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Prolog
„Guten Morgen, Seven.“ Janeway ging ein bisschen schneller, um zu der ehemaligen Borg aufzuschließen.
„Captain.“ Seven nickte Janeway kurz zu.
„Ich habe gehört, dass Sie sich nun endlich für eine Hochzeit entschieden haben“, sagte Janeway.
Seven blieb abrupt stehen und sah den Captain fragend an.
Zwar war der Captain etwas überrascht von Sevens Gesichtsausdruck, sie ließ sich jedoch nichts anmerken. Stattdessen erklärte sie ihr, was sie meinte: „Chakotay hat es mir erzählt. Er meinte, Sie und er wollen nächste Woche heiraten und er würde gerne das Kasino zur Verfügung gestellt haben.“
Seven nickte zögernd. Anscheinend behagte ihr es nicht, über dieses Thema zu sprechen. „Ja, Captain. Das ist wahr.“
„Dann kann ich Ihnen also gratulieren?“
„Ich schätze das können Sie.“
Janeway lächelte Seven erfreut an. „Das ist ein bedeutender Schritt für Sie, Seven. „Eine Ehe ist eine ernsthafte Verpflichtung, gewissermaßen der letzte Schritt in einer Beziehung. Ich freue mich für sie und Chakotay.“
Die Ex-Borg nickte ...verlegen, oder war es doch Unwohlsein? „Entschuldigen Sie mich bitte.“ Seven setzte sich wieder in Bewegung und ging zum nächsten Turbolift, versuchte dabei aber nicht den Eindruck einer Flucht entstehen zu lassen.
Janeway blieb – nicht wissend, ob sie sich für Seven und Chakotay freuen, oder sich Sorgen machen sollte – allein im Korridor zurück.
"... bis dass der Tod uns scheide"
Chakotay befand sich in seinem Quartier, das er seit einigen Monaten gemeinsam mit Seven of Nine bewohnte. Die ehemalige Drohne hatte nur wenige persönliche Dinge mitgebracht, als sie eingezogen war. Einen Stapel PADDs, auf denen die Persönlichen Logbücher ihrer Eltern gespeichert waren, die man vor vier Jahren während einer Außenmission im Deltaquadranten an Bord der U.S.S. Raven gefunden und geborgen hatte, und eine mobile Regenerationseinheit, die es ihr ermöglichte normal in einem Bett zu schlafen und sich dabei zu regenerieren. So musste sie nicht jeden Abend zurück in den Frachtraum und die Nacht in ihrem Alkoven verbringen. Mehr hatte sie auch nicht mitbringen können. Das Leben einer Drohne, insbesondere einer ehemaligen, war nicht gerade mit viel Besitz gesegnet.
Neben dem großen Doppelbett und den üblichen Sternenflotteneinrichtungsgegenständen befand sich seit einigen Wochen – ungefähr seit dem Zeitpunkt, von dem an Sevens Schwangerschaft nicht mehr zu verbergen gewesen war – eine Babywiege im Quartier. Es war eine schöne Wiege, mit einem kleinen Dächlein aus Stoff und einem kleinen Mobile, an dem verschiedene Miniaturen von Föderationsraumschiffen hingen. Unter anderem waren alle sieben Enterprises am Mobile zu finden. Von der aller ersten Enterprise von Captain Archer bis zur legendären Enterprise-E von Picard. Chakotays Forschergeist erwachte für einen Moment, als er die Modelle näher betrachtete. Faszinierend, wie sich die Schiffe in den letzten zweihundert Jahren entwickelt hatten. Andererseits gab es Konstruktionsmuster, die seit je her die selben waren. Manches ändert sich halt nie, dachte der Commander amüsiert. Seven war der Meinung, auf diese Weise könne ihr Kind sich spielerisch mit der Geschichte der Raumfahrt vertraut machen, eine Tatsache, die am Anfang zwar etwas belustigend für den Ersten Offizier gewesen war, doch was sprach dagegen, wenn das Kind in die Fußstapfen seiner Eltern trat?
Der Erste Offizier der Voyager war gerade dabei, den Tisch für das Abendbrot zu decken, als die zwei Türhälften, die das Quartier vom angrenzenden Korridor trennten, auseinander glitten und Seven den Weg ins Innere freimachten. Sie schritt schnell in das Quartier hinein und schien genau zu wissen, was sie wollte.
Chakotay spürte, dass nun nichts Gutes auf ihn zukam und machte sich aufs Schlimmste gefasst.
Seven baute sich vor Chakotay auf, der gerade dabei war, ein paar Kerzen, die er auf den Tisch gestellt hatte, anzuzünden. „Werde ich einen Phaser brauchen, um mich zu verteidigen?“, versuchte Chakotay die Spannung aus der Situation zu nehmen, bevor sie sich überhaupt richtig aufbauen konnte. Leider klappte dieser Versuch der Entspannung doch nicht so gut, wie es sich der Indianer vielleicht erhofft hatte.
„Vielleicht“, entgegnete Seven todernst. „Was hat es mit dieser Hochzeit auf sich? – Captain Janeway berichtete mir, du hättest um die Nutzung des Kasinos gebeten, um die Zeremonie durchzuführen.“
„Stimmt etwas nicht mit dem Kasino?“, scherzte Chakotay ein weiteres Mal.
„Es stimmt etwas Grundlegendes nicht, Chakotay: Warum erzählst du Captain Janeway, dass wir heiraten wollen?“
„Ich dachte, wir wären uns in dieser Hinsicht einig gewesen“, erinnerte Chakotay leicht irritiert. „Du warst doch einverstanden damit, dass wir heiraten.“
„Wir haben darüber gesprochen, Chakotay“, entsann sich Seven, „und ich sagte, ich hätte keine Einwände. – Aber ich hatte da nicht an nächste Woche gedacht, sondern… an irgendwann.“
Der Indianer stemmte seine Hände in die Hüften und betrachtete seine Frau mit einem Gesichtsausdruck, der Irritation, Verständnislosigkeit und vielleicht sogar ein wenig Wut enthielt.
