Ein allerletztes Mal genoss er die Atmosphäre, die an diesem Ort herrschte; saugte sie in sich auf und versuchte sie in sein Gedächtnis einzuprägen. Auch wenn Jozarnay Woil ging, so wollte er nicht die Erinnerungen an seine Zeit und Arbeit an Bord der Monitor missen.
Die anderen Techniker, langjährige Kollegen und Freunde, blickten ihn traurig an, gleichzeitig versuchten sie jedoch ihn aufzumuntern und ihm alles Gute für die Zukunft zu wünschen. Noch ein Blick auf den bläulich schimmernden Warpkern, das Objekt, welches er immer für das Herzstück des Schiffes gehalten hatte, dann drehte sich der Antosianer in Richtung Ausgang und begab sich zum einzigen Transporterraum des kleinen Schiffes. Unterwegs kamen ihm weitere Crewmitglieder entgegen, die ihn freundlich grüßte. Ab und an gab es einen Klapps auf die Schulter oder ein aufmunterndes Wort. Je mehr solcher Gesten ihn erreichten, desto weniger wollte Jozarnay die Sternenflotte verlassen. Doch tief in seinem Innersten wusste er, dass es sein musste. Hier an Bord hatte er keine Zukunft mehr.
Wenn seine Sucht ein zweites Mal ans Tageslicht kommen würde, so wären seine Karriere und sein Leben unwiederbringlich vorbei. Doch was war sein Leben ohne die Sternenflotte und seine Arbeit wert? Diese Frage würde er sich in den kommenden Tagen beantworten müssen.
Endlich erreichte er den kleinen Transporterraum, in dem schon die Führungsoffiziere des Schiffes warteten. Captain Lewinski trat traurig auf ihn zu. Auch wenn sie nie das freundschaftlichste Verhältnis zueinander gehabt hatten, so respektierten sie einander und daher war die Traurigkeit des Kommandanten nur zu verständlich.
"Sind sie sicher, dass sie es sich nicht anders überlegen wollen?" fragte Lewinski ein letztes Mal und kannte doch schon die Antwort.
"Mein Entschluss steht fest", entgegnete der Antosianer und deutete auf die Kleidung, die er trug. Heute Morgen hatte er seine letzte Uniform abgegeben und trug nun Zivilkleidung.
In wenigen Minuten würde er nicht mehr Chief Woil sein, sondern nur noch Jozarnay Woil.
"Ich untertreibe, wenn ich sage, dass wir einen guten Ingenieur verlieren werden", fand der Captain und erntete dafür zustimmende Blicke seiner Untergebenen. "Chief, wir alle bedanken uns für die acht großartigen Jahre mit ihnen. Wer weiß, wo das Schiff heute ohne sie stehen würde? Sicherlich nicht so gut wie heute."
"Danke für ihre Worte, Sir", antwortete Woil und war tatsächlich ein wenig gerührt. "Ich danke ihnen allen für ihre Kollegialität. Ich war sicher nicht immer eine einfache Person, doch sie alle hatten Verständnis für mich und meine Bedürfnisse."
Matt Price, Ardev und seine Frau Arena Tellom, Danny Bird und Elisabeth Frasier nickten angesichts dieser Worte, lächelten sogar. Trotz ihres Verständnisses für seine Sorgen hatte er ihnen schlussendlich nicht sein größtes Problem gestanden: die Abhängigkeit zu Ketracel-White. Zum Abschluss gab Jozarnay noch einmal allen die Hand und begab sich schließlich auf die Transporterplattform. Die Offiziere des Schiffes blickten ihm traurig nach. Jeder einzelnen von ihnen fragte sich gerade, ob man sich jemals wieder sehen würde und ehrlich gesagt wusste Woil auf diese Frage keine Antwort.
"Ich danke ihnen allen", meinte der Antosianer ein letztes Mal und gab Fähnrich Bolder schließlich die Anweisung den Transportvorgang einzuleiten, der ihn auf einen interstellaren Raumhafen bringen würde. Stück für Stück verschwand er aus dem Sichtfeld seiner Kameraden und schließlich war er von Bord. Zurück ließ er nur gedämpfte Stimmung.
"Das war es dann wohl", flüsterte Price resignierend, während die anderen nicht in der Lage waren etwas zu sagen.
"Begeben wir uns zurück auf die Brücke", befahl Captain Lewinski traurig, wohl wissend, dass sie weitermachen mussten. Auch wenn Versetzungen bei der Sternenflotte zum Alltag gehörten, so war es manchmal schwer einen lieb gewonnenen Kollegen zu verabschieden. Jedes Mal aufs Neue.
Mit Überlichtgeschwindigkeit flog die Monitor in Richtung Starbase 67. Dort hatte das Schiff, welches unter dem Kommando des Sternenflottengeheimdienstes stand, den Auftrag ihren neuen Chefingenieur an Bord zu holen. Noch immer war deutlich der Verlust von Jozarnay Woil zu spüren. Müde und genervt von seiner Schicht stolperte Commander Price in sein Quartier und warf sich sogleich auf sein Bett. Ihm ging es nur noch um ein schnelles Einschlafen, damit dieser blöde Tag so schnell wie möglich vorbei war. Leider wurde ihm nicht diese Bitte gestattet, denn sein Komterminal meldete sich. Anscheinend wollte ihn jemand anrufen. Gequält erhob sich der erste Offizier und nahm das Gespräch entgegen.
Es wäre eine Untertreibung gewesen zu sagen, dass die Identität des Anrufers ihn überraschte.
"Botschafter Parul", begrüßte Matt den Sondergesandten der Föderation auf der anderen Seite der Leitung, "sie hätte ich ganz sicher nicht zu dieser Zeit erwartet!"
"Ich hoffe ich störe sie nicht gerade", entschuldigte sich der Betazoid und ihm schien es in der Tat Leid zu tun.
"Nein, dies ist kein Problem", beschwichtigte Price ihn, "ich habe nur gerade Dienstschluss und wollte mich etwas hinlegen. Aber sagen sie, Botschafter Parul, wie komme ich zu der Ehre ihres Anrufes?"
"Nun ja, ich wollte mich eigentlich nur einmal erkundigen, wie es ihnen so geht."
"Meinen sie mit Ihnen die Crew oder mich speziell."
"Wenn ich ehrlich bin geht es mir dabei um sie", gab der Botschafter mit zwei Doktorgraden zu.
"Ich bin soweit ganz zufrieden mit mir und meinem Leben, danke", antwortete Matt und wunderte sich über diese Frage. "Arsani, sie sehen so aus als bedrücke sie irgendetwas. Können wir ihnen vielleicht helfen?"
"Sie sind ein besserer Menschenkenner, als sie vielleicht zugeben möchten", lobte Parul ihn und blickte mit traurigen Augen in die Kamera. "Da wäre tatsächlich eine Sache. Es gibt da etwas, was ich ihnen schon länger sagen wollte, jedoch bin ich nie dazu gekommen. Es handelt sich dabei auch um eine recht schwierige Angelegenheit."
"Ein Grund mehr sie auf den Tisch zu bringen", wie der erste Offizier fand. Er hatte zwar immer noch keine Ahnung worum es ging, doch helfen wollte er dem Gesandten alle Mal.
"Leider bin ich absolut ratlos darüber, wie man solche Dinge sagt. Dies mag wohl daran liegen, dass es für eine solche Situation kaum brauchbare Präzedenzfälle gibt, die man als Vorbild zu Rate ziehen könnte."
Langsam konnte Price dem Betazoiden deutlich ansehen, dass er herumdruckste. Er redete um den heißen Brei herum, wie es ein Sprichwort der Menschen so schön ausdrückte; dies konnte er auch ohne seine empathischen Fähigkeiten bemerken.
"Ich denke ich werde es frei heraus sagen", beschloss Arsani Parul schließlich.
"Dies wäre am besten."
"Ich bin dein Vater, Matt."
Im ersten Moment dachte der erste Offizier er hätte sich verhört. Dann begann es in seinen Ohren zu klingeln und sein Blutdruck stieg an. Bei jeder anderen Person, die dies gesagt hätte, hätte Matt es als lächerlichen Scherz abgetan, doch aus irgendeinem Grund wirkte es bei Parul absolut glaubwürdig. Erst nach und nach wurde sich Commander Price der bitteren Konsequenzen bewusst, die diese ungeahnte Offenlegung mit sich brachte. Der Vater, den er nie kennen gelernt hatte und der seine Mutter in Armut verlassen hatte; die Person, die er für all seine früheren Probleme verantwortlich gemacht und die er gehasst hatte, war nun aufgetaucht. Viel schlimmer noch, es handelte sich um eine Person, die er überaus respektierte.
"Ich kann mir gut vorstellen, was du nun durchmachen musst", gab der Botschafter kleinlaut zu und schien sich nicht mehr zu trauen seinem verlorenen Sohn in die Augen zu sehen.
"Wie lange... weißt du das schon?" presste Matt mühsam hervor, ohne die geringsten Zweifel, dass die Aussage wahr war.
"Schon sehr lange."
"Wie lange?"
"Jahre."
"Was?" rief Matt wütend und entsetzt auf. "Du weißt es schon so lange und hast nie den Versuch gemacht mit mir Kontakt aufzunehmen? Und auf einmal laufen wir uns zufällig über den Weg und du eröffnest mir die schockierende Wahrheit??"
"Es war kein Zufall", gab Parul ebenfalls ehrlich zu und fühlte sich ganz besonders mies. Bisher war seine Karriere immer ein leuchtendes Vorbild für die Jungpolitiker der Föderation gewesen. Nun würde seine weiße Weste einen ersten Makel aufweisen. "Als ich die Monitor damals nach Terellia verlangt hatte tat ich dies natürlich, weil ich wusste ihr seid die Besten auf eurem Gebiet. Und woher wusste ich dies? Weil ich euren Werdegang verfolgt habe, weil ich die Entwicklung MEINES SOHNES verfolgt habe."
Statt eine Antwort von sich zu geben schwieg Matt nur und fühlte auf einmal eine große Schwere auf ihm lasten. So viele Jahre und nun kannte er also seinen Vater...
"Ich möchte mit dir über alles reden, jedoch persönlich. Bitte besuche mich und meine... unsere Familie auf Betazed. Dort können wir uns besser kennen lernen... als Vater und Sohn."
Ohne auf eine Antwort zu warten beendete Arsani Parul die Verbindung und ließ Matt mit seiner neuen Erkenntnis allein. Dieser war innerlich aufgewühlt, erschüttert. Sein Weltbild war soeben ins Wanken geraten und er wusste beim besten Willen nicht, ob er die Einladung annehmen sollte.
Die Monitor befand sich im Inneren von Starbase 67 und daher konnte man aus dem Bereitschaftsraum des Captains einen faszinierenden Blick auf das Ladedock der Geheimdienststation werfen. Hier wurde das Schiff neu beladen und Wartungsarbeiten durchgeführt. Für Captain Lewinski war dieser Anblick eine willkommene Abwechslung. Nicht dass er etwas gegen die sonst üblichen Sterne hatten, denn diese boten immer noch einen faszinierenden Anblick, doch öfter mal etwas Neues tat auch der Seele gut. Dies galt jedoch nicht vorbehaltlos für alle Dinge im Leben, wie zum Beispiel der Besetzung des Chefingenieurpostens. Nur zu gerne hätte John Chief Woil auf diese Position belassen, doch der Antosianer hatte es vorgezogen die Sternenflotte zu verlassen. Ein seltsamer Schritt von Jozarnay, doch man hatte seine Entscheidung schlussendlich akzeptieren müssen.
Nun wartete Captain Lewinski hier in seinem Büro auf den Ersatz, der ihm vom Sternenflottenkommando geschickt wurde. Er wusste schon, um welche Person es sich dabei handelte und war überaus zufrieden eine solch kompetente Person zu bekommen. Kurz hielt sich der Captain den Bauch, als ein schneller Schmerz ihn durchzuckte. In letzter Zeit plagten ihn immer öfter kurze Schmerzschübe. Ob dies an dem momentanen Stress lag? John beschloss bei nächster Gelegenheit Dr. Frasier aufzusuchen. Endlich wurde der Türsummer betätigt und der neue Mann trat ein. In Ausgehuniform, so wie es üblich war, wenn man einen neuen Dienstposten antrat, betrat der neue Chefingenieur den Bereitschaftsraum.
"Captain, Chief Miles O´Brian meldet sich auf seinem neuen Dienstposten, " vermeldete der ehemalige Chefingenieur von Deep Space Nine korrekt.
"Ich begrüße sie an Bord der Monitor, Chief", erwiderte Captain Lewinski und streckte dem erfahrenen Unteroffizier die Hand entgegen. "Bitte setzen sie sich doch."
Der Ire ergriff die ihm dargebotene Hand, schüttelte sie kurz, aber kräftig und setzte sich dann dem Kommandanten gegenüber.
"Ich hoffe ihre Reise hierher war nicht allzu beschwerlich, " plauderte Lewinski etwas.
"Es ging, Sir", brummte Miles O´Brian und wirkte nicht all zu glücklich.
"Ich muss ihnen gestehen, dass ich sehr dankbar darüber bin eine solche Größe im Bereich der Sternenflottentechnik hier an Bord zu haben. Chief Woil hat eine große Lücke hinterlassen, doch gemessen an ihrer Dienstakte und ihrem Rufe denke ich, dass sie diese Lücke locker ausfüllen können."
"Danke für ihr Vertrauen, Captain", bedankte sich O´Brian höflich und schaute geistesabwesend an ihm vorbei aus dem Fenster, welches immer noch das Panorama des Ladedocks zeigte. "Darf ich offen sprechen, Sir?"
John war zwar überrascht über diese neue Richtung des Gesprächs, hatte aber nichts dagegen und nickte daher mit dem Kopf.
"Was mache ich hier?" fragte der Chief frei und direkt heraus.
"Wie meinen sie das?"
