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...so krass wie die Angst!
  • Monitor - 3x06: Der Spion, der von der Erde kam

    Lewinski...
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    • TheOssi
    ... begibt sich auf der Suche nach Informationen auf einen weiteren Planeten und trifft auf einen alten Kameraden von der Akademie. Leider sind sich die beiden nicht sehr sympathisch. Treibt er ein falsches Spiel?

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    Monitor 3x06 "Der Spion, der von der Erde kam"
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    Written by Christian Gaus
    John Lewinski betrat nicht ohne einen kleinen Teil an Ekel diese Spelunke. In zu vielen hatte er sich in letzter Zeit herumtreiben müssen. Es kam ihm komisch vor, aber er vermisste die beengende Monitor jeden Tag mehr. Und das er auch noch seinen „Urlaub“ in einer dieser Kneipen verbrachte glich schlichter Schizophrenie. Er hätte einfach das Transportschiff am anderen Hangar nehmen müssen und er würde jetzt schon am Strand Risas liegen.
    Doch er hatte es nicht getan. Einen Moment blieb er im Türrahmen stehen und sah sich in der Kneipe um. Sie war schon recht groß. Überall gab es dunkle Nischen, in denen sich noch dunklere Gestalten herumtrieben. In der Mitte tanzte eine grünhäutige orionische Frau an einer Stange. So wie es Lewinski überblickt hatte, die einzigste Frau (neben denen die für Anwesenheit bei diversen Personen bezahlt wurden) in diesem Raum. Sah man einmal von den Geschlechtern ab, die sich weder Frau noch Mann zuordnen ließen. Der Geräuschpegel war sehr hoch. Die meisten Besucher waren betrunken und lallten irgendetwas vor sich hin. Sein Translator hatte es aufgegeben, etwas zu übersetzen zu versuchen. Ihm gegenüber befand sich die Bar. Dumpfes gelbes Licht ging von ihr aus. Wahrscheinlich damit auch jeder sie gewiss finden konnte. Auch mit 2 Promille im Blut.
    Lewinski ging schnurstracks auf sie zu. Seine Kleidung war alt. Sie roch auch danach. Auf dem Frachter hatte er es nicht für nötig empfunden, sie zu waschen. Er wäre hier nur aufgefallen. So sah es mit ihm auch aus. Seinen Bart hatte er seit einigen Tagen nicht mehr rasiert. Nun, seit einer Woche nicht mehr. Sein Haar wirkte ebenso zersaust. Er atmete tief durch und bereute dies im nächsten Augenblick schon wieder. So sehr stank es hier drin. Sein Mantel hing ihm schwer an den Schultern. Gott sei dank hatte es auf dem Frachter einen Replikator gegeben. Und einiges hatte er sich vorfertigen lassen, und das lag jetzt in einem kleinen Zimmer eines schäbigen Motels. Er setzte sich an die Bar und versuchte, nicht zu sehr die respekteinflössende Föderationshaltung einzunehmen.
    Diese Gestalten mochten noch so betrunken sein, sie achteten auf jedes Detail und rochen Polizisten noch zehn Lichtjahre gegen den Sonnenwind.
    Lewinski legte zwei Slips Latinum auf den Tresen und bemerkte, wie zwei kleine Insekten, von der Erschütterung aufgescheucht, davon krabbelten. Er selbst ließ sich nichts anmerken.
    „Brandy. Saurianisch.“ Wies er den dicken Barkeeper an, der ihm mit krummer Miene musterte und begutachtete. Sicherlich gab der seine Informationen über komische Kunden irgendeiner Organisation preis, die etwas damit anfangen konnte. Ob es das Syndikat war, Terroristischen Gruppen oder ganz einfach die Justiz. Lewinski war sich im klaren, dass dieser Mann ebenso über jeden Kunden seiner Bar bescheid wusste.
    Das wusste Lewinski als er das dreckige Glas entgegennahm. Der Mann hinterm Tresen schrubbte derweil weiter andere Gläser. Jedoch war der Lumpen, mit der er dies tat, noch dreckiger als die Gläser selbst.
    Lewinski nippte einmal an dem Glas mit dem – eigentlich braunfarbigen – Brandy und stellte es dann schnell wieder ab. Er kramte nach etwas in seinen Taschen und holte einen kleinen Beutel heraus und legte ihn auf den Tresen. Die 20 Slips Latinum klimperten leise, aber hörbar.
    Die Augen des Barkeepers schienen förmlich aus dessen Höhlen zu springen. Langsam beugte er sich immer mehr zu diesem kleinen Beutel und zu Lewinski. „Ich suche jemand.“ Sagte er.
    Der Barkeeper drehte sich im selben Augenblick zurück, als wäre nichts gewesen. „Hier ist niemand.“ Antwortete er trocken, nachdem er auf seine Hundert Gäste geblickt hatte.
    John lachte ebenso trocken. Er sah sich einmal um. Immer noch bot sich ihm die gleiche Kulisse. Als er sich wieder dem Barkeeper zuwandte war der Beutel verschwunden und der dicke Mann schrubbte immer noch das selbe Glas. Vermutlich würde es als das sauberste Glas der Kneipe in die Geschichte eingehen.
    Der ehemalige Captain der Sternenflotte kramte weiter in seiner Tasche. Er holte einen runden durchsichtigen Chip heraus und legte ihn auf den Tisch. In ihm unbekannten Schriftzeichen stand eine Zahl darauf. „Ein Schlüssel. Zu einem Schließfach. In dem ist noch viel mehr von dem Beutel, den sie in ihrer Tasche haben.“
    John nippte erneut an seinem Brandy – mehr konnte man auf einmal wirklich nicht trinken, ohne sofort aufs Klo springen zu müssen – und beobachtete den Barkeeper. Erst wollte er protestieren, dass man ihn des Diebstahls beschuldigte, dann überlegte er sich doch anders.
    „Gut, vielleicht ist doch jemand hier.“ Gestand er ein.
    „Ein Mann. Vermutlich Mensch. In einer geheimen Organisation.“
    Der Barkeeper lehnte sich zu John herüber. Ihre Köpfe berührten sich fast und der Kanadier konnte den Mundgeruch seines Gegenüber vernehmen. „Sie meine eine ganz spezielle Sektion?“ das letzte Wort sprach er überdeutlich aus.
    John nickte leicht. Natürlich konnte der Barkeeper auch im Dienste von Sektion 31 stehen. Doch das Risiko nahm er auf sich. Der Barkeeper drehte seinen Kopf leicht zur Seite. John folgte ihm. Ihre Blicke schwebten durch den Raum und endeten bei einem Menschen, der allein in einer dunklen Ecke saß.
    Und Lewinski wäre fast vom Hocker gefallen, als er den Menschen erkannte.

    Jeroen McMor wirkte, als sei er für diese Umgebung gemach worden. Als sei er mit den Möbeln angeliefert worden. Seine Kleidung war dunkel und verwahrlost. Er selbst wirkte jedoch etwas gepflegter. Sein Haar, dass schon etwas länger war, jedoch im Gegensatz zu Lewinskis Schopf keine grauen Strähnen zeigte, hatte er nach hinten gekämmt. Ein Bart war nur Ansatzweise zu erkennen. Vor ihm stand ein Glas mit einer dunklen Brühe darin. Vermutlich handelte es sich um ein Bier. Viel hatte er davon nicht getrunken. Und eine Schaumkrone war auch nur noch zu erahnen gewesen. Der Mensch, der etwa im gleichen Alter wie John Lewinski war, hatte ein komplett anderes Leben hinter sich. Seit ihrer gemeinsamen Zeit an der Akademie hatten sie sich nicht wieder gesehen. Und um bei der Wahrheit zu bleiben, keinem tat dieser Umstand Leid. Doch obwohl sie beide nur zu unterschiedlich waren, trafen sie sich hier wieder. In einer der miesesten Spelunken auf einem der miesesten Planeten, den die Milchstraße zu bieten hatte. Auch wenn man vermuten konnte, dass sie ähnliches durchlebt hatten, waren sie beide aus den verschiedensten Beweggründen auf diesen Planeten gekommen.
    Lewinski trat an den Tisch und warf einen Schatten, in die sowieso schon dunkle Ecke der Kneipe. McMor bemerkte ihn zuerst nicht. Er starrte auf die orionische Tänzerin. Doch, nachdem sich der Kanadier geräuspert hatte, drehte sich McMor um.
    Er musterte sein Gegenüber, erkannte ihn zuerst wegen des Bartes nicht, erinnerte sich aber dann doch. Ruckartig stand er auf. Er wirkte überrascht, begeistert, aber auch schockiert. „John.“ Begrüßte er ihn.
    Lewinski amte sein Verhalten nach. „Jeroen.“ Und Schlug in mit einem kräftigen Schlag auf die Nase zurück auf die Bank.

