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...wir stehen auf Minisalami
  • Monitor - 6x14: Damoklesschwert

    All new episode!
    Auch an diesem Wochenende, dringt die Monitor in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat, um fremde Welten zu entdecken... zumindest in etwa...

    „Die Fähigkeiten einer Zivilisation zeigen sich nicht in der Art, wie sie Krieg führt, sondern darin, wie sie ihn verhindert.“ - Gene Roddenberry

    Was bisher geschah...

    Nachdem die Zahlen auf der Anzeige gänzlich zurückgelaufen waren geschah es. Innerhalb von nur weniger Millisekunden aktivierte das kleine Gerät sein volles Leistungspotential. Eine Leitung nach der anderen wurde mit Energie geflutet und die Temperatur im Inneren stieg um ein Vielfaches an. Eine erste kleinere Detonation setzte nur noch mehr Energie frei, die in einer zweiten, gewaltigeren Explosion kanalisierte. Die ersten Opfer, die direkt neben der Bombe standen, starben sofort, verdampften angesichts der ungeheuren Hitze. Viele andere starben einen weitaus qualvolleren Tod, als sie bei lebendigem Leib verbrannten. Wiederum andere wurden durch die gewaltige Druckwelle hinfort geschleudert und starben an inneren Verletzungen, oder wurden durch herabfallende Trümmerteile begraben. Das Gebäude, in dem die Bombe gezündet wurde, begann an der Westseite zusammenzustürzen und tötete so noch einmal Dutzende von Lebewesen. Sie schrieen und rannten panisch umher, doch einige wenige Unglückliche schafften es nicht sich in Sicherheit zu bringen. Und dann, nachdem der Detonationsknall verhallt war, herrschte für einen kurzen Moment eine gespenstische Ruhe. So als müssten alle erst begreifen, was eben geschehen war, schwiegen für einen winzigen Augenblick alle, bis in einem großen Tornado des Lärms alle Geräusche der Umwelt über einem zusammenbrachen. Alarmsirenen der anrückenden Helfer, Schreie der Verletzen, panische Anwohner, herabfallendes Geröll, all das war zu vernehmen, nach dem ein Teil des romulanischen Senats explodiert war und so eine unheilvolle Ereigniskette in Gang setzte...

    ... „Vielen Dank, dass sie sich alle so schnell hier eingefunden haben“, begrüßte Captain Lewinski seinen Führungsstab und blickte mit möglichst neutralem Gesichtsausdruck in die Reihen seiner Offiziere, als er erklärte: „Es ist heute zu einer grausigen Tragödie gekommen. Offenbar hat ein Anschlag auf den romulanischen Senat stattgefunden.“
    Überrascht und entsetzt blickten sich die Crewmitglieder gegenseitig an und wandten dann wieder den Fokus ihrer Aufmerksamkeit ihrem Captain zu.
    „Es handelte sich um ein Sprengstoffattentat. Wir wissen nicht, wer dafür verantwortlich ist und wo genau die Bombe detonierte, doch es hat Todesopfer gegeben, darunter romulanische Politiker. Da wir nicht die Urheber dieses Attentats kennen hat die Multiplanetare Allianz die Anweisung gegeben, dass jedes Mitgliedsvolk seine Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzen soll, falls uns ein Angriff bevorsteht. Daher sind sie alle wieder auf die Monitor zurückbeordert worden.“

    ... „Verehrte Abgeordnete und Botschafter, “ begann die Romulanerin ihre Rede mit schwerer, melancholischer Stimme, „einige Wochen ist es her seit das Romulanische Imperium durch ein schreckliches Ereignis aufgerüttelt worden war. Viele kostbare Leben sind verloren gegangen, darunter Spitzen der romulanischen Politik. Das romulanische Volk möchte sich an dieser Stelle noch einmal für die viele großzügigen Hilfsangebote der anderen Regierungen bedanken. Auch wenn wir diese Angebote ausgeschlagen haben, so wird diese Geste niemals von uns vergessen werden. Dies ist genau die Art von Zusammenarbeit und Miteinander, die wir mit der Gründung der Multiplanetaren Allianz angestrebt haben. Der Grund für meine heutige Anwesenheit dürfte inzwischen jeder von ihnen mitbekommen haben. Wie angekündigt werde ich ihnen endlich die Drahtzieher dieses schrecklichen Terrorangriffs nennen und hoffentlich gemeinsam mit ihrer Hilfe werden wir Gerechtigkeit walten lassen.
    Bitte richten sie ihre Aufmerksamkeit auf den Videoschirm über mir. In mühevoller Kleinarbeit haben unzählige Mitarbeiter des Tal Shiar die einzelnen Fragmente der benutzten Bombe gesammelt und analysiert. Wie sie deutlich anhand der Markierungen sehen können bestand die Außenhülle der Bombe aus einer speziellen Legierung, die man auf dem Planeten Remus findet. Unsere Analytiker gaben sich jedoch nicht mit dieser offensichtlichen Antwort zufrieden. Zu simpel erschien ihnen die Lösung, dass Remaner für diesen Angriff verantwortlich gewesen sind. Diese Voraussicht sollte sich als weise herausstellen. Die Experten des Geheimdienstes haben tiefgehende Untersuchungen der Bombenstruktur durchgeführt und dabei ein besonderes Augenmerk auf mögliche DNA-Reste gelegt, die möglicherweise zu den wahren Tätern führen könnten. Tatsächlich war diese Suche nach Erfolg gekrönt: nach mehrfachen Widerholungen der Untersuchungen kann für uns feststehen, dass Talarianer die Bombe konstruiert haben. Bitte, bitte lassen sie wieder Ruhe einkehren, damit ich ihnen mehr erklären kann... danke. Ich kann mir gut vorstellen, wie es sich für sie anhört, doch die DNA lügt nicht. In winzigen Ritzen und Rillen der Bombe, an Stellen, die man mit der Hand bearbeitet hat, haben wir talarianische Genrückstände gefunden. Ebenso haben wir winzige Spuren von Erdungen auf der Bombe entdeckt, die von Talar, der Hauptwelt der Talarianischen Union, stammen. Die Attentäter hatten wohl gehofft, dass die gewaltige Explosion diese Rückstände verdampfen lassen würde. Leider, oder glücklicherweise, wie ich aus romulanischer Sicht sagen muss, haben sich die Erbauer geirrt. 
    Genauso so wie sie jetzt, verehrte Abgeordnete, waren wir verwirrt. Was für einen Grund hätten die Talarianer gehabt uns anzugreifen? Trotz unserer kleinen gemeinsamen Grenze hat es so gut wie nie in unserer Geschichte Streitigkeiten gegeben, ganz im Gegenteil, die Zahl der Kontakte war eher rar. Und je länger wir über diese Frage nachdachten, desto mehr rückte die Lösung in weite Ferne. Wir müssen uns einfach der Natur der Talarianer stellen. Es ist ein höchst kriegerisches, aggressives Volk. Ich muss den Föderationsbotschafter nicht an das Leid seiner eigenen Regierung erinnern, als die Talarianer vor knapp 20 Jahren das Galen-System angriffen und die dortigen Siedler erbarmungslos abschlachteten. Damals sagten die Talarianer die Siedler hätten einen ihrer Planeten unrechtmäßig besiedelt. Doch wie realistisch war diese Aussage? Wollten die Talarianer vielleicht einfach nur ihren aggressiven Trieb befriedigen? Liegt es möglicherweise in ihrer Natur andere zu schädigen? Damals hat dies niemand von uns geglaubt, doch wie sieht es heute für uns aus, nachdem wir wissen, wer dieses schreckliche Attentat auf das Herz des romulanischen Volkes durchgeführt hat? Wir Romulaner haben die Talarianische Union immer in Frieden gelassen, uns nie in die internen Angelegenheiten dieses Volkes eingemischt und wie wird es uns gedankt? Mit Mord und Zerstörung. Werfen sie nur einen Blick auf die Sternenkarte, die hinter mir auf den Schirm projiziert wird. Unsere Aufklärer haben eine massive Präsenz talarianischer Kriegsschiffe an der Grenze ausgemacht. Erwarten sie etwa, dass wir die Wahrheit herausgefunden haben? 
    Doch gleichzeitig haben wir auch die Chance ein Zeichen zu setzen, meine Damen und Herren. Hier bietet sich die Gelegenheit, dass der interstellare Völkerbund sich gemeinsam erhebt und eine Linie zieht, die nicht mehr überquert werden kann. Lassen sie uns alle zusammen den Talarianern die Botschaft zukommen, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Wir sind nicht mehr bereit, uns von ihnen töten und terrorisieren zu lassen. Das romulanische Volk, und ich glaube ich spreche hier für jeden von ihnen, möchte doch nur in Frieden leben. Lassen sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass eine solche Tat nie wieder geschehen kann.“

    ... „Was ist geschehen, John?“
    Kurz räusperte sich der Kommandant der Monitor, dann erklärte er:
    „Es ist noch nicht publik gemacht worden, aber der romulanische Prätor ist tot.“

    ... Doch so stand der Invasion nichts im Wege. Hunderte von Warbirds, die tagelang auf der Lauer gelegen und den richtigen Moment abgewartet hatten, enttarnten sich gleichzeitig im Orbit von Talar. Ihre Aufteilung war vorzüglich: eine Gruppe zerstörte die wenigen noch verbliebenen Schiffe, die einen Schutzwall um den Planeten gebildet hatte, eine andere attackierte die Raumstationen und die dritte griff die orbitalen Verteidigungsplattformen an.
    Wie schon während des gesamten Krieges zuvor waren die Talarianer in jeglicher Hinsicht unterlegen. Verzweifelt feuerten sie ihre rückständigen Waffen ab, die zumeist wirkungslos an den Schilden der romulanischen Schiffe explodierten. Ein Kriegsschiff der Talarianer nach dem anderen wurde von der romulanischen Marine auseinander genommen und ihr Hass kannte kein Erbarmen. Die einzelnen Kommandanten der romulanischen Streitkräfte befahlen gar auf die Schutzkapseln zu feuern, die die wenigen überlebenden Talarianer beherbergten. In ihrer Verzweiflung gingen die talarianischen Matrosen sogar so weit mit ihren Schiffen die Warbirds zu rammen, um so zumindest einige Feinde mit in den Tod zu reißen. Niemand von ihnen wollte sterben und keiner hatte Interesse an einem Ruf als Märtyrer, doch sie wussten sich nicht mehr anders zu helfen. Über dreißig romulanische Schiffe wurden in diesem Gefecht, welches über zwölf Stunden dauerte, zerstört, doch dies war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Immer noch blieben Hunderte von weiteren Schiffen, die sich nun in eine bessere Angriffsposition brachten. Jeglicher Widerstand war gebrochen worden und die wenigen Schiffe, die noch übrig waren, versuchten schleunigst das System zu verlassen und so noch einige weitere Personen das Leben zu retten.
    Dann jedoch begann das wahre Grauen. Nachdem die Romulaner sich in Position gebracht hatten begannen sie mit dem schlimmsten Bombardement eines Planeten seit über einhundert Jahren. Mit ihren mächtigen Strahlenkanonen und Quantentorpedos feuerten sie auf die Oberfläche. Jeder einzelne Torpedo hatte die mehrfache Sprengkraft einer Hiroshima-Atombombe und verwüstet ganze Landstriche und Städte im Nu. Unzählige Massen an Staub wurden aufgewirbelt, die in den folgenden Jahren einen nuklearen Winter verursachen und das Überleben auf diesem Planeten in naher Zukunft zu einer Zerreißprobe machen würden. Systematisch wurden erst militärische Anlagen zerstört, eine nach dem anderen, im Anschluss folgten die gewaltigen Städte. Die Talarianer hatten jedoch aus den vorigen Niederlagen hinzugelernt und hatten ihre wichtigsten Würdenträger und Strategen in gewaltige Bunker gebracht, die nicht von den Waffen erreicht werden konnten. Für die Zivilbevölkerung war jedoch nicht genug Platz. Wie auch? Der gesamte Planet konnte nicht in das unterirdische System evakuiert werden und so verbrannten Männer, Frauen und Kinder beim lebendigem Leib. Drei Tage dauerte das ununterbrochene Bombardement, welches von heftigen Protesten anderer Regierungen begleitet wurde, doch die Romulaner störten sich nicht daran. Sie hatten es tatsächlich geschafft die einst so viel gerühmte Multiplanetare Allianz politisch außer Gefecht zu setzen.
    Dann endlich wurde der Völkermord eingestellt und die nächste Phase der Invasion wurde eingeleitet. Gewaltige Landungsschiffe begannen mit dem Anflug auf Talar und zu ihrer Überraschung mussten sie feststellen, dass die Talarianer noch einige Abwehrgeschütze vor dem Bombardement versteckt hatten. Ihnen gelang es einige wenige Schiffe abzuschießen, dann zerstörte die romulanische Marine auch diese Stellungen. Die Invasionstruppen landeten und die Infanteristen verließen zu Tausenden die Landungsboote. Sie bereiteten sich darauf vor eine Welt zu erobern, die schon geschlagen war. Die Städte waren zu Ruinenlandschaften geworden, die einst grünen Felder waren Wüsten gewichen. Und doch war kein einziger Talarianer bereit zu kapitulieren. Man hatte sie gedemütigt, getötet, zerfetzt und besiegt, doch sie hatten kein Interesse daran ihre Ehre zu verlieren. Also lauerten sie den Invasoren in den Ruinen auf und verwickelten sie in tagelange Gefechte. Nur hier unten, im Bodenkampf Mann gegen Mann, konnten die Talarianer ihre technologische Unterlegenheit durch das Wissen um das Gelände ausgleichen. Es war das erste Mal in diesem Krieg, dass die Romulaner schwere Verluste erlitten. Dann endlich brachten sie ihr schweres Kriegsgerät auf den Planeten und ihr Vormarsch wurde fortgesetzt. Eine Stadt nach der anderen wurde eingenommen und irgendwann war es geschehen, dass auf den Ruinen des talarianischen Regierungssitzes die Flagge des Romulanischen Sternenreiches gehisst wurde. Die Flagge wehte im stürmischen Wind, der nur noch mehr Dreck aufwirbelte und in den Himmel blies. Während der gesamten Invasion hatte Düsternis auf dem Planeten geherrscht, eine nie enden wollende Dunkelheit und nun, nachdem sich die Atmosphäre abkühlte, begann es zu schneien und zu frieren. Eine Welt war zugrunde gerichtet worden und ein Krieg beendet.
    Im Ratssaal der MPA auf Parliament wurde seit Tagen debattiert, doch ohne Ergebnis. Schließlich betrat nach einer Woche seit Beginn der Invasion der romulanische Botschafter das Podium und verkündete: „Meine verehrten Kollegen und Abgeordneten, soeben habe ich von unserer Admiralität die Nachricht erhalten, dass der Planet Talar vollständig unter unsere Kontrolle geraten ist. Obwohl die Talarianische Union sich immer noch weigert zu kapitulieren dürfen wir endlich vom Ende dieses furchtbaren Krieges sprechen. Der Feldzug gegen diejenigen, die so viele romulanische Zivilisten hinterrücks ermordet hatten, ist vorbei. Mögen nun friedlichere Zeiten anbrechen.“
    Damit ging ein Konflikt, der acht Monate gedauert hatte und Millionen Leben gefordert hatte, zu Ende. Am Ende blieb ein strahlender Sieger und ein am Boden liegender Verlierer. Ein Verlierer, der niemals eine Chance auf den Sieg gehabt hatte. 

