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...mit der besessenen Kraft paradiesischer Kenner
  • Monitor - 4x12: Offenbarungen (2)

    Season Finale
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    • TheOssi
    Der Kontaktmann von John Lewinski bittet endlich, nach einem Jahr der spärlichen Kontaktaufnahme, um ein persönliches Treffen. Der Informant, der sich als gar nicht einmal so unbekannt herausstellt, bietet dem Captain einen lukrativen Deal an: die Möglichkeit, Sektion 31 endlich einen entscheidenden Schlag zu versetzen.In der Zwischenzeit wird auf der Monitor jemand ermordet. Bei der Untersuchung macht die Crew einen grausigen Fund: ein altbekannter Täter ist zurück!

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    Monitor 4x12 "Offenbarungen", Teil 2
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    Die Reise hatte aufgrund der eingeschränkten Fähigkeiten der Xhosa zwar lange gedauert, doch nichtsdestotrotz waren sie endlich am vorzeitigen Ziel ihrer Reise. Der alte petarianische Frachter ging unter Warp und flog in das verlassene Rubel-System ein. Dieser Ort hatte absolut nichts Interessantes und daher hatte die Föderation auch niemals ein Interesse daran gezeigt, hier zu investieren. Offiziell gehörte das System zwar zum Föderationsgebiet, doch eigentlich interessierte man sich gar nicht dafür. Mit anderen Worten: es war der ideale Treffpunkt für Leute, die nicht gesehen werden wollten. Kasidy Yates erhob sich aus dem alten Kommandosessel, der dazu da war, ein wenig ihre Autorität zu unterstreichen und befahl dem Navigator Corelli, in den Orbit einzuschwenken. Corelli war ein junger Mann, der erst im nächsten Monat 20 Jahre alt werden würde. Schon früh hatte er sich für die Raumfahrt interessiert, aber sein schulischer Abschluss war nicht gut genug gewesen, um auf die Akademie zu gehen und so hatte er sich dafür entschieden, zur Handelsflotte zu gehen. Kasidy war schon früh sein enormes Talent aufgefallen und hatte ihn unter ihre Fittiche genommen, um aus ihm einen waschechten Piloten zu machen. Er war quasi der Benjamin der Besatzung, aber geistig wirkte er viel reifer.
    „Brücke an Lewinski,“ öffnete sie im Anschluss eine Sprechverbindung, „wir haben unseren Zielort erreicht.“
    „Verstanden. Wo befindet sich ihr Transporterraum?“
    „In der vierten Sektion. Ich erwarte sie dort.“
    Auf der Xhosa, wo es nur ein Deck gab, brauchte man nicht allzu lange, um bestimmte Orte zu erreichen. Tatsächlich gab es an Bord auch keinen Turbolift, aus dem einzigen Grund, dass es sich nicht gelohnt hätte, ihn zu installieren. Im Transporterraum fand sie Captain John Lewinski vor, der gerade seine letzten Vorbereitungen traf. Der Sternenflottenoffizier hatte einen schwarzen Kampfoverall angezogen und befestigte gerade einen Gürtel mit Ausrüstungsgegenständen an seiner Hüfte: Tricorder, Notrationen für alle Fälle, medizinische Materialien und natürlich einen Phaser. Auch wenn sein Informant vorgab, sein Freund zu sein, so wollte John dennoch auf Nummer Sicher gehen und sich bewaffnen. Womöglich kam am Ende heraus, dass man ihn komplett zum Narren gehalten hatte und er nun in eine Falle von Sektion 31 hereintappte.
    „Ziehen sie in den Krieg?“ schmunzelte Kasidy, nachdem sie John eine ganze Weile gemustert hatte.
    „Möglicherweise,“ war die knappe Antwort des Captains.
    Die Frachterkommandantin stellte sich an die Transporterkontrollen, die genauso alt wie der Rest des Schiffes waren und bedeutete ihm, sich auf die Plattform zu stellen.
    „Ich hoffe, dass sie veralteter Technik nicht misstrauen,“ kommentierte sie.
    „Wieso sollte ich?“
    „Weil dies nur ein Typ 5-Transporter ist. Bisher hat uns unsere Reederei nicht das Geld gegeben, um uns einen neuen anzuschaffen. Die Gewerkschaften wollen bald mal wieder einen Beschwerdebrief schreiben.“
    „Solange ich unten in einem Stück ankomme, bin ich zufrieden,“ meinte John und ohne einen weiteren Kommentar abzugeben fuhr Yates die Anzeigen hoch. Ein wirklich altes Geräusch, dass wohl ebenfalls noch aus der Kirk-Zeit zu stammen schien, erklang und langsam verschwanden die Konturen des Schiffes um Lewinski herum. Ersetzt wurde er durch die kalte, dunkle Umgebung von Rubel 3. Sofort musste er feststellen, dass alles, was man über den Planeten gesagt hatte, zutraf. Es schien hier absolut nichts zu geben. Am nachtschwarzen Himmel zeigten sich außer den Wolken nichts. Überall war felsiges Gestein, jedoch keine Pflanzen oder Bäume. Und diese Stille fiel einem sofort auf. Nirgendwo erklang der Laut eines Tieres; nirgendwo war das Piepsen eines Vogels zu hören. Diese Welt war absolut tot. Gespannt holte er seinen Tricorder hervor und nahm einen Scan der Umgebung vor. Er bemerkte keine Lebenszeichen, doch etwas anderes erschien auf der Anzeige. Es schien sich um einen Sender zu handeln, der immer wieder Impulse aussandte. Kurz blickte er in die ungefähre Richtung, aus der die Impulse kamen und konnte deutlich eine Höhle ausmachen. Vorsichtig näherte er sich dem Signal, dabei jedoch darauf bedacht, nicht ein allzu deutliches Ziel abzugeben. Immer noch bestand die Möglichkeit, dass es sich hier um eine Falle handelte und er hatte keine Lust, für den Rest seines Lebens in einem Internierungslager von Sektion 31 zu enden. Vorsichtigen Schrittes begab er sich in die Höhle und trotz seines vorsichtigen Schrittes hallten die kleinen, von ihm aufgeworfenen Steine, durch die Dunkelheit. Er aktivierte die Taschenlampe, die an seinem Handgelenk angebracht war und erhellte so seinen Weg. Abermals konsultierte er seinen Tricorder. Immer näher kam er der Quelle. Um weiterhin auf der Hut zu sein, nahm er nicht den direkten Weg, sondern machte einen kleinen Bogen um das Signal herum, so dass er einem eventuellen Hinterhalt in den Rücken fallen konnte. Schließlich sah er das silberne Gerät. Langsam näherte er sich ihm und stellte dabei fest, dass es ein Sternenflottennotsender war. Kurz inspizierte er das Gerät und deaktivierte es dann. An der Decke hörte kurz Wasser auf den Boden tropfen. Stalaktiten hingen an der Wand, waren durch die Jahrtausende alten Bewegungen des Wassers entstanden. Wo war nun sein Informant? Plötzlich hörte er etwas hinter sich und John wirbelte herum, richtete dabei den Phaser auf eine Gestalt, die aus dem Dunkeln erschienen war. Auch diese griff zu einem Schulterhalfter und holte eine Waffe hervor, die er auf ihn richtete.
    „Stehen bleiben oder ich schieße!“ brüllte John und hatte den Phaser auf die Brust des Eindringlings gerichtet.
    „Aber, aber John, ich hatte mir einen etwas herzlicheren Empfang vorgestellt, “ antwortete der Fremde mit einer Stimme, die ihm seltsam bekannt vorkam.
    Langsam, dabei immer noch die Waffe auf den Unbekannten fixiert, hob der Kommandant der Monitor die Taschenlampe und erhellte das Gesicht der Person. Und erschrak!
    „Nein, dies darf nicht wahr sein“, brüllte John und umklammerte den Phaser, als er Edward Jellico erblickte.
    „Leider entspricht es den Tatsachen, John, “ entgegnete die Person, die eigentlich hätte tot sein müssen.“
    „Dies kann nicht sein. Wir haben ihre Leiche gefunden. Sie sind tot!“
    Jellico, der sich anscheinend quicklebendig fühlte machte genauso wenig wie Lewinski Anstalten, seine Waffe zu senken. Wie in einem altmodischen Showdown standen sich die beiden gegenüber, die Waffen auf den jeweils anderen gerichtet.
    „Auf ihr Gesicht habe ich mich die ganze Zeit gefreut“, meinte der ehemalige Admiral der Sternenflotte. „Ihre Überraschung zu sehen ist recht befriedigend.“
    John umklammerte seine Waffe noch etwas fester und brüllte:
    „Ich weiß nicht, wieso sie noch am Leben sind, aber anscheinend haben sie die Person, mit der ich mich treffen wollte, getötet. Dafür werde ich sie festnehmen. Waffe runter!“
    „Sie scheinen nicht ganz zu verstehen, John“, entgegnete Jellico und lächelte. „Ich bin ihr Informant.“

    „Lüge!“
    „Wenn sie die Wahrheit nicht akzeptieren können...“
    „Waffe runter oder ich erschieße sie!“
    „Jetzt hören sie mal zu, sie einfältiger Idiot,“ sagte der alte Mann und wirkte nun recht sauer, „ich biete ihnen hier die einmalige Chance, einen entscheidenden Schlag gegen Sektion 31 durchzuführen und ihnen fällt nichts besseres ein, als mich mit einer Waffe zu bedrohen? Kommen sie schon, John, denken sie nach! Wenn ich sie hätte töten wollen, dann hätte ich es doch schon längst getan.“
    Doch John Lewinski ließ sich von diesen Worten nicht beeindrucken. Immer noch hatte er den Phaser auf den alten Feind gerichtet und trotz der Kühle der Höhle schwitzte er. Weitere lange Sekunden vergingen, dann senkte Jellico die Waffe und steckte sie zurück in seinen Halfter.
    „Okay, ich mache den ersten Schritt“, erklärte er. „Können wir nun endlich auf ihr Schiff? Immerhin haben wir einen Krieg zu gewinnen.“
    Für einen kurzen Moment verspürte der Captain nur den irrationalen Wunsch, dieses Schwein auf der Stelle zu töten, doch schließlich sah er ein, dass dies reichlich unklug wäre angesichts der Möglichkeiten, die sich hier boten. Ohne die Waffe von Jellico wegzunehmen, öffnete er einen Kanal zur Xhosa und ließ sich gemeinsam mit Edward Jellico an Bord beamen.

    Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie dieser Fall wieder einholen würde. Immerhin hatten sie ihn nie wirklich aufgeklärt, nie den Grund für die Morde aufdecken können. Paralysiert saß Commander Matt Price im Bereitschaftsraum des Captains und starrte vor sich hin. Er beobachtete keinen bestimmten Punkt an der Wand, kein Bild, gar nichts. Sein Blick glitt ins Leere ab, als er sich mit Schrecken an die letzte Begegnung mit diesem Fall zurückdachte. Es war die wohl mit Abstand ungewöhnlichste Mission gewesen, die er und die gesamte Crew der Monitor hatte durchführen müssen. Damals war er dem Mörder in seinem eigenen Quartier begegnete und hatte ihn damals töten müssen, nur um dann festzustellen, dass es sich bei dem Eindringling um Fähnrich Ginger gehandelt hatte. So gerne er auch einen Täter für diese Morde hatte präsentieren wollen, hier war er in einer Sackgasse angekommen. Denn Fähnrich Ginger war zu dem Zeitpunkt des ersten Mordes, der auf Vulkan geschehen war, nicht dort gewesen, sondern wie alle anderen auch auf der Monitor. Was nur hatte die junge Frau damals bewogen, sein Quartier aufzusuchen und einen Mordversuch zu starten? Schaudernd kam ihm die abstruse Theorie wieder in den Sinn, die ihm Bruce Land vorgestellt hatte. Sein damaliger Offizier hatte aufgrund keiner nachweisbaren Spuren und der immer selben Botschaft des Täters, der immer „Teufel“ geschrieben hatte, tatsächlich die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass sie es wirklich mit dem Teufel, dem personifizierten Bösen in diesem Universum zu tun gehabt hatten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Matt nur über diese Idee gelacht. Wie konnte ein rationaler Mensch auch nur ernsthaft annehmen, dass eine alte, mythische Figur, die nur als Hirngespinst existierte, für diese brutalen Morde verantwortlich sein konnte. Doch dies war die einzige halbwegs brauchbare Theorie gewesen, die ihnen damals geblieben war. Und als Commander Price sich später Fähnrich Ginger gestellt hatte, hatte er nicht die junge Frau vor sich gesehen, sondern Elawuhr, den betazoidischen Teufel, das schrecklichste Wesen überhaupt. Seitdem war Price irritiert. Lange Zeit hatte es gedauert, bis er diese Mission hatte verdrängen können. Offiziell wurde dieser Fall niemals abgeschlossen und nun wurde anscheinend wieder die Akte geöffnet. Wie sollten sie nun vorgehen? Was konnten sie nun tun?
    Das Piepen des Computers riss den Halbbetazoiden aus seinen unangenehmen Gedanken. Erschrocken zuckte er zusammen und schalt sich im Anschluss selbst einen Narren wegen seiner übertriebenen Reaktion. Er aktivierte die Verbindung und nahm mit Überraschen zur Kenntnis, wie Admiral Ali Waseri auf dem Schirm erschien.
    „Commander Price, gut dass sich sie erreiche!“ begrüßte ihn der alte Mann hektisch.
    „Was kann ich denn für sie tun?“ fragte der erste Offizier des Schiffes im Anschluss geistesabwesend.
    „Wir haben einen wichtigen Spezialauftrag für sie“, erklärte der Admiral. „In wenigen Minuten wird die Eliteeinheit der Ranger zu ihnen an Bord kommen. Im Anschluss werden sie Kurs auf ein verdächtiges Schiff...“
    „Moment, Moment“, unterbrach er im Anschluss den Sektorchef des Geheimdienstes. „Admiral, wir können nicht diese Mission ausführen. Es hat Vorkommnisse an Bord...“
    Das Unerwartete geschah: das Gesicht Admiral Waseris lief rot an und der alte Mann, der sonst immer so ruhig wirkte, begann loszupoltern.
    „Es interessiert mich nicht!“ rief Waseri. „Ich habe ihnen einen Auftrag gegeben, der ausgesprochen wichtig ist und den sie ohne Widerworte erfüllen werden. Sie haben dabei das Kommando. Bereiten sie sich auf die Ankunft der Ranger vor.“
    Noch bevor es ihm überhaupt in den Sinn kommen konnte zu widersprechen war die Verbindung schon wieder beendet worden. Price schüttelte nur den Kopf angesichts der Inkompetenz des Admirals. Hier passierten geheimnisvolle, unheimliche Dinge vor sich und der alte Mann war nicht einmal willens, ihn anzuhören. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er nicht einfach den Befehl des Sektorchefs ignorieren sollte, aber selbst er musste einsehen, dass dies nicht sehr klug war. Sie alle hatten keine andere Wahl als sich dem Befehl zu fügen.

