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...unter der Kleidung nackt!
  • Monitor - 2x05: Alpha

    Die verspätete Pilotfolge
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    • TheOssi
    Auf dem Weg zurück zur Erde stellt sich Captain Lewinski noch einmal den Ereignissen, die zu seinem Kommando über die Monitor geführt haben.

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    Monitor 2x05 "Alpha"
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    Die Monitor raste mit mehrfacher Überlichtgeschwindigkeit zurück zur Erde. Es war nicht alles so gelaufen, wie man es sich nicht vorgestellt hatte. Ganz besonders nicht, wie es sich John Lewinksi, Captain der Sternenflotte der Vereinigten Föderation der Planeten, vorgestellt hatte. Er hatte Befehle mißachtet, um die Zukunft zu retten. Er hatte seine Crew, seine Freunde mißbraucht und dann einer Lüge aufgesessen. In gewisser Weise war mit seinem Klon auch seine Zukunft gestorben. Sloan hatte recht gehabt: John hatte in dem Moment, wo sein Klon sein Haus betreten hatte, verloren. Nun war er wie ein Verbrecher auf sein Quartier beschränkt und mußte auf die Rückkehr zu Erde warten, wo man ihm den Prozess machen würde, der seine Karriere beenden könnte. In diesem schweren Zeiten dachte Lewinski darüber nach, wie das Abenteuer begonnen hatte, welche merkwürdigen Verstrickungen es auf dem Weg hierher gegeben hatte. Es war einen Gedanken wert...

    Dreiunddreißig Tage. Dreiunddreißig Tage waren sie nun schon hinter den feindlichen Linien, fernab von allen Versorgungstransporten. Es war heiß. Beim letzten Gefecht waren die Klimakontrollen beschädigt worden, was den üblen Geruch an Bord nur noch verstärkte. Die meisten Crewmitglieder hatten sich seit Tagen nicht mehr waschen können. Womit auch? Die meisten Energiereserven mußten für die Waffensysteme geopfert werden.
    Dieser verdammte Krieg.
    John Lewinski fuhr sich über das stoppelige Kinn und ging langsam zurück zum Kommandosessel, in den er sich geräuschvoll sinken ließ. Captain Zakirk saß in seinem Bereitschaftsraum und bereitete einige wichtige Nachrichten für Starfleet Command vor. Dieses verdammte Command. Man hätte sie schon vor Tagen von ihrer Mission entbinden müssen. Die Teneriffa operierte seit Wochen tief im cardassianischen Raum und überfiel wichtige Transportschiffe, die Kriegswichtiges Gerät für das Dominion transportierten. Wochenlang schon trieb das Ambassador-Klasse Schiff ein Katz und Maus Spiel mit den Jem´Hadar, flog schnelle Angriffe und zog sich wieder zurück. Ja, die Sternenflotte war zufrieden mit ihren Ergebnissen, nein, man könne die Teneriffa jetzt nicht abziehen, man werde gebraucht. Seit Tagen die selben Vertröstungen. Inzwischen vermied es Captain Zakirk, diese Botschaften der Mannschaft preiszugeben, munterte sie statt dessen mit einigen Belobigungen und Durchhalteparolen auf, was freilich immer schwerer wurde. In den letzten Tagen war es nicht so gelaufen, wie man es sich eigentlich vorgestellt hatte. Das Schiff war schwerbeschädigt worden, der taktische Offizier und der Chefingenieur waren getötet worden. Beide hatte Lewinski seit fast 22 Jahren gekannt. Zweiundzwanzig Jahre. Eine lange Zeit. Lewinski war direkt von der Akademie auf dieses Schiff versetzt worden, hatte die Karriereleiter als Fähnrich begonnen und sich bei Zakirk einen Namen gemacht. Nun, nach vielen tausend Tagen und unzähligen Abenteuern war Commander John Lewinski erster Offizier dieses Schiffes, das er von Herzen liebte. Es war ihm eine Heimat geworden, die meisten Führungsoffiziere waren seine besten Freunde. Daher schmerzte es ihn um so mehr zu sehen, wie das Schiff langsam zerfiel und Freunde getötet wurden. Die meisten Abteilungen wurden von Fähnrichen oder Unteroffizieren geführt, die kaum Kommandoerfahrungen hatten. Es gab Ausfallerscheinungen überall an Bord. Inzwischen waren die Replikatoren rationiert worden, damit Energie gespart werden konnte.
    Dieser verdammte Krieg.
    Seit Stunden präsentierte der Wandschirm ein und dasselbe Bild: einen großen Gasriesen, um den ein Asteroidenring kreiste. Die Teneriffa versteckte sich schon seit 3 Tagen hier, um notwendige Reparaturen durchzuführen.
    "Fähnrich Cho´ha! Sensorenbericht!"
    Die junge Saurianerin checkte kurz die Anzeigen. Sie hatte sich gleich nach der Übernahme der taktischen Station als kompetenter Offizier erwiesen, die dem verstorbenen Lieutenant-Commander Raddy ein würdiger Ersatz war. John würde die Hoverball-Spiele mit ihm vermissen.
    "Dasselbe wie vor 10 Minuten, Sir: keinerlei Dominion-Aktivitäten zu erkennen. Es ist ruhig um uns herum."
    Lewinski lächelte kurz und ignorierte die kleine respektlose Spitze, die ihm Cho´ha beigebracht hatte. Sie hatte recht; es nützte nichts, wenn er Nervosität auf der Brücke verursachte. Der Kanadier übergab dem Navigator Lieutenant Satak das Kommando und betrat den Bereitschaftsraum des Captains. Wenn einer Ruhe in die Situation bringen konnte, dann war es Satak, einer der wenigen Vulkanier, die sich für eine Laufbahn als Navigator entschieden hatten. Seine Ruhe und Ausdauer während Gefechten war ein ums andere Mal erstaunlich. Zischen öffnete sich die Tür zum Büro des Kommandanten. Dort saß er, Captain Zakirk, würdevoll wie eh und je. Trotz der widrigen Umstände schaffte es der Tirrione immer eine gepflegte, saubere Uniform zu tragen; John Lewinski hatte bis zum heutigen Tage nicht verstanden, wie er es schaffte. Zakirk war über seinem Computer gebeugt. was bei einer Größe von 1,94 m ein seltsamer Anblick war. Jedoch durfte man den Captain auf keinen Fall unterschätzen, wenn es sein mußte, konnte er so leise wie eine cardassianische Wühlmaus sein. Der Tirrione, der ihm in fast zwei Jahrzehnten eine Art Vater und gleichzeitig auch Freund geworden war, blickte seinen Stellvertreter lächelnd an.
    "Commander, was kann ich für sie tun?"
    Immer hundert Prozent korrekt. Diese Eigenschaft schätzte der Mensch am meisten an seinem Kommandanten.
    "Irgendeine Antwort von Command?"
    Zakirk antwortete nicht sofort, streckte ich statt dessen genüßlich, was ein seltsamer Kontrast zur allgemeinen Situation war. Abermals fiel Lewinski auf, das, egal wie schlecht der Zustand des Schiffes war, der Bereitschaftsraum des Captains immer in einem Tip-Top Zustand war. Es war ein inoffizieller Running-Gag an Bord des Schiffes, sich vorzustellen, wie der Captain alle zwei Stunden für dreißig Minuten in seinen Raum verschwand, um ihn zu säubern. Lieutenant Jenkins hatte da eine lustige Grafik entworfen. Zu schade, daß er nun tot war, er war ein hervorragenden Ingenieur gewesen.
    "Nein, wir müssen noch bleiben," antwortete Zakirk ruhig.
    "Sir, bei allem Respekt, die Teneriffa braucht dringende Reparaturen, die man nicht einfach so ohne weiteres im Feld durchführen kann. Wir müssen unsere Mission unterbrechen!"
    "Ich weiß," antwortete Zakirk und stand langsam auf, "deswegen werden wir auch unser eigenes Ding machen. Morgen kommt hier ein kleiner Konvoi des Dominions vorbei, den wir angreifen werden. Danach machen wir uns auf den Heimweg, egal was Command sagt."
    Dies war das erste mal in zwanzig Jahren, daß Lewinski erlebte, daß Zakirk bewußt einen Befehl mißachten wollte. Lewinski war sicher, daß in diesem Fall die Mannschaft gerne nachsichtig mit ihrem Kommandanten sein würde.
    Der Konferenzraum an Bord der Teneriffa war so gut wie der einzige Bereich an Bord des Schiffes, der normale klimatische Bedingungen aufwies. Mit anderen Worten: er war nicht so heiß und stickig wie die anderen Orte, die sogar den Schaf zu einem Martyrium machten. Man mußte Fähnrich Bola, die den verstorbenen Lieutenant Jenkins als Chefingenieur ersetzte, zu ihrer Arbeit gratulieren. Lewinski wußte, wie hart es für sie sein mußte, mit den wenigen Ersatzteilen, die sie an Bord hatten, so viele Dinge gleichzeitig zu reparieren. Bevor der Lieutenant vor 23 Tagen auf der Krankenstation nach langer Qual verstorben war, hatte er ausdrücklich die Bolianerin Bola für diesen Posten ausgewählt. Der Doc hatte ihn ermahnt, sich zu erholen, die letzten Stunden auszukosten, doch er war darauf versessen gewesen, alles zu tun, damit es nach seinem Ableben dem Schiff an nichts fehlte. Er hatte seine Nachfolger eingeteilt und sie auf die beschädigten Systeme angesetzt. Während der ganzen sieben Stunden, während denen Jenkins mit dem Tod gerungen hatte, war Commander Lewinki bei ihm gewesen, hatte ihm Beistand geleistet. Auch ihn kannte er schon von der Akademie, beide waren sie im Hoverball-Team der Akademie gewesen. Sein Tod berührte ihn immer noch sehr.
    Die derzeitige Führungscrew der Teneriffa ( wer konnte schon sagen, wie lange er noch diesen Posten innehatte??? ) versammelte sich also im Konferenzraum und blickte aus müden Augen zu ihrem Kommandanten. Sogar Lieutenant Satak wirkte ermüdet, auch wenn der Vulkanier es wie immer meisterhaft verstand, dies zu verbergen. Doch die Ringe unter seinen Augen sprachen eine deutliche Sprache. Captain Zakirk ließ sich geräuschvoll in seinen Sessel am Kopfende des Tisches fallen und dachte kurz nach, bevor er anfing:
    "Command hat uns die Daten eines weiteren Konvois durchgegeben."
    Stöhnen bei den Offizieren, Enttäuschung. Wie lange glaubte das Oberkommando, würde die Teneriffa noch durchhalten? Der erste Offizier beschloß, das Wort zu ergreifen, um seinem Kommandanten zu helfen.
    "Wo wird er sein und wann wird er ankommen?"
    Zakirk blickte kurz seine Offiziere an, bevor er fortfuhr.
    "Morgen wird er hier ankommen, seine Route wird ihn nahe an diesem Asteroidenfeld vorbei führen. Das Dominion glaubt wohl, daß sie niemand so nah an den Asteroiden angreifen könnte."
    Der Tirrione hatte diese Worte nicht ohne eine gewisse Genugtuung ausgesprochen. Es war eine großartige Leistung der Mannschaft gewesen, dem Dominion zu entkommen und sich mitten in einem ihrer Systeme zu verstecken, zum wiederholten Male übrigens.
    Cho´ha stellte die nächste, wichtige Frage:
    "Wie groß wird der Konvoi sein?"
    "Sieben Schiffe. 5 Frachter, ein Jem´Hadar-Kriegschiff und ein Kreuzer des Dominion."
    Ungläubiges Staunen.
    "Das schaffen wir nie," meinte Bola, doch Zakirk hob mahnend den grünen Zeigefinger.
    "Na, na, Fähnrich, etwas mehr Optimismus bitte, immerhin haben wir es früher auch immer geschafft..."
    "Mit Verlaub, Sir," sprang Lewinski ein, "da waren wir aber noch nicht so beschädigt wie heute. Wir können nicht den Konvoi zerstören!"
    "Das können wir auch nicht. Daher werden wir so viel Schaden anrichten, wie möglich."
    Ein neues Rätsel. Heute schien sich der Captain mehr als geheimnisvoll zu geben.
    "Fähnrich Cho´ha, die Asteroiden stören die Sensoren des Dominion?"
    "Aye, Sir."
    "Und die Schiffe müssen, um hier zu navigieren, sehr langsam sein?"
    "Dies ist ebenfalls korrekt, Sir."
    Zakirk wandte sich an die Chefingenieurin.
    "Ms. Bola, können sie mir vollen Impuls garantieren?"
    Die Bolianerin dachte kurz angestrengt nach.
    "Ja, Captain, dies liegt im Bereich des möglichen."
    "Gut!"
    Zakirk stand auf und ging zum Monitor, der eine Projektion seines Planes darstellte. Er hatte vor, mit vollem Impuls sich von hinten dem Konvoi zu nähern und eine volle Breitseite Torpedos abzufeuern. Dann würde die Tenriffa unter den Transportern durchgleiten und mit einer Heck-Salve den Jem´Hadar-Jäger beschädigen und noch einen Transporter mitnehmen. Schließlich würden sie wieder ins Asteroidenfeld rasen ( ein gewagtes Manöver! ) und dann auf Warp gehen. Würde alles klappen, so hätten sie drei von fünf Transportern zerstört, was mehr als zufriedenstellend war. Alle nickten. Es konnte klappen, wenn sie sich anstrengten.
    "Gut, bereiten sie alles vor und schlafen sie noch eine Runde. Wegtreten!"
    Mit neuem Eifer verließen die Offiziere den Raum. Einmal noch mußten sie alles geben, dann würde es zurück in die Föderation gehen. Einmal noch.

