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...aus sonnengereiften Haselnüssen
  • Voyager8 - Special #1

    Temporale Gefahren - Special Edition
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    • TheOssi
    Captain Braxtons ehemaliger Erster Offizier - nunmehr selbst Kommandant eines Zeitschiffes - bekommt den Auftrag die Voyager am Erstkontakt mit einer fremden Macht zu hindern, da dies zur Vernichtung der Föderation in weiter Zukunft führen würde. Um seine Mission zu erfüllen, ist ihm jedes Mittel Recht. Doch mit einem hat er nicht gerechnet: Die Janeways der Zukunft sind ebenso hartnäckig und dickköpfig, wie die Janeways der Gegenwart...

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    08s11 Voyager8 - Temporale Gefahren
    Special Edition

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    Prolog


    Gericht für temporale Angelegenheiten,
    San Fransisco, Erde
    2885

    Captain Ducane, einst der erste Offizier des pensionierten Captain Braxton auf der Relativity, stand in der Mitte eines riesigen Saales, umringt von einer großen Menge an verschiedenen Abgeordneten der Föderation und 5 Richtern.
    Der große Gerichtssaal war schon oft ein Ort historischer Momente gewesen: Vor zwei Jahrhunderten wurden hier die Kapitulationsverträge der Klingonen unterschrieben und nun würde es ebenfalls ein historischer Moment werden, der allerdings, falls der Plan gelingen sollte, nie in den Geschichtsbüchern stehen würde, denn er würde alles verändern.
    Zum Guten, hoffte Ducane, denn sein Plan war simpel, funktionierte aber, wenn er Glück hatte. Er war nämlich der Kläger im Fall „Voyager“ und sollte einen Plan von seinem ehemaligen Captain und Freund Braxton ausführen und dem Gericht vortragen.
    Dieses Föderationsschiff hatte Braxton mehr als einmal beschäftigt. Und auch Ducane hatte es genauso wie sein einstiger Mentor satt, immer wieder die Zeitlinie zu korrigieren, wenn die Voyager in der Vergangenheit herumpfuschen musste oder dramatische Fehler begangen hatte.
    Dieses Mal ergab sich eine große Gelegenheit, denn es war ihm durch ein Urteil des „Ausschusses für die Bestimmung über die Behandlung von temporalen Gefahren“ möglich, die Voyager daran zu hindern, einen fatalen Fehler in der Vergangenheit zu machen. Einen der furchtbarsten, oder gar den furchtbarsten Fehler überhaupt, zu machen.
    „Ich beschuldige das Föderationsraumschiff U.S.S. Voyager, Registriernummer NCC-74656, Zeitgitter 2371, Stapellauf, bis 2378, Zerstörung, bei Sternzeit 55378,2 durch die Begegnung mit dem Volk der Talwikc, in unserer Zeit, im temporalen Gitter 459, also im Jahr 2885, eine Katastrophe ausgelöst zu haben. Durch diese erste, konfliktreiche Begegnung und Bekanntschaft mit der Föderation fielen 165 Welten und 875,6 Milliarden Bürger der Föderation im Kampf gegen dieses hoch entwickelte Imperium, das aus einem entfernten Winkel des Beta-Quadranten mithilfe eines temporalen Antriebes hierher kam. Ich bitte das Gericht hiermit um die Genehmigung, die Voyager mithilfe der U.S.S. Enterprise NCC-1701-L, einem neu gebauten Temporal-Kampfschiff, in der Vergangenheit zu eliminieren, ohne die Auswirkungen zu stark zu berücksichtigen! Wenn wir dieses Schiff an dem unumgänglichen Erstkontakt mit den Talwikc hindern, werden 900 Milliarden Leben gerettet...“
    In dem Saal brach ein lautes Gemurmel aus, das hauptsächlich von den Zuschauern und Reportern ausging. Selbst im 29. Jahrhundert waren diese immer noch auf eine „heiße“ Story aus, denn es gab den „Pulizer“-Preis noch immer - schon seit etwa 9 Jahrhunderten.
    Während alle im Saal darüber diskutierten, was für ein genialer und radikaler Plan das war, um das Leben von etwa 900 Milliarden Föderationsbürgern zu retten, saß eine Person ganz still und mit einem verbitterten Gesichtsausdruck dort. Es handelte sich um Jacob Janeway, einem etwa 30 Jahre alten und großen Mann. Ihm gingen die ganze Zeit lang diese letzten Worte Ducanes „ohne die Auswirkungen zu stark zu berücksichtigen“ durch den Kopf. „Die Auswirkungen“ bestanden darin, dass er niemals existieren würde, wenn dieser unmoralische Plan gelingen würde. Und, dass die Voyager ohne ihr Wissen vernichtet werden würde. Auch für das Leben von 900 Milliarden Menschen durfte man nicht kaltblütig etwa 200 Menschen töten und einfach die Vergangenheit ändern.
    Es musste eine andere Möglichkeit geben, aber Ducane und sein Freund Captain Braxton waren so vom Hass verdorben, sie wollten einfach jede Gefahr in der Vergangenheit eliminieren, sogar Pläne, in der Zukunft schon jetzt potentielle Unruhequellen zu eliminieren, hatten sie vorgeschlagen.
    Die Akte „Voyager“ war im Laufe der letzten Jahre zur dicksten Akte aller Zeiten geworden, so viel „Vergehen“ hatte Captain Kathryn Janeway begangen. Und dabei war es doch nur Braxtons Zorn auf Kathryn Janeway, der ihn zu solch grausamen Plänen trieb.
    Mit der Zerstörung der Voyager wollten sie die Gegenwart „heilen“, sie so gut werden lassen, wie sie hätte sein können.
    Aber das konnten sie nicht so einfach tun: Jacobs Leben war ihm zu wertvoll, als dass er es einfach aufgeben würde. Und auch das Leben von allen Nachfahren der Voyager-Crew war in Gefahr, genauso wie alle Errungenschaften der Voyager nie existiert hätten. Nein, er würde es sein, der die Vergangenheit retten würde...


    "Temporale Gefahren"
    Special Edition

    COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGER
    CAPTAIN JANEWAY
    STERNZEIT 55458,1.
    „Nach 2 Wochen langer Reise in einen entfernten und noch nicht kartographierten Teil des Alpha-Quadranten, ist die Crew – und auch ich – darüber glücklich, dass wir bald umkehren werden. Doch bevor ich mich über diesen Umstand freuen kann, muss ich mich erst einmal mit dem Doktor beschäftigen, der mit seinem ‚Kollegen’, der aktuellsten Version des MHNs, die vor 2 Wochen in der Krankenstation installiert wurde, offenbar Probleme aufgrund von Interessenkonflikten hat.“


