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...der Grund den man braucht
  • Monitor - 4x08: Aus Überzeugung

    Teil 1
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    • TheOssi
    "Ich hätte wissen müssen, dass ihr Sinn das Richtige zu tun, stärker ist als ihre Loyalität dem Geheimdienst gegenüber!"

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    Monitor 4x08 "Aus Überzeugung"
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    ‚Ich hätte wissen müssen, dass ihr Sinn das Richtige zu tun, stärker ist als ihre Loyalität dem Geheimdienst gegenüber!’

    J. Lewinski



    Sich misstrauisch umblickend verließ der vermeintliche Botschafter der Centaurer Heimatwelt sein Gästequartier auf der Monitor. Mit dem Gewissen, dass er auf dem winzigen Föderationsschiff mit Leichtigkeit entdeckt werden könnte, erhöhte er die Modulation seines Phasers und richtete ihn in die Mitte des Korridors. Urplötzlich verdunkelte sich sein Umfeld und wurde durch rot flimmernde Lampen erhellt, gefolgt von einem ständig wiederkehrenden Tuten, welches jedoch schon kurz darauf wieder verschwand.

    „Verdammt!“ Leicht nervös erhöhte er sein Tempo, man war aufmerksam auf sie geworden. Gerade hatte er den ersten Treffpunkt erreicht und sich auf den Boden gekniet, um das kleine Schott einer Jeffriesröhre zu öffnen, als unerwartet jemand hinter ihn trat.
    „Sir, dürfte ich wohl erfahren, was Sie dort tun?“, fragte ihn ein junger Crewman, der die Waffe des vor ihm Knienden noch rechtzeitig bemerkte, bevor jener sie auf den Sternenflottenoffizier abfeuern konnte. Mit einem gezielten Schuss seines eigenen Phasers gelang es ihm, sie dem Fremden aus der Hand zu schießen.
    „Drehen Sie sich um, sodass ich Ihr Gesicht sehen kann!“
    Langsam wand der Angesprochene seinen Kopf und begann zur Verwunderung des Crewman zu grinsen.
    „Und jetzt heben Sie die Hände langsam über den Kopf!“
    Doch anstatt dieser Aufforderung nachzukommen, fing der Centaurer nun an zu lachen.
    „Geben Sie sich keine Mühe, Sie können mich nicht einschüchtern“, versicherte der junge Offizier dem augenscheinlichen Psychopaten, „ich werde die Sicherheit rufen, dann wird Ihnen der Spaß schon noch vergehen.“
    Auf Knopfdruck veränderte sich die Miene des lächelnden Botschafters wieder zu einer ausdruckslosen Visage. „Mein Junge, glauben Sie mir, wenn wir nur Spaß machen würden, hätten wir uns mit Sicherheit kein Raumschiff des Geheimdienstes ausgesucht.“
    Verunsichert blickte der junge Mann auf. „Wir?“ In diesem Moment schleuderte ihn eine von hinten herannahende Disruptorsalve frontal gegen die Wand. Bewusstlos blieb er am Boden liegen.
    „Perfektes Timing.“
    Aus der Dunkelheit kam eine rundlich gebaute Gestalt mit einem Kompressionsgewehr hervor. „Zum Reden fehlt uns die Zeit! Sehen wir nach, ob er noch lebt und dann verschwinden wir von hier!”
    Behutsam fühlte der Centaurer den Puls des Angeschossenen und atmete erleichtert auf.
    Der Dicke, ein vollblütiger Tellarit, brachte derweilen ein Gerät an dem kleinen Schott an, öffnete es und krabbelte in die enge Jeffriesröhre, welche das noch unvollständige Trio ursprünglich dafür vorgesehen hatte, um bei ihrem Verschwinden nicht bemerkt zu werden. Sein Partner folgte ihm, die Waffe im Anschlag.
    „Der Captain hat den roten Alarm aktiviert, mit Sicherheit ist etwas schief gegangen.“
    „Hören Sie auf, sich den Kopf darüber zu zerbrechen und beeilen Sie sich!“
    Wenige Sekunden später erreichten sie das Ende des Verbindungsschachtes und kamen vor einem Turbolift zum Stehen. Zweiter Treffpunkt...


    Außer sich vor Wut sprang Captain Lewinski von seinem Kommandosessel auf: „Wer hat den verdammten Alarm aktiviert?“
    Alle Anwesenden der Brückenbesatzung blickten sich unschuldig um, anscheinend war niemand dafür verantwortlich gewesen. Der Einsatzoffizier, Lieutenant Ardev, deaktivierte das auf der Monitor installierte Notsignal sofort, doch um etwa eine Sekunde zu spät! Sicherlich würden die Botschafter nun wissen, dass irgendetwas nicht in Ordnung sein musste.
    „Captain“, klärte der Andorianer John Lewinski auf, „ich fürchte, die malcorianischen Schiffe haben den Alarm automatisch ausgelöst. Sie erreichen uns in weniger als vier Minuten.“
    Von jetzt an musste alles nach Plan ablaufen, weitere solcher Fehler würden die Mission endgültig scheitern lassen - oder war sie es nicht bereits?
    „Verstanden Ardev, Schilde weiterhin gesenkt halten! Fähnrich Tellom, begeben Sie sich in den Turbolift, wir wollen Ihre Freunde nicht warten lassen!“
    Mit einem „Aye, Captain!“ verließ Arena die Kommandoebene, während Lewinski ihr mit gemischten Gefühlen hinterher sah.
    Doch nicht jeder war mit den Befehlen des kommandierenden Offiziers einverstanden. Danny Bird musste entschieden dagegen protestieren, die vielleicht lebensnotwendigen Schutzschilde nicht aufzubauen.
    Auch Matthew Price sah dies nicht anders: „Skipper, bei allem Respekt, es sind mindestens ein Dutzend Schiffe da draußen. Hören Sie auf Ihren Sicherheitschef und verteidigen Sie unseren Kahn!“
    „Ich denke doch, meine Befehle waren eindeutig. Führen Sie sie aus, Mr. Bird!“ Bevor Lewinski sich wieder setzte, trat er mit verschränkten Armen vor seinen ersten Offizier. „Wenn wir mehr Zeit hätten, Commander, würde ich gerne mit Ihnen über diese Sache debattieren, jedoch muss jetzt gehandelt werden! Die Malcorianer werden uns nicht angreifen, dazu sind sie zu schlau.“
    „Ach denken Sie? Diese Leute wollen nichts Geringeres als Vergeltung, schließlich hat man ihren Regierungschef ermordet.“
    „Matt, dieses Volk ist nicht auf Rache aus! Die Bewohner von Malcor III sind eine Rasse, für die das Wort ‚Gerechtigkeit’ an oberster Stelle steht.“
    Price belächelte die Aussage seines Vorgesetzten, da er die Ironie der Situation, in der sie sich momentan befanden, nicht zu ignorieren vermochte.
    „John, es ist keineswegs gerecht, wenn Offiziere für etwas sterben müssen, für das nur zwei Personen verantwortlich sind! Ich rate Ihnen also...“
    „Ich versichere Ihnen, dass ich unsere Crew keinesfalls gefährden werde. Sollte es für das Schiff oder die Mannschaft gefährlich werden, verlassen wir schleunigst den Sektor.“
    Damit gab sich der Halbbetazoid vorerst zufrieden, doch er spürte nichtsdestotrotz die wahren Gedanken, die John Lewinski beschäftigten: ‚Wenn die Malcorianer den Schuldigen bestrafen wollen, ist das ihr gutes Recht! Aber war es denn unser Fehler, was können wir für das Verhalten dieser Sektions-Spitzbuben? – Ich hätte niemals so etwas von ihr fordern dürfen, ich hätte sie nicht auf diese Mission schicken sollen; Ich hätte wissen müssen, dass ihr Sinn das Richtige zu tun, stärker ist als ihre Loyalität dem Geheimdienst gegenüber...’
    Lewinskis Gedanken wurden durch seinen ersten Offizier unterbrochen: „Skipper, an wen denken Sie gerade?“
    „Wie bitte, was soll das, Commander?“
    „Ich spüre, dass Sie etwas beunruhigt, dass eine bestimmte Person Sie belastet. Um wen handelt es sich?“
    Der Captain der U.S.S Monitor ließ seinen Kopf für wenige Augenblicke sinken, dann lenkte er seinen Blick verwirrt auf Matthew: „Arena...sie wartet immer noch im Turbolift!“ Cholerisch fuhr er auf. „Übermitteln Sie ihr das Signal und warten Sie, bis die Botschafter die Kabine betreten haben! Dann blockieren Sie unsere Gäste!“
    „Aye, Captain! Ardev...“
    „Schon verstanden, Sir, das Signal wurde bereits übermittelt. Die werden bestimmt glauben, dass es sich um einen Angriff der Malcorianer handelt.“ Der aufstrebende OPS-Offizier überprüfte nochmals seine Kontrollen, nur einen Sekundenbruchteil später verkündeten diese einen Annäherungsalarm von mehr als zwanzig kleineren Raumschiffen. Sie kamen...
    „Captain, das Führungsschiff schließt auf, es lädt seine Waffen...“


    Die beiden Männer brauchten nicht lange zu warten, bis sich die Turbolifttür vor ihren Füßen auftat und eine weibliche Gestalt sie mit einem Nicken dazu aufforderte hinzuzusteigen. Nun waren sie endlich vollzählig, die Botschafter dreier von fünf Gründungswelten der Föderation: Regent Gartov Atvorgan von Tellar; Ares, der Abgesandte der centaurischen Heimatwelt und T’lom, die Vertreterin Vulkans.
    „Sie sollten sich beeilen, unsere Tarnung ist womöglich aufgeflogen!“ Mit einem emotionslosen Ausdruck in den Augen verfolgte die Vulkanierin die Schritte ihrer Komplizen und wartete, bis die Türhälften den Ausgang zischend verschlossen. „Uns bleiben noch neunzehnkommaviersechs Minuten, bis uns eine malcorianische Armada erreicht. Wir sollten dieses Schiff deshalb so schnell wie möglich verlassen.“
    „Es kam zu einem Zwischenfall“, warf Ares ein, „wir waren gezwungen, uns den Weg freizuschießen. Wahrscheinlich wusste der Captain bereits, was wir vorhatten.“
    „Dann haben wir keine Zeit zu verlieren!“ Gartov stemmte sein Kompressionsgewehr auf den Rücken und griff dafür an seinen Phaserhalfter, aus dem er eine wesentlich handlichere Waffe entnahm. „Befindet sich unser Shuttle noch an seinem ursprünglichen Platz?“
    Wie selbstverständlich hatte T’lom den Peilsender des gemeinsamen Raumgefährts durch ihren Scanner lokalisiert, noch bevor der Tellarit seine Frage zu ende gestellt hatte. „Die Position des Shuttles ist nach wie vor auf Shuttlehangar Drei.“
    „Ausgezeichnet...Computer, Deck 3!“
    Daraufhin setzte sich die Turboliftskabine in Bewegung...


