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...the imperial Empire

STAR TREK - DIVIDED


Gast ulimann644

Empfohlene Beiträge

Gast ulimann644

Heute mal eine kleine Vorstellung von:

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Der offizielle Schriftzug der Serie

DRAMATIS PERSONAE: ( noch nicht vollständig )

14.FLEXIBLE-RESPONSE-SQUADRON

VILARAI TER´KHARYN: Andorianerin ( 45 Jahre ), Commodore der 14.Flexible-Response-Squadron ( HQ = SB-375 )

LARS THORBEN: Mensch ( 37 Jahre ) XO der USS MIDWINTER

FALK PERRET: Marsianer ( 32 Jahre ) Pilot der USS MIDWINTER

GEOFFREY CORBEN: Mensch ( 47 ) Captain der USS SHADOWDANCER

LURAAN TRASK: Tellarit ( 42 Jahre ), Captain der USS AVALON

Wrrzdfgruklmnwqsdrikmbxlfgrst - genannt WIRR: Eine pflanzliche Intelligenz von einem zerstörten Planeten, die über erstaunliche kognitive Fähigkeiten verfügt.

LO´RAAN YR KRENDARON: Brigadier Kira Nerys´ efrosianischer Freund - Im Jahr 2384 Commodore und Oberbefehlshaber der 3. FRS

CANON-FIGUREN

KIRA NERYS: Brigadier des Bajoranischen Militärs. 2384 Kommandantin von AGRANDAN ( ehemals DS-9 / Terok-Nor ) und eines bajoranischen Kampfschiff-Verbandes

ODO: Formwandler. Mittlerweile Sprecher seines Volkes.

BENJAMIN LAFAYETTE SISKO: Abgesandter der Propheten, der erneut seine Aufgabe wahrnehmen muss.

RO LAREN: Lieutenant-Colonel des Bajoranischen Militärs und Brigadier Kiras Stellvertreterin.

WILLIAM J. ROSS: Admiral ( seit 2380 ) und Stellvertretender Chef der Sternenflotte ( seit 2384 )

KATHRYN JANEWAY Oberkommandierende der FLEXIBLE-RESPONSE-SQUADRON ( seit 2383 )

SONSTIGE ANGEHÖRIGE DER STERNENFLOTTE

CA´REEN XA HERAN : Efrosianer ( 49 Jahre ) Konteradmiral und Kommandant der SB-375

SONSTIGE

CAREDAN ENDRIS: Seit 2383 Kai der Bajoraner, nachdem Kai Ungtae bei einem mysteriösen Unfall starb.

THE STORY SO FAR...

Beginnen soll die Geschichte mit einem mehrteiligen Prolog - wahrscheinlich wird hier der Verlauf der Ereignisse ab der Shinzon-Krise anhand kleiner Episoden aus Sicht mehrerer Hauptpersonen beschrieben ( möglicherweise in der ICH-Form ist aber noch nicht fix )

In STAR TREK - DIVIDED gehören die Bajoraner noch immer nicht zur Föderation, obwohl Bestrebungen im Gange sind, sich der Föderation anzuschließen.

Kira Nerys gehört somit noch immer zum Bajoranischen Militär und wurde mittlerweile zum Brigadier-General befördert. Seit 2 Jahren, als die Führung der Station - auf Drängen der Bajoranischen Regierung - alleinig auf die Bajoraner überging, kommandiert Kira die Station, die in AGRANDAN umbenannt wurde, was auf Bajoranisch soviel wie Freiheit bedeutet. Mit dem Neuen Rang als Brigadier übernimmt Kira zusätzlich das Kommando über die ersten größeren Kampfschiffe der Bajoraner, welche technisch sowohl auf Föderationstechnik, als auch auf cardassianischer Technik basieren, die in die bajoranische Technik einzug hielt. Dabei können es die größten bajoranischen Kampfschiffe durchaus mit einem Schiff der INTREPID-KLASSE aufnehmen, und dieser Klasse möglicherweise sogar überlegen sind.

Die Sternenflotte besitzt jedoch weiterhin ein Nutzungsrecht auf der Station und unterhält dort eine kleine Kommandozentrale.

Nach den militärischen Konflikten der letzten Jahre entwickeln sich im SFC verschiedene Meinungen über die zukünftige Struktur der Sternenflotte.

Einige gewichtige Stimmen im Stab halten ein Überdenken der bisherigen Struktur für unabdingbar und fordern eine Umstrukturierung in Forschungsflotte und Kampfverbände.

Zunächst stößt diese Forderung auf heftigen Widerstand. Nach mehreren Übergriffen der Tzenkethi gibt man dem Drängen jedoch so weit nach, dass man die FLEXIBLE-RESPONSE-SQUADRON mit 24 Verbänden von jeweils 50 Einheiten ins Leben ruft. Die Schiffe der FR-SQUAD sind allesamt kampfstärker, als übliche Sternenflottenschiffe, da sie speziell für Kampfeinsätze umgerüstet wurden, wobei die wissenschaftliche Kapazität auf ein Minimum reduziert wurde.

Die 24 Verbände der FRS werden in Schlüsselsektoren der Föderation, und in strategisch wichtigen Sektoren stationiert.

Während Admiral Ross diesem neuen Konzept mit gemischten Gefühlen gegenüber steht, Ist Admiral Janeway dem Konzept der FRS gegenüber grundsätzlich positiv eingestellt, weiß sie doch aus ihrer Zeit im Delta-Quadranten aus eigener leidvoller Erfahrung, welche Gefahren einer unvorbereiteten Föderation drohen könnten.

Deshalb mutet es nicht weiter verwunderlich an, dass das SFC Janeway im Jahr 2383 das Oberkommando über die FRS überträgt.

Noch bevor man in der Bajoranischen Regierung eine Entscheidung bezüglich eines Beitritts zur Föderation trifft, erscheint überraschend der Abgesandte, auf ungewöhnlichem Weg, mit einer Warnung für die Bajoraner - und einem Rat für Kira Nerys.

Und er ist nicht allein...

ANMERKUNGEN:

Soweit erst einmal zur aktuellen Planung.

Daran werde ich natürlich noch fleißig schrauben - und längst nicht Alles wurde hier zum geplanten Plot angesprochen - schon, weil vieles noch in der Schwebe ist.

Auch die Personen werden noch fleißig erweitert - bisher habe ich nur die aufgeführt, derer ich mir sicher bin.

LESEPROBE

PROLOG

( Vilarai Ter´Kharyn )

Die hochgewachsene Frau stand in ihrer Kabine und blickte gedankenverloren in den Feldspiegel, während die den Magnetverschluss ihrer Uniform zusammen schob. Die Art und der Schnitt dieser Uniform war seit Anfang 2380 Standard bei der Sternenflotte.

Wie die alten Sternenflotten-Uniformen war sie durchgehend schwarz, allerdings war man dazu über gegangen, die Schulterbesätze wieder farbig zu gestalten, in ihrem Fall rot, als Zeichen für ihre Tätigkeit auf der Kommandoebene. Allerdings bestanden die Schulterbesätze nicht aus nur einem Stück, sondern setzten sich viel mehr aus zwei Elementen auf Schulter und an den Oberarm zusammen. Auf der rechten Seite, direkt über ihrem Herzen, gab es einen weiteren, schmalen Streifen, auf dem die rechteckigen Rangabzeichen zu sehen waren, die nicht länger am Kragen getragen wurden.

Der anschmiegsame, hohe Kragen ihrer Uniform wies statt dessen an seinem oberen Rand eine Goldkante auf, die auf ihren Rang als Flaggoffizier der Sternenflotte hinwies, so wie die feine, goldene Umrandung des rechteckigen Rank-Pins. Erst gestern war sie feierlich auf der Erde befördert worden, nachdem ihr Schiff, die USS LEXINGTON, im Orbitalstützpunkt über der Erde, angedockt hatte.

Man war wieder dazu über gegangen die Uniformen für alle Ränge zweiteilig zu fertigen, wobei die Uniformjacke zum Tragen jedoch magnetisch am flachen, handbreiten Hosengürtel fixiert wurde, so dass ein wasserdichter, atmungsaktiver Einteiler daraus wurde. Die signifikanteste Neuerung im Vergleich zu den alten Uniformen war, dass man über ein Schaltelement am Gürtel den so genannten Camouflage-Modus aktivieren konnte. Viele, im Anzug integrierte, Umgebungs-Rezeptoren nahmen dabei das vorherrschende Farbmuster der Umgebung war und berechneten dann ein Tarnmuster, welches die feinen Zellen der Uniform, die eine zytoplasmaähnliche Substanz enthielten und ihr ein feines Schuppenmuster verliehen, dann auf der Oberfläche darstellten. Diese Funktion war der Funktion biologischer Chromatophoren nicht unähnlich. Dabei war der Energiebedarf so minimal, dass die Körperwärme der Träger für diese Funktion ausreichte, und zudem nicht angemessen werden konnte.

Das alles war der hochgewachsenen Frau vor dem Spiegel bekannt, und sie verschwendete keinen Gedanken daran. Mit den Händen warf sie ihr langes, silber-weißes Haar nach hinten und ihre violetten, für eine Andorianerin ungewöhnlich hellen Augen, musterten den Sitz der eng anliegenden Uniform noch einmal kritisch.

Alles bestens, stellte sie fest. Die Uniform saß tadellos und betonte ihre athletische und dennoch sehr weibliche Figur. Ein wenig unzufrieden verzogen sich ihre blauen Lippen. Nach andorianischem Schönheitsideals war sie zu schmal in den Hüften und besaß etwas zu viel Oberweite, obwohl ihr die meisten irdischen Männer bestätigten, dass sie in ihren Augen die Idealmaße einer Frau besaß. Aber sie war eine Andorianerin und deshalb wäre sie mit etwas weniger Oberweite und breiteren Hüften zufriedener gewesen.

Vilarai Ter´Kharyn sagte sich, dass dies nur Oberflächlichkeiten waren und deaktivierte das Spiegelfeld. Normalerweise war sie nicht besonders eitel, aber einen Admiral der Sternenflotte empfing man, ihrer Ansicht nach, nicht schlecht gekleidet. Außerdem war es kein Fehler auf sein Aussehen zu achten.

Während sie sich daran machte, ihre Kabine auf der USS LEXINGTON, einem Schiff der NEBULA-KLASSE, zu verlassen, fragte sie sich, was für ein Mensch Admiral Kathryn Janeway sein mochte. Bisher war sie dieser irdischen Frau nie persönlich begegnet, und auf Gerüchte, oder Berichte dritter Personen, gab sie nicht viel. Vilarai Ter´Kharyn machte sich lieber ein eigenes Bild der Dinge.

Mit weit ausgreifenden Schritten eilte sie durch die hell erleuchteten Gänge ihres Schiffes und erwiderte dabei die Grüße der Mannschaft. Schon in wenigen Stunden würde sie dieses Schiff einem neuen Captain übergeben. Ihr letzter Flug an Bord dieses Schiffes würde in Richtung Mars gehen, sobald Admiral Janeway an Bord war.

Während sie im Turbolift zum Hangar fuhr, fragte sie sich, warum Janeway mit ihr zum Mars fliegen würde. Bisher hatte sie, als Teil der 9.Flotte stets mit Admiral William J. Ross zu tun gehabt. Von daher hatte sie eher angenommen, dass er an Bord kommen würde.

Überhaupt hatte die Nachricht, die sie vor zwei Stunden ihre Kabine erreicht hatte, ziemlich mysteriös geklungen. Die Andorianerin besaß ein feines Gespür dafür, wenn ungewöhnliche Dinge geschahen, und im Moment sagten ihr ihre Gefühle, dass es bei diesem Flug um mehr ging, als um eine normale Schiffsübernahme und die Einführung in ein neues Kommando. Vilarai konzentrierte sich wieder auf den Moment. Man würde ja sehen.

Als sie auf dem Hangardeck angekommen aus dem Turbolift trat stellte die Andorianerin zufrieden fest, dass ihr Erster Offizier, Commander Cerwen Tral, bereits den Empfang des Admiral-Shuttles vorbereitet hatte. Ein Ehrenspalier, bestehend aus 24 Offizieren des Schiffes war ebenfalls angetreten.

Der Tellarit hatte sie bereits entdeckt und nickte ihr, mit der üblichen griesgrämigen Miene, zu. Wobei es natürlich ungerecht war, die andorianische Mimik mit der tellaritischen vergleichen zu wollen. Dasselbe galt für die Umgangsformen. Anfangs hatte Trals Art sie beinahe in den Wahnsinn getrieben – mittlerweile gab sie ihm einiges zu, und sie waren in den letzten Jahren ganz gut mit einander ausgekommen.

Die letzten Meter kam Tral ihr entgegen und meldete: „Das Shuttle des Admirals ist bereits im Anflug, Commodore.“ Er senkte seine Stimme, so dass nur seine Vorgesetzte sie verstehen konnte und fragte grimmig: „Warum kommt statt Admiral Ross diese Vogelscheuche an Bord, Sir?“

Auch wenn Vilarai Ter´Kharyn wusste, was sie von Trals Bemerkung zu halten hatte, warf sie ihm einen leicht tadelnden Blick zu und meinte: „Lassen Sie das Janeway hören, und Sie wird Sie mit Lichtgeschwindigkeit zum Deckschrubber degradieren, Commander.“

Tral blickte etwas verwundert zum Commodore auf und fragte neugierig: „Woher haben Sie denn den Begriff?“

Die Andorianerin verkniff sich ein Schmunzeln. „Vor Jahren mal von einem menschlichen Crewman auf geschnappt.“ Sie blickte den Commander forschend an. Irgendetwas an ihm war anders als sonst. Im nächsten Moment erkannte sie was es war. Tral hatte sein, traditionell schulterlanges Haar mit einem goldenen Band zusammen gebunden.

Tral ahnte warum ihn die Andorianerin so intensiv musterte und kam ihrer Frage zuvor: „Das Band trage ich aus gegebenem Anlass.“

„Ich verstehe“, erklärte Vilarai. „Bei Ihnen ist Karneval.“

Für einen Moment fehlten dem Tellariten die Worte, was eher selten vor kam. Dann erkundigte er sich, mit stechendem Blick: „Haben Sie Gallenschmerzen, Commodore?“

Die Andorianerin deutete zum gerade einfliegenden Admirals-Shuttle. „Vertragen wir uns, Mister Tral, und empfangen Admiral Janeway.“

Cerwen Tral spreizte die drei Finger seiner linken Hand zum Zeichen der Zustimmung. Gemeinsam schritten die beiden so ungleichen Sternenflottenoffiziere zum Ende des Spaliers.

Das weiße, etwa 24 Meter lange, Admirals-Shuttle hatte das leuchtend blaue Eindämmungsfeld des Hangars problemlos passiert, setzte, vom Hangarleitstrahl geführt, samtweich auf und kam genau an der vorgesehenen Stelle des Hangars zum Stehen.

Als sich das Seitenschott des Shuttle öffnete und Admiral Kathryn Janeway das Hangardeck betrat, schritt ein junger Ensign, am Anfang des Spaliers, etwas vor, hob das Flottenäquivalent zur alt her gebrachten Bootsmanns-Pfeife an und blies Seite.

Nachdem der Ton verklungen war, schritt Admiral Janeway das Spalier, mit freundlicher Miene, ab und näherte sich den beiden höchsten Offizieren der LEXINGTON.

Vilarai Ter´Kharyn fiel dabei der harte, kompromisslose Blick dieser Menschenfrau auf, wie sie ihn nur sehr selten bei einem Vertreter dieser Spezies festgestellt hatte. Die Jahre, die Janeway im Delta-Quadranten verbracht hatte, schienen einschneidender gewesen zu sein, als es sich die Andorianerin bisher vorgestellt hatte. Auch das verbindliche Lächeln Janeways konnte darüber nicht hinweg täuschen. Zumindest schienen die Ereignisse dort sie jung gehalten zu haben, denn nach 55 Jahren sah Admiral Janeway keineswegs aus. Vielleicht lag das aber auch lediglich daran, dass sie ihr Haar nun wieder lang trug.

Als Janeway drei Schritt vor der Andorianerin stehen blieb, sprach sie die zeremoniellen Worte: „Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen.“

Vilarai Ter´Kharyns Gestalt straffte sich, als sie erwiderte: „Erlaubnis erteilt, Admiral. Willkommen an Bord der LEXINGTON.“

Janeways Lächeln, dass sich auch in ihren blau-grauen Augen wiederfand, vertiefte sich, als sie der Andorianerin ihre Hand zur Begrüßung anbot.

Obwohl die Andorianerin diese Art der Begrüßung nicht sonderlich mochte ergriff sie die Hand Janeways ohne zu zögern und erwiderte den Händedruck. Fest, aber nicht zu fest, dass er in eine Machtdemonstration ausartete; so wie ein guter Händedruck sein sollte. Sie deutete auf den Tellariten. „Darf ich Ihnen meinen Ersten Offizier vorstellen – Commander Cerwen Tral.“

Janeway begrüßte auch den Tellariten mit einem Händedruck, bevor sie sich an die Andorianerin wandte. „Ich würde Sie gerne unter vier Augen sprechen, Commodore.“

„Natürlich, Admiral.“ Sie wandte sich an Tral. „Lassen Sie abtreten und bereiten sie das Schiff für den Start vor.“

„Aye, Commodore“, bestätigte der Tellarit.

Während die beiden Flaggoffiziere zum Ausgang des Hangars schritten hörten sie die lauten Befehle des Tellariten hinter sich. Admiral Janeway blickte die Andorianerin von der Seite an und fragte übergangslos: „Wie kommen Sie mit dem Tellariten aus?“

Die Antennen der Andorianerin spreizten sich, als sie erwiderte: „Wir arbeiten gut zusammen. Anfangs war es etwas – schwierig, aber im Laufe der Zeit haben wir gelernt uns gegenseitig zu akzeptieren. Ich hoffe der künftige Captain der LEXINGTON kommt mit seiner Art ebenso gut klar, Admiral.“

„Oh, da bin ich mir sicher“, antwortete Janeway hintergründig lächelnd, während sie den Turbolift betraten. Erst nachdem das Schott sich hinter ihnen geschlossen hatte, fügte sie hinzu: „Tral wird der neue Captain der LEXINGTON. Seine Beförderung wird heute noch vorgenommen – und zwar von mir.“

Vilarai wirkte etwas überrascht. Dann erklärte sie: „Er wird diese Aufgabe sicher sehr gut erfüllen, Admiral.“

Janeway nickte knapp und die beiden Flaggoffiziere schwiegen, obwohl alles in der Andorianerin danach verlangte zu erfahren, welches Kommando man ihr zugedacht hatte. Aber sie hatte sich fest vorgenommen abzuwarten, bis Admiral Janeway dieses Thema anschneiden würde.

