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...na dann mal Prost!
  • Monitor - 4x04: Abwärts in die Zukunft

    Welches Geheimnis birgt der Datenblock?
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    • TheOssi
    Als die USS London eine Routinemission am Rande der Föderation durchführt, wird sie von unbekannten Fremden geentert, die scheinbar nicht zu stoppen sind und unaufhaltsam vorrücken. Steckt dieses Ereignis in irgendeinem Zusammenhang mit der Suche der Monitor-Crew nach einem hochgeheimen Datenblock?

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    Monitor 4x04 "Abwärts in die Zukunft"
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    Wann beginnt eigentlich das, was wir so pompös als „das Leben“ bezeichnen?
    Vielleicht schon in jenem Moment, in dem man in der Lage ist, sich selbst diese Frage zu stellen.

    -unbekannter alcyonischer Philosoph



    Frisch und voller Elan betrat Captain Curtis Roy die Brücke seines wundervollen Schiffes. Noch immer konnte er sich nicht an ihm satt sehen. Direkt neben dem Turbolift hing die goldene Tafel seines Schiffes: USS London NCC 63359. Er trat auf die große helle Brücke seines Schiffes.
    Seine Beförderung zu diesem Posten war die Erfüllung eines langen Wunschtraumes gewesen. All die harten Jahre entlang der Grenze zu den Romulanern auf einsamen Außenposten, die unbefriedigenden Zeiten als Erster Offizier an Bord eines alten Forschungsschiffes der Oberth-Klasse, all dies vergaß er jetzt. Sein eigenes Schiff, sein eigenes Kommando.
    Vorsichtig, er wollte auf diesem neuen Schiff, das frisch aus den Werften von Utopia Planitia kam, nichts kaputt machen, setzte er sich in seinen Stuhl. Der Stoff fühlte sich fantastisch an und er konnte sich perfekt im Kreis drehen. Links und rechts hatte er Zugriff auf wichtige Schiffssysteme. Sein Erster Offizier, ein junger Vulkanier namens T’Rol, dem die Besten Empfehlungen nachgesagt wurden, würde sich in wenigen Minuten neben sich setzen. Zu seiner linken erwartete er den Betazoiden Howland, seinen Schiffsberater. Der wiederum befand sich momentan noch auf Basis 231 und wartete darauf, abgeholt zu werden.
    Vor ihm saß die Pilotin, die menschliche Frau Lucy Han, Tochter eines hochdekorierten Admirals. Von ihr war der Trill noch nicht so überzeugt. Er besaß nach wie vor den Eindruck, dass sie den Posten nur wegen ihres Namens erhalten hatte. Obwohl solche Überlegungen in der Sternenflotte eigentlich nicht denkbar waren. Sie hatte wie jeder andere Pilot auch, die offizielle Fluglizenz für Starfleet Schiffe jeder Art.
    Zufrieden sah er sich um. Die London war eines der besten Forschungsschiffe der Föderation. Ausgerüstet mit den besten Geräten konnten die Entdeckungen kommen. Und zum ersten Mal in seinem Leben würde Curtis Roy auch – und das war ihm versichert worden – die Grenzen der Föderation überschreiten und in unbekanntes Territorium einfliegen. Die Spannung zerriss ihn fast.
    Die Borduhr sprang auf 8 Uhr und T’Rol betrat die Brücke, die Uniform wirkte wie angegossen, das braune Haar saß perfekt.
    Roy stand auf. „Guten Morgen Commander.“
    „Guten Morgen Captain“ wiederholte der Vulkanier die Grußformel und blieb beinahe reglos neben dem Trill stehen. Bisher hatten sie nicht viel Zeit gehab um miteinander zu sprechen, doch Roy hatte sich schon fest vorgenommen, dies nachzuholen. Nach dem Ende seiner Schicht würde er ihn und den Chefingenieur zu einem Essen empfangen.
    „Ich nehme an, sie haben sich schon alle Spezifikationen durchgelesen.“
    „Natürlich Sir.“ entgegnete der Vulkanier beinahe beleidigt.
    „Sehr gut.“ Roy nahm Platz und T’Rol folgte seinem Beispiel. „Wie steht es mit den Ebene 1-Diagnosen? Sind noch Fehler aufgetaucht?“ Jedes neue Schiff, wie die London, musste während den ersten Flugstunden noch mehrere Diagnosen durchführen, um eventuelle Baufehler zu entdecken.
    „Sie laufen immer noch, haben bisher jedoch keine Fehler entdeckt.“
    „Ein Lob an die Konstrukteure, die haben...“ Roy wurde unterbrochen.
    „Captain, wir werden vom Flottenkommando gerufen. Eine dringliche Mitteilung“ meldete ein junger Fähnrich an der taktischen Konsole.
    „Dann legen Sie es mal auf den Schirm.“
    Sogleich verschwanden die Warpsterne und ein menschlicher Admiral, den Roy nicht kannte, erschien.
    „Captain Roy?“ fragte der.
    Schnell stand er auf und zog sich seine Uniform zurecht. Auch T’Rol erhob sich.
    „Admiral.“
    „Ich weiß Sie befinden sich gerade auf ihrem ersten Flug, aber wir haben eine dringende Mission. Ein Schiff, die USS Martin Luther, ist abgestürzt.“
    Benommenheit zeigte sich in allen Gesichtern der Crew, etwa 10 Personen befanden sich im Kontrollzentrum des Schiffes, doch der Admiral sprach weiter:
    „Sie befinden sich nahe ihrer Position. Suchen Sie nach Überlebenden, auch wenn wir annehmen, dass Sie dabei wenig Glück haben werden, da sie auf einen Gasriesen gestürzt sind. Das Wichtigste ist aber, dass sie einen Datenblock suchen.“
    „Einen Datenblock?“ fragte Roy.
    Was konnte auf einem Datenblock so wichtiges stehen. Und wieso wurde soviel Wirbel um diesen Block gemacht? Mit Sicherheit gab es irgendwo eine Kopie der Daten.
    „Ja Captain. Sie werden nun die Spezifikation empfangen. Ich werde Ihnen nicht sagen müssen, dass Sie sich beeilen müssen.“
    „Natürlich nicht.“
    „Dann alles Gute. Melden Sie sich regelmäßig.“
    Und ohne einen weiteren Kommentar wurde die Verbindung beendet.
    Etwas verwirrt sah sich Roy um. Er schluckte einmal, sah auf seine schwarzen Schuhe hinab und klatschte dann in die Hände.
    „So, kontakten sie Basis 231, wir werden wohl etwas später eintreffen. Setzen Sie einen neuen Kurs zu der Absturzstelle. Maximum Warp. Beschleunigen.“

    Der Bereitschaftsraum wirkte immer noch so steril wie am Tag seines Besuches in der Werft. Er hatte noch keine Zeit gefunden die vielen Regale einzuräumen. Um genau zu sein hatte er es noch nicht einmal geschafft, sein Quartier einzuräumen. Aus diesem Grund wartete sein Hund Watson auch noch bei seinen Eltern auch noch darauf, abgeholt zu werden. Nicht ein persönlicher Gegenstand hatte den Weg hier herauf gefunden.
    Roy blickte aus dem großen Fenster. Es zeigte die Sicht nach vorne. Rechts und links sah er die großen Verstrebungen, die die Brücke praktisch einmauerten. Vor sich das Diskussegment. Er liebte das Design des Schiffes. Akira Klasse. Es erinnerte ihn an die ersten Schiffe der Flotte. Die Enterprise, die Endeavour und wie sie alle hießen. Und so wie die wollte auch er die Tradition fortsetzen und in die Tiefen des Alls eindringen.
    Sein Türsummer erklang.
    „Herein“ befahl er dem Besucher und die Tür öffnete sich prompt.
    T’Rol trat ein.
    „Ah, gut dass sie kommen, setzen Sie sich“ bot der Captain an.
    „Danke, ich stehe lieber“ lehnte der förmlich ab.
    Etwas verwirrt sah Roy auf, er hatte gewusst, dass es schwierig würde, mit einem Vulkanier zusammenzuarbeiten, und dass er sich auf einige Eigenarten einstellen musste. Bei den Vulkaniern war es eben Sitte, bei formellen Gesprächen zu stehen, solang es sich um eine Kleingruppe hielt von etwa zwei Personen hielt.
    „Was halten Sie von diesen Daten?“ fragte Roy frei heraus.
    Er hatte sich auch schon eine Meinung gebildeten. Früher war er Techniker gewesen und wusste natürlich genau, was er davon halten sollte.
    „Es werden keine genauen Angaben zu dem Datenblock gemacht. Es scheint mir, als suche der Admiral nur ein Souvenir, von dem er noch nicht genau weiß, was es sein soll.“
    Roy nickte.
    „Man hat mir versichert, dass dies alle Daten sein sollen, die sie haben. Und die sind herzlich wenig. Also, was will die Flotte mit diesem Datenblock?“
    „Es besteht die Möglichkeit, dass der dem Geheimdienst gehört.“
    „Wieso schicken sie dann nicht ein eigenes Schiff? Und wieso dann gerade uns? Ein neues Schiff im Testlauf, mit einer kaum eingearbeiteten Crew. Ich versteh es nicht.“
    Müde lehnte sich Roy zurück. „Und über die Opfer ging er drüber, als wären sie ihm vollkommen egal.“
    Einen Moment lang klag eine Stille zwischen Ihnen.
    „Haben wir Informationen, was wir mit diesem Block anstellen sollen?“ fragte der Erste Offizier in diese Stille.
    „Nein. Gut aufbewahren und dem Admiral bringen.“
    „Ein Scan würde ihm dann sicherlich nicht auffallen.“
    Der Captain lachte.
    „Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen, Sie wären ein Schlitzohr.“
    Der Vulkanier verstand diesen Kommentar natürlich nicht.
    „So machen wir es.“
    In diesem Moment klang Hans Stimme über die Kom:
    „Captain, wir erreichen die Absturzstelle.“
    Roy sah aus dem Fenster. Die London fiel aus dem Warp und ein Gasriese wurde sichtbar, der sich in den schönsten Farben vor ihnen drehte. Aus größerer Ferne leuchtete eine weiße Sonne zu ihnen.
    „Wir sind unterwegs“ bestätigte der Captain und ging mit T’Rol auf die Brücke.

