Beowulf ist DAS altenglische Epos. Die Geschichte eines Helden, aufgeschrieben im 10. Jahrhundert, die wohl schon einige Jahrhunderte zuvor entstanden und mündlich weitergegeben worden war. Interessant ist das Werk vor allem für Der Herr der Ringe Fans, weil J.R.R. Tolkien einiges aus ihm übernahm, seien es Namen oder Motive.
Alexandra Velten ging in ihrem Vortrag sowohl auf sprachwissenschaftliche als auch Tolkien relevante Aspekte ein und erklärte zunächst, dass der Name Beowulf bereits ein schönes Beispiel für die bildhafte und poetische Sprache in diesem Epos darstelle. Beo, die Biene, verbindet sich mit Wulf, dem Wolf. Der Bienenwolf unter den Tieren ist, wie könnte es anders sein, der Bär, was im Bezug auf den Helden einem Attribut für Stärke entspricht.
Was aber wäre ein wahrer skandinavischer Held ohne ein Monster, das es zu besiegen gilt? Hier kommt Grendel in Spiel, den Beowulf in einem seiner drei Kämpfe niederstrecken muss. Den letzten bestreitet der Bienenwolf gegen einen Drachen und genau an dieser Stelle kann man eine Parallele zu Tolkien ziehen, denn in Der kleine Hobbit gibt es einen solchen Drachen auch. Nun gut, Drachen tauchen überall auf, die Verbindung zwischen dem Heldenepos und Tolkiens Werk ist aber häufig ebenso stilistisch zu erkennen. Auch Beowulfs Begräbniszeremonie muss der Schöpf des Ringhypes genau gekannt haben, denn auch hier finden sich Parallelen zu seinen Büchern.
Alexandra Veltens Vortrag am Sonntagmorgen galt den Erlebnissen „einer Linguistin mit Tolkien“. Linguistik, so Velten, sei nicht gerade ein Gebiet, mit dem sich die meisten Menschen gerne auseinander setzten, Tolkien allerdings sehr wohl. Wie passt also beides zusammen? Nun, zunächst einmal war J.R.R. Tolkien selbst Linguist. Er erforschte alte Sprachen und erfand sogar neue, wie die der Elben, die nach wissenschaftlichen Aspekten genau so funktionieren könnten. Außerdem griff er in seinem Werk auf beispielsweise Altenglisch zurück, die Sprache der Rohirrim. Für Linguisten wie Alexandra Velten und Dr. Rainer Nagel sind dementsprechend die Erforschung der Sprachen und Namen, ihre Herkunft und Tolkiens Veränderungen von großem Interesse. Hier führte erstgenannte einige Beispiele vor, die Linguistik in ein etwas anderes, gar nicht mehr so graues, Licht rückten. Spannend ist zum Beispiel die Herkunft der Bezeichnung „Hobbit“. Tolkien verband hier zwei altenglische Wörter zu einem, was zu „holbytla“ führte. Das bedeutet so viel wie „Loch-bauer“, durchaus passend für Frodo und seine Kumpanen. Der Autor spielte nun die Entwicklung des Wortes im Laufe der Jahrhunderte theoretisch aber sprachwissenschaftlich fundiert durch und kam letztendlich auf Hobbit. Es ist anzumerken, dass ihm der Name für die Halblinge wohl schon vorher eingefallen war und er den Weg quasi rückwärts beschritt, indem er sich eine mögliche Bedeutungsgeschichte herleitete, mit anderen Ausdrücken verhält es sich allerdings „richtig herum“.
Weitere Beispiele, die die Conbesucher im gut gefüllten Saal begeisterten, waren „Frodo“, ein Name den es als „Froda“ tatsächlich gab, sowie Smaug. Der Name des Drachens bedeutet in der alten Sprache schlicht „er kroch“ und kommt nicht etwa vom englischen Wort „smoke“. Alexandra Velten legte dar, wie sehr sich Tolkien mit dem Hintergrund von Stadt – und Personennamen beschäftigte, welche historischen Vorbilder er dafür gehabt haben könnte und wo vielleicht mehr Bedeutung im Der Herr der Ringe zu finden ist, als man zunächst vermutet.
Sie warnte allerdings ausdrücklich vor zu viel Analyse und Interpretation. Es gibt nämlich unter anderem Theorien darüber, dass der Name „Frodo“ sich aus dem Ägyptischen ableiten lässt, was wohl doch ein wenig zu weit hergeholt ist.
Alexandra Veltens Vorträge gestalteten sich beide nicht nur für (werdende-/Hobby-) Linguisten als äußerst interessant und sind ein weiterer sehr empfehlenswerter Programmpunkt der Ring*Con..
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Text: Julia Becker
Bilder: Nadir Attar
Quelle: treknews.de
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