    „Captain“, mahnte der Sicherheitschef und taktische Brückenoffizier der Monitor seinen obersten Vorgesetzten, „die Schilde!“
    Doch dieser blieb, trotz der drohenden Gefahr durch die Malcorianer, davon unbeeindruckt und ließ sich weiterhin nicht dazu überreden, entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Stattdessen hielt er an seinem Konzept fest: „Sie kennen Ihre Befehle, Lieutenant! Die Schilde bleiben deaktiviert, das gilt auch für die Waffen!“
    Die Anweisungen John Lewinskis zwar ernsthaft infragestellend, führte Danny Bird sie schließlich kompromisslos aus, beziehungsweise nicht aus. Letztlich blieb ihm keine andere Wahl, denn hatte der Captain erst einmal einen Entschluss gefasst, so gab es kein zurück mehr!
    Auch Price schien nun deutlich unberührter von den Raumschiffen zu sein, als noch vor wenigen Minuten. Er spürte, dass Skipper, wie er den Starfleet Captain gewöhnlich nannte, die Situation bestens im Griff hatte.
    „Sir“, brach Ardev die bedrückende Stille auf der Brücke, „der Lift wurde soeben in Bewegung gesetzt, ich habe ihn zwischen der zweiten und dritten Ebene festgekeilt.“
    „Gut gemacht Lieutenant, wann sind die Malcorianer in Kommunikationsreichweite?“
    „Ihre Systeme sind jetzt nah genug, um unsere Rufe empfangen zu können. Soll ich einen Kanal zum Führungsschiff öffnen?“
    Ehe Lewinski darauf antwortete, stand er zunächst auf, um seine Uniform zu richten: „Auf dem neuesten Stand der Technik sind die ja nicht gerade....“ Dann nickte er seinem OPS-Offizier zu.
    „Kanal offen, Sie können sprechen, Sir.“
    „Hier ist Captain John Lewinski, Kommandant des Föderationsraumschiffes U.S.S Monitor. Malcorianische Schiffe, bitte deaktivieren Sie ihre Waffen, wir ergeben uns! Ich wiederhole, wir kapitulieren und werden uns bei einem Angriff nicht verteidigen!“
    Sekunden verstrichen, ohne dass etwas geschah.
    Voller Zuversicht blickte John zu Ardev, der die Geste mit einem Kopfschütteln erwidern musste. „In Waffenreichweite“, informierte dieser nur, unwissend was sie erwarten würde, „in zehn Sekunden...neun...acht...“


    Seit knappen zwei Sekunden fuhren die Insassen mit dem Turbolift in die Tiefe, als dieser plötzlich und abrupt bremste. Begleitet wurde der offensichtliche Notstop von einer heftigen Erschütterung.
    Die angeblichen Botschafter, ausgenommen T’lom, die sich rechtzeitig festhalten konnte, fielen aufgrund ihrer eigenen Körperträgheit und der kleinen Turbulenz zu Boden. Dass sich die Situation für sie geändert hatte und man fortan dazu angewiesen war zu improvisieren, ließ sie jedoch nicht verzweifeln – inakzeptabel für die Mitglieder einer derartigen Organisation!
    Die Vulkanierin half den Gefallenen, die sich indessen fragten, wie es zu dem unerwarteten Halt kommen konnte, wieder auf die Beine. Bewusst wurde schließlich allen, dass es sich um einen Erstschlag gehandelt haben musste!
    „Ich vermute, es war es ein Torpedo, der die Hülle durchdrungen hat. Und wie es aussieht, hat er das Energienetz lahmgelegt.“, mutmaßte Gartov, der kein typisches Exemplar seiner Spezies war: Statt laut, streitsüchtig und naiv wie der Rest seiner Rasse, war er verschlossen und handelte stets professionell. Trotzdem war auch er ebenso behaart, stark und vor allem übergewichtig wie sie. Hatte sein Volk nur wenig Charisma, so strotzte er geradezu davon. Der junge Mann verkannte seine Herkunft jedoch nie, auch wenn er nicht so emotional wie ‚echte’ Tellariten war und deshalb auf seinem Heimatplaneten Miracht schon als kleiner Junge als Außenseiter galt. Doch es gab sehr wohl einige Zivilisationen, zu denen er sich durchaus hingezogen fühlte. So zum Beispiel zu den Vulkaniern, dessen einzigartige Logik er stets für faszinierend hielt.
    Alles andere als ‚fasziniert’ von der momentanen Situation war Ares, denn irgendetwas oder irgendjemand hatte ihren Plan ‚A’ durchkreuzt. „Ein Angriff, aber von wem? Nachdem, was T’lom vorhin zu uns sagte, dürften die Malcorianer frühestens in einer Viertelstunde hier eintreffen.“
    „Das ist korrekt, Ihren eigenen Berechnungen zufolge haben wir noch etwas mehr als sechzehn Minuten zeit. Nun ja, es sei denn...“
    Wie nach einer Schreckenserkenntnis richteten sich die Blicke auf den Tellariten. Dieser war sich jedoch keiner Schuld bewusst und reagierte darauf mit dem kühlsten Blick, zu dem er sein Gesicht mimen konnte.
    „Es sei denn“, ergänzte Ares die Ausführungen seiner spitzohrigen Kollegin, „jemandem von uns ist ein Fehler unterlaufen. Atvorgan, soweit ich mich erinnern kann, war es Ihre Aufgabe gewesen die feindlichen Schiffe zu manipulieren, sodass sie uns nicht mehr verfolgen können.“
    „Ich warne Sie, Ares, versuchen Sie bloß nicht mich dafür verantwortlich zu machen! Sie wissen doch, dass wir die Reaktivierung ihrer Bordsysteme einkalkuliert hatten.“
    „Mir scheint, Sie verstehen nicht ganz, Gartov! Dass die Malcorianer sie früher oder später wieder repariert haben würden, war mir bewusst. Jedoch ging ich davon aus, Sie würden Ihre Aufgaben etwas prädestinierter ausüben.“
    „Sie kennen mich, Ares, an meiner Arbeit gab es bisher nie etwas auszusetzen. Ich hatte die Warpantriebssysteme und die Waffenbänke mithilfe des Computervirus vorschriftsmäßig sabotiert, genauso wie es auf dem PADD beschrieben war.“
    Dem Centaurer reichten diese Rechtfertigungen zunächst aus, denn letztendlich war er sich der Professionalität seines langjährigen Kameraden bewusst. Doch wenn es nicht an ihm lag, so musste jemand anderes die Verantwortung daran haben...


    Das von Falten des Alterns gezeichnete Gesicht eines Malcorianers füllte den Brückenbildschirm bis auf den letzten Quadratzentimeter aus.
    „Hier ist das malcorianische Flaggschiff Mirasta Yale. Sternenflotte, wir haben Ihren Ruf gehört und ihn als bedingungslose Kapitulation aufgefasst. Lassen Sie ihre Schutzschilde gesenkt und händigen Sie uns unverzüglich die Delegierten an Bord Ihres Schiffes aus, damit der Gerechtigkeit Genüge getan wird!“
    Lewinski hatte seine linke Hand zu einer Faust geballt, denn gerade diesen Wunsch durfte und wollte er den Malcorianern nicht erfüllen. Er befand sich in einer Zwickmühle - wie nur, wie konnte er dieses Volk dazu stimmen, auf die Übergabe der Botschafter zu verzichten?
    „Hier spricht der Captain der Monitor“, begann er in aller Form deren Köpfe sachte aus der Schlinge zu ziehen, „es tut mir ausgesprochen leid, jedoch wurde uns vom Föderationsrat nicht gestattet, die Delegierten auszuliefern. Unser eindeutiger Befehl lautet, sie sicher zurück in den Föderationsraum zu geleiten.“ John kam sich beinahe wie ein Ferengi vor, dessen Natur es war Unwahrheiten zu erzählen. Doch da der gebürtige Kanadier bereits damit begonnen hatte, blieb ihm nun keine andere Wahl mehr, als sein ‚Pokerface’ noch für eine Weile aufzubehalten. Allerdings erreichte er somit nicht das erwünschte Ergebnis:
    „Captain Lewinski, dieser Standpunkt ist höchst inakzeptabel für uns! Wir fordern die sofortige Übergabe der Personen, die Sie anscheinend eigenmächtig zu schützen versuchen!“
    Mit einem unauffälligen Fingerzeig signalisierte der Captain seinem OPS-Offizier, dass dieser die Verbindung vorerst unterbrechen sollte. Er war wirklich nicht der geborene Diplomat (und angesichts der Anzahl von Schiffen vor seinem Bug diesbezüglich zum Bluffen gezwungen).
    Ardev verstand die unscheinbare Geste sofort und deaktivierte daraufhin den Bildschirm. Statt dem Kommandanten zeigte der immense Monitor nun einen Teil der Außenansicht: Lewinskis Schiff war von denen der Fremden vollkommen umhüllt worden.
    Dem Captain war bewusst, die Angelegenheit musste mit gutdurchdachter Taktik bewältigt werden, denn die Alternative wäre ein blutiger Konflikt! „Für Vorschläge, egal wie obskur sie auch sein mögen, wäre ich äußerst dankbar!“
    Doch es fiel partout niemanden ein, wie man die Situation zum Vorteil der Botschafter ändern konnte, zumal außer dem Captain nur Fähnrich Tellom über sie aufgeklärt war.
    „Skip“, warf Matthew Price schließlich einen Gedanken ein, „ich denke, Sie sollten einem ehrlichen Volk lieber die Wahrheit sagen. Außerdem halte ich es für einen Fehler, dass Sie die Verbindung zu den ‚Malcis’ so spontan unterbrochen haben. Ich spüre es....Sie haben sie verärgert!“


