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...mit dem murkligen Geschmack der Sympathie

Das Tor nach Walhalla


CptJones

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Das Shuttleschiff kam in Sicht. Grau, kantig und noch verbeulter, als Vartik Tanrim es in Erinnerung hatte. Es näherte sich in forschem Tempo, durchstieß das Kraftfeldund plumpste dann etwas ruppiger als üblich auf die Landefläche. Der Zakdornianer durchquerte den Hangar und erreichte das Schiff just in dem Moment, als die schrill quietschende Luke von innen aufgedrückt wurde.

"Sergio, schön dich zu sehen." rief Tanrim, als er den älteren Menschen erblickte, der aus dem Shuttle stieg. "Kann es sein, daß dein Steuerbord-Antigravemitter
fluktuiert?"

Der Mensch setzte ein schiefes Lächeln auf.

"Jaja, der fluktuiert schon ein Weilchen. Ich komme einfach nicht dazu, das reparieren zu lassen."

Die Männer begrüßten sich mit einem herzlichen, festen Händedruck. Danach steckte Contello sofort die rechte Hand wieder in die Tasche seines grauen Zivil-Overalls und sah sich auf dem Hangardeck um.

"Mit deinem Schiff kann ich natürlich nicht mithalten. Sehr beeindruckend."

Tanrim schmunzelte ein wenig.

"Danke, Und danke auch, daß du so kurzfristig Zeit hattest. Wie hat es deine Frau aufgenommen, daß du mich auf dieser Mission begleitest statt den Ruhestand anzutreten?"

Contello lachte leise.

"Ich glaube, sie war nicht überrascht. Naja, sie passt auf unseren Hund auf, bis ich zurück bin. Dann ist ja immer noch Zeit für den Ruhestand."

Tanrim schmunzelte. Er wußte, daß Contellos Pensionierung morgen hätte stattfinden sollen und kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß er sich insgeheim davor fürchtete.
Umgekehrt war er sich sicher, daß Contello genau wußte, daß Tanrim deswegen schon von vorn herein gewußt hatte, daß er zusagen würde. Der Zakdornianer schätzte diese taktischen Spielchen, die er und Contello schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen begonnen und inzwischen zur Perfektion gebracht hatten. Tanrim hatte damals als Gastdozent ein Taktik-Seminar an der Akademie gehalten, als ein grausamer und aufsehenerregender Mord an einem Kadetten stattfand. Die gesamte Akademie war in hellem Aufruhr und dann kam Sergio Contello, der als Ermittler eingesetzt wurde. Ruhig, unaufgeregt und schlitzohrig führte er die Untersuchung und überführte den Täter innerhalb weniger Tage. Eine Leistung, die ihm den Respekt und die Freundschaft des zakdornianischen Strategen einbrachte.

"Komm mit, ich zeige dir dein Quartier. Wir haben leider wenig Zeit, es findet bald eine Besprechung statt und ich möchte dich dabei haben. Um dein Gepäck kümmert sich später jemand."

"Na gut, Vartik. Ich wollte aber zuerst noch etwas fragen."

"Ja?"

"Muß ich auch so eine..." er zog die Hand wieder aus der Tasche und wedelte mit dem Finger auf und ab in Richtung des Captains.
"... Uniform tragen? Du weißt, daß ich das nicht gern tue."

"Ich bestehe darauf, Lieutenant." antwortete Tanrim in gespielt strengem Kommandoton. Natürlich hätte Contello diese Frage nicht stellen müssen, Tanrim ahnte jedoch, was ihn wirklich störte."Dafür lege ich es in dein Ermessen, ob und wann du eine Waffe trägst. Direkte Befehle natürlich ausgenommen."

Contello salutierte nachlässig und grinste breit.

"Natürlich. Aye aye, Sir. Ich werde deine Autorität bestimmt nicht kompromittieren."

Tanrim ging mit amüsiertem Kopfschütteln voraus und Contello folgte ihm in leicht vorgebeugter Haltung mit schleppenden Schritten, die rechte Hand wieder in die
Seitentasche gesteckt.

 

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Captain Vartik Tanrim begab sich ans Kopfende des Konferenztisches und befahl dem Computer, den Bildschirm zu aktivieren. Die vertraute Sternenkarte, welche den Spiralnebel und umliegende Sektoren zeigte, erschien. Dann stellte er sich daneben und betrachtete die bekannten Gesichter seiner Mannschaft. Einige schienen aufgeregt zu sein, stellte er fest und konnte es den betreffenden Personen kaum verübeln. Das Schicksal verschollener Kameraden ließ selten jemanden kalt. Im Raum herrschte gespannte Stille und alle blickten ihn erwartungsvoll an. Er registrierte jedoch mit einem gewissen Amüsement auch den ein oder anderen Seitenblick, der Lieutenant Contello zugeworfen wurde. Dieser fiel nicht nur durch sein Alter, sondern auch durch die mehr schlecht als recht sitzende Uniform auf, an der er pausenlos herumnestelte.

"Wie Sie bereits wissen wird dies eine Rettungsmission für unsere verschollen Kameraden Captain Tenner und Lieutenant Asio Plee." begann der Captain. "In den letzten Wochen ist vieles passiert, was die Admiralität in helle Aufregung versetzt hat. Noch immer geben uns einige Ereignisse Rätsel auf, wie etwa die Visionen unserer Chefärztin und die wahnsinnig gewordenen Gelpacks. Trotzdem müssen wir jetzt aufbrechen, denn die Ok'Ta haben uns informiert, daß uns nur noch wenig Zeit bleibt. Scheinbar hängt unser Erfolg auch von einer günstigen Konstellation ab. Normalerweise würde ich derartige Dinge als Aberglauben betrachten, aber bei dieser Mission scheint alles möglich zu sein. Wenn tatsächlich ein Einfluß vorhanden ist, möchte ich wissen, wie das genau zusammenhängt." Er warf Rev einen Blick zu, der unweigerlich schlucken mußte.
"Es gibt viele Rätsel zu lösen und manches scheint mit den vertrauten Denkmustern nicht begreifbar zu sein. Ich bin froh, daß wir die Bewilligung bekommen haben, offiziell nach Captain Tenner und Lieutenant Asio Plee zu suchen. Die Admiralität drängt jedoch auch deshalb auf eine Rettungsmission, weil sie befürchtet, daß uns jemand zuvor kommen könnte. Wie Sie wissen ist die Situation in den Sektoren rund um den Spiralnebel immer noch extrem instabil. Speziell Admiral Nechayev möchte auf keinen Fall, daß unsere Offiziere in Feindeshand geraten. "Wenn jemand unsere Leute rettet, dann müssen wir das sein!", das waren ihre Worte. In wie weit ihre Sorge begründet ist, wage ich noch nicht zu beurteilen. Wir sollten aber auch hier mit Allem rechnen.
Immerhin, an der diplomatischen Front tut sich etwas. Lieutenant Anquenar ist unterwegs ins Breen-Territorium, um an der Unterzeichnung eines Abkommens teilzunehmen und um für uns eine freie Passage auszuhandeln. Auch mit den umliegenden Fraktionen werden über diplomatische Kanäle Gespräche geführt. Wir müssen also nicht heimlich durch Feindesland fliegen.
Es könnte aber sein, daß wir stellenweise einen Aufpasser zugeteilt bekommen, da nicht alle Regierungen uns trauen. Um auch in dieser Hinsicht vorbereitet zu sein, möchte ich Ihnen unseren neuen Sicherheitschef Lieutenant Sergio Contello vorstellen. Er ist ein Kiminalermittler mit sehr großer Erfahrung, die wir möglicherweise gut gebrauchen können."

Contello lächelte unsicher in die Runde und man merkte ihm deutlich an, wie unangenehm ihm die Aufmerksamkeit war. Auch deswegen fuhr Tanrim rasch fort.

"Der Flug zum Spiralnebel stellt die erste Herausforderung dieser Mission dar. Wir dürfen keine diplomatische Krise auslösen, da die Lage vor Ort immer noch instabil ist. Hier erwarte ich von allen Abteilungen äußerstes Fingerspitzengefühl. Sind wir erst einmal im Zielgebiet, dann beginnt die zweite kritische Phase. Die Lokalisierung und Rettung unserer vermißten Kameraden wird eine enorme Herausforderung. Wir wissen nicht, ob wir sie finden werden. Wir wissen nicht, ob es uns gelingt, sie an Bord zu holen. Und wir wissen erst recht nichts über ihre Verfassung. All das müssen wir vor Ort herausfinden. Aber ich bin entschlossen, diese Mission durchzuführen und mit dem bestmöglichen Resultat abzuschließen-wie auch immer das aussehen mag."

Er machte eine kurze Pause und warf einen Blick in die Runde.

"Gibt es noch Fragen?"

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Aberglaube … Assjima musste unwillkürlich den Kopf schütteln, als Tanrim dieses Wort fallen ließ. Ein im allgemeinen Sprachgebrauch verwendetes Wort, das abwertend für Glaubensvorstellungen und Glaubenspraktiken benutzt wird, die nicht den allgemeinen Lehrvorstellungen entsprachen. Doch konnte es in einem von so vielen unterschiedlichen Spezies bevölkerten Universum überhaupt eine als allgemeingültige richtig empfundene kulturelle Überzeugung geben?

Ihr Blick wanderte hinüber zu dem Neuling. Vartik hatte ihr von seinem Plan erzählt, vorübergehend einen alten Freund als leitenden Sicherheitsoffizier an Bord zu holen. Sergio Contello … sie hatte noch nie von ihm gehört. Der Jüngste war er auch nicht mehr. Irgendwie konnte sie sich nicht so richtig vorstellen, wie sich dieser ältere Herr mit schlechter Körperhaltung einem wütenden Breen oder einem aus der Kontrolle geratenen Gorn in den Weg stelle. Ein typischer Schnüffler eben … Vermutlich einer von der Sorte, der erst nachdachte bevor er aktiv wurde, um dann auch nur im Notfall seine kraftstrotzenden Gehilfen in die Schlacht zu schicken. So einer würde jedenfalls gut zu Tanrim passen. Mit dem Bizeps denkende Leute, welche die Hand sehr schnell an der Kanone haben, hatte sie in seinem privaten Umfeld tatsächlich noch nicht getroffen.

Sie warf Tanrim ein Augenzwinkern zu bevor sie den neuen Sicherheitschef begrüßte: „Willkommen an Bord, Lieutenant Contello. Einen erfahrenen Ermittler werden wir auf dieser Mission gut gebrauchen können, denn ich gehe davon aus, dass wir viele Puzzleteilchen zusammen setzen müssen um den Weg zu finden. Die anzustellenden Überlegungen werden mit Sicherheit nicht immer logisch wirken.“

Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens fuhr sie fort: „Wir … das heißt Lieutenant Rubenfeld, Councelor Valdez und ich … haben uns über Dimedes Informationen – wenn man das so nennen kann, was ich zu sehen und hören glaube – Gedanken  gemacht. Sie erwähnte immer wieder dieses Narrativum. Ein Element, das es in der traditionellen Chemie natürlich nicht gibt. Das mag jetzt abenteuerlich klingen …“ Assjima seufzte. Was klang momentan nicht abenteuerlich?  „.. aber wir glauben, dass diese Dimede Völkern, die am Anfang ihrer Bewustseinswerdung stehen, durch ihre Geschichten  die Basis für die soziale Entwicklung ihrer Gesellschaft legt.“

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"Für diese Theorie spricht einiges." erklärte der Wissenschaftsoffizier und nickte Assjima zu, die ihm kurz vor der Besprechung von ihren Überlegungen erzählt hatte. "Sie zu beweisen wird trotzdem schwierig, denn es besteht trotz allem die Möglichkeit, daß es eine zufällige, statistische Häufung ist. Wir sollten es daher zumindest in Betracht ziehen, daß sich Dimede ... inspirierend auf die Entwicklung von Kulturen in der Region auswirkt." Er seufzte. "Und daran sieht man bereits gut, mit welchen Größenordnungen wir uns hier auseinandersetzen müssen."


Die Deltanerin nickte. "Wir werden uns in ungewohnten Fachgebieten bewegen müssen. Historiker, Literaturwissenschaftler und Theologen könnten mehr von Nutzen sein, als Chemiker und Biologen."

Der Captain hakte hier ein, da er beobachtete, wie der Chefingenieur zu einer Entgegnung ansetzte. "Diese Mission fordert uns auf verschiedenen Ebenen parallel. Einerseits müssen wir versuchen, das Wesen einer Gottheit zu begreifen, wo uns möglicherweise unser bisheriges Wissen nicht weiter hilft. Andererseits stehen wir vor technischen und logistischen Problemen, für die wir wiederum all unseren Erfindungsreichtum und unsere Fähigkeiten dringend brauchen werden."
"Wir sollten für diese theologisch-mystischen Fragen ein Team zusammenstellen" setzte die Ärztin an. "Es befinden sich an Bord genügend Mitarbeiter, die den verschiedensten Spezies angehören und etwas zu einer Lösung beitragen könnten. Außerdem möchte ich beantragen dass Lieutenant Rubenfeld als Experte zu weiteren Besprechungen mit eingeladen wird."


Die technische Seite wirkte dagegen nüchtern, dachte der Chefingenieur.
„Das wird ebenfalls eine hart zu knackende Nuss sein. Als einzigen technischen Anhaltspunkt haben wir nur die Emissionen des Maschinenkerns des Romulanershuttles. … „ Er lehnte sich wieder zurück. „ Was ist nun eigentlich mit dieser - telepathischen – Kontaktaufnahme? Ich meine wo meine Frau und T´Vok auf Tenner getroffen sind?“


"Wenn wir ein Team für mystische Fragen einrichten, dann sollten wir auch technisch-wissenschaftliche Fragen im Expertenkreis erörtern." warf der Captain ein. "Ich werde den Treffen jeweils beiwohnen und bei Bedarf, wenn sich Überschneidungen ergeben, berufen wir eine große Runde ein. Ich denke, mit dieser Organisation arbeiten wir am effizientesten."

Counselor Valdez richtete sich auf. "Ich werde eine Liste für entsprechende Teams erstellen. Die jeweils zuständigen Abteilungsleiter sollen mir ihre Vorschläge für geeignete Kandidaten bis heute abend einreichen." Dann richtete sie ihren Blick auf den CI. "Diese telepathische Kontaktaufnahme war eher einseitig. Deswegen halte ich sie für eine Botschaft. Eine Nachricht, die in die Gelpacks implantiert wurde. Wir sollten dies genauer untersuchen. Ich könnte mir votrstellen, dass wir in ihnen eine Art Wegweiser finden könnten.

"Interessant ist, daß seit dem keine weitere Beeinflussung der Gelpacks mehr stattgefunden hat." warf der Tellarite ein. "Obwohl T'Vok mir erzählt hat, daß sie nicht glaubt, daß die von ihr und Jenax übermittelte Botschaft ernsthaft zu Captain Tenners Bewußtsein durchgedrungen ist, so sprechen die Tatsachen doch eine andere Sprache. Die Gelpacks bleiben in stabilem Zustand. Wir können sie weiter erforschen und finden vielleicht heraus, wie all das stattgefunden hat und auf welchem Weg es uns erreicht hat."

"Vielleicht warten sie auf eine Antwort, die sie verstehen können ... die Gelpacks ..." murmelte Assjima vor sich hin.


„Mal angenommen die Gelpacks fungieren wie eine Subraumfunkanlage. Uns würde immer noch die Möglichkeit fehlen den telepathischen Signalen Frequenzen zu zuordnen. Von einer Ortung über Triangulation ganz zu schweigen. Sofern so was überhaupt machbar sein sollte“, wandte George ein.

"Wir wissen aber doch, wohin wir sollen. Wir wissen nur nicht wie!" warf Marla dazwischen.


„Sie übersehen eines. Sofern nicht das Shuttle noch Einsatzfähig, oder Dimmende unsere Leute auf unser Schiff bringt, bleibt nur der Transporter. Und dieser muss in der Lage sein eine Erfassung zu bekommen,“ antwortete George auf den Einwand des Counselors.

Captain Tanrim hatte die Fingerspitzen seiner Hände aneinander gelegt. "Wir sollten nicht versuchen, jetzt sofort alle Probleme im Handstreich lösen zu wollen." antwortete er ruhig und bedächtig. Dann deutete er auf die Sternkarte. "Zunächst haben wir eine Aufgabe für die Navigation, nämlich einen Kurs zu programmieren, der uns sicher und rechtzeitig ins Zielgebiet bringt ohne einen neuen Konflikt auszulösen." Er fixierte Thomas Baum. "Das eilt jetzt am aller meisten, denn ich bin geneigt, den Ok'Ta zu glauben, was ihre Äußerungen zu günstigen Konstellationen betrifft. Anders gesagt glaube ich, daß wir es uns nicht leisten können, diese Information zu ignorieren. Alle anderen Probleme bezüglich Lokalisierung und Rettung unserer Leute müssen wir unterwegs oder vor Ort lösen."

Der lange Pilot richtete sich auf. "Wenn es möglich wäre, wieder ein paar der Ok'Ta an Bord zu nehmen, könnten sie uns wie schon einmal durch die Subraumkanäle lotsen. Wenn ich das alles richtig verstanden habe, haben wir innerhalb der Subraumkanäle auch noch die größte Chance, Kontakt zu dieser Dimede oder Glonta aufzunehmen." Er warf Assjima einen fragenden Blick zu. Diese schloss jedoch nur schicksalsergebend die Augen. "Vielleicht bekommen wir da auch wieder Kontakt zu den Gelpacks ... man ... das hört sich ziemlich dämlich an. Wir wollen mit unseren Gelpacks reden. Willkommen an Bord, Lieutenant Contello. Das ist die Community wie sie leibt und lebt."

Der Sicherheitschef schmunzelte nur schweigend und warf Tanrim einen Blick zu. Dieser räusperte sich und kehrte zum Thema zurück.

