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Für besseres Verständnis lesen Sie bitte auch diese Episoden:
8x13 - "Wahnsinn"
8x18 - "Propaganda"
8x19 - "Verlorener Friede"
8x20 - "Am Abgrund"
Prolog
PERSÖNLICHES COMPUTERLOGBUCHJaneway legte gerade ihre Sachen zusammen, als das Türsignal ihres Quartiers im Sternenflotten-Hauptquartier ertönte. Sie ging zur Tür und öffnete sie.
CAPTAIN JANEWAY
STERNZEIT 55703,6
„Zwei Wochen sind seit diesem grausamen Anschlag bereits vergangen, und fast die gesamte Crew ist wieder gesund. Doch es haben nicht alle überlebt: Der Doktor beziehungsweise sein Mobiler Emitter und somit auch er ist verschwunden, mein Freund Tuvok und weitere 16 Crewmitglieder sind verstorben. Momentan wird dieser „Unfall“ oder was auch immer es war von einem Team untersucht, doch ich denke nicht, dass ich mit rechtlichen Schritten gegen mich und meine Crew zu rechnen habe. Die Situation in der Föderation sieht nach dem Erscheinen weiterer Pläne hingegen nicht besser aus, doch momentan ist es relativ ruhig.“
Admiral Paris erschien und wurde sogleich von der hereinscheinenden Morgensonne geblendet.
„Admiral! Es freut mich sie zu sehen!“
Paris nickte und betrat den Raum. „Hallo, Kathryn! Wie geht es ihnen?“
„Oh, danke, es geht mir wieder besser... Aber sie sind doch nicht gekommen, um mir das zu sagen, oder?“
Paris atmete tief ein und darauf seufzend aus: „Nein, deshalb nicht. Es geht um die Technologie an Bord der Voyager, die ihnen ihr zukünftiges Ich aus der Zukunft mitgebracht hatte... sie ist irreparabel beschädigt.“
Janeway erinnerte sich an die Ereignisse, die sie nach Hause gebracht hatten und musste kurz lächeln.
„Ich verstehe nicht, was daran so amüsant ist, Captain!“, warf der Admiral sie aus ihren Gedanken.
„Oh... ich erinnerte mich nur gerade an etwas...“
Paris nickte: „Na ja, ich will sie nicht weiter stören! Die Voyager wartet im Dock und morgen können sie sie besichtigen und ihre Sachen einräumen. Starten kann sie vermutlich in einer Woche!“
Der Captain nickte und als er gerade das Zimmer verlassen wollte, hielt sie ihn noch einmal an: „Ach, Admiral... Wann soll eigentlich die Trauerfeier anlässlich B’Elannas Tod stattfinden?“
Der Admiral blickte sie entgeistert an, als habe er den Namen B’Elanna noch nie gehört: „Ach, natürlich... sie wird an Bord der neuen Voyager stattfinden, und zwar in drei Tagen... ich wählte das Schiff, da... da sie sich auf der Voyager immer zuhause fühlte. Wir werden uns sehen, hoffe ich!“
Nachdem der Captain genickt hatte, verließ Paris endgültig das Zimmer und sie ließ sich erschöpft in ihr Sofa fallen. Sie schloss die Augen und wollte sich ein wenig entspannen, als ihr etwas einfiel, das sie fast vergessen hatte. „Janeway an Chakotay!“, sagte sie, nachdem sie auf ihren Kommunikator getippt hatte.
Auch Chakotay war wieder gesund und hatte auch ein Quartier im Hauptquartier. „Hier Chakotay! Wie geht es ihnen, Kathryn?“
„Genauso wie gestern Abend“, antwortete sie und bei dem Gedanken an den vergnüglichen Abend mit ihm und Annika musste sie kurz auflachen. „Aber ich wollte sie eigentlich etwas fragen: Und zwar, ob sie nicht Lust hätten, mich in meinem Quartier zu besuchen... Wir müssen uns... unterhalten!“
"Die Ruhe vor dem Sturm"
Chell räumte gerade im neuen Casino der Voyager alles ein. „Alles ist anders, verdammt!“, beschwerte er sich lautstark, obwohl niemand anwesend war. Er fand das alte Casino besser, denn dort hatte er sich bereits eingelebt. Hier gab es nicht mal eine Küche. Gut, auf der alten Voyager hatte auch erst Neelix aus dem Speiseraum des Captains eine gemacht, aber nichtsdestotrotz war dieser Speiseraum noch kleiner. „Wo soll ich denn bitte hier kochen?!“, rief er erneut.
„Sie könnten bei mir kochen, Mr. Chell!“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm.
Zu Tode erschrocken drehte sich Chell um. Er hatte diesen Mann wohl nicht bemerkt. „Äh... w-wer sind sie, wenn ich fragen darf?“
Der Andorianische Mann lächelte freundlich und es zeigten sich in seinem Gesicht einige Falten, die sein längeres graues Haar jedoch überdeckte. ‚So sehen oft Andorianische Attentäter aus’, dachte Chell angsterfüllt.
„Mein Name ist Tun Shras! Sie können mich Shras nennen!“
Chell nickte noch immer sehr nervös. „Mein Name ist Chell, einfach nur Chell!“
Der Andorianer reichte ihm die Hand und zögernd schüttelte Chell sie mit seiner rechten. ‚Hoffentlich hat er keine ätzende Säure an den Händen!’, dachte Chell, als seine Hand nur noch wenige Zentimeter von Shras’ Hand entfernt waren. Er war immer sehr ängstlich und als Kind hatte er unter Verfolgungswahn gelitten. Offenbar waren diese Gefühle berechtigt gewesen. „Dürfte ich fragen, warum... äh... na ja, was sie hier zu suchen haben, Shras?“
„Ich bin mit Genehmigung hier. Was ich hier will? Ich will sie, Chell!“
Mit großen Augen sah der Koch der Voyager ihn an. „Ich glaube... ich glaube ich verstehe nicht ganz...“
„Ich habe von ihren Fähigkeiten als sehr innovativer Koch gehört, Chell!“, lobte ihn Shras, dem Chells Angst nicht unbemerkt geblieben war. „Wissen sie, ich will auf Deep Space Nine ein freigewordenes Lokal übernehmen und da könnte ich noch jemanden mit ihrem Talent gebrauchen!“
Harry ging durch einen großen Dschungel und einmal mehr stolperte er, als er an einem im Dickicht versteckten Ast hängen blieb. Er war diese Wildnis nicht mehr gewöhnt, zuletzt war er während seiner Kindheit hier - und als die Voyager heimgekehrt war. Und genau wie damals, brauchte er seine Eltern jetzt wieder.
Nach diesem furchtbaren Unfall oder Anschlag musste er zu seinen Eltern, denn diese waren besorgt wegen ihm, und er wegen der aktuellen Situation, die auch seine Eltern hier in dieser abgelegenen Region Koreas gefährden konnte.
„Ahhh!“, schon wieder war er gestolpert und sein noch immer von dem Absturz verletztes Bein schmerzte. Er hoffte, dass es wieder verheilen würde, doch die Sternenflottenärzte waren da sehr pessimistisch.
Endlich: Er schob noch ein paar Pflanzen und Äste zur Seite und da war es: Das Dorf, in dem seine Eltern wohnten. In diesem Dorf befand sich auch eine Akademie der Sprachwissenschaften, an der seine Mutter bis vor drei Jahren unterrichtet hatte. Seine Eltern lagen draußen in der Sonne, als er sich ihrem Garten näherte.
Plötzlich sprang sein Vater auf und strahlend vor Freude sah er Harry.
„Dad!“, rief der junge Offizier und lief seinem Vater mit offenen Armen entgegen.
Auch seine Mutter stand auf und lief ihm trotz ihres Alters entgegen. ‚Endlich bin ich zu Hause...’, dachte er. Zuletzt hatte er dies nach der Heimkehr der Voyager zu sich gesagt, doch nun fühlte er sich erneut so erleichtert. Schließlich waren die letzten Tage und Wochen furchtbar. Die furchtbarsten Tage seines Lebens.
Janeway hatte bereits alle Sachen in ihren kleinen Koffer geräumt und freute sich schon ein wenig darauf, sie am nächsten Tag in ihr neues Quartier auf der neuen Voyager einräumen zu können. Plötzlich erschrak sie, als Chakotay in der Tür stand.
„Hallo, Captain!“, begrüßte er sie freundlich.
Sie lächelte und erwiderte seinen Gruß: „Hallo Chakotay! Schön, dass sie kommen konnten!“
„Na, schon aufgeregt?“, fragte er seinen Captain.