"Sir, ich war überaus glücklich mit meinem Dienstposten", erklärte der Ire und wirkte sehr gereizt. "Die Möglichkeit in der Sternenflottenakademie zu lehren gab meiner Familie endlich die Möglichkeit auf der Erde zu leben. Ein Kind habe ich schon im Weltraum großgezogen und nun wollte ich meinem Sohn die Möglichkeit geben auf einem Planeten aufzuwachsen, mit Verwandten, die er besuchen konnte. Dann erhalte ich aus heiterem Himmel die Nachricht, dass ich mich auf der Monitor melden soll. Einem Schiff, welches dem Geheimdienst untersteht und daher weiß meine Familie nie, wo ich im Moment bin."
"Ich verstehe ihren Ärger, Chief, " entgegnete Lewinski und zeigte sich in der Tat verständnisvoll, "doch wir sind in der Sternenflotte. Versetzungen gehören zu unserem Leben und nicht immer können wir uns unsere Posten aussuchen."
"Aber in meinem Alter, Sir! Ich habe so viel für die Flotte getan, da hätte man mir auch mal etwas zurückgeben können. Aus meiner Sicht bin ich... eingezogen worden."
"Sie sind also nicht gerne hier?"
"Ich bin nicht freiwillig hier. Aber dennoch werde ich meine Arbeit erledigen."
"Und ich weiß, dass sie diese so gut wie immer machen werden. Ich habe ihre Sorgen notiert, Chief, aber ich wollte nun Mal den besten zur Verfügung stehenden Ingenieur haben und ganz ehrlich: ich bin froh sie hier zu haben."
Langsam erhob sich Miles O´Brian aus dem Stuhl und machte Anstalten sein neues Quartier zu beziehen.
"Es tut mir leid, Sir, aber derzeit ist dies alles so unpassend. Yoshi hat bald Geburtstag und ich kann es wieder einmal nicht miterleben."
Mit diesen Worten verließ der neue Chefingenieur den Bereitschaftsraum und John musste frustriert einsehen, dass es nicht immer nur ein Segen war an Bord der Monitor zu dienen.
Unmittelbar im Anschluss schien ein fliegender Wechsel stattzufinden, denn nur wenige Sekunden nachdem O´Brian das kleine Büro des Kommandanten verlassen hatte kam der erste Offizier herein und wirkte alles andere als glücklich. Mit steinerner Miene überreichte Matt Price dem Captain ein Padd und ging danach in eine halbmilitärische Wartestellung, die bei Lewinski ein überraschtes Hochziehen der Augenbrauen wölbte.
"Normalerweise ist es ganz gegen ihre Gewohnheit Urlaubsanträge schriftlich einzureichen, " meinte John, nachdem er einen Blick auf den Inhalt des Padds geworfen hatte. "Üblicherweise kommen sie doch mit den Worten Chef, ich brauche mal Urlaub herein und dann genehmige ich ihnen den Antrag, "
"Und was schließen sie aus meiner heutigen Vorgehensweise?" fragte Matt, wirkte dabei seltsam ungeduldig.
"Ich schließe, dass es sich um eine äußerst wichtige Sache handeln muss, wenn sie schon so weit gehen die Regeln einzuhalten. Ich genehmige ihren Urlaub."
Dankend nickte Price seinem Kommandanten zu und machte Anstalten das Büro zu verlassen, hielt dann jedoch noch einmal inne und fragte:
"Sie wollen gar nicht wissen, warum ich diesen Urlaub brauche?"
"Sie sind ein erwachsener Mann, Commander, " entgegnete Captain Lewinski, dessen Überraschung sich langsam ins Unermessliche steigerte, "da brauche ich ja wohl nicht alles über sie zu wissen, oder? Sehen sie es doch einfach als Vertrauensbeweis."
Zum zweiten Mal nickte Price und wollte wieder das Büro verlassen, dennoch schaffte er es nicht seine Absichten zu Ende zu führen. Nun endlich wurde John Lewinski der Grund für dieses seltsame Verhalten klar. Auch wenn man es kaum glauben konnte, der sonst so lässige und gewiefte Matthew Price brauchte tatsächlich jemanden, mit dem er reden konnte. Seufzend setzte sich Lewinski auf die Tischkante seines Schreibtisches.
"Was haben sie auf dem Herzen, Matt?" fragte er verständnisvoll.
Eine ganze Fülle von Emotionen spielte sich auf dem Gesicht des Halbbetazoiden ab, als er noch einmal die Ereignisse der vergangenen Stunde rekapitulierte. Es war auch für ihn ein schwieriges Jahr gewesen und diese neue Erkenntnis reihte sich nicht gerade in das best of ein.
"Ich habe so eben etwas erfahren, was ich niemals geglaubt habe jemals zu erfahren."
"Kryptische Ausdrucksweise. Was haben sie denn erfahren?"
"Eben hatte ich einen sehr ungewöhnlichen Anruf und zwar von Dr. Dr. Arsani Parul."
"Ah, wie geht es denn Arsani so?" erkundigte sich John höflich nach dem Befinden des Sonderbotschafters, der sie im letzten Jahr des Öfteren begleitet und tatkräftig unterstützt hatte.
"Er ist mein Vater!" platzte es aus dem ersten Offizier heraus.
Nun versteinerte sich die Miene des Captains ebenfalls und innerhalb einer Sekunde verstand er den Ernst der gegenwärtigen Situation. Viel schlimmer noch, er wusste worauf dieses Gespräch am Ende hinauslaufen würde.
"Sind sie sich da auch ganz sicher?" fragte John noch einmal behutsam nach, obwohl er die Antwort längst kannte.
"Wenn sie etwas in der Richtung von DNA-Tests oder dergleichen meinen, da weiß ich nichts. Aber wieso sollte ein so angesehener Mann, der mit einer solchen Enthüllung so viel zu verlieren hätte, lügen?"
Statt einer Antwort blickte John betroffen zu Boden. Diese ganze Entwicklung hatte er so nicht vorausgesehen. Verdammt, er hatte es in der Hand gehabt diese Situation schon frühzeitig zu entschärfen. Er entsann sich an einen Vorfall, unmittelbar nachdem er Arsani Parul das erste Mal auf Terellia kennen gelernt hatte:
A propos Parul, aus reiner Langeweile rief John die Akte des Sonderbotschafters auf und las sich einige Informationen über den neuen Freund des Schiffes durch. Zwei Doktorgrade besaß der Betazoid, des Weiteren war er seit langem verheiratet und hatte zwei Kinder, die gerade dabei waren ihr Studium zu beenden. Eine glückliche Familie, eine wie sie die Lewinskis einmal gewesen waren. Doch um sich abzulenken wollte John noch tiefer ins Detail gehen. Vor sich hatte er die normale Personalakte Paruls legen, er interessierte sich jedoch für die Geheimakte, die der SFI angelegt hatte. Um an diese heranzukommen musste er seine Geheimnummer an das Hauptquartier, dem so genannten "Erdgeschoss" senden, was eine sehr nervige Angelegenheit war, denn jeder Code war nur einmal verwendbar. Einmal benutzt musste jedem Captain ein neuer ausgestellt werden. Nun ja, um sich von seinen privaten Nöten abzulenken war diese Sache es John wert und er übermittelte seinen Zugangscode. Innerhalb weniger Sekunden wurde dieser bestätigt und die Geheimakte des Sonderbotschafters wurde übermittelt.
Im nächste Moment fiel der Kanadier aus allen Wolken. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und schnappte ungläubig nach Luft. Nein, dies durfte doch nicht wahr sein! Sicher war dies ein Fehler! Aber es stand dort tatsächlich, schwarz auf weiß. Was sollte er nun tun? Es ihm etwa sagen? Nach langem Überlegen entschied sich John Lewinski dagegen. Dies waren private Angelegenheiten, die ihn nichts angingen. Nichtsdestotrotz würde er Dr. Parul nun mit anderen Augen sehen müssen.
Schon seit über einem Jahr hatte er die Wahrheit gewusst und dennoch geschwiegen. Damals dachte John er täte dies zum Wohle aller, doch er hatte sich geirrt. Solche Sachen konnte man nicht geheim halten. Vielmehr, man sollte sie nicht geheim halten!
"Matt, es gibt da etwas, was ich ihnen sagen muss", druckste John herum und fühlte sich auf einmal sehr, sehr unbehaglich.
"Was wird denn nun kommen? Sind sie etwa meine Schwester?" fragte der Halbbetazoid schwach, ohne dass sein Humor diesmal so recht Wirkung zeigte.
"Ich wusste schon eine sehr lange Zeit über, dass Arsani Parul ihr Vater ist."
"Was?" fuhr es aus Matt heraus und er wirbelte herum. Ungläubiges Entsetzen zeigte sich nun in seinen Augen, gepaart mit Unverständnis. "Wie lange?"
"Ein Jahr mindestens."
"Und in all dieser Zeit haben sie es niemals für nötig gehalten mir dies zu sagen? Hielten sie diese Informationen etwa für nicht wichtig genug oder dachten sie ich würde Parul an die Gurgel gehen, ihm all die Jahre, die ich ohne ihn klarkommen musste, vorwerfen?"
Es half alles nichts, Captain Lewinski schämte sich. Er hatte eine falsche Entscheidung getroffen, soviel stand fest. Hinterher war man immer schlauer, Ausreden brachten nun nichts mehr.
"Und was ist mit ihrer Mutter?" fragte Lewinski und meinte damit Birgit Price, die immer noch auf Rigel lebte. "Parul ist ein Mann, der im Lichte der Öffentlichkeit steht. Wieso hat sie ihnen nie erzählt, um wen es sich handelt."
"Weil sie… weil sie… ich weiß es nicht!" gab sein erster Offizier schließlich geschlagen zu. So viele Jahre lang hatte er eine unbekannte Person gehasst. Eine Figur, die seine Mutter in einer kurzen Affäre geschwängert und dann sitzengelassen hatte. Und nun wusste er, wer diese unbekannte Person war. Ein Mann, den er inzwischen respektierte. Oder respektiert hatte, so genau wusste er es nicht mehr.
"Ich weiß nicht, ob ich zu ihm fahren soll", gestand Matt schließlich.
"Ihren Urlaub habe ich doch eben genehmigt", erinnerte ihn der Captain.
"Ja, aber ihm jetzt gegenüberzutreten…," versuchte der Halbbetazoid zu erklären und schwieg dann.
"Nehmen sie einen Rat von mir an?"
"Hindern kann ich sie ja nicht dran."
"Mein Vater ist tot. Ich werde niemals wieder die Gelegenheit bekommen mit ihm die Zeit zu verbringen, über die Fehler der Vergangenheit zu reden und ihn zu lieben. Sie jedoch haben eine einmalige Chance erhalten. Ihr Vater ist aus dem Nichts aufgetaucht und reicht ihnen die Hand. Ergreifen sie sie, solange es noch möglich ist. Ansonsten werden sie sich eines Tages ewig Vorwürfe machen… so wie ich es tue."
Überrascht über diese offenen Worte musterte Price seinen Vorgesetzten und versuchte ihn mit seinen verkümmerten Fähigkeiten zu scannen. Er erkannte, dass John es ernst meinte.
"Danke für ihren Rat", antwortete Price und verließ endlich das Büro des Captains. Diesmal fest entschlossen nach Betazed zu reisen.
Hatte Captain Lewinski dadurch jedoch gehofft endlich zu seiner verdienten Ruhe zu kommen, so mussten diese Hoffnungen leider enttäuscht werden, denn schon im unmittelbaren Anschluss wurde ein weiteres Mal der Türsummer betätigt.
Bin ich hier auf dem Bahnhof? fragte sich John unwillkürlich, als er den nächsten Gast hinein bat. Sehr zu seiner Überraschung musste er feststellen, dass er die eintretende Person nicht kannte. Es war ein junger weiblicher Sternenflottenoffizier, die grob geschätzt in den Dreißigern sein musste. Ihre kurzen blonden Haare hatte sie streng zurückgebunden und ihre blauen Augen funkelten kalt. Auf eine herbe Art und Weise wirkte sie attraktiv.
"Captain, ich bin Commander Elena Kranick."
"Was kann ich für sie tun, Commander?" begrüßte Lewinski die Dame ohne Umschweife und bot ihr höflich einen Platz an, den sie jedoch ablehnte.
"Ich bin für kurze Zeit auf ihr Schiff beordert worden, um einem Auftrag nachzugehen, der direkt vom Oberkommando des Sternenflottengeheimdienstes kommt."
Passend zu ihren Worten reichte sie Lewinski ein Padd, auf dem alle relevanten Daten gespeichert waren. Der Captain überflog den Befehl, welcher das Hier sein Kranicks legitimierte und warf dann den Schreibblock unsanft zu den anderen Akten auf dem Tisch.
"Dies ist ja alles sehr interessant. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ich von einer solchen Untersuchung nichts weiß, " stichelte John nach und wartete geduldig auf eine Reaktion des Commanders. Diese ließ sich jedoch nicht von seiner Autorität beeindrucken und entgegnete streng:
"Das Oberkommando sah keinerlei Veranlassung sie übermäßig zu informieren. Dies ist nur eine Sache zwischen mir und Lieutenant Danny Bird."
"Ich denke diese Sache geht uns alle etwas an. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass sie einiges falsch interpretieren könnten, Commander."
"Was bitte schön soll man bei Verrat noch falsch interpretieren, Sir?" fragte Commander Kranick kalt.
Genau diesen Moment hatte Captain Lewinski schon seit längerem gefürchtet. Nachdem im letzten Jahr die dunkle Vergangenheit Danny Birds aufgedeckt worden war, hatte es sich nur noch um eine Frage der Zeit gehandelt, bis man seinen Fall untersuchen würde. Für alle Crewmitglieder an Bord der Monitor war klar, dass es sich bei Danny um einen Verräter ohne Schuld handelte; eine völlig andere Person. Doch würde dies auch das Oberkommando verstehen? Wenn man sich die Person ansah, die sie geschickt hatten, so musste man diese Frage wohl leider mit einem Nein beantworten.
"Haben sie sich etwa schon ihr Urteil gebildet?" fragte Lewinski und spürte ganz deutlich,
wie Zorn in ihm hochstieg. "Ich dachte es wäre unrechtmäßig Urteile a priori festzulegen."
