstranten, als die auf mich losgehen wollten. Und so ein bisschen Re’slad hat da nicht geschadet. Einer der Demonstranten knallte jedenfalls dank meiner eleganten und unbemerkten Unterstützung gegen einen Fotografen, dem daraufhin die Kamera runter fiel. Das Teil ging dann endgültig kaputt als ich so tat als wenn ich draufgeschupst worden wäre. Daraufhin schlug der Paparazzi dem religiösen Freak eins in die Schnauze. Und dann ging’s echt voll ab. Ej , ich sag’ euch: hätte nie gedacht, dass sich Deltaner so herrlich prügeln können! Da sind so richtig die Fetzen geflogen. Hab’ mich dann unbemerkt dem Kampfgewirr entzogen und in aller Ruhe ein paar schöne Fotos gemacht. Ich sehe schon die Schlagzeilen vor mir!“ Sie zeichnete mit den Armen riesige Buchstaben in die Luft. „Religiöse Fanatiker schlagen Journalisten! Was ist aus der Pressefreiheit auf Delta IV geworden? Oder wenn wir es andersrum brauchen können, nehmen wir die Bilder wo drei Fotografen gleichzeitig auf diese alte Reli-Freak-Oma losgehen. Paparazzi misshandeln hilflose alte Frau. Wird unsere Religionsfreiheit von der öffentlichen Meinung unterdrückt? Dann griffen die Bullen ein und haben so was von vor den Latz bekommen, als Relifreaks und Reporter gemeinsam auf sie losgingen. Wie wäre es mit: Unsere Polizei ist gegenüber den Fanatikern machtlos! Oder: Die rechte Hand der Obrigkeit knüppelt harmlose Demonstranten nieder Da gäbe es auch ein paar passende Bilder. Ihr könnt es euch jetzt ganz einfach raussuchen. Ganz nach Belieben. Es ist alles da.“ Talana holte tief Luft bevor sie zum Endspurt in ihrer Erzählung ansetzte. „Ich sag euch: das war echt so megageil! Und ich bin dabei total cool geblieben. Aber dann sahen ein paar von denen, dass ich am knipsen war und sie haben wohl irgendwie geschnallt, dass ich sie angeschmiert hatte. Nun … die Schlägerei war leider fini und ich musste jetzt echt die Beine unter die Arme nehmen. Wusste gar nicht, dass ich so schnell rennen kann.“

Assjima waren während Talanas Berichterstattung erneut die Tränen in die Augen getreten. Doch diesmal waren es Lachtränen. „Ich kann es nur immer wieder betonen“ gluckste sie. „Du bist absolut unglaublich!“

Der Kommissar konnte ebenfalls ein Schmunzeln nicht unterdrücken. „Aber Miss Raan … Sie sind sich schon im Klaren darüber, dass das keine ordnungsgemäße Aktion war? Man könnte Sie wegen Anstiftung zum Aufruhr drankriegen. Doch wo kein Kläger … und von denen wird sich keiner trauen, den Rechtsweg einzuschlagen.“

„Na und selbst wenn … ich habe doch nichts anderes gemacht als so zu arbeiten wie diese Paparazzi. Die würden sich doch nur selber ins Fleisch schneiden“ konterte die Andorianerin. „Und wenn einer von diesen Reil-Spinnern es wagen sollte …“ Sie streckte dem Kommissar ihren Arm hin, wo sich ein gewaltiger lila Fleck gebildet hatte. „Die haben eine harmlose Andorianerin tätlich angegriffen. Und das auf Seyann Draschu, wo Außerweltliche jederzeit hindürfen.“

Lakia hatte derweil die Fotos auf ein PADD kopiert und gab dann Talana die Kamera zurück. „Nur zur Sicherheit … falls dein Fotoapparat verloren geht. Diese Bilder sind Gold wert. Denn wie allgemein bekannt ist, lügen Bilder ja nicht. Nur liegt die Wahrheit immer im Auge des Betrachters. Gut gemacht!“

Talana wurde dunkelblau vor Stolz. „Ej, hab’ ich doch gern’ gemacht. Und es ist gut zu wissen, dass ihr alle ohne mich voll am Arsch wärt.“

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Zwei Tage später erschien Milseya wieder pünktlich um 8:00 und als erste auf dem Flugdeck. Kaum hatten die Techniker die kleine Pilotin entdeckt, beendeten sie in Windeseile ihre letzten Checks und packten ihre Werkzeuge. Lächelnd begrüßte sie jene und fragte nach den letzten Scans. Ebenso freundlich erhielt sie eine Antwort und alle für den nächsten Testflug erforderlichen Parameter. Dann ging die Truppe.

Die Pilotin las die neuesten Informationen, als ein Schatten auf das Padd fiel. Peter Wentworth stand mit grimmiger Miene vor ihr.

„Ausgeschlafen?“, fragte sie ihn grinsend.

„Sie haben mich verpfiffen!“, grollte er.

„Genauso wie Sie mich. Wir sind quitt.“

„Einen Dreck sind wir! Orsen hat mich durch die Mangel gedreht!“

„Ist nicht schön, nicht wahr? Dann haben Sie vermutlich jetzt mal erlebt, wie sich hier die Anderen von Ihnen behandelt fühlen.“

„Die sind doch alle un..“

„Oh bitte, verschonen Sie mich mit Ihren Vorurteilen!“, erklärte Milseya aufbrausend. „Die meisten Ingenieure, die ich kenne, sind wirklich fähige Leute. Sie sind nicht nur kreativ, sondern hören sich auch Verbesserungsvorschläge an. Zumindest wenn man sie in einem normalen Tonfall vorträgt. Aber von Ihnen würde ich nicht mal ein Glas Wasser annehmen, selbst wenn ich am Verdursten wäre!“

„Dann sollten Sie beten, dass es niemals so weit kommt. Denn ich würde es vor Ihnen austrinken und Ihnen beim Verrecken zusehen“, zischte Peter.

„Das glaube ich Ihnen sofort!“, erwiderte Milseya kühl. „Können wir nun endlich starten?“

.…

Der Flug zur Oortschen Wolke verlief „schweigend“. Außer den allernotwendigsten Flugparameter war von Peter nichts zu „hören“. Milseya verkniff sich ein lautes, wie auch ein „telepathisches“ Seufzen. Sollte er doch schmollen so viel er wollte, Recht hatte in jedem Fall sie! Sein Benehmen war unausstehlich und führte zu allem Möglichen, nur nicht zu einem effektiven Ergebnis. Und wieso bei allen Höllen sollte sie unter seinem kleinen privaten Rachefeldzug leiden? Er konnte seinen Kleinkrieg weiterführen, sobald sie von hier weg war. Aber bis dahin hatte sie hier das Sagen. Gleicher Rang hin oder her - immerhin hatte sie ein paar Dienstjahre mehr auf dem Buckel. War wesentlich qualifizierter und außerdem leitender Flugoffizier auf der Community. Sie würde sich doch nicht von einem wie dem, vorschreiben lassen, wie es auf dem Hangardeck zu laufen hatte! Und wenn er gedacht hatte, sie würde ihn in seinem Tun unterstützen, dann hatte er ihre Akte nicht sorgfältig genug auswendig gelernt…

Nur bei den verschiedenen, vorher ausgemachten Flugmanövern zwischen den Kometenobjekte und Planetesimale fand überhaupt eine Kommunikation zwischen den beiden Piloten statt. Natürlich telepathisch – immerhin galt es auch die KI zu testen. Schließlich war sie das Herzstück des neuen Jägers…

„Anflug auf Utsunomiya gemäß Testabschnitt 9/14. Manöver: Sternmanöver mit anschließendem SRWO“, kündigte Peter eines der letzten Manöver auf diesem Testflug an.

„Bestätigt. Gebe Kurs ein.“

„Anflugwinkel korrekt. Drehwinkel minus Alpha.“

„Bestätigt.“

„Ankunft in 45 Sekunden. Wende in zehn, neun, ach…“

Ohne Vorwarnung wurde der Jäger plötzlich herumgewirbelt und auf das Heftigste durchgeschüttelt.

„WAS WAR DAS?“

„KEINE AHNUNG: Vielleicht ein kleiner Eisbrocken.

„Antrieb versagt. Trägheitsdämpfer versagen in einer Minute.“

„Schilde nur noch bei 40 Prozent.“

„Notboje aktiviert und raus!“

„Suche Landemöglichkeit.“

„Antrieb hat versagt. Wir trudeln. Ich kann nicht kompensieren.“

„Möglicher Landeplatz mit geringer Atmosphäre. Steuerdüsen?“

„Keine Anzeige. Tu es!“

„Aber...“

„TU ES!“

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Vinara beschloss gleich in Leipzig zu bleiben und nahm sich dort ein Hotelzimmer. Im Grunde hatte sie somit wieder fast die Ruhe wie damals im risianischen Bergdorf, allerdings bekam sie am zweiten Tag einen Besuch den sie hier auf der Erde, noch dazu mitten in einer alten europäischen Stadt am wenigsten erwartet hätte...

"Ich bin Vilkra, das ist mein Mann Moran. Wir sind Kalis' Eltern", stellte die alte Klingonin sich und ihren Begleiter vor.

"Oh, das ist in der Tat... Wenn ich gewusst hätte dass Sie kommen..."

"Ersparen Sie uns Ihre Gastfreundschaft. Was wir Ihnen zu sagen haben können wir genauso gut auch gleich hier erledigen."

Vinara bat ihre möglichen Schwiegereltern in Spe dennoch hereinzukommen; kaum hatte die Tür des Hotelzimmers sich hinter ihnen geschlossen fing Vilkra auch schon an:

"Unsere Tochter hört schon seit Langem nicht mehr auf uns, daher fordere ich Sie auf diese unsägliche Beziehung zwischen Ihnen beiden sofort zu beenden."

"Ich bitte um Verzeihung, aber in dieser Hinsicht haben Sie nichts zu bestimmen."

Kalis' Mutter schnaubte wütend. "Wenn es um die Ehre unseres Hauses geht haben wir das Recht und die Pflicht diese mit allen Mitteln zu verteidigen."

Ehe seine Frau weitersprechen konnte schaltete Moran sich ein: "Wir sind Wissenschaftler Commander und stehen unter anderem dem Hause K'Olmos nahe. In einer Welt die fast nur von Kriegern dominiert wird haben wir ohnehin einen schweren Stand; die Neigungen unserer Tochter, noch dazu ihre Verbindung mit Ihnen - nichts gegen Sie als Person und Wissenschaftlerin - kann unseren Ruf vollends zugrunde richten."

Die Andorianerin dachte einen Augenblick nach und entgegnete dann: "Ich dachte die Klingonen seien in solchen Dingen eher pragmatisch, solange jemand seine Pflichten wie ein wahrer Krieger erfüllt sollte es eher egal sein welcher Art seine sexuelle Orientierung ist."

Vilkra lachte schallend auf. "Nur solange er sie geheimhält, aber inzwischen weiß fast jeder im Reich wie es um unsere Tochter steht. Und als Ärztin hat sie obendrein einen Beruf der in den Augen der meisten Klingonen alles andere als ehrenhaft ist. Daher wird sie um den Ruf unseres Hauses und unserer Verbündeten zu retten einen klingonischen Mann heiraten, einen Krieger aus einflussreichem traditionellem Hause."

"Dass Sie das vorhaben weiß ich bereits, aber Sie können Kalis nicht dazu zwingen."