Als sie ihre Kabine, auf Deck 4, erreicht hatten, wandte sich Vilarai Ter´Kharyn an Admiral Janeway. „Kann ich Ihnen etwas anbieten, Admiral?“

„Kaffee – schwarz, bitte.“

Die Andorianerin replizierte den Kaffee und für sich einen enaranischen Tarinsaft, der zwar verdächtig nach andorianischem Ale aussah, jedoch alkoholfrei war und darüber hinaus vollkommen anders schmeckte.

Mit beiden Getränken kam sie zur Sitzecke, wo Admiral Janeway bereits in einem breiten Sessel Platz genommen hatte.

Nachdem auch Vilarai sich gesetzt hatte, nahmen die beiden unterschiedlichen Frauen einen Schluck von ihren Getränken.

Admiral Janeway setzte schließlich ihre Tasse auf die durchsichtige Platte des niedrigen Tisches, lehnte sich in dem blutroten Sessel zurück und schlug ein Bein über das andere. Dabei lächelte sie in der Erinnerung an vergangene Zeiten, bevor sie zu der Andorianerin sagte: „Wissen Sie, manchmal hat mich, während meiner Zeit auf der VOYAGER. nur ein Gedanke davon abgehalten, im Delta-Quadranten einen geeigneten Klasse-M Planeten zu suchen, und dort eine Kolonie zu gründen, anstatt auf Biegen oder Brechen zu versuchen, in den Föderationsraum zurück zu kehren. Und das war der Gedanke daran, dass mir, in diesem Fall, irgendwann der Kaffee ausgehen würde.“

Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis Vilarai Ter´Kharyn erkannte, dass diese Bemerkung nicht zu hundert Prozent ernst gemeint gewesen war. Sie lächelte fein und fragte dann interessiert: „Es besteht eine Abhängigkeit ihrerseits zu diesem Getränk?“

Janeway nickte ernsthaft. „Oh ja, durchaus. Kaffee, die beste organische Aufschwemmung die je erfunden wurde. Manchmal habe ich das Gefühl, es ist das Einzige im Delta-Quadranten gewesen, das mich am Leben gehalten hat. Ich habe sogar die Borg damit geschlagen.“ Sie ignorierte den verwunderten Gesichtsausdruck der Andorianerin und wurde beinahe übergangslos ernst. Sie fixierte die andorianische Frau, wobei Vilarai Ter´Kharyn das unbestimmte Gefühl nicht los wurde, dass die Oberbefehlshaberin der neu gegründeten FLEXIBLE-RESPONSE-SQUADRONS etwas Unangenehmes mitzuteilen hatte, weniger auf sie selbst bezogen, sondern eher die Föderation betreffend.

Admiral Janeway erkannte an den leicht nach vorne gebogenen Antennen der Andorianerin, dass sie ihre volle Aufmerksamkeit genoss, als sie langsam sagte: „Sie sind mit den Fakten, bezüglich des Dominion-Kriegs vertrat, Commodore. Sie wissen also, dass sich jene Gründerin, die den Krieg im Alpha-Quadranten organisierte und leitete, noch immer innerhalb des Föderationsraums befindet.“

„Ja, der Oberste Gerichtshof der Föderation ging ziemlich nachsichtig mit ihr um, soweit ich das beurteilen kann“, bestätigte die Andorianerin. Eine ungute Ahnung sagte ihr, wie sich dieses Gespräch entwickeln würde, doch sie hoffte immer noch, dass sie Unrecht haben möge. Doch die nachfolgenden Worte Janeways bestätigten, dass sich diese Hoffnung nicht erfüllen würde.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ein Leben unter Solids wirklich so einfach für einen Formwandler ist, der diesen Wesen bislang mit Misstrauen begegnete. Man darf darüber hinaus nicht vergessen, dass es dieses Wesen gewohnt war, wie ein Gott behandelt zu werden. Diese Gründerin war das mächtigste Wesen eines ganzen Quadranten. Die Politiker der Föderation erhofften sich die Sichtweise dieses Wesens nachhaltig ändern zu können, indem sie ihm zeigen, nach welchen Prinzipien die Föderation funktioniert. Der Oberste Gerichtshof der Föderation hatte Seinerzeit die Zeitspanne, die das Wesen im Alphaquadranten bleiben soll, auf neun Jahre festgelegt. Diese Zeitspanne ist nun bald abgelaufen, doch es gibt Bestrebungen von Seiten unserer Alliierten, die Gründerin noch nicht wieder gehen zu lassen.“

Vilarai Ter´Kharyn blickte ihre Vorgesetzte ungläubig an, und ein Gefühl, als würde ihr Magen einen Knoten bilden breitete sich in ihr aus. „Aber die Verantwortlichen in der Föderation denken doch nicht daran, diesem Ansinnen Folge zu leisten? Das wird die Große Verbindung niemals akzeptieren. Und wir wären gut beraten, zu bedenken, dass die Macht des Dominion noch immer erschreckend groß ist, auch wenn es mit der Rückkehr Odos eine Neuorientierung gab. Man erwartet im Gamma-Quadranten, dass wir Wort halten.“

Janeway ergriff ihre Tasse und nahm einen tiefen Schluck von ihrem Kaffee, bevor sie ernst meinte: „Admiral Ross hat mir, vor wenigen Tagen erst, beinahe dasselbe gesagt, Commodore, und ich bin ganz ihrer Meinung. Ich fürchte nur, dass es einige entscheidende Leute im Föderationsrat, und auch im Sternenflottenkommando gibt, die das anders sehen könnten. Unter dem Druck der Romulaner und Klingonen wird man möglicherweise eine Entscheidung treffen, die uns alle an den Rand eines neuen Krieges mit dem Dominion bringen könnte. Das Oberkommando der Sternenflotte trifft bereits Vorbereitungen, eine erneute Verminung des Wurmloches vorzunehmen. Ich fürchte die Lage ist ernst, Commodore.“

Die Antennen der Andorianerin bogen sich nach Innen, was ein deutliches Zeichen für ihren Missmut war. Schnell trank sie ihr Glas aus und stellte es hart auf den Tisch zurück. Dann fixierte sie Admiral Janeway mit ihren violetten Augen und fragte: „Wie viele Verbandskommandeure der Flotte wissen bereits davon?“

„Nicht mehr, als eine Handvoll. Vorerst nur Verbandskommandeure der FRS, die in den umliegenden Sektoren von Bajor stationiert sind.“

Die so genannte FRS waren erst Ende des vergangenen Jahres gegründet worden – als Antwort auf die jüngsten Übergriffe der echsenhaften Tzenkethi. Bereits kurz nach der Shinzon-Krise war eine Umstrukturierung der Flotte in Erwägung gezogen worden, doch erst die Übergriffe der Echsen hatten den endgültigen Ausschlag zur Bildung der insgesamt 24 schnellen Kampfverbände, bestehend aus jeweils 50 Einheiten gegeben. Diese Einheiten waren zuvor speziell für Kampfeinsätze aufgerüstet, oder umgerüstet worden, wobei die Forschungskapazität dieser Schiffe auf ein Minimum beschränkt wurde. In erster Linie sollten diese Verbände in den Schlüsselsektoren der Föderation für Sicherheit sorgen.

„Da Sie nun auch mich eingeweiht haben, bedeutet das wohl, dass Sie mich in der Nähe des Wurmlochs stationieren werden.“

Janeway lächelte und nickte zustimmend. „Sie denken folgerichtig, Commodore. Ich gedenke Ihnen das Kommando über die 14. FLEXIBLE RESPONSE SQUADRON zu geben. Ihr Flaggschiff wird ein brandneuer Angriffskreuzer der STARDUST-KLASSE werden. Aus diesem Grund sitze ich auch hier bei Ihnen und nicht Admiral Ross, der bisher ihr Oberkommandierender war. Ab sofort werden Sie es mit mir zu tun bekommen.“

Bei der Erwähnung der neuen Schiffsklasse war förmlich ein Ruck durch die Andorianerin gegangen. Ihre Augen leuchteten förmlich, ihre Antennen richteten sich gerade auf und ihre gesamte Körperhaltung zeugte von ihrer inneren Anspannung, was Kathryn Janeway nicht entging. Einige Augenblicke blieb es still, bevor Vilarai Ter´Kharyn schließlich sagte: „Ich nehme dieses Kommando gerne an. Allerdings würde mich interessieren aus welchen Gründen sie mich zur FRS holen.“

Janeway blickte der Andorianerin direkt in die Augen, als sie antwortete: „Ihre Dienstakte hat mir gesagt, dass Sie ein Frontoffizier sind, der Entscheidungen treffen kann. Diese Eigenschaft ist mir mit die Wichtigste dabei gewesen. Auch, dass sie sich auf der anderen Seite des Wurmloches gut auskennen war ein Punkt. Aber wissen Sie was, Vilarai – ich darf doch Vilarai sagen?“

Die Andorianerin machte eine zustimmende Geste.

Janeway quittierte dies mit einem freundlichen Nicken. „Die endgültige Entscheidung ist gerade eben erst gefallen. Der persönliche Eindruck ist für mich wichtiger, als das, was mir eine Dienstakte über ein Lebewesen sagen kann.“ Sie machte eine bedeutungsvolle Pause, bevor sie ernst sagte: „Über eines müssen Sie sich im Klaren sein, Vilarai. Dieses Gespräch bleibt unter uns.“

„Welches Gespräch, Admiral?“

Schmunzelnd erhob sich Admiral Janeway. „Nennen Sie mich Kathryn, Sie gehören schließlich seit gestern dazu. Und nun, Vilarai würde ich mir gerne das Schiff ansehen.“

* * *

Als die LEXINGTON, nach neunzig Minuten Flug den Mars erreichte, standen Commodore Ter´Kharyn und Admiral Janeway auf der Brücke des Schiffes und blickten auf den Hauptmonitor. Besonders die Andorianerin konnte es kaum erwarten bis die Orbitalwerft mit dem Angriffskreuzer der STARDUST-KLASSE endlich in Sicht kam.

Commander Tral, der zwischenzeitig für einige Minuten die Zentrale verlassen hatte, wusste trotz seiner Worte zum Commodore, was sich schickte und hatte Admiral Janeway während des kurzen Fluges seinen Platz überlassen. Jetzt stand er neben dem Taktischen Offizier und beobachtete, wie sich die Andorianerin leicht im Sessel des Captain vor beugte, so als würde sie den Dockkomplex besser sehen können, wenn sie sich einige Zentimeter näher an den Bildschirm bewegte. Der Tellarit wertete dies als Zeichen der Ungeduld, etwas, das er zuvor nur sehr selten an der Andorianerin beobachtet hatte.

Auch Admiral Janeway beobachtete unauffällig die Reaktion der Andorianerin, als der Dockkomplex auf dem Hauptschirm sichtbar gemacht wurde. Ihr entging nicht, dass die Andorianerin ganz in ihrem Element war, als die ersten Details des Schiffes erkennbar wurden. Viel war es ohnehin nicht, da sich die LEXINGTON von schräg oben dem Raumdock näherte. Für einen kurzen Moment spürte sie dabei die ungeheure Energie, die der Andorianerin inne wohnte. Verstehend lächelnd fragte sie: „Wollen wir uns hinunter beamen lassen, und uns das Schiff aus der Nähe ansehen, Commodore?“

Der Blick aus den leuchtenden Augen der Andorianerin sagten Janeway mehr als genug. Natürlich war die Andorianerin versessen darauf ihr neues Schiff in voller Schönheit zu sehen. Jeder Kommandant wäre das gewesen. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie es ihr selbst bei der VOYAGER ergangen war. Das Schiff war ihr beinahe ein vertrauter Freund geworden, in all den Jahren, und nur ungern hatte sie es schließlich abgegeben.

„Ich kann kaum erwarten, es zu sehen und anschließend zu inspizieren“, gab die Andorianerin zu. Geschmeidig kam sie aus dem Sessel hoch und warf ihrem Ersten Offizier einen langen Blick zu. Der Moment des Abschieds war gekommen. Vier Jahre lang hatten sie gemeinsam auf der LEXINGTON mit einander gedient, und nun, da der Moment gekommen war, spürte Vilarai beinahe so etwas wie Bedauern, dass sie nun getrennte Wege gehen würden – etwas, das sie am Anfang ihrer Bekanntschaft nicht für möglich gehalten hätte.

Langsam schritt sie auf ihn zu und blieb einen Schritt vor dem Tellariten stehen. „Commander Tral, ich wünsche ihnen viel Glück und Erfolg auf ihrem zukünftigen Weg.“ Sie bot ihrem Ersten Offizier die Hand.

Der Tellarit ergriff sie und sagte ungewohnt feierlich: „Das goldene Band ist ein Zeichen der Trauer auf Tellar, und ich trage es deshalb, weil das Schiff mit ihnen einen guten Kommandanten verliert, Commodore. Ich hoffe, die Crew ihres neuen Schiffs weiß zu schätzen, was sie an Ihnen haben wird.“

Die Andorianerin schluckte und wirkte für einen Moment lang gerührt. Erst das leise Räuspern Janeways brachte sie in die Wirklichkeit zurück. „Danke, Mister Tral. Sie haben die Brücke.“ Sie wandte sich an Admiral Janeway. „Ich bin bereit.“

Die beiden Flaggoffiziere fuhren mit dem Turbolift zu Deck 4 hinunter um das Handgepäck des Commodore zu holen – alle anderen persönlichen Dinge der Andorianerin würde von einigen Crewmen der LEXINGTON an Bord des neuen Schiffes gebracht werden.

Als das Schott des Turbolifts sich öffnete, blickte Vilarai überrascht auf den Gang hinaus. Rechts und links hatten Offiziere der LEXINGTON Aufstellung genommen. Einige kannte die Andorianerin erst seit wenigen Monaten, andere seit sie an Bord gekommen war.

„Nach Ihnen“, meinte Janeway launig. „Man möchte sich von Ihnen verabschieden, nicht von mir.“

Während Vilarai Ter´Kharyn durch die Reihe der Offiziere schritt begann sie zu ahnen, warum Commander Tral zwischenzeitlich, unter fadenscheinigen Gründen, von der Brücke verschwunden war.

Vor dem Kabinenschott trat Lieutenant-Commander Jefferson Stanton, der Chefingenieur und Zweite Offizier der LEXINGTON vor und sagte: „In Vertretung für die gesamte Crew möchten wir uns von Ihnen verabschieden, und Ihnen alles Gute in Ihrem neuen Kommando wünschen, Commodore Ter´Kharyn.“

Sie reichten sich die Hände und die Andorianerin erwiderte: „Danke, Mister Stanton. Und bestellen Sie Commander Tral einen herzlichen Gruß von mir.“

Commodore Ter´Kharyn holte schnell ihr Reisetasche, in der sich, neben anderen persönlichen Gegenständen auch eine Ushaan-tor-Klinge befand, und begab sich mit Admiral Janeway zum nächstgelegenen Transporterraum. Auch der weibliche Chief, der anwesend war, wünschte ihr alles Gute, bevor sie die Transporterplattform betrat und zusammen mit Janeway entmaterialisierte.

* * *

Ein junger Ensign der USS MIDWINTER hatte sie empfangen und das Gepäck der Andorianerin übernommen, allerdings nicht bevor diese das Ushaan-tor heraus genommen hatte. Von dieser Klinge, die sie im Alter von 15 Jahren, von ihrem Vater bekommen hatte, trennte sie sich nicht.

Während der Ensign sich auf das Schiff beamen ließ, schritten die beiden Flaggoffiziere neben einander durch die Gänge zum Aussichtsraum des Kontrollkomplexes. Die Führungsoffiziere der MIDWINTER würde sie dort kennen lernen, bevor das Schiff offiziell in alt hergebrachter Tradition, mit Champagner getauft werden würde. Dieser Brauch war früher, auf der Erde, in der christlichen Seefahrt üblich gewesen, außer in einer Region namens Schottland, wo man statt des Champagners eine Flasche Whisky genommen hatte.

Es hieß, dass damals nur Frauen Schiffstaufen vornehmen durften, da es angeblich Unglück brachte, wenn ein Mann das Schiff taufte.

Vilarai Ter´Kharyn hielt nicht viel von solcherlei Aberglauben, achtete jedoch die Traditionen anderer Völker, also nahm sie dieses Ereignis gleichmütig hin, auch wenn es dazu führte, dass sie nicht sofort an Bord gehen, und das neue Schiff besichtigen konnte. Sie tröstete sich mit dem Gedanken daran, dass sie dadurch wiederum mehr Zeit haben würde, das Schiff von Außen zu betrachten.

Unterwegs kamen sie an einem weiblichen, menschlichen Crewman vorbei, der vor einem geöffneten Wartungsschacht am Boden kniete. Im Vorübergehen blickte Vilarai Ter´Kharyn zu der mittelgroßen Frau mit den kurzen, brünetten Haaren hinunter. Während sie mit Janeway weiterging, wurde sie das ungute Gefühl nicht los, dass an dieser Frau etwas nicht so war, wie sie es gewohnt war, ohne zunächst sagen zu können, was es war. Erst als sie um die nächste Gangecke gebogen waren, wurde ihr klar, was es gewesen war. Diese ungewöhnliche Verdickung am rechten Ohr, so als würde sich dort normalerweise die Klemme eines Schmuckstücks befinden, war ihr ins Auge gesprungen.

Ro Laren war die einzige Bajoranerin in der Sternenflotte gewesen, und nach ihrem Verrat war kein neuer Vertreter dieser Spezies an der Sternenflottenakademie, oder im Flottendienst aufgenommen worden.