"Ich habe kein Urteil gefällt. Vielmehr habe ich nur einen Fakt aufgezählt: Lieutenant Bird hat während des Krieges Verrat begangen, " war die kalte Antwort der Frau, vor der es John schon jetzt grauste.
"Gegen ihr Hier sein kann ich nichts unternehmen", gab der Kommandant des kleinen Schiffes schließlich offen zu, "vielleicht ist es auch ganz gut, wenn wir diese Sache endlich einmal aufarbeiten. Aber ich warne sie: sollte ich nur das geringste Anzeichen erkennen, dass sie voreingenommen sind, dann sind sie schneller von hier verschwunden als sie Energie sagen können!"
"Captain Lewinski, sie mögen zwar ranghöher sein und dies respektiere ich, dennoch bin ich direkt dem Oberkommando des Geheimdienstes unterstellt. Sie können mich nicht von Bord dieses Schiffes entfernen. Ich gehe erst, wenn ich meine das die Zeit gekommen ist."
Ohne auf die Erlaubnis zu warten wegtreten zu können verschwand Commander Kranick im Anschluss an ihre Worte aus dem Büro und machte sich an die Arbeit. Nun hatte Lewinski zwar endlich seinen Frieden, doch an die ersehnte Ruhe war im Moment leider nicht mehr zu denken.
Das Wetter hätte für diesen Anlass nicht passender sein können. Dicke Regentropfen fielen aus pechschwarzen Wolken vom Himmel, ertränkten die Natur scheinbar in unendlicher Nässe. Edward Jellico ließ sich jedoch von dieser Naturgewalt nicht beeindrucken. Wenn er wollte konnte er selbst eine Naturgewalt sein und Katastrophen auslösen, doch diese Fähigkeit war dieses Mal nicht der Grund für seine Gleichgültigkeit. Viel eher war es der Ort, an dem er sich gerade befand. Der große Friedhof von San Francisco war jahrhundertealt und gehörte zu den berühmtesten der gesamten Erde. Es war schwierig hier seine letzte Ruhestätte zu bekommen, doch für den ehemaligen Admiral der Sternenflotte war das Beste gerade gut genug für seine verstorbene Frau und seinen Sohn. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er auf den Grabstein, der den Namen seiner Frau trug, sowie ihre Lebensspanne und einen aufmunternden Satz, der vor seinen Augen verblasste. Auf einen Schirm hatte er verzichtet und wäre er nicht so sehr in Gedanken er hätte dies sicher bereut. Doch in seiner immerwährenden Trauer nahm er den Regen gar nicht wahr. Gerne hätte er hier einige bittere Tränen des Verlusts geweint, doch inzwischen blieb ihm diese Fähigkeit versagt. Zu viele Tränen hatte er in den letzten Monaten vergossen und so war sein Körper scheinbar ausgetrocknet, nicht mehr in der Lage zu dieser emotionalen Reaktion. So starrte er nur auf den Grabstein und Erinnerungen daran, wie es geschehen war, stiegen in ihm hoch:
"Das war´s. Ich habe ihnen alles gesagt, was sie wissen wollten. Alles. Werden sie mich und meine Familie nun gehen lassen?"
Gespannt blickte Edward Jellico die Frau, die ihm gegenüber in dem Sessel saß, an und wartete auf ihre Reaktion. Ihr Phaser war immer noch lässig auf seinen Kopf gerichtet und sie schien keine Anstalten zu machen diese Position zu verändern. Neben Edward saßen auf dem zweiten Sofa seine Frau und sein Sohn, beiden stand die Panik deutlich ins Gesicht geschrieben. Während der vergangenen Stunden hatten sie hier sitzen müssen und den Albtraum teilen müssen, den Edward gerade durchlebte. Sie hatten Dinge erfahren, von denen der ehemalige Admiral ihnen eigentlich nie etwas erzählen wollte. Nun, nachdem dieses getan war, musterten die beiden den alten Mann kritisch und begannen sich zu fragen, ob sie sich in ihrem Vater und Ehemann vielleicht drastisch getäuscht hatten. Liebten sie ihn noch, jetzt wo sie die Wahrheit wussten?
Allein für das würde Edward Stella Tanner am liebsten umbringen. Doch er musste realistisch sein: so wie die Dinge momentan standen würde sie ihm wohl zuvorkommen und sein Leben beenden. Dann hätte Nathan Sloan doch noch seine späte, durch zweite Hand ausgeführte Rache. So furchtlos wie möglich beobachtete er die vor ihm sitzende entflohene Killerin und wartete auf eine Reaktion.
"Und nun? Werden wir hier bis ans Ende aller Tage hier sitzen bleiben und uns anschweigen?" fragte er provokativ.
"Ich denke nicht, dass dies nötig sein wird", ließ sich Stella Tanner endlich eine Reaktion entlocken. Schon im nächsten Moment wünschte sich Jellico, dass er gar nichts gesagt hätte. Die seltsam attraktive Frau richtete den Phaser auf ihr Ziel und lächelte ein letztes Mal, bevor sie den Abzug betätigte.
"Nein!" schrie Edward, doch seine Reaktion kam zu spät...
Es war kaltblütiger Mord gewesen, noch dazu an Unschuldigen. Edward hatte jedoch gleich, nachdem er den blutigen Körper seines Sohnes in den Armen gehalten hatte, den Grund dafür verstanden. Stella Tanner wollte ihn für den Rest seines Lebens leiden lassen. Er sollte noch viele Jahre weiterleben und dabei niemals den Schmerz vergessen, den er jeden Tag spürte, wenn er in seinem Haus aufwachte, welches sich nun so unendlich leer anfühlte. Für einen kurzen Moment hatte er überlegt auszuziehen, sich dann dagegen entschieden. Er ließ sich von dieser kranken Hure nicht aus seinem Haus vertreiben. Stattdessen hatte er blutige Rache geschworen. Eine Rache, die er bis heute nicht hatte durchführen können.
Sachte holte er einen kleinen Kommunikator aus seiner Jackentasche, ohne den Blick vom Grabstein zu nehmen, dessen Oberfläche inzwischen so kalt wie Edwards Herz war.
"Bujold hier", meldete sich eine weibliche Stimme aus dem kleinen Gerät, nachdem der Chefverschwörer von Sektion 31 eine Verbindung hergestellt hatte.
Jellico vertraute der jungen Frau, die schon seit längerem eine Art Sekretärin von ihm darstellte. Ein relatives neues Mitglied von Sektion 31 und daher sehr engagiert, zuverlässig obendrein. Es war Edward nicht schwer gefallen sie ins Vertrauen zu ziehen.
"Haben wir sie inzwischen gefunden?" fragte der alte Mann routinemäßig und kannte dennoch die Antwort.
"Nein, es tut mir leid, Mr. Jellico", musste ihn Josephine Bujold enttäuschen. "Auch heute haben wir keine Spur von Stella Tanner."
"Alle verfügbaren Agenten sollen weitersuchen."
"Verstanden", bestätigte seine Sekretärin und beendete die Verbindung.
Die Jagd würde weitergehen, soviel stand für Jellico fest. Wenn es sein muss würde die Suche nach Tanner bis zum Tag des jüngsten Gerichts gehen, aber er würde sie finden. Irgendwann.
Der prächtige romulanische Senat war inzwischen wieder fast vollständig aufgebaut worden. Um an den verheerenden Anschlag, der vor knapp einem Jahr stattgefunden hatte, zu erinnern war dabei bewusst ein kleiner Teil der tragenden Säulen nicht repariert worden, sondern in ihrem jetzigen Zustand belassen worden. Tief innerhalb des Gebäudes, dessen Sicherheitsvorkehrungen dramatisch verschärft wurden, befanden sich die Büros der einzelnen Senatoren. Dort konnten sie in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen, Strategien austüfteln und vertrauliche Gespräche führen. In einem dieser Büros befand sich Senator Tek´lor und hatte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Vor ihm auf seinem Schreibtisch, der aus edlem Marmor bestand, befand sich der Bericht über die derzeitige Situation auf dem eroberten Planeten Talar und was er dort las war alles andere als erfreulich. Die Besatzung hatte sich zu einem überdimensionierten Problem aufgebläht. Egal welchem Punkt des Berichts sich Tek´lor widmete, überall gab es nur schlechte Nachrichten. Die Nahrungsversorgung war katastrophal. Nachdem die Umwelt des Planeten durch das orbitale Bombardement zerstört und Talar in einen nuklearen Winter verfallen war bestand die Nahrung für die hungernde Zivilbevölkerung zu 90 Prozent aus Importen. Importen, die von den Romulanern eingeführt wurden und die nie und nimmer ausreichten, um alle Talarianer zu versorgen. Da das komplette Gesundheitssystem ausgefallen war mussten sich die Besatzer auch um das körperliche Wohl der Talarianer kümmern, auch dieser Abschnitt des Berichtes war katastrophal. Tausende litten unter Strahlungs- und Verbrennungsschäden, ausgelöst durch die Bombardierung. Seuchen machten sich breit und die Hygiene war durch die Millionen Toten, die noch nicht geborgen werden konnten, mehr als mangelhaft. Zu allem Überfluss stieg täglich die Zahl der getöteten romulanischen Soldaten, denn der Widerstand der letzten kämpfenden talarianischen Einheiten war immer noch nicht vollständig gebrochen. Es kam zu Überfällen, Schießereien und Bombenattentaten, die ein Klima der Angst verursachten und so die Besatzer dazu brachten sich an der Zivilbevölkerung zu rächen. Es war ein Teufelskreis, der scheinbar nicht durchbrochen werden konnte. Das Ansehen des Romulanischen Imperiums bei den anderen außerirdischen Regierungen sank stetig, je länger die Okkupation dauerte. Nun endlich mussten sie alle einsehen, dass der Krieg einen Preis hatte. Blind in ihrer Wut hatten die Romulaner um jeden Preis versucht den Feind zu besiegen, ohne sich Gedanken um ein danach zu machen. Jetzt standen sie vor den Auswirkungen ihrer Kurzsichtigkeit. Tek´lor versuchte angestrengt eine Lösung für zumindest eines der Probleme zu finden. Anders als viele Mitglieder seiner Spezies war er nach dem Senatsanschlag nicht der grenzenlosen Wut verfallen, sondern hatte versucht die Talarianer als normale Wesen anzusehen, deren Motive man erst ergründen musste. Leider waren seine Warnungen auf taube Ohren gestoßen, was sich nun rächte. Und siehe da: nun brauchte man auf einmal wieder eine Hilfe und Ideen! Wie schnell sich doch das Fähnchen im Fahrwasser der Politik drehen konnte.
Dann endlich hatte er eine Lösung. Nein, dieses Wort war zuviel des Guten. Viel eher handelte es sich um eine Idee, einem Vorschlag, den er dem Senat unterbreiten konnte. Diese könnte sie zumindest von der Last einer Aufgabe entbinden. Sogleich machte er sich an die Arbeit eine Rede zu erarbeiten.
Die Reisetasche, in der sich derzeit seine nötigsten Klamotten befanden, wurde von seinen geübten Händen auf das Bett gewuchtet. Chief O´Brian schaute sich in seinem kleinen Quartier um, welches er aufgrund seiner Stellung alleine bewohnte. Niemals im Leben hatte er daran gedacht wieder an Bord eines Schiffes der Defiant-Klasse Dienst tun zu müssen.
Vielmehr hatte er gehofft, dass die Sternenflotte endlich einmal seinen jahrzehntelangen Einsatz zu würdigen wusste und ihn auf der Erde lassen konnte, wo seine Familie ungestört leben konnte. Doch nichts war aus dieser Hoffnung geworden. Zu jedem anderen Zeitpunkt seiner Karriere hätte er es begrüßt hier auf dieses Schiff versetzt zu werden. Ein Schiff des Sternenflottengeheimdienstes, welches sich auf geheime Missionen begab, dies klang aufregend und war mit einem Hauch von Gefahr verbunden. Doch nach zwanzig Dienstjahren und als zweifacher Familienvater kam ihm dieser unerwartete Adrenalinschub nicht gerade recht. Vielleicht hatte er Glück und sein Engagement würde hier nur wenige Wochen dauern. So wie er dies verstandne hatte wurde er immer noch als temporäre Notlösung gesehen, vielleicht würde man doch noch jemand anderen für diesen Posten finden.
Miles O´Brian widmete sich dem Komterminal und gab routinemäßig eine ganz bestimmte Nummer ein. Schon nach wenigen Sekunden wurde das Symbol der Föderation durch das Gesicht seiner Frau ersetzt, welche nach all den Jahren und zwei Geburten nichts von seiner Schönheit eingebüsst hatte. Im Gegenteil, für den Iren war Keiko schöner als je zuvor.
"Hallo Liebes", begrüßte der Chefingenieur sie, "ich wollte nur sagen, dass ich heil angekommen bin.
"Gut dies zu hören... auch wenn ich leider nicht weiß, wo dieses Hier ist", entgegnete Keiko traurig.
"Tut mir leid, dass ich dir dazu nichts Genaueres sagen kann, aber du kennst ja die besondere Natur dieses Schiffes."
"Ich verstehe das schon..." meinte seine Frau und brach dann den begonnenen Satz ab.
"Was wolltest du sagen?"
"Es ist nur so, " druckste seine Frau herum, "ich hatte in all den Jahren so viel Verständnis.
Zu viel Verständnis für meinen Geschmack. All die Jahre im Weltraum und nun hatte ich mich eigentlich darauf gefreut, dass unsere Kinder auf der Erde groß werden, gemeinsam mit unseren Großeltern."
"Schatz, es ist doch nicht meine Schuld. Ich habe doch meinem neuem Captain schon gesagt, was ich von der ganzen Sache halte. Auch er weiß, dass ich am liebsten wieder zurück möchte. Kopf hoch, ich übernehmen für einige Wochen den Laden hier und dann werde ich von einem anderen Ingenieur abgelöst."
"Bist du dir sicher?" fragte seine Frau und neuerliche Hoffnung keimte in ihren Augen.
"Aber natürlich", log Miles, "es ist alles schon abgeklärt."
"Das freut mich!"