„Auf die neue Voyager? Oh ja, und wie! Ich habe gehört sie soll noch besser als die alte sein!“
Chakotay nickte verhalten und ein wenig betrübt sagte er: „Ja, das sagt man so... aber trotzdem: Es ist nicht die Voyager!“
Janeway hielt inne. „Ja... wechseln wir das Thema! Setzen sie sich doch!“, forderte sie ihn auf und beide setzten sich in das Sofa. „Kann ich ihnen was zu Trinken anbieten?“
„Nein, nicht mal der Replikator könnte das“, antwortete Chakotay und grinste.
„Ich kann ihnen auch gerne selbst einen Kaffee zubereiten...“, erwiderte Janeway ebenfalls lächelnd. „Aber ich wollte eigentlich nicht über die Zubereitung von Getränken reden...“
„Sondern?“, fragte Chakotay.
„Erinnern sie sich noch an unser Gespräch mit Tuvok, als wir die Vermutung äußerten, dass die Föderation infiltriert wurde? Dass Sektion 31 Recht hatte?“
Ihr Erster Offizier runzelte die Stirn: „Infiltranten? Sektion 31? ... Ich weiß leider nicht was sie meinen, Kathryn...“
Janeway versuchte es erneut: „Erinnern sie sich nicht? Der Unfall... diese Pläne... Chakotay, sie müssen sich doch erinnern!“
Es war hoffnungslos. Ihr Erster Offizier schien sich einfach nicht entsinnen zu können, was sie meinte.
„Chakotay, was haben die bloß mit ihnen gemacht... Chakotay?“, rief Janeway verzweifelt.
„Ahhhh!“ Janeway wachte schweißgebadet auf. Sie hatte sich nur kurz hingesetzt und war wohl vor Erschöpfung eingeschlafen. Da hörte sie das Türsignal, welches sie wohl geweckt hatte. Sie stand auf, musste sich jedoch kurz festhalten, um nicht umzufallen, und ging dann zur Tür. Durch das kleine Fenster erkannte sie Chakotay. Erleichtert öffnete sie die Tür und lachte: „Hallo, Chakotay!“
Ihr Erster Offizier blickte sie an und lächelte ein wenig, während er eintrat: „Hallo, Kathryn! Sie... sie sehen schlecht aus! Geht es ihnen nicht gut?“
Janeway blickte ihn an und mit einem Schmunzeln sagte sie: „Danke für das Kompliment! Ich wusste gar nicht, dass ich so schlecht aussehe! ... Um ehrlich zu sein: Ich hatte einen Albtraum!“
„Ach, verstehe... Und ich kam nicht zufällig darin vor?“
„Doch“, sagte sie grinsend, während sie am Replikator zwei Tassen schwarzen Tee bestellte. „Sie waren ein bisschen... unterbelichtet!“
„So so“, meinte Chakotay und setzte sich, als er seinen Captain überrascht mit zwei Tassen Tee ankommen sah. „Seit wann trinken sie Tee?“
„Der Doktor hier meinte, es sei momentan besser für mich!“ Sie stellte eine der beiden Tassen an Chakotays Platz und setzte sich.
„Und?“, fragte ihr erster Offizier.
„Und? Was meinen sie mit ‚und’?“, fragte sie. „Na ja, warum wollten sie, dass ich herkomme?“
„Vielleicht einfach nur aus Freundschaft!“
Chakotay lächelte erneut und studierte ihren Blick. Dann schüttelte er den Kopf: „Nein! Nein, ganz bestimmt nicht! Sie haben diesen speziellen Ausdruck im Gesicht, diesen Blick, der mir sagt, dass ihnen was auf dem Herzen liegt!“
Janeway trank einen Schluck Tee, verzog das Gesicht und erwiderte sarkastisch: „Sie hätten Counsellor werden sollen!“ Beide lachten. „Aber, sie haben Recht, Chakotay. Ich habe ein Problem... oder besser gesagt wir haben eines!“
Er blickte sie fragend an.
„Erinnern sie sich noch, als Seven vor... vielleicht drei Monaten entführt wurde?“
Er nickte.
„Sloan, dieser von mir und Seven als Wahnsinniger bezeichnete Anführer der Sektion 31, erzählte ihr doch, dass er Beweise habe, dass die Sternenflotte infiltriert wurde, nicht wahr?“
Zum zweiten Male nickte Chakotay.
„Wir alle hatten diesen abstrakten Gedanken sofort verworfen, doch dann tauchten diese Pläne auf, diese merkwürdigen Befehle, Admiral Ross’ Angriff auf der Sternenbasis, Tuvoks Treiben im Torpedoraum und das Umlenken der Steuerung nur wenige Minuten vor unserem ,Unfall’... ich könnte ihnen noch viel mehr aufzählen... Und wissen sie zu welchem Schluss ich gekommen bin?“ Janeway ging an Chakotay heran und blickte ihm tief in die Augen, als dieser den Kopf schüttelte: „Sloan lag ganz richtig!“
Plötzlich schien sich Chakotay an etwas zu erinnern: „Ja, jetzt erinnere ich mich! Wir hatten doch dieses Gespräch in ihrem Raum, einen Tag, bevor wir in San Fransisco abstürzten. Wir waren doch alle der Ansicht, dass irgendetwas nicht stimmte...“
Janeway drehte sich um und ging unruhig im Zimmer hin und her: „Ja! Ganz genau! Aber wir waren nicht alle davon überzeugt: Ich meine noch zu wissen, dass Tuvok die ganze Zeit über versucht hatte, uns zu überzeugen, dass die Föderation nicht unterwandert wurde, er wollte uns weismachen, dass es ein Hirngespinst wäre... Und was passierte? Einen Tag nach unserem Gespräch explodierten zufällig unsere Torpedos und von höchstwahrscheinlich Tuvoks Quartier aus wurden wir in die Sternenflotten-Akademie gelenkt!“
„Mein Gott...“, sagte Chakotay leise. „Tuvok war nicht er selbst, meinen sie?“
Janeway nickte: „Ja! Und wenn auch andere Admirals nicht die sind, die sie vorgeben zu sein, sind wir, da wir Verdacht geschöpft haben, in Gefahr... Verstehen sie nicht, Chakotay? Es ist genauso wie bei Paris’ Familie: Er trennte sich von seiner Frau, Tom starb, B’Elanna starb und Miral lebt noch, weil sie für ihn noch keine Bedrohung darstellt... Erkennen sie die Parallelen, Chakotay?“
Ihr Erster Offizier erhob sich und stellte sich vor sie. Seinem Captain in die Augen blickend sagte er: „Sie leiden an Paranoia, Kathryn, das erkenne ich... Was soll Toms Tod mit einer Infiltration zu tun haben? Was bitte? Sie denken, dass jeder, der sich ungewöhnlich verhält, ein Fremder ist, aber sie haben keinerlei stichhaltige Beweise! Bin ich auch jemand anders?“
Janeway drehte sich um: „Nein, denn nur sie würden mir vorwerfen, paranoisch zu sein... Und auch wenn ich unter Verfolgungswahn leide, Chakotay, trotzdem... trotzdem kann ich immer noch realisieren, was hier vor sich geht. Diese Fähigkeit scheinen sie verloren zu haben!“
Ohne ein weiteres Wort verließ ihr Erster Offizier den Raum, blieb jedoch noch einmal in der Tür stehen und drehte seinen Kopf leicht. „Mein Leben ist mir etwas wert, Kathryn... Wir haben gesehen, wozu unser Misstrauen geführt hat!“
Janeway nickte: „Ja, genau: Wir haben nachgedacht und eine Verschwörung ungeheuerlichen Ausmaßes entdeckt, deshalb stürzte die Voyager ab. Und ich bin nicht bereit, zuzulassen, dass die Föderation zugrunde geht... dafür sind wir nicht nach Hause zurückgekehrt...“
„Ja, wir sind zur Erde zurückgekehrt, um friedlich leben zu können... aber sie sind gerade dabei das zu vernichten...“ Dann verließ Chakotay Janeways Quartier.
‚Wieso versteht er nicht?’, dachte der Captain und ging zum Replikator. ‚Nein!’, dachte sie. ‚Ich darf keinen Kaffee trinken, er ist vielleicht vergiftet!’ Plötzlich wurde Janeway klar, was Chakotay gemeint hatte. Sie litt in der Tat unter Verfolgungswahn. Und sie durfte sich nicht davon klein kriegen lassen. Nicht jetzt...