    Wie auf so vielen Raumschiffen war auch an Bord der Teneriffa eine Bar angesiedelt, wo man sich die nötige Erholung verschaffen konnte. Dort trafen sich alle Besatzungsmitglieder, egal welchen Ranges oder welcher Rasse, um sich gemeinsam zu entspannen oder um über den Alltag zu diskutieren. Natürlich war seit Ausbruch des Krieges weniger los, immerhin wurden viel Besatzungsmitglieder als üblich gebraucht, doch man konnte immer noch einen geeigneten Gesprächspartner finden. Lieutenant Satak, vulkanischer Navigator der Teneriffa, saß an einem einzelnen Ecktisch und ließ sich eine Schale vulkanischer Suppe schmecken. "Schmecken" war dabei jedoch als relativ zu verstehen, da es einer Rasse, die keine Emotionen besaß, im Grunde egal war, ob etwas schmeckte oder nicht; Hauptsache, es blieb nahrhaft. Nichtsdestotrotz konnte kein Vulkanier die Tatsache abstreiten, daß er einige Gerichte andern vorzog, was wohl das wahrscheinlichste Äquivalent eines "Lieblingsessen" war.
    "Darf ich mich zu ihnen setzen?"
    "Natürlich, Sir."
    Satak hatte Lewinksi gar nicht kommen hören und gab sich selbst einen mentalen Verweis. Als Navigator empfand er es als seine Pflicht, immer wachsam und aufmerksam zu sein und diese kleine, für manche unbedeutend erscheinende Niederlage war für ihn nur mehr ein Grund, noch mehr seine Sinne zu trainieren.
    "Vulkanische Suppe? Etwas fad, für meinen Geschmack, Lieutenant. Oh, nichts für ungut."
    "Keine Ursache."
    Satak war selbst ein wenig überrascht, daß sich Commander Lewinski ausgerechnet zu ihm gesetzt hatte. Vulkanier waren nicht unbedingt als die gesprächigsten Personen bekannt, auch wenn Lieutenant Satak eine Ausnahme bildete. Im Gegensatz zu vielen seiner Artgenossen hatte er gezielt den Kontakt zu Außenweltlern gesucht, wollte sich neue Ideen anhören. Er erhoffte sich durch den übermäßigen Kontakt mit anderen Spezies und ihren Emotionen später einen leichteren Zugang zu den vulkanischen Dogmen.
    Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlichen Kombinationen.
    "Und, Lieutenant, schaffen wir es?"
    "Sir?"
    Satak hatte natürlich schon eine Ahnung, was der Commander ansprach, doch in den Jahren im Weltraum hatte er gelernt, daß andere Völker, insbesondere Menschen dazu neigten, rhetorische Fragen zu stellen, um sie mit einem Vortrag zu verknüpfen.
    "Ich meine den Plan des Captains," erklärte Lewinski ruhig, "im ersten Moment klingt es verrückt, dann jedoch genial. Die Teneriffa ist seit Wochen hinter den feindlichen Linien, ihre Mannschaft ist erschöpft. Sie übrigens auch, Lieutenant, dies sieht man ihnen an. Bei der nächsten Mission müssen wir noch einmal alles geben, dann ist es geschafft und wir können nach Hause!"
    "Ihr Punkt, Sir?"
    Satak tupfte sich mit einer Serviette über die Lippen. Lewinski beugte sich verschwörerisch zu Satak rüber, während dieser sich leicht zurücklehnte. Ihm lag nichts an körperlichen Kontakten.
    "Lieutenant, als Navigator sind sie der wichtigste Mann für diesen Angriff. Wir, das heißt der Captain, Ich und die gesamte Besatzung, müssen darauf vertrauen, daß sie im Vollbesitz ihrer Kräfte sind. Ist dem so?"
    "Natürlich, Sir," antwortete Satak, doch Lewinski schüttelte schnell den Kopf.
    "Nein, daß sind sie nicht. Als Vulkanier wollen sie immer wieder Perfektion demonstrieren und vernachlässigen dabei ihre körperlichen Bedürfnisse. Sie müssen sich etwas ausruhen, Satak. Schlafen sie etwas oder meditieren sie, aber bitte, erholen sie sich."
    Der Navigator war seinem ersten Offizier ausgeliefert, denn dieser hatte ihn mit einem Thema konfrontiert, was bisher noch niemandem aufgefallen war. Und obwohl Satak diese Meinung im Grunde ablehnte, so gab die Logik dem Menschen recht. Und wer wollte sich schon gegen die Logik stellen? Satak verabschiedete sich und verließ ruhig die Bar. Dann fuhr er mit dem Turbolift zu seinem Quartier, ging vorbei an erschöpften Crewmitgliedern und betrat sein Zimmer. Dort legte er sachgemäß seine Uniform ab, legte sie zusammen und auf einen Stuhl, legte sich dann auf das Bett und deckte sich ordentlich zu.
    "Computer, Licht aus."
    Das Licht verblasste. Sekunden später war Lieutenant Satak eingeschlafen.

    Ein Zustand höchster Anspannung herrschte am nächsten Tag an Bord der Teneriffa. Nun gut, diese Anspannung existierte schon seit mehreren Stunden. Rote Indikatorflächen überall an Bord leuchteten, sie erinnerten die Mannschaft daran, daß das Schiff sich bald in einer Kampfsituation befinden würde. Alle Führungsoffiziere hatten sich auf ihren Posten eingefunden. Captain Zakirk saß in seinem Kommandosessel, rechts von ihm sein Stellvertreter John Lewinski. Beide starrten wie hypnotisiert den Wandschirm an. Mittels starker Vergrößerung war inmitten der Asteroidenschwärme der erwartete Konvoi des Dominions zu sehen. Er mußte sich sehr, sehr langsam bewegen, um nicht gegen einen verirrten Asteroiden zu fliegen. Wenn es zum Angriff kam, hatte das Föderationsschiff einen Vorteil in der Beziehung: in den letzten Tagen hatten sie den Ring ausführlich kartographiert und Analysen angestellt. Daher waren sie in der Lage, mit fast hundertprozentiger Genauigkeit zu sagen, wie die Asteroiden flogen, was dazu führte, daß die Teneriffa ihren Plan, mit vollem Impuls anzugreifen, ausführen konnte. Fähnrich Bola hatte dem Kommandanten zugesichert daß "wir dem Dominion so richtig in den Hintern treten werden", woraufhin Lieutenant Satak mit einer Abhandlung über die Jem´Hadar-Physiologie begonnen und erklärt hatte, daß die Jem´Hadar keinen "Hintern" besaßen. Zum Glück aller hatte ihn Lewinski daraufhin angewiesen, noch einmal den Kurs des Schiffes zu korrigieren.
    Es waren letzte Stunden des Spaßes gewesen. Jetzt wurde es ernst. Nur noch wenige Minuten trennten sie vom Angriff. Die letzten Systemchecks liefen. Alle Stationen meldeten Bereitschaft. Alle an Bord schienen noch einmal tief durchatmen zu wollen. Die Bestandteile der Asteroiden würden die Ortung der Teneriffa bis zum letzten Moment hinauszögern. Ein weiterer taktischer Vorteil. Gegen sie sprach die schlechte Verfassung des Schiffes und die geringere Wendigkeit. Es würde sich zeigen, ob Lieutenant Satak das Vertrauen erfüllen konnte, das man ihm entgegenbrachte. Die Stimme des Einsatzoffiziers, Fähnrich Olivia Barker, unterbrach die jähe Stille:
    "Zeit bis zum Abfangen des Konvois: 1 Minute 30 Sekunden."
    Unwillkürlich mußte Captain Zakirk lächeln. Der Tirrione konnte sich an kein einziges Mal erinnern, wo mehr Frauen auf der Brücke waren als Männer. Er rieb sich die grünen Hände und legte ein angespanntes Lächeln auf.
    "Okay Leute, es geht los. Waffen bereithalten. Lieutenant Satak, ich denke, sie sollten nun mental voll auf der Höhe sein!"
    "Ich bin voll auf der Höhe," entgegnete Satak ohne sich umzudrehen und wölbte eine Augenbraue. Nach all den Jahren tat sich der Vulkanier immer noch viel zu schwer mit Sprichwörtern. Lewinski und Zakirk schauten sich kurz an, doch sie bekamen kein Lachen zustande. Die Zeit des Humors lag schon zu lange zurück, hier und jetzt, inmitten eines unbarmherzigen Krieges war kein Platz dafür.
    "Fähnrich Barker?"
    "30 Sekunden noch, Captain!"
    Lewinski drehte sich nach hinten, blickte zur taktischen Station.
    "Fähnrich?"
    "Alles bereit, Skipper!" antwortete die Saurianerin.
    Diesmal mußten alle lachen. Fast alle, bis auf Satak, der eine eiserne Miene behielt. Obwohl er das nie zugegeben hatte, mochte Captain Zakirk diese alte menschliche Bezeichnung für einen Kommandanten. Sie weckte Erinnerungen an eine Zeit in ihm, als sie noch Forscher waren, die Unbekanntes entdeckten. Wieder blickte der große Mann zum Projektionsschirm. Der Konvoi flog in enger Formation, damit sie leichter durch das Asteroidenfeld manövrieren konnten. Taktisch gesehen war dies ein katastrophaler Fehler., doch Zakirk wußte, daß die Jem´Hadar wußten, daß sie aufmerksam sein mußten. Der Konvoi war nun nahe genug, so daß man ihn auch ohne Vergrößerung auf dem Schirm erkennen konnte. Noch immer hatten sie die Teneriffa nicht bemerkt. Das Schiff der Ambassador-Klasse bereitete sich nun auf den Angriff vor. Noch ein paar Sekunden...
    "Satak, voller Impuls, Abfangkurs!"
    Die Teneriffa schoß aus dem Feld heraus, raste von hinten auf den Konvoi zu, der zu überrascht war, um zu reagieren.
    "Fähnrich, Feuer!"
    Cho´ha hatte bereits den Auslöser betätigt, bevor der Captain ihren Namen beendet hatte. Bei voller Lichtgeschwindigkeit verschoß die Teneriffa eine ganze Salve von neun Quantentorpedos. Bei diesem Unsicherheitsfaktor war es dem Konvoi unmöglich, schnell genug auszuweichen und so blieben sie fast annähernd auf Kurs. Das Sternenflottenschiff raste mit einer unfassbaren Geschwindigkeit unter dem Konvoi hindurch, währen die Torpedos ihre Ziele fanden und einschlugen. Einer der Frachter explodierte sofort, während der zweite, getroffen von vier Torpedos, kurz trudelte und dann in einer spektakulären Explosion zerrissen wurde. Phaserstrahlen züngelten durchs All, doch verfehlten die Tenerrifa.
    Zakirk brauchte keine Anweisungen geben, Satak zog nun das Schiff leicht nach oben, so daß das Schiff in einer horizontalen Linie war. Diese ganze erste Aktion hatte nicht einmal zehn Sekunden gedauert. Nun wurden sie von den Jem´Hadar erfasst, zweimal erbebte das Schiff unter Treffern. Gerade erst reparierte Leitungen und Relais explodierten, doch die Schilde hielten.
    "Feuer," befahl Lewinski, auch wenn er dies gar nicht hätte tun brauchen. Cho´ha leerte die rückwärtige Torpedobank und fünf Torpedos flogen auf die Kriegsschiffe zu. Eines beschädigte den Jäger an seiner Warp-Gondel, drei zerstörten die Impulstriebwerke des Zerstörers und mit dem letzten erzielten sie einen Glückstreffer: er durchbrach die Schilde und traf den Warpkern des Frachters. Auch er explodierte in einem Lichtblitz. Jubel auf der Teneriffa!
    "Lieutenant, bringen sie uns hier weg!"
    "Der Jäger verfolgt uns," meldete Barker.
    Satak zog das Schiff in eine steile Kurve. Die Trägheitsabsorber heulten bei diesem Manöver. Weitere Treffer von dem Jäger beschädigten das Föderationsraumschiff.
    "Warp. Jetzt!"
    Die Heisenberg-Kompensatoren schmolzen bei dieser Belastung durch. Der Lärm war ohrenbetäubend, alle hielten sich die Ohren zu. Dann Stille. Der Schirm zeigte Schlieren im All, die am Schiff vorbeizogen. Sie hatten es geschafft.
    "Status des Jägers?" fragte Lewinski erleichtert.
    "Mit seiner beschädigten Warpgondel kann er uns nicht einholen," erklärte Cho´ha.
    Wieder rieb sich Zakirk die Hände. Er wurde diese Geste einfach nicht los.
    "Wann verlassen wir den cardassianischen Raum?"
    "In 25 Stunden."
    "Lage?"
    "Der Bereich vor uns ist leer. Es scheint so, als wurden im ganzen Sektor alle Schiffe abgezogen."
    "Hmm." Ein neues Rätsel. Zakirk beschloß es, in seinem Quartier zu lösen. Wenn sie daheim waren. In der Föderation.
    Kurz nachdem die Grenze der Vereinigten Föderation der Planeten passiert worden war, hatte sich Captain Zakirk in sein Quartier zurückgezogen. Niemand konnte es ihm verübeln. Seit Wochen hatte sich der tirrionische Kommandant der Teneriffa nur ein Minimum an Schlaf und Erholung gegönnt, war, wie er es selbst ausgedrückt hatte, "immer im Dienst".
    Die Besatzung gönnte ihm die Pause, nicht zuletzt deswegen, weil er sie, trotz gegensätzlicher Befehle von Starfleet Command, von der Front geholt hatte. Schwer überarbeitet fiel Zakirk auf das Bett und schlief sofort ein. Für die nächsten 16 Stunden (!) war er für niemanden erreichbar gewesen und als er dann am späten Nachmittag wieder zu sich kam, bemerkte er, daß er die ganze Zeit seine Uniform angehabt hatte, die nun alles andere als sauber aussah. Er zuckte mit den Schultern und verstaute sie in der Wäsche, zog statt dessen bequeme Freizeitkleidung an. Ein kurzer Blick aus dem Panoramafenster über seinem Bett zeigte ihm, daß sie nicht mehr mit Warp-Geschwindigkeit, sondern mit Impuls flogen. In weiter Entfernung war ein dunkler Punkt auszumachen, doch er war zu weit weg, als das man ihn eindeutig als ein künstliches Objekt hätte kennzeichnen können. Des weiteren war ein großer grüner Planet zusehen, der eine magische Anziehungskraft auf den Kommandanten ausübte, was wohl daraus resultierte, daß er seit Monaten nicht mehr Landurlaub gehabt hatte. Die nächste halbe Stunde genoß der Captain ein üppiges Mal, aus dem er neue Energie tankte. Dann holte er seine Quastra hervor, eine Art tirrionische Gitarre, und begann das erste Volkslied seiner Heimat zu spielen, daß ihm in den Sinn kam. Zakirk war überglücklich, als er eine flotte Melodie nach der anderen spielte. Dann spielte er ein neues Lied, sang es leise mit. Erst nach Minuten merkte er, daß er ein altes Trauerlied spielte, daß er während der Beerdigung seines Großvaters gehört hatte. Er spielte zu ende und wollte etwas neues singen, doch es fiel ihm kein fröhlicher Text mehr ein. Nur noch traurige Balladen kamen ihm in den Sinn. Bestürzt stellte er die Quastra zur Seite. Hatte ihn der Krieg so sehr verändert?
    Minutenlang sinnierte Zakirk darüber, wie seine Zukunft aussehen würde, wen dies alles vorbei war...
    Das Summen des Türmelders unterbrach seine philosophischen Gedanken. Commander John Lewinski trat ein, Zakirks langjähriger Freund. Wie mochte es dem Menschen angesichts dieser schwierigen Zeit ergehen?
    "Captain, wir haben Deep Space Nine erreicht!"
    "Deep Space Nine?" fragte Zakirk kurz, unfähig, sich seiner ursprünglichen Anweisung zu erinnern, "ja natürlich. Danke Commander. Docken sie an und geben sie dann bitte der Mannschaft Landurlaub."
    Was der stets so zuversichtliche Kommandant verschwieg war, daß er nun auch einen Landgang gut gebrauchen konnte.