"Einverstanden, Lieutenant. Ich werde die Raumenten über unseren Start informieren. Bitte übermitteln Sie ihnen bei Bedarf Rendez-Vous-Koordinaten." Er sah sich in der Runde um. "Gibt es weitere Fragen oder Kommentare?"

Bearbeitet von USS Community
Fehlerkorrektur
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Kentan hatte den ganzen mystisch-mythologischen Aspekt mit einer leichten Skepsis zur Kenntnis genommen, auch wenn es in seinem Volk einige, wenn auch meist eher schwache Telepathen gab (die vor allem weiblichen Metamorphe vielleicht ausgenommen, deren Kräfte nach ihrer großen Bindung an einen Partner aber ebenfalls stark nachlassen konnten).

Nun fragte der OPS-Offizier: "Ist es eigentlich sicher, dass diese telepathische 'Botschaft', welche die Gelpacks empfingen vom Captain stammte oder nicht doch eher von dieser Dimede? Schließlich verfügt Tenner über keinerlei telepathische Fähigkeiten, aber wer weiß, was in dieser Dimension geschehen kann, in der er und Aiso sich gerade befinden ... Captain, ich habe mich in den letzten Monaten verstärkt mit Neurobiologie befasst, um mich auf die immer zahlreicher werdenden organischen Schaltkreise an Bord von Sternenflottenschiffen einzustellen. Und in den vergangenen Tagen kam mir im Rahmen der jüngsten Entwicklungen eine geradezu abstrus erscheinende Idee, von der ich selbst nicht weiß, ob sie wirklich Erfolg versprechen könnte. Aber ich glaube, wenn ich einige der betroffenen Gelpacks in einer bestimmten Konfiguration miteinander verbinde, könnten sie mögliche weitere telepathische Signale leichter empfangen und mit etwas Glück ließe sich sogar deren Ursprung anpeilen. Das so neu zusammengestellte Subsystem wäre vom restlichen Computernetzwerk natürlich vollkommen isoliert, um weitere irritierende Interaktionen zu vermeiden."

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Noch bevor Tanrim antworten konnte, ergriff die Chefärztin mit einem entschuldigenden Seitenblick auf den Captain das Wort: „Davon würde ich abraten, Kentan. Natürlich wissen wir noch so gut wie nichts. Wir arbeiten momentan fast ausschließlich mit Vermutungen und Hypothesen. Doch etwas anderes haben wir nicht – noch nicht. Gehen wir einmal davon aus, dass diese beiden Begegnungen mit Dimede nicht einfach nur meinem wirren Hirn entsprungen sind, sondern wenigstens annähernd real waren. Wenn zumindest die Botschaft, welche sie uns zu vermitteln versucht, eine erste Hilfestellung zur Lösung sein sollen. Wenn ich mich all das, was sie mir zwischen den Zeilen zu sagen versuchte, auch nur halbwegs richtig erinnere. Wenn ich diese erinnerten Hinweise richtig interpretiere … ich weiß, das sind verdammt viele wenns … aber das sind die Informationen, die uns momentan zur Verfügung stehen.  Also: wenn ich all das richtig verstehe, dann hat Dimede unsere Leute gerettet, indem sie ihnen eine einfache kleine Welt innerhalb eines Subraumknotens schuf, in der sie überleben können. Das was ich dort gesehen habe, bot keinerlei Möglichkeiten einer technischen Kontaktaufnahme. Das mag sich inzwischen geändert haben. Es ist inzwischen doch einige Zeit verflossen. Aber sie sprach von einem Elysium. Einem Ort, an dem sich die antiken Krieger nach ihrem diesseitigen Leben ausruhen konnten, bis sie wieder gebraucht werden. In dem mythologischen Elysium der Antike spielt Zeit keine Rolle. Es ist ein Ort der Ruhe, des Vergessens, des ewigen Lebens … ein Ort der Unendlichkeit. Technologie wäre dort vollkommen fehl am Platz. Weder der Captain noch Aiso oder der romulanische Pilot haben telepathische Fähigkeiten. Wir müssen deswegen erst mal davon ausgehen, dass dieses Bild von Jeremy nicht von ihm vermittelt wurde. Es könnte sich um eine Art telepathischer Aufzeichnung handeln, die in die Gelpacks eingespielt wurde. Eine Botschaft. Nicht mehr und nicht weniger. Immer noch vorausgesetzt, dass Dimede wirklich existiert und dass sie es gut meint mit uns und unseren Freunden, wäre die nächstliegende Vermutung, davon auszugehen, dass sie es war, welche die Gelpacks geimpft hat.“

 

Assjima lehnte sich zurück und dachte kurz nach, bevor sie mit leiser Stimme fortfuhr: „Dimede sprach von einem Labyrinth, das man komplett durchschreiten muss, bevor man den Gipfel des Berges erreicht. Und man muss sich den Weg merken, um sich nicht zu verirren. Außerdem sprach sie von Geschichten. Alle Dinge beginnen mit Geschichten und enden mit Geschichten. Besonders die Dinge, für die sie sich interessiert. Geschichten sind ihr Werkzeug. Und Worte. Vor allem Worte … Ich versuche seitdem, mir jedes ihrer Worte so exakt wie nur möglich in Erinnerung zu rufen. Gesetzt den Fall, dass sie es wirklich war, welche das Abbild Tenners in unser System eingespeist hat, dann spielen auch Jeremys Worte eine wichtige Rolle. Er sagte: Bald ist die Zeit der Abreise gekommen … Wir verlassen den Orbit in einer scharfen Kurve. Antrieb abgeschaltet. Schilde auf halbe Kraft … Das Echo nimmt nicht den geraden Weg. Die Melodie ist vereint. Der Pfad teilt sich auf ...“

 

Die Deltanerin zuckte etwas hilflos mit den Schultern. „Kentan … um auf Ihre Frage zurück zu kommen: ich glaube nicht, dass Jenax und T‘Vok es mit dem Captain zu tun hatten, sondern mit einer Botschaft von Dimede, die Jeremys Abbild benutzt hat, um unsere Aufmerksamkeit auf ihre Worte zu lenken. Nur schade, dass diese Verbindung so schnell abbrach. Die Botschaft hätte vermutlich noch mehr Hinweise enthalten. Aber wenn ich mit meinen Vermutungen nicht gänzlich falsch liege, könnte sich diese Botschaft erneut abrufen lassen.

Der erste Teil der Nachricht wirkt auf mich wie eine taktische Anweisung. So wie Jeremy sie in der Realität auch gegeben haben könnte. Der zweite Teil klingt mir nicht nach dem Captain. Er klingt für mich nach Dimede. Ein Rätsel, möglicherweise der Anfang einer Geschichte. Ich habe da so eine Ahnung: Betrachten wir Dimede einfach mal als ein Wesen, für dessen Existenz Geschichten überlebenswichtig sind. Mit der Rettung unserer Freunde bietet sich für sie die Möglichkeit, eine gute Geschichte live zu erleben, ja, sie sogar zu steuern. Womöglich hat sie auch keine andere Möglichkeit, direkt einzugreifen. Also hilft sie uns mit ihren Mitteln und erwartet dafür im Gegenzug einfach nur eine gute Geschichte, die sie weiter erzählen kann. Doch wenn Dimede tatsächlich noch mehr Hinweise in den Gelpacks versteckt hat, dann müssen wir diese Hinweise erst entschlüsseln. Wie in einem Märchen, in dem der Held viele Rätsel zu lösen und viele Abenteuer zu bestehen hat, bevor er seine Prinzessin bekommt.

Lange Rede …“ Assjima lächelte ihre Kollegen entschuldigend an „… kurzer Sinn: Es könnte sein, dass sich in den Gelpacks - und zwar in allen Gelpacks - wichtige navigatorische Hinweise befinden, auf die wir nicht mehr zugreifen können, wenn wir sie vom Schiffssystem isolieren. Außerdem besteht die Gefahr, dass wir Dimede durch eine solche Handlung unser Misstrauen bekunden, sie womöglich sogar beleidigen und sie sich aus dieser Operation zurück zieht. Meine Empfehlung wäre deswegen, die Gelpacks zu überwachen, weiter zu untersuchen, erneut telepathischen Kontakt zu ihnen aufzunehmen, sie jedoch zumindest vorerst da zu lassen wo sie sind, solange sie keine offenkundige Gefahr für unsere Schiffssysteme darstellen.“

 

Bearbeitet von Assjima
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Rev hatte sich bislang zurück gehalten, doch nun machte er einen Einwand geltend.

 

"Sie übersehen etwas, Doktor. Um die Betriebssicherheit des Schiffes zu gewährleisten wurden die betroffenen Gelpacks längst ausgebaut und entweder durch neue oder durch isolineare Schaltkreise ersetzt. Der thelepathische Kontakt kam bei mir im Labor zu stande, wo ich alle ausgebauten Gelpacks in eine simulierte Schiffsumgebung eingebettet habe. Was auch immer die Gelpacks beeinflusst hat, es hat geglaubt, mit dem Schiff zu kommunizieren." Rev seufzte. "Leider ist seit dem thelepathischen Kontakt nichts mehr passiert. Die ausgebauten Gelpacks werden nicht mehr beeinflusst, der Grad ihrer Verwirrung hat deutlich nachgelassen. Wir beobachten und messen das. Allerdings durchkreuzt es aktuell unsere Pläne, irgend eine Art der zuverlässigen Kommunikation zu entwickeln."

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„Vielleicht ist eure Simulation aufgeflogen? Die Gelpacks reden von jetzt an nur noch mit dem echten Schiff? Oder die Gelpacks sind so konditioniert, dass sie nur einen bestimmten Teil einer Botschaft ein einziges Mal weitergeben. Ich weiß es nicht, Rev“ antwortete die Ärztin. „Doch wir sollten versuchen, es herauszufinden. Wurde das Gel inzwischen auf Beeinflussung durch subnukleonische Strahlung untersucht? Sie erinnern sich … der Nebel … Glontas Auge … ist ein Nebel der Mutara-Klasse. Die Breen haben dort ionisiertes Gas abgezogen. Könnte dieses Gas auch benutzt worden sein, um unsere Gelpacks mit was auch immer zu impfen?

Wenn es eine Botschaft gibt, dann muss sie einen Anfang und ein Ende haben. Das, was wir von dem Gelpack im Labor vermittelt bekamen, waren möglicherweise nur herausgerissene Bruchstücke. Vielleicht sogar nur für ein einmaliges Abspielen gedacht? Nach dem Motto: diese Nachricht vernichtet sich in wenigen Sekunden selbst …“

Assjima seufzte. „Bitte versteht mich nicht falsch … und ich will auch niemandem zu nahe treten … aber womöglich war es ein Fehler, alle betroffenen Packs zu entfernen. Wenn wir herausfinden möchten, was es mit den Gelpacks wirklich auf sich hat, sehe ich momentan vier Möglichkeiten: Wir könnten jedes einzelne wieder auf seinen genauen Platz setzen um dann nach einem Anfang der Botschaft oder der Botschaften zu suchen. Wir könnten auch versuchen, den noch intakten und ind Betrieb befindliches Gelpacks ein weiteres Bruchstück einer Botschaft zu entlocken. Womöglich haben sie nur noch keine Auffälligkeiten gezeigt weil es noch nicht an der Zeit ist? Wir könnten auch jedes Gelpack ausbauen, einzeln in Revs Labor abspielen und hoffen, dass wir dieses Puzzle irgendwie zusammengesetzt bekommen. Oder wir bauen alle aus, stecken sie in eine riesige Simulation und suchen dann den Einschaltknopf … Keine dieser Ideen scheint mir eine Garantie geben zu können, dass wir dannach noch verwertbare Informationen bekommen … so sie überhaupt da sind. Deswegen möchte ich noch eine weitere Option in den Raum stellen: Wir setzen alle Gelpacks wieder dahin, wo sie hingehören und machen … gar nichts. Das setzt voraus, dass wir einem Wesen vertrauen, von dem wir nicht einmal sicher sind, ob es überhaupt existiert. Doch wenn Dimede tatsächlich hinter den verwirrten Gelpacks stecken sollte ... Wenn sie uns wirklich unterstützen will … dann wäre ich nicht überrascht, wenn sich jedes einzelne Gelpack immer genau dann zu Wort meldet, wenn es nötig erscheint.“

 

Sie lehnte sich zurück und schloss einen Moment lang die Augen. Mit so vielen Wenns und Abers und Vielleichs um sich zu werfen war ihr selbst zutiefst zuwider. Aber das Fehlen von Fakten sollte auf keinen Fall dazu verleiten, die denkbaren Alternativen außer Acht zu lassen. Und einen winzig kleinen Moment lang war sie sogar etwas beleidigt, weil der Captain ihre Ideen vom Vortag entweder kommentarlos verworfen oder aber einfach vergessen hatte, mit George und Rev darüber zu sprechen. Glücklicherweise sind Deltaner ja nie lange beleidigt oder gar nachtragend. Warte nur, Captain … das wird dich eine sehr, sehr edle Flasche Wein kosten … Und Vartik Tanrim verstand den finsteren Blick …

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Thomas Baum hatte der etwas längeren Ausführung der Deltanerin nachdenklich gelauscht.

Was würde Mili machen?, fragte er sich. Was sagen? Er schloss für einen Moment die Augen und räusperte sich schließlich kurz, als er sie wieder öffnete. Dann ergriff er ruhig das Wort.

"Ich habe keine Ahnung, ob der Captain oder Dimede da irgendwie über die Gelpacks irgendwelche telepathischen Botschaften geschickt hat. Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, was da passiert. Aber, wenn Mili hier wäre, dann würde sie wohl nicht lange fackeln und dafür stimmen, dass wir diese Packs sofort wieder einbauen. Und zwar deshalb, weil diese offenbar einen Plan haben, wie wir den Captain und Aiso-Plee wieder zurückholen können. Und auch weil diese Gelpacks offenbar keinerlei Gefahr für das Schiff bedeuten - immerhin sind wir mit diesen Packs wochenlang herumgeflogen - ohne dass auch nur ein Anzeichen von Problemen gab."

Der große Pilot lehnte sich zurück und holte kurz Luft. "Vielleicht kann man ja ein Sicherheitsprotokoll erstellen, dass die Packs inaktiviert  oder sie überbrückt, sobald sie tatsächlich eine Gefahr für das Schiff bedeuten." Er seufzte kurz. "Sollten wir denn nicht alle Möglichkeiten nutzen - egal wie abwegig oder kurios sie uns erscheinen - um unsere Leute zurückholen zu können?"

 

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"Es widerstrebt mir sehr, die Gelpacks wieder einzusetzten." entgegnete Tanrim entschieden. "Bei aller Liebe zu Spekualtionen, die Gelpacks waren für schwerwiegende Fehlfunktionen verantwortlich. Da wir uns hier befunden haben, waren diese für uns lediglich ärgerlich. Während eines Fluges mit Warpgeschwindigkeit hätten dabei aber leicht kritische Situationen für Schiff und Besatzung entstehen können. Außerdem bin ich der Ansicht, daß wir das Heft des Handelns zu diesem Zeitpunkt der Mission nicht aus der Hand geben sollten. Erst recht nicht auf Grund von Vermutungen." Er deutete wieder auf die Sternkarte. "Wir fliegen in ein Krisengebiet. Wir müssen auf politische und diplomatische Befindlichkeiten Rücksicht nehmen. Wir können nicht erwarten, daß das Schiff das für uns tut. Ich möchte das jedenfalls nicht den Tholianern oder den Gorn erklären müssen, wenn es uns unbedachterweise in deren Raum bringt." Er seufzte. "Ich denke, wir können das Zielgebiet auch auf konventionellem Wege erreichen. Es gibt jedenfalls aus meiner Sicht keinen Grund, der dagegen spricht. Während des Fluges untersuchen wir die Gelpacks weiter, in gesicherter Umgebung!"

Der Zakdornianer schwieg einen Augenblick und beobachtete seine Mannschaft. Er hatte viele Spekulationen gehört, viele Mutmaßungen und Ideen. Kaum etwas davon half ihm bei seinen Entscheidungen in irgend einer Weise weiter. Trotzdem wurde nun von ihm erwartet, daß er die richtigen Befehle gab. Er entschied, die Besprechung nicht länger fortzusetzen, da er sich keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn davon versprach.

"Mister Baum, setzen sie einen Kurs auf den Spiralnebel." befahl er. "Ich möchte bei dieser Mission jeden unnötigen Konflikt vermeiden. Wählen Sie die Route also so, daß wir unser Ziel erreichen ohne dabei besondere Aufmerksamkeit zu erregen und ohne das Territorium neutraler oder feindlicher Fraktionen zu verletzen. Wir haben es zwar eilig, ich nehme jedoch lieber einen Umweg in Kauf, als einen neuen Krieg mitzuverschulden."

 

Der Steuermann bestätigte den Befehl knapp und Tanrim wandte sich an Assjima.

 

"Doktor, Sie haben einen guten Draht zu den Ok'Ta. Wir könnten deren Unterstützung gebrauchen, sowohl bei Navigationsfragen als auch zum besseren Verständnis von Dimede. Bitte nehmen Sie Kontakt zu ihnen auf und bitten Sie sie um Hilfe. Außerdem möchte ich, daß Sie und Ihr Team sich mit den theologisch-mystischen Fragen auseinandersetzen. In welchen Formen tritt Dimede auf und wie wurde mit ihr kommuniziert? Waren dazu nur Telepathen in der Lage? Über welche Kräfte verfügt diese Gottheit und war sie in der Vergangenheit möglicherweise auch für negative Ereignisse verantwortlich? Hat sie so etwas, wie die Rettung unserer Leute bereits früher getan und sind diese je zurückgekehrt? Es gibt noch viele Fragen, die uns möglicherweise weiterhelfen könnten."

 

Dann wandte sich der Captain an die wissenschaftlich/technische Fraktion.