Eine Weinflasche flog durch den Raum, das Licht der Sterne spiegelte sich auf ihr. Das Etikett enthielt die Schrift „Bordeaux, 2063“. Wein aus dem Jahre 2063 war rar, aber für solch eine wichtige Feierlichkeit wurde er gerne geopfert.
Nach wenigen Sekunden näherte sie sich einer grauen Hülle, auf welcher der Name „VOYAGER“ war zu lesen. Und dann zerschellte sie und die Trümmerstücke flogen durch den Raum, den Stützen des Trockendocks entgegen.
Applaus war in den Räumen des Docks zu hören, begeisterte Offiziere jubelten. Die Voyager-A war getauft worden. Das modernste Schiff der Flotte, das der Intrepid II-Klasse angehörte, würde in wenigen Minuten das Dock verlassen.
Die Turbolifttüren öffneten sich und eine auch aus Repräsentationsgründen grinsende Janeway verließ den Lift zusammen mit ihrem Ersten Offizier, Reginald Barclay und dem neuen Doktor, besser gesagt der neuen Doktorin, Commander Jennifer Cruise.
Nickend ging der Captain an einigen Offizieren vorbei, während ihre Offiziere ihr folgten. Feierliche Musik war zu hören.
‚Wie unpassend’, dachte Janeway. Waren denn all die letzten Tage und Wochen, die soviel Leid verursacht hatten, vergessen?
Die Korridore der neuen Voyager glänzten und wirkten sehr robust, doch es gab im Gegensatz dazu auch Stellen, an denen glänzendes Mahagoni-Holz eingebaut wurde. Es wirkte alles sehr neu und vor allem ein wenig größer.
Mehrere Offiziere standen in den Gängen und unterhielten sich mit einem Weinglas in der Hand, Admirals gingen in die Turbolifte, es herrschte überall ein großes Gedränge.
Schließlich erreichten Janeway und ihre Begleiter die Türen des neuen Casinos, das Chell in „Chell’s“ umbenannt hatte. Sie waren ebenfalls aus Holz und hatten Fenster, die einen Blick ins Innere erlaubten.
Und im „Chell’s“ herrschte das totale Chaos.
Janeway blickte einmal in das Casino herein, sah Chell an der Theke scheinbar nachdenkend stehen und verließ den Raum dann aber wieder und drängelte sich zu einem Turbolift durch.
Die vier Offiziere passten gerade noch in den Lift hinein, und von allen Seiten eingequetscht befahl Janeway mit den Worten „Brücke!“ zum Kommandozentrum zu fahren.
Die Turbolifte waren schöner geworden, aber keinesfalls größer. Als der Turbolift anhielt, fielen Barclay und die neue Ärztin förmlich aus dem Lift und auch Janeway und Chakotay wurden herausgedrückt.
Ein wenig erschöpft meinte Chakotay: „Ich dachte, die Konstruktionsfehler seien behoben worden...“ Doch da blickte er auf und sah sich zusammen mit Janeway auf der Brücke um, die noch größer und schöner geworden war. Sie erinnerte von ihrem Aufbau an die alte, doch die Konsolen waren moderner und vor allem Platz sparender angelegt.
An der Taktik stand auch der neue Sicherheitsoffizier, Vladimir Torstojew. Der gebürtige Russe war gut einen Kopf größer als Janeway und wirkte fast noch emotionsloser als Tuvok. „Captain auf der Brücke!“, rief er und eingeschüchtert wurden alle Offiziere auf der Brücke leise.
„Rühren“, gestattete der Captain leicht irritiert und die Gespräche wurden fortgeführt. „Guten Tag, Mr. Torsto... äh Totosjaw...“, sagte Janeway an ihren neuen Sicherheitsoffizier gewandt, schaffte es aber nicht, sich an seinen Namen zu erinnern.
„Torstojew!“, sagte der Commander in einer lauten Stimme.
„Mr. Torstojew, natürlich... Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit“, sagte Janeway schmunzelnd und ging mit Chakotay in Richtung Captainsessel. Dieser sah wesentlich bequemer als der alte aus und war größer als der Sitz des Ersten Offiziers.
„Hmmm“, seufzte Chakotay, als die beiden Platz nahmen. Ich glaube, ich hole mir aus dem Wrack meinen alten Sessel zurück.
„Ich weiß gar nicht, was sie haben, Chakotay... ich finde meinen sehr gemütlich“, sagte Janeway mit einem Hauch von Ironie in der Stimme.
„Captain!“, meldete Torstojew. „Wir sind bereit, das Dock zu verlassen!”
Der Captain nickte und blickte auf den Hauptschirm. Am Steuer saß Tema’na, die angespannt wartete. Sie gab sich noch immer die Schuld an dem Unfall, denn sie hätte es merken müssen, dass die Steuerung in das Quartier von diesem Verräter Tuvok umgeleitet worden war. Aber wenigstens war die neue Voyager ein bisschen komfortabler als dieser alte Schrotthaufen.
‚Primitive Föderationstechnologie!’, dachte die junge Romulanerin, als sie plötzlich Janeways Hand an ihrer Schulter spürte.
„Bringen sie uns raus, ein Viertel Impuls!“, befahl ihr Captain.
Sie tippte ohne eine Bestätigung die Befehle ein und man sah auf dem Bildschirm, wie das Schiff nach und nach das Dock auf dem Weg zum ersten Probeflug verließ.
‚Endlich’, dachte Chell. Die meisten Gäste waren weg und er war gerade dabei, seine Pfannen zu säubern, besser gesagt Neelix’ Pfannen und Töpfe. Die ganze Zeit ging dem Bolianer das Angebot von diesem Andorianischen Unternehmer Shras durch den Kopf. Sicherlich war es verlockend auf einer Raumstation, auf der so viel los war, als Koch zu arbeiten, doch er hing so sehr an seinem derzeitigen Beruf, Koch auf der Voyager. - Er machte dies nun schon seit einem Jahr, und es hatte ihm Spaß gemacht, er hatte viele Freunde gewonnen, doch wie gerade die letzten Wochen gezeigt hatten, war es auch ein gefährlicher Beruf, auf einem solch bekannten Schiff zu dienen. ‚Was soll ich nur machen?’
Neelix hätte bestimmt einen guten Rat für ihn gehabt, aber er war 30000 Lichtjahre weit weg, unerreichbar.
Und gerade deshalb hing er an seinem Job, Neelix hatte ihn indirekt als Nachfolger bestimmt, und er wollte den Talaxianer nicht enttäuschen. Da fiel ihm plötzlich etwas ein: ‚Diese neue Ärztin...’
Jennifer Cruise war Mitte dreißig und sah für eine menschliche Frau im Vergleich zu bolianischen Frauen nicht nur gut aus.
Sie war nicht nur der Bordarzt, sonder auch Beraterin des Captains, Counsellor oder wie man das nannte.
Er warf seinen Lappen auf eine Pfanne und in Gedanken versunken und auf dem Weg zur Krankenstation merkte er gar nicht, wie der Lappen auf der glühenden Pfanne anfing zu schmoren.
Seven zündete eine Kerze in ihrem Quartier an. Sie hatte gerade alles in ihrem und Chakotays gemeinsamen Quartier eingerichtet und eingeräumt.
An Bord der zerstörten Voyager konnte sie auch noch die Ventu-Decke retten. Und darüber freute sie sich ein wenig. Schließlich hatte sie auf dieser Mission, oder besser gesagt bei diesem Ausflug, ihre Gefühle für Chakotay entdeckt. Insofern steckten sprichwörtlich Erinnerungen in dieser Decke, die nun ihr Sofa schmückte.
Der Tisch war gedeckt, die Kerzen angezündet und nur noch der von ihr selbst gemachte Braten fehlte.
Da roch sie plötzlich etwas Verbranntes, rannte in die kleine Küche und entdeckte entsetzt, dass der Braten verbrannt war. „Verdammt!“, schrie sie voller Wut.
„Was ist denn passiert?“, fragte Chakotay, der beim Eintreten in das Quartier die Nase rümpfte.
„Ich wollte uns ein... romantisches Essen zubereiten, aber das war wohl nichts... ich denke wir werden mit Chells Speisen Vorlieb nehmen müssen!“
Chakotay lächelte und verwehte mit seinen Händen den Rauch im Quartier. „Das macht doch nichts... Jeder normalen Hausfrau passiert so was...“, sagte er und strich ihr mit seiner rechten Hand über das Gesicht. Er war stolz auf Annika, denn sie war eine schöne Frau geworden, eine sogar sehr gut aussehende. Er entsann sich noch an ihre erste Begegnung, als sie im Frachtraum vor fünf Jahren noch Borg war, und er sie am liebsten umgebracht hätte. Doch diese Zeiten waren vorbei.