    Die Türen der Krankenstation öffneten sich und das neue MHN erschien zeitgleich mit den Worten „Guten Tag! Was ist passiert? Können sie die Art des medizinischen Notfalls angeben?“.
    Janeway fuhr erschrocken zusammen.
    „Computer!“, seufzte der alte Doktor, „Programm deaktivieren!“
    Der Captain wirkte noch immer leicht irritiert: „Äh... Doktor? Was genau war das?“
    Der Doktor schien innerlich zu triumphieren, schließlich hatte er den Captain durch diesen Vorfall nun auf seiner Seite. Diese schlechtaussehende und primitive Imitation seines Programms war selbst als Krankenschwester zu minderwertig. „Sehen sie, was ich meine, Captain! Das zum Beispiel, oder sein in der Krankenstation verhängtes „Gesangs-Verbot“, oder seine stundenlangen Reden über biomolekulare Disoxidationsmethoden und irgend so einen pseudomodernen Kram, der mit Medizin nicht mal mehr annähernd etwas zu tun hat. Die Konstrukteure dieses Plasmaröhrenschrubbbers (Anmerkung des Autors: Das ist eines der wenigen unter Menschen existierendes Schimpfwort aus dem 24. Jahrhundert) ... äh... ich meine dieses MHNs hätten die ‚Persönlichkeits’-Subroutinen lieber löschen sollen, bevor sie meinen Freund hier auf meine Krankenstation versetzt haben! Wäre dieses verdammte Programm nicht schreibgeschützt, hätte ich es schon längst aus dem Computerkern dieses Schiffes eliminiert! Auch, wenn das ein wenig gegen meine ärztliche Ethik verstoßen würde!“
    Von dem Geschrei des Doktors förmlich zurückgedrängt, erwiderte Janeway in einem ironischen Tonfall: „Na ja, wenn man es genau nimmt, scheinen sie ihre Persönlichkeit noch weniger unter Kontrolle zu haben, Doktor. Wissen sie, dass ich gar nicht wusste, wie aggressiv und unbeherrscht sie auf Probleme reagieren können?“
    „Es tut mir leid, Captain. Aber wofür haben wir dieses Programm eigentlich bekommen? Ich habe meine Arbeit hier vor der Ankunft dieses MHN VI besser erledigen können, als es jetzt der Fall ist. Er schreibt mir alles vor. Er verbietet mir sogar das Züchten von bolaranischen Garnelen, die ich zu Studienzwecken hier halte, nur weil er fürchtet, dass Crewman Chell mit einer Wahrscheinlichkeit von 2,56 % Ausschlag durch diese Garnelen bekommen könnte. Dann verbietet er mir das Singen, da es den Toleranzwert von 70 Dezibel in der Krankenstation ‚bei weitem’ übersteigt. Finden sie vielleicht, dass ‚Yesterday’ von den Beatles zu laut ist?“
    Janeway hob fragend die Augenbrauen: „‚Yesterday’ von den was?“
    Der Doktor hatte einen abwertenden Blick aufgesetzt: „Sie scheinen sich nicht sehr gut mit der Musik der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts auszukennen, Captain.“
    „Nein! Das tue ich nicht! Ich ziehe lateinamerikanische und klassische Lieder vor...“
    Das MHN unterbrach seinen Captain und hatte plötzlich einen leidenschaftlichen Unterton in der Stimme: „Klassische Lieder? Kennen sie die 5. Symphonie von...“
    „Doktor!“, stoppte Janeway den Doktor, der schon zu summen begann. „Warum bin ich denn zu ihnen gekommen? Bestimmt nicht, um über irgendwelche musikalischen Vorlieben zu sprechen!“
    Der Doktor nahm wieder eine ernstere Haltung an: „Ja, Captain. Ich bitte sie darum, bei der Sternenflotte anzufragen, ob ich das Recht habe, dieses Programm zu deaktivieren. Ich meine vollständig zu deaktivieren.“
    Janeway schmunzelte ein wenig: „Doktor, dieses Programm muss genauso anerkannt werden, wie sie es auch werden. Es hat auch Rechte, die wir aufgrund unseres Eides nicht einfach ignorieren können. Computer! MHN #2 aktivieren!“
    Der Doktor machte plötzlich einen verzweifelten Blick und flehte den Captain noch einmal an, doch es war hoffnungslos: „Guten Tag! Was ist passiert? Können sie die Art des medizinischen Notfalls angeben?“

    „Captain auf der Brücke!“ rief Harry Kim, als Captain Janeway den Turbolift verließ und die Brücke betrat.
    „Rühren!“, befahl sie gelassen, da sie diesen ganzen extrem strengen Ton hasste. Sieben Jahre im Delta-Quadranten hatten alles so viel lockerer gemacht und nun, im Alpha-Quadranten, musste wieder alles ganz streng nach Sternenflotten-Regeln ablaufen. Der Delta-Quadrant hatte eben seine Vorzüge.
    „Hallo, Captain“, sagte Chakotay, als diese es sich im Captainsessel bequem gemacht hatte. „Ich fand ihn eigentlich sehr gemütlich.“
    „Tja, Chakotay. Jetzt ist es aber wieder meiner. Nett, dass sie ihn warm gehalten haben. Nun gucken sie nicht so betrübt, ihr Platz ist auch bequem. Und schauen sie doch mal Seven oder Harry an: Sie stehen fast die ganze Zeit. Wir beide haben es richtig gut.“
    Chakotay schmunzelte und setzte sich auf seinen Platz: „Und? Wie ergeht es dem Doktor mit seinem neuen Kollegen?“
    Die Lippen des Captains formten sich zu einem breiten Grinsen: „Sagen wir es mal so: Sie mögen sich nicht, aber ich denke, der Doktor wird es noch zwei Wochen aushalten.“
    Dann meldete sich Harry zu Wort: „Captain! Wir wurden gerade scheinbar gescannt!“
    Janeway drehte sich zeitgleich mit ihrem ersten Offizier um: „Gescannt? Durch wen?“
    Harry schüttelte als Zeichen seiner Unkenntnis den Kopf: „Ich kann die Quelle nicht genau bestimmen. Aber sie scheint mehrere Lichtjahre entfernt zu sein!“
    „Behalten sie das im Auge!“, befahl Janeway. Ihre Mission im Beta-Quadranten war bis auf ein kleines Geplänkel mit den Romulanern vor drei Tagen recht ereignislos gewesen, und sie wollte nicht, dass es am letzten Tag noch zu Problemen kam.

    Jacob materialisierte in seinem Quartier auf der Sternenbasis 387 im Orbit der Erde. Es war geschmückt mit vielen Gemälden und einer Kaffeetasse, die einst Kathryn Janeway gehört hatte.
    Die Bilder zeigten viele Momente in der Geschichte der Menschheit: Columbus, als er auf Guanahani landete und die „Indianer“ entdeckte, ein impressionistisches Bild der ersten Mondlandung und die Friedensverhandlungen nach dem dritten Weltkrieg. Das alles waren besondere Momente.
    Und er wollte verhindern, dass er nie existieren würde. Dass die Voyager nie existieren würde.
    Achtlos wollte Ducane mit Unterstützung der verzweifelten Föderation einfach ein Schiff zerstören, das die Borg fast vernichtet hatte, das den Delta-Quadranten und seine Bedrohungen vor allen anderen erforscht hatte und das einst eine Infiltration von schrecklichen Ausmaßen aufgedeckt und beendet hatte.
    Sein Plan war besser, doch seine Meinung wurde unterdrückt, da er „zu parteiisch“ denken würde und sein Wohl über das von 900 Milliarden anderen stellen würde.
    Nachdem er den Entschluss gefasst hatte, dies wirklich zu tun, ging er zu einem Terminal und lud auf ein kleines Datenspeichergerät irgendwelche Daten herunter. Dann versteckte er den Chip in der Tasche seines Mantels und zog einen anderen heraus, behielt ihn jedoch in seiner Hand. Dann verließ er sein Quartier.