    Der Kinnhaken war niemand sonderlich aufgefallen. Anscheinend stand dies an Tagesordnung in dieser Kneipe. McMor rieb sich über seinen Kiefer und bewegte ihn. Zwischendurch sah er auf seine Hand, um sicherzugehen, dass er nicht blutete.
    „Ich hatte beinahe vergessen, wieso ich dich hasse.“ Antwortete der Wahlneuseeländer.
    Lewinski hatte sich auf einen Stuhl gesetzt. Seine Miene wirkte finsterer als je zuvor. Selbst der Brandy hatte ihm keine solche Stimmung und Gefühlsregung hervorlocken können. „Ich hätte wissen sollen, dass du dahinter steckst. Regeln waren noch nie deine Sache.“
    McMor prustete abwertend. „Das muss der Mann sagen, der für Jahre wie vom Erdboden verschluckt ist und dann plötzlich den Christopher Pike Tapferkeitsorden erhält.“
    „Das Universum ist groß.“ Konterte er. Natürlich war ihm bewusst, dass niemand so recht von seiner Arbeit wusste, schon gleich gar nicht jeder x-beliebige Offizier.
    „Und wir müssen uns hier treffen.“ McMor nahm einen Schluck von seinem Bier. „Nicht einmal hier hat man seine Ruhe vor dir.“
    „Ich habe gelesen von dir. Du bist auch zurückgetreten.“
    „Auch? Dann bist du auch zurückgetreten.“ Schlussfolgerte McMor. Lewinski hätte sich in den Arsch beißen können. Ein diletantischer Fehler.
    „Ich habe mir etwas Urlaub gegönnt.“ Wich er aus. „Und du?“
    Jeroen überlegte. „Es gibt hier eine schöne Schlucht. Wenige Kilometer entfernt. Da kann man schön spazieren.“
    Beide wussten, dass sie sich angelogen hatten. „Und jetzt geh wieder. Es war schön dich zu sehen, aber geh jetzt.“ Begann McMor zu protestieren.
    Lewinski lehnte sich gemütlich in seinem Stuhl zurück. „Nein, das werde ich nicht.“
    McMor wirkte schockiert. „Das ist doch ein freier Planet oder, also lass mich in Ruhe.“ Er stand auf, nahm sein Glas und wollte schon gehen, als ihn Lewinski stoppte. Er stand nun neben ihm.
    „Egal, was ich für Gefühle habe,“ Flüsterte er ihm wütend zu. „ich will Informationen. Dafür bin ich gekommen. Und glaub mir, ich bekomme was ich will. Auch von dir.“
    Es zeigte sich ungewöhnliche Härte in seiner Stimme. „Du warst wohl deinen Vorgesetzten im Weg. Bei dem Umgangston ist das auch nicht überraschend.“
    „Du weist nicht, wieso ich hier bin, und ich nicht, wieso du hier bist. Und es interessiert mich nicht. Du hast jemand erwartet und ich habe jemand gesucht.“ Lewinski änderte nichts an seinem Tonfall, jedoch wurde McMor lauter und löste sich von ihm.
    „Und wenn es so wäre. Dir würde ich nichts sagen.“
    „Ich warne dich. Du hast keine Ahnung, wem du gegenüber stehst. Und was ich in meiner Hinterhand habe.“
    McMor spielte den Erschrockenen und Eingeschüchterten. „Oh je, der böse John Lewinski. Am Ende sagst du mir noch, dass du für eine geheime Truppe arbeitest, die sich für das Gute einsetzt.“
    „Tust du es?“
    „Vielleicht arbeite ich ja für die gleiche Truppe.“
    „Das ist unmöglich.“ Antwortete Lewinski. Obwohl es eben nicht unmöglich war. Es konnte sehr wahrscheinlich sein.
    „Natürlich. Der böse Jeroen McMor arbeitet natürlich für die bösen. Was ist dir recht? Orion Syndikat, den SeDokWe Rat, die P’Togh?“
    Lewinski antwortete nicht.
    „Du tust gerade so, als wärst du beim... Natürlich, das ist es. Du warst beim Geheimdienst. Ha, ich hab das Geheimnis um den großen Lewinski gelüftet.“ McMor lachte zufrieden. John Lewinski war erstaunt. Im Grunde war es auch ein offenes Geheimnis. Erfuhr man über bestimmte Offizier nur wenig, waren sie entweder im Geheimdienst oder im Gefängnis. „Welches Schiff? Hoover? Flemming?“
    Lewinski beschloss dem allem ein Ende zu machen, bevor noch mehr Menschen auf sie aufmerksam wurden. „Die Monitor verdammt und halt jetzt die Klappe.“
    Ein weiterer fehler. Wieso hatte er nur Monitor gesagt?
    „Die Monitor?“ McMor überlegte. „Nie gehört.“
    „Dein Schiff war welches?“
    „Die Runaway. Ein schönes stolzes Schiff. Galaxy Klasse.“ Stolz erfüllt schob er die Brust vor.
    Sollte er antworten? „Defiant.“ Schon geschehen.
    „Respekt. Aber etwas winzig, nicht?“ neckte er.
    „Wenigstens muss ich mit meiner Schiffgröße nichts ausgleichen.“ Konterte Lewinski und grinste.
    McMor lachte ebenso. Dieser Kommentar hatte gesessen. „Pass aber auf. Sollten wir uns mal begegnen muss ich dich von meinen Deflektoren kratzen. Der ist nämlich allein schon größer als dein Schiff.“
    „Ich werde dich dran erinnern, wenn ich dir mit Warp 9,982 davon fliege.“ Entgegnete Lewinski. Die Besucher hörten inzwischen nur noch den beiden ehemaligen Sternenflottenoffizieren zu.
    McMor grinste. „Ich brauchte nicht, wie manch andere, zwei Anläufe um in die Akademie zu kommen.“
    „Hätte ich gewusst, dass du in meiner Klasse bist, wäre ich gern noch einmal durchgefallen.“
    „War das jetzt ein Kompliment?“
    „Nein,“ Lewinski schüttete den Kopf. „Aber das.“ Dann flogen erneut die Fäuste. Und unter dem Gejohle begeisterter Zuschauer begannen die beiden eine Prügelei. Geschickt wichen sie dank des Jahre andauernden Trainings den Schlägen des anderen immer wieder aus. Da sah McMor seine Chance gekommen, packte Lewinski am Bauch und warf ihn über seine Schulter auf den Tisch hinter ihm. Das Holz zersplitterte und Lewinski sackte auf den Boden. Er rappelte sich jedoch schnell wieder auf. Und bevor er sich versehen konnte, hatten sich einige andere an der Prügelei beteiligt. Gläser und Flaschen flogen durch die Luft und überall schlugen sich die Barbesucher. McMor stand noch immer in der Menge. Er musste sich bemühen, auf den Füßen zu bleiben. Doch dann hatte er die Witterung wieder aufgenommen und startete einen neuen Angriff auf Lewinski.
    Während beide mit sich selbst beschäftigt waren, versuchte der Barkeeper seine wenigen Habseligkeiten zu retten und rief die Polizei. Und durch die Tür der Kneipe trat ein Mann ins freie, der schnell wieder seine Sonnenbrille aufsetzte. Er warf einen besorgten Blick auf die beiden Streithähne. Nun gut. Die Informationen die er hatte, wollte er nicht um jeden Preis los werden. Wenn sie sich selbst im Weg standen, konnte er nichts daran ändern...

