Am Samstagabend betrat der absolute Stargast der Galileo 7 After Eight unter tosendem Applaus die Bühne. Vorab schon mit einem Trailer angekündigt, der besonders die chauvinistische Seite des William T. Riker herausstellte und passenderweise mit "Kiss" von Tom Jones untermalt wurde, war Jonathan Frakes - wie schon in der Pressekonferenz - bei bester Laune. Er teilte dem Publikum zunächst seine Eindrücke von der Convention mit: Wilde Kostüme, wilde Frauen und Klingonen - er freut sich wieder hier sein zu dürfen! Zunächst erzählte Frakes eine der äußerst beliebten TNG Anekdoten, dieses Mal ging es um die Episode "Q-Pid", in der er als Bruder Tuck in Strumpfhosen gegen das Böse kämpfen durfte und dabei am Auge verletzt wurde. Nachdem die Szene abgedreht war erbarmte man sich ihn ins Krankenhaus zu bringen, wo er, noch in seiner Rolle gekleidet genäht wurde. Jonathan Frakes sprüht bei solchen Geschichten vor Charme und Energie und zieht die Zuschauer/- bzw. Hörer in seinen Bann. Zwischenzeitlich entschuldigte sich der Darsteller beim Publikum dafür, dass er nicht William Shatner ist, zeigte aber im Laufe der 45 Minuten auch deutlich, dass er darüber nicht wirklich traurig ist. Wie gewohnt entwickelte sich das Panel zu einem gewohnten Frage - Antwort Spiel, das durchaus informativ und lustig war, stellenweise aber auch von seltsamen Beiträgen der Fans unterbrochen wurde.
Mit trauriger Mine erzählte Frakes über die letzten Tage der Star Trek: The Next Generation Dreharbeiten. Sowohl Marina Sirtis als auch er selbst hätten sich sehr über zwei weitere Jahre gefreut und hatten das Gefühl, dass die Serie viel zu früh eingestellt wurde. Umso mehr war er gerührt als man Seitens Paramount für das Finale von Enterprise bei ihm anfragte. Die Erfahrung zusammen mit alten Kollegen zu arbeiten war für ihn überwältigend und komisch zugleich - quasi die Hauptrolle in der finalen Episode einer anderen Serie zu spielen und nicht die eigentliche Cast zum Zuge kommen zu lassen war etwas merkwürdig.
Neben ernsten Themen kam auch der Spaß nicht zu kurz: In Anbetracht seiner schwindenden Haarpracht scherzte Frakes, dass nun wohl auch er bald das Zeug zu einem richtigen Captain habe - ebenso wie Michael Dorn. Abgerundet wurde der Einlage durch eine Gesangsdarbietung des Fetenhit "Volare".
Nun schnitt man wieder ernstere Themen an - hätte Frakes die Möglichkeit bekommen, Regie bei Star Trek 10: Nemesis zu führen, wäre Data noch am Leben und der Film wäre seiner Meinung nach auch um einiges besser, charakterbezogener und näher an der Serie gewesen. "Sie hätten mich nur fragen müssen," Frakes wörtlich. Star Trek mit all seinen Filmen und Serien sollte für die Fans gemacht werden.
Dass Jonathan Frakes sein Leben nicht nur dem Film widmet zeigt seine Leidenschaft für Literatur, die er auf die Frage nach seinem Lieblings-Autor und -Buch offenbarte. So las Frakes in den letzten Wochen unter anderem Werke von Richard Russo, dem letztes Jahr der Pulitzer-Preis verliehen wurde, oder von der Autorin Linda Greenway. Ein Science-Fiction-Roman liegt nach eigenem Bekunden momentan nicht auf seinem Nachttisch.
Die nächste Frage widmete sich aber natürlich wieder Star Trek - und zwar der Lieblings-TNG-Episode von Jonathan Frakes. Hier ist Frakes zum einen "Offspring" ans Herz gewachsen - schließlich führte er in dieser Folge zum ersten mal Regie. "Best of both worlds" hält der Commander der Enterprise gar für eine der besten Serien-Episoden der TV-Geschichte. Unter den Kinofilmen bevorzugt Frakes den achten Star Trek Film "Der erste Kontakt".
Frakes amüsierte sich über einen kostümierten Fan, der, wie so viele andere, bereits in jungen Jahren den Rang eines Captains bekleidet und echauffierte sich darüber, erst nach 18 Jahren letztendlich befördert worden zu sein. Im gleichen Atemzug kritisierte er die Autoren, die durch das ständige Ablehnen von Beförderungen durch seinen Charakter die Rolle unglaubwürdiger erschienen ließen.
Unter dem gleichen Aspekt betrachtet er Rikers Pokerspiele mit den Mitgliedern der Crew. Nachdem Geordi durch die Karten sehen, Troi Gefühle wahrnehmen und Worf schlichtweg sehr sauer werden kann bleibt eigentlich nur noch Crusher, gegen die Riker eine reale Chance auf den Sieg hat.
Regisseur oder Darsteller, Jonathan Frakes konnte nicht sagen welches der beiden er lieber macht, bei seinem derzeit eher mageren Rollenangebot stellt sich die Frage allerdings auch weniger. Als Regisseur ist er moment mit dem TV Film "The Librarian 2" in der Post-Produktionsphase.
Frakes glaubt übrigens fest daran, dass es in einiger Zeit wieder einen Star Trek Film geben wird, auch wenn dies eine Weile dauern kann. Star Trek wird, ihm zufolge, aus der Asche auferstehen. Er hätte selbstverständlich auch nichts dagegen einzuwenden zum Captain einer neuen Serie gemacht zu werden.
Das Panel endete mit Jonathan Frakes` Darstellung von Patrick Stewart auf dem Captain`s Chair während eines Angriffs, bei dem die Schauspieler sich hin- und herwerfen mussten und Stewart trocken bemerkte: "So viele Jahre Shakespeare Company für sowas!"
Der Star dieser Convention wurde mit tosendem Applaus verabschiedet und wird morgen früh in seinem weiteren Panel sicherlich wieder brillieren.
Julia Becker, Matthias Mirlach, Daniel Räbiger
Quelle: treknews.de
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