    Diesmal war die Atmosphäre anders. Bisher hatten alle nur ihr Arbeit getan. So wie auch früher. Doch für die vielen jungen Offiziere frisch von der Akademie war es anders. Es war ihr erster Einsatz fern der sicheren Erde. Und auch für Roy war es anders. Jetzt ging es um ihn. Klar hatte er auch schon Kommandos gehabt, doch nun war er der Captain. Und damit ging eine größerer Verantwortung einher.
    Auch auf dem Bildschirm war der Gasriese zu sehen.
    Er sah zu dem jungen Fähnrich an der Taktik. In diesem Moment fiel ihm auch auf, dass sein Taktischer Offizier zusammen mit Howland auf die Abholung wartete.
    „Fähnrich“ er wusste noch nicht alle Namen „Scannen Sie den ganzen Planeten nach dem Schiff ab. Achten Sie auf Lebenszeichen.“
    „Aye Sir.“
    Sogleich machte er sich an die Arbeit. Er wirkte etwas nervös.
    Roy und T’Rol setzten sich.
    „Nicht gerade der beste Planet für eine Bruchlandung“ merkte Roy an.
    Der Vulkanier sah auf seine Kontrolleinheit.
    „Der Planet besteht aus vielen Gasen, es war in der Tat schwer, überhaupt eine Oberfläche für eine Bruchlandung zu finden.“
    „Captain“ meldete sich der junge Fähnrich. Und nachdem sich die beiden kommandierenden Offiziere zu ihm umgedreht hatte, fuhr er fort: „Ich kann keine Überreste erkenne. Keine Wrackteile, keine Plasmaspur, kein Peilsignal und... keine Lebenszeichen“
    Etwas verwirrt sah sich Roy um. Immer noch mehr Fragen. Daher hatte sich der Auftrag so klar angehört.
    Er stand auf und trat an die taktische Station. Er musste sich selbst davon überzeugen.
    Schließlich schüttelte er den Kopf:
    „Er hat Recht. Da ist nichts.“
    Auch T’Rol war aufgestanden, stand jedoch immer noch vor seinem Posten, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und mit einem typischen gelassenen Gesichtsausdruck.
    „Kann sich das Schiff in der Atmosphäre verflüssigt haben? Sie haben doch gesagt, dass dort viele Gase sind!“ fragte er seinen ersten Offizier.
    „Nein, wir würden immer noch Spuren entdecken. Bei diesem Gemisch würde es etwa 6 Tage und 4 Stunden dauern, bis alles durchgefressen wäre.“ Antwortete er ruhig. Dasselbe hatte sich Roy gedacht. Nur dass er den Zeitraum nicht mehr auf die Stunde genau hätte festlegen können.
    „Können unsere Sensoren jede Schicht durchdringen? Was, wenn sie an einem der Pole abgestürzt wären, oder auf der Rückseite?“
    Der junge Fähnrich sah auf seine Anzeigen. „Die Sensoren arbeiten einwandfrei. Es sind die besten der Flotte. Dieses Schiff ist nicht auf diesem Planeten.“
    Frustriert ließ Roy seinen Arm sinken. Am liebsten hätte er jetzt irgendwen um at gefragt, doch er selbst war der Captain.
    „Fähnrich Han“, wandte er sich an die Pilotin „ist dies der richtige Plane?.“
    Etwas schockiert von dieser unterstellten Inkompetenz überprüfte sie die übermittelten Daten mit den jetzigen. „Es ist der richtige Gasriese.“
    Alle Blicke richteten sich auf den Captain.
    „Scannen Sie das ganze System. Wir haben ein Schiff verloren. Es kann doch nicht einfach verschwinden.“
    Alle machten sich sofort an die Arbeit. Roy winkte T’Rol zu sich. Und als sie sich gegenüberstanden sprach er leise mit ihm:
    „Commander, gehen Sie in den Maschinenraum und machen Sie denen Dampf da unten. Überprüfen Sie die Sensoren und führen Sie einen passiven Scan durch.“
    „Ich verstehe. Natürlich, Sir.“
    „Gut, dann fangen Sie an, ich werde noch mal versuchen genauere Informationen von diesem Admiral zu bekommen.“
    T’Rol nickte knapp und ging in den Maschinenraum. Diese Mission entwickelte sich zu einem Mysterium. Und in seiner Magengrube grummelte es komisch. Wie damals, kurz vor seiner ersten Schlacht gegen die Cardassianer.

    T’Rol sah sich in den neuen Gängen um. Alles war hell beleuchtet, der Boden roch neu, keine Spur von Verdreckung. Und als er durch die Tür zum Maschinenraum trat war dem wieder so. Mit majestätischer Gemächlichkeit erzeugte der Warpkern Energie. Man sah direkt auf ihn, wenn man durch die Tür den Raum betrat.
    Er sah Dutzende Offiziere und Techniker, die von Konsole zu Konsole eilten. Alle versuchten das Problem zu finden. Die Sensoren zeigten zwar nichts an, doch dieses Schiff musste irgendwo sein. Schließlich sollte es doch mit den besten Sensoren doch irgendwie aufzutreiben sein.
    In diesem Moment hörte der Vulkanier den Chefingenieur fluchen. Der etwas dickliche Tellarit sah von der oberen Eben hinunter. Und verstummte nicht im Geringsten als er den ersten Offizier erkannte. Im Gegenteil, er setzte seinen bisherigen Flüchen noch einige tellaritische Ausdrücke hinzu, die der Translator nicht übersetzte.
    „Lieutenant Garreth, haben Sie ein Problem?“
    Schockiert sah er zu dem Vulkanier hinunter. „Das können Sie laut sagen.“ Wutentbrannt eilte er zu dem Lift, der auf die erste Ebene hinab führte und sprang dann zu seinem Vorgesetzten. „Ich war beim Bau dieses Schiffes Tag und Nacht dabei, ich habe die Arbeiten kontrolliert und alle Systeme überprüft. Wenn es jetzt ein Problem in den Sensoren geben sollte, ist es nicht unser Problem sondern ein Montagefehler, den wir nicht mehr beheben können. Sie können dem Captain sagen, dass die Sensoren einwandfrei funktionieren. Wenn er uns nicht glaubt kann er gleich aus dem Fenster sehen, er würde nicht mehr erkennen.“
    T’Rol blieb ruhig. „Beanspruchen die Routinediagnosen vielleicht zu viel Speicherkapazität, kann dies eine Auswirkung auf die Sensoren haben?“
    Schnell schüttelte der Tellarit den Kopf: „Auf keinen Fall, es werden nur etwa 6% der Leistung durch die Diagnosen abgezogen.“
    „Versucht uns jemand zu täuschen?“
    Einen Moment dachte er darüber nach. „Natürlich, aber wenn eine Täuschung vorliegt ist es die Beste, die ich je gesehen habe. Commander, glauben Sie es mir, da draußen ist nichts! Egal was wir suchen, wir finden es auf keinen Fall hier.“
    „Was sagen die passiven Scans?“
    „Hallo, hier ist nur stellarer Staub!“ übertrieb der Tellarit sarkastisch. Sein Schiff konnte diese Mission nicht erfüllen. Die erste Mission, die doch so wichtig war für die Moral.
    T’Rol nickte. „Suchen Sie weiter!“ und nachdem der Tellarit nickte machte er sich wieder auf den Weg. Viel konnte er dem Captain nicht berichten.

    „Captain, ich habe mir das Signal vom Admiral noch einmal angesehen.“
    Der junge Fähnrich stand noch etwas zitternd vor dem Captain. Nie hatte er damit gerechnet in diesen Bereitschaftsraum zu müssen. Oder gar einige Analysen durchzuführen, die der Captain persönlich verlangte und sehen wollte.
    „Was haben Sie herausgefunden?“ fragte Roy. Er richtete nun seine volle Aufmerksamkeit auf den jungen Mann. Gerade wollte der von seinen Erkenntnissen berichten, als der Türsummer erklang.
    Nach einem „Herein“ trat T’Rol ein. „Gut, dass Sie kommen. Ich will, dass Sie das auch hören.“
    Roy nickte dem Fähnrich zu, der dann fortfuhr: „Die Nachricht wurde auf einer alten Trägerwelle gesendet, zuerst hielt ich das nicht für bemerkenswert, bis ich merkte, dass sich ein Code dahinter verbirgt.“
    „Ein Code? Das ist durchaus merkwürdig...“
    „...und auch nicht mehr gebräuchlich“, vollendete T’Rol den Gedanken.
    „Wissen Sie schon mehr?“ fragte Roy weiter.
    Etwas verwirrt von der Zustimmung sah er nochmals auf sein PADD und erzählte weiter: „Nein, ich habe den Code noch nicht entschlüsselt. Er ist sehr fraktal und äußerst aufwendig.“
    „Dann wird Ihnen Commander T’Rol gleich dabei helfen. Vielleicht erfahren wir so etwas.“
    „Aye, Sir.“ Der Fähnrich nickte und verließ den Bereitschaftsraum, nachdem der Captain keine Einwände erhob.
    Dann sah Roy zu T’Rol auf. Er entschloss, auch aufzustehen und lehnte sich an die Tischkante.
    „Was beschäftigt Sie?“ fragte er los.
    „Dieses ominöse Schiff war nie in diesem System, doch wieso werden wir dann hergeschickt um es zu suchen?“
    „Und wieso suchen wir dann nach einem Datenblock? Ich verstehe es nicht. Absolut nicht.“
    „Captain, haben Sie neue Anweisungen von der Flotte?“
    Roy schüttelte den Kopf. „Anscheinend ist der Admiral auf einer wichtigen Konferenz und darf nicht gestört werden. Meine Anfrage wird weitergeleitet an irgendwen anders. Der kümmert sich dann um die Sachlage und lässt uns dann neue Order zukommen. Sind wir nur einen arglistigen Täuschung aufgesessen, T’Rol?“
    „Ich wüsste nicht wie, Sir. Oder mit welchem Ziel. Normalerweise würde sich so etwas schnell offenbaren. Wir waren auf dem Weg zu Basis 231. Wenn es Täuschungsmanöver gab, dann mit dem Ziel uns von dieser Basis wegzulocken. Dies war erfolgreich. Doch Basis 231 ist bestens bewacht und geschützt. Ein Schiff mehr oder weniger würde nichts an der Situation ändern. Auch nicht, wären keine Schiffe in der Nähe.“
    „Und dann haben wir noch diesen Datenblock. Diesen verfluchten Datenblock.“ Roy sah auf sein Terminal. Er hatte dort eine Abbildung des gesuchten Gegenstandes.

    Doch nicht nur er beobachtete dieses Bild. Auch John Lewinski sah auf es. Sein erster Offizier, der Halbbetazoid Price saß ihm gegenüber.
    „Wieso sollte jemand einen Datenblock stehlen? Man kann die doch einfach replizieren?“ fragte Lewinski mehr sich selbst als Price.
    „Wissen wir, was auf diesem Block gespeichert ist?“
    „Man will sich nicht dazu äußern. Es ist auch nicht wichtig. Er wurde aus dem Daystrom Institut geraubt. Und die Vorgehensweise war geradezu professionell. Man hat es erst nach dem Wochenende bemerkt.“
    Price runzelte die Stirn. „Ein solches Verbrechen auf der Erde. Und auch noch im renommiertesten Institut der Föderation. Es erscheint mir unfassbar.“
    Lewinski deaktivierte das Terminal. Er rieb sich die Schläfen. „Der Einbrecher hat keine Spuren hinterlassen. Nicht ein fremdes Haar wurde gefunden.“
    „Es gibt verschiedene Spezies, die ohne Körperbehaarung auskommen Skipper.“
    Lewinski warf einen strengen Blick zu Price. Er hatte keine Zeit, sich mit ihm einzulassen oder sich mit ihm herumzuärgern.
    „Dann war es ein Wissenschaftler.“
    „Das hat sich SFI auch schon gedacht. Der letzte, der die Anlage verließ war Dr. Marajemù. Der ist auch zurzeit – rein zufällig – auf Urlaub. Eine Bergtour auf einem kargen Klasse L Planeten 4 Lichtjahre entfernt. Und dahin sind wir unterwegs. Wir suchen ihn. Und hoffen, dass er den Block bei sich hat.“
    „Wieso sollte er auf diesem Planeten sein? Ich meine, hätte ich diesen Block würde ich versuchen, ihn so schnell wie möglich zu verkaufen. Wenn nicht schon ein Käufer da ist. Dann ist er entweder auf Käufersuche, ich nehme an im Riegel System oder, was mir wahrscheinlicher klingt, er hat ihn nicht mehr und klettert befreit in diesen Berge. Und wir stehen blöd da.“
    Lewinski staunte nicht schlecht. Price hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sollten sie auf bei Marajemù nichts finden konnten sie ihn noch nicht einmal festnehmen.
    Abwesend nickte der Captain. Und ohne ihn anzusehen bedeutete er Price zu gehen.

