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...mit dem bekloppten Merkmal der Sensation
  • Monitor - 5x10: Momente

    Liebes Tagebuch...
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    • TheOssi
    Nur wenig Zeit ist seit dem Tode Luke Lewinskis vergangen und sein Sohn muss sich nun einem Leben ohne den Vater stellen. Währenddessen freut sich sich Matt Price über seinen Nachwuchs, Jozarnay Woil versucht über seine Sucht hinwegzukommen und die Talarianer kämpfen um das Überleben.

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    „Was ist denn wesentlich im Menschenleben? Nicht dass wir mit unseren Schiffen auf allen Meeren Segeln und auf Suche nach Unerforschtem auf den Ozeanen schweifen (die Erde reicht für unsere Freveltaten schon nicht mehr aus), nein, dass wir unserer Laster Herr geworden sind – es ist kein größerer Sieg. Es gibt Unzählige, die Völker und Städte beherrschen, doch nur wenige haben sich selber beherrscht.


    - Seneca



    Persönliches Computerlogbuch
    Captain John Lewinski
    Zwei Tage sind seit dem Tod meines Vaters vergangen und immer noch nehme ich die Welt wie durch einen Schleier wahr. Fast scheint es mir ich beobachte einen anderen John Lewinski, wie dieser durch das Schiff wandert und der üblichen Tagesroutine nachgeht. Personen sprechen mich an, Untergebene sowie Kollegen, doch ihre Worte dringen nur dumpf an mich heran; meine Ohren nehmen die einzelnen Buchstaben auf, können sie jedoch nicht zu sinnvollen Sätzen verarbeiten. Meistens nicke ich und lobe die einzelnen Crewmitglieder für ihre Arbeit, ohne jedoch so recht verstanden zu haben, was man eben von mir wollte. Alles scheint so sinnlos geworden zu sein.
    Seitdem ich die Nachricht seines Todes erhalten habe konnte ich nicht mehr schlafen. Zwar habe ich während der vergangenen 48 Stunden ab und an mal ein Auge zugemacht, doch das unruhige Hin und Herwälzen und das anschließende krampfhafte Aufwachen nach zwei Stunden kann man wohl kaum als Schlaf bezeichnen. Schlaf sollte eigentlich Ruhe und Frieden bedeuten, stattdessen bringt er mir nur Albträume. Immer wieder träume ich denselben Traum, der eigentlich doch keiner ist:
    Ich befinde mich an einem vollkommen schwarzen, leeren Ort. Um mich herum existiert nichts, weder Personen noch Gegenstände und ich rufe um Hilfe, in der Hoffnung jemand würde auf meine missliche Lage aufmerksam werden. Doch niemand kommt und so schreie ich den ganzen Traum hindurch nach einer Person, die mich doch niemals finden wird. Mir ist schon vollkommen klar, was dieser Traum mir sagen möchte. Träume sind dazu da, um Erlebtes aus dem Alltag zu verarbeiten, um das Geschehene noch einmal Revue passieren zu lassen. Bei objektiver Betrachtung meines gegenwärtigen Traumes kann man jedoch kaum von einer Verarbeitung sprechen. Viel eher gleicht er einem immer wiederkehrenden Fluch, den ich niemals abschütteln kann.
    Ich wünschte ich wäre besser auf den Tod meines Vaters vorbereitet gewesen...
    Ist dies überhaupt möglich? Sich auf den Tod vorzubereiten? Man ist geneigt dies zu glauben, denn Anfang des Jahres habe ich von ihm die Nachricht erhalten, dass er an antallianischem Krebs erkrankt sei und nicht daran denke sich behandeln zu lassen. Es sei wegen Mutter gewesen, die vor zehn Jahren von uns gegangen war. Danach war mein Vater Luke nie wieder der Selbe gewesen. Nun muss ich also mit den Schuldgefühlen fertig werden, die in meinem Innersten wüten. Habe ich nicht genug unternommen, um ihn zu retten? Hätte ich vielleicht sogar das Angebot Edward Jellicos annehmen und meinen Vater gegen seinen Willen behandeln lassen sollen?
    Manchmal ist die vom Teufel dargebotene Hand äußerst verführerisch...
    Himmel und Hölle, Gott und Teufel...
    Fragen, die die Menschheit seit ihrem Bestehen beschäftigen. Existieren diese Mythen wirklich oder waren sie nur erfunden worden, um uns die Angst vor dem Tod zu nehmen? Mein Vater kennt nun die Antwort auf diese Frage aller Fragen und doch beneide ich ihn nicht um diese gewonnene Erfahrung.
    Sein eigener Tod hat mir nur umso mehr die eigene Sterblichkeit ins Gedächtnis gerufen.

    Persönliches Computerlogbuch
    Commander Matthew Price
    JAAA! ... ICH BIN VATER GEWORDEN! ... WAS FÜR EIN GEFÜHL, MIR FEHLEN DIE WORTE ...

    Persönliches Computerlogbuch
    Chief Jozarnay Woil
    Es ist nun einige Zeit her, seitdem ich dem Captain meinen Entschluss mitgeteilt habe gegen Ende des Jahres die Sternenflotte zu verlassen. Seitdem hat er sich scheinbar nichts in seiner Haltung mir gegenüber anmerken lassen. Beachtlich, wenn man an die Überraschung zurückdenkt, welche sich in seinen Augen spiegelte, als ich ihm meine Entscheidung präsentierte. Fühlte er sich vielleicht enttäuscht? Enttäuscht darüber, dass ich eine Crew verlasse, die zu einer Familie geworden ist?
    Lange habe ich darüber nachgedacht, wieso ich eigentlich diese Entscheidung getroffen habe. Es war nichts, was aus dem Bauch heraus geschah, in dieser Hinsicht sollte man mich nicht falsch verstehen, aber es ist gleichzeitig etwas, was nicht gerade in Worte zu fassen ist. Die ganze Sache gleicht eher einem Gefühl, welches ich in meinem Inneren hatte. Vielleicht spielen viel eher mehrere Faktoren eine Rolle, die mich zu meiner Tat bewogen haben.
    Ja, die Crew ist wirklich zu einer festen Gemeinschaft zusammengewachsen, die miteinander agiert und sich gut versteht. Ich verstehe mich ebenfalls gut mit den anderen und wir haben sehr viel Spaß miteinander, aber dennoch ist da dieses Empfinden in mir, dass ich nicht vollkommen Teil der Sache bin. Wieso ich so denke? Ich weiß es nicht. Vermutlich ist diese Sicht auch völlig falsch und fehl am Platze, dennoch habe ich es. Wer ist es denn, den ich an Bord der Monitor als besten Freund bezeichnen kann? Ich kann mich auf alle hier verlassen, doch wer ist aktiver Teil meines Privatlebens? Mir fällt absolut niemand ein.
    Dann ist da diese Ansicht, dass ich inzwischen alles erreicht habe, was ich erreichen wollte. Ich bin ein guter Ingenieur geworden, der auf einem berühmten Schiff dient und eine wichtige Aufgabe erfüllt. Wir erfüllen wichtige und gefährliche Missionen, die dem Wohl aller dienen und auf die wir stolz sein dürfen. Welche Motivationen kann mir das Leben noch bieten? Vielleicht war es wirklich an der Zeit die Sternenflotte zu verlassen und etwas völlig neues zu probieren, sich neue Ziele zu setzen. Ich weiß noch nicht, was ich hinterher tun soll, ich lasse mich da einfach überraschen. In den nächsten Tagen werde ich mich auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung machen. Vielleicht finde ich ja etwas Ausfüllendes.
    Oder hat die Vorstellung etwas durch den Quadranten zu reisen und Orte zu sehen, die ich schon immer einmal besuchen wollte, nicht auch etwas Reizendes? Ich könnte ein Vagabund werden, ein rastloser Mann ohne Heimat, der nur den Himmel als Grenze ansieht. Ja, dies könnte tatsächlich etwas für mich sein.
    Zu guter letzt wäre da noch mein schlimmstes Problem. Es fällt mir immer schwerer meine Sucht vor den anderen zu verstecken und ich möchte nicht, dass sie es erfahren. Weil ich ihre Sorge um mich nicht ertragen möchte und ihre gut gemeinten Ratschläge, ihr ehrliches Verständnis für meinen Rückfall.
    Ein weiteres Mal habe ich nun einen Versuch gestartet, um mir zu beweisen, dass ich jederzeit Herr der Lage sein kann. Seit 24 Stunden habe ich mir keine Dosis mehr verabreicht und ich bin Willens die Sache durchzuziehen. Für mich ist das kein Problem, ich bin Herr meines Körpers. Ich schaffe das. Ohne Probleme.

    Persönliches Kriegstagebuch
    Admiral Endar
    Tag 1
    Ich muss mich kurz fassen, denn ich weiß nicht wie sicher diese Deckung ist... Romulanische Truppen haben vor einer Woche die Kontrolle über meine Welt erlangt. Talar steht in Flammen, zumindest das, was noch davon übrig ist...
    Soldaten patrouillieren durch die Ruinen... mein Gott es ist furchtbar... ich muss Schluss machen!!