"Wissen Sie dann auch schon von unserem Kompromiss-Vorschlag, dass Kalis einen Mann mit ebensolchen Neigungen wie sie selbst heiratet und sich weiterhin im Verborgenen mit Ihnen trifft?", fragte Moran.

"Auch diese Option wurde von ihr soweit ich mich erinnern kann bereits angedeutet. Und ich kann nur sagen dass sie alles andere als klingonisch und ehrenhaft ist, denn seine wahre Natur zu verbergen, eine Ehe nur zu politischen Zwecken auf eine Lüge aufzubauen ist, verzeihen Sie mir den Ausdruck, schlichtweg armselig."

Vilkra starrte Vinara an als wolle sie ihr jeden Moment an die Kehle gehen. "Wir sind Klingonen, die Ehre geht uns über alles. Und wie schon die Vulkanier sagen bei denen Sie aufgewachsen sind: Das Wohl Vieler wiegt schwerer als das Weniger oder eines Einzelnen. Hier geht es wie bereits gesagt nicht nur um unser Haus, der Ruf aller Wissenschaftler im klingonischen Reich könnte durch die Fortsetzung Ihrer Beziehung gefährdet werden. Die Krieger-Traditionalisten dürften einen Verfall alter Werte befürchten wenn auf einmal Frauen Frauen und Männer Männer heiraten dürften. Und es ist mir egal wieviele klingonische Ehrentitel Sie haben, selbst wenn Sie die persönliche Hof-Alchemistin Kanzler Martoks wären: Sie sind immer noch eine Frau, eine nichtklingonische und Wissenschaftlerin noch dazu und Ihren letzten persönlichen Entwicklungen nach bekennende Pazifistin, die es inzwischen sogar bereut einen klingonischen Krieger ehrenhaft in einem Kampf getötet zu haben."

"Ich habe niemals gesagt dass ich es wirklich bereue, sondern nur dass es nicht mein weiterer Lebensweg ist. Offen gesagt hoffte ich durch meinen Eintritt in die klingonische Flotte in irgendeiner Weise Ihre Gunst erwerben zu können, aber das wäre nur durch eine komplette Auslöschung meiner ursprünglichen Natur und Leugnung meines wahren Selbst möglich. Geschlechtsumwandlung inklusive, wobei Sie sich dann wenigstens sicher sein könnten dass Kalis keinen Gefallen mehr an mir finden würde."

"Schweigen Sie!", schrie Vilkra, "Sie verhöhnen die klingonische Lebensweise. Ich sage Ihnen zum letzten Mal: Beenden Sie Ihre Beziehung zu Kalis oder ich werde mich gezwungen sehen sie zu verstoßen, auch wenn sie unser einziges Kind ist. Aber lieber verliere ich diese einzige Tochter als mich mit der Schande konfrontiert zu sehen, Sie als Schwiegertochter in meinem Haus dulden zu müssen!"

Nachdem die alte Klingonin wutentbrannt davongerauscht war blieb Moran noch eine Weile im Hotelzimmer. "Nehmen Sie es nicht allzu persönlich Commander, in meinem Haus sind die meisten schon seit Generationen Wissenschaftler. Meine Frau hingegen kommt aus einem kleinen, beinahe unbekannten, aber traditionellen Haus das bis jetzt immer Krieger alten Schlags hervorgebracht hat. Was sie vorhin nicht erwähnt und in ihrem letzten Satz lediglich angedeutet hat ist, dass durch eine Fortsetzung, ja sogar Legitimation Ihrer Beziehung zu Kalis in Form einer Heirat auch der Ruf ihres Elternhauses Schaden nehmen könnte. Ich selbst sehe die Sache nicht ganz so eng wie Sie, aber problematisch wäre auf jeden Fall zumindest eine Heirat nach klingonischen Traditionen - selbst wenn Sie alle Prüfungen als Schwiegertochter und Schwiegersohn im gleichen Maße bestehen würden. Ich werde sehen was ich tun kann und mich mit meinen Verbündeten inklusive K'Olmos beraten."

Mit diesen Worten ging auch Moran und ließ eine verärgerte, zum Teil auch verzweifelte Andorianerin zurück.

Bearbeitet von Vinara Shral
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Das übliche Begrüßungschaos war vorüber. Die Kinder hatten sich voller freudiger Erwartung über die mitgebrachten Geschenke hergemacht, während Aki wie üblich Probleme hatte, seine Kinder zu bändigen. Siria hatte sich bezüglich ihrer Kochkünste einmal wieder übertroffen, Malik gab den ganzen Abend Schein-Weisheiten und Anekdoten von sich bis Lakia ihm die Weinflasche wegnahm und Issaya zeigte sich betont gelassen, obwohl sie, wenn sie sich unbeobachtet fühlte die Tochter mit nachdenklichen Seitenblicken beschenkte. Es war nicht ganz so laut und fröhlich wie sonst. Eine eigenartige Spannung lag über der kleinen Runde. Keiner zeigte sich bereit, das Thema Setak anzuschneiden, obwohl es jedem auf der Zunge brannte. Richter Eslau war wie üblich nicht anwesend. Er war, wie Issaya immer wieder betonte in wichtigen Dingen unterwegs. Doch Assjima wusste genau, dass ihr Vater diese wichtigen Dinge immer vorschob wenn sie zu Besuch kam. Er mochte das Begrüßungschaos nicht und zog es vor, einige Tage später in Erscheinung zu treten. Ein Verhalten, dass Assjima inzwischen zwar akzeptierte, sie jedoch insgeheim immer noch verletzte.

Es war spät in der Nacht und Assjima saß auf der Veranda ihres Hauses. Es war schön, wieder zu Hause zu sein, den vertrauten Anblick des Waldes und des Sees zu genießen. Die Nacht war ungewöhnlich mild und sehr hell. Es waren nur noch wenige Tage bis zur Sonnenwende.

Das leise Knacken eines Zweiges schreckte Assjima aus ihren Gedanken. Schritte … Setak?! Nein, der saß hinter Schloss und Riegel. Sie stand auf und stellte sich in den Schatten der Hauswand. Es kam jemand die Stufen herauf, trat in das Licht der beiden Monde …

„Vater!“

Der alte Mann zuckte zusammen, als er die Stimme seiner Tochter unmittelbar neben sich hörte. „Mein Gott Assjima! Musst du mich so erschrecken?“

„Entschuldige … das wollte ich nicht.“ Erst jetzt dachte sie wieder daran, dass die Sinne ihres Vaters immer mehr abnahmen. Er hatte ihre Gegenwart nicht spüren können. „Was machst du so spät hier draußen im Wald?“

„Ich wollte dich sehen.“ Er nahm sie bei den Schultern und drehte sie so, dass das Licht des Mondes auf ihr Gesicht viel. „Du bist blass, mein Kind. Du bekommst sicherlich nicht genügend Sonne auf deinem Raumschiff.“

„Das künstliche Licht kann die Sonne tatsächlich nicht ersetzen.“ Assjima betrachtete den Vater forschend. Er war gealtert, wirkte irgendwie gebeugt … dabei war er noch keine achtzig Jahre alt. „Wo warst du vorhin?“

„Ich hatte noch einige wichtige Dinge zu erledigen.“

„Wichtige Dinge? Das sagst du jedes Mal. Dinge, die keinen Aufschub dulden … Vater, du bist im Ruhestand. Du solltest Zeit haben!“

„Zeit für meine Kinder und für meine Enkel – ja ich weiß. Aber gerade meine Kinder sind es, für die ich meine Zeit aufwenden muss. Genauer gesagt ist es meine widerspenstige Tochter, die verhindert, dass ich meinen Ruhestand genießen kann.“

Assjima seufzte. „Ich weiß nicht, was du gerade treibst. Lakia hat es mir nicht verraten wollen. Aber ich weiß genau, dass ich dich nicht um Hilfe gebeten habe.“

„Nein, das hast du tatsächlich nicht. Jedenfalls nicht in den letzten Wochen. Aber glaubst du wirklich, ich könnte offenen Auges zusehen, wie meine Tochter geradewegs in die Katastrophe rennt?“

„Du übertreibst …“

„Nein, ich übertreibe nicht. Du hast keine Ahnung vom dem was hier vor sich geht.“ Er sah sich suchend auf der Veranda um, zeigte auf einen der drei Stühle. „Ich weiß, es ist spät, aber erlaubst du, dass ich mich setze? Wir müssen dringend reden.“

Die Ärztin nickte. „Ja, wir müssen reden. Wir hätten schon vor Monaten miteinander sprechen sollen. Doch du warst nie zu erreichen.“

Der alte Mann setzte sich. „Ich mag diese Kommunikationsdinger nicht. Da hört man nur die Worte.“

„Worte sind immer noch besser als Totschweigen …“ Den Nachsatz Und du hörst ja sowieso nur noch Gesprochenes. Dein inneres Auge ist blind. schluckte Assjima gerade noch hinunter. Sie wollte ihren Vater mit dem Hinweis auf seine nachlassenden Sinne nicht unnötig verletzten. Dennoch blieb sie stehen, lehnte sich mit verschränkten Armen an die Hauswand uns schaute kühl auf ihren alten Herren herunter, der gerade sichtlich Schwierigkeiten hatte, den richtigen Ansatz zu finden. „Und du Vater … du bist doch immer ein Mann der Worte gewesen.“

„Vielleicht … früher einmal. Doch ich glaube mir sind in den letzten Wochen selbst die Worte abhanden gekommen.“

Eine Welle sanfter Traurigkeit ging von ihm aus, umspülte Assjima und kroch in ihr Herz. Widerstand war zwecklos … sie ließ die Abwehr fallen, löste sich von der schützenden Wand, kniete vor dem alten Mann nieder und griff nach seinen Händen. „Vater … bitte verzeihe mir. Ich wollte dich da nicht mit hineinziehen. Ich wollte niemandem wehtun. Am wenigsten dir und Mutter.“

„Wie kannst du glauben dass du deinen Weg alleine gehen kannst? Wir sind eine Familie … deine Familie. Egal wer was tut, die anderen sind immer irgendwie darin verwickelt. Wir haben Teil an deinem Leben … wir sind ein Teil deines Lebens. Und wenn du auf deinem Sternenschiff durch die Galaxien reist und sowohl körperlich als auch gedanklich weit weg bist von uns, so sind wir zwar hier aber in den Gedanken stets bei dir. Was immer du auch machst, dein Handeln, deine Entscheidungen betreffen uns – auch wenn du es nicht wahrhaben willst. Du bist es gewohnt, deine Entscheidungen alleine zu fällen. Das ist gut so und ich vertraue darauf, dass du die richtigen Entscheidungen fällst, denn du bist eine kluge Frau. Aber du darfst nicht von uns anderen erwarten, dass wir uns aus deinem Leben fern halten. Was immer du auch tust … wir tragen die Konsequenzen mit dir gemeinsam.“

„Ich weiß, du meinst es gut, Vater. Aber du bürdest mir damit eine große Verantwortung auf.“