    Lieutenant Danny Bird kam einen Tick zu früh. Noch bevor er selbst den kleinen Transporterraum der Monitor betreten konnte, waren die Ranger schon angekommen und begannen ihre Ausrüstung wegzutragen. Ganz am Schluss der Kolonne erblickte er eine altbekannte Person, deren grüne Haut einfach unübersehbar war.
    „Lieutenant Darrik“, begrüßte Danny den Tirrionen und schüttelte ihm die Hand.
    „Mr. Bird“, erwiderte der junge Anführer lächelnd, „es ist lange her, dass ich das letzte Mal auf diesem Schiff gewesen bin.“
    „Wohl war. Ich gratuliere ihnen zu ihrer Beförderung.“
    „Vielen Dank. Ich bin zwar noch jung, aber anscheinend ist das Oberkommando der Meinung, dass ich meine eigene Truppe zu leiten vermag. Können sie mich nun bitte zu Commander Price bringen, damit ich ihn briefen kann?“
    Der Sicherheitschef der Monitor und Gelegenheitsmitglied der Ranger nickte und führte den Anführer der Spezialeinheit zum Turbolift und auf die Brücke. Inzwischen war es gute Drei Jahre her, seit sie sich das letzte Mal unter sehr traurigen Umständen gesehen hatte. Aus Respekt verzichtete Danny darauf, dieses Thema anzusprechen. Er wusste nicht, in wie fern der Tirrione den damaligen Verlust verarbeitet hatte und daher ging er lieber auf Nummer Sicher. Auf der Brücke angekommen, kam ihnen schon Matt Price entgegen und hatte einen sehr missbilligenden Gesichtsausdruck angenommen.
    „Lieutenant Darrik und das Ranger-Team melden sich zur Stelle“, meldete der Anführer pflichtbewusst. Er hatte mit Lieutenant-Commander Eisenberg einen hervorragenden Lehrer gehabt.
    „Lieutenant, ich möchte ehrlich sein“, entgegnete Price sauer. „Ihr Besuch kommt uns äußerst ungelegen. Wir haben wirkliche Probleme an Bord und da können wir nicht einfach den Transporter für sie spielen.“
    „Ich verstehe ihre Sorgen“, erklärte Darrik völlig ruhig und selbstsicher, „aber sie spielen nicht nur den Transporter für uns. Unsere Befehle kommen direkt von Admiral Waseri. Die Monitor soll uns im getarnten Zustand auf einen Frachter beamen, der einen Renegatenstatus hat?“
    „Renegaten?“ fragte Bird irritiert.
    „Ja“, bestätigte Darrik, „es sind Terroristen, die eine größere Aktion planen.“
    „Wie groß?“ fragte Price.
    „Sehr groß.“
    „Wie groß?“ fragte Price nochmals und hob dabei seine Stimme an. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er kurz vor einem Wutausbruch stand.
    Der Lieutenant überlegte einen kurzen Moment. Ali Waseri hatte ihm von der absoluten Diskretion dieser Mission erzählt und daher musste er sorgsam darauf aufpassen, was er sagen konnte und was nicht. Der böse Blick des Halbbetazoiden überzeugte ihn jedoch, mit der Sprache herauszurücken:
    „Wir nehmen an, dass die Terroristen Trilithium-Harz haben und planen, es auf eine Föderationskolonie abzufeuern. Wir sollen das Schiff entern und...“
    „Und was?“
    „Die Crew töten“, gab Darrik zu.
    „Töten?“ Danny Bird war mehr als nur überrascht. „Wieso nicht betäuben und gefangen nehmen?“
    Auch Lieutenant Darrik schien angesichts dieses Befehls etwas ratlos.
    „Ich weiß nur, dass dieser Befehl direkt vom Oberkommando kommt“, meinte der Tirrione, „und der Admiral meinte, dass die Terroristen ohnehin bis zum Tode kämpfen werden. Sir, ich gebe ihnen nun die Koordinaten und bitte sie dann, einen Kurs zu setzen.“
    Price nickte und im Anschluss wurde die Monitor auf Kurs und ging mit hoher Warpgeschwindigkeit auf den ihr zugewiesenen Kurs. Im Anschluss entschied sich Darrik dafür, noch etwas Kraft zu tanken und sich auszuruhen. Kurz nachdem er gegangen war, fragte Commander Price seinen Sicherheitsoffizier:
    „Sie kennen ihn?“
    „Ja, ein guter Mann. Lange Zeit war er der Stellvertreter von Commander Eisenberg gewesen.“
    „Und nun ist er Anführer?“
    „Aufgrund eines tragischen Vorfalls schon?“
    „Tragisch?“
    Und so erzählte ihm Danny Bird von den Ereignissen im Tzenkethi-Raum, die schon mehrere Jahre zurücklagen:

    Was ein Ranger in den Jahren seiner Ausbildung unbedingt lernen musste, war innerhalb von wenigen Sekunden soviel Informationen wie möglich über seine Umgebung zu sammeln. Dies war geradezu ein klassisches Beispiel: der Transporterraum beamte die dreiköpfige Gruppe in drei Schlüsselsektionen des kleinen Frachters, der ohnehin nur aus einem Deck bestand. Ganz in Schwarz gehüllt, mit dem Gewehr im Anschlag erschien Commander Aron Eisenberg auf der Brücke der Thor und überraschte damit die beiden Personen dort, die augenscheinlich am schlafen waren.
    "Keine Bewegung!" rief Eisenberg ihnen zu und stellte fest, dass der offensichtliche Captain ein Bolianer war. Nachdem er sich versichert hatte, dass keiner nach einer versteckten Waffe griff, kontaktierte er Lieutenant Darikk und Lieutenant Resor:
    "Status?"
    Die Stimme des jungen Tirrionen Darrik klang ruhig und gleichmäßig.
    "Alle Abteilungen gesichert. 5 Besatzungsmitglieder in Gewahrsam, keine Waffen festgestellt."
    Eisenberg unterbrach die Verbindung und wandte sich an den sichtlich verdutzten Bolianer,
    während die vulkanische Frau neben ihm Eisenberg ruhig anblickte.
    "Was ist hier los?" fragte der Bolianer aufgeregt und sein Adamsapfel zuckte wild hin und her. Anscheinend konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, worum es hier ging. Commander Eisenberg beschloss, ihm etwas auf die Sprünge zu helfen.
    "Sie haben gegen geltendes Föderationsgesetz verstoßen. Ihr Schiff wird hiermit von der Sternenflotte beschlagnahmt."
    Die Verwirrung im Gesicht des Bolianers wich nun echtem Ärger. Er wollte einen Schritt auf Eisenberg zu machen, der ihm aber mit der Gewehr bedeutete, da zu bleiben, wo er war.
    "Das ist eine Ungeheuerlichkeit! Ich werde Beschwerde beim Föderationsrat einlegen..."
    "Sie werden gar nichts tun. Die Passage, die sie vor wenigen Stunden überquert haben, ist von der Föderation offiziell geschlossen worden. Sie werden einem Richter vorgeführt werden..."
    Leider liegt es in der Natur des Menschen, Fehler zu machen. Und gerade weil Commander Eisenberg bisher nie einen gemacht hatte, wurde er nun nachlässig. Während er den störrischen
    Frachterkapitän über seine Rechte aufklärte, entging ihm, wie die vulkanische Frau ganz langsam zu einer Konsole ging und scheinbar ein paar Kurskorrekturen vornahm. Dies war jedoch nicht der Fall. Stattdessen holte sie mit einer scheinbar überirdischen Geschwindigkeit einen klingonischen Disruptor hervor und feuerte auf Eisenberg. Dieser bemerkte viel zu spät diese Aktion und versuchte, gleichzeitig zu feuern und sich abzurollen. Sein Phaserstrahl traf zwar die Frau und machte sie dadurch kampfunfähig, doch nichtsdestotrotz schaffte er es nicht, dem Disruptorstrahl auszuweichen, der ihn halb im Sprung in die Brust traf und ihn gegen das Schott warf. Die beiden anderen Ranger hörten selbstverständlich die Kampfgeräusche und betäubten ihre Gefangenen, um dann durch die schmalen Gänge zur Brücke zu eilen. Darrik erschien als erster aus dem Schott und musste hilflos mit ansehen, wie der Bolianer den Disruptor aufhob und auf ihn schoss. Die folgenden Sekunden schienen sich zu einer Ewigkeit zu dehnen, bis der Strahl in der Brust des Andorianers Resor explodierte, der sich schützend vor seinen Kameraden geworfen hatte. Darikk reagierte instinktiv und feuerte zwei Ladungen auf den Bolianer ab, der bewusstlos in einen Stuhl der Konsole sank. Dann war es totenstill. Denn Lieutenant Darrik war die einzige Person, die noch bei Bewusstsein war.


    „Er hat sein ganzes Team verloren?“ fragte Price erschüttert.
    „So ist es.“
    „Ist er denn überhaupt noch in der emotionalen Lage, weiterhin diese Art von Missionen zu bewältigen?“
    Bird überlegte kurz.
    „Ich kann nur spekulieren, aber ich denke mal, dass er eine intensive Vorbereitung durch Sternenflottenpsychologen erfahren hat.“
    „Hat er ihr Vertrauen?“ fragte Price und erweckte dabei den Eindruck, als sei allein Birds Meinung relevant.
    „Ja. Ich kenne ihn, er ist ein guter Mann.“
    Statt einer Antwort wandte sich der Halbbetazoid dem Hauptschirm zu und seufzte. Wohin mochte sie der Kurs bringen? Und was war mit dem Mörder? War er noch an Bord oder hatte er das Schiff wieder verlassen? Fragen über Fragen...

    Unsanft schubste John Lewinski ihren Gast in den Aufenthaltsraum der Xhosa. Dabei war er sich noch nicht einmal sicher, welchen Status Edward Jellico tatsächlich hatte. Gast, Verbrecher, Opfer? Immer noch konnte Lewinski es nicht fassen, dass man ihn ein Jahr lang so an der Nase herumgeführt hatte. 12 Monate lang war er also nur eine Marionette des ehemaligen Admirals gewesen. Welche geheimen Aufträge mochte er ihm unwissentlich erfüllt, welche Vorteile verschafft haben. Mit grimmiger Miene bedeutete er dem alten Mittelsmann von Sektion 31 sich auf den Metallstuhl zu setzen. Den Breen-Phaser, den er dabei gehabt hatte, hatte John Lewinski an sich genommen. Abermals wurde der Captain der Monitor nun überrascht, denn Jellico begann nun zu grinsen. Es war ein höhnisches Grinsen, eines von der Art, welches John überhaupt nicht mochte.
    „Was gibt es zu lachen?“
    „Nun“, erklärte der alte Mensch und lächelte immer noch, „ich stelle mir gerade die Gedankengänge vor, die sie im Moment durchführen.“
    „Und?“
    „Sie sind auf dem Holzweg.“
    „Auf dem...was?“ fragte John irritiert und verzog das Gesicht. Er hatte weder die Zeit noch die Lust auf solche Spielchen.
    „Ein altes Sprichwort, Captain“, antwortete Jellico. „Es bedeutet, dass sie sich irren.“
    „Wobei irren?“
    Edward Jellico räusperte sich kurz und sah sich in dem recht unkomfortablen Raum um. Immer noch kreiste die Xhosa um den Planeten, da John sich noch nicht für das nächste Reiseziel entschlossen hatte. Intuitiv wollte er sofort den Mann den Föderationsbehörden überantworten, aber seine vielgerühmte innere Stimme riet ihm noch etwas zu warten.
    „Sie denken höchstwahrscheinlich, dass ich immer noch ein Teil von Sektion 31 bin“, schwadronierte der ehemalige Admiral, „jedoch liegen sie falsch.“
    „Ach ja Was sind sie dann?“
    „Dasselbe wie sie, mein guter John: ein Opfer der Machenschaften dieser Verschwörer.“
    John lachte auf. Es war ein humorloses Lachen.
    „Das ich nicht lache. Sie sind sicherlich genauso aktiv wie eh und je.“
    Diesmal war es an Jellico, laut zu lachen. Er entschied sich dafür, seine Trumpfkarte ins Spiel zu bringen.
    „Wenn dies stimmt“, suggerierte er, „wieso hat mich dann Sektion 31 getötet?“
    „Falsch“, rief der Captain aus und setzte sich auf den Tisch, der wie alle anderen Geräte hier aus Metall war. „Sie leben noch, folglich hat man sie nicht umgebracht.“
    „In gewisser Weise schon“, orakelte Jellico. „Gestatten sie mir alles von Anfang an zu erzählen?“
    „Ich bitte darum“, antwortete Lewinski übertrieben höflich.
    Angesichts dieser aus seiner Sicht unfairen Reaktion seufzte Edward Jellico kurz und begann dann mit den Ereignissen, die sich vor einem knappen Jahr zugetragen hatten...

    Das Abendessen für die Inhaftierten war offiziell beendet und schon seit einiger Zeit döste Edward Jellico in seiner Zelle herum. Der Mensch dachte über den nun begonnenen Prozess nach. Lächerlich! Wie konnten die nur annehmen, dass Sektion 31 einfach zuließ, wie noch mehr Geheimnisse enttarnt wurden? Schon jetzt war ein immenser Schaden durch die Enttarnung von Mittelsmännern entstanden. Doch wie hatte man dieses kleine Padd bei der Verhaftung Jellicos bei ihm vergessen können? Wie konnte einem ein solch großer Fehler unterlaufen. Über diese Frage dachte Edward schon lange nach. Und dann kam ihm endlich die Lösung: diese Enttarnten waren Bauernopfer gewesen, Notlösungen, um dem Löwen etwas zur Beschäftigung zu geben. Welch Cleverness! Doch im Umkehrschluss hieß dies auch, dass Jellico ebenfalls ein Bauernopfer war, dass zurückgelassen worden war. Nein, unmöglich, er hatte ihnen so lange treue Dienste geleistet, sie konnten ihn nicht zurücklassen. Sicher würden sie bald kommen...
    Wo ist der Zellenwärter? Fragte er sich unwillkürlich.
    Er hatte gar nicht bemerkt, dass der Sicherheitsoffizier den Raum verlassen hatte, was sehr ungewöhnlich war. Plötzlich erstarb das Summen, was für Jellico ein wohlbekanntes Geräusch war: das Kraftfeld war ausgeschaltet worden. War dies die Möglichkeit zur Flucht? Half man ihm endlich? Der ehemalige Admiral der Sternenflotte wollte sich gerade erheben, um seine Zelle zu verlassen, da tauchte eine Person vor ihm auf, die unangenehmerweise einen Phaser direkt auf ihn gerichtet hatte. Jellicos Miene versteinerte.
    „Nein, nicht sie!“
    Das Gesicht des Attentäters veränderte sich in ein höhnisches Grinsen. Dann drückte er ab. Wie in einer Zeitlupe konnte Jellico sehen, wie der orange Energiestrahl aus dem Phaser hervor schoss und auf ihn zuraste, ohne dass er die Chance hatte, ihm auszuweichen. Die Energieentladung traf auf seinen Brust und verursachte ein unglaubliches Brennen, während ihn der Impuls zu Boden warf. Und dann übermannte ihn das Ende...