    Völlige Dunkelheit füllte die enge Kabine des Turbolifts aus.
    Seit der ersten Erschütterung, den die ‚falschen’ Delegierten für einen Angriff der Malcorianer hielten, hatten weitere von ihnen dafür gesorgt, dass außer der Mechanik nun auch das Stromnetz ausgefallen war. Wer konnte ahnen, dass dahinter nichts Geringeres als ein Computerprogramm steckte, welches dazu bestimmt war, das gesamte Liftsystem lahm zu legen! Vom Chefingenieur programmiert und vom Einsatzoffizier Ardev ausgeführt erzeugte es die Turbolenzen und kontrollierte ähnlich einem Virus die Elektrik des Schachts.
    Doch selbstverständlich waren die drei Insassen nicht unvorbereitet auf die Monitor gereist. Sie alle trugen ihre sämtliche Ausrüstung am Körper. Gegenstände, die sich mit Hilfe von effizienter Musterpuffer-Technologie mühelos komprimieren ließen, konnten sie spielendleicht jederzeit abrufen. So auch eine Armbandleuchte, die zur Grundausstattung eines jeden Mitglieds gehörte.
    Mit seinem Gerät, das eigentlich dafür bestimmt war, einen Raum zu erhellen, strahlte Atvorgan mitten in das Gesicht von Ares. Hatte der den Tellariten noch wenige Minuten zuvor verdächtigt, während der Mission gepfuscht zu haben, so übernahm der Centaurer nun selbst die Rolle des Angeklagten.
    „Ach Ares“, belustigte er sich über seinen Freund, „und soweit ich mich erinnern kann, war es doch Ihre Aufgabe gewesen taktische Daten über die feindlichen Schiffe zu sammeln. Sie waren dafür verantwortlich, ihren maximalen Warpfaktor herauszufinden und die Zeit zu berechnen, die die Malcorianer benötigen würden, um uns einzuholen.“
    „Hören sie“, widersprach der Centaurer, „nachdem ich die Informationen über ihre höchsterreichbare Warpgeschwindigkeit heruntergeladen hatte, überließ ich dem Computer die Aufgabe der weiteren Errechnung. Und da eine Maschine bekanntlich nicht irrt, können Sie davon ausgehen, dass ihr Ergebnis dementsprechend korrekt war.“
    „Und wie können Sie sich so sicher sein, Mr. Ares“, bedachte die Vulkanierin T’lom, „dass die von Ihnen entnommenen Daten aus dem Hauptrechner der Malcorianer nicht schon längst verfälscht worden waren?“
    „Diese Annahme halte ich für absolut absurd, sie passt nicht zu der Verhaltensweise dieser Rasse! Aber was ist eigentlich mit Ihnen, T’lom? Sie könnten durchaus selbst einen Fehler verursacht haben, zum Beispiel bei der Manipulation ihrer Sensorsysteme.“
    Die Angesprochene wölbte daraufhin ihre rechte Augenbraue, wie kam dieser Mann nur auf eine derartige Theorie? „Ich denke, es ist Ihnen nicht entgangen, dass ich eine Vulkanierin bin, Mr. Ares! Ich ‚verursache’ keine Fehler.“
    Atvorgan, der sich aus dem überflüssigen Gespräch voller Schuldzuweisungen wieder distanziert hatte, richtete seine Taschenlampe augenscheinlich auf sich selbst. Gespenstisch, wie er dadurch wirkte, erweckte er so die Aufmerksamkeit seiner Kameraden. „Lassen Sie Ihre Streitereien bei Seite und schweigen Sie, und zwar Sie beide! Wir sollten besser überlegen, auf welche Weise wir das Schiff wieder verlassen können. Irgendwelche Ideen, wie wir hier rauskommen und dann unbemerkt zum Shuttle gelangen könnten?“


    „Danke Matt, manchmal weiß ich Ihre mentalen Fähigkeiten wirklich zu schätzen. Es hat durchaus seine Vorteile, wenn man einen Telepathen an Bord hat!“
    Eigentlich mochte Matthew es nicht, wenn Leute auf diese Weise über ihn oder seines Gleichen sprachen, auch nicht, wenn sie es nur indirekt taten. Aber in diesem Fall handelte es sich um eine Ausnahme, denn schließlich war Skipper nicht bloß ‚der Chef’, sondern auch ein Mann, der die spezielle Hilfe seines ersten Offiziers bitternötig hatte. Matt dachte dabei an ein Gespräch der beiden Männer unter vier Augen. Zu einem solchen, davon war er voll und ganz überzeugt, würde er den Captain früher oder später zwingen müssen...
    „Das Problem ist nur“, fuhr Lewinski fort, „dass die Malcorianer die Wahrheit nicht so ohne Weiteres akzeptieren werden!“
    „Wieso sollten sie das tun?“
    „Wie würden Sie wohl reagieren, wenn ich zu Ihnen sagen würde ‚Oh tut mir leid, ich möchte die Schuldigen nicht ausliefern, weil eventuell einer meiner besten Offiziere mit drin steckt’?“
    Wäre diese Möglichkeit weniger absonderlich gewesen, man hätte fast schon über sie lachen können. So galt es also den nächst logischen Schritt zu tun und dem Vorschlag Matts, eine neue Com-Verbindung aufzubauen, schnellstens nachzukommen. Doch als der Captain sich dessen bewusst wurde, erbebte plötzlich der Boden unter seinen Füßen. Verantwortlich dafür waren die Malcorianer! Sie hatten sich kurzerhand dazu entschlossen, einige Warnschüsse vor den Bug der Monitor abzugeben, um Lewinski zu einer baldigeren Entscheidung zu bewegen. Bei ihrem Vorhaben hatten sie unabsichtlich einen direkten Treffer erlangt, was jedoch angesichts des technischen Entwicklungsstandes ihrer Zielerfassungsscanner nicht weiter verwunderlich war!
    Bird musste sich krampfhaft zusammennehmen, um auf diese Inkompetenz hin nicht mit einer Phasersalve zu antworten. „Sie rufen uns“, knurrte er wütend, „Sir, ein gewisser Minister Krola möchte mit Ihnen reden.“


    Nach einem minutenlangen, aber zu nichtsführenden Gespräch per Schiffkommunikation traf man sich letztendlich im Bereitschaftsraum des Captains auf der Monitor. Aufgrund des Platzmangels in dem winzigen Quartier und des Konzeptes, das sich John Lewinski einige Zeit zuvor überlegt hatte, würde sich das Treffen in ein hitziges Zwiegespräch zwischen ihm und dem Minister entwickeln.
    Krola war niemand, der gerne saß, wenn es um politische Differenzen ging. Der gebürtige Malcorianer wollte keinesfalls den Eindruck von Gemütlichkeit vermitteln. Um seine autoritäre Haltung zu unterstreichen, verschränkte er zusätzlich die Arme hinter dem Rücken.
    „...die Drei haben sich des Verstoßes von zweiunddreißig unserer gültigen, planetaren Gesetze schuldig gemacht. Durch ihr folgeschweres Handeln hat sich eine für Malcor III höchst beunruhigende Parteienzersplitterung entfaltet. Die Provisorische Planetare Vereinigung sieht sich nun durch eine neue Koalition bedroht, welche die Aufnahme in die Föderation ernsthaft gefährdet! Doch eines ihrer schlimmsten Delikte bleibt unumstritten die Ermordung von Kanzler Avel Durken, mit dem Anschlag auf unseren Regierungschef haben die ‚Delegierten’ ihr Schicksal auf unserer Welt bereits besiegelt. Ich habe den diskreten Auftrag bekommen, sie in Sicherheitsgewahrsam zu nehmen und in aller Öffentlichkeit exekutieren zu lassen!“ Krola fixierte das Gesicht des Captains mit einem berechneten Lächeln. Dass er ein Mann des Staates war, merkte man dem Minister sofort an.
    Lewinski jedoch, der für die Politik nie etwas übrig gehabt hatte, wies dessen engstirnige Forderung ab: „Bedaure, aber derartige Vorhaben werde ich nicht gestatten! Die Botschafter stehen unter Föderationsschutz und können nur innerhalb unserer Organisation vor einem Kriegsgericht bestraft werden. Wessen genau sie sich schuldig gemacht haben, werden wir dort zu gegebener Zeit aufklären.“
    „Wie es scheint, Captain Lewinski, sind Sie nicht richtig informiert worden! Denn bei den Personen, über die wir gerade sprechen, handelt es sich nicht um amtliche Botschafter, sondern um abtrünnige Spione Ihrer Sternenflotte.“
    John fuhren ein Dutzend Gedanken durch den Kopf. Durch die Erkenntnisse Krolas, die dem Menschen soeben offenbart worden waren, hatten sich die Dinge von Grund auf geändert! Das Konzept war nun völlig durcheinander geraten. Woher konnte der alte Mann von den falschen Identitäten der Botschafter wissen? War die Sektion wirklich so schlampig geworden, wie es den Anschein hatte?
    Lewinskis Gast stand auf und machte keine Anstalten sich am Replikator zu bedienen. „Computer, das Lieblingsgetränk von Captain Lewinski...bitte!“
    Hinter dem Rücken des arroganten Besuchers stehend ahnte John bereits, welche Antwort diesen erwarten würde, was dem Captain nur recht war. So wusste er, dass auch der Minister trotz seiner ungewöhnlichen Aufgeklärtheit in dieser Geheimmission nicht allwissend war. Dies bedeutete wiederum, dass wenigstens ein paar Karten noch offen waren und die Chance bestand, dass der Captain das Spiel für sich gewinnen konnte.
    „Es wurden eintausendsiebenundfünfzig verschiedene Arten von Getränken archiviert!“, vernahm er die ihm vertraute monoton klingende Stimme des Bordcomputers, „Das ‚Lieblingsgetränk von Captain Lewinski’ wurde jedoch nicht definiert.“
    Wieder an Selbstsicherheit gewonnen trat er in Rednerpose: „Zweimal Zitroneneistee!“
    Die zuckerhaltigen Muntermacher materialisierten auf der kleinen Plattform. Doch der Malcorianer Krola, gehandicapt durch seine nicht vorhandenen Finger, dachte nicht daran, die eiskalten Becher zu entnehmen und wartete stattdessen darauf, bis Lewinski dies für ihn tat.
    „Vielleicht hätten Sie ihn fragen sollen, was ich mir am häufigsten bestelle, Minister! Ich nahm bisher wirklich an, Sie wären...vielseitiger in ihrer Denkweise.“
    Dass John jemals von einer Replikatorbestellung auf das Wesen einer Person schließen würde, wäre ihm vor dieser Zusammenkunft nicht im Traum eingefallen. Auch Krola, der den Sternenflottenoffizier gehörig unterschätzt hatte, bedauerte längst sich mit dieser Banalität behauptet haben zu wollen.
    Die beiden ‚Diplomaten’ setzten sich zurück an den Tisch um nun endlich klare Worte zu fassen.
    „Sie haben Recht!“, begann Lewinski den neuen Anlauf.
    „Inwiefern habe ich das, Captain?“
    „Die Botschafter hier an Bord sind nicht das, was sie vorgeben zu sein. Tatsächlich handelt es sich bei Zweien von ihnen um Agenten einer radikalen Organisation. Sie wird von der Föderation grundlegend abgelehnt, da sie gegen einige ihrer wichtigsten Prinzipien verstößt.“ Langsam beugte sich der Captain über die Schreibtischplatte. „Sind sie mit Sektion 31 vertraut?“
    Mit seinen beiden ‚Händen’ den kalten Becher umfassend nippte der Minister an dem süßen Teegetränk. Er signalisierte John durch einen übertrieben skeptischen Blick, dass er keine Ahnung hatte, wovon der Captain da sprach. „Aber Lewinski, dann verstehe ich nicht, warum Sie uns die Überläufer nicht ausliefern wollen. Genau wie Ihres ist es nur unser Ziel, die Verbrecher zur Rechenschaft ziehen.“
    „Mit dem kleinen Unterschied, dass Sie sie sofort umbringen würden!“
    „Das können Sie nicht verstehen, bei uns wird die Gefangenschaft als grausame Folter angesehen und der Tod hingegen als eine mildere Strafe. Lassen Sie uns unsere Gerechtigkeit!“
    „Wenn es sich bei den Betroffenen um typische Mitglieder der Sektion handelt, werden sie so oder so Selbstmord begehen, daran besteht kein Zweifel! Schließlich sind sie aufgeflogen.“
    Als wüsste Krola von nichts, starrte er Lewinski verwundert mit offenen Augen an. „Was soll das bedeuten, ‚wenn’, Sie sind sich nicht einmal sicher, ob die Mörder dieser Gruppe überhaupt angehören?“
    „Doch, davon bin ich überzeugt! Dennoch sind wir gezwungen, ihnen ihre Mitgliedschaft erst nachzuweisen, bevor wir sie vor einem authentischen Gericht verurteilen können. Außerdem hatte ich bereits erwähnt, dass nur zwei der drei Personen feindliche Agenten sind. Fähnrich Tellom, die vorgibt Vulkanierin zu sein, wurde von uns als verdeckte Ermittlerin eingeschleust und gehört meiner Crew an.“


