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...na dann mal Prost!
  • Monitor - 4x11: Offenbarungen

    Teil 1
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    • TheOssi
    Der Kontaktmann von John Lewinski bittet endlich, nach einem Jahr der spärlichen Kontaktaufnahme, um ein persönliches Treffen. Der Informant, der sich als gar nicht einmal so unbekannt herausstellt, bietet dem Captain einen lukrativen Deal an: die Möglichkeit, Sektion 31 endlich einen entscheidenden Schlag zu versetzen.

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    Monitor 4x11 "Offenbarungen", Teil 1
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    An diese neuen Gänge, die neue Umgebung würde er sich erst noch gewöhnen müssen. Auch wenn er es wohl noch nicht so recht glauben mochte, er würde es irgendwann tun und eines Tages würde er auch dieses Schiff als sein Zuhause ansehen. Genauso, wie er die Monitor für lange Zeit als seine Heimat angesehen hatte, so würde auch ihm bald die Voyager vertraut vorkommen. Bruce Land ging durch einen der langen Korridore dieses Schiffes der Intrepid-Klasse, auf dem Weg zu einem Turbolift. Auf dem Weg dorthin begegneten ihm einige Crewmitglieder, die ihn mit einer Mischung aus Neugierde und Misstrauen grüßten. Diese Empfindungen durfte man auf keinen Fall falsch interpretieren. Es war normal, dass man sich nur schwer von gewohnten Personen trennen und dann neue Figuren akzeptieren konnte. Land war neu auf der Voyager und es würde seine Zeit dauern, bis man ihn als vollwertigen Teil der Mannschaft akzeptieren würde. Und auch er selbst würde Zeit brauchen, um sich zu gewöhnen. Nicht nur an eine neue Crew, an ein neues Schiff sondern auch an neue Aufgaben. Fast sieben Jahre lang war er Mitglied des SFI gewesen, des Geheimdienstes der Sternenflotte und hatte spannende, gefährliche Missionen absolvieren müssen. Er hatte auf einem Raumschiff gedient, welches in keiner offiziellen Datenbank auftauchte und dessen Besatzung auch nicht als offizielle Angehörige der Sternenflotte eingetragen waren. Nun, nach einem „freien“ Jahr, wie er es nannte, hatte er wieder eine Anstellung gefunden. Die Position als erster Offizier auf der Voyager war ihm als perfekt erschienen. All die Jahre hatte er darauf hingearbeitet, Kommandooffizier zu werden und nun würde es zum Härtetest kommen. Sicher, auch auf der Monitor war er der erste Offizier gewesen, doch dort war er außerdem noch Navigator gewesen. Gewissermaßen war er so immer beschäftigt gewesen, hatte immer etwas gehabt, um das er sich kümmern würde. Hier auf der Voyager würde dies anders sein. Er würde nur noch erster Offizier unter dem Kommando von Captain Chakotay sein.
    Bruce betrat den leeren Turbolift und gab als seinen Bestimmungsort die Brücke ein, wohin ihn das Gefährt in einem aberwitzigen Tempo transportierte. Nur den exzellenten Trägheitsdämpfern war es zu verdanken, dass er nicht zu Boden gedrückt und so platt wie eine Flunder war. Nun war es also vorbei mit dem SFI. Kein Spionieren, keine Infiltration mehr. Sicher, er war immer noch im passiven Dienst, wie man es nannte, er konnte also immer wieder zu Aufgaben herangezogen werden. Wenn man so lange wie er dabei gewesen war, so konnte man nie wirklich aus dem Geschäft aussteigen. Doch nun würde er sich um „normale“ Sternenflottenarbeit kümmern, wenn man dies überhaupt in den unbekannten Weiten des Weltalls so nennen durfte. Er würde endlich wieder Forscher sein und den Quadranten erkunden. Es war fast zehn Jahre her, seit er das letzte Mal bei einem Erstkontakt dabei gewesen war. Als erster Offizier würde er hautnah miterleben, wie diplomatische Kontakte zu völlig neuen Zivilisationen hergestellt werden würden und sein Tun würde die zukünftigen Beziehungen für Jahrzehnte beeinflussen. Sicherlich würden es tolle Zeiten an Bord werden. Zischend glitten die beiden Türhälften auseinander und gaben ihm so den Weg zur Kommandozentrale des Raumschiffs Voyager frei. Die OPS- und Taktik-Stationen waren noch nicht besetzt, auch hier würden bald neue Offiziere erwartet, die in die großen Fußstapfen von Lieutenant-Commander Tuvok und Lieutenant Harry Kim treten würden. Aus dem Kommandosessel erhob sich Captain Chakotay und begrüßte ihn mit einem Lächeln. Noch bevor Bruce Land irgendwelche Worte an seinen neuen Kommandanten richten konnte, fiel sein Blick auf eine Person, die sich ebenfalls erhob und neben den indianischen Captain stellte.
    „John, was machst du denn hier?“ erkannte Land seinen alten Freund und ehemaligen Kommandanten erfreut wieder.
    Chakotay und John Lewinski blickten sich beide schmunzelnd an und dann übernahm der Kommandant der Voyager die Aufgabe, Erklärungen abzugeben:
    „Nun, Mr. Land, wie mir Captain Lewinski mitgeteilt hat, sind sie und er alte Freunde. Zur Übernahme ihres neuen Postens wollte er ihnen persönlich gratulieren und hat ihnen sogar ein Geschenk mitgebracht!“
    „Ein Geschenk?“
    Lewinski holte eine kleine Schachtel hervor und öffnete sie feierlich. In ihr befand sich ein einzelner, silbernen Rangpin.
    „Du hast sehr lange darauf gewartet...“ begann Lewinski.
    „Oh ja,“ unterbrach ihn Bruce Land und lachte auf, als ihm klar wurde, was ihm bevorstand.
    Lewinski entfernte den nur halb ausgefüllten Rangpin von Lands Kragen und ersetzte ihn durch den von ihm mitgebrachten.
    „Bruce, als dein langjähriger Kommandant und als ein Freund, der dir sehr viel schuldet, ist es mir eine große Ehre, dich hiermit in den Rang eines Commanders zu befördern, mit allen zugehörigen Rechten und Pflichten.“
    Land strahlte angesichts dieser Beförderung. Die harte Arbeit hatte sich also ausgezahlt. Nach sieben Jahren im Range eines Lieutenant-Commander hatte man ihn endlich endgültig zu einem kommandierenden Offizier gemacht. Nach einer kurzen Phase der Stille wandte sich Commander Land an seinen neuen Kommandanten und holte eine Geste nach:
    „Sir, Commander Bruce Land meldet sich hiermit zum Dienst.“
    „Stehen sie bequem, Commander, sonst holen sie sich noch einen Krampf,“ entgegnete der Indianer freundlich und sprach damit unabsichtlich Worte aus, die Kathryn Janeway vor knapp neun Jahren ebenfalls zur Begrüßung einiger Offiziere hatte verlauten lassen.
    „Wie ich von Captain Lewinski gehört habe,“ fuhr Captain Chakotay fort, „sind sie ein hervorragender Offizier und ein guter Pilot. Während ich denke, dass sie Fähnrich Tema´na wohl nicht so oft ans Steuer lassen wird, freue ich mich schon auf unsere Zusammenarbeit und ich denke, dass sie die in sie gesetzten Erwartungen sicherlich erfüllen können. Da wir auch ein wenig mehr Platz als auf ihrem alten Schiff haben, bekommen sie sogar ihr eigenes Büro.“
    „Danke, Sir. Kann ich schon etwas für sie tun?“
    „Nein, wir legen noch nicht ab. Ich schlage vor, sie beziehen ihr Quartier und tauschen einige Erinnerungen mit ihrem alten Kommandanten aus. Wie ich gehört habe, ist es einige Zeit her, dass sie sich das letzte Mal gesehen haben.“
    Land nickte und war hocherfreut. Er wollte in der Tat einige Neuigkeiten mit Lewinski austauschen und mal erfragen, wie es seiner alten Crew erging. So gingen beide zu Turbolift und brachten sie in Lands neues Quartier.