    „Jedoch“, fuhr Jellico mit seiner Erzählung nach einer kurzen, ja geradezu melancholischen Pause fort, „war es nicht das Ende. Die auf mich gerichtete Waffe war nur auf Betäubung gestellt gewesen und so entführte man mich auf ein getarntes Schiff im Orbit der Erde.“
    „Man fand aber ihre Leiche!“ rief Lewinski aus, der noch nicht so recht glauben mochte, was er da eben vernommen hatte.
    „Deswegen sagte ich ja, dass man mich in gewisser Weise getötet hatte, Captain. Man hat gewissermaßen dasselbe gemacht wie mit ihnen vor zwei Jahren. Ein Klon war von mir erstellt und sofort nach dessen Fertigstellung getötet worden. Das Imitat, welches absolut perfekt und nicht von mir zu unterscheiden gewesen war, war dann in die Zelle gebeamt worden. So dachten sie alle, dass ich mein Leben bei einem Attentat gelassen hätte.“
    „Ein verdammt guter Trick, um sie da rauszuholen“, kommentierte John, „und um sie wieder in die Organisation zu integrieren.“
    Angesichts dieser Worte fuhr der ehemalige Admiral aus seinem Stuhl hoch und schnaufte vor Wut, doch Lewinskis gezückter Phaser brachte ihn wieder dazu, sich zu setzen. Offenbar war Jellico angesichts dieser Worte außer sich gewesen und Lewinski begann sich allmählich zu fragen, ob an der Sache nicht doch etwas dran sein konnte.
    „Zu integrieren? ZU INTEGRIEREN?“ ereiferte sich Jellico und brauchte im Anschluss einige Sekunden, um wieder zu sich zu kommen. „Sie liegen falsch, Captain“, fuhr er im Anschluss mit normaler Stimmlage fort. „Haben sie sich jemals gefragt, wieso, als sie mich festnahmen, Nathan Sloan dieses kompromittierende Padd zurückgelassen hat?“
    Lewinski rollte mit den Augen. Die Ironie dieser Situation war unfassbar.
    „Natürlich habe ich daran gedacht. Jeden Tag.“
    „Und was kam dabei raus?“
    „Sagen sie es mir doch, immerhin meinen sie von sich selbst, dass sie informiert wären.“
    „Ich war ein Bauernopfer“, erklärte Jellico niedergeschlagen, „ähnlich wie beim Schach. Ich und viele andere waren für Sektion 31 nützlich, solange wir in der Lage waren ihren Anforderungen zu entsprechen. Doch eines Tages, vermutlich aufgeschreckt durch ihre intensiven Ermittlungen, entschloss sich Sektion 31 dafür, einen völlig neuen Kurs zu fahren und dazu mussten wir erst aus dem Spiel genommen werden. Daher gab man ihnen einem Köder gleich diese Informationen über die Verräter in hohen Positionen. Es hielt sie beschäftigt, verschaffte ihnen ein trügerisches Gefühl der Sicherheit während sich Sektion 31 reorganisierte. Es war also kein Sieg von ihnen; sondern nur ein taktischer Wechseln.“
    „Und was wollen sie nun mit mir?“ fragte John Lewinski, ohne verhindern zu können, dass sein Gegenüber ein gewisses Interesse aus seiner Stimme heraus hören konnte. Noch war er nicht dazu bereit zu glauben, was ihm der alte Mann da gesagt hatte, doch es hörte sich interessant an.
    „Ich möchte ihnen nun endgültig helfen Sektion 31 zu besiegen. Diesmal werde ich definitiv als Kronzeuge auftreten und ich werde weit mehr als nur das sein: ich habe im Laufe des letzten Jahres intensive Nachforschungen angestellt. Wichtige Informationen habe ich nun, die ihnen einen entscheidenden Sieg bringen werden. Fliegen sie mich zur Erde.“
    Gelassen hörte sich John diese Worte an. Das Angebot, sofern es der Wahrheit entsprach, war verführerisch, jedoch war Vorsicht angebracht und daher stellte er die entscheidende Frage:
    „Wieso?“
    Edward Jellico schien mit dieser Frage gerechnet zu haben und hatte sich anscheinend auf die Antwort vorbereitet. Trotzdem gelang es ihm nicht Emotionalität aus seiner Geschichte fern zu halten.
    „Als man mich auf das getarnte Schiff entführt hat, da hat man mich nicht gerade mit Lobeshymnen überschüttet, wie sie vielleicht annehmen mögen. Ganz im Gegenteil, es war ein Empfang, den ich lieber wieder ganz schnell vergessen hätte. Für mehrere Wochen war ich in Gefangenschaft von Nathan Sloan und wurde gefoltert. Es gab keinen Recht Grund dazu, er wusste, dass ich nichts verraten hatte und dass es auf der anderen Seite nichts gab, was ich ihm hätte erzählen können. Er wendete die schmerzhaftesten Prozeduren an mir nur zum Spaß an. Gehirnsonden, Elektroschocks, Sauerstoffentzug, das ganze Programm. Nur mit Glück schaffte ich es irgendwann zu fliehen.“
    „Wie?“ fragte Lewinski mit leichtem Misstrauen.
    „Nach einigen Wochen, in denen ich recht fügsam erschienen war, waren die Wachen nachlässig geworden und so war ich in der Lage gewesen, eine von ihnen niederzuschlagen und mir den Weg zur Shuttlerampe freizukämpfen. Ich schnappte mir eines der Schiffe und verschwand so schnell es nur ging. Das folgende Jahr, in dem ich ihnen nun als Informant gedient habe, habe ich als Vagabund verbracht. Ich zog von einem Ort zum nächsten, immer darauf bedacht, rechtzeitig wieder zu verschwinden bevor mich die Sektion 31 aufspüren konnte.“
    Betreten blickte Jellico zu Boden und allmählich fiel es dem Captain immer schwerer zu glauben, dass dies alles nur gespielte Reaktionen sein sollten. Was war, wenn der alte Verräter wirklich die Wahrheit sagte? So abwegig es ihm auch erscheinen mochte, es war eine hypothetische Möglichkeit.
    „Und nun wollen sie gegen diese Leute aussagen?“ fragte John.
    „Ja.“
    „Die Sache verraten, an die sie geglaubt haben?“
    Verächtlich schnaubte Jellico, so als hätte der Kommandant der Monitor ihn mit dieser Aussage beleidigt. Immer geringer wurden Lewinskis Zweifel. Eine gefährliche Reaktion angesichts des Schadens, den dieser ehemalige Sternenflottenoffizier schon verursacht hatte.
    „Ich habe nie direkt an deren Sache geglaubt.“
    „Ach nein?“
    „Nein, es war eher ein Zweckbündnis, eine unausweichliche Angelegenheit. Wissen sie, wie alles zu Stande kam?“
    Lewinski schüttelte den Kopf.
    „Sicherlich erinnern sie sich daran“, fuhr Jellico fort, „dass ich vor über zehn Jahren für kurze Zeit Captain Picard auf der Enterprise ersetzt habe. Während Picard auf einer Geheimmission war, sollte ich diplomatische Verhandlungen mit den Cardassianern führen. Wie sie selbst wohl noch wissen war die Situation damals sehr ernst, wir standen am Rande des Krieges. Leider habe ich einsehen müssen, dass mein harter Verhandlungskurs nicht der richtige gewesen war, glücklicherweise haben wir jedoch die Sache noch entschärfen können. Als geschlagener Mann kam ich wieder nach Hause. Mir war klar, dass ich selber praktisch keinen Anteil an diesem Erfolg gehabt habe und dass ich mir sogar einen schlechten Ruf verschafft habe. Kurz nachdem ich auf der Erde angekommen war traten zwei Leute an mich heran. Einer von ihnen war Luther Sloan, wie sie wohl aus den Berichten von Dr. Bashir und Chief O´Brien wissen, der damalige Kopf von Sektion 31. Sie schlugen mir eine Zusammenarbeit vor. Während ich der Organisation ab und zu Nachrichten zukommen und Aufträge erfüllen würde, würden sie mich im Gegenzug protegieren, meinen Namen wieder herstellen und meine Karriere vorantreiben.“
    „Und da haben sie als machtsüchtiger Mann natürlich nicht nein gesagt.“
    „Doch, dies habe ich“, überraschte Edward ihn mit seiner Antwort. „Ich machte Luther Sloan recht deutlich, dass ich mit den Machenschaften einer solchen Gruppe nichts zu tun haben wollte. Also zogen die beiden wieder ab. Einige Tage später jedoch, als ich in meinem Büro im Sternenflottenhauptquartier saß, bekam ich Foto zugesendet. Es zeigte meinen kleinen Sohn in den Armen von Luther Sloan. Beide lächelten mich auf dem Foto an und der kleine Jeremy hatte sicher gedacht, dass der nette Arbeitskollege seines Vaters einen Ausflug mit ihm gemacht hat, aber ich verstand sofort diese Botschaft: wenn ich mich nicht ihren Wünschen beugen würde, so würde es meine Familie hart treffen. So wurde ich also zu einem Agenten der Sektion 31. Und was soll ich sagen? Trotz dieser einmaligen Drohung von Sektion 31 hielt Sloan sein Versprechen. Mit meiner Karriere ging es bald wieder aufwärts und trotz meiner diplomatischen Verfehlungen wurde ich zum Admiral befördert. Sie können sich gar nicht den Stolz in den Augen meiner Frau und meines Sohnes vorstellen, nachdem sie von dieser Nachricht erfahren haben.“
    „Ich habe aber immer noch nicht verstanden“, unterbrach ihn John Lewinski geduldig, „wieso sie sich nun gegen diese Leute stellen.“
    „Der Niedergang der Organisation begann mit dem Tod Luther Sloans auf Deep Space Nine. Für eine kurze Zeit gab es ein Vakuum in den Machtstrukturen der Sektion 31, bis sein Sohn Nathan die Macht ergriff. Nathan Sloan war, das wussten alle, viel zu jung und unerfahren für eine solch leitende Position. Er ist nun erst 27 und soll eine Geheimorganisation anführen, die es schon seit Jahrhunderten gibt? Unmöglich!“
    „Jahrhunderte? Wissen sie denn wie lange es sie denn schon wirklich gibt?“
    Statt einer Antwort kramte Jellico kurz in seiner Tasche herum und diesmal verzichtete Captain Lewinski darauf, einen Phaser auf den alten Mann zu richten. Auch wenn es sich absolut paradox anhören mochte, auf einmal vertraute er diesem alten Mann. All die Jahre hatte er in ihm nur ein Schwein gesehen, ein Mann der ihm mit Vergnügen Steine in den Weg legte. Doch zum ersten Mal kam John tatsächlich der Gedanke in den Sinn, dass Jellico selbst vielleicht nur ein Opfer sein mochte. Aus seiner Tasche holte der vermeintliche Überläufer ein kleines, grünes, rechteckiges Stück Papier heraus.
    „Wissen sie, was dies ist?“ fragte Jellico.
    „Ist dies ein Geldschein?“
    „Stimmt. Es handelt sich um einen Dollar, eine Währung, die vor einigen hundert Jahren auf der Erde existiert hat. Schauen sie sich doch diese Stelle ganz genau an.“
    Lewinski nahm den Geldschein entgegen und betrachtete die ihm zugewiesene Stelle. An der Seite der Währung war eine Pyramide eingezeichnet, in deren Spitze ein Auge eingelassen war.
    „Können sie damit etwas anfangen?“
    „Bedauere, nein.“
    „Die offizielle Regierung der damaligen Regierung war, “ erklärte Edward Jellico, „dass es sich bei diesem Symbol um Gott handeln solle, der mit seinem allmächtigen Auge uns alle überwacht. Jedoch existierte schon damals eine zweite Theorie, wen diese Pyramide darstellen sollte.“
    „Wen?“
    „Der Geheimbund der Illuminaten. Eine Untergrundorganisation, die angeblich die ganze Welt regiert hat.“
    „Mit diesem Begriff kann ich etwas anfangen“, unterbrach ihn John und blickte noch einmal auf den Schein. Langsam stieg in ihm die Erinnerung hoch, doch einmal von dieser Sache gehört zu haben. Verschwörungstheorien waren in jedem Zeitalter populär gewesen und diese hier gehörte zu den ältesten. Doch wie so viele hatte man diese jemals beweisen noch widerlegen können. Dann, im Angesicht der Erkenntnis, stutzte Lewinski.
    „Sie wollen mir doch nicht sagen, dass Sektion 31 aus eben jenen Illuminaten hervorgegangen ist?“ fragte er schockiert, worauf Jellico eine entschuldigende Geste mache.
    „Dies ist nur ein Gerücht, welches innerhalb der Organisation kursiert. Ich war kein Mitglied des inneren Kreises und daher kann ich darauf keine definitive Antwort geben, aber diese Erklärung macht die Runde.“
    „Und was wollen sie mir mit dem ganzen sagen?“
    „Ich habe von diesem Gerücht kurz nach meiner ersten Arbeit für Sektion 31 erfahren. Stellen sie sich meine Resignation vor. Natürlich hatte ich am Anfang geplant, mich ihnen zu widersetzen, genauso wie sie es nun tun. Jedoch sah ich dann bald ein, dass dies keinen Sinn hatte. Wie konnte ich mir anmaßen, eine Organisation bekämpfen zu wollen, die seit so vielen Jahrhunderten existierte? Die vielleicht ihren Ursprung vor tausend Jahren auf der Erde hatte? Ich sah ein, dass es sinnlos war und arrangierte mich mit einem Feind, den ich niemals hätte schlagen können.“
    „Dies ist keine Entschuldigung“, meinte Lewinski verächtlich. „Ich habe es geschafft, gegen sie zu kämpfen.“
    „Sind sie sich da sicher? Haben sie wirklich etwas aus eigener Kraft bewirkt oder ließ man sie gewähren, um ihnen ein Gefühl von Sicherheit zu gewähren?“
    Auf diese Frage hatte John keine Antwort und so schwieg er. Tatsächlich war ihm in den letzten Jahren schon öfters dieser beängstigende Gedanke gekommen und nie hatte er eine Antwort darauf finden können.
    „Sie wollten mir gerade erklären, wieso sie Sektion 31 an Messer liefern wollen“, erinnerte ihn John schließlich, um das alte Thema wieder aufzugreifen.
    „Sie haben Recht. Ich hatte ihnen ja schon gesagt, dass Nathan Sloan viel zu jung für diese führende Rolle ist. Früher war Sektion 31 eine Gruppe, die von sich behauptete, die Föderation schützen zu wollen. Dies kann man halten wie man will, aber ab und zu klappte dies sogar. Mit Nathan Sloan wurde alles anders. Vielleicht war es das Trauma mit seinem Vater oder etwas anderes, ich weiß es nicht genau. Der Junge verfolgte jedoch auf einmal eigene Ziele mit der Gruppe. Er wollte seine eigene Ziele durchsetzen und ging dabei auch über Leichen, wohlgemerkt aus den eigenen Reihen. Der Mann ist ein Psychopath, der gestoppt werden muss. Meine einschneidenden Foltererfahrungen haben mir da ziemlich geholfen, mich festzulegen.“
    Nun war es an der Zeit, seine Entscheidung zu treffen. Traute er diesem Mann? John wusste, wie viel er in den letzten Jahren riskiert hatte. Hier war ein Mann, der bereit war, ihnen die intimsten Geheimnisse von Sektion 31 zu verraten. Durfte er sich diese Chance entgehen lassen?
    „Lewinski an Yates.“
    „Kasidy hier!“
    „Setzen sie bitte Kurs auf die Erde. Maximale Geschwindigkeit.“
    „Wird gemacht.“
    Die Trägheitsdämpfer waren sehr alt und so spürte man recht deutlich, wie das Schiff auf Kurs ging und beschleunigte. Er hatte seine Wahl getroffen. Hoffentlich würde keiner von ihnen sie bereuen. Abermals trat eine Phase des Schweigens ein. Diesmal handelte es sich um eine Periode des Abwartens, des Nachdenkens über das so eben gehörte. Lewinski war beeindruckt von den Informationen, die ihm Jellico eben gegeben hatte. Und erschüttert. Sektion 31 war ganz offensichtlich eine Gefahr, die man stoppen musste. Unterbrochen wurden diese Gedankengänge durch Kasidy Yates, die in die Stille des Raumes hineintrat und sich und lächelnd zum Replikator begab.
    „Störe ich?“ fragte sie mit einem Seitenblick auf Jellico. „Immerhin besetzen sie den einzigen Ort auf diesem Schiff, an dem die Replikatoren sind und irgendwann muss ich ja mal etwas essen.“
    Lewinski schüttelte ruhig den Kopf.
    „Nicht im geringsten, Captain Yates. Bitte, setzen sie sich doch. Dies ist übrigens Mr. Edward Jellico. Er wird während des Rückfluges unser Gast sein.“
    „Sehr erfreut, Ma´am, “ begrüßte Jellico die Dame höflich und deutete eine Verneigung an. Während sie ihr Tablett abstellte murmelte sie mehr zu sich selbst als zu den anderen:
    „Jellico...Jellico... der Name kommt mir bekannt vor.“
    „Vielleicht bin ich ja berühmt!“ warf Edward keck ein, bevor ihn Lewinski mit einem strengen Blick zum Schweigen brachte.
    „Machen wir doch weiter im Thema“, griff der Kommandant der Monitor schließlich einen losen Gesprächsfaden auf, nachdem sie lange genug Kasidy Yates beim Essen zugesehen haben. „Sie versprachen, mit den Mörder von Admiral Kashari zu nennen.“
    „Ach ja, richtig!“
    „Sie bestreiten also immer noch, dass sie es selbst gewesen sind?“
    „Mein guter John, ich bitte sie! Ich mag schlimme Dinge getan haben, aber einen Kollegen, den ich von der Akademie kenne, umzubringen, dies wäre selbst für mich zu viel gewesen.“
    „Kollegen?“ fragte der Captain erstaunt.
    „Ach, wussten sie es nicht? Kashari und ich waren als Kadetten Zimmergenossen gewesen.“
    Dies war in der Tat neu. Geschockt setzte sich John nieder, obwohl er noch nicht einmal so recht den Grund für seine Reaktion wusste. Was war denn so außergewöhnlich daran, dass sich die beiden schon so lange kannten? Vielleicht war es ja wirklich das Selbsteingeständnis, dass er lange Zeit einfach den Falschen verdächtigt hatte. Anstatt sich intensiv nach Beweisen umzusehen, hatte er sich vom Hass auf Edward Jellico leiten lassen. Doch wie hätte er dies anstellen sollen? Alle Akten zum Thema Jellico waren kurz nach seinem vermeintlichen Tod versiegelt worden.
    Ironien ließen sich in diesem Universum der unvorstellbaren Möglichkeiten, in dem sogar Wesen wie die Q lebten, niemals ausschließen. Im Gegenteil, genau wie ihr Name vermuten ließ traten sie in Momenten auf, die man nicht im Geringsten hätte voraussehen können. Dies war einer jener Momente: im getarnten Zustand näherte sich die Monitor dem Frachtschiff Xhosa und passte unbemerkt ihre Geschwindigkeit an die des anderen Schiffes an. Niemand an Bord des Sternenflottenschiffes wusste, um welches Schiff es sich bei der Xhosa handelte und dass ihr Captain an Bord war. Wie man es ihm Geheimdienst gewohnt war, führte man nur die Befehle aus, die man ihnen gegeben hatte. So gut wie nie waren diese falsch gewesen, wieso hätte es also heute so sein müssen? Und aus diesem Grund beamte die Monitor einen Einsatztrupp der Ranger an Bord des Frachters, die den Auftrag hatten, alle Crewmitglieder zu eliminieren. Nicht zu betäuben, sondern zu töten, schon alleine deswegen weil man ihnen gesagt hatte, dass es sich bei den Gegnern um Terroristen handle, die eine tödliche Waffe benutzen wollten. Terroristen, die bis zum Tode kämpfen würden und sich niemals gefangen nehmen lassen würden. Sofort nach der Aussetzung verließ die Monitor dieses Parallelkurs wieder und verschwand. Matt Price wollte sich nun endlich um die eigenen Probleme, die er an Bord hatte, kümmern, ohne zu wissen, was für eine fatale Ereigniskette er gerade in Gang gesetzt hatte. Das 6-köpfige Spezialteam der Sternenflotte war an die Schlüsselstellen des Frachters gebeamt worden. Zuerst materialisierten drei Sternenflottler im Maschinenraum und töteten innerhalb weniger Sekunden die Crewmitglieder. Niemand von ihnen gefiel der Umstand, dass sie Leute töten anstatt festnehmen mussten, doch sie wussten um die Gefahr, die von diesen Terroristen ausging. Leider war niemand von diesen Ingenieuren ein Terrorist. Nach einem ganzen Leben in der Handelsmarine hatte diese Besatzung nur ab und zu einige Piratenüberfälle sowie den Krieg erlebt. Nie war jedoch das Schiff geentert worden und so hätten sie, selbst wenn sie genug Zeit zum reagieren gehabt hätten, niemals etwas ausrichten können. Sie starben, weil man den Rangern falsche Informationen gegeben hatte. Im Anschluss deaktivierte die Spezialeinheit den Hauptstrom, damit keine eventuellen Kraftfelder errichtet werden konnten. Gleichzeitig materialisierte ein weiteres 3er-Team auf der Brücke der Xhosa. Auch hier blieb der Besatzung kaum Zeit zum reagieren, auch sie wurden getötet.
    „Brücke gesichert!“ meldete die erste Gruppe.
    „Maschinenraum gesichert und Hauptstrom aus!“ ergänzte die zweite Gruppe.
    Lieutenant Darrik atmete kurz tief durch, bevor er weitere Anweisungen von sich gab:
    „Scannen sie das Schiff nach weiteren Personen!“
    Bei den einzigen Personen, die von der Besatzung noch am Leben waren, handelte es sich um Kasidy Yates, John Lewinski und Edward Jellico, die sich im Speiseraum des Schiffes aufhielten. Jeder von ihnen war aufgesprungen, als das Licht für einige Sekunden verschwunden und dann durch die Notbeleuchtung ersetzt worden war.
    „Was war dies?“ fragte Captain Yates irritiert.
    John Lewinski erkannte die Prozedur jedoch sofort wieder. Mit düsterer Stimme verkündete:
    „Wir sind geentert worden!“
    „Geentert? Von wem?“
    Statt einer Antwort blickte der Kommandant der Monitor zu seinem neuen Partner und Edward Jellico erwiderte den Blick. Beiden war klar, dass Sektion 31 schon auf sie reagiert und wahrscheinlich ein Killerkommando losgeschickt hatte, um beide endgültig zu eliminieren. John holte seinen Phaser hervor und überprüfte noch einmal schnell das Energiemagazin, welches voll geladen war. Den Phaser, den er Jellico abgenommen hatte, überreichte er Kasidy Yates, was einen überraschten Ausruf des ehemaligen Informanten zur Folge hatte:
    „Hey! Was ist mit mir? Kriege ich nichts, womit ich mich verteidigen kann?“
    „Bedauere“, entgegnete Lewinski und schien dies nicht im Geringsten bedauern, „aber ich bin noch nicht so weit mit meinem Vertrauen, dass ich ihnen eine Waffe in die Hand drücken kann, mit der sie mich möglicherweise im nächsten Moment erschießen. Seien sie stattdessen froh, dass wir beide sie mitnehmen werden.“
    Der ehemalige Agent von Sektion 31 schien zu schmollen, doch von so etwas konnte sich Lewinski nun nicht ablenken lassen. In wenigen Sekunden würden sicherlich die Eindringlinge hier auftauchen und sonst etwas mit ihnen machen.
    „Können sie mit Phasern umgehen?“ fragte er die Frachterkommandantin.
    „Natürlich. Wir sollten uns am besten zum Waffenschrank begeben und uns einige Gewehre schnappen.“
    „Was ist mit den Transportern? Wie verhindern wir, dass sich die Eindringlinge uns direkt vor die Füße beamen?“
    Kasidy lachte kurz, als ihr die Ironie bewusst wurde. Nun würde wohl die veraltete Technik der Xhosa ihnen einen taktischen Vorteil gestatten.
    „Der Typ 5-Transporter verbraucht jede Menge Strom. Sein Bedarf kann nicht von dem Notstrom gedeckt werden, wodurch er unbrauchbar ist. Kommen sie, wir haben nicht mehr viel Zeit.“
    Selbstsicheren Schrittes ging sie zu der Wand, nahm eine der Verkleidungen ab und enthüllte so eine schmale Jeffries-Röhre.
    „Sie gehen voraus!“ befahl Lewinski Jellico und der ehemalige Admiral murrte zwar, akzeptierte jedoch sein Los und quetschte sich durch den kleinen Eingang. Danach folgten Lewinski und Yates, die im Anschluss wieder die Verkleidung befestigte. Gerade noch rechtzeitig, denn Sekunden später stürmten die Ranger mit erhobenen Waffen den Raum, fanden ihn jedoch verlassen vor.
    „Kalaynar an Darrik, wir haben sie verpasst“, berichtete einer der Soldaten dem Tirrionen.
    „Keine Angst, ich habe sie auf den Sensoren. Gehen sie zu den folgenden Koordinaten...“
    Selbst für jemanden, der normalerweise seinen Dienst auf einem Schiff der Defiant-Klasse verbrachte, war diese Zugangsröhre außerordentlich eng. Sie konnten nur hintereinander kriechen, was sie erheblich verlangsamte, denn Edward Jellico geriet schon früh ins Schnaufen. Dabei mussten sie sich beeilen, denn sicher hatte man ihre Lebenszeichen geortet und verfolgte ihre Bewegungen auf Schritt und Tritt.
    „Stopp!“ rief Yates schließlich von hinten und die Kolonne hielt an. „Treten sie nun die Verkleidung vor ihnen weg!“
    Mühsam und etwas murmelnd drehte sich Jellico im schmalen Gang herum und trat dann mit voller Kraft gegen die Verkleidung. Scheppernd fiel das Stück Metall zu Boden und die drei verließen schnell den Schacht. Sie befanden sich nun wieder im Hauptverbindungskorridor der Xhosa, wo nichts zu sehen war. Zumindest für die nächsten Sekunden.
    „Was ist eigentlich das Ziel unserer Wanderung?“ fragte Jellico leise.
    „Überleben!“ war die Antwort Lewinskis, der im Anschluss an seine Worte Captain Yates folgte, die sie alle zur Waffenkammer bringen wollte.
    „Gleich an dieser Ecke muss...“
    Sie war nicht in der Lage ihren Satz zu beenden, denn John Lewinski hatte sie mit seiner Hand schnell wieder hinter die Wand zurückgezogen. Gerade noch rechtzeitig, denn ein Phaserimpuls zerstob an der Wand. Alle drei kauerten sich an die Wand und luden ihre Waffen durch.
    „Wo ist der Waffenschrank?“ fragte Lewinski leise und schob sich an Yates vorbei.“
    „Gleich hinter dieser Ecke... die nun versperrt zu sein scheint!“ antwortete die dunkelhäutige Frau und schluckte. Sie war immer noch fassungslos darüber, dass sie nur knapp dem Tod entronnen war. John hatte sich an ihr vorbeibewegt und spähte vorsichtig in den Gang hinein. Im Zwielicht der Notbeleuchtung erkannt er zwei schwarz gekleidete Personen, die im Korridor warteten und ihre Gewehre, deren Typ er von hier nicht ausmachen konnte, im Anschlag hatten. Beide trugen Schutzkleidung und einen Helm, der ihre Gesichter verdeckte. Sie konnten also davon ausgehen, dass die beiden Soldaten entweder Nacht- oder Thermalsicht aktiviert hatten, ein eindeutiger Vorteil in dieser Situation. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sich Lewinski wieder zurück, als ein weiterer Phaserstrahl ihm fast den Kopf abgerissen hätte. Mürrisch und mit einem gewissen Abscheu in seiner Stimme erhöhte er die Stärke seines Phasers.
    „Wer immer auch unsere Besucher sind“, sagte er leise, „sie tragen Schutzkleidung, die wohl einen Impuls der Stufe 8 oder 9 aushalten kann. Dies schließt eine Betäubung unserer Angreifer aus. Wir müssen unsere Waffen auf Töten stellen.“
    Auch Kasidy Yates verstand dieses Dilemma. Sie hatte noch nie einen Menschen getötet und es wäre viel besser gewesen, wenn sie jemanden hätten gefangen nehmen können, aber anscheinend hatten sie keine andere Wahl als ihre Waffen auf eine höhere Stufe zu stellen. Leise hörten sie nun Schritte den Gang hinauf kommen. Ihnen blieb keine Zeit mehr. Was sollten sie nun tun? Lewinski reckte seine Hand in den Gang hinein und gab drei schnelle Schüsse ab, in der Hoffnung dass dies die Angreifer kurzzeitig in die Deckung zurückzwingen würde, was auch klappte.
    „Schnell! Was können sie mir über den Gang sagen?“ fragte er Yates und Schweißperlen rannten über seine Stirn.
    „Der Gang, der Gang... über dem Korridor verläuft eine Leitung für Wasserdampf!“
    „Das reicht mir!“ meinte John, erhöhte abermals die Stufe seines Phasers und lugte wieder in den Korridor hinein. Wie in einer Zeitlupe sah er, wie die Angreifer ihre Gewehre auf ihn richten wollten, um ihn zu töten, doch er hatte einen kleinen Zeitvorteil und feuerte auf die Decke über den beiden Soldaten. Unter der Hitze des Schusses brach die Leitung und heißer Wasserdampf ging auf die Soldaten herab. Sie wurden aufgrund ihrer Schutzkleidung nicht sofort verbrannt, waren aber abgelenkt und gaben John die Gelegenheit, Schüsse auf sie abzufeuern. Millisekunden später stellte der Schiffscomputer die Wasserdampfleitung aus Sicherheitsgründen ab und so waren nun deutlich die beiden Leichen am Boden zu sehen. Vorsichtig näherte sich die Gruppe den Angreifern und John erstarrte.
    „Dies ist Föderationstechnologie“, meinte er verwirrt. „Dies ist ein Gewehr der Sternenflotte und diese Schutzkleidung...“
    Vorsichtig nahm er den Helm vom Toten ab und blickte in das Gesicht eines Menschen. Was hatte dies nur zu bedeuten? Doch für solche Fragen blieb keine Zeit. Immer noch war eine unbekannte Anzahl von Eindringlinken im Schiff und würden bald auf sie aufmerksam werden. Er hob die Gewehre auf und reichte eines davon Kasidy Yates. Dann reichte er ihr ebenfalls einen Helm und beide setzen sich die Geräte auf. Es war ein wenig seltsam, die Kleidung eines Toten zu tragen, doch ihnen schien keine andere Wahl zu bleiben. Auch dieses Mal ging Jellico leer aus. Der Gang zur Waffenkammer hatte sich damit jedoch noch nicht ganz erledigt, denn zu ihrer Überraschung öffnete Kasidy die Tür und präsentierte ihnen einige Zünder sowie eine Blendgranate. Zur Abwehr von Piraterie, dies war ihre Erklärung gewesen. Sie verteilte die Granaten und John fuhr mittels Sprachkontrolle die Systeme des Helms wieder hoch, aktivierte so die Nachtsicht. Nun würden sie alle unter denselben Vorraussetzungen kämpfen! Vorsichtig bewegten sie sich weiter durch das Schiff, in Richtung Brücke.
    Offiziere der Sternenflotte schießen auf eine wehrlose Frachterbesatzung!
    Dieser Satz schoss John immer und immer wieder durch den Kopf. Warum nur, wer gab diesen Befehl? Sie hielten kurz an, um eines der toten Besatzungsmitglieder zu begutachten, dessen lebloser Körper gegen die Wand gelehnt war. Kasidy Yates, die schon einmal den schmerzlichen Verlust ihres Ehemannes hatte mitmachen müssen, schluckte und unterdrückte ihre Tränen. In diesem prekären Moment konnte sie sich keine Sentimentalität leisten. Wie ihr Helmdisplay ihr anzeigte, bewegte sich ein weiterer 2er- Trupp auf sie zu. Offensichtlich waren den Angreifern die fehlenden Lebenszeichen ihrer Kollegen aufgefallen und sie wollten der Sache auf den Grund gehen. In wenigen Sekunden würden sie in dem engen Gang auftauchen und ihnen aufgrund ihrer besseren Ausbildung keine Chance lassen. Lewinski überlegte hektisch.
    „Wie können wir die Angreifer ablenken?“ dachte er laut vor sich hin.
    „Ich habe da etwas“, entgegnete Kasidy und holte eilig den Tricorder hervor, den sie einem der Soldaten abgenommen hatte. „Diesen Trick habe ich während meines kurzen Ausflugs zum Marquis gelernt. Ich kann den Tricorder nicht nur so umprogrammieren, dass er unsere Lebenszeichen demaskiert, sondern auch unsere nachahmt. Dazu brauche ich auch ihren!“
    Zwar verstand er nicht so ganz, wie sie dies anstellen wollte, aber ihnen blieb nicht mehr viel Zeit für Alternativen und daher warf er ihr seinen Tricorder zu. Diesen veränderte sie und legte ihn dann bei der am Boden liegenden Leiche ab. Zusätzlich positionierte Lewinski, natürlich gut versteckt, eine Zündfalle leicht versetzt vor der Leiche. Im Anschluss begaben sich die drei hinter eine Ecke und warteten. Die Frachterkommandantin hatte ihren Tricorder so eingestellt, dass ihre Lebenszeichen versteckt werden sollten und glaubte man den Anzeigen ihres Helms, so schien diese Taktik aufzugehen. Während sie selbst, dargestellt als grüne Punkte, nicht mehr auf dem Display zu sehen war, näherten sich ihnen zwei weitere grüne Punkte, angelockt durch ihre vermeintlichen Bio-Signaturen. Sie sahen zwar die Leiche, waren aber für einen Moment zu ungestüm, um die Falle zu bemerken. Beide durchbrachen die unsichtbare Lichtschranke, die Lewinski errichtet hatte, und lösten so den Zünder des Sprengsatzes aus. Das Schiff erbebte unter der Explosion und für einen kurzen Moment spürte Jellico, der als einziger nicht die Schutzausrüstung trug, eine immense Hitze. Dann lugte John vorsichtig in den Korridor hinein. Nichts zu sehen. Die beiden feindlichen Soldaten waren durch diese Explosion verbrannt worden.
    „Hören sie mich? Was ist da los?“ fragte eine Stimme aufgeregt, die aus dem integrierten Komm-System des Helmes erklang. John kam diese Stimme irgendwie bekannt vor, doch seltsamerweise war nicht in der Lage, sie irgendwie einzuordnen. Eine Person, die er irgendwann schon einmal getroffen hatte. Nur wann? Er hob den Finger an die von dem Helm verdeckten Lippen und bedeutete seinen Begleitern dadurch, nicht auf diesen Funkruf zu antworten. Schnell musterte er die Statusanzeige: noch zwei der Invasoren waren übrig, beide hielten sich auf der Brücke auf. Die Brücke war nur durch einen Zugang, der Haupttür, zu erreichen. An ein Heranschleichen war also nicht zu denken.
    „Funktioniert ihr Tricorder noch?“
    „Ja, “ antwortete Yates und klang sogar ein wenig stolz, dass ihr die kompliziere Programmierung geglückt war, „wir sind für die letzten beiden nicht mehr zu sehen.“
    „Gut, ein taktischer Vorteil, den wir unbedingt nutzen sollten.“
    „Was wollen die hier?“ fragte Kasidy mürrisch und zugleich ängstlich. Es würde noch lange dauern, bis sie den Tod ihrer Besatzung verdaut haben würde.
    „Das fragen sie noch?“ fragte Jellico angesäuert und brachte ein humorloses Lachen zu Stande. „Die sind natürlich wegen mir hier!“
    „Sie? Sind sie so wichtig?“ fragte die Frachterkommandantin unschuldig. Natürlich konnte sie nichts von der wahren Natur von Edward Jellico wissen, immerhin waren seine Dateien unter Verschluss und der Öffentlichkeit waren nicht zu viele Fakten vorgelegt worden.
    Der ehemalige Offizier der Sternenflotte ging jedoch auf diese Frage gar nicht ein und blickte stattdessen in Richtung Lewinskis.
    „Ich würde zu gerne wissen, wie die wissen können, dass ich hier bin! Immerhin habe ich alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Sie auch?“ fragte er düster.
    „Natürlich“, antwortete der Captain, schaffte es jedoch dabei nicht ein Gefühl der Unruhe zu verdrängen.
    „Sind sie sich da ganz sicher?“ entgegnete Jellico, der die Reaktion Lewinskis bemerkt hatte. „Haben sie mit irgendjemandem über diese Sache gesprochen?“
    Lewinski zögerte, was Antwort genug war.
    „Ich habe ihnen doch gesagt, dass dies unter uns bleiben muss!“ wütete Jellico angesichts dieses naiven Fehlers.
    „Was hätte ich denn machen sollen? Alleine hätte ich die Xhosa doch niemals engagieren können!“
    „Mit wem haben sie gesprochen?“
    John schwieg.
    „Mit wem?“ brüllte Jellico so laut, dass man fürchten musste, man würde sie hören und dadurch aufspüren können.
    „Admiral Ali Waseri.“
    Statt einer Antwort sackte Jellico zusammen. Er lehnte sich gegen die kalte Metallwand und stöhnte. Beinahe geistesabwesend murmelte er mehr zu sich selbst denn zu seinen Begleitern:
    „Von allen Sternenflottenoffizieren hat er ausgerechnet Waseri gefragt...“
    Dies rief erneut Unruhe im Captain der Monitor hervor.
    „Wieso? Was ist mit Waseri? Können wir ihm nicht trauen?“
    „Nicht trauen?“ erwiderte Jellico spöttisch und musterte John mit einem Blick, der mehr Mitleid als Zorn verriet. „Admiral Ali Waseri hat Kashari vor einem Jahr getötet.“
    Am Anschluss an diese furchtbaren, unerwarteten Worte setzte ein Gefühl der Schwerelosigkeit in Lewinski ein. Diese Offenbarung bedeutete Kasidy Yates zwar nichts und daher blickte sie auch recht frustriert drein, doch für John veränderten sie ein ganzes Universum. Sein gesamter Glaube, alles was er ein Jahr lang angenommen hatte, löste sich in Nichts auf.
    „Sie lügen.“
    Ja, dies musste die einzig wahre Erklärung sein. Waseri war seit einem Jahr ein verantwortungsvoller Sektorchef gewesen. Nie und nimmer konnte er ein Mörder sein.
    „Doch, es stimmt. Es ist zwar nicht der geeignete Zeitpunkt, um Einzelheiten zu diskutieren, aber auch Waseri steht auf der Gehaltsliste von Sektion 31. Er war es übrigens auch, der auf mich geschossen und mich dann durch einen Klon ersetzt hat. Ohne diesen Vorfall wäre ich selbst auch nie auf die Idee gekommen, gerade den Admiral zu verdächtigen.“
    „Wie?“
    Dies war die einzige Frage, die Captain Lewinski derzeit formulieren konnte.
    „Durch ein langsam wirkendes Gift. Es war Kashari schon Monate vorher verabreicht worden und hatte ihn langsam, unbemerkt getötet.“
    All die Monate hatte er also falsch gelegen, vorausgesetzt natürlich, dass der ehemalige Admiral die Wahrheit sagte. Doch wieso sollte er, nun wo er auch von Sektion 31 gejagt wurde, lügen?
    Diese Gedankengänge wurden durch das Fauchen eines Phaserstrahls unterbrochen. Während ihrer folgenschweren Diskussion hatte nämlich niemand auf das Radar geachtet und daher war ihnen allen, inklusive Yates, nicht aufgefallen, dass sich ihnen die beiden verbliebenen Soldaten genähert hatten. Der Strahl raste in Jellicos Rücken und ließ ihn mit einem Schrei zusammensacken. Lewinski reagierte innerhalb von Sekunden und schoss aus der Hüfte auf den Schützen. Mit grimmiger Befriedigung sah er, wie der Soldat tödlich getroffen zusammenbrach, während sein Partner hinter einer Frachtkiste, die unachtsam im Gang stehen gelassen war, in Deckung ging. Ihnen selbst blieb keine Möglichkeit der Deckung. Kurz blickte John zu Jellico, dessen Gesicht zwar schmerzverzerrt war, doch er schien nicht tödlich verwundet zu sein. Der alte Mann musste einfach durchhalten, stellte er doch den einzigen Trumpf dar, denn John in der Hand hielt.
    Und dann kam alles hoch: der Schmerz über Kashari, der Tod der Belastung, das Gefühl betrogen worden zu sein. Er rannte los, ignorierte die Rufe von Kasidy Yates. Scheppernd fiel sein Gewehr zu Boden und er griff sich den an seinen Gürtel befestigten Phaser. Die Situation war klar. In wenigen Momenten würde der Angreifer sich aus seiner Deckung hervorwagen und sie alle aufgrund seines taktischen Vorteils erschießen. Die einzige Möglichkeit, die ihnen blieb, war ihm zuvorzukommen. Mit zusammengebissenen Zähnen hechtete Lewinski vorwärts. Er flog durch die Luft, drehte sich dabei in Schussposition. Die Frachtkiste flog an ihm vorbei und der Soldat ins Blickfeld. Dieser hatte jedoch schon die schweren Schritte gehört.
    Er ist vorbereitet! Er zielt auf mich!
    Nur Glück war der Grund, wieso Lewinski in diesem Moment nicht starb. Der Angreifer schoss nämlich daneben und seine Waffe entlud sich an der Wand. Es war einer der wenigen Momente, in denen der Ranger in seinem Leben vorbeigeschossen hatte und dieses Mal war dieser Fehler tödlich. Noch während er in der Luft war betätigte Captain Lewinski den Auslöser und tötete den Angreifer. Sofort richtete er sich auf und prüfte, ob der Gegner wirklich tot war. Im Anschluss entfernte er den Helm und erschrak: er blickte in das Gesicht von Lieutenant Darrik. Einer Person, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Jemanden, den er gekannt hatte. Einen Verbündeten, den er nun getötet hatte. Im Gegensatz zu Yates konnte sich der Kommandant der Monitor angesichts dieser Tragödie nicht zusammenreißen. Er weinte um gute Sternenflottenoffiziere, die aufgrund eines verschwörerischen Befehls ums Leben gekommen waren. Diese Schweine mussten dafür bezahlen!
    „Wie geht es ihnen, Jellico?“ fragte Kasidy besorgt.
    „Es geht schon. Die Schmerzen sind zwar unangenehm, aber ich werde es überleben. Für ein Med-Kit wäre ich ihnen dankbar.“ Und mit einem Seitenblick zum trauernden Lewinski meinte er: „Setzen sie wieder Kurs auf die Erde!“