"Mister Sheridan, Mister Delama, Mister Torr, beobachten Sie die Gelpacks weiter. Falls diese Gelpacks noch irgend welche Geheimnisse bergen oder nochmals telepathisch aktiv werden, möchte ich das sofort wissen. Ich möchte auch wissen, wenn wir ein erhöhtes Niveau von subnukleonischer Strahlung messen. Falls das passiert, lokalisieren sie unbedingt die Quelle! Die Ok'Ta gehen davon aus, daß bestimmte Konstellationen den Erfolg unserer Mission beeinflussen. Überprüfen Sie, ob man das irgendwie wissenschaftlich belegen kann. Optimieren Sie die isolinearen Ersatzsysteme weiter, damit die Community im Ernstfall voll funktionsfähig ist und führen Sie diesbezüglich noch ein paar Tests durch, bevor wir die Grenzregion erreichen. Das wäre alles für den Moment. Wegtreten."

Die Crew gehorchte und verließ den Besprechungsraum. Nur Contello blieb demonstrativ sitzen, wartete, bis alle gegangen waren und betrachtete den Zakdornianer nachdenklich.

 

"Habe ich wirklich alle Optionen bedacht?"

Der Sicherheitschef schmunzelte amüsiert. "Wer kann das schon?"

"Ich frage mich nur, was passiert, wenn wir jetzt das Falsche tun?" antwortete der Zakdornianer.

"Ob es richtig oder falsch ist, kannst du nur herausfinden, indem du jetzt irgend etwas tust." entgegnete der alte Mensch. "Aktuell tust du das, was ein guter Ermittler auch tun würde. Er kehrt an den Ort des Geschehens zurück, um dort nach Hinweisen zu suchen. Parallel dazu betreibt er Recherche. Wenn das schon falsch ist..." Contello zuckte die Achseln. "...dann steht die Mission unter keinem guten Stern."

"Du sagst das so leicht." brummte Tanrim etwas ungehalten. "Immerhin geht es hier um die Rettung unserer Leute!"

Sergio Contello erhob sich von seinem Platz und zerrte erneut an seiner schlecht sitzenden Uniform.

"Ich habe in meiner Laufbahn viele Wesen gesucht. Entführungsopfer, Flüchtlinge, Ausbrecher und auch Leute, die einfach so verschwunden sind. Einige habe ich lebendig gefunden, andere tot, wieder andere wollten gar nicht gefunden werden. Aber einzelne wurden nie mehr gefunden. Doch auch bei denen habe ich mein Möglichstes getan. Es ist niemals leicht." Contello machte sich auf den Weg zur Tür.  "Laß es auf dich zu kommen, Vartik."

Bearbeitet von USS Community
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„Verzeihung Commander?“

 

Lieutenant Contello rannte laut Atmend dem Chefingenieur her. George drehte sich um und sah den neuen Sicherheitschef um Ecke hastend auf sich zukommen.

 

„Alles in Ordnung?“, fragte George den Mann, der immer noch nach Atem rang und man den Eindruck bekam, dieser hätte an einem Marathon teilgenommen.

 

„Oh ja, Sir. Alles in Ordnung“, versicherte Contello, nachdem er wieder Luft holen konnte.

 

„Wir konnten uns bisher noch nicht persönlich vorstellen. George Sheridan.“ George reichte Contello die Hand.

 

„Sergio Contello. Angenehm Sir. Ich habe von Ihnen und ihren Kollegen viel gehört. Allein die Geschichten die Captain Tanrim zu erzählen weiß sind schon außergewöhnlich. Vor allem Mrs. Contello hat diese Dokumentation und alle darauf weiteren folgenden Geschichten verschlungen. Meine Güte….“ Contello schüttelte verwundert den Kopf und fuhr sich mit der rechten Hand durch die wuschelig anmutende Frisur.

„Dürfte ich Sie um etwas bitten Commander? Es geht um mein Shuttle…...es bräuchte….“

 

„Sie wollen dass ich die Systeme mir anschaue?“

 

„Ganz genau! Insbesondere der Steuerbord-Antigravemitter sollte mal überholt werden.“

 

„Dann lassen Sie uns gleich danach sehen. Bei der Gelegenheit können Sie auch ein wenig das Schiff kennenlernen.“

 

„Ich will keine Umstände machen Commander“, sagte Contello und hob beschwichtigend die Hände.

 

„Kein Problem.“, antwortete George.

 

 

 

Als die Beiden wenige Minuten später im Hangar vor Contellos Shuttle standen bereute George für einen kleinen Moment seine Zusicherung.

Contellos Shuttle war ein Modell, das vor locker 50 Jahren in Dienst und vor ca. 30 Jahren wieder aus dem selbigen gezogen wurde. Alleine die Beulen an der Hülle verrieten einem, dass dieses kleine Schiff bald mehr an Geschichte gesehen haben muss als einst Kirks erste Enterprise.

 

Contello stand beobachtend drei Schritte von George entfernt , während dieser noch eine visuelle Inspektion vornahm. Dann holte er einen Tricorder hervor und führte einen Scan aus.

Die Werte auf dem kleinen Display offenbarten noch mehr von der Leidensgeschichte der Fähre. Das eigentliche Wunder bestand wahrhaftig darin dass diese noch in einem Stück war.

 

„ Also was den Steuerbord-Antigravemitter angeht. Soweit ich weiß gibt es keine Ersatzteile mehr. Aber wir können da was bauen. Bei der Gelegenheit werden wir auch das Backbord Gegenstück austauschen. Denn der wird auch demnächst sich zu Wort melden“, begann George zu erklären.

„Des weiteren muss das Impulstriebwerk überholt werden. Die Plasmaverteiler sind am Ende. Dann noch die …….. „ George hielt inne.

„Kurz wenn wir fertig sind, haben wir ihrem Shuttle noch weitere 20 Jahre geschenkt.“

 

„Das wäre schön, wenn es keine Umstände macht.“

 

„In einer Woche sollte die Überholung abgeschlossen sein.“

 

„Vielen Dank Commander. Es gibt nicht wenige die gleich sagen, dass ich mein Shuttle verschrotten lassen soll“ Contello warf seinem Shuttle einen leicht wehmütigen Blick zu, so wie wenn es sich dabei um einen altgedienten Weggefährten handelte, der gerade von sämtlichen Gebrechen geplagt wurde.

„Ich will aber nicht, dass Sie ihre Pflichten vernachlässigen.“

 

 

„ Das passiert schon nicht. Kommen Sie Lieutenant. Jetzt werde ich Sie durch das Schiff führen.“

 

„Vielen Dank, Sir.“

 

George ging vor und achtete darauf, dass Contello ihm in seinem Tempo hinterher trotten konnte, während er den neuen Sicherheitschef durch das Schiff führte.

 

 

Bearbeitet von CptJones
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Mit langen Schritten hastete Assjima unmittelbar nach der Besprechung in das Casino, wo eine kleine Bolianerin vor einem Syntehol-Cocktail saß und sichtlich gut gelaunt mit Tassadar plauderte. „Bitte entschuldige die Verspätung, Bria. Nachdem deine Ankunft verschoben wurde, kam mir eine Besprechung dazwischen.“ Sie winkte ab, als sie Tassadars fragenden Blick sah.

„Ich bin es, die sich zu entschuldigen hat. Ich musste noch ein paar Einkäufe auf der Station machen. Das hatten die Kollegen auf der OPS nicht bedacht, als sie mich bei euch ankündigten.“

"Aber du hast es ja noch rechtzeitig geschafft. Zum Glück, denn wir fliegen jeden Moment ab. Willkommen an Bord! Ich freue mich wirklich, dass du es auf dich nimmst, schon jetzt mit uns in den Raum der Breen zurück zu fliegen. Das war sicherlich keine einfache Entscheidung.“

„Nein, war es wirklich nicht. Ich hätte gerne noch etwas Zeit mit meinen Söhnen und mit meiner kleinen Enkeltochter verbracht. Aber …“ Sie schaute Assjima nachdenklich an. „Ihr habt eure Haut riskiert, um unbekannte Leute rauszuhauen. Und ich soll nun einfach zusehen, wie ihr euer Leben noch einmal riskiert, um drei eurer Kammeraden zu retten, die in Gefahr sind, weil ihr uns gerettet habt? Das kann ich nicht. Ich denke wirklich, dass ich euch nicht nur als Ärztin von Nutzen sein kann. Ich kenne die Breen, spreche ihre Sprache, kenne ihre Verhaltensweisen, ihre Gebräuche, ihre Traditionen … in zehn Jahren lernt man eine Menge. Auch wenn man nur in einem Lager festsitzt. Außerdem bin ich sehr froh, dass du mir eine Chance gibst. Nach so vielen Jahren ist Vieles in Vergessenheit geraten und ich bin noch lange nicht auf dem neuesten Stand der medizinischen Forschung. Das Sternenflottenkommando hätte mich am liebsten erst noch einmal auf die Akademie geschickt.“

Assjima lachte. „Ich bin mir sicher, dass du das alles ganz schnell aufholen wirst.  Möchtest du zuerst dein Quartier sehen oder deine Krankenstation?“

„Am liebsten würde ich zuerst deinen Staff kennen lernen. Ich habe viele verrückte Geschichten über die gehört.“

Die Deltanerin hob abwehrend die Hände. „Nein! Bitte nicht. Du würdest sofort einen falschen Eindruck bekommen. Ich würde vorschlagen, dass wir uns diesen Event für später aufheben. Die meisten werden sich mit Ende der Spätschicht hier im Casino treffen. Da wirst du fast alle auf einen Schlag erwischen. Sie freuen sich schon darauf,  dich kennen zu lernen. Komm … las uns gehen. Ich muss gleich noch Sam verabschieden.“

„Ach … dann lerne ich den gar nicht kennen? Wie schade …“

Während die beiden Frauen das Casino verließen, plauderte die neue Assistenzärztin fröhlich weiter: „Bislang habe ich ja nur diesen Rubenfeld getroffen. Der alleine ist schon eigenartig genug“ schmunzelte Bria. „Und den netten Kadetten mit den Segelohren.“

„Aban ist inzwischen Fähnrich. Er hat mit seiner Promotion begonnen, wird diese aber hier an Bord schreiben. Computer: Tertiäre Krankenstation.“ Die Türen der Kapsel schlossen sich.

„Es ist eigenartig, dass ihr drei Krankenstationen an Bord habt. Kommt der Multi-Vektor-Angriffsmodus oft zum Einsatz?“

„Nein. Zum Glück nicht. Es ist ungemein stressig wenn das Schiff geteilt wird. Ich musste schon diverse Nächte in meinem Büro verbringen, weil mein Quartier auf der Sekundärsektion ist. Aber keine Sorge – ich habe dafür gesorgt, dass du auf der Tertiärsektion untergebracht bist.“ Der Turbolift entließ die beiden Frauen in den Korridor. „Du wirst dennoch viel Zeit auf der Primärstation verbringen. ie muss ja rund um die Uhr besetzt sein. Die kleine Station auf dieser Sektion hatten wir bislang mangels Personal  nur im Ernstfall aktiviert, oder wenn spezielle Forschungsaufgaben anstehen. Voila – hier ist es, dein eigenes kleines Reich!“

Die Bolianerin trat ein und sah sich aufmerksam um. Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen. „Sie ist klein … aber sie gefällt mir. Oh … es gibt sogar ein separates Büro.“

„Das Büro der dritten Schiffsärztin … dein Büro. Allerdings wird Aban sich hier oft aufhalten, denn er lässt hier seine Versuchsreihen laufen. Das kann er aber auch außerhalb deiner Schicht machen. Ich werde den Schichtplan entsprechend anpassen, so dass du auch Personal bekommst. Denn hier gleich um die Ecke ist die Wissenschaftsstation. Wenn die mitbekommen, dass die Tertiärstation wieder geöffnet ist, werden sie mit all ihren Wehwehchen direkt zu dir kommen. Und derzeit haben die viele Wehwehchen. Ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit Rev wechseln. Lieutenant Rev Torr – unser leitender Wissenschaftsoffizier. Vielleicht sollten wir seine Station mal unter dem Aspekt Arbeitssicherheit genauer unter die Lupe nehmen.“

„Ich werde mich ganz gewiss nicht gleich schon zu Anfang unbeliebt machen“ lachte Bria.

„Ok – wir verschieben das auf später. Dein Quartier ist gleich hier am Ende des Korridors.“ Laute Stimmen lockten die beiden wieder hinaus auf den Flur. Dort stand James wild gestikulierend, während Blechbüx ihn aus verwunderten Okularen anstarrte und ein langer, schlaksiger Teenager zwischen diversen Taschen auf seiner Ladefläche kniete und mit einem Hauch von Verzweiflung im Gesicht in Windeseile versuchte, einen großen Blumenstrauß wieder in Form zu bringen.

„Du bist wirklich ein Idiot, Ivan“ zischte James aufgebracht. „Ich sagte doch ausdrücklich, dass du dich mit dem Blumenstrauß nicht zwischen die Taschen quetschen sollst. Du hast doch Beine! Und du, Blechbüx, hättest es doch besser wissen müssen. Ladung muss immer gesichert werden! Auch wenn es nur über ebene Fußböden geht!“

Assjima packte Bria am Arm und zog sie zurück in die Krankenstation. „Geben wir den dreien noch eine Minute, damit sie sich sortieren können. James würde totunglücklich werden, wenn seine Überraschung verdorben wäre. Er gibt sich mit solchen Dingen immer sehr viel Mühe.“

„Das waren doch meine Taschen da auf dem Raupendings …?“

„Ja, das waren sie. Das Raupendings ist Blechbüx, ein ehemaliger Grabungsroboter. Wir wissen bis heute noch nicht genau, wie es passiert ist, aber er ist empfindungsfähig. Er entwickelt sich immer weiter … manchmal ist seine Lernfähigkeit richtig unheimlich. Aber wir lieben ihn alle. Er ist fröhlich, hilfsbereit, uneigennützig, zuverlässig und sehr mutig. Allerdings hat er auch ein sehr großes Mundwerk. Du wirst ihn mögen. Crewman James Bristow ist einer unserer Sanitäter. Er ist eine treue Seele mit einem großen Herzen und Bärenkräften. Achte darauf, dass er Befehle immer sehr wörtlich nimmt und nicht von ihnen abweicht. Ich habe mir angewöhnt, ihm nie etwas zu befehlen, sondern grundsätzlich nur zu bitten. Dann bleibt sein Verstand nämlich eingeschaltet.“

Die Bolianerin schüttelte verwundert den Kopf. „Auf was habe ich mich da nur eingelassen! Und der Junge?“

Auf Assjimas Nasenwurzel bildete sich eine kleine Falte. „Das ist Ivan. Der Sohn von Crewman Cbovnik. Pavel wurde bei unserem Zusammenstoß mit den Borg assimiliert. Wir konnten ihn retten und die Assimilierung rückgängig machen, aber der Junge hat eine sehr schwere Zeit hinter sich. Blechbüx hat sich seiner angenommen und seitdem verlässt er sein Schneckenhaus immer öfter.  Du wirst auch Pavel kennenlernen. Er gehört ebenfalls zum medizinischen Staff.“

„Ich glaube, ich mag diesen Roboter jetzt schon. Was meinst du – können wir uns wieder raus wagen?“

„Ich denke, die drei hatten jetzt genügend Zeit, dein Gepäck zu versorgen. Lass uns nachschauen.“

Erneut verließen sie die Krankenstation und betraten wenige Schritte später das neue Quartier der Bolianerin. Die Taschen standen ordentlich gestapelt in einer Ecke und in der Mitte des Raumes stand ein riesiger Blumenstrauß auf zwei Beinen, rechts und links flankiert von James und Blechbüx.

„Lieutenant K’lum“ setzte James an während er einen Schritt vor trat. „Im Namen der Crew möchten wir Sie herzlich an Bord der Community begrüßen.“ Er verpasste dem Blumenstrauß einen Stoß in die Rippen. „Ivan … nicht einschlafen!“

Der Junge stolperte nach vorne und streckte Bria die Blumen entgegen. „W … Willkommen an B…Bord“ stotterte er.

„Danke, junger Mann“ Sie nahm die Blumen lächelnd entgegen. „So einen freundlichen Empfang hatte ich gar nicht erwartet.“

„Machen wir auch nicht bei jedem“ Grinste dieser Roboter tatsächlich? „Es kann jedoch nicht schaden, sich mit einer neuen Ärztin gut zu stellen. Ihr Halbgötter sitzt immer noch am längeren Hebel, wenn es darum geht, die eine oder andere lockere Schraube festzuziehen.“ Doch – er grinste!

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Rev war nach der Besprechung in Gedanken versunken in Richtung der Labors geschlendert. Er dachte über Tanrims Befehle nach und über die Möglichkeiten, die er noch hatte um brauchbare Antworten zu bekommen. Diese verdammten Gelpacks! Wie viele Stunden für Analsysen und Testreihen hatte er nun schon investiert und letztlich war er keinen Schritt vorwärts gekommen. Immerhin, er hatte einige Ursachen für das merkwürdige Verhalten ausschließen können, doch das allein genügte nicht. Er brauchte Antworten und er befürchtete mehr denn je, daß er diese nicht so schnell würde liefern können.

In ziemlich trübsinniger Stimmung bog er in das Versuchslabor ein und nickte Fähnrich Wessler zu, der die Anzeigen der Gelpacks überwachte. Er schien gelangweilt und müde zu sein und gab sich auch keine besondere Mühe, das zu verbergen. Rev konnte es ihm kaum verübeln und ging wortlos weiter, zu T'Voks Büro.

"Nichts neues?" fragte er knapp.

"Ich nehme an, daß sich Ihre Frage auf die Gelpacks bezieht, Sir." antwortete die Vulkanierin und fügte dann hinzu: "Der Grad der Verwirrung nimmt weiter ab, wobei sich die Abnahme verlangsamt hat. Allerdings ergibt sich dadurch eine wachsende Ungenauigkeit der Quantifizierungsmethode. Je seltener ein Fehler auftritt, desto ungenauer wird die Berechung des Grads der Verwirrung. Das ist leider nicht zu ändern."