„Und, wie geht es William?“, fragte er und schaute auf ihren dicken Bauch.
Annika lächelte: „Er heißt Thomas!“
„Thomas?“, fragte Chakotay irritiert. „Ich dachte, wir hatten uns für William entschieden!“
Seine Frau nickte: „Ja, das ist richtig, aber ich habe viel Zeit während meiner Baby-Pause, und da mir scheinbar Arbeit vorenthalten wird“, sagte sie und blickte den grinsenden Chakotay gespielt böse an, „habe ich nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen.. na ja... ich dachte... es wäre eine schöne Erinnerung an Tom Paris, wenn wir unseren Sohn so nennen, aber wenn du damit nicht einverstanden bist...“
„Nein“, sagte Chakotay freundlich und schloss sie in seinen Arm, „das ist eine schöne Idee...“
Seine Frau hatte sich wirklich weiterentwickelt, sie war nicht mehr die nur an ihre Arbeit denkende Ex-Borg, nein, sie war mehr als das: Sie war Annika Hansen, eine nette und gut, fast perfekt, aussehende Frau, die ein Kind erwartete. Und Chakotay war der stolzeste und glücklichste Mann des ganzen Universums, zu mindestens fühlte er sich so.
„Entschuldigen sie, könnten sie mir vielleicht den weg zur Krankenstation zeigen?“, fragte Chell verzweifelt einen Lieutenant, der wohl nur Gast auf der Voyager war.
Dieser zuckte jedoch die Achseln und meinte: „Da kann ich ihnen nicht weiterhelfen, tut mir Leid. Fragen sie doch den Computer!“
Chell seufzte: „Computer! Wo zum Teufel befindet sich die Krankenstation?“
„Die Krankenstation befindet sich auf Deck 3, Sektion 7! Außerdem: ‚Wo zum Teufel’ ist eine nicht gebräuchliche Redewendung!“, antwortete der Computer.
Überrascht von der Zurechtweisung ging Chell zum nächsten Turbolift.
Janeway saß in ihrem neuen Bereitschaftsraum und räumte ihre von der alten Voyager geretteten Dinge ein. Ihre Kaffeetasse hatte es nicht geschafft, dafür aber ihre Buchsammlung und die Moja-Statue.
„Ah!“, schrie sie vor Schmerz, als sie sich wieder aus der gebückten Haltung aufrichten wollte. Ihre Verletzungen waren wohl doch noch nicht ganz verheilt. Als sie sich auf ihren Sessel zubewegte, ertönte plötzlich ein merkwürdiges Signal. Erschrocken drehte sich der Captain um. Schon wieder war das Geräusch zu hören. „Computer, identifiziere dieses Geräusch!“
„Es handelt sich um den Türmelder, Captain!“
Mit einem ratlosen Blick zur Decke ging Janeway zur Tür. Noch nie hatte ein Computer sie mit „Captain“ angeredet.
Als sie die Tür öffnete, stand ein älterer Herr vor ihr und lächelte sie an. „Hallo, Captain Janeway!“, sagte er freundlich, während er in seiner linken Hand ein PADD hielt. Der Mann hatte nur noch sehr wenig Haare, hatte eine sehr stark gebräunte Haut und war etwa so groß wie Janeway selbst.
„Guten Tag“, erwiderte sie den Gruß. „Nun, womit kann ich ihnen dienen?“, fragte sie und warf dem etwa zehn Meter entfernt auf der Brücke stehenden Chakotay einen Blick zu, dieser zuckte jedoch die Achseln.
„Mein Name ist James Konsalik, ich bin Autor und Reporter und würde gerne ein Buch über ihr Schiff und ihre Crew schreiben!“
Janeway sah ihn an und sagte nach wenigen Sekunden schließlich: „Kommen sie herein, Mr. Konsalik!“ Sie humpelte immer noch ein wenig und setzte sich an ihren Schreibtisch, der Autor setzte sich ihr genau gegenüber. „Kann ich ihnen etwas anbieten?“, fragte Janeway gastfreundlich.
„Oh, nein danke, Captain, aber sie können mir ihr Wissen anbieten!“
„Mal sehen, was sie da schreiben wollen.“
„Ich will es ihnen erklären: Ich... ich möchte einen Roman schreiben, nach einer wahren Begebenheit natürlich, einen Roman über sie, ihre Crew, ihr altes Schiff, wie es für sie im Delta-Quadranten war, wie sie nach Hause kamen, und so weiter. Einen Schlüsselroman also, mit Personen, die andere Namen haben und auch sonst ein wenig anders sind, aber letztendlich sie alle widerspiegeln!“
Janeway erhob sich und hinkte zum Replikator. „Warum lesen sie sich nicht die Berichte durch, dort steht alles?“
Konsalik schüttelte hartnäckig den Kopf und schmunzelte: „Da steht nur die halbe Wahrheit, Captain... In diesen Berichten steckt kein Leben, sie sind viel zu sachlich, nein... ich brauche sie und ihre Crew, Gefühle, ihre Meinungen...“
Während der Captain sich einen „Kaffee, schwarz“ replizierte, fuhr er fort: „Captain, ich bitte sie... ich möchte mich hier nur für ein oder zwei Monate einnisten und dann werde ich wieder gehen. Überlegen sie es sich bitte!“
Janeway nickte: „Gut, ich werde darüber nachdenken. Kommen sie bitte morgen wieder!“
Konsalik bedankte sich und verließ dann den Raum.
Wenige Sekunden später meldete sich erneut der Türmelder und Chakotay kam herein. Er ging zu seinem Captain, die momentan an ihrer neuen und noch größeren Fensterreihe stand, die nun einen vollen Halbkreis bildete und sprach sie neugierig an: „Was wollte denn dieser Mann?“
„Er hat mich gebeten, einen Roman über uns alle hier schreiben zu dürfen. Er möchte, natürlich mit anderen Personen, unsere Gefühle auf unserer Reise beschreiben, wie wir über die Voyager dachten und so weiter... Ich weiß nicht, ob ich ihm das gestatten soll...“
Chakotay seufzte: „Glauben sie vielleicht schon wieder, dass da etwas nicht stimmt?“
„Wissen sie es, Chakotay? Es wäre doch ideal, ein Infiltrant, der unsere persönlichsten Geheimnisse erfährt...“
„Wenn sie ihn untersuchen, wird unser Verdacht erst recht auffliegen... Kathryn, ich finde, dass das eine sehr... interessante Idee ist. Seien sie doch nicht so misstrauisch, nehmen sie es einfach an... Ich fände es schön, wenn unsere Reise, unsere Opfer, die wir gebracht haben, so gewürdigt werden würden.“
Janeway drehte sich um und blickte ihm in die Augen: „Ja, vielleicht haben sie Recht, aber wir haben ja bereits schlechte Erfahrungen damit...“
„Sie meinen den Roman des Doktors? Na ja, aber ich denke, der Doktor ist ein Laie, dieser Konsalik scheint ein recht bekannter Autor zu sein...“, sagte Chakotay.
„Ja, da haben sie Recht“, stimmte der Captain ihrem Ersten Offizier lächelnd zu.
„Puh!“ Harry und seine Eltern waren bereits seit fünf Stunden unterwegs und wanderten durch das Gebirge um den Berg Hamhung. Harry war sehr erschöpft, und ließ sich auf einen Stein fallen. Sein Knie schmerzte wieder.
„Ach, Harry, hoffentlich werden die Schmerzen bald besser...“, sagte seine fürsorgliche Mutter Teiho.
Er nickte und stand auf. Einer der Ärzte hatte gemeint, dass es nur noch eine Nachwirkung des Schocks sei, dass er sich den Schmerz nur einbilde. Und er begann allmählich, dies zu glauben. Er genoss noch einige Sekunden den wundervollen Ausblick, ließ sich den seichten Wind ins Gesicht blasen und sich von der Sonne blenden, dann humpelte er weiter.
Nach einigen Sekunden trat er auf einen Stein und plötzlich rutschte er ab. Er rollte der Klippe entgegen und konnte sich im letzten Moment mit einer Hand festhalten.
Unter ihm befanden sich mehrere hundert Meter Luft, und dann Fels. Einen Sturz würde er nicht überleben. „Hilfe!“, schrie er und verzog voller Schmerz das Gesicht. Er taumelte und der Wind schaukelte ihn so sehr durch, dass er fast fiel.