    Nachdem die sie Ranger an ihrem Zielort abgesetzt hatten, hatte Commander Price einen vollständigen Stillstand des Schiffes befohlen. Befehle des Oberkommandos hin oder her, an Bord war ein Mord geschehen, begangen von einem unbekannten Täter. Bevor er noch irgendwelche Befehle entgegennehmen würde, würde dieser Fall gelöst werden. Nachdenklich darüber, wie sie nun vorgehen sollten, verließ der Halbbetazoid den Turbolift und wollte sich auf den Weg in sein Quartier mache. Doch dieser Plan wurde durch die unangenehme Tatsache getrübt, dass genau vor seinen Füßen eine Person lag. Eine übel zugerichtete Leiche. Langsam, von einer unangenehmen Vorahnung motiviert, drehte Matt Price den Kopf nach links und musste an der Wand zwei Worte lesen:
    Le diable
    Die nächsten Minuten flogen an ihm vorbei. Er war paralysiert, nicht im Stande, einen klaren Gedanken zu fassen. Er sah, wie verschiedene Personen eintrafen, Sicherheitsleute und Mediziner und die Leiche untersuchten. Womöglich waren 20 Minuten vergangen, vielleicht auch zwei Stunden, doch er war nicht in der Lage, die genaue Zeit einzuschätzen. Noch ein Mord. Bestialisch und grausam. Auf seinem Schiff. Was sollte er nur dagegen tun? Langsam, als wenn er aus dem Dämmerschlaf aufwachen würde, bemerkte er, dass jemand mit ihm sprach. Es waren Lieutenant Bird und Dr. Frasier. Er zwang sich aus der Lethargie zu erwachen und hörte sich ihre Berichte an.
    „Bei der Leiche handelt es sich um Fähnrich Justine Fontaine, “ erklärte Danny Bird und wirkte mindestens ebenso niedergeschlagen wie Price. Immerhin war er der Sicherheitschef des Schiffes und hatte trotzdem keinen zweiten Mord verhindern können.
    Dr. Frasier fuhr fort: „Bei der Sprache an der Wand handelt es sich...“
    „...um französisch, ich weiß“, unterbrach sie Matt Price und blickte die unheilvollen Buchstaben an. „Es heißt der Teufel.“
    „Was denn, “ fragte Bird irritiert, „sie können französisch?“
    „Irritiert es sie etwa, dass ich auch mal in der Schule aufgepasst habe?“
    Der trockene Versuch, etwas Lockerheit in eine Situation zu bringen, in der sie völlig unangebracht war.
    „Ein äußerst brutales Verbrechen“, fuhr die Ärztin fort, „das Opfer ist mit Dutzenden von Messerstichen getötet worden.“
    „Dutzenden? Hört sich nach einer sehr langen Prozedur an. Wieso hat Fähnrich Fontaine nicht um Hilfe gerufen?“
    „Wir wissen es schlichtweg nicht, Matt“, antwortete Bird und war ratlos.
    Im Grunde genommen ging es niemanden an Bord anders. Wer konnte so rücksichtslos, so unmoralisch sein, dass er auf brutalste Weise und ohne jedes Motiv Personen ermordete? Eine kurze Erinnerung an das letzte Jahr tauchte im Commander auf und er fragte Dr. Frasier leise:
    „Ist sie vergewaltigt worden?“
    „Nein, ihr ist in dieser Hinsicht nichts zugestoßen.“
    Irrationalerweise seufzte der Halbbetazoid erleichtert. Als ob dies nun noch einen Unterschied machen würde. Und trotzdem war er froh, dass wenigstens diese Abscheulichkeit nicht begangen worden war. Vor einem Jahr, als sie auf Vulkan zum ersten Mal mit diesem mysteriösen Mörder zu tun gehabt hatten, war das Opfer vergewaltigt worden. Was für eine Qual musste dies gewesen sein, welche nur durch den anschließenden Tod beendet worden war.
    „Spuren?“
    Danny Bird musste sich zusammenreißen, um nicht aus lauter Frust etwas zu zertrümmern. Ein völlig idiotischer Wunsch, denn so würden sie auf gar keinen Fall etwas erreichen können. Jedoch war dieses Verlangen ein eindeutiger Indikator dafür, dass sie einfach gar nichts in der Hand hatten.
    „Gar nichts“, erklärte er, „keine Fingerabdrücke, keine DNA-Reste.“
    „Was ist mit Sensoraufzeichnungen?“
    „Seltsamerweise haben wir gar keine Aufzeichnungen. Die internen Sensoren sind, so vermute ich zumindest, kurz vor der Tat deaktiviert worden.“
    „Von wem?“ fragte Commander Price hoffnungsvoll. Mochte sich da etwa eine erste heiße Spur bieten?
    „Das weiß ich nicht. Der Täter hat seine Spuren zu gut verwischt, “ war die ernüchternde Antwort Birds.
    „Können sie trotzdem versuchen etwas herauszufinden?“
    „Wenn sie der Meinung sind, dass eine 5-prozentige Erfolgschance ihnen etwas nützt?“
    Ein humorloses Lachen erklang aus Price´ Mund.
    „Was bleibt uns denn anderes übrig? Wir haben ja sonst nichts.“
    Niedergeschlagen und frustriert blickte er sich noch einmal am Tatort um. Gott sein Dank hatte man die grauenvoll zugerichtete Leiche mit einem Tuch verhüllt. An der Wand und auf dem Boden zeigten sich immer noch Blutspuren, stumme Zeugen eines furchtbaren Todeskampfes. Was konnten sie jetzt noch tun? Wer von ihnen war überhaupt sich vor diesem Wahnsinnigen, der sich anscheinend unter der Mannschaft versteckte? Seine Augen wanderten zu Frasier und Bird, als er den Befehl gab, den er schon vor einer ganzen Zeit hätte treffen müssen. Zur Hölle mit Waseri, mit seinen verdammten Befehlen. Die Sicherheit seiner Crew ging vor.
    „Achtung an alle, hier spricht ihr erster Offizier,“ öffnete Price eine Sprechverbindung und blickte dabei an die Decke, so als müsse er einen bestimmten Gegenstand fixieren, „in Anbetracht der hier stattgefundene Ereignisse ordne ich in Übereinstimmung des Sternenflottenparagraphen 149 Absatz 3 die Quarantäne an.“
    Er musste nichts zu seinen untergebenen Offizieren sagen, sie wussten schon, was getan werden musste. Dieser Befehl musste nun von zwei Senior-Offizieren bestätigt werden:
    „Hier spricht Lieutenant-Commander Frasier, erster Med-Offizier der Monitor. Ich bestätige die Quarantäne.“
    „Lieutenant Danny Bird, Sicherheitschef der Monitor. Ich bestätige hiermit diesen Befehl.“
    Im Anschluss eilte der taktische Offizier hinfort, um die nötigen Protokolle auszuführen. Das Schiff wurde zum kompletten Stillstand gebracht und die Antriebsenergie heruntergefahren. Die Steuerkontrollen wurden mittels eines Passworts gesichert, das gleiche galt für den Shuttlehangar. So konnte niemand das Schiff irgendwohin bewegen oder es verlassen. Handfeuerwaffen wurden an alle Besatzungsmitglieder ausgeteilt und in den Gängen postierten sich Sicherheitswächter, die mit Phasergewehren bewaffnet waren. Der Zugang zu kritischen Bereichen des Schiffes war nun beschränkt.
    „Eine vollkommen richtige Entscheidung von ihnen“, meinte Dr. Frasier und versuchte so Matt Price etwas Mut zu machen.
    „Vermutlich die einzige, die ich bisher getroffen habe.“
    „Sie dürfen nicht so hart mit sich ins Gericht gehen! Was hätten sie denn schon anderes tun können?“
    Für einen winzig kleinen Moment lächelte Price. Elizabeth Frasier versuchte ihn aufzumuntern und er hatte das Bedürfnis ihr zu glauben. Seit einem Jahr ungefähr wusste Matt, dass ihre Nettigkeit nicht von ungefähr kam: aufgrund seiner empathischen Fähigkeiten hatte er schon recht früh bemerkt, dass die smarte Chefärztin ihn liebte. Diese Wärme und Fürsorge, die sie im Moment in seiner Nähe ausstrahlte, in dieser Situation zu spüren, war auf irgendeine seltsame Art und Weise beruhigend. Leider war er sich selbst nicht ganz im Klaren über seine Gefühle ihr Gegenüber. Es war eine gewisse Sympathie, sogar Harmonie zwischen ihnen da, aber war es Liebe? War er überhaupt dazu bereit, eine neue Beziehung einzugehen, nachdem er Selina Kyle verloren hatte? Seine ehemalige Imzadi kam ihm immer noch oft in den Sinn, obwohl sie sich schon vor zwei Jahren getrennt hatten. Ab und zu meinte er sie in seinem Unterbewusstsein zu spüren, ihre Gedanken zu hören und mit ihr gemeinsam Abenteuer zu bestehen. Das Band, welches zwischen ihnen bestand, war so gefestigt, dass er bezweifelt, es könne sich jemals auflösen. Durfte er also eine Beziehung zu einer anderen Frau aufnehmen? Wäre dies kein Verrat an seiner ehemaligen Liebe? Welch seltsame Gedanken kamen einem Menschen doch in den ungewöhnlichsten Situationen in den Sinn.
    „Was muss dies für eine Person sein, die solche Taten begeht?“ fragte Matt mehr zu sich selbst denn zur Ärztin.
    „Kommt mir irgendwie so vor, als könnte nur das personifizierte Böse so grausam sein.“
    Angesichts dieser Worte horchte Matt auf und Erinnerungsfetzen erschienen in seinem Unterbewusstsein. Es war die Erinnerung an ein Gespräch mit Bruce Land, welches er vor einem guten Jahr geführt hatte. Es war kurz nachdem T´Per, der ehemalige vulkanische Sicherheitschef des Schiffes eine Gedankenverschmelzung mit einem klingonischen Opfer eingegangen war:

    „Kloth ist nach dieser Prozedur gestorben. Ich kann keine genaue Todesursache angeben, doch ich denke, psychischer Stress war der wahrscheinlichste Grund.“
    Lands Angabe war ernüchternd, ein Schlag ins Gesicht der ganzen Crew. Schon wieder ein Toter, immer noch kein Täter. Geschafft von den Ereignissen der letzten beiden Tage lehnte sich Captain Price weit in seinem Sessel im Bereitschaftsraum zurück. Dieser Fall war ein Mysterium für ihn.
    „Und, “ fragte er, „was hat ihr Freund T´Per gesehen?“
    Fast schon schämte sich Bruce Land, diese anscheinend nutzlose Information zu geben:
    „Fek´ir, den Wächter der klingonischen Hölle.“
    „Der Name, der auf den Felsen geschrieben worden war.“
    Plötzlich musste er sich seinem Ärger Luft machen. Mit Schwung feuerte Price ein Datenpadd von seinem Schreibtisch in die Ecke, wo es laut krachend erst gegen die Wand und dann auf den Boden aufschlug. Was sollte dies alles?
    „Shaitan, Fek´ir, “ zählte der Betazoid auf, „beides Namen für dasselbe theologische Wesen: den Teufel. Wir haben es hier offensichtlich mit einem satanistisch motivierten Mord zu tun.“
    „Aber was ist das Motiv?“ widersprach Land. „Und ich verstehe immer noch nicht, wieso wir immer noch keine Spur zum Täter haben. Hier haben wir etwas, was es eigentlich nicht geben kann: das perfekte Verbrechen. Das ist aber nicht möglich! Es muss doch irgendetwas geben, Augenzeugen, Satellitenaufnahmen, DNA-Tests, irgendwas. Verdammt, selbst ein telepatischer Kontakt hat uns nichts gebracht.“
    „Doch, dass hat er: die Manifestation des Teufels.“
    „Glauben sie das?“ fragte der erste Offizier nach.
    „Was? Das der Fürst der Finsternis, das personifizierte Böse in diesem Universum nicht nur existiert, sondern auch noch hier auf Vulkan sein Unwesen treibt? Natürlich nicht! Jedwede Logik spricht dagegen.“
    „Und wie erklären sie sich dann das alles?“
    Misstrauisch musterte Price seinen Stellvertreter und blickte ihm überrascht in die Augen.
    „Bruce, sie wollen mir doch nicht etwa sagen, dass sie wirklich auch nur annehmen...“
    Land seufzte und zuckte die Schultern.
    „Matt, ich weiß nicht, was ich glauben soll. Wir haben in all den Jahrhunderten so viele Wunder im Universum erlebt, wie können wir dies ausschließen? Ich meine, wieso sollte es nicht übernatürliche Wesen geben, die vielleicht unsere Geschicke lenken?“
    „Sie meinen Gott?“
    „Ja. Ich meine, schauen sie es sich doch nur mal an: egal wie anders die Völker auch sein mögen, in mancher Beziehung gibt es immer unglaubliche Parallelen, z.B. in der Religion. Immer gibt es ein übernatürliches Wesen und einen Art Dämon, die einen im Jenseits erwarten. Ich frage mich, ob diese Verbindungen nur Zufall sein sollen.“
    „Diese Ansichten hätte ich nicht von ihnen erwartet, Bruce“, spöttelte Price, sagte jedoch nichts dazu. Für ihn waren diese Sachen nichts weiter als Märchen, die einem eingeredet wurden. Er weigerte sich einfach, eine solch obskure Erklärung zu akzeptieren. Sie schien einfach lächerlich zu sein. Doch welche Erklärung blieb ihnen nun?