Der Tellarite winkte ab.

"Macht nichts. Die absoluten Werte sind nicht von besonderem Interesse. So lange es präzise genug ist, um eine Tendez abzulesen bin ich schon zufrieden."

"Das ist momentan noch der Fall." bestätigte T'Vok, betonte jedoch die Worte "momentan" und "noch", was für den leitenden Wissenschaftsoffizier Grund für einen tiefen Seufzer der Frustration war.

"Unsere Ergebnisse taugen gerade so, um eine Grafik daraus zu basteln und diese wird bald so ungenau sein, daß auch das keinen Sinn mehr macht." antwortete er frustriert, um dann einen Moment inne zu halten und ganz abrupt das Thema zu wechseln.

"T'Vok, wie funktioniert Telepathie?"

Die schlanke Vulkanierin hob fragend eine Augenbraue und Rev führte hastig seine Frage genauer aus.

"Ich meine, wenn Sie zum Beispiel mit mir eine Gedankenverschmelzung durchführen, was passiert da genau? Wie können Sie herausfinden, was ich denke?"

"Als Berührungstelepathin ertaste ich zunächst Punkte, die mir eine gute Verbindung gestatten. Bei humnoiden Lebewesen ist das..."

"Ja, im Gesicht, das weiß ich." fuhr Rev dazwischen. "Aber was genau tun Sie dort? Messen Sie meine Hirnströme? Scannen Sie mich aktiv mit einer Art Strahlung? Welcher physiologische Aspekt macht Telepathen telepathisch?"

"Das sollte Ihnen vielleicht besser ein Arzt erklären." antwortete die Vulkanierin nachdem sie einen Augenblick nachgedacht hatte. "Es stimmt, das humanoide Nervensystem basiert auf Elektrizität und die Hirnwellen kann ich spüren. Daraus dann die Gedanken eines anderen Individuums zu lesen erfordert jedoch viel mentales Training. Speziell bei anderen Spezies sind die Gedankenmuster oft sehr... bizarr, was eine korrekte Interpretation naturgemäß erschwert. Noch schwieriger ist es, dem Gegenüber eigene Gedanken mitzuteilen. Und ich bin lediglich Berührungstelepathin. Bei Distanz-Telepathen ist es nochmals deutlich komplizierter, da dort andere Übertragungsmechanismen notwendig sind."

Rev brummte nachdenklich vor sich hin und kratzte sich am Bart.

"Warum kann ein Telepath dann nicht auf telepathischem Weg Computeraktivität auslesen? Auch das ist Elektizität."

"Weil Hirnwellen fast aller Lebewesen analoge Muster haben, während Computer stets digital arbeiten. Von den Geschwindigkeitsunterschieden ganz zu schweigen. Die Bynären beispielsweise können digitale Muster mühelos verstehen, fast alle anderen Wesen sind dessen jedoch nicht mächtig." Die Vulkanierin hielt einen Moment inne. "Sir, wenn ich Ihre Überlegungen richtig deute..."

"...haben wir zumindest einen neuen Forschungsansatz, ja." komplettierte Rev ihre Aussage. "Wenn ein telepathisches Wesen analoge Signale an ein digitales System wie die "Community" sendet, dann wäre es zumindest kein Wunder, wenn das dadurch verrückt spielt. Können wir das testen?"

T'Vok nickte knapp.

"Theoretisch, ja. Und diese Theorie würde zumindest einige Ungereimtheiten erklären. Praktisch wird es fast unmöglich sein, das schlüssig als Ursache für die verwirrten Gelpacks zu beweisen, so lange diese nicht erneut beeinflusst werden. Denn die Gelpacks sind gut gegen Störeinflüsse abgeschirmt. Ich fürchte, uns fehlen für ein Experiment schlicht die Möglichkeiten."

Der Wissenschaftsoffizier stimmte ihrer Argumentation zu. Aktuell war es tatsächlich nur eine weitere Theorie, die sie nicht beweisen konnten. Doch immerhin hatte er wieder einen Ansatz, den er weiter verfolgen konnte. Euphorisch und beseelt eilte er aus dem Büro, durchquerte das Labor und klopfte im Vorbeigehen dem völlig überraschten Fähnrich Wessler so fest auf die Schulter, daß dieser vor Schreck fast vom Stuhl fiel.

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Thomas starrte nachdenklich auf das Padd vor sich. Ursprünglich hatte er einen direkten Kurs nach Breen im Sinn gehabt, doch seine Vorgesetzte, die sich momentan noch auf dem Weg zu deren Heimatwelt befand, riet ihm in einer kurzen Mitteilung davon ab. Offenbar machten die Ferengi momentan noch mehr Scherereien als sonst.

Ich weiß, dass die Zeit drängt schrieb Mili in dem Brief doch solltet ihr die Ferengi nicht unterschätzen. Meine Kontakte meinen, dass diese alles andere als begeistert davon sind, von der Föderation und den Breen regelrecht „in die Zange genommen“ zu werden. Zumal sie bislang von unseren Streitigkeiten profitierten. Möglich also, dass sie irgendwelche Aktionen unternehmen werden, um einen Friedensvertrag oder auch nur einen Nicht-Angriffspakt zu verhindern. Versucht das Ferengi-Gebiet so weit wie möglich zu umfliegen.

Der Pilot wusste, dass die Bajohaliianerin recht hatte – auch wenn ihm die Alternative nicht wirklich gefiel. Denn um die Ferengi nicht zusätzlich zu reizen oder gar zu Dummheiten zu verleiten, konnte er auch nicht den Kurs nach Fesarius setzen, um dann entlang der Grenze zur Ersten Föderation zu fliegen. Blieb also nur noch ...

Manchmal ist eine Gerade eben nicht die kürzeste Strecke, mein Freund. Wenn du mich um Rat fragen würdest – ich weiß, dass dem nicht so ist – dann würde ich dir zu einem Kurs zu dem Subspace Relay AR-558 raten. Auch wenn vermutlich alle drei Quadranten schon wissen, dass die Community zu einem Rettungseinsatz unterwegs ist, könnte man zumindest den ersten Teil eurer Reise als Inspektions- oder Reparaturmission „tarnen“. Wie es danach weitergeht, muss ich dir wohl nicht in aller Ausführlichkeit schildern.

Nein, das war wirklich nicht nötig.

 

„Ich übernehme“, verlangte er von Fähnrich Vahdat, ihn an der Flight-Konsole abzulösen.

„Sir?“ sah dieser ihn überrascht an „Meine Schicht ist noch nicht zuende.“

„Ich weiß, Vahdat, aber diesen Kurs muss ich selbst berechnen und eingeben. Bitte übernehmen Sie meinen Dienst auf dem Hangardeck.“

Der Kelleruner zögerte nur einen kurzen Moment, dann erhob er sich nickend und gab den Platz frei. „Natürlich, Sir.“

Der Mensch rief Sternen- und Navigationskarten auf sein Display, erkundigte sich dann nach besonderen Vorkommnissen auf seiner Route und berechnete schließlich die Daten. Dann leitete er die Route an den Captain weiter, der hinter ihm auf seinem Stuhl Platz genommen hatte.

Vartik Tanrim sah erstaunt auf, als die Meldung des Piloten bei ihm angezeigt wurde. Es war noch nie nötig gewesen, dass Flight sich seine Erlaubnis einholte. Doch als er den Kurs sah und erkannte, wohin er das Schiff führen würde, begriff der Zakdorn, warum Baum sich seine Zustimmung einholen wollte. Tanrim erhob sich von seinem Platz und stellte sich neben den Piloten.

„Ihnen ist doch klar, dass der von ihnen gewählte Kurs uns nahe an das Tzenkethi-Gebiet bringt, Lieutenant?“, fragte er ihn leise.

„Ja, Sir“, antwortete der Mensch und sah zu seinem Vorgesetzten. Dann berichtete er leise von Milis Nachricht. „Wir beide sind der Meinung, dass es im Moment ungefährlicher ist, dort entlang zu fliegen. Außerdem können wir uns bei einer Konfrontation mit den Tzenkethi rasch im Helaspont-Nebel verstecken – ich wollte so oder so, eher an den dessen Grenzen entlang fliegen.“

„Ich verstehe“, murmelte der Zakdorn. Dann kehrte er zu seinem Platz zurück. „Lieutenant Baum, setzen Sie Ihren Kurs.“

„Aye, Sir. Kurs gesetzt.“

„Energie.“

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Isolineare Schaltkreise konnten Berechnungen mit Überlichtgeschwindigkeit durchführen, wenn sie sich in einem Subraumfeld befanden. Doch dies galt nur für die Computerkerne; die Verbindungsknoten, welche nun die Gelpacks ersetzten, leiteten die Daten mit deutlich geringerer Geschwindigkeit weiter als ihre organischen Varianten. Kentan machte sich daher daran, zunächst zwei positronische Versionen zu bauen, welche fast genauso schnell sein sollten. Die Klingonen setzten sie auf jeden Fall seit vielen Jahren auf ihren Schiffen ein, ohne einen nennenswerten Nachteil gegenüber Föderationsschiffen zu haben. Zwar hatte es auch in der Sternenflotte bereits vor Jahrzehnten positronische Relais gegeben, doch die Datenknoten, welche Kentan an allen wichtigen Schnittstellen einzusetzen gedachte, waren um einiges komplexer und effizienter. Der Kriosianer hoffte nur, dass sie in ihrer Struktur einem organischen Nervensystem nicht zu nahe kamen und ähnliche Aussetzer erfuhren wie die Gelpacks. Daher wollte er zuerst etwas mit den beiden Prototypen experimentieren, natürlich ohne den regulären Schiffsbetrieb zu stören.

Kaum hatte er die beiden Platinen, welche in ihren Maßen und Anschlüssen exakt einem Gelpack entsprachen platziert, kam der neue Sicherheitschef in die OPS-Zentrale spaziert.

"Gut dass ich Sie treffe, Lieutenant. Es ist mir ein bisschen unangenehm, aber ... Ich habe Schwierigkeiten, mich an das moderne Interface-Design zu gewöhnen. Ich weiß, es soll effizienter sein als alles bisher dagewesene, aber im Moment sieht es für mich noch eher verwirrend aus."

"Das ist kein Problem, Lieutenant; Sie können die LCARS-Oberfläche der Taktischen Konsole an Ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen. Sobald Sie sie berühren, wird Ihre persönliche Konfiguration aufgerufen, egal wer vorher daran gestanden hat. Die meisten Offiziere kommen mit den Standard-Konfigurationen zurecht, aber erfahrenere Kollegen optimieren sie auch mal gerne, um im Ernstfall alle wichtigen Systeme besser im Blick und vor allem schneller im Griff zu haben."

Lieutenant Contello lächelte. "Ja, von diesen Anpassungsmöglichkeiten habe ich schon gehört. Nur leider - es ist mir wirklich etwas peinlich, das zuzugeben, aber ich war schon ewig nicht mehr im aktiven Dienst der Sternenflotte - weiß ich nicht ganz, wie es geht. Offen gesagt hatte ich mit Taktischen Interfaces und Raumschlachten schon immer gewisse Schwierigkeiten ... Ich bin mehr der Polizist, der Ermittler, verstehen Sie? Wenn irgendetwas auf diesem Schiff passiert, gehe ich der Sache nach und lasse nicht locker, bis ich den Fall aufgeklärt habe. Mit einem Handphaser schieße ich auch nicht allzu gerne, aber meine Reaktionen und meine Trefferquote liegen im oberen Durchschnitt."

"Ich verstehe", erwiderte Kentan, welcher nun seinerseits lächelte. "Und Sie möchten sich auch nicht von einem untergebenen Offizier einweisen lassen, weil Sie um Ihr Ansehen fürchten?"

"Nun ja, fürchten wäre vielleicht ein zu starkes Wort, aber es stimmt schon, das Sicherheitsteam hier an Bord eines der modernsten Föderationsschiffe sieht mich schon mit etwas schrägen Blicken an. Natürlich stellt niemand meine Befehle infrage, und gerade deshalb will ich auch nicht, dass meine Professionalität durch so etwas wie Schwierigkeiten mit dem Computer in Zweifel gezogen wird."

"Also dann, Mr. Contello - hier in der OPS-Zentrale lässt sich jede beliebige Brückenkonsole emulieren. Im Prinzip könnte man auch die ganze tatsächliche Steuerung hierher verlegen, aber soweit ich weiß wurde dies noch nie getan. Schließlich haben wir gleich drei komplette Brücken - und Ihre Konfiguration könnten Sie auf jeder von ihnen abrufen."

Der Erdenmensch italienischer Abstammung schlug die Hände über den Kopf zusammen. "Ach du meine Güte, stimmt, dieses Schiff kann sich dreiteilen! Also, dann lassen Sie uns am besten gleich mal anfangen, wenn Sie Zeit haben. Ist das hier zum Beispiel bereits eine Simulation eines Taktischen Interfaces?"

"Nein, das sind die Anzeigen der Navigationskontrolle. Wir beobachten sie nur, denn gerade die Piloten werden schnell fuchsteufelswild, wenn ihnen jemand von einem anderen Ort aus in die Steuerung hineinfunkt. Die Taktische Anzeige haben wir momentan nicht online, aber ich werde sie mal auf diesen leeren Bildschirm hier legen. - So, hier sehen Sie die Standardkonfiguration. Ich für meinen Teil finde sie bereits sehr übersichtlich; hier haben Sie den Status der Schilde im Blick, da den der Phaser und Torpedos ... Und keine Sorge wegen dem Multi-Vektor-Modus: Der wird nur dann angezeigt, wenn er auch aktiv ist. Diese kleine Schaltfläche hier schaltet das Display um, aber nur auf Befehl eines vorgesetzten Offiziers. Keine Sorge, wenn Ihnen das jetzige Design nicht zusagt, können Sie es wie gesagt beliebig konfigurieren."

"Äh, gingen vielleicht auch mechanische Schalter? Irgendwie ist mir etwas Handfestes manchmal doch lieber."

"Mechanische und taktile Zusätze lassen sich aktivieren beziehungsweise hinzufügen, aber ich kenne niemanden in der Sternenflotte, der sie verwendet. Außer vielleicht in einigen exotischen Shuttles wie dem Alpha-Flyer, welcher nach dem Vorbild des Delta-Flyers gestaltet wurde. Wir können zumindest die Bedienoberfläche älterer Sternenflottenschiffe simulieren, die wurden zum großen Teil schon Ende des vergangenen Jahrhunderts über berührungsempfindliche Displays gesteuert." Kentan stellte die Anzeige mit einigen Handgriffen auf das Schema des ausgehenden 23. und frühen 24. Jahrhunderts um.

"Ja, das sieht schon um einiges vertrauter aus. Jetzt nur noch hier und da ein paar Schaltflächen und Sub-Displays umgruppieren ..."

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Rosa … ein Nichts aus Rosa … Entfernt flüsternde Stimmen … Gedämpft, wie in Watte gepackt. „Hörst du mich, FK395?“ „Ja, aber nur ganz undeutlich.“ „Warum sperren die uns ein?““Weil du Idiot zu viel geplappert hast.“ „Ach was. Das glaube ich nicht.“ „Du bist auf einen Trick des Kohlenstoffhaufens reingefallen.“ „Ich? Nein … du hast doch angefangen. Ein Pikser und schon verlierst du die Kontrolle.“  „Das hat auch verdammt weh getan … he! Was ist das da drüben?“ „Beim großen Zentralgehirn! Das ist wieder einer von diesen verdammten Kohlenstoffhaufen! GB 596 … wie kommt der hier her?“ „Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Den machen wir platt!“

Das rosa Nichts verdichtete sich, zog sich zusammen und änderte die Farbe …

Mit einem Schrei schreckte Assjima hoch, rutschte seitlich vom Schreibtischstuhl und plumpste unsanft auf den Boden.

Councelor Valdez, die sich gerade mit Elijah unterhielt, sah diesen Absturz aus den Augenwinkeln durch die Glastür, lies den verdutzen Kollegen stehen und stürzte hinüber ins Büro  „Doc … ist alles in Ordnung?“ und streckte der nach Atmen ringenden Ärztin die Hand entgegen.

„Danke …“ antwortete Assjima und ergriff die Hand. Mit zitternden Knien ließ sie sich von Marla zur Couch hinüberhelfen und setzte sich, während die Schiffsberaterin ein Glas Wasser holte und sich neben ihr niederlies.

„Was ist passiert, Commander?“

„Ich weiß nicht … ich habe auf die Suchanfrage des Computers gewartet und derweil ein wenig in Elijahs Zusammenstellung gelesen. Dabei muss ich wohl eingeschlafen sein.“

„Aber Sie haben geschrien und sind erst dann vom Stuhl gefallen.“

„Habe ich …?“ Assjima dachte nach, während ihre Hand nach dem Wasser griff. Die Hand zitterte noch immer. „Ja … stimmt. Es kommt langsam wieder … Ein Alptraum … zwei überdimensionierte Gelpacks … die sahen aus wie hellblaue Matratzen … sind auf mich losgegangen und wollten mich ersticken.“

Marla hatte große Mühe, ein breites Grinsen zu unterdrücken und die professionell-freundliche Mine beizubehalten. „Verstehe ich das richtig? Sie nicken über Elijahs Bericht ein und träumen von Gelpacks, die Sie ermorden wollen? Warum sollten sie das machen?“

„Weil … sie sagten etwas von einem Kohlenstoffhaufen, den sie platt machen wollen …“

„Die Gelpacks haben mit Ihnen gesprochen?“

„Nein … nicht mit mir. Sie hatten sich miteinander unterhalten bevor sie mich entdeckten.“

„Was sagten sie denn?“

Assjima zuckte hilflos mit den Schultern. „Keine Ahnung worum es ging. Eines fragte, warum man sie einsperren würde, worauf hin ihm das andere die Schuld dafür gab, weil es irgendwie zu viel geplaudert hätte. Es klagte darüber dass es gestochen wurde und dass dies weh getan hätte. Und dann entdeckte es mich. Ich konnte sie auch erst in diesem Moment sehen … zwei riesige, zähnefletschende Matratzen … mit langen Krallen …“

„Zähnefletschende Matratzen mit Krallen?“ Marla biss sich auf die Lippe.

