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...macht nichts - wir haben einen Gartenzaun.

Theresa Hannig - Die Optimierer


einz1975

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Wenn ein Roman schon mit so vielen Lorbeeren in den Handel kommt, dann muss schon etwas dran sein, dass er mehr als einen gewissen Charme besitzt. Das Debüt von Theresa Hannig fängt doch recht harmlos an. Samson, ein Angestellter der Optimierungsbehörde ist auf dem Weg zu seinem nächsten Kunden. Ein junges Mädchen, etwas pummelig, nicht wirklich fleißig und sie lebt außerhalb der Stadt. Sein Job ist es nun, die optimale Lösung für ihr Leben zu finden. Dabei kommt es nicht nur darauf an, was sie gelernt hat, sondern auch Hobbys und was ihr sonst noch Spaß macht. Was aber, wenn da nichts ist oder die Vorstellungen zu weit von der Wirklichkeit abweichen? Dann passiert etwas völlig einfaches – Der Staat braucht dich nicht!

Richtig, man bekommt ein wenig Geld jeden Monat und lebt davon... nun, so weit weg scheint diese Zukunft gar nicht zu sein. Wir befinden uns im Jahr 2052. Europa trennt sich weiterhin ab und hat in Italien einen Grenzzaun gezogen, damit keine Flüchtlinge ins Land kommen. Autos fahren automatisch und durch das tragen von Linsen kann der Staat so gut wie alles überwachen und lernt damit seine Bevölkerung kennen. Menschliche Roboter helfen wo sie nur können, sei es im Alltag zuhause oder im Sicherheitsdienst auf der Straße. Damit man in dieser Gesellschaft einen Platz hat, gibt es sogenannte Sozialpunkte.

Diese verdient man mit sachdienlichen Hinweisen wie z.B. Vandalismus oder man hilft einfach mal jemand über die Straße. Landet man allerdings unter einer bestimmten Grenze von diesen Punkten, muss man sich einweisen lassen und man wird wieder korrigiert. Fleisch ist auch verboten und die Prostitution wurde abgeschafft, dafür gibt es jetzt öffentliche Häuser in den man sich treffen kann, was völlig normal ist und jeder macht. Wie ihr seht, klingt diese Zukunft doch recht ordentlich, wenn da nicht die Menschen wären. Samson selbst lernt in der Geschichte den steilen Fall von ganz oben bis ganz unten kennen.

Er verliert sein altes Leben, will es zurück und bekommt am Ende ein Geschenk, was in dieser beschriebenen Welt, wohl allen bevorsteht. Hannig nimmt Samson schon ordentlich den Boden unter den Füßen weg, sei es Familie, Freundin, Job oder sogar der Glaube an die Gesellschaft. Nichts bleibt ihm und selbst wenn man hier Vergleiche zu 1984 ziehen kann, nimmt die Autorin das Thema doch aus einem etwas anderen Blickwinkel wahr. Nicht zuletzt die technisierte Lösung, sondern auch der leise Verfall der Menschlichkeit und die Perspektivlosigkeit der Jugend, spiegelt schon manch Bild von heute wieder.

Fazit:
Ehre wem Ehre gebührt! Theresa Hannig schuf mit „Die Optimierer“ ein wunderbares Beispiel für eine zukünftige Gesellschaft, die sich am Ende selbst wegoptimieren wird. Vielleicht helfen genau solche kleinen Denkanstöße, um uns wach werden zu lassen, nicht immer nur alles zu akzeptieren und einfach mal die Menschlichkeit wieder in uns zu entdecken. Ich bin froh, nicht in dieser Welt leben zu müssen und Theresa Hannig steht eine ausgesprochen optimale Zukunft nach diesem Roman bevor.

Matthias Göbel

Autor: Theresa Hannig
Taschenbuch: 303 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
Sprache: Deutsch
Erscheinungsdatum: 29.09.2017
ISBN: 978-3-404-20887-6

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Bearbeitet von einz1975
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