    ...Abermals blickte John zum Wandschirm und konnte nicht glauben, dass keiner von ihnen etwas über diese Offensiven mitbekommen hatte. Immerhin mussten hier Tausenden von Soldaten im Einsatz sein. Wie gelang es den Romulanern dann dies geheim zu halten?
    „Was geht da unten vor sich, Arena?“ fragte John und schien doch schon die Antwort zu kennen. 
    Die Wissenschaftlerin betätigte einige Tasten auf ihrer Konsole, rief sich verschiedene Daten auf und erklärte im Anschluss:„Alle größeren Städte von Remus werden bombardiert. Es finden Bodenoffensiven statt und erbitterte Stellungskämpfe. Da unten ist die Hölle los.“
    „Eine Hölle, von der niemand etwas weiß“, murmelte Matthew und sprach damit das aus, was alle dachten.

    ... Plötzlich war ein Geräusch zu hören. Als näherte sich ein Raumschiff. Lewinski sah nach oben. McMor hingegen hielt seinen Blick weiter auf den Captain gerichtet.
    „Was du siehst ist ein so genannter Talarianischer Falke. Sie kommen aus dem Nichts. Es sind kleine Shuttles. Ausgestattet mit einer Vorrichtung, die es den Bodengeschützen schwer macht sie genau anzuvisieren.“
    Lewinski sah auf die Stadt. Tatsächlich reagierten die Bodengeschütze. Er sah Phaserblitze in die Luft steigen, doch der Falke näherte sich noch immer. Jetzt konnte Lewinski ihn erkennen, als hellen weißen Punkt am dunklen werdenden Horizont.
    „Sind wir hier sicher?“, fragte er böses ahnend.
    „Natürlich“, antwortete McMor monoton.
    Nur eine Sekunde später schlug der Falke am Rande der Stadt ein. Sofort entstand ein riesiger Feuerball, der bis in die höhere Atmosphäre reichte. Eine Druckwelle raste über sie hinweg, der Boden bebte. Ein gleißendes Licht hatte sich einen Moment lang über sie gelegt. Und als sich die ersten Staubwolken gelegt oder verzogen hatten, sah Lewinski erneut auf die „Stadt“ hinab. Dort wo der Falke eingeschlagen war, klaffte ein riesiges Loch. Alle anderen Häusern waren nicht einmal mehr Trümmerhaufen, denn auch diese hatte es Kilometer weit weggeschleudert.
    „Dies war der erste und heftigste Anschlag. Die Talarianer hatten es geschafft zu überleben. Sie hatten es geschafft, sich einige Shuttles und Tarnvorrichtungen zu bemächtigen. Also nahmen sie Rache. An allen, die nicht verhindert hatten, dass ihre Welt auf Jahrzehnte ein interstellare Eisklotz wurde.
    Allein hier starben etwa 10 Millionen. Es folgten weitere Anschläge auf weiteren wichtigen Planeten der Föderation, der Klingonen und der Romulaner. Sowie auf Cardassia, Ferenginar und Breen. Verteilt auf etwa 5 Jahre.
    Die Verluste gingen auf allen Seiten in die Hunderte Millionen. Es wurde die blutigste Periode der neuzeitlichen Geschichte.“

    Jahrelang hatte er trainiert. An einem Ort, den er nicht kannte, mit Simulationen, die so real schienen, dass er sich bis heute nicht sicher war, ob es nur Simulationen waren. Sein ganzes Leben lang hatte er sich dem romulanischen Imperium geopfert. Jeden Befehl hatte er ausgeführt, immer zur vollsten Befriedigung seiner Vorgesetzten. Meist hatte er im Schatten gelebt und sich gelernt ihn sich zunutze zu machen.
    Das musste man, im Tal Shiar.
    Schließlich war er zu einer der hochrangigsten Personen aufgestiegen, die es in dieser Organisation gab, von der man auf dem Romulus nur hinter vorgehaltener Hand sprach.
    Über seinen Tisch waren die wichtigsten Pläne gewandert. Von dem Sieg über das Dominion bis hin zu jetzigen politischen Lage.
    Der Krieg gegen Talar, der Tod des Prätors, die großflächige Dezimierung der remanischen Sklaven... Seine Erinnerungen lasen sich wie eine Liste des Grauens.
    Schnell rief er sich zur Ruhe und zur Selbstdisziplin. So wie er es schon viele Male getan hatte. Wenngleich er seine eigentlich erlernte Tätigkeit als Agent schon lange nicht mehr ausgeführt hatte. Denn dazu unterstanden ihm ja Hunderte junger Romulaner.
    Doch dies musste er tun. Noch einmal überschlug er die Zeit, die er bisher benötigt hatte. Noch schien es niemand aufgefallen zu sein, was er tat. Seine Spuren hatte er wohl sehr gut verwischen können. Für Selbstlob war jedoch nun keine Zeit, denn er wusste, dass jede Sekunde zählte.
    Er kam schneller vorwärts als gedacht. Offenbar war die Umstellung auf remanische Schwerkraftverhältnisse doch nicht so schwer für seine Muskeln, wie angenommen.
    Das Mikrotarnfeld, das er um sich trug – eine Kriegsbeute aus dem Dominionkrieg – machte ihn praktisch zum Schatten. Welche Ironie... nur aufgrund dieser Technik war es ihm möglich diesen Plan auszuführen. Nur aufgrund dieser Technik war es möglich die neueste Generation der Tarntechnik zu entwickeln. Vielleicht war es zu früh gewesen, als er das Dominion verteufelt hatte.
    Wenige Meter trennten ihn noch vor dem Objekt der Begierde. Es wurde nicht bewacht. Wozu auch, der Hangar lag in einem vollkommen dunklen Teil dieses geheimen Komplexes auf dem Remus. Dazu kam, dass er alle Remaner, die im Umkreis von 50 Kilometer lebten, hatte töten lassen.
    Eigentlich dürfte er hier niemanden antreffen.
    Das Tor war kein großes Hindernis und in Windeseile stand er im Hangar. Natürlich lag dieser ebenso in vollkommen Dunkelheit, nur seiner Nachtsichtbrille verdankte er es, etwas sehen zu können.
    Doch selbst dieses Gerät vermochte es nicht, auch nur ein Objekt in diesem Raum sichtbar zu machen. Mit anderen Worten: er war vollkommen leer.
    Er trat in die Mitte des Raumes, wobei er sich langsam mit ausgestreckter Hand vortastete. Zum ersten Mal spürte er ein Ziehen in den Beinen, sowie ein Stechen in der Lunge und im Rücken. Der Rücksack, den er bei sich trug wog schwer. Noch schwerer wog dagegen die Verantwortung. Die Verantwortung für einen ganzen Quadranten.
    Er musste lachen. Noch nie hatte er auch nur einen Befehl verweigert. Und nur verriet er alles, wofür er bisher gearbeitet hatte.
    Ihm war klar, dass dies sein Meisterstück werden würde. Werden musste.
    Plötzlich blieb er stehen. Er stieß auf etwas. Langsam tastete er sich an der unsichtbaren Barriere entlang. In seinem fotografischen Gedächtnis drehte er die Baupläne des kleinen Schiffs, so war es ihm hier ein leichtes das Kontrollfeld für die Tür zu finden. Blind gab er den Code in das immer noch unsichtbare Tastenfeld ein. Ein leises Klicken signalisierte ihm die Entriegelung der Tür. Sie öffnete sich und bot damit Einsicht in ihr Inneres. Wie seltsam dies aussah. Ein Raum, umgeben von einer unsichtbaren Hülle.
    Ohne Zeit zu verschwenden trat er ein. Er deaktivierte das Tarnfeld um ihn und stellte den Rucksack neben den Pilotensitz. Mit nur wenigen Handschritten aktivierte er die Energie und die wichtigsten Systeme.
    Eine Frage stand plötzlich im Raum: wann hatte er wohl den Point Of No Return überschritten? Vermutlich als er...
    Plötzlich... Schritte. Wie ein Blitz drehte er sich um, aktivierte sein Tarnfeld wieder und zog seine Waffe.
    Die unbekannte Person stieg ebenfalls ins Shuttle. Nur mit einigen Fetzen Kleidung bekleidet und ohne Nachtsichtgerät fand er sich bestens zurecht.
    Natürlich wusste der Fremde sofort, dass jemand hier war, denn er sah die aktivierten Systeme und den Rucksack, den jemand hatte herbringen müssen.
    „Hier bin ich...“, rief er mit lauter, tiefer Stimme.
    Dies war der Moment an dem der Romulaner seine Tarnfeld wieder deaktivierte und ihm die Waffe direkt an die Schläfe drückte.
    „Ich lege mein Schicksal in ihre Hände“, so der Eindringling weiter.
    „Nichts anderes habe ich erwartet“, entgegnete der Romulaner.

    Die Begegnung verlief kühl. Sehr kühl um es nicht genau zu sagen. John Lewinski rief sich die letzten Stunden nochmals in Erinnerung. Mitten in der Nacht hatte er von Konteradmiral Avlis einen dringen Anruf erhalten. Und es war wichtig wenn sich Avlis meldete. Um genau zu sein war dies erst der zweite Anruf, den er von diesem Mann erhielt. Der erste war aus einem guten Anlass erfolgt. Damals hatte Avlis Lewinski sein Schiff zugeteilt. Die Monitor.
    Lewinski hatte aber heute wenig Grund zu glauben, dass es sich diesmal um etwas ähnlich Gutes handelte. Schließlich hatte der direkte Befehl etwa so geklungen: „Captain, fliegen sie getarnt zu ihrer Heimatbasis, mit Maximumwarp.“
    Und nun saß er hier, im Büro von Admiral LaToya, zusammen mit Matt Price und eben Avlis, einem der einflussreichsten Admirals der Sternenflotte, einem direkten Untergebenen des Chefs des Geheimdienstes und inzwischen sogar dessen Stellvertreter, sowie ein sicherer Kandidat für dessen Nachfolge.
    „Captain Lewinski ich möchte Sie nicht unnötig auf die Folter spannen“, begann Avlis, wandte sich vom Fenster ab und sah direkt zu Lewinski und Price. „In wenigen Minuten werden zwei Männer in diesen Raum treten, die uns um unsere Hilfe gebeten haben. Und Captain, wir werden ihnen helfen. Wir werden alles tun um ihrer Bitte Folge zu leisten. Haben Sie mich verstanden?“
    „Natürlich Sir“, antwortet Lewinski schnell.
    Avlis nickte. „Das will ich hoffen.“
    Der Konteradmiral hatte noch nicht ausgeredet, als sich die Tür öffnete. Lewinski und Price stand auf und drehten sich um, damit sie sehen konnten, wer den Raum betrat. Beide staunten nicht schlecht, als sie direkt in die Gesichter zweier Romulaner blickten.
    „Darf ich vorstellen, dies sind Admiral Veritas und Commander Sted vom romulanischen Nachrichtendienst“, sagte Avlis und deutet betont freundlich auf die beiden Neuzugänge.
    „Es freut mich Sie endlich kennen zu lernen“, grüßte der Romulaner, der Lewinski als Veritas vorgestellt wurde, beinahe übertrieben freundlich. Locker und routiniert streckte dieser ihm die Hand entgegen. Als hätte er die menschliche Art des Begrüßens schon im Blut. John Lewinski ergriff die ihm dargebotene Hand und erwiderte damit den Gruß. Nicht ohne sich gleichzeitig den Kopf darüber zu zerbrechen, wie denn der romulanische Gruß erfolgte. Doch dazu hatte er gar keine Zeit. Etwas anderes war ihm aufgefallen. Hatte Veritas das Wort endlich benutzt, als er sie begrüßt hatte?
    „Es freut mich ebenso Admiral“, sagte Lewinski und kniff dann die Augen zusammen. „Kennen wir uns etwa?“
    „Wie meinen?“, fragte Veritas nach.
    „Sie sagten, dass es Sie freut mich endlich kennen zu lernen.“
    „Nun Captain Sie sind, wie sagt man auf der Erde, kein unbeschriebenes Blatt bei unserem Nachrichtendienst.“
    „Ah ja...“ staunte Lewinski, der auch nun schon wieder von Avlis unterbrochen wurde.
    „Meine Herren, wir sollten uns an die Arbeit machen.“
    „Ja, richtig“, bestätigte Veritas und wandte sich dem Bildschirm zu, der an der Wand hing. Lewinski und Price setzten sich wieder auf ihre Stühle und blickten gebannt zum Schirm. Sted und Avlis blieben stehen. LaToya – Lewinski hatte sie noch nie so ruhig erlebt – saß weiterhin in ihrem Stuhl und folgte der Erläuterungen ebenso gespannt. Offenbar wurde sie auch erst jetzt in diese Mission eingeweiht.
    Das Licht wurde verdunkelt. Veritas aktivierte den Bildschirm und offenbarte den Zuschauern das Bild eines jungen Romulaners. „Das ist das Ziel unserer Mission. Subcommander Kret. Ein erfahrener Mitarbeiter des Nachrichtendiensts. Bisher gab es nicht einen Makel in seiner Akte. Wie gesagt, bisher. Denn vor etwa 1 Woche ist er verschwunden. Er stahl einen Shuttle. Nicht irgendein Shuttle. Es war ein Prototyp.“ Die Darstellung änderte sich und zeigte ein kleines Shuttle. „Verbesserte Schilde, Warptriebwerk und Tarnsysteme. Ich denke Sie haben schon Erfahrungen mit dieser Tarnung gemacht. Es ist nämlich eine der Falken-Klasse, die auch auf den neuen Kampfschiffen der Scimitair Klasse eingesetzt wird.
    Nichtsdestotrotz ist nicht das Shuttle das Problem. Sondern eher die Person. Kret hat das romulanische Imperium verraten und ist übergelaufen zu den Talarianern. Zuerst entwendete er das Schiff vom Remus und flog dann zur romulanischen Besatzungswelt Talar und entführte dort den aufständigen Talarianer Endar aus einem unserer Sicherheitstrakte und ist nun auf dem Weg in Föderationsgebiet.“
    „Einen Moment...“, unterbrach Lewinski und erntete sogleich einen kritischen Blick von Veritas. Doch dadurch ließ er sich nicht ablenken. Es gab einfach zuviel unglaubliches in den letzten Minuten. Mal davon abgesehen, dass er nichts von der Inhaftierung Endars wusste, was aber an der speziellen Situation auf Talar lag. „Wie schaffte dieser Kret das alles? Ich meine, wie stiehlt er einfach so ein Shuttle vom Remus? Besonders, da es dort ja im Moment nicht besonders ruhig zugeht.“
    „Ich weiß zwar nicht, was Sie mit besonders ruhig meinen, aber als ich das letzte Mal auf dem Remus vorbei gesehen haben waren die dortigen Behörden gerade mit einigen Umstrukturierungsmaßnahmen beschäftigt und um ihnen weitere Fragen abzunehmen: Kret ist einer der besten Männer in unserem Dienst. Er ist ein Meister, wenn ich mich so ausdrücken darf, im Erstellen falscher Identitäten und Knacken von Codes. Zudem ist sein Shuttle klein, wendig, schnell und mit der besten Tarnung des Reiches ausgestattet. Hinzu kommt, dass er mit dieser Tat sein gesamtes psychologisches Profil über den Haufen geworfen hat. Er hat unsere Kontrollen einfach... geschockt.“
    „Geschockt?“, fragte Lewinski nach, vernahm jedoch im selben Augenblick, dass sich Avlis räusperte. Dem Captain musste nicht gesagt werden, was dies zu bedeuten hatte, in einer Welt, in dem ein Frosch im Hals dem medizinischen Mittelalter angehörte.
    „Was hat er vor?“, fragte er stattdessen und sah, dass sich Veritas wieder in seinen Monolog hineinbegab.
    „Wir haben einige Daten rekonstruieren können, die er in seiner Wohnung und in seinem Büro auf dem Romulus hinterlassen hat. Wir wissen, dass sein Ziel eine der Zentralwelten der Föderation ist. Ferner ist uns bekannt, dass er sich der talarianischen Kultur plötzlich sehr nahe fühlt. Und die Traditionen dieses Volkes sehen in einem solchen Falle einen traditionellen Märtyrertod vor.“
    „Sie meinen damit... Suizid?“, fragte Price, der sich sehr darum bemühte ruhig zu sprechen und so undramatisch wie möglich um die gereizte Situation nicht noch weiter zu spannen.
    „Ich meine damit einen Selbstmordanschlag mit den möglichen Zielen Sol, Vulkan oder Andoria, Commander. Daran lassen unsere Nachforschungen keinen Zweifel“, antwortete Veritas direkt und ernst.
    Die Nachfolgende Stille war unerträglich und Matt Price rügte sich bereits selbst für diese blöde Tat.
    „Wo ist das Schiff jetzt? Ist er überhaupt zu orten?“, fragte Lewinski um diese Situation zu überbrücken.
    „Das Sensorsystem auf unserer Seite ist zwar nicht ausgerüstet um Schiffe dieser Art zu entdecken, aber...“, begann Avlis, ging ebenfalls zum Bildschirm und legte ein Bild der neutralen Zone auf den Schirm. „... die wissenschaftliche Station Tango Sierra hat eine Fluktuation im Tachyongitter registriert. Wenn er es war, fliegt er mit direktem Kurs auf Vulkan. Allerdings ist Andoria ja ebenso nicht weit weg. Ich muss sie ja nicht über die Nähe der Zentralsysteme aufklären.“
    Lewinski schüttelte den Kopf. „Aber wie sollen wir ihn finden, wenn er doch so perfekt getarnt ist?“
    „Nun, es ist bei weitem nicht perfekt getarnt. Wir konnten inzwischen dieses Manko ausgleichen. Der Konstrukteur hat uns inzwischen geholfen das Tarnsystem zumindest teilweise aufzuheben. Wenn das Schiff in Reichweite von 2 Lichtjahren und zudem auf Warp ist, können wir der Warpspur folgen.“
    „Dann sollten wir die Flotten und Geschütze auf den Planeten nahe der geschätzten Flugroute schnellstens diese Daten zur Verfügung stellen“, schlug Lewinski vor.
    „Das wird nicht möglich sein“, konterte Veritas. „Wir werden diese Technologie nur auf der Monitor einbauen und zum Einsatz bringen. Für mehr haben wir vom Kommando keine Befugnis bekommen.“
    „Wir haben diese Daten bereits ihrem Chefingenieur übermittelt. Nach meinem Wissen ist er bereits dabei die Sensoren des Schiffes umzurüsten“, ergänzte Avlis.
    „Dann sollten wir uns schnellstmöglich an die Verfolgung machen. Wie schnell fliegt dieses Shuttle?“
    „Es hat eine Höchstgeschwindigkeit von Warp 8“, antwortete Veritas.
    „Dann können wir es noch einholen, wenn wir sofort los fliegen“, prognostizierte Price.
    „Sie werden auch sofort los fliegen“, bestätigte Avlis. „Ihre Befehl lautet: stoppen sie dieses Shuttle, bevor es Schaden anrichten kann. Mit allen Mitteln.“ Avlis sah erwartungsvoll in die Runde. „Dann gehen Sie an die Arbeit.“
    Alle noch sitzenden Personen standen in diesem Moment auf. Die beiden Romulaner und Matt Price verließen den Raum. Der Erste Offizier der Monitor spürte schon Lewinskis Fragen, die er jetzt ohne Umschweife Avlis und LaToya an den Kopf werfen würde.
    Als sich die Tür wieder geschlossen hatte nahm Avlis Lewinski direkt in Augenkontakt. „Sie wissen wie instabil die Lage im Moment ist. Sie wissen, dass wir in diesem Moment alles andere brauchen, als einen Konflikt mit den Romulanern. Und sollten dieser Romulaner und dieser Talarianer tatsächlich diesen Anschlag ausführen können, wird es nicht bei den Opfern dieses Anschlags bleiben. Der Präsident wird reagieren müssen. Ein Krieg könnte folgen...“
    „Admiral, Sie wissen, dass wir im Moment die Crew sind, die am meisten mit den Romulanern zu tun hat. Wir waren vor nicht mal einem halben Jahr beim Remus. Sie wissen, dass dort mehr vor sich geht als nur Umstrukturierungen...“
    „Captain, mir ist egal, was dort vor sich geht. Der Remus ist eine interne Angelegenheit der Romulanern. Wir werden uns nicht in die romulanische Politik einmischen. Alles was Sie sollen ist dieses Shuttle zu stoppen. Mit allen Mitteln.“
    „Das werden wir“, bejahte Lewinski zähneknirschend.
    „Es gibt noch mehr Captain. Veritas wird das Kommando über die Mission übernehmen, sobald sie auf das Shuttle treffen. Er wird entscheiden, wie sie zu reagieren haben.“
    Lewinski musste in diesem Moment seine gesamte Selbstbeherrschung zusammennehmen. „Admiral, bei allem Respekt vor Admiral Veritas, aber ein romulanischer Admiral soll meiner Crew Befehle erteilen?“
    „Captain, ich glaube Sie haben mich nicht recht verstanden“, konterte Avlis streng. „Wir werden den Romulanern bei diesem Problem helfen. Egal wie merkwürdig uns einige ihrer Vorkehrungen und Bestimmungen erscheinen mögen. So wird es von oberster Stelle verlangt. Es wird erwartet, dass diese Mission zur vollsten Zufriedenheit unserer Gäste beendet wird. Ist das klar Captain? Der Präsident erwartet höchstpersönlich, dass den Romulanern das Ergebnis der Mission behagt. Und ich habe ihm zugesichert, dass seine Erwartungen erfüllt werden und zwar von einem der besten Männern in meinem Dienst.“
    „Dabei übersehen wir alle Unstimmigkeiten in seiner Präsentation? Seinen offensichtlichen Fehleinschätzungen der Situation?“
    „Genau das erwarten ich, der Präsident und der Prätor vor ihnen. Tun Sie genau das Lewinski. Führen Sie Befehle aus und erfüllen sie Sie zu unser aller vollsten Zufriedenheit.“
    Lewinski legte seinen Kopf etwas zurück und überdachte diesen Moment. Er atmete tief durch und sah dann erst zu LaToya, die ihm aber keine Hilfe war, und schlussendlich nochmals zu Avlis.
    „Ich werde mein bestes tun Sir. Aber da draußen, sind wir allein.“
    „Und ich werde auch meine Pflicht tun, wenn Sie dann von ihrer Mission zurückkehren. Sie wollen doch nicht, dass es ihre letzte Mission wird? Und jetzt, fliegen Sie los.“
    Der Captain nickte stumm und verließ den Raum. Er wusste genau, dass es viel gab, an das er im Moment denken sollte. Doch es waren drei Worte, die in ihm herum spukten und ein seltsames Déjà Vu auslösten.
    Talarianer... Falke... Vulkan...