„Lachen Sie nur, Councelor. Ich finde diese Vorstellung auch ziemlich komisch.“ Sie hob die Arme, krümmte die Finger, fletschte die Zähne und fing an zu lachen. Die Schiffsberaterin konnte nun nicht länger an sich halten und fiel ein.

„Was ist denn mit euch los?“ Elijah stand mit fragendem Gesicht in der Tür. „Ich würde auch gerne mit lachen.“

„Komm rein … ich hatte so einen schrägen Traum, in dem mich zwei Gelpacks, die wie Matratzen mit Zähnen und längen Krallen aussahen, umbringen wollten.“

„Und das findet ihr lustig?“

„Eigentlich schon.“ Assjima fasste in kurzen Worten ihren Traum zusammen.

„Nun …“ antwortete er mit ernstem Gesicht, als sie fertig war. „Mir sagt das, dass dich diese Gelpacks immer noch beschäftigen und dass du die Befürchtung hast, von ihnen würde Gefahr ausgehen.“

„Elijah … mir sind diese Dinger an sich total egal. Sie interessieren mich nicht mehr als die isolinearen Chips, die George an ihrer Stelle wieder eingesetzt hat.“

„Das hörte sich aber auf der Besprechung anders an, Doktor“ schaltete sich nun Marla ein.

„Tat es das?“ Die kleine Falte auf der Nasenwurzel der Deltanerin trat deutlicher hervor.

„Nun ja …“ Die Psychologin zögerte. „Genaugenommen haben Sie nur denkbare Alternativen aufgeführt und vor übereilten Entscheidungen gewarnt.“

„Hätte ich das nicht tun sollen?“

„Nein. Das hätten Sie nicht tun sollen. Es wäre meine Aufgabe gewesen.“

„Entschuldigen Sie, Marla. Ich wollte Ihnen keinesfalls zu nahe treten. Meine Gedanken gehen manchmal mit mir durch. Es war vielleicht auch nicht der richtige Ort für meine Einwände.“

„Sie müssen sich nicht entschuldigen. Es waren George und ich, die das Thema auf den Tisch gebracht hatten. Sie haben nur weiter gedacht. Doch vielleicht hätte der Captain sich mehr auf diese Problematik eingelassen, wenn ich sie vorgetragen hätte. Weil es mein Job ist, ihn auf Alternativen hinzuweisen.“

„Sie haben es doch versucht. Doch dann habe ich vorschnell den ganzen Kram an mich gerissen.“

„Erst nachdem Kentan vorgeschlagen hatte, eine vom Schiff  isolierte Simulation durchzuführen. Und ganz ehrlich, Assjima: ich hätte auf diesen Vorschlag keine plausible Antwort gehabt. Nicht auf die Schnelle und nicht so aus dem Bauch heraus wie Sie.“

„Manchmal sollte ich trotzdem besser die Klappe halten.“

„Die Besprechungen der Führungsoffiziere sind doch dafür da, dass das Für und Wider abgewogen wird“ schaltete sich nun Elijah ein. „Dürft ihr denn da nicht sagen, was ihr denkt? Auch wenn es nur so aus dem Bauch heraus ist?“

„Es ist sogar unsere Pflicht“ erklärte Marla. „Der Captain muss sich darauf verlassen können, dass er von seinen Offizieren nicht nur sämtliche Informationen sondern auch Alternativen und anders gerichtete Denkansätze vorgetragen bekommt. Nur so kann er eine fundierte Entscheidung treffen.“

„Und ihr haltet Tanrims Entscheidung für falsch?“

Assjima schüttelte den Kopf. „Nein. Die Sicherheit des Schiffes geht vor. Da hat er vollkommen Recht. Aber ich bin etwas verunsichert … ich weiß nicht, ob er alle Fakten kennt … Nein, das ist so nicht richtig formuliert: Ich weiß nicht, ob er die Faktenlage wirklich richtig einschätzt.“

Marla seufzte. „Der Befehl an uns … Wir sollen uns mit den mythologischen Fragen auseinandersetzen … nein, er sagte: theologisch-mystischen Fragen. Wann, wo, wie Dimede auftritt, wie mit ihr kommuniziert wurde. Über welche Kräfte sie verfügen würde, ob sie auch schon negatives fabriziert hätte, ob sie schon mal Leute gerettet hätte …Aus seinem Mund hört sich das an, als ob wir nur eine Personendatenbank durchforsten sollen um irgend einen Herumtreiber zu finden. Dabei wissen wir nicht einmal um was für ein Wesen es sich bei ihr handelt.“

„Der Captain erwartet also einen religionsübergreifenden Überblick über sämtliche Muttergottheiten, die uns bekannt sind und irgendwelche Überschneidungen mit dem aufweisen, was wir von Dimede wissen?“ Elijah richtete sich verärgert auf. „Denkt er denn, dass wir in den letzten Wochen und Monaten nur Däumchen gedreht hätten?“

„Bitte nicht ärgern, Elijah. Ich habe da einen ganzen Stapel PADDs von dir auf dem Schreibtisch liegen. Sehr gründliche, hervorragende Analysen. Und sehr ausführlich. Bei der Lektüre über Vi bin ich vorhin eingeschlafen. Das hilft ihm nicht weiter. Wir müssen eingrenzen, optimieren, die Schnittmenge finden.“

„Ich verstehe“ antwortete der Anthropologe gutmütig. „Wir müssen Dimede aus dem ganzen mythologischen … er sagte wirklich mystisch? … Wirrwarr herauslösen und uns ihr von unten her annähern … alles auf den kleinsten, gemeinsamen Nenner bringen um sie auf diese Art konkret zu erfassen und dem Laien zugänglich zu machen. Das ist  zeitaufwendig, aber kein größeres Problem.“

Assjima atmete erleichtert auf. Elijah hatte den Befehl des Captains verstanden … und jetzt war er auch ihr klar. „Du bringst es einmal wieder auf den Punkt. Ich denke, dass es das ist was der Captain erwartet.“ Ein leises Piepsen von ihrer Kommunikationskonsole ließ sie aufhorchen. Sie stand auf, ging zum Schreibtisch und drückte einen Knopf. „Mist … die Suche war erfolglos.“ Sie drehte sich zu den anderen um. „Zwei Stunden lang habe ich nun alles versucht, dem anderen Wunsch des Captains nachzukommen. Könnt ihr mir sagen, wie man mit einem Weltraumnomaden Kontakt aufnehmen soll, der nur dann sichtbar wird, wenn er gesehen werden will? Ich habe sogar das Oberkommando  um Hilfe gebeten. Doch die haben nur gelacht, als ich weder den Namen des Schiffes nennen noch auf die Frage, wo er sich denn aufhalten würde, nichts anderes nennen konnte als vermutlich irgendwo im Breen-Raum.“

Marla schlug die Hände vors Gesicht. „Dackbad … ich wusste es doch. Den  ruft man nicht einfach so an. Wenn schon, dann ruft er an.“

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Die Empfindungen, die Jenax bei jenem Versuch empfangen hatte, waren in ihrer Wirkung massiv abgeschwächt. So wie wenn man zuerst ein lautes Konzert sich anhört und dann auf einmal man sich mit einer zentimeterdicken Schicht aus Watte die Ohren abschirmte. Es drang zwar immer noch was durch, doch es wirkte einfach entfernt und dumpf.

Es schien sich sogar zu entfernen. So dass Jenax Schwierigkeiten hatte ihre Mentalen Fühler auf das Gelpack zu fokussieren. Bei jedem weiteren Versuch hatte sie den Eindruck, dass es immer weniger wurde.

Frustriert wandte sie sich nach dem letzten Versuch, der ganze 9 Minuten beansprucht hatte ab und sah zu T´Vok. Sie beantwortet die Stumme Frage der Vulkanierin mit einem Kopfschütteln.

 

„Offenkundig verlieren die Gelpacks die Fähigkeit die vermeintlichen telepathischen Signale weiterhin verarbeiten zu können“, bemerkte T´Vok mit gewohnter vulkanischer Gelassenheit.

 

„Nicht unbedingt. Wenn ein Funkgerät keine Signale erhält, ist es nicht automatisch kaputt…..“ Jenax stoppte im Satz und dachte nach.

 

„Eine Logische Annahme, die auf unseren bisherigen Beobachtungen beruht. Lieutenant Torr hatte vor kurzem eine Eingebung in Bezug auf die Umwandlung von telepathischen Signale in Digitale Signale. Jedoch ist es bisher niemanden gelungen diese Signale tatsächlich so zu erfassen und umzuwandeln, dass diese von einem Computer empfangen, gespeichert und analysiert werden können.“

 

„Es muss doch gehen. Die Natur hat es schließlich auch ohne Technologie geschafft. Alleine unsere beiden Völker sind der Beweis dafür“, argumentierte Jenax.

 

„Das ist korrekt. Aber bisher ist jeder Ansatz in dieser Richtung in bereits frühen Stadien gescheitert. Wir haben also abgesehen von unseren eigenen Fähigkeiten zur Sondierung keine technischen Einrichtungen, die dies ebenfalls tun könnten.“

 

„Noch nicht. Ich muss los T´Vok.“

 

„Was haben Sie vor Lieutenant?“

 

„Ich will nur meinen Mann was fragen.“

 

„Ich stelle keineswegs die Kompetenzen ihres Mannes als Ingenieur infrage. Aber auch er wird ihnen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die gleiche Antwort geben wie ich.“

 

„Er hat schon andere Dinge ermöglicht. Bis gleich.“ Jenax hatte das Labor so schnell verlassen, dass T´Vok diese Antwort nur mit einem wölben ihrer rechten Braue beantwortete. Dann wandte sich diese wieder ihren Aufgaben zu.

 

 

 

Wenige Minuten später……………………………..

 

 

 

„Was soll ich nochmal machen?“ fragte George, den Jenax gerade ihre Idee berichtet hatte.

„Die Sternenflotten Medizin hat es in zweihundert Jahren nicht geschafft Gedanken in für Computer verwertbare Signale umzuwandeln. Und ich soll dass jetzt in zwei Tagen hinbekommen?“

 

„George, wenn wir einen Psychotricorder modifizieren,…...“

 

„Langsam Imzadi“, George hob seine Hände bevor er weitersprach. „ So einfach ist das nicht. Der Denkansatz von Rev ist zwar Interessant und auch richtig. Aber……Dafür sollten wir uns noch mit Rev und Assjima zusammensetzen. Alleine werde ich dies auf keinen Fall schaffen, da mehrere Fachgebiete hier zusammenprallen. Wir werden darüber sprechen, aber ich kann nichts versprechen. Vielleicht wird es was, aber wir müssen uns auch darauf einstellen, dass wir einen Fehlschlag einstecken müssen.“

 

„Mehr will ich auch nicht Imzadi“, antwortete Jenax.

 

„Doch bevor wir damit beginnen, schlage ich vor, dass wir die Kinder holen und was Essen.“

 

Nach dem Essen erhielten Tor und Assjima sowie die anderen Führungsoffiziere eine Notiz mit Jenax Idee.

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In Windeseile war nach Revs Vorgaben im Versuchslabor auf einem Arbeitstisch eine Testapparatur entstanden. Tial Monkar und Carl Wessler hatten es kaum geschafft, all das Material aufzutreiben, was Rev angefordert hatte. Notgedrungen hatten sie Crewman Hansen und Crewman Patrick aus der Astrometrie bzw. der Astrophysik für Botengänge mit eingespannt. Trotz allem war es derart hektisch und unkoordiniert zugegangen, so daß Lieutenant Ripper die Haare zu Berge gestanden waren. Der Laborleiter hatte sich dann auch gleich dankbar in sein Büro zurückgezogen, als T'Vok ihn um einige Anpassungen an der Auswertungssoftware gebeten hatte.

Jetzt saß die vulkanierin konzentriert und mit unerschütterlicher Ruhe in Meditationshaltung auf einem Stuhl. An Stirn, Nacken und Schläfen waren Elektroden angeklebt. Über ihr Haar spannte sich ein Sensornetz und ihre Hände steckten in Messhandschuhen, welche Pestalozzi ihnen aus der biochemischen Abteilung mitgebracht hatte. All die Kabel waren an einen Multikanal-Analogverstärker angeschlossen und dessen Ausgang wiederum war über eine potente Treiberstufe mit einer Emitterphalanx gekoppelt. Unter jenem Emitter lag ein einwandfrei funktionierendes Gelpack aus der Reserve, ebenfalls verkabelt und mit einem Auswertungscomputer verbunden.

Rev betrachtete die Konstruktion zufrieden, während die Cardassianerin Tial letzte Tests vornahm und einige Einstellungen variierte.

"Die Baugruppen reagieren und funktionieren normal." meldete sie. "Darf ich annhemen, daß mit diesem Test die telepathische Beeinflusbarkeit von Gelpacks bewiesen werden soll?"

Der Tellarite nickte.

"Ganz genau. Wir messen T'Voks Hirnströme, verstärken sie und bestrahlen damit das Gelpackt, welches parallel mein Verwirrungs-Prüfprotokoll ausführt. Wenn ich recht habe, kommt es früher oder später durcheinander." Er wandte sich an die Vulkanierin. "Sind Sie bereit?"

"Ja, Sir. Selbstverständlich."

"Einschalten!"

Crewman Wessler betätigte den Hauptschalter und auf dem Bildschirm wurden die Wellenmuster der Sensormeßdaten sichtbar. Rev variierte das Emitterband und die Phasenverschiebung einmal quer durch das komplette Spektrum, doch das Gelpack ließ sich davon nicht beeinflussen.

"Hm, die Abschirmung scheint tatsächlich sehr gut zu sein." brummte der Wissenschaftsoffizier ernüchtert.

"Vielleicht passen nur die Wellenmuster nicht." warf Crewman Erica Patrick ein. "Vielleicht müssen es die Muster einer Gedankenverschmelzung sein."

"Guter Einwand." antwortete Rev.  "Probieren Sie es aus!"

Die Irin schaute verblüfft erst T'Vok und dann Rev an, der sie mit einer eindeutigen Handbewegung dazu aufforderte, sich jetzt für eine Gedankenverschmelzung zur Verfügung zu stellen.

"Das... war so nicht gemeint, Sir!" protestierte sie. "Ich will meine Gedanken nicht teilen, tut mir leid!"

Mit diesen Worten stürmte sie aus dem Labor.

Nun waren es Rev und T'Vok, die einen verblüfften Blick tauschten. Carl Wessler nutzte die Gunst der Stunde und meldete sich freiwillig. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich der Vulkanierin gegenüber, die versuchte, ihn trotz der sperrigen Sensorhandschuhe an den Nervenpunkten im Gesicht zu berühren.

"Mein Geist zu deinem Geist, meine Gedanken zu..."

Die Wissenschaftlerin verstummte und versuchte, sich zu konzentrieren, was ihr augenscheinlich schwer fiel. Die Wellenmuster veränderten sich abrupt, dann blinkten plötzlich Warnlampen auf. Doch die Wissenschaftler reagierten zu spät. Das Gelpack war dem abrupten Schub an elektromagnetischer Strahlung aus dem viel zu hoch eingestellten Verstärker nicht gewachsen und zerkochte zu einem blauen Schmierfleck, während es den scharfen Geruch von verbranntem Plastik verströmte.

"Oh wow, was für ein Trip." murmelte der sichtlich desorientierte Crewman Wessler, als die Vulkanierin ihre Hände sinken ließ.

"Ich bedaure die Nebenwirkungen sehr, Crewman." erklärte sie. "Ich konnte keinen zuverlässigen Kontakt herstellen. Vermutlich erzeugen die Meßströme der Sensoren Störfelder, die meine Sinne beeinflussen."

Rev runzelte die Stirn und stocherte mit einem Kabelstück in den Überresten des geplatzten Gelpacks herum.

"Dann haben also die Ströme unserer eigenen Messung diese lawinenartige Rückkopplung verursacht."

"Das wäre eine logische Annahme."

"Wie können wir das verhindern?"

Die Vulkanierin schüttelte entschieden den Kopf.

"Das ist nicht möglich. Wenn wir die Signale nicht messen, können wir sie auch nicht verstärken und für die Messung müssen zwingend Ströme fließen, die wiederum die Muster beeinflussen, die wir messen wollen. Das führt zwangsläufig zu Rückkopplungen. Jede Art von Filterung würde nur verfälschte Ergebnisse liefern." Sie hob eine Augenbraue. "Glücklicherweise waren Crewman Wessler und ich auf der Eingangsseite des Verstärkers angeschlossen. Die Rückkopplung war unangenehm und verwirrend, aber erträglich. Ausgangsseitig angeschlossen würde der Zustand unserer Gehirne wohl jetzt dem aktuellen Zustand dieses Gelpacks entsprechen."

"Also eine weitere Sackgasse." seufzte Rev frustriert und begann, die Geräte von der Energieversorgung zu trennen. "T'Vok, Wessler, machen Sie Pause. Hansen, helfen Sie mir beim Aufräumen. Monkar, organisieren Sie ein weiteres Gelpack aus der Reserve."

 

Die Cardasianerin blickte den Tellariten entgeistert an. "Wollen Sie etwa weitere Tests durchführen?"

 

"Ich werde weitere Tests durchführen müssen, daran führt kein Weg vorbei." antwortete der Tellarite genervt. "Aber welche Tests das sein werden, weiß ich momentan auch noch nicht."