    Als Lewinski auf die Brücke trat hatte Price schon den Sessel des Kommandanten geräumt. Auf dem Bildschirm war schon der Felsenplanet zu sehen. Beinahe der gesamte Planet war von braunen Bergketten überzogen. Ein blaues Meer erstreckte sich über die untere Hälfte des Planeten. Polare Zone gab es nur in den Polkappen. Und da die Durchschnittstemperatur auch sehr niedrig war und selbst in der Äquatorzone selten über die Zwanzig Grad Marke stieg, hielt sich die Vegetation in Grenzen. Außer an den Meeren war es meist leblos.
    „Haben Sie Maramejù schon lokalisiert?“ fragte Lewinski.
    „Er befindet sich in einer abgelegenen Bergkette auf dem nordöstlichen Kontinent. Er hat seinen Kommunikator aber in der Talstation gelassen und ist daher nicht erreichbar“, antwortete Ardev.
    „Sehr gut. Können Sie den Datenblock lokalisieren?“
    Diesmal antwortete Danny Bird: „Nein, ich kann keine Peilstrahlung aufnehmen.“
    „Suchen Sie weiter, vielleicht gibt es hier Höhlen, die die Sensoren abschirmen.“
    „Aye.“ Bird machte sich wieder an die Arbeit.
    Lewinski sah wieder zum Bildschirm. Price beobachtete ihn.
    „Skipper? Ist was?“ fragte er.
    „Nein Commander.“ Antwortete Lewinski schnell um einer weiteren Frage von Price zuvorzukommen „Ich denke nur nach. Bilden Sie ein Außenteam und suchen Sie Marajemù auf. Seien Sie nicht zu aggressiv oder aufdringlich. Ich glaube nicht, dass wir hier etwas finden, der Planet ist zu weit von Handelsrouten entfernt.“
    Auch wenn Price Lewinski nicht ganz verstand nickte er. „Ardev, Arena, kommen Sie mit.“
    Mr. und Mrs. Ardev folgten ihm sofort. Als sie die Brücke verließen hörten Sie noch wie Lewinski Danny Bird anwies, nach Spuren fremder Schiffe zu scannen.
    Doch im Gegensatz zum Captain fühlte Price, dass die Antwort dort unten lag. Er musste nur lang genug graben um etwas zu finden.

    Der Stein unter seinen Fingerspitzen fühlte sich kalt an. Seine Arme und Beine zitterten vor Anstrengung. Doch gleich hatte er es geschafft und das Plateau erreicht. Noch einmal sah Hepontes Marajemù hinunter. Der sichere Boden war Hunderte Meter unter ihm. Und nur seine geschickten Finger bewahrten ihn von einem Fall in die Tiefen.
    Für einen Moment hielt er inne. Er atmete die kühle, klare Luft und sog noch etwas Kraft in sich auf. Die Sonne näherte sich langsam dem Horizont.
    Nicht einmal Vögel waren zu sehen. Sie waren zu weit im Landesinnern, als dass sich ein Vogel (eine Abart der Möwen) hierher verirrt hätte. Noch ein Atemzug und er atmete die Luft ein, die völlig frei war von Technik und Abgasen. Und von Menschen. Weggewischt waren die Stimmen der Kollegen und das Sirren der Hochleistungsprozessoren im modernsten Institut der Föderation.
    Einfach nur er und die Natur. Das war ein Gefühl, dass er liebte und nie missen wollte.
    Gestärkt nahm er die letzten Meter auf sich. Eine Hand vor, den Fuß hoch, die andere Hand und immer so weiter.
    Der letzte Schritt. Die Hand berührte schon die Ebene. Und rutschte aus, als er sich gerade hochziehen wollte. Stein und Staub fiel neben ihm herab. Vor Schreck hätte er beinahe die andere Hand an sich gezogen, und wäre in den Tod gestürzt, als er einen festen Griff spürte. Und nur wenig später spürte er festen Boden unter sich.
    Mit einem Herzschlag, der ihm die Halsschlagader aufzureißen schien, sah er in das Gesicht eines großen Andorianer, eines Betazoiden und einer Terellianerin.
    „Dr. Marajemù, ist mit Ihnen alles in Ordnung?“ fragte der Betazoid. Unter der dicken dunklen Jacke erkannte der Wissenschaftler eine Uniform der Sternenflotte.
    „Ich bin nur außer Atem. Aber, wer sind Sie? Sollte ich Sie kennen?“
    „Mein Name Matthew Price, dass sind Lieutenant Ardev und Fähnrich Tellom. Wir haben ein paar Fragen an Sie.“
    „Darf ich hier nicht klettern?“
    Price wusste zuerst nicht was er meinte, sah dann aber den Berg hinab. „Nein, ähm, das weiß ich nicht. Es geht um einen berufliche Angelegenheit.“
    „Ah so. Was ist denn?“ Der Doktor nahm sich etwas aus seinem Gürtel. Es war ein Energieriegel, der ihn wieder aufbauen sollte.
    „Es wurde etwas aus dem Institut entwendet. Um genauer zu sein, aus der Abteilung, in der sie tätig sind.“ Erklärte Price frei heraus. Er war noch nie ein Fan von großen Bluffs gewesen. Außerdem konnte man so die Reaktionen der anderen am besten erfahren. Unvorbereitet.
    „Aus meiner Abteilung? Gestohlen? Aus dem Institut? Das ist doch seit Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen.“ Marajemù wirkte schockiert. Diesen Eindruck erweckte er vor allem auf Price. „Um was handelt es sich?“
    „Einen Datenblock. Bezeichnung MH01.“
    Verwirrt sah er sich nach Price Antwort um. „Das schlägt uns um Jahre zurück. Ich hoffe Sie finden denjenigen, der das getan hat.“
    „Nach unseren Unterlagen waren Sie der Letzte, der das Institut verließ!“ warf Ardev ein.
    Schockiert sah er den Andorianer an, der ihm noch vor wenigen Minuten das Leben gerettet hatte. Nach einer langen Überlegungszeit antwortete er: „Ja, das stimmt, ich arbeitete noch an meinem Projekt. Ich wollte unbedingt noch einen Phase abschließen bevor ich in den Urlaub antrat. Und das habe ich geschafft.“ Stolz dachte er an die Arbeit, die er geleistet hatte. „Ich wollte mich hier entspannen um danach mit neuen Ideen wieder an die Arbeit zu gehen.“
    Und als die Offiziere nichts sagten fiel es ihm auf. „Einen Moment, Sie verdächtigen mich? Ich versichere Ihnen, ich habe an diesem Projekt nicht mal gearbeitet und diesen Datenblock seit Wochen nicht mehr gesehen. Wenn Sie mich fragen müssen Sie nach einem Spezialisten suchen.“
    „Sie reden, als hätten Sie jemanden speziellen im Sinn“, stellte Price fest.
    „In der Tat. Zum Beispiel Dr. Kaprin. Er wurde vor einem Monat gefeuert und war nicht gerade glücklich. So wie ich hörte war er sogar schon einmal wegen Diebstahls in einem Gefängnis im Aldebaran System.“
    Matthew Price sah sich um. Ardev, der dabei war um mit Price auf den Doktor einzuwirken und Tellom, die so viele Daten wie möglich mit ihrem Tricorder sammeln sollte, warteten nur auf seine Reaktion. Er musterte jedoch die Umgebung. Das Plateau war nicht sonderlich groß und hinunter führte nur der gleiche Weg wie hinauf. Die kalte Luft wehte ihm ums Gesicht.
    Aus irgendeinem Grund glaubte er Marajemù.
    „In Ordnung. Wir werden das untersuchen. Bleiben Sie aber auf diesem Planeten und führen Sie ihren Kommunikator immer bei sich. Sollten wir noch Fragen haben.“
    „Natürlich. Sie werden mich auf hier irgendwo finden. Irgendwo werde ich klettern.“
    „Vielen Dank für ihre Hilfe Doktor“, verabschiedete sich Price und gab mit einem einfachen Tipp auf seinen Kommunikator das Zeichen zum Hochbeamen. Die drei Offiziere verschwanden in einer blauen Lichtsäule.
    Übrig blieb ein lachender Hepontes Marajemù.