"Ja, mich natürlich auch. Und nun hol mal meine Kinder an den Schirm, ich würde gerne mal ein paar Worte mit ihnen wechseln, " regte Miles an und lachte, so als ob alles wie immer sei.
Sein Vorgänger, der ehemalige Chefingenieur Chief Jozarnay Woil, hatte dafür seine Reise zurück nach Antos beendet. Es war Jahre hier, seit er das letzte Mal auf seiner Heimatwelt gewesen war und dementsprechend groß war seine Vorfreude auf ein Wiedersehen mit seinen Eltern. Naturgemäß herrschte auf dem interstellaren Raumhafen von Antos´ Hauptstadt kein reger Betrieb. Immer noch waren die Antosianer nicht gerade dafür bekannt zu den Sternen zu reisen und so handelte es sich bei den meisten Passagieren, die diese Welt verlassen wollten, um Außerirdische. Geschäftsleute, Touristen und hin und wieder ein paar Sternenflottler. Leise Melancholie stieg in Jozarnay hoch, als er den Uniformierten nachsah. Nein, dies war einmal gewesen. Nun hieß es wieder nach vorne zu schauen und etwas Neues mit seinem Leben anzustellen. Es war besser so.
Zwar hätte er auf eines der verfügbaren Massentransportmittel zurückgreifen können, doch Woil zog es vor die Strecke bis zu seinem Haus per pedes zu bewältigen, um so seine Heimat, die er so lange nicht mehr gesehen hatte, neu zu erkunden. Zu seiner Überraschung hatte sich seit seinem Verlassen des Planeten kaum etwas verändert. So gut wie alle alten Gebäude waren immer noch erhalten und stellenweise erkannte man sogar einige Personen wieder, die ihrem regelmäßigen Tagesgeschäft nachgingen. Irgendwie fühlte er sich wohl in dieser Umgebung, es kam ihm auf eine besondere Art und Weise so vor, als wäre er niemals weg gewesen. Kurz vor seinem Ziel kam er an dem kleinen Kanal vorbei, in dessen Nähe er und Larla sich während ihrer Kindheit oft aufgehalten hatten. Die Zeit mit Larla war eine besondere gewesen, die niemals zurückkehren würde. Kurz bedauerte der Witwer ihren gemeinen und unnötigen Tod, dann setzte er seinen Weg fort und nach einigen weiteren Minuten fand er endlich sein Ziel. Geduldig klingelte er bei dem Einfamilienhaus und die Tür wurde von seiner Mutter Zorla geöffnet. Ungläubiges Staunen stand ihr ins Gesicht geschrieben, denn Jozarnay hatte nichts von seiner Rückkehr erzählt.
"Jozarnay!!!! Was für eine Überraschung!" rief sie und ihre laute Freude lockte auch seinen Vater Kolay heran, der sich ebenso glücklich zeigte.
"Überraschung!" meinte der ehemalige Chefingenieur augenzwinkernd und wurde fast in das Haus hineingezogen.
"Was machst du hier, Junge?" fragte ihn sein Vater und nahm ihm den schweren Reisekoffer ab.
"Dies ist eine lange Geschichte, Vater."
"Und dein Schiff? Ist es etwa hier im Orbit?"
"Dies ist noch eine längere Geschichte. Ich schlage vor wir besprechen sie beim Essen."
"Oh ja, natürlich, " meinte seine Mutter, "du musst ja völlig erschöpft sein. Geh doch schon mal dein altes Zimmer beziehen, während ich schnell etwas koche. Für meinen Sohn muss ich doch mal wieder etwas Vernünftiges zubereiten."
Schmunzelnd ging Jozarnay die Treppe hoch und betrat sein altes Jugendzimmer, in dem immer noch seine persönlichen Gegenstände waren. Seine Eltern hatten es nie übers Herz gebracht sie alle wegzuräumen und nun fühlte er sich hier mehr als glücklich. Es war schön wieder zu Hause zu sein!
Auch ein zweites Besatzungsmitglied der Monitor befand sich auf dem Weg nach Hause, wobei in seinem speziellen Falle das Wort Hause wohl in Anführungszeichen gesetzt werden musste. Denn obwohl Matthew Price zur Hälfte Betazoid war hatte er kaum nennenswerte Zeit auf diesem Planeten verbracht. Nur einmal war er hier längere Zeit gewesen, während des Dominionkrieges, und hatte mit ansehen müssen wie diese schöne Welt besetzt worden war. Ansonsten hatte es nie einen sonderlichen Grund gegeben hierher zu kommen. Vielleicht hatte sich darin ja eine unterschwellige Ablehnung seines Vaters manifestiert, den er bis dato nie gekannt hatte. Dieser Groll gegen seinen Erzeuger mochte ihn dazu veranlasst haben Betazed zu meiden. Zumindest war dies eine der Thesen gewesen, welche Marissa, die Leiterin des Seminars vor einem halben Jahr, zu ihm gesagt hatte. Vielleicht könnte er die junge Frau ja auch noch besuchen, wenn er etwas Zeit hatte. Doch derzeit gab es dringlichere Probleme. Price entstieg dem Passagierschiff und schleuste sich durch die Abfertigung in die Wartehalle durch, wo zahllose Personen darauf warteten ihre Liebsten wieder in die Arme schließen zu können. Inmitten dieser Personen stand auch Arsani Parul, der geschätzte Diplomat der Föderation und blickte ihn mit scheinbar neutraler Miene an. Doch selbst mit seinen schwachen empathischen Fähigkeiten konnte Matt die Freude des Sonderbotschafters spüren. Seltsamerweise schien niemand Parul zu erkennen, was möglicherweise an der für ihn unüblich legeren Kleidung lag.
"Da sind sie ja, " begrüßte Arsani den erste Offizier, "ich hoffe sie sind gut angekommen."
"Ist es nicht üblich, dass Eltern ihre Kinder duzen?" fragte Price argwöhnisch und irritiert zugleich.
"Ja, es ist üblich... ich wusste nicht, ob es der Sache nicht vielleicht etwas zu vorgegriffen wäre, " gab Arsani offen zu. "Immerhin weiß ich ja, wie sie zu mir stehen."
Über diese Offenheit zeigte sich Price in positiver Hinsicht überrascht.
"Ich denke wir können es mit der üblichen Anrede probieren", fand Matt. "Vielleicht hilft es mir ja bei der Bewältigung dieser neuen Situation."
Dieses Zugeständnis schien Arsani Parul sichtlich zu erfreuen. Scheinbar hatte er nicht mit einem solchen Verlauf der Dinge gerechnet, der wahrlich ungewöhnlich genug war.
Mit einfachen Handbewegungen bedeutete der Betazoid seinem wieder entdeckten Sohn sich zu einem öffentlichen Transporter zu begeben, der sie direkt zu ihm nach Hause beamen würde. Dort angekommen gab Parul seine geheime Benutzernummer und anschließende Adresse ein, dann konnten sie samt Gepäck den Transportvorgang beginnen.
Schon die Materialisation bot Commander Price einen Schock in zweifacher Hinsicht. Zum einen überwältigte ihn die schiere Größe des Hauses von Familie Parul. Allein der Flur, in dem sie erschienen, war riesig und edel verarbeitet. Zum anderen erwartete sie eine ältere betazoidische Frau, scheinbar die Ehefrau Arsanis, sowie einen Mann, der nur wenige Jahre jünger als Matthew war, und eine noch jüngere Frau. Auch hier war es nicht schwer zu erraten um welche Personen es sich handelte, auch wenn die Antwort dem ersten Offizier alles andere als gefiel: es handelte sich um die erwachsenen Kinder Paruls; folglich seinen Halbbruder und Halbschwester. In alten Filmen kam an dieser Stelle oftmals eine absolut unrealistische Begrüßungsszene vor, in der der Neuankömmling heftig umarmt und eingeladen wird sein neues Bett zu beziehen. Doch hier geschah dies nicht. Viel eher war bei der Familie ebenso große Unsicherheit zu verspüren wie auch bei Matt selbst. Immerhin hatten sie erfahren, dass ihr Ehemann und Familienvater noch einen unehelichen Sohn besaß. Wie lange wussten sie schon davon? Hatte Arsani auch ihnen die ganze Zeit über die Wahrheit verschwiegen?
"Matt, darf ich dir vorstellen: dies sind meine Frau Ewala und meine Kinder Arlon und Tenaa... deine Geschwister."
Einige leise Begrüßungen wurden gemurmelt, die noch alle recht unsicher klangen, dann endlich konnte Matt sein Nachtlager in einem freien Zimmer des großen Hauses aufschlagen. Endlich war er allein und konnte seine Gedanken ordnen. Dabei wurde ihm klar wie sehr sich sein Leben doch verändert hatte. Bis vor wenigen Tagen war er eine Halbwaise gewesen, nun besaß er eine gänzlich neue Familie. Wie sich das weitere Zusammenleben gestalten sollte konnte er sich absolut nicht beantworten.
Der Türsummer an Birds Tür wurde betätigt und nachdem er das automatische Signal zum Öffnen des Schotts gegeben hatte war er mehr als überrascht über seinen Besucher.
"Ich hoffe ich störe nicht", fragte Captain Lewinski höflich und wartete darauf, dass man ihn hereinbat.
"Es ist schon ziemlich seltsam, dass der Captain die Quartiere seiner Untergebenen aufsucht, " gestand Danny Bird, "aber tun sie sich keinen Zwang an. Kommen sie herein!"
Dankend nahm der Kommandant des kleinen Schiffes dieses Angebot an und betrat das spartanische Quartier des Sicherheitschefs. Wie alle Führungsoffiziere an Bord konnte er sich den Luxus leisten sein Quartier nicht mit jemand anderem teilen zu müssen und in den meisten Fällen war dies ein echter Vorteil. Doch heute fühlte sich der Lieutenant dadurch sehr einsam und so kam ihm der Besuch des Captains gerade recht.
"Wollen sie den Täter vor seiner Hinrichtung ein letztes Mal sehen? Um ihm die Absolution zu erteilen?" witzelte Danny und wirkte dabei überhaupt nicht, als sei ihm nach Scherzen zumute.
"Danny, dies ist nicht fair und das wissen sie."
Lewinski wechselte in den freundschaftlichen Plauderton, den er sich für solche Momente aufhob. Ab und an konnte man nicht als Vorgesetzter auftreten, sondern viel besser als Freund.
"Was weiß ich? Dass ich ein Verräter bin und nun endlich über mich gerichtet wird? Das ist nur fair und wenn sie ehrlich zu sich selbst sind müssen auch sie dies zugeben."
Diese Worte beschworen Zorn im Captain hinaus.
"Das war´s dann also? Sie wollen sich von Commander Kranick auseinander nehmen lassen und ins Gefängnis wandern?"
"Es ist das, was ich verdient habe!"
"Nein, das ist es nicht!" rief John Lewinski aus und überraschte den Sicherheitschef mit seinen Emotionen. "Denken sie etwa ich hätte all die Monate versucht eine solche Untersuchung zu verhindern, wenn ich nicht von ihrer Unschuld überzeugt wäre? Ich habe versucht ihnen zu helfen und nun geben sie sich auf."
"Captain, ich danke ihnen für alles, was sie getan haben, " gab Lieutenant Bird ehrlich zu, "aber ich verdiene dieses Mitgefühl nicht. Ich bin schuldig des Verrats an den Idealen der Föderation."
"Der andere Danny Bird mochte ein Verräter gewesen sein, aber sie nicht! Sie sind einer der besten Offiziere, die wir an Bord dieses Schiffes haben, also hören sie auf sich diesen Unfug einzureden."
"Dieser Danny Bird, den sie vor sich sehen, " erklärte der Lieutenant missmutig und deutete an sich herunter, "ist nicht echt. Nichts weiter als eine Erfindung des Dominions."
Unfähig noch weitere aufmunternde Worte zu finden drehte sich Lewinski um und machte Anstalten den Raum zu verlassen. Doch im Türrahmen wandte er sich noch einmal um und sagte:
"Ich werde für sie kämpfen, Danny, und ich erwarte, dass sie dasselbe tun."
Damit beendete der Kommandant seinen kurzen Besuch und fragte sich insgeheim, wie sie die kommende Schlacht gewinnen sollten.
Das Büro Edward Jellicos, welches sich im Justizministerium der Föderation in Paris befand, wurde Woche für Woche beeindruckender. Nach und nach zierten Auszeichnungen und Fotoaufnahmen die Wand, die den ehemaligen Admiral der Sternenflotte meist mit großen Persönlichkeiten der Politik abbildeten. Vielen gab er die Hand und beide Persönlichkeiten blickten lächelnd in die Kamera. Ja, dies war Edward inzwischen geworden: eine Persönlichkeit. Jellico war das perfekte Beispiel dafür, wie man das gutmütige System der Föderation für seine Zwecke ausnutzen konnte. Im liberalen und menschlichen System der Föderation glaubte man felsenfest an das Gute in jedem Einzelnen. Kriminelle und Täter sollten resozialisiert, statt bloß bestraft und im Anschluss an ihre Haft wieder in die Gesellschaft integriert werden. Bei einem Großteil der Personen gelang dies auch auf bemerkenswerte Weise, doch Edward Jellico war ein ausgezeichneter Kenner des Systems.
Er hatte diese Prozedur unterlaufen, Ergebnisse vorgegaukelt, die nicht der Wahrheit entsprachen, um sich so wieder das Vertrauen alter Tage zu beschaffen. Mehr noch, man vertraute ihm mehr denn je. In ihm sahen viele Bürger den Heilsbringer, durch dessen Hilfe man die erst vor kurzem entdeckte Sektion 31 zerschlagen konnte. In gewisser Hinsicht nutzte der alte Mann die Angst der Föderationsbürger aus. Er gaukelte ihnen vor, dass der Feind, in diesem Fall Sektion 31, überall war und jederzeit zuschlagen konnte. Selbst der Regierung hatte er Glauben gemacht er selbst sei der beste Weg um die mysteriöse Geheimorganisation auszuschalten. Eigentlich ein Armutszeugnis für die Föderation, dass man sein Doppelspiel immer noch nicht aufgedeckt hatte.