    Persönliches Computerlogbuch
    Captain John Lewinski
    Vielleicht interpretiere ich den Traum aus einer völlig falschen Sichtweise. Vorhin ist mir im Bereitschaftsraum etwas geschehen, was mir im Verlaufe meiner fast 20 Jahre langen Karriere noch nie passiert ist: ich bin während des Dienstes eingeschlafen. Ich saß so da in meinem Büro, abgeschottet von den Arbeiten, die auf der Monitor vor sich gingen und starrte ins Nichts. Wobei der Terminus „ins Licht starren“ nicht ganz korrekt ist. Für einen Außenstehenden mag es so aussehen, als starre man nur in die Leere, tatsächlich sieht man selbst vor dem eigenen Auge allerhand. Formen. Farben. Personen. Irgendwann muss es dann geschehen sein, dass ich ins Reich der Träume übergangen bin. Abermals befand ich mich in diesem schwarzen Raum (wer sagt, dass es ein Raum ist? Vielleicht besitzt dieser Ort auch gar keine feste Abmessungen) und ich schrie um Hilfe. Verzweifelt versuchte ich jemanden zu erreichen, bekam jedoch als Antwort nur das eigene Echo zu hören. Es war in diesem Moment, als mir ein Sachverhalt in den Sinn kam.
    Herrje, es war das erste Mal seit der Todesnachricht, dass ich meinen Verstand wieder für analytische Zwecke benutzen konnte. Einsam und verlassen hockte ich mich auf den kalten Boden dieses Traumortes und begann zu überlegen. Vielleicht war es ja gar nicht ich, der hier um Hilfe rief. Möglicherweise handelte es sich um meinen Vater, der keine Antworten erhielt. Luke starb einen einsamen Tod, ohne seinen Sohn oder andere Verwandte, die ihm hätten Trost spenden können. Ich sage so selbstverständlich „seinen Sohn“, obwohl dies so egoistisch und selbstverliebt klingt. Dabei müsste ich sagen „seine Söhne“, denn ich zweifle nicht an meines Vaters Wunsch auch seinen zweiten Sohn Martin sehen zu wollen. Doch von Martin hat niemand von seit Jahren etwas gehört. Martin war immer ein besonderer Junge gewesen; dabei weiß ich nicht ob in positiver oder negativer Hinsicht. Solange ich mich zurückerinnern kann war Martin immer ein Außenseiter gewesen. Egal ob in Schule, Sportverein oder sonstigen Aktivitäten, er hatte niemals viel Gesellschaft gehabt und leider muss man sich zugestehen: es lag zu einem großen Teil an ihm selbst! Mein Bruder war ein Eigenbrötler. Kein Unmensch, aber doch manchmal seltsam kalt. Ich erinnere mich oft daran, wie meine Eltern sich mit ihm gestritten haben. Als mein Bruder dann schließlich volljährig wurde hatte er unser Haus geradezu fluchtartig verlassen. Ab und an haben wir etwas von ihm gehört gehabt, doch seit mehreren Jahren herrschte Funkstille. Wie Martin wohl reagieren würde, wenn er die Nachricht vom Tode unseres Vaters ihn erreichen würde? Oder wusste er darüber schon Bescheid? Würde er sie mit Gleichmut hinnehmen oder dieselben bitteren Tränen wie ich vergießen. Ich hatte mich vor kurzem überwunden und Edward Jellico gebeten zu helfen meinen Bruder ausfindig zu machen. Bisher habe ich noch keine Rückmeldung erhalten und daher habe ich nicht gerade sehr viel Hoffnung in dieser Hinsicht.
    Mir fällt auf, dass ich vom Thema abgekommen bin. Ich sagte, dass der Traum eigentlich von meinem Vater und nicht von mir selbst handeln könnte. Dies würde bedeuten, dass ich in diesem Albtraum die Rolle meines Vaters angenommen habe. Leider gibt es an diesem finsteren Ort keine Spiegel oder ähnliche reflektierenden Gegenstände, denn sonst hätte ich vielleicht sein Gesicht anstelle meines erkannt.
    Mein Vater starb allein, umgeben von Fremden. Ärzte zwar, die ihn in den letzten Augenblicken im Krankenhaus betreut hatten, doch Fremde nichtsdestotrotz. Und ich? Monatelang hatte ich versucht mich freizumachen, ohne Erfolg. Dann war ich soweit gewesen das Schiff auch ohne Erlaubnis zu verlassen, was einer Fahnenflucht gleichkam und so meine Karriere zu ruinieren.
    Ich hätte diesen Schritt nicht eine Sekunde lang bereut! Im Gegenteil, nun bereue ich nicht schon eher diesen Entschluss gefasst und so noch einige letzte Momente mit meinem Vater verbringen zu können. Jede einzelne Minute, jede nur erdenkliche Sekunde wäre mir recht gewesen. Es gäbe doch noch so viel, was ich ihm hätte sagen wollen!
    Ich schätze mal jeder sagt dies in dieser Situation...
    Vielleicht deshalb, weil es wahr ist.

    Persönliches Computerlogbuch
    Commander Matthew Price
    Wow, von einem solchen Ereignis muss man sich erst einmal erholen. Deswegen wohl mein etwas seltsamer erster Logbucheintrag. Bei der Person, die sich dieses Zeug einmal in der Zukunft anhören muss, entschuldige ich mich jetzt schon einmal. Aber hey, wer einmal Vater geworden ist kann ganz sicher meine Empfindungen nachempfinden.
    Es ist schon seltsam. Eigentlich hatte ich niemals das Verlangen gehabt eine eigene Familie zu gründen. Ich, Matthew Price oder > wie ich mich selber gerne mal nenne, war ein typischer Single. Hier und dort mal eine Liebschaft, einmal habe ich sogar echte Liebe erlebt, doch niemals trug mich der Gedanke eine Familie zu gründen oder Kinder großzuziehen. Nun ja, unverhofft kommt und oft und ich muss gestehen es fühlt sich verdammt gut an.
    Verflogen sind all die Bedenken und Ängste, all die Sorgen vor einer Zukunft. Für meine kleine Yasmin, so heißt das süße Baby, bin ich bereit die ganze Welt in Bewegung zu setzen. Mit Selina hat sie eine ausgezeichnete Mutter und bei ihrem Vater... wir werden wohl sehen. Wahrscheinlich erwartet mich wohl eines der aufregendsten und gleichzeitig ältesten Abenteuer der Geschichte. Niemand kann einem beibringen ein Kind aufzuziehen, man muss es für sich selbst erleben und seinen eigenen Stil finden. Es bringt nichts die Methoden anderer zu kopieren, denn jedes Kind ist ein Individuum mit eigenen Sorgen und Nöten. Ich bin schon zu gespannt, was einmal aus Yasmin werden wird. Eigentlich wäre diese Frage es wert eine temporale Direktive zu brechen und in die Zukunft zu reisen, aber wo wären dann der Spaß und die Spannung dabei?
    Leider war ich vor zwei Tagen nicht in der Lage gewesen live bei der Geburt dabei zu sein. Ehrlich gesagt kam dieses Ereignis auch für mich völlig überraschend. Ich wusste wohl, dass es in diesem Monat soweit sein würde, aber den genauen Termin kannte ich nicht. Als ich dann jedoch eine Verbindung zur USS Community aufbaute und mit meiner Imzadi sprach, als ich das kleine Ding auf ihren Armen sah, da flossen bei mir Tränen dies Glückes. Ich habe noch nie in meinem Leben geweint, weder vor Freude noch vor Trauer. Doch in diesem einen Moment habe ich es getan, vor Freude, denn ich schien den Moment des Glückes zu erleben, den viele ihr Leben lang suchen und doch nicht finden. Dabei ist die Zauberformel also so einfach: bekommt Kinder, Leute! Es lohnt sich!
    A propos Glück: der Captain sieht derzeit gar nicht gut aus. Ich frage mich, was mit ihm geschehen ist. Seit zwei Tagen sitzt er meist nur in seinem Büro und wenn man ihn denn mal sieht, so schleicht er meistens apathisch durch die Gänge. Ist ihm ein Schicksalsschlag widerfahren? Ich hoffe es zumindest nicht.

