Star Trek Monitor befindet sich derzeit in der Pause. Grund genug, um noch mal über Geschehenes zu reden und auch einen Ausblick auf kommende Ereignisse zu werden. TREKNews.de sprach mit dem ausführenden Produzenten der Serie, Nadir Attar, und scheute sich auch nicht davor, kritische Fragen zu stellen.
TREKNews.de: Wie wird sich die Figur Lewinskis entwickeln? Meiner Meinung ist er immer noch sehr bedacht insziniert, es fehlt ihm etwas an Charakter.
Nadir Attar: Ein Kritikpunkt, dem ich zustimmen kann. Bisher fehlt der Figur des Captains tatsächlich das eigenständige Profil, welches ihn von den anderen Kommandanten der Serien unterscheidet. In dieser Hinsicht teilt er wohl leider das Los von Jonathan Archer, der auch noch ein wenig uninspiriert wirkt. Jedoch kann man nicht verhehlen, dass ich zumindest versuche Captain Lewinski etwas… unsicherer wirken zu lassen als andere. Betrachtet man den Verlauf der Serie, so wird Lewinski immer selbstzweifelnder, unsicherer im Umgang mit seiner Umgebung. Es war von Anfang an geplant, dass er nicht der Superheld wie Janeway ist, sondern auch Fehler macht, die die Leser kritisch erkennen sollen. Ob mir dies auch gelingt, dies bleibt anderen überlassen zu entscheiden.
Wird eine Hauptfigur oder mehrere ausscheiden? Dies würde Dramtik der Serie verleihen, wären doch die Gegebenheiten anders verteilt und die Situation müßte bewältigt werden, was einer Serie nur Auftrieb verleihen kann.
Eine Figur aus der Serie ausscheiden lassen ist immer eine gefährliche Sache, denn meistens ist dies mit der Einführung einer neuen Figur verbunden, die die alte ersetzen soll. Wir befinden uns nun in der Produktion der fünften Staffel, die Zeit ist also sehr weit fortgeschritten. Zwei Jahre eher hätte ich vielleicht daran gedacht eine solche Möglichkeit zu realisieren, nun denke ich dass es zu spät für so etwas wäre. Und ganz ehrlich frage ich mich auch: wieso sollte man dies tun? Inzwischen ist die Figurenkonstellation so weit fortgeschritten, es gibt so viele wunderbare Möglichkeiten Stories zu entwickeln, dass ich keinen Bruch erzeugen möchte. Die Leser haben sich inzwischen an die Figuren gewöhnt und mögen diese auch. Einen neuen Charakter einzuführen würde einfach zu viel Erzählenergie beanspruchen.
Wird die Linie mit Sektion 31 straffer oder bleibt sie in der gewohnt lockeren Weise. Ich vermisse „zündende“ Aspekte. Zwar sind Agentenstories immer etwas besonderes, bei Monitor fehlt mir eine Richtung.
Tja, da habt ihr mich erwischt! Ich leide genau wie Chris Carter ( Schöpfer von Akte X ) an einem großen Problem: ich hatte für die Sektion 31-Storyline niemals einen großen Masterplan, der von Anfang bis Ende durchdacht war. Wie auch? Als ich mit dem Schreiben der Serie begann tat ich dies damals nur für mich selbst und habe Einzelstories geschrieben. Irgendwann während der zweiten Staffel wollte ich dann einmal ein bisschen mehr Storyline reinbringen, um so Leser zu motivieren am Ball zu bleiben und nun habe ich den Salat. Die Stories rund um die Sektion entstehen bei mir spontan und nach und nach versuche ich sie in Einklang mit dem bisher erzählten zu bringen, was manchmal recht schwierig sein kann.
Künstlerpech ;-)
Im Finale von Season 4 werden einige Vermutungen aufgestellt, wann Sektion 31 entstand. Wird darauf in Season 5 weiter eingegangen werden?
Auf der einen Seite wäre es wirklich sehr, sehr reizvoll darauf einzugehen und einen Plan dazu hätte ich schon. Dies wäre genau das unentdeckte Land, wonach man als Schriftsteller sucht. Andererseits sehen wir ja am Beispiel der Borg, dass es besser wäre manche Geheimnisse nie zu erfahren, um eine Gruppe, Person oder Spezies nicht zu entmystifizieren. Wir werden wohl abwarten müssen, ob ich mich an dieses Thema heranwage.
Seit Folge 2x04 gab es eine durchgehende Storyline, die sich mit Sektion 31 befasst. Wird diese Storyline in Season 5 ein paar Episoden mehr bekommen, als in vorherien Seasons?