„Wo ist denn das Problem? – Gibt es einen Unterschied zwischen in einer Woche und in einem Monat oder einem Jahr?“
„Ich… ich möchte nur sichergehen, dass…“ Seven sprach nicht weiter. Abrupt drehte sie sich um und verließ das gemeinsame Quartier.
„Seven!“, rief Chakotay ihr hinterher, doch sie ließ sich davon nicht aufhalten. Geradewegs stiefelte Seven zur Tür und lief hinaus.
„Wenn Sie mich fragen, Seven, können Sie Commander Chakotay keinen Vorwurf machen“, meinte der Doctor, zu dem die Ex-Borg nach ihrem Gespräch mit Chakotay gegangen war.
„Er hat diese wichtige Entscheidung völlig eigenmächtig getroffen, Doctor“, erwiderte Seven. Als langjähriger Freund hatte sie sich etwas Verständnis oder sogar Zustimmung seitens des Hologramms erhofft, wurde stattdessen jedoch enttäuscht. „Er hat mich hintergangen.“
„Er hat getan, was er für richtig hielt, Seven“, erklärte das MHN und versuchte die Handlungsweise des Commanders zu erklären. „Eine individuelle Entscheidung.“
„Eine individuelle Entscheidung sollte nur getroffen werden, wenn es sich um ein Individuum handelt. Sobald weitere Personen involviert sind, muss das Kollektiv bestimmen.“
„Sie klingen wieder wie eine Borg, Seven.“
„Ich bin Borg.“ Die Worte hatten eine Kälte in sich, die der Doktor nicht mehr gewohnt war.
„Sie sind mittlerweile viel mehr, als das. Sie sind ein Mensch. Ein Individuum. Sie können tun, was Sie wollen, oder es lassen. – Die einzige Person, der Sie Rechenschaft schulden sind Sie selbst. Und in diesem Fall auch Ihrem Herzen.“
„Wollen Sie damit sagen, ich soll Chakotay heiraten, Doctor?“
Mit einem leichten Lächeln schüttelte der Mediziner seinen holografischen Kopf.
„Ich will damit sagen, dass Sie in diesem Fall tun sollten, was Ihr Herz Ihnen rät. – Chakotay hat dies sicherlich getan, Seven. Deshalb ist er zum Captain gegangen. Deshalb hat er eigenmächtig auch für Sie entschieden. Weil er Sie nicht verlieren möchte.“
„Aber was ist, wenn genau das passiert, Doctor?“, fragte Seven und klang plötzlich sehr melancholisch, fast schon traurig. Die folgenden Worte schien sie mehr an sich selbst als an den Doktor zu richten. „Was ist, wenn Admiral Janeway Recht hatte? Dann werde ich in zweieinhalb Jahren sterben und Chakotay wird sich für den Rest seines Lebens quälen.“
„Ich würde sagen, das spielt keine Rolle. Seven, denken sie nach, wir haben den Lauf der Zeit verändert. Die Zukunft, aus die der Admiral kam und ihn der sie starben, existier nicht und wird so nicht existieren. Und selbst wenn – verheiratet oder nicht, wenn das Schicksal will, dass sie in naher Zukunft sterben, dann werden Sie das. Und für Chakotay wird es dann keine Rolle spielen, ob Sie miteinander verheiratet sind, oder nicht.“
„Wenn das so ist, wieso legt er dann soviel Wert auf eine Eheschließung?“
„Eine Ehe gibt ihm ein größeres Gefühl der Sicherheit“, meinte der Doctor. „Ich schätze er hat einfach Angst davor Sie an jemand anderen zu verlieren.“
„Sie meinen er vertraut mir nicht.“
Abermals schüttele das MHN den Kopf und hob beschwichtigend die Arme, so als befürchtete er etwas falsches gesagt zu haben.
„Nein, so sollten Sie das auf gar keinen Fall verstehen.“
„Und wie soll ich es dann verstehen, Doctor?“
„Es soll verhindern, dass andere Ihnen ‚unsittliche’ Anträge machen.“
„Es dient also als Abschreckung für andere?“ Seven wölbte ob dieser Erklärung verwirrt eine Augenbraue, imitierte dadurch unbewusst eine typisch vulkanische Geste.
Der Doc überlegte kurz, was er auf diese Definition einer Ehe antworten sollte. Im Grunde hatte Seven genau das ausgedrückt, was er gesagt hatte, nur in wesentlich einfacheren Worten. Aber war es wirklich das, was er damit hatte ausdrücken wollen? Tatsache war: Er wusste es nicht, also nickte er einfach nur. „Ja, ich denke so ist es.“
Sevens Gesichtsaudruck verriet dem Doctor, dass ihr dies auch nicht viel weitergeholfen hatte. „Warum sträuben Sie sich so dagegen, Seven? – Nach allem, was Sie mir in den letzten Monaten gesagt haben, nach allem…“, der Doc deutete auf Sevens schwangeren Bauch, „was zwischen Ihnen passiert ist, scheinen Sie doch der Meinung zu sein, dass er der Richtige für Sie ist.“
Seven überlegte kurz und nickte dann. „Danke, Doctor.“ Sie stand auf und ging Richtung Tür.
„Ihr Bioscan ist fabelhaft, Seven“, rief der Doc ihr schnell noch hinterher, bevor sie die Krankenstation verlassen konnte.“ Doch irgendwie befürchtete er, dass dies ihm Moment die geringste Sorge im Leben der ehemaligen Borg-Drohne war.