    Die Zelle war eng und dunkel. Lewinski hätte es nichts ausgemacht, hätte er sie sich nicht mit McMor teilen müssen. Schnell und hart hatte die Polizei eingegriffen. Wäre er nicht davon betroffen gewesen, hätte er die Arbeit sehr bewundert. Doch jetzt lief ihm die Zeit davon. Während er nervös an dem Gitter lehnte – kein Kraftfeld, es waren tatsächlich altmodische Zellenstäbe – schlief McMor auf der einzigen Bank.
    Obwohl der gesamte Raum schäbig wirkte, hatte er keine Möglichkeit zur Flucht entdecken können. Auch waren die Wächter mit nagelneuen klingonischen Disruptoren ausgestattet. Grob trat er an seinen speziellen Freund heran und schob dessen Füße von der Bank und setzte sich.
    McMor war von dieser Tat erwacht. „Immer noch du.“
    „Ja, immer noch ich.“
    McMor streckte sich gemütlich und setzte sich gemütlich auf.
    Lewinski hielt es nicht mehr aus. „Was machst du da?“
    „Was meinst du?“ Er verstand es wirklich nicht.
    „Du sitzt hier rum und tust gar nichts. Wir sollten einen Weg zur Flucht finden.“ Lewinski war zwar sauer, blieb aber betont sachlich. Es brachte niemanden etwas, wenn er laut wurde. „Wir können hier doch nicht bleiben. Wir sollten vielleicht versuchen, an einen Anwalt zu kommen.“
    „Wir?“
    „Du hast ja nicht einmal jemanden angerufen.“ Beiden war ein Telefonat angeboten worden.
    „Du auch nicht.“
    „Bei mir ist es etwas anderes.“ Gestand John ein.
    „Weil du beim Geheimdienst bist?“ fragte Jeroen. „Hast du irgendwo einen Hintermann sitzen, der dich rausholt?“ Er blieb ruhig. Er wirkte auch so. Anscheinend störte es ihn gar nicht.
    „Ich verstehe dich nicht. Was machst du hier eigentlich?“
    „Ein Spion ratlos?“ McMor lehnte sich wieder zurück.
    Er hatte Recht. Das musste Lewinski sich eingestehen. Er musste anders an die Sache heran. Welche Schwächen hatte er? Auf welche Themen würde er reagieren?
    „Wann hast du dich für die Kommando Laufbahn entschieden? Warst du nicht bei der Sicherheit?“
    „Ja, das war ich. Jedoch hatte ich schon immer mehr Diplomatie im Blut, als ich zugeben wollte. Irgendwann war ich dann erster Offizier und dann Captain. Ha, es ging schneller als ich gedacht hatte.“
    „Und das bedeutet dir nichts? Du hast die Macht eines Captain genießen können. Nur wenige kommen in diesen Genuss. Man verteidigt die elementarsten Rechte.“
    „Dann ruf einen Wächter und sag ihm, was für Rechte du hast.“ Er lachte und lehnte sich auf seiner Bank zurück.
    „Es interessiert dich wirklich nicht. Nun gut, dann müssen wir eben tun, was hier angebracht ist. Wenn wir doch nur Wertsachen dabei hätten...“ Er überleget scharf. Die Wächter hatten ihnen beim Einlass alles weggenommen, was nach Wert aussah. Die wenigen Geräte, die Lewinski noch bei sich hatte, lagen im Safe des Gefängnisses. Er sah zu seinem ehemaligen Starfleet Kameraden. Er schien erst gar nicht zu überlegen. John sah aber dann doch noch etwas. Schnell griff er die rechte Hand seines Kollegen.
    So schnell konnte er gar nicht reagieren, dass McMor seine Hand wieder hätte zurückziehen können. Lewinski sah genau auf die Hand. „Du bist verheiratet?“
    Hektisch zog er die Hand zurück und bestätigte mit einem kurzen: „Ja, bin ich.“
    „Ich fasse es nicht. Mit wem?“ Lewinski befürchtete schon seine Antwort.
    „Mit ihr.“
    Geschockt stand er auf. „Wieso weiß ich nichts davon? Ich meine, wieso hat sie mir nie etwas gesagt?“
    McMor stand nun auch auf. Er wirkte nun ebenso nervös wie Lewinski. Doch aus anderen Gründen. „Wir haben den Kontakt zu dir verloren, nachdem wir die Akademie abgeschlossen haben. Nun, besser gesagt, sie hat ihn verloren. Mir war es eigentlich sehr egal. Als wir dann die Einladungen verschickten, war deine Adresse nicht mehr im Verzeichnis der Erde. Wir dachten, du wärst auf einen anderen Planeten gezogen,“ er begann verschmitzt zu lächeln, als er sich zu erinnern begann, „Du warst ja mit diesem heißen Mädchen zusammen. Woher kam sie gleich?“
    Auch Lewinski lachte. Was ihm mehr als unangenehm war. Vor diesem Mann konnte er es sich eigentlich nicht leisten, seine Gefühle offen zu zeigen. „Sie war Deltanerin.“
    „Oh ja, Deltanerinnen, die können einen ganz schön fertig machen.“
    Lewinski grinste wieder, sah zu McMor und fasste sich im selben Moment wieder. „Wir waren bei der Hochzeit.“
    „Ja, genau. Nun, da wir dich nicht finden konnten, fragten wir beim Kommando nach. Die gaben uns eine Adresse, ein Büro eines Admirals. An den schickten wir es dann. Wir erhielten eine schriftliche Ablehnung. Von diesem Admiral. Anscheinend seiest du auf einer Mission gewesen.“
    Er konnte es nicht glauben. Kashari? Hatte er ihm diese Einladung vorenthalten? Wieso sollte er so etwas tun?
    „Nein, das glaube ich nicht. Du lügst!“ Er war laut geworden. Nur um in McMors Gesicht Verwunderung zu sehen.
    „Aus dem Grund konnte ich dich nie leiden. Nur du kennst die Wahrheit. Und alle anderen sind Verschwörer. Was erwartest du? Du warst vom Erdboden verschwunden.“ Genervt setzte sich McMor zurück auf die Pritsche. Er fühlte sich elend. Er versuchte nicht an seine Frau zu denken. Nicht an sie, nicht an seinen Sohn. Er musste wieder gegen den heftigen Schmerz kämpfen. Die unendliche Trauer.
    Zum Glück für ihn war Lewinski ebenso verstört. Mit etwas mehr Disziplin hätte er McMor dorthin treiben können, wo es ihm hin passte. Doch auch er hatte zuviel Informationen bekommen, als er ertragen konnte.
    Er wollte etwas schlaues erwidern, jedoch traten plötzlich zwei Wärter vor die Zelle und schlossen das Tor auf. In schlechtem Föderationsstandard stammelte einer der beiden: „Reynolds, rauskommen.“
    Zuerst reagierte keiner der beiden. McMor starrte jedoch auf Lewinski, der verwirrt an den der Wand lehnte. Seine weißen Augen stachen aus dem dunkel der Zelle nur so heraus.
    Der Wächter wurde wütend und wiederholte seine Aussage: „Reynolds. Rauskommen.“ Endlich reagierte auch Lewinski und realisierte, dass er sich diesen Deckname gegeben hatte.
    „Der bin ich.“ Schnell verließ er die Zelle. Ohne auch nur einen Blick auf McMor zu werfen. Der stand schnell auf und trat an die wieder zugeschlossene Tür. Er wollte ihm noch etwas hinterher rufen, ließ es aber doch bleiben und setzte sich erneut auf die Bank.

