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...mit dem murkligen Geschmack der Sympathie

Ein bedingungsloses Grundeinkommen für Alle?


DocSommer

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Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die "Wirtschaftsmathematiker" unter den Befürwortern ihre Berechnungen mit realistischen Variablen durchgeführt haben. Wobei "realistisch" irrsinnig klingt, denn meiner Meinung nach kann niemand absehen, was passiert, wenn wir plötzlich in diesem Modell leben würden.

Nichts gegen Wirtschaftsmathematiker. <_<

Aber es stimmt schon: oft fragt man sich, ob die Wirtschaftswissenschaften den Begriff "Wissenschaft" überhaupt verdient haben, ... sag ich mal so .. als Wirtschaftswissenschafler.

Ein Huaptproblem besteht darin, dass die Pschologie, die hinter dem ökonomischen Handeln (auch dem aggregierten) von Menschen steht, nicht zufriedenstellend operationalisiert werden kann.

Nee, ich finde es schon ganz gut, Bedürftige in Bezug auf Sozialleistungen "mehr oder weniger" von der Hand in den Mund leben zu lassen (so drastisch ist es real ja nicht, zumindest wenn man etwas Haushalten kann). Bei einer knapp bemessenen Absicherung der Grundbedürfnisse bleibt wenigstens noch der Hintergedanke präsent, dass nur durch eigenes Entscheiden und Handeln die Lebensumstände verbessert werden können. Geht es den Menschen zu gut, befürchte ich, dass dieser Gedanke verblassen würde.

Das Lustige ist: durch ein Grundeinkommen geht es den Menschen nicht notwendigerweise besser, wenn nämlich die Preise im Zuge dieses Einkommens steigen.

Zudem sind die gesamten tarifpolitischen Implikationen unklar, denn natürlich wird jeder rationale Arbeitgeber versuchen, dieses Einkommen seiner Angestellten bei den Lohnverhandlungen zu berücksichtigen.

Ein sehr wahrscheinliche Konsequenz wird sein, dass die Leute poppen bis zum Umfallen, denn Kinder lohnen sich (zunächst) in diesem Modell richtig. Viele Kinder bringen aber weiter volkswirtschaftlich relevante Kosten mit sich ...

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Apropos Kinder: Da stellt sich glatt die Frage, ob ein garantiertes und bedingungsloses Grundeinkommen dafür sorgt, dass sich der Nachwuchs noch um einen anständigen Schulabschluss bemühen wird. Ich befürchte, dass die problematische Schüler eher dahin tendieren, dass Handtuch zu werfen. Warum sollte man sich auch für einen Hauptschulabschluss den Hintern aufreißen, wenn dieser ohnehin keine Perspektiven bietet, die besser ausschauen, als die Kohle vom Staat?

Ein Huaptproblem besteht darin, dass die Pschologie, die hinter dem ökonomischen Handeln (auch dem aggregierten) von Menschen steht, nicht zufriedenstellend operationalisiert werden kann.

Sehe ich auch so - entsprechend "unseriös" wirken die Wirtschaftsastronauten, wenn versichert wird, dass die Finanzierung gewährleistet ist. Wobei ich mir gar nicht so sicher bin, ob das wirklich viele Behaupten oder ob da nur wieder etwas aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Wir erinnern uns an diesen Professor, der den Leuten vorgerechnet hat, dass man mit 1??€ im Monat auskommen kann. Daraufhin kam die große Diskussion in der Öffentlichkeit und niemand hat sich noch dafür interessiert, dass diese Studie a) nicht aktuell und b) in keinster Weise erstellt wurde, um künftige Regelsätze festzulegen.

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Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde früher oder später zum Kollaps führen, aber für eine Art Grundsicherung bin ich voll und ganz.

Auch hier würde es Schmarotzer geben aber da eine Grundsicherung nicht bedingungslos ist, könnte man das Problem im Zaun halten. So ein Grundeinkommen ist ja vor allem für Arbeitslose und Soziale Härtefälle gedacht, wenn jetzt ein Arbeitsloser mehrere Jahre keinen Job findet, könnte man ihn entweder in Schulungen schicken oder gewisse Soziale Tätigkeiten ausüben lassen (ist jetzt ja auch nicht anders). Der Unterschied zur normalen Sozialhilfe besteht in der Tatsache, dass wirklich jeder Anspruch darauf hat und der Betrag im Gegensatz zu einer Sozialhilfe auch höher ausfällt und nicht zurückgezahlt werden muss wenn man später wieder einen Job hat (so sieht es zumindest in Österreich aus).