Commodore Ter´Kharyn hielt abrupt an, packte Janeway am Arm und legte dabei den Finger ihrer anderen Hand auf ihren Mund. Sie wusste, dass diese die Geste verstehen würde. Mit einer fließenden Bewegung aktivierte sie den Camouflage-Modus ihres Anzuges und wickelte dann das Ushaan-tor aus dem dunkelblauen Tuch. „Dieser Crewman ist eine Bajoranerin“, flüsterte sie erklärend und pirschte sich zurück zur Gangbiegung. Nach einem schnellen Blick um die Ecke nickte sie Janeway zu und sprintete zu dem, noch immer intensiv arbeitenden, Crewman.

Die brünette Frau sah sie erst im letzten Moment und zog etwas blitzendes aus dem Wartungsschacht, aber da war Vilarai Ter´Kharyn bereits über ihr. Das Jahrzehnte lange Training im Nahkampf kam ihr dabei zugute und innerhalb weniger Augenblicke hatte sie die brünette Frau entwaffnet und auf ihr kniend, das Ushaan-tor an die Kehle gedrückt.

„Wer hat Sie geschickt, und was ist Ihr Auftrag!“, donnerte die Andorianerin und funkelte die unter ihr Liegende wie eine Rachegöttin an.

„Bajoranischer Militärgeheimdienst – Leutnant Tila Nalen – Dienstnummer TL-34756-B“, schnarrte die Frau; nicht gewillt mehr zu sagen. Doch damit gab sich die Andorianerin nicht zufrieden. „Ich fragte, wer Sie geschickt hat?“

„Bajorani...“ Die brünette Frau verstummte, als Vilarai langsam aber beständig den Druck der Ushaan-tor-Klinge an ihrer Kehle verstärkte.

„Dann, Leutnant, wollen wir nun feststellen, wer mehr aushält. Ihre Kehle oder mein Ushaan-tor. Ich bin sicher, dass es nicht sehr angenehm werden wird, wenn die Klinge sich langsam durch Ihre Haut immer tiefer in die Luftröhre drückt.“ Wie zur Bestätigung dieser Worte erhöhte die Andorianerin, mit kaltem Blick, den Druck der Klinge.

Die maskierte Bajoranerin spürte für einen Moment die furchtbare Entschlossenheit des Commodore und krächzte heiser, als die Klinge sich bereits in die oberen Hautschichten schnitt: „ Mein Vorgesetzter Offizier ist Lieutenant-Colonel Ro Laren.“

Admiral Janeway, die mittlerweile den Sicherheitsdienst alarmiert, und ein Technikerteam angefordert hatte, war unauffällig hinzu getreten und sagte bestimmt: „Ich glaube das genügt, Commodore. Den Rest wird diese Frau uns zu einem späteren Zeitpunkt verraten.“

Nur zögerlich zog die Andorianerin die Klinge ein wenig zurück. Erst als drei Männer und eine Frau der Sicherheit bei ihnen erschienen, erhob sie sich, wobei sie mit der linken Hand die Bajoranerin am Kragen mit sich nach oben zog. Eine leicht blutende Schnittwunde zog sich über ihren Hals.

Janeway blickte der Frau und dem Sicherheitspersonal sinnend hinterher, bevor sie sich mit leicht tadelndem Blick an die Andorianerin wandte. „Für einen Moment dachte ich wirklich Sie würden Ernst machen.“

Vilarai erwiderte Janeways fragenden Blick dass dieser ein leises Frösteln über den Rücken fuhr. Nachdenklich reichte sie der Andorianerin das Tuch zurück und meinte. „Kommen Sie, Vilarai, ich hasse es zu spät zu einer Taufe zu kommen.“

( Odo )

Zufriedenheit.

Vollkommene Harmonie – mit sich und dem Universum im Einklang zu sein, das ist es, wonach wir alle streben sollten, dachte Odo, der sich auch nach zwei Jahren, die er nun Teil der Großen Verbindung war, nicht als Gründer oder gar als Gott sehen wollte. Nein, dazu hatte er zu lange unter jenen gelebt, die seine Brüder und Schwestern in der Verbindung als Solids bezeichneten.

Können wir das?

Odo erkannte diese Gedankenströme. Sie waren für ihn genauso leicht zu identifizieren, wie zum Beispiel Bajoraner sich an gewissen Äußerlichkeiten identifizieren konnten. Und doch war die Art der mentalen Identifizierung sehr viel genauer – unverwechselbarer.

Es wäre schwer gewesen, einem Solid zu vermitteln wie dies vor sich ging, vielleicht sogar unmöglich, denn diese Erfahrung musste man seiner Meinung nach selbst machen um sie letztlich wirklich verstehen zu können.

Areena antwortete Odo und berührte sie so sanft auf mentaler Ebene, wie es ihm wenige Jahre zuvor noch nicht möglich gewesen wäre. In den zwei Jahren, seit er heimgekehrt war, hatten sich seine Fähigkeiten als Formwandler auf ein Niveau gesteigert, welches er unter Solids in hundert Jahren nicht erreicht hätte. Und das galt bei Weitem nicht nur für die Fähigkeit Formen und Farben anzunehmen und zu erleben.

Er selbst hatte sich dabei verändert – ebenso wie sich die Anderen durch seine Anwesenheit verändert hatten. Im selben Maß, wie er an Fähigkeiten gewonnen hatte, hatten seine Brüder und Schwestern in der Großen Verbindung, durch all das, was er während seiner Abwesenheit erlebte, an Erfahrung gewonnen.

Areena war ein relativ junge Formwandlerin, die sich aus der großen Verbindung gebildet hatte, und sie war so wissbegierig, wie kaum ein anderer Formwandler.

Ich denke schon antwortete Odo schließlich. Doch es wird sicherlich noch eine lange Zeit brauchen. Zuvor werden wir die schier übermächtige Aufgabe haben, das Dominion in einen demokratischen Staatenverbund umzuwandeln, ohne dabei ein Chaos zu hinterlassen. Am Anfang dachte ich, wir würden schon sehr bald auf die Jem´Hadar und ihre gewaltigen Flotten verzichten können, doch der Weg bis dahin wird länger dauern, als mir lieb ist.

Ein mentales Lachen war die Antwort. Kein überhebliches – sondern eher ein nachsichtiges Lachen. Du bist um so viel älter, als ich selbst, aber manchmal entwickelst du eine Ungeduld und ein Ungestüm, welches mich überrascht. Ich spüre, dass du dabei bist, wieder einmal die Große Verbindung zu verlassen, um dort draußen nach dem Rechten zu sehen, habe ich Recht?

Odo schickte mentale Ströme durch die Verbindung, die dem Äquivalent eines Schmunzeln gleich kam. Du kennst mich mittlerweile recht gut, Areena.

Nimm mich mit, wenn du gehst. Ich möchte die Welt dort Draußen kennen lernen.

Odo war überrascht. Noch nie, seit seiner Rückkehr hatte einer der anderen Formwandler einen ähnlichen Wunsch geäußert. Die Vortha vertraten, nach wie vor, ihre Interessen im Dominion, und bislang hatte man keinerlei Nachricht von eventuellen Schwierigkeiten erhalten. Momentan herrschte Ruhe – eine trügerische, wie Odo meinte. Darum verließ er alle vier Monate die Große Verbindung, um sich selbst ein Bild der Lage zu machen. Und auch die Tatsache, dass ihm selbst bisher nie etwas verdächtiges aufgefallen war, konnte sein Misstrauen nicht vollkommen beruhigen.

Du willst wirklich mitkommen? Glaubst du denn, du könntest eine längere Abwesenheit von der Verbindung ertragen?

Du bist doch bei mir entgegnete Areena einfach, und Odo spürte die mentale Verbundenheit zwischen ihnen stärker als je zuvor.

Ich würde mich freuen, wenn du mitkommst, gab Odo zu und Areena spürte seine Freude darüber, dass sie ihn begleiten wollte. Morgen nehmen wir Verbindung mit den Vortha auf, damit sie uns ein Jem´Hadar-Schiff schicken.

* * *

Die Vorta Auris verneigte sich ehrfürchtig vor den beiden Formwandlern, wobei sie die offen nach vorn gehaltenen Hände leicht zur Seite streckte.

Während Areena diese Geste eher interessiert verfolgte, merkte man Odo deutlich an, dass ihm diese Unterwürfigkeit der Vorta unangenehm war. Ohne es bewusst wahr zu nehmen verschränkte er die Arme vor der Brust, wie er es schon früher so oft getan hatte, als er noch Chef der Sicherheit auf DEEP SPACE NINE gewesen war. Im Gegensatz zu dieser Zeit hatte er jedoch nun eine farbenfrohere Kleidung generiert, und auch sein Aussehen wich so stark ab, dass selbst seine Freundin Nerys vermutlich zweimal hätte hinschauen müssen, um ihn wieder zu erkennen.

Hatte Odo früher Probleme damit gehabt, die menschlichen Gesichtszüge zu formen, bereitete ihm dies nun keinerlei Probleme mehr. Selbst einen der kompliziert aussehenden bajoranischen Ohrringe konnte er nun mühelos nachbilden. So ähnelte Odo nun eher einem freundlich dreinschauenden, gut aussehenden Bajoraner mittleren Alters, als dem – wie Quark es genannt hatte – Misanthrop, von vor zwei Jahren. Selbst der unverwechselbare, bajoranische Nasenkamm wirkte authentisch. Dennoch zeigte das Gesicht auch unverwechselbare typische Merkmale des ehemaligen Constable.

Areena hingegen hatte das Äußere einer jungen Yaderanerin angenommen.

Seit sie vor einem halben Jahr einmal das Aussehen von Kira Nerys angenommen, und Odos Reaktion darauf gespürt hatte, vermied sie es, die bajoranische Physiologie nachzubilden.

Odo wusste, dass die Unterwürfigkeit der Vorta genetisch bedingt war, und so machte er sich keinerlei Hoffnung, den Vorta dieser Generation diese Angewohnheit abgewöhnen zu können. Man hatte zwar bereits damit begonnen, dieses Verhalten durch ein groß angelegtes Modifizierungsprogramm zu verändern, ebenso wie man bemüht war, die Vorta wieder zu einer sich selbst reproduzierenden Rasse zu machen, aber diese Veränderungen würden noch einige Zeit in Anspruch nehmen und nicht innerhalb weniger Jahre Früchte tragen.

Deshalb seufzte der Formwandler lediglich entsagungsvoll und fragte nachsichtig: „Ist das Schiff bereit, uns in die Nähe des Wurmlochs zu bringen. Ich möchte mich vom Fortgang der Arbeiten am Stützpunkt der Föderation überzeugen, den wir im Friedensvertrag erlaubt haben. Und davon, dass sich auch die Föderation an die Vereinbarungen hält.“

Auris verneigte sich erneut und blickte dann fragend zu Odo auf: „Wünschen Sie weitere Schlachtschiffe als Begleitung? Wir können sofort drei weitere Einheiten anfordern.“

Odos Miene drückte Unwillen aus, als er entgegnete: „Was glauben Sie wohl, wie die Föderation darauf reagieren wird, wenn wir mit einer Kriegsflotte über ihrem Stützpunkt auftauchen, Auris? Wir wollen ihnen einen Besuch abstatten, nicht mit Waffengewalt aus dem Gamma-Quadranten fegen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Diese Föderationsoffiziere sind mitunter etwas nervös, und wir wollen keine Diplomatischen Verwicklungen heraufbeschwören. Ein Schlachtschiff in Begleitung zweier Schlachtkreuzer sind mehr als genug.“

„Wie Sie befehlen“, stimmte Auris zu. Noch während sie sich um wandte schien eine spürbare Veränderung mit ihr vor zu gehen. Sich an den Ersten der Jem´Hadar-Brückenbesatzung wendend befahl sie mit fester Stimme: „Kurs zum Wurmlochsektor setzen. Maximum Warp.“ Sie ließ sich zwei Headsets reichen und gab sie an die beiden Formwandler weiter. „Sie werden unseren Flug sicher mitverfolgen wollen?“

Odo dankte und setzte sich das Gerät auf. Danach überzeugte er sich, dass auch Areena damit zurecht kam. Beinahe gegen seinen Willen verzog sich sein Gesicht zu einem Schmunzeln, als die junge Formwandlerin sich begeistert, langsam um ihre eigene Achse zu drehen begann. „Diese Geräte sind einfach fantastisch“, sagte sie begeistert zu Odo

„Sie erfüllen ihren Zweck“, erwiderte Odo amüsiert.

Sie folgten der Vorta in die Mitte der Brücke, zu einer kleinen Empore. Es gab keine Sessel oder sonstige Bequemlichkeiten in dieser rein funktionellen Kommandozentrale. Sich im Hintergrund haltend beobachtete Odo seine Begleiterin, die, anders als viele ihrer Artgenossen, nicht das Gefühl von Macht hierher geführt hatte, sondern die Aussicht darauf neue Erfahrungen machen zu können.

Diese junge Formwandlerin, so überlegte Odo philosophisch, das ist die Zukunft unseres Volkes. Kann ich SIE lehren, worauf es ankommt – dann kann ich auch unser gesamtes Volk lehren.

Seine Gedanken kehrten in die Wirklichkeit zurück, als er Auris´ fragenden Blick auffing. Er nickte ihr mit einer knappen Geste zu und die Vorta gab Befehl auf Warp zu gehen.

* * *

Nach ihrer Regeneration standen Odo und Areena siebzehn Stunden später auf der Brücke des Schlachtschiffes, welches doppelt so groß war, wie ein Schiff der GALAXY-KLASSE – ein Furcht einflößendes Instrument des Krieges. Noch, das wusste Odo, waren diese Schiffe notwendig, um das riesige Imperium, dass das Dominion darstellte, zusammen zu halten. Irgendwann jedoch, so zumindest hoffte der Formwandler, würden diese, nur zu einem Zweck konstruierten, Ungetüme nicht mehr nötig sein.

„Wir erreichen den Zielsektor in wenigen Zeiteinheiten“, meldete Auris und blickte weiterhin angespannt auf das Display ihres Headsets.

Auch Odo und Areena sahen auf den Displays ihrer Geräte die Sternenstreifen an sich vorbei ziehen, gerade so, als gäbe es kein Schiff um sie herum. Rechts und links erkannten sie die beiden begleitenden Schlachtkreuzer – jeder besser bewaffnet als ein Schiff der SOVEREIGN-KLASSE. Kein Wunder, waren doch die Schiffe der Jem´Hadar, ganz im Gegensatz zu denen der Föderation, eben reine Kriegsschiffe.

Keine Standardminute später fielen die drei Schiffe unter Warp und näherten sich dem vierten von insgesamt elf Planeten des Laron-System. Odo hatte Anweisung gegeben, so weit vom Planeten entfernt auf Impulsgeschwindigkeit zu verlangsamen, dass die sicherlich anwesenden Föderationsschiffe einige Minuten Zeit haben würden ihren Anflug zu verfolgen. Auf diese Art und Weise blieb ihnen genug Zeit, ausgiebige Scanns durchzuführen und festzustellen, dass sie nicht in kriegerischer Absicht kamen.

Der Formwandler regelte die Vergrößerung seines Displays soweit es möglich war herauf, um auch optisch verfolgen zu können, wie die Föderation auf ihr Erscheinen reagieren würde.

Als die drei Dominion-Schiffe die Hälfte der Strecke zurück gelegt hatten, meldete Auris, von den Kontrollen: „Die Föderation hat momentan fünf Schiffe im Orbit von Laron-IV. Eines der Schiffe ist bereits auf Rendezvous-Kurs mit uns.“

„Danke, Auris“, erwiderte Odo und dachte grüblerisch: Sie senden ein einzelnes Schiff, um uns zu empfangen – das nennt man Mut. Oder vielleicht doch eher Unverfrorenheit, gepaart mit Hochmut.

Bereits einen Moment später wurde das Föderationsschiff auf seinem Display erkennbar. Die typischen Umrisse eines Schiffes der EXCELSIOR-KLASSE zeichnete sich gegen den sternenübersäten Hintergrund des Alls ab. Da der Captain des Föderationsschiffes leicht unterhalb anflog erkannte Odo wenig später den Namen des Schiffes. Es war die U.S.S. HOOD, die während des Dominion-Kriegs in einigen der wichtigsten Schlachten dabei war. Odo musste anerkennen, dass der Captain kein Anfänger war. Der Anflugkurs des Föderationsschiffs bewies es. Durch den tiefen Anflug schützte dieser Captain sowohl die empfindlichen Komponenten seines Schiffes gegen direkten Beschuss, wobei er selbst gleichzeitig die neuralgischen Punkte der Jem´Hadar-Schiffe anvisieren konnte. Natürlich würde dem Captain diese Taktik, mit seinem relativ alten Schiff, bei diesen drei modernen Jem´Hadar-Schiffen wenig nützen. Aber immerhin, der Kommandant beherrschte sein Fach.

„Stellen Sie eine Verbindung zu dem Föderationsschiff her“, wies Odo die Vorta an, ohne seine Haltung zu verändern. Unbewusst verschränkte er seine Arme, in seiner unnachahmlichen Weise vor der Brust und wartete auf das Zustandekommen der Verbindung.

Einen Moment später erschien das Abbild einer Andorianerin in der Uniform eines Commanders auf seinem Display. Für einen Moment musterte Odo, der persönlich noch keinen Kontakt zu einem Vertreter dieser Spezies gehabt hatte, die hochgewachsene, athletische Frau, mit den langen, silbrig-weißen Haaren, bevor er sagte: „Ich begrüße Sie, Commander. Mein Name ist Odo. Wir kommen in friedlicher Mission.“

Der Blick der Andorianerin verlor etwas von seiner anfänglichen Schärfe, als sie erwiderte: „Hier Commander Ter´Kharyn an Bord des Föderationsraumschiffs HOOD. Ich darf sie darauf hinweisen, dass Sie sich dem Hoheitsgebiet der Föderation nähern. Ich muss Sie bitten zu stoppen.“

Odo spürte Ärger in sich aufsteigen. Was fiel diesem Commander ein? Dies war nicht das Gebiet der Föderation. Sie waren lediglich geduldete Gäste im Bereich des Dominion.