Plötzlich spürte er die Hand seines Vaters an seiner. „Harry, verdammt.... Pass auf! Ich hole dich hoch!“, rief er ihm besorgt wie noch nie zuvor entgegen. Er zog und zog, und letztendlich gelang es ihm, seinen unter Schock stehenden Sohn hoch zu holen.
„Oh Harry...“, sagte seine Mutter und nahm ihn mit seinem Vater in den Arm.
Harry war so glücklich, überlebt zu haben und bei seinen Eltern zu sein, endlich lebte er wieder in Frieden, jenseits der Voyager, die ihm so viel Pech gebracht hatte.
Plötzlich fasste Harry mit seiner Hand an sein Knie: Der Schmerz war weg, als ob er durch den Wind in dem Gebirge fortgeblasen worden war.
„Was ist, Harry?“ fragte seine Mutter. „Mein Knie... es schmerzt nicht mehr“, sagte er glücklich.
Chell betrat die Krankenstation. Sie sah völlig anders aus, als die alte, aber trotzdem fand er sofort Doktor Cruise.
Die braunhaarige Ärztin war 36 Jahre alt und sehr schlank, im Moment saß sie an ihrem Schreibtisch und studierte einige PADDs.
Chell setzte sich auf den Stuhl in ihrem Büro und erschrocken sah sie ihn an.
„Mr... äh... Chell, nicht wahr? Was machen sie denn hier?“
Chell war ein wenig verlegen und stand wieder auf. Während er im Zimmer auf und ab ging, sagte er: „Ich... ich habe gehört, dass sie auch eine Ausbildung als Beraterin hinter sich haben...“
„Ja, das stimmt“, sagte sie und fragte, „Warum wollen sie das wissen? Haben sie vielleicht ein Problem?“
„So könnte man das nennen.“
Cruise musste ein wenig ironisch schmunzeln: „Soso, der Moraloffizier hat Probleme... Worum geht es denn, Mr. Chell?“
Chell blickte sie freundlich an: „Lassen sie bitte das Mister weg, ich bin Chell!“
„Wie sie wollen, Chell“, antwortete die Ärztin.
„Was würden sie machen“, begann er, „wenn sie sich in ihrem zu Hause sehr wohl fühlen und plötzlich kommt jemand, der ihnen ein wirklich verlockendes Angebot macht? Würden sie das Angebot annehmen und ihr zu Hause, wo sie ihre Freunde haben und in dem sie acht Jahre gewohnt haben, verlassen oder es nicht annehmen und bei ihren Freunden und zu Hause bleiben?“
Jennifer Cruise seufzte und erhob sich aus ihrem Stuhl. „Wissen sie, das ist sehr schwer zu beantworten. Außerdem müssen sie das selber entscheiden...“
„Ja, ich weiß, aber ich kann mich nicht richtig entscheiden...“
„Das ist oft so. Werfen sie doch einfach eine Münze!“
Chell blickte sie fragend an: „Eine Münze werfen? Wozu soll das gut sein?“
Dr. Cruise lächelte: „Eine Münze hat zwei Seiten: Ja oder Nein also. Wenn sie sie werfen und vorher die Seiten mit Ja und Nein benannt haben, haben sie entschieden...“
„Dann hat die Münze entschieden, nicht ich...“, warf der Bolianer ein.
„Das stimmt... Aber, Chell, wenn sie die Voyager verlassen müssen, falls sie dieses Angebot annehmen, würden sie die Voyager-A verlassen, nicht die Voyager!“
Beide lächelten ein wenig. „Schwacher Trost“, sagte Chell.
„Eine Möglichkeit gibt es aber noch, und die funktioniert immer“, sagte Cruise.
„Welche denn?“
„Kommen sie mit!“ sagte die Ärztin und Chell folgte ihr aus der Krankenstation.
„Ja, dann... äh... ver-versuchen sie die EPS-Highspeed-Verteiler auf eine niedrigere Frequenz einzustellen, bevor uns da-das ganze System um die Ohren fliegt!“, rief Barclay Lieutenant Vorik entgegen.
Vorik und fast sein gesamter Stab hatten überlebt.
Und Barclay war sehr froh darüber. Dass die alte Voyager nicht mehr existierte, fand er allerdings furchtbar. Die neue war natürlich besser und vor allem größer, aber der Maschinenraum war so technisiert, dass man leicht den Überblick verlieren konnte. Das war ihm auch auf der damals Enterprise-D passiert, aber nun war er Chefingenieur und er musste wissen, wo welche Konsole stand.
„Reg?“
Erschrocken drehte er sich um und sah Janeway hinter sich stehen. „Oh, äh... Ca-Captain… Wa-Was kann ich für sie tun?“
„Ich wollte sie bitten, eine Rede vorzubereiten, in der wir unserem Doktor gedenken. Ich denke, dass sie als sein bis zuletzt bester Freund dafür am geeignetsten sind.“
Barclay schwieg eine Weile, Janeway wusste nicht ob aus Trauer oder weil er nachdachte. Dann antwortete er: „Wissen, sie Captain... i-ich weiß nicht, o-ob ich wirklich der geeignete dafür bin, denn, wissen sie, ich... na ja... ich halte es für ungeeignet, über ihn eine Rede zu schreiben, wo er doch noch leben könnte...“
Janeway nickte, als ob sie ihm ein wenig zustimmte. „Ja, das stimmt, aber trotzdem: Ich fände es sehr schön, wenn sie das täten. Trotzdem ist es ihre Entscheidung und...“
Plötzlich wurde Janeway durch ihren Kommunikator unterbrochen. Chakotays Stimme war zu hören: „Captain!“
„Sprechen sie, Commander!“
„Wir empfangen einen Notruf!“, Janeway blickte schnell Barclay an und sprach: „Ich komme!“ Dann verließ sie den Maschinenraum und ließ einen nachdenklichen Reginald Barclay zurück.
Ein gelber Strahl zuckte durch den Raum.
Da erschien ein rot leuchtender Punkt auf einer Wand, die genauso schwarz war, wie der Rest des Raumes und daher eigentlich nicht als Wand zu erkennen war.
Doktor Cruise visierte ihn an und feuerte mit ihrem Phaser. „Treffer!“, rief sie voller Freude. Sie und Chell waren auf das Holodeck gegangen und schossen um die Wette.
Die beiden befanden sich auf einer erleuchteten Plattform und schossen mit ihren Handphasern auf Ziele.
Momentan lag Chell in Führung, denn er hatte durch seine vorübergehende Mitgliedschaft in dem Hazard-Team bereits Erfahrung im Zielen gesammelt. „Puh!“, stöhnte der Bolianer erschöpft. „Lassen sie uns eine Pause machen...“
Jennifer lachte: „Ha! Sie haben nur Angst, dass ich ihren Punktestand aufhole und sie verlieren!“
Chell schüttelte den Kopf: „Nein, das ist es nicht... Sie meinten, dass ich mich durch Ablenkung und Anstrengung entscheiden könnte, aber ich schaffe es nicht. Immer noch schwirren die Vor- und Nachteile durch meinen Kopf. Ich kann mich einfach nicht entscheiden!“
Chell setzte sich auf die Erde und die neue Ärztin tat es ihm gleich. „Wissen sie“, begann sie zu sprechen, „auch ich stand vor kurzem erst vor einer schwierigen Entscheidung. Captain Janeway hatte mich gebeten an Bord zu kommen und als Ärztin zu dienen. Aber ich hatte mich eigentlich entschlossen, für eine Weile Pause zu machen, mich auszuruhen vom Dienst. Doch Janeway hielt sehr viel von mir und ich dachte, es wäre bestimmt spannend, an Bord der Voyager zu dienen...“
„Und? Wie fanden sie es bisher?“
„Nun ja, ich habe bereits Freunde hier gefunden und einige nette Leute kennen gelernt... wie sie zum Beispiel...“
Chell fühlte sich so sehr geschmeichelt wie noch nie zuvor in seinem Leben. Und plötzlich konnte er seine Gefühle nicht mehr halten. Bereits vor drei Stunden, als er Cruise zum ersten mal gesehen hatte, fand er sie bereits bezaubernd.
Bezaubernd war eigentlich gar kein Ausdruck, um seine wahren Gefühle für diese Frau auszudrücken. Ja, er war verliebt und das gab ihm Kraft und noch einen Grund, das Schiff nicht zu verlassen. Und in dem Moment hatte er seine Entscheidung schon getroffen: Er würde auf der Voyager bleiben.
„Aus welcher Richtung kommt der Notruf?“, fragte Janeway, als sie gerade den Turbolift verlassen hatte.