    Es kam Ares so vor, als stünde Gartov schon seit einer halben Ewigkeit auf seinen Schultern. Immer größer schien ihm das dem Tellariten angeborene Gewicht zu werden. Warum sie die Plätze nicht einfach tauschten, hing unter anderem damit zusammen, dass die Idee sich auf diese Weise zu befreien nun mal von Atvorgan stammte.
    Dieser wollte sie unbedingt allein umsetzen, um sicherzustellen, dass keine weiteren Fehler gemacht werden würden. „Ares, ich sagte doch, Sie sollen stillhalten! Wie soll ich die Verkleidung entfernen, wenn Sie ständig rumwackeln?“
    „Was bleibt mir denn anderes übrig? Einer von uns beiden muss ja das Gleichgewicht halten!“
    T’lom, alias Arena Tellom, sicherte die ‚Akrobaten’ zusätzlich, indem sie versuchte sie festzuhalten. Doch durch ihren eher zierlichen Körperbau gelang ihr das nur mit mäßigem Erfolg. „Ich schlage vor, dass ich versuchen sollte uns einen Ausweg hieraus zu verschaffen. Es ist nicht logisch, dass Sie dort oben stehen! Ihre Körpergröße beträgt fünf Zentimeter weniger als meine, außerdem wären Sie aufgrund ihrer Statur besser dazu in der Lage uns beide zu sichern.“
    Doch da Gartov, obwohl er sich ziemlich stark von seiner Rasse unterschied, nichtsdestotrotz einige ihrer Eigenschaften im Blut hatte, ging er voller Starrsinn nicht auf den Ratschlag Telloms ein. „Ich versichere Ihnen, dass ich auf Ihre Hilfe nicht angewiesen bin. Überlegen Sie sich lieber, auf welchem Weg wir jetzt zu unserem Shuttle gelangen können!“
    Mit einem detaillierten Bauplan der Defiant-Klasse im Kopf war es Arena ein Leichtes auf die Aufforderung einzugehen. Für ihre Tarnung als Vulkanierin bedeutete dies einen zusätzlichen Vorteil, was ihr gewiss entgegen kam.
    „Da unser ursprünglicher Ausweg nach unten hin versperrt ist, werden wir die entgegengesetzte Richtung wählen müssen. Dazu ist es erforderlich, auf das oberste Deck zu gelangen. Von dort aus führt eine Jeffriesröhre direkt zur dritten ebene, wo wir auch unser Shuttle vorfinden werden.“
    Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte Arena plötzlich, dass während des Angriffs ein winziger Riss in der Decke entstanden war. Doch sie entschied sich vorerst über ihre Entdeckung zu schweigen.
    „Hätten Sie wohl die Güte sich zu beeilen?“ Ares schien unter der immensen Belastung fast zusammenzubrechen! „Sie sind extrem schwer!“
    Hektisch rüttelte die gemeinte Person an der Ausstiegsluke, es rührte sich jedoch nichts. „Die Klappe hat sich verzogen, ich bekomme sie nicht mehr auf!“
    „Und wenn wir uns mit den Phasern durchschneiden würden?“, bemühte sich der Centaurer eine alternative Lösung anzubieten. Doch T’Lom hatte entschieden etwas dagegen: „Es könnte passieren, dass sich die Halterungen des Turbolifts sosehr durch die Energie der Phaser erhitzen würden, dass sie anfangen könnten zu schmelzen. Wir riskierten einen möglichen Absturz.“
    „Das mag sein“, bedachte Atvorgan, noch immer auf den Schultern von Ares stehend, „jedoch wird man uns schon bald gefangen nehmen, wenn wir noch länger hier bleiben sollten.“
    Vollkommen unerwartet setzte eine neue Erschütterung ein, die den Tellariten mit voller Wucht auf den Boden warf.
    Hätte sich Ares nicht rechtzeitig gegen die Wand gezwängt, wäre er unter der Last seines Kollegen erdrückt worden. „Wie es scheint“, sprach er mit leichtzitternder Stimme, „hat eine neue Angriffswelle begonnen. Wir sollten verschwinden, solange die da oben noch beschäftigt sind!“
    Auch Atvorgan schien damit einverstanden zu sein. Er ließ sich aufhelfen und blickte dann fragend auf T’Lom.
    „Ich beunruhige Sie beide nur ungern“, versuchte die Doppelagentin von der Angelegenheit abzulenken, „aber ich habe soeben ein fragwürdiges Geräusch vernommen.“ Sie hoffte, dass die anderen ihren Köder schlucken würden.
    „Ein Geräusch“, verlangte Gartov nach einer Bestätigung, „was meinen Sie, um was es sich dabei gehandelt haben könnte?“
    Es fiel Arena sichtlich schwer ihre kühle, vulkanische Miene aufrechtzuerhalten, während die terellianische Seite in ihr einen Hauch von Dramatik vermitteln wollte: „Es klang nach einem Metallriemen, der sich wahrscheinlich gelöst hat. An Ihrer Stelle würde ich mich an irgendetwas festhalten, dieser Lift wird in den nächsten Minuten abstürzen!“


    „Ich bin nicht damit einverstanden, dass Sie diese Frau vor ihrem Schicksal bewahren wollen! Genauso wie die anderen ist auch sie für den Tod des Kanzlers verantwortlich. Sie selbst sagten vorhin, sie würde dem Team angehören.“
    Lewinski fühlte sich hundeelend. Es war für die Malcorianer anscheinend unmöglich auch nur die kleinsten Kompromisse einzugehen, ohne etwas anderes dafür zu fordern.
    „Minister, ich sage Ihnen jetzt noch einmal, dass der Fähnrich die Aufgabe hatte einen Mord zu verhindern. Leider konnte sie diese nicht bewältigen, den Grund dafür, müssen wir erst noch aufklären.“
    „Ja, aber wann aufklären? Mein Volk will seine Gerechtigkeit. Auf Malcor III ist die Hölle los, das Parlamentsgebäude musste sogar verbarrikadiert werden, weil die Leute in Scharen herbeiströmen. Jedermann will wissen, was sich dort zugetragen hat!“
    „Sie klingen nicht so, als ginge Ihnen der Mord an Kanzler Durken sehr nahe. Sie sprechen über ihn, als wäre er schon in ein paar Monaten von jemand anderem abgelöst worden.“
    „Meine persönlichen Gefühle dem Kanzler gegenüber sind doch völlig nebensächlich!“ Mit leicht zuckenden Händen stellte Krola seinen Becher wieder auf dem Tisch ab. Als er dann erneut zum Trinken ansetzen wollte, bemerkte er, dass jener leer war und schritt erneut zum Replikator. „Einen Eistee!“
    „Befehl widerrufen!“, ordnete John dem Nahrungsspender an, „Lenken wir nicht vom eigentlichen Thema ab! Es geht immer noch um die Sektionsagenten und mein Crewmitglied, deren Auslieferungen für mich nicht zur Debatte stehen.“
    Ohne das gewünschte Getränk erhalten zu haben kehrte der Minister an den Tisch zurück, vor dem er vorerst stehen blieb. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Captain! Wir fordern, dass Alle, die für den tödlichen Anschlag verantwortlich waren, sterben müssen. Wenn Sie aber innerhalb von sechs Stunden beweisen können, dass Fähnrich Tellom nicht dazuzählt, geben wir uns auch ohne sie zufrieden. Allerdings nur ohne sie!“
    So lange? – John hätte weitaus weniger Zeit erwartet. Die Frage war nun, ob er auf dieses unmoralische Angebot eingehen durfte. Schließlich stand es ihm nicht frei über die Auslieferung von Terroristen selbst zu entscheiden. Er war sich sicher, dass, wenn er mit dem Oberkommando oder mit SFI in Verbindung treten würde, sie ihn zwingen würden entweder mit der Monitor zu fliehen oder den Malcorianern das Trio auszuliefern. Was bedeuteten schon drei Opfer für den Beitritt einer ganzen Rasse?
    „Ein Ultimatum? Nun, ich denke, damit könnte ich mich abfinden.“
    Das war also sein Beschluss, er verschaffte zwei Mitgliedern der Sektion den sicheren Tod und schützte gleichzeitig das Leben einer Freundin und Kollegin. Innerlich zerrüttete ihn seine Entscheidung, denn obwohl er die brutale Organisation bis zu seinem letzten Atemzug verachten würde, erkannte er eine gewisse Richtigkeit, die dieses Mal hinter ihren Absichten stand.
    Andererseits existierte die Gefahr, dass John einen Krieg heraufbeschwören konnte, wenn er sein Schiff tarnen ließ, um mit den Botschaftern zu flüchten. Ein Kampf mit der Föderation würde mit Sicherheit das vorzeitige Ende der Malcorianer bedeuten!
    „Ausgezeichnet, aber Sie sollten wissen, dass wir einzig und allein visuelle Aufzeichnungen als Beweisstücke gelten lassen. Wir wollen nur sichergehen, dass auch nichts gefälscht wird!“
    Da John so etwas bereits geahnt hatte, hatte er seine Wissenschaftschefin schon beträchtliche Zeit vorher mit einer Kamera ausstatten lassen. Seiner Ansicht nach war er dem malcorianischen Politiker diesbezüglich weit voraus. „Machen Sie sich keine Sorgen, Minister, in sechs Stunden werden Ihnen zwei Personen und ein Videoband ausgehändigt werden.“
    Die beiden Männer lächelten sich gegenseitig an. Viel lieber hätten sie sich die Köpfe eingeschlagen, statt sich mit einem festen Händedruck voneinander zu verabschieden.