    Persönliches Computerlogbuch
    Chief Jozarnay Woil
    Meine Ansicht, dass ich nur wenig Freunde habe scheint wahr zu sein... In meinem Innersten habe ich gehofft, dass ich mir dies nur selbst einrede, dass dem gar nicht so ist und ich den anderen nur Unrecht tue... Ich scheine mich geirrt zu haben...
    Vor wenigen Minuten habe ich ein Gespräch mit einem alten Schulkameraden geführt... Sein Name ist Talor Valara, ein netter Kerl, der mit mir zehn Jahre lang auf dieselbe Schule gegangen ist... Zumindest dachte ich bisher, dass er ein netter Kerl ist... All die Jahre hatte man sich auf ihn verlassen können und ich selbst habe ein ums andere Mal etwas für ihn riskiert... Ich weiß noch, als wir klein waren und gemeinsam zur Schule gingen, da riss sich ein bösartiger Jolle-Hund von seinem Besitzer los und raste auf Talor zu... Und wer war es, der unter Einsatz eines Asts den Hund verscheuchte? ... Ich war es! ... Ohne mich hätte Talor eine äußerst schmerzhafte Bisswunde von der Geschichte davongetragen und ein Besuch in einem von ihm gehassten Krankenhaus wäre ihm nicht erspart geblieben... Der Junge war genauso technikbegeistert wie ich gewesen und hatte nach dem Schulabschluss angefangen einen kleinen Hardware-Laden zu eröffnen, mit dem er Waren und Reparaturen anbot... Heute ist er, nach langer harter Arbeit, zu einer der führenden Elektronikketten von ganz Antos aufgestiegen und überlegt eine erste Filiale auf einem außerirdischen Planeten zu eröffnen...
    Diesen Mann, den ich sonst nie um einen Gefallen gebeten habe, habe ich vor wenigen Minuten angerufen...
    „Ich werde bald aus der Sternenflotte ausscheiden und ich suche eine neue Arbeit, die natürlich am besten im technischen Bereich wäre. Da habe ich an dich gedacht, Talor. Ich bringe jahrelange Berufserfahrung mit und ich bin äußerst fleißig.“
    Das waren meine Worte gewesen. Doch unmittelbar im Anschluss an diese ausgesprochenen Worten hatte ich in seinen Augen die Ablehnung sehen können... Er kaschierte sie mit der Begründung, dass er schon zu viele Mitarbeiter hätte und ich eh für diese Aufgabe zu überqualifiziert wäre... Doch hinter diesen Lügen konnte ich den wahren Grund für sein Nein erkennen: er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben... Ob dies an mir liegt oder generell an seiner Entschluss nichts mehr mit der Schulvergangenheit zu tun haben zu wollen, ich weiß es nicht... Was ich aber weiß ist, dass ich sehr, sehr enttäuscht bin... Scheinbar stehe ich doch auf dieser Welt allein dar... Noch habe ich jedoch einige Möglichkeiten Arbeit zu finden... Ich werde den Kopf schon nicht hängen lassen...

    Persönliches Computerlogbuch
    Captain John Lewinski
    Während ich über meine Träume und Schuldgefühle nachgedacht hatte bemerkte ich gar nicht wie die Zeit verflog. Dort draußen waren meine Kollegen, Freunde, die sich scheinbar Sorgen um mich machten und ich bemerkte dies nicht einmal. Irgendwann schreckte ich aus meinen Überlegungen hoch, als der Türsummer zu meinem Bereitschaftsraum betätigt wurde. Ich räusperte mich kurz und wischte einige Tränen hinfort, die ab und zu in meinem Gesichtsfeld auftauchten und bat im Anschluss den Besucher einzutreten. Ich habe noch nie so häufig Tränen vergossen wie in den letzten beiden Tagen und ich schäme mich nicht dafür. Irgendwer hat einmal zu mir gesagt, als ich noch jung war, „ein Mann heult nicht.“ Diese Aussage verstehe ich nicht mehr, zumindest aus heutiger Sicht. Ich habe so vieles erlebt und mancherlei Dinge davon waren alles andere als erfreulicher Natur und so frage ich mich worum man eigentlich trauern sollte, wenn nicht um die eigenen Eltern?
    Bei der Besucherin handelte es sich um Dr. Frasier, die Chefärztin unseres Schiffes, welche mit sorgenvollem Gesichtsausdruck eintrat.
    „Doktor, was kann ich für sie tun?“ fragte ich sie freundlich und schaffte es gar mein Gesicht zu einem schiefen Lächeln zu verziehen. Diese Bewegung schmerzte.
    „Wenn sie mir diese Bemerkung erlauben würden, “ meinte die Ärztin und setzte sich ungefragt auf den Stuhl gegenüber, „sie sehen absolut furchtbar aus.“
    Für einen kurzen Moment zuckte ich zusammen. War es wahr, sah der Captain dieses Schiffes möglicherweise wie ein Gespenst aus? Zumindest fühlte ich mich so, aber ich hätte nicht gedacht, dass dies auch nach außen sichtbar war. Fieberhaft überlegte ich. Was tun? Abstreiten, lügen oder ehrlich sein?
    „Ich fühle mich in letzter Zeit auch nicht so gut“, gab ich schließlich mit trockener Stimme zu. Verdammt, wie lange war es eigentlich her, seitdem ich das letzte Mal etwas getrunken habe?
    „Gut, dass sie wenigstens nicht leugnen. Mir ist ihr Zustand schon gestern aufgefallen und der Crew fällt dies auch auf, “ erklärte die warmherzige Ärztin, die anscheinend für jeden Patienten ein Herz hatte. Hatte auch jemand mal ein Herz für sie? Ihre Probleme mit Commander Price waren ein beliebtes Klatschthema an Bord. Würde sie irgendwann ihr Glück finden?
    Das was sie sagte bereitete mir jedoch Sorgen. Der Crew war es schon aufgefallen? Dies war alles andere als gut.
    „Dies ist alles andere als gut“, repetierte ich die eben gedachten Worte, „die Crew sollte Stärke in ihrem Kommandanten sehen.“
    „Captain, sie zeigen sich ja ausgesprochen kooperativ heute, dies überrascht mich. Vielleicht können wir ja gemeinsam den Grund für ihre Beschwerden erörtern. Haben sie körperliche Beschwerden?“
    Ich schüttelte langsam den Kopf und zum ersten Mal hatte ich nicht den Wunsch alles in mich hineinzufressen. Hier saß nun eine Person vor mir, die sich für mein Leid interessierte und es bot sich die Gelegenheit mal sein Herz auszuschütten. Mein Jahr im Exil, der Krieg, Sektion 31, Edward Jellico. Alles hatte ich bei mir behalten, doch nun war die Last größer als ich sie tragen konnte. Ich beschloss offen zu sein.
    „Mein Vater ist vor zwei Tagen gestorben, “ erklärte ich ihr und im Anschluss konnte ich in ihren Augen ihr Mitgefühl sehen.
    „Oh“, war das erste, was sie antwortete. Meiner Meinung nach überlegte sie für einen kurzen Moment, ob sie etwas in der Art wie „Es tut mir leid, John,“ sagen sollte, eine dieser Höflichkeitsfloskeln, die man zu solchen Anlässen von sich gibt und meistens doch nur Standardsätze sind. Sie tat es nicht. Ich war ihr dankbar dafür.
    „Und wie geht es ihnen nun, Captain?“ fragte sie stattdessen.
    Scheinbar auch nur eine standardisierte Frage, doch als Ärztin hatte sie ein Anrecht auf diese Auskunft.
    „Es ist... hart... und ich fühle mich derzeit nicht gut, “ antwortete ich wahrheitsgemäß.
    „Sie schlafen nur wenig und wenn, dann plagen sie Träume?“
    „Korrekt.“
    „Appetitlosigkeit?“
    Kurz überlegte ich und stellte zu meiner Überraschung fest, dass ich seit mehr als 15 Stunden wohl nichts mehr gegessen hatte. So nickte ich.
    „Konzentrationsschwächen?“
    Auch hier war meine korrekte Antwort: „Ja.“
    Verstehend nickte Frasier. Ich wusste nichts um ihre privaten Umstände, ob ihre Eltern noch lebten, tot waren oder ob sie überhaupt welche hatte. Zur Hölle, ich wusste so gut wie gar nichts über diese Frau, die seit fünf Jahren auf meinem Schiff diente und nicht gerade einen unwichtigen Posten ausfüllte.
    „Haben sie Schuldgefühle?“ fragte sie schließlich frei heraus und ich staunte, wie schnell sie darauf gekommen war. Dann erinnerte ich mich daran, dass sie vor kurzem eine Ausbildung zum Counselor gemacht hatte. Vor kurzem! Es war vor fast zwei Jahren gewesen; wie doch die Zeit verging. Wir alle haben so wenig Zeit.
    „Ja, die habe ich“, entgegnete ich ehrlich.
    „Möchten sie darüber reden?“
    „Macht es denn einen Unterschied, ob ich ja oder nein sage?“
    „Es wird ihnen helfen, glauben sie mir.“
    Ich glaubte daran oder zumindest wollte ich es. Im Grunde genommen war es nun egal. Mir war, als brach in mir ein Staudamm und ich musste mich lösen. Zu meinem Erstaunen begannen wieder Tränen in meinem Blickfeld aufzutauchen. Ich versuchte sie wegzublinzeln, schämte mich als Vorgesetzter vor einer meiner Untergebenen diese Schwächen zu zeigen, doch trotz aller Bemühungen konnte ich das Wasser nicht aufhalten.
    „Verstehen sie, Doktor, ich war nicht dabei, als mein Vater starb. Er befand sich in einem Krankenhaus, umgeben von Fremden und ohne Familie. Mein Bruder und ich... wir haben ihn schon lange nicht mehr besucht.“
    „Wie lange ist es her, dass sie ihn das letzte Mal auf der Erde besucht haben?“
    „Vor acht Monaten, als wir das letzte Mal dort waren. Dort habe ich auch von seiner Krankheit erfahren. Ein ums andere Mal habe ich versucht mich freizumachen und zu ihm zu reisen und nun ist es zu spät. Ein Fehler, den ich nie wieder korrigieren kann.“
    „Ich bin sicher ihr Vater verstand, wieso sie nicht an seiner Seite stehen konnten.“
    „Dies versuche ich mir auch einzureden, aber ich glaube es nicht.“
    Beruhigend legte sie nun ihre Hand auf die meine und sie strahlte eine Wärme aus, die ich als angenehm empfand. Zum ersten Mal fiel mir auf, wieso Dr. Frasier auch als Person von anderen Männern begehrt wurde. Sie war eine gutherzige Frau, mit einem großen Herz gesegnet.
    „Dem ist aber so. Die Liebe ihres Vaters war für sie riesig, auch wenn sie nicht mehr bei ihm sein konnten. Ich bin ganz sicher, dass er Verständnis hatte.“
    Eigentlich war die Sache damit noch nicht getan, doch ich bedankte mich bei Frasier für ihr offenes Ohr und bat sie nun mich wieder allein zu lassen. Bevor sie meinen Raum verließ versicherte sie mir noch, dass ich jederzeit wieder mit ihr reden konnte. Zu meinem eigenen Erstaunen nahm ich dieses Angebot dankbar an.