    Der Türsummer riss John Lewinski aus den Gedanken. Wieder einmal. Die Pflichten eines Captains endeten eben nicht mit Dienstende. Er legte also das Buch, das er gerade las auf den kleinen Nachttisch neben seinem Bett und stand aus selbigem auf. Das war eines der Privilegien eines Captains. Er besaß das größte Quartier an Bord des Schiffes und konnte daher in diesem sogar mehr machen wie sich nur einmal herumdrehen. John sah einmal kurz an sich herab und entschied, dass er passabel genug aussah mit seinem Bademantel, der den offiziellen Aufdruck der Sternenflotte trug und auch eines der Vorrechte des Captains war.
    „Herein“, sagte er schließlich und die Tür öffnete sich.
    Ein etwas verdutzter Matthew Price stand in der Tür und sah etwas verlegen ins Zimmer, nachdem er den Captain gesehen hatte. „Oh, entschuldigen Sie Skipper, ich wollte Sie nicht beim zu Bett gehen stören.
    „Das macht nichts Commander, setzen Sie sich“, wiegelte Lewinski Price Bedenken schnell ab und bot ihm einen der Stühle an dem kleinen Tisch an, der mitten im Raum stand. Price wartete nicht lange und nahm das Angebot gern an. Zudem musste er feststellen, dass der Raum sehr spartanisch eingerichtet war. Was ihn etwas überraschte. Natürlich gab es, wie in jedem anderen Quartier auf dem Schiff, nicht viele freie Wände, doch der Captain hatte entschieden, die wenigen freien Wände nicht zu dekorieren. Nur ein kleinen Deckenfluter hing dort, der ein angenehmes warmes Licht verbreitete. Die einzigen privaten Dinge im Quartier waren die Uniform, die an der Schrankwand schon für den nächsten Tag hing, dann das Bücherbrett über dem Bett und das Foto, das auf dem kleinen Tisch stand. Es zeigte einen freudestrahlenden John Lewinski bei seiner Graduierungsfeier, direkt neben einem stolzen Luke Lewinski. Auch Johns Bruder Martin war auf dem Bild. Price schätzte ihn zu diesem Zeitpunkt etwa auf 18 Jahre. Das letzte Zubehör war eine Kerze, die hinter dem Bild brannte und einen angenehmen Duft verströmte.
    „Kann ich Ihnen was anbieten?“, fragte Lewinski.
    „Oh nein, danke“, antwortete Price schnell und versuchte nicht zu überrascht zu klingen. Er hoffte, nicht so sehr in Gedanken entschwunden zu sein, wie er meinte. Was mochte dies wohl für ein Bild auf seinen Vorgesetzten abgeben?
    „Na schön“, kommentierte Lewinski und setzte sich dann zu Price an den Tisch. Er hatte eine Tasse Tee in der Hand, die er sich wohl gerade repliziert hatte. „Was kann ich für Sie tun?“
    „Wir sind auf dem Kurs den das Shuttle genommen hat Sir, mit Maximumwarp, getarnt und in voller Alarmbereitschaft.“
    „Sehr gut. Wie ist die Stimmung der Crew? Kommen zu große Fragen auf?“
    „Skipper, lassen wir das ganze Gelaber doch beiseite. Was wird hier gespielt?“, platzte es verständlicherweise aus Price heraus.
    Lewinski nahm einen großen Schluck Tee. „Ich weiß nur so viel wie Sie... Wir helfen den Romulanern, unseren Freunden und Verbündeten in der MPA.“
    „Was wir hier betreiben ist doch die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wie hoch stehen die Chancen, dass wir ein kleines Shuttle finden? Ich weiß, die Romulaner haben unwiderlegbare Beweise und daraus die genauesten Schlussfolgerungen gezogen...“
    „Die Geheimdienste der Romulaner und ihre Datentechnik sind einzigartig. Und Sie scheinen darauf zu vertrauen.“
    „Aber ich vertraue dem nicht. Es steht zuviel auf dem Spiel, als dass wir einfach den Romulanern das Feld überlassen.“
    „Meinen Sie etwa, das wüsste ich nicht?“, fragte Lewinski. „Mir gefällt das genau so wenig. Aber ich weiß eines. Wir müssen dieses Shuttle aufhalten. Koste es was es wolle.“
    Verärgert stand Price auf und atmete erst mal tief durch, bevor er fortfuhr. „Skipper so kenne ich Sie gar nicht. Sie klingen, als hätten Sie sich von Avlis Rede einschüchtern lassen.“
    „Er stellt unsere Karrieren aufs Spiel“, konterte Lewinski schlicht und schien sich dabei nicht auf Price Gefühlsausbrüche einlassen zu wollen. „Würde er das für etwas Falsches riskieren? Avlis ist ein guter Mann und vor allem ein hochgescheiter Mann. Er gibt zu, dass die Romulaner zwar mit etwas... Unlogik argumentieren, aber das machen sie durch ihren Willen wieder wett, auf die Föderation zuzugehen. Also, welchen Grund hätten die Romulaner uns anzulügen? Wollen Sie etwa nur die genauen Reisedaten zum Vulkan? Ich glaube die sind Ihnen bekannt.“
    „Sie machen ihre Kooperation vom Erfolg dieser Mission abhängig. Das Sternenflottenkommando macht unsere Karrieren vom Erfolg dieser Mission abhängig. Meinen Sie etwa die da oben würden auch nur eine Minute zögern um uns in ihrem Spiel um Macht schachmatt zu legen? Wem würde es denn auffallen, sollten wir verschwinden? Ein Schiff, das im Grunde gar nicht existiert?“
    Lewinski stellte seine Tasse auf den Tisch und warf einen schnellen Blick auf das Bild, das die drei Lewinski Männer zeigte. „Vermuten Sie etwa eine Scharade?“
    „Das sind die Romulaner...“, antwortete Price lautstark. Hätte er nicht gewusst, dass die Wände schallisoliert waren, wäre die Sorge in ihm aufgekommen, dass man ihn draußen auf dem Flur gehört hätte. „...was haben die denn bitte anderes gemacht als Scharaden am laufenden Band während der letzten Jahrzehnte? Sie haben es doch selbst gehört, als dieser Veritas von Umstrukturierungen auf dem Remus sprach.“
    „Und was soll dann das hier sein? Meinen Sie etwa die Romulaner infiltrieren die gesamte Föderation? Tischen Sie uns etwa Lügen auf? Mit welchem Motiv?“
    „Ich habe keine Ahnung Skipper. Ich weiß nur, nein ich bin mir sicher, dass sie uns ins Gesicht gelogen haben. Und jeder hier scheint das wohl bereitwillig zu schlucken. Angefangen beim Präsidenten bis hin zu Avlis, LaToya und anscheinend auch Ihnen.“
    „Das reicht Commander“, entgegnete Lewinski verärgert und mit einem Tonfall, der den etwas lächerlich wirkenden Bademantel vergessen ließ. „Wir haben den Auftrag bekommen, den Romulanern bei der Gefangennahme eines Flüchtigen zu helfen. Und ich werde Ihnen helfen, weil ich ganzen Herzens überzeugt bin, dass es das Richtige ist. Die Logiklücken in den Beweisen haben uns nicht zu interessieren. Mit Sicherheit wurden diese von der Admiralität als ignorierbar erachtet, vermutlich aufgrund von diplomatischer Höflichkeit oder wegen was weiß ich... und um ehrlich zu sein ist mir das auch egal. Ich werde den Romulanern helfen. Und Sie tun dasselbe Commander. Ist das klar?“
    „Langsam glaube ich Avlis hat Sie einer Gehirnwäsche unterzogen.“
    „Hören Sie mir jetzt genau zu: noch ein Wort und Sie verbringen den Rest dieser Mission in ihrem Quartier. Ardev wartet sicher schon auf die Gelegenheit Erster Offizier zu werden. Und jetzt gehen Sie und führen die Befehle aus.“
    Lewinski stand ganz dicht vor Price und sah in seine Augen. Natürlich gab Price als erster nach. Er spürte den starken Willen des Captains und er kannte dessen Durchhaltevermögen. „Sehen Sie denn nicht was hier gespielt wird Skipper?“
    „Hier wird gar nichts gespielt. Wir tun unseren Dienst, führen Befehle aus schützen die Föderation vor Gefahren. Nichts anderes haben wir während der letzten Jahre getan, tun wir in diesem Augenblick und werden wir in den nächsten Jahren tun.“
    Price biss auf Granit. „Dann notieren Sie wenigstens meinen formellen Protest.“ Er konnte nicht glauben, dass er diese Worte über sich gebracht hatte. Zar war ihm vollkommen klar, dass dieser Protest nichts ändern würde, doch er fühlte sich schon allein durch diese Geste etwas erleichtert. Auch wenn er nichts damit nichts erreichte.
    „Ist vermerkt“, bestätigte Lewinski nickend darauf kühl.
    „Ich muss Ihnen sagen, dass ich zum ersten Mal glaube, dass wir etwas falsch tun, Sir.“
    Lewinski antwortete nicht darauf. Das Gespräch war für ihn beendet und ein für alle mal abgeschlossen. „Sorgen Sie dafür, dass es unseren Gästen an nichts fehlt.“
    „Zu Befehl Sir“, antwortete er zähneknirschend anstelle seines üblichen Klar, Skipper.
    „Sie könne jetzt Wegtreten Commander“, wies Lewinski noch an und war damit auch auf seinem Höchstmaß an Formalität angelangt.
    Und als Price sein Quartier verlassen hatte, wurde ihm klar, dass er im Begriff war etwas Wichtiges zu verlieren. Das Vertrauen seines Ersten Offiziers.