    Aufgeregt betrat Curtis Roy die Brücke. T’Rol stand mit dem jungen Fähnrich an einer der hinteren Wissenschaftsstationen. Der Vulkanier drehte sich sofort zu seinem Captain um, als er ihn bemerkte.
    „Commander, haben Sie den Code entschlüsselt?“
    „Nein Sir, wir werden noch etwas brauchen. Sehen Sie hier.“ Roy wurde zur taktischen Station geführt. Er sah auf eine Sensoranalyse.
    „Was sollen diese Werte. Dunkle Materie, Photonen, Ionen, Tachyonen und Antimaterie. Haben Sie eine Erklärung?“
    „Nein Sir. Vor etwa 5 Minuten empfingen wir diese Werte zum ersten Mal. Seit her wechselte die Zusammensetzung aus 37 verschiedenen Elementen etwa 19 Mal die Zusammensetzung. Und dieses Phänomen bewegt sich auf uns zu.“
    Alarmiert sah er auf. „Kann es uns gefährlich werden? Wann ist es bei uns?“
    „Es kann je nach Zusammensetzung. Sollte sich alles schlagartig in Antimaterie verwandeln könnte es dieselben Auswirkungen wie ein Warpkernbruch haben. Im Moment ist es noch langsam. Es wird noch etwa 5 Stunden brauchen, bis es unsere Position erreicht.“
    „Wo kam es her?“
    „Es erschien plötzlich auf den Langreichweitensensoren. Ohne erkennbare Quelle.“
    Genervt stützte sich Roy ab. Was gab es jetzt zu tun? Soviel auf einmal.
    „Bereiten Sie Sonden vor“, beschloss er schließlich und wieder voller Mut. Nichts ahnend wie schnell er ihn brauchen würde„Am besten welchen vom...“
    Er wurde von einem Hupen unterbrochen. Sensoralarm. T’Rol sah auf die Anzeigen. „Es hat die Geschwindigkeit erhöht. Es bewegt sich jetzt mit Warp. Kollision in 7 Minuten.“ Ein weiteres Signal. „Ich erkenne soeben ein weiteres solches Phänomen. Nein, zwei. Moment, es sind jetzt insgesamt acht Phänomene. Sir, wir müssen davon ausgehen, dass es sich um getarnte Schiffe handelt.“
    „Das reicht.“ Roy eilte zu seinem Stuhl und setzte sich. „Alarmstufe Rot.“ Sofort wich die helle Beleuchtung dunklem Licht, das von roten Indikatoren ab und zu aufgehellt wurde. „Alle Mann auf die Kampfstation, das ist keine Übung. Ich wiederhole, das ist keine Übung.“
    T’Rol eilte zu ihm und setzte sich in seinen Stuhl.
    „Das mag ich überhaupt nicht. Ein Kampfeinsatz mit unerfahrener Crew. Fähnrich“, sprach er jetzt den jungen Mann an der Taktik an, „Rufen Sie sie.“
    Er nickte. Schüttelte doch schnell wieder den Kopf. „Keine Antwort. Ich glaube nicht einmal, dass die das empfangen können.“
    „Versuchen Sie es weiter, alle Frequenzen.“
    „Aye Sir.“
    „T’Rol, Möglichkeiten?“
    Der Vulkanier ließ sich einige wertvolle Sekunden Zeit. „Ich denke nicht, dass Waffen etwas anrichten können. Obwohl das auch von der Zusammensetzung abhängt. Eine Intelligenz ist nicht erkennbar. Auch wenn es mit Überlicht fliegt. Ein Kampf wäre äußerst unklug.“
    „Das sehe ich auch so.“ stimmte er zu. „Fähnrich Han, setzen Sie einen Fluchtkurs. Maximum Warp. Beschleunigen.“
    „Aye.“ Han betätigte einige Tasten, doch nichts geschah.
    „Fähnrich, was ist los?“
    „Die Kontrollen reagieren nicht.“
    Roy wollte gerade etwas zu T’Rol sagen, doch der sah schon auf seine Kontrollen. „Anscheinend sondern die ein Element aus, das verhindert, dass sich ein Warpfeld bilden kann.“
    „Dann nehmen Sie Impuls.“
    „Wohin Sir, wir sind vollständig eingekreist.“
    „Dann liegt die Wahl bei Ihnen. Ab durch die Mitte, aber auf jeden Fall weg!“
    „Sir, die ersten Phänomene sind in Waffenreichweite!“ meldete der Fähnrich an der Taktik.
    „Waffen bereit halten; antworten Sie auf unsere Rufe?“
    „Nein“, antwortete er. Und ihm war die Spannung deutlich anzumerken. Seine Stimme zitterte.
    „Immer mehr Schiffe sind in Reichweite“, gab T’Rol hinzu. Und Roy hatte keine Ahnung, was er nun tun konnte.
    „Captain, die folgen meinen Kurskorrekturen“, sagte Han und sah verstört zu ihrem Kommandanten.
    „T’Rol, bereiten Sie Torpedos vor, die einige der Gasgemische auslöschen können. Wissen Sie, was ich meine?“
    „Ich soll die Torpedos so modifizieren, dass sich zum Beispiel alle Photonen in den Torpedos sammeln!“ fasste der Vulkanier zusammen.
    „Genau.“
    „Das dauert aber mindestens eine Stunde“, entgegnete er kühl.
    „Dann fangen Sie besser schnell an.“
    T’Rol stand auf und begab sich zu einer Konsole im hinteren Teil der Brücke.
    Das Schiff vibrierte. Die ersten Wesen setzten zu einem Angriff an.
    „Captain, ich konnte den Code knacken!“ rief der Fähnrich von der Taktik plötzlich in die Stille. Roy drehte sich hoffungsvoll zu ihm um. „Es ist eine Nachricht, wie Sie sagten. Sie lautet: Es tut mir leid Captain, der Block befindet sich bei den Koordinaten...“
    Er verstummte.
    „Was ist, Fähnrich, wie lauten die Koordinaten?“
    „Das kann nicht sein“, murmelte er fassungslos und kontrollierte das Ergebnis.
    „Was ist los?“
    „Das sind Koordinaten auf unserem Schiff. Und zwar...“
    Roy sah dem Mann direkt in die Augen. Als seine Konsole explodierte und ihn nach hinten warf. Die Erschütterungen nahmen zu und setzten einen Großteil der Systeme außer Kraft.
    Als sich Roy wieder aufrappeln konnte – für wenige Sekunden hatte er den Boden unter den Füßen verloren – sah er nur noch wenig vor sich. Hier und dort standen Crewmitglieder wieder auf. Noch immer vibrierte das Deck. Leise Explosionen waren zu hören.
    Dann trat plötzlich Stille ein. Alles wurde wieder ruhig. Und als Roy auf den Schirm sah erkannte er Raumschiffe. Fremde, pechschwarze Raumschiffe.
    Und eine Salve Torpedos, die auf sein Schiff zuraste.

    Torpedos durfte die Monitor nicht einsetzen. Kaprins Schiff war ein veraltetes Reiseshuttle. Ein Quantentorpedo hätte das Schiff in tausend kleine Bruchstücke gerissen. Selbst die Phaser durften nicht mit Höchstleistung abgefeuert werden. Nachdem die Ardev mit einigen wenigen Gesprächen Kaprins Aufenthaltsort festgestellt hatte, war es nicht schwer gewesen sein Schiff zu finden.
    Nach einem ersten Gespräch hatte Kaprin schnell die Leitung gekappt und die Flucht angetreten. Doch gegen ein Kriegsschiff der Defiant-Klasse war es natürlich hoffnungslos unterlegen.
    Price hatte die Monitor einigen geschickten Manövern vor das kleine Schiff, das der Wissenschaftler Schwanensee getauft hatte, manövriert und Bird hatte mit einem gezielten Schuss die Bewaffnung, eine alte Phaser Kanone, außer Kraft gesetzt.
    „Das Schiff ist im Traktorstrahl“ meldete Sicherheitsschef Danny Bird.
    „Wunderbar. Dann rufen Sie Dr. Kaprin noch einmal.“ Befahl Lewinski gelassen.
    Beinahe sofort war der Deltaner auf dem Bildschirm zu sehen. Hektisch gab er Informationen in seine Konsole ein. Im Hintergrund qualmte es beträchtlich und Schweißperlen standen dem Mann mittleren Alters auf der Stirn.
    „Sie haben keine Beweise, lassen Sie mich weiterfliegen!“ begann er gleich scharf auf Lewinski zu schießen.
    „Dr. Kaprin, wir wollen Sie doch nicht verhaften.“
    „Dann hätten Sie auch eine Nachricht auf meinen Anrufbeantworter sprechen können. Wieso schickt man ein Defiant-Schiff, nur um mit mir zu sprechen. Sagen Sie mir das, Captain.“
    Lewinski schüttelte den Kopf. „Der Fall wurde eben uns zugeteilt, es wäre egal gewesen, auf welchem Schiff wir gewesen wären.“
    Er wartete kurz ab, es kam aber keine Reaktion. „Wäre Ihnen die Enterprise lieber gewesen?“ Auf die Schnelle war ihm kein besserer Vergleich eingefallen. Doch der Name Enterprise wirkte immer. Price spürte, dass Kaprin darüber nachdachte. Doch äußerlich ließ er sich nicht aus der Fassung bringen. Er schwieg weiter.
    „Dann haben wir uns geeinigt“, fuhr Lewinski fort. „Einer ihrer Kollegen…“
    Verächtlich drehte er den Kopf zur Seite. „Lassen Sie mich raten, es war Marajemù.“
    „Das spielt keine Rolle, wir...“
    „Natürlich spielt es eine Rolle!“ schrie Kaprin wütend zurück. „Dieser Mann verbreitet nur lügen über mich. Er war neidisch auf meinen Posten, meine Fähigkeiten und hängte mir ein Verbrechen nach dem anderen an. Haben Sie je in seine Psyche geblickt? Er ist ein kranker Mann ohne Stolz und Skrupel.“
    Kaprin schüttelte den Kopf und rieb sich die Stirn. Es ärgerte ihn immer noch zu sehr.
    Lewinski sah zu Price. Der nickte leicht. Kaprin sagte die Wahrheit. Und jetzt, da er darüber nachdachte war er sich nicht mehr so sicher, ob Marajemù es getan hatte. Und auch Lewinski war schon fast davon überzeugt. Er wollte gerade etwas sagen, als der Deltaner ihm wieder ins Wort fiel.
    „Egal was dieser Lügner sagt, ich habe den Datenblock nicht gestohlen.“
    Ein Satz zuviel...