„Das lässt sich leider nicht vermeiden, denn wir sind der Teil von dir, der hier zurück geblieben ist als du dich entschieden hast, eine Karriere bei der Sternenflotte zu beginnen. Du bist die leitende Ärztin der Community und ich bin stolz darauf. Aber wir sind diejenigen, deren Tochter, deren Schwester, deren Tante weggegangen ist. Der ein Leben auf Delta nicht gereicht hat. Du verliebst dich in einen Betazoiden. Wir sind die Familie, deren Tochter mit den Traditionen gebrochen hat und einen Außerweltlichen wählte. Das zeigt man uns deutlich. Dennoch: Wir alle freuen uns, dass du endlich den Mann gefunden hast, der dich glücklich macht. Wir mögen Sam. Die Kinder sind total vernarrt in ihn. Er ist ein guter Mann und er passt nicht nur zu dir sondern auch zu uns.“

„Was gerade du ihm noch nie gezeigt hast.“

„Ich weiß. Und es tut mir leid. Ich war viel zu reserviert. Ich war skeptisch und zugegeben: ich hatte Angst vor den Folgen. Mein Ruf war mir wichtiger als deine Entscheidung. Ich war wütend auf dich, weil du uns nicht hast teilhaben lassen. Weil du alles alleine durchziehen wolltest. Du hast mir nicht einmal erzählt, dass du den Mann deines Lebens getroffen hast. Ich musste es von Lakia erfahren. Du vertraust mir nicht und das schmerzt.“

„Das war ein Fehler … ich hätte es dir selber sagen sollen. Ich habe mir vorgemacht, es würde dir leichter fallen, Sam zu akzeptieren wenn du ihn erst einmal persönlich kennen gelernt hättest. Aber in Wirklichkeit habe ich wohl nur versucht, mich vor der Konfrontation mir dir zu drücken.“

„Du betrachtest es als Konfrontation, wenn du deinem Vater erzählen musst, dass du dich verliebt hast?“

„Ja. Du bist nie ein Mann der Emotionen gewesen. Für dich standen stets Gesetz und Tradition an erster Stelle. Dein Handeln wurde dein ganzes Leben lang von Logik und von Rechtschaffenheit bestimmt. Du gehörst nicht zu denen, die ihrem Herzen folgen. Du lässt dich einzig und allein von deinem Verstand leiten. Und dein Verstand sagt dir, dass sich das Individuum zum Wohle der Gesellschaft unterordnen muss. Deine Tochter darf da keine Ausnahme machen.“

„Doch kommt es vor, dass Individuen eine Gesellschaft zum Besseren ändern. Es sind immer einzelne Personen, die einer Veränderung vorangehen. Eine solche Entwicklung zu erkennen benötigt Zeit. Das Annehmen, das Akzeptieren einer Veränderung dauert noch länger. Und dann braucht man Mut, sie letztendlich durchzusetzen … sehr viel Mut.“

Assjima hatte Eslau nachdenklich gelauscht. Was meinte er damit? Welche Rolle gab er ihr und sich selber in den aktuellen Ereignissen? „Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass ich eine solche Veränderung in die Wege geleitet hätte und dass du es bist, der für Recht und Ordnung sorgen muss um diese Veränderung zu legalisieren?“

„Nein … und doch auch ja. Es ist eine Verknüpfung von äußerst unglücklichen Umständen, in die du zufällig hinein gerutscht bist. Und ich mit dir.“

„Verdammt Vater!“ Assjima sprang auf. „Ich verstehe überhaupt nichts mehr! Sind denn alle hier verrückt geworden?“

Eslau schüttelte den Kopf. „Du liest nicht viele deltanische Zeitungen, oder?“

„Nein“ gab Assjima kleinlaut zu. „Ich habe keine Zeit dafür und ich muss zugeben dass es mich auch nur begrenzt interessiert.“

„Was auf deinem Heimatplaneten passiert sollte dich aber interessieren. Seyalia ist ein Teil von dir und wird es auch immer bleiben. Selbst wenn du es ableugnest.“ Der Vorwurf in des Richters Stimme war zwar leise, aber deutlich zu hören. Er zog ein PADD aus der Tasche. „Ich habe dir einige Artikel zusammengestellt. Nicht der Tratsch und Klatsch, mit dem dich dein Freund Merkalm versorgt, sondern von renommierten Zeitungen und Fachblättern. Dann habe ich die wichtigsten Fakten für dich in einem ausführlichen Exposé zusammengefasst. Bitte lese es in Ruhe und lass uns morgen darüber sprechen.“ Er stand auf, reichte ihr den Datenträger, küsste sie väterlich auf die Stirn und ging, ohne eine Antwort Assjimas abzuwarten.

Typisch … was er sagt wird getan. Mit einem Anflug von Verärgerung schaute sie ihm nach. Als der Schatten des Waldes ihn verschluckt hatte, öffnete sie die Datei um einen Blick darauf zu werfen. Ein wirklich sehr gründliches Exposé. Zitate, Analysen, Querverweise, Quellenangaben … alle Artikel, Paragraphen und Urteile auf die er sich bezog waren fein säuberlich sortiert und beigegeben. Der Text war sehr lang … und weilig.

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Der Himmel war wolkenverhangen und kleine einzelne Regentropfen rundeten das triste Gesamtbild ab.

Selina befand sich auf einem kleinen Friedhof, der nur spärlich bepflanzt und umsorgt war. Das Grab auf welches sie seit einer halben Stunden hinab starrte, war fast gänzlich vom Unkraut überwuchert. Nur wenn man genau

hinsah, konnte man die Inschrift des kleinen Grabsteines noch lesen:

Matthew Fillon

Selina hielt in ihrer rechten Hand einen Strauß mit Sonnenblumen. Vorsichtig kniete sie sich hin und rupfte das wuchernde Unkraut aus der Erde. Endlich hatte man wieder freie Sicht auf den Grabstein und die erste Offizierin der Community drapierte den Strauß Sonnenblumen auf die frei gewordene Erde.

"Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass dein Tod nicht umsonst war. Manch einer würde sagen, dass du den Heldentod gestorben bist, du hast mir das Leben gerettet und deswegen war dein Tod nicht umsonst. Aber all dies sind nur leere Phrasen, die nicht im geringsten dazu beitragen, dass dein Tod

einen Sinn hatte. Aber ich werde dich nie vergessen. Das schwöre ich."

Selina erhob sich und wischte die einzelne Träne aus ihrem Auge. Mit leisen

Schritten verließ sie diesen Ort der Trauer und des Vergessens.

********************************************************************************

John blickte zum Fenster heraus. Nach seinem Besuch auf Vulkan hatte es ihn in das elternliche Haus auf dem Mond verschlagen. Seiner Familie hatte er nichts von der Trennung erzählt und zum Glück waren sein Vater und seine Mutter zu beschäftigt um zu sehen, wie es ihm wirklich ging. So genoß er die Stille des großen Anwesens und dachte immer wieder an das Gespräch mit Sta'el zurück. Es hatte ihm gut getan, mit jemanden über die Sache zu sprechen. Schließlich war Sta'el soetwas wie ein Leidensgenosse und seine Sichtweise hatte neue Türen geöffnet.

Eine gewisse Sache ging John allerdings nicht mehr aus dem Kopf:

Wieso verurteilte und mißachtete er Solak nicht für das was er in der Vergangenheit getan hatte? Er wusste schon eine ganze Weile darüber Bescheid und es hatte ihn niemals in irgendeiner Weise bekümmert. Solak war

sein Freund, nicht mehr und nicht weniger. Wieso war er bei Solak fähig die Vergangenheit auszublenden und bei Selina nicht? Lag es daran, dass er mit ihr intim war?

John schüttelte den Kopf. Nein, dies konnte nicht der Grund sein. Oder wollte er es einfach nicht wahrhaben, dass eine so bezaubernde Person wie Selina, solch eine Vergangenheit hatte? Sta'els Vorschlag sich Selinas Vergangenheit in Bildern zeigen zu lassen, behagte dem Mediziner immer weniger. Schließlich hatte sie ihm detailiert von ihrem Vorleben erzählt. Wollte er das wirklich sehen? Reichte nicht das, was er schon wusste?

Der Tee in seiner Tasse war mittlerweile kalt geworden, trotzdem leerte John das Keramikgefäß und stellte es zurück auf den Tisch. Der Abend dämmerte bereits und der Mediziner entschied, dass es Zeit war, für ein

wenig Zerstreuung zu sorgen ...

Bearbeitet von Selina Kyle
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Schwärze umgab sie. Das einzige Geräusch, das sie hörte, war ein ohrenbetäubendes Rauschen in ihren Ohren. Dann ein beißender Schmerz irgendwo auf der linken Seite ihres Körpers. Die kleine Bajohaliianerin stöhnte auf. Der Laut aus ihrem Mund machte ihr bewusst, dass sie nicht schlief. Nicht wirklich schlief. Sie zwang sich zurück in die Wirklichkeit.

Schwärze umgab sie. Und doch war Milseya sich sicher, dass sie ihre Augen geöffnet hatte. Der Schmerz kehrte zurück, als sie versuchte sich zu bewegen. Links. Es war ihr Arm. Oder ihre Schulter. Oder beides. Irgendetwas war wahrscheinlich gebrochen. Sie zwang sich still zu liegen. Zu lauschen. Das Rauschen in ihren Ohren dröhnte immer noch.

Beruhige dich, sagte sie zu sich selbst. Das ist doch nicht dein erster Absturz, sondern dein 57. … oder der 58.? Du lebst. Du bist nur verletzt… In letzter Zeit bin ich das verflucht oft… Was ist mit Peter? … Beruhige dich … Atme langsamer .. Was ist mit Peter? … H’Qar bringt mich um .. Orsen ist ein toter Mann.. Hör auf zu denken… Horche in den Raum .. Was ist mit Peter?

Das Rauschen wurde leiser. Milseya versuchte langsamer zu atmen. Sie musste herausfinden, ob ihr Copilot noch lebte. Vielleicht war er nicht mehr an Bord. Vielleicht wurde er herausgeschleudert. Hatte sich herausgeschleuderte.

Unwahrscheinlich.

Keiner verlässt den anderen.

Allererste Regel, die jeder Pilot lernte.

Keiner verlässt seinen Flügelmann.

Niemals!

Auch nicht ein so arroganter Arsc…

Ein kaum hörbares Geräusch. Ein stilles Rasseln.

„Peter?“

Milseya erschrak vor dem Zittern in ihrer Stimme. Wir schwer war sie wirklich verletzt? Sie glaubte ihre Beine, ihre Zehen zu spüren. Aber sie war auch ein leichtgläubiges Wesen. Und akzeptierte nur selten das, was andere die bittere Wahrheit nannten.

„Peter!“ Ihre Stimme klang fester – aber das konnte sie sich ebenfalls einbilden.

Das Rasseln wurde zu einem Röcheln. Er erstickte! Panisch griff sie nach ihrem Gurt, schrie auf, weil sie ohne darüber nachzudenken den verletzten Arm benutzte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht japste sie mit geschlossenen, tränenverschmierten Augen nach Luft. Lange lag sie da und keuchte vor sich hin, während sie das Röcheln hörte.

„Peter!“, heulte sie auf. „Wehe du Arsch, verpisst dich! Du musst mir Zeit geben. Eine Minute! Nur eine verfluchte Minute!“

Das Röcheln wurde schwächer.

„Verflucht!“ Sie bewegte sachte den rechten Arm und stellte fest, dass diese Bewegungen keinerlei Schmerz verursachte. Vorsichtig tastete sie sich zu dem Gurt auf der linken Seite und öffnete ihn.