Areena, die Odos Stimmungsänderung spürte, warf ihm einen beschwichtigenden Blick zu.

Odo fing ihn auf, ohne dass er sonderlich darauf reagierte, bevor er langsam und betont erwiderte: „Commander, Ihnen scheint nicht klar zu sein, wo Sie sich momentan befinden? Sie befinden sich als geduldete Gäste des Dominion in diesem Raumsektor. Ich würde gerne den Captain Ihres Schiffes sprechen.“

„Der Captain ist bereits auf dem Weg zur Brücke“, gab die Andorianerin bereitwillig Auskunft. Von ihm stammt Stopp-Befehl.“

Odo gab ein verächtliches Geräusch von sich. „So, tut er das. Und was macht ihr Captain wenn wir einfach weiter fliegen? Lässt er dann das Feuer eröffnen?“

„Sagten Sie nicht, Sie kämen in friedlicher Absicht, Sir?“, erkundigte sich die Andorianerin mit hochgezogenen Augenbrauen.

Für einen Moment war Odo unentschlossen, was er tun sollte. Dann wandte er sich zu Auris um und nickte ihr auffordernd zu. Während die Vorta Befehl gab zu stoppen, wandte sich Odo wieder nach vorn, obwohl er durch sein Headset-Display, zu keinem Zeitpunkt auf eine bestimmte Position angewiesen war. „So, ich hoffe Sie sind zufrieden, Commander.“

Ein leichtes nach Innen biegen ihrer Antennen war die einzig sichtbare Reaktion der blauhäutigen Frau. Einen Moment später trat ein schlanker Efrosianer, mit schulterlangen Haaren, neben die Andorianerin, der die Insignien eines Sternenflottencaptains am Kragen seiner Uniform trug. Durchscheinend blaue, harte Augen beherrschten sein asketisches Gesicht. Er nickte der Andorianerin knapp zu und wandte sich dann an den Formwandler. „Mein Name ist Lo´Raan Yr Krendaron, Captain der HOOD. Ich begrüße Sie im Laron-System. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie zum Stoppen auffordern ließ, aber ich möchte vermeiden, dass es zu Komplikationen kommt – darum kam ich auch allein zu diesem Rendezvous, um unsere Friedfertigkeit zu bekunden.“

Odos Miene hellte sich etwas auf. Widerwillig erkannte er die Umsicht des Efrosianers an, der offenbar doch nicht so selbstgefällig war, wie zunächst vermutet. Es gab lediglich auf beiden Seiten der ehemaligen Kriegsteilnehmer noch immer einiges an Misstrauen.

Weitgehend besänftigt durch die Worte des, beinahe hageren, Mannes vom Planeten Efrosia, antwortete Odo: „Ich verstehe, Captain. Wir sind auf einem Routine-Erkundungsflug. Darf ich fragen, wie die Föderation mit dem Bau des von uns genehmigten Stützpunktes zurecht kommt?“

Der Captain der HOOD lächelte verbindlich. „Sicher, Sir. Die Arbeiten gehen zügig voran, und werden wie geplant im Jahr 2380 abgeschlossen werden können. Wie Sie selbst wissen, gibt es im Alpha-Quadranten viele Wiederaufbau-Projekte mit höherer Priorität, daher der späte Fertigstellungstermin. Außerdem möchte die Sternenflotte nicht den Eindruck erwecken, man wolle Ihnen auf die Finger schauen.“

„Das ist wirklich äußerst beruhigend“, entgegnete Odo, wobei er einen spöttischen Unterton nicht völlig verhindern konnte. „Ich hoffe, Sie werden auch nach der Fertigstellung des Stützpunktes nicht unangemeldet in Systeme des Dominion eindringen und die territorialen Grenzen unseres Reiches akzeptieren.“

Der Efrosianer lächelte gewinnend und verneigte sich leicht. „Wir sind hauptsächlich Forscher, Sir. Es liegt nicht in unserer Absicht den Gamma-Quadranten zu besiedeln.“

Odo verneigte sich ebenfalls angedeutet. „Dann bleiben wir Freunde, Captain. Falls Sie zukünftig auf DEEP SPACE NINE Zwischenstation machen sollten, dann grüßen Sie bitte Oberst Kira Nerys von mir, falls sie noch dort stationiert sein sollte.“

„Das werde ich“, versprach der Captain. „Sie kommandiert momentan die Station.“

Odo dankte und ließ die Verbindung deaktivieren. Er blickte kurz zu Areena, und fragte sich, ob sie wohl ahnte, dass er eigentlich nur wegen dieses letzten Satzes hier her gekommen war. Danach wandte er sich zu Auris und wies sie an: „Wir statten den Karemma einen Besuch ab. Setzen Sie einen Kurs.

( Benjamin Lafayette Sisko )

Noch war nur Licht – sonst gar nichts.

Das Letzte, dessen er sich sicher zu sein glaubte, war, dass er fiel. Zusammen mit dem Pah-Geist, der den Körper von Dukat übernommen hatte. Sein Fall schien kein Ende zu nehmen. Erst nach einer Zeitspanne, von der er nicht sagen konnte, ob sie kurz oder lang gewesen war, spürte er, dass aus dem Fallen ein Schweben wurde, wobei er jedoch keinerlei fundierten Anhalt für diese Annahme hatte.

Mit Sinnen, jenseits von allem, was er gewohnt war, erkannte er, dass sich graue Schlieren durch das Weiß des allgegenwärtigen Lichts zogen. Nach einer Weile nahmen diese Schlieren verschiedene Farben an und schienen sich zusammen zu ziehen und dabei zu verdichten. Erst nach und nach wurde ihm bewusst, dass er selbst einer dieser Schleier war.

Ein zuerst nur schwaches Lachen erklang. Erst nachdem er sich darauf konzentrierte, wurde es lauter. Er versuchte zu kommunizieren. Erst nach einer Weile gelang es ihm einen verständlichen Satz zu formulieren.

Wer bin ich?

Wieder erklang ein Lachen. Erstaunlich. Ich hätte erwartet dass deine erste Frage sein würde, WO du bist. Dein Name als körperliches Wesen war Benjamin Lafayette Sisko. Dieser Teil deiner Existenz ist vorbei. Deine Aufgabe als unser Abgesandter beginnt jedoch erst.

Erinnerungen durchfluteten ihn. Dann bin ich nun im Himmelstempel der Propheten?

Nein, kam die lautlose Antwort, die sich in seinem Geist bildete. Du bist hier in einer Art Zwischenstation, um es in Begriffen zu beschreiben, die dir geläufig sind. Sie dient dazu deine Transformation vorzunehmen. Ohne sie könntest du im Himmelstempel nicht existieren.

Verwundert fragte er, der er einst Ben Sisko war: Aber wie kam es dann, dass ich als Mensch im Himmelstempel existieren konnte?

Ein erneutes humoriges Lachen erklang. Sisko spürte, dass nun ein anderes Wesen zu ihm sprach: Du hast dir die Antwort bereits selbst gegeben. Damals warst du ein Mensch. Genau genommen, hast du in dieser Form nie Zugang zum Himmelstempel gehabt. Alles was du dort erlebt zu haben glaubst, hat sich lediglich in deiner Vorstellung abgespielt. Doch nun, sobald deine Transformation abgeschlossen ist, wirst du ihn zum ersten Mal wirklich sehen. So wie wir Propheten ihn sehen.

Sisko benötigte einen Augenblick um diese Information zu verarbeiten. Dann stellte er eine Frage, die ihm schon lange auf der Seele brannte: Warum haben die Propheten sich nie in ihrer wahren Gestalt gezeigt, sondern stets die Form anderer Wesen angenommen, die ich aus meinem körperlichen Leben kannte.

Im selben Moment, als er die Frage gestellt hatte, spürte er den leichten Tadel der Wesen, die ihn umgaben, bevor eine dritte Stimme – wenn man es so nennen wollte – meinte: Dass ihr Menschen, mit dieser Unwissenheit so weit ins Weltall vordringen konntet, grenzt an ein Wunder. Nicht wir sind dir so erschienen, sondern du hast uns so wahrgenommen. Und das hat einen guten Grund: Reduziert, auf das Wesentliche, sind alle Wesen des Kosmos gleich – egal auf welchem Planeten und zu welcher Äußeren Form sie sich entwickelt haben. Warum also hättest du uns anders wahrnehmen sollen?

Diese Antwort war geradezu so verblüffend einfach, dass Sisko eine Weile nicht wusste, was er darauf sagen sollte.

Die erste Stimme drang wieder in Siskos Gedanken. Die Transformation ist beinahe abgeschlossen. Du wirst keine Erinnerung an diese Zwischenstation behalten, das liegt in der Natur der Sache. Du wirst den Eindruck erhalten, zwischen dem Sturz in der Feuerhöhle und deinem Erscheinen im Himmelstempel sei keine messbare Zeit vergangen. Wir werden dir noch einmal die Gelegenheit geben, mit jenem Wesen zu sprechen, mit dem du im körperlichen Leben verbunden warst. Und dann wird die Zeit der Ruhe, und des Lernens für dich anbrechen. Du wirst lernen zu verstehen – wirklich zu verstehen. Am Ende werden wir dich wieder zu den körperlichen, linearen Wesen schicken, aber dein Weg wird nicht mehr länger der eines Sternenflottenoffiziers sein – sondern der des Abgesandten. Nur dieser Aufgabe kannst du letztlich gerecht werden, denn es war schon immer deine Bestimmung.

Im nächsten Moment war nur noch Licht – sonst gar nichts...

* * *

Er, der Abgesandte, sah sich in dem sterbenden Universum um. Seit seinem Sturz in der Feuerhöhle auf Bajor, hatte er Wissen gesammelt, wie es kein sterbliches Wesen jemals besessen hatte, noch jemals besitzen würde. Dies konnte er mit Sicherheit sagen, denn er war am Anfang der Zeit gewesen – und nun befand er sich kurz vor dem Ende der Zeit.

Er befand sich an einem Punkt, an dem fast alle Materie des Universums in Energie umgewandelt worden war, danach würde es nur noch Zeit geben. Und die Zeit selbst würde erstarren – ohne die Möglichkeit ihren Fluss zu messen. Erst mit dem ersten neuen Atom Materie würde der Lebenszyklus des Universums erneut beginnen und die Zeit würde wieder anfangen zu fließen.

Sisko wusste jedoch, dass er die Grenze am Ende der Zeit nicht überschreiten konnte, selbst Wesen wie ihm, oder den Propheten waren Grenzen gesetzt. Auch wenn diese Grenzen den kompletten Lebenszyklus ihres Universums umspannten.

So also wird es enden. Wäre ich noch Sternenflottenoffizier, dann würde ich nun fragen, welchen Sinn dann alles gemacht hat.

Sein Begleiter sandte mentale Ströme der Zustimmung aus. Vermutlich. Aber du kennst die Antwort darauf. Alle Universen des Kosmos – und ich meine den GESAMTEN Kosmos – haben ihre Aufgabe, die sie erfüllen müssen. Wie die einzelnen Zellen im Körper eines Lebewesens.

Ja, bestätigte Sisko. Nur hätte ich mir, als ich noch zu den linearen Lebensformen gehörte, nicht träumen lassen, dass unser Universum genauso funktioniert wie die Zelle eines Lebewesens.

Kaum ein lineares Wesen käme wohl auf diesen Gedanken, stimmte Siskos Begleiter zu. Ihnen fehlt die Fähigkeit die Zusammenhänge für etwas so gewaltiges und komplexes zu erkennen. Wie könnte wohl ein Einzeller das Konzept eines Mehrzellers von der Größe eines Blauwals verstehen? Gemessen am Lebenszyklus des Universums dauert das Leben eines intelligenten Wesens nur eine Millisekunde, und selbst die Existenz eines ganzen Volkes nur wenige Augenblicke. Gerade deswegen ist es bewundernswert, dass diese Wesen es dennoch versuchen – und einige Wenige schaffen den Sprung auf die nächste Stufe der Evolution.

Das ist ihre Bestimmung, ergänzte Sisko, so wie es nun die meine ist, diese Entwicklung zu fördern. Auch wenn es dazu nötig ist, meine bisherige Überzeugung zu revidieren.

Siskos Begleiter spürte die feste Entschlossenheit, die hinter diesen Gedanken steckten. So fragte er: Du bist also bereit, deine Aufgabe, als Abgesandter, anzunehmen?

Reine Ströme der Zustimmung gingen von Sisko aus. Ja, ich bin bereit. Wenn ich diesmal zurück kehre, dann nicht als Mensch, sondern als Abgesandter der Propheten. Die Zeit der geteilten Loyalitäten ist für mich vorbei.

Sein Begleiter meinte ernst: Das wird einigen, die dich als lineares Wesen kannten nicht gefallen, das muss dir klar sein. Möglicherweise wird man versuchen, dich in ihrem Sinne zu beeinflussen. Wo wirst du beginnen?

Es dauerte einen Moment bis Sisko antwortete: Auf DEEP SPACE NINE, oder besser AGRANDAN. Denn das bajoranische Volk bedarf meiner, wie du weißt. Doch der Weg dorthin wird über den Gamma-Quadranten führen. Zu einem alten Bekannten.

( Kira Nerys )

Brigadegeneral Kira Nerys saß, wie an jedem Morgen um diese Zeit, in ihrem Büro und studierte das Padd mit den aktuellen Nachrichten des Sektors, obwohl sie wusste, dass sie sich damit die Laune verderben würde. Dabei hatte sie sich zur Angewohnheit gemacht, die Überschriften der einzelnen Artikel in Gedanken ironisch zu kommentieren.

In einer Hand das Padd haltend, nahm sie einen großen Schluck von ihrem Raktagino, den sie in der anderen hielt und lehnte sich in dem wuchtigen, schwarzen Sessel zurück.

Die Föderation hatte an der bajoranischen Grenze einen Frachter mit drei toten Orionern aufgebracht, die vermutlich zum Orion-Syndikat gehört hatten... 3:0 für die Guten...

Der bajoranischen Regierung drohte der Zusammenbruch... Wann drohte der mal nicht...?

Ein Frachter mit cardassianischen Flüchtlingen war in der Nähe der Badlands aufgebracht, und zurück geschickt worden... Richtig so...!

Ein toter Vedek war in seinem Garten in der Dakur-Provinz aufgefunden worden – mit 17 Messerstichen in der Brust...! Hatte der eine zu harte Buße auferlegt – oder lediglich beim Fühlen des Pagh eine ungünstige Vorhersage getroffen...?

Die Bajoranerin schaltete ihr Padd aus, in der Hoffnung ihren Tag noch retten zu können. Schnell trank sie ihre Tasse aus, legte das Padd, neben ihre goldene Haarspange, ein Geschenk ihres Freundes, Lo´Raan, auf die glänzende, schwarze Schreibtischplatte und erhob sich dann geschmeidig aus dem Sessel.

Gedankenverloren schritt sie zu dem großen ovalen Panoramafenster ihres Büros auf AGRANDAN und blickte hinaus in die ewige, kalte Schwärze des Weltalls. Nachdenklich strich sie mit der linken Hand ihr kupferrotes Haar zurück, das sie seit einigen Jahren wieder länger trug. Mittlerweile reichte es ihr den halben Rücken hinunter, wenn sie es offen trug, so wie im Moment. Ein amüsiertes Lächeln umspielte ihren Mund als sie sich daran erinnerte, wie Nogh reagiert hatte, als sein Schiff auf der Station Aufenthalt hatte, und sie ihn auf ihre neue Haarpracht angesprochen hatte. In seiner unnachahmlichen Art hatte der Ferengi gemeint: Es ist nur Haar.

Dabei war seine Ansicht gar nicht mal falsch. Ferengis mochten nicht unbedingt ihre Kragenweite sein, aber übertriebene körperliche Eitelkeit konnte man den meisten von ihnen nun wirklich nicht vorwerfen.

Sie warf einen nachdenklichen Blick auf die beiden, von hier aus sichtbaren, oberen Pylone der Station. An jenem zu ihrer Linken dockte einer der neuen bajoranischen Schlachtkreuzer. Das Schiff besaß grundsätzlich Keilform – darin waren sie den bekannten Frachtschiffen ähnlich. Doch im Gegensatz zu den veralteten Frachtern besaßen diese neuen bajoranischen Kreuzer drei Warpgondeln, die sich jeweils an einer Kante des dreieckigen Frontprofils befanden. Außerdem fiel primär auf, dass die ablative Hüllenpanzerung eine rötlich violette Färbung aufwies. Im Gegensatz zu den stahlblauen Intercoolern der Föderationsschiffe, leuchteten die der bajoranischen Schiffe, an jeweils drei Stellen, im Bereich der Scheitelpunkte der leicht geschwungenen Gondeln, in leuchtenden orange-gelben Farbtönen. Auch der Hauptdeflektor, in Form eines stark abgerundeten Dreiecks, im Frontbereich des Schiffes glühte in diesem Farbton, was ihm ein etwas aggressives Aussehen verlieh.

Nicht einmal zu Unrecht, wie Kira Nerys fand, denn diese insgesamt 372 Meter langen, und an der breitesten Stelle 195 Meter messende Schiffsklasse konnte es waffentechnisch, da es sich um eine reine Kriegsschiff-Klasse handelte, mit zwei Schiffen der INTREPID-KLASSE aufnehmen. Was Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit anbelangte, waren diese bajoranischen Kreuzer der INTREPID-KLASSE zumindest ebenbürtig. Dass die bajoranischen Konstrukteure bei diesen Schiffen sowohl auf cardassianische, als auch auf föderale Technik zurückgegriffen, und viele Systeme, die man auf AGRANDAN vor fand, schlicht kopiert hatten, war ihr dabei herzlich egal. Im Widerstand hatte sie gelernt, dass falsche Sentimentalität eher hinderlich, als nützlich war. Und man hatte diese Technik ja nicht gestohlen sondern lediglich studiert und nachgebaut. Auch einige Erkenntnisse, die man im Dominion-Krieg über die Jem´Hadar-Technik gewonnen hatte, waren in die Entwicklung dieser Schiffe mit eingeflossen, wie zum Beispiel in Form verbesserter Polaron-Phaser. Auch die Torpedotechnik bestand aus einer Mischung von Föderationstechnik und Jem´Hadar-Technik. Kleiner als die Quantentorpedos der Föderation waren die bajoranischen Multiphasen-Torpedos wesentlich wirkungsvoller. Drei Torpedolauncher am Bug und einer am Heck, zwischen den drei Impulstriebwerken, verliehen den bajoranischen Kampfschiffen eine Feuerkraft, die im Notfall ein Wörtchen mitreden konnte.