Gute Frage. Auf der einen Seite fürchte ich, dass das Thema langsam zu ausgelutscht sein könnte, um die Leser noch zu interessieren. Habe ich das Thema schon ausgereizt? Ich weiß es nicht. Bisher weiß ich nicht, wie viele Sektion 31 Episoden es in der neuen Staffel geben wird. Auf jeden Fall wird es noch eine zweite Storyline geben, die ihren Weg in die neue Staffel finden wird.
Wo sind die Breen? Die Borg? (Konflikt Danny Bird/Heimatkolonie) Oder Rassen, welche sich als Bedrohung für die Monitor darstellen könnten? Gut, die Borg sind nicht unbedingt in die Serie mit zu integrieren, es gäbe jedoch andere Möglichkeiten.
Nun, diesem Punkt kann ich mich nicht so ganz anschließen. Betrachtet man den Verlauf der Serie, so fällt einem doch eher auf, dass nur wenige sehr neue Rassen in die Serie integriert werden. Als ich mit dem Schreiben anfing war Voyager die einzige noch im TV laufende Serie, in der laufend neue Rassen entdeckt wurden. Als großer DS 9 Fan wünschte ich mir jedoch mehr über das Schicksal der bekannten Rassen zu erfahren. Was war mit ihnen geschehen, wie ging es mit ihnen weiter? Daher ist die Monitor auch kein Forschungsschiff, sondern ihre Mission politisch motiviert. Wir bekamen es in der Vergangenheit doch des öfteren mit Breen, Talarianern, Klingonen oder des weiteren zu tun. Wahr ist aber tatsächlich, dass ich mich in letzter Zeit mehr auf die Interna der Erde konzentriert habe, was auch reizvoll sein kann. Betrachtet man Sci-Fi Serien, so findet man nur selten welche, die sich mit der Erde selbst befassen. Ich fand es irgendwie spannend Konflikte unter den Menschen, innerhalb der Föderation zu zeigen.
Die Borg sind für mich kein relevantes Thema mehr, da sie durch Voyager viel zu oft ausgereizt wurden. An ihnen ist kaum noch etwas, was für einen Autor interessant wäre… was nicht heißen würde, dass sie bei einer guten Idee nicht auftauchen würden. In der kommenden fünften Staffel werden sie mindestes einmal zu sehen sein, so viel kann ich schon mal sagen.
Wo bleibt das Mysteriöse? Ein klein wenig würde der Serie Pep und Reize verleihen. Das Schema bisher ist oft allzu durchschaubar.
Ja, wenn man selber eine Serie schreiben muss, dann kann man manchmal Rick Berman und Brannon Braga besser verstehen. Nach so vielen Jahren Star Trek und nach mehr als 50 Jahren des Fernsehens wird es immer schwieriger neue Ideen zu finden. Oder anders gesagt: neue Ideen werden zwar gefunden, doch ihre Auflösungen ( also das Ende der jeweiligen Episoden ) sind oftmals noch zu konventionell. Natürlich bin ich kein Profi, aber an Ehrgeiz mangelt es mir nicht dies abzustellen. Ich denke mit den beiden finalen Episoden der vierten Staffel gelang es mir doch ganz gut den Leser zu überraschen. Ich hoffe einfach mal, dass mir dies in Zukunft noch öfters gelingt.
Wie werden sich die Charaktere weiterentwickeln? Folgen wie 13 oder Musik auf den Lippen waren und sind er richtige Schritt in eine gute und starke Charakterisierung. Wird es mehr von dieser Art geben?
Ich bin immer Fan von Charakterentwicklungen gewesen, sie machen für mich einen Großteil des Reizes des Star Trek Universums aus. Doch noch fällt es mir schwer Episoden zu schreiben, die sich nur auf diesen Aspekt beschränken. Gerade um mehr Kontinuität in die Serie einzubringen mag ich es vielmehr Informationen und Entwicklungen in die Folgen mit einzustreuen und diese ziehen sich über mehrere Episoden durch, wie ein roter Faden. Ich halte dies auch für realistischer als wenn es eine Folge pro Jahr gäbe, in denen es bahnbrechende neue Entwicklungen geben würde.
Zu den Entwicklungen kann ich natürlich noch nichts sagen. Würde jedoch die kommende fünfte Staffel eine Überschrift haben, so würde sie „Das Schicksalsjahr“ lauten. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.
Die Folge Konsequenzen der Entscheidung ist meiner Meinung nicht zufriedenstellend gelöst, werden wir hier eine Fortsetzung bzw. Abschluß erleben?
Der Grundplot für eine solche Episode steht, nur nicht die Details. Ob eine solche Folge kommt ist derzeit noch unbekannt. Jedoch habe ich seit längerem den Plan diesen Faden wieder aufzugreifen.