 

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„Wie bitte?“ entfuhr es Assjima, die - nachdem sie das Memo von George gelesen - die Protokolle der aktuellen Aktivitäten der wissenschaftlichen Abteilung aufgerufen hatte. „Rev führt Experimente mit Crewmitgliedern durch, ohne vorher die medizinische Abteilung informiert zu haben? Da brat‘ mir doch einer …“ Sie sprang auf, um im Laufschritt von der Krankenstation ins Wissenschaftslabor zu eilen und dem kleinen Tellariten die Ohren lang zu ziehen. Doch sie hielt mitten in der Bewegung inne, setzte sich wieder und dachte nach. Er hat schon genug um die Ohren. Da muss ich ihm nicht noch die Vorschriften um dieselben schlagen. Doch was wollen die werten Kollegen eigentlich herausfinden? Rev denkt offenbar darüber nach, ob Gelpacks durch einen telepathischen Kontakt beinflussbar sind. Er fragt sich, ob ein digitales System auf analoge Impulse regieren kann. George und Jenax hingegen möchten wissen, ob - und wenn ja – analoge Impulse in digitale umgewandelt werden können, damit ein Computer sie versteht …

Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und dachte lange nach. Dann stand sie auf, holte sich einen Raktajino und fing an zu tippen:

“Meine Herren … seit Jahrhunderten zerbrechen sich Wissenschaftler vieler Spezies die Köpfe über telepathische Phänomene. Sie haben jahrelange Forschungen hinter sich gebracht, haben große Teams hinter sich stehen und wesentlich größere und besser ausgestattete Labore zur Verfügung. Und keiner konnte das Rätsel der Telepathie zufriedenstellend lösen. Nicht einmal die besten Forscher der empathischen Spezies. Wir müssen akzeptieren, dass das Universum uns auch in dieser Hinsicht vor ungelöste – und vielleicht sogar unlösbare - Fragen stellt. Dennoch … Gelpacks sind verhältnismäßig simple bio-chemische Konstruktionen. Weit entfernt von ungeklärten universalen Rätseln.

Doch fangen wir mit der Telepathie an. Wir müssen zwischen Empathen, Kontakttelepathen und Distanztelepathen unterscheiden. Die Empathie ist die schwächste Form der Telepathie. Ihre Funktionsweise ist weitestgehend geklärt: Eine genaue Beobachtungsgabe, soziale Empfänglichkeit, Einfühlungsvermögen, logisches Denkvermögen, erweiterte Sinne … Individuen mit diesen Befähigungen finden wir bei nahezu allen humanoiden Spezies. Sie können in kürzester Zeit (oft unbewusst) die Befindlichkeit der Individuen um sich herum erkennen und interpretieren. Empathie ist jedoch die unabdingbare Voraussetzung für die beiden anderen Formen der Telepathie.

Bei den Kontakttelepathen sind die taktilen Sinne – also die, welche chemische und mechanische Reize empfangen - besonders ausgeprägt. Je nach Spezies werden diese über Hauttemperatur, chemische Absonderungen und elektronische oder magnetische Schwingungen des Senders empfangen. Verbunden mit der empathischen Veranlagung des Empfängers werden diese Informationen zusammengesetzt und analysiert. Dies geschieht meist unbewusst. Die meisten Ausprägungen der Kontakttelepathie konnten zum größeren Teil entschlüsselt werden. Wenn auch noch nicht zu 100%.

Distanztelepathen hingegen geben den Wissenschaftlern die größten Rätsel auf. Die meisten Distanztelepathen sind nicht nur Empathen sondern auch sehr starke Kontakttelepathen. Dazu kommen überhöhte Funktionen bestimmter Gehirnteile, die sich je nach Spezies erheblich unterscheiden können. So reagiert zum Beispiel beim Menschen der präfrontale Cortex, wenn sich eine Gefahr anbahnt. Das genaue Zusammenspiel der verschiedenen Gehirnbereiche konnte bei den Distanztelepathen jedoch bislang nur ungenügend geklärt werden.

Warum ist es bislang noch nicht gelungen, Gedanken zu digitalisieren? Nun … unser Psychotricorder kann dies zum Teil. Er arbeitet ähnlich wie ein Kontakttelepath mit den chemischen und mechanischen (z.B. elektrischen und magnetischen) Reaktionen des Probanden. So können Gedanken (leider nur) ansatzweise aufgezeichnet werden. Ebenso die emotionale Verfassung. Voraussetzung hierfür ist jedoch eine absolut ruhige Raumumgebung und die totale Entspannung des Senders. Dies lässt sich vielleicht bei einem Gelpack bewerkstelligen, aber nicht bei einer an diverse Maschinen angeschlossenen Vulkanierin (Entschuldigung, Rev … das musste jetzt doch irgendwie raus).

Mein Vorschlag: wiederholt das Experiment mit einem Distanztelepathen. Aber bitte nur unter Beisein eines nichttelepathischen Mediziners, in entspannter, ruhiger Umgebung (besser nicht im Labor) und ohne diverse Verstärker.  Wenn Jenax sich dazu bereit erklären würde, könnte man vielleicht mit weiterführenden Erkenntnissen rechnen. Sie sollte das Gelpack einfach nur in die Hand nehmen und ihre Gedanken darauf ausrichten. Die Reaktionen des Gelpacks müssen natürlich gemessen werden.

Allerdings glaube ich nicht, dass es reagieren wird. Der Empfänger benötigt auch ein gewisses Minimum an Empathie. Das setzt voraus, dass es denken – zumindest aber fühlen kann. Dazu wird wenigstens ein rudimentäres Nervensystem benötigt. Doch wer weiß, was mit unseren Gelpacks passiert ist.

Doch zurück zur Frage: wie digitalisiere ich Gedanken? Datas Emotionschip konnte dies vermutlich. Haben wir dessen Konstruktionspläne in unserer Datenbank? Ich weiß es nicht. Vermutlich lässt sich der auch nicht so ohne weiteres nachbilden, zumal wir dazu auch noch ein positronisches Gehirn benötigen würden. Aber wir haben Blechbüx. Er denkt eigenständig und ich bin mir sicher, dass seine Emotionen inzwischen nicht nur nachgespielt, sondern echt sind. Keiner weiß wie … noch eines der großen Rätsel  des Universums. Doch könnte er vielleicht den Übersetzer für den Computer spielen.

Ich wünsche euch beiden viel Spaß beim Spielen und mache mich jetzt wieder auf die wesentlich langweiligere Suche nach diesem verflixten Weltraumnomaden.

 

Assjima lehnte sich zurück und brummte leise: „Nicht gerade das Paradeexemplar einer wissenschaftlichen Stellungnahme, aber egal …“ Dann schickte sie ihre Gedanken nicht nur an Rev und George, sondern auch an Kentan. Vielleicht würde dem ja zu Blechbüx noch etwas einfallen. Und bei Gelegenheit würde sie den Captain bitten, dem kleinen Roboter einen eigenen Nachrichtenaccount einzurichten, damit er über solche, ihn betreffenden Ideen ebenfalls informiert werden konnte.

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"Lieutenant, auf ein Wort!"

Rev blieb stehen und drehte sich um, als er die Stimme des Captains vernahm. Dieser kam mit großen Schritten einen Quergang entlang und deutete auf eine kleine Sitzgruppe, die sich im Kreuzungsbereich der beiden Korridore befand. Der Zakdornianer setzte sich und forderte den Tellariten auf, es ihm gleich zu tun. Dann kam er ohne Umschweife zu Sache.

"Lieutenant, es liegt mir fern, mich in Ihre wissenschaftliche Arbeit einzumischen, aber mir sind Berichte zu Ohren gekommen, die ich nicht einfach ignorieren kann. Stimmt es, daß Sie T'Vok und Wessler als Versuchspersonen eingesetzt haben, um Gelpacks zu beeinflussen?"

Der Tellarite nickte stumm. Er kannte den Captain inzwischen gut genug, um zu wissen, was der strenge Blick, der nun auf ihm ruhte, zu bedeuten hatte.

"Mister Torr, wenn ich mir Ihren, gelinde gesagt, lapidar formulierten Versuchsbericht so durchlese und mit den Kommentaren anderer Crewmitglieder vergleiche, dann gewinne ich den Eindruck, daß dieses Experiment wesentlich gefährlicher ausgefallen ist als Sie ursprünglich geplant hatten."

"Nun ja, Sir. Es hat eine unerwartete Rückkopplung gegeben, bei der..."

"...bei der glücklicherweise nur ein Gelpack ernsthaft zu schaden kam, ich weiß." fiel ihm der Captain ins Wort. "Es geht mir weniger um den Versuch als solches, sondern um das Risiko, welches Sie dabei eingegangen sind. Ihre Forschungen haben bisher kaum relevante Ergebnisse geliefert. Das mag frustrierend sein, aber für so ein verzwicktes Problem liegen die Lösungen selten auf der Hand. Das ist mir völlig klar. Mir ist auch bewusst, daß wir tagtäglich Risiken eingehen und zwar auf jeder Mission. Ich möchte jedoch, daß Sie sich ab jetzt vor Augen halten, daß dies ein Rettungseinsatz für zwei vermisste Crewmitglieder ist. Es gibt keine Erfolgsgarantie! Wenn wir bei diesem Einsatz Leute verlieren, dann tauschen wir nur ein Leben gegen ein anderes, was bereits ein zu hoher Preis wäre und deshalb ein nicht erstrebenswertes Ergebnis darstellt. Mit anderen Worten: Ich würde dann die Mission, unabhängig davon, ob wir unsere Kameraden finden oder nicht, als Fehlschlag betrachten!" Der Captain ließ die Worte einen Moment wirken. "Ich befehle Ihnen also daher, mehr Sorgfalt bei der Versuchsplanung walten zu lassen. Bevor irgend ein weiterer Test an oder mit Mitgliedern meiner Besatzung stattfindet, verlange ich eine umfassende und fundierte Risikoanalyse. Ich möchte nicht, daß noch einmal so ein... Zwischenfall stattfindet! Was diesbezügliche disziplinarische Maßnahmen angeht, da habe ich mich noch nicht entschieden. Weitermachen, Lieutenant!"

Er erhob sich wieder von seinem Sessel und ging weiter, während Rev konsterniert sitzen blieb.

Weitermachen, doch womit? Er hatte sich mit diesem Versuch an einen Strohhalm geklammert und dieser war blöderweise abgebrochen. Einerseits sollte er Ergebnisse liefern, andererseits schien keine Methode, die er sich ausdachte, ihn irgend einen Schritt vorwärts zu bringen.

Ihm fiel nichts besseres ein, als ins Labor zurückzukehren und alles nochmals -zum hundertsten Mal- zu überdenken. Als er sein Büro betrat, wurde ihm eine Nachricht von Doktor Assjima angezeigt, die er sich zuerst ansah. Auch sie hatte offenbar von seinem Versuch gehört. Rev fiel auf, daß sie auf die physiologischen Unterschiede von Empathen, Berührungstelepathen und Distanztelepathen hinwies. Hatte er mit T'Vok die falsche Probandin ausgewählt? War sein Versuch auf Grund von unzureichendem Wissen über die verschiedenen Formen von Telepathie von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen? Der Tellarite mußte sich eingestehen, daß beide Fragen nur mit "Ja" zu beantworten waren. doch eine weitere Frage kam ihm nun in den Sinn. Die Rückkopplung war das Ergebnis der technischen Unvollkommenheit seines Verstärkers. Was wäre passiert, wenn er einen idealen Verstärker zur Verfügung gehabt hätte? Einen, den es nur in der Theorie gab und real niemals geben würde? Er entschied, diese Option weiter zu untersuchen, und zwar auf die einzige Weise, die eine Erforschung solcher hypothetischen Konstrukte ermöglichte: Als harmloses Rechenmodell am Computer. In Gedanken formulierte er auch die vom Captain verlangte Risikoanalyse zu diesem Versuch: "- Kann beim verantwortlichen Wissenschaftler und bei Außenstehenden, die versuchen, die theoretische Natur der Berechnungsgrundlage sowie ihr hypothetisches Ergebnis zu verstehen, zu akuten Kopfschmerzen führen."

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„Commander? Ich möchte zur Sprache bringen, dass die Lagerbestände für Ersatzteile in den letzten 24 Stunden massiv abgenommen haben.“

George nahm den entsprechenden Bericht entgegen. Mit einem Stirnrunzeln las er, welche Posten betroffen waren. Insbesondere die Gelpacks schienen sich reger Beliebtheit zu erfreuen.

„In dieser Zeit wurden Lieutenant Monkar und die Crewmen Wessler, Patrick und Hansen gesehen wie sie das Material ins Labor verbrachten.“

„Ich werde es mir ansehen. Danke Suval.“


George erhob sich und nahm den Bericht von Assjima mit. Diesen konnte er bisher nur leicht überfliegen. Doch irgendwie schien ihm der Bericht der Ärztin merkwürdig zu sein. Dies lag weniger an den Informationen, als an der Formulierung. Er beschloss sich den Bericht noch genauer vorzunehmen. Doch zuerst musste er dem Materialschwund auf den Grund gehen.

So kam es, daß der Chefingenieur einige Minuten später Revs Büro betrat. Dieser arbeitete an seinem Computer und blickte nur kurz auf, als er den Menschen bemerkte.

"Ah, Commander! Ich hatte noch keine Zeit, Ihre Nachricht zu beantworten. Es hat einige Probleme gegeben und ich versuche gerade einen anderen Ansatz.

„Das ist in Ordnung“, antwortete George . „Ich nehme an das Ersatzteillager wurde wegen des neuen Ansatzes geplündert?“ erkundigte er sich.

"Ersatzteile?"

Der Tellarite blickte erneut vom Bildschirm auf und blinzelte ein, zwei, drei Mal, bis er begriffen hatte, worauf genau die Frage abzielte.

"Ach so, die Baugruppen, die wir für den Versuch benötigt haben. Nein, dieses Experiment ist bereits fehlgeschlagen. Ich hatte die Störeinflüsse der Messung sowie einige physiologische Faktoren nicht genügend berücksichtigt. Aktuell bemühe ich mich, das Experiment unter idealisierten Bedingungen als Computermodell zu programmieren. Vielleicht wage ich später gemäß Doktor Assjimas Vorschlag einen zweiten Versuch mit einem Distanztelepathen. Daher benötige ich die Komponenten noch einige Zeit, falls es Ihnen nichts ausmacht, Sir."

„Kein Problem“, versicherte George. „Es wäre nur nett, wenn man vorher eine kurze Mitteilung bekommt.“ Fügte er mit einem leichten Lächeln hinzu.

Rev seufzte. Den wievielten Rüffel hatte er heute schon kassiert?

"Es tut mir Leid, Sir. Daran habe ich im Eifer des Gefechts nicht gedacht." Er verstummte, als ihm etwas anderes einfiel. "Sir, ich habe immer noch zahlreiche Komponenten der alten wissenschaftlichen Ausrüstung in meinem Quartier zwischengelagert. Laut Lager-Inventarliste ist aktuell in keinem Frachtraum nennenswert Platz frei. Mir ist aufgefallen, daß Sie dort noch große Mengen an Material unter dem Stichwort "Triebwerksteile" lagern. Wissen Sie vielleicht, wo ich noch etwas Platz finden könnte?"

„Triebwerksteile?“ George dachte nach. „ Ach herrje. Das sind die Teile für einen experimentellen FTL Prototyp. Seit Jahren versuche ich dazu zu kommen, aber es kam immer wieder was dazwischen. Leider. Etwas Platz dürfte sich dennoch finden lassen.“

"Vielen Dank." antwortete der Wissenschaftler und hielt einen Moment inne. "Worüber wollten Sie noch gleich mit mir sprechen, Sir?"

„Eigentlich wegen den Ersatzteilen. Aber wir können uns auch gleich über den Psychotricorder unterhalten. Das Ding bereitet mir nach wie vor Kopfzerbrechen.“ antwortete George dem Tellariten.

"Das Gerät ist mir bekannt." antwortete Rev nachdenklich. "Meines Wissens ein Nebenprodukt der Hirnsondenforschung, das aber seit Jahrzehnten nicht mehr weiterentwickelt wurde. Die Kalibrierung soll ziemlich schwierig sein. Was genau haben Sie damit im Sinn?"

„Meine Frau ist der Ansicht, dass man den Tricorder zum Aufzeichnen der telepathischen Signale verwenden könnte. Wenn dies gelingt, wäre auch der Computer in der Lage die Signale zu analysieren. Ferner könnten wir so auch die Chance erhalten zu verifizieren, wer oder was Dimende ist und ob wir wirklich Kontakt zum Captain hatten.“

Rev strich sich nachdenklich durch seinen Bart.

"Das wäre natürlich ein gewaltiger Fortschritt. Die aktuelle Überwachung der Gelpacks auf telepathische Aktivität lässt schwer zu wünschen übrig. Wir brauchen ja bislang einen Telepathen dazu und der kann beim besten Willen nicht rund um die Uhr auf die Gelpacks fokussiert sein. Mit dem Tricorder könnten wir Signale direkt registrieren und auswerten. Haben Sie bereits einen Psychotricorder hergestellt?"

„Ich habe einen repliziert und brüte über den Dateien. Mich beunruhigt nur die Tatsache, dass dieses Vorhaben, Gedanken in digitale Signale zu konvertieren in den letzten 200 Jahren keinem gelungen ist.“ antwortete der Ingenieur mit hörbarer Frustration.

"Vielleicht ist das eher ein Problem der Erwartungen." antwortete der Tellarite und schaltete an seinem Computer auf die Nachricht der Chefärztin um. "Doktor Assjima erwähnt in ihrer Stellungnahme, daß der Psychotricorder nur unter Idealbedingungen gute Ergebnisse liefert. Die Probleme ähneln denen meines Experiments. Was auch immer wir messen, das beeinflussen wir zwangsläufig auch. Damit verfälschen wir von vornherein unsere Ergebnisse. Allerdings bin ich durchaus der Meinung, daß wir den Psychotricorder nutzen könnten. Er erzeugt möglicherweise keine hundertprozentig akkuraten Aufzeichnungen, doch er gibt uns die Möglichkeit, die Gelpacks besser zu überwachen und eventuelle telepathische Aktivität zumindest in rudimentärer Form aufzuzeichnen. So wie ich den Doktor und T'Vok verstanden habe, benötigt man zum Verständnis telepathischer Signale auch viel Erfahrung. Die hat ein Tricorder natürlich nicht, aber wir können bei der Analyse der aufgezeichneten Daten vielleicht Muster oder Strukturen erkennen und diese mit Hilfe unserer Telepathen deuten."