    Auf der Brücke herrschte eine bis zum zerreißen gespannte Atmosphäre. Die Indikatoren des blauen Alarms blinkten ebenso wie die für den gelben Alarm. Schließlich konnten die Sensoren jederzeit das kleine romulanische Shuttle orten und dann war Schnelligkeit gefragt. Im Moment saß Ardev im Stuhl des Kommandanten. Doch viel zu kommandieren hatte er nicht. Daher studierte er einige Sensoranalysen, die auf den kleinen Bildschirmen an der Seite des Stuhls angezeigt wurden.
    Seine Frau Arena saß an der wissenschaftlichen Station und hielt Ausschau nach dem Shuttle, Danny Bird bereitete alles für einen schnellen Angriff vor und Nick Locarno saß am Steuer. Zudem überprüfte der Vulkanier T’Ker gerade einige Details an der technischen Station.
    Niemand sagte ein Wort. Was sollte auch gesagt werden? Arena Tellom ergriff schließlich die Initiative und ging zum Replikator, der sich im hinteren Teil der Brücke befand – direkt beim Lagebesprechungstisch – und holte sich von dort einen terellianischen Tee.
    Ardev sah auf und assoziierte in der richtigen Weise. Wenn seine Frau diesen Tee trank, musste sie sehr angespannt sein. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er.
    „Dieses Warten macht mich verrückt.“
    „Wir machen das doch nicht zum ersten Mal“, versuchte er die unangenehme Situation etwas runterzuspielen.
    „Ich weiß, aber dieses Mal ist es was anderes. Ich fühle mich als säße mir ein Skorpion im Nacken“, antwortete Aren gereizt.
    Ardev stand auf, ging zu seiner Frau und nahm sie in den Arm. Vielleicht konnte eine Berührung mehr helfen als bloße Worte.
    „Niemand fühlt sich zurzeit wohl. Aber jeder gibt sein Bestes, so können wir versuchen dieses Skorpion etwas wirkungsloser zu machen.“
    „Danke“, sagte sie leise.
    „Ich liebe dich“, entgegnete er und gab seiner Frau einen kleinen Kuss. Die beiden bemerkten während dieses kleinen Endorphinschubs jedoch nicht, wie sich eine der Türen zur Brücke öffnete.
    „Wie ich sehe arbeitet ihre Crew eng zusammen“, hörten die beiden Stimme des Romulaner Veritas.
    Sofort lösten sie sich aus der Umarmung und stellten sich nebeneinander. In Veritas Gesicht war ein leichtes schelmisches Grinsen nicht zu übersehen. Commander Sted hingegen zeigte nicht das geringste Anzeichen eines Muskelzuckens. Und Commander Price, der die beiden begeleitete war eine leichte Empörung auch deutlich anzusehen. Doch schnell schüttelte er dieses Gesicht ab und ging zum offiziellen Teil über.
    „Das ist Lieutenant Ardev, unser Wissenschaftsoffizier. Und dies ist seine Frau Lieutenant Tellom.“
    „Admiral“, entgegneten Ardev und Tellom gleichzeitig und sehr formell.
    „Ein Andorianer und eine Terellianerin. Soviel böses Blut scheint zwischen ihren Völkern nicht mehr vorhanden zu sein. Anscheinend waren die Berichte übertrieben, die ich letztes Jahr gelesen hatte...“
    Price spürte Ardevs Blut wallen. Dazu musste man kein Empath sein um zu spüren, dass der Vulkan Ardev kurz vor dem Ausbruch stand.
    „Sie wollten doch die Sensoranzeige sehen Admiral“, warf Matt ein und lenkte damit Veritas ab. Und der ließ sich auch ablenken. Sogleich nahm er nämlich Blickkontakt mit dem Ersten Offizier des Schiffes auf. „Die wissenschaftliche Station befindet sich...“
    „Ich weiß Commander. Die Station ist dort vorne.“ Veritas ging schnurstracks auf Arena Telloms Station zu. Diese folgte den drei Herren auch sogleich. Und bevor auch nur einer von Ihnen „Wissenschaftliche Station“ sagen konnte, saß Veritas auch schon an ihr und überprüfte die Eingaben.
    „Die Parameter sind unpräzise“, lautete seine schnelle Diagnose. „Die Auflösung der Sensoren kann um 3% pro Raummeter erhöht sowie um 1 Parsec ausgedehnt werden. Commander Sted...“ noch ehe Price oder auch Tellom eingreifen konnten, saß nun auch Sted an der Konsole und gab in Windeseile neue Daten ein.
    Der Moment war gekommen, indem Price eingriff. Er packte eine von Steds Händen und hielt ihn somit davon ab neue Daten einzugeben. „Admiral, das ist unsere Aufgabe.“
    „Wir sind die Spezialisten bei dieser Mission. Der Zeitgewinn ist immens wenn Sie uns unsere Arbeit machen lassen Commander“, erklärte Veritas.
    „Das mag sein. Aber ich möchte einmal einen Sternenflottenoffizier an Bord eines Warbirds sehen, der einfach so Befehle in ein empfindliches System eingeben kann.“
    „Stellen Sie damit etwa unsere Kooperationsbereitschaft in Frage, sollte die Föderation das romulanische Imperium einmal um einen ähnlichen Gefallen bitten?“
    „Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass dies ein Teil unserer Aufgaben ist. Ihre Mission startet erst, wenn wir das Shuttle gefunden haben.“
    „Vielleicht kommt es aber aufgrund ihrer Inkompetenz gar nicht dazu, dass wir unsere Mission beginnen können. Das will ich nicht riskieren. Oder wollen Sie Commander, etwa die Schuld an Millionen Toter Vulkanier tragen?“
    „Natürlich nicht.“
    „Dann sollten Sie ihre Vorurteile beiseite räumen um Platz für das Gelingen dieser Mission zu machen. Denn nie hatte unser Imperium etwas anderes im Sinn, als den Frieden in unseren beiden Quadranten zu sichern...“
    „Natürlich...“, murmelte Ardev.
    „Was meinten Sie Mr. Ardev?“, fragte Veritas mit einer sehr scharfen Betonung auf Ardevs Namen.
    Der Andorianer stand vor dem Captainsstuhl und sah etwas überrascht zu dem Romulaner. Hatte er ihn tatsächlich gehört?
    „Ich habe nichts gesagt“, antwortete Ardev.
    „Wir Romulaner besitzen ein äußerst scharfes Gehör müssen Sie wissen. Sie sagten etwas. Was meinten Sie damit?“, erläuterte Veritas und trat zu Ardev.
    „Ich habe damit nichts gemeint, Admiral.“
    „Scheuen Sie sich nicht ihre Meinung kund zu tun. Im Gegenteil. Es ist eine romulanische Eigenart immer zu sagen was man denkt. Diese Heimlichtuerei der Föderation war uns schon immer unverständlich.“
    Price wollte noch einschreiten. Doch aus irgendeinem Grund ließ er Ardev gewähren. Vermutlich weil er spürte, dass der Andorianer im Begriff war einiges klar zu stellen.
    „Ihre Arroganz geht mir gewaltig auf die Antennen. Sie kommen an Bord, mit den Worten unsere Beziehung verbessern zu wollen, doch in der Tat scheint es mir als infiltrierten sie das gesamte Schiff...“
    „Zwei Leute sollen ein Schiff infiltrieren? Kommen Sie Ardev. So gut sind wir dann doch nicht. Noch nicht.“
    „Jedes ihrer Worte ist eine Lüge. Man kann nie wissen was man Ihnen glauben soll und was nicht?“
    „Gaben wir Ihnen denn einen Grund zu zweifeln? Sie haben dieselben Beweise gesehen wie ich. Merkwürdig, dass Sie nicht dieselben Schlüsse ziehen wie ich.“
    „Beweise? Sind das etwa dieselben Beweise wie damals, als sie den Krieg gegen die Talarianer geführt hatten?“ Ardev kam immer mehr in Fahrt. Seine Gesichtshautfarbe färbte sich auch schon etwas dunkler aufgrund der Aufregung.
    „Können wir etwas dafür, dass die Talarianer unsere Friedensbemühungen nicht tolerieren? Sollten wir etwa einen solch feigen Anschlag auf uns sitzen lassen?“ konterte Veritas ruhig.
    „Ach kommen Sie. Die Talarianer waren doch nur das Mittel zum Zweck. Keine andere Macht war bereit Ihnen in diesen Krieg zu folgen.“
    „Zweck? Wir würden nie einen Krieg aufgrund eines Zwecks führen. Wir wurden bedroht und hatten zu reagieren.“
    „Und was ist mit den Remanern? Was haben die so schlimmes getan, dass Sie mit Völkermord reagieren mussten.“
    Veritas schwieg. Nur eine Sekunde lang, die reichte um ihm eine kleine Niederlage zu bereiten. „Die Umstrukturierungen auf dem Remus sind Angelegenheiten, die Sie nichts angehen.“
    „Den Völkermord der Talarianer übertrugen sie auf Großleinwände, bis in den letzten Winkel des Quadranten. Und dieser geht uns jetzt plötzlich nichts mehr an?“
    Veritas lächelte. „Sie sind gut Mr. Ardev. Sie werden ihrer Akte nicht im Mindesten gerecht...“ er wandte sich an Price. „Kommen Sie mit, Commander Price? Ich möchte mir die Tarnvorrichtung ansehen. Commander Sted, bitte komplettieren Sie die Eingaben und begeben sich dann in unser Quartier.“
    Es verging kein Atemzug bis sich Veritas wieder an Ardev wandte. „Es hat mich gefreut Sie kennen zu lernen Mr. Ardev. Es ist lange her, seit ich das letzte Mal auf Andoria war. Vielleicht trifft man sich dort ja mal.“
    Veritas ging mit einem lächeln auf den Lippen. Price folgt ihm mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck, den Ardev nicht so recht interpretieren konnte. Er zuckte einfach hilflos mit den Schultern.
    Price konnte nicht mehr reagieren. Und er hasste das Gefühl einem Fremden auf seinem eigenen Schiff ausgeliefert zu sein.
    Veritas gab Price auf dem Korridor die Chance aufzuholen. Zielstrebig schritten dann beide zum Maschinenraum.
    „Welche Schlüsse ziehen Sie aus dieser Situation Commander?“
    „Ich werde den Befehlen folgen, die ich bekommen habe“, antwortete Price.
    „Das habe ich nicht gefragt. Vertrauen Sie uns?“
    „Um ehrlich zu sein: Nein, das tue ich nicht.“
    Price und Veritas standen vor der Tür zum Maschinenraum, die sich auch schon öffnete. „Schade“ entgegnete Veritas und betrat das technische Zentrum des Schiffes.
    Sofort spürte Price wie das geordnete „Chaos“ verebbte und alle Techniker von dem Besucher fasziniert waren. Natürlich sah auch Veritas dies in den Augen der Crew, doch Price spürte hinzu noch die tiefe Abneigung, geradezu Hass in deren Seelen. Matt musste sehr darauf achten, von dieser Abneigung nicht erfasst und beeinflusst zu werden. Denn nichts konnte er in diesem Augenblick weniger brauchen als von der eigene Crew von der Mission im Allgemeinen und dem Romulaner im Speziellen abgelenkt zu werden.
    Zielstrebig kletterten die beiden dann auch die Treppe hinunter, wo sie auch schon vom Chefingenieur empfangen wurden.
    „Das ist Lieutenant Sanchez, unser Chefingenieur.“
    Veritas reichte ihm sogleich die Hand zum Gruß, den Sanchez zögerlich erwiderte. „Admiral Veritas.“
    „Sie sehen sehr jung aus, Lt. Sanchez. Sie müssen sehr gut sein, schließlich betreuen sie eines der empfindlichsten Stücke romulanischer Technik.“
    Matt konnte es kaum glauben. Schon wieder stand dieser Veritas einfach da und beleidigte einen seiner Offiziere. Blitzschnell musste er eingreifen, auch wenn er wusste, dass Sanchez nicht so schnell austicken würde wie Ardev.
    „Ich versichere Ihnen, dass Lieutenant Sanchez der beste Techniker ist, den wir an Bord haben und zudem einer der fähigsten der Flotte“, lobte Price den Chefingenieur und hoffte so etwas Spannung aus dem Raum zu nehmen. Insgeheim wusste er, dass die Spannung das Schiff erst mit Veritas wieder verließe.
    „Sie haben Recht Commander. Zeigen Sie mir nun bitte die Tarnvorrichtung“, stimmte der Romulaner mit ein und drehte sich zu der Richtung, die Price andeutete. Beide gingen zu einer Tür, die in der vorderen Wand zwischen einigen Monitoren war und eigentlich recht unscheinbar wirkte. Price presste seinen Daumen auf das Kontrollfeld neben der Tür und entriegelte damit die Tür. Denn nur wenige Personen an Bord des Schiffes besaßen Einlass für diesen Raum. Nur etwa ein Dutzend Personen besaßen Zugang.
    Price und Veritas betraten den dunklen, achteckigen Raum und als sich die Tür wieder schloss beschlich Price das düstere Gefühl in einem Bunker eingeschlossen zu sein. Die weiße Kugel in der Mitte des Raumes schimmerte unendlich hell, fand er. Doch seltsamerweise schien dieser Raum das Licht zu verschlucken. Nicht einmal die wenigen Kontrollen, die sich unmittelbar unter der Kugel und an den Wänden befanden, hatten die Kraft den Raum zu erhellen.
    Ihn beschlich in diesem Moment ein seltsamer Gedanken. Matt fragte sich in diesem Moment, ob er in diesem Raum schon öfter gestanden hatte wie im Quartier des Captains. Denn die Besuche in jedem der beiden Räume konnte er mit Leichtigkeit an einer Hand abzählen.
    „Was denken Sie von mir Commander?“, fragte Veritas hinein, was Price wirklich etwas überraschte. Denn im Grunde hatte er eine mehr technische Frage erwartet. Obwohl er in der letzten gelernt hatte im Bezug auf Veritas nichts mehr anzunehmen.
    „Wieso sind Sie so an unserer Meinung interessiert? Versuchen Sie etwa die Mission zu rechtfertigen, weil sie falsch ist?“
    „Versuchen sie mich zu analysieren?“, antwortete Veritas mit einer geschickten Gegenfrage.
    „Versuchen Sie mich zu analysieren?“, wiederholte Price die Frage.
    „Das habe ich nicht nötig. Unsere Daten in Bezug auf diese Crew sind äußerst umfangreich. Ich brauche Sie nicht zu analysieren, da wir schon ein psychologisches Profil von Ihnen haben.“
    Verwundert blickte Matt zu Veritas. „Woher haben Sie dieses Datenmaterial?“
    „Sie stehen vor dem Grund...“, er deutete zur Tarnvorrichtung. „Vor zehn Jahren kam zum ersten Mal offiziell eine Tarnvorrichtung auf einem Föderationsschiff zum Einsatz. Auf der Defiant. Die Bestimmungen für die großzügige Überlassung der Tarnvorrichtung sahen einen Austausch der Geheimdienstberichte vor... zu unserem Vorteil.“
    Es stimmte, rief sich Price in Erinnerung. Der Vertrag über die Auslieferung der Tarnung hatte den Romulanern in der Tat einen tiefen Einblick in die Föderation gewährt. Dazu noch in einen der sensibelsten Bereiche. Was vor zehn Jahren als Zeichen des gemeinsamen Miteinanders ausgehandelt worden war stellte sich nun als Fehler heraus. Natürlich hatte damals noch keiner mit einem Krieg wie diesem rechnen können. Doch, so machte er sich klar, die Tarnung hier war es wert. Wie sähen wohl die Geschehnisse ohne sie aus? Er mochte es sich gar nicht erst vorstellen. Aber eine andere Frage zwängte sich ihm auf. Würden die Romulaner bereit sein weitere Tarnvorrichtungen zu liefern, sollte die Mission erfolgreich sein? Und was geschähe wenn sie scheiterten?
    „Nun, wie denken Sie über mich?“, fragte Veritas erneut.
    „Ich spüre...“, begann er ohne nachzudenken und sammelte all seinen Mut um fortfahren zu können. Was ihm zudem half war Veritas schon beinahe penetrante Siegesgewissheit. „... ihre unerträgliche Arroganz.“
    „Wir sind ein selbstbewusstes Volk Commander.“
    „Sie wirken eher wie eine sterbende Supermacht, mit dem Rücken zur Wand, die kaum ein kleines Volk kontrollieren kann.“ Price atmete tief durch und sah zu der glühenden Kugel fremder Technik, die ihnen schon so viel nützliche Dienste erwiesen hatte. „Die letzten Aktionen ihrer Regierung wirkten mehr planlos... hilflos... verzweifelt.“
    „Ich würde unseren Prätor nicht als verzweifelt beschreiben. Im Gegenteil... er ist ein kompetenter Politiker und hoch dekorierter Militär. Ein erstklassiger Commander-in-Chief.“
    „Wo wir auch schon beim nächsten heiklen Thema wären... der Prätor. Wie starb denn der alte?“
    „Ich glaube die Nachricht hat sich sogar bis in die Föderation getragen: Senator Gertek hatte noch eine Rechnung offen und deshalb einen Killer engagiert.“
    „Das war die offizielle Erklärung... aber ob es auch die richtige war?“
    „Unsere Gerichte haben ihn verurteilt. Die Polizei fand eindeutiges Beweismaterial gegen ihn. Gertek hatte keine andere Strafe verdient wie den Tod...“
    Price konnte es nicht glauben. Veritas sprach so ruhig, als diskutierten sie die momentane Wetterlage auf dem Romulus. „Und wieder diese unsägliche Arroganz. Sie meinen doch nicht etwa im ernst, dass sie alles im Universum bestimmen könnten?“
    „Nur weil die Föderation zu arrogant ist um unseren Herrschaftsanspruch anzuerkennen, hassen Sie uns? Commander jetzt überraschen Sie mich.“
    „Was mich wirklich überrascht ist, dass Sie Lewinski auf ihre Seite ziehen konnten. Und damit Sie auch mich auf ihrer Seite.“
    „Nun, wer hätte denn gedacht, dass wir einmal auf der selben Seite stehen“, verkündete Veritas, mit einem leichten Lächeln.
    „Ich fürchte mich nur herauszufinden, welche Seite dies denn ist.“
    „Die Seite des Gewinners“, antwortete Veritas siegessicher.
    „Oder die des Lügners?“
    „Sie machen da einen Unterschied?“
    „Ich möchte mein Leben nicht auf einer Lüge errichten“, antwortete Price selbstbewusst.
    „Aber Sie haben kein Problem damit, wenn Millionen sterben für ihre Wahrheit. Hm, typisch Föderation. Sie haben noch einiges in Punkto Verantwortung und Moral zu lernen.“ Veritas legte sein bestes Pokerface auf und blickte mit unterkühltem Blick zu Price. Er konnte ruhig die Geringschätzung spüren, die er ihm gegenüber empfand. Erhobenen Hauptes trat er darauf zum Ausgang.
    „Hochmut kommt vor dem Fall...“, sagte Price, als Veritas neben ihm stand und die Türe öffnete.
    „Vielen Dank, dass Sie mich begleitet haben... und mir einen kleinen Einblick in die menschliche Seele gewährten“, sagte Veritas und zog damit das Gespräch wieder auf seine Bahn. Denn nichts in der Universum sollte dafür sorgen, dass einem Romulaner die Kontrolle entglitt. Und schon gar nicht sollte dies einem kleinen Menschen gelingen.