    Für den kriegserfahrenen Commander John Lewinski war es ein sehr ungewöhnliches Gefühl, auf einer Raumstation zu sein, die von Cardassianern erbaut worden war. Ihre Architektur mit den dunklen Gängen, den vielen Treppen und den manchmal spitz zulaufenden Decken und Wänden erschien ihm suspekt, manchmal geradezu unheimlich. Es schien kein Wunder zu sein, daß so viele Personen sich auf dem Promenadendeck tummelten: alle versuchten wohl, vor der bedrückenden Enge der anderen Stationsteile zu fliehen. Für Lewinski war es rätselhaft, wie man hier Dienst tun konnte. Sicher, er kannte den politischen und auch den historischen Wert dieser Station, doch ihm war die Teneriffa, die seit mehr als zwanzig Jahren kannte, hundertmal lieber. Der gebürtige Kanadier spazierte auf der oberen Hälfte des Promenadendecks entlang, bewunderte die Aussicht auf die Sterne und Bajor. Ein wenig bedauerte er es, daß er wieder nicht das Wurmloch sehen konnte, für das er sich so interessierte. Angehöriger verschiedenster Spezies liefen an ihm vorbei, vornehmlich natürlich Sternenflottenmitglieder, gefolgt von Angehörigen der bajoranischen Miliz. John blieb kurz stehen. In einiger Entfernung, nahe dem oberen Eingang zu dem Etablissement mit dem klingenden Namen "Quark´s Casino" sah er eine ihm bekannte Person, den Chefarzt der Station. Lewinski hatte ihn während seines ersten Besuches auf Deep Space Nine kennengelernt und ihn als vernünftigen, souveränen Mann empfunden. Während John sich ihm zwecks einer Begrüßung näherte, sah er, wie eine hübsche junge Frau ( sie war ende zwanzig, Anfang dreißig) in einem aufgeregten Plausch mit Dr. Julian Bashir vertieft war. Offenbar überbrachte der Arzt ihr gute Neuigkeiten, denn sie freute sich und drückte Bashir einen freundschaftlichen Kuß auf, bevor sie ihn lächelnd verließ. Mit einem Hauch von Wehmut sah der Doktor ihr nach.
    "Dr. Bashir! Erinnern sie sich noch," fragte John ihn, als er ihn an die Schulter faßte. Der Arzt drehte sich zu ihm um und kramte kurz in seinem Gedächtnis, bevor ein Lächeln sein Gesicht erhellte.
    "Commander John Lewinski, natürlich! Wie geht es ihnen?"
    "Etwas erschöpft und ihnen?"
    "Auch."
    Beide musterten sich kurz.
    "Es gab wohl gute Nachrichten für die Dame?" fragte Lewinski und deutete in die Richtung, wohin sie gegangen war.
    "Oh ja," antwortete Bashir mit einem Hauch Melancholie, "ich habe ihr eröffnet, daß sie und ihr klingonischer Mann ein Kind haben können."
    "Interessant."
    Lewinski konnte sich nur schwerlich solch ein Kind vorstellen.
    Ein Klingone und eine Trill....
    Während sie über die Promenade schlenderten, frischten die beiden alte Erinnerungen auf.

    Das Gesicht erinnerte einen an einen Clown. Einem sehr kleinen Clown. Die Ohren schienen riesig zu sein, die Zähne waren nach menschlichen Maßstäben verkümmert und häßlich. Die Person verzog diese Zähne zu einem nicht ganz ehrlich gemeinten Lächeln und begrüßte seine neuen Gäste:
    "Willkommen in meiner bescheidenen Bar. Ich bin Quark, der Eigentümer. Was darf ich den beiden Damen bringen?"
    Cho´ha und Bola blickten sich leicht amüsiert an, während sie am Tresen Platz nahmen.
    "Saurianischen Brandy?" fragte Quark den saurianischen Fähnrich, doch Cho´ha verzog angewidert das Gesicht.
    "Kommen sie mir nicht mit diesem billigen Gesöff! Etwas Canar wird mir guttun."
    Überrascht runzelte Quark die Stirn ( falls dies bei ihm überhaupt noch möglich war ) und blickte zu Bola. Die Bolianerin bestellte einen Scotch. Quark gab die beiden mehr als ungewöhnlichen Bestellungen in den Replikator ein und rieb sich erfreut die Hände. Ja, dies war ein Tag nach seinem Geschmack! Die ganze Bar war gefüllt von Offizieren der Sternenflotte, die tranken, aßen, Dabo spielten und sich entspannten. Der Ferengi nahm die Gläser aus dem Ausgabefach des Replikators und brachte sie den beiden jungen Frauen, bewahrte sie so vor dem Lurianer Morn, der die beiden Offiziere in eines seiner endlosen Gespräche verwickeln wollte.
    "Danke," sagten beide, als sie ihr Glas nahmen und sich dann kurz umsahen, "das müssen ja prächtige Stunden für sie sein! So viel Betrieb hier."
    "Ganz recht, ich kann schon das Latinum klimpern hören."
    Quark frohlockte, als er an den Gewinn dachte. Vielleicht wurde es doch etwas aus seinem eigenen Mond. Dann mußte er sich nicht immer von Cousin Galer erniedrigen lassen. Quark nahm einige Gläser in die Hand und begann sie abzutrocknen.
    "Sie wissen nicht zufällig, wieso so viele Schiffe der Sternenflotte hier versammelt sind?"
    Vielleicht ließ sich mit einer solchen Information Profit machen. Aus den Augenwinkeln suchte Quark nach dem Formwandler Odo, doch der Sicherheitschef schien im Moment besseres zu tun zu haben, als seinen Lieblings-Ferengi zu ärgern.
    "Glauben sie mir...Quark?" Der Ferengi nickte. "Glauben sie mir, Quark, selbst wenn wir die geringste Ahnung hätten, würden wir ihnen nicht mal im Traum davon erzählen!" antwortete Bola süffisant.
    Na gut. Versuch Nr. 2!
    "Meine Damen, ich sehe schon, sie sind viel zu intelligent, und natürlich auch zu schön, um ihr lebenlang ihre Zeit in der Sternenflotte zu verschwenden. Es gibt andere Aufgaben, die ihnen angemessener wären"
    "Die da wären?" fragte Cho´ha skeptisch und bemerkte Quarks Blick, der dem Dabo-Tisch hinter den beiden galt.
    Beide Fähnriche drehten sich um und musterten die leichtbekleideten Dabo-Mädchen, die zur Zeit einen ziemlich widerlichen Barollianer umarmen musssten. Cho´ha und Bola drehten sich beide wieder um und warfen Quark einen vorwurfsvollen Blick zu, der die Achseln zuckte.
    "Naja," sprach er zu sich selbst und machte sich auf den Weg, seinen Bruder Rom zusammenzustauchen, "es war einen Versuch wert gewesen!"

    "Herein!"
    Die OPS von Deep Space Nine war etwas ganz anderes als eine Brücke. Schon allein die Größe und Anordnungen der Konsolen war teilweise verwirrend. Hinzu kam die Leidenschaft der cardassianischen Erbauer für Treppen aller Art. Captain Zakirk schüttelte den Kopf. Wie konnte man hier nur freiwillig Dienst tun? Zum Glück hatte der Kommandant der Station Zeit für ihn. Der schwarze Mann erwartete ihn in seinem Büro und setzte ein ehrliches Lächeln auf, als der Tirrione den Raum betrat.
    "Captain Zakirk! Ich hoffe, sie erholen sich gut."
    Natürlich hatte auch Ben Sisko von den Taten des Kommandanten der Teneriffa gehört. Die Sternenflotte hatte im Nachhinein Verständnis für die Besatzung und hatte den Fronturlaub genehmigt.
    "Ja, Captain, alles ist bestens. Bis auf eine Sache."
    "Die da wäre?"
    "Nun, Sir, ich finde es etwas ungerecht, daß wir wieder für eine Mission eingeteilt worden sind."
    Sisko erhob sich aus seinem Sessel und verzog so das Gesicht, als hätte er geahnt, daß dieser Punkt zur Sprache kam.
    "Captain Zakirk, ich habe Verständnis für die Lage ihrer Crew. Doch wir müssen endlich eine Wende in diesem Krieg herbeiführen. Aus diesem Grund greifen wir morgen das Chintokah-System mit allen zur Verfügung stehenden Schiffen an. Dazu gehört auch die Teneriffa"
    Zakirk rollte mit den Augen.
    "Die Mannschaft..."
    "Ist übermüdet. Ich weiß. Dies ist bei uns allen so. Aber wir haben keine andere Wahl. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihren Antrag auf Befreiung für die Mannschaft abzulehnen."
    Zakirk verließ das Büro ohne Umschweife. Er wußte, daß hier nichts mehr zu holen war.

    Die gigantisch anmutende Flotte ging unter Warp. Über einhundert Schiffe der Romulaner, Klingonen und der Föderation gingen in Stellung. Zum ersten Mal in der Geschichte kämpften die ehemaligen Gegner Seite an Seite. Letzte Anweisungen wurden per Subraumfunk durchgegeben. Formationen wurden aufgestellt. Es hieß wieder einmal kämpfen, wieder sterben. Inmitten dieser großen Flotte mutete die Teneriffa geradezu unbedeutend an. Endlich war die Umgebung an Bord wieder erträglich. Die Temperatur war angenehm kühl und alle Bereiche an Bord waren sauber und aufgeräumt. Auf dem Wandschirm des Schiffes zeigten sich die Planeten des Chintokah-Systems und ihre Verteidigung: orbitale Kampfstationen.
    "Wir sollten sie ausschalten," sagte Lewinski mehr zu sich selbst als zu seinem Kommandanten, "bevor sie ihre Funktion aufnehmen."
    "Da stimme ich ihnen zu, Commander," erwiderte Captain Zakirk. Er hatte der Mannschaft sein Bedauern ausgedrückt, daß sie wieder in den Kampf geschickt wurden. Niemand hatte einen Vorwurf gegen ihn erhoben. Sie wußten, daß der Tirrione alles getan hatte, um die Teneriffa aus der Sache herauszuhalten. John Lewinski konzentrierte sich auf die nähere Umgebung. Alle waren bereit, warteten auf das Signal. Die Waffensysteme waren unter Energie gesetzt. Alle Offiziere waren auf ihren Posten. Alle warteten auf das Signal von Admiral Ross.
    "Scanner-Kontakt," rief Fähnrich Barker ungewöhnlich laut, "ich orte cardassianische Schiffe, gefolgt von Jem´Hadar-Jägern. Sie nähern sich von backbord."
    "Die Flotte wendet sich dem Feind zu," ergänzte Lieutenant Satak.
    "Tun sie das ebenfalls."
    Die Flotte war bereit, den Feind zu empfangen.
    "Die Klingonen starten Abfangmanöver."
    Das Bild auf dem Schirm zoomte heran und zeigte die klingonischen Schiffe, die auf die Jem´Hadar feuerten. Sie zerstörten problemlos die erste Linie...
    Dann das unvorstellbare:
    "Captain, die Jem´Hadar rammen die klingonischen Schiffe! Massive Verluste!"
    "Was?"
    Zakirk und Lewinski sprangen beide aus ihren Sesseln. Sie wussten, daß die genmanipulierten Krieger unerbittlich waren, aber einen solchen Massenexodus hatte man ihnen doch nicht zugetraut. Der Kollisionsalarm heulte auf.
    "Die Jem´Hadar nähern sich der Föderationslinie, es ist wieder ein Kamikaze-Angriff!"
    Fassungslos sah die Mannschaft, wie sich Dutzende kleine Schiffe des Dominion in die Föderationsschiffe stürzten. Flammen leckten von den Hüllen, es kam zu Explosionen, durch das halb geöffnete Interkom waren Dutzende von Hilferufen zu vernehmen. Es war ein Gemetzel...
    "Jem´Hadar-Schiff direkt voraus! Aufschlag in 10 Sekunden!"
    "Hart Steuerbord; auf Einschlag vorbereiten!"
    Ein neuerlicher Alarm heulte durchs Schiff. Lieutenant Satak versuchte die Anweisung durchzuführen, doch es gab zu viele Schiffe um die Teneriffa herum. Die schiere Masse des Ambassador-Klasse Schiffes verhinderte ein schnelles Ausweichen.
    Fähnrich Barkers Stimme glich einem Kreischen.
    "Aufprall in...
    "Festhalten!" schrie Lewinski
    Dann knallte es laut. Dutzenden von Mannschaftsmitgliedern zerriß es das Trommelfell. Das Schiff neigte sich zur Seite, die Hülle knirschte und brach. Konsolen explodierten, Schmerzensschreie auf der Brücke. Feuer züngelte über die Anlagen, die automatischen Löschsysteme fielen aus. John Lewinski spürte stechenden Schmerz, als er quer durch die Brücke geschleudert wurde und auf seinen Arm fiel, de mit einem lauten Knacken brach. Der Schmerz ließ ihn fast ohnmächtig werden. Der Wandschirm fiel aus, ebenso die Beleuchtung. Die Notsysteme funktionierten nur zu 20 Prozent.
    Die schönen Reparaturen..
    Ein grotesker Gedankengang von Lewinski, wenn man an den Ernst der Situation dachte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete er sich auf, hielt sich an taktischen Station fest, um nicht umzufallen. Fähnrich Cho´ha lag neben der Station. Die Saurianerin rührte sich nicht.
    "Bericht!" brüllte Lewinski
    Das Heulen des Schiffes war fast nicht zu ertragen. Da! Vorne an der Konsole richtete sich jemand auf!
    "Fähnrich Olivia Barker hier!"
    Commander Lewinski ging zu ihr, untersuchte sie kurz. Die junge Frau hatte massive Verbrennungen im Gesicht.. Sie ruderte hilflos mit den Armen, kämpfte mit sich selbst. Lewinski schaute sich kurz um. Niemand sonst stand. Lieutenant Satak war tot. Grünes Blut vermischte sich mit der Hirnmasse, die aus seinem Schädel tropfte.
    Es war schrecklich...
    Der Captain! Wo war er? John schaute sich um. Der Rauch und das Feuer, der Lärm erschwerten im die Konzentration. Offenbar stand er unter Schock. Er sah nirgendwo den Skipper. Sicher war er unterwegs, um Verwundete zu versorgen. Oder doch nicht? Ein Gedanke reifte im ersten Offizier, nahm konkrete Formen an:
    "Das Schiff verlassen, ich wiederhole: wir geben die Teneriffa auf!"
    Er hatte gehofft, daß nie dieser Tag kommen würde. Das er für immer auf diesem Schiff dienen könnte. Daß er es eines Tages kommandieren würde. Nun war der Traum geplatzt. Er und Barker halfen sich gegenseitig, zu den Rettungskapseln zu gelangen. Nur wenige verließen die Teneriffa lebend. Nur 97 von knapp 800 Mann Besatzung. Es war ein Desaster. Für John Lewinski würde es auch in den nächsten Jahren nur schwer nachvollziehbar sein, wie die Sternenflotte die Einnahme des Chintokah-Systems als Erfolg bezeichnen konnte.