    Roy erwachte. Um ihn war nur Schwärze. In der Luft lag ein Gestank, der ihn wünschen ließ, er hätte keine Nase. Allmählich erwachte er und er versicherte sich, dass noch alles an seinem Körper war. Doch schon, als er seinen Arm zu bewegen versuchte zuckte ein höllischer Schmerz durch seinen gesamten Körper.
    Er musste sich einige Minuten von diesem Schmerz erholen und sah sich um. Die Konturen waren immer noch unscharf. Licht flackerte von einigen Quellen zu ihm. Offensichtlich befand er sich immer noch auf der Brücke. Und er hatte es geschafft, dieses schöne neue Schiff innerhalb von nur 3 Tagen unter seinem Kommando in Schutt und Asche zu legen.
    Einen kurzen Moment ärgerte er sich darüber, doch dann wandte er sich wieder wichtigerem zu. Er musste die Kontrolle über diesen Schrotthaufen übernehmen. Oder vielleicht doch zuerst die Kontrolle über sich. Wenn er doch nur genau wusste, wo er lag, so wüsste er, wo sich ein Med-Kit befinden würde.
    In diesem Moment beobachtete er ein Flackern an der Wand ihm gegenüber. Während der letzten Minuten war es immer intensiver geworden. Und jetzt mündete es in eine Explosion. Zu seinem Glück flogen die Trümmerstücke über ihn hinweg. Und zu seinem größeren Glück funktionierte das Feuerlöschsystem nicht mehr. Die Flamme konnte ungestört den Raum erhellen.
    Jetzt wusste er wenigstens, wo genau er sich befand. Unter Trümmern zwischen seinem Stuhl und der Flugkontrolle. Über der lag Lucy Han. Roy musste seine Augen zusammenkneifen um mehr zu sehen. Ihr rechter Arm war abgetrennt worden. Und ihr Haar war mit Blut verklebt. Die Flecken waren schon getrocknet. Sie musste seit Stunden tot sein.
    Gott sei Dank, und zum ersten Mal in seinem Leben betete er, musste er nicht ihr Gesicht sehen. Jetzt war er sich sicher. Das nächste Med-Kit war nur zwei Meter von ihm entfernt. In einem Bein der Flugkontrolle.
    Roy schwang einen Arm vor. Und gerade als er den anderen vorziehen wollte, zuckte ein unendlicher Schmerz durch seinen Unterleib. Ohne auf mögliche Invasoren an Bord zu achten – der Bildschirm lag ebenso in Trümmern, die fremden Schiffe konnte demnach auch schon wieder weg sein – schrie er, so laut wie noch nie zuvor.
    Als er wieder etwas Luft bekam sah er zu seinem Bauch. Seine Uniform war zerfetzt. Und in seiner Bauchdecke sah er einige kleine Metallstücke stecken und eine kleiner Wunde, auch von einem Trümmerstück, die die Bauchdecke geöffnet hatte. Auf dem Boden davor sah er sein Blut. Und einige Fleischstücke. Panische Angst ergriff ihn, als er es spürte.
    Sein Symbiont lag im Sterben. Und wenn der starb war es nach nur zwei Stunden mit ihm ebenso aus. Wenn er nicht noch vorher starb. So wie er es spürte, steckte eines der Trümmerstücke in Roy. Die rieben immer dann an ihm, sobald sich Curtis bewegte. Doch er musste es.
    „Captain.“
    Roy drehte sich zum Ausgangspunkt der Stimme. „T’Rol. Wie geht es Ihnen?“
    Der Vulkanier musste seine gesamte Selbstbeherrschung aufbringen. „Ich sterbe, Sir. Ich habe das Gefühl für meinen Körper abwärts des 4. Lendenwirbels verloren. Außerdem ist mein Puls unregelmäßig und ich werde immer wieder bewusstlos.“
    Das war hart. Roy musste erst mal durchatmen. „Mir geht’s nicht viel besser. Mein Symbiont liegt im sterben. Han ist auch tot. Ich komme nicht zum Med-Kit...“
    „Captain, ruhig!“ wies ihn der Vulkanier an.
    Roy verstand es zuerst nicht, doch dann spürte er schwere Schritte. Ein tiefes Atmen. Und ein noch tieferes Knurren. Vermutlich eine Sprache.
    „Hier gibt es nichts mehr,.“ begann T’Rol, der nicht einmal sicher war, dass die ihn verstehen konnten. „Sie haben alle getötet. Was wollen Sie noch?“
    Er musste nicht lange warten.
    Ein Schuss aus einer Waffe folgte. Eine grüne Kugel purer Energie traf ihn mitten in den Kopf und zerfetzte diesen. Grünes Blut spritzte durch die Brücke.
    Roy blieb still. Vielleicht übersahen sie ihn und würden wieder abziehen. Doch diese Hoffnung schien sich nicht zu erfüllen. Er spürte bereite der schweren Lauf der Waffe.
    In diesem Moment hörte er einen Schrei und eine Phaserentladung. „Verfluchtes Schwein, geh dahin zurück, wo du her kommst. In die Hölle.“
    Roys Retter trat zu ihm, nachdem der sich davon überzeugt hatte, dass der Fremde wirklich tot war.
    „Garreth“, flüsterte der Captain.
    „Ich bin es, Sir. Bleiben Sie ruhig liegen, Sie sind schwer verletzt.“ Der Chefingenieur versuchte zwar ruhig zu wirken, doch war ihm die Angst deutlich anzusehen. Blut klebte auch überall an seinem Körper und so wie er es sah fehlten ihm zwei Finger. Schnell holte er das Med-Kit und injizierte dem Captain ein starkes Schmerzmittel. Mit einem kleinen Hautregenerator verpflegte er etwas die Wunden, auch wenn einen Stundenlange Operation noch von Nöten war. Besonders wenn es dem Symbionten Roy an den Kragen ging. Der Captain machte sich keine Hoffnung. Wenn nicht ein Wunder geschah würde innerhalb der nächsten Stunde Roy sterben. Und er, auch wenn er nur halb so stark verwundet wäre, innerhalb der nächsten Stunde. Besonders, wenn man bedachte, dass er in dieser Zeit einen neuen Symbionten benötigen würde.
    Er bereitete sich auf seinen Tod vor, während der Tellarit ihm gerade aus den Fetzen einer alten Uniform seinen Bauch verband.
    „Lebt noch wer?“ fragte Roy.
    „Keiner, den ich auf dem Weg hierher getroffen hätte.“
    „Was ist mit Sensoren?“
    Garreth schüttelte den Kopf. „Der Computer funktioniert nicht mehr. Ich komme an keine Maschine ran.“
    „Was ist mit den Invasoren?“ fragte Roy, nachdem Garreth ihm aufgeholfen und an ein Trümmerstück gelehnt hatte.
    „Vier auf dem Weg hierher.“
    „Sind Sie noch immer da draußen.?“
    „Vermutlich. Doch ich weiß nicht, was sie wollen. Sie laufen einfach rum und sehen nach, ob noch jemand lebt. Und wenn ja, wird der erschossen, so wie T’Rol. Sie verhalten sich völlig irrational.“
    Roy überlegte. Hätte er nicht höllische Kopfschmerzen, würde ihm dies bedeutend leichter fallen. „Die müssen doch irgendwas erreichen wollen. Sonst führt man doch nicht ein solches Unternehmen durch.“
    Da fiel Garreth etwas ein. „Da ist etwas Sir.“ Er holte den Rucksack her, den er bei sich hatte und suchte nach etwas. „Sie erinnern sich doch an die Nachricht und den Code, den wir entschlüsseln sollten.“
    Der Captain musste etwas überlegen. Die Nachricht und der Code schienen in einem anderen Leben gewesen zu sein.
    „Ich war auf jenem Deck, an den genauen Koordinaten. Zuerst sah ich nichts. Trümmer lagen überall. Es war ein Sensorenraum, er lag zufällig auf dem Weg zur Brücke. Sonst hätte ich mich gar nicht damit aufgehalten. Zuerst sah alles normal aus, doch dann nahm ich eine Verkleidung ab und...“ wie aufs Stichwort holte er einen schwarzen Würfel heraus. Er gab ihn seinem Kommandanten. Der beobachtete ihn genau und wog ihn in seiner Hand.
    „Das ist der Datenblock!“ flüsterte der entsetzt.
    Garreth nickte. „So ist es. Aber fragen Sie mich nicht wie der...“ mitten im Satz stockte er. Er starrte zu jemanden. Und auch Roy spürte es. Ein weiterer Fremder.
    Ein kurzer Blick zu seinem Captain, dann blitzte eine weitere grüne Kugel über ihn hinweg und Garreth prallte mit einem klaffenden Loch in seiner Brust, auf die Wand gegenüber. Er war schon tot, als sein Körper Feuer fing und anfing zu brennen.
    Roy fühlte sich elend. Am liebsten mochte er sterben. Und dieser Wunsch würde sich bald erfüllen.
    Mit schweren Schritten trat der Fremde vor ihn. Er war mehr als zwei Meter groß. Mehr als einen Meter breit und das ganze war in eine schwere, schwarze Rüstung gepackt, die sich kaum von der Umgebung abhob.
    Er hob den Lauf seiner großen, ebenfalls pechschwarzen Waffe und zielte auf Roys Kopf.
    Garreths Phasergewehr konnte er nicht erreichen, es lag zu weit weg. Also schloss er die Augen und dachte in den letzten Minuten seines Lebens an die schönen Momente, die er erleben durfte. Seine Familie, Freunde und die Seen auf Trill.
    Tränen rannen über seine Wangen und sein Herz schien schon aufgehört haben zu schlagen, als er ein Kribbeln in seiner Hand spürte. Er sah zu ihr.
    Der Datenblock. Dieser verfluchte Datenblock, der sie in dieses Desaster geführt hatte, begann zu leuchten. Und in einer letzten, verlorenen und verzweifelten Tat nahm er seine ganze Kraft zusammen und warf den Block auf seinen Feind. Gerade als der abdrückte.
    Die grüne Energiekugel aus der Waffe traf den Datenblock.
    Und die Umgebung wurde in schneeweißes Licht getaucht.

    Das Licht blendete seine Augen. Und als es wieder etwas beiseite geschoben wurde sah er in die Augen der beiden Offiziere Bird und Price. Unerbittlich und unnachlässig fragten sie ihn seit einer Stunde aus. Und wirkten immer noch so gelassen und ruhig wie zu beginn.
    „Dann beginnen wir noch einmal von vorne.“ Sagte Danny Bird ruhig und sah auf sein PADD. „Name?“
    „Schon wieder?“ stöhnte der Wissenschaftler. Sie saßen in einem dunklen, kleinen Raum. Die Lampe in der Mitte des Tisches war die einzigste Lichtquelle.
    „Schon wieder, ich glaube das stimmt nicht. Hier steht Kaprin.“
    „Ich weiß nicht wieso Sie mir nicht glauben wollen. Sie haben keine Beweise...“
    Price schlug mit der Faust auf den Tisch und alle erzitterten kurz. „Sie haben gewusst, dass der Datenblock gestohlen wurde, doch dies war nur dem Geheimdienst bekannt. Wir haben in ihrem Schiff einige wertvolle Gegenstände gefunden. Aus Laboratorien der Föderation, der Vulkanier, der Bajoraner und Ferengi. Wissen Sie wie hart Diebstahl bei den Ferengi bestraft wird? Sie waren in den besagtem Zeitraum im Sol System, Sie haben Ausrüstung an Bord, die man braucht um in Einrichtungen der Föderation einzubrechen. Nennen Sie mir einen Grund, wieso wir Sie nicht sofort ins Gefängnis werfen sollten.“
    „Was sollte ich mit diesem Datenblock wollen? Wissen Sie eigentlich um was es geht?“ Er blickte in festen Mienen. Natürlich ließ es ihre jahrelange Erfahrung nicht zu, dass sie sich mit dieser einfachen Frage aus dem Hinterhalt hätten locken lassen. In der Tat hatten Sie keine Ahnung.
    „Also nicht“, mutmaßte Kaprin. „Auf diesem Datenblock ist ein uraltes Programm. Praktisch gesehen ein Projekt, das vor fast 15 Jahren gestartet wurde und in unseren Regalen veraltete. Keiner kümmerte sich mehr darum. Auch wir nicht. Das Sternenflottenkommando sagte uns nur eins: Sorgen Sie dafür, dass das Programm läuft. Zu mehr waren wir nicht berechtigt. Wir durften uns nie mit dem Programm auch nur annähernd beschäftigen. Kurz bevor ich ging – es mir nahe gelegt wurde zu gehen, wegen einigen Lappalien“, gestand er ein, „erfuhr ich, dass Marajemù, der mich auch angezeigt hatte und danach mein Nachfolger wurde, einen Blick auf das Programm geworfen hatte. Er sagte zwar, dass er nur Parameter überprüft hatte und dabei raus bekam, dass sich der Speicherinhalt exponential vergrößerte, aber ich glaube das nicht. Marajemù hat eine lange Zeit auf Vulkan verbracht und kann seine Gedanken relativ gut abschirmen. Sie werden es bemerkt haben“, er deutete auf Price, und ohne es zu wissen, nickte er leicht. „Er weiß mehr. Mehr als sie vermuten. Er hat das Programm gesehen. Und das spielt er aus.“