Hier würden auch Jugendliche profitieren, ich z.B. habe nach dem Abgang von der Schule mehrere Monate nach einem Job gesucht, in dieser Zeit gab es für mich keinen einzigen Cent an Unterstützung. Keine lustige Situation für einen jungen Menschen der sein Leben gerade erst beginnt.

Es gibt natürlich viele weitere offene Fragen, wie sieht man z.B. die Stellung einer Hausfrau, die kann man später nur schwer in Schulungen schicken oder soziale Tätigkeiten ausüben lassen, wie hoch setzt man den Mindestlohn an, wie hoch sind die Kosten, usw.

Aber ich denke für all diese Fragen und Probleme lassen sich Lösungen finden, es wäre wohl der größte Sprung zur Armutsbekämpfung und eine soziale Fangleine die es für wirklich jeden gibt. Ich denke viele Menschen würden viel weniger Angst um ihre Zukunft haben wenn sie wissen dass egal wie schlimm sie das Schicksal treffen könnte, sie einen Sicheren Hafen haben den sie anfahren können.

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Wo ist jetzt eigentlich der Unterschied zwischen dem Grundeinkommen und unserem Arbeitslosengeld I+II?

Für mich klingt das jetzt eigentlich nur danach, das ersteres etwas höher ausfällt und das man rechtlich gesehen niemandem böse sein darf, wenn er jahrelang faul zuhause rumsitzt und nix tut....

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Wo ist jetzt eigentlich der Unterschied zwischen dem Grundeinkommen und unserem Arbeitslosengeld I+II?

Für mich klingt das jetzt eigentlich nur danach, das ersteres etwas höher ausfällt und das man rechtlich gesehen niemandem böse sein darf, wenn er jahrelang faul zuhause rumsitzt und nix tut....

Das Grundeinkommen erhalten alle ohne vorher Leistungen erbracht zu haben (ALG1) oder bedürftig zu sein (ALG2 & Sozialhilfe) und Bedingungen (bspw. dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen) zu erfüllen.

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@archer84

... hm... natürlich ist jedes Staatsmodell durchsetzbar.
Klar, siehe Nordkorea. Frägt sich nur wie lange das hält. Außerdem muss es auch finanziell funktionieren.

Als ich glaube nicht, dass jeder Modell durchsetzbar wäre und langfristig funktionieren würde.

@Deus

Welchen Grund sollte jemand haben, 40h die Woche zu arbeiten, wenn er bspw. nur 200EUR mehr als ohne Arbeit erhält.
Wenn er sich nur so motivieren kann, sollte er vielleicht weniger bekommen. ..

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@kurn: klar bricht ein Staatsmodell zusammen, dass seine Bürger Knechtet, wie in Nordkorea oder in der DDR. Wenn es lange Bestand hat ist es wohl nur ein Zeichen dafür, dass die Obrigkeit die Bevölkerung in großem Maße unter Kontrolle hat und ruhig halten kann (Stasi, etc.)

wirklich langfristig funktionieren kann ein Modell nur dann, wenn das Volk der Meinung ist, dass dieses Modell ihren Nutzen maximiert. Aber es gibt ja genug Diktatoren, die es mal mit anderen Modellen probieren und durch Propaganda versuchen dem Volk einzureden, dass ihr Modell toll ist.

Was bei dem bedingungslosen Grundeinkommen auch wegfällt wäre ein großer Teil der Bürokratie. Stellt euch mal vor, wieviele Formulare und Anträge sinnlos werden (Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Bafög, etc...)!!

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Der Idealist in mir kommt da schon ins Träumen. Selbstverwirklichung wäre dadurch in der Tat möglich, man könnte frei von den Zwängen des Lohnerwerbs etwas machen und müsste bei eventuellen Scheitern nicht Angst haben zu verhungern.