    Natürlich war es noch recht leer. Abgesehen von der Standardausrüstung war hier nicht viel drin. Seine persönlichen Sachen sollten jedoch schon bald an Bord kommen und dies würde ihm dann ermöglichen, seiner neuen Heimat eine individuelle Note zu verpassen. Lewinski ging zum Replikator und bestellte sich seinen Kaffe, den er für dringend nötig erachtete. Sein Freund hatte es abgelehnt, etwas zu trinken.
    „Ich hoffe mal, dass du mir keine Schande machst und weiterhin ein vorbildlicher Offizier bist, Commander,“ meinte der Captain freundlich und nahm einen tiefen Schluck von der herrlich heißen Brühe.
    „Keine Angst, ich werde mein Bestes geben,“ versuchte ihn Land zu beruhigen.
    „Du weißt, dies war mir nie gut genug.“
    „Allerdings. Daher bin ich auch froh, einen Sklaventreiber wie dich endlich los zu sein,“ kommentierte der ehemalige Navigator der Monitor und beide lachten angesichts dieses zynischen Kommentars. Kurz schwiegen die beiden und im Anschluss meinte Lewinski:
    „Ich bin froh, dass du endlich etwas Festes gefunden hast. Nach einem Jahr herumvagabundieren wird es dir gut tun, wieder eine längere Zeit nur an einem Ort verharren zu können.“
    Die Antwort Bruce Lands erfolgte nicht sofort, denn es hatte an der Tür geklingelt und als der neue erste Offizier sie öffnete, wurden ihm seine ersten Gepäckstücke gereicht. Sogleich begann er, seine erste Tasche zu entleeren und die Gegenstände an den für sie vorgesehenen Ort zu verstauen.
    „Ich kann nur hoffen, dass es mir hier nicht zu langweilig wird. Die Aufgabe der Monitor war immerhin eine ganz andere als es auf einem Forschungsschiff jemals möglich sein wird.“
    John schüttelte energisch den Kopf.
    „Mach dir mal in dieser Hinsicht keine Sorgen. Da du ja sicherlich auch die Entwicklung und Aufgaben der Voyager in den letzten beiden Jahren verfolgt hast, wird dir wohl bekannt sein, dass auf diesem historischen Schiff schon einiges geschehen ist.“
    „Na hoffen wir es,“ gab Bruce als Antwort zurück. Es klang fast schon, als wäre er etwas skeptisch über seine Entscheidung, diesen Posten anzunehmen. Aber dies war wohl normal für jemanden, der sich erst einmal an etwas ganz neues gewöhnen musste. Da er lange nichts mehr von seinem alten Schiff gehört hatte, beschloss Land das Thema zu wechseln.
    „Und? Wie stehen die Dinge so auf der Monitor?“
    „Gut,“ gab der Captain zu, „sogar besser als ich dachte.“
    „Kommst du nun auch mit Matt Price klar?“
    In Anbetracht der Tatsache, dass ihn anscheinend jeder im letzten Jahr auf dieses Thema angesprochen hatte, seufzte John und gab dann zu:
    „Es ist inzwischen besser geworden. Commander Price ist, wie du ja wohl selbst weißt, ein sehr außergewöhnliches Individuum. Manchmal hat uns dieser Charakterzug geholfen, manchmal nervte er mich jedoch. Fest steht, dass er jedoch nicht so ein guter Navigator ist wie du!“
    „Dachte ich es mir doch!,“ entgegnete Land und grinste wieder. Dann trat wieder eine Phase der Stille ein, was ihn dazu veranlasste, ein etwas sensibleres Thema anzuschneiden.
    „Wie weit bist du mit Sektion 31?“ fragte er Lewinski und dieser schien fast schon zusammenzuzucken, als er den verhassten Namen vernahm. Dann fasste er sich wieder und dachte über die Frage lange nach.
    „Wir haben kaum Fortschritte gemacht,“ erklärte er und verbesserte sich sogar im Anschluss, „ich habe kaum Fortschritte gemacht. Immer noch läuft Nathan Sloan da draußen herum und bestimmt über Leben und Tod. Genauer gesagt, möchte er mich inzwischen tot sehen, aber dies weißt du ja wohl noch. Aber was mir wirklich zu schaffen macht...“
    „Ja?“
    Aus müden Augen blickte John seinen Freund an. Er war es inzwischen leid. Hatte er sich tatsächlich überschätzt? War er wirklich so naiv gewesen zu glauben, dass er eine Organisation, die seit Jahrhunderten existierte, im Alleingang besiegen konnte?
    „Als ich Admiral Jellico festgenommen und mir Nathan Sloan knapp entwischt ist, habe ich als einzigen Gegenstand in dem Raum ein Datenpadd gefunden. Ein Padd, welches sensible Informationen über Mittelsmänner und Verräter enthielt; Personen, die die Sternenflotte teilweise hat festnehmen können oder die sich auch durch Selbstmord der Gerechtigkeit entzogen haben.“
    „Worauf möchtest du hinaus, John?“
    „Das Padd! Wieso war es da? Ein Mann wie Sloan, der so lange in dieser Organisation ist und weiß, wie man untertaucht... wie kann er es dort einfach nur vergessen?“
    Als Reaktion auf diese Frage, die vielleicht sogar mehr an sich selbst gerichtet war, folgte Stille. Resignation, bis man sich entschloss, abermals das Thema zu wechseln und sich erfreulicherem zu widmen. Die nächste Stunde schwelgten sie weiter in Erinnerungen.

    Mit mehrfacher Überlichtgeschwindigkeit raste das Shuttle der Anaconda-Klasse durch die Weiten des Alls. Wenn doch nur Albert Einstein von dieser Erfindung namens Warpantrieb gewusst hätte. Jahrhunderte lang hatte man diese Geschwindigkeiten für unmöglich gehalten, da die von dem berühmten Wissenschaftler aufgestellte Relativitätstheorie das Überlichttempo unmöglich machte. Doch Albert Einstein hatte nicht die Daten gehabt, die einem heute zur Verfügung standen. Seine Theorie war nicht grundsätzlich falsch gewesen, man hatte sie nur um einige Faktoren erweitern müssen, um dieses neue Fortbewegungsmittel zu erreichen. Die gerade erst nach einer langen Testreihe in Serie gegangenen Schiffe der Anaconda-Klasse stellten den bisherigen Höhepunkt auf dem Gebiet der militärischen und zivilen Flugtechnik da. John genoss den langen Rückflug zurück zu Starbase 67, der Sektorzentrale des Geheimdienstes, wo die USS Monitor schon auf ihn wartete. Das Treffen mit seinem alten Freund, den er im letzten Jahr nur so sporadisch gesehen hatte, war lange nötig gewesen. Es hatte viel zu erzählen gegeben und so war die Zeit wie im Flug vergangen. Dabei hatten sie beide ihre letzte unangenehme Begegnung ausgeklammert, als Bruce Land mit unterdrückten Erinnerungen versucht hatte, ihn zu töten, nur weil Sektion 31 ein Kopfgeld auf Lewinski ausgesetzt hatte. Damals war alles noch einmal gut ausgegangen, doch wie lange würde dies noch so weitergehen? Was war, wenn in diesem Shuttle eine Sprengladung angebracht war, die in wenigen Sekunden hochging und so Sektion 31 von ihrem momentan ärgsten Widersacher befreite?
    John schüttelte den Kopf. Was war nur los mit ihm? Langsam wurde er paranoid. Immer öfters ertappte er sich dabei, wie er schlaflos die Decke anstarrte, auf der Suche nach Antworten, die ihm nur einer zu geben vermochte und diese Person war unerreichbar für ihn, residierte sie doch an einem für ihn geheimen Ort. Dann erstarrte John plötzlich und nahm doch eine Systemanalyse des Schiffes vor. Nichts auf den Anzeigen. Doch wenn eine Bombe angebracht worden war, würde man sie sicherlich nicht durch einen einfachen Scan entdecken. So erhob sich der Kommandant der Monitor aus dem Pilotensessel und entfernte die Bodenklappe, so dass der kleine pulsierende Warpkern sichtbar wurde. Auch hier nichts zu sehen. Im Anschluss an diese Aktion schalt sich Lewinski selbst einen Narren. Wie paranoid er doch war. Wenn man ihn wirklich töten wollte, so wäre es längst geschehen und man hätte ihm auf gar keinen Fall die Gelegenheit gegeben, Überprüfungen vorzunehmen. Was war nur aus dem einst so vorbildlichen Sternenflottenoffizier geworden? Ein Piepen an der Kommunikationsstation riss ihn aus seinen Gedanken: jemand versuchte ein Verbindung herzustellen. John nahm das Gespräch entgegen und noch bevor er eine Stimme vernahm, erkannte er an dem weißen Schneegestöber auf dem Bildschirm, wer da mit ihm sprechen wollte.