„Aus Richtung der...“, antworteten Torstojew und Chakotay im Chor, doch Torstojew beendete den Satz: „...Badlands, Captain!“
Janeway hielt nicht sonderlich viel von ihrem sehr groben Sicherheitsoffizier, denn es reichte ihr nicht einen pflichtbewussten und loyalen Krieger zu haben, sondern sie wollte einen intelligenten Taktik-Offizier, wie... Tuvok. Nein, sie durfte jetzt nicht schon wieder an ihren alten Freund denken. Er war tot, für immer...
„Aus Richtung der Bad... Sind sie sich sicher?“
Torstojew nickte und sprach laut in seinem russischen Akzent: „Ja, Captain!“
Chakotay und Janeway sahen sich an und beide wussten, dass sie beide das Gleiche dachten. „Lassen sie hören...“, befahl Janeway.
Ihr Sicherheitsoffizier berührte einige Tasten und dann ertönte folgendes über die Lautsprecher: „Hier ist ...Fö...tionsrau..f Cutler. Wir werden angegriffen...“
„Die Cutler?“ fragte Janeway. „Was ist das für ein Schiff?“
Chakotay tippte etwas in seine Konsole ein. „Es ist ein moderner Frachter der Goliath-Klasse, Besatzung: 35 Mann...“
„Und was machte er in den Badlands?“
„Ich weiß es nicht.“
Der Captain beugte sich über die Armlehne ihres Sessels. „Was meinen sie... Wir haben schon einmal einen schicksalhaften Moment miterleben dürfen... Ich will nicht schon wieder in den Delta-Quadranten...“
„Aber es ist unsere Pflicht, diesem Notruf nachzukommen“, warf ihr Erster Offizier ein.
Janeway stand auf und ging zu Tema’na. „Sind wir das einzige Schiff in Reichweite?“
„Ja, Sir! Unser erster Probeflug hat uns genau in diese Richtung gebracht!“, rief Torstojew vom anderen Ende der Brücke.
„Danke, Mr. Torstojew.“ Allmählich begann sie einen Hass auf ihren neuen Sicherheitsoffizier zu entwickeln. „Also gut, Fähnrich, bringen sie uns in die Badlands!”
„Was empfinden sie gerade?“, fragte Mr. Konsalik, als Janeway sich im Bereitschaftsraum befand.
‚Dieser verdammte Autor, warum muss er gerade jetzt mit seinen Recherchen beginnen?’, dachte Janeway. „Hören sie, Mr. Konsalik! Wir werden in zehn Minuten die Badlands erreichen und ich bin momentan nicht gerade in der Stimmung, ihr Interview mitzumachen! Vor acht Jahren wurde unser Schiff bei dem Verfolgen eines Notrufes aus den Badlands 70000 Lichtjahre von der Heimat fortgeschleudert und ich denke, sie können sich wohl selbst denken, wie unwohl mir zumute ist, wieder diese verdammte Region aufzusuchen!“ Mit diesen Worten verließ Janeway ihren Raum und ließ den Autor zurück, der sich Notizen machte, um seinen Roman zu schreiben.
„Wie lange noch?“, fragte der Captain, als sie wütend aus ihrem Raum kam.
„Noch neun Minuten, Sir!“, antwortete Torstojew.
„Danke!“, sagte Janeway. Ihr wurde dieser Offizier mit jedem „Sir“ das er sagte lästiger. Ein Blick zu Chakotay sagte alles. ‚Wenigstens ist unsere neue Ärztin sympathischer’, dachte sie im Stillen. Und da fiel ihr wieder Tuvok ein, und der Doktor, und dann Tom und B’Elanna... so viele hatten bereits ihr Leben gelassen. Hätten sie ihre eigentliche, 23 Jahre lange Reise gewagt, wären weniger gestorben... und vielleicht wäre das alles nie passiert...
Admiral Paris stand an dem Fenster seines Büros und blickte auf die Golden Gate Bridge.
Noch immer war sie beschädigt, Shuttles flogen von ihr weg und auf sie zu, Arbeiter und Schiffe reparierten die historische Brücke. - Doch was brachte es den Menschen, sie zu reparieren? Bald würde alles vorbei sein.
Dann öffneten sich die Türen und Admiral Cartwright kam herein, ein Freund Paris’. „Die Voyager ist in die Falle getappt. Sie folgen dem Notruf.“
„Gut“, sagte Paris. „Hoffen wir, dass es klappt. Ich will dieses Schiff endlich loswerden, bevor sie alles zunichte machen!“
Dann unterhielten sie sich scheinbar weiter, in merkwürdigen piepsenden Geräuschen, ein paar mal schienen die beiden zu knurren, und dann verließ Cartwright das Büro Admiral Paris’, der sich an seinen Schreibtisch setzte und seine Rede vorbereitete, die er auf der Trauerfeier dieser Frau halten würde, dieser Frau namens B’Elanna Torres.
„Wir nähern uns den Badlands, Captain!“, sagte Torstojew.
Janeway stand auf. „Auf ein viertel Impuls verlangsamen!”
Die Tür ihres Bereitschaftsraumes öffnete sich und Konsalik kam heraus.
Janeway ging zu ihm und sagte: „Ich wäre ihnen dankbar, wenn sie die Brücke verlassen würden!“
Er nickte und schien ein wenig beleidigt in den Turbolift zu gehen. Sie begann sich schon zu ärgern, dass sie diesem Autor es gestattet hatte, an Bord zu recherchieren. Er hatte sich zu einem Störfaktor entwickelt. Und einen solchen konnte sie gerade jetzt nicht gebrauchen.
„Wir haben abgebremst, Captain. Ich lege die Badlands auf den Schirm“, meldete die romulanische Steueroffizierin.
Janeway begann ihre Fingerspitzen nervös aneinander zu reiben, Chakotay tippte mit seinen Fingern angespannt und unruhig auf die Armlehne. Das Geräusch machte Janeway noch nervöser.
Auf dem Hauptschirm erschien das Bild der Badlands. Es war wie immer ein Furcht einflößender Anblick, doch wenn er jemals so Furcht erregend war, dann jetzt.
Vor acht Jahren war Janeway ohne zu wissen, was auf sie und ihre Crew zukam, in sie hineingeflogen. Und nun taten sie es erneut. Doch diesmal warteten keine Cardassianer auf sie, nein, ihre Angst, ein Föderationsfrachter und ein unbekannter Feind waren ihre Gegner. „Fliegen sie hinein!“, befahl Kathryn und setzte sich auf ihren Sessel, um sich ein wenig zu beruhigen. „Mr. Torstojew, was sehen sie?“
Der Sicherheitsoffizier blickte düster drein und tippte einige Befehle in seine Konsole ein. Dann antwortete er: „Ich entdecke kein Schiff... nur Trümmer...“
Das Schiff erbebte.
„Versuchen sie unseren Kurs stabil zu halten, Fähnrich!“, befahl der Captain Tema’na. „Können sie es auf den Hauptschirm bringen?“
Janeway erhielt keine Antwort, aber wenige Sekunden später sah sie auf dem Hauptschirm ein von Störungen durchzogenes Bild, auf dem man aber trotzdem deutlich Trümmerstücke sehen konnte, die von den Plasma-Strudeln erfasst und zerstört wurden.
Janeway schwieg, nicht etwa, weil sie eine Trauerminute einlegen wollte, sondern weil ihr einfach die Worte fehlten.
Plötzlich wurde das Schiff mehrmals hintereinander durchgerüttelt. Funken sprühten und ein Feuer brach hinter Janeways Sessel auf. Erschrocken sprang sie auf: „Nein... was ist jetzt los?“, rief sie fast schon hoffnungslos, verzweifelt.
„Wir werden angegriffen, Captain! Ein Schiff hat sich plötzlich aus dem Nichts genähert!“
„Auf den Schirm!“
Während der Rote Alarm aktiviert wurde, wechselte das Bild auf dem Hauptschirm zu der Ansicht eines Föderationsschiffes der Defiant-Klasse, das sich mit Waffenfeuer der Voyager näherte.
„Mr. Torstojew! Zeigen sie doch mal, was sie wirklich können!“
Torstojew setzte nach einem „Wie sie es wünschen, Sir!“ ein merkwürdig brutales und erfreutes Gesicht auf, das dem eines kleinen Kindes glich, das soeben ein Geschenk bekommen hatte. Schier aufgeregt aktivierte er die Torpedos und feuerte.
Wenige Sekunden verstrichen und plötzlich zog der braunhaarige und stämmige Offizier überrascht seine Augenbrauen hoch.