Der Verschwörer saß an seinem Schreibtisch aus Marmor und betätigte eine Sprechtaste des Interkoms, um so seine persönliche Assistentin hereinzubitten. Josephine Bujold verschwendete keine Sekunde und betrag nur wenige Sekunden später sein Büro.
"Was kann ich für sie tun, Mr. Jellico?" fragte sie und kannte die Antwort bereits, ohne dass sie ausgesprochen worden war.
"Die übliche Frage, Josephine!" bestätigte der ehemalige Admiral.
"Nein, wir haben Stella Tanner immer noch nicht aufgespürt."
"Sie klingen gereizt", stellte Edward fest und erhob sich von seinem Schreibtisch, umrundete diesen und stellte sich vor seiner Assistentin auf. "Haben sie etwas auf dem Herzen?"
"Sind sie denn überhaupt an meiner Antwort interessiert?" fragte die Französin beinahe schon aufsässig.
"Aber unbedingt!"
"Auch wenn sie jeden Tag fragen, so wird sich die Suche nach der Mörderin ihrer Familie nicht beschleunigen. Wir alle tun unser Bestes, doch sie müssen sich in Geduld üben."
Die Miene Jellicos zeigte keinerlei Regung, als er das eben gehörte verarbeitete. Man konnte ihm nicht ansehen, ob er ihre Worte billigte oder verachtete.
"Sie glauben ich tue dies nur aus Rache für meine Familie?" fragte er direkt.
"Dies ist die wahrscheinlichste Annahme. Auch ich würde so empfinden."
"Aber sie irren sich, meine gute Josephine."
"Tatsächlich?"
"Aber unbedingt", erklärte der Verschwörer. "Sie sehen in meiner Jagd nur den verzweifelten Versuch eines Familienvaters den Tod seiner Frau und seines Sohnes zu rächen. Dies ist einer der Gründe, aber nicht der Grund. Genauso wichtig, wenn nicht gar wichtiger, ist das Überleben von Sektion 31; meiner Sektion 31. Stella ist ein instabiles Element in dem sensiblen Gleichgewicht unserer Organisation, die letzte Abtrünnige, die noch immer zum toten Nathan Sloan hält. Sie steht für das Alte, ich für das Neue. Tag um Tag scharrt sie mehr Anhänger um sich und bringt die Organisation immer mehr an den Rand eines Bürgerkrieges. Daher muss sie schnellstmöglich eliminiert werden, bevor sie noch mehr Schaden anrichten kann."
"Ich verstehe", entgegnete seine Stellvertreterin kurz und knapp.
"Tun sie dies wirklich?"
"In der Tat. Würden sie mich nun bitte entschuldigen? Ich muss noch einige Termine für sie koordinieren."
"Aber natürlich", entließ Edward sie und beobachtete, wie sie sein Büro verließ. In diesem traurigen Moment wurde ihm klar, dass seine sonst so treue Gehilfin nicht verstand.
Und diese Erkenntnis würde Konsequenzen mit sich bringen.
Die kleine Familie Woil saß an dem lang gezogenen Essenstisch und wartete darauf mit dem Abendmahl beginnen zu dürfen. In dieser Situation wirkte die ganze Situation wie in einem altmodischen Film, der das Leben reicher und adliger Personen karikierte. Jozarnay konnte deutlich sehen, wie ihn seine Eltern immer wieder verstohlen musterten und er konnte ihnen ihre Reaktionen nicht im Geringsten verdenken. Wieso auch? Immerhin war es sehr lange Zeit her gewesen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatten.
"Du siehst irgendwie anders aus", meinte Kolay schließlich.
"Könnte daran liegen, dass ich keinen Pferdeschwanz mehr habe", entgegnete der ehemalige Chefingenieur und traf damit genau ins Schwarze.
"Ja, ja! Du hast Recht, du trägst kurz geschnittenes Haar! Wie lange schon?"
"Nicht sehr lange", erklärte der Sohn und wirkte auf einmal sehr traurig. Kurz vor seiner Abreise hatte er sein Haar abgeschnitten und damit mit einem wichtigen Aspekt seines früheren Lebens gebrochen. Lange Haare waren in der antosianischen Gesellschaft von je her ein Zeichen für tiefe Religiosität gewesen und gegen alle Widerstände hatte Jozarnay immer seinen Stil durchgezogen. Es hatte zu seiner Lebenseinstellung gehört täglich zu Gott zu beten und seine Regeln zu befolgen. Doch seit dem letzten Jahr war anders geworden. Nun waren ihm die Gebote nur noch wie leere Worthülsen vorgekommen, ohne die Magie und den Glanz, der sie früher ausgezeichnet hatte. Jozarnay wusste ganz genau, woher dieser Sinneswandeln kam: sein Drogenrückfall hatte bei ihm tiefe Zweifel verursacht. Wie konnte er zu einem Gott beten, wenn er gleichzeitig seine Regeln missachtete. Und wie konnte es überhaupt einen Gott geben, wenn er diesen Rückfall zuließ. Immer tiefer hatten sich die Zweifel in ihn gefressen und schließlich hatte er seinen Glauben abgelegt. Durch das Abschneiden seiner langen Haare war dies nun äußerlich sichtbar geworden.
"Nun habt ihr doch noch euer Ziel erreicht", murmelte Jozarnay traurig.
"Wie meinst du das?" fragte seine Mutter Zorla.
"Ihr wisst es ganz genau", grummelte Woil und wusste selbst nicht, woher auf einmal dieser Zorn in ihm kam. War es die Gier seines Körpers nach einer neuen Dosis Ketracel-White? Wie lange war schon seine letzte Injektion her? "All die Jahre lang habt ihr mich doch eigentlich bemitleidet. In meiner Kindheit schon war ich doch nur der Außenseiter gewesen, der Junge der noch an Aberglauben litt."
"Kind, du weißt nicht, was du da sagst", fuhr sein Vater dazwischen. "Wir haben dich immer unterstützt."
"Nach außen ja. Aber wie sah es bei euch drinnen aus?"
"Natürlich fanden wir deinen Sinneswandel damals recht eigenartig", gestand seine Mutter. "Du musst uns doch verstehen, Jozarnay. Die alte Religion ist so gut wie ausgestorben und sie hatte kaum noch Anhänger. Das sich auf einmal unser Sohn dafür interessierte, ein moderner und aufgeklärter junger Mann, dies konnten wir uns nicht erklären."
Triumphierend schlug der ehemalige Chefingenieur mit der flachen Hand auf den Tisch.
"Aha, da haben wir es also! Ihr hieltet mich für altmodisch und rückständig..."
"Nein, das kannst du doch so nicht sagen!"
"Lasst mich gefälligst ausreden!" warnte Jozarnay seine Eltern. "Ihr dachtet ich wäre gefährlich, nicht wahr? Ihr habt euch diesen ganzen Mist einreden lassen, dass ich ein Fundamentalist oder dergleichen werden könnte. Fundamentalist, wenn ich dieses Wort schon höre! Ihr habt euch niemals die Mühe gemacht die ursprüngliche Bedeutung dieses Wortes herauszufinden."
"Jetzt reich es mir aber langsam!" grollte Kolay ebenso laut wie sein Sohn. "Ich glaube du weißt nicht mehr, was du sagst! Natürlich wussten wir nicht, was wir zu deiner Einstellung zu Beginn an sagen sollten, aber dennoch warst du unser Sohn und wir haben dich unterstützt."
"Aber dennoch", meinte Woil und stellte damit die entscheidende Frage, "hättet ihr es lieber gemocht, wenn ich wie die anderen gewesen wäre? Und nicht so anders."
Seine Mutter und sein Vater blickten sich lange an und allein ihr Blick sagte mehr aus als tausend Worte. Jozarnay kannte die Wahrheit, noch bevor sie ausgesprochen wurde:
"Ja, wir hätten es damals besser gefunden, wenn du ein junger Mann wie jeder andere gewesen wärst. Aber unsere Einstellung hat sich geändert."
Wütend erhob sich der ehemalige Sternenflottler und wischte sich die Hände mit einer Serviette ab, obwohl er nicht einmal seinen Teller angerührt hatte.
"Ich bin ein Individuum", meinte er traurig zu seinen Eltern, "mit Träumen und Hoffnungen, die von mir gemacht sind. Und mit Problemen, die ich hatte und immer noch habe. Ich war nie so wie alle anderen und ich werde nie so sein. Ihr werdet dies nie verstehen."
Mit diesen Worten, die einem Donnerschlag gleichkamen, verließ er den Tisch seiner Eltern und damit auch ihr Haus. Nun war Jozarnay Woil wahrlich allein im Universum.
Auch wenn man so lange dabei war wie Chief Miles O´Brian, so gestaltete sich der Einstand doch immer als recht schwierig. Wie sollte man mit den Neuen umgehen, wie konnte man sie motivieren und was waren ihre Arbeitseinstellungen? Ein guter Vorgesetzter musste all diese Punkte abwägen und dann ein gescheites Konzept entwickeln, damit die jeweilige Abteilung wie geschmiert lief. Der Ire hatte sich dafür entschieden sich ins Arbeitsgetümmel zu stürzen und zu beobachten, wie die Techniker agierten. Auch nach fast einem Jahrzehnt, in dem die Defiant-Klasse im Dienst war hatte sich an der Ausstattung des Maschinenraums nicht allzu viel geändert, wodurch sich O´Brian sofort heimisch fühlte. Da die Monitor derzeit ohne Auftrag an die Sternenbasis angedockt war entschied er sich dafür einige Routinearbeiten durchzuführen.
"Okay Leute, wir werden jetzt den Warpkernprozessor neu kalibrieren", wies der Chief seine neuen Ingenieure an und beobachtete schon im nächsten Moment wie sie zu ihren einzelnen Arbeitsstationen wieselten und mit ihrer Arbeit begannen. Zu Beginn zog er es vor sich etwas zurückzuhalten, das Ganze aus der Ferne zu beobachten. Aufmerksam wanderte er durch den Maschinenraum umher und schaute jedem über die Schulter, fast so wie er es vor kurzer Zeit noch auf der Akademie getan hatte, als er junge Kadetten ausgebildet hatte. Schließlich fiel ihm etwas auf.
"Was machen sie da?"
"Ich verfolge nur die übliche Vorgehensweise", erklärte Fähnrich Miguel Sanchez, ohne von dem Display hochzublicken. Obwohl Sanchez ein junger Offizier war besaß er aufgrund seiner mangelnden Erfahrung nicht den Posten eines Chefingenieurs.
"Aus meiner Sicht sieht es so aus als verkomplizieren sie nur alles", fand O´Brian und schaute sich die Statusanzeigen genauer an.
"Wie kommen sie darauf?" entgegnete der junge Miguel und seine Stimme wirkte leicht gereizt.
"Sie wollen einen typischen Fehler, den Schiffe dieser Klasse haben, umgehen; so weit, so gut. Doch die Überbrückung, die sie geschrieben haben um den Makel zu umgehen, ist unnötig schwer."
"Es ist ein Algorhitmus, den Chief Woil eigens für dieses Problem geschrieben hat."
Nun verstand O´Brian das Problem. Er mäkelte an den Verfahrensweisen seines Vorgängers herum, einer Person die hoch geschätzt worden war. Doch es half alles nichts, diese Arbeit war eine Bremse in Sachen Effizienz und mit seiner Berufserfahrung dachte Miles er könne sich ruhigen Gewissens diese Aussage erlauben.
"Mein Vorgänger hatte einen guten Einfall, doch er hatte zu wenig Erfahrung mit diesem System, um das Problem noch effizienter zu lösen. Vertrauen sie mir, ich weiß wie dieses Schiff funktioniert. Das Programm ist an wenigen Stellen zu komplex, ich werde es vereinfachen."
"Wenn sie meinen", brummte Fähnrich Sanchez und drehte sich wieder in Richtung Arbeitskonsole, was beim Chief nur ein müdes Seufzen hervorrief. Ging es hier also wieder einmal um einen typischen Hahnenkampf? Wenn ja, dann war es am besten wenn man das Problem sofort aus der Welt schaffte.
"Sprechen sie ihr Problem ruhig offen aus", forderte Miles ihn auf, "sagen sie mir, was sie denken."
Irritiert ob dieser Chance drehte sich Miguel wieder in Richtung des älteren Unteroffiziers und überlegte für einen kurzen Moment was er sagen sollte. Schließlich entschied er sich für die Wahrheit.
"Ich bin unzufrieden mit ihrer Kommandierung hierher, " gestand er offen ein.
"Aha und wieso?" fragte O´Brian sachlich, war ehrlich an der Meinung des Fähnrich interessiert.
"Ich diene nun schon seit sechs Jahren auf diesem Schiff und langsam bin ich frustriert. Meine Beförderung zum Lieutenant ist nicht nur um zwei Jahre überfällig, ich fühle mich ebenfalls übergangen."
"Wegen mir?"
"Ja, Chief, wegen ihnen. Ich bin ein Offizier und ich traue mir auf jeden Fall zu der Chefingenieur der Monitor zu sein. Aber scheinbar nehmen Captain Lewinski, das Oberkommando oder wer auch immer mich nicht wahr, denn anders kann ich mir meine gegenwärtige Karrierestagnation nicht erklären."
O´Brian nickte verstehend. Er hegte absolut keinen Groll gegen Sanchez, im Grunde genommen hatte er Recht. Aber was sollte er sagen? Dass er auch lieber Sanchez den Laden anvertrauen und wieder zurück auf die Erde gegen würde?
"Für uns alle kommt irgendwann die richtige Zeit", munterte er ihn schließlich auf. "Wir müssen uns nur in Geduld üben. Ich danke ihnen für ihre Offenheit und werde nun mich an die Schreibung des neuen Programms machen, wofür ich als Grundlage das Programm von Chief Woil nehme."
Mit dieser Lösung war der Ire recht zufrieden. So ehrte er das Andenken an seine Vorgänger, löschte nicht einfach dessen Ideen und tastete sich Schritt für Schritt an die Crew des Maschinenraumes heran. Vielleicht würden sie so bald besser miteinander klarkommen.