Zwei dieser Schlachtkreuzer gehörten zu den insgesamt 21 Kampfschiffen, die als Bedeckung der Station dienten. Die restlichen Schiffe setzten sich aus sieben Kreuzern der 244-Meter Klasse und zwölf Fregatten mit einer Länge von immerhin 171 Metern, deren Kampfkraft etwa der eines Schiffes der DEFIANT-KLASSE entsprach.

Auch diese 21 Kampfschiffe, der noch jungen, insgesamt 150 Einheiten starken Bajoranischen Flotte, waren ihrem Oberkommando unterstellt.

Auch die Station selbst hatte einige technische Veränderungen erfahren, so hatte man zum Beispiel drei zusätzliche Kraftwerke in Kompaktbauweise in die Station integriert, die einzig und allein dem Zweck dienten, die neu installierten verbesserten Schilde und Waffensystem der Station mit Energie zu versorgen. Der cardassianische Reaktor im unteren Bereich der Station diente normalerweise nur noch für zivile Zwecke, konnte jedoch im Notfall ebenfalls zur Unterstützung der Waffensysteme hinzu gezogen werden.

Das Gesicht der zierlichen Bajoranerin umwölkte sich. Sie bedauerte die Entwicklung, die ihr Volk, seit der Besetzung ihres Heimatplaneten genommen hatte, obwohl sie die Notwendigkeit einsah, sich gegen aggressive, invasive Völker wehren zu können. Tief in ihrem Herzen gab es noch immer eine Stelle, mit der sie sich verzweifelt wünschte, nie wieder kämpfen zu müssen – und dennoch frei zu sein.

Gibt es das denn wirklich? Echte Freiheit?

Manchmal hasste sie sich selbst, wenn ihr in solchen Momenten derartige, ketzerische Gedanken durch den Kopf jagten.

Es muss, antwortete sie sich in Gedanken. Irgendwo gibt es sie.

Fast gleichzeitig bildete sich wiederum die Gegenfrage in ihren Gedanken: Warum? Weil ich glaube, es müsse so sein? Selbst wenn ich das Bajoranische Militär hinter mir ließe – so wäre ich doch immer noch gebunden. An Freunde und Familie. Beschneiden sie nicht auch meine Freiheit? Habe ich vielleicht gar keine andere Wahl, als meiner Bestimmung zu folgen? Ist möglicherweise die einzig wahre Freiheit nur durch den Tod zu erlangen?

Kira spürte, dass sie bei diesen philosophischen Überlegungen Kopfschmerzen bekam, darum versuchte sie sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Vielleicht war es eine gute Idee, heute ihre Runde über das Promenadendeck eher zu beginnen, und Quark auf die Nerven zu gehen. Nur um auf andere Gedanken zu kommen.

Sie verwarf diesen unsinnigen Gedanken schnell wieder. Quark würde ihre Laune noch mehr in Richtung Nullpunkt tendieren lassen.

Stattdessen blieb sie vor dem Panoramafenster stehen, legte die Hände auf den Rücken und erinnerte sich an die Zeit, kurz nach dem Friedensschluss mit dem Dominion...

* * *

Man schrieb Anfang 2376 nach der Zeitrechnung der Föderation und Kira Nerys hatte das Gefühl auf der Station würde mit jedem Tag das Chaos ein gutes Stück größer. Ein wenig erinnerte sie die momentane Situation auf DEEP SPACE NINE an jene Tage, als sie und Commander Sisko ihren Dienst auf der Station begonnen hatten, obwohl sie zugeben musste, dass sich die Station damals in noch schlechterem Zustand befunden hatte.

Vielleicht gewann sie diesen Eindruck auch nur deshalb, weil sie momentan das Kommando auf der Station inne hatte.

In den letzten Wochen hatte sich die Station zu einer Art Durchgangslager für überlebende Versprengte der Sternenflotte entwickelt, die mit Frachtern, Transportschiffen, oder auch mit, mehr oder minder beschädigten, Föderationsschiffen, beinahe stündlich hier eintrafen, und Kira war froh, dass wenigstens Doktor Bashir noch auf der Station tätig war. Nicht selten kam es vor, dass er mehr als 30 Stunden auf den Beinen war, und oft konnte ihn nur die Androhung, dass sie ihn vom Dienst suspendieren würde dazu bewegen, sich für einige Stunden zum Schlafen in seine Kabine zu legen, oder etwas zu essen. Sie hatte bei Ihren Vorgesetzten bereits zusätzliches Personal angefordert, um die Abgänge und Ausfälle zu ersetzen, doch bisher wurde sie hingehalten.

Zusätzlich wimmelten zahlreiche Techniker überall auf der Station herum, um ein Transport-Scrambler-Gitter zu installieren. Ihr Chef war ein Tellarit, namens Geron Kral – nicht so kompetent, wie Chief O´Brien, dafür in mancher Hinsicht findiger. Kral gehörte zu jener Art von Technikern, die an einer winzigen Veränderung des Geruchs in der Luft erkannten, wenn ein Steuerchip defekt war. Außerdem galt der Tellarit als unkonventionell, was ihm bei seiner Aufgabe so manches mal zum Vorteil gereichte. So ließ er zum Beispiel seine Leute nicht nach festen Zeiten arbeiten, sondern dann, wenn sie am meisten leisteten, was von Fall zu Fall sehr verschieden war – Hauptsache die Leute unter seinem Kommando brachten das Pensum, das er von ihnen verlangte. Seltsamerweise funktionierte diese Einteilung so gut, dass es einem unbeteiligten Beobachter nicht einmal aufgefallen wäre. Die Effizienz der Techniker lag sogar über dem Schnitt.

Am Anfang hatte Kira deswegen mit dem tellaritischen Lieutenant Senior-Grade heftige Debatten geführt, aber Kral war stur geblieben, und nachdem er ihr bewiesen hatte, dass seine Einteilung zu sehr guten Resultaten führte, hatte sie ihn gewähren lassen.

Weitaus besser kam sie mit dem neuen Chef der Sicherheit klar, der aus den Reihen des Bajoranischen Militärs kam. Im Gegensatz zu Odo nannte ihn jedoch keiner Constable sondern jeder ausschließlich ihn mit seinem militärischen Rang.

Hauptmann Caneran Taren stammte aus der abgelegenen Provinz Pardaran, die von Dakur aus gesehen auf der entgegengesetzten Seite Bajors lag, auf einem Inselkontinent der sich überwiegend in einer eher gemäßigt bis kühlen Klimazone erstreckte. Nur wenige bajoranische Nutzpflanzen wuchsen in dem oft etwas rauen Klima von Pardaran, weswegen es nicht verwunderte, dass diese Provinz nur dünn besiedelt war. Die Sommer dort waren durchwachsen, die Winter streng und lang. Caneran entsprach in seiner Art dem Wetter seiner Heimat – auch er war mitunter rau und etwas unterkühlt, wie Kira meinte.

Sie schritt an diesem Morgen, wie so oft in der letzten Zeit, über die Galerie des Promenadendecks, und steuerte dabei auf das Fenster zu, an dem sie nach ihrer Rückkehr vom Planeten der Gründer mit Jake Sisko gestanden hatte. Von dort hatte man einen guten Blick auf das Wurmloch, wenn es sich öffnete. Sie legte ihre Hände auf den Rücken und blickte eine Weile hinaus in die ewige Schwärze, ohne auf die lebhafte Geschäftigkeit rings um sie herum zu achten. Die meisten Leute auf dieser Ebene der Station bewegten sich mit einer Eile, als sei Entfernung ein persönlicher Affront.

Doch dann fiel ihr aus den Augenwinkeln ein hochgewachsener, schlanker Mann auf, der nicht in dieses Muster passte. Noch während sie sich in seine Richtung drehte, identifizierte sie ihn als Efrosianer. Das typisch weiße Haupthaar fiel ihm offen bis über die Schultern. Im Gegensatz zur efrosianischen Tradition trug er die Spitzen seines Schnurrbarts nur mäßig lang, und dazu einen gepflegten Kinnbart. Er trug die unverkennbare Uniform der Sternenflotte, mit den Abzeichen eines Captains am roten Kragen – doch das war es nicht, was ihr an ihm aufgefallen war. Auffällig war eher sein Verhalten; in dem umgebenden Trubel um ihn herum, schien er einen neuen Rekord im gemütlich schlendern aufzustellen. Kira schien es für einen Moment so, als sei er gar nicht real, doch dann bemerkte der Mann mit den schneeweißen Haaren ihren Blick und das Lächeln, das er ihr schenkte, wirkte sehr real.

Kira Nerys zögerte nur einen kurzen Augenblick, bevor sie zu ihm schritt und mit einem warmen Klang in der Stimme sagte: „Guten Morgen, Captain. Ich bin Oberst Kira Nerys, die Kommandantin dieser Station. Kann ich etwas für Sie tun?“

Der Efrosianer musterte sie einen Moment mit seinen durchscheinend blauen Augen, die jene Farbe besaßen, wie der Sommerhimmel in den tropischen Klimazonen Bajors – wenn die Sonne scheinbar die Farbe des Himmels verbrannte, so dass er fast silbern schien. Dann sagte er mit angenehm sonorer Stimme: „ Danke, Oberst. Mein Name ist Lo´Raan Yr Krendaron, Frisch beförderter Captain der U.S.S. HOOD. Ich werde das Schiff übernehmen, sobald es hier eintrifft. Momentan suche ich ein Lokal, in dem man ein ordentliches Frühstück bekommen kann.“

Kira erwiderte seinen Blick mit offensichtlichem Interesse. „Vielleicht kann ich ihnen bei der Wahl helfen, Captain. Legen Sie eher Wert auf exotische Speisen, oder mögen Sie es eher konventionell und dafür reichlich?“

„Letzteres, Oberst.“ Der Efrosianer lächelte hintergründig. „Wissen Sie, exotische Speisen haben oft die Eigenschaft zu genauso exotischen Magenschmerzen zu führen.“

Kira lachte hell auf. „Ja, da könnten Sie Recht haben. In diesem Fall wäre wohl ein Frühstück im QUARKS am geeignetsten. Hätten Sie etwas dagegen einzuwenden, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste?“

„Oh, aber keineswegs. Ganz im Gegenteil, ich würde mich über eine so charmante Begleitung wirklich freuen.“

Ein Schmunzeln umspielte Kiras Lippen, bevor sie erwiderte: „Mein Vater brachte mir bei, wie man sich gegen aufdringliche Männer zur Wehr setzt, Captain. Vor Kavalieren aber konnte er mich nur warnen.“

Sie machten sich auf den Weg.

Im QUARKS herrschte der übliche Trubel.

Einige tellaritische Händler, und Crewmen der Föderation, die gerade dienstfrei hatten, belagerten lautstark die Dabo-Tische. Drei Klingonen die zur Besatzung der IKS RAK´GHREN gehörten, die bis morgen Zwischenstation auf DS-9 machte, führten eine gebrüllte Diskussion über ihren Beitrag im Dominion-Krieg, wobei sie sich eine nicht unbeträchtliche Menge Blutwein einverleibten. Einige Tische weiter steckten mehrere Ferengi die Köpfe zusammen, wobei ihre Augen immer wieder misstrauisch über die Menge huschten. Dass Morn auf seinem üblichen Platz an der Bar saß, fiel nicht weiter auf; aufgefallen wäre es nur, wenn er nicht dort gesessen hätte, denn für die meisten Leute, die öfter ins QUARKS kamen, gehörte Morn zum Inventar. Böse Zungen behaupteten, er habe bereits dort an der Bar gesessen, als das QUARKS eröffnet wurde.

Dazu kam die übliche Mischung aus Bajoranern, Stationspersonal der Föderation, und die Vertreter eines halben Dutzends anderer Spezies, die auf der Station – mehr oder minder legalen - Geschäften nachgingen.

Kira nickte Quark zu, als sie mit dem Efrosianer herein kam und führte ihren Begleiter hinauf zur Galerie, wo diejenigen Gäste saßen, die etwas ungestörter sein wollten. Hier war der Lärm, den die Gäste unten veranstalteten, einigermaßen erträglich, so dass man sich weitgehend in normaler Lautstärke unterhalten konnte.

Kaum dass Oberst Kira und Captain Yr Krendaron an einem der hinteren Tische Platz genommen hatten, erschien Quark persönlich an ihrem Tisch.

„Einen wunderschönen guten Morgen.“ Er wandte sich kurz an den Efrosianer und nickte ihm gönnerhaft zu um sich dann wieder der Bajoranerin zuzuwenden. „Möchten Sie mir Ihren Begleiter vorstellen, Oberst?“

Bevor Kira antworten konnte, meinte der Efrosianer ruhig: „Ich kann durchaus für mich selbst sprechen, Mister Quark. Ich bin Captain Lo´Raan Yr Krendaron.“

„Ah“, machte der Ferengi. „Der neue Captain der HOOD. Wie ich hörte operiert das Schiff in der nächsten Zeit im Gamma-Quadranten.“

Der Efrosianer blickte mit gelinder Verwunderung von Quark zu Kira.

Die Bajoranerin machte ein entsagungsvolles Gesicht. „Captain, wenn Jemand am anderen Ende der Galaxis hustet, dann weiß dieser Ferengi bereits, an welcher Krankheit er leidet. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran.“

Sie gab ihre Bestellung bei Quark auf. Yr Krendaron tat es ihr gleich, und der Ferengi entfernte sich.

„Sie werden also im Gamma-Quadranten auf Patrouille gehen?“, nahm die Kira den Faden wieder auf.

„Ja, die HOOD ist Teil jener Sicherungseinheit die über den Bau des dort entstehenden Stützpunktes der Föderation wacht. Allerdings rechnen wir weniger damit, dass uns das Dominion Probleme bereitet, als vielmehr damit, dass wir es mit Schmugglern und Marodeuren zu tun bekommen könnten.“

Kira Nerys blickte ihn ernst an. „Glauben Sie wirklich, das gewaltige Imperium des Dominion wird in den nächsten Jahren zusammenbrechen?“

Der Efrosianer schenkte Kira ein aufmunterndes Lächeln. „Eigentlich nicht, aber im Fall, dass ich mich irre, wäre es nicht gut, wenn wir unvorbereitet wären. Wir würden gerne verhindern, dass sich Verbrecher- oder Schmugglersyndikate von diesem Sektor der Galaxis aus, über die Föderation ausbreiten.“

Sie unterbrachen ihre Unterhaltung, als Quark mit dem Frühstück wieder kam. Während der Ferengi das Tablett abstellte, drang Jubel und der Ruf Dabo von unten herauf.

Der Ferengi zog eine Miene, als wäre die Börse von Ferengi-Nar zusammengebrochen und eilte zum Geländer. „Noch so ein verdammter Glückspilz!“, beschwerte er sich dabei lautstark. „Bereits der zweite in dieser Woche. Wenn das so weiter geht, dann bin ich am Ende der Woche pleite.“

Damit verschwand er nach unten.

Kira lächelte amüsiert. Die letzte Bemerkung des Ferengi war eine schamlose Übertreibung, das wusste sie, denn allein der Kontrakt mit den Karemma spülte große Mengen in Gold gepresstes Latinum in seine Kasse. Besonders seit er herausgefunden hatte, dass man aus Tulabeeren-Wein einen hervorragenden Sherry herstellen konnte. Obwohl es durchaus Leute gab, die behaupteten, es würde sich um normalen Tulabeeren-Wein handeln, der lediglich schlecht geworden war.

Nach dem Frühstück nahm Kira das unterbrochene Gespräch wieder auf. Ihr lag auf der Zunge, was sie von dem Stützpunkt der Föderation im Gamma-Quadranten hielt, doch im letzten Moment verkniff sie sich eine entsprechende Bemerkung. Statt dessen sagte sie: „Ich hoffe, Sie werden zukünftig öfter den Weg hier her finden, Captain.“

Lo´Raan Yr Krendaron lächelte die Bajoranerin offen an, als er antwortete: „Wenn Sie mir versprechen dann wieder mit mir essen zu gehen, dann komme ich sehr gerne wieder.“

Kira Nerys erwiderte sein Lächeln und zum ersten Mal, seit Odo zu seinem Volk zurück gekehrt war, spürte sie ein besonderes Kribbeln im Magen in der Gegenwart eines Mannes. Einerseits fühlte sie sich deswegen etwas unbehaglich, andererseits genoss sie es. „Wenn Sie sich rechtzeitig ankündigen, Captain, dann werde ich sehen, was ich tun kann.“

* * *

In der Folgezeit begegneten sich Kira Nerys und Lo´Raan Yr Krendaron regelmäßig, im Abstand von mehreren Monaten, auf DS-9. Doch erst nach über einem Jahr bekam der efrosianische Captain die Gelegenheit längere Zeit auf der Station zu verbringen. Da er sich rechtzeitig bei Kira Nerys angekündigt hatte, empfing sie ihn am oberen Pylon-2 an dem die U.S.S. HOOD angedockt hatte.

Der Efrosianer befand sich in Begleitung einer athletisch gebauten Andorianerin im Rang eines Sternenflottencommanders.

Kira Nerys begrüßte die beiden Sternenflottenoffiziere.

Lo´Raan Yr Krendaron schenkte der Bajoranerin ein warmes Lächeln und stellte ihr die Andorianerin vor: „Dies ist mein Erster Offizier, Commander Vilarai Ter´Kharyn.“

Kira reichte der Andorianerin die Hand. „Willkommen auf DS-9, Commander.“

Die Antennen der Andorianerin bogen sich leicht nach vorn. „Danke Oberst. Es ist schon seit längerer Zeit mein Wunsch gewesen, diese geschichtsträchtige Station einmal zu besichtigen.“

„Ich hoffe nur, dass diese Erfahrung keine zu ernüchternde Wirkung auf Sie haben wird“, schmunzelte die Bajoranerin. Sie ignorierte den verwunderten Blick der Andorianerin und schritt den beiden Offizieren der HOOD voran zum Turbolift.