    Persönliches Computerlogbuch
    Commander Matthew Price
    Die Gründe dafür, wieso ich eigentlich erst so spät zu dieser Ehre kam, sind mir inzwischen bekannt. Derzeit frage ich mich, ob ich auf diese Sachverhalte gekommen wäre, wenn nicht Marissa gewesen wäre, die Seminarleiterin auf Betazed. Dabei fällt mir ein, dass ich auch noch die frohe Kunde überbringen sollte. Ich bin es ihr schuldig!
    Meine eigene Kindheit hat mich auch in dieser Angelegenheit geprägt, so viel ist mir nun klar. Anderseits: wen prägt nicht die eigene Kindheit in ganz erheblichen Maße?
    Ich habe meinen Vater niemals gekannt und ich zweifle ernsthaft daran, ob ich ihn jemals kennen lernen werde. Habe ich überhaupt ein Interesse daran? Ich weiß es nicht. Wieso auch? So wie ich die Sache sehe handelt es sich bei meinem Vater um einen egoistischen und selbstsüchtigen Mann, der nur das kurze Abenteuer mit meiner Mutter gesucht und sie dann ohne weitere Worte wieder verlassen hat. Wie wäre wohl mein Leben verlaufen, wenn ich mit einem Vater aufgewachsen wäre? Ich schätze es wäre um einiges besser verlaufen. Schon allein der Umzug nach Rigel, wo meine Mutter hart arbeiten musste, wäre uns erspart geblieben.
    Von meinem Vater habe ich überhaupt kein Bild, nicht einmal ein vages. Wie mochte er ausgesehen haben? Meine Mutter hat nicht einmal eine Fotografie von ihm, also weiß ich es nicht. War er zu jener Zeit ein einfühlsamer Mann gewesen oder romantisch; oder doch gar nichts von beidem? Auch dies weiß ich nicht, denn meine Mutter spricht nicht von ihm, weder im Zorn noch im Guten. Es ist, als wäre seine Existenz aus ihrem Leben radiert worden. Jedoch erinnere ich mich daran, wie sie manchmal nachts Wachgelegen und in den rußigen Sternenhimmel von Rigel geblickt hatte. Tränen waren über ihre Wangen gelaufen und sie hatte traurig geschluchzt. Dies war wohl das paradoxeste an der gesamtem Situation: obwohl er sie ausgenutzt und verlassen hatte liebte sie ihn immer noch. Ich konnte mir diesen Umstand nie erklären; vielleicht hatte sie damals etwas in ihm gesehen, was ich niemals kennen lernen konnte.
    Und diese Erfahrungen haben meine eigene Einstellung zur Familie geprägt. Ich hatte niemals eine haben wollen, geschweige denn Kinder, denn ich hatte Angst davor am Ende genauso zu werden wie mein Vater. Die realistische Chance dazu besteht immer noch, denn meine Tochter und ihre Mutter sind viele Lichtjahre von mir entfernt auf einem anderen Raumschiff und derzeit ist unsere einzige Möglichkeit eine Beziehung zu führen via eines Bildschirmes. Eigentlich nicht meine favorisierte Umgebung um eine Familie zu gründen. Dennoch freue ich mich nun auf diese Herausforderung, ich bin bereit mich ihr zu stellen. Wer weiß, vielleicht kann ich mich am Ende ja selbst überraschen.

    Persönliches Computerlogbuch
    Chief Jozarnay Woil
    Mir ist so schlecht ich weiß nicht was ich sagen soll wie soll ich noch meine arbeit machen überall sehe ich Farben und es dreht sich alles meinen dienst kann ich irgendwie nicht mehr durchführen oh nein es ist ja erst Mittag noch einen halben tag wie soll ich das bloß schaffen ob die anderen mich schon angucken ich wüsste gerne was für ein bild ich nach außen hin abgebe torkele ich grinse ich dümmlich vor mich hin oder bin ich kreidebleich ich weiß ganz genau woher das kommt es ist der Entzug aber ich muss durchhalten ich muss mir selbst beweisen dass ich noch die Kontrolle habe ja ich kann jederzeit aufhören ich bin nicht so abhängig, dass dies nicht möglich wäre mir ist so schlecht ich glaube ich muss mich übergeben wo ist das bad ich muss in mein Büro zurück beeil dich die anderen gucken schon fragen sich vermutlich was mit dir los ist ob einer von ihnen eine Ahnung hat bisher habe ich die Sache immer ganz gut versteckt oder nicht nach außen hin bin ich so wie immer oder habe ich mir etwas anmerken lassen wissen die anderen womöglich alles über mich und tun nur unwissend aber wie haben sie es dann herausgefunden ah ja ich kann es mir schon denken vielleicht wie beim letzten mal vielleicht hat matt meine Gedanken gelesen oder meine Empfindungen oder sonst irgendetwas und es dann der Crew erzählt dieses Schwein ich mache ihn fertig wenn das stimmt was fällt ihm eigentlich ein es geht hier niemanden etwas an was ich mit mir und meinem Körper anstelle ich bin ein erwachsener Mann ich brauche keine Hilfe ich muss mich hinsetzen für einen kurzen Moment verschnaufen was ist das denn da für ein licht draußen es ist blau und pulsierend es wirkt irgendwie magisch auf mich hat die Droge vielleicht irgendwelche bewusstseinserweiternde Funktionen kann ich in eine weitere Dimension gucken was ist das mir ist heiß verdammt ich schwitze ja oh das glühen war nur der Warpkern ich beginne mir langsam sorgen zu machen fantasiere ich nun nein das darf nicht wahr sein die ganze Situation entwickelt sich nicht so wie ich es eigentlich erwartet habe oh je es klingelt jemand möchte in mein Büro was mache ich nun was mache ich nun reiß dich zusammen Jozarnay das wird schon wieder ich höre eine dumpfe stimme von weit her die Worte formuliert erst langsam wird mir klar dass es meine eigene ist ich spreche mit dem Techniker habe ich schon gesagt dass es ein Techniker ist der hereingekommen ist irgendwas sage ich zu ihm doch ich verstehe nicht was soll das kann ich nicht mehr kontrollieren was ich sage es ist fast so als würde ich einen anderen Menschen beobachten dabei bin ich es doch der gute alte Jozarnay Woil oh der Techniker wie heißt er noch mal ich habe seinen Namen vergessen dabei kenne ich ihn doch er lacht und grinst habe ich etwas komisches gesagt oder lacht er mich aus kennt er etwa meinen zustand jetzt geht er wieder und scheint zufrieden zu sein anscheinend habe ich etwas passendes gesagt ich hoffe er kommt so schnell nicht mehr wieder ich hab’s ich gebe über Interkom durch dass ich nicht mehr gestört werden will ich lasse die Fenster zu meinem Büro verdunkeln und lösche das licht ja das ist nun viel besser ich bin hier nun allein in der Dunkelheit und kann mich entspannen was ist das ich höre meinen eigenen Atem wie er unregelmäßig arbeitet ist das ungesund ich halte das einfach nicht mehr aus ich kann nicht mehr ich brauche eine neue Injektion wo ist die Phiole irgendwo in meinem Schreibtisch ich krame das kleine ding heraus ich finde es aber nicht Akten und PADDs fallen von meinem Schreibtisch sie scheppern was mögen die draußen von mir denken ah da ist das kleine ding endlich ich kann es mir nicht ansetzen meine Hände zittern ist es wirklich schon so schlimm ich kann es gar nicht glauben was habe ich nur getan
    ich bin verloren