    „Hallo John,“ begrüßte ihn eine mechanisch verzerrte Stimme.
    „Hallo, mein guter Informant“, erwiderte er sarkastisch und schüttelte den Kopf. Was wollte er nur von ihm?“
    „Nanu, sind sie nicht froh, von mir zu hören?“
    „Doch, sicherlich!“
    „Dies klingt aber nicht so,“ antwortete der ihm unbekannte Sprecher und dabei war anhand der Verzerrungen nicht auszumachen, ob er scherzte oder es ernst meinte. Genervt, ja geradezu aufgebracht rollte John mit seinen Augen und machte endlich einmal seinem Ärger Luft.
    „Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht, was sie von mir wollen. Wieso kontaktieren sie mich immer?“
    „Wir haben einen gemeinsamen Feind,“ erwiderte der Informant, doch Lewinski ließ ihn nicht aussprechen.
    „Ach ja, und wieso helfen sie mir dann nicht? Seit einem guten Jahr rufen sie mich immer wieder aus heiterem Himmel an und behaupten, mir beim Kampf gegen Sektion 31 helfen zu wollen. Doch bisher ist bei dieser Partnerschaft nicht viel herausgekommen. Ehrlich gesagt haben sie mir nicht einmal bisher geholfen, dieser Organisation näher zu kommen. Ich kriege langsam den Verdacht, dass sie nicht so viel wissen wie sie vorzugeben scheinen.“
    „Hat ihnen die Gesangstherapie etwa so wenig Spaß gemacht?“ entgegnete die Stimme und schockte mit dieser Aussage John. „Dabei fand ich ihr Lied ganz gut gewählt. Passte wirklich hervorragend zu ihrer Situation.“
    Der Kanadier war sprachlos angesichts dessen, was er eben gehört hatte. War dieser Mann doch besser informiert? Hatte er sogar Spione auf der Monitor, seinem eigenen Schiff oder war er selber gar ein Mitglied der Besatzung?
    „Welches Lied meinen sie?“ testete er den Unbekannten.
    Take me home, country roads von John Denver. Ein Klassiker aus dem 20. Jahrhundert der Erde. Ich muss gestehen, dass ich ab und zu doch gerne in die Werke dieses Interpreten reinhöre. Also, wo waren sie? Ach a, sie meinten, ich wäre nicht so gut informiert...“
    „Der Punkt scheint ja wohl abgehakt zu sein.“
    Die Stimme des mysteriösen Sprechers nahm nun einen geradezu väterlichen Klang an:
    „Ich verstehe sie sogar, John. Auch ich habe nichts anderes im Sinn als Sektion 31 und ganz besonders Sektion 31 zu zerschlagen. Ich habe im Laufe des Jahres Daten gesammelt und ausgewertete. Die Erkenntnisse würde ich gerne mit ihnen teilen.“
    „Schön,“ meinte John, „ich bin bereit für den Empfang.“
    „Oh, nicht so,“ lachte die Stimme auf. „Nein, ich dachte eher an ein persönliches Treffen.“
    Wenn ihn schon nicht die Aussicht auf Informationen wachgerüttelt hatte, dies machte ihn nun munter. Ein Treffen mit der Person, die er seit einem Jahr nur durch seine verzerrte Stimme kannte? Eine interessante Sache.
    „Wieso sollte ich das Risiko eingehen? Vielleicht ist es ja eine Falle.“
    „Sie sollten das Risiko eingehen, wenn sie den Mörder von Admiral Kashari finden wollen. Und nebenbei noch den von Edward Jellico.“
    „Das Rätsel hätte sich dann gelöst. Kashari war durch Jellico getötet worden.“
    „Ich wäre mir da nicht so sicher...“
    „Wieso?“
    „Dies sage ich ihnen bei unserem Treffen.“
    Nur für Sekundenbruchteile musste Captain Lewinski nun überlegen, was zu tun war.
    „Wo muss ich hin?“ fragte er.
    „Das Rubel-System. Auf dem dritten Planeten gibt es ein Höhlensystem, welches mit den Sensoren ihres Shuttles scannbar ist. Dort werden sie mich finden. Treffen sie sich mit mir von Angesicht zu Angesicht. Dann werden wir über unser weiteres vorgehen beraten.“
    „Nun gut, die Monitor...“
    „Nicht ihr Schiff, John. Dies wäre doch zu auffällig. Kommen sie allein und bleiben sie unauffällig. Ich erwarte sie.“
    Damit verschwand wieder die Verbindung. Zurück blieb ein zitternder John Lewinski, der sich endlich wieder Sektion 31 stellen konnte. Der Informant hatte Recht. Es galt Vorbereitungen zu treffen. Zu erst eine Ordnungsgemäße Abmeldung. Geschwind stellte er eine Verbindung zu seinem Sektorchef auf Starbase 67 her, Admiral Ali Waseri. Nach wenigen Minuten des Wartens erschien das Gesicht des alten Mannes auf dem Schirm. Die grauen, aber noch vollen Haare des alten Admirals vermittelten ihm eine Aura von Weisheit und sein Körper war trainierter, als man es für eine Person seines Alters vermuten würde.
    Der Admiral hatte, bevor Lewinski ihn kontaktiert hatte, vor dem großen Fenster, welches sich in seinem Büro hinter dem Schreibtisch befand, gestanden und über seine momentane Situation sinniert. Es war das ehemalige Büro von Admiral Kashari gewesen, dem Zakdorn, der mehr als zwanzig Jahre lang der Sektorchef des Geheimdienstes gewesen war. Niemand hatte es jemals für möglich gehalten, das jemand anderes mal in diesen geradezu heiligen Raum eintreten und diese Aufgaben übernehmen würde. Doch leider war es geschehen. Seit einem knappen Jahr tat nun Ali Waseri hier seinen Dienst und er schien seine Arbeit gut zu machen. An der Wand hing immer noch das Bild Frau in vier Dimensionen, welches Kashari vor seinem Tod ersteigert und an dem er sich so oft erfreut hatte. Da der alte Zakdorn keine spezifischen Angaben darüber gemacht hatte, wer seinen Nachlass bekommen sollte, war der meiste Besitz hier geblieben und in die Hände Waseris gewandert. Was sich jetzt nach einer großen Summe anhört, waren in Wirklichkeit nur einige wenige persönliche Gegenstände. Kashari hatte schon immer recht karg gelebt und erst kurz vor seinem Tod hatte er auf einmal das Bedürfnis gefunden, seinen Raum etwas auszuschmücken, was darauf hinauslief, dass neben dem Bild nun einige Pflanzen das Büro säumten. Mehr war da nicht gewesen und Waseri hatte kein richtiges Interesse, an diesem Zustand etwas zu ändern. Auch für ihn war ein solcher Ort zum Arbeiten da. Wenn er sich entspannen und persönlichen Dingen hingeben wollte, stand es ihm jederzeit frei, sein Quartier aufzusuchen.
    Während der Mann, der sich in seinen mittleren Jahren befand, so durch das Fenster geblickt und den prächtigen Nebel betrachtet hatte, welcher sich in Sichtweite von Starbase 67 befand, war ihm ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen, wie schnell doch die Zeit verrann. Es kamen ihm wie Tage, nicht wie Monate vor, seit er diese Position innehatte. Eines Tages, so dachte der Admiral traurig, würde er aufwachen und es wäre vorbei, so dass eine andere Person an seine Stelle treten und ihn ersetzen würde. Unglücklicherweise konnte niemand in diesem Universum sagen, wie viel Zeit einem gegeben war. Man konnte nur das Beste aus seinen Möglichkeiten machen und hoffen, dass einen die Nachwelt als vernünftige Person in Erinnerung behalten würde. Auch für Ali Waseri war dieses Streben immer der Mittelpunkt seines Seins gewesen. Egal wie seltsam manchmal seine Entscheidungen auch anmuteten, er verfolgte auch nur das Ziel, das Beste für alle Menschen erreichen zu wollen. Dies waren seine abschließenden Gedanken gewesen, bevor er das Gespräch entgegennahm.