    Vier. Vier Rangknöpfe. Der Rang eines Captains. Für John Lewinski war es jeden Morgen immer noch ein ungewöhnlicher Anblick.
    Captain.
    Er gehörte nun dazu. Viel zu früh. Mit seinen zweiundvierzig Jahren war John Scott Lewinski eigentlich in den besten Jahren für einen ersten Offizier. Doch die Sternenflotte sah dies anders. Sie mußte dies anders sehen. Trotz der guten Fortschritte in den letzten Wochen waren die Verluste hoch. Hochrangige Offiziere mußten ersetzt werden. In Kriegszeiten geschah es nicht selten, daß man innerhalb von einem halben Jahr zwei oder mehr mal befördert wurde. Totaler Krieg herrschte, alle verfügbaren Leute und Schiffe waren im Einsatz. Dies war auch der Grund, wieso John nach nicht einmal vier Wochen (wieder diese magische Zahl Vier!) Zwangsurlaub wieder in den aktiven Dienst gerufen wurde. In gewisser Weise begrüßte er diesen Schritt sogar. Hier, in Vancouver, im Haus seiner Schwester, verbrachte er zu viel Zeit mit Nachdenken. Gedenken. Raddy, Jenikins, Bola, Cho´ha, Satak, Zakirk. Namen die ihn ein lebenlang begleitet hatten. Namen, die nun nicht mehr ausgesprochen werden konnten. Weil keiner sich mehr angesprochen fühlen konnte. Weil sie tot waren. Viele Nächte lang hatte sich John gefragt, wie es nun weitergehen sollte. Ob es überhaupt weitergehen sollte. Wäre da nicht seine Familie gewesen, er hätte es vermutlich nicht geschafft. Doch er wurde gebraucht. Und John wollte gebraucht werden.
    Lewinski betrat den riesigen Gebäudekomplex des Sternenflotten-Hauptquartiers. Vorbei an zahllosen Büros und Sicherheitskräften betrat er den Vorraum von Admiral Dawson. Seine Sekretärin bemerkte John, deutete mit einem entschuldigenden Blick auf die beiden wartenden, bewaffneten Sicherheitswächter. John kannte die Prozedur. Seit dem Krieg war sie Usus. Lewinski hob seinen Arm, so daß man ihm eine Blutprobe abnehmen konnte. Der Sicherheitsmann schüttelte kurz das kleine Glas mit Lewinskis Blut. Nichts, keine Veränderung. John Lewinski war kein Gestaltwandler. Er betrat das Büro des Admirals, der aus dem Fenster auf die jahrhundertealte Golden Gate Bridge blickte. Es überraschte Lewinski ein wenig, daß der Admiral eine altmodische Tür mit einem Türknauf hatte, die manuell aufdrücken mußte.
    "Ah, Captain!"
    Wieder diese ungewohnte Anrede. Der große schwarze Mann reichte Lewinski die Hand und bot ihm danach einen Sitzplatz an. John nahm danken an. Admiral Dawson kramte mit seinen großen Händen ein Padd heraus und schaute es sich an. Lewinski wußte von der direkten Art des Vier Sterne-Admirals, war also nicht von seinen Anweisungen brüskiert.
    "Mr. Lewinski, ich muß es kurz machen. Ihr alter Akademie-Lehrer Admiral Kashari hat sie mit sofortiger Wirkung zum Geheimdienst der Sternenflotte versetzt. Dies sollte keine Schwierigkeit für sie sein, ich weiß von ihren gelegentlichen Geheimaufträgen auf der Teneriffa."
    Lewinski zeigte keine Regung. Dies alles war Top Secret.
    "Sie werden zum Admiral nach Starbase 67 fliegen, wo sie das Kommando über die neugebaute USS Monitor übernehmen werden. Ihre Crew wird ihnen zugeteilt. Sie können gerne Wünsche einreichen, ich werde sehen, was sich da tun lässt. Wegtreten!"
    Die ganze Sitzung hatte nicht länger als drei Minuten gedauert. Sie veränderte aber sein Leben. Ein eigenes Kommando! Manche warteten jahrelang manchmal vergeblich darauf und er gehörte zu den Glücklichen. Zum ersten Mal seit fast vier Wochen empfand John Lewinski echte Freude. Wahrscheinlich war er zur Zeit die glücklichste Person der Welt!

    Ich bin die glücklichste Person der Welt!
    Eine glasklare Erkenntnis von Jozarnay Woil. Der Antosianer nippte kurz an seinem Drink und versuchte unauffällig, einer der attraktiven Einwohner von Risa nachzuschauen. Was für ein Leben! Seit einem halben Jahr ließ es sich Jozarnay Woil auf dem Erholungsplaneten gutgehen. Sehr gutgehen. Naja, er hatte es ja schließlich verdient. Gemeinsam mit Captain Picard ein künstliches Wurmloch zu sprengen, nachdem ihn der Franzose aus der Gefangenschaft des Dominions befreit hatte, das war schon was! Und dann auch noch einen Gründer, der wohl wahrscheinlich die Föderation infiltriert hätte, erledigt. Ja, Chief Woil war ein Held. Vielleicht würde man ihn mit dem Christopher Pike-Orden auszeichnen. Oder zum Offizier machen. Besser, gleich zum Kommandanten!
    Er gähnte herzhaft und strich seine langen Haare zusammen. Auf seiner Welt, Antos, waren sie ein Bekenntnis zur Spiritualität. Hätte er nicht seinen Glauben gehabt, so hätte ihn die Zwangsarbeit an dem Wurmloch vermutlich untergebracht. Jeden Abend meditierte Woil für einige Sekunden, gedachte den Tausenden von Opfern, die durch das Dominion umkamen. Er hatte es verdient, dies alles genießen zu dürfen....
    Ein Schatten fiel auf den Chief. Woil blickte hoch und entdeckte eine attraktive Blondine.
    "Ja?" fragte er lächelnd und erhob sich.
    "Verzeihung, Jozarnay, aber ich habe hier eine Nachricht für dich!"
    Der Antosianer runzelte mißmutig seine Stirn, als er das Padd entgegen nahm. Dann ließ er sich verärgert auf die Liege fallen. Die Frau legte sich zu ihm, fragte ihn besorgt:
    "Liebling, was ist?"
    "Süße, ich glaube, der Spaß ist nun leider vorbei!"
    Die nächste Nacht würde es von den Nachbarn Ruhestörungen aufgrund der zahlreichen klingonischen, menschlichen, antosianischen und bolianischen Flüche geben, die Chief Woil ausstoßen würde.

    Starbase 67 war die Kommandozentrale für alle möglichen Operationen in diesem Sektor. Mehrere hochrangige Admiräle hatten hier ihr Quartier, die Station hatte mehrere tausend Mann Besatzung und wichtige Einrichtungen waren hier vertreten. John Lewinski staunte über die schiere Größe der Anlage. Bevor er sich mit seinem alten Mentor Admiral Kashari treffen wollte, fuhr mit dem Turbolift auf Ebene 2, die strategische Ebene. Die Lifttüren öffneten sich und John bekam hunderte von Offizieren zu sehen, die sich in einem riesigen Raum tummelten, in einem lauten Ton diskutierten, aßen, lasen oder Karten studierten. Den Mann, den Lewinski suchte, fand er etwas weiter hinter dem Raum. Die gesuchte Person war Andorianer und hatte sich mit gut zwölf anderen Personen über einen Tisch gebeugt, der eine holographische Projektion des Raumsektors zeigte. Schiffe waren zu sehen, wo sich Flotten befanden, Planeten, Stützpunkte. Die Offiziere diskutierten lautstark, deuteten immer wieder auf die Projektion und schienen sich nicht einig darüber zu sein, was man tun sollte.
    "Achtung!"
    Jemand hatte Lewinski gesehen und die Gespräche verstummten. John bedeutete ihnen mit der Hand weiterzumachen. Er hatte sich inzwischen an den Respekt gewöhnt, den man ihm als Captain entgegenbrachte.
    "Fähnrich Ardev," sprach er den Andorianer an, "kann ich sie kurz sprechen?"
    "Klar!"
    Beide, Mensch und Andorianer, gingen in eine etwas ruhigere Ecke. Kurz musterte Lewinski seinen Gesprächspartner. Der Fähnrich war Mitte Zwanzig, nach menschlichen Maßstäben, und trug sein weißes Haar sehr kurz. Das Feuer der Jugend brannte in seinen Augen.
    "Mr. Ardev, bin Captain John Lewinski. Sie werden ab sofort als Einsatzoffizier auf der Monitor dienen."
    Hatte John erwartet, daß sich Ardev über diese Beförderung freute, so täuschte er sich. Der Andorianer rollte mit den Augen und stemmte die Hände in die Hüften.
    "Ist etwas, Fähnrich?"
    "Bei allem Respekt, Sir, aber ich bin sauer! Ich bin Wissenschaftsoffizier. Aber wegen diesem dummen Krieg wurde ich, ohne gefragt zu werden, zu einem OPS-Offizier gemacht."
    Dabei fasste er sich mit der einen Hand an den gelben Kragen.
    "Das ist die falsche Farbe für mich, Sir!"
    Lewinski lachte kurz.
    "Nun, wir alle müssen unsere Opfer bringen, Mr. Ardev!"
    "Sir," erwiderte Ardev und wirkte nun ganz sanft, "lassen sie sich versichert sein: ich werde nie ihm Leben ein guter Einsatzoffizier für sie sein können. Das ist nicht mein Platz!"
    "Ach," entgegnete Lewinski und schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter, "das schaffen sie schon, Fähnrich! Packen sie am besten schon mal ein!"
    Das konnte ja heiter werden!

    Admiral Kashari hatte im Laufe seiner Karriere nichts an Würde verloren. Der alte Zakdorn, Lehrer und Förderer von Lewinski, seit er die Akademie verlassen hatte, schien für diesen Rang geboren worden zu sein. Sein Büro an Bord von Starbase 67 war spartanischer als das von manchem Vulkanier, sein Blick war zwar nicht kalt, aber fixierend. Captain Lewinski fühlte einen Heidenrespekt vor dem alten Mann. Dem Fenster, daß den stellaren Nebel Y-11 zeigte, der in schillernden Farben leuchtete, schenkte Kashari keine Beachtung. Statt dessen blickte er zu seinem Wandschirm, der das Innere des Hafens der Station zeigte.
    "Sie ist wundervoll, nicht wahr?"
    Lewinski folgte dem Blick des Admirals, erblickte schließlich sein Schiff. Defiant-Klasse, Registrierungsnummer NCC-75001. USS Monitor, der Name war die Mission. Wie Bienen schwirrten kleine Ingenieursfluggeräte über das Schiff, nahmen letzte Verbesserungen vor. Lewinski schaute genauer hin. Etwas war anders, bei diesem Schiff. Seinem Schiff.
    "Ah, ich sehe, was los ist," erkannte Kashari und lächelte hintergründig, "das Schiff hat überhaupt keine Erkenneungssymbole! Namen, Nummern, Farben (bis auf das Duranium) fehlen. Ihr Job erfordert Diskretion."
    "Natürlich, Sir."
    Lewinski atmete tief durch. Sein Schiff, sein Abenteuer.
    "Ich denke, es wird Zeit, sie nun zu briefen."
    Kashari nahm an seinem ungemütlich wirkenden Sessel Platz und faltete die Hände. Lewinski nahm naturgemäß ihm gegenüber Platz. Er kannte den Zakdorn schon seit seinen Akademie-Tagen. Schon damals hatte der Admiral die Kommandofähigkeiten des jungen Menschen erkannt und ihn in dieser Richtung gefördert. Er war sein Schinder gewesen, aber auch seine Stütze. Lewinski war ihm immer noch dankbar für seinen Beistand.
    "Nun, John, ich bedaure, daß ihrer erste Mission gleich so heikel sein muß. Sie sollen den cardassianischen Doppelagenten Gorat, der eine wichtige Informationsquelle für uns darstellt, zurück nach Cardassia Prime bringen."
    Nun schluckte Lewinski. Gleich eine Mission tief ins Herz des Feindes?
    "Sir, bei allem Respekt, wie sollen wir das schaffen?"
    "Was? Ach ja, sie wissen ja noch nicht Bescheid. Aufgrund eines Abkommens mit den Romulanern konnten wir eine Tarnvorrichtung in die Monitor einbauen. Am Anfang ist es etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann werden sie sie nicht mehr ausschalten wollen."
    Eine Tarnvorrichtung? Dies wurde immer aufregender...
    "Sie starten schon in drei Stunden. Haben sie noch Fragen?"
    "Ist der Agent...Gorat, schon an Bord? Und ist er vertrauenswürdig?"
    "Ja. Er hat zudem die Top Secret-Einstufung. Vielleicht sollten sie ihn aufgrund seiner Kenntnisse auf der Brücke lassen, als Hilfe."
    Lewinski nickte. Es war alles gesagt. Er konnte es kaum noch abwarten, bis es los ging. Als er gerade auf dem Weg zur Tür war, fiel ihm doch noch eine letzte Frage ein:
    "Sir, wieso verrät ein Cardassianer sein Volk?"
    Kashari lehnte sich bei dieser Frage weit im Stuhl zurück.
    "Sagen wir einfach, er korreliert nicht ganz mit den Plänen des Dominion. Das wäre alles, Captain!"
    Lewinski nickte. Es konnte losgehen.