    Janeway war auf die Brücke gerufen worden. „Was ist los?“, fragte sie Harry sofort.
    „Es nähert sich ein Schiff auf Abfangkurs. Entfernung: Ein Lichtjahr“, antwortete dieser.
    „Warum haben sie es nicht schon früher bemerkt?“, wollte Janeway wissen.
    „Es wurde durch ein Sensornetz getarnt.“
    Der Captain setzte sich, erhob sich aber sofort wieder vom Kommandostuhl: „Was für ein Schiff ist das, Tuvok?“
    „Es ist nicht in unseren Datenbanken enthalten. Aber es ist sehr groß und viel stärker bewaffnet.“
    „Wir werden gerufen“, meldete sich Harry.
    „Auf den Schirm!“, befahl Janeway.
    Auf dem Bildschirm wurde ein exotisch aussehender Humanoider sichtbar, der offenbar drei Arme besaß und dem Speichel aus dem Mund tropfte. Mit einer dunklen und feindselig wirkenden Stimme sprach er die ein wenig angewiderte Janeway an: „Identifizieren sie sich!“
    Sie war schockiert vom schroffen und unfreundlichen Ton des fremden Captains und blickte sich noch mal zum unruhig blickenden Chakotay um, der offenbar Gefahr witterte. „Mein Name ist Captain Kathryn Janeway vom Föderationsraumschiff Voyager. Gibt es einen Grund für ihren...“
    Der Captain wurde mitten im Satz unterbrochen: „Sie haben hier keine Fragen zu stellen, Captain! Sie werden mein Schiff sofort zu unserem Heimatplaneten begleiten, ohne irgendwelche Forderungen oder Fragen zu stellen!“
    „Aber was haben wir ihnen denn getan?“, fragte Captain Janeway und ihre Frage wurde sogleich mit einem Warnschuss vor den Bug der Voyager beantwortet.
    „Ich sagte keine Fragen! Sie haben unser Territorium verletzt und werden mein Schiff zu unserem Heimatplaneten begleiten!“
    „Wir lassen uns nicht drohen. Wer gibt ihnen das Recht, einfach uns zu befehlen, sie zu ihrem Heimatplaneten zu begleiten..., nein! Sagen sie nichts! Keine Fragen!“
    Der merkwürdige Captain des fremden Schiffes schien ein wenig zu lachen: „Sie sind klüger als ich dachte! Also, werden sie uns nun folgen?“
    Janeways finsterer Blick war eigentlich schon Antwort genug: „Ihre Handlung ist eine klare Aggression, aber ich wäre trotzdem bereit, unsere Meinungsverschiedenheit friedlich zu klären!“
    Der fremde Captain deaktivierte plötzlich die Verbindung und die Voyager erbebte nur wenige Sekunden später. Funken stoben aus einigen Konsolen und Tema’na fiel auf den harten Boden der Brücke und grünes Blut tropfte aus einer Wunde in ihrem Gesicht.
    „Tuvok!“, rief Janeway ihrem taktischen Offizier zu und begab sich zur Steuerkonsole, an der noch vor wenigen Sekunden Tema’na gesessen hatte. Normal hätte Janeway sich um sie gekümmert, doch dafür war keine Zeit. „Feuern sie mit allen Torpedos, die wir haben!“
    Schnell begann der Captain einen Kurs einzugeben, doch als sie auf das Feld „Beschleunigen“ drückte, vibrierte das Schiff nur, doch es tat sich nichts, und sie sah sofort auf dem Bildschirm, was passiert war: Das fremde Schiff hielt die Voyager mit einer Art Traktorstrahl fest.
    „Captain, unsere Torpedos und Schilde sind wirkungslos. Dieses Schiff ist, was die Technologie betrifft, wesentlich fortgeschrittener als wir“, sagte Tuvok in einer schon fast störend ruhigen Stimme, die der Situation nicht ganz angemessen war.
    Plötzlich hörte Janeway, wie sich auf der Brücke Soldaten von dem fremden Schiff materialisierten und als sie sich umdrehte, wurde sie sogleich durch eine Salve Disruptor-Projektile zu Boden geschleudert.
    Seven konnte im letzten Moment noch einem Schuss ausweichen und Chakotay rannte besorgt zu ihr. Seiner Freundin durfte nichts passieren, doch er hatte keine Zeit mehr, seinen Phaser zu ziehen, da er schmerzerfüllt zusammenbrach.
    Wenige Sekunden später wurde Seven durch einen Schlag in den Nacken von einem Soldaten bewusstlos und bevor sie auf die Erde fallen konnte, hielt einer der feindlichen, etwa drei Meter großen Soldaten, sie fest und warf sie einem anderen Fremden entgegen, der sie in einen Turbolift zusammen mit anderen Offizieren schob.
    Dann materialisierte der Captain des fremden Schiffes vor dem Captainsessel und blickte sich zufrieden um.
    Einige Stellen in den Wänden und an Konsolen rauchten durch Disruptortreffer noch ein wenig, doch sonst war alles in Ordnung. „Wir haben es geschafft... Zum Teufel mit den Menschen“, sagte er mit dem wohl bösartigsten Lächeln, das man sich nur vorstellen konnte. „Die Romulaner bauen gute Waffen!“, sagte er noch und inspizierte dann die Brücke. Ohne die Hilfe der Romulaner wäre das nie möglich gewesen.

    Chakotay wachte mit höllischen Kopfschmerzen auf. Um ihn herum standen lauter Leute, es waren Offiziere, die sich unterhielten.
    Als er langsam wieder bei klarem verstand war, wurde er sich der Lage bewusst. Die Voyager war geentert worden, er wurde auf der Brücke zusammengeschlagen.
    „Vorsichtig, Commander!“, kam Chell und half Chakotay von der Liege der Arrestzelle.
    „Wo sind wir, Chell?“
    „In einer Arrestzelle, zusammen mit ca. 20 anderen Personen.“
    Chakotay runzelte mit einem verächtlichen Blick die Stirn: „Sie tun so, als ob sie das alles gar nicht interessieren würde...“
    „Wissen sie, Commander, ich habe ein optimistisches und lebensfrohes Wesen. Die Bolianer sind ein sehr fröhliches Volk, wir glauben, dass es aus keiner Situation keinen Ausweg gibt!“, erwiderte Chell.
    Chakotay hatte keine Lust, in dieser Situation die Unterhaltung mit dem in seinen Augen leicht verrückten Bolianer fortzusetzen und drängelte sich durch die Masse von Offizieren in der kleinen Arrestzelle zum Kraftfeld.
    Zwei Wächter von dem fremden Schiff gingen auf und ab in dem Raum.
    „Sie da!“, rief Chakotay und fing sich einen verächtlichen Blick ein. „Was geschieht jetzt mit uns?“
    Plötzlich begann der Fremde sich dem Kraftfeld zu nähern. „Wenn es nach mir ginge, Mensch, würde ich sie alle hier umbringen, aber wir haben was Besseres mit ihren wertlosen Körpern vor.“
    Chakotay hatte Klingonen immer für brutal und furchterregend gehalten, doch diese Konversation regte ihn an, das noch einmal zu überdenken.
    „Klohgan an Soldat BL 154! Melden sie sich!“
    Derjenige, der gerade noch mit Chakotay gesprochen hatte, aktivierte nun ein Gerät hinter seinem Ohr. Es schien sich dabei um eine Art Kopfhörer und Mikrofon in einem zu handeln. „Hier Soldat BL 154! Was soll ich tun?“
    „Bringen sie die Gefangenen sofort in den Frachtraum... 5! Wir sind angekommen!“
    „Verstanden, Oberster!“, beendete Soldat BL 154 die Unterhaltung mit seinem Vorgesetzten Kloh’gan, bei dem es sich offenbar um die Person handelte, die die Voyager angegriffen hatte und Janeway befahl, ihm ins Heimatgebiet zu folgen.
    Der Soldat mit der Nummer BL 155 deaktivierte das Kraftfeld und 154 befahl Chakotay und den anderen Offizieren, die Zelle zu verlassen und ihm zu folgen.
    Auch aus den anderen Zellen kamen Crewmitglieder.
    Da entdeckte Chakotay Seven und flüsterte ihr zu: „Seven, geht es dir gut?“
    Kaum hatte er ausgeredet, richtete einer der vielen Soldaten im Korridor Richtung Frachtraum seine Waffe auf die beiden und befahl ihnen, still zu sein.
    Der erste Offizier wurde sofort ruhig, obwohl er alles andere als ruhig war. Ganz im Gegenteil: Er war extrem unruhig, denn er wusste nicht, was passieren würde. Und wo war der Captain?

    Jacob stand vor einer schweren Eisentür. „Computer! Tür öffnen“, sagte er und steckte seinen Chip in eine Armatur neben der Tür.
    Die Tür wurde geöffnet und er betrat einen dunklen und unheimlichen Raum. „Computer! Simulation von folgenden temporalen und räumlichen Koordinaten: Jahr 2378, Beta-Quadrant, Talwikc-Grenze, Ereignisse bei Sternzeit 55458,3498723!“
    Plötzlich befand er sich scheinbar inmitten des Weltraumes und sah, wie ein Schiff der bereits fünf Jahrhunderte alten Intrepidklasse, die U.S.S. Voyager, durch den Raum flog.
    Nach wenigen Sekunden sah er, wie ein Schiff aus dem Warp kam und kurze Zeit später aktivierte es den Traktorstrahl und hielt die Voyager fest.
    Dann ging er durch die äußeren Wände der Brücke und sah, wie das Schiff geentert wurde. Das war der Beginn einer fünf Jahrhunderte andauernden Feindschaft gewesen und zweifellos konnte man diese Ereignisse nur durch eine Möglichkeit verhindern: Man musste die Talwikc-Kultur verändern, sodass sie nie so gewaltverherrlichend und grausam werden konnten. Und er hoffte, dass es mithilfe seiner Entwürfe möglich sein würde.
    Dann deaktivierte er die Simulation und verließ den Raum.
    Als sich die Türen wieder schlossen, sah man die Bezeichnung der Kammer: „Temporale Simulationshalle“.
    ‚Lächerlich!’, dachte Jacob. Temporal, Temporal, für die Zivilisation im 29. Jahrhundert gab es nur noch eine Möglichkeit, neues zu entdecken: Man musste mit der Zeit herumexperimentieren, zu Not auf Kosten anderer. Er war sich sicher, dass sich das auch in den nächsten Jahrhunderten nicht ändern würde. Doch er konnte den ersten Schritt wagen, das alles zu ändern...