    Nachdem der Minister wenige Minuten später von der Monitor gebeamt worden war, betrat Lewinski seine Brücke. Es war an der Zeit einen neuen Plan auszuarbeiten, ein Konzept, welches so flexibel war, dass auch die schwerwiegendsten, neu auftauchenden Probleme es nicht durcheinanderbringen konnten!
    Erschöpft ließ sich der Captain in den Kommandosessel sinken. Dass die Unterhaltung mit Krola so anstrengend verlaufen würde, hatte er nicht für möglich gehalten.
    „Lewinski an Maschinenraum! Chief Woil, ich hoffe, sie haben gute Nachrichten für mich.“
    Aus dem Kommunikationskanal drangen die Worte des Chefingenieurs: „Wie man’s nimmt, Captain! Ich kann jedenfalls berichten, dass unser kleiner Virus ganze Arbeit geleistet hat. Die Turbolifte sind tot, ab und zu lass ich sie ein bisschen ‚wackeln’. Das ist aber auch schon alles! Hoffen wir, dass Arena unsere Gäste noch etwas länger hinhalten kann.“
    „Was soll das heißen, Chief, konnten Sie noch keine Verbindung zu ihr aufbauen?“
    „Leider nicht! Ich nehme an, es liegt an ihrem Sender. Auf irgendeine Weise muss er durch die Turbolenzen beschädigt worden sein.“
    „Dann schaffen Sie dieses Problem aus der Welt, egal wie! Dass sich Fähnrich Tellom so bald wie möglich entlasten kann, hat oberste Priorität. Wenn die Verbindung besteht, beginnen sie mit der Aufzeichnung!“
    „Aye Sir. Es wird etwas dauern, bis ich einen neuen Sender konstruiert und ihn auf die richtige Frequenz eingestellt habe. Wenn ich damit fertig bin, lass ich es Sie sofort wissen.“
    „Danke, Chief! Lewinski Ende. Computer, Auflistung aller vorhandenen Daten über den Malcorianer Krola von 2367 bis 2379. Überspielen und in meinen Raum durchstellen!“
    Ein zirpendes Geräusch erklang und ließ Lewinski wissen, dass der Bordcomputer im Begriff war seine Befehle auszuführen. John wusste nicht genau warum, aber ihm war der engstirnige Politiker mehr als bizarr vorgekommen. Sein Charakter passte nicht recht zu dem Bild, welches der ältere Mann zu vermitteln versuchte.


    „Sollten wir nicht längst abgestürzt sein?“, flüsterte Ares so leise, dass kaum jemand ihn verstand.
    „Die Angriffe haben anscheinend aufgehört“, wisperte Gartov zurück, „ich frage mich nur, warum die nicht nach uns suchen.“
    „Das ist aber keine Antwort auf meine Frage! Soweit ich mich erinnern kann, hatte T’lom behauptet, dass der Lift abstürzen würde.“
    „Ich behauptete lediglich“, rechtfertigte sich die ‚Vulkanierin’, „dass der Turbolift in den nächsten Minuten abstürzen wird. Es war mir jedoch nicht bewusst, wie stabil die Flotte ihre Einrichtungen heutzutage baut.“
    Für einen kurzen Moment verfiel der Centaurer in ein amüsiertes Gelächter, woraufhin er seine spitzohrige Kollegin aufzog: „Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege! Aber es muss ja schrecklich für Sie sein sich zu irren. In Anbetracht Ihrer Abstammung meine ich. Wie hieß es doch vorhin: ‚Vulkanier verursachen keine Fehler’?“
    Hätte Telloms Undercoverrolle ein eigenes Ego gehabt, das man hätte verletzen können, sie wäre nun äußerst gekränkt gewesen. Doch da sie als Person im Grunde gar nicht gemeint war, bestand auch kein Anlass dazu sich angegriffen zu fühlen. Trotzdem aber wollte sie den von Ares beschmutzten Ruf der logischst denkenden Rasse des Alpha-Quadranten wieder reinwaschen: „Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Mr. Ares, denn ich erwog nicht, wann genau wir abstürzen würden! Was ich behauptete war, dass es sich auch jetzt noch um Minuten handelt.“
    „Ist das Ihre Logik“, stritt Ares weiter, „Sie mutmaßen Eventualitäten, sind aber nicht dazu in der Lage zu bestimmen, wann sie wirklich stattfinden?“ Tatsächlich schien er den ‚Fight’ mit dem Fähnrich zu genießen, denn neckische Streitereien waren nichts Ungewöhnliches für ihn oder seine Rasse.
    Die Centaurer, durch und durch ein freundlich gesinntes Volk, bewohnten überwiegend den siebten Planeten ihres Sternensystems. Auch Ares hatte dort als ältester Sohn einer achtköpfigen Familie ein harmonisches Leben geführt, bis er eines Tages durch Zufall von Sektion 31 erfuhr. Oder war es keine zufällige Angelegenheit gewesen, als er damals spontan in die ‚Schreckensorganisation’ aufgenommen wurde? Jung war er, abenteuerlustig und extrem patriotisch! Bereut hatte der Agent die Aufnahme nie, was sich aber in Anbetracht der neuen Situation leicht ändern konnte...
    „Wenn Sie mich fragen“, unterbrach Atvorgan die streitsüchtige Unterredung der anderen, „bleibt uns keine andere Wahl als uns durchzuschießen! Denn sollte man uns hier finden, wären wir gezwungen sofort die Kapseln einzunehmen, damit wir zu keinen lebenden ‚Beweistücken’ werden.“
    „Beweisstücke?“, wollte Ares genauer wissen, worauf T’lom natürlich die passende Antwort hatte: „Beweise dafür, dass die Sektion ihre Finger im Spiel hatte. Wer lebt, kann reden – wer redet, verliert!“
    „Ich verstehe...doch hatten wir nicht schon verloren, als wir in diesem ‚Gefängnis’ landeten?“


    Begeistert betrat Crewman Bawns den Hauptmaschinenraum. Der junge Techniker, frisch von der Akademie, hatte sich erst wenige Tage zuvor dazu entschlossen, seinen Dienst auf einem Schiff des Geheimdienstes zu verrichten. Voller Bewunderung betrachtete er erst den Warpkern der Monitor und widmete dann der Tarnvorrichtung sein Augenmerk.
    Einzig und allein dem Chefingenieur hatte Bawns seinen Posten zu verdanken. Die Dinge nahmen ihren Lauf, als Jozarnay Woil vor einigen Wochen die Sternenflottenakademie besuchte, um an einem Seminar über moderne Quantenphysik teilzunehmen. Der damalige Assistent des dort tagenden Professors war dem Antosianer außerordentlich positiv aufgefallen, sodass der Chief unverzüglich eine Empfehlung an SFI geschickt hatte. Aufgrund von Personalmangel, so hatte Woil es dem Crewman später erklärt, wäre der Antrag bewilligt worden. Doch Bawns war fest davon überzeugt, dass dieser Mann Höheres in dem talentierten Menschen erkannt hatte und nahm nicht zuletzt ihm zu liebe den begehrten Posten an.
    Zischend öffnete sich plötzlich die Tür zum Büro des erfahrensten Ingenieurs an Bord. Ein hektischer Antosianer kam herausgeeilt und lief scheinbar unachtsam an dem Neuzugang vorbei. In der letzten Sekunde riss er ihn mit und führte seinen Schützling zu einer Kontrollkonsole in der Nähe.
    „Chris, ich benötige unbedingt Ihre Assistenz hierbei!“
    Leicht desorientiert und außer Atem geraten suchte Bawns nach neuem Halt auf dem Boden, dann erst konnte er auf seinen Vorgesetzten eingehen. „Gern Sir, worum handelt es sich?“
    „Richten Sie diesen Sender“, dabei deutete Woil auf eine Apparatur, die einer Art Brosche ähnelte, „auf den Empfänger in meiner Hand! Versuchen Sie das Gerät so zu justieren, dass die Frequenzen genau zusammenpassen!“ Daraufhin nahm er einen blinkenden Metallstift aus der Jacke und übergab ihn dem Crewman. „Hier, den werden Sie benötigen! Ich werde den Vorgang mit dem Tricorder überprüfen und Ihnen sagen, wann sie aufhören können. Beginnen Sie!“
    Christopher nickte nur kurz und eine Minute später hatte er die Aufgabe bewältigt.
    Zufrieden koppelte Woil den Empfänger an die Konsole, an der sie immer noch standen. Dann schaltete er den Monitor ein: Es funktionierte! Auf dem Bildschirm erkannte man deutlich ein Bild des Maschinenraums.
    Als nächstes galt es nun, den empfindlichen Sender Arena zuzuspielen. Doch vorerst musste man dem Captain Bericht erstatten....


    Zurück im Bereitschaftsraum hatte John sein Terminal aktiviert. Er überflog bereits den fünfzehnten Eintrag, vorwiegend Schiffslogbücher der U.S.S Enterprise D und einigen anderen Raumern der Föderation, aber vor allem Spionageaufzeichnungen des Geheimdienstes. Gerade hatte er eine interessante Textpassage entdeckt, da vibrierte sein Kommunikator.
    Die Stimme des Chefingenieurs drang aus dem Starfleetemblem: „Woil an Lewinski. Captain, die Konstruktion ist uns geglückt, aber jemand muss die Kamera in den Turbolift schaffen!“
    „Lewinski hier! Könnte man sie nicht einfach in die Kabine beamen?“
    „Davon möchte ich abraten, Sir , die anderen zwei könnten das vielleicht bemerken.“
    „Was schlagen Sie also vor?“
    „Ich werde jemanden dafür auswählen, mit dem Teil in den Schacht zu klettern. Vielleicht gelingt es, die Kamera an Fähnrich Tellom durchzureichen.“
    „Machen Sie’s so! Ach und Chief, verbinden Sie mich mit Ihrem Monitor, ich würde mir gern selbst einen Überblick verschaffen!“
    „Aye Sir.“ Woil beendete die Com-Verbindung und überlegte einen Augenblick, ob er nicht selber dort hinuntersteigen sollte.
    Eine Millisekunde später sprach Crewman Bawns ihn darauf an. Irgendwie fühlte sich der Junge dazu verpflichtet sich freiwillig zu melden. Schließlich hatte sich Jozarnay Woil bei SFI so für ihn ins Zeug gelegt und sollte seine Bemühung keinesfalls bedauern!
    „Chris, sind Sie sicher, dass Sie das wirklich tun wollen? - Ich zwinge Sie nicht dazu. Glauben Sie mir, mit denen ist nicht zu spaßen, es könnte echt gefährlich für Sie werden!“
    Die ehrlich gemeinte Besorgnis des Chiefs war berechtigt, denn nicht viele Leute überlebten es, wenn sie sich gegen die Sektion stellten.
    „Ja Sir, fassen Sie es als Gegenleistung dafür auf, dass ich Dank Ihnen auf diesem Schiff dienen darf! Es ist mir nach wie vor eine große Ehre.“
    „Hoffen wir, dass Sie Ihre Entscheidung nicht bereuen werden...“