„Peter?“, fragte sie in die Dunkelheit und lauschte auf eine Antwort, die nicht kam. „Wo bist du?“

Langsam schob sie ihren Körper nach hinten, während ihre Füße versuchten den Rand der oberen Pilotenkanzel zu ertasten. Zentimeter um Zentimeter bewegte sie sich so vorwärts. Hielt immer wieder inne, als ihre Schulter aufbrannte. Endlich der Rand! Sie ließ sich langsam hinab gleiten und tastete sich blind in die gleiche Richtung, aus der sie gerade gekommen war, vor.

Da! Etwas Weiches. Warmes.

Unter ihren Finger konnte sie den Körper des Mannes zu erspüren. Sie tastete bis zu seinem Hals vor, suchte dessen Puls. Und fand ihn auch. Er war normal. Zumindest glaubte sie das.

„Peter!“, versuchte sie ihn zu wecken. „Hörst du mich? Los wach auf!“ Ein leises Stöhnen war die Antwort.

„Lieutenant Peter Wentworth!“ versuchte sie es eindringlicher „Wachen Sie endlich auf, du blöder Idiot. Du hast dir nur den Schädel angehauen. Kein Grund hier die schwer verletzte Memme zu markieren.

„Woher willst du Irre das wissen“, flüsterte es zurück.

Millionen schwerer Asteroiden fielen Milseya vom Herzen, als sie seine Stimme hörte.

„Das ist doch hoffentlich nicht dein erster Absturz“, fragte sie und betastete seinen Körper weiter, um irgendwelche Wunden zu finden.

„Was zum Teufel machst du da? Findest du nicht, dass der Moment äußerst unpassend für Sex ist?“

„WAS? Oh Mann, du musst dir tierisch den Kopf angeschlagen haben, wenn du das hier für ein Vorspiel hälst!“

„Weiß ich, wie das Vorspiel bei einer Durchgeknallten und einem Klingonen aussieht .. AU!“

„Entschuldige“, gab Milseya sarkastisch zurück und hörte auf in seinen Magen (hoffentlich war das sein Magen!) zu drücken. „Glaub mir, du wirst es auch nie erfahren.“

„Oh herzlichen Dank. Auf die Erfahrung kann ich gut verzichten!“

„Erfahrungen kann man nie genug haben“, stichelte sie und beendete die Abtasterei. „So wie es aussieht, hast du dir nichts weiter gebrochen. Umso besser, dann kann ich dir alle Knochen brechen, wenn wir hier raus sind. Was hat dich nur geritten, uns ausgerechnet hier notlanden zu lassen?“

„Wenn ich mal erinnern darf, wir sind nicht notgelandet, sondern abgestürzt. Und rein zufällig war das der einzige Felsbrocken, der zumindest so was ähnliches wie eine atembare Atmosphäre hat, UND DU HAST GESAGT, TU ES! Fräulein Neunmalklug.“

„Fräulein? Sollte das witzig sein? Oder Sarkasmus?“

„Du nervst!“

„Ich wär jetzt auch lieber wo anders. Zum Beispiel würde ich Orsen gerade sehr gerne den Hals umdrehen.“

„Endlich mal ein vernünftiger Vorschlag.“

„Ach du meine Güte, wir sind einer Meinung? Das wird doch nicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?“

„Mir dir? Vergiss es!“ Peter lachte leise. „Ich kann dich nicht ausstehen.“

„Das beruht auf Gegenseitigkeit!“

„Wenn ich aufstehen könnte, dann würde ich jetzt in deinen kleinen Hintern treten.“

„DAS klingt nach Vorspiel“, grinste Milseya.

„Wie hält es dein Verlobter nur mit dir aus?“

„Nun, da ich nicht besonders kochen kann, muss ich wohl gut im Bett sein.“

„Immerhin etwas“, ächzte er. „Wie lange werden die anderen brauchen, um uns zu bergen?“

„Keine Ahnung“, gab sie zu. „Ich habe das Notsignal in dem Moment aktiviert, als wir Probleme bekommen haben. Wie weit liegt dieser Brocken von dem ersten Einschlag entfernt?“

„Keine 5 Flugminuten.“

„Gab es noch andere größere Brocken in der Nähe?“

„Nein, nur ein paar Eisbälle.“

Nachdenklich biss Milseya sich auf die Unterlippe. „Dann würde ich sagen, zwei bis drei Stunden.“

„Na prima. Und was machen wir hier solange.“

„Karten spielen? Kochrezepte austauschen? Ich bin für alles offen, solange ich meinen Arm nicht dazu benutzen muss.“

„Du bist verletzt?“ Seine Stimme klang auf einmal besorgt. Milseya spürte, wie er ein wenig zur Seite rutschte. Dann fühlte sie seinen Arm auf ihrer Taille, der sie zu ihm heranzog. „Das ist nicht mein Arm“, sagte sie.

„Wär ich nie darauf gekommen. Rutsch ein wenig rüber. Dann kann ich deinen Arm abtasten.“

„Wieso solltest du?“

„Wenn er gebrochen ist, dann sollten wir versuchen ihn irgendwie zu schienen und ruhig zu stellen.“

„Womit denn?“

„Liegt hier nicht genügend rum?“

Sie seufzte. „Es ist nicht das erste Mal, dass ich mir was gebrochen habe. Ich werden den Arm einfach nicht bewegen, dann wird es schon gehen.“

„Blödsinn! Wir sind völlig blind. Wir wissen nicht mal, wo genau wir runter gekommen sind. Wir könnten auf der Kante zu einer Schlucht liegen und müssen vielleicht schnell raus, wenn die Bergungstrupps uns finden. Aber wenn dir schlecht vor Schmerzen wird, dann wird das nicht funktionieren. Hör also auf dich zu zieren, wie eine Jungfrau. Dieser Arm?“

„Ja.“ Sie spürte wie Peters Hand vorsichtig von der Hand aufwärts den Arm abtastete.

„Und du wirst auch sagen, wenn es weh tut?“

„Bislang tut es nicht weh.“

„Kann es sein, dass du nur wolltest, dass ich dich begrapsche?“

„Du hast dir den Schädel schlimmer angeschlagen als ich dachte, wenn du so einen Mist verzapfst .. AIIII!!“, motzte sie als er bei der Schulter angelangt war.

„Hmm“, kam es ungerührt zurück. „Ich bin kein Arzt..“

„Was du nicht sagst!“

„Aber ich glaube nicht, dass er gebrochen ist. Ich denke, du hast dir eher die Schulter ausgerenkt.“

„Wunderbar! Dann rutsch noch ein wenig zur Seite.“

„Warum?“

„Weil ich sie wieder einrenken werde.“

„Was?“

„Beweg dich, sonst benutze ich deinen Schädel dazu.“

„Hör mal, ich halte das für keine gute Idee. Du könntest damit mehr kaputt machen..“

„Peter Wentworth, der Besserwisser!“, zischte sie. „Nun hör mal gut zu! Seit ich denken kann, breche ich mir Knochen, renke und kugele mir Gelenke aus. DAS ist ein Bestandteil meines Lebens, der sich Training nennt. Und da ist nicht das Geringste dabei. Wenn ich die Schulter nicht wieder einkugle, dann wird es ständig wehtun. So ist das nur ein kurzer, böser Moment, nachdem es mir wesentlich besser gehen wird. Mach endlich Platz!“

„Und was soll ich machen?“, fragte Peter, während er versuchte, beiseite zu rutschen.

„Einfach darauf achten, dass ich nicht auskühle, während ich ohnmächtig bin.“

„Ohn..?“

Ein heiserer Schrei unterbrach ihn.

„Milseya?“

Stille.

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Nur noch 4 Tage, dann würde der Urlaub zu Ende sein. Auf der Colorado Ranch hatten sich alle Gäste, die Gastgeberfamilie sowie alle Angestellten der Ranch zu einem großzügigen Barbecue eingefunden.

Seit dem späten Vormittag wurde das Fleisch - welches auf pflanzlicher Basis hergestellt wurde, da man im 24 Jahrhundert auf der Erde keine Tiere mehr für den Verzehr getötet werden – in den großen Grillöfen gebraten. Die Küche der Ranch spuckte eine unerschöpfliche Anzahl an Beilagen, Salaten und Soßen aus, die alles Facetten der alten US Küche wiedergaben. Hier und da gab es auch Gerichte, die ihren Ursprung auf der Erde hatten, aber inzwischen durch außerirdische Zutaten ergänzt wurden. Bunte Laternen und Girlanden schmückten die Gebäude.

Eine Band, die Country Musik spielte Untermalte die Stimmung harmonisch. Wären nicht eine Bolianische und eine Tellarritische Familie hier anwesend gewesen, so hätte diese Szene auch auf der Erde des frühen 21 Jahrhunderts stattfinden können.

George und Jenax saßen an einem Tisch mit zwei Trill. Das Ehepaar wirkte herzlich und aufgeschlossen. Michael und Amanda waren zusammen mit den anderen Kindern der Gäste unterwegs. Die Meisten hatten sich hinter der Bühne versammelt, möglichst aus dem wachsamen Blick ihrer Eltern.

Einige Paare hatten sich auf einer extra aufgebauten Bühne eingefunden, wo sie tanzten (oder zumindest versuchten dies zu tun).

Das Paar, das sich zu George und Jenax gesetzt hatte, gab ausgelassen eine Anekdote nach der anderen von sich. Als Bares Cox erfuhr, das George Sternenflottenoffizier und Chefingenieur auf einem Raumschiff der Prometheus Klasse ist, war er kaum noch aufzuhalten. Cox entpuppte sich als Entwicklungsingenieur für Warpantriebe im zivilen Raumschiffbau auf Trill.

Coxs Ehefrau schickte entschuldigende Blicke zu Jenax und George. Jenax nickte leicht, während George versuchte, so höflich wie möglich das Thema zu wechseln. George wollte über alles Reden, nur nicht über die Arbeit, zumindest in diesem Moment.

„Wie ich sehe, erwarten Sie beide Nachwuchs?“, riss Coxs Frau Riana das Ruder an sich.

„Das ist richtig. Wir erwarten in frühestens zwei bis drei Monaten Zwillinge.“, bestätigte George.

„Ihre ersten Kinder?“

„Unsere ersten Gemeinsamen.“, brachte sich Jenax ein.

„Ich habe einen Sohn und eine Tochter aus meiner ersten Ehe.“ Erklärte Sheridan. „Meine Frau ist vor fast 8 Jahren im Dominion Krieg gestorben.“, fügte er hinzu.

„Das ist sehr bedauerlich George.“

Riana blickte anteilsvoll den Menschen an.

„Danke Riana. Wie steht es bei ihnen beiden?“

Spielte George den Ball zurück. Die Trill sahen sich kurz an.

„Wir sind seit 24 Jahren verheiratet und haben eine Tochter. Sie ist vor einem Monat der Sternenflotte Beigetreten und ist auf der Erde an der Akademie. Sie will wie ihr Vater Ingenieurin werden.“ Der Blick, den Riana ihrem Mann zuwarf, sprach Bände. Er war nicht glücklich damit, dass seine Tochter der Sternenflotte beitrat und nicht direkt in seine Fußstapfen folgte, sie hingegen schien einen komplett anderen Werdegang für ihre Tochter vorgesehen zu haben.

Dann kam man auf Georges Kinder zu sprechen. Geduldig beantwortete George die Fragen. Doch nach einer halben Stunde erlöste Riana das Paar, indem sie ihren Gatten zu der Tanzfläche lotste.