    Janeway öffnete ihre Augen und wurde von grellem Licht geblendet. Sie hätte schreien können, so schmerzte ihr Rücken, doch sie unterdrückte ihren Drang, als sie zwei Soldaten und dem Captain dieses fremden Schiffes in die Augen blickte.
    „Na, Captain? Wie geht es ihnen denn?“
    Janeway schlug einen sarkastischen Ton an, wie immer, wenn jemand sie demütigte: „Ich habe mich nie besser gefühlt...“
    Mit einem bösartigen Grinsen fuhr er mit ihrer Unterhaltung fort: „Captain Janeway, ich glaube wir wurden aneinander noch nicht vorgestellt: Meine Name ist Kloh’gan der Siebzehnte. Ich komme vom Planeten Talwikc und sie haben unser Territorium betreten, ohne uns vorher zu fragen! Bitte entschuldigen sie die Unannehmlichkeiten! Aber das Protokoll, falls sie wissen, was das ist, schreibt mir vor, so zu handeln.“
    Janeway erhob sich vom Boden: „Wir wussten ja nicht, dass hier jemand ist, sonst hätten wir gefragt! Kann es eigentlich sein, dass sie dieses Protokoll für Erstkontakte geschrieben haben?“
    „Oh, oh, Captain. Gleich zwei Verstöße gegen meine persönlichen Gesetze: Keine Fragen und kein Sarkasmus!“ sagte Kloh’gan und schlug dem Captain mit seinem dritten Arm in ihr Gesicht. Sofort floss Blut aus Janeways Nase und sie warf ihm einen starken und abwertenden Blick zu.
    Diese Talwikc unterschieden sich in jeder Hinsicht von den Menschen: Sie besaßen drei Arme, hatten einen seltsam geformten Kopf, der scheinbar nur aus knochigen Wülsten bestand und waren etwa dreißig Zentimeter größer als ein durchschnittlicher Mensch.
    „Was haben sie mit uns vor, sie Bastard?“, schrie ihn Janeway überraschend unbeherrscht an. Sie konnte ihre Wut einfach nicht mehr halten, denn vor ihr stand das Böse in Person. Und niemand, selbst die Oberste Direktive und alle Föderationsprinzipien, konnten sie davon abhalten, dieses Volk zu hassen, oder zu mindestens seine Anführer.
    „Captain, sie können ja richtig stark sein! Ihre Kraft werden sie auch noch gebrauchen... Was wir mit ihnen vorhaben, wollten sie wissen. Nun, sie werden vor ein Gericht gestellt und nach dem Prozess sofort versklavt. Ich denke, sie werden zur Erzverarbeitung auf unseren Heimatplaneten geschickt. Aber ich möchte ihnen ja noch nicht zuviel verraten!“
    Janeway brach erschöpft zusammen. ‚Verdammt!’, dachte sie. Sie war so schwach und konnte ihre Crew nicht beschützen, was eigentlich die Aufgabe eines Sternenflotten-Captains war.

    Jacob Janeway näherte sich der Shuttlerampe sieben der Station. Als er das Schott öffnete und eintrat, blickten ihn mehrere Offiziere fragend an.
    „Was wollen sie hier?“, fragte ein Offizier.
    „Ich bin im Auftrag von Captain Ducane hier!“, log Jacob.
    Der junge Lieutenant hackte aber nach: „Davon wüssten ich. Sie müssten eigentlich wissen, dass die Shuttlerampe momentan für Unbefugte gesperrt ist, da die Enterprise-L in wenigen Minuten starten wird!“
    Jacob nickte, verschränkte seine Hände scheinbar auf dem Rücken und zog plötzlich einen Standardphaser. Er feuerte sofort auf den Offizier vor ihm, der sich sofort auflöste. Dann zielte er auf einen Fähnrich, der an einem Shuttle arbeitete, doch er verfehlte sein Ziel und Teile des Shuttles lösten sich in Sekundenbruchteilen auf.
    Dann geriet auch er unter Beschuss, feuerte jedoch einige Male auf die zwei verbliebenen Offiziere und sprang, während Alarm ausgelöst wurde, in das stromlinienförmig wirkende Shuttle mit der Bezeichnung V-OY78.
    Sofort startete er und beschleunigte mit vollem Impuls, wodurch er das große Schott im Hangar mühelos durchdrang und die Sternenbasis verließ.
    Doch da startete auch schon die Enterprise-L.
    Im Shuttle der Aeon-Klasse sitzend befahl Janeway: „Triebwerke aktivieren! Temporaldeflektor aktivieren und an Navigationssystem koppeln.“
    Dann aktivierte er die automatische Steuerung: „Kurs: 134 zu 345,6. Zeitgitter: 2378, Sternezeit: 55458,9, temporale Koordinaten: U.S.S. Voyager! Tarnung aktivieren, sobald der Temporal-Korridor verlassen wurde!“
    Plötzlich piepste der Computer und die Stimme eines Mannes ertönte. Es war die Stimme von Captain Ducane von der Enterprise-L: „Mr. Janeway! Ich bitte sie, ihren nicht genehmigten Ausflug zu unterbrechen und ihren Temporal-Deflektor zu deaktivieren!“
    Janeway antwortete dieser Aufforderung: „Ich werde meinen Ausflug nicht unterbrechen. Sie geben sich als friedliche Offiziere, dabei missachten sie jedoch alle Menschenrechte und beginnen mit einem temporalen Rachefeldzug! Ich habe die Wahl: Sterben oder nie existieren. Ich ziehe Sterben vor, Captain!“
    In dem Moment erbete das Shuttle.
    „Computer, wann erreichen wir die Koordinaten für die Aktivierung des temporalen Korridors?“
    „In drei Minuten und 47 Sekunden!“
    „Verdammt!“, seufzte Jacob, „Computer! Temporalen Deflektor jetzt aktivieren!“
    Der Computer schien sich um ihn zu sorgen: „Warnung: Bei ...“
    Jacob ließ den Computer nicht ausreden: „Temporalen Deflektor aktivieren!“
    Das Shuttle erbete erneut, diesmal aber nicht durch einen Transphasen-Torpedo der U.S.S. Enterprise NCC-1701-L, sondern durch das Öffnen eines temporalen Korridors. Er sog das Shuttle förmlich in sich hinein.
    Es würde ein sehr gefährlicher Flug durch die Zeit werden, dachte Jacob und hielt sich krampfhaft an seiner Konsole fest.

    „Nennen sie ihre Bezeichnung und ihre Herkunft, Angeklagter!“ Ein offenbar sehr alter Talwikc saß auf einer Art Thron in einer riesigen und hell-gelb erleuchteten Halle. Es handelte sich offenbar um ein Kriegsgericht der Talwikc-Regierung.
    Er war gigantisch und selbst das größte Regierungsgebäude, das der Föderation bekannt war, der Romulanische Senat, wirkte klein gegen diesen Koloss.
    Durch eine Kuppel schien bläuliches Licht, das offenbar von der Sonne des Talwikc-Sternensystems ausging und der Himmel war merkwürdig gelb und voller dunkler Wolken.
    Kathryn Janeway stand, von einem ringförmigen Kraftfeld umgeben, in der Mitte des Saals und ein großes und grölendes Publikum war in einem Halbkreis hinter ihr. Um sie herum schwenkten offenbar Kameras oder ähnliche Geräte, dieser Prozess schien die ganze Bevölkerung dieses tyrannischen Planeten zu unterhalten. „Mein Name ist Captain Kathryn Janeway. Ich komme von der Vereinten Föderation der Planeten. Unsere Mission ist friedlich, wir sind Forscher. Wir hatten nicht vor ihr Territorium durch unser Eindringen zu verletzen!“
    Nach jedem Wort Janeways verzweifelter Aussage vor diesem Kriegsgericht schien das Publikum sich mehr und mehr an ihr zu erfreuen.
    Schon jetzt wusste Janeway, dass diese Kultur noch diskriminierender und kriegerischer war, als es die Klingonen es je gewesen sind und waren.
    „Das ist nicht relevant! Leugnen sie, dass sie unser Territorium verletzt haben, Angeklagter?“, fuhr der alte Richter das „Verfahren“ fort.
    Janeway verneinte dies: „Ich kann nichts leugnen, was ich wirklich getan habe. Aber es war unbeabsichtigt!“
    Die Kultur der Talwikc schien auf Ungerechtigkeit zu basieren und die Tatsache, dass sie mit „Angeklagter“ angeredet wurde, schien zu bedeuten, dass es nur ein Geschlecht gab oder Frauen unterdrückt wurden.
    „Dann sei es so: Sie und ihre barbarische Crew werden zu lebenslänglicher Haft und Dienst als Soldaten verurteilt. Ihre gesamte Crew wird einen Chip implantiert bekommen, der bei Verletzung der Direktiven oder Ausbruchsversuchen aktiviert wird und sie sofort tötet. Darüber hinaus wird ihre hervorragende holografische Projektion unser erster Militärisch Holografischer Notfallsoldat, kurz MHN.“
    Der Captain zuckte bei den letzten Worten zusammen. Soviel Ungerechtigkeit und Niedergeschlagenheit hatte sie schon so lange nicht mehr empfunden, es war so furchtbar...
    Ein Blitz entstand vor Janeways Augen ... und plötzlich...