    „Captain Lewinski,“ begrüßte ihn Admiral Waseri freundlich, „es freut mich von ihnen zu hören. Die Monitor ist übrigens wieder voll beladen und bereit für den Abflug.“
    „Dies freut mich zwar zu hören, Admiral,“ entgegnete John, „aber ich muss sie um einen Aufschub bitten...“
    „Aufschub für das Schiff? Ich sehe keinen Grund...“
    „Es geht um einen Aufschub für mich,“ unterbrach ihn der Kanadier ebenso wie es Waseri zuvor getan hatte, „ich möchte sie noch ein weiteres Mal um einen unbegrenzten Urlaub bitten.“
    Waseri lachte kurz auf.
    „Solche Anfragen kriege ich täglich, John. Was sollte mich dazu bewegen, gerade ihnen diesen Wunsch zu erfüllen?“
    Für einen kurzen Moment dachte Lewinski nach. Wie viel konnte er sagen? Wie sehr konnte er anderen vertrauen? Doch er konnte nicht einfach so Fahnenflucht begehen. Er musste die Wahrheit sagen.
    „Admiral, unsere Leitung ist doch sicher?“ fragte er.
    „Selbstverständlich, Captain. Worum geht es?“
    „Sir, ich habe einen möglichen Durchbruch im Kampf gegen Sektion 31. Ich muss mich mit jemanden treffen, der meint Informationen zu haben.“
    „Ich verstehe...“
    „Zudem brauche ich eine unauffällige Passage in das betreffende System. Wüssten sie da...“
    Waseri hob die Hand, um den Kommandanten der Monitor zum Schweigen zu bringen.
    „Keine Angst, sie kriegen natürlich ihren Urlaub und zudem habe ich auch noch genau das richtige für sie: ein Frachtschiff, welches ganz in der Nähe ihres Aufenthaltsortes ist und uns schon oft gute Dienste geleistet hat. Ich werde sofort veranlassen, dass sie aufgenommen werden.“
    „Danke, Sir!“ bedankte sich Lewinski und war angenehm überrascht aufgrund dieser Hilfestellung. Sollte hier tatsächlich alles gut gehen?
    „Ich sende ihnen die Koordinaten des Schiffes. Viel Glück!“
    Die Verbindung wurde unterbrochen und der Admiral lehnte sich seufzend in seinem Sessel zurück. Die Entscheidung, die er getroffen hatte, war ihm nicht leicht gefallen, doch er hatte sich zu ihr durchgerungen. Er konnte nur hoffen, die richtige Entscheidung gefällt zu haben. Nur die Zeit würde dies zeigen.

    Morgens aus dem Bett zu steigen war höllisch schwer. Vor allem, wenn man ein solch gemütliches Doppelbett hatte, welches zudem das einzige an Bord der Monitor war. Der Grund dafür war klar: es gab auch nur ein verheiratetes Paar an Bord des Schiffes und daher hatten Lieutenant Ardev und Fähnrich Tellom einige wenige Privilegien. Auch wenn sie beide nun ein etwas geräumigeres Quartier als andere Besatzungsmitglieder hatten, war man immer noch weit davon entfernt zu sagen, dass sie luxuriös hausten. Der Platzmangel machte sich einfach überall bemerkbar. Ihre gemeinsamen Sachen hatten sie in die Schränke stopfen müssen und das morgendliche Waschritual im Bad musste genau abgestimmt sein, sonst würde es zu unnötigen Verzögerungen kommen. Wasser klatschte in das blaue Gesicht von Ardev und er fuhr sich durch seine schneeweißen Haare. Arena Tellom hatte schon die Prozedur hinter sich und legte sich sorgfältig ihre Uniform an. Kurz rasierte sich Ardev die Bartstoppeln vom Gesicht und trocknete dann seinen Körper mit einem Handtuch ab.
    „So früh schon fertig?“ fragte er seine Frau und holte sich einen Kaffee aus dem Replikator.
    „Ja, es gibt noch viel zu tun,“ entgegnete Arena und zog ihre Uniformjacke an.
    „Ach ja? Wir sind noch vor Anker und haben keine offiziellen Aufträge zu erfüllen. Wieso machst du dir denn so einen Stress?“
    „Ganz einfach,“ antwortete der Fähnrich und zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu, „ich möchte eine neue wissenschaftliche Versuchsreihe mit Crewman Rodriguez beginnen. Es wird ein langer, mehrstufiger Versuch sein, dessen Zeitplan ich genau abgestimmt habe. Wir müssen heute mit dem Experiment beginnen, wo wir ein wenig Zeit haben.“
    Auch Ardev streifte seine Hose über und wölbte überrascht eine Augenbraue, als er den Namen vernahm.
    „Ilia Rodriguez? Meinst du die?”
    „Ja, wieso?“
    Der Einsatzoffizier der Monitor schmunzelte und streifte ebenfalls sein Uniformoberteil über.
    „Nun, ich habe gehört, sie soll recht attraktiv sein. Angeblich sollen sogar die Offiziere Schlange stehen, um einmal mit ihr ausgehen zu können?“
    „Attraktiver als ich?“ fragte Arena keck.
    „Na ja, ein wenig,“ scherzte Ardev und lachte, als seine Frau einen beleidigten Gesichtsausdruck aufsetzte. Anschließend wurde die Stimmung etwas melancholischer und Fähnrich Tellom fragte ihn:
    „Hast du noch mal darüber nachgedacht?“
    „Worüber?“
    „Über das, worüber wir in der Musiksitzung mit Dr. Frasier gesprochen haben. Die Frage nach möglichem Nachwuchs.“
    Als Reaktion auf dieses Thema setzte sich Ardev auf das Bett und blickte kurz den Boden, so als wollte er seine Gedanken sammeln und auf die Art und Weise nicht das Falsche zu sagen. Schließlich rang er sich doch zu einer Antwort durch:
    „Es liegt an dir?“
    „An mir?“ fragte Arena irritiert.
    „Natürlich, immerhin bist du es, die das Kind austragen wird. Du wirst die sein, die am meisten belastet sein wird...“
    „Du tust ja fast so, als wäre dies für Männer keine schwere Zeit!“
    „Für Mütter noch viel mehr. Ich habe dir schon einmal gesagt und ich sage es wieder, wenn du es auch möchtest, hast du meine vollste Unterstützung. Ich wünsche mir natürlich Kinder, aber ich möchte nicht, dass du deswegen deinen Wunsch nach einer Karriere aufgeben musst.“
    „Wer sagt, dass dies geschehen wird?“
    „Es passiert recht häufig.“
    Nun setzte sich auch Tellom neben ihren Mann und ergriff seine Hand. Einfühlsam blickte sie ihm in die Augen und versuchte zu ergründen, wieso er sie nur so sehr liebte. Doch sie bekam keine befriedigende Antwort.
    „Ardev, ich bin zufrieden mit meiner Karriere. Jedoch gibt es wohl nichts schöneres, als die eigenen Kinder aufwachsen zu sehen. Auch ich bin bereit für Kinder.“
    „Du kommst zu spät zu deinem Treffen,“ lenkte er sie ab und tatsächlich erhob sie sich, um den Raum zu verlassen. Er wollte ihr einfach noch mehr Zeit zum Nachdenken geben. Es wäre falsch, wenn sie einfach nur eine Entscheidung aus dem Bauch heraus fällen würde.
    „Bis später auf der Brücke,“ verabschiedete sie sich und machte sich auf den Weg nach Deck 3, wo die Quartiere der Mannschaftsmitglieder waren. Die meisten Besatzungsmitglieder mussten sich ihre Unterkünfte teilen, doch Crewman Rodriguez hatte Glück, ihre Zimmergenossin hatte einen Urlaub angetreten und daher hatte die junge Südamerikanerin das Quartier völlig für sich allein. Auch als Offizier war Tellom niemals zu diesem Genuss an Bord der Monitor gekommen. Nur der Kommandant und der erste Offizier besaßen ein eigenes Quartier, ansonsten war Teilen angesagt.