    John Lewinski betrat die Brücke. Zu seiner großen Überraschung fühlte er sich sogar recht fit, da er letzte Nacht genügend Schlaf bekommen hatte. So fühlte er sich gestärkt für die kommende sehr heikle Mission und eine erneute Konfrontation mit Romulanern.
    Ardev bemerkte den Captain sofort, als dieser eintrat und fing ihn gleich ab, noch ehe er sich um etwas kümmern konnte.
    „Captain, wir haben ein Problem.“
    „Was gibt’s denn Mr. Ardev?“
    Ardev deutete in den hinteren Bereich der Brücke und Lewinski folgte seinem Wissenschaftsoffizier zum Lagebesprechungstisch. Dort rief er sofort ein Diagramm auf.
    „Ich bin vor einigen Minuten die Sensorenaufzeichnungen nochmals durchgegangen und etwas Abnormales festgestellt. Sehen Sie hier. Das ist der Tachyonscan unseres Flugs. Er bewegte sich immer beim selben, niedrigen Niveau. Plusminus einer geringen Abweichung durch stellaren Staubs. Vor ein paar Stunden aber saß Commander Sted an der Sensorkontrolle und hat einige unserer Suchparameter verändert. Veritas behauptete zwar, dass sie nur die Suche effizienter gestalten wollten, doch sehen Sie hier...“ Ardev zoomte einen kleinen Ausschnitt der Kurve heran. An einer Stelle war deutlich zu sehen, wie die Kurve kerzengerade absackte.
    „Welche Erklärung haben Sie dafür?“
    „Keine vernünftige... dies dürfte nicht möglich sein.“
    „Haben Sie das schon jemand anderem berichtet?“
    „Nein, nur Ihnen.“
    „Belassen wir es vorerst dabei. Schicken Sie mir das alles in meinen Bereitschaftsraum. Übernehmen Sie wieder das Kommando, bis Commander Price wach ist. Ich werde mir solange die Daten genauer ansehen.“
    Ardev nickte. Auf den Captain war eben Verlass.

    Sie lächelte. So wie sie es immer tat. Er fühlte sich wohl. Sogar jetzt. Nur mit Mühe brachte er ein lächeln zustande. Niemals, aber wirklich niemals wäre er in der Lage gewesen einähnlich bezauberndes Lächeln wie das ihre zu erzeugen. Ein lächeln, das Welten in Bewegung setzen konnte.
    Sie fühlte sich gut an. So wie sie es immer tat, wenn er sie in den Arm nahm, wenn sie in seiner Nähe war, was viel zu selten geschah. Er wusste auch genau, was der Grunde dafür war. Nämlich er selbst.
    Noch nie hatte er sich aber so gut gefühlt wie mit ihr. Bei ihr fühlte er sich aufgehoben. Sogar seine Arbeit kam ihm unwichtig vor.
    Er atmete tief ein und roch ihr wundervoll nach Früchten duftendes Haar, die zarte Haut verursachte immer noch eine Gänsehaut, wenn er sie berührte. Doch er freute sich über das Gefühl. Er verzehrte sich regelrecht danach.
    Er liebte sie. Für all die Gefühle, die ihm bisher gefehlt hatten, für das Wissen nun perfekt, vollkommen zu sein.
    Und sie liebte ihn. Für den Respekt der er ihr entgegenbrachte. Und für die bedingungslose Liebe ohne auch nur eine Frage zu stellen.
    Aus diesem Grund hatte er sie geheiratet. Sie schenkte ihm dafür einen wundervollen Sohn. Dies waren, so wusste er jetzt, die wunderbarsten Jahre seines Lebens. Mit einem Mal kamen sie ihm so verschwendet vor.

    „Hey, wachen Sie auf!“
    Kret schreckte hoch. Er benötigte nur den Bruchteil einer Sekunde um wieder Herr seiner Sinne zu sein. „Ich habe nicht geschlafen. Ich war nur in Gedanken.“
    „Natürlich“, sagte Endar. Der Talarianer saß neben Kret in der ersten Reihe des Shuttles. Durch das Fenster vor ihnen sahen sie die Warpsterne vorbeiziehen.
    Kret blickte auf die Anzeigen. Mit dem Augenwinkel erkannte er die Uhr. Er hatte etwa eine Stunde geschlafen. Was nicht verwunderlich war. Denn nun stand er schon beinahe 10 Tage unter Hochspannung. Schlaf hatte er dabei seltenst gefunden. Er verdankte es einer Wunderdroge des Tal Shiar, dass er nicht im Stehen einschlief.
    Endar war ebenso in schlechter Laune. Noch immer trug er die schäbige Gefängniskleidung. Zudem hatte er im letzten Jahr einiges an Gewicht verloren und war im Moment nur noch ein Schatten des berühmten Admiral Endar von Talar. Natürlich hatte er sich über die Befreiung aus dem romulanischen Internierungslager gefreut. Doch als er sah, dass er vom Regen in die Traufe gekommen war schlug seine Stimmung auch schon wieder um.
    „Ich habe auf die Anzeigen gesehen. Wir fliegen zum Vulkan, stimmts?“, fragte der Talarianer.
    „Das ist richtig“, antwortete Kret. Jetzt hatte er ja keinen Grund mehr zu schweigen. Sie alle saßen im selben Boot... und zudem konnte man die Anzeigen nur verändern, wenn er einen persönlichen Code eingab.
    „Wieso tun Sie das alles? Es ergibt keinen Sinn für mich.“
    „Plötzlich wollen Sie also reden? Nachdem wir uns tagelang angeschwiegen haben?“
    „Es gibt eben nicht viele Gesprächspartner an Bord. Außerdem möchte ich erfahren wofür ich gekidnappt wurde. Nicht, dass mir viel daran liegt zurückzukehren...“
    „Sie sollten ihm nichts sagen, Romulaner“, empfahl der dritte Passagier an Bord des Shuttles. Der Remaner mit dem Namen Techniker saß an einer der hinteren Konsolen und überwachte die Maschinen.
    „Wieso denn nicht?“, fragte Kret, nachdem er sich zu Techniker umgedreht hatte. „Ich bin schon ein Verräter. Der Tod wartet schon seit einigen Tagen auf mich. Ich kann jetzt tun und lassen was ich will.“
    „Ich vertraue Ihnen nicht. Keinem von ihnen beiden“, bekundete Endar.
    „Nun, ich vertraue Ihnen auch nicht. Das ist doch schon mal eine gemeinsame Basis, auf die wir bauen können.“ Kret wandte sich wieder zu den Anzeigen und den Sternen. „Ich möchte dass Ihnen klar ist, dass wir die drei wichtigsten Personen in diesem Krieg waren.“ Kret deutete auf den Remaner „Fragen Sie nicht wie schwer es war, den Erbauer der Bombe zu finden und zu überzeugen mit mir an Bord zu kommen. Da war es ja geradezu ein Kinderspiel in das Hochsicherheitsgefängnis auf Talar einzubrechen.“
    Endar rollte mit den Augen. „Ein Remaner hat die Bombe gebaut? Und uns hat man deshalb beinahe ausgerottet? Wieso?“
    „Weil ich es so beschlossen habe. Ich war der Leiter des Teams, der die Bombe untersuch hat, der herausfand, dass die Remaner Schuld trugen und ich war derjenige der beschloss, dass nichts besser sei für ein zerstrittenes Volk als ein kleiner Krieg gegen einen unterlegenen Gegner.“
    „Du meine Güte!“, stöhnte Endar. Des Öfteren hatte er sich schon gefragt, wie es zu diesem Krieg kam. Doch den wahren Grund wirklich einmal zu erfahren war mehr als er erträumt hatte.
    „Machen Sie sich beide von dieser Situation keine falschen Hoffnungen. Es ist ein kleines Wunder, dass wir hier sind und um ehrlich zu sein rechne ich eigentlich nicht mit einem Erfolg.“
    „Mit einem Erfolg?“, fragte Endar.
    „Ich will endlich reinen Tisch machen. Ich überbringe der Föderation die wahren Kriegsgründe. Ich habe die Reste der Bombe dabei, ich habe denjenigen dabei, der sie gebaut hat und ich habe den Anführer der Talarianer dabei, der beweisen kann, dass sein Volk niemals einen Aggression gegen uns hegte – zumindest bis heute nicht.“
    „Und wie kommen Sie zu dieser überraschenden Einsicht ihrer Motive?“, fragte Endar verächtlich. Noch immer wahr es für ihn wahrscheinlicher in einer von den Romulanern künstlich erzeugten Simulation zu sein, mit dem Vorhaben verbliebene geheime Verstecke zu verraten.
    „Es gibt mehrere Gründe. Es begann alles vor... es fühlt sich schon an wie eine Ewigkeit. Mein Sohn starb auf Talar bei einem Anschlag ihrer Leute auf einen unserer Konvois. Ich mache Ihnen keine Vorwurf deshalb, nein, nicht im Geringsten, ich hätte ebenso gehandelt wie die Rebellen auf Talar, wäre der Romulus besetzt.
    Ich begann nachzudenken. Über all die Toten. Über all das, was als Kollateralschäden anfiel in diesem Krieg anfiel... zwei vernichtete Völker, Dutzende Bestechungen, Intrigen, dunkle Machenschaften, ein toter Prätor, mein toter Sohn.“
    Kret schwieg einen Moment und unterdrückte die Tränen.
    „Die letzte Frage, die mir meine Frau stellte, bevor ich abflog lautete: War es das wert? Ich sagte: nein. Ich stellte fest, dass all die Toten auf meinem Gewissen lasteten. Dies hier ist nur der verzweifelte Versuch all die Toten im richtigen Licht sterben zu lassen. Für die Wahrheit und nicht für meine Lüge.“
    Endar sah erschrocken zu Kret. „Ich sitze hier mit einem Verrückten.“
    „Er hat Sie gerettet“, konterte der Remaner.
    „Dies ist ein Himmelfahrtskommando!“, schrie Endar. „Ich glaube ich hätte in meiner Zelle auf Talar eine längere Lebenserwartung wie hier.“ Eindringlich sah der Talarianer zu dem romulanischen Tal Shiar Agenten. „Aufgrund ihres schlechten Gewissens ist Ihnen nichts Besseres eingefallen als mit einem kleinen Shuttle zum Vulkan zu fliegen? Ihre Arbeit muss Sie wirklich weltentfremdet haben.“
    „Es tut mir leid, dass ich nicht rückgängig machen kann, was geschehen ist. Glauben Sie mir, ich würde es tun“, antwortete Kret so ehrlich er nur konnte.
    „Oh nein. Sie würden nur den Tod ihres Jungen rückgängig machen. Denn dann hätten Sie die ganzen Probleme nicht.“
    Kret schwieg. Was sollte er auch dazu sagen. Endar wollte ihm nicht glauben. Aber Endar hatte auch recht zu einem gewissen Teil. Erst nach dem Tod seines Sohnes war er von der Falschheit seiner Taten überzeugt gewesen. Wäre er dies auch ohne dieses tragische Ereignis? Zählte dies überhaupt noch aufgrund dessen, was er nun vor hatte?
    Er spürte das Ende der Zweifel kommen, das Ende der Fragen und... sein Ende.