Auf dem Weg nach unten wandte sich Kira an die Andorianerin: „Darf ich fragen, wie lange Sie bereits auf der HOOD dienen? Wenn ich nicht irre, dann war die HOOD, im Jahr 2374, an der Operation Rückkehr beteiligt.“

„Richtig, Oberst. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade zum Ersten Offizier des Schiffes befördert worden. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt keine Gelegenheit die Station zu besuchen. Da das Schiff nach den Kämpfen voll operationsfähig war, wurde es gleich nach der Rückeroberung der Station wieder abberufen.“

„Dann hätten wir uns ja fast schon damals kennen gelernt“, stellte Kira fest.

Sie erreichten den Andockring und begaben sich auf den Weg zum Promenadendeck, wobei Kira den Wunsch verspürte mit Lo´Raan ungestört zu sein. Als sie es erreichten wandte sich die Andorianerin an Kira und den Efrosianer. „Entschuldigen Sie mich bitte, ich möchte mich nun zuerst einmal in aller Ruhe auf der Station umsehen.“ Sie bedachte den Captain und die Bajoranerin mit einem wissenden Lächeln und entfernte sich.

Kira blickte Vilarai Ter´Kharyn sinnend nach und wandte sich dann an ihren Begleiter: „Glauben Sie, dass Andorianer die Antennen für kognitive Fähigkeiten nutzen können?“

Lo´Raan ahnte worauf Kira hinaus wollte und erwiderte: „Ich denke nicht. Ich habe jedoch, während meiner Zeit auf der HOOD festgestellt, dass Commander Ter´Kharyn eine besondere Begabung dafür besitzt, auch auf minimale Details zu achten. Vielleicht macht das ihr Gespür für kausale Zusammenhänge aus.“ Er blieb stehen und wechselte das Thema. „Ich habe eine ganze Woche Urlaub, Oberst, und ich gedenke ihn hier auf der Station zu verbringen. Was sagen Sie dazu?“

Ein erfreutes Lächeln überflog das Gesicht der Bajoranerin und verriet nur zu gut, was sie davon hielt. Beinahe beschwingt fragte sie: „Was halten Sie von einem Besuch in einer von Quarks Holosuiten, wenn mein Dienst, in zwei Stunden, beendet ist? Mir schwebt da ein Programm vor, dass mir eine verstorbene Freundin einmal vorgestellt hat.“

„Das klingt sehr gut, Oberst. Dann treffen wir uns, in zwei Stunden im Quarks.“

* * *

Noch immer fühlte sich Kira Nerys, als würde sie wie auf Wolken schweben. Ihr, vom vorangegangenen Liebesspiel immer noch erhitzter, Körper schmiegte sich eng an den von Lo´Raan, der sie, auf dem Rücken liegend, fest in seinem rechten Arm hielt und mit den Fingern seiner linken Hand die Linie ihres Rückens und ihres Pos nachzeichnete.

Schon während sie in der Holosuit gewesen waren, hatte es mächtig zwischen ihnen geknistert, und mit geradezu protokollwidriger Eile hatten sie danach die Kabine der Bajoranerin aufgesucht, in der Kira, beinahe einer Raubkatze gleich, über den Efrosianer her gefallen war. Dass sie es noch bis in den Schlafraum geschafft, und nicht sofort auf dem Boden des Wohnraums geliebt hatten, war dabei geradezu ein Wunder gewesen.

Nach einem endlos lang erscheinenden Kuss löste sich Kira schließlich widerstrebend von Lo´Raan und blickte ihn, mit ihren dunklen Augen, liebevoll an. Sie zögerte einen Moment, bevor sie leise sagte: „Ich hoffe, du bist nicht in festen Händen. Sonst wird man demnächst von einem Mord aus Leidenschaft hören.“

Der Efrosianer grinste breit. „Nein“, entgegnete er leise. Momentan bin ich frei und ungebunden. Vor dem Dominion-Krieg war ich verheiratet.“

Kiras Gesicht wurde ernst. „Ist sie gestorben?“

Lo´Raan blickte etwas verwundert drein, bevor er entgegnete: „Nein, unser fünfjähriger Ehekontrakt lief aus, und sie wollte ihn nicht verlängern.“

„Ein Ehekontrakt auf Zeit?“, wunderte sich die Bajoranerin. „Eine, wie soll ich sagen, interessante Einrichtung. Funktioniert so etwas?“

„Auf Efrosia seit Jahrtausenden“, bestätigte Lo´Raan. Dann fragte er neugierig: „Und wie steht es mit dir, Nerys? Gibt es in deinem Leben irgendwelche Ehemänner, oder Freunde, von denen ich wissen sollte?“

„Nein“, antwortete Kira etwas zu schnell. Unsicher blickte sie den Efrosianer an, und gab schließlich widerstrebend zu: „Na ja, bis zum Kriegsende war ich mit einem Formwandler namens Odo zusammen. Er kehrte vor zwei Jahren zu seinem Volk zurück. Seitdem hatten wir keinen Kontakt mehr.“

Der Blick des Efrosianers wurde seltsam starr, als die Bajoranerin den Namen des Formwandlers erwähnte. Bevor Kira, die diesen Umstand bemerkt hatte, eine entsprechende Frage stellen konnte, erklärte Lo´Raan: „Ich habe einen Formwandler, namens Odo, vor wenigen Wochen, im Gamma-Quadranten kennen gelernt. Er war, zusammen mit einer anderen Formwandlerin auf einem Patrouillenflug, wie es schien.“ Er zögerte einen Moment, bevor er hinzufügte: „Er bat mich darum, Dir Grüße zu bestellen.“

Kira blickte den Efrosianer erstaunt an. „Welchen Eindruck machte er auf Dich?“

„Offen gestanden, er schien uns nicht gerade mit offenen Armen empfangen zu wollen. Ich glaube, es gefällt ihm nicht, dass die Sternenflotte im Gamma-Quadranten Präsenz zeigt.“

„Das kann man ihm kaum verdenken“, sagte Kira nachdenklich. „Trotzdem hat er, im Krieg, auf unserer Seite gegen sein Volk gekämpft. Sein Gerechtigkeitsempfinden stellte er über sein eigenes Volk – und nun sagt es ihm, dass die Föderation besser nicht in den Gamma-Quadranten einfallen sollte.“

Lo´Raan richtete sich etwas auf. „Niemand will dort einfallen, Nerys. Wir möchten lediglich sicher gehen, dass aus dem Gamma-Quadranten keine weitere Gefahr droht, und rechtzeitig gewarnt sein, falls doch.“

Kira drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück in die weichen Kissen und entgegnete sanft: „Das bezweifele ich gar nicht. Aber was würde die Föderation sagen, wenn Verbände des Dominion in den Alpha-Quadranten einfliegen würden, und dort einen Stützpunkt errichten würden? Ich fürchte, man wäre nicht gerade erbaut davon, nicht wahr?“

Lo´Raan seufzte ergeben: „Vermutlich.“ Er suchte ihren Blick und fragte dann leise: „Liebst du ihn noch?“

Kira zögerte mit der Antwort. Dann erklärte sie: „Odo wird immer mein bester Freund bleiben, wenn du das meinst. Und ich habe ihn wirklich aufrichtig geliebt, aber ich komme um die Erkenntnis nicht herum, dass wir für eine dauerhafte Beziehung zu verschieden gewesen wären.“ Sie bemerkte seine Skepsis und streichelte seine Wange, während sie ihn erneut sanft und ausdauernd küsste. Als sie sich wieder von ihm löste erklärte sie bestimmt: „Ich bereue keine Sekunde mit Dir, Lo´Raan, und ich möchte, dass wir fortan zusammen sind. Ist das klar genug ausgedrückt?“

Die Antwort des Efrosianers bestand darin, dass er Nerys eng zu sich heran zog und sie leidenschaftlich küsste. Dann meinte er hintergründig: „Es gibt da nur ein kleines Problem.“ Er amüsierte sich einen Moment lang über Kiras fragendes Gesicht, bevor er schmunzelnd hinzu fügte: „Bei meinem Volk haben nur Dämonen rotes Haar.“

Er sog scharf die Luft ein, als Kira ihm zu Strafe – rein zufällig und völlig unbeabsichtigt – ein Brusthaar ausriss. Dann gingen seine Hände und Lippen erneut auf Entdeckungsreise über ihren Körper und für die nächsten Stunden es gab nur sie und ihn.

* * *

Kiras Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Seit nunmehr sieben Jahren hielt die Beziehung zwischen Lo´Raan und ihr. Inzwischen dachte sie sogar gelegentlich daran, ihn zu heiraten, doch sie hatte das Thema bisher nie angesprochen, da sich Efrosianer üblicherweise nicht auf eine lebenslange Ehegemeinschaft festlegten.

Doch auch ohne mit einander verheiratet zu sein, waren sie beide mit einander sehr glücklich, und Kira dankte den Propheten regelmäßig dafür, dass sie ihr diesen Mann mit auf den Lebensweg gegeben hatten.

Im letzten Jahr war Lo´Raan zum Commodore befördert worden, und er hatte einen jener neu gegründeten Eingreifverbände übernommen, die als FLEXIBLE-RESPONSE-SQUADRONS bekannt waren. Seit dieser Zeit war ihr Freund, als Kommandeur der 50 Einheiten der 3. FLEXIBLE RESPONSE SQUADRON im Gamma-Quadrant stationiert da seine Einheit als Bedeckung des dortigen Stützpunktes im Laron-System diente. Eine Tatsache, über die Kira erfreut war, gab es ihr und Lo´Raan doch Gelegenheit sich regelmäßig zu sehen. Sie seufzte leise, obwohl sich ihre Laune allein bei dem Gedanken an ihren Freund und Lebensgefährten bedeutend verbessert hatte.

Seinen ersten Offizier hatte Kira nur noch zwei weitere Male gesehen, zuletzt vor einem Jahr. Damals hatte es wohl Querelen wegen ihres Bruders gegeben. Kira hatte nur am Rande davon erfahren. Erst letzte Woche hatte sie durch einen bajoranischen Kreuzer-Kommandanten die Nachricht erhalten, dass sie mittlerweile ebenfalls zum Commodore befördert worden war. Vielleicht sollten wir uns gelegentlich treffen und den Club der Neo-Flaggoffiziere gründen, dachte sie ironisch und grinste bei der Vorstellung daran.

Sie wurde in ihren Gedankengängen unterbrochen, als der Türmelder aktiviert wurde. Kira blickte durch die Glasscheiben der Tür nach draußen und erkannte ihre Stellvertreterin, Oberstleutnant Ro Laren.

„Herein“, sagte Kira, woraufhin die Schottautomatik entriegelt, und das Schott automatisch geöffnet wurde.

Die schlanke, dunkelhaarige Frau, die herein kam baute sich ernst blickend vor dem Schreibtisch auf und machte dabei den Eindruck, eine unangenehme Nachricht zu überbringen. Soviel zum Thema: Den Tag retten.

„General, drei Schiffe der Jem´Hadar haben soeben das Wurmloch verlassen und befinden sich im Anflug auf die Station. Das Leitschiff der drei Einheiten wird von einem gewissen Odo befehligt. Außerdem befindet sich ein Sonderbotschafter an Bord, wie er sich ausdrückte.“

„Odo ist im Anflug auf AGRANDAN?“ Kiras Gesicht drückte zugleich Überraschung und Freude aus. „Endlich sehe ich ihn wieder. Aber was meint er denn mit Sonderbotschafter, Oberstleutnant.“ Fragend musterte sie ihre Stellvertreterin. „Will uns Odo erneut einen Vorta aufhalsen?“

„Nein, keinen Vorta“, erwiderte Ro mit dunkler Stimme. Ich denke Sie sollten selbst Verbindung mit dem Schiff aufnehmen und sich ein persönliches Bild der Lage machen.“

Kira funkelte ihre Stellvertreterin an, nahm die goldene Haarspange vom Tisch und fauchte: „Heute scheinen mal wieder erhöhte Neutrinowerte vom Wurmloch auszugehen. Sonst wäre es wohl möglich eine klare Antwort zu bekommen.“

„General, in diesem besond...“

„Lassen Sie es gut sein!“, fuhr Kira ihre Stellvertreterin in die Parade, und umrundete dabei gereizt ihren Schreibtisch. „Ich werde mich selbst darum kümmern!“

Als Kira an Ro vorbei auf die OPS rauschte, blickte diese ihrer Vorgesetzten nach und dachte, nicht ganz ohne Schadenfreude: Na, Ihnen werden gleich die Augen übergehen...

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Gast ulimann644

Heute eine weitere kleine Leseprobe zum ersten DIVIDED Band:

1.

Ein Commodore, ein Captain, und eine Pflanze

Persönliches Logbuch

Commodore Vilarai Ter´Kharyn

U.S.S. MIDWINTER

Sternenzeit: 61368.2

Admiral Janeway hat ihre Rede zur Taufe des Schiffes erfreulich kurz gehalten, vielleicht auch wegen des Zwischenfalls auf dem Weg hierher.

Nachdem die Flasche Dom Perignon sternenförmig an der vorderen Sekundärhülle zerschellt war, und der Applaus der Anwesenden verebbte, trat Kathryn Janeway neben mich, und stellte mich der anwesenden Führungscrew der U.S.S. MIDWINTER vor.

Der Erste Offizier meines neuen Schiffes ist ein hochgewachsener blonder Finne mit dem Namen Lars Thorben. Der Commander kann getrost als Hüne bezeichnet werden.

Die Nächste in der Reihe war der Wissenschaftliche Offizier des Schiffes, T´Arin gewesen, eine Vulkanierin unbestimmbaren Alters mit klassischem Haarschnitt. Gleichzeitig fungiert sie als OPS-Offizier.

Es folgte der Steuermann, Falk Perret, ungewöhnlicherweise ein Stabsoffizier im Rang einer Lieutenant-Commanders. Er gilt als der beste Pilot zweier Quadranten und steht in dem Ruf, so gut wie alles fliegen zu können, inklusive Baumhäuser, Hundehütten und Affenschaukeln. Der Marsianer selbst behauptet zudem, der am besten aussehendste zu sein.

Neben ihm wirkt die zierliche, schwarzhaarige Chefärztin, Lieutenant-Commander Alina Fjodorin, beinahe unscheinbar.

Alles Andere als unscheinbar ist hingegen der Bolianer Chrok, der als Leitender Ingenieur der Technischen Abteilung vor steht, und sich nicht nur durch sein fachliches Können, sondern auch durch den Hang zu einem sichtbaren Bauchansatz auszeichnet.

Der Taktische Offizier an Bord der MIDWINTER ist ein drahtiger Mensch aus der Region Vietnam namens Huing Te Hung, wobei Huing der Familienname ist. In dieser Hinsicht ähnelt er verblüffend den Bajoranern.

Der Navigator des Schiffes ist Lieutenant Senior-Grade, Faren Scerrin, ein schlaksiger, mittelblonder Mann von Rigel-7.

Der Counselor des Schiffes befindet sich noch nicht an Bord. Wir werden ihn an Bord nehmen, sobald wir das erste Ziel dieses neuen Schiffes, die bajoranische Raumbasis AGRANDAN, auf dem Weg zur STERNENBASIS-375, erreichen. Vorerst weiß ich nur, dass es sich um eine vereinigte Trill handelte. Nach den obligatorischen Glückwünschen hat sich Janeway schnell verabschiedet, wobei ich das Gefühl nicht ganz loswerden kann, dass sie ziemlich in Termindruck ist.

Bis zum Start des Schiffes verbleiben noch etwa zwei Stunden, die ich zu einem Rundgang durch dieses phantastische neue Schiff zu nutzen gedenke. Doch zuerst werde ich nach meiner Pflanze schauen und mich davon überzeugen, dass es ihr gut geht.

* * *

Vilarai Ter´Kharyn legte im Wohnraum ihrer Kabine das Ushaan-tor in die dazu gehörende Glasvitrine, wobei sie das unbestimmte Gefühl nicht los wurde irgend etwas vergessen zu haben, obwohl sie beim besten Willen nicht sagen konnte, was es sein mochte. Sie schüttelte diesen Gedanken ab und verschwand nach Nebenan in den Schlafraum. Während sie sich langsam entkleidete, warf sie einen Blick zu der mannshohen Pflanze, die einen Meter neben dem Bett stand und erinnerte sie sich daran, wie sie entdeckte, dass es sich um alles Andere, als eine gewöhnliche Pflanze handelte.

Es war vor etwa zwei Jahren tief im Beta-Quadrant, gewesen, als sie diese Pflanze von einem Planeten mitnahm, der sich auf Kollisionskurs mit einem gewaltigen Meteor befand. Leider war die Zeit zu kurz gewesen, beim Sternenflotten-Kommando Hilfe anzufordern um den gerade erst entdeckten Planeten der Klasse M vor der Vernichtung zu retten. So hatte sie sich darauf beschränkt, einige Pflanzen und tierische Lebensformen an Bord der LEXINGTON zu bringen, bevor sie das Schiff auf sichere Distanz bringen musste.

Der Meteor hatte mehrere Kilometer Durchmesser gehabt und den Planeten vollkommen zerstört. Nur Trümmer waren geblieben, die im Laufe der nächsten Jahrzehntausende einen Asteroidenring um seine orange-gelbe Sonne bilden würden.

Den Wissenschaftlern der LEXINGTON war nicht einmal genug Zeit geblieben festzustellen, ob es sich um Unkraut handelte, oder nicht.

Die Pflanze in ihrem Schlafraum hatte Vilarai selbst ausgegraben und an Bord gebracht. Sie hatte im Schatten eines gewaltigen Baumes gestanden und sie war ihr durch die filigran durchbrochenen Blätter aufgefallen, deren Farbe von Grün bis grell-rot reichte. Sie hatte ihr gefallen, zudem schien sie auf dem Planeten selten vor zu kommen, denn in Sichtweite dieser Pflanze hatte sie keine Weitere entdecken können. Wenn nicht zuvor andere Forscher den Planeten entdeckt, und Proben der Flora genommen hatten, dann war dieses Exemplar möglicherweise das letzte seiner Art.