    Lewinski musste noch einmal unterschreiben, dann bekam er seine Sachen zurück und ging nach draußen. Anscheinend war noch alles da. Draußen war es inzwischen nacht geworden. Auf den Straßen streunten noch letzte Obdachlose und Arme herum, Betrunkene und Verliebte zogen sich in die Gassen zurück. Und John Lewinski wollte nur so schnell wie möglich weg von hier. Irgendjemand hatte seine Kaution hinterlegt. Wer konnte das sein? Er hatte niemandem gesagt, wo er war.
    Schnell schlang er seinen Mantel um sich und ging die Straße entlang. Er musste nachdenken. Und er wollte sich über McMor informieren. Er war noch keine zehn Schritte gegangen, als ihn jemand ansprach. „He, John.“
    Er wandte sich um und sah jemand in der Gasse neben ihm. Die Stimme hatte er sowieso sofort erkannt. Es war Bill. Sein geheimer Auftragsgeber. Unauffällig kam er zum ihm.
    „Was machst du hier?“ fragte Bill gleich. Doch er ließ seinen „Schützling“ nicht antworten. „Ach, eigentlich interessiert es mich nicht.“ Er betätigte zweimal ein Gerät, vermutlich einen Kommunikator, unter seinem Mantel. Und die beiden verschwanden in einer hellen Energiesäule.
    Das helle Licht im Runabout blendete John. Bill schien es gar nicht zu stören. Schnell schritt er ins Cockpit. Und Lewinski hinterher.
    „Ich habe Informationen gesucht. In eigener Sache.“ Reichte das an Information?
    Bill kontrollierte die Flugdaten. Vor dem Fenster drehte sich der Planet. Sie waren befanden sich über der Nachtseite. „Ich sagte doch, dass es mich nicht interessiert. Übrigens hast du ein tolles Fahndungsfoto. 10 Streifen Latinum warst du Wert.“
    Auf eine merkwürdige Art stolz nickte Lewinski. „Zieh es von meinem Gehalt ab.“
    Bill lachte kurz. Anscheinend war er nicht ganz so gut drauf.
    „Woher wusstest du, dass ich...“
    „Nein, keine Fragen. Ich weiß es eben.“ Er gab neue Koordinaten ein.
    Er macht es wirklich geschickt, dachte Lewinski, wie er ein Geheimnis um sich aufbaut. „Ich muss noch einmal hinunter. Es gibt da noch jemanden, mit dem ich mich treffen muss.“
    Überrascht drehte sich Bill um. „Wie meinst du das?“
    „Ich meine, hast du einen Auftrag für mich? Wenn nicht, möchte ich dort untern noch jemand aufsuchen.“ Er sprach frei von der Leber weg. Als sei es ein Alltagsgespräch.
    „Nein, du kannst gehen, wohin du willst.“
    John nickte. „Gut, ich werde in 1 Stunde wieder runter beamen. Vorher muss ich noch einen Blick in die Datenbank werfen.“ Dankend klopfte John auf Bills Schulter und begab sich in den rückwärtigen Bereich des kleinen Schiffes. Vermutlich waren die Informationen in der Datenbank veraltet, aber dennoch zu gebrauchen.

    Durch den schmalen Gang mit vier Türen an den Seiten gelangte man in den Wohnbereich. Dort legte Lewinski seinen Mantel ab, aktivierte das Volllicht und setzte sich an den schwarzen Tisch. Er aktivierte das Terminal und griff schnell auf die Starfleet Akten zu. Seine erste Akte: Jeroen McMor.

    Name: McMor, Jeroen
    Rang: Captain
    Derzeitiger Status: ausgetreten aus der Sternenflotte Sternzeit 55198,6
    Letzter Posten: Kommandant der USS Runaway
    Geboren: 30.April 2341 in Ulm a.d. Donau / Dt. / USE / Terra

    Schnell überflog die ersten Einzelheiten. Dann kam er zu den wichtigsten Punkten:
    Familienstand: Verheiratet

    Mit einem Klick auf diesen Eintrag erhielt er einige nähere Informationen.
    Familienübersicht:

    Ehefrau:
    McMor, Andrea
    Geborene: Loffer, Andrea verheiratet seit 15. Juli 2367 (44601,3)
    Rang: Lieutenant
    Status: Verschollen im Dienst bei Sternzeit 54086,2

    Weiter konnte er nicht. Es war ein Schock. Sie waren tatsächlich verheiratet. Und sie war verschollen. Er konnte es nicht glauben. Es war ihm jetzt klar, wieso er ausgetreten war. Seine Frau zu verlieren war ein einschneidendes Erlebnis. Andrea war eine ganz besondere Frau. Er war kurze Zeit auf der Akademie mit ihr liiert gewesen. Sie hatte sich dann aber für Jeroen entschieden. Was er immer noch nicht nachvollziehen konnte. Doch so war es nun einmal geschehen. Um mehr von ihrem Leben zu erfahren hätte er jetzt noch einige Stunden Berichte lesen müssen, sowie natürlich einige Lebensläufe. Stattdessen sah er sich noch einmal auf dieser Seite um. Beinahe ein Jahr war vergangen zwischen ihrem verschwinden und seinem Austritt aus der Flotte. Hatte er solange nach ihr gesucht? Er wollte dem gerade nachgehen, als sein Blick auf einen anderen Eintrag fiel:
    Kinder: 1.Sohn: Dennis

    Überrascht schaute er in dieses Verzeichnis.
    Kinderübersicht:

    1.Sohn: McMor, Dennis
    Geboren: 19.Februar 2368 (45192,2) an Bord der USS Yorktown
    Status: Verstorben bei Sternzeit 54521,0 an Bord der USS Runaway

    Auch das noch. Sein Sohn. McMor hatte seinen Sohn verloren. Sein einzigstes Kind. Ein halbes Jahr, nachdem seine Frau verschollen war.
    Lewinski konnte nicht mehr. Er deaktivierte das Terminal und drehte seinen Stuhl zu den Fenstern um. Er musste sich entspannen. Und betrachtete sie Sterne. Doch auch sie schafften es nicht, in dieses mal zu beruhigen. Nein, im Gegenteil. Sie trieben ihn an weiter zu denken. Bei welchem dieser Sterne befand sich Andrea? Wie war es geschehen? Und plötzlich wusste er eins. Er musste McMor noch einmal aufsuchen. Und mit ihm sprechen. Nur so konnte er erfahren, was er wollte. Und seiner ehemaligen Liebe Andrea noch einmal nahe sein.

    Auf dem östlichen Kontinent war es immer noch Tag. John Lewinski lag auf dem Dach eines alten Hauses. Er hatte jedoch wenig Gelegenheit diese zu genießen. Von hier aus sah man alle Häuser, natürlich auch einige Fabrikanlagen und einige Funktürme. Aber am besten konnte man den Hof vor dem Haus überblicken. Er hatte einen neuen Treffpunkt mit seinem Informanten ausmachen können. Zum Glück. Jetzt wollte er nichts dem Zufall überlassen. Mit einem Fernglas beobachtete er den Hof und alle Häuser drum herum. Die meisten Fensterscheiben waren eingeschlagen, andere waren mit Brettern zugenagelt, hinter anderen sah man Frauen, mit Kindern auf den Armen, kochen. Er warf einen Blick auf seinen Tricorder. Keine Abschirmung zu erkennen. Keine unbekannten Energiesignaturen. Alles verlief planmäßig.
    Sensorenalarm. Ein Lebenszeichen. Es kam in Richtung Hof. Schnell blickte er wieder durch das Fernglas. Und hätte es fast wieder fallen gelassen. Er hätte nie gedacht, in wieder zu sehen. McMor. Lebend und Wohl auf. Es sah aus, als schlendere er gemütlich den Weg entlang. Als sei es ein Spaziergang. Alles was fehlte war ein Eis.
    Lewinski kamen mehrere Gedanken in den Sinn. Natürlich erinnerte er sich sofort wieder an die Akten, die er gelesen hatte. Doch etwas anderes fiel ihm auch ein. Hatte McMor die Sternenflotte wegen einer Verbindung zu Sektion 31? Er konnte es sich nicht vorstellen. Doch wieso nicht? Bei diesem Geheimbund benötigte man vor allem eins: Nerven wie Stahl. Und wenn ein Mann den Verlust seiner Familie überstehen konnte, wozu war er dann noch fähig? Er selbst hatte nur sein Kommando aufgegeben. Den Teil seines Lebens, für den er bisher alles gegeben hatte. Und jetzt. Er machte das gleiche wie vorher. Nur nicht im offiziellen Geheimdienst. Worin unterschied sich sein Leben jetzt? Jeroen McMor dagegen war schon auf der Akademie ein Hansdampf in allen Gassen gewesen. Er hatte das Leben genommen wie es kam. Und sich einen guten Job herausgesucht. Das er es bis zu einem Kommando geschafft hatte. Was hatte er erreicht? Ein Leben beim Geheimdienst ohne Beziehungen zur „Außenwelt“ und ein Schiff, dass sich tarnen konnte. Beinahe niemand kannte ihn. Bekanntheitsgrad war eben nicht wichtig. Sollte es eigentlich nicht. Er hatte mehrere Male die Föderation gerettet. Das reichte ihm. Und das Resultat war, das in Vancouver ein unbewohntes Haus stand, mit seinem Namen an der Türklingel.
    Lewinski drehte sich auf den Rücken. Mit Blick zu den Wolken überdachte er seine Situation. Es gab nur eine logische Schlussfolgerung: McMor hatte es geschafft, alle zu überlisten und im Hintergrund eine Karriere bei Sektion 31 geführt.
    Es gab nur einen Weg das herauszufinden.