    Price befreite sich aus seinen Erinnerungen, als er bemerkte, dass Dr. Frasier anscheinend eine Antwort von ihm erwartete. Ihm fiel jedoch nicht viel mehr ein als:
    „So wie den Teufel?“
    Die Ärztin war überrascht, dass der erste Offizier und derzeitige Kommandant der Monitor diesen Namen ausgesprochen hatte.
    „Wie meinen sie das?“ fragte sie. „Doch nicht etwa den leibhaftigen Teufel, aus den alten Mythen und Religionen der Erde?“
    „Was ist wenn doch?“
    „Dann wüsste ich nicht, was ich sagen sollte“, gab Elizabeth zu und blickte kurz zur zugedeckten Leiche. „Ich meine, ich habe daran nicht mehr seit meiner Kindheit geglaubt... eigentlich tut dies doch gar keiner mehr... aber diese Wahllosigkeit der Morde, die Spurlosigkeit... nein, dies kann nicht das Werk eines übernatürlichen Wesens sein. Es ist irgendeines unserer Besatzungsmitglieder. Es sollte eine gründliche Untersuchung aller an Bord befindlichen Personen stattfinden.“
    „Sie weisen diesen Gedanken sehr von sich. Denken sie etwa nicht, dass in diesem Universum alles möglich ist?“
    „Matt, sie überraschen mich; ich hätte niemals von ihnen gedacht, dass sie solchen Dingen so offen gegenüber stehen. Aber um ihre Frage zu beantworten: nein, es gibt keine übernatürlichen, mächtigen Wesen.“
    „Was ist mit Q?“
    „Er ist...“
    Doch auf diesen Einwand konnte sie keine Antwort finden. Sie dachte lange und intensiv über ein Thema nach, an das sie schon lange nicht mehr gedacht hatte. Schließlich meinte sie düster.
    „Wenn wir es hier wirklich mit einem übernatürlichen Wesen, welches seit Urzeiten existiert und übernatürliche Kräfte besitzt, zu tun haben, wie wollen wir es dann stoppen?“
    Darauf wusste Matt auch keine Antwort.