    Persönliches Kriegstagebuch
    Admiral Endar
    Tag 2
    Ich denke ich habe hier nun eine einigermaßen sichere Position gefunden um diese Notiz aufzuzeichnen.
    Hierbei handelt es sich um das persönliche Kriegstagebuch von mir, Admiral Endar, ehemaliger Oberkommandierender der talarianischen Verteidigungsstreitkräfte. Diese Aufzeichnungen wurden nach der Besetzung meiner Heimaltwelt Talar begonnen und sollen demjenigen, dem sie eines Tages in die Hände fallen, ein realistisches Bild über die Situation hier bieten, abseits der von den Romulanern verbreiteten Propaganda.
    Derzeit befinde ich mich in relativer Sicherheit in einem Erdloch, welches früher einmal der Keller eines Hochhauses gewesen ist. Von dem Gebäude sind nur noch die Grundmauern übrig und aus dem Keller ist ein dunkles, schwer zugängliches Grab geworden. Hier befindet sich eine kleine Rückzugsbasis für eine Widerstandsgruppe, die den bewaffneten Kampf gegen die romulanischen Okkupanten fortführt. In den Weiten des Weltraums waren wir aufgrund der technologischen Unterlegenheit der Gnade der Romulaner ausgeliefert, aber hier in den Trümmern unserer Welt können wir ihnen Paroli bieten. Sicher, wir sind immer noch kein ebenbürtiger Gegner, doch einer Fliege gleich die einen Elefanten ärgert versetzen wir dem Feind immer wieder kleine Nadelstiche, die ihn allmählich ausbluten sollen. Ich selbst führe eine kleine Rebelleneinheit, die versprengt von den anderen agiert und heute einen romulanischen Konvoi überfallen hat, der Nachschub zu den feindlichen Truppen transportieren sollte.
    Der Kampf ist zu dem bestimmenden Moment meines Lebens geworden. Nur dort kann ich für einen kurzen Augenblick die Schmerzen in meinem Geist verdrängen, den gewaltigen Verlust den ich verspüre. Hinterher jedoch, in Momenten wie jetzt, kehrt jedoch die Schwermut zurück, wenn ich an unser Schicksal denke.
    Der Himmel hat sich schwarz gefärbt, es herrscht eine scheinbar immerwährende Nacht. Schnee rieselt vom Himmel herab, es ist eigentlich Regen, der durch die Kälte gefroren worden ist. Es ist kalt auf Talar geworden, bedingt durch den nuklearen Winter, der das Durchdringen von Sonnenstrahlen in unsere Atmosphäre verhindert. Niemand von uns weiß wie lange dieser Zustand anhalten wird. Wir können nur hoffen, dass es nicht für immer sein wird.
    Das meiste von unseren Großstädten wurden zerstört. Eins prächtige Bauten, Zeugen unserer Kultur, liegen nun in Trümmern und können nicht wieder aufgebaut werden. Viele unseres Volkes irren durch die Straßen, auf der Suche nach Hilfe, Essen und Pflege, doch es gibt keine Hoffnung für sie. Die Verwaltung ist völlig zusammengebrochen, es mangelt einfach an allem. Die noch wenigen intakten Krankenhäuser geben ihr Bestes, doch auch sie kämpfen nur gegen das unvermeidliche. Von den Besatzern können wir keine Hilfe erwarten. Sicher, internstellares Recht verpflichtet sie dazu, doch die Romulaner sind erst einmal daran interessiert ihre Machtposition zu festigen und die Widerstandsgruppen auszuräuchern. Den ganzen Tag über kommt es zu Schusswechseln und Explosionen. Man hat das Kriegsrecht über die Städte verhängt, es herrschen Ausgangssperren und Soldaten patrouillieren durch unsere Straßen, doch es sind nicht genügend von ihnen, um diese Maßnahmen durchzusetzen. Zu Tausenden setzen sich Karawanen von Flüchtlingen in Bewegung, ohne Ziel, ohne Hoffnung.
    In diesem Moment fragen ich mich, wie es eigentlich hierzu gekommen ist. Was hat eine so überlegen Kultur wie die romulanische dazu veranlasst einen Krieg gegen uns zu führen, der unser stolzes Volk in die Knie gezwungen hat? Je mehr ich über diesen Sachverhalt nachdenke, desto mehr kommt mir als Antwort in den Sinn: einfach nur weil sie es kann.
    Haben wir ihnen einen Anlass dafür gegeben? Mir ist keiner bekannt. Gerüchteweise habe ich zu Ohren bekommen, dass sie uns die Schuld für den Angriff auf ihr Senatsgebäude Anfang des Jahres geben, doch ich kann mit Gewissheit unsere Beteiligung daran ausschließen. Was hätten wir von einer solchen Tat nur gehabt?
    Vielleicht handelt es sich hierbei einfach nur um eine Strafe der Götter. Wir Talarianer waren ein kriegerisches Volk gewesen, immer auf der Suche nach Konflikten und Reibungspunkten, an denen wir unsere Stärke demonstrieren wollten. Früher hatten wir uns mit jedem angelegt, sogar mit der mächtigen Föderation, doch es hatte ein Wandel in unserer Politik stattgefunden. Ich hatte mich ebenfalls geändert. Vor fünf Jahren hatten wir eine ehemalige Föderationskolonie besetzt, sie trug den Namen Beta Candor. Vor drei Jahren waren wir wieder von ihr vertrieben worden und zum ersten Mal wird mir bewusst, wie sich die Kolonisten damals gefühlt hatten, als unsere Schiffe in ihrem Orbit aufgetaucht waren. Ohne Hoffnung auf Schutz oder Hilfe. Nun sind wir es, an dessen Himmel die Invasoren aufgetaucht sind und die ohne Hoffnung sind.
    Deswegen mache ich dies, deshalb führe ich eine Widerstandsgruppe gegen die Besatzer. Ich möchte unserem Volk wieder Hoffnung geben, zeigen, dass der Feind nicht so unbesiegbar ist, wie er sich gerne darstellt. Ob ich dies schaffe? Ich weiß es nicht; es wird nur die Zeit zeigen.
    Ich schließe mein Tagebuch mit dem festen Willen unser Volk zu befreien. Vielleicht wird es mir nicht zu Lebzeiten gelingen, doch ich möchte zumindest den Grundstein dafür legen.
    Für unsere Kinder und Kindeskinder...
    Ich melde mich sobald ich wieder die Gelegenheit dazu erhalte.

    Persönliches Computerlogbuch
    Captain John Lewinski
    Sie hat es tatsächlich getan!
    Wie habe ich nur so dumm sein und ihr vertrauen können? Ihr ganzes Gefasel von wegen „sie können zu mir kommen und dann reden wir über alles“ war einfach nur großer Humbug! Dr. Frasier hat mich, ihren kommandierenden Offizier, hintergangen. Niemals hätte ich dies von ihr erwartet.
    Es muss sie sein, denn sie war die einzige gewesen, mit der ich darüber geredet hatte. Oder anders gesehen: natürlich wusste das Oberkommando über den Tod meines Vaters Bescheid. Doch der Anruf, den ich erhalten habe... ohne Dr. Frasier wäre er niemals geschehen.
    Schon kurz nach unserem Gespräch habe ich nämlich einen Anruf von unserer Sektorchefin erhalten, Admiral Silvia LaToya. Eine gute Vorgesetzte, ohne Frage, und mit einem starken Gefühl für Ehre und Loyalität. Daher kreide ich ihr persönlich auch nicht ihre Meinung an. Sie war halt die Überbringerin der Botschaft, jedoch nicht die Architektin.
    Ich befand mich also gerade in meinem Bereitschaftsraum und tat das, was ich schon die ganze Zeit über tat: ich starrte vor mich hin. Irgendwann, an die genaue Uhrzeit kann ich mich nicht schon gar nicht mehr erinnern, piepte mein Terminal. Die Admirälin versuchte Kontakt zu mir herzustellen.
    „Admiral“, begrüßte ich sie höflich, „welch Überraschung sie zu sehen.“
    Nachsichtig lächelte LaToya mich an.
    „Dies kaufe ich ihnen nicht ab, John“, erwiderte sie mit ruhiger Stimme. „Nach dieser Sache haben sie sich doch denken können, dass sich jemand von der Führungsebene bei ihnen melden würde.“
    „Stimmt wohl“, gab ich geknirscht zu. Irgendetwas in meinem Hinterkopf versuchte mich zu warnen, einen Hinweis auf das nun folgende zu geben. Doch ich verstand die Warnungen nicht.
    „John, es tut mir sehr Leid um den Verlust ihres Vaters. Aus eigener Erfahrung kann ich ihnen versichern, dass ich mir sehr wohl ihres Schmerzes und ihrer Trauer bewusst bin, “ kondolierte sie mir und ich antwortete aufrichtig:
    „Vielen Dank, Admiral, ich weiß ihre Worte zu schätzen.“
    Dann jedoch verdüsterte sich das Gesicht des Admirals und von ihrem Mitleid war jede Spur verschwunden. Stattdessen legte sie die kühle Miene eines Vorgesetzten an den Tag, der einem Untergebenen eine schlechte Nachricht überbringen muss. Ich erkannte diesen Ausdruck daran, da ich ihn selbst oft anwendete.
    „Es ist mir wirklich keine Freude dies ihnen zu sagen, Captain, aber im Oberkommando mehren sich nun die Stimmen, die derzeit an ihrer Führungseignung zweifeln.“
    „Wie meinen sie das?“
    „Dieser tragische Verlust hat sie stark mitgenommen...“
    „Ist dies nicht natürlich?“ unterbrach ich sie verärgert.
    „Ja, natürlich, aber sie scheinen sich in einem Maße gehen zu lassen, welches das Kommandieren eines Raumschiffes unmöglich macht.“
    Unmittelbar im Anschluss an diese Worte fiel mein Verdacht auf den Doktor. Hatte sie mich also beim Oberkommando verraten.
    „Und nun?“ fragte ich resignierend.
    „Wir werden in den nächsten Stunden entscheiden, ob sie temporär vom Dienst suspendiert werden und das Kommando an Commander Price übergeben wird.
    Ein Wort zur Güte, John: fangen sie sich wieder! Um ihrer Karriere und der Crew willen!“
    Damit beendete sie die Verbindung wieder. Nun blicke ich einer ungewissen Zukunft entgegen....