    Computerlogbuch der Monitor
    Captain John Lewinski
    Mein erstes Schiff ist ein Traum. Es ist kraftvoll, wendig, die Besatzung trainiert. Ich freue mich auf den baldigen Start. Zu meiner Besatzung zählen mein Freund Lieutenant-Commander Bruce Land und mein ehemaliger Akademielehrer Lieutenant T´Per. Bruce wird für die Conn verantwortlich sein, während mein vulkanischer Freund mein erster taktischer Offizier sein wird.

    Der Lift fuhr in Richtung Brückenebene. Die beiden Insassen, John Lewinski und Lieutenant Engus, musterten sich gegenseitig. Es war daß erste Mal für Lewinski, daß er einen Tiburoner an Bord hatte. Die riesigen, fast schon flossenartigen Ohren seines Wissenschaftsoffiziers faszinierten ihn. Engus seinerseits schien sich zu fragen, wie ein Mann wie Lewinski überhaupt das Kommando über ein Schiff bekommen konnte. Der Lieutenant bemerkte den Blick Lewinskis, der auf seine Ohren gerichtet war und fragte unhöflich:
    "Ist etwas?"
    "Gar nichts," antwortete Lewinski und überlegte sich kurz, wie er das Eis brechen konnte, "ich habe mich gefragt, ob sie den Witz kennen..."
    "Welchen...Sir?"
    Die Art, wie Engus das Sir aussprach, zeigte, wie wenig er von seinem Kommandanten und seiner Art hielt.
    "Na sie wissen schon," meinte der Captain und schien sich plötzlich zu ziemen, "große Ohren, große..."
    Engus drehte sich demonstrativ weg.
    "Ich kenne ihn. Er ist geschmacklos."
    "Natürlich."
    Unangenehme Stille verbreitete sich, die so lange anhielt, bis der Lift sein Ziel erreicht hatte. Beide, Captain und Tiburoner schritten in Richtung Brücke. Ein weiteres Mal genoß Lewinski sein Schiff. Alles an ihm gefiel ihm, das Aussehen, die Crew, die Verarbeitung. Nur die Umstände, unter denen er die Monitor bekommen hatte, gefielen ihm nicht. Der Krieg dauerte zu lange, verursachte zu viel Schaden. Nach den anderthalb Jahren kam es John immer noch fremd vor, einen Phaser während des Dienstes zu tragen. Sein Gewicht, seine bloße Präsenz, schien ihm ungewöhnlich. Natürlich, die Sternenflotte existierte, um die Föderation zu verteidigen, aber war die Hauptaufgabe nicht, friedlich die Galaxis zu erkunden. Mit einem schalen Beigeschmack erinnerte er sich daran, daß auch die Teneriffa ein Kriegsschiff gewesen war, gebaut, um sich auf den unvermeidlich scheinenden Konflikt mit den Romulanern vorzubereiten, die immer wieder die Neutrale Zone verletzt hatten. Zwei Schiffe in seinem Leben, beide gebaut, um zu kämpfen. War es das, was er sich in seinem Leben erhofft hatte?
    Die Brückentür öffnete sich zischend und trennte Lewinskis Geist von seinen Überlegungen. Sie schienen plötzlich wie weggewischt. Alle waren bereit, jeder saß an seiner Position. Lewinski betrat nun die Brücke, nickte dem Offizier an der Navigationskonsole, Bruce, zu. Er würde sich später mit seinem Freund unterhalten. Nun galt es, einen anderen, der stoisch an seiner Konsole saß, zu begrüßen.
    "T´Per!"
    "In der Tat!"
    Der Vulkanier hob überrascht die Augenbraue und schien sich ein weites Mal in seinem langen Leben ( genau 199 Jahre ) zu fragen, wieso Menschen aus Begrüßungen ein solches Theater machten. Lewinski begrüßte seinen alten Lehrer lächelnd und fragte ihn, wie es seiner Familie ginge, eine Frage, die T´Per mit Gut beantwortete. Während er diesem Smalltalk nur minimale Aufmerksamkeit zuwandte, dachte der Lieutenant statt dessen darüber nach, wie sie sich kennengelernt hatten. Lewinski, ein junger Kadett und T´Per, ein taktischer Offizier, der den Schülern einiges über Kampftaktiken beibringen sollte. Lewinski war ein guter Schüler gewesen, war schon früh T´Per aufgefallen. Beide spielten später für die Basketballmannschaft der Akademie, eine Sportart, die nur sehr selten von Vulkaniern gespielt wurde. Beide hatten sich als fähige Kräfte erwiesen und daher hatte er, auch wenn T´Per dies niemals zugeben würde, auch aus sentimentalen Gründen eingewilligt, auf diesem Schiff zu dienen. Seine Frau und seine Kinder hatten ( natürlich ) diesen Wunsch vorbehaltlos akzeptiert und ihm alles Gute gewünscht.
    Lewinski beendete das kurzes Gespräch und klopfte auf seinen Kommunikator.
    "Lewinksi an Chief Woil!"
    "Sprechen sie!"
    "Ist alles bereit?"
    Woil schaute sich kurz im sehr kleinen Maschinenraum um und nickte. Der Warpkern pulsierte ruhig vor sich hin, die Ingenieure ( Gott sei Dank waren keine Offiziere unter ihnen! ) nahmen letzte Diagnosen vor. Auch wenn der Antosianer mehr als sauer darüber war, daß sein Urlaub so abrupt zu Ende gegangen war, freute er sich doch ein wenig über die Verantwortung, die er nun trug. Vielleicht konnte er sich später ja mal mit dem Kommandanten aussprechen.
    "Ja, alles klar hier unten!"
    Der Kommandant bemerkte, daß Woil kein Sir an das Ende des Satzes gestellt hatte und fragte sich kurz, ob überhaupt irgend jemand auf diesem Schiff seine Autorität respektierte. Ein weiteres Problem, daß man noch später lösen mußte. Ebenso wie die Besichtigung der Krankenstation. Dr. Frasier hatte mehrmals darauf hingewiesen, daß noch nicht alle Geräte in der notdürftig installierten Station angeschlossen waren.
    "Mr. Ardev, erbitten sie Starterlaubnis und öffnen sie einen internen Kanal."
    "Kanal offen."
    Der Andorianer hatte nicht noch einmal darauf hingewiesen, daß er nichts von sich selber auf diesem Posten hielt. Ein Zeichen, daß er nun an sich glaubte?
    "An die Besatzung, hier spricht der Captain," begann John Lewinski und versuchte, eine selbstbewußte Pose einzunehmen, "der große Moment ist gekommen: wir brechen zu unserer Mission auf. Eine Mission, die wichtig ist, wichtig für die gesamte Föderation. Ich weiß, daß ich mich auf sie alle hier verlassen kann. Sie alle sind hier, weil sie die besten ihres Fachs sind. Ich vertraue darauf, daß alle ihr bestes geben. Um dahin zu gehen, wo noch nie ein Mann zuvor gewesen ist...nach Cardassia!"
    T´Per drehte sich ruhig in seinem Stuhl um.
    "Captain, darf ich darauf hinweisen, daß sie eine Abwandlung des..."
    "Ich weiß, T´Per," antwortete der Mensch und rollte mit den Augen, "Kanal schließen. Commander Land, tarnen sie das Schiff."
    Die Brückenbeleuchtung wurde abgedunkelt, als die romulanische Technik zum Einsatz kam. Alle auf der Brücke warfen ein paar kurze Blicke an die Decke. Für jeden war es etwas ungewöhnliches, auf einem Schiff mit einer Tarnvorrichtung zu dienen.
    "Wir können das Tor nun verlassen," meldete Land.
    "Bringen sie uns nach Cardassia Prime, Mr. Land, Warp 7!"
    Die großen, schweren Hangarschotts von Starbase 67 öffneten sich. Die Flugschneise war freigeräumt, der Verkehr gesperrt worden, damit niemand mit dem unsichtbaren Schiff kollidierte. Kein Spion oder kein Satellit konnte überhaupt den Start eines Raumschiffs registrieren.
    Das Abenteuer begann.
    Persönliches Logbuch des Captains
    Unsere Reise hat begonnen. Es ist aufregend! Schon jetzt habe ich eine Ahnung, wie kompetent meine Mannschaft ist. Bis wir in den nächsten Tagen unser Ziel erreichen, werde ich eine gründliche Insepektion meines Schiffes vornehmen, wobei Bruce Land, der mein erster Offizier ist, mir behilflich sein wird. Ich bin mehr als froh, mit ihm und T´Per einige bekannte Gesichter unter meiner Mannschaft zu haben.


    Lieutenant-Commander Bruce Land war Brite aus der Nähe von Liverpool. Allerdings war er, im Gegensatz zu vielen anderen Europäern, nicht traditionell erzogen worden, weswegen er keine spezielle Bindung zu seiner Familienvergangenheit hatte. Im nachhinein bedauerte er dies natürlich, insbesondere dann, wenn Kollegen über ihre Familien sprachen. Dafür war er ein ausgezeichneter Pilot. Schon als er klein war, war für ihn klar gewesen, daß er mal ein Raumschiff steuern wollte. Nun, nach fast fünfzehn Jahren in der Sternenflotte, stellte er sich einer neuen Herausforderung: Kommandoerfahrung. In der Zukunft wollte Bruce Land nicht nur Raumschiffe fliegen, sondern sie kommandieren. Daher war es für seine Karriere mehr als wichtig, daß er nun ( zum ersten Mal in seinem Leben ) der Erste Offizier dieses Schiffes war. Falls er diesen Krieg überlebte, würde er...
    Schnell verscheuchte Land diesen Gedanken. Es brachte Soldaten kein Glück, wenn sie an ihrer Zukunft zweifelten. Man mußte den Mut haben, fähig sein, an die nächsten Jahre zu glauben. Zu den ersten Aufgaben, die ihm als Stellvertreter des Captains zufiel, war der Besuch ( wenn man böse war, konnte man auch sagen, Inspektion ) des Passagiers an Bord. Des cardassianischen Passagiers. Dies hatte irgendwie einen seltsamen Beigeschmack. Land hatte nie etwas gegen Cardassianer gehabt, auch nicht, nachdem er im ersten Krieg gegen sie gekämpft hatte, nichtsdestotrotz war es irgendwie unwahr, einen von ihnen nun an Bord zu haben.
    Gorat hatte sein kleines Quartier gänzlich verdunkelt. Aus Respekt vor seiner Aufgabe hatte man ihm eine der wenigen Einzelkabinen gegeben. Der Cardassianer schien Lands Ankunft erwartet zu haben, denn der Agent saß auf einem Stuhl an der Wandseite, so, daß selbst das einfallende Licht aus dem Flur seinen Körper nur bis zum Hals zeigte. Die Konturen des Kopfes waren nur zu erahnen. Land war etwas nervös, als er vor der geöffneten Tür stehen blieb und den Mann anstarrte. Irgendeine Barriere hinderte ihn daran, diesen Raum zu betreten. Gorat trug die übliche dunkle cardassianische Uniform und schien seinerseits den ersten Offizier zu beobachten. Seine Hände ruhten ruhig auf den Lehnen.
    "Mr. Gorat, ich bin hier, um nach eventuellen Wünschen oder Problemen zu fragen."
    "Ich habe keine."
    "Möchten sie spezielles cardassianisches Essen?"
    "Nein."
    Die Antwort war nicht unfreundlich oder harsch, Gorat hatte völlig neutral, ganz im Stil eines Vulkaniers geantwortet.
    "Hmmm..."
    Dieses Benehmen des Agenten überraschte ihn. Bisher hatte er Cardassianer immer als redegewandt und auch arrogant kennengelernt, doch dieser Agent war ganz anders. Vielleicht war dies auch der Grund, wieso er sein Volk verriet.
    "Falls sie mich brauchen," informierte ihn Land noch einmal, "zögern sie nicht, die Brücke zu kontakten. Überhaupt denke ich, daß ihre Anwesenheit dort erwünscht sein wird, wenn wir uns Cardassia nähern."
    "Verstanden."
    "Sie reden wohl nicht viel?"
    "Korrekt."
    Der Mensch beschloß, seinen Gast nicht mehr länger zu belästigen. Egal wie wertvoll seine Informationen auch waren oder wie kompetent der Cardassianer als Doppelagent auch war, ein guter Rhetoriker würde er nie werden!

    Zum ersten Mal hatte sich die ganze Führungsmannschaft im kleinen Bereitschaftsraum des Captains versammelt. Es war ein unverzeihlicher Konstruktionsfehler, daß es kein Konferenzzimmer an Bord gab. Vielleicht, so fand Lewinski, mußten diese Treffen im Casino stattfinden. Alle bis auf Dr. Frasier, die durch ihre Arbeit entschuldigt war, hatten sich eingefunden. John Lewinski hatte seine Crew ausreichend über die Mission informiert und sich deren Kommentare angehört. Dann hatte er Lieutenant T´Per angewiesen, die Kampfsysteme auf Vordermann zu bringen, während Ardev und Engus einen sicheren Weg durch das Raumgebiet des Dominions erarbeiten sollten. Der Tiburoner schien immer noch nichts von seinem Kommandanten zu halten; Engus zeigte sich unhöflich und unfreundlich. Auch Chefingenieur musterte seinem Captain immer wieder mit einem seltsamen Blick. Die Offiziere verließen nach gut zehn Minuten wieder den Raum, bis auf Lieutenant-Commander Land, de demonstrativ sitzen blieb, eine Geste, die keinen Ärger bei Lewinski hervorrief.
    "Endlich sind wir mal alleine."
    "Ja," murmelte Lewinski und blätterte in einer Akte, "es gibt immer noch viel zu tun."
    Dann deaktivierte er den Computer und blickte zu seinem ersten Offizier.
    "Und, wie geht’s dir so?"
    "Die letzte Zeit war okay," antworte Bruce und schaute leicht grübelnd zu Boden. "Gleich zu Anfang des Krieges, wurde mein Schiff, die Fearless zerstört. Danach durfte ich bis letzte Woche Frachtflüge von der Orbitalstation Ramsey runter nach Danos 2 übernehmen. Wie du dir vorstellen kannst, war es alles andere als spannend gewesen. Dies ist das erstem mal seit anderthalb Jahren, daß ich wieder an der Front bin. Wie ist es dir ergangen?"
    Der Schmerz, den er so lange verdrängt hatte, kehrte in John Lewinskis Bewußtsein zurück. Wieder erinnerte er sich an den Verlust seiner Freunde, seines Kommandant und an sein Schiff. Lange Zeit hatte er darüber nachgedacht, was schief gelaufen war. Die Überlegungen hatten jedoch nur einen Schluß zugelassen. Daß sie es nicht hätten verhindern können. Die Teneriffa hatte nicht irgendeinen Fehler gemacht, wodurch sie zerstört worden war. Nein, es war nur einfaches Kalkül gewesen. Die Cardassianer hatten eine Linie im Chintokah-System gezogen und die Föderation hatte sie überschreiten müssen. Es hatte keinen Raum für taktische Planspiele oder dergleichen gegeben. Es hieß einfach nur durchbrechen. Daß dabei die Teneriffa zerstört worden war, war ein Zufall gewesen. Nicht mehr als Pech.
    Diese Erkenntnis zu verkraften, hatte am meisten Zeit gebraucht. Die Erkenntnis, daß sie es auch hätten schaffen können, die Chance betrug 50:50. In einem anderen Universum würde Zakirk wahrscheinlich noch leben, hier jedoch nicht.
    John hatte Fähnrich Cho´ha einen Posten auf der USS Excalibur vermittelt, die weiterhin ihre humanitäre Mission im Sektor 221-G fortführte. Dort war die Chance, au Dominion-Schiffe zu treffen, mehr als gering. Fähnrich Cho´ha würde sich dort akklimatisieren können, bis sie sich wieder in der Lage fühlte, den Dienst aufzunehmen. Doch John konnte sich keine Auszeit gönnen. Er war nun der Captain.