„Meine Güte! Bei dem Burschen sucht man vergebens nach dem Ausschalteknopf.“, schüttelte George den Kopf.

„Die Beiden sind nett. Keine Frage. Nur ist Bares scheint nur noch aus seiner Arbeit zu bestehen. Ich glaube ich weis jetzt alles über Warpantriebe von Luxuskreuzfahrtraumschiffen, was man nur wissen muss.“

„Dann können wir ja den Dienst quittieren und uns in der Wirtschaft was suchen.“

„Ein Haus auf BetaZed, keine Schotts und Bullaugen mehr.“

„Klingt gut.“, stimmte George zu. Nach diesen Worten küsste er seine Verlobte.

Lt Cmdr Emilio Garibaldi verzog keine Mine, als er eine Frau in die Arestzelle brachte, die man als Ardra unter anderem kannte. Die Alpha Flyer und die Viper, sowie die Gorkon hatten inzwischen den alten Klingonen Kreuzer aufgebracht. Nach einem kurzen Schusswechsel war das kleine Schiff außer Gefecht gesetzt worden.

Commander Robin Finey war ebenfalls zugegen. Ardra war eingetroffen, als er Finey eigentlich zu ihrem Quartier begleiten wollte.

„Was soll das?“ Gab sich Ardra empört, auf eine Art und Weise, dass man es ihr beinahe sogar abgekauft hätte.

„Die Sternenflotte spielt sich wie Piraten hier auf!“

„Sicher.“ Kommentierte der Italiener trocken. „Schreiben Sie eine Beschwerde ans Hauptquartier. Ich bin sicher das man sich dessen annimmt.“

„Meine Güte! Sie müssen ja Bücher gefressen haben, um diesen Satz auswendig zu beherrschen!“

„Dan? Falls unser Gast keine Ruhe gibt, können Sie gerne den Gorn mitteilen, dass wir einen Passagier für sie haben.“ Sagte Garibaldi zu einem seiner Deputys.

„Aye, Sir.“

„Das Wagen Sie nicht!“

„Sie glauben nicht, was ich alles machen kann.“

„Unerhört!“

„Gute Nacht!“

Ohne eines weiteren Blickes Ardra zu würdigen, aktivierte Garibaldi das Kraftfeld und verließ mit Finey den Arrestbereich der Excelsior.

Auf dem Korridor wandte sich Finey an Garibaldi.

„Sind Sie immer so liebenswürdig zu ihren Gefangenen?“

„Nur wenn Sie mir ans Herz Wachsen Commander.“ Der Ernst in den Augen des Italieners unterstrich den leichten Sarkasmus.

„Und nun lassen Sie uns an die Arbeit gehen. Sonst kommt einem auf diesem Schiff immer was dazwischen.“

„Allerdings.“

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Flapp, flapp, flapp, flapp … drei große goldene Gaschujavögel zogen ihre Runden über dem See bevor sie mit lautem Geschnatter eine gekonnte Synchronlandung auf der Wasseroberfläche absolvierten.

Der Krach weckte Assjima, die bei der Lektüre des Exposés ihres Vaters einfach eingeschlafen war. Mühsam rappelte sie sich aus dem Korbsessel hoch und reckte sich. Der Hals war steif geworden und es knackte im Nacken als sie den Kopf drehte. Es war noch früh am Morgen – sie hatte nur wenige Stunden geschlafen, und die Dämmerung hatte bereits eingesetzt.

Assjima schritt hinaus auf den Steg und blickte über die weite Wasserfläche. Eine dünne Nebelschicht zog in Fetzten über die Oberfläche. Wie sehr hatte sie das alles vermisst. Doch noch waren mit ihrem Haus mehr Erinnerungen an Sikarii und Setak verbunden als mit Sam. Eine Lücke, der er hier und jetzt hätte auffüllen können wenn er nicht mit Gle’ma an dem Frachter arbeiten müsste … wollte … müsste? Sie war sich nicht sicher wie dringlich diese Aktion wirklich war. Doch er hatte entschieden, dass es wichtig sei. Wie oft schon hatte sie beschlossen, ihre Aufgaben als Sternenflottenoffizierin über Sams Wünsche zu stellen? Das gleiche Recht musste sie ihm einräumen – auch wenn es ihr schwer fiel.

Ein seltsames Sehnen überkam sie plötzlich. Langsam zog sie sich aus, genoss einen Augenblick lang die leichte Briese die über die nackte Haut strich um sich dann mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser zu stürzen.

Mit kräftigen Bewegungen schob sie sich hinaus auf den See. Sie schwamm … und schwamm … und schwamm. Als ob der Teufel hinter ihr her wäre. Der Atem ging stoßweise, das kalte Wasser brannte auf der Haut. Nach etwa 30 Minuten begann sie nach Luft zu japsen. Die Lunge fühlte sich an als ob sie jeden Augenblick platzen wollte. Sie hielt einen Augenblick inne und schaute sich um. Ja, sie hatte die kleine Insel in der Mitte des Sees fast erreicht. Nur noch wenige Meter … Keuchend ließ sie sich in den Sand fallen. Sie war nicht richtig in Form. Früher war sie jeden Morgen hier hinaus geschwommen um den Sonnenaufgang zu erwarten. Den ganzen Sommer lang. Früher … als Sikarii noch lebte und jeden Tag viele Leute den Weg zu ihnen in das Haus am See fanden um sich heilen zu lassen. Es war viele Jahre her … Sie schloss die Augen und ließ die Gesichter der Patienten, der Freunde, der Familie in Gedanken revuepassieren.

„Felik tscha malur mil barnu. Tidinar jela grao.“ (Erhebe dich mein Kind. Die Zeit drängt)

Erschrocken riss Assjima die Augen auf und richtete sich auf. Vor ihr stand eine kleine Gestalt, gehüllt in einen weißen weiten Mantel, das Gesicht von einer Kapuze bedeckt. Dennoch erkannte die Ärztin sofort, wen sie vor sich hatte. „Ischila …“ stieß sie aufgeregt aus, sprang auf die Füße um sich sofort wieder auf die Knie fallen zu lassen und den Kopf zu beugen. „Meisterin …“

„Steh’ auf Assjima. Du bist schon lange keine Schülerin mehr.“ Während die Ärztin – immer noch etwas verzagt und überrascht – aufstand, schlug die oberste Meisterin der weißen Schule die Kapuze zurück. Warme, dunkle und sehr wache Augen leuchteten aus dem faltigen Gesicht. Die kleine Frau war alt – unendlich alt. Niemand wusste genau, wie viele Sommer Ischila bereits gesehen hatte, aber Assjima ahnte, dass es auf Seyalia niemanden geben dürfte, der auch nur annähernd das Alter der Meisterin erreichte. Es war, als ob es Ischila schon immer gegeben hätte … von Anbeginn der Zeiten. Als Assjima nackt, nass und vor Kälte zitternd vor ihr stand, lächelte die alte Frau milde. „Du bist verweichlicht, mein Kind. Dein Sternenschiff ist wohl vollklimatisiert?“ Dann reichte sie ihr ein weißes Gewandt, dass sie über dem Arm getragen hatte. „Zieh dich an – bevor du dich erkältest.“

Das weiche Tuch auf der Haut weckte erneut alte Erinnerungen. Diese Kleidung hatte Assjima das letzte Mal vor 15 Jahren getragen als sie die Vorbereitungen zu ihrer Weihe absolvierte. „Ischila … was machst …“ Sie unterbrach sich. Man stellte der Meisterin keine Fragen. Man wartete auf die Antworten. Assjima hätte sich ohrfeigen können.

Die alte Frau hingegen lächelte gütig. „Ich habe auf dich gewartet. Seit gestern Abend bin ich hier um alles vorzubereiten. Dann habe ich dich gerufen. Und du bist gekommen. Folge mir. Die Sonne überschreitet in Kürze den Horizont.“

Schweigend trottete Assjima hinter ihrer alten Lehrmeisterin her. Die Insel war nicht sehr groß und nach wenigen Minuten hatten sie die kleine Lichtung erreicht, die etwa den Mittelpunkt der Insel ausmachte. Überrascht blieb Assjima stehen. Vor ihr breitete sich ein kleines Steinlabyrinth aus. Kleiner als das Familienlabyrinth zu Hause neben dem Haus ihrer Eltern. Kleiner als das, welches Sam ihr im letzten Jahr zum Geburtstag gebaut hatte. Aber es war mit viel Sorgfalt und Liebe gebaut. Die kleine Frau drehte sich um. „Wann hast du zum letzten Male deinen Jahrestag gefeiert?“

„Letztes Jahr. Auf Bajor.“

„Bajor … ich verstehe.“ Die dunklen Augen bohrten sich in Assjimas. „Dieses Jahr hast du es vergessen.“

„Nein. Nicht vergessen. Aber es ging nicht.“

„Die Zeit auf einem Sternenschiff verläuft in anderen Bahnen und in anderen Räumen. Doch nun bist du hier. Vor dir liegen schwere Prüfungen. Du musst Kraft tanken und Ruhe finden. Deshalb bin ich hier. Die Sonne naht. Beginne!“

Assjima nickte stumm, suchte den Eingang zum Labyrinth und begann mit der Zeremonie.

“Deschla mani naschpurgela. Semi as festa mek. Renikas fegisch“ (Wir wandeln auf verschlungenen Lebensbahnen auf der Suche nach dem inneren Selbst) murmelte sie und betrat den von kleinen Steinen beidseitig umsäumten Pfad. Langsam und hochkonzentriert suchte sie sich ihren Weg während die Sonne sich von unten her dem Horizont näherte. Dann, als Assjima das Zentrum erreicht hatte und die Arme ausbreitete, verscheuchte der erste Strahl die Schatten der Dämmerung. „Gelischka migl davko nagala!“ (Das Finden der Mitte verspricht die Erlösung) rief sie laut dem jungen Tag entgegen. Dann fiel sie auf die Knie und suchte den Weg in ihren eigenen Raum. Ischila stand derweil vollkommen unbeweglich am Eingang des Labyrinths und wartete … Stunde um Stunde.

Der Vormittag war bereits weit fortgeschritten als Ischila sich langsam in Bewegung setzte um Assjimas Pfad durch das Labyrinth zu folgen. Während die alte Frau den Weg vorsichtig abschritt kam Assjima langsam wieder zu sich. Im Zentrum angekommen stellte sich die Meisterin hinter ihre auf der Erde kniende ehemalige Schülerin und legte ihr beide Hände auf die Schultern. „Heltrim eklida che aukmundur felis vegjum ge“ (Hier stehe ich nun, bereit dich zu geleiten) flüsterte sie. „Eg tjula felis vegjum gal?“ (Bist du bereit deinen Weg zu suchen?) Assjima nickte und stand auf. Sie griff nach Ischilas Hand schloss die Augen und ging vorsichtig, nur von ihrer Erinnerung, ihrem Gefühl und der Meisterin gelenkt zurück zum Ausgang.

„Du musst Hunger haben.“ Ischila ging zu einem Busch hinüber und zog einen Korb hervor. „Komm und setzt dich.“ Sie zeigte auf einen Stein und begann, den Inhalt des Korbes auszupacken. Eine Flasche Muselbeerensaft, eine reife Kaskufrucht, ein kleiner Laib Brot, ein Stück Käse … Erst jetzt bemerkte die Ärztin, dass ihr tatsächlich der Magen knurrte. Sie setzte sich auf den Stein und griff dankbar nach dem saftigen Stück Fruchtfleisch, welches Ischila ihr reichte.