Pffffffff. Und die Tür war wieder zu.
„Computer, Licht!“, befahl Chakotay. Augenblicklich wurde es hell im Quartier. Er blinzelte kurz, als sich seine Augen an die jäh aufflammende Helligkeit gewöhnten. „Warum sitzt du denn hier im Dunkeln?“
Seven saß auf dem gemeinsamen Bett und sah Chakotay an. „Warum willst du mich unbedingt heiraten, Chakotay?“
„Weil ich dich liebe.“ Chakotay lachte kurz auf. Dies war doch die simpleste und zugleich wichtigste Begründung!
„Und warum kannst du dann nicht noch etwas warten?“, fragte Seven.
„Tradition“, antwortete Chakotay.
„Wie meinst du das?“
„Bei meinem Volk - besser gesagt, bei meinem Stamm - ist es üblich die Frau, die man liebt, spätestens dann zu heiraten, wenn sie ein Kind von einem erwartet.“
„Warum jetzt? – Ich bin schon länger schwanger, Chakotay, warum kam es noch nicht vor vier Monaten zur Sprache.“
Chakotay zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. „Um ehrlich zu sein: Ich habe mich nicht getraut. Ich hatte Angst vor deiner Reaktion. Und nach unserem Gespräch heute Morgen scheint diese Angst auch wohl berechtigt gewesen zu sein.“
Seven sah ihn fragend an. Diese Erklärung wirkte gleichzeitig so einfach und zugleich auch unglaubwürdig, so dass sie es nicht so recht glauben konnte. „Das war alles?“
Chakotay lächelte. „Okay, ich wollte auch erst noch sehen, ob du es mit mir aushältst.“
„Die Hochzeit findet also doch noch statt?“ Die Türen der Astrometrie hatten sich hinter ihr noch nicht ganz geschlossen, als sie diesen Satz zu Seven gesagt hatte.
„Captain?“ Seven drehte sich von ihren Kontrollen weg, zu Janeway.
„Chakotay ist heute Morgen zu mir gekommen und hat die Hochzeit abgesagt“, erklärte Janeway. „Er sagte, Sie und er hätten eine größere Meinungsverschiedenheit in Ihrem Quartier gehabt und Sie seien gegangen.“
„Es dürfte wohl so gewesen sein.“ Seven widmete sich wieder ihren Kontrollen.
„Aber nun findet die Hochzeit doch statt meinte Chakotay.“
„Wir haben darüber geredet und es ist das, was wir beide wollen.“
Janeway nickte erfreut. „Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, Seven. – Wenn zwei Menschen ineinander verliebt sind ist es wichtig, dass sie es sich auch zeigen. Eine Hochzeit ist genau das richtige dafür.“
„Sie klingen so, als würden Sie mich beneiden, Captain.“
Janeway nickte und für einen kurzen Moment schienen Erinnerungen über ihr Gesicht zu huschen. „Ich schätze, dass ich das tue, Seven. Ich schätze, dass ich das tue.“
„Dann sollten Sie vielleicht auch heiraten, Captain“, kombinierte Seven, was die Kommandantin der Voyager zu einem Lächeln veranlasste.
„Nicht alle Menschen haben die Chance, die Sie jetzt haben, Seven.“ Janeway klopfte Seven auf die Schulter. „Sie können sich glücklich schätzen.“
Seven nickte.
Janeway nahm ihre Hand von Sevens Schulter herunter und ging zur Tür. Der Captain verließ die Astrometrie und ließ Seven allein zurück.
***
„Tuvok.“ Chakotay kam gerade aus dem Turbolift auf die Brücke. „Kann ich Sie kurz sprechen? Unter vier Augen?“
„Selbstverständlich, Commander.“ Tuvok und Chakotay gingen in den an die Brücke angrenzenden Konferenzraum. „Was kann ich für Sie tun, Sir?“
„Sie werden sicherlich schon gehört haben, dass Seven und ich heiraten werden“, begann Chakotay.
„In der Tat“, entgegnete der vulkanische Sicherheitschef. „Die menschliche Eigenschaft, scheinbar irrelevante Informationen möglichst schnell zu verbreiten, erstaunt mich immer wieder.
„Nun, da dies meine erste Ehe ist und ich bisher nur die Eheschließungszeremonie meines Stammes kenne, würde ich gerne wissen, wie ich die Hochzeit gestalten sollte. Ob ich sie überhaupt gemäß meines Stammes durchführen sollte. Immerhin ist Seven keine Indianerin. Vielleicht ist ihr eine mehr...universellere Zeremonie gerecht.“
„Fragen Sie mich, wie eine vulkanische Zeremonie vonstatten geht, Commander?“
„Könnte man so sagen, Tuvok.“
Der Sicherheitschef des Schiffes verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und blickte kurz zur Decke. Einem Nicht-Vulkanier die vulkanische Liebe zu erklären, war äußerst komplex und bedurfte eine exakte Wortwahl.
„Im Grunde werden vulkanische Ehen arrangiert. Im Kindesalter verhandeln drei Familien miteinander um eine Eheschließung. Zwei Familien mit männlichen Nachkommen und eine Familie mit einem weiblichen Nachkommen. – Während der Zeit des Pon Farr treffen die drei Nachkommen zusammen. Wenn sich die Frau nicht für einen der beiden Männer entscheiden kann, wird ein ritueller Wettkampf zwischen den männlichen Nachkommen um die Frau ausgetragen. Der Stärkere der beiden verbindet sich anschließend mit der Frau.“
Kurzes Schweigen trat ein.