Nachdem ihr ein Biologe der LEXINGTON versichert hatte, dass die Pflanze keine schädlichen Stoffe absonderte, hatte die Andorianerin sie mitgenommen und aufgezogen. Innerhalb des ersten Jahres war sie auf eine Länge von über 1,5 Meter gewachsen, danach hatte sich ihr Wachstum deutlich verlangsamt. Fast schien es so, als hätte sie festgestellt wie hoch die Kabine war und vermeiden wollte, irgendwann gegen die Decke zu stoßen.

Vilarai zog den Uniform-Pulli über den Kopf aus und schlüpfte danach aus der Hose.

Vor acht Monaten dann hatte sie eines der Blätter berührt – und einen tüchtigen Schrecken bekommen, als sie plötzlich fremde Gefühle in sich vernehmen konnte. Erschrocken, und beinahe überwältigt von der Flut fremder Emotionen, hatte sie ihre Hand wieder zurück gezogen. Nur zögerlich hatte sie danach ihre Hand wieder auf eines der über dreißig Zentimeter langen und beinahe ebenso breiten Blätter gelegt. Da sie nun vorbereitet gewesen war zog sie ihre Hand nicht zurück, als erneut starke Emotionen durch ihren Geist fluteten. Es dauerte eine Weile, bis sie feststellte, dass es überaus beruhigende Emotionen waren, die in ihr einen inneren Frieden erzeugten, wie sie ihn selten zuvor so intensiv erlebt hatte. Damals hatte sie sich neugierig gefragt, ob der Effekt sich verstärken wurde, wenn sie mehr als nur ein Blatt berühren würde. Doch als sie die Pflanze mit Teilen ihrer Uniform berührt hatte, war etwas erstaunliches geschehen. Die Pflanze war förmlich vor ihr zurück gewichen, und dort wo die Blätter ihre Uniform berührt hatten verfärbten sie sich bläulich. Sofort hatte sich Vilarai zurück gezogen und eine halbe Stunde lang besorgt auf die Pflanze gestarrt. Als die Verfärbungen schließlich nachließen war Vilarai ehrlich erleichtert gewesen, dass es zu keiner dauerhaften Schädigung gekommen war. Erneut legte sie ihre Hand ganz vorsichtig erneut auf eines der Blätter, ohne dass die Pflanze negativ reagierte.

Die Andorianerin legte ihr blutrotes Unterhemd ab und schlüpfte aus ihren Socken.

Damals hatte sie die entsprechenden Schlüsse aus der Reaktion der Pflanze gezogen und hatte die Ärmel ihrer Uniformjacke und des Pullis nach oben gestreift. Probehalber hatte sie dann mit ihren unbekleideten Unterarmen die Blätter berührt. Wieder durchfluteten nur beruhigende Emotionen ihren Geist. Sie hatte seinerzeit gezögert, weil sie sich etwas albern dabei vor kam, aber schließlich hatte sie ihren Oberkörper entblößt, einige der Blätter umarmt und sie zu sich heran gezogen. Außer dass die Emotionen nun stärker zu spüren waren war nichts geschehen. Durch diesen Erfolg ermutigt hatte sie sich schließlich völlig entkleidet und die Pflanze, beinahe wie einen Liebhaber, umarmt.

Der Effekt war erstaunlich gewesen. Nicht nur die Intensität der Emotionen hatte sie überwältigt, sondern auch die Tatsache, dass die Pflanze ihre Blätter scheinbar selbsttätig auf freie Flächen ihrer Haut legte; beinahe so, als wolle sie eine maximale Auflagefläche erreichen. Damals hatte sie dies für einen Zufall gehalten, aber mittlerweile wusste sie es besser.

Vilarai hatte sich inzwischen auch ihres Slips entledigt und stand nun splitternackt in ihrem Schlafraum. Langsam schritt sie zu der Pflanze, legte behutsam ihre Arme um sie und berührte ganz sachte die Blätter und Stängel.

Wie bereits so oft in der letzten Zeit bewegten sich die Blätter zielstrebig auf freie Flächen ihrer Haut, bis sie von den Oberschenkeln, bis zu den Brüsten nun mehr Grün als Blau aussah. Vilarai schloss ihre Augen und genoss die Emotionen die einen so tiefen Frieden in ihrem Inneren erzeugten, dass sie sich beinahe wie berauscht fühlte.

Du hast mein Wasser vergessen!

Vilarai schlug beinahe panisch ihre Augen auf und gab die Pflanze frei. Doch die suchte nun umso stärker den Kontakt zu ihr. Für einen Moment blickte sie die Pflanze ungläubig an – wobei sie gar nicht genau wusste auf welchen Punkt sie sich konzentrieren sollte. Schließlich fragte sie atemlos: „Du kannst sprechen?“

Einen Moment lang geschah nichts, und Vilarai glaubte schon sich zuvor getäuscht zu haben, als sich erneut Worte in ihren Gedanken bildeten.

Nicht direkt. Ich kann Emotionen und Gedanken übertragen.

Obwohl Vilarai nun vorbereitet gewesen war, traf sie die Erkenntnis, dass sie es hier mit einem intelligenten Wesen, und nicht mit einer Pflanze zu tun hatte, fast wie ein Schlag. „Aber warum hast du früher nichts gesagt?“

Bisher war immer genug Wasser da, lautete die schlichte Antwort.

„Das ist wohl Pflanzenlogik“, entfuhr es der Andorianerin.

Ich kenne keine andere. Bitte vergiss das Wasser nicht, wenn du den Kontakt später aufhebst.

„Ich werde ganz sicher daran denken“, versprach Vilarai. „Ich habe so viele Fragen, die ich dir stellen möchte.“

Bitte stelle sie nicht alle auf einmal, Vilarai – dein Name ist doch Vilarai?

„Ja.“

Gut. Du musst wissen, dass es mich sehr anstrengt zu kommunizieren. Ich weiß nicht, ob es in der Vergangenheit einfacher war. In der Welt, die ich kannte, gab es nur einige Kleintiere, und eine meiner Aufgaben war es, sie vor ihren Fressfeinden zu verbergen. Während dieser Zeit habe ich dann versucht beruhigend auf diese Tiere einzuwirken, so dass sie sich nicht mit hastigen Bewegungen verraten konnten. Vielleicht gab es außer meiner Art früher andere Intelligenzen auf unserem Planeten, aber wenn, dann war das vor meiner Zeit.

Vilarai war fasziniert. Erst nach einem Moment kam sie auf die nächstliegendste Frage. „Wie erging es dir bisher an Bord. Möchtest du vielleicht weg von hier, zu einem anderen Planeten, möglicherweise?

Nein, ich fühle mich wohl, und ich genieße deine Nähe, wenn du mich berührst. Wenn du versprichst, dich auch weiterhin um mich zu kümmern, wie bisher, dann würde ich gerne in deiner Nähe bleiben.

Vilarai lächelte glücklich. „Das freut mich. Hast du einen Namen?

Er wäre unaussprechlich für dich.

„Es käme vielleicht auf einen Versuch an.“

Mein Name lautet: Wrrzdfgruklmnwqsdrikmbxlfgrst.

„Ich werde dich WIRR nennen, denn du verwirrst mich über alle Maßen, Wirr.“

Ein mentales Lachen erklang. Wenn du möchtest, Vilarai, dann erlaube ich dir, mich so zu nennen. Und nun entschuldige bitte, aber ich möchte mich zurückziehen. Diese erste Unterhaltung meines Lebens hat mich sehr erschöpft.

„Dann werde ich mich jetzt um dein Wasser kümmern“, versprach die Andorianerin bevor Wirr endgültig die Verbindung zu ihr löste und seine Blätter zurück zog.

* * *

Commodore Vilarai Ter´Kharyn hatte ihren Rundgang durch das Schiff beinahe beendet. Alles was sie gesehen hatte, war einfach fantastisch, neu und beeindruckend gewesen. Allein die beiden Warpkerne, von denen jeder einzelne die Leistungsfähigkeit eines Aggregats der SOVEREIGN-KLASSE übertraf, obwohl sie um rund 20% kleiner waren, stellten in ihren Augen kleine Wunderwerke der Technik dar.

Schneller als alle bisherigen Flottentypen war es dennoch besser bewaffnet als man es einem Schiff dieser Größe zutrauen würde. Die aktuelle Entwicklung in der Sternenflotte ging weg von immer größeren Schiffen, hin zu kleineren und kompakteren Schiffen, die trotzdem leistungsfähiger sein sollten, als die großen Schiffstypen.

Die STARDUST-KLASSE war ein erster Schritt in diese Richtung. Weitere Schiffstypen in Kompaktbauweise sollten folgen, so hatte ihr Janeway verraten. Äußerlich ähnelte diese Klasse der SOVEREIGN-KLASSE, nur die Struktur der ovalen Primärhülle differierte und wirkte in ihrer Formgebung etwas rauer. Am markantesten waren aber wohl die negativ gepfeilten Warpgondelstreben. Mit einer Länge von 575 Metern war die U.S.S. MIDWINTER spürbar kleiner als ein Schiff der SOVEREIGN, oder der GALAXY-KLASSE.

Die wichtigsten Neuerungen an Bord waren wohl die Defensiv- und Offensiv-Systeme des Schiffes. Neben der standardmäßigen ablativen Panzerung gab es auf der MIDWINTER Emitter, die einen regenerativen Hüllenpanzer erzeugen konnten, ähnlich jenem, den die VOYAGER seinerzeit, unter mysteriösen Umständen, aus dem Delta-Quadranten mitbrachte. Leider konnte man diese Panzertechnik nicht 1:1 nachbauen, dazu waren die momentanen Fertigungsmethoden der Föderation zu begrenzt, aber das neu entwickelte Abwehrsystem besaß immerhin 47% von dessen Effizienz. Allein dies bedeutete einen enormen technischen Sprung nach vorne, gegenüber den Völkern der übrigen Machtblöcke der Galaxis.

Auch die Torpedo-Technik hatte man durch die gewonnen Erkenntnisse der VOYAGER-Systeme stark verbessern können – so gab es an Bord der meisten FRS-Schiffe bereits die neuen Multiphasen-Torpedos, die ebenfalls nicht ganz so effektiv waren, wie die Transphasen-Torpedos der VOYAGER, aber weitaus leistungsfähiger als die bisher verwendeten Quanten-Torpedos.

Eine weitere waffentechnische Neuentwicklung, die nicht auf den Erkenntnissen von Fremdtechnik basierte, waren die Bänke der Subraumphaser. Dabei handelte es sich nicht um ein Subraum-Waffensystem im eigentlichen Sinn – es wurde lediglich ein enger Subraumkanal erzeugt, durch den man einen Phaserstrahl schickte. Allerdings wurde die Waffenenergie durch die enge Bündelung zu 100% auf einen nur unterarmdicken Punkt konzentriert, und es kam zu keinerlei Streuverlusten auf größere Entfernungen, was die mittlere Kampfreichweite für dieses System mehr als verdoppelte. Ein optischer Nebeneffekt war, dass die Phaserstrahlen dieses Systems in einem grellen bläulich-violett schimmernden Weiß leuchteten. Auch bei diesem System dauerte die Umrüstung der Flotte noch an. Zunächst gab es dieses Waffensystem nur auf Schiffen der FRS. Hier war die Umrüstung beinahe komplett abgeschlossen, nur die 23. und 24. FRS besaßen noch die Standard-Phaserbänke.

Mit Turbolift-3 fuhr Vilarai Ter´Kharyn zur Brücke hinauf. Erst hier bemerkte sie, dass sie die eigentliche Brücke noch gar nicht erreicht hatten, sondern den kleinen Gang dahinter, der nach rechts und links zu den Bereitschaftsräumen des Captains und des XO führten. Direkt gegenüber des Turbolifts lag das Schott, durch dass man von diesem kleinen Quergang aus die Brücke erreichen konnte.

Gar nicht schlecht, so ein dritter Ausgang zu einem weiteren Turbolift, dachte die Andorianerin bei sich. Und von den Bereitschaftsräumen aus muss man nicht immer den Weg über die Brücke nehmen, sehr praktisch.

Sie schritt auf das Schott zu und betrat direkt von Achtern die Brücke.

Bei zwei schnellen Blicken zur Seite bemerkte die Andorianerin die Schotts der beiden anderen Turbolifts, im hinteren Bereich. Daneben befanden sich die zweiten Eingänge der beiden Bereitschaftsräume.

Daran schlossen sich jeweils drei Stationen an, die von dem Rest der Zentrale durch gläserne Scheiben abgetrennt waren. Links in Flugrichtung die für Langstreckenkommunikation, Astrometrik und Flugoperationen der Beiboote - rechts die der Energie- und Maschinenkontrollen. Hinter einer gläsernen Trennwand mit dem Logo der Sternenflotte, erblickte die Andorianerin den Sessel des Captains, ihren Sessel, im genauen Zentrum der kreisrunden Brücke. Links daneben den Sitz des Schiffs-Counselors. Auf der anderen Seite, etwas nach vorne versetzt, war der Platz des XO, für den es bei dieser Schiffsklasse eine separate Konsole gab, über die er die wichtigsten Kommandos notfalls selbst ausführen konnte. Vor dieser Dreieranordnung saßen an der linken Doppelkonsole der Navigator und der Steuermann, an der rechten der Taktische Offizier und der Chefwissenschaftler, der gleichzeitig auch als Operations-Offizier fungierte.

Die grundlegendste Neuerung war jedoch die Tatsache, dass es auf dieser Kreuzerbrücke neben dem eigentlichen Hauptbildschirm, recht und links jeweils einen weiteren großen Bildschirm, für Navigation/Steuerung und Taktik, gab. Zudem konnten alle drei Bildschirme auch gekoppelt werden und als ein großer Schirm dienen.

Wie auch die Gänge des Schiffes war die Zentrale in einem hellen blau-grau Ton gehalten, eine Farbwahl, die ihr äußerst zusagte. Langsam schritt sie nach vorne wobei sie dem Ersten Offizier ein Zeichen gab weiter zu machen. Neben ihm blieb sie stehen und erkundigte sich: „Ist das Schiff klar zum Start, Mister Thorben?“

„Geben Sie den Befehl und wir fahren los, Admiral.“

„Bitte nennen Sie mich nicht Admiral, Mister Thorben. „Ich bin Commodore und leiste ehrliche Arbeit, klar?“

„Vollkommen klar, Commodore“, schmunzelte der Commander. Er hatte das unbestimmte Gefühl, als würde er sich zukünftig gut mit seiner Vorgesetzten verstehen. Zumindest ihr Humor lag ihm schon einmal. Bei dieser Gelegenheit erinnerte er sich an die Warnung eines Bekannten, der einmal gemeint hatte, dass junge Admirals der Flotte über Leichen gehen würden – ansonsten wären sie nicht so früh zum Admiral befördert worden.

Commander Thorben schlug diese Warnung zwar nicht rund heraus in den Wind, allerdings bildete er sich gern zuerst selbst eine Meinung, bevor er die anderer Leute kritiklos übernahm. Er würde schon herausfinden, was mit dieser Andorianerin los war. Ohne weiter auf Vilarai Ter´Kharyn zu achten gab er letzte Anweisungen und sich davon, dass die Brückencrew vollzählig war.

Die Andorianerin registrierte wohlwollend, dass der Commander einen ruhigen und überaus souveränen Eindruck machte. Sie mochte die nervösen kribbeligen Typen nicht – die brachten ihr Blut zu schnell zum kochen.

Währenddessen nahm der Commander Kontakt zu Lieutenant-Commander Chork, dem bolianischen Chefingenieur auf, um sich nochmals zu versichern, dass die MIDWINTER wirklich bereit war. Der Chief gab auch dieses Mal sein Okay und Commander Thorben nahm, leicht nach vorne versetzt, rechts neben Vilarai Platz. „Noch zwei Minuten bis zum Start, Commodore.“

„Danke, Mister Thorben.“ Die Andorianerin blickte auf die Bildschirme, die momentan mit einander gekoppelt waren und eine hervorragende Panoramasicht des Docks erlaubten. „Mister Scerrin: Setzen Sie einen Kurs Richtung Bajor, sobald wir das Raumdock verlassen haben. Mister Perret: Bereit machen das Dock zu verlassen.“

„Andockklammern sind gelöst“, meldete Lieutenant-Commander T´Arin von der Geteilten Wissenschafts/OPS-Konsole.

„Danke, Miss T´Arin.“ Vilarai Ter´Kharyn blickte auf den Chronographen direkt über dem Hauptschirm. Es war soweit.

„Mister Perret: Manöverdüsen Achtern. Bringen Sie uns in den freien Raum.“

„Aye, Commodore!“

Auf die Sekunde pünktlich setzte sich die U.S.S. MIDWINTER in Bewegung und glitt majestätisch langsam aus dem Raumdock hinaus. Mit schlafwandlerischer Sicherheit steuerte der marsianische Pilot der MIDWINTER das Schiff in den Raum, über dem Mars hinaus und entfernte sich von dem Roten Planeten.

„Mister Perret: Halber Impuls voraus“, wies Commodore Ter´Kharyn, Perret an.

„Aye, Sir. Halber Impuls.“

Die MIDWINTER schoss förmlich nach vorne und ließ den Mars schnell hinter sich zurück. Zur Ekliptik gesehen schoss das Schiff schräg nach oben aus dem System hinaus.