    Die Lifttüren öffneten sich und der Fähnrich begab sich zum Quartier. Sie begegnete niemanden auf dem Gang, da sie ungewöhnlich früh da war und die meisten wohl gerade noch bei der Vorbereitung auf ihren Dienst waren. Intuitiv, ohne einen bestimmten Grund zu haben, blickte Tellom plötzlich zu Boden und erblickte eine Färbung des Teppichs. Sie bückte sich und fuhr mit dem Finger über die rote Färbung und erkannte, dass sie in den Teppich gesickert war. Ohne Vorwarnung begann sie ein unangenehmes Gefühl zu beschleichen. Langsam, fast wie von einer Maschine getrieben, setzte sie einen Fuß vor den anderen und bewegte sich auf das Quartier von Rodriguez zu, denn dorthin führte sie die blutrote Spur. Die rote Linie summierte sich auf einmal zu einer großen Lache und mit Schrecken blickte Tellom auf. An der Wand neben ihrem Quartier war Ilia Rodriguez aufgehängt worden. Offenkundig war sie tot, denn neben dem immensen Blutverlust hätte niemand die Art und Weise, die die junge Frau mit Eisenstäben an die Wand genagelt worden war, überleben können. Ihr ganzer gekreuzigter Körper war blutverschmiert und ihre ins Leere blickenden Augen hatten einen entsetzten Ausdruck inne. Die Chefwissenschaftlerin des Schiffes unterdrückte nur mit Mühen einen Schreikrampf, als sie das Wort las, welches mit roten Buchstaben über die Leiche geschrieben worden war:
    Daemonicus


    „Ich habe ihn auf dem Schirm, Chefin!“
    Auch wenn ihre Ausrüstung so alt war, dass während den Zeiten von James T. Kirks Abenteuern modern gewesen waren, war Kasidy Yates zufrieden mit ihrem alten Kahn, dem Frachtschiff Xhosa. Natürlich hatte man ihr als Ehefrau eines ( verschwundenen ) Sternenflottenoffiziers ein neues Schiff angeboten, doch sie hatte es einfach nicht über ihr Herz gebracht, dieses Schiff aufzugeben. Zu viele Erinnerungen, ob positive oder negative, steckten hier drin.
    „Du hast Recht. Scheint ja ein sehr neues Schiff zu sein,“ antwortete sie Wayne, der in etwa ihr ersten Maat darstellte. Der blondgelockte Mann war ein Haudegen, ein Weltraumpionier wie er im Buche stand mit dem leichten Hang zum Abenteuer. Sie kannte keinen Menschen, abgesehen von ihrem Ehemann, mit dem sie lieber die Jahre im Weltraum verbracht hätte. Um den Neuankömmling namens Captain Lewinski zu begrüßen, begaben sich Yates und Wayne durch die langen Gänge und alten Luken der Xhosa hin zur Frachtrampe. Diese hatte man geräumt, um dem Shuttle der Anaconda-Klasse die Gelegenheit zu geben, hier Platz zu finden. Kraftfelder wurden etabliert und langsam schwebte das kleine Schiff hinein. Im Anschluss wurden die Raumschotts wieder geschlossen, Atemluft wieder in den Raum gepumpt und die Kraftfelder abgeschaltet. Das Schott des Gefährts öffnete sich und entließen einen mittelgroßen Mann mit deutlichen Geheimratsecken, der die beiden erblickte und sich auf sie zubewegte.
    „Captain Yates, nehme ich an,“ begrüßte er die dunkelhäutige Frau und reichte ihr die Hand, welche sie ergriff.
    „Dies ist richtig, Captain Lewinski.“
    „Ich habe schon von ihnen gehört, Captain. Danke, dass sie ihr Schiff für diesen Einsatz zur Verfügung stellen.
    „Keine Ursache, ich bin der Sternenflotte immer noch sehr verbunden,“ winkte sie ab und deutete auf ihren Begleiter. „Dies ist mein erster Maat Wayne.“
    Auch Wayne, der anscheinend keinen Nachnamen zu besitzen schien, wie Lewinski bemerkte, schüttelte ihm die Hand und im Anschluss machte sich Kasidy daran, dem Kommandanten der Monitor seine temporäre Unterkunft zu zeigen. Während ihres Weges staunte er darüber, dass ein so veraltetes Schiff immer noch im Dienst war, doch er wollte sich nicht beschweren. Immerhin war es mehr als großzügig, dass man ihm die Xhosa für diese Passage zur Verfügung gestellt hatte. Der Raum, in den man ihn brachte, war karg. Mehr als eine einfache Pritsche und einen kleinen Tisch samt Stuhl gab es leider nicht.
    „Es tut mir leid,“ entschuldigte sich Kasidy Yates, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte, „dass wir leider kein besseres Quartier für sie haben.“
    „Dies macht nichts. Ich kommandiere ein Schiff der Defiant-Klasse. Da ist man solche Platzverhältnisse gewohnt,“ entgegnete Lewinski und legte sich geradezu demonstrativ auf die Pritsche und schloss die Augen. Seit der Bekanntgabe des Treffens waren zwölf Stunden vergangen und auch davor hatte er nicht geschlafen. Es wäre ihm recht, wenn er sich nur ein paar Minuten erholen konnte. Doch es ging nicht, er war zu aufgeregt.
    „Captain, möchten sie etwas essen?“ fragte die Frachterkommandantin freundlich.
    „Nein danke.“
    „Das sollten sie aber.“ warf Kasidy ein. „Ich weiß zwar nichts über die Natur ihrer Mission, aber sie sollten im Vollbesitz ihrer Kräfte sein, wenn sie sie antreten. Kommen sie, begleiten sie mich in den Speisesaal. Tun sie es mir zuliebe, es wird mir gut tun, mal mit einer anderen Person zu sprechen.“
    Seufzend musste Lewinski eingestehen, dass sie Recht hatte und so folgte er ihr durch die engen Gänge des Frachters in den kleinen Speiseraum, der leer war. Alle anderen Besatzungsmitglieder waren am Arbeiten und so konnten sie sich ungestört unterhalten. Kasidy Yates replizierte zwei Gerichte und stellte dann die Teller auf dem Tisch ab. Tatsächlich machte sich nun Heißhunger in ihm breit und dankbar aß er von der ihm servierten Kost. Auch wenn man schon am veralteten Design des Replikators sehen konnte, dass das Gerät nicht gerade den modernsten Maßstäben entsprach, war die von ihm zubereitete Mahlzeit äußerst schmackhaft und holte einige seiner Lebensgeister wieder zurück.
    „Ich nehme mal an,“ begann Captain Yates eine Unterhaltung, „dass sie mir nichts genaues über die Natur ihrer Mission sagen können?“
    „Dies ist leider richtig,“ entgegnete Lewinski und war aufrichtig unglücklich über diesen Umstand. Der Frau eines Sternenflottenoffiziers konnte man an sich schon trauen, aber diese Sache war zu heikel, als das man ein Risiko eingehen konnte. „Alles was ich sagen kann, dass wir einen Kurs zum Rubel-System setzen müssen.“
    „Das Rubel-System?“ Die Frau runzelte die Stirn. „Ich kenne dieses System. Außer einem einzigen Planeten, der ansatzweise die Charakteristika eines M-Klasse Planeten aufweist, gibt es dort gar nichts. Ich gehe sogar so weit, das ganze System als tot zu bezeichnen.“
    „Ein idealer Treffpunkt also.“
    „Denken sie?“
    „Ja. Wenn sie sagen, dass es dort nichts gibt, wer würde dann schon annehmen, dass gerade dieses System das Ziel unserer Reise ist?“
    Die Kommandantin überlegte.
    „Jemand der die selben Denkstrukturen hat wie sie?“
    „Punkt für sie,“ attestierte John und nahm einen weiteren Bissen von dem köstlichen Reis, der auf seinem Teller serviert war. Auch wenn ihm diese Frau äußerst sympathisch war, so wollte er jedoch nicht länger über seinen Auftrag sprechen. Vermutlich war seine Paranoia so groß, dass er schon glaubte, auch dieser Raum sei verwanzt oder etwas in der Art. Was würde er nur dafür geben, dass endlich dieses unangenehme Gefühl verschwand!
    „Wie kommen sie zurecht?“ fragte Lewinski die attraktive Frau und erwartete ihre Antwort.
    „Sie spielen sicherlich auf das Verschwinden meines Mannes an, oder?“
    John lächelte.