„Entschuldigen Sie, wenn ich das so sage, aber das klingt für mich nicht gerade logisch, Tuvok.“
„Im Pon Farr gibt es keine Logik, Commander. Dann werden auch wir Vulkanier von unseren Emotionen gesteuert und unserem Drang uns fortzupflanzen.“ Der Lieutenant Commander sagte dies ohne eine Spur von Scham. Es stellte einfach eine natürliche Tatsache für ihn dar.
„Mhm. – Danke, Tuvok.“
„Ich hoffe ich konnte Ihnen weiterhelfen, Commander.“
Chakotay nickte. „Das konnten Sie.“ Und in Gedanken fügte er hinzu: Jetzt weiß ich, wie meine Hochzeit auf gar keinen Fall aussehen wird.
„Grundsätzlich haben wir Bolianer etwas gegen monogame Beziehungen, Commander.“ Allein dieser Satz reichte schon, um es Chakotay bedauern zu lassen, Chell nach den bolianischen Ehetraditionen zu fragen. Zudem war es mehr als bekannt, dass, wenn der Schiffskoch in einen Redefluss kam, nur noch schwerlich zu stoppen war.
„Und was haben Sie dann?“, fragte Chakotay dennoch nach.
„Eine Hauptfrau und eine Nebenfrau“, antwortete Chell. „Letztere kann im Laufe eines Ehejahres bis zu vier Mal wechseln, meistens mit dem Beginn einer neuen Jahreszeit.“
„Vier verschiedene Ehe-Nebenfrauen pro Jahr?“
„Auf diese Weise bleibt die Abwechslung erhalten und die Ehe ist nicht so langweilig“, antwortete der blauhäutige Schiffskoch der Voyager. „Soweit ich weiß heißt es doch auch bei den Menschen: Abwechslung macht den Sex interessanter. Außerdem, was spricht dagegen? Wir Männer versorgen unsere Frauen gleichberechtigt und bewahren sie so vor Armut. Wir tun in gewisser Weise also etwas gegen die Obdachlosigkeit.“ Chell grinste zufrieden.
„So wie ich das verstanden habe bezieht sich dieser Satz jedoch nicht auf den Partner. – Jedenfalls nicht in der Ehe, sondern vielmehr um die Art, wie der Sex praktiziert wird.“
„Häh?“
Chakotay wusste nicht, ob Chell wirklich so begriffsstutzig war, oder ob er sich dumm stellte. „Um die Stellung.“
„Ich verstehe nicht ganz, Commander.“
„Soll das heißen, die Bolianer haben nur eine… Ach, wissen Sie was? Lassen Sie sich das vom Doctor erklären, der wird sich sicherlich freuen Sie in dieser Hinsicht aufzuklären.“
Chell zuckte mit den Schultern. „Wie Sie meinen, Commander. – Kann ich Ihnen noch etwas über bolianische Ehen berichten?“
Chakotay schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich denke, ich habe genug gehört. – Wiedersehen, Chell.“
„Es freut mich, dass ich helfen konnte, Commander.“
Chakotay verließ das Kasino. Kopfschüttelnd machte er sich auf den Weg zu seinem Quartier, wo er zusammen mit Seven ein paar letzte Angelegenheiten klären wollte, bevor in einer Woche die Show über die Bühne gehen sollte. „Nebenfrauen. Himmel!“
„Die Führungsoffiziere sind Pflicht.“ Chakotay und Seven saßen in ihrem Quartier zusammen und gingen die Gästeliste für ihre Hochzeitsfeier durch.
„Wir wollten auch deine Tante einladen“, meinte Chakotay. „Nachdem sie so lange nichts von dir gehört hat möchte sie sicher dabei sein, wenn du heiratest.“
„Da hast du sicher Recht.“ Seven nickte. „Aber ich weiß nicht, ob ich bereit bin sie wieder zu sehen.“
„Sie ist deine Tante, Seven. Sie gehört zur Familie.“
„Einverstanden. – Wie sieht es bei dir aus? Gibt es bei dir Familie einzuladen?“
Chakotay nickte. „Mein Bruder, der ewige Single. – Ich denke, es wird ihm einen kleinen Schups geben, wenn er sieht, dass sein Lieblingsbruder Abschied von seinem Junggesellendasein gibt.“
„Das macht dann bisher zweiundzwanzig Personen auf der Gästeliste“, meine Seven und gab einen weiteren Namen ins PADD ein.
„Dann wäre da nur noch eine übrig“, sagte Chakotay. „Aber ich bin nicht sicher, ob wir sie einladen sollten.“
„An wen denkst du?“
„B’Elanna. – So wie ich sie kenne dürfte sie gerade jetzt über Toms Tod hinweg sein. Wenn sie wieder an Bord zurückkommt und dann auch noch eine Hochzeit beiwohnt könnte das alles wieder kaputt machen.“
„Andererseits könnte es ihr auch klarmachen, dass das Leben – egal, was auch geschehen mag – weitergeht“, suggerierte Seven.
Chakotay nickte. „Du meinst also auch, dass wir sie einladen sollten?“
Tema’na betrat das Kasino der Voyager. Wie immer herrschte hier reger Betrieb. Crewmitglieder der Voyager saßen an den Tischen und unterhielten sich, aßen, manche spielten Karten oder Schach. Doch das alles interessierte Tema’na nicht. Sie wusste genau, zu wem sie hier wollte. Und tatsächlich. Dort am Fenster saß sie. Die Romulanerin ging zu ihr.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte Tema’na.
Seven sah von ihrem PADD auf. Etwas überrascht, dass Tema’na sich ausgerechnet zu ihr setzen wollte, schließlich war ihr die Romulanerin in den letzten Monaten so gut wie möglich aus dem Weg gegangen. „Natürlich, Fähnrich.“
Tema’na setzte sich. „Ich weiß gar nicht, wie ich Sie nennen soll. Ma’am, Seven, Crewman?“
„Ich denke Seven wird genügen, Fähnrich“, meinte die Ex-Borg.