Vilarai Ter´Kharyn gab Order auf Vollen Impuls zu gehen, und erhob sich geschmeidig aus ihrem Sitz. Sie schritt an die linke Doppelkonsole. Neben Falk Perret blieb sie stehen und blickte interessiert auf seine Anzeigen. Wie zufällig legte sie die linke Hand auf seine Schulter und beugte sich ein Stück vor, bis sich ihr Gesicht dicht neben dem von Perret befand. Sie spürte deutlich, wie der Marsianer etwas von seiner scheinbar unerschütterlichen Selbstsicherheit verlor, als sie leise raunte: „Dann wollen wir mal testen, ob dieses Prachtstück hält, was es verspricht, Lieutenant-Commander. Sind Sie dabei?“

Falk Perret hatte sich bereits wieder im Griff und erlaubte sich ein leichtes Schmunzeln. „Solange Sie den tobenden Chief übernehmen, gerne Commodore.“

Die Andorianerin verstärkte kurz ihren Griff, bevor sie sich wieder aufrichtete und ihre Hand von Perrets Schulter nahm. Nachdem sie wieder neben dem blonden XO Platz genommen hatte, wechselte sie einen schnellen amüsierten Blick mit ihm, wobei sich ihre Antennen leicht zur Seite spreizten. Dann gab sie den Befehl: „Kurs auf AGRANDAN, Mister Perret. Mit Maximum-Warp.“

„Aye, Commodore. Kurs liegt an.“

Vilarai Ter´Kharyn lehnte sich mit feinem Lächeln, in ihrem Sessel zurück bevor sie das alt-irdische Kommando gab: „Leinen los, Mister Perret.“

* * *

Captain Geoffrey Corben genoss die Annehmlichkeiten des Risa-Programms in einer von Quarks Holosuiten. Sein Schiff, die SHADOWDANCER, übernahm Versorgungsgüter und Ersatzteile für STERNENBASIS-375 auf AGRANDAN. Vor einigen Stunden hatte ihn vom efrosianischen Konteradmiral der Sternenbasis, Ca´Reen Xa Heran, der Befehl erreicht, auf die Ankunft des Flaggschiffes der 14. FLEXIBLE-RESPONSE-SQUADRON, zu der auch sein Schiff gehörte, zu warten um es anschließend zur Basis zu geleiten.

Das verschaffte ihm und der Besatzung seines Schiffes einige freie Stunden, die er auf angenehme Art und Weise zu nutzen gedachte. Wenn schon kein Freiflug nach Risa drin war, so wollte er wenigstens die Illusion genießen, und die Holosuiten des QUARKS waren dazu bestens geeignet. Nicht umsonst galten sie immer noch als die modernsten im gesamten Quadranten. Nicht zu Unrecht, wie Corben zugeben musste.

Er rechnete mit dem Erscheinen des neuen Flaggschiffes in frühestens 12 Stunden, Zeit genug also sich ein wenig zu vergnügen.

Den durchtrainierten, schwarzhaarigen Captain, an dessen Schläfen sich bereits die ersten grauen Haare zeigten, konnte man als durchaus gut aussehend bezeichnen, und er hätte sicherlich kaum Schwierigkeiten gehabt, auch außerhalb der Holosuit ein amouröses Abenteuer zu finden. Der Punkt war – momentan legte er keinen besonderen Wert darauf, sein Leben komplizierter zu machen, darum zog er zur Zeit diesen Weg vor.

Nur mit Shorts und einem leichten, kurzärmeligen Hemd bekleidet stapfte er durch den warmen Sand des Strands. Seine dunkelbraunen Augen blickten zum herrlich blauen Himmel hinauf, an dem sich nur einige kleine Federwolken zeigten. Ihm unbekannte Vögel zogen dort ihre Kreise.

Corben schloss für einen Moment seine Augen und sog die salzhaltige Luft ein. Eine leichte Brise, die vom Meer kam, umschmeichelte seine Haut.

Als er sie wieder öffnete, entdeckte Corben zwei risanische Frauen, die nichts weiter trugen als dünne Wickelröcke und knappe Bikini-Oberteile. Lachend kamen sie ihm entgegen, und der Captain dachte, dass diese beiden holografischen Damen gerade gelegen kamen, um ihn, für eine Weile auf andere Gedanken zu bringen...

* * *

Vilarai Ter´Kharyn war begeistert von ihrem neuen Schiff. Ganze zwölf Stunden eher, als geplant, hatte die MIDWINTER an AGRANDAN angedockt. Der Weiterflug sollte erst in einem halben Tag erfolgen, und so beschloss die Andorianerin, die freie Zeit dazu zu nutzen, sich in einer von Quarks Holosuiten zu entspannen. Unkomplizierte körperliche Liebe war genau das, wonach ihr im Moment der Sinn stand.

Die Geschäfte schienen momentan sehr gut zu laufen, denn im Quarks herrschte ein lebhaftes Kommen und Gehen. Mühsam kämpfte sie sich den Weg zur Bar frei und wartete, darauf, dass Quark, oder einer der beiden anderen Ferengis sie bemerkte.

Quark bekam nur am Rande mit, dass sie nach einer Holosuit verlangte. Als er bemerkte, dass einer seiner Angestellten bedauernd sagen wollte, dass momentan alle Suiten belegt waren, zog er ihn schnell zur Seite und erklärte geschäftig: „Willkommen, Commodore. Bis auf eine Holosuit sind alle belegt. Leider lässt sich das dort laufende Risa-Programm nicht deaktivieren.“

Die Andorianerin beugte sich etwas vor. „Ist das Programm dazu geeignet körperliche Entspannung zu finden? Ich meine, nicht nur durch sportliche Betätigung, wenn Sie verstehen, was ich sagen möchte.“

Das Lächeln des Ferengi bekam einen verschlagenen Zug. „Oh, selbstverständlich. Dort finden sie Entspannung in jedweder Form, Commodore. Wenn Sie möchten, die Treppe hinauf – Holosuit 3.“

Er hielt ihr einen Daumenabdruck-Scanner entgegen.

Vilarai blickte kurz auf den Preis, der sowohl in Latinum, als auch in Credits dort angegeben wurde. Dann drückte sie ihren Daumen auf den Kontakt, nahm den Code-Schlüssel entgegen und bahnte sich den Weg zur Wendeltreppe.

Während sie in der Menge verschwand wandte sich Quarks Angestellter an seinen Chef: „Was machen wir, wenn die Sache auffliegt?“

„Du Einfaltspinsel hast wohl die 43. Erwerbsregel vergessen!“, fuhr Quark den noch jungen Ferengi an. Zögere niemals, dieselbe Ware zweimal zu verkaufen. Damit war für Quark alles gesagt, und er wandte sich wieder dem Tagesgeschäft zu.

Während dessen erreichte Vilarai Ter´Kharyn den Eingang zu Holosuit 3. Ohne zu zögern hielt sie den Codeschlüssel vor das Lesegerät des Schlosses und trat ein, als sich das Schott öffnete.

Eine warme Sommerbrise schlug ihr entgegen, und die Andorianerin beeilte sich, eines der Strandhäuser auf zu suchen. Dort würde sie sicherlich etwas passendere Kleidung finden, die sich schnell ablegen ließ. Ein Lächeln überflog ihre Lippen bei diesem Gedanken...

* * *

Locker mit den beiden risanischen Frauen plaudernd schlenderte Geoffrey Corben am weißen Sandstrand entlang, als er die athletische Andorianerin entdeckte. Quark hatte ihm wirklich nicht zu viel versprochen, als er das Programm angepriesen hatte. Er fragte sich einen Moment lang, wie es der Ferengi fertig gebracht hatte, eine Andorianerin vor die Holokamera zu bekommen. Noch dazu ein so hübsches Exemplar.

Die Andorianerin war ähnlich gekleidet, wie seine beiden Begleiterinnen, jedoch wirkte sie in der leichten, satt-gelben Strandkleidung weitaus attraktiver auf ihn, als die beiden Risanerinnen. Mit einem verbindlichen Lächeln entschuldigte er sich bei den beiden Damen und schritt zielstrebig auf die andorianische Frau zu.

Die Andorianerin bemerkte sein Näherkommen und lächelte ihm verhalten zu. Sich mit der linken Hand durch das lange, silbrig-weiße Haar fahrend, wartete sie, bis er bei ihr war, bevor sie lächelnd fragte: „Werden Ihre Begleiterinnen nicht traurig sein, wenn Sie einfach so von ihnen gehen?“

„Die Damen werden es verschmerzen“, antwortete Corben leichthin und taxierte die Andorianerin interessiert. Offensichtlich hatte sich der Programmierer mit dieser Figur besondere Mühe gegeben. „Sagen Sie mir, wie Sie heißen?“

„Mein Name ist Vilarai, und wie ist Ihr Name?“

„Geoffrey. Haben Sie Lust einen Strandspaziergang mit mir zu machen?“

Aus den Augenwinkeln erkannte Vilarai, dass sich die beiden Risanerinnen mittlerweile entfernt hatten. Der Mann gefiel ihr – sowohl Äußerlich, als auch vom Wesen. Das Programm war wirklich viel versprechend. „Sehr gerne.“ Sie hakte sich bei ihm unter und sie schlenderten in Richtung einer kleinen Bucht los.

Geoffrey Corben wartete einige Minuten, in denen er seine Begleiterin aufmerksam beobachtete, bevor er mit sanfter Stimme fragte: Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns duzen, ich mag das unpersönliche Sie nicht sonderlich.“

„Einverstanden, Geoffrey. Sie nahm impulsiv seine Hand in ihre und zog ihn mit sich. „Kannst du schwimmen, Geoffrey?“

„Wenn es sein muss, schwimme ich bis zum Horizont. Mit einem Amboss auf dem Rücken.“

Vilarai lachte hell auf. „Dein Humor gefällt mir – und auch das was ich sehe.“

„Geht mir genauso“, gab der Schwarzhaarige zu. Er blieb stehen, zog sein Hemd aus und warf es in den Sand. Die Shorts, unter denen er eine knappe Badehose trug, folgte gleich darauf. Bewundernd wanderten seine Blicke über die Figur der Andorianerin, als sie den Wickelrock abgelegt hatte und im knappen Bikini vor ihm stand. Ungezwungen nahm er ihre Hand und rannte mit ihr in die türkis-blauen, klaren Fluten des Meeres.

Zuerst schwammen sie ein ganzes Stück hinaus, bevor sie umkehrten und eine Weile ausgelassen im hüfthohen Wasser herum tollten, wobei sie eine Menge Spaß hatten.

Eine besonders hohe Welle hob Vilarai von den Füßen und trieb sie direkt auf Geoffrey zu, der sie mit seinen starken Armen umklammerte. Sie konnte nicht sagen, ob es Zufall gewesen war, oder ob er insgeheim damit gerechnet, und sich absichtlich so hingestellt hatte; eins stand jedenfalls fest: Ihm plötzlich so nah zu sein löste ein sehr angenehmes Kribbeln in ihr aus. Zuvor hatten beide versucht, sich gegenseitig unterzutauchen wobei Vilarai dem schwarzhaarigen Mann permanent Wasser ins Gesicht gespritzt hatte.

„Hey! Du zerquetschst mich ja!“ Sie zappelte hilflos in seinem festen Griff. Eine neue Welle drückte sie gegen Geoffrey und ihre Brust berührte sein Gesicht.

„Keine Sorge, dir wird schon nichts passieren!“ lachte der Schwarzhaarige. „Jedenfalls nicht, wenn du dich nicht allzu sehr sträubst.“ Er lockerte seinen Griff so weit, bis ihr Gesicht seinem ganz nahe war.

Ihre Hände lagen auf seinen Schultern und sie sträubte sich, zumindest zum Schein, gegen seine Umarmung, während sich ihr Herzschlag beschleunigte, in gespannter Erwartung, und weil sie ihm so erregend nahe war. „Lass mich wieder los, du Grobian!“

„Und was bekomme ich dafür, dich los zulassen?“

Sie blickte ihm irritiert in die Augen. Mit dieser Reaktion hatte sie bei einem Hologramm nicht gerechnet „Was hast du dir denn vorgestellt?“

„Na ja, für einen Kuss würde ich dich vielleicht freilassen.“

Nichts hätte Vilarai lieber getan, als Geoffrey zu küssen, aber so leicht wollte sie es ihm nun auch wieder nicht machen und deshalb antwortete sie keck: „Glaubst du, ich küsse jeden Mann, den ich am Strand treffe?“

Nun war die Reihe an Geoffrey Corben, etwas irritiert zu sein. „Natürlich nicht. Dein Liebreiz hat mich lediglich dazu verführt, etwas verwegener zu sein.“

Vilarai lächelte den Mann verführerisch an und kam seinem Gesicht ganz nahe. „Ich mag verwegene Männer.“

Im nächsten Moment lagen ihre Lippen auf seinen.

Geoffrey erwiderte den verlangenden Kuss der Andorianerin. Dabei war er froh, bis zur Hüfte im Wasser zu stehen.

Dennoch spürte Vilarai sein Verlangen ganz deutlich. Sie nahm sich fest vor, Quark später nach dem Programmierer dieser Holo-Episode zu fragen. Dann war sie wieder ganz gefangen von der paradiesischen Umgebung, und der Nähe des Schwarzhaarigen. Während sich ihre Erregung steigerte als sie Geoffrey immer fordernder küsste, spürte sie unterschwellig, dass er mit ihr langsam Richtung Strand ging.

Dort, wo die Wellen ausliefen stellte er Vilarai, die ihr Bikini-Oberteil öffnete und achtlos zur Seite warf, sanft auf die Füße.

Die Andorianerin nahm die Hände des Mannes und schob sie unter den Bund ihres Badeslips auf ihren Po. Ihre eigenen Hände wanderten zielstrebig zu den Hüften des Schwarzhaarigen und zogen seine Badehose unaufhaltsam an seinen Beinen hinunter, bis sie schließlich um sein Knöchel fiel.

Geoffrey Corbens Atem beschleunigte sich, als er spürte, dass eine Hand der Andorianerin seine Männlichkeit umschloss, während sie die andere auf seinen Po legte. Fast selbsttätig streiften sein Hände den Badeslip der Andorianerin nach unten.

Eng umschlungen sanken sie beide in den warmen Sand, und Geoffrey begann damit, den gesamten Körper der Andorianerin mit seinen Händen und Lippen zu erkunden.

Vilarai erwiderte leidenschaftlich die Zärtlichkeiten des Mannes, im Moment vergessend, dass es sich lediglich um ein Hologramm handelte. Als er schließlich in sie eindrang bäumte sie sich wild auf und presste sich eng an den Schwarzhaarigen. Er liebte sie so einfühlsam, dass sie beinahe zerfloss. In Ihrer Leidenschaft bemerkte sie kaum, dass ihre Fingernägel seinen Rücken zerkratzten.

Als Geoffrey jedoch schmerzhaft aufstöhnte, blickte sie ihn verwundert an. Im nächsten Moment spürte sie etwas feuchtes an ihren Fingern. Selbst als sie auf die roten Abdrücke an ihren Fingerspitzen sah, dauerte es noch einen langen Moment, bis ihr klar wurde, dass der Schwarzhaarige kein Hologramm war.

„Du bist ein Mensch?“

„Das ist offensichtlich“, lächelte Geoffrey und küsste im nächsten Moment ihr Ohrläppchen. „Was hattest du erwartet? Ein Hologramm?“ Er nahm seine sanften Bewegungen wieder auf.

„Ja, ich hatte ein Hologramm erwartet, als ich die Holosuit betrat“, antwortete Vilarai heftig atmend.

Es dauerte einen Moment, bis Geoffrey endlich begriff. Er erstarrte mitten in der Bewegung. Im nächsten Moment schoss ihm ihr Name wieder siedend heiß durch den Kopf.

Die zukünftige Kommandantin der 14. FLEXIBLE-RESPONSE-SQUADRON hieß Vilarai Ter´Kharyn rief er sich ins Gedächtnis. Und sie war Andorianerin.

„Du... Sie sind... Commodore Vilarai Ter´Kharyn?“

„Höchst selbst“, bestätigte sie gurrend, wobei sie sich weiterhin unter ihm bewegte wie eine Schlange. „Verrätst du mir wer du bist?“

„Captain, Geoffrey Corben, Kommandant der SHADOWDANCER.“

An diesem Punkt ihrer Unterhaltung angekommen, wollte er sich fluchtartig von der Andorianerin lösen, doch gerade so, als habe sie diese Reaktion geahnt hielten ihre Hände seinen Unterleib fest gegen ihren gepresst und mit funkelnden Augen erklärte sie: „Wenn Sie jetzt den Rückzug antreten, dann stelle ich Sie wegen Fahnenflucht vor ein Kriegsgericht, Captain Corben.“

Geoffrey Corben brauchte eine Weile um sich zu sammeln. Doch schließlich sorgten die fortwährenden Liebkosungen der Andorianerin dafür, dass er dort weitermachen konnte, wo er aufgehört hatte.

Als sie später erschöpft, aber sichtlich zufrieden, eng an einander gedrängt im feinen Sand lagen, wobei sich ihre Lippen immer wieder zu kurzen, heftigen Küssen fanden, meinte Vilarai schmunzelnd: „Eigentlich hatte ich die Holosuit aufgesucht, weil ich vermeiden wollte, dass mein Leben komplizierter wird. Momentan überlege ich ernsthaft, ob ich Quark erschießen, oder ihn mit einem Orden schmücken, soll.“

„Du könntest ihm einen Orden verleihen, und dann anschließend erschießen lassen“, schlug Geoffrey Corben ernsthaft vor.

Die Andorianerin lachte leise. „Vielleicht sollte ich das wirklich tun.“

Der Captain blickte sie fragend an. „Und was gedenkst du mit mir zu tun?“

Ein warmes Lächeln, gefolgt von einem langen Kuss war die Antwort. Nachdem sie sich wieder von einander lösten antwortete sie leise: „Lassen wir einfach den Dingen ihren Lauf. Geben wir uns eine Chance uns näher kennen zu lernen, und warten ab was sich daraus entwickelt. Vielleicht stellen wir dabei fest, dass sich unser Leben vielleicht doch etwas komplizierter führen lässt.“

„Klingt vernünftig“, erklärte Corben und Vilarai merkte ihm deutlich an, dass er mehr als erfreut über ihre Worte war. Zärtlich streichelten seine Fingerspitzen über ihre Brüste deren dunkelblauen Knospen auf die sanften Berührungen reagierten und sich versteiften. Sie hatten noch fast zehn Stunden Zeit, und Geoffrey Corben war nicht gewillt, sie ungenutzt verstreichen zu lassen.

Vilarai gab sich ganz den Zärtlichkeiten des Schwarzhaarigen hin, wobei ihr kurz durch den Kopf ging, dass sie nun eine emotionale Beziehung mit einer pflanzlichen Intelligenz, von der Niemand etwas ahnte - und eine körperliche Beziehung mit diesem Mann hatte.

Von wegen – unkompliziert...

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