    Ein Warngeräusch riss alle auf der Brücke aus einer Art Lethargie. Noch bevor Arena Tellom die alles entscheidende Meldung gab wusste Lewinski, dass es losging.
    „Wir haben die Warpspur des Shuttles.“
    Lewinski sprang sofort auf aus seinem Stuhl auf. „Kurs angleichen. Roter Alarm!“
    Die Indikatoren blinkten auf. Endlich, fuhr es Price durch den Sinn, der an der Steuerkonsole saß. Hat diese elende Warterei ein Ende und bald auch diese Mission.
    „Legen Sie die Daten auf den Schirm.“
    Sofort nachdem der Captain den Befehl ausgesprochen hatte wurden auf dem Hauptbildschirm nicht mehr die Warpsterne angezeigt sondern eine schematische Darstellung des vor ihnen liegenden Raumes. Eine Reihe an Daten gab dabei die Warpspur an und approximierte die Position des Shuttles.
    „Gute Arbeit“, lobte Veritas. Gemeinsam mit Sted stand dieser nun im hinteren Bereich der Brücke. Dabei wirkten sie so entspannt als hätten sie alle Zeit der Welt. „An Sie alle. Sie sind eine vorbildliche Crew. Ihrem Captain treu ergeben, loyal und selbstbewusst. Ich könnte fast meinen, ich sei auf einem romulanischen Schiff.“
    Er kann es nicht lassen, dachte sich Price. Selbst in Lob verpackt er die Geringschätzung, die die Romulaner gegenüber anderen Völkern empfinden.
    „Ich nehme dies mal als ein Kompliment“, entgegnete Lewinski so diplomatisch wie es ihm möglich war.
    „Oh in der tat Captain, das war eins. Und das romulanische Imperium ist ihnen allen zutiefst für die Hilfsbereitschaft dankbar, die sie uns haben zukommen lassen“, fuhr Veritas ungerührt fort.
    „Sie wissen genau, wem Sie diese Hilfe verdanken haben...“ warf Price ein.
    „...und unsere Regierung wird die gesamte Föderation mit einer großzügigen Geste belohnen aber Captain...“, Veritas wandte sich an Lewinski und der Gesichtsaudruck des Romulaners wurde erneut zu Stein. „Ab hier übernehmen wir. Ganz wie es ihre Befehle vorschreiben.“
    Alle hielten einen Moment inne und warteten auf die Entscheidung des Captains. Diese Momente waren immer die schwersten für einen Captain. Er verlor praktisch die Kontrolle über sein Schiff und musste auch ein wenige die Verantwortung abgeben, die er gegenüber der Crew hatte. Doch noch konnte er nachgeben, gegensteuern oder etwas anderes machen.
    „Die Mission gehört Ihnen“, bestätigte Lewinski.
    „Dann lassen Sie die Tarnung fallen und ergreifen das Schiff mit einem Traktorstrahl. Bringen Sie es aus dem Warp raus. Sie brauchen nicht zu zimperlich sein, das Shuttle ist stabil gebaut. Warten Sie damit auf mein Zeichen. Ich werde mich dann rüber beamen, bevor sie reagieren können.“
    Price sah zu Lewinski. Matt konnte die Adern sehen, die auf der Stirn des Captains pulsierten und verzweifelt Blut zum Gehirn pumpten.
    „Ich begleite sie zum Transporterraum, Commander Price Sie haben die Brücke.“
    „Aye Skip“, bestätigte Price und sah ein klein wenig fassungslos zu, wie Lewinski und Veritas Seite an Seite die Brücke verließen.

    Die wenigen Meter bis zum Transporterraum hatten sie schnell hinter sich gebracht. Veritas gab die Koordinaten für den Transport ein und trat dann auf die Plattform.
    „Ich gebe Ihnen ein Zeichen, wenn Sie mich wieder zurückholen sollen.“
    Lewinski sah stumm zu Veritas. Deutlich war die Waffe zu erkennen, die der Romulaner in einer Seitentasche trug. „Verstanden.“
    „Veritas an Brücke. Ausführen“, wies er über die Interkom an.
    Nach nur einer Sekunde verblassten die blauen Indikatoren und der Geräuschpegel nahm ab. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das Schiff aus dem Warp gefallen war.
    „Wir haben das Schiff“, bestätigte Price über die Lautsprecher.
    Veritas nickte Lewinski zu und dieser betätigte die Transportkontrolle. Veritas entmaterialisierte. Lewinski hingegen tippte einen neuen Befehl ein und stellte sich in Windeseile ebenfalls auf die Plattform.

    Nur einen Moment später fand auch er sich auf dem romulanischen Shuttle wieder. Zu Veritas großer Überraschung.
    „Sie sollten auf Ihrem Schiff bleiben“, protestierte Veritas lautstark. Seine Waffe hatte er schon im Anschlag und zielte damit auf die beiden Passagiere, die vor ihm saßen. Das Shuttle war schon recht groß. Größer wie Lewinski es sich vorgestellt hatte. Irgendwo ein Mittelding aus den neuen Flyern, die die Voyager Crew entwickelt hatte und den großen Runabouts der Danube-Klasse. Auf jeden fall gab es hier genug Platz um sich zu bewegen und auf die Konsolen Zugriff zu nehmen.
    An einer der Flanken saßen zwei Männer. Der Talarianer Endar sowie ein Remaner.
    „Das ist ein Remaner, kein Romulaner...“
    „Das ist mir auch aufgefallen Mensch!“, fertigte Veritas Lewinski ab und wandte sich dann an die beiden Passagiere, die ruhig auf ihren Sitzen warteten. „Wo ist er? Wo versteckt er sich?“
    Endar drehte den Kopf und sah zu Lewinski. Direkt in seine Augen. „Ich hätte mir denken können, dass die Föderation diese feige Aktion der Romulaner unterstützt. Wahrscheinlich habt ihr den dreckigen Bastarden auch noch im Krieg geholfen.“
    „Wir haben niemandem im Krieg geholfen. Wir haben alles versucht um ihn zu verhindern“, antwortete Lewinski.
    „Das sieht man ganz deutlich. Seite an Seite stehen Sie hier mit den Romulanern!“
    „Sie planen einen Anschlag auf den Vulkan, das können wir nicht zulassen.“
    „Einen Anschlag? Sind Sie wahnsinnig?“, staunte Endar. Er konnte Lewinskis Worten nicht glauben. Zu widersprüchlich standen sie zu seinen Erlebnissen und zu Krets Aussagen.
    „Sie sind zu allem entschlossen“, antwortete Lewinski ruhig.
    „Ich habe genug...“ Veritas schoss auf Endar. Der Knall der Waffe war ohrenbetäubend und hörte sich wie ein Donnerschlag an. Endar musste sofort tot gewesen sein. Denn es konnte nicht schmerzfrei sein, wenn sich der Körper Schicht um Schicht auflöste. Lewinski musst sich wegdrehen so grauenvoll war der Anblick. Veritas schien es nichts auszumachen, ebenso wenig dem Remaner.
    „Wo ist er?“, fragte Veritas und hielt die Waffe an den Kopf des Remaners.
    „Was wird hier gespielt Veritas?“, fragte Lewinski, nachdem er sich wieder etwas von den Bildern des Mordes an Endar erholt hatte.
    „Sie brauchen niemand erschießen“, klang Krets Stimme aus dem Interkom. „Ich bin hier.“
    „Sie sind erledigt.“
    „Ich wusste irgendwie, dass Sie es schaffen mich zu finden Nummer 2. Nur Sie hatten das Potenzial dazu. Und wie ich sehe haben Sie einen neuen Freund in der Föderation gefunden.“
    „Ich helfe Admiral Veritas nur dabei Sie aufzuhalten...“
    „Ich habe es gehört. Captain, ich plane keinen Anschlag auf den Vulkan. Das Gegenteil ist der Fall. Ich will einen großen Fehler erklären. Mehr nicht.“
    Veritas entdeckte in diesem Moment etwas, dass seine gesamte Aufmerksamkeit forderte. Es war der Rucksack, den Kret mit an Bord gebracht hatte. Mit schnellen Handgriffen wurde der Rucksack geöffnet und Veritas sah den Inhalt. „Sie haben es gestohlen... unglaublich.“
    Die Worte waren noch nicht verhallt, als Veritas auch auf den Rucksack schoss und dieser sofort verdampfte.
    „Was da eben vernichtet wurde, Captain, waren die Reste der Bombe, mit der damals der Anschlag auf den Senat verübt wurde. Die winzigen Reste wurden in flüssigem Stickstoff eingefroren. Doch jetzt sind sie endgültig verloren... und mit ihnen jede Hoffnung.“
    „Verdammt Nummer 1... Ist es denn richtig den Frieden nur aufgrund der Wahrheit zu riskieren?“
    „Ist es richtig einen Krieg aufgrund einer Lüge zu führen?“, fragte der Remaner.
    „Oder ist es etwa richtig Menschen zu töten, nur weil man Angst vor der Wahrheit hat? Wie weit sind denn unsere Tugenden gefallen, Nummer 2?“
    Lewinski sah verwirrt zur Decke. „Was soll das? Ich verstehe nicht was hier gespielt wird.“
    „Zählen Sie eins und eins zusammen Mensch...“, forderte der Remaner auf. „Beginnen Sie den Wald zu sehen und nicht die Bäume...“
    „Welche Rolle spielen Sie in diesem Puzzle?“, fragte Lewinski den Remaner.
    „Er hat die Bombe gebaut“, lautete die Antwort von Nummer 1.
    Die Stimme war noch nicht verhallt als Veritas erneut schoss. Direkt in den Kopf des Remaners. Auch der Remaner löste sich Schicht um Schicht auf ohne auch nur ein Atom zu hinterlassen.
    „Jetzt hören Sie genau zu, Lewinski...“, begann Nummer 1.

    ... was wirklich geschah:

    ... „Die Untersuchung der verwendeten Materialien und die Genanalysen lassen keinen Zweifel mehr zu“, wiederholte der Leiter abermals, „die Bombe stammt von Remus und...“
    „... die Genanalysen deuten auf Remaner als die Urheber dieses Attentats hin“, vervollständigte Nr. 2 den Satz. „Was Schlimmeres hätte nicht eintreten können.“
    „Vor allem nicht in Anbetracht des letzten Zwischenfalls mit den Remanern und Shinzon“, brummte Nr. 1.
    „Verdammt, “ fluchte der Leiter und blickte kurz seine ihm treu ergebenen Stellvertreter an, „schon nach dem Enterprise-Zwischenfall ist der Föderation bewusst geworden, dass die Remaner aufständig geworden sind. Mehr denn je wollen sie ihre Freiheit haben. Wenn nun herauskommt, dass sie für diesen schrecklichsten Anschlag in der romulanischen Geschichte verantwortlich sind, wie stehen wir dann da?“
    „Wir erscheinen wie ein Imperium, dass sein Volk nicht kontrollieren kann“, dachte Nr. 1 laut.
    „Man wird uns für zerrissen und in Folge dessen für schwach halten“, meinte Nr. 2, was ein Nicken der beiden anderen Romulaner hervorrief. „Im schlimmsten Fall hält man uns für so verwundbar, dass dies äußere Feinde auf den Plan rufen könnte. Ich muss ja niemanden hier im Raum an die Klingonen erinnern.“
    „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass die Klingonen als Mitgliedsvolk der Multiplanetaren Allianz uns etwas antun könnten?“ Nr. 1 hielt diese Möglichkeit für undenkbar. „Die MPA würde sofort einschreiten.“
    „Möglich ist alles.“
    „Ich wünschte nur, wir hätten dies nie entdeckt“, murmelte der Leiter und niemand konnte ihm diesen Gedankengang verübeln. „Wir dürfen dies jedoch nicht zulassen. Das Romulanische Sternenreich muss stark erscheinen und stark sein. Wir brauchen etwas, was die Moral unseres Volkes wieder aufrichtet.“
    „Haben sie etwas Spezielles im Sinn, Sir?“
    Kurz dachte der Leiter nach.
    „Wissen andere Tal Shiar Abteilungen etwas über unsere Erkenntnis?“
    „Nein, niemand.“
    „Die Regierung?“
    „Wartet immer noch auf unsere Ergebnisse.“
    Nun lächelte der Leiter. Die Lösung war einfach, aber genial.
    „Wie schweißt man ein Volk zusammen?“ fragte der Leiter rhetorisch.
    „Man gibt ihm ein gemeinsames Ziel“, antworteten Nr. 1 und Nr. 2 zeitgleich.
    „Am besten geht dies mit einem äußeren Feind, nicht wahr?“
    „Korrekt, die Geschichte lehrt einem, das ein Volk zusammenhält, wenn es von außen bedroht wird“, erklärte Nr. 2.
    „Sie denken doch nicht an die Klingonen?“ fragte Nr.1 sorgenvoll. „Unsere Ressourcen sind nach dem Dominionkrieg immer noch zu erschöpft, um uns einem solch totalen und langwierigen Krieg zu stellen.“
    „Nein, “ der Leiter schüttelte den Kopf, „die Moral unseres Volkes wird am besten dadurch hergestellt, dass wir unsere Stärke und unsere Überlegenheit demonstrieren können.“
    Der alte Leiter ließ eine Sternenkarte auf dem Projektor erscheinen, sah sie sich kurz an und deutete dann mit einem Finger auf eine Stelle nahe der Grenze. Seine beiden Stellvertreter lasen beide, was dort stand:
    „Die Talarianische Union.“
    „Die Talarianer sind uns mindestens 50, wenn nicht gar 100 Jahre in der Entwicklung zurück, “ erklärte der Leiter den aus seiner Sicht genialen Plan. „Ein Sieg über sie wäre nur eine Frage von Monaten, wenn nicht sogar von Wochen. Wie gesagt: ein schneller Sieg, der unsere Entschlossenheit und Überlegenheit demonstriert. Dadurch wird uns niemand für schwach halten.“
    „Wie schaffen wir es die Talarianer zu attackieren ohne...“
    „Wir manipulieren die Beweise“, schlussfolgerte Nr. 1. „Wir lassen die Talarianer, die ohnehin eine kriegerische Spezies sind, als die Attentäter erscheinen. Infolgedessen würde der Krieg als ein legitimer Akt der Selbstverteidigung aussehen.“
    „Genial“, konstatierte Nr. 2
    Auch der Leiter war zufrieden. Wenn alles gut ging, würde das Romulanische Reich gestärkt aus dieser Sache hervorgehen. Sie musste nur vorsichtig sein.
    „An die Arbeit, meine Herren! Wir haben nicht viel Zeit, um unser Volk neu erblühen zu lassen!“

    ... „Inzwischen bin ich zu der Ansicht gelangt, dass die Talarianer nicht den Anschlag auf den romulanischen Senat begangen haben. Um sie jedoch in diese Ecke zu drängen hat man diesen zweiten Angriff inszeniert, um den Romulanern die Begründung für eine Invasion geben zu können.“
    „Das ist harter Tobak. Hast du dafür irgendwelche Beweise?“
    „Nein, es ist nur ein Gefühl.“
    „Das Gefühl haben wir zwar alle“, gab John Lewinski zu und erntete dafür zustimmende Blicke seiner Crew, „aber um so eine perfide Täuschung aufzudecken bräuchten wir mehr als nur unsere Vorahnungen.“
    „Mehr haben wir jedoch nicht.“