„Das wäre zu hoffen. Denn sonst bin ich mit meinem Latein am Ende. Es sei denn wir treiben noch einen Betazoidischen Gehirnspezialisten auf.“

"Wir sollten es mit dem Psychotricorder versuchen." antwortete Rev. "Im schlimmsten Fall erreichen wir nichts dabei oder generieren nur unbrauchbare Daten. Aber es besteht immerhin die Chance, daß uns das Gerät wenigstens melden kann, wenn die Gelpacks wieder telepathisch aktiv werden. Das allein wäre schon wertvoll, von den Möglichkeiten einer computerunterstützten Auswertung telepathischer Signale ganz zu schweigen. Hat Ihre Abteilung die nötigen Ressourcen, um so ein Gerät an meine simulierte Schiffsumgebung mit den Gelpacks anzubringen?"

„Sollte sich arrangieren lassen“, antwortete George.

"Sehr gut. Dann danke ich für Ihre Hilfe und bin gespannt auf die Ergebnisse." antwortete der Tellarite, bevor er sich endgültig wieder seinem Computer widmete.

 

CptJones und onkel istvan in: Ghost in the Shell

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„Es gibt hier keine Sonne … zumindest keine richtige. Das ist alles nicht echt“ stöhnte der Romulaner und richtete sich auf. Die Rückenwirbel knacksten.

„Du bist dir also sicher?“ Aiso saß auf einem Stein und betrachtete einen ledernen Wassersack, aus dem an einem Ast hängend in gleichmäßigen Abständen Wasser in eine hölzerne Schale tropfte.

„Ganz sicher. Die Tage sind unterschiedlich lang. Manchmal 29 Stunden, manchmal nur 3,5 Stunden … es gibt nicht die geringste Regelmäßigkeit.“ Ulan Nveid deutete auf eine steinerne Platte, auf der ein Halbkreis mit halbwegs regelmäßigen Markierungen eingeritzt war. Ein senkrechtes Holzstäbchen warf einen langen, schmalen Schatten auf den Halbkreis. „Mal muss ich den Wassersack dreimal auffüllen, bis die Sonne untergeht, manchmal reicht ein halber Sack. Und er verliert sein Wasser angemessen gleichmäßig.“

„Wir leiden also nicht an eingebildetem Zeitverlust. Die Sonne macht tatsächlich einfach was sie will“ brummte der Aurelianer. „Was für eine seltsame kleine Welt.“

„Eine Sonne hat keinen Willen. Und eine Sonne muss sich den Vorgaben der Physik unterordnen. Folglich ist das da keine Sonne.“ Der Romulaner deutete auf den hellen Punkt am Himmel, der sich langsam ins Orangene färbend der Wasseroberfläche des Sees näherte. „Das ist frustrierend.“

Aiso lachte. „Vielleicht für einen Navigator wie du einer bist, Spitzohr.“

„Na ja … von einem großen Wolf wird sie garantiert auch nicht gefressen. So was kann sich nur ein Geier wie du ausdenken.“

„He – mach mal halblang. Das habe ich mir nicht ausgedacht. Das wird bei uns daheim seit Anbeginn der Zeit erzählt. Und es ist kein Wolf, der die Sonne frisst, sondern ein Frekto … ein geflügeltes … okay – durchaus hundeähnliches Wesen, aber mit sechs Beinen.“

„Wozu braucht der sechs Beine, wenn er doch Flügel hat?“ Nveid schüttelte den Kopf. „Das ist unlogisch.“

„Damit er auch bei schlechter Thermik der Sonne nachjagen kann.“ Aiso schwang die langen Beine vom Stein herunter. „Komm … lass deine Sonnenuhr alleine weiterarbeiten. Sie geht eh gleich schlafen. Das Abendessen ist fertig.“

Wenig später saßen die beiden am Feuer vor ihrer Höhle und schlürften eine heiße Fischsuppe.

„Die schmeckt gut, Aiso. Aber ich würde inzwischen alles für ein anständiges Osol-Twist geben“

„Wenn es dir gelingt, mir exakt zu beschreiben, wie das genau schmeckt, finde ich vielleicht die passenden Kräuter dazu. Irgendwie haben wir ja bisher alles gefunden, was wir brauchen.“ Ein knackender Zweig lies den Aurelianer kurz aufhorchen. Ohne sich umzuschauen angelte er nach einer dritten Schale. „Der Captain kommt.“

„Guten Abend“ brummte Tenner und warf ein Bündel Federvieh neben das Feuer. „Die sind mir eben noch zugeflogen. Dürften ein gutes Mittagessen abgeben.“ Er setzte sich und nahm lächelnd die Fischsuppe entgegen. „Danke Aiso. Die wird jetzt gut tun. Es war ein anstrengender Marsch.“

„Du warst ja auch zwei Tage weg, Captain.“

„Ja … zwei Tage reichen tatsächlich aus, um diese Welt zu Fuß zu umrunden. Aber diesmal sah sie anders aus als bei unserer gemeinsamen Tour.“

„Hast du etwa Weinberge gesehen?“ lachte Aiso.

„Nein … aber ich habe leckere Beeren gefunden.“ Er zog einen Lederbeutel heran, öffnete ihn und reichte den beiden je eine Handvoll rotblauer Trauben. „Daraus könnten wir sicherlich etwas Weinähnliches herstellen. Zeit haben wir ja mehr als genug.“

„Oh ja“ schmatzte der Romulaner, während eine Traube nach der anderen in seinem Mund verschwand. „Die sollten wir aber vielleicht auch dafür verwenden, uns eine Hütte zu bauen.“

„Du glaubst immer noch, dass irgendwann ein Winter kommen könnte? Du bist und bleibst ein misstrauisches Spitzohr“ scherzte der Aurelianer.

„Na ja … ich kann einfach nicht glauben, dass jeden Tag die Sonne scheinen soll, die Temperatur 30 Grad niemals übersteigt und es nur nachts regnet, wenn wir in unserer Höhle sitzen. Das kann doch nicht immer so sein. Es kommt bestimmt irgendwann ein Winter. Oder wenigstens eine Monsunzeit. Und da wäre die Höhle doch etwas ungemütlich.“

„Ich gehe davon aus, dass sich das Wetter nicht ändern wird“ mischte sich nun Tenner ein. „Wir müssen nur darauf vertrauen.“

„Dass Klum-Sa uns beschützt? Captain … dein Vertrauen in allen Ehren … aber sie ist nur eine mythische Figur. Wenn du jetzt Brüste und eine Glatze hättest, könnte ich dein Gottvertrauen nachvollziehen. Aber du bist nur ein Mensch. Ihr habt Religion schon vor mehreren hundert Jahren als Opium fürs Volk abgetan.“ Aisos Krallen griffen nach der hölzernen Kelle. „Noch etwas Suppe gefällig, die Herren?“

„Immer her damit, Geier!“ lachte der romulanische Pilot.

„Ich wünschte, du hättest nie mitbekommen, wie mich dieser verdammte Ok’Ta tituliert hat“ zischte der Aurelianer und klatschte die Suppe in Nveids Schale, so dass sie überschwappte.

„Autsch – die ist  heiß!“ Nveid leckte die Brühe vom Handrücken. „Captain … wie war denn deine Tour. Hattest du Erfolg?“

„Nein, leider nicht.“ Tenner schüttelte bekümmert den Kopf. „Der Abstand zu euch beiden hat leider nicht geholfen. Die Träume von der Community kamen nicht zurück.“

Aiso kramte in einer kleinen Schachtel aus Rinde und zog ein langes, dünnes Stäbchen hervor, dass er am Feuer anzündete, in den Schnabel steckte, um sich dann zurück zu lehnen und gemütlich anzufangen, vor sich hin zu paffen. „Marla würde jetzt behaupten, dass der zeitliche Abstand zu groß geworden sei und sich deine Gedanken und Träume nun mehr und mehr mit dem Hier und Jetzt beschäftigen würden. Deswegen träumst du nicht mehr von der Community. Der Doc würde aber sagen, dass du deine Zuversicht, dein Vertrauen verlierst. Und sie würde dich grimmig anschauen, während sie dir deine Träume wieder in den Schädel hämmert. Zumindest verbal. Leider sind weder ich noch Nveid dazu in der Lage. Uns fehlt das Werkzeug.“

„Spielt das denn wirklich eine Rolle, ob Jeremy von der Community träumt oder nicht? Wir träumen doch auch nichts Entsprechendes.“

„Wir waren auch nicht in diesem blauen Nichts, bevor wir unsere Hintern hier parkten.“

„Du hast Recht, Geier. Und wir haben auch keinen Schlag auf den Kopf bekommen.“

„Der dann von göttlicher Hand geheilt wurde. Wir müssen uns damit abfinden, Spitzohr: wir  beide sind ganz banales Fußvolk. Die Visionen hat nur der Captain.“

Tenner lehnte sich lächelnd zurück. Das ständige Wortgeplänkel zwischen den beiden Kameraden belustigte ihn immer wieder. Aiso hatte wirklich ein Talent, die Stimmung im grünen Bereich zu halten. Es war richtig gewesen, den formellen Abstand zu den beiden aufzubrechen und die militärische Hierarchie zu ignorieren. Die war in einer solch kleinen Gruppe nur in unübersichtlichen, gefährlichen Situationen notwendig. Doch hier war nichts unübersichtlich oder gar gefährlich. Hier durften Untergebene zu Freunden werden.

Aiso plapperte unterdessen gutgelaunt weiter. „Du hast dich während deiner Klausur auch nicht daran erinnert, was die Stimmen gesagt haben?“

„Nein. Dieser eine spezielle Traum hat sich nur noch mehr mit den anderen vermischt. Auch wenn es mehr eine Ahnung als ein konkretes Gefühl ist: Ich bin mir aber nach wie vor sicher, dass ich diese beiden Frauenstimmen kenne.“

„Na dann ist die Auswahl ja nicht so groß …“

„Ich bin mir sicher, dass der Captain viele Frauen kennt.“

„Ich wusste gar nicht, dass ihr Spitzohren so gut schleimen könnt. Captain – warum müssen wir einen unnützen Romulaner dabei haben? Hätte es nicht ein Vulkanier sein können? Der könnte jetzt wenigstens eine Gedankenverschmelzung mit dir durchführen und wir wüssten, wen du da gehört hast. Vielleicht wüssten wir dann sogar was sie gesagt haben. Womöglich war das eine Gebrauchsanleitung, wie wir diese komische kleine Welt öffnen können.“

„Entschuldigt mich jetzt bitte“ Nveid stand auf. „Der unnütze Romulaner muss morgen früh raus, damit die Herren was zum Frühstück bekommen. Mit Geierkrallen und menschlicher Ungeduld lassen sich die leckeren kleinen Rotfische leider nicht fangen.“

„Du holst uns morgen Rotfische?“ Aiso schnalzte mit der Zunge. „Fein! Nveid – ich liebe dich!“

„Komm‘ mir bloß nicht zu nahe. Ich stehe nicht so auf Federn! Schlaft gut.“

„Gute Nacht, Kumpel. Träume süß.“

Während der Romulaner durch die Dunkelheit in Richtung Höhle tapste fuhr Aiso nachdenklich fort: „Er mag diese Nächte ohne Sterne nicht. Sie vermittelt ihm ein Gefühl der Desorientierung. Immer nur diese flackernde Aurora … sie ist nie dort wo er sie vermutet.“

„Ein romulanischer Navigator ohne Sterne …“ Jeremy lehnte sich zurück und starrte in den dunklen Nachthimmel, über den immer wieder grüne, blaue und rötliche Schleier hinweg huschten. „Mir gefällt es. Es verwischt das Gefühl, unter einer großen schwarzen Glocke eingesperrt zu sein. Wenigstens ein wenig. Vielleicht … wenn wir die Sterne sehen könnten … würden meine Träume von der Community zurück kehren.“

„Und mit ihr die Stimmen?“ Aiso schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, Captain. Die Verbindung – so es überhaupt eine gab – ist vermutlich unterbrochen. Wir sind schon zu lange hier.“

„Ich werde es dennoch weiter versuchen. Wie du schon sagtest: Assjima würde mir die Träume in den Schädel zurück hämmern. Natürlich mit dem ihr eigenen Feingefühl. Aber da sie nicht da ist muss ich es alleine versuchen. Vielleicht ist das unsere einzige Chance,  jemals wieder von hier wegzukommen.“ Sein Blick fiel auf den neben ihm liegenden Lederbeutel. „Morgen werde ich mehr von diesen Trauben holen. Wenn du eine Amphore aus Lehm machen könntest, könnten wir Wein ansetzen. Alkohol hilft da vielleicht wirklich. Die alten Schamanen auf der Erde haben sich in Trance gesungen und getrunken bevor ihre Seele auf Wanderung gegangen ist.“

„Die Amphore kann ich gerne herstellen. Solange du nicht anfängst zu singen …“

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Die große Sitzung der ewigen Tzenkethi-Koalition war ein seltenes und ehrwürdiges Ereignis. Die höchsten Politiker versammelten sich und trafen Entscheidungen, die jeden Tzenkethi betrafen. Nach alter Väter Stitte fand die Sitzung unter freiem Himmel in einem riesigen, stufenartig terrassierten Felskrater statt. Und wie es der Zufall wollte, hatte es auch diesmal während aller zwölf Sitzungstage ohne Unterbrechung in Strömen geregnet.

Tierk Noor-Kral störte sich nicht daran, ganz im Gegenteil. Er hatte sich extra als letzter Redner angemeldet und es bereitete ihm Genugtuung, zu sehen wie dutzende der ihm verhassten Politiker in der klammen Kälte fröstelnd und bibbernd in ihren nassen Sitzmulden hockten. Er verachtete die Weichlinge und das Gefühl stoischer Überlegenheit beflügelte ihn auf seinem langen Weg die zweiundzwanzig Serpentinen hinab bis ins Zentrum des Kraters. Er schritt langsam und bedächtig dahin, sein Kalkül war klar: Je länger die Sitzung dauerte, desto weniger Diskussionen würde es noch geben. Die frierenden Abgeordneten wollten jetzt nur noch schnellstens nach Hause.

Einige Sitzungen hatte Tierk nun schon erlebt, obwohl er bei Weitem nicht der Älteste war. Aber so jämmerlich wie diesmal, dessen war er sich sicher, hatte die Versammlung noch nie ausgesehen. Parteien und Fraktionen waren streng verboten im politischen System der Tzenkethi, trotzdem erkannte er genau, wer zu welcher politischen Gesinnung passte.


Er passierte die Riege der Empörten, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Egal um welches Thema es ging und egal wer es vortrug, sie würden sich stets darüber empören. Niemals jedoch würden diese Kreaturen selber einen Vorschlag machen oder sich gar einer Meinung anschließen. Tierk Noor-Kral wußte genau, daß er auf diese Schwachköpfe nicht setzen konnte. Die nächste Gruppe war für ihn schon interessanter. Die Bonzen waren nach außen hin ziemlich verschwiegen. Untereinander herrschten Neid und Mißgunst, aber wenn es um die Wahrung ihrer Interessen ging, konnten sie durchaus geschlossen und entschieden auftreten. Ihr Mangel an Interesse für die Belange der Tzenkethi-Gesellschaft war bezeichnend, sie interessierte nur ihr eigenes Wohl. Größte Verachtung brachte Tierk Noor-Kral den Pazifisten entgegen, einem miesen Pack von Volksverrätern, die anch dem verlorenen Kireg wie Pilze aus dem Boden geschossen waren und nichts lieber getan hätten als schleunigst der Föderation beizutreten. Frieden durch Unterwerfung, das widerte den ehemaligen General, Held dreier verlorener Schlachten, besonders an. Mit besonderer Belustigung stellte Tierk fest, daß ein ihm außerordentlich verhasster Vertreter dieser Gruppe direkt neben dem Weg saß. Wie beiläufig trat er derart schwungvoll in eine große Pfütze, daß dieser über und über mit Schlamm bespritzt wurde. Er erreichte die Wankelmütigen, eine Gruppe, die ihm einfach nur leid tat. Sie redeten jedem nach dem Munde, würden heute jubelnd seine Position unterstützen doch wenn es nach ihm noch einen Redner mit gegenteiliger Meinung gegeben hätte, dann hätten sie sofort ihre Meinung geändert und auch diesem zugejubelt. Sie waren die natürlichen Feinde der Sturköpfe, für die nur ihre eigene Meinung zählte. Niemals würden sie jemanden unterstützen oder sich durch Argumente überzeugen lassen. Die Beschwichtiger waren der letzte, verlorene Haufen, den er auf seinem Weg zur Rednerplattform passierte. Sie wiegelten stets alles ab, waren auf Ausgleich und Verständigung bedacht und würden jedem auch noch so faulen Kompromiß mit Freude zustimmen. Konsequentes handeln war ihnen fremd und damit waren sie für Tierk Noor-Kral ebenfalls nur politisches Gewürm.

Er hatte die Plattform erreicht und ließ seinen Blick schweifen. Er spürte, daß nun seine Zeit gekommen war. Die Akustik in dem Talkessel war trotz des prasselnden Regens ausgezeichnet und so begann er frei und ohne Manuskript mit seiner Rede.