Dem Realisten in mir kommen jedoch die Zweifel. Wieviele Menschen würden denn wirklich noch arbeiten gehen und nicht vielmehr die Beine hochlegen? Mehr noch, kann es eine Gesellschaft geben, in der sich jeder nur selbst verwirklicht? Wenn jeder Schriftsteller, Musiker oder Profisportler wird, wer arbeitet bei der Müllabfuhr, als Klempner oder als Putzfrau? Alles keine Berufe, hinter denen nicht unbedingt Idealismus steckt und die dennoch gemacht werden müssen? Wie könnte man überhaupt ein solches Grundeinkommen für alle bezahlen?

Was man davon hält, hängt wohl am Ende davon ab, ob man z.B. den Thesen von Robert Inglehart Glaubwürdigkeit zumisst oder nicht. Dieser ging 1977 von folgendem aus:

Ingelhart stellt aufgrund empirischer Studien die These auf, dass

materialistische Werte zugunsten postmaterialistischer Werte an

Bedeutung verlieren.

Was sind Materialistische Werte? (Sicherheit, Wohlstand, traditionelle Gemeinschaftsorientierung ):

- Gehorsam und Unterordnung,

- Fleiß und Ordnungsliebe,

- Sicherheit und Wohlstand.

Was sind Postmaterialistische Werte ?(Individualisierung, postmoderne Gemeinschaftsorientierung):

- Selbstverwirklichung,

- Selbstachtung,

- politische Mitgestaltung, zwischenmenschliches Vertrauen.

Was aber, wenn nicht er recht hat, sondern z.B. Elisabeth Noelle-Neumann (Kein Wertewandel sondern

Werteverfall Bindungsverlust von Gemeinschaften, Kirche und Religion, einseitige Freizeit- und Spaßorientierung, ausufernder Individualismus) oder Helmut Klages (neue Werte Selbstverwirklichung,

Individualismus und alte Werte, Pflicht- und Akzeptanzwerte treten in

neuen Konstellationen auf )? Dies würde dann in der Tat bedeuten, dass sich die Menschen dann wohl nur noch amüsieren wollen.

Lange Rede, kurzer Sinn: das eigene Menschenbild entscheidet wohl am Ende, was man von dieser Idee hält.

Bearbeitet von Werewolf
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Lange Rede, kurzer Sinn: das eigene Menschenbild entscheidet wohl am Ende, was man von dieser Idee hält.

Ja! ich glaube sowas habe ich auch versucht auszudrücken in meinen Posts. Jeder politische Grundsatzbeschluss lebt schließlich genau von diesem Gedanken.

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Welchen Grund sollte jemand haben, 40h die Woche zu arbeiten, wenn er bspw. nur 200EUR mehr als ohne Arbeit erhält. Und wer könnte ihm dieses an Grenznutzen ausgerichtete Denken vorhalten, da es ja faktisch jeder tut?

Auch ein Grund für weniger zu arbeiten könnte sein, daß man -bei entsprechender Arbeitstelle etc.- einfach Spaß u.Freude an seiner Arbeit hat, ggf. jeden Tag neue bzw. nette Menschen kennenlernen kann...aus denen sich auch weitere Möglichkeiten+Sozialkontakte ergeben können....

Allerdings kommt es schon aufs Arbeitklima an bzw. ist es ein Unterschied ob man für jemanden/Firma/Konzern oder mit jemanden arbeitet/zusammenarbeitet und mehr oder weniger gemeinsame Ziele oder so hat.

Also mich motiviert es zu sehen das man tatsächlich etwas zuwegegebracht hat-und auch für wenig(er) Geld wenn man das Gefühl-bzw.nicht nur das Gefühl!!- habe, an dem ganzen beteidigt zu sein bzw. Entscheidungskompetenz zuerhalte bzw. alles/vieles selbst bestimmen kann.

Wenn allerdings ein solch großer finanzieller Druck vorhanden ist, so ist das blöd, denn es ist schon beklemmend unter Druck zu stehen und Geld verdienen zu müssen. Dann arbeitet es sich meist auch nicht so gut und kann frustrierend sein... In diesen Momenten ist so eine Grundsicherung psyologisch gesehen richtig toll bzw. gut und kann ggf. sogar arbeitsmotivierend bzw. kreativitätsfördernd sein, weil man keine Existenzangst zu haben braucht...eine "menschliche Marktwirtschaft?"

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