    Lewinski versteckte sich im Schatten des schmalen Ganges zwischen zweier Häuser. Vorsichtig sah er hinaus und sah McMor mitten auf dem Platz stehen. Er trat etwas hervor, nahm einen kleinen Stein in die Hand und warf ihn auf den Menschen. Der Stein verfehlte ihn zwar, jedoch hatte er ihn bemerkt. Langsam warf Jeroen erst einen Blick auf den Stein, dann drehte er sich um. Im schummrigen Licht sah er Lewinski stehen, der im deutete, her zukommen.
    McMor schlenderte also zu seinem Bekannten hinüber. So unauffällig, wie es eben nur ging.
    „John, du hier?“ er wirkte nicht wirklich verwundert.
    „Wie bist du aus dem Knast raus gekommen?“ entgegnete Lewinski ohne Zögern.
    McMor lachte „Wie bist du raus gekommen?“ er wartete kurz die Reaktion Lewinskis ab, der natürlich nichts antworten konnte. „Ich würde sagen, bei uns beiden fällt es unter das Berufsgeheimnis.“
    „Was machst du hier?“
    „Ich wohne hier in der Gegend.“
    „Ha ha. Bist du hier, mit jemand verabredet?“ fragte Lewinski vorsichtig.
    Er konterte mit einem verwunderten Blick. „Bist du es?“
    Lewinski besann sich auf seine Selbstsicherheit. „Wir beide sind hier verabredet. Die Frage ist nur. Sind wir beide miteinander...?“
    Jeroen McMor musste überlegen. Wie viel durfte er ihm sagen? „Ich weiß es nicht.“
    „Ich bin hier um Informationen zu erlangen.“
    „Über mich?“ Er lachte beinahe.
    „Tu nicht so,“ Lewinski wirkte etwas angespannt. „Du weißt es. Über deine Organisation. Die mit der Zahl. Das erste Treffen mit meinem Informanten hast du auch vereitelt. Und jetzt lässt er sich auch nicht blicken.“ Lewinski hatte nichts zu verlieren, wenn er ihm dies mitteilte. Der einzigste, der etwas zu verlieren hatte war McMor. „Es sei denn, du bist der Informant.“
    Er lachte wirklich. „Glaub mir, das ist nun wirklich nicht meine Art.“
    „Es ist auch nicht deine Art, dich auf den verwahrlostesten Planeten rum zu treiben. Wenn ich dich irgend wo erwartet hätte, dann auf Risa, Orion oder Aldebaran.“ Lewinski wurde langsam wütend.
    „Das war nicht nett.“
    „Es tut mir leid, ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist.“ Genervt rieb er sich seine Nase. „Ich habe deine Akte gelesen. Ich weiß, dass sie weg ist. Und dass dein Sohn tot ist.“
    McMor musste sich beherrschen. Er drehte sich von Lewinski weg. Doch John gab nicht auf. Vorsichtig legte er seine Hand auf die Schulter seines Kumpanen. „Es tut mir leid. Alles. Auch dass ich einen solchen kindischen Streit angefangen habe. Es ist völlig unwichtig, welche Schiffe wir haben und wozu sie fähig sind.“
    McMor nickte. „Es war schwierig, die härteste Zeit meines Lebens. Als verbrenne man am lebendigen Leib.“
    „Wenn ich etwas für dich tun kann...“
    Wütend schlug McMor die Hand von der Schulter. Einige Tränen waren auf seinen Wangen zu sehen. Gleichzeitig kochte die Wut in ihm. „Auch ich habe mich informiert. Gut, vielleicht habe ich gewisse Beziehungen, die nicht ganz koscher sind. Die Monitor ist ein interessantes Schiff. Eines der wenigen, die sich tarnen können. Ist doch so?“
    Lewinski nickte. „Das stimmt. Jedoch nützt uns das wenig.“
    „Ja, wohl war. Wir debattieren hier über Möglichkeiten unserer Schiffe. Doch sehen sie uns an, wir sind gefallene Helden. Keine Schiffe, kein Kommando, keine Zuversicht. Versuchen nur uns durch zuschlagen.“ Entnervt verließ McMor die Position im Schatten und ging über den Hof. Anscheinend war ihr Treffen nun beendet.
    Lewinski hatte mühe, Schritt zu halten. „Jeroen! Jeroen, warte!“
    Er lief ihm hinterher. Und blieb stehen, als auch McMor abrupt stehen blieb. Langsam trat er an ihn heran und sah, wie er auf seine Knie sank. „Jeroen, was ist los?“ Er kniete neben ihn und sah es. Blut quoll aus einer Wunde am Bauch.
    „Verdammt.“ Fluchte John. Schnell zog er seinen Phaser und sah sich um. Von wo kam der Schuss gekommen? „Keine Sorge, ich bring uns hier raus.“ Wieder ertönte ein Schuss. Nur wenige Zentimeter neben Lewinski schlug die Kugel ein. Seltsam. Altmodische Kugeln. Jemand musste auf den Dächern sein, und es auf sie abgesehen haben. Flugs warf er einen schnellen Blick über alle Dächer. Dann hievte er McMor wieder auf die Beine.
    „Da hast du wohl einige Feinde, nicht wahr?“
    Doch der Angeschossene antwortete nicht. Er hatte schon das Bewusstsein verloren. „Hey, nicht schwach werden. Jeroen? Wach auf. Nicht!“ Dort oben. Ein Funkeln. Lewinskis Gedanken rasten und trafen blitzschnell eine Entscheidung. Er ließ sich auf die Seite fallen und feuerte auf das Funkeln. Während des letzten halben Jahres hatte er von seinen Fähigkeiten offenbar nichts verlernt, denn er hörte einen hellen Schrei. Und das Waffenfeuer hörte auf.
    Schnell steckte er seinen Phaser wieder ein und half McMor auf. Nur wenige Meter entfernt gab es eine medizinische Station. Nun eher war es ein Allgemeinmediziner. Doch er würde helfen können.

    Der Raum war dunkel, klein und die Luft roch streng. McMor schlummerte im Schimmerlicht. Er war an einige Maschinen angeschlossen. Lewinski saß im Stuhl neben dem Bett und wachte über ihn. Seit er ihn her gebracht hatte, war er ihm nicht mehr von der Seite gewichen. Auch aus dem Grund, dass er den Maschinen hier nicht sehr traute. Herz – Lungen – Maschinen, Augenspiegelungen, und noch mehr antike Werkzeuge.
    John sah in seine Hand. Der Arzt hatte ihm die Kugel gegeben. Er hatte sie schon eine ganze Zeit über genau beobachtet. Die Spitze war eingedellt, der silberne Mantel wies kleine Kennzeichen auf. Eine goldene Linie, die sich am Ende einmal um die Kugel wand, sowie einige kleine Schriftzeichen, die Lewinski nicht kannte. Der Arzt hatte keine Fragen gestellt, ein Beutel Latinum hatte genügt, und Lewinski war dies nur recht. Je weniger von der Sache wussten, umso besser war es.
    Er musste gegen seine Müdigkeit ankämpfen. Und er sollte den finden, der ein Attentat auf sie verüben wollte. Er konnte nicht länger hier bleiben. Es würde zu gefährlich werden.
    Lewinski stand auf und trat an McMor heran. Er schlug die Decke etwas zurück und klebte einen Sensor auf dessen Brust. Dieser war kaum zu sehen, dank der hellen Farbe und übermittelte ständig Daten an einen Empfänger in Lewinskis Tasche. So konnte er ihm rechtzeitig zur Hilfe eilen, sollte ihm etwas zustoßen.

    Im beengten Runabout fühlte er sich immer noch wohler, als an jedem anderen Ort dieser Welt. Vermutlich, weil es auch der sicherste wahr. Bill wahr nicht mehr hier. Vermutlich hatte er besseres zu tun, als hier auf ihn zu warten. Das konnte er auch verstehen. Schnell setzte er sich an das Cockpit und weckte alle Systeme aus ihrem Schlummerschlaf, dem Stand-by Modus. Doch wo sollte er anfangen?
    Wer hegte einen Groll gegen ihn oder McMor? Das war am schwierigsten herauszufinden. Also nahm er zuerst die Kugel aus seiner Tasche und legte sie in ein Lesegerät unter der Konsole. Der Computer hatte keine Probleme, die Zeichen zu erkennen. Und sogleich wurden sie auch entziffert und übersetzt.
    Johns Kiefer hätte sich fast gelöst, als er las, was dort stand. Es war eine Nachricht. An ihn gerichtet: MULAR’S 1600 JOHN. Das Mular’s. Eine Bar auf dem südlichen Kontinent. Und nicht gerade eine der besten.
    Lewinski seufzte. Was hatte er davon zu erwarten? Eine „Rufen Sie nicht uns an, wir rufen Sie an“ Nummer hatte er noch nie gemocht. Und besonders nicht, wenn er angerufen wurde.
    Wenn sich sein Informant auf diese Art meldete verhieß das auf keinen Fall etwas Gutes. Sollte er sich bewaffnen? Nun, Vorsicht war immer geboten. Besonders hier und jetzt.