    „Sie sind wirklich so intelligent, wie man sagt.“
    „Danke für die Blumen,“ zwinkerte sie ihm zu. „Ich lebe so weiter wie bisher. Nicht dass sie jetzt denken, ich versuche einfach alles zu ignorieren oder dergleichen, ganz und gar nicht. Mir ist sehr wohl bewusst, dass Benjamin jeden Augenblick zurückkommen könnte. Wie sie wohl aus Berichten wissen, haben die Wurmlochwesen, die so genannten Propheten nicht dasselbe Verständnis von Zeit wie wir. Wir können nicht einmal richtig sicher sein, ob ihnen der Begriff Zeit überhaupt etwas sagt. Auf jeden Fall sagte mein Mann mir bei unserer letzten Begegnung dass er wiederkommen würde. Bis es soweit ist, möchte ich jedoch nicht untätig herumsitzen, sondern selber wieder aktiv werden.“
    „Daher kommandieren sie wieder ihr altes Schiff?“ kombinierte John.
    „Zuerst erfüllte ich Bens Wunsch und baute zusammen mit unserem Sohn John das Haus auf Bajor. Derzeit steht es leer, denn Jake ist auf der Erde und hat die journalistische Arbeit derzeit ruhen lassen, denn er arbeitet an seinem ersten Roman.“
    „Interessant.“
    „Es kommt noch besser,“ schmunzelte Kasidy. „Solange unser Haus leer steht, ist es zu einer Pilgerstätte für die Bajoraner geworden. Jeder will einmal den Ort sehen, an dem der Abgesandte nach seiner Rückkehr leben wird.“
    Auch Lewinski schmunzelte. Es war keine bemitleidende Geste, ganz im Gegenteil, sie drückte sogar Neid aus. Für jemanden wie sie, die in der Föderation groß geworden waren, spielte Glauben nicht mehr dieselbe Rolle wie es für die Menschen früherer Generationen gewesen war. Doch die Bajoraner waren immer noch tief spirituell veranlagt und sahen in Captain Sisko wirklich ihren Messias.
    „Haben sie jemals daran geglaubt?“ fragte John vorsichtig.
    „Dass er wirklich der Abgesandte ist? Nun, wir alle kennen die Berichte und ich muss gestehen, dass ich am Anfang das ganze nicht sehr ernst nahm. Doch als ich mich mehr mit der Materie beschäftigte, eben weil ich mir der Aufgaben bewusst werden sollte, die ich als Frau des Abgesandten haben würde, fielen mir all die alten Prophezeiungen auf, die tatsächlich eingetreten waren. Mehr, als es ein Zufall sein könnte.“
    „Ist dies ein Jahr?“ forderte der Captain sie keck heraus.
    „Ich verschließe mich zumindest nicht davor,“ war die Antwort Yates´. „In diesem Universum ist alles möglich.“
    Der Kanadier leerte seinen Teller und ließ kurz seinen Blick durch den Speiseraum gleiten. Wie alles an Bord war hier die Umgebung in braune Töne gehalten, teilweise waren die Wände mit Zeichnungen verziert.
    „Hat es einen Grund, dass sie die Wände braun streichen ließen?“
    „Woher haben sie gemerkt, dass es altmodische Farbe ist?“ erwiderte sie beeindruckt.
    „Mir fallen Kleinigkeiten auf. Schon vergessen, ich bin Agent.“
    Kasidy Yates lächelte und schalt sich kurz selbst einen Narren, bevor sie antwortete:
    „Die Antwort hängt mit dem Namen dieses Schiffes zusammen.“
    „Xhosa?“
    „Wissen sie, worauf er sich bezieht?“
    „Leider nein.“
    „Die Xhosa waren eine alte Kultur auf der Erde,“ erklärte sie, „die in Südafrika beheimatet waren. Als die weißen Kolonialherren kamen, wurden sie Stück für Stück aus ihrem Lebensrum vertrieben, aber sie ließen sich trotzdem niemals unterkriegen und leisteten Widerstand.“
    „Ich verstehe,“ gestand Lewinski.
    „Wie sie wohl selbst sehen, bin ich Afrikanerin. Ich habe den Überlebenswillen, den Kampfgeist der Xhosa zum Motto dieses Schiffes gemacht. Die Farben und Zeichnungen, die sie ab und an auf den Wänden finden, sind typisch afrikanische Kulturmerkmale. Ich möchte dem Wissen meiner Vorfahren treu bleiben.“
    Auch wenn es völlig irrational war, fühlte sich John Lewinski leicht beschämt angesichts des eben gehörten. Er war Kanadier, ein Land welches von den Briten gegründet worden war. Und es waren auch die Briten gewesen, die zusammen mit anderen Nationen damals diesen Schaden an der afrikanischen Kultur angerichtet hatten. Er war froh, dass jene Zeiten vorbei waren.
    „Kommen sie,“ meinte Kasidy und erhob sich, „lassen sie uns zum Rubel-System fliegen.“
    Eine gute Idee, wie John fand.

    Schon kurz nach dem Verlassen des Turboliftes spürte Commander Matt Price mittels seiner empathischen Fähigkeiten die bedrückende Stimmung, die auf jeden hier lastete. Schweren Schrittes bewegte er sich zum Tatort und begegnete dort immer wieder Sicherheitsoffizieren, die ihm stumm und traurig zunickten. Alles hier fühlte sich nach Tod, nach Verzweiflung an. Nach wenigen Sekunden, die ihm jedoch wie eine Ewigkeit vorgekommen war, erreichte Price den Tatort und betrachtete die blutverschmierte Wand. Die Leiche von Ilia Rodriguez war in die Krankenstation gebeamt worden, doch dies minderte nichts am Schrecken dieses Ortes. Deutlich las er die Worte, die an die Wand geschrieben worden waren:

    Daemonicus.


    Matt wusste zwar nicht, was dies für eine Sprache war, aber er konnte sich sehr gut vorstellen, was es bedeutete. Seine schlimmsten Ängste kamen wieder in ihm hoch und nur mit Mühe konnte er sie unterdrücken. Nein, dies durfte einfach nicht wahr sein. Nicht noch einmal!
    Lieutenant Bird trat auf ihn zu und gab seinen Bericht ab. Er sprach mit leiser Stimme, so als wäre es unangebracht, an diesem Ort laut zu sprechen. In gewisser Weise war es das auch.
    „Ich habe eine gründliche Untersuchung vorgenommen, Matt?“
    „Und?“
    Der Sicherheitschef schluckte mehrmals und musste mehrere Anläufe nehmen, um das unaussprechliche in Worte zu fassen. Ihm war es selbst unbegreiflich, wie es dazu kommen konnte:
    „Irgendjemand war Crewman Rodriguez aufgelauert und hatte sie mit diesen Metallstäben bei lebendigem Leib gekreuzigt. Sie ist qualvoll an ihrem Blutverlust gestorben.“
    „Wie lange hat es gedauert?“ fragte Price nach, so als ob dies jetzt noch irgendeine Relevanz hatte.
    „Zu lange,“ war die traurige Antwort Birds.
    „Wieso hat sie nicht um Hilfe gerufen?“
    „Vielleicht konnte sie nicht.“
    „Was sagen die Sensoren?“
    Abermals verharrte Danny kurz und schüttelte gestresst den Kopf.
    „Nichts.“
    „Wie?“ entgegnete der Halbbetazoid irritiert.
    „Die Sensoren zeigen gar nichts. Sie haben nichts aufgezeichnet, keine Bilder, keine Werte.“
    „Ein Defekt?“
    „Ardev überprüft dies gerade. Wir rechnen jeden Moment mit seinem Ergebnis.“
    „Wie sieht es mit einem Motiv aus?“
    Danny runzelte die Stirn angesichts dieser Frage.
    „Also natürlich habe ich noch keine Befragungen durchführen können,“ erklärte er, „aber ich glaube kaum, dass es eins gibt. Crewman Rodriguez war unglaublich beliebt. Die Männer standen Schlange, um mit ihr ausgehen zu können und bei allen Frauen war sie als gute Freundin bekannt.“
    „Das kann doch ein Motiv sein: Eifersucht.“
    „Nein, so eine war Ilia nicht, das können sie mir glauben.“
    Nun war es am Commander, seine Stirn zu runzeln.
    „Klingt ja fast so, als sprächen sie aus Erfahrung.“
    Noch bevor der Sicherheitschef eine Antwort formulieren konnte, spürte Matthew mittels seiner Fähigkeiten die Wut und den Zorn, der in Danny brodelte und so verstand er.