    „Offenbar hat der Zeitsprung von diesem Jacob Janeway noch keine gravierenden Auswirkungen gehabt“, seufzte Captain Ducane, der nun das Kommando über das Temporal-Kampfschiff Enterprise der Tempus-Klasse bekommen hatte. Er konnte nicht verstehen, warum diese Person nicht bereit war, zu akzeptieren, nie existiert zu haben, und damit das Leben von Milliarden Bürgern zu retten.
    „Temporaler Rachefeldzug“: Diese Worte konnten nur von so einer ignoranten Person stammen. Jahrhunderte der Entwicklung, und es gab noch Menschen, die ihr Leben über das von Milliarden anderen stellten.
    Er hätte sein Leben ohne weiteres geopfert – wenn er von den Auswirkungen der temporalen Auslöschung der Voyager betroffen wäre. An seinen Steuermann gewandt sagte Ducane: „Können sie in etwa feststellen, in welcher zeit und vor allem wo dieser Korridor geendet hatte?“
    „Da er zerstört wurde, bevor ich genaue Scans durchführen konnte, können wir nicht mal sicher sein, dass er überhaupt sein Ziel erreicht hat. Ich vermute aber, er wird einen Zeitraum kurz vor der Begegnung der Voyager mit dem Talwikc-Kriegschiff gewählt haben. Möglicherweise.. äh... Sternzeit 55459. Die Intensität des Deflektorimpuls und des Korridors lässt auf etwa die temporalen Koordinaten schließen. Doch genau kann ich es nicht bestimmen.“
    Ducane nahm einen ernsten Gesichtsausdruck an und ging in die Richtung seines ersten Offizier, Captain Braxtons 24-jährigem Sohn, Commander Peter Braxton: „Hm... Wir haben ja volle Handlungsfreiheit, nicht wahr?“
    „Ja, Sir!“ Plötzlich zeigte sich ein bösartig wirkendes Lächeln auf Braxtons Lippen: „Gut! Steuermann. Geben sie die gerade genannten Koordinaten ein, 10 Lichtjahre von der Voyager entfernt. Sobald wir die temporale Verzerrung verlassen haben, aktivieren sie die Tarnung!“
    Im Weltraum bot die Enterprise einen gigantischen Anblick, als der Hauptdeflektor im Bug des Schiffes bläulich zu leuchten anfing und sich vor dem Schiff eine riesige, temporale Verzerrung öffnete, der sich das Föderationschiff näherte.

    COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGER
    CAPTAIN JANEWAY
    STERNEZEIT 55458,9
    „Wir haben vor vier Minuten ein merkwürdiges Signal aus einem zwei Lichtjahre vor uns liegenden System erhalten. Es schien sich um eine temporale Anomalie zu handeln. Wir werden der Sache nun auf den Grund gehen und die Vorfälle dort untersuchen.“


    Janeway war nervös. Sehr nervös. Äußerst nervös. Eine temporale Anomalie, alleine jede Form des lateinischen Wortes „Tempus, temporis n.“ erregte schon ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen. Zu oft schon hatten sie mit der Zeit oder Veränderungen in ihr zu kämpfen, Personen wie Captain Braxton hatten ihre Reise nach Hause mehr als einmal gefährdet. „Wie lange noch, Tema’na?“
    Die junge Romulanerin war ruhig und gelassen wie immer, obwohl ihr der Styl des Captains nicht passte. Sie war in ihren Augen viel zu menschlich. Trotzdem versuchte sie diese Gedanken zu verdrängen, wen sie auf der Brücke Dienst tat. - Oft ärgerte sie sich, dass sie an diesem verdammten Austauschprogramm Teil genommen hatte. Na ja, aber irgendwie war es auch eine Genugtuung für sie, zu wissen, dass sie die Voyager in ihren Händen hatte. Ein falscher Befehl, und sie würde nicht mehr sein. Von ihr hing viel ab. „Noch neun Minuten, Sir. Das ist übrigens bereits das siebte mal, dass sie das fragen.“
    Janeway schlug denselben Ton wie ihre Steueroffizierin an: „Haben sie ein Problem damit, Fähnrich?“
    „Nein, Sir!“ Das meinte sie: Janeways steife und extrem am Protokoll und ordentlichem Benehmen orientierte Führung.
    Die Romulaner legten zwar auch Wert darauf, vor allem der Tal’Shiar, aber diese menschliche „Strenge“ war viel zu weich.
    Mit Worten wurden in der Sternenflotte alle Probleme geregelt. Probleme, die unter Romulanern schon längst zum Tode geführt hätten, wurden hier mit Predigten über Benehmen und Direktiven gelöst.
    „Captain“, meldete Lieutenant Kim, „wir empfangen nun genauere Daten!“
    „Auf den Hauptschirm, Harry!“ Auf dem Bildschirm erschien ein Diagramm eines Shuttles, das offenbar schwer beschädigt war.
    „Ist das eine Art Shuttle?“
    „Ja! Es handelt sich offenbar um ein schwer beschädigtes Föderationsschiff. Die Sensoren geben mir hier Daten über Antrieb und Energiefluss, die ich schon einmal gesehen habe: Vor sechs Jahren, als wir auf das Zeitschiff Aeon mit Captain Braxton an Bord gestoßen sind...“
    Janeway wurde nach Harrys Antwort noch mulmiger im Bauch. Sie hatte nur schlechte Erinnerungen an dieses Ereignis. „Geben sie vorsichtshalber gelben Alarm!“, befahl Janeway und auf der Brücke war ein Signal zu hören, dass den gelben Alarm ankündigte. „Tuvok, sind sie sich sicher, dass das Schiff außer Gefecht ist?“
    Der Vulkanier hob eine Augenbraue und sah auf seine Anzeigen: „Ja, ich bin mir ziemlich sicher. Offenbar wurde es auf der Reise hierher schwer beschädigt. Eine genaue Antwort kann ich ihnen aber erst in den nächsten Minuten geben!“
    Janeway wollte nichts riskieren, aber trotzdem siegte ihre Neugier, denn sie wollte unbedingt wissen, was dort vor sich ging, so nah bei der Voyager.