    Nach all der Zeit auf dem Schiff, dem Mitansehen des täglichen Lebens und dem darauf folgenden Kampf kam einem die nun existierende Stille an Bord der Xhosa sehr unwirklich vor. Kasidy Yates, John Lewinski und ein humpelnder Edward Jellico befanden sich auf der Brücke des kleinen Frachters, der sich immer nach auf seinem Weg in Richtung Erde befand. Abgesehen von ihnen drei war jede andere Person an Bord tot. Sie hatten ihr bestes getan, um die Leichen zu bestatten. Die Pietät hatte dies von ihnen verlangt. Unnötig zu sagen, dass Kasidy Yates, die all die Jahre mit dieser treuen Crew verbracht hatte, tief getroffen war. Mit scheinbar ausdruckslosen Gesicht saß sie an einer Brückenkonsole und starrte vor sich hin. Sie blickte dabei keine besondere Anzeige oder keinen bestimmten Punkt an der Wand an, nein sie hatte einfach nur die Augen geöffnet. Nur sie selbst wusste, was für eine Hölle derzeit in ihr vorging. John Lewinski legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    „Es tut mir leid“, sagte er leise.
    „Was sind dies nur für Personen?“ fragte Yates ebenso leise. „Was sind dies für Menschen, die eine wehrlose Frachtercrew töten.“
    „Die selben Leute, die schon seit Hunderten von Tagen, Tausenden von Tagen Unschuldige töten, um einem größeren Ziel zu dienen. So sehen zumindest sie selbst etwas, “ beantwortete Jellico mit schmerzverzerrtem Gesicht die Frage. Die Schussverletzung bereitete ihm einige Probleme, er war nicht in der Lage eine längere Zeit zu stehen.
    „Wenn ich diese Leute in die Finger bekomme...,“ murmelte Kasidy.
    „Keine Sorge, “ tröstete sie Captain Lewinski, „wenn wir erst einmal sicher auf der Erde angekommen sind, wird unser guter Edward hier dafür sorgen, dass diese Menschen für eine sehr lange Zeit ins Gefängnis wandern werden. Stimmt´s, Jellico?“
    Der ehemalige Offizier der Sternenflotte schwieg und betrachtete die Sternenschlieren auf dem Sichtschirm.
    „Jellico!“
    „Ja?“
    „Sie helfen uns doch, die Organisation auszuheben. Ihre Aussage, ihre Informationen werden einen unglaublichen Fortschritt darstellen, “ erinnerte ihn der Kommandant der Monitor.
    „Ich wüsste da etwas besseres“, entgegnete Edward mit ruhiger Stimmlage.
    „Was?“
    „Was würden sie davon halten Nathan Sloan festzunehmen?“
    Humorlos lachte John auf.
    „Unmöglich. Niemand weiß wo er ist.“
    „Ich weiß es.“
    Sein Lächeln gefror auf den Lippen.
    „Wo ist er?“ fragte John und neues Adrenalin wurde in seinen Körper gepumpt. Welche Möglichkeiten boten sich ihm da. Kasidy ihrerseits konnte nur stumm dem Gespräch folgen, da sie von dem Gegenstand dieser Diskussion keinerlei Ahnung hatte.
    „Es ist nicht einmal ein Umweg, John. Er hat sich in ein Versteck auf dem Mars zurückgezogen.“
    „Mars? Sind sie sich da auch absolut sicher?“
    „So wahr ich hier stehe.“
    „Sloan?“ fragte Yates, „ist dieser Mann verantwortlich für diese Gräueltat?“
    „Unter anderem,“ erwiderte Jellico.
    Ohne ein weiteres Wort abzuwarten änderte die dunkelhäutige Frau den Kurs und die Xhosa flog in Richtung roten Planeten.

    Mit dem Wort Ratlosigkeit konnte man am besten den momentanen Zustand von Sicherheitschef Danny Bird beschreiben. Zwei furchtbare Morde an Bord der Monitor, begangen von einem ihm wohlbekannten Täter und immer noch keine Spur. Immerhin, welche Existenzberechtigung hatte er hier, wenn er nicht in der Lage war für Sicherheit auf dem Schiff zu sorgen? Nein, solche Gedanken waren unsinnig. Es gab nichts, was er hätte tun können, um diese fürchterlichen Ereignisse zu verhindern und es gab auch im Moment für ihn nichts, außer auf die von ihm vor Stunden gestartete Analyse zu warten, die ihm wohl ohnehin kein wertvolles Ergebnis einbringen würde. Doch welche Möglichkeiten blieben ihm im Anschluss noch. Was, wenn sie den Täter nicht fassen konnten? Würden sie dann so lange warten müssen, bis die Mordserie vorbei war und der Täter sich auf unbestimmte Zeit zurückzog, nur um dann in einem Jahr wieder zuzuschlagen? Nein, eine solche Lösung war inakzeptabel. Dieser Sache musste ein Ende bereitet werden, hier und jetzt! Nur wie?
    „Analyse beendet“, meldete ihm die leicht weiblich klingende Stimme des Bordcomputers.
    „Bist du zu einem Ergebnis gekommen?“ fragte Bird frustriert.
    „Positiv.“
    Der Lieutenant setzte sich an seiner Konsole kerzengerade auf. War dies möglich? Hatte der Computer tatsächlich eine minimale Spur gefunden, eine, die ein menschlicher Geist niemals hatte finden können?“
    „Willst du mir damit wirklich sagen, dass du eine Spur zu derjenigen Person hast, die die Sensoren manipuliert hat?“
    „Positiv.“
    Angesichts der immensen Spannung, die sich in diesem Moment aufbaute holte der Mensch einmal tief Luft, bevor er fragte:
    „Wer ist es?“
    „Commander Matthew Price.“
    Im Anschluss wäre der Lieutenant fast vom Stuhl gefallen.
    „Dies ist unmöglich“, meinte Bird zu sich selbst. Der Computer jedoch fasste dies als an ihn gerichtete Worte auf und erwiderte:
    „Die Analyse der Datenfragmente, die in einen Zusammenhang gebracht worden sind, weisen auf den Autorisierungscode von Commander Matthew Price hin.“
    Abermals schüttelte Danny den Kopf. Nein, dies war einfach ausgeschlossen. Wie konnte Matt Price, einer der vertrauenswürdigsten Personen an Bord dieses Schiffes, eine Person die ihnen allen schon mehrfach das Leben gerettet hatte, ein brutaler Mörder sein? Und trotzdem regte sich etwas in Dannys Inneren. Es war das Gespür eines Sicherheitschefs, das von ihm verlangte, all seine persönlichen Gefühle außer Acht zu lassen und diese Spur zu verfolgen. Mit zitternden Hängen gab er den Befehl für den Zugriff auf die persönlichen Logbücher ein, wozu er seine persönliche Berechtigung eingab. Im Anschluss griff er auf die persönlichen Logbücher von Price zu. Es kam ihm suspekt vor, in den privaten Aufzeichnungen eines Mannes herumzuschnüffeln, den er absolut respektierte, ja zuweilen sogar bewunderte. Doch wie von Magie bewegt flogen seine Finger über die Tasten. Er wählte den Eintrag aus, den Price vor einem Jahr verfasst hatte, als sie scheinbar den Täter gefasst hatten. Kurz blickte sich Danny auf der Brücke um, weil es ihm unangenehm war. Er wollte ungebetene Zuhörer ausschließen und er stellte überraschenderweise fest, dass er ganz allein war. Anschließend startete er die Wiedergabe:

    Persönliches Logbuch
    Captain Matthew Price
    Die entsetzliche Mordserie, die sich in der letzten Woche ereignet hat, ist vorbei. Wir haben eine Täterin, die die Morde aufgrund ihres Aufenthaltsortes während des ersten Mordes niemals hatte begehen können und eigentlich als Verdächtige herausfällt. Doch der Tatbestand des tätlichen Angriffs auf mich bleibt bestehen. Admiral Jellico hat sie als offiziellen Täter präsentiert, anscheinend um die Öffentlichkeit zu beruhigen, doch ich fühle mich bei der ganzen Sache nicht sehr wohl.
    Mir geht das Gespräch mit Bruce einfach nicht aus dem Kopf. Ich hatte seine Vermutungen, seine Aussagen für absoluten Blödsinn gehalten und nun...
    Ich weiß, dass es absolut merkwürdig ist, aber ich wurde in meinem Quartier nicht vom Fähnrich, sondern von Elawuhr, dem betazoidischen Höllenwächter attackiert. Dies weiß ich ganz bestimmt und trotzdem will ich es nicht glauben. Diese Reaktion scheint mir irgendwie verständlich, denn diese Tatsache zu akzeptieren heißt meine ganze bisherige Lebenseinstellung zu verwerfen. Doch wieso sollte der Teufel ausgerechnet in Fähnrich Gingers Körper Platz nehmen? Die Wirtstheorie mag zutreffen, aber ist dies nicht Science-Fiction?
    „Wenn sie nun Fähnrich Ginger getötet haben, welche den Wirt für dieses Ding gewesen ist, was auch immer es sein mag, wo ist es nun?“ hatte Bruce zu mir gesagt. Nach all dem, was wir bisher in diesem Fall erfahren haben, nach all den Indizien gäbe es nur eine Antwort auf diese Frage: diese Entität ist in mir.
    Jedoch fühle ich mich ganz normal, angesichts der möglichen Tatsache, dass sich der leibhaftige Fürst der Finsternis in mir aufhalten soll. Und selbst wenn dies so wäre, was soll ich dann tun? Immerhin kann ich zu keinem Arzt rennen und dies sagen. Die Konsequenz wäre, dass man mich schnellstmöglich in die Nervenheilanstalt einliefern würde...“


    Der Rest der Eintragung drehte sich nur noch um anderweitige Sachen. Doch Lieutenant Bird war überrascht von dieser Theorie. Niemand hatte ihm damals davon erzählt und doch erschien sie interessant. Wohlgemerkt, es war eine Theorie, denn wenn sie war wäre, hieße dies, dass es ein übernatürliches Wesen wie den Teufel wirklich gäbe und diese Möglichkeit war ausgeschlossen. Anscheinend war er einfach nur einem schlechten Scherz oder einem Fehler des Computers aufgesessen. Vielleicht hatte er einfach nur eine frühere Sensorenveränderung des Commanders gefunden und diese falsch interpretiert.
    „Es ist 16:00 Uhr“, erinnerte ihn der Computer.
    Danny nickte. Wie er es angewiesen hatte, meldeten sich nach und nach die einzelnen Besatzungsmitglieder bei ihm. Um die Sicherheit zu gewährleisten hatte er jeden angewiesen, sich jede halbe Stunde bei ihm zu melden. Diese Prozedur ging nun schon zum sechsten Mal vor sich und so langsam verlor der Lieutenant den Überblick, daher fragte er müde:
    „Computer, wer hat sich nicht gemeldet?“
    „Commander Matthew Price und Fähnrich Arena Tellom.“
    Sofort stand Bird unter Strom. Dies konnte doch nicht...
    „Wo befinden sich die beiden Offiziere?“
    „Beide befinden sich in der Shuttlerampe.“
    Price. Tellom. Beide auf der Shuttlerampe. Price, der angeblich die Sensoren manipuliert hat. Price, der von einer Wirtstheorie gesprochen hat. Price, der den Satan gesehen haben will.
    „Sicherheitsteam in den Shuttlehangar!“ brüllte ein entsetzt aufspringender Danny Bird in den Kommunikator.