Auch die Folge Qualen fordert eine Fortsetzung im Spiegeluniversums. Wie sieht es hiermit aus?
Eine Quasifortsetzung erlebte diese Folge ja durch die Episode „Der Jäger“. Konkret zum Thema des Spiegeluniversums ist eine Episode für die fünfte Staffel geplant, in wie weit sie geschehenes wieder aufgreift ist noch unbekannt. Diese Folge könnte mir eher die Möglichkeit geben mich so richtig auszutoben, mal so richtig etwas auszuprobieren und Konstellationen zu schaffen, die es sonst nicht so geben könnte.
Eine Folge a la der Serie 24 hattest du ja angekündigt, somit erübrigt sich die Frage, wäre da nicht eine Season besser bzw. eine Parallelseason?
Es liegt nur an der Zeit: wenn die Serie es, was ich sehr hoffe, in eine 7. Staffel schaffen würde, dann gibt es eine ganze Staffel im Stile meiner Lieblingsserie „24“. Mehr kann ich dazu jedoch leider nicht sagen.
Ich vermisse Konfrontationen mit der Starfleet Führung (siehe Jellico) wird sich hier etwas anbahnen?
Wieso sollte es in der Hinsicht Konfrontationen geben? Bisher hatte ich immer den Wunsch Starfleet als nicht zu korrupt oder machtgierig zu zeigen; Admiräle, die nur an Konflikte denken. Dies wäre ein 08/15 Hollywood-Klischee, welches ich nicht bedienen will.
Interessant wäre eine Folge welche mit Starfleet Academy verknüpft ist, gibt es Pläne in dieser Richtung?
Die Sternenflottenakademie interessiert tatsächlich viele Menschen. Der Beweis dafür waren ja die Gerüchte, die sich lange Zeit hielten, die fünfte Serie würde sich um die Akademie drehen. Bisher gibt es für mich keine Pläne die Akademie mit einzubringen, andererseits wäre ich einem solchen Plan nicht abgeneigt. Ein solcher Handlungsstrang müsste sich aber über mehrere Folgen ziehen, da man die Kadetten ja auch besser kennenlernen müsste, ihre Motivationen und Sorgen. Vielleicht wäre eine eigene Serie dafür eher angebracht.
Wenn ich es richtig interpretiere, dann ist das Verhältnis von Woil und Lewinski nicht gerade freundschaftlich, wieso wird es nicht intensiviert in die eine bzw. andere Richtung?
Ich denke, viel eher ist richtig: die beiden haben kaum eine Beziehung, eher eine Arbeitsbeziehung. Es ist richtig, bisher hatten die beiden nicht allzu viel in der Serie miteinander zu tun. Vielleicht liegt dies an Woils Misstrauen gegenüber höheren Instanzen. Die Frage sollte jedoch lauten: müssen die beiden viel miteinander zu tun haben? Sind alle an Bord miteinander befreundet? Nein, ich denke es gibt wie überall Leute, die ihren eigenen Weg gehen. Die sich nicht unbedingt hassen oder dergleichen, aber einfach nicht viel miteinander zu tun haben. Zumindest habe ich nie geplant, dass zwischen den beiden ein gespanntes Verhältnis besteht.
Beziehung Ardev-Tellom, wie wird sie sich entwickeln?
Eine Liebesgeschichte ist immer eine schwierige Sache. Wie schaffe ich es Geschichten um sie zu erzählen, ohne dabei in bekannte Klischees zu verfallen? Bisher kann ich auch dazu nicht viel sagen, ich möchte jedoch niemandem das heile Familienleben vorgaukeln. Ich werde mich einfach von mich selbst überraschen lassen und warte auf Ideen. Eine habe ich ja schon, wenn ihr versteht, was ich meine.
Würde eine Aufstockung der Folgen auf 26 (Gut, Zeitfrage verstehe) der Serie nicht etwas mehr Dichte verleihen? 13 Folgen sind für eine gute Serie wie Monitor einfach zuwenig um das volle Potential auszuschöpfen.
Eine Aufstockung für die kommende Season wird es geben, derzeit plane ich mit 15 Episoden. Die Zahl von 26 ist jedoch völlig utopisch, da einfach die Zeit dafür fehlt und vielleicht ist es auch nicht gut eine Storyline zu sehr zu strecken. Für die Produktion einer Staffel von 12-13 Episoden brauche ich ein halbes Jahr. Wie es für 26 Folgen aussähe, kann sich wohl jeder selbst ausmalen…
Etwas geordnete Beziehungen unter den Charakteren wäre vorteilhaft, bzw. Hintergründe über ihre Entwicklungsgeschichte, Familienleben, Gefühle, Lebensphilosophie, wird man hier näheres erfahren?