    Vier Minuten später näherte die Voyager sich den Koordinaten des wahrscheinlich aus der Zukunft stammenden Shuttles, das im Raum trieb.
    Auf dem Hauptschirm konnte man das Schiff sehen, welches an der Außenhülle mehrere beschädigte Stellen aufwies. Außerdem verlor das Schiff eine Art Plasma, welches durch die regelmäßige Rotation im Raum in Kreisbahnen sich bewegte durch den Raum.
    „Harry, gibt es Lebenszeichen an Bord?“
    Kim scannte das Objekt: „Ja, aber nur ein sehr schwaches.“
    Captain Janeways Neugierde war geweckt: „Können wir ihn an Bord holen?“
    „Ja, Ma’am. Wir könnten ihn in die Krankenstation beamen... und sein Shuttle müsste in Frachtraum eins passen.“
    „Los! Ich bin auf der Krankenstation!“, befahl Janeway Kim und wollte gerade die Brücke verlassen, als Harry sie aufgeregt anhielt: „Captain! Wir empfangen eine zeitliche Verzerrung direkt vor uns!“
    Janeway drehte sich ruckartig um und verließ den Turbolift wieder: „Haben sie das Shuttle und den Menschen an Bord?“
    „Ja, der Doktor meldet gerade, er hat ein Kraftfeld um das Biobett aktiviert.“
    „Gut“, bestätigte Kathryn und setzte sich auf ihren Platz.
    „Da kommt irgendetwas aus diesem Riss...“, meldete Chakotay.
    „Roter Alarm, Tuvok!“
    Ruckartig wurde das Licht auf der Brücke gedämpft, eine Sirene ertönte viermal und Lampen in der Wand begannen rot zu blinken.
    Auf dem Schirm erschien ein großes und bedrohlich wirkendes Schiff, das in seinem Design dem Shuttle ähnelte.
    „Rufen sie das Schiff!“
    „Sie antworten!“
    Auf dem Schirm erschien eine Janeway und Seven bekannte Person.
    Janeway begann das Gespräch: „Mr. Ducane, richtig? Was treibt sie denn in unsere Zeit?“
    „Sie. Captain, vielleicht verstehen sie das nicht, aber durch sie wurde in unserer Zeit eine Katastrophe ausgelöst. Ich muss sie leider hindern, einen Fehler zu begehen. Und das geht nur durch ihre Zerstörung. Sie werden nie existiert haben!“
    Captain Janeway und alle auf der Brücke starrten fassungslos auf den Bildschirm: „Wie können sie uns einfach eliminieren. Es gibt doch auch einen andere Möglichkeit!“
    Plötzlich zitterte die Voyager.
    „Captain!“, sagte Tuvok. „Sie feuern mit einem stark mit Chroniton-Partikeln verseuchten Strahl auf uns. Die Schilde werden das nicht lange abhalten können!“
    „Die versuchen uns einfach aus der Zeit zu löschen... Was sagten sie? Chroniton-Partikel! Gut, auf der Akademie haben wir gelernt, dass Chroniton-Partikel immer positiv geladen sind, nicht wahr, Commander?“, fragte Janeway ihren ersten Offizier, der bestätigend nickte. „Polen wir unsere Schilde einfach um, und wir müssten ein paar Sekunden Zeit haben, um von hier zu entwischen.“
    Harry tippte schnell das Geforderte in seine Konsole. „Gut, Schilde sind bereit!“
    Auch Tema’nas Fähigkeiten waren gefordert: „Ich programmiere unseren alten Kurs ein!“
    „Los!“
    Das Schiff wurde kräftig durchgerüttelt, konnte sich aber von dem Strahl lösen und die Voyager aktivierte ihren Warp-Antrieb. Sie waren entkommen.

    Die Türen der Krankenstation öffneten sich und der Doktor deaktivierte sofort das geöffnete Programm des stellvertretenden Doktors, eines vor kurzem installierten Kollegen des Doktors. Darüber musste er mit Janeway unbedingt noch mal sprechen. „Captain! Gut, dass sie kommen. Er ist gerade aufgewacht. Seine Zellen sind ihren um einige Jahrhunderte voraus!“
    Der Captain näherte sich dem von einem Kraftfeld abgeschirmten Biobett.
    Der junge Mann erhob sich und starrte Janeway an: „Captain Janeway, nehme ich an...“
    Der Captain machte eine erstaunte Mine: „Woher wissen sie das?“
    „Nun ja, ich habe Bilder gesehen. Sie sind schließlich... meine Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter...“

    „Verdammt!“, schrie Ducane auf der sehr großen und modern wirkenden Brücke der Enterprise-L, als er die Voyager auf dem mit vielen Randinformationen animierten Bildschirm im Zentrum des Raumes flüchten sah. Sie existierte immer noch.
    Der Name „Enterprise“ stand immer für herausragende Leistungen, doch das war nicht hervorragend. Es war lächerlich, dass ein 500 Jahre älteres Schiff ihn besiegen konnte. Nun irrten sie fünf Jahrhunderte vor ihrer Zeit im 24. Jahrhundert herum.
    „Suchen sie dieses verdammte Schiff!“, brüllte er unbeherrscht seinen Steuermann an. Er musste dieses Schiff finden, schließlich standen fast 900 Milliarden Leben auf dem Spiel. Diese schwere Bürde lastete auf ihm so sehr, dass er fast besessen von diesem Plan war. Wenn es nur 900 Menschen wären, hätte sich dieser Aufwand nicht einmal gelohnt. Aber es waren 900 Milliarden, eine um vieles größere Zahl.

    Kathryn machte einen verwirrten und ratlosen Eindruck. Das war ein Nachfahre von ihr? Sie konnte es nicht glauben, dass ihre Familie auch noch in fünf Jahrhunderten existieren würde. Plötzlich wurde sie immer glücklicher, diesen Ducane von seinen Plänen abgehalten zu haben. Sie würde schließlich bald eine Familie gründen, wäre sie jedoch aus der Zeit eliminiert worden, hätte es sie und alle nachfolgenden „Janeway“-Generationen nicht gegeben.
    „Wie heißen sie?“, fragte Kathryn vorsichtig.
    „Janeway, Jacob Janeway. - Captain, wir haben nicht viel Zeit. Ich würde ja auch gerne mich mit ihnen unterhalten, aber sie wissen ja, die...“
    Janeway beendete den Satz mit ihrem Blick starr auf Jacob fixiert: „...temporale Direktive. Ja, ich weiß.“
    Ihr Nachfahre lächelte, wurde dann aber wieder ernst: „Wir müssen schnell handeln, bevor die Enterprise sie wieder findet. In meinem Shuttle, das sie hoffentlich an Bord gebeamt haben...“
    Janeway nickte.
    „... befinden sich Informationen über Schildmodifikationen, die sie sofort installieren müssen. Ich habe daran über ein Jahr gearbeitet. Diese Modifikationen müssten, sobald Ducane mit der Zeitwaffe wieder auf sie feuert, dafür sorgen, dass die gesamte Zeitlinie im Umkreis von circa 30 Lichtjahren verändert wird. Wenn sie Glück haben, verschwindet Ducane aus ihrer Zeit und die Talwikc, ein Volk, auf das sie bald treffen werden, ist von friedlicher Natur und wird sie nicht versklaven. Und alle werden dann zufrieden sein.“
    „Versklaven?“
    „Ja, sie werden von deren Regierung versklavt und die Voyager wird nach Informationen durchsucht. 500 Jahre rüsten die Talwikc auf und ziehen dann plötzlich los in Richtung Föderation. Die Übermacht überrollt uns und 900 Milliarden Bürger der Föderation, etwa die Hälfte, sterben. Daher wird in einem Prozess erlaubt, dass die Voyager ausgelöscht werden darf und andere notwendige Veränderungen in der Zeit durchgeführt werden dürfen.“
    „Aber wir könnten doch einfach umdrehen und diesen... Talwikc nie begegnen“, warf Captain Janeway ein.
    „Nein, es ist zu spät. Sie wurden bereits entdeckt. Außerdem wurde nur ihre Zerstörung erlaubt... Fragen sie nicht, Captain. In meiner Zeit sind alle besessen davon, jeden kleinsten Fehler mit einem Zeitsprung zu vermeiden. Der technologische Fortschritt im Bereich der Temporal-Mechanik ist so verlockend, dass Moral und alles andere auf der Strecke bleiben... das muss aufhören, aber niemand sieht ein, dass diese temporalen Eingriffe eines Tages unsere Vernichtung sein werden...“
    Janeway näherte sich dem auf dem Bio-Bett sitzenden Jacob: „Ist es so schlimm?“
    Jacob nickte: „Ja, und es wird immer schlimmer. Wegen jeder Kleinigkeit reist man in die Vergangenheit...“
    „Ich würde den Tod von 900 Milliarden Menschen nicht als Kleinigkeit bezeichnen!“, wandte der Captain ein.
    „Ja, aber eine einfache Warnung an sie in der Vergangenheit wird als zu risikoreich angesehen und könnte nicht vorhersehbare Konsequenzen haben.“
    Kathryn Janeway drehte sich wieder von ihrem Nachfahren ab und dachte kurz nach: „Was wäre, wenn ein Janeway in vielleicht 1000 Jahren die Föderation rettet, aber die Familie nie existiert hätte? Sind das keine gravierenden Auswirkungen?“
    Jacob schüttelte den Kopf: „Die Zukunft interessiert die Regierung der Föderation Ende des 29. Jahrhundert Gott sei dank noch nicht. Nur die Vergangenheit zählt. Also, Captain... Tun sie das, was ich gesagt habe. Jetzt!“
    Kathryn lief eine Träne die Wange herunter. Sie war gerührt, wie ihr Nachfahre ihr Leben schützen wollte und dass sie bald schon eine Familie haben würde.
    Zu gerne hätte sie mehr erfahren, doch nicht nur die Zeit drängte, nein, sie durfte auch nichts über die Zukunft erfahren. Schließlich drehte sie sich nach einem letzten Blick um und ging geradewegs zum Ausgang der Krankenstation, doch schaute sie zurück: „Danke!“
    Jacob Janeway blieb lächelnd zurück. Er hatte es geschafft, Janeway zu überzeugen, er hatte es geschafft, sich und sein Leben zu retten.
    Irgendwie wirkte Captain Janeway doch nicht so stur, wie in den Geschichtsbüchern geschrieben stand. Nein, sie war sogar ein sehr umgängliche und intelligente Frau. Und sie hatte ihm sofort vertraut, was ihn ein wenig überrascht hatte. ‚Hoffentlich wird sie die Modifikationen installieren’, dachte er, denn sein Leben hing davon ab... und das Leben von unzähligen Föderationsbürgern.