„Sie wollen also heiraten?“, fragte Tema’na direkt.
„Woher wissen Sie das?“
„Huhu, Seven, machen Sie mal die Ohren auf. – Es ist überall an Bord das Tagesgespräch.“
„Offenbar. – Es ist korrekt. Chakotay und ich wollen heiraten.“
„Und warum?“
„Weil wir uns lieben.“
Die Navigatorin der Voyager rollte mit den Augen. „Mein Gott. Dass die Menschen so sind, war mir klar, aber ich hatte gedacht Sie wären anders! Ich dachte die Borg würden mehr auf größere Verbindungen stehen. Kollektivmäßig.“
„Ich bin keine Borg mehr.“
„Ich verstehe den Drang der Menschen zur Monogamie nicht. – Klar, es ist schön, wenn man mit jemandem zusammen ist, aber doch nicht für den Rest seines Lebens. Und wenn das, was die Menschen über den Tod denken auch noch darüber hinaus.“
„Sie werden es verstehen, wenn Sie die richtige Person für sich gefunden haben, Fähnrich.“
Tema’na schüttelte den Kopf. „Nein, das denke ich nicht. Ich werde mir alle Möglichkeiten offen halten. – Und wenn Sie mich fragen, sollten Sie das auch. Sie sind nicht nur überaus attraktiv, sondern auch ein wichtiges Mitglied dieser Besatzung. Wie wird sich die Ehe auf ihre Karriere auswirken?“ Tema’na stand auf und ging zur Tür. Sie ließ Seven allein zurück. Grübelnd über die Worte der Romulanerin.
„Hey, Tema’na, warte!“ Die Romulanerin blieb stehen, um es Telsia Murphy zu ermöglichen zu ihr aufzuschließen.
„Hi“, sagte Tema’na.
„Hast du es schon gehört?“, wollte Telsia wissen.
„Ich denke ja. Falls du auf die Hochzeit zwischen Commander Chakotay und Seven of Nine anspielst.“
„Jepp.“ Telsia nickte.
„Es ist Schwachsinn. Ehe ist etwas für die Schwachen. Für Leute, die nicht alleine zurechtkommen.“
„Nun, ich weiß zwar nicht viel über die Romulaner, Tema’na, aber ich weiß genau, dass auch ihr heiratet.“
„Na und, es ist trotzdem Schwachsinn.“
Telsia schüttelte den Kopf. „Ich halte es ganz und gar nicht für Schwachsinn. Und ich glaube tief in deinem Inneren glaubst du das auch nicht.“
„Wenn du meinst.“ Die Romulanerin schien alles andere als überzeugt von den Worten ihrer besten Freundin.
„Ja, meine ich. – Ich würde auch gerne bald heiraten“, fügte Telsia hinzu.
Tema’na grinste. „Und wer soll der Glückliche sein?“
Nun war Telsia an der Reihe zu grinsen. Und sie grinste hämisch. „Tja, ich hab da schon jemanden im Hinterstübchen.“
Tema’na blieb verwirrt stehen. „Hast du ein größeres Quartier, als ich?“
„Wie kommst du denn jetzt darauf?“
„Mein Quartier hat kein Hinterstübchen.“
Das war zuviel für Telsia. Sie konnte nicht mehr und musste laut loslachen. „Hahaha, Tema’na, ich weiß schon, warum ich dich so mag, haha! So einen Humor hat kein zweiter an Bord, haha! Einmalig, den merke ich mir!“ Mit diesen Worten ging Telsia zum nächsten Turbolift und verließ das Deck.
„Das war aber ernst gemeint“, flüsterte Tema’na. Dann ging auch sie zum Turbolift.
***
Die Turbolifttüren glitten vor Tema’na auseinander und gaben ihr den Weg auf die Brücke frei. Schnurstracks machte sie sich auf den Weg zur OPS, an der Lieutenant Kim seinen Dienst verrichtete. „Lieutenant Kim, ich habe eine Frage.“
„Moment“, sagte Harry. „Ich muss gerade noch die laterale Sensorphalanx neu ausrichten.“
„Es dauert nur einen kurzen Augenblick.“
Harry sah von seiner Konsole auf. „Also gut, Tema’na, was gibt es?“
„Wollen Sie heiraten?“
Harry verstand die Frage nicht sofort und blickte sich kurz auf der Brücke um, so als ob nach Hilfe suchte. „Was?“
„Sie wissen schon was ich meine. – Eine Eheschließung. ‚… bis dass der Tod uns scheidet’ und so weiter.“
Harry sah die romulanische Steuerfrau halb verwirrt, halb ängstlich an. „Äähhh, ich muss die laterale Sensorphalanx wohl aus der Jeffriesröhre neu ausrichten. Entschuldigen Sie mich.“ Harry machte sich auf zum Turbolift.
„Warten Sie, ich helfe Ihnen“, bot Tema’na an.
„Nein, ähh, danke, Fähnrich, ich komme schon allein klar, aber trotzdem danke, Fähnrich. Vielen Dank für das Angebot, danke.“ Und schon war er verschwunden im Turbolift.
Tema’na sah verwirrt zu den geschlossenen Türen des Turbolifts. „Der hatte wohl ein bisschen zu viel Kaffee heute Morgen.“ Kopfschüttelnd ging sie zur Conn und übernahm ihre Station.