„Was ist?“, wollte Janeway wissen.
„Das... das kann nicht sein... Unsere Waffen zeigen nicht die geringste Wirkung!“
Captain Janeway sah Chakotay, der ihren Blick mit einem ratlosen erwiderte.
Das Schiff erbebte erneut, jedoch wesentlich stärker als zuvor.
Der Captain stürzte, Chakotay wurde aus seinem Sessel geschleudert, Tema’na konnte sich noch im letzten Moment an ihrer Konsole festhalten.
„Was zum Teufel war das?“, fragte Janeway und richtete sich schnell auf.
„Ich weiß es nicht!“ Torstojew schüttelte rätselnd den Kopf. „Was auch immer das war: Es war keine Föderationswaffe. Es muss eine wesentlich hö...“
Erneut schüttelte sich das Schiff und Janeway musste sich mit aller Kraft an ihrer Armlehne festhalten. Als das Beben gestoppt hatte, wischte sie sich mit ihrer Hand eine herunterhängende Haarsträhne aus ihrem Gesicht und wutentbrannt, in ihrem Inneren aber ein wenig verängstigt, ging sie auf Torstojew zu. „Was für eine Waffe?“
„Ich kann ihnen keine genaue Auskunft geben, Captain, aber sie ist wesentlich höher entwickelt als Föderationswaffen es sind, Sir!“
Das Schiff wurde schon wieder durchgeschüttelt.
„Gut! Jetzt reicht es!“, ergriff Chakotay das Wort, stand auf und torkelte auf dem wackligen Boden zu der jungen Romulanerin am Steuer. „Tema’na, ich möchte, dass sie uns in die Nähe eine dieser Tornados bringen! Und zwar schnell!“
Janeway ging zu ihm und sah ihn fragend an: „Commander?!“
Chakotay antwortete triumphierend: „Ein alter Maquis-Trick!“
‚Na wenn das mal gut geht...’, dachte der Captain, doch sofort fiel ihr ein, dass ihre Situation ja gar nicht mehr schlimmer werden konnte.
Auf dem Schirm sah man wieder das Schiff der Defiant-Klasse in der Heck-Ansicht, und als Janeway sah, wie es wieder seine Waffen auflud, hielt sie sich sofort fest. - Doch auf die Wucht dieses Aufpralls war sie nicht gefasst.
Alle Offiziere wurden von ihren Positionen geschleudert, einige schrien vor Schmerz auf, Konsolen explodierten und auf die gerade noch so saubere Brücke glich schon fast der, die in San Fransisco unter einem riesigen Trümmerhaufen begraben lag.
„Schilde ausgefallen!“, schrie Commander Torstojew.
Chakotay half Tema’na wieder hoch und gab ihr weitere Anweisungen: „So, jetzt lenken sie uns in einem Spiral-Kurs an diesem Plasma-Tornado hoch, aber passen sie auf: Ein Fehler und wir sind nicht mehr!“
Nun wurde der Romulanerin einmal mehr bewusst, wie viel Vertrauen Janeway und ihre Crew in sie gesetzt hatten, und welche Verantwortung sie trug.
Das Schiff der Defiant-Klasse flog hinter der Voyager her und feuerte einmal mehr, doch der wirre gelbe Strahl verfehlte sein Ziel.
Das Schiff drehte sich mehrmals und versuchte von einer anderen Position aus zu feuern, doch erneut schoss es daneben. Das Schiff wies weder eine Registriernummer noch andere typische Merkmale auf, die jedes Sternenflottenschiff zierten.
Da flog die Voyager an einem der Plasma-Tornados hoch, der sich Furcht einflößend in alle Richtungen wandte und immer wieder seinen Kurs änderte. Doch die Voyager schaffte es immer wieder, ihm auszuweichen, während sie an ihm hochflog.
Auf der Brücke schien Fähnrich Tema’na so konzentriert wie noch nie zuvor und gab eine Kurskorrektur nach der anderen ein.
Der hinter ihr stehende Chakotay drehte sich um und gab Commander Torstojew einen Befehl: „Commander, schießen sie jetzt eine Antimaterieladung auf das feindliche Schiff ab!“
Der Russe nickte und man sah auf dem Schirm, wie das Schiff davon getroffen wurde. Und in dem Moment sagte Chakotay zu Tema’na: „Gehen sie jetzt für eine halbe Sekunde auf Warp!“
Obwohl es wahnsinnig war, tat Tema’na das, was ihr befohlen wurde und das Schiff beschleunigte kurz auf Warp. Nun sahen alle auf den Bildschirm und sahen, wie das mysteriöse Schiff der Defiant-Klasse in diesen Plasma-Strudel gezogen wurde.
Alle auf der Brücke klatschten, um Chakotays Taktik angemessen zu würdigen. Dieser grinste und wandte sich an die verblüfft dastehende Janeway: „Na, was halten sie davon, Captain?“
Sie atmete erleichtert aus und seufzte: „Sie hätten Taktiker werden sollen, nicht Erster Offizier! Bringen sie uns hier heraus, Fähnrich!“
Commander Torstojew stützte sich angestrengt auf seiner Konsole ab, als Tema’na aber in seine Richtung sah, wirkte er gleich wieder entspannt und gelassen.
Der Captain tippet auf ihren Kommunikator: „Janeway an Cruise!“
„Hier Cruise! Was war denn los?“
„Später!“, sagte Janeway. „Bereiten sie sich auf viele Verletzte vor... ach, und nehmen sie sich Crewman Chell als Assistenten, er hat soweit ich weiß eine medizinische Ausbildung hinter sich!“
Mit einem Blick zu Chakotay gingen die beiden in ihren Bereitschaftsraum. Und als sie in ihm verschwunden waren, kam ein aufgeregter und keuchender Konsalik auf die Brücke, wurde aber sogleich von Torstojew blockiert, der ihn gleich zurück in den Turbolift schickte.
„Wie haben sie das gemacht?“, fragte Janeway.
Sie und Chakotay saßen auf ihrer Couch, die wie auf dem Vorgängerschiff unter der Fensterreihe stand.
„Es war ganz einfach“, sagte Chakotay übertrieben gleichgültig. „Wir haben das Schiff mit einer Antimaterie-Ladung beschossen und es sozusagen magnetisiert, dann sind wir auf Warp gegangen und durch unser Subraumfeld haben wir den Plasma-Tornado ebenfalls ,magnetisiert’ und dadurch wurde dieses Schiff in den Strudel gezogen und zerstört!“
„Nicht schlecht“, gestand der Kathryn ein, als sie aufstand und zum Replikator ging. „Kaffee, schwarz!“, befahl sie und eine dampfende Tasse schwarzen Kaffees erschien nach wenigen Augenblicken. „Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist und dass wir uns immer noch zu Hause befinden“, sagte sie, während sie zum, Sofa zurückging.
Durch die Fenster sah man, wie das Schiff die Badlands-Grenze gerade passiert hatte und sich nun wieder im normalen Raum befand.
„Aber sollten wir froh sein?“, fragte Chakotay sarkastisch.
„Wie bitte?“
„Na ja, ich meine“, fuhr er fort, „was für ein Schiff war das dort in den Badlands? Und was ist mit ihrer Verschwörungstheorie?“
Janeway entsann sich natürlich sofort. „Ja, sie haben Recht, Chakotay. Ich hatte schon versucht, das für eine Weile zu verdrängen, aber wir haben gerade ja wohl hautnah spüren ‚dürfen’, dass die Gefahr immer mehr zunimmt. Der Bürgerkrieg und seine Verursacher scheinen immer noch zu existieren...“
„Aber wer sind die Verursacher? Wer war Tuvok wirklich? Warum hatte er die Voyager in die Sternenflotten-Akademie gelenkt? Warum nur?“
Janeway erhob sich erneut und ging zu ihrem Schreibtisch: „Hören sie auf, Chakotay! Ich weiß es auch nicht, aber wir müssen weiterforschen!“
„Forschen, forschen, forschen! Ich höre immer nur forschen! Kathryn“, sagte Chakotay und ging zu ihr, „wir müssen zur Tat schreiten. Die haben B’Elanna und Tuvok und noch so viele andere auf dem Gewissen, Föderationswelten...“
Janeway nickte und stellte sich ihm gegenüber: „Ich weiß das, aber wenn wir jetzt zur Tat schreiten, jetzt, dann laufen wir Gefahr früher als gut ist, entdeckt zu werden. Dann können wir schnell ausgeschaltet werden und wer auch immer dahinter steckt kann seine Pläne beenden...“
„... und wahrscheinlich die Existenz der ganzen Föderation und des Alpha-Quadranten... Es ist wie damals, als wir im Delta-Quadranten waren, da wurde die Föderation doch vom Dominion infiltriert...“
„Es ist anders, Chakotay: Dieser Feind ist wesentlich klüger...“ Unschlüssig ging sie in dem Raum auf und ab. Die ganze Zeit dachte sie an Tuvok, an den Doktor und an die einst so heile Föderation.