    Der Weltraum war unendlich. Vor einer unermeßlichen langen Zeit enstanden, beherbergte er die Planeten auf, denen Leben in tausendfacher Variation enstandt. Im Weltall gab es Nebel von unermeßlicher Schönheit, die Tausende von Jahren lang glühten. Schiffe rasten durchs All, unterschiedlichen Alters und Größe, bereit, die Insassen zu ihrem Bestimmungsort zu bringen. Zivilisationen und Imperien entstanden in diesem lebensfeindlichen Vakuum, vergingen dann wieder, um schließlich aufs Neue wiedererweckt zu werden. All dies interessierte das Weltall nicht. Es existierte weiterhin. Es kümmerte sich auch nicht darum, daß vor langer Zeit irgend jemand einmal eine Linie auf einer Karte gezogen hatte, die das All darstellen sollte. Diese Linie überschritt die Monitor gerade. Es war die Linie, die zwei bedeutenden Zivilisationen voneinander trennte. Auf der einen Seite gab es die Vereinigte Föderation der Planeten, ein interstellares Bündnis von hunderten von Welten, auf der anderen Seite der Linie, existierte die Cardassianische Union, ebenfalls ein Bündnis vieler Welten, doch nicht alle hatten sich ihr friedlich angeschlossen.
    Vom Standpunkt der Crew der USS Monitor aus gesehen, befand man sich nun auf der falschen Seite der Linie...

    Die Brücke war abgedunkelt worden, ein Zeichen dafür, daß die Tarnvorrichtung aktiviert war. Vielleicht sollte es die Besatzung daran erinnern, daß man vorsichtig vorgehen sollte, aber einen wirklich offiziellen Grund gab es eigentlich nicht. Gut, es wurde die Energie allgemein reduziert, um eine Entdeckung zu verhindern, doch das war’s auch schon. Überhaupt kam diese Fähigkeit der Crew der Monitor im Moment äußerst gelegen. Die meisten anwesenden Offiziere auf der Brücke blickten mit unterschiedlichsten Gesichtsausdrücken, die hauptsächlich aus Neugier, Wut, Bewunderung und Angst bestanden, auf den Wandschirm. Dieser zeigte Cardassia Prime. Es war lange her, daß ein Föderationsraumschiff so tief in das Gebiet des Dominions eingedrungen war. Der braune Planet strahlte eine einladende Wärme aus, was wohl auch an dem tektonischen Pulsieren des Planten lag. Lewinski blickte kurz neben sich zu Gorat, der nun auf der Brücke anwesend war, um Commander Land bei der Lotsung durch das cardassianische System zu helfen. Der erste Offizier selbst widmete dem Bild des Planeten keine einzige Sekunde, er war viel zu sehr damit beschäftigt, das Schiff so zu steuern, daß es nicht entdeckt wurde. Atemlose Spannung herrschte, man mußte dies einfach unumwunden zugeben. Captain Lewinski hatte seinen Kopf auf der linken Hand abgestützt, während er mit der rechten ein altes Lied auf der Armlehne des Sessels trommelte. Es war ein alter andorianischer Blues. Vielleicht würde es Fähnrich Ardev gefallen, mit seinem Kommandanten eine kleine Nummer zu spielen. Der gute Captain wußte damals noch nicht, daß Ardev, als Angehöriger einer neuen Generation, nichts langweiliger fand als den alten Blues seines Heimatplaneten, doch dies würde sich noch aufdecken. Überraschenderweise musterte auch Lieutenant T´Per den Planeten Cardassia. Als echter Vulkanier UND als taktischer Offizier versuchte er so viele Daten wie möglich über ihr Ziel zu sammeln wie möglich, sei es auf visueller oder sensorischer Art. Rund um Cardassia Prime waren Dutzende von Docks, Tausende von Satelliten und hunderte von Schiffen angeordnet, doch niemand schien von der getarnten Monitor Notiz zu nehmen. Lewinski beschloß, die Stille zu durchbrechen:
    "Das ist zu leicht."
    "Captain?" fragte Engus und stieß einen stummen Fluch aus. Konnte sein Captain nicht einmal dankbar für das Glück sein, daß ihm die Götter schenkten? Lewinski seinerseits bemerkte das aufgeregte Wackeln der tiburonischen Ohren seines Wissenschaftsoffiziers und seufzte leise. Nicht nur die Mission bereitete ihm Sorgen, sondern auch das zwischenmenschliche an Bord des Schiffes. Viele junge Kommandanten unterschätzten diesen Aspekt, doch eine Mannschaft konnte nur dann hundert Prozent Leistung bringen, wenn sie sich wohl fühlte. Lieutenant Engus war ein eindeutiger Störfaktor. Der fast 55 Jahre alte Mann war auf der gesamten Reise mürrisch gewesen, hatte nie ein einziges gutes Wort an der Besatzung gelassen und blickte unfreundlich. Fairerweise mußte man ihm auch zugestehen, daß er seine ihm zugeteilten Aufgaben meisterlich erfüllte. Doch zurück zu der aktuellen Problematik: Lewinski kam es wirklich zu leicht vor. Auf den ganzen langen Flug durch das Gebiet des Dominion waren sie kaum Patrouillen begegnet und auch Cardassia Prime schien eher mit einer Art Lustlosigkeit verteidigt zu werden. Garot hatte, in den für ihn anscheinend üblichen, wenigen Worten erklärt, daß viele Schiffe an der Front waren, um das Chintokah-System zurückzuerobern. Auf Lieutenant-Commander Lands Frage, wieso die Cardassianer keine Tachyonen-Ortungsgitter benutzten, um getarnte romulanische und klingonische Schiffe aufzuspüren, wußte der Agent jedoch auch keine Antwort, auch wenn Garot dieses Eingeständnis schwer gefallen war.
    "Treten nun in Umlaufbahn ein," meldete Land.
    "Keine Anzeichen dafür, daß man uns entdeckt hat," ergänzte T´Per mit einer seelenruhigen Stimme, so als ob dies ein gemütlicher Studienausflug wäre. Doch dies sollte es eigentlich gar nicht sein, es war in Wirklichkeit eine mehr als heikle Situation! So sollte es zumindest sein; die Cardassianer agierten aber nicht auf diese Weise.
    "In zehn Minuten erreichen wir Transportkoordinaten," erinnerte Ardev seinen Captain. Der Andorianer hatte sich inzwischen an seine Aufgabe gewöhnt. Auch wenn er immer noch der Meinung war, daß er kein guter OPS-Offizier war, so arbeitete er mehr als zuverlässig. Lewinski hoffte, daß der Fähnrich bald seine Meinung über sich ändern würde.
    "Ich schlage vor, Mr. Garot, sie gehen nun in den Transporterraum und bereiten ich auf den Transfer vor. Vielen Dank für ihre Hilfe bei der Navigation."
    "Ja."
    Mehr nicht. Kein Danke oder Gern geschehen, sondern einfach nur Ja! Wieder seufzte Lewinski. Inzwischen war er mehr als überzeugt davon, die wahrhaft seltsamsten Individuen in der ganzen Sternenflotte an Bord seines Schiffes zu haben!

    Computerlogbuch der Monitor
    Captain John Lewinski
    Nachtrag
    Mission Alpha ist abgeschlossen worden. Der Agent Gorat ist sicher nach Cardassia Prime zurückgekehrt und wird dort seine Spionagetätigkeit wieder aufnehmen. Wir befinden uns auf dem Rückflug zur Starbase.

    Persönliches Logbuch
    Lieutenant-Commander Bruce Land
    Verdammt, das stinkt zum Himmel! Ich teile die Sorgen des Captains. Die Passage durch den cardassianischen Raum war viel zu einfach. Keine Ortungssysteme, nur wenige, nachlässige Patrouillen und kaum Truppenbewegungen innerhalb des Systems. Nicht einmal mußten wir unter Warp gehen oder uns verstecken, alles lief wie geschmiert. Ob wir nur Glück hatten oder mehr dahinter steckt, das kann keiner von uns beantworten.
    Mein neues Schiff gefällt mir. Es fliegt sich wunderbar und ist optimal ausgestattet. auch die Crew scheint genau die richtige Mischung aus Erfahrung und Enthusiasmus zu haben. Nun gut, bis auf Lieutenant Engus und Fähnrich Ardev, die sich im Laufe der letzten Tage öfters in die Haare geraten sind. Ich bereue nicht meine Versetzung hierher. Als Erster Offizier werde ich nun auch endlich die Gelegenheit erhalten, wertvolle Kommandoerfahrung zu sammeln. Wer weiß, vielleicht ist die Monitor mein Sprungbrett zu einem eigenen Schiff...


    "Es ist wunderschön."
    Diese Ansicht, die ausgerechnet vom mürrischen Engus ausgesprochen worden war, wurde von allen auf der Brücke geteilt. Der Wandschirm zeigte den Y-556 Nebel, ein blau schimmernder Nebel innerhalb des cardassianischen Systems, der ihre Passage zurück in die Föderation noch mehr verschleiern könnte. Jedermann an Bord war froh über diese kleine Hilfestellung, die ihnen das Universum gewährte. Einmal in dem Nebel, würde niemand, der sich ausserhalb von Y-556 befand, die Monitor orten können. Zwar würde man die Tarnvorrichtung aufgrund einiger technischen Besonderheiten deaktivieren müssen, doch was machte dies schon?
    "Soll ich Kurs fortsetzen?" fragte Land heiter und drehte seinen Stuhl zum Kommandanten. Doch John Lewinski gab keine Antwort. Statt dessen blickte er mit verschränkten Armen nur zum Wandschirm und runzelte die Stirn.
    "Sir?" fragte Ardev leise, doch der Captain schien sich nicht ablenken lassen zu wollen.
    "Umfliegen sie den Nebel."
    Mit dieser Anweisung hatte niemand gerechnet, nicht einmal Lewinski selbst, doch irgendwie traute er dem Frieden nicht. Es gab keine Anzeichen auf den Sensoren oder sonst irgend etwas in dieser Hinsicht, doch es kam ihm etwas mysteriös an Y-556 vor.
    "Captain..."
    "Mr. Land, umfliegen sie den Nebel. Bitte."
    Irritiert bestätige der Navigator den Befehl und gab einen neuen Kurs ein. Er wollte nicht gegen diesen Befehl protestieren, er und alle anderen vertrauten dem Captain. Bis auf einem.
    "Sir, bei allem Respekt, den Nebel zu umfliegen verlängert unsere Rückreise um zwei Tage," polterte Engus und stand auf. Seine Wut zeigte sich an den heftig pulsierenden Ohren. John Lewinski blickte ihn kalt an.
    "In mein Büro, Lieutenant."
    "Ich muß energisch Protest einlegen..."
    "In mein Büro, sofort!"
    Lewinski hatte eigentlich nicht so laut werden wollen. Doch dies schien ihm die einzige Möglichkeit zu sein, den Redefluß seines wissenschaftlichen Offiziers einzudämmen. Bevor beide im Bereitschaftsraum verschwanden, blickte der Kommandant noch einmal zu Land, der wiederum nickte. Commander Land kannte Lewinski schon lange und in all dieser Zeit hatte John noch nie seine Befehle revidiert, egal worum es je dabei gegangen war.
    Wie auch immer, die beiden Strethähne sammelten sich im kargen Bereitschaftsraum des Captains. Der Raum hätte sich genauso gut auf einem klingonischen Kreuzer befinden können, denn immerhin fehlten ihm die meisten Annehmlichkeiten, die andere Büros aufwiesen. Ein kleines Fenster ( Bullauge wäre wohl angemessener ), ein Tisch, zwei Sessel, die davor und dahinter standen ( obwohl es mehr Stühle waren ) und eine kleine Couch an der rechten Wandseite. Das war´s auch schon. Spontan hatte sich John Lewinski dazu entschlossen, gleich nach der Beendigung der Mission einen Replikator für sein Büro anzufordern. In Anbetracht der Umstände schien diese karge Landschaft genau die richtige Landschaft für die beiden Gesellen zu sein. Um Selbstsicherheit auszustrahlen, umrundete der Kommandant der Monitor schnell seinen Tisch und stütze dann seine beiden Hände auf ihm ab. Engus brauchte ihn nicht weiter zu stimulieren, Lewinski war so schon wütend genug. Seine erste Mission und schon säte jemand Zwietracht in seiner Besatzung. Dies mußte aufhören, daran bestand kein Zweifel.
    "Was ist los mit ihnen, Lieutenant?" eröffnete Lewinski das Gespräch.
    Der Tiburoner stand kerzengerade vor seinem Kommandanten, ohne ihn jedoch anzusehen sehen. Statt dessen beobachtete Engus mit starrem Blick die vorbeiziehenden Sterne im kleinen Fenster. Schließlich rang sich der Wissenschaftsoffizier, nach einigen langen Sekunden, zu einer Antwort durch:
    "Ich weiß nicht, was sie meinen." Und fügte noch ein spätes "Sir" hinzu.
    Ein Seufzer von Lewinski.
    "Lieutenant, um mal einen alten menschlichen Ausdruck benutzen zu dürfen: sie verbreiten schlechte Laune."
    "Inwiefern?"
    Sollte sich Engus einer Schuld bewußt sein, so schien er nicht gewilligt, sie einzugestehen. Er schien genau die Hartnäckigkeit zu besitzen, die einen guten Wissenschaftler auszeichnete.
    "Mr. Engus, mir ist aufgefallen, daß sie viele Besatzungsmitgleider kritisieren und mitunter auch denunzieren, darunter auch den Captain dieses Schiffes."
    John hatte diese Worte ohne einen Vorwurf ausgesprochen und Engus reagierte tatsächlich: er blickte Lewinski nun an, enthielt sich jedoch einer Antwort.
    "Ich frage mich," fuhr Captain Lewinski fort, "wieso dies so ist..."
    "Meiner Meinung nach sind sie kein guter Kommandant."
    Auch diese Worte waren ruhig, ohne Zorn ausgesprochen worden, doch sie ließen John verstummen. Beide musterten sich neugierig. Dann schüttelte Lewinski den Zeigefinger.
    "Oh nein, Lieutenant, so leicht mache ich es ihnen nicht. Das ist eine Standardantwort, die ich ihnen nicht glaube. Im Gegenteil, ich denke, es hat nur bedingt etwas mit mir zu tun. Also, was ist?"
    Keine Reaktion.
    "Lieutenant," fuhr Lewinski nun fort und kam langsam auf Engus zu, "wir haben keinen Counselor hier an Bord. Ich denke, ein Captain kommt dieser Position am nächsten. Also, spucken sie es aus!"
    "Auf den Boden, Sir?" fragte Engus verwirrt.
    Lewinski winkte ab.
    "Eine weitere Floskel von der Erde. Was haben sie zu sagen, Lieutenant, ich warte."
    Nun blickte der Tiburoner wieder weg. Der große und sogar muskulöse Mann tat dies jedoch dieses Mal nicht aus Stärke, sondern aus... Verlegenheit!
    "Der Krieg."
    Zwei Wörter. Zwei Wörter, mit denen alles gesagt war. Lewinski begriff es sofort. Es schien offensichtlich. Engus hatte sein Leben der Wissenschaft gewidmet, der Forschung. Und nun mußte er in einem erbarmungslosen Krieg kämpfen. Sicher, der Lieutenant wußte, was auf dem Spiel stand und wollte daher sein bestes geben. Aber dies war nicht seine gewohnte Umgebung. Seine ursprünglichen Dienste wurden einfach nicht mehr benötigt. Und in Engus Augen war noch mehr. Es war die Empfindung, die alle intelligenten Lebewesen besaßen. Der Selbsterhaltungstrieb. Die Angst vor dem Tod. Lewinski wußte, wie er sich fühlte, denn der Captain teilte diese Empfindungen, wenn auch nicht in so schwerem Maße. Zudem war er der höchstrangige Offizier an Bord des Schiffes, er mußte Stärke ausstrahlen. Sicherheit.
    Und er vermittelte nun Sicherheit, denn er half nun einem Crewmitglied, daß sich auf einem dunklen Pfad befand.