„Wir haben uns lange nicht gesehen, mein Kind. Wie gefällt dir das Leben zwischen den Sternen?“

15 Jahre war es her. 15 lange, wechselvolle und nicht immer leichte Jahre waren vergangen seit Assjima die Meisterin das letzte Mal zu Gesicht bekommen hatte. Wo sollte sie anfangen?

Die alte Frau lächelte. „Du musst mir nicht deinen Lebenslauf erzählen. Ich habe deine Laufbahn verfolgt. Gib mir nur eine Antwort auf meine Frage.“

„Es ist abenteuerlich, dieses Leben zwischen den Sternen.“

„Nur abenteuerlich? Und das reicht dir?“

Jetzt war es an Assjima zu lachen. „Nein. Aber du hast gefragt ob es mir gefällt. Und das tut es.“

„Du hast die Herausforderung immer geliebt. Auf der Stelle treten hat dir noch nie gelegen. Jeden Tag etwas Neues, nur keine Routine oder gar Langeweile aufkommen lassen … immer in Bewegung sein … hat es dir geholfen?“

„Ich weiß es nicht sicher, aber ich glaube schon.“

„Früher warst du dir deiner Sache immer sehr sicher.“

„Früher war ich auch noch jünger und wusste nichts von den Dingen.“

„Du bist dem Verstehen also näher gekommen und das verunsichert dich?“

„Nein, das tut es nicht. Aber es bringt mich zum Nachdenken.“

Ischila griff nach dem Brot und schnitt zwei dicke Scheiben ab. „Du findest zwischen all deiner Arbeit tatsächlich noch Zeit zum Nachdenken?“ spöttelte sie, während sie eine Scheibe an Assjima weitergab.

„Sagen wir es einmal so: ich bin effizienter geworden. In der Arbeit und im Denken“ Es war wie früher. Ischila liebte diese kleinen Frage-Antwort-Spielchen. Solange sie die Fragestellerin spielen durfte. Und Assjima hatte nicht vor, diese Regel zu brechen. Sie angelte sich den Käse und wartete darauf, den Ball erneut zurück zu schlagen.

„Du hattest immer Schwierigkeiten, deine Gedanken festzuhalten. Sie kamen, tobten in deinem Kopf herum und flogen wieder davon, oftmals ohne eine Spur zu hinterlassen.“

„Aber du hast mich gelehrt, die Netze richtig auszulegen. Ich hatte in den letzten Jahren viel Gelegenheit deine Techniken zu praktizieren. Auch wenn meine Netze leider oft noch zu großmaschig sind. Doch ich bin dabei, neue zu knüpfen. Mit engeren Maschen.“

„Das ist gut. Gedanken sind so flüchtig und doch so wertvoll. Ich erinnere mich an einen Abend als du etwa 20 Jahre alt warst. Du hattest Semesterferien und warst wie üblich ein paar Wochen bei uns. Du warst wie üblich ungeduldig, unruhig, neugierig … immer in Bewegung. Ich fragte dich, wie du die Welt verstehen würdest. Du sagtest, man müsse die Welt nicht verstehen. Man müsse sich nur gut in ihr zurecht finden.“

„Die Weisheit eines Teenagers. Ich stand am Anfang. Neugier ist der Anfang alles Tuns. Handeln führt zu Wissen … Wissen zu Verstehen. Damals wollte ich nur handeln ohne zu wissen dass ich eigentlich verstehen wollte.“

„Du bist noch immer dieselbe Abenteurerin wie damals“ lächelte die alte Frau. „Dein Entschluss, auf einem Sternenschiff die Wunder des Universums zu entdecken war klug. Neugier ist der Anfang alles Verstehens. Der wahre Schatz aller großen Abenteurer ist der unentdeckte Bereich ihrer Seele.“

Ischila erhob sich. „Assjima … du weißt dass ich dich immer für etwas Besonderes gehalten habe. Wenn du deine Entdeckungsreise beendet hast würde ich mich freuen, dich noch einmal unterrichten zu dürfen. Dann aber als meine Meisterschülerin. Doch jetzt ist es an der Zeit zu handeln. Und noch mehr: du musst kämpfen. Nicht nur für dich, nicht nur für deine Familie. Sehr viele junge Leute hoffen darauf, dass du für sie eine Bresche schlägst. Dass du den aus Traditionen und Vorurteilen gemauerten Wall der Isolation für sie durchbrichst damit nicht nur ihre Gedanken und Träume zu den Sternen reisen dürfen.“

„Meisterin!“ Assjima war nun auch aufgestanden. „Warum gerade ich? Warum soll ich gegen etwas angehen, von dem ich nicht einmal wusste, dass es vorhanden ist? Warum tun alle so, als ob Seyalia ein Gefängnis wäre? Jeder kann doch reisen soviel er möchte und wohin er will. Und es gibt viele Deltaner in der Sternenflotte. Ich begreife das alles nicht!“

„Denk nach, mein Kind. Du, die du das Universum gesehen hast … könntest du wieder auf Seyalia leben?“

„Ja sicher doch … warum denn nicht?“

„Du weißt es besser! Aber jetzt musst du zurück schwimmen. Dein Vater ist auf dem Weg zu dir.“

„Woher …“

Ischila winkte lächelnd ab. „Frag’ nicht. Ich weiß es eben. Was in den nächsten Tagen auch geschehen mag – vergiss nicht: du bist nicht allein. Rechne stets mit dem Wunderbaren. Und jetzt geh!“ Sie zeigte hinunter zum Strand. Unwillkürlich folgten Assjimas Blicke dem ausgestreckten Arm. Als sie sich wieder umdrehte war die alte Frau verschwunden. Dar Korb, das Labyrinth … alles war noch da, aber Ischila schien sich in Luft aufgelöst zu haben.

Die Ärztin seufzte. Immer dieser Hokuspokus … Langsam ging sie hinunter zum Strand, zog das Gewand aus, legte es fein säuberlich auf einen Stein und watete in den See hinaus.

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„Lieutenant?“

Ein unfreundliches Grummeln war die Antwort.

„Ich glaube, Sie wacht auf, Lt. Commander.“

„Lassen Sie mich mal ran… WACHEN SIE AUF DER STELLE AUF, ANQUENAR, SONST KÖNNEN SIE IHRE HOCHZEIT IN DEN WIND SCHIESSEN!“

Das Grummeln wurde noch unfreundlicher.

„HIMMELARSCHUNDZWIRN!! SPIELEN SIE HIER NICHT DIE SCHWERVERLETZTE!!“

„Hören Sie auf mich anzubrüllen, Sie elender.. „

„MILSEYA!“

„WÜRDEN SIE ALLE AUFHÖREN AUF MEINER KRANKENSTATION HERUMZUBRÜLLEN!“ Der Mediziner stemmte die Fäuste in die Hüften und sah Wentworth und Orsen bitterböse an. „Und jetzt meine Herren - wie sagen Sie es immer so schön, Lt. Commander Orsen? - raus hier!“

„Aber..“ wollte Wentworth einwenden.

„Entweder Sie gehen auf der Stelle oder ich führe eine Vasektomie an Ihnen durch, Lieutenant“, sagte der Arzt und griff demonstrativ zu einem Hypospray und einem Laserskalpell.

Orsen griff nach dem Arm des Piloten. „Schnell raus hier, bevor er Ernst macht“, raunte er ihm zu.

Mit einem Siegerlächeln sah der Arzt den beiden hinterher, bevor er sich an das Bett der Bajohaliianerin setzte. „Wie geht es Ihnen, Milseya?“

„Jetzt wesentlich besser“, murmelte jene.

„Sie sollten nicht zu hart mit den Zweien ins Gericht gehen. Die waren ganz schön besorgt um Sie.“

„Ach ja?“ Sie schlug die Augen auf und stützte sich vorsichtig auf. „Wie geht’s meiner Schulter?“

„So weit - prima. Sie haben anscheinend eine recht gute Einrenktechnik. Mehr Sorgen macht mir allerdings, dass Sie solange ohnmächtig waren.“

„Wie lange?“

„Wenn Wentworth Recht hat, etwa drei Stunden.“

Milseya winkte ab. „Wenn Sie bedenken, dass ich bis vor kurzem den ganzen Tag lang nur im Bett liegen durfte, dann wundert mich das nicht sehr. Ich hab wohl nur ein Schläfchen nachgeholt.“

Der Mediziner sah sich die Scans an. „Vermutlich haben Sie Recht. Ich kann hier keine organische Ursache finden. Aber dennoch empfehle ich Ihnen sich in nächster Zeit ein wenig zu schonen. Gerade die Nacken- und Schulterpartie…“

„Das wird wohl nicht möglich sein“, erklärte Milseya achselzuckend.

„Darf ich erfahren, weshalb?“

„Weil ich in wenigen Wochen zwei schwere Wasserkübel halten muss und das mindestens 20 Minuten lang.“

Stirnrunzelnd sah er sie an.

„Eine klingonisches Ritual bei den Prüfungen.“

„Oh richtig, Sie werden demnächst heiraten“, murmelte er vor sich hin. „Hmm, ich würde Ihnen davon abraten.“

„Doc, ich verspreche Ihnen, ich werde es langsam angehen. Aber ich werde trainieren“, erklärte Milseya.

Er seufzte laut. „Ich kanns Ihnen wohl eh nicht ausreden. Oder doch? Was macht die Ärztin auf der Community, wenn Sie sich nicht schonen wollen?“

„Assjima? Sie lässt mich festschnallen und dann schaut sie mich sie mich immer gaaanz böse an. Das hilft meistens. Aber das können Sie sich abschminken, Doc. Solange es nicht kribbelt, wenn Sie mich berühren, halten mich keine zehn Targhs fest.“

„Kribbeln?“

„Assjima ist Deltanerin.“

„Oooh, ich verstehe“, musste er lachen. „Nun, dann habe ich anscheinend keine andere Wahl. Dennoch, Milseya, ich möchte dass Sie sich..“

„Schonen und vernünftig essen, ich weiß, ich weiß“, unterbrach ihn Milseya. „Und ich verspreche Ihnen, dass ich mich dran halten werde. Darf ich jetzt bitte aufstehen?“

„Vergessen Sie nicht, dass dies ein Krankenhausleibchen ist“, grinste er nickend.

Langsam drehte sie ihren Kopf nach hinten und sah auf ihren blanken Hintern. „Ich glaube, ich hab ein bisserl abgenommen!“, stellte sie fest. „Prima!“

Der Arzt schüttelte den Kopf, konnte sich jedoch nicht ein Lachen verkneifen, als sie mit einer Hand die beiden Enden des Leibchens am Rücken zusammenhaltend aus der Krankenstation marschierte.

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Nach dem Besuch von Moran und Vilkra musste Vinara unbedingt mit Kalis sprechen. Da auf der Eisenstein gerade Nacht war wartete sie noch ein paar Stunden ehe sie über Subraum anrief...

"Ich habe dich gewarnt, meine Eltern und vor allem meine Mutter sind trotz ihres Status' als Wissenschaftler immer noch sehr konservativ", meinte die Ärztin mit einem gequält aussehenden Lächeln.

"Aber wie soll es jetzt weitergehen?"