    „Möglicherweise,“ antwortete Danny und ließ es dabei beruhen.“
    Die beiden Männer vernahmen Schritte hinter sich und wirbelten übernervös herum, so als fürchteten sie um ihr Leben. Doch ihre Reaktion war übertrieben, nur Dr. Frasier hatte sich genähert. Auch die Chefärztin war angesichts der Reaktion der beiden Offiziere zusammengezuckt. Die Stimmung an Bord war furchtbar. Alle hatten dieselbe Befürchtung, nur traute sich niemand, sie auszusprechen.
    Matt lächelte der Ärztin kurz zu. Auch in dieser Atmosphäre des Verderbens konnte er deutlich ihre Gefühle für sich spüren und diesmal wies er sie nicht von sich, sondern ließ sich von ihnen durchströmen. Sie gaben ihm neue Wärme, neue Zuversicht um diese neuerliche Krise zu überstehen. Nein, es war keine neue Krise, es war vielmehr eine Rückkehr, wie er befürchtete.
    „Haben sie etwas herausgefunden, Doktor?“ fragte der Commander erwartungsvoll, der nun das Kommando über die Monitor hatte. Admiral Waseri hatte sich kurz bei ihm gemeldet und ihm mitgeteilt, dass Captain Lewinski sich etwas verspäten würde und hatte Matt das Kommando übertragen.
    „Gar nichts,“ war die ernüchternde Antwort Elizabeths, die es selbst nicht so recht glauben mochte. Auch in ihr stiegen unangenehme Erinnerungen hoch.
    „Wie bitte?“
    Price und Bird waren beide geschockt. Eine technische Fehlfunktion war eine Sache, aber nach einer Autopsie nichts zu finden, war einfach unvorstellbar.
    „Tut mir leid,“ erklärte Frasier düster, „aber da ist wirklich nichts. Keine Fingerabdrücke an der Leiche. Keine DNA-Reste. Keine Haarpartikel. Ich habe absolut gar nichts am Körper gefunden. Es ist fast so, als hätte sie Selbstmord begangen, hätte ich nicht die deutlichen Druckstellen gefunden, die auf Gewaltanwendung hindeuten.“
    „Haben sie die Stellen analysieren und einen Handabdruck erstellen können?“
    „Der Computer war nicht in der Lage, einen Abdruck zu generieren.“
    Betreten blickten alle zu Boden. Es bleib an Frasier, unnötigerweise auf das Offensichtliche hinzuweisen:
    „Dieses Wort, Daemonicus... es ist mit dem Blut von Ilia an die Wand geschrieben worden.“
    „Was heißt es?“ fragte Price und Danny Bird gab ihm die Antwort:
    „Rodriguez kam aus einem Teil der Erde, die als Lateinamerika bekannt ist. Dort ist es nicht ungewöhnlich, die alte Sprache Latein zu lernen, aus der sich die meisten der heute üblichen menschlichen Sprachen entwickelt haben. Im lateinischen heißt Daemonicus Teufel.“
    Die schlimmste aller Möglichkeiten war damit eingetreten. Ein Feind war zurückkehrt, ein Mörder und ein Fall, den sie niemals hatten richtig aufklären können. Ein Täter, den man nicht aufhalten konnte.
    „Es geht also weiter,“ flüsterte Matt und dachte mit Schrecken an die erste Begegnung mit dem Mörder vor knapp anderthalb Jahren zurück...

    Sofort nach ihrer Materialisation brach auf Matthew Price Körper der Schweiß aus. Als jemand, der die größte Zeit seines Lebens auf der kalten Welt von Rigel verbracht hatte, war diese Welt mit ihrer stechenden Sonne mehr als ungewohnt. Mit leichter Befriedigung erkannte der Kommandant, dass auch seine beiden Begleiter sich den Schweiß von der Stirn wischten. Zumindest war er also nicht der einzige, der etwas schwächelte. Der Betazoid krempelte seine Uniformärmel, so wie es für ihn üblich war, hoch und überlegte dann kurz, ob er auch noch die Jacke öffnen sollte Entschied sich jedoch dagegen, da er zumindest ein wenig einen diplomatischen Eindruck erwecken musste. Einmal drehte sich der Captain um seine eigene Achse, um die Umgebung zu inspizieren. Sie befanden sich in einer Schlucht, umgeben von massivem Felsgestein. Das ganze Areal schien abgesperrt worden zu sein, denn außer ihnen selbst befanden sich nur eine Handvoll Vulkanier an diesem Ort, die sich an einem bestimmten Punkt an der linken Wandseite sammelten. Zielstrebig ging Price auf die Ansammlung zu und begutachtete den Tatort: eine große Lache rotes Blut war halb im Boden versickert, bevor man die Leiche gefunden und Sterilisatoren aufgestellt hatte, die den Ort des Verbrechens quasi eingefroren hatten. Außer dieser Lache waren noch in der Wand Löcher bzw. Unebenheiten zu finden, ungefähr in der Größe eines Balles oder dergleichen. Stumm musterte Price die Details des Tatortes und erlaubte sich für einen kurzen Moment, seine empathischen Fähigkeiten zu nutzen. Wie jedoch erwartet, spürte er nichts. Die Vulkanier verstanden es auch in dieser Situation geradezu meisterlich, ihre wahren Empfindungen zu verstecken. Eine mittelgroße, schwarze Vulkanierin trat auf die Gruppe der Offiziere zu.
    „Mein Name ist Inspektorin Churak. Bis jetzt habe ich diese Untersuchung geleitet.“
    „Matthew Price vom Raumschiff Monitor,” stellte sich der Betazoid knapp vor. „Es tut mir leid, dass wir ihre Kompetenzen verletzen, indem wir ihnen diesen Fall abnehmen, doch diese Sache ist äußerst delikat.“
    „Ich akzeptiere ihre Entschuldigung“, antwortete die Frau emotionslos. Sie schien tatsächlich überhaupt nicht beleidigt zu sein, dass eine Person von außen ihr den größten Fall in der vulkanischen Kriminologie innerhalb der letzten achthundert Jahre weggenommen hatte.
    „Was können sie uns bisher mitteilen?“ fragte Price höflich.
    Churak setzte nun ihren Körper in Bewegung, verließ die anderen Vulkanier, die offensichtlich ihre Mitarbeiter waren. Matthew dachte nicht lange nach und folgte ihr.
    „Das Opfer wurde in die Klinik von Vulkan gebracht, wo wir sie in einem Stasisfeld aufbewahrt haben.“
    „Ich würde sie gerne an Bord meines Schiffes beamen.“
    „Natürlich. Ich muss sie jedoch darauf hinweisen, dass das Opfer nicht gut erhalten ist.“
    Price stutzte.
    „Nicht gut erhalten? Sie sagten doch, dass sie in Stasis gelegt haben...“
    „Ich meine dies nicht in dieser Hinsicht,“ unterbrach ihn Churak, was für einen Vulkanier eine äußerst ungewöhnliche Angewohnheit war. „Ich möchte damit ausdrücken, dass sich der Täter nicht nur mit einem simplen Mord zufrieden gegeben hat.“
    Captain Price wollte gerade nachfragen, was sie damit ausdrücken wollte, doch dann blieb er vor einem anderen Teil der massiven Felswand stehen. Sie hatten ungefähr einhundert Meter zwischen sich und den Rest der Untersuchungsgruppe gebracht und der Betazoid musste paralysiert das obskure Werk bewundern, dass jemand in riesigen lateinischen Lettern ( wieso die Schrift der Menschen? War es ein menschlicher Täter? ) geschrieben hatte:
    Shaitan.