    Persönliches Computerlogbuch
    Commander Matthew Price
    Ich bin immer noch ganz aufgewühlt von dem Gespräch, welches ich vor wenigen Minuten geführt habe. Dabei ist es nicht so sehr der Inhalt der Unterhaltung, welcher mich verzückt, sondern die übermittelten Bilder.
    Endlich, nach einer für mich schier endlosen Zeit des Wartens, hatte ich die Gelegenheit bekommen mit Selina direkt zu sprechen. Als ihr Gesicht auf dem Projektionsschirm meines Komschirms erschien verschlug es mir fast den Atem. Sie war wunderschön, wirkte trotz der überstandenen Strapazen engelsgleich. Und noch mehr war ich von dem fasziniert, was sie auf dem Arm trug: meine kleine Tochter.
    Definitiv war dies für mich der schönste Anblick meines Lebens! Ganz friedlich ruhte Yasmin auf den Arm meiner Imzadi und schlief vor sich hin. Meine kleine Tochter war noch ganz mitgenommen von der ganzen Sache und holte wohl lebenswichtigen Schlaf nach. Ich war nicht in der Lage meinen Blick abzuwenden und die Zeit schien sich zu dehnen. Sekunden wurden zu Minuten und irgendwann hörte ich ein leises Kichern. Endlich konnte ich meinen Blick lösen und schaute zu Selina, die sich offensichtlich über meine Reaktion freute.
    „Ich habe gewusst, dass selbst ein Mann wie du nicht kalt bei diesem Anblick bleiben kannst.“
    „Ein Mann wie ich?“ fragte ich neckisch. „Was willst du damit denn sagen?“
    „Nun, du wirktest immer so unnahbar, so cool, als seiest du ununterbrochen Herr der Lage... was auf mich immer äußerst anziehend wirkte.“
    Statt einer Antwort schwieg ich und zu meinem Bedauern stellte ich fest, dass ich errötete. Was sollte ich darauf schon antworten?
    „Sie ist wunderschön“, meinte ich mit einem Blick auf meine Tochter.
    „Ja, das ist sie. Ich hoffe du bist nicht böse darüber, dass ich ihren Namen in deiner Abwesenheit und ohne dich gefragt zu haben ausgewählt habe.“
    „Ich kann mir keinen wundervolleren Namen für sie denken“, entgegnete ich zufrieden. Derzeit war ich wohl über alles glücklich, was im Zusammenhang mit meinem Kind stand. Schließlich hielt ich es an der Zeit mit einem ernsten Thema zu beginnen.
    „Wie stellst du dir nun den weiteren Ablauf vor?“ fragte ich ernsthafter als ich es wohl beabsichtig hatte.
    „Wie meinst du das? Ablauf?“ entgegnete Selina, als hätte ich etwas völlig abwegiges gesagt.
    „Na unsere Familie... man kann ja nun nicht gerade sagen, dass wir es hier mit einem Idealzustand zu tun haben. Immerhin befinden wir uns einige Millionen Kilometer voneinander entfernt und ich denke auf einem Raumschiff aufzuwachsen ist auch nicht das Erstrebenswerteste für ein Kind.“
    „Willst du damit etwa sagen, dass ich meinen Dienst quittieren soll?“ keifte Selina mich an und zum ersten Mal bemerkte man deutlich ihre Erschöpfung.
    „Nein, natürlich nicht. Aber ich möchte dich fragen, ob du schon eine konkrete Vorstellung besitzt wie wir nun verfahren sollen.“
    „Ach so... Matt, wir leben im 24. Jahrhundert. Ich glaube ich als Frau werde schon mit der Erziehung klar kommen und denke mal, dass ich im Notfall auf dich zählen kann, oder?“
    „Unbedingt!“ stimmte ich ihr zu. „Aber ich habe Sorge um Yasmin... und um mich.“
    „Um dich?“
    „Ob ich der Vater sein kann, den sie braucht?“
    Aufmunternd lächelte meine Imzadi daraufhin. Auch wenn sie ein Mensch und daher keine Telepathin war schien sie genau zu verstehen worauf ich hinauswollte.
    „Matt, ich liebe dich und ich vertraue dir. Ich habe absolut keinen Zweifel daran, dass du ein absolut wundervoller Vater sein wirst. Ob du nun hier bist oder auf der Monitor... es wird schon gut gehen!“
    „Sicher?“
    „Sicher!“
    Daraufhin plauderten wir noch etwas über die Geburt unserer Tochter und irgendwann, nach einigen Stunden, war es an der Zeit das Gespräch zu beenden. Und zu meiner Verwunderung fühlte ich mich außerordentlich selbstsicher.

    Persönliches Computerlogbuch
    Chief Jozarnay Woil
    Diesen nun folgenden Eintrag zu machen fällt mir äußerst schwer. Ein Gefühl der Niederlage lastet auf meinen Schultern und es zerrt mich hinunter, macht mich müde und desillusioniert. Vor wenigen Minuten habe ich mir den Logbucheintrag angehört, welchen ich unter Entzugserscheinung angefertigt habe. Zweimal habe ich ihn ablaufen lassen, um mir schließlich bewusst zu werden, dass ich mir all die Monate die Situation nur schöngeredet habe. Die Wahrheit ist grausam und kann von mir nicht mehr geleugnet werden: ich bin süchtig und kann nicht ohne weiteres wieder von der Droge wegkommen.
    Das Ketracel-White ist inzwischen zu dem bestimmenden Moment meines Lebens geworden, nachdem ich meine innere Uhr richte und ohne welches ich nicht mehr meine Arbeit fortführen kann. Erst nachdem ich mir eine Injektion verpasst hatte verschwand der Nebel, der so lange auf mir gelegen hat und mich immer mehr außer Gefecht gesetzt hatte. Der vorige Logbucheintrag sollte mir eigentlich eine Lehre sein. In gewisser Weise war es das auch, denn für einen kurzen Moment hatte mich der Wille gepackt mit der ganzen Sache aufzuhören und sich anderen Leuten anzuvertrauen. Sofort nachdem ich mir die Injektion gesetzt und die Entzugserscheinungen verdrängt worden sind hatte ich mich auf den Weg zu Dr. Frasier gemacht. Elisabeth ist eine wunderbare Ärztin und einer Frau, der man vertrauen kann, zwei Eigenschaften die für meine derzeitige Situation unerlässlich machen. Verstohlen machte ich einige zögerliche Schritte in ihre Richtung, während sie mich gar nicht zu bemerken schien. Gestresst saß sie über einigen medizinischen Akten und schien selber jede Menge Probleme zu haben. Doch ich wurde mir ihrer eigenen Sorgen gar nicht gewahr, in diesem Moment ging es nur um mich. Ist es egoistisch, wenn ich so etwas denke?
    „Dr. Frasier?“ fragte ich sie vorsichtig und machte einen weiteren zögerlichen Schritt auf sie zu.
    Bisher schien mich die Frau gar nicht bemerkt zu haben, denn unmittelbar nach meinen Worten schreckte sie mit ihrem Kopf hoch und blickte mich überrascht an. Sie sah furchtbar aus, völlig übermüdet und würde ich es nicht besser sagen würde ich sagen sie hätte vor kurzem geweint. Ihre Augen waren gerötet, aber ich konnte mir nicht den Grund vorstellen wieso.
    „Ja Chief, was kann ich für sie tun?“ fragte sie mit monotoner Stimme.
    Angesichts ihrer Verfassung war ich äußerst irritiert und fragte mich, ob dies der richtige Zeitpunkt war. Dennoch nahm ich weiter allen Mut zusammen.
    „Darf ich sie in einer vertraulichen Angelegenheit sprechen?“ fragte ich.
    „Ist sie medizinischer Natur?“
    Kurz überlegte ich. Was wäre nun die richtige Antwort?
    „Sie ist eher privat“, entgegnete ich.
    Die falsche Antwort. Müde sah mich die Ärztin an und meinte:
    „Chief, bitte nehmen sie es mir nicht übel, aber wenn es derzeit kein medizinischen Notfall gibt, dann würde ich jetzt lieber nicht gestört werden. Mir geht es nicht so gut.“
    Irritiert sah ich sie an. Ich war hin und her gerissen die Wahrheit nun herauszubrüllen oder einfach zu gehen. Schließlich ging ich einfach.
    Für einen kurzen Moment war ich bereit gewesen jemandem meine Sucht einzugestehen und einen Neuanfang zu wagen, der zweite übrigens. Doch diese Hoffnung scheiterte. Wieso reagierte Frasier so? Hatte es etwa mit Commander Price zu tun?
    Mir soll es gleich sein, ich habe genügend eigene Probleme.
    Vielleicht bin ich ja in einem Jahr schon tot, gestorben an einer Überdosis, die mein Körper nicht mehr abbauen konnte.
    Wen interessierte das schon? Mich jedenfalls nicht mehr.