Chakotay hatte Recht, dass man jetzt handeln musste, aber trotzdem, es war zu gefährlich. Sie beide waren die einzigen in der Föderation, die wirklich wussten, dass irgendjemand sie unterwandert hatte. Irgendjemand, irgendetwas böses.
Der Erster Offizier wechselte das Thema: „Wann findet eigentlich die Trauerfeier für B’Elanna statt?“
Janeway sah ihn an: „Morgen früh, auf dem Wrack der Voyager. B’Elanna wollte es so, sie wollte auf der Voyager begraben werden, und wir werden ihr diesen Gefallen erweisen...“
„Und wann findet die für Tuvok und den Doktor statt?“
„Ich dachte an eine kleine, private Abschiedsfeier im Casino, aber das steht noch nicht genau fest. Mr. Barclay will übrigens eine kleine Andacht schreiben...“ Dann ging sie auf ihren Schreibtisch zu, stellte ihre Tasse auf ihn und setzte sich auf ihren bequemen Sessel.
Ihr Blick fiel auf ein drei Jahre altes Gruppenfoto, das die ganze Brückencrew zeigte. Harry lachte, B’Elanna grinste mit Tom im Arm, Tuvok blickte wie immer finster drein und der Doktor stand mit erhobenem Kopf neben ihr. „Wieso nur?“, flüsterte Kathryn leise.
„Was?“, fragte Chakotay sofort und auch er betrachtete beim Näher kommen das Bild. Eine Weile war es ruhig und dann stand Janeway plötzlich temperamentvoll auf. „Ich bin nicht bereit, Tuvok und den Doktor aufzugeben... Nein, wir werden uns nicht klein kriegen lassen! Sobald ich auch nur einen stichhaltigen Beweis gefunden habe, wer unser Feind ist, werde ich den Kampf eröffnen. Und es ist mir egal, wie blutig er wird...“
Chakotay blieb stehen, während sein Captain ihren Raum verließ. Er wusste, dass sie immer, wenn sie so redete, Gefahr lief, etwas Übereiltes zu tun. Er war auch dafür, dass sie beide etwas unternahmen, aber zwei Personen gegen eine vielleicht riesige Anzahl von mächtigen Gegnern, das sah sehr schlecht aus. Und auch wenn Janeway noch so geschickt vorging, würde es nicht gut gehen. Und dann wäre die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten, falls man sie überhaupt noch stoppen konnte...
Janeway schrieb in ihrem Quartier gerade die Rede für den nächsten Tag, für die Trauerfeier anlässlich des Todes von B’Elanna. Ihr fiel es schwer, zu schreiben und deshalb legte sie das PADD aus der hand und spielte ein wenig mit ihrem Computer.
Da entdeckte sie im Kalender, dass an jenem Tag der Geburtstag ihres alten Freundes Mark war. Sie wollte erst seine Kom-Signatur anwählen, doch dann ließ sie es bleiben. Sie wollte nicht noch mehr trauern müssen.
Einen Tag später hatten sich Janeway und ihre Brückenoffiziere sowie Freunde und Verwandte B’Elannas auf dem Wrack der Voyager zusammengefunden.
Es war windig auf dem verrußten und beschädigten Schiffsdeck und von dort hatte man einen unglaublichen Ausblick auf San Fransisco – und die Reste der Sternenflotten-Akademie.
Auch Harry war unter den Anwesenden. Er hatte sich entschlossen, wieder zurückzukehren, auf die Voyager. Denn er hing zu sehr an dem Schiff und an seinen letzten Freunden dort, um seinen Dienst dort einfach aufzugeben.
Das Wetter war sehr schlecht, es war bewölkt und es würde bald zu regnen anfangen.
Admiral Paris stand in seiner Gala-Uniform neben Janeway, ihm liefen Tränen die Wangen herunter und er schien ungewöhnlich bewegt. Früher hatte er sich nie so emotional verhalten, selbst als sie sich wieder zurück im Alpha-Quadranten befanden, hatte er sich gegenüber seinem Sohn sehr souverän verhalten. Doch seit B’Elannas Tod war er nicht mehr derselbe.
Während Miral auf seinem Arm kreischte, warf Janeway ihm einen misstrauischen Seitenblick zu, den er nicht bemerkte. Janeway schien etwas zu wundern, denn sie war sich sicher, dass er, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, weniger Haare auf seinem Hinterkopf hatte, und vor allem waren sie nicht so schneeweiß wie sie es jetzt waren. Doch nun musste sie die Rede halten, um B’Elanna zu gedenken. Sie ging einen Schritt nach vorne, auf die verschmückte Torpedohülse zu und drehte sich neben ihr um.
Alle sahen zu ihr, B’Elannas Klingonische Verwandten, ihr Vater, mit dem sie sich bis zuletzt nicht richtig verstanden hatte, Admiral Paris, ihre Crew und andere, ihr unbekannte Personen.
Sie zog ein kleines PADD aus der Tasche und begann mit ihrer Andacht: „Wir haben uns hier versammelt, um B’Elanna Torres zu gedenken. Sie wollte hier, auf der Voyager, bestattet werden, falls sie einmal sterben sollte. Und dies ist leider auf grausame und unbekannte Art und Weise geschehen... ‚Warum wollte sie auf der Voyager begraben werden?’ habe ich mich gefragt. Und die Antwort ist eigentlich sehr simpel: Die Voyager hatte sie verändert, sie war von einer rebellischen Maquis zu einer beeindruckend starken und sympathischen Chefingenieurin geworden, an Bord dieses Schiffes unter uns... Sie hatte einen Mann an Bord gefunden, mit dem ihr aber nicht lange zu leben vergönnt war.“
Nach diesen Worten sah sie, dass Paris weitere Tränen aus den Augen quollen.
Es begann zu regnen, aber die Anwesenden störte dies nicht, zu groß war die Trauer.
„Und ich will nicht mehr viel über B’Elanna sagen, nur, dass ich sie nicht nur respektierte, sondern dass sie eine der nettesten Personen war, die ich bis dahin kannte. Ich werde sie sehr vermissen, aber hoffen wir, dass es ihr im Himmel, ob es der klingonische oder der menschliche sei, gut gehen wird...“
Dann ging sie wieder auf ihren Platz und die Angehörigen warfen noch ein paar Blumen oder beteten.
Dann gingen sie alle in ein Shuttle, das auf sie wartete.
Auch Janeway machte sich nach einem letzten Blick zu dem Sarg auf den Weg, als sich Dr. Cruise zu ihr gesellte: „Das war eine schöne Rede, Captain. Ich kannte B’Elanna Torres zwar nicht, aber sie muss eine außergewöhnliche Person gewesen sein...“
Kathryn Janeway blieb stehen. „Ja, das war sie...“
Dann stiegen die beiden in das Shuttle, das sofort startete und ließen die Voyager zurück.
Wenige Sekunden später zündeten an dem Wrack installierte Sprengsätze und das Schiff brach in sich zusammen. Und mit ihm B’Elanna und somit die Möglichkeit, jemals ihre wahre Todesursache herauszufinden.
Nach der Sprengung flogen Shuttles den Überresten entgegen und Arbeiter und Traktorstrahlen begannen damit, die Trümmer wegzuräumen, um einer neuen Sternenflotten-Akademie Platz zu machen.
Aus dem Fenster des Shuttles hatte der Captain alles beobachtet und sie begann ein wenig zu weinen. - Dieses Schiff hatte sie sieben Jahre lang auf ihrer Heimreise beschützt, und sein letzter Akt war die Vernichtung eines der wichtigsten Gebäude der ganzen Föderation. Oder dem, was davon übrig war...
...und die Reise geht weiter - am nächstens Sonntag, den 24.03.2002
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DIE RUHE VOR DEM STURM
based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
produced for TREKNews NETWORK
created by RICK BERMAN & MICHAEL PILLER and JERI TAYLOR
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co-executive producer ANDREAS KREBS
producer MILA FRERICHS lektor FRANK ZIARNO
co-producers TIM PRUESSMANN & FLORIAN TSCHIRPKE
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Quelle: treknews.de
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