    „Wir haben seine Sensorlogbücher untersucht.“ Woil kam von der oberen Ebene des Maschinenraums zu Lewinski und Ardev herunter. Während Price und Bird den Gesuchten verhörten nahmen sie sein Schiff auseinander. Sie fanden viel belastendes Material. Aber auch Sensorlogbücher.
    „Mit welchem Ergebnis?“ fragte Lewinski. Das Gesamtbild wollte ihm noch immer nicht so richtig in den Kopf gehen. Es war wie ein Puzzle, das mit verschiedenen Motiven bedruckt war. Während der letzten Jahre hatte er mit dieser hervorragenden Crew viel durchgemacht und einige Rätsel gelöst. Doch meistens waren die Aufträge klar gestrickt. Die Parteien waren bekannt, wenn er an Einsätze auf Planeten dachte, bei denen er Informationen beschaffen musste, um Diktaturen abzuschaffen. Doch dieses Mal erinnerte ihn mehr an richtige Detektiv Arbeit.
    „Er war zwar im Sol System, allerdings hat er nur einen Abstecher bei der Saturn Basis gemacht. Eine Verwandte dort kann dies vermutlich bezeugen.“
    „Das beweist noch gar nichts. Sie kann ihm wahrscheinlich ein Alibi geben, doch das würde unter Mittäterschaft laufen“, entgegnete Ardev.
    „Das war mir auch bewusst. Man muss noch dazu sagen, dass er die Sensorlogbücher auch gefälscht haben kann. Er ist einer der begabtesten Ingenieure und Wissenschaftler aller Zeiten. Einiges seiner Arbeit ging auch in den Bau dieses Schiffes ein“, gab Woil zu bedenken und sah sich demonstrativ um.
    Lewinski straffte seine Schultern und sah zum Warpkern. „Wen er mit seinem Schiff auf der Erde war muss dies irgendwo verzeichnet sein. Kein Objekt, und sei es noch ein Schraubenschlüssel, nähert sich unentdeckt der Erde.“
    „Er muss nicht mit seinem Schiff da gewesen sein“, erwähnte Ardev.
    Lewinski nickte.
    „Da sind Sie ja.“ Price kam zu ihnen. Seine Uniform etwas weiter geöffnet als es sich für einen ersten Offizier im Dienst gehörte.
    „Das Verhör ist beendet?“ fragte der Captain.
    „Ja, wir haben ihn in die Arrestzelle gesperrt.“
    „Wir sprachen gerade darüber, dass Kaprins Schiff offenbar nicht in der Nähe der Erde war.“ Informierte ihn Ardev.
    „Ich habe auch Neues erfahren.“
    „Wem glauben Sie? Kaprin oder Marajemù?“ fragte Lewinski frei heraus.
    „Um ehrlich zu sein traue ich es beiden zu!“ antwortete Woil schnell.
    „Was machte Marajemù für einen Eindruck auf Sie Ardev? Im Nachhinein.“
    „Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll Sir. Wir retteten ihn vor einem Absturz. Seine Gedanken waren sicherlich etwas zerstreut. Vielleicht herrschte dieses Gefühl vor, als er mit uns sprach. Vielleicht hat Price deshalb nichts bemerkt. Mir selber war er auch suspekt. So wie Kaprin.“
    „Matt?“
    Price kratzte sich am Hinterkopf, während er überlegte und die Informationen in sein Schema einordnete. „Wenn man annimmt, dass da, was er jetzt sagte wahr ist – und das vermute ich – kann es durchaus sein, dass es Marajemù schaffte, uns zu täuschen. Anscheinend war er lange Zeit auf Vulkan und hat dort seinen Geist geschärft. Und durch seinen beinahe Tod... ich denke, wir haben den Falschen geschnappt Skipper.“
    Lewinski überlegte. Er entfernte sich etwas von der Gruppe und trat an eines der Eingabefelder vor dem Warpkern. Dann traf er die Entscheidung. „OK, lassen Sie Kaprin gehen. Bringen Sie einen Peilsender in seinem Schiff an Woil. Und erwecken Sie den Eindruck, dass wir ihm nicht ganz glauben. Vielleicht nimmt er nicht so schnell Reißaus und ist für uns leichter zu finden. Dann fliegen wir zurück zu Marajemù. Mit Maximum Warp.“

    Als die Helle wich sah Roy wieder eine Decke. Doch dieses Mal wirkte alles ruhiger und angenehmer. Die Bernsteinfarbene Decke erinnerte ihn sehr an... Ja, an ein Föderationsschiff. Die Surren des Computers, die Atmosphäre, einfach alles war wie auf einem Föderationsschiff.
    „Wie kommen Sie hierher?“
    Eine tiefe Stimme röhrte ihm entgegen. Offenbar befand er sich wieder auf der Brücke dieses Schiffes. Doch dieser Mann sah nicht nach einem Sternenflottenoffizier aus. Er war zwar offensichtlich ein Mensch, doch schien er nicht in diese Umgebung zu passen. Er war Zivilist und trug einen schwarzen Anzug, den die Menschen oft zu feierlichen Anlässen trugen.
    „Ich weiß...“ dann versagt ihm die Stimme. Schmerz zuckte wiederum durch seinen Körper. Er sah an sich hinab. Er war noch immer verwundet und auf dem schönen, sauberen Fußboden bildete sich eine Blutlache.
    „Oh mein Gott, warten Sie.“ Der Mann trat an Roy heran und scannte ihn mit einem Tricorder. „Sie sind schwer verletzt. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen helfen kann.“
    „Macht nichts, es ist mir klar, dass ich sterben werde.“
    Wütend sah der Mann ihn an. „Auf diesem Schiff stirbt keiner mehr. Haben Sie mich verstanden?“
    Roy spürte, dass es keinen Sinn hatte, sich mit ihm zu streiten. Sein Ton war stark. Er wäre wohl ein guter Captain geworden. Ein geborener Anführer.
    Schnell holte er eine Medizintasche und injizierte ihm einige Schmerzmittel.
    „Sie sind auch von diesen schwarzen Wesen angegriffen worden?“ fragte er frei heraus, während er gerade einige der Trümmer aus seiner Bauchdecke entfernte. Er hatte offenbar Ahnung von dem, was er tat.
    „Woher wissen Sie das?“ fragte Roy verwirrt.
    „Reststrahlung. Typisch für diese Wesen. Jedoch in keiner Weise ein Schwachpunkt.“
    „Wo sind wir?“ fragte Roy.
    „An Bord meines Schiffes“, antwortete der Fremde. „auf der Flucht vor den schwarzen Wesen.“
    Curts Roy überlegte, während der Mann immer noch damit beschäftigt war – leider vergebens – dem Trill das Leben zu retten.
    „Was wollen die?“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung. Alles was ich weiß ist, dass die von allen Seiten auf die Föderation einfallen. Ganze Flottenverbände haben sie einfach überrannt. Eine Ordnung gibt es schon lang nicht mehr. Und seit Wochen“, er überlegte „Monaten, fliege ich auf der Suche nach Hilfe. Doch es gibt keine.“
    „Ich verstehe das nicht, mir waren diese Wesen bis vor einem Tag noch nicht bekannt. Es sei denn... Ich muss in die Zukunft gereist sein.“ Es gab immer weniger Sinn.
    „Das ist möglich. Die Waffen dieser Wesen arbeiten mit Tachyonen...“
    „...was unter Umständen unkontrollierbare Zeitreisen auslösen kann!“ vollendete Roy den Satz.
    Der Fremde nickte. Offenbar war dies hier kein Geheimnis mehr.“
    „Wie heißen Sie?“ fragte Roy.
    Der Fremde sah ihn an. „Nennen Sie mich, wie Sie wollen. Seit meine Frau tot ist, hat mein Leben sowieso keinen Grund mehr.“
    Eine Alarmsirene ertönte. Erst spät erkante der Mann das Signal. Danach stand er trotzdem schnell auf und ging zum Sensorenstand des kleinen Schiffes. Zum ersten Mal konnte er den Fremden in seiner vollen Erscheinung sehen. Obwohl er offenbar einen schweren Verlust hatte hinnehmen müssen wirkte er noch immer würdevoll, als er die Anzeigen überprüfte. Ganz oben stand die Bezeichnung des Schiffes: NAR 46424 S.S. DOYLE.
    Und auf dem Schirm konnte er einige beunruhigende Zeichen erkennen.
    „Was ist los? Vielleicht kann ich helfen.“
    Er zögerte. „Die Schiffe, sie kommen näher. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie unserer Grenzen einfach so überrannten, als wären sie nicht da. Die Schiffe nähern sich kugelförmig. Auf einen Punkt im Raum. Es dauerte einige Zeit bis ich ihr Ziel ausmachte. Doch jetzt nähern wir uns dem Asteroiden. Ich weiß zwar nicht, was wir dort finden werden, aber etwas muss dort sein. Und die schwarzen Schiffe beeilen sich immer mehr. Offenbar wollen Sie vor uns dort sein. Wenn wir eine Antwort finden wollen, muss sie hier sein. In der Mitte.“

    Lewinski trat angespannt auf die Brücke. Blaue Indikatoren an den Wänden zeigten an, dass sich das Schiff getarnt hatte. Warpsterne auf dem Bildschirm zeigten die hohe Warpgeschwindigkeit an.
    „Wir haben ein Problem, Skipper!“ meldete Price schnell, ohne von den Flugkontrollen aufzusehen.
    „Was ist los?“ Man hatte John während des Essens gestört. Bis zu diesem kargen Klasse L Planeten waren es noch 4 Stunden Flug und eigentlich wollte er sich auch noch kurz aufs Ohr legen, doch aus diesem Vorhaben wurde nichts.
    Kaprin hatte auf seine Freilassung nicht gerade erfreut reagiert. Sauer war er davon geflogen. Er hatte sogar damit gedroht einen Ersatz für seine zerstörte Ausrüstung zu fordern, was wohl nur ein Witz war, da die Behörden ihn wohl festnehmen würden. Dass Lewinski ihn nicht behalten hatte diente nur dem Grund, dass der versteckte Peilsender sie zu seinem Versteck führen könnte.
    „Marajemù ist kurz nach unserer Abreise verschwunden“, ergänzte Bird.
    „Was? Das kann doch nicht sein.“
    „Ist es aber, Sir. Der Manager seines Hotels meldet, dass er nach seiner Bergtour nicht zurückgekehrt ist. Die Bergwacht hat einen Suchtrupp geschickt, doch er ist auch nicht abgestürzt. Er ist einfach weg.“
    „Haben Schiffe den Planeten verlassen?“
    „In der Tat. Ein Handelsschiff, dass Nahrungsmittel und Geräte brachte. Sie gaben zwar an, niemand an Bord genommen zu haben, doch der Captain hatte sicher auch einen Preis.“
    „Ist uns ihr Ziel bekannt?“ fragte Lewinski nach.
    Bird nickte wieder. Er hatte einiges zusammengetragen. „Sie flogen ins Rigel System. Obwohl sie meldeten, die Fluggeschwindigkeit von Warp 6 niemals gesenkt zu haben, trafen sie mit 3 Stunden Verspätung ein.“
    „Sie müssen einen Abstecher gemacht haben. Um dort Marajemù abzusetzen.“
    „Zu diesem Schluss bin ich auch gekommen, Sir!“ gestand Bird ein.
    „Was liegt auf der Route?“ Er trat zu Ardev, der sich schon eine Liste an Zielen ausgesucht hatte.
    „Ein System der Föderation, doch die dortigen Sensoren nahmen kein Schiff während der letzten 24 Stunden wahr. Dann gibt es noch einige andere Systeme mit wenigen Planeten. Vor allem Gasriesen, einigen Asteroidengürteln, dann noch einen Nebel des Typs 3...“
    „Das wird eine lange Suche.“ Er wandte sich an Price. „Commander, wohin ist er geflogen?“
    Price überlegte lang und gründlich. „Er ist ein Fan der Berge. Ich würde den Asteroidengürtel nehmen. Man braucht relativ lange um dort etwas auszumachen. Bei den anderen Phänomenen würde man ihn viel zu schnell entdecken.“
    „Dann setzen Sie Kurs, Mr. Price. Ardev, bereiten Sie die Sensoren auf eine Sondierung des Gürtels vor.“