    Auch das Casino war spartanisch. Wobei das Wort Casino wirklich in Anführungsstriche zu setzen war. Senior-Lieutenant T´Per, vulkanischer Sicherheitschef der Monitor hegte keinen Zweifel, daß sich ein waschechter Spartaner aus der alten Erdgeschichte hier wohl fühlen würde. Der Raum war klein, zu klein und es gab zu wenig Replikatoren. Diese waren jedoch leistungsfähig und hatten dem Vulkanier sein Lieblingsgericht gezaubert. Lieblingsgericht war hier natürlich relativ, da es einem Vulkanier mehr oder weniger egal war, ob ein Gericht schmeckte oder nicht. Neben ihm hatte de erste Offizier des Schiffes, Lieutenant-Commander Land, Platz genommen. Obwohl dieser ein Mensch war, überraschte er T´Per mit der Fähigkeit, sich ruhig, kultiviert und reserviert zu verhalten, eine Fähigkeit, die jeder Vulkanier zu schätzen wußte. Beide hatten sich, der Umgebung entsprechend, ein karges Essen bestellt: Suppe mit Brot. Beide tunkten fast in Harmonie erst ihre Brotkrumen in die Suppe und bissen dann ein Stück davon ab. Nach exakt 16 Minuten und 56 Sekunden durchbrach dann Bruce Land die Stille:
    "Lieutenant, darf ich sie fragen, wie lange sie den Captain schon kennen?"
    T´Per war durch die ruhige Art des Menschen und seine Fähigkeit, lange Stilleperioden einzuhalten, beeindruckt und hatte daher nichts gegen einen kleinen Austausch von Fakten.
    "Seit den Anfängen seiner Laufbahn vor gut zwanzig Jahren."
    Land pfiff leise.
    "Wow. Sie waren sein Lehrer an der Akademie?"
    "Dies ist korrekt," antwortete der Lieutenant und nahm einen weites Stück Brot zu sich, "ich unterrichtete ihn in Gefechstaktik."
    "Und dann haben sie sich...angefreundet?"
    Für Vulkanier war dies eine sehr persönliche Frage. Doch auch diese beantwortete T`Per ruhig.
    "Der Captain, damals war er ein Kadett, legte ein erstaunliches Interesse für die vulkanische Kultur an den Tag. Da ich mich in gewisser Weise auch als einen Botschafter sah, lud ich Captain Lewinski öfters zu mir ein und gab ihm Studienmöglichkeiten. Ich denke, dann entwickelte sich ein Band der Vertrautheit zwischen uns."
    "Interessant! Ich kenne..."
    Weiter kam Land nicht. Das schrille Läuten der Alarmsirenen erklang, rote Indikatorflächen pulsierten auf und die Computerstimme meldete den Fall, der eigentlich nicht eintreten sollte:
    "Kampfstationen, Kampfstationen!"
    Beide, Mensch und Vulkanier, suchten den nächsten Turbolift auf und fuhren zur Brücke. Dort angekommen, sahen sie, wie alle Personen gespannt auf den Wandschirm blickten, der Captain inklusive. Land folgte dem Blick. Zu sehen waren die unendlichen Weiten des Alls. Dann ein cardassianisches Schiff der Galor-Klasse, daß mit Relativgeschwindigkeit Null im All lag. Und ein anderes Schiff.
    "Stimmt die Identifikation?" fragte Lewinski ruhig und Fähnrich Ardev blickte überrascht zu Land, der ihn wiederum anstarrte:
    "Ja, Sir, die Sensoren bestätigen es: es ist ein tholianisches Kriegsschiff!"

    "Ob Mr. Gorat davon gewusst hat?" fragte Ardev in die Stille hinein. Niemand antwortete. Es war ohnehin eine rhetorische Frage des Andorianers gewesen. Die beiden Schiffe lagen sich gegenüber, reglos. Anscheinend ging etwas an Bord der beiden Schiffe vor. Ein Treffen?
    "Fähnrich Ardev," befahl Lewinski, "machen sie ein paar Schnappschüße."
    Der Grund war klar: immerhin traf mal viel zu selten auf ein Schiff des geheimnisvollen Schiffes der Tholianer. Das Schiff sah aus wie ein Kristall oder Diamant, der Orange funkelte. Es war von länglicher, fast zigarrenförmiger Gestalt. Die vier Warpgondeln waren äußerst schmal und lagen eng am Rumpf des Schiffes an. Sonst sah man nichts. Keine Lichter, keine Fenster. Man konnte nur ahnen, wo sich das Kontrollzentrum dieses wunderschönen Schiffes befand. Der Anblick war atemberaubend.
    "Irgendein Anzeichen, daß wir entdeckt worden sind?"
    "Nein, Captain. Die Tarnvorrichtung schützt uns auch weiterhin."
    T`Pers Antwort beruhigte sie alle. Niemand wusste, wie stark das tholianische Schiff tatsächlich bewaffnet war und ehrlich gesagt wollten sie dies auch gar nicht wissen. Viel wichtiger war nur eine Frage:
    "Was machen die hier?"
    "Wahrscheinlich Verhandlungen," antwortete Engus mißmutig.
    "Über einen Kriegseintritt?" fragte Land und runzelte die Stirn. Eine solche Entwicklung könnte ein fundamentales Verschieben der Machtverhältnisse im Quadranten auslösen. Gegen das Dominion inklusive der Cardassianer zu kämpfen, war schon schwierig genug, doch wenn auch die Tholianer eintraten? Schon lange brodelte die Gerüchteküche, mit wem das Dominion angeblich verhandelte. Die Sona´a, die Miradorn, die Breen?
    "Wir können dies nicht zulassen," entschied Lewinski.
    "Und wie sollen wir das verhindern?" fragte Ardev ungläubig.

    "Doktor Frasier, ich habe doch gesagt, daß ich mir die Krankenstation ansehe!"
    Die kleine Frau rollte mit den Augen und ersparte sich eine zynische Antwort. Eigentlich war die Frau mit ihrem dunklen Haaren und den braunen Augen durchaus als attraktiv zu bezeichnen. Doch für einen potentiellen Flirt blieb keine Zeit. Lewinski, Engus und T´Per hatten sich in der Krankenstation versammelt. Dr. Frasier hatte tatsächlich recht behalten, die Krankenstation war mangelhaft eingerichtet worden. Ein weiterer Punkt auf der was-wir-verbessern-wenn-wir-zurück-sind-Liste.
    "Und sie wollen alle Cardassianer werden?" fragte die Frau ungläubig.
    "Ja," antwortete T´Per ohne Umschweife, "nur so werden wir das cardassianische Kriegsschiff infiltrieren können."
    "Infiltrieren? Sie sollten mich mal auf dem Laufenden halten, was bei ihnen da oben geschieht. Manchmal fühlen wir Ärzte uns hier etwas einsam."
    "Ich briefe sie während der Operation, ok?" schlug Lewinski vor. Ein Deal war ein Deal.

    Zum siebenunddreißigsten Mal an diesem Tag rollte Gul Macet mit den Augen. Er hatte schon viel Bürokratie erlebt, ganz besonders unter Cardassianern, aber diese Tholianer schlugen alles. Jeder Punkt eines möglichen Vertrages mußte bis ins kleinste Detail ausdiskutiert werden, alles war hundertprozentig exakt ausformuliert. Schrecklich. Und die Art des Treffens begünstigte auch nicht gerade eine schnelle Entscheidung. Niemand wusste, ob es Paranoia oder Xenophobie war, aber die Tholianer wollten sich einfach nicht zeigen. Also redeten die beiden Fraktionen seit geschlagenen drei Tagen nur über Subraum miteinander. Eine Kommunikatonsmethode, die nur bedingt effizient war.
    "Abgelehnt."
    Glinn Samur, rechte Hand von Macet, schlug mit dem Kopf ein paar Mal auf den Tisch. Dieses Wort hatten sie inzwischen gut eintausend Mal hören müßen. Wie mochten die Tholianer wohl aussehen? Eine Frage, die die Galaxis seit Jahrhunderten brennend interessierte. Als die Föderation unter Captain Kirk den Tholianern zum ersten Mal begegnete, zeigten sie sich als Wesen aus reiner Energie. Damit hatte die Föderation schon mehr gesehen als die meisten anderen Völker. Ob sie wirklich so aussahen oder ob es nur eine Projektion war, blieb ungeklärt.
    "Sie stimmen also nicht einem Waffenaustausch zu?"
    "Nein."
    Der Dialog war an einem toten Punkt angelangt. Das wusste Macet, das wusste seine Mannschaft und ganz sicher auch diese verdammten Tholianer.
    "Ich schlage vor," sagte Macet und erhob sich langsam, "daß wir eine kleine Pause machen. Frequenz schließen."
    Dann streckte sich der cardassianische Kommandant erst einmal genüßlich.
    "Ich brauche einen Kanar!"

    "Ich brauche eine Beruhigungsspritze," murmelte Commander Land. Zum ersten Mal in der noch jungen Geschichte der USS Monitor hatte er im Kommandosessel Platz genommen. Ehrlich gesagt fühlte es sich gar nicht so schlecht an, sowohl der Stuhl selber, als auch die Verantwortung, der auf dem lastete, der auf ihm saß. Dummerweise konnte Bruce Land zur Zeit nichts tun. Er konnte warten. Mehr nicht. Der Transport hatte reibungslos geklappt. Fähnrich Ardev konnte den Transporterstrahl so sehr dämpfen, daß die Cardassianer nichts bemerkt hatten. Nun tummelten sich T´Per, Engus und der Captain in der Gestalt von Cardassianern auf dem Galor-Klasse Schiff und versuchten ihren Plan durchzuführen. Das einzige, was sie mit der Monitor verband, war ein winziger Kom-Kanal.
    "Nähere mich jetzt den primären Phalanxen," meldete T´Per leise, aber ruhig. Auch Engus machte sich gut.
    "Auf dem Weg zum Maschinenraum.
    "Brücke," meldete Lewinski und wieder hieß es warten. Leise hörte man die Fußschritte der drei, wie sie auf einem Tausende von Kilometer entfernten Boden hallten.
    "Wo wollen sie hin?"
    Dies war nicht die Stimme des Außenteams.
    "Nur auf die Brücke. Ausdrücklicher Befehl des Gul. Ich soll ihm einige Daten aus seinem Büro holen."
    Anscheinend war der Captain angehalten worden.
    "Wie ist denn sein persönlicher Code?"
    "Wissen sie ihn denn?"
    Stille. Land befürchtete jeden Augenblick, Alarmsirenen an Bord des cardassianischen Schiffes zu hören, doch nichts geschah. Stattdessen hörte man wieder die Schritte.
    "Alles in Ordnung, flüsterte Lewinski durch das kleine Mikro, dass an seiner cardassianischen Uniform angebracht worden war.
    Weder Land noch sonst irgendjemand erwiderte daraufhin etwas. Was hätten sie denn auch schon sagen sollen?
    "Bringe Gerät an."
    "Ebenfalls."
    "Bestätige."
    Alle drei Offiziere waren exakt im Zeitplan. Ein Beweis für ihre Kompetenz oder eine Falle?
    "Angebracht."
    "Bestätige."
    "Dito."
    "Zurück zum Extraktionspunkt!"
    Nur noch wenige Minuten. Land stand auf. Er konnte nicht mehr sitzen. Stattdessen starrte er den Wandschirm an, der immer noch die beiden Schiffe zeigte. Hoffentlich taten sie das Richtige. Oder verschlimmerten sie die Lage? Endloses Warten...
    "Brücke, hier Transporterraum. Wir haben sie!"
    Das meiste war geschafft!
    "Bringen sie uns hier weg. Dann aktivieren sie das Gerät!"
    Zum ersten Mal hatte Bruce Land einen Befehl erteilt. Es fühlte sich gut an!