    ... „Und wer sind sie?“ fragte der Prätor seinen Gegenüber, der sich höflich verneigte.
    „Ich bin der Leiter dieser Abteilung“, stellte sich der Chef ruhig vor.
    „Wie lautet ihr Name?“
    „Der geht sie nichts an.“
    Das Gesicht des Prätors verfärbte sich angesichts dieser Worte, es wurde rot und nahm einen wütenden Ausdruck an.
    „Es geht mich nichts an?“ wiederholte der Anführer des Romulanischen Reiches, so als sei er sich nicht sicher, ob er das eben Gesagte richtig verstanden habe. „Es geht mich nichts an, meinen sie? Sind sie sich überhaupt im Klaren, wen sie hier vor sich haben?“
    „Selbstverständlich“, entgegnete der Leiter mit gefasster Stimme, „sie sind der Prätor des romulanischen Senats.“
    „Und damit de facto ihr Vorgesetzter!“
    „Laut der Verfassung schon“, stimmte ihm der Leiter zu.
    „Laut der Verfassung? Die Verfassung ist das einzig maßgebliche in diesem Staat!“
    Amüsiert schmunzelte der Leiter der Abteilung Blau. Es war schon lange her, seitdem er so viel Idealismus gehört hatte; Empfindungen, die er schon vor langer Zeit abgelegt hatte.
    „Hier unten, “ erklärte er und deutete auf den sie umgebenden Raum, „spielt die Verfassung keine Rolle. Und mit ihr keine Gesetze, keine Beziehungen, keine Freundschaft. Hier unten arbeiten wir nur mit kühler Logik. Aus diesem Grund wurde dieser Bereich des Tal Shiar geschaffen.“ 
    „Wann?“ wollte der Prätor wissen.
    „Lange vor ihrer Zeit, sogar lange bevor ich überhaupt Leiter dieses Bereiches wurde. Auch wenn ich ihnen gerne eine definitive Antwort auf ihre Frage liefern würde, so muss ich sie leider enttäuschen. Ich selbst weiß nicht, wie viele Vorgänger ich habe. Diese Informationen unterliegen der Geheimhaltung.“
    Langsam kam der Prätor auf ihn zu, starrte ihm in die Augen und versuchte irgendwelche Informationen darin zu finden. Doch er fand nichts davon und so wendete er sich den Darstellungen auf den Monitoren zu, die den Kriegsverlauf zeigen.
    „Sie scheinen gut informiert zu sein.“
    „Wir sind die Tal Shiar“, entgegnete der Leiter, so als würde diese Antwort alle Fragen überflüssig machen.
    „Ich habe gehört, dass sie eine recht interessante Rolle in diesem Krieg gespielt haben“, meinte der Prätor schließlich und brachte so den Leiter erstmals außer Fassung. Wie kam er nun darauf?
    „Wer sagt ihnen das?“ fragte der Leiter, wobei nun seine Stimme weniger gefasst klang als noch zu Beginn.
    „Eine verlässliche Quelle“, war das einzige, was der Prätor als Antwort von sich gab. Scheinbar genoss es der Politiker nun einmal auf der Siegerstrasse dieser Konversation zu sein. „Ich bin aus dem einfachen Grund hier, um sie zu fragen, ob dies alles stimmt. Obwohl ich mich scheinbar der Tatsache stellen muss, dass meine Informationen richtig sind. Wenn ich diesen Raum hier so betrachte gibt es einiges, was meinem Amt bisher vorenthalten worden ist.“
    „Was soll denn stimmen?“ blockte der Leiter scheinbar begriffsstutzig die Frage ab.
    Abermals wandte der Prätor nun seine gesamte Aufmerksamkeit auf den Leiter der Abteilung Blau und ein weiteres Mal fixierte er ihn mit seinem Blick. Ein äußerst seltsames Bild, da der Prätor fast zwei Köpfe kleiner als sein Gegenüber war.
    „Haben sie diesen Krieg ausgelöst?“ stellte der Führer Romulus die entscheidende Frage.
    „Ja, dies habe ich“, antwortete der Leiter ehrlich. Aus irgendeinem Grund versuchte er keine Sekunde lang die Wahrheit zu verheimlichen, doch kurioserweise machte dies den Prätor nicht stutzig. Dieser war viel zu sehr damit beschäftigt diese schockierende Wahrheit zu verarbeiten. Auch wenn dieser Jellico ihm gesagt hatte, dass genau dies geschehen war, so hatte er nicht mit dieser Wahrheit gerechnet. Dies durfte doch nicht alles wahr sein!
    „Sie geben also zu, dass wir seit über einem halben Jahr einen Krieg führen, in dem Tausende Talarianer gestorben sind, in dem unzählige Kolonien vernichtet wurden und das alles aufgrund einer Lüge ihrerseits?“
    „Ja.“
    Diese einfache und neutral vorgetragene Antwort erschallte in dem bläulichen Raum wie ein Donnerschlag.
    „Mein Gott, wir sind dabei einen ganzen Planeten zu bombardieren...“ murmelte der Prätor erschrocken und taumelte langsam zurück. Das Blut schoss ihm ins Gesicht, als er sich den fatalen Konsequenzen dessen bewusst wurde, was ihm eben bestätigt wurde.
    „Wenn sie möchten, “ fuhr der Leiter erklärend fort, „kann ich ihnen sogar ein Transscript der Planung dieser Tat zeigen. Ich habe alles archiviert.“
    Langsam wich der Prätor von dem Leiter zurück, angewidert schüttelte er sich. Er machte sich auf den Weg zum Ausgang und rief:„Wir müssen diese Invasion stoppen! Dieser ganze Krieg ist falsch! Seien sie sich sicher, ich werde sie vor Gericht bringen!“

    ... „Was ist geschehen, John?“
    Kurz räusperte sich der Kommandant der Monitor, dann erklärte er:
    „Es ist noch nicht publik gemacht worden, aber der romulanische Prätor ist tot.“
    „Was?“ entfuhr es Bruce Land erschüttert. „Aber wie kann das sein? Er war doch noch so jung...“
    „Unsere Informanten auf Romulus haben uns einige Details übermitteln können, bevor die Kanäle dicht gemacht wurden,“ fuhr Lewinski mit seinen Ausführungen fort, „und wir haben keinen Zweifel daran, dass der Prätor ermordet wurde.“
    „Unglaublich!“ war das einzige, was Commander Land dazu noch einfiel. Ausgerechnet nun ein toter Politiker! Schließlich begann er stutzig zu werden.
    „Dies sind natürlich brisante Nachrichten, John, aber wieso erzählst du mir davon? Immerhin bin ich nicht mehr im aktiven Dienst des SFI.“
    Abermals räusperte sich John und blickte für einen Moment verlegen zu Boden. Anscheinend musste er nun etwas sagen, was ihm ganz und gar nicht gefiel:
    „Mithilfe der wenigen Informationen, die wir zusammentragen konnten, war es uns möglich den Attentäter zu ermitteln und es scheint so als stimme uns der Tal Shiar zu. Es war Nocks.“

    ... Zufrieden war wohl der eheste Ausdruck, mit dem man die Gefühlswelt von Nummer Zwei beschreiben konnte. Der zweite Stellvertreter des Direktors von Abteilung Blau des Tal Shiars befand sich auf der großen Brücke eines Scimitair-Klasse Schlachtschiffes und beobachtete erfreut, wie ein weiterer, von dem Schiff abgefeuerter, Torpedo auf Remus einschlug. Die Offensiven liefen ausgezeichnet. Noch einige Wochen mehr und dann würde dieses widerspenstige Volk endlich gezähmt worden sein. Eine Rebellion, die mit dem Angriff auf den romulanischen Senat begann, würde dann endlich vorbei sein. Nummer Zwei freute sich auf diesen ruhmreichen Moment. Wenn die Galaxis doch nur die Wahrheit über dies alles wüsste… Süffisant lächelte er, als ihm die nächste Phase ihres Plans bewusst wurde. Es konnte nicht mehr lange dauern.
    „Exzellenz“, meldete ein Techniker, der wie alle Romulaner bei dieser Operation zur Abteilung Blau gehörte, „das Signal wurde übermittelt.“
    „Gut, nehmen sie Kurs auf.“
    Wieder lächelte er. Alles lief nach Plan...

    „... nun, es lief allerdings nicht alles nach Plan.“ Nummer 1 schwieg kurz und gab Lewinski einen Moment die neuen Informationen zu verarbeiten. „Tun Sie mir einen Gefallen, Captain?“
    „Was für einen?“, fragte Lewinski.
    „Auf dem Pilotensitz liegt ein PADD. Darin steht so etwas wie ein Testament. Ein letzter Wunsch wenn Sie es so wollen. Er betrifft vor allem meine Familie...“
    „Ihre Frau ist tot! Wissen Sie das?“, schrie Veritas in die Interkom.
    Schweigen.
    „Ich weiß es.“
    „Ihre Leiche wurde vom Meer angeschwemmt.“
    „Auch das weiß ich...“, erklärte Kret weiter.
    „Woher wollen Sie das wissen?“, fragte Veritas.
    „Meine liebe Frau ist... war die einzige Person, die mich von dieser Mission hätte abhalten können. Ein Blick von ihr hätte genügt um mich zurückzuholen. Das konnte ich nicht zulassen...“
    „Sie haben sie getötet“, erkannte Lewinski richtig.
    „Sie sind krank“, ergänzte Veritas.
    „Es tut mir leid Captain, aber ich war nie ein guter Mann... Ich war für Kriege, Intrigen und Morde verantwortlich, egal ob es nur einen oder Millionen betraf... Skrupel hatte ich nie.“
    „Ich ebenso wenig...“ Veritas hob seine Waffe und zielte damit auf Lewinski.
    „Senken Sie die Waffe Nummer 2.“, befahl Kret.
    „Ich bin nicht mehr ihre Nummer 2. Ich bin jetzt die Nummer 1.“
    „Mir ist egal welche Nummer Sie haben oder wie Sie sich nennen mögen. Tatsache ist nur, dass ich meine Waffe an Ihre Schläfe halte. Und das mit dem Skrupel hatten wir schon einmal.“
    Veritas zögerte.
    Lewinski nutzte diese Gelegenheit. „Warten Sie... alle beide. Wir können das nicht tun.“
    „Was können wir nicht tun?“, fragte Veritas.
    „Wir können das niemand erzählen. Denken Sie doch nach. Was nutzt dem Quadranten ein instabiles romulanisches Imperium? Wie schnell hätten sie sich mit den Klingonen wegen Grenzstreitigkeiten in den Haaren? Die diplomatische Arbeit würde um Jahrzehnte zurückgeworfen. Was nützt denn die Wahrheit jetzt noch?“
    „Sie öffnen damit Tür und Tor für unsere Regierung und den Tal Shiar genau so weiter zu machen. Außerdem lässt sich die Föderation jetzt schon erpressen. Meinen Sie denn, die Probleme werden weniger?“, stellte Nummer 1 dahin.
    „Das weiß ich nicht. Aber wenn wir jetzt richtig handeln haben wir vielleicht noch eine Chance, dass das alles nicht in einem Desaster endet“, mutmaßte Lewinski.
    „Menschen...“, seufzte Kret verärgert und machte damit einen Fehler. Verächtlich drehte er sich nämlich von Lewinski weg und streifte Veritas unbewusst. Dieser kombinierte und drehte sich herum. Seine Hand griff in die leere Luft und packte etwas. Wieder hallte ein donnernder Schuss durch das Shuttle. 
    Die Luft erzitterte, als Veritas das Objekt los ließ. Plötzlich wurde Kret sichtbar. Gerade rechtzeitig, damit jeder sehen konnte, wie auch er sich Schicht um Schicht auflöste. Bevor der fallende Körper dann den Boden erreicht hätte, gab es ihn auch schon nicht mehr. Lewinski hatte diesen Akt beobachtet ohne auch nur einmal zu blinzeln. Ein komische Gedanke kam ihm in den Sinn. Er hatte gar keine Waffe erkennen können. Kret hatte geblufft. Um sein Leben zu retten.
    Damit war aber auch klar: ihre eigentliche Mission war erfüllt. Endlich hatte er deren wahre Natur erkannt und erfahren, wieso die Romulaner logen und betrogen und wieso sie alles in die Waagschale legten um dieses Shuttle aufzuhalten.
    Lewinski sah zu Veritas und direkt in den Lauf der Waffe.
    „Jetzt wissen Sie es. Jedes Detail.“
    Doch Lewinski blieb stumm. Wenigstens jetzt wollte er wie ein aufrechter Mann handeln.
    Bis er etwas hinter Veritas sah. Lewinski stand genau so, dass er durch das vordere Fenster sehen konnte, der Romulaner jedoch hatte diesem den Rücken zugewandt.
    John Lewinski sah geschockt an seinem Gegenüber vorbei. „Haben Sie Freunde mitgebracht?“
    „Meinen Sie etwa, dass ich darauf reinfalle?“
    „Das würde den plötzlichen Abfall im Tachyonscan erklären. Sted hat die Tarnspur ihres Schiffes verschleiert...“
    Da wurde Veritas doch neugierig. Er drehte sich um und sah den romulanischen Warbird, der ihnen als Geleitschutz mitgeschickt wurde. Doch der sollte eigentlich die gesamte Zeit über getarnt bleiben. Wieso hatte dieser jetzt seine Tarnung fallen lassen? Seine Frage wurde stehenden Fußes beantwortet, als er den Torpedo sah, den der Warbird abfeuerte.
    Ein heller Blitz zuckte über das Shuttle hinweg und kollidierte mit dem Torpedo. Eine Salve Torpedos folgte – von der Monitor.
    Veritas staunte. Einen Moment zu lange. Lewinski nutzte diesen Moment und stürzte sich auf den Romulaner. Er verpasste ihm einen kräftigen Schlag in den Nacken. Reflexartig ballte Veritas seine Fäuste und versuchte zu parieren, doch Lewinski war in der besseren Ausgangslage. Er konnte die nächsten Schläge gleich hintersetzen und ihm die Waffe aus den Händen schlagen.
    „Price an Lewinski, wie ist ihr Status?“, tönte plötzlich Matts Stimme aus der Interkom.
    Lewinski stöhnte laut. Noch immer forderte sein Konkurrent die gesamte Aufmerksamkeit. Er musste all seine Kenntnisse aus Kampfsportarten aufbringen um sich mit der Tal Shiar Ausbildung messen zu können. „Beamen Sie das ganze Shuttle an Bord und Veritas in ne Zelle!“, schrie er sobald er wieder Luft bekam.
    „Bereithalten“, bestätigte Price.
    Der Captain setzte darauf mit einem Fußkick an und donnerte seine Fuß direkt in die kurzen Rippen des Romulaners – beziehungsweise in sein äquivalent dazu. Es wirkte. Veritas schnappte nach Luft und wurde von der Wucht des Schlages an die gegenüberliegende Wand geschleudert.
    Durch das vordere Fenster sah Lewinski, wie sich die Monitor verzweifelt zwischen den Warbird und das Shuttle quälte und dabei Torpedo um Torpedo einstecken musste. Da erglitzerten sie auch schon in blauem Licht.
    Und als Lewinski wieder Herr seiner Sinne war, stand er allein im Shuttle und sah durch das Fenster Shuttlehangar 2.
    Jetzt hieß es, sich zu beeilen.
    Der Weg zur Brücke gestaltete sich schwierig. Das Schiff erbebte immer wieder aufs Neue. Rauch lag in der Luft und auch das Hauptlicht war schon ausgefallen.
    Chaos herrschte auf der Brücke, als Lewinski sie erreichte.
    „Wieso sind wir noch hier Commander?“, fragte Lewinski.
    „Wir haben ein Leck in der Backbordgondel“, antwortete Price, räumte sofort den Captainsstuhl und nahm die Navigation ein. „Schilde offline, wir haben nur noch 40% Phaserenergie und die vorderen Torpedowerfer.“
    Lewinski sah auf den Hauptbildschirm. Der Warbird feuerte aus allen Rohren. Price gab wie wild Befehle ins eine Konsole ein. Er führte Ausweichmanöver um Ausweichmanöver durch. Danny Bird feuerte aus allen Rohren die er noch hatte.
    Doch noch immer erbete das kleine Schiff.
    Die Navigationskonsole ging plötzlich in Rauch auf. Matt Price hatte gerade noch die Möglichkeit seinen Kopf in Deckung zu bringen. Mit verrußtem Gesicht und zerrissener Uniform sah er auf die wenigen Anzeigen, die er noch hatte. „Wir haben jetzt keinerlei Antriebssysteme mehr.“
    „Arena, übermitteln Sie Logbuch an das Kommando. Danny...“ Lewinski hielt plötzlich inne, irgendetwas stimmte nicht mehr.
    Alle hatten es bemerkt. Die Einschläge hatten aufgehört. Der nächste Blick galt dem Hauptbildschirm. Die Romulaner feuerten nicht mehr. 
    „Was geschieht da?“, fragte Lewinski.
    „Ein weiteres Schiff enttarnt sich Sir“, meldete Bird.
    „Zeigen Sie es uns...“, forderte Lewinski.
    Der Hauptbildschirm schaltete und offenbarte das dritte Schiff in dieser Schlacht.
    Es enttarnte sich direkt über der Monitor.
    Ein Scimitair.
    „Oh Scheiße“, murmelte Price.
    „Arena...“, forderte Lewinski und sah zu der jungen Frau. Nur durch Arbeit konnte er seine Crew wieder auf die Sache konzentrieren.
    „Das Log ist raus“, antwortete sie.
    „Sie feuern!“, schrie Bird heraus.
    „Auf Einschläge gefasst machen“, ergänzte Lewinski und alle hielten sich an ihren Station fest... doch nichts geschah.
    „Danny?“, fragte Lewinski verwirrt und sah zu seinem taktischen Offizier. Der sah nur verwundert von seiner Konsole auf. 
    „Der Scimitair schießt den Warbird kampfunfähig.“ Birds Worte wurden bestätigte. Der Scimitair flog eine Schliefe um den Warbird und dichter Qualm drang aus Lecks in der Hülle. Große Trümmerstücke entfernten sich zudem von dem Schiff. Wie ein Meteorit trieb es im All. In wenigen Sekunden hatte der Scimitair die Kehrtwende in dieser Schlacht hervorgerufen und den Aggressor zum Opfer gemacht.
    „Der Warbird ist schwer beschädigt. Gegen den sind jetzt sogar wir in Topform“, erklärte Ardev zusätzlich.
    Der Scimitair, das große, dunkle und gefährlichste Objekt im All, nach einem Borg Kubus, vollendete seine Schleife und flog direkt auf die Monitor zu.
    Ein Blitz zuckte plötzlich über den Bildschirm. Doch der Auslöser für diesen war der Warbird, der sich in diesem Moment selbst zerstört hatte.
    „Wir werden gerufen“, meldete Tellom.
    Lewinski nickte. Die Ruhe um ihn war beklemmend und befreiend zugleich. Noch immer saßen sie auf einem Pulverfass. „Auf den Schirm.“
    Das Bild wechselte. „Föderationsschiff, hier ist der remanische Scimitair P47. Können wir Ihnen Hilfe anbieten?“, fragte der Remaner. Er meinte es ehrlich. Lewinski erkannte dies an Price leichtem grinsen auf den Lippen.
    „Hier ist Captain Lewinski von der Monitor. In der Tat, die können wir gebrauchen“, antwortete Lewinski erleichtert.
    „Machen Sie sich darauf gefasst, dass wir an Bord kommen.“ Der Remaner schloss den Kanal. Lewinski musste lächeln. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, würde er annehmen die Remaner enttarnten gleich das Schiff. Aber vermutlich lag dies nur an der selten Praxis dieses Volkes, anderen zu helfen.
    Und als sich Lewinski in seinem Stuhl zurücklehnte wurde ihm klar, dass sie alle Hilfe brauchten. Denn das, was er vor wenigen Minuten auf dem Shuttle gesehen und gehört hatte war unglaublich. Vielleicht zu unglaublich.
    Denn es gab keinen Beweis, der seine Geschichte belegen würde.
    Ist dies das Ende der Wahrheit?, fragte sich Lewinski ohne eine Antwort zu erhalten. Er konnte sich nicht einmal für einen Kommentar entscheiden. Sollte er Glücklichweise denken? Oder Leider?
    Eine Last kehrte zurück. 
    Jetzt war er der wichtigste Mann im Quadranten.
    Er war der Erbe dieser drei Männer.
    Und er musste dieses Erbe verwalten. 
    Doch wie sollte er etwas verwalten, dass es nur in seinem Kopf gab?
    Wieder lag eine Entscheidung auf seinen Schultern. Doch dieses Mal war es nicht seine. Sie war schon getroffen worden.