    Roy saß in einem Rollstuhl an einer Station und überwachte Sensordaten. Seinem Symbionten ging es noch immer nicht besser, was er auch nicht vermutet hatte. Doch wenigstens waren die Schmerzen nicht sehr groß und er konnte dem Mann, den er wegen des Namens des Schiffes Doyle nannte, zur Hand gehen. Auch wenn er zu schwach war, sich selbst zu bewegen.
    „Wir fallen unter Warp und treten in den Orbit um den Asteroiden ein“, meldete der Trill.
    „Die Schwarzen werden in 15 Minuten auch hier sein. Sie fliegen schnell, unheimlich schnell. Die Sensoren können die Zahl der Schiffe nicht beziffern“, staunte Doyle.
    „Das kann nicht sein.“
    „Was meinen Sie?“
    „Sind ihre Sensoren richtig kalibriert?“ Roy sah zu Doyle. Der Mann wunderte sich über nichts. Den Grund für Roys hier sein hatte er auch nicht weiter ergründet. Wieso auch? In den letzten Minuten ihres Lebens, des Lebens der Föderation war es nur zu tröstlich jemand bei sich zu haben, der ähnliches durchgemacht hatte.
    „Ich verstehe nicht ganz.“
    „Es wird eine Sauerstoff Atmosphäre angezeigt, ein Landeplatz für Schiffe dieser Größe. Keine Lebenszeichen.“ Es war wirklich seltsam. Auf einem Asteroiden durfte keine Atmosphäre sein.
    „Dann zögern wir nicht lange. Ich setze zum Landeanflug an.“
    Roy nickte. Sie hatten schließlich nichts mehr zu verlieren.

    „Sensorensuche in Gitter 024 abgeschlossen.“ Meldete Ardev. Seit nunmehr 2 Stunden untersuchten sie den Asteroidengürtel. Langsam aber sicher resignierte die Crew der Monitor. Und auch Lewinski musste sich davon abhalten auf dem bequemen Stuhl einzuschlafen. Price hatte es da besser. Das manövrieren durch diese Felsbrocken war eine Herausforderung. Und sie schien ihm sichtlich Spaß zu machen. „Negatives Suchergebnis. Setze Suche in Gitter 025 fort.“
    „Wie lang kann das noch dauern?“ fragte der Kommandant.
    „Wenn wir Pech haben, noch einen Tag, Sir!“ antwortete Ardev.
    Lewinski seufzte.
    „Wie wär’s mit einem Spiel?“ fragte Price.
    „Was für ein Spiel?“ fragte Tellom nach. Für sie gab es nicht viel zu tun, sie überwachte lediglich die Sensoren. Etwas Ablenkung kam ihr gerade recht.
    Price zuckte mit den Schultern. „Ein Quiz. Jeder von uns sagt der Reihe nach einen Präsidenten der Föderation auf. Derjenige, der nicht weiter weiß muss... muss, ach ich weiß nicht, der hat eben verloren.“
    „Dann nehmen wir etwas schwierigeres“, schlug Ardev vor. „Andorianer haben ein Gedächtnis, davon können Sie nur träumen.“
    „Dann eben die Starfleetbeauftragten auf Utopia Planitia!“ sagte Price und überlegte „Und zwar rückwärts. Der jetzige ist Perok.“
    „Sisko kam davor, nicht wahr?“ fügte Tellom hinzu.
    Dann richteten Sie ihre Blicke auf Ardev, der nun an der Reihe war. Anscheinend überlegte er krampfhaft.
    „Nun Ardev, was ist mit ihrem Gedächtnis?“ stichelte Price.
    „Ich...“ doch der Andorianer wurde unterbrochen.
    „Die Sensoren haben etwas“, meldete Tellom und legte einen Asteroiden auf den Schirm.
    „Voller Stopp.“ Befahl Lewinski, stand auf und trat zu Price Station. „Was sagen die Sensoren?“
    „Eine kleine Basis, hohe Energiewerte und ein Lebenszeichen“, meldete Tellom.
    „Da haben wir ihn.“ Verkündete Lewinski stolz. „Enttarnen und ein Außenteam bereitstellen. Jetzt lösen wir die Sache endlich auf.“

    Über Ihnen funkelten die Sterne kalt. In dem steinigen Boden war ein betonierter Weg, der zu einem kleinen Plateau hinaufführte, der mit Steinsäulen umgeben war. Roy dachte sofort an Stonehenge auf der Erde. Was Doyle dachte konnte er nur raten. Er lief einige Schritte vor Roy, der mit dem Rollstuhl hinter ihm her schwebte.
    Doyle blickte schnurstracks zu diesem Plateau hinauf und sagte kein Wort. Der Aufstieg fiel ihm mit jedem Schritt schwerer und immer wieder glitt sein Blick in den Weltraum. Wann würden die Schwarzen Schiffe eintreffen? Lang konnte es nicht mehr dauern.
    Endlich erreichten sie das Plateau. Der Steinkreis hatte einen Durchmesser von etwas mehr als zehn Metern. Und in der Mitte stand eine kleine Steinsäule über der eine weiß leuchtende Kugel schwebte.
    Der Boden war aus feinstem Marmor mit Dreiecken, die wie Strahlen von der Mitte aus ausgingen.
    Die Säulen dagegen wirkten alt und hin und wieder waren sie auch beschädigt. Roy blieb am Rand stehen, während Doyle Runden lief und sich alles genau ansah.
    Ein tiefes Donnern pflügte plötzlich über den Himmel. Sie sahen beide hinauf und erkannten die schwarzen Schiffe. Auch sie kamen näher. Am Fuße des Plateaus materialisierten die ersten schwarzen Soldaten. Nach nur wenigen Momenten war ein ganzes Heer versammelt und marschierte den Berg hinauf. Und sie kam wesentlich schneller voran.
    „Das war es also.“ Doyle sah verzweifelt zu dem Trill. „Ein Steinkreis und eine leuchtende Kugel. Und in wenigen Minuten werden wir von diesen Soldaten in Stücke gerissen.“
    „Das alles so enden wird, ich versteh es nicht. Können wir die einzigen gewesen sein, die es hierher schafften?“
    Von unten drangen tiefe Laute zu ihnen. Offenbar stimmten die Soldaten ein Unheil verkündendes Lied an.
    Es dauerte nicht lange und die ersten standen vor den Säulen.
    Angsterfüllt sah Roy zu Ihnen. Doyle hatte schon zuvor die Augen geschlossen und weinte.
    Jeder von diesen dunklen Gestalten trug einen Waffe. Doch sie traten nicht durch die Säulen. Wohin Roy nur sehen konnte, sah er diese schwarzen Wesen, doch sie traten nicht in den Kreis.
    „Doyle, sehen Sie.“ rief er seinen unbekannten Begleiter.
    Doyle öffnete seine Augen. Und konnte ihnen kaum glauben.
    „Wieso stoppen Sie? Was haben Sie vor?“
    „Ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht, dass sie noch lange warten werden. Schnell, die Kugel, berühren Sie sie.“ Wieso kamen ihm diese Worte über die Lippen? War es wieder ein verzweifelter letzter Versuch, um sich an sein dahinschwindendes Leben zu klammern?
    Doyle tat wie ihm geheißen wurde. Langsam und bedacht trat er auf die Kugel zu. Als er vor ihr stand, konnte Roy ihn wegen des gleißenden Lichtes schon fast nicht mehr sehen.
    Schnell packte er die Kugel.
    Und das Licht erstarb.
    Als Roy den Blick auf Doyle richtete sah er, dass er etwas in den Händen hielt. Einen Würfel.
    „Was ist das?“ fragte er und sah verwirrt zu Roy.
    Der erkannte den Gegenstand und rätselte gerade über die Grundwerte des Lebens. Wie konnte dies sein?
    „Der Datenblock.“ Murmelte er. Dann schrieen die schwarzen Soldaten, hoben ihre Gewehre und stürmten in den Kreis, doch da leuchtete der Datenblock wieder auf und hüllte alles wieder in das gleißende, schneeweiße Licht.

    Die Basis war klein. Als Price, Ardev und Bird materialisierten konnten sie nicht viel erkennen. Hier und dort blanken einige Lichter. Offenbar viele Geräte.
    Price spürte Marajemù, jedoch war er nicht in diesem Raum. Und auch Ardev konnte mit seinen andorianischen Augen niemanden sehen.
    Ardev war auch der Erste, der seinen Phaser gegen einen Tricorder tauschte.
    Bird hielt dabei weiter Wache, während Price mit auf die Anzeigen sah. Doch Danny Bird entdeckte zuerst etwas. In der Mitte des Raumes, eingebettet in eine größere Anlage. Er trat einen Schritt vor und wie von Zauberhand aktivierte sich ein Licht, dass diese Anlage direkt von oben anschien.
    Die anderen beiden Mitglieder seines Außenteams waren sofort bei ihm.
    „Das ist der Datenblock!“ erkannte Price zurecht.
    „Er ist in Betrieb, jedoch weit unter dem Leistungsniveau, das uns Kaprin berichtet hat.“ Klärte Ardev auf, nachdem er diesen Block eingehend gescannt hatte.
    „Wissen Sie was drauf ist?“ fragte Bird, während sich Price weiter umsah.
    Er schüttelte den Kopf „Nein, dazu sind die Werte zu unklar.“
    „Was machen Sie hier?“ Marajemù stand plötzlich in der Tür. Alle drei waren vor Schreck fast zusammengefahren, allein Danny Bird hielt seinen Phaser auf den Wissenschaftler gerichtet.
    Wütend betätigte er einen Lichtschalter und enthüllte somit die drei ungebetenen Gäste aus der Dunkelheit. Und er erkannte Sie sofort.
    „Sie sind es schon wieder. Können es wohl nicht lassen, mich zu stören.“ Begann er schroff.
    „Dr. Marajemù, wir haben sowohl einige Fragen, als auch einige Vorwürfe die gegen Sie gerichtet sind.“ Price deutete einfach auf den Datenblock „Sie haben ihn gestohlen.“
    „Gehen Sie weg da!“ schnell trat er vor und baute sich schützend vor dem Gerät auf. Wütend sah er zu den Offizieren, die allesamt größer waren als er selbst. „Sie haben ja keine Ahnung was Sie da tun. Sie stehen einer wissenschaftlichen Sensation im Weg und halten sich an kleinen Lappalien auf. Ich habe nur meinen Arbeitsplatz verlegt und möchte in Ruhe arbeiten. Doch wie man sieht, ist das nicht möglich. Kommen einfach so in mein Labor und unterbrechen wichtige Forschungen.“
    „Wieso machen Sie sie hier und nicht im Daystrom Institut?“ fragte der erste Offizier der Monitor, trat vor und bedeutete Bird, seine Waffe zu senken. Der tat dies, wenn auch etwas widerwillig.
    „Weil dieses Institut nicht von Wissenschaftlern sondern von solch verblendeten Militärs wie Ihnen geleitet wird. Und die haben jede Arbeit an diesem Block verboten.“ Marajemù sah auf den Block. Und zum ersten Mal fühlte Price, was er fühlte. Zum ersten Mal schien seine Abschirmung gegen den Emphaten zu fallen. Hier sah er seine Chance gekommen.
    „Erzählen Sie mir von dem Block. Was ist an ihm so wichtig, dass es zu geschützt werden muss?“
    Marajemù sah gebannt auf den Block. Seine Gefühle bröckelten. Er musste erzählen.