    „Hätten Sie wohl die Güte mir den Zusammenhang von ‚Verlieren’ und ‚Gefängnis’ zu erklären?“ Gartov schien tatsächlich nicht verstanden zu haben, worauf Ares damit hinaus wollte.
    Dem Centaurer war inzwischen klar geworden, dass er und seine Kumpane in eine ausgeklügelte Falle getappt sein mussten. Warum nur waren sie so leichtsinnig gewesen und hatten sich keine Ausweichpläne überlegt, auf die sie jetzt hätten zurückgreifen können? Oder viel mehr, warum wurden Ihnen keine solcher Pläne zur Verfügung gestellt? Er kam sich so verraten vor! Wo war die Sektion, hatte sie ihn im Stich gelassen?
    Schlagartig spürte er eine warme Hand auf seiner Schulter und fuhr zusammen.
    „Ares, sagen Sie, hören Sie mir überhaupt zu?“
    „Äh, wie bitte?“, fragte der Agent überrascht und erschrocken zugleich.
    „Ich werde es für Sie verdeutlichen!“, hatte Tellom das Gefühl sich einmischen zu müssen und ging stattdessen auf die Anfrage Gartovs ein. „Mr. Ares meinte wohl, wir wären nicht zufällig in diese Misere geraten. Jemand hätte mit Absicht dafür gesorgt, dass wir hier eingesperrt worden!“
    „Blödsinn“, verlautbarte der Tellarit seine Meinung dazu, „Sie haben doch selbst gespürt, dass es ein Unfall war, oder haben Sie die Torpedoeinschläge vergessen? Die Wahrheit ist doch, dass Sie, Ares, einen Fehler gemacht haben müssen! Aufgrund Ihrer Fehlberechnung haben wir uns zu viel Zeit gelassen und wurden von der Armada früher als geplant eingeholt.“
    So etwas ließ der Centaurer nicht auf sich sitzen, denn seiner Meinung nach trug jemand anderes die Schuld an dem Versagen. Gereizt sprang er auf und reagierte dementsprechend: „Soll das etwa heißen, ohne mich wären wir erfolgreicher gewesen? Wenn Sie nicht so fett und langsam wären, hätten wir unsere Operation um gut drei Stunden verkürzen können!“
    Glücklicherweise vermochte man Gartov nicht sehr leicht provozieren zu können! So konnte Ares getrost davon ausgehen, dass das ‚natürliche Schwergewicht’ sich nicht wütend auf ihn warf. Doch dies bedeutete nicht, dass es ihm unmöglich war, sich auf anderem Wege zu wehren: Mit Worten. „Und wären Sie nicht so inkompetent, wäre uns die Regierung erst gar nicht auf die Schliche gekommen!“
    Wenn sich Ares etwas nicht sagen ließ, dann, dass er ‚nicht fähig’ war: „He, Moment mal! Dass wir trotz des deaktivierten Sensorennetzes irgendwann entdeckt werden würden, hatten wir einkalkuliert. Im Übrigen waren meine Berechnungen einwandfrei, das hatte ich Ihnen bereits erklärt!“
    „Aber trotzdem muss jemand einen Fehler gemacht haben, sonst wären wir ja schließlich nicht hier, oder?“
    „Von mir aus können wir die Mission gern noch einmal von Anfang an durchgehen, wenn Ihnen das lieber ist.“
    „Fein!“, antwortete Gartov darauf und drehte sich mit dem Rücken zu Ares.
    „Fein!“, brummte auch dieser und tat das Gleiche.
    „Schweigen Sie, Sie beide!“ Für Arena war die Situation mehr als trostlos. Ihre Miniaturkamera schien nicht richtig zu funktionieren, da sie kein Signal von sich gab. Der Lift würde bald mit ihnen in die Tiefe stürzen, aber außer ihr schien das niemanden zu interessieren. Hinzu kam, dass sie nicht wusste, was geschehen würde, nachdem sie die Kabine verlassen hatten. Womöglich würde man sie alle gefangen nehmen, dabei hatte sie es noch nicht einmal geschafft sich zu entlasten. So gesehen war es ihr recht, dass die Männer die Mission der vergangenen Woche noch einmal Revue passieren lassen wollten. Auf diese Weise würde sicherlich ans Licht kommen, dass sie nicht zu der Sektion gehörte! Andererseits konnte es für Tellom gefährlich werden, wenn sie ihre wahre Identität preisgab. Was würden die Agenten mit ihr anstellen, sobald sie es erfuhren? Würde der Transporterchief sie rausbeamen, noch bevor man ihr etwas antun konnte, und wie sollte Arena die folgenden Minuten ohne einen Beweis managen? Fragen über Fragen, auf die sie vorerst nur eine Antwort parat hatte: Um jeden Preis weiterspielen...
    „Sie sollten Ihre eigenen Stimmen hören, so emotional und schwächlich! Wie Kleinkinder, die sich um ein Spielzeug streiten. Als Mitglieder der Sektion können wir uns ein derartiges Verhalten nicht erlauben! Wir müssen jetzt logisch handeln und uns sofort von hier wegbegeben!“


    Stufe um Stufe kletterte Crewman Bawns den dunklen Schacht hinunter, wobei er sich an der schmalen Sprossenleiter regelrecht festklammerte und etwa zehn Zentimeter von ihr pro halber Minute überwand! Der Grund für die Verzögerung war, dass nur noch eines der zwei Lämpchen seiner Armbandleuchte richtig funktionierte und er zu bequem war, um sich eine neue zu besorgen. Außerdem befürchtete der junge Mann, bei gleißendem Licht würde man schneller auf ihn aufmerksam werden.
    „Großartig Chris, einsame Spitze“, zischte er, obwohl niemand ihn hören konnte, „der Captain sagt, Woil soll jemanden auswählen und du Idiot meldest dich freiwillig!“ Ein weiterer Dezimeter war geschafft. „Na herrlich, jetzt fange ich schon an, mit mir selbst zu reden. Man sollte nie in finstere Schächte steigen, deren Böden man vor lauter Dunkelheit nicht erkennen kann, schon gar nicht, wenn man nicht schwindelfrei ist...so wie ich!“
    Der Crewman ertastete die nächste Sprosse uns setzte seinen linken Fuß auf ihr ab. Gerade als er wieder Halt gefunden hatte, gab auch das letzte Lämpchen den Geist auf. Bawns spürte, wie sich sein Körper daraufhin versteifte und er sich immer fester am Geländer festkrallen musste. Tränen liefen ihm über das halbe Gesicht.
    „Hatte ich schon erwähnt, dass ich schreckliche Angst im Dunkeln habe?“ Zitternd versuchte er sich von der Leiter zu lösen, um noch weiter hinabzusteigen. Doch es wollte ihm partout nicht gelingen, sein Kopf ließ es einfach nicht zu! Normalerweise reagierten Männer seines Alters nicht so extrem ängstlich auf die Finsternis, doch bei Christopher handelte es sich um eine echte Ausnahme:
    Als Kind hatte er sich einmal selbst versehentlich im Keller seines Elternhauses eingeschlossen. Seine Mom und sein Dad waren übers Wochenende zu Freunden gefahren und wussten nichts von dem Missgeschick ihres Sohnes. Das alte Kellergewölbe besaß keine Fenster, und so wurde darin ständig mit einem elektronischen System für die Ventilation gesorgt. Da aber ausgerechnet an diesem Tag ein heftiger Regensturm in der Stadt gewütet hatte, war das Stromnetz deaktiviert worden. Die Lüftung und das Licht im Haus waren offline. Crewman Bawns wäre damals beinahe erstickt, wenn ein Nachbar nicht seine Hilfeschreie gehört hätte. Doch trotzdem musste der Junge fast fünf Stunden allein in der Dunkelheit ausharren. Als der Sauerstoff immer knapper wurde und sein Gehirn ihm vormachte zwielichtige Gestalten zu sehen, prägte dieser Umstand sein Leben für allezeit. Seitdem hasste er jedwede Art von dunklen Nischen oder auch Schächten!
    Minuten vergingen, ohne dass Chris sich rührte. Dann erinnerte er sich an die Worte des Chefingenieurs. Und der Chief hatte noch gemeint, Bawns müsse dies nicht tun, der Antosianer würde ihn nicht dazu zwingen! Als ‚Gegenleistung’ hatte Chris seine Entscheidung bezeichnet und diese wollte er um jeden Preis erbringen!
    „Woil an Bawns“, entfleuchte dem Kommunikator eine wispernde Stimme, „Wo bleiben Sie? Da hat ja die Konstruktion der Kamera weniger Zeit in Anspruch genommen als ihre Übergabe!“
    Der Crewman nahm allen Mut zusammen und stieg drei weitere Stufen in die Tiefe, dann erst klopfte er auf das Emblem. „Bawns hier, Sir! Ich bin fast unten, geben Sie mir bitte noch etwas mehr Zeit!“
    „Das Ultimatum hat seine Grenzen, Sie haben fünf Minuten, Chris! Ich lasse die Com-Verbindung bestehen, damit ich auch weiß, was dort unten geschieht.“
    „Aye Sir, danke Chief!”
    Weitere zwei Stufen waren überwunden und Bawns war gewillt die nächste zu erreichen. So versuchte er, sie wie gewohnt mit dem Fuß zu ertasten. Doch statt einer Sprosse fühlte er nichts weiter als pure Luft. An jener Stelle musste die Metallstange bei der Montage vergessen worden sein, was den angehenden Techniker dazu zwang sie einfach auszulassen.
    Mit einem größeren Schritt nach unten wollte er die Lücke kompensieren, dabei allerdings verlor er das Gleichgewicht und stürzte unaufhaltsam in die todbringende Tiefe hinab – einen halben Meter. Ein dumpfer Knall und eine leichte Prellung, schlimmeres war nicht passiert, denn Chris war auf dem Turbolift gelandet.


    „Psst, haben Sie das auch gehört?“ Gartov richtete seinen Handphaser auf die geschlossene Tür des Turboliftes.
    Auch Arena war nicht entgangen, dass etwas oder jemand von außerhalb ein Geräusch verursacht haben musste. War dies etwa eine verfrühte Befreiungsaktion, die John Lewinski unplanmäßig befohlen hatte? Beunruhigt kratzte sich die junge Frau an den spitzen Ohren, da das künstliche Gewebe unangenehm zu jucken begann. Obwohl das Gehör des Fähnrichs definitiv nicht vulkanisch war, hatte sie wahrgenommen, dass der plötzliche Knall über ihnen stattgefunden hatte. Unauffällig blickte sie zu der winzigen Spalte an der Decke und hoffte, dass man ihr ein kleines Wunder hindurchstecken würde. Am besten einen Notfalltransponder, damit man sie herausbeamen konnte, sollte die Situation zu heikel werden.
    „Es klang so“, meinte Ares es gehört zu haben, „als ob etwas auf den Lift gekracht wäre. Könnte aber auch sein, dass einer von denen auf die Kabine gesprungen ist.“
    Erst jetzt bemerkte Tellom, dass Gartov seine Waffe empor gerichtet hatte. Er schien sogar ein bestimmtes Objekt anzuvisieren. Doch damit er zielsicher abdrücken konnte, brauchte er absolute Ruhe: „Seien Sie doch still! Ich höre jemanden atmen...“
    „Atvorgan“, fauchte die Wissenschaftlerin den Tellariten an und hielt ihre Hand vor dessen Strahlenkanone, „wir hatten doch beschlossen, keine Verletzten mehr! Was haben Sie vor?“
    Der stämmige Tellarite schob die ‚Vulkanierin’ bei Seite und setzte erneut zum Schuss an. „Nach was sieht’s denn wohl aus, hm? Ares, auf drei!“