    Die Atmosphäre auf einem Scimitair war atemberaubend. Lewinski hatte schon mindestens drei Mal seit seiner Ankunft komplett die Orientierung verloren und folgte inzwischen nur noch den remanischen Sicherheitsbeamten, die ihn zum Kommandanten dieser fliegenden Festung begleiteten.
    Die Brücke war gewaltig. Viel größer sogar noch als in den Berichten von der Enterprise. Und sogar das Bereitschaftsbüro am Kopf der Brücke war noch größer wie die Brücke der Monitor.
    Eben ein typisches Beispiel für die Geltungssucht der Romulaner und ihren Hang zu Prunkbauten... zugegebenermaßen war dies hier verdient, denn die Föderation hatte im Moment nichts Vergleichbares.
    Lewinski wurde wie eine Ware in das Büro geschoben und stand dort zusammen mit den Leibwächtern, bis der remanische Captain nickte. Dann waren sie allein.
    „Captain, ich möchte Ihnen zuallererst für die Hilfe danken. Wir werden in wenigen Minuten wieder Warpgeschwindigkeit erreichen können...“, begann Lewinski.
    Der Remaner nickte. „Das ist gut für Sie.“
    „Aber wenn Sie mir die Frage gestatten: Was machen Sie hier?“
    „Nun eigentlich sind wir gar nicht hier. Wir befanden uns auf Patrouille auf dem alten talarianischen Grenzgebiet, als wir das Shuttle entdeckten. Was aufgrund der hoch entwickelten Sensoren nicht schwierig war. Wir entdeckten das Lebenszeichen eines Remaners an Bord, sowie das eines Romulaners und eines Talarianers. Wir beschlossen dem Shuttle zu folgen um zu sehen, was passiert. Das brachte uns her. Als dann die Romulaner das Shuttle zerstören wollte griffen wir ein. Und wenn Sie mir die Frage gestatten: Lebt der Remaner noch?“
    Lewinski schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, alle an Bord wurden getötet“, antwortete er so ruhig wie er nur konnte und ließ dem Remaner einen Moment um diese Nachricht zu verarbeiten. „Ich muss Ihnen eine Frage stellen: Was wissen Sie?“
    „Von was soll ich wissen?“
    „Über die Personen an Bord des Shuttles. Was wissen Sie über die?“
    „Gar nichts“, antwortete der remanische Captain.
    Lewinski seufzte. Es war nur ein Zufall, dass sie hier waren. Ein Glücksfall der Geschichte. Ein Remaner hatte das Schicksal an sich gerissen und beschlossen einem Rätsel nachzugehen. „Ich möchte Ihnen nochmals danken. Auch dafür, dass Sie nicht auf uns geschossen haben, sondern auf die Romulaner.“
    „Wir haben im Moment einige Differenzen mit unseren Herren. Wir sind eines der letzten Schiffe, dem gestattet wird frei zu fliegen.“
    „Ich weiß was auf ihrer Heimat vor sich geht, auf dem Remus. Es tut mir Leid, was mit ihrem Volk geschieht“, bekundete Lewinski und wandte sich Richtung Ausgang.
    „Der Remus ist der Ort an dem wir im Moment arbeiten und leben. Jedoch würde wohl kein Remaner ihn als Heimat beschreiben.“
    Lewinski nahm diese Worte nickend auf.
    „Werden wir erfahren, was dort vorgefallen ist?“, fragte der Remaner.
    „Haben Sie so etwas wie einen Gott? Dann kann ich Ihnen nur raten, zu beten“, antwortete Lewinski und verließ das Büro des Remaners.

    Schon zum zweiten Mal innerhalb nur weniger Tage läutete Price an der Tür zu Lewinskis persönlichem Quartier. Dieses Mal jedoch trug er wenigstens noch nicht den Schlafanzug sondern hatte sich nur aufgrund der Bequemlichkeit dem oberen Teil der Uniform entledigt. Zudem saß der Captain an seinem kleinen Tisch und las einen Text in seinem Computerterminal. Wie immer brannte die kleine Kerze, die neben dem Familienfoto der Lewinskis stand.
    Der Captain erwartete Price schon und bat ihn sich ihm gegenüber zu setzen. „Haben Sie das Debriefing von Avlis schon durchgelesen?“, fragte er. Bei Avlis war es üblich, dass er sich in den seltensten Fällen persönlich die Zeit nahm um ein Debriefing durchzuführen. Er verfasst auf Basis der Berichte der Teilnehmenden eine Missionsanalyse und verschickte die dann an alle, die sie etwas anging. In den meisten Fällen landete diese auch auf dem Schreibtisch des Föderationspräsidenten. Zudem galt die Direktive, dass sich die beiden Kommandanten einer Mission dieses Transscript nicht gemeinsam durchlesen durften.
    So hatten es jetzt auch Price und Lewinski gemacht. Nun nicht ganz, denn Lewinski befand sich gerade noch im letzten Absatz.
    „Er stellt die Mission als vollen Erfolg dar“, fasste Price zusammen.
    Lewinski deaktivierte sein Terminal und sah betrübt zu seinem Ersten Offizier. „Wenn mal von der Zerstörung eines romulanischen Warbirds, dem Freitod der beiden Romulaner durch Nervengift und einer offiziellen Abmahnung in meiner Akte absieht weil ich nicht ganz das gemacht habe, was dieser Romulaner wollte.“
    „Nicht zu vergessen, dass sie offiziell für eine Woche beurlaubt wurden.“
    „Sagen Sie es nicht so laut, ich hatte es schon beinahe wieder verdrängt“, antwortete Lewinski und hob dabei die Hände zu einer Art Schutzschild. Natürlich konnte er es dadurch nicht ungeschehen machen. Doch nun, da es auch Price ausgesprochen hatte, war es mehr als nur ein stummer Befehl in einem Dokument.
    „Sie wissen, dass ich Sie sofort auf die Brücke rufe, wenn wir Sie brauchen.“
    „Das weiß ich zu schätzen, aber wir werden den Großteil der Woche in einem Raumdock verbringen um noch Kleinigkeiten zu reparieren. Nehmen Sie daher auf mich keine Rücksicht. Ich werde mich eben etwas intensiver mit dem Holodeck beschäftigen.“
    „Und wie gehen wir mit... der Wahrheit um?“, fragte Price, der nun, nachdem er auch Lewinskis Bericht über die Geschehnisse gelesen hatte wusste, was es mit dieser Mission auf sich hatte.
    „Es gibt keine Wahrheit mehr. Die letzten Wissenden von der Wahrheit sind tot. Die Beweise sind vernichtet. Das Shuttle haben wir so schnell einem anderen Warbird übergeben, dass wir meinen konnten, wir befänden uns in romulanischem Raum. Das einzige was übrig geblieben ist bin ich... ein Geheimdienstoffizier, der die Wahrheit nicht sagen darf.“ Lewinski massierte sich die Stirn. „Haben Sie die Glückwunschkarte des Präsidenten schon gelesen? Er hat mir persönlich seine Freude über den Ausgang der Mission geschickt. Auch die romulanische Regierung sei sehr zufrieden mit dem erwarteten, wenn auch nicht ganz problemfreien Verlauf und Ausgang der Mission.“
    Price seufzte. „Wir werden also gar nichts tun“, resümierte er.
    „Die Politik hat schon entschieden, was gemacht wird. Die Entscheidung liegt jetzt eine Etage höher. Wir sind eben nur keine Teile im Getriebe der Föderation.“
    „Wieso haben Sie ein romulanisches PADD auf ihrem Bett liegen?“, fragte Price verwirrt, als er den PADD sah.
    „Das ist etwas, das ich nicht im Bericht erwähnt habe. Dieser Kret bat mich sein Testament an mich zu nehmen“, antwortete Lewinski locker.
    „Haben Sie es schon gelesen?“
    „Haben Sie jemals ein Testament gelesen? Ich habe schon das meiner Mutter und meines Vaters gelesen. Mit der Zeit ekeln Sie einen an. Zudem habe ich jetzt ja etwas Zeit. Ich werde mich erst mal ausschlafen und versuchen, diese ganze Bilder aus meinem Kopf zu kriegen.“
    „Darf ich es lesen Skipper?“, fragte Price.
    Lewinski nickte und Price nahm es in die Hand. Zu seiner großen Überraschung waren die Worte in Standard geschrieben und nicht in romulanisch und schon nach wenigen Zeilen wusste er wieso.
    „Sie haben doch jetzt eine Woche frei, nicht wahr?“, fragte Matt und sah mit blitzenden Augen zu Lewinski.
    Der Captain antwortete nicht. Er sah die Botschaft schon in Price Augen. Schnell ergriff er sich das PADD und las die ersten Zeilen:

    Mein Testament, meine Lüge.
    Bitte verwalten Sie dies, wer auch immer es lesen möge, nach bestem Gewissen und Wissen. Es enthält jedes Detail der größten Lüge des Quadranten.

    Es folgte ein Inhaltsverzeichnis mit jeder Datei, die die Lügen des Tal Shiars dokumentierte. Von den falschen Spuren auf der Bombe über den Mord am Prätor bis zur Dezimierung der Remaner.
    „Dieser Schuft“, kommentierte Lewinski.
    „Und was werden Sie damit tun?“
    John überlegte einen Moment. „Ich habe jetzt ja Urlaub, gezwungenermaßen zugegeben, aber es ist immer noch Urlaub. Und die Raumstation die wir anfliegen ist doch im Orbit eines Planeten?“
    „Ja, Mavan 2.“
    „Wenn ich dann dies hier lese, während ich auf diesem Planeten in einem Cafe sitze und dann dieses PADD zufällig vergesse...“, mutmaßte Lewinski.
    Price griff ein in diese gespielten Überlegungen. „Reden Sie nicht davon. Es könnte einem Dritten in die Hände fallen, gar jemand von der Presse.“
    „Das wäre ja ein unverzeihlicher Fehler“, heuchelte Lewinski Sorge und schüttelte den Kopf. „Hoffen wir, dass das auf keinen Fall geschieht.“
    Price grinste. Er spürte, dass der Captain seine Freizeit gut nutzen würde. Er würde sie nutzen um eine Fehler zu beheben und um einen bekannten einen letzten Gefallen zu tun.

    Ende

    DAMOKLESSCHWERT
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by NADIR ATTAR
    executive producer NADIR ATTAR
    co-executice producer CHRISTIAN GAUS & SEBASTIAN OSTSIEKER
    producer SEBASTIAN HUNDT
    lektor OLIVER DÖRING
    staff writers THOMAS RAKEBRAND & JÖRG GRAMPP and OLIVER-DANIEL KRONBERGER
    written by CHRISTIAN GAUS
    TM & Copyright © 2005 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!


    Quelle: treknews.de

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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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