Whoosh! Das Schott der Jeffriesröhre öffnete sich und Lieutenant Commander Reginald Barclay kletterte in den engen Verbindungstunnel hinein. „Haar…Lieutenant Kim, ich hatte S-S-Sie hier nicht erw-wartet.“
Harry klappte seinen Tricorder zu und blickte zu Reg. „Ich habe die laterale Sensorenphalanx neu ausgerichtet und kalibriert.“
„Nun, offenbar nicht.“ Reg kletterte weiter in die Röhre, bis er neben Harry angelangt war. Er öffnete seinen Tricorder und überprüfte die Einstellungen, die Harry wenige Momente zuvor vorgenommen hatte. „Im Maschinenraum hat es einen Alarm gegeben. Die gesamte Sensorphalanx ist ausgefallen.“ Reg las die Ergebnisse von seinem Tricorder ab. „Und offenbar sind Sie der S-Stör-r-renf-fried, Lieutenant.“
„Tut mir Leid, Reg, ich bin etwas durch den Wind“, entschuldigte sich Harry.
„Nicht der Rede wert.“ Barclay nahm blitzschnell ein paar Schaltungen an den Sensorrelais vor und brachte die Sensoren somit wieder online. „W-warum sind Sie den d-durcheinander, Har-r-ry?“
Reg sah, wie Harry etwas rot wurde. Er befürchtete schon, dass der junge Lieutenant ihm nicht antworten würde, doch er tat es: „Tema’na hat mir auf der Brücke gerade einen Heiratsantrag gemacht.“
„Ha, ha!“, prustete es aus Barclay heraus. „Ihnen???“
Harry sah Reg verständnislos an. „Was ist denn so unglaubwürdig daran?“
Barclay hatte alle Mühe sich wieder einzukriegen, schaffte es jedoch. Jedenfalls mehr oder weniger. „Gar nichts, höhö. – Kann es vielleicht sein, dass Sie sie falsch verstanden haben?“
„Na ja“, antwortete Harry. „Eigentlich war sie ganz unmissverständlich.“
„Mögen Sie sie?“, fragte Barclay direkt.
„Reg, ich bitte Sie, sie ist mir unterstellt und überhaupt... nun ja, ich… ich weiß nicht, Reg.“
„Ein guter Rat von meinem Counselor: Reden Sie mit ihr, Harry.“ Reg klappte seinen Tricorder wieder zusammen und kletterte aus der Jeffriesröhre, hoffend, dass er so seinem Freund einen Bärendienst erwiesen hatte.
***
„Wie finden Sie es, Seven?“, fragte Janeway, nachdem sie eine weitere weiße Girlande im Kasino aufgehängt hatte.
Seven sah sich Janeways Werk an. „Die rechte Seite der Girlande ist um zwei Komma drei Zentimeter höher befestigt, als die linke.“
Janeway verzog das Gesicht. „Zu schief?“
„Es ist tolerierbar. – Danke, dass Sie mir bei den Vorbereitungen helfen, Captain.“
„Als Captain tut man, was man kann, wenn zwei seiner Offiziere heiraten wollen, Seven.“ Janeway überlegte kurz. „Apropos Seven. Seven of Nine ist ein ziemlich unpassender Name, wenn Sie heiraten wollen. Könnten Sie sich nicht vielleicht doch dazu durchringen Ihren menschlichen Namen zu benutzen?“
„Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen, Captain.“
„Sagen Sie, wo ist eigentlich Chakotay?“ Janeway fiel erst jetzt auf, dass sie und Seven die ganze Dekorationsarbeit allein machten.
„Er meinte, er wolle die Dekoration ganz und gar mir überlassen, da er für so etwas ‚kein Auge’ hat. Außerdem kennt er nur die für seinen Stamm übliche Dekoration für Hochzeiten und die will er mir – wie er sagte – ‚lieber nicht antun’.“
Janeway lachte. „Ja, typisch Mann. – Sagen Sie, wen haben Sie eigentlich mit dem Menü beauftragt? – Ich hoffe doch nicht Crewman Chell, der würde wieder so etwas zubereiten, wie…“ Janeway überlegte kurz, bevor ihr ein Beispiel für Chells – manchmal etwas ausgefallenen – Humor bei der Benennung von Speisen einfiel. „…Wurf-Reis. – Zugegeben, ein schlechtes Beispiel.“
Seven schüttelte den Kopf. „Nein. Chakotay kennt jemanden von der Erde, einen Mann aus New Orleans. Er betreibt dort ein Restaurant, offenbar hat Chakotay es häufiger während seiner Akademiezeit besucht. – Ein gewisser Joseph Sisko.“
„Verwand mit Captain Ben Sisko?“, wollte Janeway wissen. Sie kannte den Captain zwar nicht persönlich und als die Voyager gestartet war, war er noch Commander, doch sie hatte mehrfach gelesen, welch unmögliche Missionen er im Dominionkrieg überaus erfolgreich durchgeführt hatte.
„Er ist sein Vater.“
Janeway nickte. „Wenn er nur halb so gut kocht, wie sein Sohn dem Dominion den Hintern versohlt hat, sind wir in guten Händen.“
COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGERJaneway betrat als letzte den Transporterraum der Voyager. Chakotay, Seven, Harry und der Doctor waren bereits hier und warteten vor der Transporterplattform. Ein Fähnrich stand hinter den Kontrollen.
CAPTAIN JANEWAY
STERNZEIT 55521,3
„Die Voyager ist zur Erde zurückgekehrt, wo morgen die Hochzeit von meinem Ersten Offizier Commander Chakotay und Astrometrieoffizier Seven of Nine stattfinden soll. Es freut mich, dass auch eine alte Freundin zu den Feierlichkeiten eingeladen ist und es ist schön, sie einmal wieder zu sehen.“
„Sie ist bereit“, sagte Chakotay, als Janeway neben ihm stand.
Der Captain nickte. „Energie, Fähnrich!“
Der Fähnrich leitete den Transportvorgang ein. Kurz darauf begannen auf der Transporterplattform zwei Personen zu materialisieren. Die zweite Person – offenbar ein Baby – befand sich bei der ersten auf dem Arm.