"Wenn es gar nicht mehr anders geht werde ich mich von ihnen lossagen... Auch wenn ich dann aus der klingonischen Flotte geworfen werden sollte und nicht einmal mehr auf der Eisenstein dienen könnte."

"Heißt das du willst tatsächlich eine Entehrung auf dich nehmen? Und das nur meinetwegen? - Glaub mir Kalis, das wäre es nicht wert. Auch wenn sie so engstirnig sind wie... nun, wie konservative Klingonen eben, so sind sie immer noch deine leiblichen Eltern."

Die Klingonin starrte die Andorianerin einige Sekunden verdutzt aus dem Bildschirm heraus an und gab dann ein trockenes Lachen von sich. "Blutsbande hin, Familienehre her - wenn sie ihr politisches Ansehen über das Wohl ihrer einzigen Tochter stellen sind sie es nicht länger Wert meine Eltern zu sein. Und glaub mir, du bist es wert..."

Vinara lief es bei Kalis' letztem Satz eiskalt, heiß und dann wieder eiskalt den Rücken herunter. "Ich... ich danke dir für dein Vertrauen aber... Gibt es denn wirklich keine andere Lösung?"

"Captain K'Olmos und einige seiner Verbündeten im Reich versuchen in dieser Angelegenheit einen Kompromiss zu finden. Wenn es sein muss wollen sie dafür bis zum Hohen Rat vordringen, aber dass der sich mit solch einer Kleinigkeit abgibt glaube ich nicht."

"Als Kleinigkeit würde ich es nicht unbedingt bezeichnen nachdem was gerade deine Mutter gesagt hat."

Kalis lachte bitter. "Ich denke sie übertreiben und selbst wenn nicht lasse ich mich dadurch nicht einschüchtern und du solltest es ebenso wenig. Ich sag' dir mal was über meine Mutter: Als ich geboren wurde hoffte sie - und mit ihr auch mein Vater - aus mir würde eine Kriegerin der alten Schule, eine furchtlose und vor allem auf Männer fixierte Soldatin werden. Als ich mich dann aber für eine medizinische Laufbahn entschied war sie schwer enttäuscht - ganz zu schweigen von meinem 'Coming Out' das ich erst vor knapp über zwei Jahren hatte."

Vinara seufzte tief. "Es ist immer schwer seine Eltern enttäuschen zu müssen... Ich frage mich ob ich meine wenn sie noch leben würden ähnlich reagiert hätten..."

"Sei froh dass du bei vulkanischen Adoptiv-Eltern aufgewachsen bist. Diese Spitzohren mögen mit ihrer stoischen Gelassenheit und ihrer ewigen Logik zwar ganz schön nervig sein, aber immerhin sind sie auch tolerant, die meisten auf jeden Fall."

Nachdenklich senkte die Andorianerin den Kopf. "Ja, Klingonen haben eine durchaus engstirnige Auffassung von Tradition... Aber wir sollten wirklich erst einmal abwarten was die Vermittlungen bringen, ob mit oder ohne Einbeziehung des Hohen Rats. Ich hoffe aber du wirst mich immer noch auf H'Qars und Milseyas Hochzeit begleiten?"

"Das werde ich, auch wenn ich keine Hoffnung hege dass wir jemals auf diese Weise heiraten werden. Dazu sind die Rollen von Mann und Frau zu sehr differenziert und festgelegt."

Auch wenn es Vinara nach diesem Gespräch immer noch nicht wirklich gut ging, etwas besser und fast auch zuversichtlicher fühlte sie sich schon. Und sie war froh dass Kalis so zu ihr hielt, denn sie selbst hätte es auch nicht geschafft diese Beziehung einfach einigen konservativen Klingonen zuliebe zu beenden.

Bearbeitet von Vinara Shral
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Niels saß am Schreibtisch im Wohnzimmer. "Patricia? Hast du den Flug nach Kronos schon gebucht?" rief er.

Schritte von der Dachterasse war zu vernehmen. Patricia streckte den Kopf herein. "Ja, hab' ich." antwortete sie. "Was machst du denn da?"

"Ich schaue grad nach der Post." murmelte Niels. "Hier ist ein Brief von Evan und Nick. Die Säuberung ist wohl gut verlaufen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie Akaria verlassen können. Ich soll dir Grüße bestellen von Carla, Holy und Torben." berichtete er.

"Das ist lieb von ihnen." freute sie sich. "Ich fands schade, dass sie keinen Urlaub bekommen haben."

"Irgendjemand muss ja da bleiben, das Schiff fliegt sich ja nicht von allein!" lachte Niels. "Aber du hast recht. Es wäre schön gewesen, wenn wir alle zusammen Urlaub hätten machen können."

Patricia stellte sich hinter ihn und stützte sich mit den Armen auf seinen Schultern ab. "Und was gibt's sonst noch?" fragte sie.

"Hier ist noch ein Brief von der Wissenschaftsabteilung." entgegnete Niels. "Soll ich ihn vorlesen?"

"Ja, klar. Mach schon." forderte sie ihn neugierig auf.

"OK" Niels machte es spannend. "Also:

Sehr geehrter Herr van Richthoven,

Wie wir in Erfahrung bringen konnten, befinden sie sich zur Zeit auf der Erde. Daher freue ich mich sehr, sie zur diesjährigen akademischen Jahresfeier der ingenieurswissenschaftlichen Fakultät einladen zu können. Sie werden am 22.08. um 18:00 Ortszeit in San Francisco erwartet. Im Rahmen der Feierlichkeiten werden auch die diesjährigen Absolventen vorgestellt und die akademischen Grade verliehen.

Mit freundlichen Grüßen,

Kate Todd, Sekreteriat des Dakanats

Akademie der Sternenflotte in San Francisco"

"Das klingt ja super!" jubelte Patricia. "Du hast es endlich geschafft."

"Naja, das steht da nicht," dämpfte Niels die Euphorie, "aber es könnte natürlich sein." grinste er.

Sie verdrehte die Augen. "Du bist echt unmöglich." kicherte sie.

"Das muss ich Mutti erzählen." meinte Niels und sprang auf.

"Lena ist zum Markt gegangen um frisches Gemüse zu holen." informierte sie ihn.

Er ließ sich wieder auf den Schreibtischstuhl fallen.

Bearbeitet von Bjørn Niels van Richthoven
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Er sei auf dem Weg, hatte sie gesagt … die Meisterin wusste immer, wenn sich etwas – oder jemand - anbahnte. Schon jetzt ein weiteres Treffen mit ihrem Vater passte Assjima momentan überhaupt nicht. Sie war müde, sie wollte nachdenken und sie hatte die Daten Eslaus noch nicht durchgearbeitet. Doch er war auf dem Weg zu ihr. Und er hatte Informationen, die sie dringend benötigte um zu verstehen was geschah. Vielleicht ging er sehr langsam und sie hatte noch ein paar Minuten? In Windeseile zog sie sich an, replizierte eine große Tasse brühend heißen Raktajinos, schnappte das PADD und lümmelte sich in die Hängematte um wenigstens so zu tun als ob sie mit der Lektüre beschäftigt sei.

Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel und schien ihr warm ins Gesicht. Sie glaubte zu spüren wie sich die Pigmente in ihrer Haut dehnten und streckten, sich dann zusammenzogen und langsam begannen, den Farbton zu verändern. Sie schloss die Augen und dachte über die vergangenen Stunden nach. Das Gespräch mit Ischila war nicht sonderlich lang gewesen. Dennoch war Assjima sich bewusst, dass die alte Frau nun alles wusste, was sie in den letzten 15 Jahren erlebt hatte. Während sie selber im Zentrum des Labyrinths kniend sich in ihrem Raum befand, war auch die Meisterin anwesend gewesen. Ischila hatte beobachtet, gesprochen, erklärt … sie wusste nun mehr über die Ärztin als diese jemals über sich selber erfahren würde. Eine Tatsache, die Assjima ungemein beruhigte. Sie konnte sich des Beistandes der Meisterin sicher sein, was immer man hier auf Seyalia mit ihr vorhatte.

„Schläfst du?“ Eslaus Stimme holte sie ruckartig in das Hier und Jetzt zurück.

„Nein … ich habe nur nachgedacht …“

„Talana würde jetzt sagen, du hättest die Augendeckel von innen angeschaut. Ich soll dich von ihr grüßen. Sie will heute Abend … wie sagte sie doch gleich … vorbeischneien und die Lage checken. Deine junge Freundin drückt sich wirklich eigenartig aus. Morgen will sie sich Akis Gleiter leihen und das Kloster aufsuchen. Etwas Einkehr wird ihr nicht schaden.“

„Die hat alles andere vor, nur in sich gehen wird sie sicherlich nicht wollen“ entgegnete Assjima amüsiert. „Danke, dass sie bei euch wohnen darf.“

„Mischka hat so gebettelt. Der Kleinen kann niemand widerstehen. Als ich gegangen bin, waren die vier beschäftigt, ein Baumhaus zu bauen.“

Talana spielte mit den Kindern? Heute war wirklich ein wundersamer Tag …

„Hast du die Texte durchgearbeitet?“ fragte Eslau.

„Noch nicht ganz. Es ist mir was dazwischen gekommen“ gab Assjima bekümmert zu.

„Ischila war schon hier?“

„Woher weißt du das?“

„Mischka hat ihr erzählt wann du kommen würdest.“

„Das erklärt so einiges“ erwiderte die Ärztin trocken und griff nach dem PADD. „Vater, du hast dir hier wirklich sehr viel Arbeit gemacht, aber ich verstehe da so einiges nicht …“

„Was verstehst du nicht? Habe ich nicht klar und deutlich genug formuliert?“ Eslau setzte sich. Er griff nach Assjimas Raktajino schnupperte dran und stellte die Tasse angeekelt beiseite. „Das stinkt ja furchtbar … wie kannst du so was nur trinken?“

Die Strenge in seiner Stimme veranlasste die Ärztin, nicht weiter auf diese Bemerkung einzugehen. Die Wärme und väterliche Zuneigung, die er noch vor wenigen Stunden gezeigt hatte war wie weggeblasen. Heute war er wieder ganz der gestrenge Richter.

„Nun, ich habe es auf der Akademie versäumt, einen Kurs in Rechtssprache zu belegen. Aber ein paar Seiten habe ich schon gelesen.“ Sie nahm die Tasse an sich, zog – noch immer in der Hängematte sitzend - die Beine hoch und stützte das Kinn auf die Knie. „Du spielst auf Marlesia an – die Großmutter unseres Chefingenieurs.“

„Ja. Du batest mich vor gut zwei Jahren bezüglich ihres Verschwindens nachzuforschen.“

„Ich erinnere mich. Es ging um das Erbgut ihrer Urenkel.“

„Ich hoffe, es hat dir was genutzt, denn ohne diese Sache würden weder du noch ich jetzt so viele Probleme haben.“

„Weil du bei deinen Nachforschungen in ein Wespennest gestochen hast?“

„Du erinnerst dich an diese Gruppe, die sich um gefallene Deltaner kümmerte? Die, welche Captain Marlesia nach ihrem Austritt aus der Sternenflotte behilflich war unterzutauchen?“

Assjima nickte zustimmend.