    Zwar sah diese Bar schon besser aus, als die Spelunke, in der er McMor getroffen hatte, doch wirkliches Vertrauen erweckte diese auch nicht. Bewusst hatte der Besitzer das Licht gedämpft, der Tresen war sauber, die Gläser im Hintergrund genau so und die Barkeeper trugen alle eine einheitlich, saubere Dienstkleidung. Trotzdem sah es hier immer noch aus wie in ein Dealer – Club. Lewinski saß an der Theke und trank wieder ein Bier. Er hatte ein etwas gepflegteres Leder Outfit an. So konnte er sich hier sehen lassen, ohne zu groß aufzufallen.
    Alle Tische warne besetzt. Überall saßen Mitglieder aller Spezies und unterhielten sich fröhlich. Konnte einer der Informant sein? War einer eine potentielle Gefahr? Er konnte es nicht abschätzen. Seine Sinne wurden durch die Vielfalt der Spezies vernebelt. Also begnügte er sich darauf, die Umgebung zu beobachten. Unauffällig. Im Hintergrund lief andorianischer Blues. Sogleich entspannte sich der ehemalige Kommandant und notierte sich geistig, dass sein nächster Auftrag auf Andor stattfinden musste. Schon zu lange war er dort nicht mehr. Dort am Meer zu liegen und den Blues zu hören, war ein Teil von Johns Vorstellung von einem perfekten Tag.
    Für einen Moment schloss er die Augen und stellte er sich diesen Moment vor. Die heiße Sonne des Systems, die Monde, die während der Dämmerung hell erstrahlten. Der warme Sand unter seinen Füßen.
    Ein wundervoller Moment. Lewinski konnte einige innere Spannungen lösen und lauschte dem Meeresrauschen und dem Blues im Hintergrund. Er musste sich schon arg zurückhalten, um nicht mitzupfeifen. Doch, beinahe reflexartig, tippte sein rechter Fuß im Rhythmus mit und seine Finger trommelten leise auf der polierten Theke.
    Natürlicher genoss er auch die Wälder und Seen seiner Heimatstadt Vancouver, doch Andor bot den absoluten Kontrast. Es war einfach herrlich. Das Aroma Andor kitzelte praktisch schon in seiner Nase.
    Er atmete tief ein und roch etwas seltsames. Das Aroma war immer noch da. Es war nicht dem Alkohol Geruch der Bar gewichen. Lewinski reagierte nur einen Sekundenbruchteil zu spät. Kräftige Hände packten, drehten und hielten ihn fest. Vor ihm stand jetzt ein ausgewachsener Andorianer, der ihm einen bösen Blick zuwarf. Festgehalten wurde er von zwei gleichaussehenden, fremden Personen mit Stirn und Nasenwülste, sowie verdickten Kiefern. Die Gespräche in der Bar waren urplötzlich verstummt.
    „Sie wollten mich also sprechen?“ begann der Andorianer ganz unschuldig.
    Lewinski versuchte ihm autoritär zu antworten. „Das will ich. Wieso haben Sie auf meinen Freund geschossen?“
    „Wie kommen Sie darauf, dass wir es waren?“
    „Nur Sie wussten, dass ich dort war. Und McMor wusste auch etwas.“
    „Das sind Indizien Mr. Lewinski.“ Der Andorianer hatte sich weit vor gebeugt. „Sie sollten es besser wissen.“
    „Ich will die Informationen über Sektion 31 immer noch. Ich bin bereit, sogar mehr dafür zu zahlen.“
    „Oh, sie zeigen sich einsichtig.“ Der Andorianer lachte „Sie besitzen also Tugenden.“
    „Was hat McMor mit der Sektion zu tun?“ Lewinski fiel mit der Tür ins Haus. Der Andorianer überlegte, wie er antworten sollte. Lewinski hatte inzwischen beobachtet, dass sich die Gäste der Bar in seiner Nähe sich Plätze im hinteren Teil der Bar gesucht hatten und leise weiter redeten. Keiner versuchte, zu auffällig zu ihnen zu sehen.
    „Etwas anderes, als sie vermuten.“ Lautete die knappe Antwort, die ihm nicht wirklich weiter half.
    „Was hat er mit mir zu tun? Hier und jetzt?“
    „Woher soll ich es wissen? Es leben 4 Milliarden auf diesem Planeten. Ich kann nicht jeden kennen.“
    „Das glaube ich nicht.“ Entgegnete der Mensch.
    Der Andorianer wurde langsam wütend. „Das sollten sie besser.“ Er legte eine kleine dramaturgische Pause ein. „Ist das alles, was sie wissen wollten?“
    Lewinski überlegte. Auf dem Hinflug hatte er sich so viele Fragen zurecht gelegt. „Was ist mit Jellico? Welche Stellung trägt er in der Sektion?“
    „Sie wissen gar nicht, wie wenig Sie wissen. Jellico führt nur Befehle aus. Das ist meine Ansicht.“
    Lewinski wusste nicht, ob er das glauben konnte. Es schien als sei sein Informant sich dieser Antwort nicht sicher. Doch er kam nicht zum antworten, den der blauhäutige sprach weiter: „Im Grunde ist er wie sie. Voller Ideal, Prinzipien und Vorstellungen, wie die Föderation und die Welt sein sollten. Er könnte ihr Freund sein. Doch leider sehen Sie alles nur Schwarz Weiß. Und machen sich ihn zum Feind. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht.“
    Lewinski schüttelte den Kopf. „Sie wissen gar nicht, wovon Sie reden.“
    Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin drückten ihn die Zwillinge noch etwas fester an die Bar. Schmerz breitete sich von der Druckstelle an der Wirbelsäule aus. „An ihrer Stelle würde ich eines durch den Kopf gehen lassen. Fragen Sie sich mal, ob Sie es sich leisten können, ihn zum Feind zu haben. Und dann fragen Sie sich, wer der Feind ist. Sie haben mit Sicherheit auch schon einmal für Die Sektion gearbeitet, ohne es zu wissen. Und nur weil ein Mann Ihnen ihr Schiff weggenommen hat sind Sie plötzlich auf der Jagd nach irgendwelchen Schatten.“
    „Auch die Borg galten einst nur als Sensorschatten. Oder Iconianer.“ Konterte er stark.
    Der Andorianer antwortete nicht auf seien Frage. „25% mehr als vereinbart. Bemühen Sie sich nicht in ihr Hotel zu gehen. Wir haben ihr Geld schon. Vielen Dank für die nette Unterhaltung.“ Beinahe höhnisch tätschelte er Lewinski, in dem er Ihm zweimal die Wange tätschelte. Damit drehte er sich um und verließ mit den Zwillingen die Bar.
    Lewinski ließ ihn einige Schritte kommen, bevor er ihm noch etwas zu rief: „Ich habe die Kugel.“
    Die drei stoppten, die Gäste lauschten dem Vorgang wieder voll und ganz.
    „Ich gratuliere Ihnen.“ Er bemühte sich nicht, sich umzudrehen. Doc offenbar hatte Lewinski einen wunden Punkt getroffen. „Damit haben Sie gar nichts.“
    „Doch, damit habe ich den Beweiß, dass sie die Kugel beschriftet haben und sie dort platziert haben, wo ich sie finde, damit wir uns treffen können.“
    „Mit dieser Geschichte kommen Sie vielleicht in ein Irrenhaus.“
    „Ach denken Sie.“ Lewinski war sich seiner Sache sicher. Er holte einen Scaner aus seiner Tasche und hielt die Seite mit dem blauen Leuchten über seine Wange. Der Andorianer hatte sich langsam umgedreht und verfolgte sie Szenerie.
    Lewinski wartete auf das Ergebnis und starrte auf die Anzeige. „Ihr Fingerabdruck, sowie eine Stück ihres genetischen Profils. Soll ich das hier mit den Proben von der Kugel vergleichen?“
    Perfekt inszeniert lächelte der Andorianer. „Wie kommen Sie darauf, dass da mein Profil drauf ist?“
    „Nun, Metall vergisst nicht so schnell. Ein Fingerabdruck bleibt selbst nach gründlichem Reinigen noch wochenlang zu erkennen. Also...“
    Lewinski wusste genau, was der Andorianer jetzt wohl dachte: „Blufft er?“ Er würde das selbe denken. „Was wollen Sie?“
    „Was hat McMor mit der Sache zu tun? Welche Rolle spielt seine Familie?“
    „Sie sind nicht gerade leicht klein zu kriegen.“
    „Starfleet Intelligence Agency. Jahrelange Ausbildung. Sie sind aber auch nicht gerade der aufschlussreichste.“
    Der namenlose lachte. „Jahrelange Erfahrung. Was bekomme ich?“
    „Die Kugel und diese Daten hier.“ Er hob seinen Scanner.
    „Sie glauben ernsthaft, mich damit überzeugen zu können?“
    „Nun... Ja.“ Lewinski blieb standfest. Und ließ sich keine Schwäche anmerken.
    „Ich habe etwas besseres. Sie geben mit was Sie sagten und ich gebe Ihnen Ihr Leben und das Ihres Freundes.“ Lächelnd war er wieder auf ihn zugetreten. „Ich kann Ihnen nichts sagen. Das muss Ihnen klar sein. Sie sind ein zu großes Risiko für die Sektion.“
    „Mein kleiner persönlicher Rachefeldzug entwickelt sich zu einem großen Risiko? Ich muss Nahe an der Lösung sein.“ Beantwortete er selbst sein Frage stolz.
    Der Andorianer atmete durch. „Nun gut. Als Zeichen unseres guten Willens.“ Er holte einen kleinen Gegenstand aus der Tasche und warf ihn Lewinski zu, der es mit Leichtigkeit auffing. Es war ein kleiner, roter, runder Chip. Eine ihm unbekannte Ziffer war aufgedruckt. „Geben Sie ihm das uns fragen Sie Ihn selbst.“
    Lewinski nickte und warf dem Andorianer Scanner und Kugel zu. Kritisch begutachtete er die Geräte und verließ dann endgültig das Geschäft.
    „Immer wieder eine Freude mit Ihnen Geschäfte zu machen.“ Murmelte Lewinski noch für sich, während er den Chip beobachtete. Und da er schon kritische Blicke vom Barkeeper und den Gästen bekam zahlte er noch sein Bier und machte sich dann auf den Weg, antworten zu finden.