Der Transportvorgang war nun abgeschlossen.
„Hallo, B’Elanna“, begrüßte Janeway die gerade Materialisierte.
Alle anwesenden begrüßten B’Elanna und ihre Tochter Miral herzlichst. Die Halbklingonin brachte sogar ein kleines Lächeln zustande und begrüßte ihre ehemaligen Kameraden und Freunde.
„Wie geht es Ihnen, B’Elanna?“, wollte Janeway von ihrer früheren Chefingenieurin wissen. Die Halbklingonin hatte noch immer denselben geschafften und traurigen Gesichtsausdruck, wie vor zwei Monaten, als ihr Ehemann bei einer selbstmörderischen Außenmission gestorben war.
„Den Umständen entsprechend“, antwortete B’Elanna. „Nicht besonders gut, aber auch nicht mehr besonders schlecht.“
„Und es fehlt Ihnen auch nichts?“ Diese leicht falsch zu verstehende Frage kam von Harry, der damit ungewollt eine noch nicht verheilte Wunde wieder aufriss.
B’Elanna musste sich auf die Lippen beißen, um nicht loszuweinen. Da sie zur Hälfte menschlich war, war sie in der Lage dazu. Ihre Mutter hatte in ihrer Kindheit immer zu ihr gesagt, sie hätte die Tränenkanäle von ihrem Vater geerbt. ein Umstand, der ihre Mutter jedoch nie stolz gemacht hatte, im Gegenteil. „Tom. – Aber ich gehe davon aus, dass Sie das nicht meinten, Harry.“
Lieutenant Kim schüttelte den Kopf, bedauerte dabei seine Worte. Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können? Immerhin war Tom Paris auch sein Freund gewesen, sein Bester. „Nein, ich meinte das eher in die Richtung von: ‚Können wir etwas für Sie tun?’.“
Nun schüttelte B’Elanna den Kopf. „Miral und ich wohnen bei Toms Vater. Es mangelt uns dort an nichts.“ B’Elanna holte tief Luft. „Aber ich denke wir sind nicht hier, um über mich zu sprechen, sondern wegen einer Hochzeit.“ B’Elanna ging zu Chakotay und umarmte ihn kurz, aber kräftig. Danach war Seven an der Reihe. Als B’Elanna dann mit den beiden fertig war wandte sie sich an den Transporterchief: „Fähnrich. Dort unten warten noch zwei Gäste, die gerne hochgebeamt werden möchten.“
„Wer sind die Gäste?“, wollte der Doctor wissen.
„Die eine möchte unbedingt die Brautjungfer spielen, der andere wollte nur gerne dabei sein“, antwortete B’Elanna. „Fähnrich, Energie!“
Erneut leitete der Transporterchief einen Teleportationsvorgang ein. Zwei Personen materialisierten auf der Plattform. Die eine war ungefähr so groß wie Tuvok, die andere knapp über 1,20 Meter. – Der Rematerialisierungsvorgang schritt voran. Es war nun deutlich zu erkennen, dass die größere der beiden Personen eine Kadettenuniform der Sternenflotte trug.
„Naomi Wildman und Icheb“, erkannte Seven erfreut.
Der Transportvorgang war nun abgeschlossen und die beiden stiegen von der Plattform herab.
„Bitten um Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen“, sagte Icheb. Für diesen Anlass hatte er seine spezielle Gala-Uniform angezogen, die eigens für Kadetten der Sternenflottenakademie hergestellt wurde.
Janeway nickte. „Erlaubnis erteilt. Willkommen an Bord, Kadett. Hi, Naomi!“
Zwei Tage später befanden sich alle geladenen Gäste im Kasino. Die Führungsoffiziere und auch Icheb trugen allesamt Galauniformen. B’Elanna hatte sich jedoch für ein elegantes Kleid entschieden, dass sie sich mit Naomi ausgesucht hatte.
„Bestens, Captain, danke der Nachfrage“, sagte Icheb. „Die Akademie ist eine echte Herausforderung für mich.“
„Und wie werden Sie dort behandelt?“, wollte Janeway wissen. „Die meisten Borg sind ja nun nicht an der Akademie. Ich kann mir vorstellen, dass nicht jeder Sie akzeptiert.“
Icheb holte tief Luft und schien etwas sagen zu wollen, wurde jedoch unterbrochen.
Harry kam zu den beiden. „Captain, es ist so weit.“
Janeway nickte. „Wir werden später weiterreden, Icheb.“ Der Captain ging zum Altar, an dem bisher nur Chakotay und sein Bruder, als Trauzeuge, standen.
„Nun, Commander“, sagte Janeway grinsend. „Ihre letzten Augenblicke als Junggeselle nähern sich dem Ende, ich hoffe, das ist Ihnen klar. Chakotay.“
Chakotay nickte. „Keinen Augenblick zu früh, wenn Sie mich fragen, Captain.“
„Na, dann wollen wir doch Mal mit der Show beginnen“, meinte Janeway und gab Harry ein Zeichen. Der Lieutenant ging zur Backbordtür und öffnete sie. Herein kam Seven in einem wunderbaren, weißen Brautkleid. Der lange Schleier wurde von Naomi Wildman so gut wie möglich gehalten, damit er nicht zu sehr über den Boden schliff.
Es dauerte einen Moment, bis Seven den Altar erreicht hatte. Für Chakotay war es ein schier endloser Zeitraum. Er hoffte sogar inständig, dass dieser Moment der Perfektion so lange wie möglich andauerte. Oh nein, er bereute nicht eine Sekunde, was er nun vorhatte. Dies war die Frau seines Lebens. In diesem Punkt war er sich so sicher wie nirgendwann sonst in seinem Leben.