    Endlich wieder im Kommandosessel. Obwohl er mehr als ungemütlich war, genoss Macet das Gefühl. Seit Tagen hatte er nicht mehr auf der Brücke sein, einfach nur noch Captain sein können. Er genoss jede Sekunde, die er auf dem Stuhl verbrachte. Ja, dies war sein Schiff. Mochten die Tholianer doch zur Hölle fahren, dieses Gefühl konnte ihm keiner nehmen!
    "Gul, ich registriere einen Anstieg bei den Waffensystemen..." meldete ein junger Offizier an der taktischen Station.
    "Wieso..."
    Dann geschah es. Auf dem ovalen Wandschirm war deutlich zu sehen, wie sich die cardassianischen Disruptoren an der Hülle des tholianischen Schiffes entluden. Es wurde schwer getroffen, driftete ab. Aus mehren Lecks strömte Gas und Plasma aus.
    "Was zum Teufel ist hier passiert? Ich verlange eine Meldung!"
    Dann stabilisierte sich das tholianische Schiff wieder. Es nahm fahrt auf. Es glühte. Die letzten Sekunden von Gul Macets Leben begannen....

    Persönlicher Brief an Admiral Kashari, Starbase 67
    Sehr geehrter Admiral,
    die Mission Alpha war ein Erfolg, wenn auch nicht in der Hinsicht, wie wir es erwartet hatten. Wir haben Gorat auf Cardassia Prime abgeliefert. Aus ihren Berichten höre ich, dass eine klingonisch Kampfgruppe eine kleine cardassianische Schwadron bei dem Nebel Y-556 besiegt hat. Die Cardassianer schienen dort auf etwas gewartet zu haben und waren zu überrascht, um den Klingonen nennenswerten Wiederstand leisten zu können. Ich weiß, worauf sie gewartet haben, Admiral, auf uns, auf die Monitor! Wenn sie die bestehenden Fakten durchgehen, werden sie feststellen, daß nur eine Person wusste, wo wir uns zu diesem Zeitpunkt befinden würden: Agent Gorat! Es scheint so, als wäre er uns gegenüber doch nicht so loyal, wie wir vermutet haben. Ich schlage vor, daß sie so schnell wie möglich einer um ihn kümmert. Hätten wir nicht Glück gehabt ( und nichts anderes war es! ) so wäre die Monitor nicht mehr als ein Haufen Trümmer im All.
    Der andere "Teil" der Mission hat geklappt. Mittels einer waghalsigen Aktion ( verzeihen sie mir den Ausdruck ) konnten wir die Waffensysteme des cardassianischen Schiffes so manipulieren, daß sie auf die Tholianer feuerten. Beide Schiffe wurden in dem anschließenden Gefecht zerstört. Die Tholianer werden es sich vermutlich noch einmal überlegen, ob sie mit dem Dominion gemeinsame Sache machen.
    Was das Schiff und seine Crew angeht, so bin ich höchst zufrieden. Aus persönlichen Gründen bitte ich sie jedoch, Lieutenant Engus zu versetzten, z.b. auf die Jupiter-Station, wo er Dr. Zimmermann bei seinen wissenschaftlichen Projekten helfen kann.
    An dieser Stelle möchte ich mich für das von ihnen in mich gesetzte Vertrauen bedanken. Das Schiff ist großartig und ich freue ( ja, es ist tatsächlich so! ) auf neue Abenteuer. Natürlich werden sie als erstes informiert, wenn wir wieder die Starbase erreichen. Ich muss nun noch ein Gespräch mit Chefingenieur Woil führen. Er sagt, es ginge dabei um seinen Urlaub oder so...
    Mit ergebenen Grüßen,
    Captain John Lewinski


    Alles hatte einen Anfang. So auch sein persönliches Abenteuer. Das Abenteuer, ein Kommando zu besitzen. Doch wie alle Dinge einen Anfang hatten, so gab es auch ein Ende. Für John Lewinski konnte das Ende bevorstehen. Das Ende seiner Laufbahn. Deutlich spürte er, wie die Monitor unter Warp ging. Dies konnte nur bedeuten, daß man die Erde erreicht hatte. Bruce würde sicher nun die Sovereign kontakten, die die Monitor den ganzen Rückweg über begleitet hatte und dann würde ein Sicherheitswächter erscheinen und John zum Transporter bringen. Dem Transporter, einprogrammiert mit den Koordinaten des Sternenflotten-Hauptquartiers. Dort würde es sich entscheiden, welche Wendung sein Leben nahm. Wie das Abenteuer weitergehen würde, ob es überhaupt weitergehen würde. Wie auch immer seine Zukunft ausgehen würde, eines hatte er begriffen: erst der blutige, schmerzvolle Konflikt machte den Krieg schrecklich und den Frieden wünschenswert.
    Schiffe der Defiant-Klasse, zu denen die Monitor zählte, waren klein. Oftmals waren Systeme, die nicht direkt der Mission dienten, nur unzureichend oder gar nicht vorhanden. Die Sachen, die da waren, waren klein. Dies galt auch für das Büro von Jozarnay Woil. Obwohl, Büro konnte man es gar nicht nennen. Er hatte zwar einen Raum, doch der diente als Diagnoseraum. Sein "Büro" war ein Tisch, den man in der Ecke aufgestellt hatte. Vom breiten Fenster hatte der Chief einen ausgezeichneten Blick auf den Warpkern und die Ingenieure, die eine Ebene tiefer, an ihm arbeiteten. Der Kern war, nun wo man sich im wieder im Orbit der Erde befand, abgeschaltet, die Crew weg. Woil saß alleine an seinem Schreibtisch und fuhr sich mit den Händen durch seine Haare und stieß einen lauten Seufzer aus. Die letzten Stunden waren kritisch gewesen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte Captain Lewinski befohlen, den Frachter zu zerstören. Dies wäre wohl das Ende nicht nur Lewinskis, sondern auch der ganzen Crew gewesen. Jemand hatte es verhindert müssen. Woil hatte gesehen, wie Commander Land bei dem Gedanken gelitten hatte, sich gegen seinen Captain und langjährigen Freund zu erheben. Der Commander war fast innerlich zerbrochen. Im Laufe der Jahre auf diesem Schiff hatte Chief Woil den ersten Offizier gut kennengelernt und respektierte ihn. Er wollte ihn beschützen, weil er ihn für einen Freund hielt. Darum hatte er ihm geholfen. Darum hatte Woil der Sovereign die Spur der Monitor gegeben, auch wenn dies Lands Aufgabe gewesen wäre. Er hatte ihn beschützen wollen. Und was war der Preis? Nun war Woil mit sich fertig, machte sich Vorwürfe. Das seine Tat richtig war, daran bestand kein Zweifel. Doch wie er es getan hatte, hinterrücks, hinterhältig, dies bereitete ihm Kopfzerbrechen. Bisher wusste der Captain nicht, wer ihn verraten hatte. Vielleicht wollte er es gar nicht wissen. Oder Woil hielt es für richtig, es ihm mitzuteilen, es wusste es nicht. Es war eine Frage, die man auf später verschieben konnte.
    Seine Hände zitterten. Der Stress. Wann hatte er es das letzte Mal genommen? Woil kniff die Augen zusammen. Er wusste es nicht mehr. Hatte er es sowieso nicht mehr nehmen wollen? All die guten Vorsätze, weg, wegen der Sturheit seines Kommandanten. Sein Gehirn, sein Unterbewusstsein sendete ihm deutliche Signale. Noch einmal, einmal konnte nicht schaden...
    Er öffnete seine Schublade per Sicherheitscode. Dort lagen sie, mehrere Ampullen, gefüllt mit einer weißen Substanz. Der orionische Händler hatte sie ihm zu einem Wucher verkauft. Woil kam seit dem Krieg einfach nicht mehr davon los. Langsam nahm er eine Ampulle und steckte sie in einen Injektor. Gleich nachdem er ihn sich an den Hals gepresst und abgedrückt hatte, entspannte er sich. Die Flüssigkeit verteilte sich in seinem Körper, beruhigte ihn. Die Substanz sorgte dafür, daß der Stress nicht überhand nahm. Die Substanz hieß Ketracel-White.
    Lieutenant Danny Bird saß erneut in seinem Sofa, wie er es einige Tage zuvor getan hatte. Damals ( irgendwie schienen die vergangenen Ereignisse Dekaden zurückzuliegen ) hatte er nicht gewusst, welche Ereignisse auf ihn zukamen. Welche Ereignisse er auslösen würde. Vielleicht würde er nie erleben, wozu seine Handlungen in dem anderen Universum geführt hatten. Möglicherweise würde aber auch Miles "Smiley" O´Brien in den nächsten Minuten abermals in sein Quartier marschieren und sagen: "Hey, wir haben es geschafft!"
    Bird wartete einige Sekunden. Nichts geschah. Der Sicherheitsoffizier ließ die unwillkürlich angehaltene Luft entweichen. Irgendeine innere Unruhe hatte ihn erfasst. Danny wusste sie sofort einzuordnen: es war wie bei einem Kind, daß die verpackten Geschenke auf dem Tisch sah und unbedingt wissen wollte, was sich unter dem Papier verbarg. In gewisser Weise auch er wissen, was sich unter dem Schleier aus Unwissenheit versteckte, der das Parallel-Universum verhüllte. Doch Danny Bird, Lieutenant der Sicherheit der Sternenflotte. war alt genug, um sich zu gedulden. Er würde schon noch erfahren, was passiert war. Vielleicht morgen, vielleicht in einem Jahr, womöglich auch erst in zwanzig, er würde es erfahren. Daran zweifelte er nicht. Die Tür zu seinem Quartier auf und Danny fragte sich noch unwillkürlich, wieso sie nicht abgeschlossen war. Er stand auf und wappnete sich auf die eintretende Person, die ihn über die Geschehnisse aufklären würde...
    Doch es war nicht O´Brien. Es war nicht mal ein Mann. Vor Bird stand eine menschliche Frau, um die dreißig Jahre alt. Sie trug eine Sternenflottenuniform mit den Rangknöpfen eines Captains, was recht ungewöhnlich für eine Person ihres Alters war. Die dunklen Haare waren streng zurückgebunden, doch die braunen Augen strahlten einen Hauch von Wärme aus.
    "Lieutenant Danny Bird?" fragte die Person freundlich.
    "Der bin ich," entgegnete der Angesprochene und schaute sich misstrauisch um, "wie kommen sie hier herein?"
    "Sicherheitscode," antwortete die Frau, so als sei es selbstverständlich, in ein privates Quartier einzudringen.
    "So, so, und mit wem habe ich die Ehre?"
    Die Frau machte einen Schritt nach vorne und streckte dem Sicherheitschef der Monitor eine Hand entgegen. Etwas zögerlich ergriff Danny sie und war über den festen Händedruck der Dame überrascht.
    "Captain Hu-Lin Radisson," stellte sich die Frau vor, "vom Projekt Zeichen."
    Hatte der Captain ( sofern sie überhaupt einer war ) sich irgendeine Reaktion von Danny Bird erhofft, so musste sie enttäuscht werden. Der Lieutenant hielt weiterhin ihre Hand und blickte sie an.
    "Mir ist ein solches Projekt nicht bekannt."
    Radisson nickte und ließ sich auf ein Sofa sinken. Mit der einen Hand deutete sie auf einen Sessel in der Nähe.
    "Setzen sie sich!"
    Bird konnte sich an kein einziges Mal erinnern, wo man ihm in seiner eigenen Wohnung einen Platz angeboten hatte. Trotzdem nahm er das Angebot.
    "Soll ich es kurz machen oder wollen sie einige weitschweifige Erklärungen, Lieutenant," fragte der Captain mit einer völlig neutralen Stimme.
    Die Antwort war klar.
    "Kurz."
    "Schön," entgegnete sie und rieb sich die Hände, "Projekt Zeichen kümmert sich um mögliche Gefahren aus dem Spiegel-Universum, oder auch Parallel-Universum, je nachdem, welchen Terminus sie bevorzugen. "
    "Nie davon gehört."
    "Sie sind doch ebenfalls beim Geheimdienst, Mr.Bird. Sie wissen doch gut, daß manche Dinge höchster Geheimhaltung unterliegen."
    Diese Erklärung musste genügen.
    "Und was wollen sie?" fragte Bird direkt.
    "Wir wissen, wo sie die letzten Tage waren, Lieutenant. Wir wissen auch, was sie an diesem Ort gemacht haben. Oh, machen sie sich keine Sorgen, wir werden keine Anklage gegen sie erheben. Wir wissen, in welcher Situation sie sich dort befanden und ehrlich gesagt haben wir zur Zeit keine Gelegenheit, ins andere Universum zu wechseln."
    Sie spazieren zwischen den Universen hin und her?
    "Außerdem," fuhr Radisson fort und zuckte mit den Schultern, "sind wir gespannt, was für Auswirkungen ihre Aktion hatte."
    "Toll."
    Keine unbedingt weltbewegende Nachricht. Danny fragte, was er nun mit dem Projekt Zeichen zu tun hätte. Hu-Lin Radissons Antwort war genauso direkt wie ihre Art:
    "Lieutenant, da sie schon dort waren, rekrutieren wir sie hiermit für das Projekt. Sie können weiterhin ihren Dienst auf der Monitor versehen, doch von Zeit zu Zeit werden wir ihre Dienste benötigen. Sie werden unser Kontaktmann ins andere Universum sein. Es gibt immer noch einige Fragen, die wir klären möchten."
    "Die da wären?"
    Danny war überhaupt nicht froh über die Aussicht, noch mehr Arbeit auch sich zu laden, ganz besonders nicht für eine seltsame Organisation wie dieser.
    "Na die Frage, die uns alle beschäftigt: welches Ereignis ließ unsere Universen sich so unterschiedlich entwickeln!"
    Radisson sprach diesen Sachverhalt so aus, als wäre er total selbstverständlich. Sicher war es eine faszinierende Frage, doch Danny wollte nicht noch weiter in diese Angelegenheiten verwickelt werden. Er hatte jedoch keine Wahl. Radisson verließ das Quartier ebenso plötzlich wie sie es betreten hatte, ohne Vorankündigung. Für Danny stand nun leider eines fest: er kam aus diesem Teufelskreis so schnell nicht wieder hinaus.

    Und während diese und alle anderen Millionen Personen auf der Erde ihren eigenen, kleinen Problemen nachgingen, öffnete sich im Sektor 001 ein Transwarp-Kanal und katapultierte die USS Voyager zurück nach Hause.

    - Ende -


    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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