Lichtjahre entfernt saß ebenfalls eine Familie am Essenstisch und wartete darauf mit dem Abendmahl beginnen zu dürfen. Doch in jenem Fall befanden sich das Essen und die Familie auf dem Planeten Betazed und das Wort Familie war möglicherweise etwas zu hoch gegriffen. Es war vielleicht mal eine Familie gewesen, doch nun hatte es dort einige Bewegung durch das Auftauchen eines neuen Mitgliedes gegeben, welches man vorher gar nicht gekannt hatte.
Matt Price saß an dem großen Essenstisch, zu seiner Rechten Arsani, links seine Frau Ewala und ihm gegenüber seine neuen Geschwister Arlon und Tenaa. Da keiner von ihnen sich der Peinlichkeit hingeben wollte den anderen anzustarren blickten sie alle auf die Mitte des Tisches, wo eine köstliche Mahlzeit stand. Dampfender risanischer Reis und dazu ein köstlicher betazoidischer Truthahn, dessen authentische Zubereitung Stunden in Anspruch genommen hatte. Alles für ihn, den neuen in der Familie.
"Nun, Matthew, " fragte Ewala, nachdem sie ein Teil des Essens auf seinen Teller bugsiert hatte, "was machen sie eigentlich beruflich?"
"Sie können mich ruhig Matt nennen", erklärte der Commander seiner Stiefmutter (?) höflich.
"Wieso sollte ich dies tun?"
"Weil es mein Spitzname ist?"
"Ihr was?"
"Schatz", erklärte Arsani seiner unwissenden Frau freundlich, "ich habe dir doch gesagt, dass Matt zur Hälfte ein Mensch ist. Bei ihrer Spezies ist es üblich Abkürzungen oder Kosenamen zu benutzen, die je nach Art leicht oder schwer von ihrem Geburtsnamen abweichen können."
"Ach ja, ich erinnere mich wieder. Nun, es ist dein gutes Recht so genannt zu werden wie du es gerne möchtest. Also Matt, was machst du beruflich?"
"Ich bin bei der Sternenflotte", erklärte der Halbbetazoid, dem dieses steife Prozedere alles andere als gefiel.
"Auf welchem Schiff denn?" fragte sein Halbbruder Arlon, der tatsächlich eine leichte Ähnlichkeit zu ihm aufwies.
"Darüber darf ich nicht sprechen. Dies ist geheim."
"Wie aufregend!" frohlockte die schöne Tenaa, die ganz nach ihrer Mutter kam. "Wie im Film!"
"Na ja, es ist nicht immer so aufregend, wie es sich anhören mag. Aber ich liebe meine Aufgabe, " gab Price lächelnd zu und für einen kurzen Moment taute er innerlich auf.
"Sag mal", fragte Ewala, "wie lange kennst du Arsani schon?"
"Nicht sehr lange. Ein Jahr denke ich, möglicherweise noch weniger."
"Ah, da haben wir ja etwas gemeinsam. Wir wussten bis vor kurzem auch nicht von deiner Existenz, " entgegnete die Ehefrau des Diplomaten giftig und warf einen vernichtenden Blick auf ihren Ehemann.
"Ewala, bitte!" meinte Arsani streng, "dies ist der falsche Zeitpunkt für das."
Unmittelbar im Anschluss an diese eigentlich als Schlichtung gemeinten Worte erhob sich die Ehefrau wütend und keifte los:
"Es ist nie der richtige Zeitpunkt, Arsani! Du kannst mit Parteien sprechen, die seit Generationen verfeindet sind, aber deiner Ehefrau kannst du nicht die einfachsten Sachverhalte erklären."
Die Stimmung kippte innerhalb weniger Sekunden. Matt und seine Halbgeschwister blickten sich mulmig an, ihn wurde bewusst, was nun auf die Familie zukam. Ein handfester Ehekrach.
"Wie zum Beispiel?" fragte Dr. Dr. Parul und trotz seiner überwältigenden Contenance begann er ebenfalls die Geduld zu verlieren.
"Tu doch nicht so! Erkläre doch mir und deinen Kindern mal, wieso du trotz unserer angeblich so intakten Ehe mit einer Fremden rumgevögelt hast!"
"Hey!" fuhr Matt, dem diese Wortwahl in Bezug auf seine Mutter, ganz und gar nicht gefiel.
"Liebes, es ist nun schon so lange her; es war ein Ausrutscher."
"Wie bitte?" rief Matt und sprang ebenfalls auf. Auch er ließ sich von der geladenen Atmosphäre anstecken. "Ein Ausrutscher? Ich war ein Ausrutscher?"
"Ja... und Nein", stammelte der angesehene Diplomat. "Matt, du musst doch einsehen, dass deine Geburt alles andere als geplant war."
"Und dennoch stehe ich hier! Ich habe ein Leben geführt, geliebt und gelitten, weil du mich gezeugt hast. Dennoch besitzt du die Frechheit mich als Ausrutscher zu bezeichnen? Dann hättest du mich genauso gut abtreiben können."
"Das wäre doch illegal gewesen!" ereiferte sich Arsani, dessen Familie inzwischen zu Schaulustigen degradiert worden war.
"Das ist Ehebruch auch!" schrie Price und verließ im Anschluss das Haus seines Vaters. Weitaus schlimmer hätte der Abend wohl nicht enden können.
Alles war für das große Tribunal vorbereitet worden. Sicher, offiziell war dies nicht die richtige Bezeichnung für das, was im abgesperrten Casino der Monitor stattfinden sollte, aber nur weil eine Sache keinen Namen trug hieß dies noch lange nicht, dass es nicht existierte. Danny Bird wartete geduldig an einem Tisch auf den Beginn der Befragung, sein Kommandant Captain Lewinski hatte als sein Rechtsbeistand neben ihm Platz genommen. Sehr zu seinem Unwillen musste John erkennen, dass sich sein Sicherheitsoffizier scheinbar schon aufgegeben hatte. Mit hängendem Kopf und ausdruckslosem Gesicht starrte er vor sich hin, wie ein Mann, der auf seine Hinrichtung wartete. Endlich betrat Commander Elena Kranick, die Ermittlerin des Sternenflottenoberkommandos, das Casino und setzte sich ohne Umschweife auf den Platz Bird gegenüber. Sie sah ihn direkt an, mit fast schon hasserfüllter Miene, die Zweifel an ihrer angeblichen Objektivität aufkommen ließ.
"Lieutenant, sind sie bereit mir einige Fragen zu beantworten?" fragte sie förmlich und statt eine verbale Antwort von sich zu geben nickte der junge Mann nur. Unmittelbar im Anschluss stellte Kranick ein kleines Aufzeichnungsgerät auf, um den ganzen Vorgang für die Akten zu dokumentieren.
"Dies ist Commander Elena Kranick", nahm die Frau routinemäßig auf, "ich führe eine Befragung von Lieutenant Danny Bird auf Weisung des Sternenflottengeheimdienstoberkommandos durch. Ebenfalls im Raum anwesend ist sein kommandierender Offizier Captain John Lewinski. Lieutenant Bird, ich werde ihnen nun einige Fragen stellen. Ich bitte sie, sie ohne Umschweife und wahrheitsgemäß zu beantworten. Haben sie mich verstanden?"
"Ja", antwortete Bird kurz und knapp und wich dem Blick der Ermittlerin aus.
"Ich möchte sie an dieser Stelle noch einmal daran erinnern, dass es sich hier um ein neutrales Ermittlungsverfahren handelt. Sie stehen hier nicht vor Gericht und ich besitze keine vorgefertigte Meinung über sie. Es besteht also kein Grund zur Beunruhigung."
Diese Worte klangen in den Ohren von Captain Lewinski wie blanker Hohn, dennoch vermied er es sich zu diesen Ausführungen zu äußern. Würde er nun schon einschreiten, so sähe es für Kranick so aus als wolle er diese Untersuchung aus irgendeinem Grund behindern.
"Lieutenant Bird, bitte nennen sie uns doch kurz ihre Aufgabe in der Sternenflotte, " begann Commander Kranick mit der Befragung.
"Ich diene an Bord eines Schiffes, welches dem Sternenflottengeheimdienst untersteht.
Der Name dieses Schiffes lautet USS Monitor und steht unter dem Kommando von Captain John Lewinski. Ich bin der taktische Offizier dieses Schiffes und leite gleichzeitig die Sicherheitsabteilung."
"Aufgrund ihres Führungspostens besitzen sie also Zugang zu sensiblen Informationen?"
"Jeder, der für den Geheimdienst arbeitet, besitzt Zugang zu brisantem Material..."
"Antworten sie einfach mit Ja oder Nein!" unterbrach ihn der Commander barsch.
"Ja, ich besitze Zugang zu solchen Informationen", antwortete Danny mutlos.
"Waren sie im Krieg gegen das Dominion dabei?"
"Wer war dies nicht?"
"Ja oder Nein, Lieutenant!"
"Ja", antwortete Bird noch kleinlauter als vorhin.
"Ein schrecklicher und verlustreicher Krieg?"
"Ja, das war er."
Obwohl er ganz genau wusste, wohin die Befragung führen würde, griff Lewinski nicht ein. Wie auch? Er durften unter keinerlei Umständen den Eindruck aufkommen lassen er verschließe sich einer objektiven Befragung, nur weil er Angst um einen Freund hatte. Doch war dieses Verhör überhaupt objektiv? Die Fragen Kranicks waren scharf und fordernd, stellten auf ihre Art und Weise schon eine ganz persönliche Meinung dar.
"Viele gute Offiziere und Kameraden verloren ihr Leben, darunter auch Freunde", philosophierte Elena Kranick weiter und ließ ihre ganz persönlichen Eindrücke in die Fragen mit einfließen.
"Ja."
"Sie hatten Angst um ihr Leben."
"Ja, wer hat dies im Krieg denn nicht?"
"Ich verstehe sie, Lieutenant, auch wenn sie es mir nicht glauben wollen: ich verstehe sie gut!
Die Fragen wurden zu einem Damoklesschwert, welches sich langsam über Danny positionierte. Bald würde es herunterschnellen und ihm den Kopf abschlagen, davon war Lewinski felsenfest überzeugt.
"Sie sehen so viele Personen um sich herum sterben, erleben schreckliche Dinge, tun schreckliche Dinge, " fuhr Commander Kranick fort. "Sie kriegen Angst um ihre Zukunft.
Und dann wurden sie von einem Vorta angesprochen."
"Ich weiß es nicht", antwortete Bird kleinlaut.
"Was habe ich ihnen vorhin gesagt? Sie sollen einfach mit Ja oder Nein antworten! So schwer ist das doch gar nicht!"
"Ich kann diese Frage nicht beantworten, da ich mich nicht daran erinnere von einem Vorta angesprochen worden zu sein."
"Sie leugnen also?"
"Ich weiß nicht, ob ich leugnen kann!" fuhr es aus Danny heraus und zum ersten Mal erhob sich seine Stimme im Zorn. "Mir wurde vor kurzem vom Dominion mitgeteilt ich wäre während des Krieges von ihnen rekrutiert worden."
"Sie erinnern sich also doch!"
"Nein, ich erinnere mich daran nicht! Mir wurde es nur gesagt, ob es der Wahrheit entspricht weiß ich selbst doch gar nicht."
Die Ermittlerin sah ihn scharf an, in ihren Augen sah man deutlich, was sie von dieser ganzen Sache hielt: sie hielt Danny Bird für einen Lügner.
"Ich habe den Bericht Captain Lewinskis schon einmal gelesen, aber bitte geben sie mir doch noch einmal in ihren eigenen Worten wieder, wie sich der Sachverhalt für sie darstellt."
Bird holte einmal tief Luft, versuchte die vergangenen Ereignisse noch einmal zu rekapitulieren und erklärte dann:
"Aufgrund eines Rückholmechanismus, den man mir implantiert hatte, stahl ich ein Shuttle und flog zu einem ganz bestimmten Ort im Gamma-Quadranten, der sich als Stützpunkt des Dominions herausstellte. Dort erwartete mich ein hochrangiger Vorta, der mich seinen Aussagen nach schon erwartet hatte. Ihm zufolge wäre ich während des Krieges zum Dominion übergelaufen und bot mich als Doppelagent an. Um die Tarnung authentisch zu machen implantierte man mir eine neue Erinnerung, eine zweite Persönlichkeit, die bis heute noch aktiv ist. Eine Löschung dieses Programms und die damit verbundene Rückkehr zu meinem alten Wesen lehne ich bisher ab."
"Aus welchem Grund?"
"Weil ich Angst vor dem Danny Bird habe, der diese Tat begangen hat."
"Diese Tat", schlussfolgerte Kranick und fragte, "halten sie sie für Verrat?"
Lewinski schluckte angesichts dieser Worte, denn er konnte sich ganz genau denken, was sein Sicherheitsoffizier nun antworten würde.
"Ja, es ist Verrat", gab er zu.
"Wir müssen an dieser Stelle jedoch bemerken", schaltete sich der Captain nun endlich ein, der das Abwarten nicht mehr ertragen konnte, "dass der Danny Bird, der vor uns sitzt, nicht der Mann ist, der zum Verräter wurde. Wie uns das Dominion glaubhaft versichert hat, und dies zeigen auch unsere eigenen medizinischen Untersuchungen, hat der Lieutenant eine gänzlich andere Persönlichkeit implantiert bekommen."
"Wie meinen sie das?" fragte Commander Kranick und ihr war deutlich anzumerken, dass sie seinen Worten keinen Glauben schenkte.
"Der alte Danny Bird war ein gebrochener Mann, dessen innere Einstellung trostlos war. Seine Moral und Arbeitseinstellung befand sich im Keller und machte den Verrat erst möglich. Der Lieutenant hier ist das exakte Gegenteil: engagiert, mit hohen moralischen Standards ausgestattet und ein fabelhafter Offizier."
"Mein Leben ist eine Lüge", murmelte der Sicherheitsoffizier und Captain Lewinski hoffte er hätte leise genug gesprochen, damit dieser unsinnige Satz nicht aufgezeichnet worden war.