    „Woher hatte der Täter denn die Farbe?“ fragte Price wie beiläufig und zuckte ängstlich zusammen, als er die Antwort der Inspektorin vernahm:
    „Dies ist keine Farbe, Captain. Es ist das Blut des Opfers.“


    Die Reise hatte aufgrund der eingeschränkten Fähigkeiten der Xhosa zwar lange gedauert, doch nichtsdestotrotz waren sie endlich am vorzeitigen Ziel ihrer Reise. Der alte petarianische Frachter ging unter Warp und flog in das verlassene Rubel-System ein. Dieser Ort hatte absolut nichts Interessantes und daher hatte die Föderation auch niemals ein Interesse daran gezeigt, hier zu investieren. Offiziell gehörte das System zwar zum Föderationsgebiet, doch eigentlich interessierte man sich gar nicht dafür. Mit anderen Worten: es war der ideale Treffpunkt für Leute, die nicht gesehen werden wollten. Kasidy Yates erhob sich aus dem alten Kommandosessel, der dazu da war, ein wenig ihre Autorität zu unterstreichen und befahl dem Navigator Corelli, in den Orbit einzuschwenken. Corelli war ein junger Mann, der erst im nächsten Monat 20 Jahre alt werden würde. Schon früh hatte er sich für die Raumfahrt interessiert, aber sein schulischer Abschluss war nicht gut genug gewesen, um auf die Akademie zu gehen und so hatte er sich dafür entschieden, zur Handelsflotte zu gehen. Kasidy war schon früh sein enormes Talent aufgefallen und hatte ihn unter ihre Fittiche genommen, um aus ihm einen waschechten Piloten zu machen. Er war quasi der Benjamin der Besatzung, aber geistig wirkte er viel reifer.
    „Brücke an Lewinski,“ öffnete sie im Anschluss eine Sprechverbindung, „wir haben unseren Zielort erreicht.“
    „Verstanden. Wo befindet sich ihr Transporterraum?“
    „In der vierten Sektion. Ich erwarte sie dort.“
    Auf der Xhosa, wo es nur ein Deck gab, brauchte man nicht allzu lange, um bestimmte Orte zu erreichen. Tatsächlich gab es an Bord auch keinen Turbolift, aus dem einzigen Grund, dass es sich nicht gelohnt hätte, ihn zu installieren. Im Transporterraum fand sie Captain John Lewinski vor, der gerade seine letzten Vorbereitungen traf. Der Sternenflottenoffizier hatte einen schwarzen Kampfoverall angezogen und befestigte gerade einen Gürtel mit Ausrüstungsgegenständen an seiner Hüfte: Tricorder, Notrationen für alle Fälle, medizinische Materialien und natürlich einen Phaser. Auch wenn sein Informant vorgab, sein Freund zu sein, so wollte John dennoch auf Nummer sicher gehen und sich bewaffnen. Womöglich kam am Ende heraus, dass man ihn komplett zum Narren gehalten hatte und er nun in eine Falle von Sektion 31 hereintappte.
    „Ziehen sie in den Krieg?“ schmunzelte Kasidy, nachdem sie John eine ganze Weile gemustert hatte.
    „Möglicherweise,“ war die knappe Antwort des Captains.
    Die Frachterkommandantin stellte sich an die Transporterkontrollen, die genauso alt wie der Rest des Schiffes waren und deutete ihm, sich auf die Plattform zu stellen.
    „Ich hoffe, dass sie veralteter Technik nicht misstrauen,“ kommentierte sie.
    „Wieso sollte ich?“
    „Weil dies nur ein Typ 5-Transporter ist. Bisher hat uns unsere Reederei nicht das Geld gegeben, um uns einen neuen anzuschaffen. Die Gewerkschaften wollen bald mal wieder einen Beschwerdebrief schreiben.“
    „Solange ich unten in einem Stück ankomme, bin ich zufrieden,“ meinte John und ohne einen weiteren Kommentar abzugeben fuhr Yates die Anzeigen hoch. Ein wirklich altes Geräusch, das wohl ebenfalls noch aus der Kirk-Zeit zu stammen schien, erklang und langsam verschwanden die Konturen des Schiffes um Lewinski herum. Ersetzt wurde er durch die kalte, dunkle Umgebung von Rubel 3. Sofort musste er feststellen, dass alles, was man über den Planeten gesagt hatte, zutraf. Es schien hier absolut nichts zu geben. Am nachtschwarzen Himmel zeigten sich außer den Wolken nichts. Überall war felsiges Gestein, jedoch keine Pflanzen oder Bäume. Und diese Stille fiel einem sofort auf. Nirgendwo erklang der Laut eines Tieres; nirgendwo war das Piepsen eines Vogels zu hören. Diese Welt war absolut tot. Gespannt holte er seinen Tricorder hervor und nahm einen Scan der Umgebung vor. Er bemerkte keine Lebenszeichen, doch etwas anderes erschien auf der Anzeige. Es schien sich um einen Sender zu handeln, der immer wieder Impulse aussandte. Kurz blickte er in die ungefähre Richtung, aus der die Impulse kamen und konnte deutlich eine Höhle ausmachen. Vorsichtig näherte er sich dem Signal, dabei jedoch darauf bedacht, nicht ein allzu deutliches Ziel abzugeben. Immer noch bestand die Möglichkeit, dass es sich hier um eine Falle handelte und er hatte keine Lust, für den Rest seines Lebens in einem Internierungslager von Sektion 31 zu enden. Vorsichtigen Schrittes begab er sich in die Höhle und trotz seines vorsichtigen Schrittes hallten die kleinen, von ihm aufgeworfenen Steine, durch die Dunkelheit. Er aktivierte die Taschenlampe, die an seinem Handgelenk angebracht war und erhellte so seinen Weg. Abermals konsultierte er seinen Tricorder. Immer näher kam er der Quelle. Um weiterhin auf der Hut zu sein, nahm er nicht den direkten Weg, sondern machte einen kleinen Bogen um das Signal herum, so dass er einem eventuellen Hinterhalt in den Rücken fallen konnte. Schließlich sah er das silberne Gerät. Langsam näherte er sich ihm und stellte dabei fest, dass es ein Sternenflottennotsender war. Kurz inspizierte er das Gerät und deaktivierte es dann. An der Decke hörte er kurz Wasser auf den Boden tropfen. Stalaktiten hingen an der Wand, waren durch die Jahrtausende alten Bewegungen des Wassers entstanden. Wo war nun sein Informant? Plötzlich hörte er etwas hinter sich und John wirbelte herum, richtete dabei den Phaser auf eine Gestalt, die aus dem Dunkeln erschienen war. Auch diese griff zu einem Schulterhalfter und holte eine Waffe hervor, die er auf ihn richtete.
    „Stehen bleiben oder ich schieße!“ brüllte John und hatte den Phaser auf die Brust des Eindringlings gerichtet.
    „Aber, aber John. Ich hatte mir einen etwas herzlicheren Empfang vorgestellt,“ antwortete der Fremde mit einer Stimme, die ihm seltsam bekannt vorkam.
    Langsam, dabei immer noch die Waffe auf den Unbekannten fixiert, hob der Kommandant der Monitor die Taschenlampe und erhellte das Gesicht der Person. Und erschrak!
    „Nein, dies darf nicht wahr sein,“ brüllte John und umklammerte den Phaser, als er Edward Jellico erblickte.
    „Leider entspricht es den Tatsachen, John,“ entgegnete die Person, die eigentlich hätte tot sein müssen.“
    „Dies kann nicht sein. Wir haben ihre Leiche gefunden. Sie sind tot!“
    Jellico, der sich anscheinend quicklebendig fühlte machte genauso wenig wie Lewinski Anstalten, seine Waffe zu senken. Wie in einem altmodischen Showdown standen sich die beiden gegenüber, die Waffen auf den jeweils anderen gerichtet.
    „Auf ihr Gesicht habe ich mich die ganze Zeit gefreut,“ meinte der ehemalige Admiral der Sternenflotte. „Ihre Überraschung zu sehen ist recht befriedigend.“
    John umklammerte seine Waffe noch etwas fester und brüllte:
    „Ich weiß nicht, wieso sie noch am Leben sind, aber anscheinend haben sie die Person, mit der ich mich treffen wollte, getötet. Dafür werde ich sie festnehmen. Waffe runter!“
    „Sie scheinen nicht ganz zu verstehen, John,“ entgegnete Jellico und lächelte. „Ich bin ihr Informant.“



    ...und die Reise geht weiter - am Samstag, dem 23.8.2003, ab 20 Uhr
    Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...

    OFFENBARUNGEN I
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by NADIR ATTAR
    executive producer NADIR ATTAR
    producer SEBASTIAN OSTSIEKER lektor OLIVER DÖRING
    staff writers CHRISTIAN GAUS & THOMAS RAKEBRAND
    written by NADIR ATTAR
    TM & Copyright © 2003 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!
    Episode #411

    Quelle: treknews.de
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