    Persönliches Computerlogbuch
    Captain John Lewinski
    Die dramatische Ereigniskette der letzten Zeit scheint nicht abzureißen. Wenigstens ist nun etwas Positives geschehen. War es überhaupt positiv? Je mehr ich darüber nachdenke, desto unsicherer bin ich mir in Bezug darauf.
    Es war nur kurze Zeit später, nachdem Admiral LaToya die Verbindung beendet und ich wieder einmal sinnierend in meinem Büro gesessen hatte. Meine Wut auf Dr. Frasier war maßlos, gelinde gesagt, und ich war dabei meine nächsten Schritte zu bedenken. Dann jedoch piepte das Komm-Terminal erneut auf und als ich meinen Blick auf den Ursprung warf richtete ich mich überrascht auf. Ich kannte diese Koordinaten nicht!
    Wer würde nun auf der anderen Seite der Leitung sein? Das Oberkommando oder irgendein Admiral, der mich von meinem Kommando entbinden würde?
    Doch als ich das Gespräch entgegennahm und mein Gegenüber auf dem Bildschirm erschien erlebte ich eine viel größere Überraschung als ich sie mir jemals vorgestellt hatte.
    Auf dem Bildschirm sah ich eine Person, die ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte: meinen Bruder Martin.
    Fast schon hatte ich seinen Anblick vergessen und so überraschte es mich zu sehen wie jung er eigentlich noch wirkte. Er war nur drei Jahre jünger als ich, also 38 Jahre alt, und wirkte dabei noch so fit. Auch ich bin eigentlich in einer physisch guten Verfassung, doch die Ereignisse der letzten Jahre haben ihre Spuren bei mir hinterlassen. Fast schon amüsiert stellte ich bei meinem Bruder ebenfalls leichte Geheimratsecken fest.
    Martin blickte mich mit scheinbar ausdrucksloser Miene an und fragte:
    „Ich habe gehört du wolltest mich sprechen?“
    So wie der dies sagte klang es als hätten wir uns erst heute Morgen zuletzt gesehen. Das es jedoch mehr als fünf Jahre waren kam ihm scheinbar nicht in den Sinn. Und ich muss gestehen dieser Einstieg in das Gespräch verletzte mich zutiefst. Keine freundliche Begrüßung, keine Liebeserklärung an den älteren Bruder, den man so lange schon nicht mehr gesehen hat. Eine tiefe Trauer erfasste mich. Mein Verhältnis zu Martin war nie das Beste gewesen, aber mit wem war mein Bruder schon gut klar gekommen? Er war ein Einzelgänger gewesen, jemand der seinen Weg ging.
    Wenigstens hatte Edward Jellico tatsächlich sein Wort gehalten und meinen Bruder aufgespürt. Allein das überraschte mich. Was würde der alte Mann wohl irgendwann als Gegenleistung einfordern?
    „Es tut gut dich wieder zu sehen“, begrüßte ich ihn mit traurigen Worten.
    „Danke, es geht mir gut“, war die seltsame Antwort Martins. Scheinbar wollte er jedweden Smalltalk abblocken. Kurz betrachtete ich das Ambiente des Raumes, aus dem er telefonierte. Ich erkannte nicht gerade viel, aber das was ich sah war bemerkenswert. Ein sehr teures Bild an der Wand, welches vermutlich ein Original war, eine stillvolle Couch und auch das Hemd, welches mein Bruder trug, hatte sicherlich seinen Preis gehabt. Seltsam, all die Jahre hatte ich Angst gehabt meinen Bruder irgendwann verarmt in einer dunklen Ecke wieder aufzufinden, aber er schien mehr Wohlstand zu besitzen als ich. Womit verdiente er wohl seinen Lebensunterhalt.
    Noch einmal betrachtete ich Martin und stellte absolut keine Emotionen in seinem Gesicht fest. Schade.
    Ich beschloss sogleich zum Punkt zu kommen.
    „Vater ist tot“, erklärte ich ihm und wartete auf eine Reaktion meines Bruders.
    Dieser blinzelte zweimal, wendete kurz seinen Blick vom Bildschirm ab und entgegnete dann:
    „Wann starb er?“
    „Vor zwei Tagen. Ich habe schon seit Ewigkeiten versucht dich zu erreichen. Ich bin sicher Vater hätte dich gerne noch einmal gesehen, bevor er...“
    „Hast du noch etwas?“ unterbrach Martin mich kalt und diese Herzlosigkeit schnürte mir fast die Kehle zu.
    „Du meinst außer dass unser Vater tot ist?“
    „Außer das, ja.“
    „Nein, es ist nichts.“
    „Dann danke ich dir für diese Informationen. Leb wohl.“
    Damit schaltete mein Bruder den Bildschirm ab. Fassungslos, noch unverständlich als ihm Gespräch mit Admiral LaToya zuvor, starrte ich das Schwarz der Projektionsscheibe an. Das war es? Fünf Jahre habe ich ihn nicht gesehen und nach diesem kurzen Informationsaustausch war er wieder weg? Ich wusste doch gar nichts von ihm! Wo war er, was machte er? Und berührte ihn Lukes Tod überhaupt nicht?
    Mein Bruder war schon immer ein Rätsel für mich gewesen, doch am heutigen Tage erschien er mir wie ein Fremder.

    Persönliches Computerlogbuch
    Commander Matthew Price
    Oh je, wie habe ich nur so blöd sein können? Je mehr ich darüber nachdenke desto offensichtlicher wird mir, was für ein Dorfdepp ich gewesen bin.
    Wie hatte ich Elisabeth Frasier vor wenigen Tagen nur fragen können ein wachsames Auge auf die Geburt meines Kindes zu werfen. Ich Ignorant! Ich Idiot!
    Ich muss wohl in einem solchen Gefühlstaumel angesichts der bevorstehenden Geburt gewesen sein, dass mir wohl gar nicht bewusst wurde wie sehr ich sie mit dieser Bitte verletzte. Es zeugt nur um so mehr von ihrem guten Charakter und der professionellen Einstellung zu ihrem Beruf, dass sie es auch wirklich gemacht hat.
    Oh je, ich schäme mich meiner...
    Derzeit weiß ich überhaupt nicht wie ich zu Elisabeth stehe. Liebe ich sie? Vor kurzem noch hätte ich diese Frage mit einem kompromisslosen JA beantwortet, doch seit den letzten Tagen bin ich mir nicht mehr so sicher darüber. Ob es an dem natürlichen Beschützer und Familieninstinkt liegt, den die Geburt meiner Tochter bei mir ausgelöst hat? Vielleicht möchte ich ihr instinktiv ein heiles Familienbild bieten, mit einem Vater und einer Mutter, welche immer für sie da sein wird. In letzter Zeit scheint es mir, als wäre ich einer erneuten Partnerschaft mit Selina gar nicht mehr so angeneigt. Seltsam wenn man bedenkt, dass wir beide uns trennten um so Chancen auf bessere Karrieren zu wahren.
    All die Jahre seid unserer Trennung habe ich mir wohl nicht mehr allzu viele Gedanken um sie gemacht. Während ich meine Imzadi Schritt für Schritt in ein Hinterstübchen meines Gedächtnisses gedrängt habe scheint sie mich all die Jahre immer noch geliebt zu haben, so viel wird mir jetzt klar. Zu dumm, dass Elisabeth nun auch im Spiel ist...
    Wie kann man sich überhaupt nur in mich verlieben? Das ist die Frage, welche ich mir schon jahrelang stelle. Was macht ausgerechnet mich für Frauen attraktiv? Frauen, gleich welcher Spezies, suchen Geborgenheit und Zärtlichkeit, einen Mann, der alles opfert nur um bei ihnen sein zu können. Ich bin jedoch das exakte Gegenteil davon. Ich schätze meine Unabhängigkeit und die wenigen Verpflichtungen, die damit einhergehen. Jede auch nur so blöde Möglichkeit nutze ich um mein Draufgängertum zu beweisen und als pflegeleicht kann man mich auch nicht gerade bezeichnen. Da muss man nur mal meine zahlreichen Vorgesetzten fragen.
    Wieso hält Selina dann immer noch an mir fest und dieselbe Frage gilt auch für den Doktor? Sie beide sind attraktive Frauen, die sich ihre Partner aussuchen könnten und trotzdem wollen sie mit mir Zusammensein, einem Mann, der ihnen höchstwahrscheinlich eines Tages wehtun wird, weil er sie verlässt. Bin ich überhaupt für Partnerschaften geschaffen? Bisher habe ich solche Fragen immer mit einem NEIN beantwortet, doch seit Yasmin da ist frage ich mich, ob es nicht vielleicht doch möglich ist. Wer weiß, vielleicht kann ich ja auch noch zu einem Familienmenschen mutieren.
    Vielleicht wäre es für Elisabeth Frasier besser, wenn sie mich aufgäbe. Vielleicht? Ganz sicher wäre es das Richtige! Ich bereite ihr nur Kummer und ich bin nicht würdig ihre Liebe zu empfangen, die sie in sich trägt. Wieso lässt sie sich nicht mit Danny ein? Ob der Sicherheitschef überhaupt davon weiß, dass seine monatelange Schwärmerei für Elisabeth mir kein Geheimnis ist? Natürlich ist er leicht jünger als sie, aber ich bin mir sicher, dass er sich fantastisch um Frasier kümmern könnte.
    Was mir nur sorgen macht ist seine wachsende Ablehnung mir gegenüber. Bisher erscheint sie bei ihm nur unterbewusst, eine Emotion, die ich nur mittels meiner betazoidischen Fähigkeiten wahrnehmen kann. Doch wenn diese ganze Sache so weitergeht, dann wird seine Wut auf mich auch offen zu Tage treten.
    Wie kann man diese Situation nur entschärfen? Vielleicht sollte ich auf ihn zugehen und darüber reden. Aber was wenn diese Aktion alles nur noch schlimmer macht?
    Nur die Zeit wird uns zeigen, wohin uns unser Leben führen wird.