Die Augen der Ermittlerin sprachen jedoch Bände. Sie musste keinen weiteren Satz mehr sagen, um klarzumachen, dass sie Danny für einen Verräter hielt.
"Sagen sie Captain, " fragte sie mit einer beeindruckenden Finesse, "wenn wir eine DNA-Probe nähmen, würden wir dann diesen Mann als Lieutenant Danny Bird identifizieren?"
"Auf jeden Fall", antwortete der Kommandant wahrheitsgetreu.
"Und wenn wir diese Probe mit einer alten vergleichen würden, was wäre unser Ergebnis?"
"Ich denke wir kämen zu dem Schluss, dass beide Proben identisch sind."
"Was uns zu der Aussage verleiten würde, " schlussfolgerte der Commander, "dass es sich um ein und dieselbe Person handeln würde: Lieutenant Danny Bird."
"Ja", gab John zähneknirschend zu und erkannte die Falle, in die er getappt war.
Triumphierend lehnte sich Commander Kranick zurück und lächelte ihre Gegenüber kalt an.
"Lieutenant Bird, ich habe keinen Zweifel daran, dass sie die höchsten Ideale verraten haben, die wir geschworen haben mit unserem Leben zu verteidigen. Genau dies wird in meinem Bericht an das Oberkommando stehen und ich versichere ihnen es wird Konsequenzen geben."
Mit diesen dramatischen Abschlussworten rauschte Kranick aus dem Casino und in ihr Quartier. Frustriert blickte der Captain zu Danny und musste zu allem Überfluss feststellen, dass der Lieutenant alles andere als überrascht war. Er hatte sich schon aufgegeben.
Er war lange Zeit nicht mehr auf seinem Heimatplaneten gewesen und es war ihm auch nicht beschieden gewesen eine all zu lange Zeit zu Hause zu verbringen. Jozarnay Woil saß in einem privaten Reiseshuttle und beobachtete, wie die Sterne als Schlierenmuster an seinem Cockpitfenster vorbeifolgen, ein untrügliches Zeichen für den Warpflug. Antos hatte er vor wenigen Stunden wutentbrannt verlassen, ohne sich all zu groß von seinen Eltern zu verabschieden. Er war im Zorn gegangen, immer noch wütend über die Richtung, die das Gespräch bei Tisch genommen hatte. Eine Überreaktion seinerseits, möglicherweise, aber er hatte einfach keine Lust mehr. Seine Toleranz gegenüber dem Universum und seinen widrigen Umständen hatte einen neuen Negativstand erreicht und er hatte nur noch weggewollt. Weg von seinen Eltern, die sowieso nicht verstanden, weg von seinen Problemen, die ihn sowieso einholen würden und weg von der Zukunft, die ihm dennoch unweigerlich bevorstand. Durch seinen Kreislauf zirkulierte eine kürzlich injizierte Menge an Ketracel-White, die in wenigen Minuten diese depressiven Gedanken vertreiben sollten.
Ihm gingen langsam die Rationen aus und es galt sich Gedanken zu machen wie er an Nachschub gelang. Keine leichte Aufgabe, wenn man keine Arbeit und dadurch kein regelmäßiges Einkommen besaß. Doch irgendwie würde der ehemalige Chief schon einen Weg finden, um seine Sucht zu finanzieren.
Die Abgeordneten des Romulanischen Imperiums fanden sich nach der kurzen Essenspause, die jedem gestattet war, nach und nach wieder in den prächtigen Hallen des Wiederaufgebauten Senats ein. Langsam, aber stetig, füllten sich die Sitzreihen wieder, damit man dem nächsten Punkt auf der Tagesordnung lauschen konnte. Nun endlich war die Zeit für Tek´lor gekommen seinen Vorschlag zu unterbreiten. Bedächtig und langsam, fast schon majestätisch näherte er sich dem Podium und legte sich seine wenigen Notizen zurecht.
Kurz wartete er, bis der Lärm auf ein erträgliches Mindestniveau herabgesunken war, dann setzte er an:
"Verehrte Abgeordnete, liebe Kollegen!
Ich spreche heute zu euch, da ich meine eine Lösung für ein Problem gefunden zu haben, welches dieses ehrenwerte Haus schon länger beschäftigt. Es ist eine Frage, dessen Beantwortung auf den ersten Blick nicht sehr dringlich erscheint. Beim näheren Hinsehen erkennt man jedoch, dass damit auch unzweifelhaft das Ansehen unseres großen Sternenreiches verbunden ist. Seit Monaten nun ereilen uns die Nachrichten vom Planeten Talar, der ehemaligen Hauptwelt der Talarianischen Union, welche seit Kriegsende Teil unserer Imperiums ist. Obwohl der Krieg schon ein halbes Jahr vorbei ist herrscht auf Talar immer noch Chaos. Ein Guerilla-Krieg wird gegen unsere Truppen geführt; ein Kampf Mann gegen Mann. Zu Beginn wollten wir uns nicht eingestehen, dass so etwas möglich ist, doch immer wieder erreichen die Talarianer nennenswerte Siege. Das Terrain ist ihnen bekannt und die neue Untergrundtaktik passt viel besser zu ihrer unterlegenen Technik als der offene Kampf. Die Opfer dieses Krieges, der täglich durch Anschläge und Vergeltungsmaßnahmen durchgeführt wird, ist die leidende Zivilbevölkerung Talars. Millionen Talarianer sind durch unser Bombardement des Planeten mit Antimaterie-Waffen ums Leben gekommen; eine Tat, die wir aus heutiger Sicht kurzsichtig nennen können. Denn der massive Einsatz unserer Kernwaffen hat die Ökologie Talars völlig zerstört. Ein nuklearer Winter ist ausgebrochen, dessen dichte Wolkenschicht in der Stratosphäre kaum Sonnenstrahlen durchlässt. In Folge dessen können keine Pflanzen und Getreide gedeihen, auch die Arbeit gestaltet sich durch die dauerhafte Kälte mehr als schwierig. Viele öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Schulen wurden zerstört, Seuchen breiten sich aus und raffen nur noch mehr Zivilisten hin.
Viele von ihnen werden nun sagen: die Talarianer sind der Feind, sie haben es verdient.
Doch ich bitte sie alle noch einmal über die Konsequenzen nachzudenken. Unser Ansehen bei den außerirdischen Regierungen schwindet zusehends, denn wir sind nicht in der Lage ein Massensterben zu verhindern. Wir brauchen aber mehr denn je wieder den Anschluss an die interstellare Gemeinschaft!
Daher mein Vorschlag: trotz unserer strengen Blockade sollten wir es außerirdischen und interstellaren Hilfsorganisationen erlauben nach Talar zu kommen. Sie können Lebensmittel mitbringen, ärztliche Versorgung sicherstellen und Hilfsprojekte starten. Solange kein außerirdischer Soldat seinen Fuß auf diese besetzte Welt setzt und damit nicht unsere Position dort unterminiert, sehe ich darin keine Gefahr. Bitte überlegen sie gut, morgen wird eine Abstimmung stattfinden. Entscheiden sie richtig!"
Glücklich trat Tek´lor vom Rednerpult herunter und begab sich wieder zu seinem Platz. Ja, seine Rede hatte genau den richtigen Ton getroffen und die Probleme, sowie ihre Lösungen, angesprochen. Der Romulaner hatte keinen Zweifel, dass die morgige Abstimmung zu seinem Gunsten ausfallen würde.
Als das Gesicht der gewünschten Person auf dem Kommunikationsbildschirm erschien, entbrannte in Captain Lewinskis Geist wieder eine Sturmflut an Emotionen. Die zeitgenössische Literatur sprach immer vom geliebten Bruder, doch John war sich alles andere als sicher, ob dieses Attribut auch auf Martin zutraf. Irgendwie liebte er seinen jüngeren Bruder immer noch, jedoch nicht auf die gleiche, hingebungsvolle Art und Weise, wie es andere Geschwister taten. Auch Martin Lewinski schien überrascht zu sein, als er seinen älteren Bruder auf dem Bildschirm erkannte.
"Die Frequentierung deiner Anrufe hat sich dramatisch erhöht", meinte Martin und verzichtete wie auch schon bei den letzten Malen auf eine Begrüßung. "Erst sprechen wir jahrelang nicht miteinander und nun schon das dritte Mal innerhalb kürzester Zeit. Man könnte meinen du hast was auf dem Herzen."
Angesichts dieser offen zur Schau getragenen Ironie konnte John nur den Kopf schütteln.
"Du nimmst das immer noch sehr leicht hin, oder? Vaters Tod, meine Versuche Kontakt zu dir aufzunehmen und mein Entsetzen darüber, was du beruflich machst... es juckt dich gar nicht."
"Sollte es denn?" entgegnete Martin gehässig.
"Wir sind vom selben Blute, Martin..."
"Soll dies auch beinhalten, dass wir dieselbe Meinung haben, Bruderherz? Du bist der Raumschiffcaptain geworden, ich der Waffenhändler. So ist nun mal der Lauf der Dinge. Ich finde du solltest dies akzeptieren."
"Es lässt sich für jemanden wie mich nun mal nicht akzeptieren, dass der Bruder ein Krimineller ist. Was ist, wenn du eines Tages im Gefängnis landest?"
"Machst du mir etwa ein Angebot? Hilfe, um der Strafverfolgung zu entgehen? In deiner Position kommst du sicher an lukrative Informationen."
Die Worte seines Bruders schockten den Kommandanten. Auch bei diesem Versuch schien Martin Lewinski keinerlei Interesse zu besitzen zur Vernunft zu kommen oder zumindest ein ernsthaftes Gespräch zu führen.
"Ich sehe dies bringt nichts", stellte John resigniert fest.
"Endlich sind wir uns einig. Wirst du nun aufhören mich zu belästigen?" fragte Martin und er schien seine Worte tatsächlich so zu meinen. Doch irgendwie weigerte sich der älteste Lewinski dies zu glauben.
"Dies kann ich nicht!" erwiderte John und diesmal war er es, der die Sprechverbindung unterbrach. Immer noch ging er ohne jeglichen Plan an diese Gespräche heran. Er musste sich einen anderen Weg überlegen, um seinen Bruder aus der Reserve zu locken. Doch dies würde ihm gelungen. Irgendwann.
Anders als sein ehemaliger Kollege hatte es Matt Price nicht vorgezogen nach dem Familienstreit das Weite zu sehen. Stattdessen befand er sich im weitläufigen und berühmten Stadtpark der Hauptstadt von Betazed und beobachtete den dunklen Nachthimmel. Deutlich war der Mond zu sehen und irgendwo zirpten einige Insekten. Es war ein wundervoller Ort, der Geruch der Blumen lag wohltuend in der Luft. Hierhin hatte sich der erste Offizier zurückgezogen, um mit seinen Gedanken und sich allein zu sein. Stundenlang war er umher gewandert, hatte die Atmosphäre genossen und sich Gedanken um die Zukunft genossen.
Nun hörte er leise Schritte im Gras hinter sich und es war für ihn keine Überraschung Arsani Parul zu sehen, der sich neben ihn stellte und ebenfalls den Mond anstarrte.
"Er ist wunderschön heute Nacht", fand der Diplomat und lächelte.
"Ja, es ist außergewöhnlich", musste selbst Matt zugeben, der eigentlich keinen Sinn für die Kunst hatte.
"Irgendwie habe ich mir schon gedacht, dass ich dich hier finden würde", erklärte der Diplomat und wandte seinen volle Aufmerksamkeit nun seinem Sohn zu.
"Ich war erst einmal vorher auf diesem Planeten gewesen, na gut zweimal, und dennoch hatte es mich magisch an diesen Ort gezogen, " gab Price freimütig zu.
"Auch ich komme oft hierher, wenn ich über komplizierte Sachverhalte nachdenken muss", gab Arsani freimütig zu. "Vater und Sohn, die gemeinsam den selben Ort aufsuchen."
"Ob wir noch andere Gemeinsamkeiten besitzen? Ich weiß es nicht."
Traurig blickte Parul nun seinen wieder entdeckten Sohn an. Es war so schwer die richtigen Worte zu finden, doch gab es sie überhaupt?
"Es tut mir Leid wegen der Sache mit dem Essen."
"Ach wirklich? Du kannst froh sein, ich bin bald weg und dann kannst du dich wieder deiner Familienidylle hingeben, " brummte Matt missmutig.
"So solltest du die Sache nicht sehen", entgegnete Arsani, "ich habe meine Ehe einer erheblichen Gefahr ausgesetzt, als ich von dir erzählte. Immerhin musste ich zugeben, dass ich eine Affäre hatte."
"Für einen Mann wie dich, der in der Öffentlichkeit das Bild einer perfekten Familie repräsentiert, müssen das harte Zeiten sein."
"Ach, die Öffentlichkeit und die Medien sind mir doch egal! Viel wichtiger bist du mir!"
Über diese Worte war der Halbbetazoid mehr als überrascht. Meinte sein Vater es doch ernst mit ihm?
"Wie geht es deiner Mutter?" fragte Arsani traurig.
"Sie verleugnet dich. Anscheinend nimmt sie es dir immer noch übel, dass du damals einfach verschwunden bist."
"Ja, dies war ein Fehler von mir gewesen. Überhaupt diese ganze Affäre war sehr unglücklich."
"Sie hat dich geliebt, Arsani!" erklärte Price seinem Vater.
"Und ich habe sie geliebt, Matt, nur nicht auf die selbe Art und Weise. Deine Mutter ist ein ganz besonderer Mensch und sie nimmt immer noch einen gewissen Stellenwert in meinem Herzen ein, aber ich habe ein Familie... wenn ich auch nicht mehr weiß wie lange."
"Wie meinst du das?"
"Ewala und ich streiten immer öfters. Nun ja, ich denke dies ist nur natürlich angesichts dessen, was sie erfahren hat. Ich möchte meine Ehe retten, aber ich weiß nicht, ob sie ebenso denkt."
Diese Situation lastete schwer auf dem Diplomaten, der schon so viele Krisen gemeistert hatte. Ihm war deutlich anzusehen, dass er es ernst meinte, was er sagte. Er liebte sein Frau und wollte sie auf keinen Fall verlieren.