    Fähnrich Arena Tellom, seit einem knappen Jahr die glücklich verheiratete Frau von Ardev, hatte die Zeit in der Shuttlerampe damit verbracht, die kleinen Raumfahrzeuge auf einen eventuellen Notstart vorzubereiten. Unvorsichtigerweise hatte sie sich allein in diesen Bereich begeben, durch die vor der Tür postierten Sicherheitswächter in trügerischer Sicherheit gewogen. Sie hatte nicht den Angreifer bemerkt, der sie in dem nur mäßig erhellten Hangar von hinten angegriffen hatte. Mit einem gezielten Schlag war Tellom zu Fall gebracht worden. Benommen versuchte die junge Wissenschaftlerin ihren Phaser zu greifen, doch auch dieser wurde ihr aus der Hand geschlagen. Mit entsetzen Blick musterte sie nun zum ersten Mal ihren Angreifer und erschrak, als sie eine furchtbare Bestie vor sich sah. Ein Wesen, welches nicht humanoid war und das sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie konnte es keiner ihr bekannten Erscheinung zuordnen, doch es war mehrere Meter groß, hatte furchtbar grell glühende Augen und stieß ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus. Instinktiv wusste Arena, dass dies die Person oder besser gesagt das Wesen war, nach welchem sie gesucht hatten. Und sie wusste, dass dies die letzten Minuten ihres Lebens sein würden. Panisch krabbelte der Fähnrich rückwärts, versuchte etwas Distanz zwischen sich und dem Ungeheuer zu bringen, doch natürlich war dies sinnlos. Mit stampfenden, einschüchternden Schritten näherten sich die Bestie ihr und erhob eine massive Klaue, mit der sie Fähnrich Tellom den tödlichen Schlag verabreichen wollte. Plötzlich fauchte ein Phaserimpuls durch die Shuttlerampe und traf das Wesen am Rücken. Auf beinahe groteske Art und Weise wendeten sich beide, Bestie und Fähnrich Tellom, der Quelle dieses Angriffs zu und erkannten Lieutenant Bird, Dr. Frasier und einen Sicherheitsoffizier, die ihre Waffen auf den Mörder gerichtet hatten. Der auf Betäuben eingestellte Impuls schien jedoch keinerlei Wirkung gehabt zu haben. Ungläubig mussten die drei Menschen mit ansehen, wie das Wesen auf sie zutrat und alle erkannten dasselbe, grausame Wesen in dem Ungeheuer: es war tatsächlich der Teufel, der mythische Wächter der Unterwelt, der sich auf sie zu bewegte. Dies war der mit Abstand schrecklichste Anblick, den sie je gesehen hatten und alle standen wie erstarrt da. Der ohrenbetäubende Angstschrei von Dr. Frasier riss jedoch Danny Bird aus seiner Lethargie und er erkannte, dass er keine andere Wahl hatte, als den Phaser auf Töten zu stellen. Wohlgemerkt, dies war wohl nur noch eine Verzweiflungstat, denn wie wollte man ein übernatürliches Wesen, welches seit Urzeiten existierte, töten? Der Sicherheitschef nahm all seinen Mut zusammen und schoss auf die Bestie, welche mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll zurückgeworfen und mit einem lauten Knall auf dem Boden aufschlug. Im nächsten Moment, als sich die Anwesenden dem Wesen zuwandten, sahen sie nicht mehr den Fürsten der Finsternis vor sich liegen, sondern eine humanoide Leiche. Den leblosen Körper von Commander Price, aus dem ein kurzer Energieschwall emporstieg und sich dann in Nichts auflöste Mit entsetztem Gesichtsausdruck stürmte Elizabeth Frasier nach vorne.
    „Sind sie okay?“ fragte sie schnell Fähnrich Tellom, bevor sie sich Matt Price zuwandte.
    „Ja, ich denke schon“, antwortete die Terellianerin, die sich schmerzverzerrt den Rücken rieb. Der gewaltige Schlag des Ungeheuers hatte ihr vielleicht den Rücken verrenkt, mehr aber auch nicht. Nun richtete sich die gesamte Aufmerksamkeit der Anwesenden auf die am Boden liegende Leiche des Commanders. Mit verweinten Augen untersuchte Dr. Frasier den leblosen Körper und versuchte im Anschluss erste Hilfe durchzuführen, doch es war zu spät. Der tödliche Phasertreffer hatte jede Überlebenschance zunichte gemacht. Sprachlos und überfordert sah Danny auf die Bemühung der Chefärztin, den ersten Offizier wieder ins leben zurück zu holen, herab. War also doch Commander Price der Mörder gewesen, nach dem sie so lange gesucht hatten? Dies konnte doch nicht wahr sein. Er hatte mehrere Zeugen im Raum, die bestätigen konnten, dass nicht Matt Price diesen Angriff, sondern jemand anderes diesen Angriff auf sie durchgeführt hatte. Ein Wesen, welches nur in den Überlieferungen alter Religionen und Mythen aufgetauchte. Was hatte er nur getan? Auch Dannys Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte also den ersten Offizier der Monitor getötet. Überflüssigerweise versuchte Dr. Frasier noch eine Herzmassage, doch es war endgültig zu spät. Matthew Price war endgültig verloren.
    „Nein!“ schrie die junge Ärztin entsetzt.
    Die anderen wussten nicht, was sie dazu sagen sollten. Sie wussten ja nicht einmal, wie sie sich die ganze Situation erklären sollten. Hatten sie es hier mit einem Wesen zu tun gehabt, welches von einem Wirt zum anderen gesprungen war? Wenn ja, hatten sie es nun beseitigt oder war es noch immer irgendwo und suchte nach neuen Opfern, neuem Blut? Aufgelöst sackte die erste Med-Ärztin auf dem Boden zusammen und weinte hemmungslos. Sie hatte Matt Price geliebt und trotz der unzähligen Möglichkeiten ihm niemals ihre Liebe gestanden. Sie hatte ihre Chance verpasst.
    Wieso nur? dachte sie sich. Dies ist alles so unfair!
    Und dann schlug der angeblich tote Price die Augen auf. Mit einem Schrei schreckte Arena Tellom zurück, als auch die Atmung des Halbbetazoiden einsetzte. Frasier griff sich sofort ihren Tricorder und führte einen intensiven Scan durch. Das Ergebnis überraschte sie mehr als alles andere.
    „Ich fasse es einfach nicht“, stammelte sie, „er ist am Leben.“
    „Ist das gut oder schlecht?“ fragte Price mit schwacher Stimme und begann sich aufzusetzen.
    Bird lachte fassungslos auf.
    „Matt, wissen sie überhaupt was sie da sagen? Vor wenigen Minuten habe ich sie getötet und nun stehen sie einfach so auf, als wäre nichts gewesen.“
    „Ja, “ antwortete der erste Offizier und machte einen verwirrten Eindruck, „ich weiß dass ich tot war. Ich habe es ganz genau fühlen können.“
    „Und dann?“ fragte Frasier mit einer Mischung aus Schock und überschwänglicher Freude. Schon wieder rannen ihr Tränen über die Wangen, doch nun waren es Tränen der Freude.
    „Ich weiß es auch nicht so genau“, gab Price seltsam nachdenklich zu. „Ich schien irgendwie zu schweben, Zeit spielte keine Rolle mehr und ich fühlte eine unglaubliche Ruhe. Dann hörte ich eine Stimme.“
    „Eine Stimme?“
    „Ja, eine Stimme.“
    „Und was sagte sie?“ fragte Fähnrich Tellom irritiert.
    „Steh auf“, gab Matthew an. „Und im Anschluss stand ich auf.“
    Die Beteiligten schauten sich überrascht, ratlos und irritiert an. Wie skurriler konnte diese ganze Angelegenheit noch werden?
    „Ich brauche einen Drink“, murmelte Bird und verließ die Shuttlerampe.
    Fähnrich Tellom folgte ihm mit den Worten: „Ich nehme einen Doppelten“, ebenso der Sicherheitsoffizier, so dass Price und Frasier allein in der Shuttlerampe waren.
    „Ich kann immer noch nicht fassen, dass sie am Leben sind“, meinte die Ärztin überglücklich.
    Schmunzeln antwortete der erste Offizier:
    „Klingt ja fast so, als freuen sie sich darüber!“
    „Soll das ein Witz sein? Als es so aussah, als wären sie tot... können sie sich nur vorstellen...?“
    Statt einer Antwort blickte Price die Frau intensiv mit seinen dunklen Augen an. Dann küsste er sie und sie erwiderte diese Geste.

    Über dem Mars, der Jahrhunderte lang den Menschen nur als „der rote Planet“ bekannt gewesen war, erschien die Xhosa und begann mit einer intensiven Sensorensuche. Natürlich war die Oberfläche des Planeten schon lange nicht mehr von dem rötlichen Sand geprägt. Jahrhunderte der Terraform-Arbeit hatte aus dem Mars einen erdähnlichen Planeten gemacht, auf dem man exzellent leben konnte. Doch diese Feinheiten interessierten derzeit die dezimierte Besatzung des Frachters nicht. Sie wollten nur einen Mann finden.
    „Ich habe Nathan Sloan gefunden“, gab Jellico glücklich zu. „Wie ich mir gedacht habe befindet er sich in einem Geschäft in der Innenstadt von Mars-City.“
    „Einem Geschäft? Was tut er dort?“ fragte Captain Lewinski irritiert. Die Anspannung war ihm nun deutlich anzusehen, immerhin bot sich hier ihm nun die Möglichkeit Sektion 31 einen entscheidenden Schlag zu verpassen.
    „Suspekt, nicht wahr? Zu seiner Tarnung betreibt Sloan ein Antiquitäten-Geschäft. Ich denke, er mag ab und zu mal das einfache, handwerkliche Leben. Es entspannt ihn.“
    Yates, die immer noch auf der Suche nach Vergeltung war, klatschte in die Hände.
    „Also schön, beamen wir uns hinunter und schnappen wir uns den Mistkerl.“
    „Oh, so einfach wird dies wohl nicht werden. Ich orte Sicherheitssysteme in seinem Geschäft. Transportblockierer, Kraftfelder, allerlei Zeugs, welches es uns unmöglich macht, da hinunter zu beamen.“
    „Sie wollen uns doch nicht sagen, dass wir umsonst geflogen sind?“ fragte Lewinski wütend. Ein neuerlicher Trick von Jellico wäre in diese Situation äußerst kontraproduktiv.
    „Nicht wenn ich mir das Inventarverzeichnis dieses Schiffes ansehe“, erwiderte der ehemalige Admiral mit einem Seitenblick zu Yates.
    „Wie meinen sie dies?“
    „Wie ich dies hier lese haben sie aufgrund des Krieges noch zwei Photonentorpedos an Bord?“
    „Dies ist korrekt“, antwortete die Frachterkommandantin.
    Ohne ein weiteres Wort betätigte Jellico den Auslöser und das Schiff erbebte unter dem Torpedostart.

    Er genoss wirklich die Ruhe, wenn er hier war. Nathan Sloan atmete einmal tief durch und genoss das Ambiente, welches dieser Laden ausstrahlte. Er fühlte einen inneren Frieden, der ihm manchmal bei der Arbeit fehlte. Es war immer gut, wenn man Orte hatte, an die man sich zurückziehen konnte. Gerade beriet er ein Ehepaar, das auf der Suche nach einem alten Grammophon war. Ab und zu mal etwas ganz anderes machen, dies lockerte den Geist. Gerade wollte er über die Zahlungsmodalitäten verhandeln, da piepte sein Computerterminal. Nathan entschuldigte sich und rief die entsprechenden Daten auf. Es näherte sich ihm ein Objekt mit großer Geschwindigkeit... ein Gefechtskopf!
    Sekunden nach der Realisierung dieser Nachricht explodierte das Geschäft.

    „Was zum Teufel haben sie da getan?“ schrie Lewinski und stürmte vorwärts, packte Jellico am Kragen und drückte ihn gegen die Wand.
    „Ich habe nur ein Problem beseitigt. Es war doch ihr Wunsch, dass Sloan neutralisiert wird, “ erklärte Jellico fröhlich und schien nicht den Zorn von John Lewinski nachvollziehen zu können.
    „Ich wollte ihn schnappen und vor ein Föderationsgericht stellen, nicht ihn einfach umbringen. Wer gab ihnen überhaupt das moralische Recht diese Entscheidung zu treffen?“
    Jellico riss sich los und ordnete erst wieder sein Hemd neu, bevor er antwortete:
    „Moralisch, dies ist genau das worum es hier geht, John. Dieser Nathan Sloan hat Hunderte von Leben auf dem Gewissen. Er hat Tausende Existenzen zerstört. Es ist nur Gerechtigkeit, wenn ihm dasselbe widerfährt.“
    „Es sind Unschuldige bei der Detonation gestorben!“
    „Kollateralschäden“, winkte Edward Jellico verächtlich ab. „Wir führen einen Krieg gegen den Terror, John, und im Krieg gibt es Verluste. Ihre Familien können sich mit dem Gedanken trösten, dass sie für eine gute Sache gestorben sind.“
    „Sie Schwein!“ brüllte John wieder, „sie verdammtes Schwein! Ich mache sie persönliche für den Mord an diesen Menschen verantwortlich.“
    „Dies mag ja sein, “ erwiderte Jellico mit einem süffisanten Lächeln, „aber nichtsdestotrotz brauchen sie mich. Ich bin der einzige, der Sektion 31 ans Messer liefern kann. Und ich kann sagen, ich freue mich schon auf unsere weitere Zusammenarbeit.“

    Tage später war die USS Monitor wieder im Orbit der Erde angelangt. Zum ersten Mal seit den vergangenen Ereignissen war John Lewinski wieder an Bord seines Schiffes. Der Sichtschirm auf der Brücke zeigte ihnen ein herrliches Bild des blauen Planeten. Er atmete mehrmals tief durch. Das, was sie in den letzten Tagen erlebt hatten, würde entscheidend für den weiteren Verlauf der Föderation sein. Die Aussagen, die Admiral Jellico bald vor dem Obersten Gerichtshof der Föderation machen würde, würden dem Kampf gegen Sektion 31 eine ganz neue Wendung geben. Abermals waren eine ganze Menge von Mittelsmännern der Geheimorganisation aufgeflogen, unter anderem auch Admiral Ali Waseri. Der Mörder an Admiral Kashari, der sie alle ein Jahr lang zum Narren gehalten hatte, hatte sich kurz vor seiner Festnahme mit einem Phaser erschossen. Dies war zwar keine adäquate Strafe für den Mord an Lewinskis Mentor, doch mehr konnte er nicht machen. Was würden nun für Zeiten auf sie zukommen? Hoffentlich bessere, ruhigere.
    Mit einem Lächeln drehte sich Captain Lewinski herum. Die Mannschaft stand aufgereiht auf der Brücke und an ihrer Spitze Arena Tellom. Kurz blickte der Kommandant zu Matt Price, der neben Dr. Frasier stand und bemerkenswert erholt angesichts der letzten Ereignisse aussah. Man würde ihm zwar den Prozess machen, aber angesichts der undurchsichtigen Beweislage und der Indizien, die sie gesammelt hatten, würde er wohl kaum als Mörder verurteilt werden. An Bord war auch ohne Lewinski viel los gewesen. Anscheinend kam man auch ohne ihn gut zurecht. Eine gute Crew.
    „Arena Tellom“, begann Lewinski und hielt einen Rangknopf in die Höhe, „ihr Dienst in den letzten Jahren auf diesem Schiff war vorbildlich. Sie haben sich unter der Crew einen ausgezeichneten Namen gemacht. Sie haben sich den Respekt ihrer vorgesetzten Offiziere erarbeitet. Daher ist es mir eine große Ehre, sie in den Rang eines Lieutenant Junior-Grade zu versetzen, mit allen zugehörigen Pflichten und Privilegien.“
    Er heftete den zusätzlichen Rangknopf an den Kragen der überglücklichen Frau. Auch John sowie die gesamte Besatzung freute sich für sie. Anhand Telloms persönlichen Lebenslauf sah man, dass sie alle inzwischen eine Familie geworden waren. Sie alle vertrauten und halfen aneinander. Hoffentlich blieb dies noch alles eine lange Zeit so.

    An einem geheimen Ort in einem geheimen Raum saß eine Gruppe von Männern und Frauen an einem großen Konferenztisch. Dieser geheime Raum befand sich auf Starbase 67, dem Sektorhauptquartier des Geheimdienstes. Die Installation an diesem Ort war einfach nur genial gewesen, denn wer würde schon in seinem eigenen Vorgarten nach seinen ärgsten Feinden suchen? Hier wurden seit der Entdeckung des Erdenbüros vor einem Jahr durch Captain Lewinski die Treffen der Sektion 31-Führung abgehalten. Die Anwesenden warteten auf eine Übertragung. Schließlich erhellte sich der Kom-Bildschirm, der an der Wand angebracht war und alle Anwesenden richteten ihre Aufmerksamkeit auf das Gerät. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht von Edward Jellico.
    „Mr. Jellico“, begrüßte ihn eine der Frauen, „wir wussten gar nicht, dass sie noch leben.“
    „Oh, das tue ich noch. Ganz im Gegensatz zu Nathan Sloan.“
    „Er ist tot. Wir wissen davon. Was möchten sie von uns?“
    Verschwörerisch beugte sich Jellico nach vorne. Seine Worte ließen keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte:
    „Ich habe Nathan Sloan getötet und daher werde ich ab sofort auch die Führung von Sektion 31 übernehmen. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.“

    - Ende -


    ...und die Reise geht weiter - in Monitor Season 5

    Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...

    OFFENBARUNGEN II
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by NADIR ATTAR
    executive producer NADIR ATTAR
    producer SEBASTIAN OSTSIEKER lektor OLIVER DÖRING
    staff writers CHRISTIAN GAUS & THOMAS RAKEBRAND
    written by NADIR ATTAR
    TM & Copyright © 2003 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!
    Episode #412

    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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