"Schlimme Nachrichten haben uns erreicht, Tzenkethi!" brüllte er. "Die Breen stehen kurz vor dem Abschluß eines Friedensvertrages. Durch internen Zwist geschwächt mußten auch sie sich der Föderation unterwerfen. Mehr denn je sind wir umzingelt von Gebieten, in denen die Föderation nicht mehr als Feind betrachtet wird. Ich frage euch, mit wem wollen wir uns im Ernstfall jetzt noch verbünden? Mit den Tholianern etwa? Die behandeln ihre Verbündeten nicht weniger gnadenlos als ihre Feinde! Mit den Gorn? Auch die wurden von der Föderation in ihre Schranken verwiesen. Mit den Romulanern? Denen ist niemals zu trauen und zudem paktieren sie ebenfalls längst mit der Föderation." Er atmete tief durch und wartete einen Augenblick. Mürrische Zwischerufe wurden laut und diese kamen ihm sehr gelegen.
"Jetzt sagen einige, daß ich übertreiben würde. Daß die Föderation uns sowieso in Ruhe lassen würde. Daß wir nichts zu befürchten hätten. Wer so denkt, hat schlicht und einfach die Gerissenheit des Gegners noch nicht erkannt! Ihr habt die Berichte von der Grenzregion gehört, der sogenannten Pufferzone, welche die Föderation uns nach dem Krieg aufgezwungen hat. Wir mußten unsere Basen aufgeben, unsere Bergwerke stillegen und unsere Kolonieen räumen. Man hat uns unser Territorium geraubt, unsere Bodenschätze, unsere Planeten. Wer jetzt behauptet, das alles diene zur Wahrung des Friedens, der hat immer noch nicht begrifffen, wie perfide unser Feind agiert. Wurde nicht erst zuletzt wieder ein Schiff aufgebracht, welches auf unserer Seite der Grenze unsere Rohstoffe geplündert hat? Angeblich seien es illegale Bergleute gewesen, hat man uns von Seiten der Föderation erzählt. Doch glaubt ihr das wirklich? Waren es nicht viel eher Spione, die auskundschaften wollten, ob wir noch in der Lage sind unsere Grenzen zu verteidigen? Ich sage euch, wir werden untergehen, wenn wir nicht endlich reagieren!"
Ein paar alte Militärs bekundeten lautstark Zustimmung, die Pazifisten versuchten das Gegenteil. Noch war nichts entschieden, doch Tierk Noor-Kral kam nun zum Punkt.

"Was ich Vorschlage bedeutet keinen neuen Krieg. Ich will nur, daß die Tzenkethi-Koalition ihr Territorium verteidigt und dazu gehört gemäß Vertrag auch die Pufferzone. Wir dürfen dem Diebstahl unserer Bodenschätze und der Spionage auf unserem Territorium nicht länger tatenlos zusehen, wenn wir nicht ein fatales Signal der Schwäche an unsere Feinde senden wollen. Deswegen schlage ich vor, daß wir die vierte Reserveflotte und das neu ausgerüstete, primäre Angriffsschwadron zu einem Manöver in die Pufferzone aufbrechen lassen. Sollten dort illegale Aktivitäten der Föderation oder anderer Mächte stattfinden, dann werden wir diese stoppen. Auch wenn wir uns vertraglich dazu verpflichtet haben, die Pufferzone von festen Einrichtungen zu räumen, so kann uns doch niemand verbieten, eine Übung mit mobilen Einheiten auf unserem Gebiet durchzuführen. Und sogar wenn sich keine Feinde in unserem Territorium eingenistet haben, so haben wir dennoch die Gelegenheit genutzt, unsere Stärke zu demonstrieren und unsere neuen Schiffe und Waffen zu erproben. Entscheidet nun weise!"

Als Tierk geendet hatte, brach großer Tumult los. Die Empörten wetterten gegen diesen Vorschlag, die Pazifisten verließen aus Protest mehrheitlich ihre Plätze, die Militärs und die Wankelmütigen applaudierten und die Bonzen, die auch Werften und Waffenschmieden besaßen, lehnten sich zufrieden zurück. Die Sturköpfe schrieen wie immer ihre verqueren Meinungen, die niemanden außer sie selber interessierten. Und dann mehrten sich die Rufe, daß jetzt sofort über den Vorschlag abgestimmt werden sollte. Es war ein guter Tag für Tierk Noor-Kral.

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  • 2 Wochen später...

 

„137 allein auf der Erde?“ Bestürzt sah Assjima von dem PADD auf.

„Das sind nur die, welche ich in der Datenbank finden konnte“ brummte Elijah und zog sich einen Stuhl heran. „Manche irdischen Stämme hatten sogar mehrere Muttergottheiten. Und um jede rankt sich ein anderer verdammter Mythos.“

„Die du hoffentlich nicht alle in deinem Bericht aufgeführt hast.“

„Ich wurde um eine Kurzfassung gebeten, falls du dich erinnerst. Oh … eine Tasse Kaffee bitte.“ Er nickte dem jungen Kellner freundlich zu. „Schöne Idee von Miauz, in den Abendstunden extra Servicepersonal einzusetzen. Ich frage mich, wie er Vendetta und Tassadar dazu gebracht hat.“

„Er und Marla konnte den Captain überzeugen, dass die Effizienz seiner Mitarbeiter dadurch gesteigert werden könnte. Schau uns beide an: wir haben eigentlich Feierabend. Trotzdem sitzen wir hier und reden über deinen Bericht. Wenn du jetzt an den Replikator gegangen wärest, um dir deinen Kaffee selber zu holen, hätte sich derweil Thomas zu mir an den Tisch gesetzt und das wäre es mit unserer Unterredung gewesen. So aber traut er sich nicht.“ Sie winkte dem Piloten zu, der über einem Glas Synteholbier am Tresen saß und zu ihnen hinüber schaute. Dann nahm sie sich wieder das Padd vor. „Sehr schön … du schlägst vor, stellvertretend für all diese irdischen Muttergottheiten im intergalaktischen Zusammenhang den Begriff  Magna Mater zu verwenden, auch wenn damit ursprünglich nur die Göttin Kybele aus Kleinasien bezeichnet wurde … Bei Assjimagar!“ Die Ärztin verschluckte sich beinahe an ihrem Syntehol-Schirmchen-Cocktail. „Du hast 1.295 verschiedene Muttergottheiten in der Datenbank gefunden? Nur bei den uns bekannten Völkern?“

„Nun ja … manche haben für jede landwirtschaftliche Nutzpflanze eine eigene Fruchtbarkeitsgöttin. Aber wir Menschen führen mit Abstand. Zu viele verschiedene Volksstämme mit zu vielen mehr oder weniger gut erforschten und dokumentierten Religionen. Und wir haben unsere Götter nicht getötet wie es die Klingonen taten.“

Assjima lachte: „Goch’ta … und nach dieser Heldentat sank bei den Klingonen die Geburtenrate. So berichtet es zumindest die Legende.“

„Ja, genau. Die Legende … die Legenden … 3.596 habe ich gefunden. Zu manchen Muttergottheiten gibt es mehrere Varianten.“ Elijah nippte vorsichtig an seinem Kaffee. „Und bevor du fragst: ich habe sie nicht alle gelesen. Nur ein paar. Die, welche mich besonders interessierten. Den Rest habe ich anhand von Schlagworten durch den Computer analysieren lassen.“

Die Ärztin scrollte sich durch den Text. „Ah … hier ist es. Du hast 3.596 Legenden in ein paar Sätzen zusammengefasst‘? Fast ausnahmslos tauchen die ersten Muttergottheiten bei Jäger- und Sammlergesellschaften auf. Allerdings kann nicht eindeutig statuiert werden, dass es sich hier schon um Gottheiten handelt. Die Individuen dieser ältesten Gesellschaften sind nur begrenzt zu abstrahiertem Denken fähig. Sie fragen sich noch nicht, woher dies alles kommt, sondern denken nur einen Schritt weiter: wie bekomme ich das, was ich zum Überleben brauche? Dabei sollen ihnen die Geister der Ahnen, die bestimmter Tiere, Pflanzen und natürlicher Phänomene wie z.B. der Geist des Feuers helfen. Zum Überleben des Stammes müssen Kinder geboren werden. Und die jagdbaren Tiere müssen sich ebenso fortpflanzen wie die essbare Vegetation. Toten- und Jagdkulte spielen eine zentrale Rolle. Ein Wesen stirbt, seine Seele geht auf ein neues Wesen über. Dazu benötigt man ein Wiedergeburtsritual. Oder auch einen entsprechenden Zauber. Götter sind hier noch nicht im Spiel. Dies ändert sich erst beim Übergang zu sesshaften Agrargesellschaften. Die Völker beginnen, ihre Umgebung zu hinterfragen. Logisches, abstrahiertes Denken entsteht. Und mit ihm kommen erste Versuche auf, die Beschaffenheit der Welt zu erklären. Das, was sich nicht durch Beobachtung erklären lässt, wird einer aktiv handelnden Gottheit zugeschrieben. Ein Saatkorn keimt. Ein Zauber kann es nicht sein, erklären lässt es sich ebenfalls (noch) nicht. Also muss es eine Gottheit sein, die dafür sorgt, dass aus dem Saatkorn ein Getreidehalm entspringt. In einer landwirtschaftlich orientierten Gesellschaft spielen die Geister der Tiere keine große Rolle. Alles hängt von der Fruchtbarkeit ab. Die Fruchtbarkeit der Erde, in die gesät wird, die Fruchtbarkeit des Saatgutes, die Fruchtbarkeit der Haustiere und natürlich an erster Stelle die Fruchtbarkeit des Stammes. Kaum jemand kommt auf die Idee, dass die Samen eines Mannes unfruchtbar sein könnten. Es zählt nur die Fruchtbarkeit der Frau, weil diese (scheinbar) sichtbar ist. Logischerweise muss die Gottheit der Fruchtbarkeit weiblich sein. Diese muss unbedingt freundlich gestimmt werden. Um diese Muttergöttinnen bilden sich Rituale und Kulte. So lässt es sich erklären, dass bei den meisten uns bekannten Spezies diese Muttergottheiten zu den ältesten Göttern gehören. Die einzigen Ausnahmen bilden ein- und ungeschlechtliche Spezies. Hier lassen sich keine Überlieferungen von Muttergottheiten finden. Mit dem Wachsen des Stammes nimmt jedoch nicht nur der Bedarf an Ressourcen zu, sondern auch der an Platz. Es folgen häufig kriegerische Auseinandersetzungen mit benachbarten Stämmen. Der Wunsch nach Kriegsglück nimmt zu. So muss also ein Kriegsgott her, den man durch Rituale bestechen kann. Die matriarchalischen Kulte müssen hinter den patriarchalischen zurückstehen.

Assjima unterbrach sich. „Demzufolge ist bei den Klingonen eindeutig etwas schief gelaufen.“

„Da haben sich die Frauen einfach nur den geänderten Begebenheiten angepasst“ antwortete Elijah schmunzelnd. „Mich wundert es vielmehr, dass bei euch Deltanern die Muttergottheiten durch einen männlichen Gott abgelöst wurden, ohne dass ihr überhaupt einen Begriff für Krieg hattet.“

„Das ist kein großes Rätsel, lieber Elijah. Im Deltanischen gibt es keine Artikel. Wir benutzen das Utrum. Er oder Sie … das spielt nur bei der Übersetzung ins Standard eine Rolle. Der oder die Assjimagar. Er ist ein Geist … Geister haben kein Geschlecht. Eigentlich müssten wir ES sagen.“

Der Anthropologe nickte. „Stimmt … das erklärt so einiges. Und da sind wir auch schon beim Kern der Problematik. Ich habe es ein paar Zeilen weiter unten erläutert. Es gibt über diese frühgeschichtlichen Muttergottheiten so gut wie keine schriftlichen Hinterlassenschaften von Zeitzeugen. Nur archäologische Artefakte, die Interpretationen viel Raum lassen. Und eben diese Legenden …“

„3.596 uns bekannte Überlieferungen …“

„Ja … Geschichten, die von Generation zu Generation mündlich tradiert werden.“

„Und jede Generation passt diese Geschichten ihren eigenen Lebensbedingungen an.“

„Die Legenden bleiben dadurch zeitgemäß. Sie bleiben lebendig. Ob sie nun einfache Sagen oder Umschreibungen tatsächlicher Zusammenhänge sind ist hierbei zweitrangig … der Umstand, dass sie sich über tausende von Jahren erhalten haben, in jeder Generation und jeder Kultur die Phantasie erneut anregen, zeigt, welch mythische Kraft in ihnen lebt. Sie berühren uns im tiefsten Inneren, sie rühren an den Kern unserer Seelen, erzählen uns von den Gründen unserer Existenz … erklären uns nach wie vor das Unerklärbare: Wie wir entstanden sind und warum wir entstanden sind!“

Assjima lehnte sich zurück und betrachtete Elijah nachdenklich. „Dimedes Narrativum …“

„Dimedes Narrativum.“ Er schob die inzwischen leere Kaffeetasse von sich und gab dem Kellner ein Zeichen. „Warum sich die diversen Legenden über Muttergottheiten bei den verschiedenen Spezies in ihren Grundzügen ähneln ist, glaube ich, deutlich geworden. Doch dass sie in unserem technischen Zeitalter außerhalb der historischen Archive weiterhin existieren ist ein wenig verwunderlich. Nehmen wir einmal die vulkanische T’Metar. Die Vulkanier haben die Legenden über sie weggesperrt. Weil  sie unlogisch sind. Die Klingonen hingegen behaupten, sie hätten ihre Goch’ta getötet.“

„In Wirklichkeit ist es andersrum …“ spann Assjima den Gedanken weiter. „Goch’ta lebt, weil die Klingonen sich nach wie vor die Geschichten über sie erzählen. Die Vulkanier jedoch haben T’Metar getötet, indem sie ihre Legenden in ein Archiv verbannt haben. Ich glaube, ich beginne langsam zu verstehen, worauf du hinaus willst.“

„Wir sind bei der Frage nach der Existenz angekommen. Muss etwas aus Materie bestehen, um existent zu sein? Genauer: um lebendig zu sein? Oder existiert eine Idee, ein Phantasiekonstrukt ebenfalls? Lebt es im biologischen Sinne?“

„Rein wissenschaftlich betrachtet, können wir heute die Funktion eines biologischen Organismus zu 99% erklären. Nur das letzte Prozent … das Zünglein an der Waage … Naschpur ... das Leben an sich … können wir nicht erklären. Andererseits kann eine Idee ebenso existent sein. Eine politische Idee, eine religiöse Idee … Sie lebt in unseren Köpfen, ernährt sich von unserer Phantasie …  wie eine Geschichte. Andersrum gefragt: Kann eine Idee zu einem biologischen Wesen werden?“

„Was war zuerst da? Das Ei oder das Huhn? Haben wir die Muttergottheit in unseren Köpfen geschaffen oder hat sie uns geschaffen?“ Elijah nahm mit einem dankbaren Nicken den frischen Kaffee entgegen. „Du bist von uns die Einzige, die mit Dimede gesprochen hat. Wir alle wissen, dass du viel Phantasie hast und dass deinen Gehirnwindungen gerne mal seltsame Gedanken entspringen. Du hast dich auf unserer Reise zu den Breen sehr intensiv mit der Großen Mutter befasst. Deine Gedanken sind gleichzeitig vom Wunsch beseelt, dass der Captain und Aiso noch am Leben sind … können wir wirklich sicher sein, dass du mit der leibhaftigen Dimede gesprochen hast? Oder hat die Idee von ihr in deinem Kopf Gestalt angenommen?“

„Der Pappbecher, den sie mir auf dem Berg in die Hand gedrückt hat, war ziemlich real“ lachte die Ärztin um dann ernst fortzufahren: „Diese Frage habe ich mir in den letzten Wochen immer und immer wieder gestellt. Marla hat mich unter Hypnose befragt, diverse Sternenflottenpsychologen haben mich durchleuchtet … sie konnten keine Hirngespinste in mir ausmachen.“

„Weil sie möglicherweise tatsächlich real geworden ist? Oder andersrum ausgedrückt: weil sie sich mit Hilfe deiner Phantasie personifizieren, ja sogar materialisieren konnte … Am Ende der Zusammenstellung habe ich eine zugegebenermaßen etwas gewagte Hypothese aufgestellt.“

Assjima  griff erneut nach dem Padd und las halblaut vor: „Unabhängig von der Frage, ob es sich bei Dimede um eine uns bislang unbekannte Spezies handelt oder um ein gemeinschaftliches Konstrukt der Phantasie vieler unterschiedlicher Völker, möchte ich die These in den Raum stellen, dass Dimede im materiellen Sinne existiert. Sie ist bei den jüngeren, wenig technologisierten Völkern nach wie vor Teil des Alltags, nährt sich von der Phantasie dieser Völker und gibt ihnen durch ihre eigenen Geschichten Hilfestellungen auf dem Weg zu einer höheren sozialen Entwicklung. Sie pflanzt Ideen in die Köpfe der Leute und trägt auf diese Weise dazu bei, Veränderungen in die Wege zu leiten. Der einfachste Weg, mit ihr Kontakt aufzunehmen, besteht möglicherweise einfach nur darin, an sie zu glauben.“ Die Ärztin legte das Padd beiseite und lächelte Elijah an. „Das hältst du für einen einfachen Weg? Sollen wir nun doch eine kleine Glaubensgemeinschaft auf unserem Schiff gründen, um Dimede herauf zu beschwören?“

Der Anthropologe lachte. „Rev hätte da auf jeden Fall schon genügend Übung. Die Kutte kann er sich bestimmt nochmal ausleihen. Aber jetzt im Ernst: kann ich dieses Elaborat so wegschicken?“

„Auf jeden Fall. Tanrim und die anderen Führungsoffiziere kennen dich inzwischen gut genug, um nicht lauthals in Lachen auszubrechen. Im Gegenteil: ich bin mir sicher, dass sie deine Anstöße ernst nehmen werden. Schick es nachher gleich weg. Aber jetzt lass uns Feierabend machen, bevor Thomas sich noch zu Tode langweilt und sich in Syntehol ertränkt.“ Sie schob das Padd über den Tisch und winkte dem Piloten mit einer einladenden Geste zu, dass er sich doch zu ihnen setzen sollte.

 

Bearbeitet von Assjima
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