    Auch Doyle empfand ein verlangen danach, zu erzählen. Er spürte, dass, wenn diese Helligkeit wich, der Tod auf sie lauern würde. Demnach musste er sich beeilen. Besonders unter dem Gedanken, dass auch Roy nicht mehr lange durchhalten würde. Sein Symbiont war wohl vor wenigen Minuten gestorben und seit her wich mit jedem Moment das Leben aus ihm. Um jeden Atemzug musste er härter kämpfen.
    „Wie geht es Ihnen Roy?“ fragte er mitfühlsam.
    „Es geht schon.“ Brachte er nach wenigen Momenten des Überlegens gequält hervor.
    „Ich muss Ihnen etwas erzählen.“ Nachdem kein Widerspruch kam fuhr Doyle einfach fort. Auch wenn er nicht wusste, ob er zuhörte. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie mich nennen können wie Sie wollen. Nun, das liegt daran, dass ich mich an meinen Namen nicht mehr erinnere.“ Er sah, wie der Trill seine Stirn in Falten legte. „Vor etwas mehr als einem Jahr waren meine Frau und ich in einen schweren Unfall verwickelt. Sie starb und ich verlor einen Teil meines Gedächtnisses. Ich wusste im Grunde genommen gar nichts mehr, jedoch drangen Bruchteile meines Wissens in mir hervor. Ich floh aus dem Krankenhaus, bevor sie mir sagten, wer ich war. Und um ehrlich zu sein wollte ich es auch nicht wissen. Ich spürte den Verlust meiner größten Liebe und mochte nicht daran erinnert werden. Also lebte ich ohne Namen weiter, legte eben von Zeit zu Zeit mit Decknamen. Doch ich begann mich einiges zu fragen, ich stellte Widersprüche fest, es waren nur Kleinigkeiten. Dann kamen diese schwarzen Fremden. Ohne Skrupel, ohne Fehler, ohne Schwächen. Zuerst vermutete man die Borg, doch selbst die waren diesen Wesen machtlos ausgeliefert.“ Roy antwortete noch immer nicht, hörte nur zu. „Können Sie sich an ihren ersten Schultag erinnern Roy? An ihr erstes Mal im Weltraum, an den ersten Tag auf der Akademie?“
    Roy nickte abwesen.
    „Ich kann mich auch noch an meinen ersten Tag an der Universität erinnern. Aber wie fühlten Sie sich dabei Roy? Wie war der zweite Tag? Welche Farbe hatte ihr Pullover?“
    Roy antwortete nicht. Er überlegte noch.
    „So lange Sie auch überlegen werden, Sie werden die Antwort nicht finden. Wissen Sie...“ Er stockte, spürte Schmerz ohne klare Quelle. Die Helligkeit um sie beide begann zu flackern. Und in den Lücken sah er. Dunkelheit. Mehr noch. Das Nichts, das Ende.
    Mehr konnte er Roy nicht sagen, er wollte Ihn nicht so sterben lassen. Sollte er in dem Glauben sterben, den er bisher gelebt hatte. Diese wenigen Tage.

    „Ich sah das Programm schließlich in seiner Gesamtheit vor mir, erkannte nach einigen Diagnosen was es war. Und begriff, dass es zu Ende ging. Doch ich konnte nichts tun. Kaprin war der Einzigste, der mir im Weg stand, er musste leider weg. Ich hoffe es erging ihm nicht allzu schlecht, aber er stand einer größeren Sache im Weg. Sind Sie schon einmal für etwas eingetreten, an das Sie glauben Commander Price? Haben Sie je das Gefühl in sich gespürt, Leben zu schützen?“
    „Leben, Dr.?“ Er sah auf den Block. „Es sind doch nur Daten in diesem Block.“
    „Oh Nein. Sie irren. In diesem Block ist das komplizierteste Stück Technologie, dass je von der Föderation erschaffen wurde. Es war die Enterprise, die diesen Block zu uns brachte. Und es waren Agenten des Geheimdienstes, die daran herumgepfuscht haben. Niemand will es retten, also muss ich es tun. Anscheinend wollten Sie, dass diese Welt stirbt.“
    „Was soll das heißen?“ fragte Price.
    „In diesem Block wird ein Programm abgespult, ein komplettes Programm...“
    „...,dass sich um eine Person dreht. Die ich retten will, da es Personen verdient haben, gerettet zu werden.“
    „Sie meinen ein Hologramm?“ fragte Bird.
    „Ein fühlendes Hologramm. Mit eigenen Gedanken und eigenem Willen. Es ist so wie der Doktor der Voyager. Und hat dieselbe Lebensberechtigung.“
    „Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als es zu retten.“ Price sah zu Ardev. „Können Sie helfen?“
    „Ich weiß es nicht Sir, das Programm ist sehr komplex...“
    „Sie können nicht helfen. Es ist zu spät. Das Programm zerfällt. Es kann nicht aufgehalten werden. Glauben Sie mir, alles was ich tat, hat diese Wirkung nur noch beschleunigt.“
    „Was ist mit der Hauptperson? Kann Sie uns helfen?“ fragte Price.
    Marajemù sah zu ihm. Er dachte über dies Möglichkeit nach.
    „Schließlich dreht sich alles um ihn. Kann er nichts bewirken?“

    Die Schmerzen waren zu stark geworden. Er hatte Roy auf den Boden gelegt und seine Hände zusammengelegt. Er war Tod. Und in Frieden gestorben. Ohne von seinen Problemen belastet worden zu sein. Jetzt saß er auf dem Stuhl, den Kopf tief in den Händen versunken, um die Dunkelheit von sich abzuschirmen, die schon um ihn war.
    Ein Geräusch.
    Oder war es nur Einbildung?
    Schritte hallten? War es Gott? Doch wieso sollte er Schuhe tragen?
    Doyle sah auf. Kurz vor ihm tauchten einige Gesichter aus der Dunkelheit. Zwei Gesichter sahen dem von Menschen gleich, das dritte gehörte einer außerirdischen Rasse, die er nicht beschreiben konnte. Außerdem trugen zwei von Ihnen Uniformen.
    „Sind Sie meine Erschaffer?“ fragte er frei heraus.
    „Nein“, sagte einer der Männer. Es war der Außerirdische, der zivile Kleidung trug, die anderen beiden trugen Uniformen der Sternenflotte, ein Captain und ein Commander. „Wissen Sie es nicht?“
    Doyle schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe vor einem Jahr mein Gedächtnis verloren. Es ist nicht viel hängen geblieben. Wissen Sie, wer ich bin?“
    „Ja“, antwortete der Mann in zivil. „Ihr Name ist Moriarty. Sie wurden erschaffen von einem Mann Namens Arthur Conan Doyle.“
    Doyle.
    Moriarty lachte.
    „Sie sind eine Nebenfigur in einiger seiner Geschichten. Die von Sherlock Holmes und Dr. Watson. Wegen eines Fehlers, der damals auf der USS Enterprise D geschah, wurde ihre Holoschöpfung zum Leben erweckt. Sie erwiesen sich als fühlendes, denkendes Wesen und Captain Picard versprach ihnen, einen Weg zu finden, ihre Existenz zu erhalten. Vier Jahre später programmierte man für sie eine künstliche Realität, in der sie sich frei bewegen und agieren konnten und schließlich transferierte man sie in dieses Programm. Seit mehreren Jahren verbringen Sie nun schon ihr Leben in einem Programm, das losgelöst von der Realität arbeitet und dessen sie sich nicht bewusst sind. Doch es gab Fehler. Diese Technik war einfach nicht dafür konzipiert, derart lange am Stück zu laufen und dabei etwas so komplexes wie ein Universum dauerhaft, das heißt ohne Pause, darzustellen. Und ihr Programm löste sich auf. Verstehen Sie?“
    Moriarty lachte. Es gab einen Sinn. So wie er es sich überlegt hatte.
    Er sah zu Roy. Und für die anderen wurde er nun auch sichtbar.
    „Wer ist das?“ fragte Marajemù.
    „Captain Curtis Roy, vom Raumschiff London. Meine Bestätigung. Ich hatte schon so ein Gefühl, dass es stimmte, was Sie jetzt bestätigten. Also habe ich ebenfalls eine Welt erschaffen, um zu erfahren, ob es dort passiert; ob Sie sich ebenso wie meine auflösen würde. Und das tat sie“, Er fühlte sich schlecht. Er hatte eine Welt erschaffen nur um sie untergehen zu sehen. Man hatte den gleichen barbarischen Akt auch an ihm begangen. Durfte er es deshalb auch?
    „Ich bin also ein Hologramm“, stellte er fest.
    „Sie sind mehr, ein fühlendes Wesen. Das haben sie eingesehen und dies haben schließlich wir alle eingesehen. Und glauben Sie mir, ich habe um Sie gekämpft. Doch ich kann Ihnen nicht helfen, Es gibt keinen Weg.“
    Price spürte Trauer. Sie ging nicht nur von Marajemù aus. Sondern auch von Lewinski, der sich bisher immer unbewegt von Situationen zeigte.
    „Es ist so, als ob jemand eine Kerze ausbläst. Ich hoffe ihr Universum wird nicht einfach so ausgeblasen werden“, flüsterte Moriarty melancholisch.
    Ungezielt sah er um sich. Konnte er die drei Männer überhaupt noch sehen?
    Lewinski hoffte, dass er Recht hatte. Dass sie nicht einfach ein Rädchen in einem Programm waren. Und dass nicht einfach jemand sagen musste „Programm beenden“ um ihr Leben auszulöschen, als sei es nichts wert, als sei es wertlos wie der Sand am Strand, der einfach weggeblasen wird.
    Moriarty holte noch einmal tief Luft. „Die Qual hat ein Ende“, flüsterte er, erfreut.
    Er verblasste, langsam, starb Stück für Stück.
    Und dann verschwand die Schwärze, wich den kleinen Streben der Holoemitter und den grauen Schotten des Raumschiffes Monitor.

    Ende

    ...und die Reise geht weiter - am übernächsten Sonntag

    Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...

    ABWÄRTS IN DIE ZUKUNFT
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by NADIR ATTAR
    executive producer NADIR ATTAR
    producer SEBASTIAN OSTSIEKER lektor OLIVER DÖRING
    writers CHRISTIAN GAUS & THOMAS RAKEBRAND
    written by CHRISTIAN GAUS
    TM & Copyright © 2003 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!
    Episode #404


    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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