    „Autsch!“ Christopher verzog sein Gesicht zu einer schmerzerfüllten Visage. Dabei hatte er noch verdammtes Glück gehabt! Eben so gut hätte er drei oder vier Meter hinabstürzen können und sich wer weiß was gebrochen. Doch so war er ‚nur’ auf eine abgerundete Kante gefallen und hatte sich dabei vermutlich den Knöchel verstaucht. So genau konnte er das nicht beurteilen, da er vom rechten Unterschenkel an abwärts nichts mehr spürte. Einige seiner Nervenstränge waren ebenfalls gequetscht, im 24. Jahrhundert eine Bagatelle, welche die Bordärztin Frasier im Nu wiederhergerichtet haben würde.
    Es blieb nun zu hoffen, dass die Kabine einigermaßen schalldicht konstruiert worden war. Denn wenn man die Klänge seines Sturzes gehört hatte, schwebte er jetzt in akuter Lebensgefahr! Ja, auch Chris hatte Erfahrungen mit der Sektion aufzuweisen. An der Akademie war er einer der wenigen gewesen, der mutig genug war, sich gegen sie zu entscheiden und diesen Beschluss überlebte.
    Nach seinem kleinen ‚Zwischenfall’ suchte der Crewman nun nach einer Möglichkeit, die Kamera durchzureichen. Chief Woil nach sollte der äußere Öffnungsmechanismus der Notfallluke immer noch betriebsbereit sein! So erschien es Chris am Geeignetsten, eben diese zu benutzen und sie für seine Zwecke ein paar Zentimeter zu öffnen. Ein kleiner Spalt würde entstehen, um das empfindliche Gerät runterzu... EIN SPALT?
    „Oh bitte nicht...!“ Gerade, als Bawns mit der Prozedur beginnen wollte, fiel ihm zufällig ein minimaler Bruch in der Hülle ins Auge, aus dem ein schwaches Licht flackerte. Leider bedeutete dies für ihn, dass man seinen Aufschlag in der Kabine gehört haben musste!
    „Chris“, meldete sich Jozarnay Woil über Intercom, „ist Ihnen etwas passiert?...Chris?“
    In Panik geraten sprang der junge Mann auf den Schlitz in der Decke zu.
    „Eins...“
    Leicht desorientiert steckte er die Hightechbrosche hindurch.
    „...zwei...“
    Verzweifelt und unwissend darüber, ob dies seine letzten Sekunden sein würden, starrte er nervös in alle Richtungen, doch er erkannte nur die Dunkelheit! Das damalige Kellererlebnis aus der Kindheit spielte sich vor seinen Augen ab. Er spürte, wie es ihm sämtliche Luft abschnürte. Dann war da nichts mehr.
    „...drei, und Feuer!“


    „Woil an Transporterraum, haben Sie ihn?“ Geschockt wartete der Chefingenieur auf eine Antwort. Nach einer kleinen Verzögerung bekam er sie:
    „Fähnrich Bolder hier, Sir, ich habe den Crewman! Er war bewusstlos, ist aber gleich wieder aufgewacht.“
    „Geht es ihm gut?“
    „Nein, Chief, er lässt nicht mal mit sich reden, so als ob er einen Schock erlitten hätte.“
    Jozarnay war heilfroh, dass der Neue seines Stabs offensichtlich keine ernsthaften, körperlichen Schäden davongetragen hatte! Doch was mochte dort unten Schreckliches passiert sein, sodass er vor lauter Angst nicht mehr sprechen konnte? Schuldgefühle plagten das Gewissen des Antosianers. „Beamen sie den Jungen sofort auf die Krankenstation, Doktor Frasier soll sich umgehend um ihn kümmern!“
    Ja genau, die talentierte Schiffärztin war im Moment wohl die beste Adresse! Sie würde die Sache wieder geradebiegen, das hatte sie bisher immer getan...aber war sie fähig genug es auch dieses Mal zu schaffen, bei einem Traumapatienten?
    „Aye Sir, das hatte ich gerade vor! Transporterraum Ende!“ Besorgt fuhr Bolder mit seiner Hand über die Schalttafel.
    Soweit hatte die Sektion es also wieder einmal getrieben! Als er den reglosen Crewman zu sich gebeamt hatte, hatte der Fähnrich außerdem zwei winzige Waffenprojektile im Musterpuffer lokalisiert. Noch rechtzeitig war es ihm gelungen, sie vor der Materialisation herauszufiltern, ansonsten wäre Bawns wohl tot auf die Plattform transportiert worden! Auf wenige Millimeter hatten sich die Geschosse dem Crewman bereits genähert, so war das Timing des Transportvorganges äußerst entscheidend gewesen. Hätte Chief Woil den Befehl zum Beamen auch nur eine Sekunde später erteilt, Lewinskis Crew wäre um ein weiteres Mitglied ärmer gewesen!
    „Energie...“ Der zitternde Körper des in die Ecke gekauerten Bawns tauchte in ein bläulich schimmerndes Licht, dann war da wieder nichts!


    Normalerweise hätte sich in der Decke wenigstens ein klaffendes Loch befinden müssen, ja nicht einmal die Strahlen der Phaser waren zu erkennen gewesen!
    Arena war perplex, als sie die Schüsse gehört hatte, aber keine Auswirkungen erkannte. Bei diesen Waffen konnte es sich schlicht und einfach um keine echten Handphaser der Sternenflotte handeln! Schon bald wurde ihr bewusst, dass Atvorgan die weiterentwickelte TR-16 vom Typ II benutzt haben musste. Sie war handlicher, schneller und noch zuverlässiger als ihre Vorgängerin konstruiert worden, mit der Ares den Kanzler ermordet hatte.
    Schreie hörte Tellom nicht, ein Anzeichen dafür, dass dem unbekannten Crewmitglied wohl eine schneller und schmerzloser Tod widerfahren war! Was aber würde man mit ihnen anstellen, wenn man sie zu fassen kriegte?
    Etwas war geschehen, ein Wunder: Eine kleine Brosche hatte Arena aufgefangen, bevor der Überbringer sterben musste. Sie war sich jedoch nicht sicher, ob es sich dabei wirklich um ein Notfalltransportsystem oder um eine neue Kamera handelte. Traf Ersteres zu, so musste Telloms altes Gerät doch funktioniert haben! Aber hatte sie sich auch in Bezug auf den gebrochenen Trageriemen geirrt? Schließlich war sogar eine erwachsene Person auf den Turbolift gesprungen, ohne dass die Kabine auch nur gewankt hatte.
    Wenn es tatsächlich so aussah, dann konnte der Fähnrich jetzt alles riskieren...sie musste es sogar, wen sie sich entlasten wollte!
    „Was meinen Sie, Gartov, haben wir ihn erwischt?“ Ares spähte durch die Röntgenbrille, die zu seiner Waffe gehörte. Zweifellos hatte er geschossen! Doch beim Abfeuern der Projektils war sein Ziel plötzlich in ein gleißendes Licht getaucht, was die Sicht des Centaurers behindert hatte. Der Agent war sich nicht sicher, ob er überhaupt getroffen hatte und suchte deshalb fieberhaft nach der Leiche.
    „Wo ist er geblieben, ich sehe ihn einfach nicht! Gartov, können Sie erkennen, ob dort oben jemand liegt?“
    Auch der Tellarit setzte sich die Brille wieder auf und blickte durch sie hindurch. „Nein, absolut niemand! Dieses Licht vorhin muss ein Transporterstrahl gewesen sein, der ihn zurückgeholt hat.“ Gartov deutete mit der Hand auf die Stelle, an der er und Ares den jungen Crewman gesichtet hatten: „Lassen Sie uns verschwinden, solange wir noch nicht von dreißig Sicherheitsoffizieren umrungen sind!“
    Arena musste diesen Entschluss unbedingt verhindern! Neuer Zuversicht, was die Stabilität des Liftes anbelangte, wollte sie die beiden Männer so lange hinhalten, bis sie ihre Unschuld mit Hilfe der Kamera bewiesen hatte. „Ich erwähnte bereits“, log sie, „dass wir die Phaser nicht benutzen dürfen!“
    „Und ich erwähnte bereits“, konterte Gartov, „dass wir hier trotzdem auf die eine oder andere Art raus müssen! Wir werden den Einsatz der Waffen riskieren und uns durchschneiden!“
    Keinesfalls durfte Tellom klein beigeben, sonst war alles für sie und für ihre Karriere beim Geheimdienst verloren: „Bedaure, aber ich darf diese Fehlentscheidung nicht gestatten, unsere Sicherheit und Gesundheit würden durch sie beeinträchtigt!“
    „Irgendwie“, mischte sich Ares in die Konversation mit ein, „habe ich das dumme Gefühl, Sie wollen uns hier festhalten, T’lom.“ Damit hatte der Agent natürlich Recht, was Arena ihm aber niemals eingestehen durfte...jetzt noch nicht!
    „Was reden Sie da für einen Unsinn, Centaurer? Ich habe nichts dergleichen im Sinn gehabt und wollte nur auf die Gefahr eines Absturzes hinweisen! Die Chancen dafür liegen bei...“, Arena stockte kurz, „...neununddreißig Prozent.“ Eine bessere Zahl war der Terellianerin im Moment nicht eingefallen, wobei der korrekte Betrag des frei von ihr erfundenen Wertes noch ihr kleinstes Problem war!
    Doch Ares konnte sie nicht überzeugen: „Sie haben schon vieles behauptet, Vulkanierin! Während unserer Mission ist mir da so einiges aufgefallen...“


    Vor etwa einer Woche...


    Sektor 001. „U.S.S Quito an Kontrollhangar, bitten um Erlaubnis abzudocken und die Raumbasis verlassen zu dürfen!“ Kaum hatte Ares den routinemäßigen Ruf gesendet, lösten sich auch schon die Andockklammern, welche die Station und das Shuttle bislang zusammengehalten hatten.
    „Kontrollhangar an Quito“, meldete sich dann eine tiefe, weibliche Stimme, „Erlaubnis erteilt, Botschafter! Bitte benutzen Sie die Shuttleluke, um die Basis zu verlassen!“
    „Verstanden, Kontrollhangar! Ares Ende.“
    Mit einem „Guten Flug, U.S.S Quito!“ unterbrach die Kommunikationsoffizierin auf der Starbase 187 die Com-Verbindung, woraufhin sie ein Signal an das Sekundärschott übermittelte und sich dieses automatisch zu öffnen begann.
    Inzwischen hatte sich Botschafterin T’lom, die einzige Vulkanierin im Trio, an die manuellen Steuerkontrollen gesetzt. Extra für diese Mission musste sie an einem zweiwöchigen Pilotenkurs teilnehmen, der natürlich geheim durchgeführt worden war. „Das Shuttle wurde freigegeben, Koordinaten sind programmiert. Ich aktiviere die Triebwerke und beschleunige auf einen Viertelimpuls.“
    Erst langsam, dann immer schneller glitt das kleine Raumgefährt vorbei an Work Bees und Wartungsarbeitern in Raumanzügen. Gespannt beobachteten einige Weltraumtouristen von der Aussichtslange aus, wie es durch die schmale Öffnung in das offene All verschwand.