    „Aber wir können nicht einfach die Kultur einer ganzen Rasse verändern! Ist das moralisch?“, fragte der Doktor, während die Führungsoffiziere im Konferenzraum eine Besprechung abhielten.
    Harry nickte zustimmend: „Ja, ich finde auch, dass das genauso unmoralisch ist, wie der Plan, uns aus der Zeitlinie auszulöschen!“
    Janeway stand auf und nickte ebenfalls: „Ich habe sie alle hier zusammengerufen, weil ich ihre Meinung hören wollte... und die haben sie geäußert. Und auch ich komme allmählich zu dem Schluss, dass es falsch ist, eine wenn auch noch so böse Spezies völlig zu vernichten...“
    Reg runzelte die Stirn: „Aber wir wü-würden doch wahrscheinlich nu-nur ihre Lebensweise ändern, nicht ihr Volk vernichten!“
    „Das bleibt im Endeffekt gleich!“
    „Gibt es denn keine andere Möglichkeit?“
    „Doch“, antwortete Janeway auf Chakotays Einwand, „es gibt durchaus eine andere Möglichkeit, aber das... hätte für uns alle fatale Auswirkungen, und für unsere Nachkommen: Wir würden die Enterprise-L gewähren lassen, und dann hätten wir nie existiert und die Föderation wäre den Talwikc völlig unbekannt...“
    „Woher wissen wir das?“
    „Wir können in dem Punkt wirklich nicht sicher sein, aber wenigstens hätten wir nie ihr... Revier verletzt!“
    „Man soll nie das Wohl eines einzelnen oder Mehrerer über das Wohl der Vielen stellen“, zitierte Tuvok die letzten Worte von Botschafter Spock, vor seinem ersten Tod.
    Alle Blicke richteten sich auf ihn.
    „Ich meine, dass wir unsere Bedürfnisse nicht über die eines ganzen Imperiums oder Volkes stellen dürfen.“
    Janeway nickte: „Das ist schon klar, Tuvok, aber sie müssen daran denken, dass es nicht nur um uns geht: Es geht um alle Generationen von Janeways, von Kims, von Barclays, von ihren Nachkommen und von allen anderen Offizieren an Bord. Wenn sie das auf mehrere Jahrtausende, Jahrmillionen, oder gar Jahrmilliarden beziehen - falls unsere Familiennamen so lange existieren -, dann bedeutet das, dass unzählig viele Menschen nie existiert haben... Und ich bin mir sicher, dass dieser Preis höher ist, als der für die Veränderung eines Volkes mit vielleicht 20 Milliarden Mitgliedern...“
    „Angesichts dieses logischen Einwandes“, gestand Tuvok ein, „denke ich, dass ich die Anwendung meines Zitates auf diese Situation noch einmal überdenken muss.“
    Der Captain nickte, ging um den Konferenztisch und blieb schließlich hinter Tema’na stehen, die argwöhnisch ihren Kopf ein wenig zur Seite drehte.
    „Also, wenn in diesem Raum nicht jeder, und wirklich jeder, einverstanden ist, werden wir diese Schildmodifikationen nicht in den Computer eingeben!“
    Sie wartete einige Sekunden, doch niemand rührte seinen Arm oder wollte sprechen.
    Janeway wusste einerseits nicht, ob sie glücklich darüber sein sollte, dass dieser doch recht eigennützige Plan so akzeptiert wurde, doch sie war andererseits froh, dass sie - wenn alles gut ging noch - weiterleben konnte.
    „Gut!“, sagte sie. „Mr. Barclay, sie installieren diese Modifikationen. Tuvok, wir gehen auf Roten Alarm. Alle anderen, weggetreten!“
    Alle verließen den Raum, bis auf Janeway. Sie ging zu den Fenstern des Raumes, blickte hinaus und sprach zu sich selbst: „Möge Gott mir dieses Vergehen verzeihen...“
    Schon einmal hatte sie das gesagt, als sie ebenfalls vor einer schweren Entscheidung stand, nämlich als sie den Plan von Admiral Janeway aus der Zukunft angenommen hatte. Irgendwie waren alle Janeways in der Zukunft sehr darauf ausgerichtet, die Vergangenheit zu ihrem Wohle zu ändern. Janeway hoffte, dass sie das nie tun müssen würde.

    „Barclay?“, sah Janeway fragend ihren Chefingenieur an, der nervös und hibbelig zu stottern begann.
    Er war zwar nicht unbedingt der geselligste Offizier, eher sogar ein sehr umständlicher, aber er verstand seinen Beruf sehr, sehr gut. Und das genau schätzte Janeway an ihm. Und sie hoffte, dass sie nach den nächsten Sekunden noch dazu Gelegenheit haben würde, ich zu schätzen, oder zu wissen, dass sie ihn je gekannt hatte.
    „Äh... ähm... di-die Schild-modifikationen sind durchgeführt wo-worden. Es müsste eigentlich alles klappen.“
    Aber seine Ausdrucksweise hasste sie und plötzlich wurde sie noch unruhiger und in ihr kamen wieder Zweifel auf: „Was heißt ,eigentlich’, Mr. Barclay?“
    „Ei-Eigentlich, na ja, da-das heißt soviel wie... ‚Ja, Sir!’.“
    Sie wusste plötzlich nicht mehr, was sie tun sollte.
    Chakotay bemerkte ihren Gemütszustand: „Was ist?“
    „Ich frage mich, ob wir das Richtige tun, Chakotay...“
    Dieser seufzte und blickte ihr in die Augen: „Wir schlagen die Zukunft nur mit ihren eigenen Waffen.“
    Janeway überzeugte dieser Einwand nicht: „Aber wir verändern eine gesamte Spezies zu unserem Vorteil...“
    „... und zum Vorteil aller Nachfahren, wie sie gesagt haben“, beendete Chakotay den angefangenen Satz.
    Harrys Konsole begann in dem Moment zu piepsen.
    Der Captain drehte sich angespannt um, genau wie Seven, Tema’na, Barclay, Chakotay, Tuvok und alle anderen Offiziere auf der Brücke.
    „Harry?“
    Der genannte hob seinen Kopf und sah seinen Captain an: „Es ist soweit! Die Enterprise ist soeben aus dem Time-Warp gekommen...“
    Auf dem Schirm sah man die elegant und monströs wirkende Enterprise mit einer hohen Geschwindigkeit auf die Voyager zufliegen.
    „Rufen sie sie!“, befahl Janeway.
    Doch Harry schüttelte den Kopf: „Ihre Schilde scheinen sich im Zustand des temporalen Flusses zu befinden... sie können uns nicht empfangen!“
    Auch Tuvoks Konsole begann zu summen und einige Anzeigen veränderten sich. „Sie aktivieren ihre Waffen! Ihr temporaler Deflektor scheint ihre... ich denke es sind Torpedobänke... aufzuladen.“
    „Schilde aktivieren!“, entschied Janeway und Barclay fuhr diese schon bevor sie ausgeredet hatte nervös hoch.
    Er hatte die ganze Zeit seinen Finger auf dem Auslöseknopf gehalten. „Das Schildgitter hat sich nun automatisch a-ausgerichtet. Es funktioniert...“
    Das Schiff erbete wieder, doch nach 5 Sekunden...
    … entstand ein blaues Licht vor Janeways Augen...
    … alles wurde in einen blauen Nebel gehüllt...
    … und plötzlich...
    …befand sich die Voyager wieder im Raum, vor ihr schwebte ein gigantisches und fremdes Schiff.
    Auf der Brücke erschien das Abbild eines sehr exotisch wirkenden Außerirdischen. „Identifizieren sie sich bitte!“, forderte der Captain dieses fremden Schiffes, das gerade auf den Sensoren der Voyager aufgetaucht war.
    „Mein Name ist Captain Kathryn Janeway vom Föderationsraumschiff Voyager. Wir sind in friedlicher Mission hier!“
    Der fremde Captain lächelte: „Da haben wir ja schon mal eine Gemeinsamkeit, Captain Janeway!“
    Janeway atmete erleichtert auf und begann ebenfalls zu lachen. Das war erneut ein friedlich verlaufender Erstkontakt.