    Persönliches Computerlogbuch
    Chief Jozarnay Woil
    In den letzten Wochen und Monaten hat sich einiges geändert. Nicht nur die Welt da draußen, sondern auch die Welt in mir selbst. Wer hätte gedacht, dass eine Krieg von zwei außenstehenden Völkern uns so sehr beeinflussen würde? Vielleicht aus dem Grund, weil es uns an den eigenen Krieg erinnert, der vor gerade einmal fünf Jahren sein Ende gefunden hatte. Die Schlacht gegen das Dominion war erbarmungslos gewesen. Gleich in den ersten Gefechten war mein erstes Schiff zerstört worden und ich geriet in Kriegsgefangenschaft. Für Monate leistete ich Knochenarbeit, als das Dominion mich und andere Sternenflottengefangene zwang die Konstruktion eines künstlichen Wurmloches voranzutreiben. Nur den Bemühungen Captain Picards von der Enterprise ist es zu verdanken, dass ich freikam. Im Anschluss heuerte mich Captain Lewinski an und ich habe dieses Schritt niemals bereut.
    Doch nun fühle ich mich leer, ziellos, verbraucht. Ist das der Grund, wieso ich erstmalig und nun wieder zum Ketracel-White gegriffen habe? Möglicherweise ist es auch ein anderer Grund, der mir in den letzten Monaten klar wurde. Oder ist dies nur ein Paradoxon, eben ausgelöst durch meine Sucht?
    Früher wusste ich ganz genau, was mich am Leben hielt, weswegen ich an meine Ideale glaubte und versuchte ein guter Mensch zu sein. Es war mein Glaube, meine tief verwurzelte Religion die ich all die Jahre gegen die Widerstände der Gesellschaft verteidigt habe. Früher sah ich in den Himmel und es gab für mich absolut keinen Zweifel, dass dort oben noch mehr war, eine spirituelle Macht, die über alle Lebewesen wacht und am Ende Gerechtigkeit walten lässt.
    Heute blicke ich nach oben und ich sehe nichts mehr. Ich weiß nicht genau wann es passiert ist, aber irgendwann habe ich meine Religion abgelegt. Der Grund dafür... ich kann ihn selber nicht ganz in Worte fassen. Es handelt sich wohl um ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, um eine Kapitulation gegenüber den Härten dieser Welt. Keine Ahnung, wieso es mich gerade jetzt ereilt.
    Ich wette meine Eltern sind froh darüber.
    „Endlich hast du diesen Aberglauben abgelegt“, würden sie sagen, wenn ich ihnen davon erzähle.
    Sollte ich das machen? Wäre dies dann nicht der finale Schlussstrich unter die Werte, an die ich so lange geglaubt habe? Und was kommt stattdessen? Derzeit glaube ich an gar nichts. Keine Hoffnung, keine Motivation, keine Gerechtigkeit.
    Sondern nur noch das Leben wie es ist.

    Persönliches Kriegstagebuch
    Admiral Endar
    Tag 3
    Ich muss schnell machen, sie sind uns auf den Fersen:
    vor wenigen Stunden haben wir ein lokales Munitionslager des Feindes gesprengt und ein ganz schönes Chaos veranstaltet. In der gesamten Stadt sucht man nun nach uns. Die Situation ist aussichtslos, jeden Moment könnte man uns aufgespürt haben. Ich schwöre hiermit, dass der Kampf weitergehen wird...
    ich höre Waffenfeuer von draußen... es kommt näher... die Götter mögen uns beistehen...

    Persönliches Computerlogbuch
    Captain John Lewinski
    Es war gut, dass es zur Aussprache gekommen ist. Nicht auszudenken wie die Situation eskaliert wäre, hätte weiterhin diese Atmosphäre des Misstrauens zwischen uns geherrscht. Mein Gott, was ich damit hätte anrichten können....
    Immer noch erbost über den Anruf von Admiral LaToya begab ich mich in Richtung Krankenstation. Oder vielleicht sollte man es besser so ausdrücken, dass ich dorthin stolperte. Denn mein Geist war wie benebelt. Auf der einen Seite die unbändige Wut auf meine Vorgesetzten und meine Freunde, die mich verraten hatten und dann die Fassungslosigkeit aufgrund es Anrufes meines Bruders. Beide dieser Ereignisse vermengten sich zu einem obskuren Brei, der sich schwer in den Windungen meines Hirns festsetzte und ein klares Denken so fast unmöglich machte.
    Irgendwann schließlich erreichte ich den Bereich unserer Chefärztin und betrachtete sie wütend. Dass sie selber derzeit mehr als genug eigene Probleme hatte wurde in mir diesem Moment gar nicht bewusst. Vielleicht habe ich dies in den letzten Jahren zu sehr vernachlässigt: den Blick auf andere Menschen und deren eigene Sorgen und Nöte.
    „Sie haben mich verraten“, schoss es aus mir heraus, meine Stimme voll des Zorns und Dr. Frasier blickte auf, musterte mich überrascht.
    „Captain, ich habe nicht erwartet sie hier zu treffen“, entgegnete sie, so als ob sie meine Frage nicht gehört hätte.
    „Weichen sie mir etwa aus?“ fragte ich daraufhin.
    Plötzlich veränderte sich der Gesichtsausdruck Frasiers. Aus Überraschung wurde Verwirrung, dann schließlich ihrerseits ebenfalls Ärger.
    „Ich weiß doch gar nicht wovon sie reden“, verteidigte Elizabeth sich, „können sie mir mal erklären, was sie überhaupt wollen?“
    Wütend trat ich einen weiteren Schritt auf sie zu und schlug mit der flachen Hand auf ein kleines Wägelchen, was die kleinen Reagenzgläschen darauf zum bedrohlichen Wanken brachte. In mir tobte ein Chaos der Gefühle, welches ich nicht einzudämmen vermochte.
    „Sie wissen doch ganz genau, was ich meine“, fauchte ich. „Sie erzählen mir von einem Pferd, von wegen das wir uns vertrauen sollen und wir über meine Probleme reden können. In meiner Naivität vertraue ich ihnen auch noch! Na ja, wie hätte ich ja auch ahnen können, dass sie im nächstbesten Moment zum Oberkommando rennen und mich für dienstunfähig erklären?“
    Statt einer Antwort blickte mich Dr. Frasier irritiert an. Wieso fiel mir schon zu diesem Zeitpunkt nicht auf, dass sie absolut keine Ahnung von dem hatte, was ich sagte? Mein Zorn musste unvorstellbar gewesen sein.
    Ihren Ausdruck falsch deutend fuhr ich mit meinen Erklärungen fort.
    „Admiral LaToya rief mich vor kurzem an und erklärte mir das Oberkommando zeige sich besorgt über meine mentale Verfassung. Man sei sogar im Zweifel ob ich überhaupt noch in der Lage sei das Raumschiff zu kommandieren! Wie sonst wäre man wohl auf diese Ferndiagnose gekommen? Sie wurden eindeutig befragt und haben über meine > gesprochen. Geben sie es zu!“
    „Nein“, war die nüchterne Antwort der Ärztin.
    „GEBEN SIE ES ZU!“
    „Ich kann nicht“, schrie mir Frasier entgegen, die dachte ich wäre von allen guten Geistern verlassen. In gewisser Hinsicht war ich dies wohl auch. „Es tut mir leid, dass das Oberkommando dies über sie denkt, aber ich hatte damit nichts zu tun. Wenn sie mir in einem ruhigen und vernünftigen Tonfall die Sachlage geschildert hätten, so hätte ich Kraft meiner Funktion als Ärztin einen Gegenbericht gesendet, doch nach diesem Auftreten muss ich tatsächlich an ihrer mentalen Reife zweifeln.“
    Nur langsam wirkten diese Worte auf mich ein. Stimmte es etwa tatsächlich, was ich da getan hatte.
    „Ich verstehe nicht ganz“, stammelte ich benommen.
    „Dies tue ich auch nicht. Führe ich deswegen so einen Aufstand auf?“ fragte Frasier zynisch. „Captain, jeder versteht ihre Situation und wir fühlen mit ihnen. Das, was sie erlebt haben, ist einer der schwersten Verluste überhaupt. Und doch habe ich eigentlich keinen Zweifel daran, dass sie in der Lage sind dieses Schiff zu führen... nun ja, bis jetzt.“
    „Ich... weiß nicht was ich sagen soll.“
    Verständnisvoll trat sie nun auf mich zu und drückte meine Hand. Es war eine einfache Geste, doch in ihr steckte so viel Menschlichkeit, dass es mir die Tränen in die Augen trieb.
    „Vergessen wir die Sache einfach, ja Captain? Ich werde meinen Bericht senden und sie für dienstfähig erklären. Im Gegenzug erklären sie sich aber zu einigen Sitzungen mit mir bereit, in denen sie über das Problem sprechen werden. Wäre dies was?“
    Seltsamerweise war ich dankbar für diese Worte. Auf einmal verspürte ich wirklich dieses Bedürfnis zu reden. Es gab noch so viel über meinen Vater zu sagen, er war ein großartiger Mann gewesen.
    Ich schätze dies sagt jeder Sohn über seinen Vater. Und es stimmt.

    ENDE



    ...und die Reise geht weiter - am Samstag, dem 17.07.2004
    Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...

    MOMENTE
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by NADIR ATTAR
    executive producer NADIR ATTAR
    producer SEBASTIAN OSTSIEKER lektor OLIVER DÖRING
    staff writers CHRISTIAN GAUS & THOMAS RAKEBRAND and OLIVER-DANIEL KRONBERGER
    written by NADIR ATTAR
    TM & Copyright © 2004 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!

    Quelle: treknews.de
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