"Es tut mir leid für dich", meinte Matt und sprach damit die Worte aus, von denen er niemals gedacht hatte, dass er sie aussprechen würde. "Es ist schon komisch."
"Was?"
"Ich habe immer gedacht, dass ich meinen Erzeuger hassen würde. Den Mann, der meine Mutter im Stich gelassen hat. Doch wenn ich hier in deiner Nähe bin fühle ich mich so... wohl."
"Matt, " meinte der alte Mann fürsorglich und schaute ihm fest in die Augen, "egal wie dumm die Affäre mit deiner Mutter damals gewesen sein mag: ich bin immer noch glücklich darüber, was für einen Sohn ich bekommen habe. Ich mache zwischen dir und meinen anderen beiden Kindern keinen Unterschied. Du bist ein Teil meines Herzens."
Statt einer Antwort schluckte Matt nur. Er konnte nicht glauben, was eben vor sich ging. Er war sogar bereit seinem Vater für seine Fehler und all die Jahre der Abwesenheit zu vergeben.
"Ich denke wir sind die ganze Sache zu schnell angegangen", meinte Arsani Parul
schließlich. "Erst einmal sollten wir beide uns kennen lernen und dann kriegen wir meine Familie auch noch unter."
Mit diesem Vorschlag konnte Matt sich anfreunden. Lachend schlang er seinen Arm um seinen Vater und wanderte mit ihm noch stundenlang durch den duftenden Garten. Er schien endlich seinen Frieden gefunden zu haben und ihm wurde noch einmal klar, wie wichtig ihm seine eigene kleine Tochter war. Vielleicht würde die Zukunft ja wirklich besser werden.
"Herein!"
Die Stimme war nicht freundlicher geworden, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten und dies war wirklich nicht lange her. Captain Lewinski betrat das Quartier von Commander Elena Kranick und sah, wie die Frau an ihrem kleinen Tisch saß und einen Bericht tippte.
Der Inhalt jenes Schreibens war nicht schwer zu erraten.
"Haben sie nun ihren Willen?" fragte Lewinski direkt. Er wollte immer noch nicht den Ausgang dieses Verhörs akzeptieren und startete einen letzten Anlauf, um die Karriere Danny Birds zu retten. Wenn der Lieutenant dies nicht selbst tun konnte oder wollte, so musste ihm sein Vorgesetzter unter die Arme greifen.
"Es ging hier niemals um meinen Willen", antwortete Kranick kühl und ohne von ihrem Bericht aufzusehen, "sondern einfach nur um die Wahrheit."
"Vielleicht eher um die Wahrheit, so wie sie sie sehen?"
"Was meinen sie?"
"Ihr Urteil stand von vorneherein fest, " erklärte der Captain. "Die ganze Befragung war doch nur dazu da, um den offiziellen Teil zu komplettieren. Tief in ihrem Innersten wissen sie, dass Lieutenant Bird niemals ein anderes Urteil als Schuldig ereilen konnte."
Nun endlich blickte die Sonderermittlerin von ihrem Bericht auf und blickte den Captain scharf an, entsann sich dann wieder der vorgesetzten Stellung des Captains und setzte ein leicht neutraleres Gesicht auf.
"Er beging Verrat", wiederholte sie noch einmal und ließ keinen Zweifel an ihrer Meinung.
"Woher kommt das?"
"Was meinen sie?"
"Ihr Engagement in dieser Sache", erklärte John, "ihr Ehrgeiz Danny überführen zu wollen. Was spielt sich in ihnen ab, was sie veranlasst so hartnäckig zu sein."
"Die Gerechtigkeit", entgegnete Elena Kranick.
"Da ist noch etwas, ich sehe es ganz deutlich in ihren Augen."
"Sie sehen mehr als da tatsächlich ist."
"Raus mit der Sprache!" polterte der Captain, der sich auf der richtigen Spur wähnte. Immer mehr schien der Commander die Selbstsicherheit zu verlieren und etwas anderes kam zum Vorschein: eine verletzte Frau.
"Ich hasse Verräter", gab sie zu.
"Das tun wir alle", bestätigte Lewinski sie und schlug nun einen sanfteren Ton an. "Sie stehen im Gegensatz zu dem, wofür wir eintreten. Sie erschwindeln sich ein besseres Leben, während andere dafür arbeiten und kämpfen."
"Und sie sind schuld am Tod", ergänze Kranick mit zittriger Stimme.
"Welchem Tod?" fragte Lewinski, der nun endgültig sicher war, dass hier mehr im Busch war.
"Der meiner Freunde... meines Ehemannes."
"Das tut mir leid zu hören", antwortete der Kommandant ehrlich. "Was ist geschehen?"
Es dauerte einige Zeit, bis die Frau in der Lage war die Erklärung zu liefern. Sie kämpfte mit sich, suchte die passenden Worte und gab schließlich ihre Zurückhaltung auf.
"Aufgrund des Verrates des ersten Offiziers wurde die USS Taipeh während des Krieges auf einer Infiltrationsmission entdeckt und zerstört. Es gab keinerlei Überlebende. Mein Mann hatte auf dem Schiff gedient und fand wie alle anderen den Tod. Den Überläufer hat man bis heute nicht gefunden."
"Und sie sehen in Danny Bird jenen Mann?"
"Nein, " widersprach ihm Elena, "aber ich möchte verhindern, dass noch einmal so etwas passiert. Diese Menschen müssen bestraft werden."
"Dies sehe ich ganz genauso! Aber bei Lieutenant Bird liegt der Fall so anders... in gewisser Weise ist er schon bestraft, denn er muss nicht nur mit dem Wissen leben, dass er einmal ein völlig anderer Mensch gewesen ist, nein sein ursprüngliches Wesen ist unterdrückt und wird nie wieder zum Vorschein kommen. Ist dies nicht Strafe genug für jemanden, dessen jetziges Ich sich nie etwas zu Schulde hat kommen lassen?"
Lange schaute Commander Kranick ihn an und wog ihr Urteil sorgsam ab. Was sollte sie tun? Was hatte sie getan? War sie wirklich dabei eine Person stellvertretend zu verurteilen, jemanden, der schon genug litt?
"Sie sagen Lieutenant Bird bereut?"
"Er bereut die Tat eines anderen", erläuterte John ihr mit sanfter Stimme. "Für ihn ist es so, dass eine gänzlich andere Person dieser Verräter gewesen ist und er ist ein so gewissenhafter Mensch, dass ihn dieses Wissen beinahe auffrisst. Was er nun braucht ist die Hilfe seiner Freunde. Bestraft wurde er schon und zwar durch sein eigenes Gewissen."
Langsam drehte sich die Ermittlerin herum und hob das Datenpadd hoch, zeigte es John Lewinski, der einen langen Text darauf erkannte. Mittels zwei einfachen Tastenklicks löschte sie den gesamten Text.
"Sieht so aus, als müsse ich noch einmal neu anfangen", meinte Kranick leise und erntete dafür von Captain Lewinski stumme Blicke des Dankes.
Die Luft hier oben war kühl und windig, was Edward Jellico dazu veranlasste den Kragen seines Mantels aufzuschlagen und in die Weite des Nachthimmels von Paris zu blicken.
Die jahrhundertealte Stadt war immer noch zeitlos schön, ein Meisterwerk der Baukunst und Historie. Der Treffpunkt, den er gewählt hatte, war gleichzeitig verschwiegen und doch exotisch. Wo sonst außer auf dem Eiffelturm konnte man sich in Paris treffen, um das Klischee eines Spions zu vervollkommnen. Edward war allein hier oben, was nicht zuletzt auch sein Verdienst war. Mittels einiger schneller Anrufe hatte er die Besucherpassage schließen und so die Touristen, die in Scharen hier hoch pilgerten, ausladen lassen. Für das folgende Treffen mit seiner Assistentin Josephine brauchte er absolute Ungestörtheit.
Endlich traf die Dame ein und auch ihr war deutlich die Kälte anzusehen, denn auch sie hatte sich in einen dicken Mantel eingehüllt.
"Josephine, ich freue mich, dass sie kommen konnten", begrüßte der ehemalige Admiral sie herzlich und umarmte sie.
"Kein Problem. Es ist nicht das erste Mal, dass wir uns zu nachtschlafender Zeit treffen."
"Dies ist wohl war, " stimmte Jellico ihr zu und blickte erneut auf die Stadt hinaus. "Der Ausblick ist atemberaubend."
"Ja, sie haben Recht. Nach all den Jahren hat diese Stadt immer noch nichts von ihrem Reiz verloren."
"Sind sie sich der Entstehungsgeschichte des Eiffelturms bewusst?" fragte Edward beiläufig.
"Selbstverständlich. Er wurde 1899 für die Weltausstellung errichtet und sollte ursprünglich ein Jahr später wieder abgerissen werden. Die Pariser meinten damals er verschandele das Stadtbild."
Edward lächelte angesichts dieser Ironie.
"Ja, so kann man sich irren", antworte er.
"Mr. Jellico, ich freue mich zwar immer wieder über unsere Treffen, aber ich denke kaum, dass wir hier hoch gekommen sind, um den historischen Wert dieses Bauwerkes zu besprechen?"
Wie immer traf Bujold den Nagel auf den Kopf. Was für eine scharfsinnige und intelligente Frau sie doch war! Personal wie sie war so unglaublich schwer zu finden.
"Haben sie Stella Tanner nun gefunden?" fragte Jellico frei heraus.
"Nein, immer noch nicht."
"Sie klingen genervt."
"Meinen sie?" entgegnete Josephine Bujold und wirkte auf einmal sehr nervös.
"Ja, das denke ich. Man könnte fast meinen sie widmen dieser Aufgabe nicht mehr allzu große Aufmerksamkeit."
"Nein, die ist nicht wahr. Ich führe alle ihre Wünsche bis ins kleinste Detail aus, " korrigierte seine Assistentin ihn.
"Aber?"
Kurz räusperte sich die junge Frau und überlegte, was sie sagen sollte. Dann wurde ihr schlagartig klar, dass sie verloren hatte. Egal was sie nun sagen würde, ihre Zeit bei
Sektion 31 war vorbei. Sie kannte Edward Jellico lang genug um diese Einschätzung treffen zu können. Schadete es dann noch einmal ein letztes Mal die Wahrheit auszusprechen?
"Ich denke sie begehen einen gefährlichen Fehler."
"Bitte erklären sie das!" forderte sie der alte Mann auf und zeigte tatsächlich ehrliches Interesse.
"Erinnern sie sich noch daran, was sie über Nathan Sloan sagten? Wieso sie seine Führung kritisierten? Sie meinten nach dem Tod seines Vaters habe er die Sektion zu seinem privaten Feldzug missbraucht. Es ging nur noch um die Rache, nicht mehr das Wohl der Föderation."
"Dies ist korrekt, das glaube ich immer noch", bestätigte Edward sie mit neutraler Miene.
"Und sie?"
"Wie meinen sie das, Josephine?"
"Sehen sie sich an? Ihre dringlichste Frage lautet jeden Morgen, ob man Stella Tanner gefunden hat. Es ist ihr Ziel Rache für die Ermordung ihrer Familie zu nehmen.
Ein legitimes Ziel, aber sie können dazu nicht die Organisation benutzen."
"Sie irren sich leider", korrigierte Jellico, "ich will keine Rache, sondern Sicherheit.
Stella Tanner ist ein Feind der Sektion 31, sie will uns ins Chaos stürzen. Daher muss sie gefunden und eliminiert werden."
"Sie verdrehen die Wahrheit. Sie sind Nathan Sloan geworden, " stellte Bujold abschließend fest und lehnte sich damit sehr weit aus dem Fenster. Aber wieso sollte sie nicht zum Abschluss noch einmal etwas riskieren.
Jellico schüttelte angesichts dieser Worte, die er nicht wahr haben wollte, den Kopf.
Wieso hatte alles so weit kommen müssen? Verstand sie denn nicht, dass dies alles hier nicht in seinem Interesse lag.
"Sie irren sich."
"Dies meinen sie. Und ich weiß, was für Konsequenzen mich erwarten, weil ich nicht mehr auf ihrer Linie bin."
"Sie kennen sich inzwischen aus bei Sektion 31. Ich darf sie dann bitten mich zu begleiten."
"Nein, dies tue ich nicht", entgegnete Josephine starrköpfig und überraschte so ihren alten Vorgesetzten. "Ich möchte mich nicht zum Schafott führen lassen. Nach all der Zeit unserer gemeinsamen Arbeit, dem gegenseitigen Vertrauen, bitte ich sie mir zumindest die Art meines Abgangs zu überlassen."
Lange dachte Edward nach, dann endlich fällte er eine Entscheidung. Was sollte es schon, dies war er Josephine wirklich schuldig. Sie verdiente diesen letzten Respekt.
Er nickte ihr bestätigend zu und langsam begann die Frau ihrer Beine über das Geländer des Eiffelturms zu schwingen. Erst das eine, dann das andere. Nun hielt sie nur noch ihr fester Griff um das Geländer davon ab in die Tiefe zu stürzen. Ein letztes Mal drehte sie sich zu ihm und sagte:
"Denken sie an meine Worte: sie sind Nathan Sloan geworden."
Dann ließ sie los und raste still in die Tiefen des Nachthimmels von Paris. Jellico konnte nicht einmal den Aufprall ihres Körpers auf dem harten Asphalt vernehmen, den er äußerlich regungslos zur Kenntnis nahm. Stück für Stück begannen nun seine Vertrauten um ihn herum zu verschwinden. Dieser Umstand stellte eine neue Erfahrung für den alten Mann dar. Dennoch war er sich sicher: er würde sein Ziel erreichen.
Ende
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based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
produced for TREKNews NETWORK
created by NADIR ATTAR
executive producer NADIR ATTAR
co-executice producer CHRISTIAN GAUS & SEBASTIAN OSTSIEKER
producer SEBASTIAN HUNDT
lektor OLIVER DÖRING
staff writers THOMAS RAKEBRAND & JÖRG GRAMPP and OLIVER-DANIEL KRONBERGER
written by NADIR ATTAR
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"STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
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Quelle: treknews.de
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