Mit einem Wort: ja! Die Familien werden in Zukunft eine noch größere Rolle als bisher spielen. Hoffe ich jedenfalls.
Werden philosophische bzw. metaphyische und religöse Aspekte in die Serie mit einfließen?
Philosophische Aspekte sollten eigentlich bisher schon eingeflossen sein, da dies für mich den Existenzsinn von Star Trek darstellt.
Bei übernatürlichem muss man jedoch immer vorsichtig sein. Als Fan von Akte X würde ich gerne unkonventionelles in die Serie mit einbringen, doch man muss auf die Fans aufpassen. Die eine Hälfte hat die Mystik in den Episoden 3x05, 4x11 und 4x12 überwiegend gut aufgenommen, die andere Hälfte fand sie völlig fehl am Platz. Deswegen halte ich mich in dieser Hinsicht eher zurück und habe nur eine, höchstens zwei mystische Folgen pro Staffel eingebaut. Dies wird auch in Zukunft so bleiben, doch das Hauptaugenmerk wird weiterhin auf der Science-Fiction liegen.
Wohin wird die Serie streben? Wie sind die Ausblicke für die zukünftigen Handlungsstränge? Sind Handlungsbögen geplant oder soll es bei überwiegend Einzelepisoden bleiben?
Nachdem die vierte Staffel wieder mehr Einzelepisoden beinhaltete, wird es in der fünften Season wieder mehr Zusammenhang geben. Neben dem Plot rund um Sektion 31 wird es noch einen politischen Konflikt, sowie zahlreiche private geben. „Das Schicksalsjahr“ halt. Ihr könnt euch also eher eine Staffel im Stile der Dritten vorstellen, die öfters als noch letztes Jahr auf bereits geschehenes Bezug nehmen wird.
Wird geklärt werden, warum es Sektion 31 gerade auf John Lewinski abgesehen hat?
Bisher habe ich in der Hinsicht nichts geplant, aber danke für den Hinweis…
Quasi hatte ich ja mal gesagt, dass Sektion 31 es auf Lewinski abgesehen hat, weil dieser ehrgeizig genug ist, um eine ganz hohe Position innerhalb des Geheimdienstes zu erlangen und so möglicherweise Sektion 31 zu gefährlich werden könnte. Eine zugegebenermaßen schwache Erklärung, die ausgebaut werden könnte.#
Wieso ist die Monitor nicht wie in William Shatners Büchern schwarz?
Ganz einfach, weil ich die Idee, dass man im dunklen Weltraum, in dem man eh nach Sensoren navigiert, dass die Raumschiffhülle schwarz ist unsinnig finde. Manchmal sind dem guten Bill Shatner halt beim Schreiben die Pferde durchgegangen, zumindest sehe ich dies so.
Im Buch Sternendämmerung wird die USS Monitor vernichtet. (im Epilog )
Was mich interessiert: wie reagiert ihr darauf?
Davon weiß ich ja noch gar nichts! Danke für den Hinweis. Da ich jedoch das Buch und die damit verbundenen Ereignisse nicht kenne, kann ich nicht sagen, ob dies überhaupt Auswirkungen auf meine Serie haben könnte. Nicht alles muss man meiner Meinung nach übernehmen…. Nemesis könnte man meiner bescheidenen Meinung nach gut streichen ;-)
Gehen wir in die Zukunft zum Ende: Schon eine Ahnung, wie die Serie enden wird (wenn ja, wie)?
Absolut keine Ahnung! Ich werde einfach mal schauen, wie sich die Charaktere entwickeln und dann mehr oder weniger spontan entscheiden, wie es weitergeht. Ob es überhaupt ein Happy End für alle gibt, steht auch noch in den Sternen. Wir wollen ja nichts zu viel verraten….
Abschließend, wie ist dein persönliches Resüme über Monitor? Wie wünscht du dir in Zukunft Unterstützung, wie kann ich als Leser dich unterstützen?
Monitor und die damit verbundene Veröffentlichung ist ein Lebenstraum von mir, der sich erfüllt hat. Mit jedem Leser, der sich eine Episode ansieht, wächst meine Motivation. Ich wünsche mir Unterstützung einfach durch viel Feedback. Schreibt ins Forum, mailt mir, teilt mir eure Gedanken mit. Dies hilft mir mehr als ich euch vielleicht vorstellen könnt!
Das Interview führten Oliver-Daniel Kronberger-Lennardson und Sebastian Ostsieker. Inspiriert wurden die Fragen durch Zusendungen der Fans. Bitte nicht böse sein, wenn nicht all eure Zusendungen es ins Interview geschafft haben!!
Quelle: treknews.de
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