    Im Casino fand gerade eine Feier anlässlich des Erstkontaktes mit dem Volk des Imperiums der Talwikc statt.
    Hochrangige Vertreter der Föderation waren gekommen, der Präsident des Talwikc-Imperiums und viele andere.
    Janeway befand sich noch in ihrem Quartier und probierte gerade, ob ihre alte und einwenig eingestaubte Gala-Uniform ihr noch passen würde. Nein, sie passte nicht mehr. Sie war zu eng geworden, schließlich hatte sich Janeway während ihrer Zeit im Delta-Quadranten durch die vielen und schweren Einsätze ziemlich viele Muskeln antrainiert.
    Auf dem Weg zum Replikator, um eine neue Uniform schnell zu replizieren.
    Die letzten Tage hatten ihr wirklich gefallen: Sie stellte den friedlichen Erstkontakt zu einem nur 60 Lichtjahre von den Föderationsgrenzen entfernten Imperium her, das sich sogar fast bis zum Galaktischen Kern ausgebreitet hatte und Admiral Paris hatte sie deshalb zur Beförderung zum Admiral vorgeschlagen.
    Irgendwann, vielleicht in zwei Wochen, in zwei Monaten oder nächstes Jahr würde sie stolz die neuen Rangnadeln an ihre Uniform heften können, doch eigentlich wollte sie nicht Admiral werden: Denn dann würde sie das Kommando über die Voyager mit großer Wahrscheinlichkeit verlieren, das Kommando über eine perfekte Crew und ein zwar älteres, aber verdammt gutes und modernisiertes Schiff, das schon jetzt mehr Geschichte geschrieben hat, als alle Schiffe mit dem Namen „Enterprise“ zusammen. Na ja, fast zu mindestens.
    „Tuvok an Captain Janeway”, piepste der Kommunikator Janeways Kommunikator und sie seufzte, da sie schon viel zu spät war.
    „Sprechen sie, Tuvok!“
    „Könnten sie bitte auf die Brücke kommen, bevor sie zur Feier im Casino gehen, Captain?“, fragte er sie.
    Janeway antwortete irritiert: „Ja, aber nur kurz!“

    Der Doktor hätte am liebsten symbolisch losgegähnt, aber das gehörte sich nicht.
    Das MHN #2 Version 7 war für zwei Wochen an Bord der Voyager versetzt worden und hielt gerade einen Vortrag über die Probleme bei aldogadanianischen Pocken, und wie dieses überflüssige Hologramm selbst, war der Vortrag dermaßen langweilig, dass sich der Doktor zusammenreißen musste, dieses Programm nicht sofort aus dem Speicher zu löschen.
    Es war praktisch noch emotionsloser als Tuvok - was alleine schon eine unglaubliche Leistung war -, hatte keinerlei Interessen oder Hobbys - in dem Punkt war es allerdings vielen Hologrammen, abgesehen vom Doktor, ähnlich - und alleine schon der Blick dieser verdammten Holoprojektion reichte aus, um Hunde einzuschläfern - ohne irgendwelche medizinischen Mittel.
    ‚Endlich!’, dachte der Doktor beim Anblick der sich öffnenden Tür und dem hereinlaufenden Harry, der eine starke Grippe hatte.
    Der Doktor hatte ihn - mit Harrys Wissen natürlich – absichtlich infiziert, damit er das MHN #2 eine Weile los war.
    „Bitte geben sie die Art ihrer Beschwerden an, Lieutenant!“, sagte die besagte holografische „Krankenschwester“ und half dem besonders leidenden Harry auf das Bio-Bett.
    ‚Gott sei Dank’, dachte der Doktor und verließ die Krankenstation, um sich bei einer Golfpartie mit Chefingenieur Barclay von diesem nervtötenden und langweiligen Hologramm auszuruhen.
    Wenigstens für ein paar Minuten, bis Harrys Behandlung beendet war. Und dann nur noch vier Tage bis die Voyager die Erde wieder erreicht hatte.

    Auf Deck eins angekommen trat Janeway sofort aus dem Turbolift und wandte sich an ihren Sicherheitsoffizier: „Na, was gibt es, Tuvok?“
    „Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber ich habe im Umkreis von etwa 30 Lichtjahren eine hohe Konzentration von Chroniton-Partikeln festgestellt. Besonders um uns ist die Konzentration außergewöhnlich hoch.“
    Der Captain runzelte die Stirn: „Untersuchen sie das weiter. Wahrscheinlich sind sie nur natürlichen Ursprungs!“
    Tuvok nickte und sein Captain rannte in den Turbolift, um noch rechtzeitig zum Beginn der Feierlichkeiten im Casino zu erscheinen.
    Sie war schon gespannt – oder besser gesagt fürchtete sie sich -, was Chell für die Gäste zubereitet hatte.
    Hoffentlich würden die Talwikc-Diplomaten und Föderationsadmirals nicht schon nach dem ersten Schluck des Begrüßungscocktails umfallen...

    Jahr: 2885
    Ort: Braxtons Ferienhaus,
    Rocky Mountains, Nordamerika

    Die Rocky Mountains waren ein herrlicher Ort, an dem die Natur sich seit Jahrhunderten nicht verändert hatte und der Ort immer noch seine alte Pracht hatte.
    Inmitten eines Waldes stand ein schönes kleines Holzhaus, das sich Captain Braxton nach seinem Eintritt in den Ruhestand selbst gebaut hatte.
    „Herein!“, rief Braxton, als sein Sohn an die Holztür klopfte.
    „Kommst du gleich, Vater?“, fragte Peter durch den Türschlitz blickend seinen pensionierten Vater, der seit seiner Pensionierung an einem geheimen Plan arbeitete, von dem selbst er, als Lt. Commander an Bord der Enterprise nichts wissen durfte.
    Sein Vater war seit der Verbindung von seinen verschiedenen temporalen Leben vor drei Jahren so besessen davon, diesen Plan der Sternenflotte zu geben, Peter wusste einfach nicht warum. Er wusste lediglich, dass es mit temporaler Mechanik etwas zu tun hatte.
    „Ja, ja... ich komme sofort, nur noch eine Kleinigkeit...“
    Bevor sein Vater das Programm beendete und das PADD deaktivierte, konnte er noch etwas lesen, und zwar die Überschrift: „Plan Voyager“…



    Voyager Virtual Season 9 startet im Sommer 2002!

    Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...


    T E M P O R A L E___G E F A H R E N
    SPECIAL EDITION
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by RICK BERMAN & MICHAEL PILLER and JERI TAYLOR
    executive producers MAX S. PFAFFSTALLER & SEBASTIAN OSTSIEKER
    co-executive producer ANDREAS KREBS
    producer MILA FRERICHS lektor FRANK ZIARNO
    co-producers TIM PRUESSMANN & FLORIAN TSCHIRPKE
    production-designer PARTICK VENETZ
    written by MARKUS RACKOW

    TM & Copyright © 2002 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!
    Production-Code 8ABX27


    Quelle: treknews.de
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