    Als er die Praxis des Arztes wieder aufsuchte, packte der Arzt gerade hektisch seinen Koffer. Und als er Lewinski in der Tür bemerkte hielt er inne, als sei er eine Statue. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Das Lächeln wirkte gezwungen. Der Mensch wirkte verwirrt.
    „Ich, ähm, habe einen wichtigen Termin vergessen. Entschuldigen Sie mich bitte, ich habe es eilig.“ Er packte seinen offenen Arztkoffer, stürmte zum Hinterausgang und verlor dabei wieder die Hälfte seine Papiere. Doch Lewinski schnitt ihm den Weg ab.
    „Wieso glaube ich Ihnen nicht?“
    Der Arzt lief weiß an und schaffte sich mit einem Finger seinem Kragen etwas mehr Platz. Er lächelte, doch innerlich schien er aus Verzweiflung schreien zu wollen. Dann flüsterte er nur noch ein leises: „Ich weiß es nicht.“
    John baute sich vor dem etwas kleineren Mediziner auf.
    Eingeschüchtert schien er zu schrumpfen.
    „Sagen Sie mir was los ist.“
    Erschrocken schaute der Arzt umher und deutete schließlich auf die Tür zu McMors Zimmer. Lewinski hatte dies bemerkt. Er zog in an einem Ärmel mit sich. Mit einem kräftigen Stoß öffnete er die Tür und sah das leere Bett. Die Decke lag auf dem Boden, die Geräte zeigten alle Nullwerte an.
    „Er hat sich davon gemacht. Er ließ sich nicht von uns aufhalten.“ Stotterte der Arzt.
    Frustriert ließ Lewinski ihn los. Er musste McMor finden. Und gleichzeitig Antworten. Energisch schritt er dem Ausgang entgegen. Er musste nach ihm Suchen. Vom Schiff aus.
    „Und wer zahlt jetzt die beschädigten Geräte?“ schrie der Arzt noch verärgert hinterher, blieb jedoch gleich wieder stumm, als er den ernsten Gesichtsausdruck Lewinskis sah.

    John trat auf die Straße, sah in den Himmel, indem sich schon die ersten Sterne zeigten. Er holte seinen Kommunikator heraus, betätigte ihn zweimal und wurde sogleich an Bord des Runabouts gebeamt. Als er in dem Feld im kleinen Cockpit materialisierte sah er schon jemanden am Steuer sitzen. Gleich als er die klimatisierte Luft des Shuttles einatmete trat er vor.
    Er wollte mit einem „Bill, was machst du schon hier?“ beginnen, jedoch drehte sich die Person im Stuhl um und er sah, wer wirklich da war.
    „Schön dass du da bist.“ Begann Jeroen McMor.
    „Find ich auch, danke.“ Erwiderte er erstaunt. McMor trug einen Verband, der seinen ganzen Unterkörper bedeckte und bewegte sich demnach äußerst vorsichtig. Auch seine Stimme klang noch etwas heißer, sein Gesicht war blasser als sonst und seine Augen wirkten übermüdet.
    „Schönes Shuttle.“ McMor sah sich demonstrativ um. „Etwas modifiziert. Mit einigen ‚Extras’ die wohl nicht der Föderationsabnahmestelle erlaubt worden sind.“ Er tippte etwas auf den Anzeigen. „Disruptoren, Plasmawaffen, Borgsensoren. Nicht schlecht.“
    „Du hast hier gar nichts zu suchen. Du solltest im Krankenhaus liegen.“
    „Pah. Diese medizinische Einrichtung stammt doch aus der Vorzeit.“
    „Wäre es dir lieber, ich hätte dich verbluten lassen?“ Lewinski wurde plötzlich wieder bewusst, wieso er diesen Mann hasste. „Manch anderer hätte Danke gesagt.“
    McMor drehte sich wieder zum Pult um, um wieder einiges einzutippen. „Ich habe deinen Sensor entdeckt. Du sorgst dich um mich?“ Die Frage klang vorwurfsvoll und verwundert zugleich.
    „Ich tat das nur um...“
    „Ja ja, um Antworten zu bekommen.“
    „Und zwar von dir.“ Lewinski warf ihm den Chip vor die Nase. McMor sah ihn sich an. „Den hab ich von einem Andorianer.“
    „Dein Informant?“
    „Dein Auftraggeber?“ konterte John mit einer Gegenfrage.
    „Ein alter Bekannter, der nicht gerade gut auf mich zu sprechen ist. Du hast den Chip nicht gescannt?“
    John war etwas verwundert. „Wieso sollte ich einen Plastikchip scannen?“
    „Weil es ein Ortungsgerät ist. Bringt man euch beim Geheimdienst gar nichts bei?“ McMor warf den Chip in das Transportfeld und betätigte eine Taste. In einem kleinen Flimmern löste sich der Chip auf.
    „Wo ist er jetzt?“
    „Im Büro des Präsidenten. Genauer in der Eingangshalle. Sollten Sie dort auftauchen, werden sie sofort von Agenten umstellt sein. Dann müsste ich ein paar Tage vor denen Ruhe haben.“
    „Er sagte, du hättest antworten.“
    McMor atmete einmal tief durch. „Wieso sollte ich antworten haben? Der Andorianer war dein Informant.“
    „Wieso habe ich dann zuerst mit einem Mann gesprochen, der zugab, Mensch zu sein? Etwas zuviel Zufälle für meinen Geschmack.“
    „Der war ja schon in der Akademie schlecht. Aus dem Grund ist sie auch in meine Arme gelaufen.“
    Lewinski musste lachen. „Du hast sie mir ausgespannt.“
    „Ah, dazu gehören aber immer drei.“
    Gern erinnerte er sich Andrea zurück. Sie hatten einige wundervolle Monate verbracht. Bis sie Jeroen kennen und lieben gelernt hatte. Nicht ohne einige harte Annäherungsversuche seinerseits.
    „Sag mir die Wahrheit. Was ist passiert?“
    McMor reagierte nicht. „Ich muss weiter. Ich bin schon zu lange hier.“ Er stand auf und begab sich zum Transportfeld. „Noch ein guter Rat. Hört au dir die Zähne mit Föderationstechnik zu putzen. Du fällst damit auf jeder Koloniewelt auf. Nimm lieber...“
    Lewinski schnappte schnell dessen Arm und hielt ihn fest. „Ich brauche deine Ratschläge nicht. Antworte auf meine Fragen.“
    „Gut, aus Dankbarkeit.“
    „Wo finde ich Informationen über Agenten?“
    McMor lachte. „Nirgends und überall. Das meiste existiert nur im Hörensagen. Das andere liegt eingebunkert in den Sicherheitsdatenbanken der Föderation. Wo du nie hinkommen wirst.“
    „Irgendjemand muss dich wissen, wer der Anführer ist.“
    „Ich bin es nicht, wenn du drauf hinauswillst.“
    „Du gehörst also dazu?“
    McMor löste sich aus dem Griff Lewinskis und stellte sich in die Transportplattform. „Ich bin nicht dein Problem. Kümmere dich um Jellico. Der gehört dazu. Auch wenn ich nicht verstehe, was einige an ihm so nervig finden. Erst weiß eben, was die Ziele sind und wie man sie erreicht.“
    „Hast du auch mal Antworten gegeben, aus denen man schlau wird?“
    McMor überlegte. „Ja, während der Abschlussprüfung.“ Er legte eine kleine Pause vor den nächsten Worten ein. „Ich glaube, du wärst lieber nach Risa geflogen. Wenn du Sektion 31 jagst, jagst du Gespenster.“ McMor setzte ein spitzbübisches Grinsen auf. „Wir sehen uns wieder John Lewinski. Wenn du nur wüsstest, was wir für dich geplant haben.“
    Ein Lachen war das Letzte, was Lewinski hörte, bevor McMor sich in seine Atome auflöste.