    Nachdem sie sich einige tausend Meter von dem immens großen Raumschiffhafen entfernt hatten, aktivierte T’lom für den Bruchteil einer Sekunde den Warpantrieb. Gerade lange genug dauerte der relativ kurze Sprung, um einen nahen, versteckten Treffpunkt zu erreichen.
    „Wir haben den Bestimmungsort passiert“, bemerkte die kühle und doch so attraktive Agentin, „soll ich sie rufen?“
    „Das wird nicht nötig sein“, gab Botschafter Atvorgan der Vulkanierin zu verstehen, „lassen wir sie uns reinbitten!“
    Plötzlich wurde die Quito von einem Leitstrahl erfasst, der aus dem Nichts zu kommen schien. Immer weiter näherte sie sich dessen Ursprung. Mit einem Mal tauchte ein Licht vor dem Cockpit auf, welches das Shuttle mitsamt der Delegierten darin in sich verschlang.


    „Willkommen an Bord der Monitor, verehrte Botschafter! Ich bin der Captain, John Lewinski, und dies hier ist mein erster Offizier, Commander Matthew Price.“
    Anerkennend nickte Matt der bezaubernden Frau und den beiden Männern zu. Erstere begrüßte er mit einem der Vulkanierin nicht unbekannten Spruch: „Leben Sie lang und in Frieden, Madame Botschafterin!“
    Genau wie der Führungsoffizier erhob auch T’lom ihre Hand und spreizte dabei traditionell die Finger. „Langes Leben und Frieden auch für Sie, Commander Price!“
    Das Shuttle, mit dem die Delegierten angereist waren, war das modernste, welches sie auf die Schnelle hatten chartern können! Noch bevor sich der Captain und sein direkter Stellvertreter im Haupthangar eingefunden hatten, stand es bereits antriebslos auf der Plattform. Mehrere Schriftzüge an den Seiten, am Bug, sowie am Heck des Gefährtes zeigten deutlich die Worte ‚U.S.S. QUITO’, jedoch existierten keinerlei Registriernummern, wie es für kleinere Raumschiffe dieser Art normalerweise üblich war.
    Mit einer flüchtigen Kopfbewegung verneigte sich Lewinski vor dem Abgesandten Alpha Centauris und dem tellaritischen Interessenvertreter.
    Jene erwiderten die Geste, indem sie es ihm gleichtaten und sich dürftig verbeugten. „Wir danken Ihnen, Captain, und sind darüber erfreut, für einige Tage Ihre Gäste sein zu dürfen!“
    „Ich habe zu danken, Botschafter Ares! Sie Drei sicher in das malcorianische System bringen zu dürfen, bedeutet für mich und meine Crew eine große Ehre! Wir werden den Planeten schon bald erreicht haben, schließlich ist die Monitor ein schnelles Schiff.“
    Atvorgan verschränkte die Arme hinter dem Rücken, vorausschauend wiederholte er die Worte des Menschen: „Ein schnelles Schiff, davon sind wir überzeugt...!“
    „Captain”, erinnerte T’lom trocken, „es stehen uns in den nächsten Tagen einige anstrengende Verhandlungen bevor. Wir würden es begrüßen, uns nun in unsere Gästequartiere zurückzuziehen.“
    „Selbstverständlich, Botschafterin! Meine Leute werden Sie hinführen, die Herren gehören der internen Sicherheit an und werden sich zu Ihrem Schutz vor den Eingängen postieren.“
    John war stolz auf den jungen Fähnrich, als vermeintliche Delegierte Vulkans erfüllte Arena voll und ganz seine Vorstellungen....bis sie ihm antworte: „Ich denke, das wird auf diesem Schiff nicht von Nöten sein, Captain Lewinski!“
    „Nun...ganz wie Sie meinen, Botschafterin! Aber dennoch werde ich einige Crewmen auf Ihrem Deck pattroulieren lassen.“
    „Das bleibt Ihnen überlassen, doch sorgen Sie bitte dafür, dass wir von Ihren Männern nicht gestört werden!“
    Für Lewinskis Geschmack hatte die Terellianerin die Rolle ein wenig zu gut geübt, sie kam dem exzentrischen Verhalten einer wahren Botschafterin abscheulich nahe! Sie fand wohl so langsam Gefallen an der Sache...
    „Keine Sorge“, murmelte der Führungsoffizier, „niemand wird Sie belästigen!“
    „Vielen Dank! - Ach sagen Sie, Captain, besteht für mich die Möglichkeit das Schiff besichtigen zu dürfen, bevor ich wie die anderen in mein Quartier gehe? Ich bin von der Konstruktionsweise der Defiant-Klasse überaus fasziniert!“
    „Ich denke, das ließe sich einrichten. Wenn Sie es wünschen, werde ich Ihnen die wichtigsten Räumlichkeiten der Monitor sogar persönlich zeigen.“
    Nachdem sie eingewilligt hatte, deutete die Vulkanierin auf den Ausgang, durch den Lewinski, sie und die restlichen Delegierten den Hangar daraufhin verließen.
    Im Turbolift würden der Kommandant und sein weiblicher Gast die Besichtigung beginnen...


    Gegenwärtig auf der Monitor...


    „Vollkommen richtig“, misstraute nun auch Gartov seiner Kollegin, „warum um alles in der Welt waren Sie eigentlich so erpicht darauf, mit dem Captain allein gelassen zu werden?“
    Es war nicht zu fassen, längst wollten sie den Turbolift verlassen haben, doch immer neue Diskussionen oder andere Banalitäten hielten die Gruppe ständig davon ab!
    „Wie es scheint, Mr. Atvorgan, haben Sie eben nicht richtig zugehört! Ich hatte mich in erster Linie durch die Monitor führen lassen, um das Schiff in Ruhe besichtigen zu können. Dabei machte ich mich mit seinem Bauplan vertraut, ohne dessen fotographischer Einprägung wir aufgeschmissen wären.“
    Telloms Argumente waren schlüssig, was letztendlich dazu führte, dass man ihr glaubte. Doch alles Reden würde nichts gegen das Vorhaben der Sektionsmitglieder, sich mit Hilfe der Phaser zu befreien, ausrichten können.
    Es war an der Zeit, Taten folgen zu lassen! Die Agenten, Arena eingeschlossen, richteten ihre Waffen auf die massive Deckenverkleidung und drückten ab...


    Stille. Vor dem aktivierten Display war John Lewinski eingenickt.
    Über Minister Krola hatte der Captain in Erfahrung gebracht, dass dieser ein wesentlicher Grund dafür war, dass das erste Warpantrieb-Projekt in der Geschichte Malcors um mehr als fünf Jahre verschoben werden musste. Obwohl man damals noch mitten in den Vorbereitungen des ‚großen Sprungs’ steckte, stellte die Sternenflotte 2367 eher unfreiwillig den ersten Kontakt her.
    Die U.S.S. Enterprise ,unter dem Kommando von Captain Jean-Luc Picard, hatte den Auftrag bekommen, die technologischen Fortschritte der Malcorianer für einen möglichen Erstkontakt auszuwerten. Durch einen Unfall war der erste Offizier des Raumschiffes während einer verdeckten Außenmission schwer verletzt worden, sodass er in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Es hatte sich schnell herausgestellt, dass seine Anatomie anders als die der Einheimischen gewesen war, was in der Öffentlichkeit für unangenehmes Aufsehen gesorgt hatte.
    Letztendlich schaffte es die Crew den Commander zurückzuholen. Dafür allerdings musste man sich an den Regierungschef wenden, der danach anordnete, das gesamte Warpprogramm auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Der Kanzler wollte warten, bis sein Volk bereit sein würde für all das Neue im Universum. Doch nun war Avel Durken tot, ermordet von einer fremden, illegalen Macht! Dabei war sich der Politiker seit dem Zweitkontakt im Jahre 2373 sicher gewesen, dass sich die teilweise engstirnigen Ansichten der Bevölkerung allesamt geändert hatten. Sie waren nicht länger der Mittelpunkt des endlosen Kosmos, nicht nachdem die Wissenschaftsministerin Mirasta Yale den offiziellen ersten Warpflug durchgeführt hatte!
    Schon einige Zeit zuvor hatte sich Krola gegen das Projekt und einen Kontakt mit fremden Wesen ausgesprochen. Doch nie war es ihm gelungen, die benötigten Wählerstimmern zu erhalten, um seine politischen Aspekte durchzusetzen. Heute, sechs einzigartige Jahre später, bekam er wahrscheinlich die Chance dazu! Jetzt, wo der Regierungschef getötet worden war, konnte er dessen Amt antreten, sobald die neuen Wahlen ausstehen würden. Bestochen hatte Krola genug Personen, um sich diesbezüglich keine Sorgen machen zu müssen. Wenn es nach ihm ging, so war Malcor dem Untergang geweiht, wenn sich der Planet in die Föderation integrierte! Der Minister war sich sicher, dass die vereinigten Rassen versuchen würden sein Volk zu beherrschen und zu missbrauchen.
    PIEP...PIEP...PIEP! Das Sternenflottenterminal klappte sich selbst zusammen, da es seit über dreißig Minuten niemand mehr benutzt hatte.
    Aus dem Halbschlaf gerissen, wachte John durch das nervige Geräusch auf. Träge rieb er sich die Augen und starrte auf die schwarze LCD-Anzeige, die sich immer weiter absenkte, bis sie vollkommen aus seinem Blickfeld verschwand.
    Den Ellenbogen auf der Schreibtischplatte abstützend, klopfte der Captain auf den Insignienkommunikator: „Lewinski an Brücke, Status!“
    „Matt hier! Wir haben noch knapp vier Stunden Zeit, bis wir die Spione ausliefern müssen. Doch soweit ich es mitbekommen habe, hat sich Arena noch nicht entlastet.“
    „Dann müssen Sie ihr irgendwie klarmachen, dass sie das möglichst bald tun sollte!“
    „Ich werde mit Chief Woil darüber sprechen! Ach äh, Momentchen mal Skipper...Ardev, was zum Teufel ist das?“ Abrupt unterbrach der erste Offizier die Unterhaltung und meldete sich erst Sekunden später wieder: „Price an Lewinski! Ich fürchte, jetzt haben wir ein weitaus schlimmeres Problem...“



    ...und die Reise geht weiter - am Samstag, dem 12.7.2003, ab 20 Uhr

    Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...

    AUS ÜBERZEUGUNG
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by NADIR ATTAR
    executive producer NADIR ATTAR
    producer SEBASTIAN OSTSIEKER lektor OLIVER DÖRING
    writers CHRISTIAN GAUS & THOMAS RAKEBRAND
    written by THOMAS RAKEBRAND
    TM & Copyright © 2003 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!
    Episode #408

    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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