„Gut. Diese Leute traten vor einigen Monaten an die Öffentlichkeit und forderten die Legalisierung interspeziärer Partnerschaften. In Verbindung damit solle ein Recht auf Zuwanderung außerweltlicher Partner nach Seyalia in der Verfassung verankert werden.“

„Aber bislang waren solche Beziehungen doch nicht verboten.“

„Nein, nicht durch das Gesetz. Aber sie fielen unter die Rubrik „wider des guten Anstandes“ und unterlagen somit dem Gutdünken des zuständigen Beamten der Zuwanderungsbehörde auf Seyann Draschu. Der Fall Marlesia wurde von diesen Leuten öffentlich gemacht, nachdem erwiesen war, dass ihre konservativen Gegner nichts mit der Entführung des Captains a.D. zu tun hatten. Aber man traute diesen Konservativen nicht. Die Gruppe der Helfer vertrat nun die Ansicht, dass es für Marlesia am sichersten sei in das Licht der Öffentlichkeit zu treten, da man sie nun ja nicht länger verstecken konnte. Der Plan funktionierte auch ganz gut. Man hat die alte Dame wohl einfach in Ruhe gelassen. Die Sache wäre in Vergessenheit geraten wenn nicht kurz darauf Setak durchgedreht wäre. Die Regenbogenpresse gab Sam die Schuld an Setaks Verhalten. Ein Außerweltlicher, der die Verbindung zweier Deltaner zerstört.“

„Aber …“ fuhr Assjima empört auf. „Das ist doch Unfug! Als ich mich von Setak trennte wusste ich noch nicht einmal, dass ein Samylax Devimar existiert!“

„Kennst du einen Reporter, den die Wahrheit interessiert?“

„Äh … ja. Sogar drei!“

Eslau wischte Assjimas Einwand mit einer abfälligen Handbewegung beiseite. „Diese Leute sind allesamt übelstes Unkraut! Sie dichten sich ihre eigenen Wahrheiten zusammen. Aber zurück zum Relevanten: Kurz nachdem dein Urlaub zu Ende war trat dieser Verkünder mit seinen Anhängern in Erscheinung und schlug in dieselbe Kerbe wie diese dummen Reporter. Er sammelte die konservativen Traditionalisten um sich, während die Helfer der Gefallenen sich nun in Kämpfer für ein modernes Seyalia umbenannten und vor allen Dingen junge Leute an sich zogen. Sie reichten dann diesen Antrag zur Verfassungsänderung ein, über den zurzeit noch wild diskutiert wird. Ich vermute stark, dass es sogar auf einen Volksentscheid hinauslaufen wird, was ich persönlich nur begrüßen würde. So ein fundamentaler Beschluss muss einfach eine basisdemokratische Grundlage bekommen.“

„Das ist ja alles schön und gut, Vater. Ich verstehe, dass es auf der politischen und verfassungsrechtlichen Bühne gerade bunt zugeht und dass die Klatschpresse da fröhlich mitmischt. Ich habe auch kapiert, dass die dazu immer wieder meine Person heranziehen. Das ist ärgerlich aber mit Hilfe eines guten Anwalts reparabel. Doch warum haben du und ich Probleme deswegen?“

„Weil Setaks Prozess zum Schlachtfeld auserkoren wurde. Wie ich aus zuverlässigen Kreisen erfahren habe wird der Verkünder ganz groß aufmarschieren. Und die Modernen werden da nicht zurück bleiben wollen. Es wurde bereits angeordnet, dass der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden soll.“

„Davon bin ich eigentlich ausgegangen. Prima!“

„Nein, ist es nicht. Und deswegen habe ich dafür gesorgt, dass die Anordnung zurückgezogen wurde.“

„WAS?“ Assjima wäre beinahe rückwärts aus der Hängematte gestürzt. Der Rest Raktajino platschte auf die Holzdielen der Veranda. „Vater - bist du wahnsinnig?“ fauchte sie ihn entsetzt an, als sie das Gleichgewicht wieder erlangt hatte.

Eslau wartete vollkommen ungerührt ab, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Keine Miene verzog sich in seinem Gesicht. Und da soll einer behaupten, nur Vulkanier könnten ihre Emotionen perfekt verbergen. Vater muss grünes Blut haben schoss es der Ärztin durch den Kopf, als sie mit zitternder Hand die nun leere Kaffeetasse wegstellte.

„Ich bin keineswegs wahnsinnig. Und wenn du dein hübsches Köpfchen nur einen Moment lang bemühen würdest, dann würdest du mir zustimmen.“

Assjima hasste es, wenn er sie so von oben herab behandelte. Zornig funkelte sie ihn an bis ihr klar wurde, dass sie durch ihr emotionales Verhalten nur Wasser auf seine Mühlen goss. Also schluckte sie die Wut hinunter und versuchte, sich in seine Denkweise hinein zu versetzen. Und sie verstand. „Du willst, dass meine Wäsche in aller Öffentlichkeit gewaschen wird um die verdrehten Tatsachen wieder ins richtige Licht zu rücken. Du willst alle verstehen lassen, dass Setak einfach nur gestört … entschuldige … krank ist. Dass er und Sam nichts miteinander zu tun haben. Du willst klarstellen, dass weder du noch ich noch irgendjemand aus unserer Familie etwas mit einer der beiden Gruppen zu tun haben.“

„Ja, ja und nein.“

„Nein?“

„Ich will dass Setak letztendlich als der Schuldige dasteht der er ist. Nicht du oder Sam. Aber ich will mich nicht von einer der Gruppen distanzieren. Ich will, dass die ihre Schlacht schlagen, aber zu meinen Bedingungen.“

„Zu deinen Bedingungen?“

„Ja. Ich will eine öffentliche Debatte. Ordentlich, geregelt, basierend auf Recht und Gesetz. Keine Schlammschlachten in der Regenbogenpresse. Ich will, dass die Modernen ihren Antrag bis vor den großen Rat bringen. Und ich werde meinen ganzen Einfluss geltend machen damit der Antrag angenommen wird.“

Assjima starrte den alten Richter mit großen Augen an. Sie konnte nicht fassen was sie da eben gehört hatte. „Wa … Warum?“

„Weil ich nicht will dass aus meiner Tochter eine zweite Marlesia wird. Weil ich nicht will, dass noch mehr Deltaner ihre Heimat verlassen oder in Stillschweigen versinken müssen nur weil sie ihrem Herzen folgen. Weil ich will dass unser Volk seinen offen Geist bewahrt. Dass es den frischen Wind, den Außerweltliche wie Sam und Talana zu uns tragen mit offenen Armen und offenen Herzen aufnimmt. Und weil die Forderungen dieses Verkünders einfach nicht rechtmäßig sind. Ich kann diesen Polemiker und seine krakeelende Bande nicht mehr ertragen. Ich will, dass er auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung verschwindet! Aber ich schaffe das nicht alleine.“

„Was kann ich tun?“ klang es verzagt aus der Hängematte.

„Nutze die Plattform, die dieser Prozess bietet. Setaks Verteidiger gehört zu den Traditionalisten und wird versuchen, zumindest eine Teilschuld auf dich und Sam abzuwälzen. Er wird damit nicht durchkommen. Doch du wirst diejenige sein, die seine Worte zu widerlegen hat. Ich will, dass du die Argumente der Konservativen, der Traditionalisten, des Verkünders hieb- und stichfest widerlegst. Der Staatsanwalt ist einer meiner besten Mitarbeiter gewesen. Er wird dich tatkräftig unterstützen. Aber du wirst diese Wand aus Vorurteilen einreißen! Für alle Iljas und Marlesias vor dir und nach dir.“

„Du erwartest zu viel von mir. Ich bin keine Politikerin, keine Juristin … ich bin nur eine Ärztin. Ich habe von solchen Dingen keine Ahnung!“

„Ich erwarte nicht mehr von dir als du zu leisten vermagst. Du bist Heilerin der weißen Schule, Priesterin zweiten Grades, Lieutenant Commander der Sternenflotte, Chefärztin der USS Community … und du wirst es noch viel weiter bringen wenn du nur willst.“

Assjima wollte ihn unterbrechen, Eslau hingegen winkte ungeduldig ab. „Nein, jetzt rede ich. Ich habe einen Brief von einem gewissen Pratchett bekommen. Der lobt dich und dein diplomatisches Geschick in den höchsten Tönen. Er wünscht, dass du einen Test machst, um vollwertiger Commander zu werden. Damit du irgendwann dein eigenes medizinisches Forschungsschiff bekommen kannst. Und Ischila will dich als Meisterschülerin. Sie will dich zur Priesterin ersten Grades weihen und wünscht sich dich als ihre rechte Hand.“

„Was soll das Vater?“ brauste Assjima auf. „Warum meinen immer alle, sich in mein Leben einmischen zu müssen. Du willst, Pratchett wünscht, Ischila will …“

„Beruhige dich“ beschwichtigte Eslau. „Niemand hat vor, dich zu etwas überreden was du nicht selber willst. Ich wollte dir nur klarmachen, dass du dich unterschätzt. Ich bin sicher, dass du ein hervorragender Captain wärest, genauso wie du eine würdige Stellvertreterin unserer Meisterhexe abgeben würdest. Du bist jemand! Man hört auf dich, man glaubt und vertraut dir. Und dass nicht nur auf deinem Schiff. Auch hier auf Seyalia. Du solltest wirklich mehr deltanische Zeitungen lesen. Oder besuche Lakia einmal in ihrem städtischen Krankenhaus. Die jungen Medizinstudenten dort reden viel von dir. Du bist eine aus ihren Reihen, die zu den Sternen reist und trotzdem noch mit den Wurzeln fest auf Seyalia verankert ist.“

„Lakia und Malik haben denen bestimmt nur übertriebene Geschichten erzählt.“

„Und wenn schon. Das spielt in Wirklichkeit keine Rolle. Für die Studenten an Lakias Krankenhaus bist du ein Vorbild. Und du bist es, die in einer Woche in einem Prozess aussagen muss, der durch die Presse hoch gebauscht wurde und nun plötzlich von planetarem Interesse ist. Du hast die gesellschaftlichen, die intellektuellen Voraussetzungen und die nötige Plattform. Du musst nur reden. Das kannst du. Für alles andere sorge ich.“

Irgendwie hatte Assjima das Gefühl, in eine geschickt konstruierte Falle getreten zu sein. Sie saß in einer Schlinge fest, aus der sie sich nicht befreien konnte. So sehr sie sich auch bemühte. „Verdammt Vater! Das hast du dir nicht allein ausgedacht. Ischila steckt da bis über beide Ohren mit drin. Gebe es zu!“

Endlich ließ Eslau die steinerne Maske zugunsten eines leichten Lächelns fallen. „Ich gestehe. Sie ist eine sehr kluge Frau. Und du bist das auch. Deswegen wird es dir leicht fallen, dieses Juristengeplapper auf dem PADD nicht nur zu verstehen, sondern die Aussagen zutiefst zu verinnerlichen, damit du in einer Woche gewappnet bist. Und trink nicht soviel von diesem braunen Zeug. Schlaf dich lieber gründlich aus bevor du mit den Vorbereitungen beginnst. Wenn du Fragen hast dann weißt du wo du mich findest.“

Er stand auf und ging ohne eine Antwort abzuwarten. Assjima starrte ihm verwundert hinterher. War das wirklich ihr Vater gewesen? Ja, er war es … aber hatte sie tatsächlich zugesagt? Nein, sie hatte nicht … oder doch? Eher eigentlich nicht … Vre g’lesch ke tek! Was machen die mit mir? Oder hatte sie doch?

Bearbeitet von Assjima
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