    Nicht einmal eine Stunde später betrat Bill wieder das Runabout. Sein „Mitarbeiter“ John saß auf einem der Pilotenstühle und erwachte aus dem Nickerchen, das er gerade gehalten hatte. Wie immer in bester Laune trat Bill auf ihn zu und klopfte ihm zweimal auf die Schulter. „Na, erfolgreich gewesen?“
    Lewinski war sofort hellwach. Eine gute Angewohnheit. Er hatte sich eigentlich noch nie als Morgenmuffel bewiesen, wenn es drauf ankam. Weilte er jedoch zu Hause in Vancouver konnte ihn nichts und niemand aus seiner Entspannungsphase reißen.
    „Nicht wirklich.“
    Bill seufzte und setzte sich in seinen Pilotensessel. „Hätte ich dir auch sagen können, dass deine Spur ins Nichts läuft.“ Die letzten Worte hatte er gesagt, ohne sich selbst wirklich zuzuhören, denn er wirkte abwesend. „Irgendetwas stimmt hier absolut nicht.“ Er rutschte auf dem Stuhl hin und her, horchte auf die Geräusche der Maschinen und begutachtete die Einstellung der Lampen. Alles fühlte sich etwas verändert an. Im Grunde lief es auf einen Schluss hinaus. „Ich war wohl zu Lange weg.“ Er schüttelte seine Gedanken von sich und widmete sich wieder John. „Was hat denn nicht gepasst?“
    John wirkte ratlos. „Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich mir zuviel vor gemacht.“
    „Das nächste Mal sollten Sie mich mehr in Ihre Pläne einweihen. Versuchen Sie keine Alleingänge. Das bringt nichts. Sie haben eine Truppe um sich, die für alles bereit ist.“
    „Ich habe nicht mit allem gerechnet, war nicht vorbereitet gewesen auf die Begegnungen, die ich hatte.“
    „Das klingt etwas wehmütig.“ John wurde ebenfalls ruhiger und sprach nun persönlicher. „Möchtest du darüber reden John?“
    Lewinski drehte sich zum Fenster und beobachtete die Sterne. „Nein, will ich nicht. Flieg los.“ Brachte er gerade noch über seine Lippen, als plötzlich Tränen in seinen Augen standen.
    Mit dieser einfachen Frage von Bill war die Erinnerung zu ihm zurück gekehrt. Und sie schmerzte.

    Der Korridor war breit und gut beleuchtet. Es tat gut, wieder einmal festes Duranium unter den Füßen zu fühlen. Das Föderationsraumschiff Perestroika hatte soeben angedockt um sich auf der Raumbasis 31 warten zu lassen und der Crew einen nötigen Landurlaub zu gewähren.
    McMor kam von einem Quergang und folgte den anderen Wartungsteams ins Schiffsinnere. Das Hauptlicht war etwas gedimmt worden, ein Zeichen dafür, dass der Warpkern deaktiviert worden war und nur Notenergie zur Verfügung stand.
    Unbeobachtet trennte er sich von anderen Offizieren und öffnete einen Deckel um in die dahintergelegene Jeffriesröhre zu klettern. Er hatte einen kleinen schwarzen Koffer, mit dem Föderationslogo auf der oberen Seite, bei sich. Schnell kroch er durch die engen Verbindungskanäle ohne groß ins Schwitzen zu kommen. Offenbar war er immer noch fitter als er selbst gedacht hatte. Nach wenigen Minuten kam er an einem weiteren Schachtdeckel an. Es war der letzte. Dahinter verbarg sich der Hauptcomputer.
    Er öffnete eine Wandverkleidung und schloss ein kleines Gerät in den Stromkreislauf Er wartete einige Momente, bis es sich aufgeladen hatte und betrat dann den Computerraum. Auch hier war es dunkler als üblich. Man sah Datenströme an den Wänden. Auch im Ruhezustand.
    Jeroen hatte wenige Minuten. Solange hielt die Blockierung des internen Sensorenfeldes. Diese Vorrichtung konnte nur zum Einsatz kommen, da die Sensoren auf niedrigster Stufe arbeiteten und sich auf das Sensorfeld der Station angewiesen war. Jedoch hatte er einen „Bekannten“, der die Sensoren erst in 10 Minuten aktivieren würde. Solange konnte der diese Prozedur noch hinausschieben ohne Probleme zu bekommen.
    Vorsichtig trat McMor an die Eingabefelder heran. Noch schien er dem Frieden nicht zu trauen. Es war einfacher als geplant verlaufen. Nun, schnell setzte er sich und schob ein Isolinearen Chip in das Datenport neben dem Bildschirm. Noch schien sich nichts verändert zu haben. Durch die Kontaktlinse in seinem rechten Auge sah er jedoch eine Veränderung, die für normale Augen unsichtbar blieb. In der Bildschirmmitte erhob sich für wenige Momente eine 31.
    Zufrieden gab McMor das Suchwort ein: „Monitor“. Der Computer suchte jetzt nicht nur in den Archiven des Bordcomputers, sondern loggte sich auch in den Hauptrechner der Basis ein. Es war die einzigste Möglichkeit für ihn, an diese Daten zu kommen.
    Nach einer kurzen Ladezeit hatte der Computer einiges zusammengestellt. 57 Berichte, 12 Geheimdienstakten, 18 Nachrichten, 2 Kommuniques und einiges anderes. Schnell schob er einen weiteren Chip in ein Port und kopierte alle Daten darauf. Schnell richtete er sein Augenmerk jedoch auf eine spezielle Datei: Baupläne der Defiant Klasse, sowie Geheimdienstberichte über die Kommandostruktur der Monitor und deren Logbücher.
    Erfreut las er die Berichte und sog sie in sich auf. Namen von Personen, Orten und Planeten blieben in seinem Gedächtnis kleben. Mit dem richtigen Plan sollte es möglich sein, die Monitor zu benutzen. Jetzt brauchte er nur noch eine Spur seiner Frau. Dann würde er endlich wieder mit ihr vereint sein.
    Er hatte sich kaum richtig abgemeldet, da schloss er gerade wieder den Deckel der Jeffriesröhre und verwischte seine Spuren. Und noch schneller ging es, bis er im Aussichtsraum auf Deck 4 war. Die Sterne funkelten an jenem Tag atemberaubend schön. Von einem nahen Nebel gingen purpurne Gaswolken aus und erhellten den ansonst dunklen Raum ein klein wenig.
    Tränen standen in seinen Augen.
    Und auf seltsame Weise fühlte er sich mit Lewinski verbunden. Er lächelte. Noch vor einigen Tagen hätte er diesen Mann am liebsten umgebracht. Vielleicht beim nächsten Mal...

    - Ende -


    Quelle: treknews.de
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