„Eine der angenehmsten Pflichten eines höheren Offiziers ist es, zwei seiner Offiziere in den heiligen Stand der Ehe zu bringen“, sagte Janeway sichtlich erfreut und sprach die Rede, die eigens für solche Anlässe an Schiffskommandanten ausgegeben wurde.
Chakotay sah zu seiner angehenden Frau. Beide lächelten glücklich.
„Annika“, fuhr Janeway fort. „Willst du den hier anwesenden Chakotay zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen, ihn lieben und ehren, biss dass der Tod euch scheidet? So antworte mit ‚Ich will’.“
„Ich will“, sagte Seven. Von Harry wurde ihr ein Ring gereicht, den sie Chakotay über den Finger schob. „Mit diesem Ring bin ich dein.“
Janeway lächelte. „Chakotay. Willst du die hier anwesende Annika Hansen zu deiner rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen? Sie lieben und sie ehren, bis dass der Tod euch scheidet?“
„Unbedingt“, antwortete Chakotay. Sein Bruder gab ihn nun auch einen Ring, den der Erste Offizier der Voyager Seven über ihren Ringfinger schob. „Mit diesem Ring heirate ich dich.“
„Ein jeder, der einen triftigen Grund vorbringen kann, warum diese beiden nicht heiraten sollen, möge jetzt sprechen, oder für immer Schweigen.“
Schweigen.
„Durch die Befugnisse, die mir die Vereinte Föderation der Planeten zuteil werden ließ, erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau“, schloss Janeway und sah anschließend Chakotay an. „Sie dürfen die Braut nun küssen.“
Das musste man Chakotay nicht zweimal sagen. Er und Seven küssten sich lang und leidenschaftlich. Janeway freute sich für die beiden, ebenso der Doctor, der weniger Meter entfernt stand. Doch niemand der Anwesenden Gäste konnten die Gefühle erahnen, die den Doc innerlich zerfraßen.
„Ich möchte noch etwas sagen“, trat B’Elanna aus der Menge hervor. Die Augen aller hier anwesenden richteten sich auf sie.
„Ich möchte den Frischvermählten nur etwas mit auf den Weg geben. Kostet die gemeinsame Zeit aus. Lebt die Jahre, die ihr miteinander verbringen werdet, versprecht mir, genießt jeden Tag. – Denn man weiß nie, ob es der letzte ist.“
B’Elanna lächelte, obschon eine kleine Träne über ihre Wange lief. Sie holte kurz Luft:
„Heute haben zwei Crewmitglieder der Voyager den Bund fürs Leben geschlossen. Wir freuen uns für sie, denn es sind unsere Freunde. Wir alle sind gewissermaßen eine Familie. Darum lasst euch versichert sein, dass ihr nie alleine sein werdet, egal was euch geschieht. Genießt die Jahre, die ihr zu Zweit habt. Habt Zeit und ab und an ein offenes Wort für einander und macht die Dinge, die euch glücklich machen. Genießt das Leben und versucht jeden Tag, das Beste für euren Partner zugeben. Denn niemand weiß, wie viele Tage jeder von uns noch hat.“
Chakotay und Seven nickten.
„Das wäre alles“, meinte B’Elanna. „Mehr kann ich Ihnen nicht mit auf den Weg geben, außer vielleicht: Viel Glück.“
***
„Hey, Tema’na, warten Sie“, rief Harry der Steuerfrau der Voyager hinterher, nachdem beide nach Beendigung der Feierlichkeiten das Kasino verlassen hatten.
Die Romulanerin stoppte. „Lieutenant?“
„Ich muss mit Ihnen sprechen“, sagte Harry und machte eine bedächtige Pause. „Von wegen Hochzeit und so.“
Ja?“
„Ich denke dafür sollte man sich vorher ein bisschen besser kennen lernen.“
Tema’na nickte. „Ganz meine Meinung.“
„Puhh!“, meinte Harry. „Ich bin froh, dass wir da übereinstimmen. – Man sollte sich wirklich vorher besser kennen lernen.“
„Dann meinen Sie also auch, dass es Commander Chakotay und Seven of Nine ein wenig übertrieben haben?“
„Chakotay und… äh… Seven?“
„Das war es doch, was ich Sie auf der Brücke fragen wollte.“
„Ach, ja, stimmt, da haben Sie wohl Recht“, stammelte Harry.
„Dann stehe ich wenigstens nicht ganz allein mit meiner Meinung da, Lieutenant. – Danke, mehr wollte ich gar nicht von Ihnen wissen.“
Harry blieb wie angewurzelt stehen, während Tema’na weiterging. Ihm fiel es wie Schuppen von den Augen: Reg hatte Recht behalten!
Der Doctor betrat die Krankenstation und verschloss die Türen hinter sich. Das MHN ging weiter in sein Büro und aktivierte seinen Desktop-Viewer. „Computer, zeige mir die Subroutinen des medizinisch-holografischen Notfallhologramms an.“
Auf dem kleinen Bildschirm erschienen die Gewünschten Daten. Der nächste Schritt würde ihm nicht leicht fallen. Es war gewissermaßen so, als schneide er sich einen Teil seines Fleisches vom Körper. Doch es musste sein. Um Chakotays, Sevens... und auch um seiner Willen.
„Nimm Zugriff auf die Subroutinen Seven Alpha bis Seven Gamma und… entferne sie!“
Der Computer gehorchte und – von einem Augenblick zu anderen – fühlte er sich besser. Er war befreit. Befreit von den Gefühlen, die er für Seven empfand…
***
...und die Reise geht weiter - am nächstens Montag, den 04.02.2002
Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...
... BIS DASS DER TOD UNS SCHEIDE
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