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  • Voyager9 - 9x06: Geplante Vernichtung

    Die Borg sind zurück!
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    • TheOssi
    Die Voyager soll das Verschwinden von zwei Föderationsschiffen aufklären, stößt aber auf eine Falle der Borg, die nach der freiwilligen Assimilierung einer Spezies namens Branodoner nun fähig sind, Rache zu empfinden. Und dadurch planen sie einen Feldzug gegen ihre alten Feinde: Allen voran die Föderation und Spezies 8472...

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    09x06 Voyager9 - Geplante Vernichtung
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    Für besseres Verständnis lesen Sie bitte auch diese Episode:

    9x01 - "Showdown: Dunkle Alliierte"



    Prolog


    „Lassen Sie mich abschließend sagen: Die Borg sind... waren die furchtbarste Bedrohung, vielleicht abgesehen vom Dominion, von dessen Macht ich allerdings nichts mitbekommen habe“, sagte Janeway und war immer noch froh, dass ihre Odyssee durch den Delta-Quadranten sie davor bewahrt hatte, „die in den letzten Jahren die Föderation bedroht hat. Und ich denke, wir alle können froh sein, so furchtbar es auch klingen mag, dass sie nie wieder zurückkehren werden.“
    Janeways Rede wurde von einem tobenden Applaus gewürdigt. Drei Wochen hatte sie an dieser Rede gearbeitet, einen freien Abend in ihrem Quartier nach dem anderen geopfert, damit sie diese Rede halten könnte. Und nun hatte sie sie in drei Stunden vorgetragen: Die Rede und ihre Erlebnisse mit den Borg, der Borg-Königin, Unimatrix Zero und allem, was mit Borg zu tun hatte. Oft schauderte sie, als sie einige besonders Furchterregende Stellen vorgelesen hatte.
    Der Saal war so riesig und gefüllt, dass sie alleine deshalb schon vor „Lampenfieber“ hätte zittern können, sie war ja auch schließlich der Meinung gewesen, dass sie besser ein Buch veröffentlicht hätte, aber das Opernhaus in Sydney wollte die Rede - und kein Buch. Eine Rede von der „originalen“ Janeway würde nämlich „besser wirken“ als ein Buch. - Dabei wäre es bestimmt ein Bestseller geworden und außerdem wollte sie keinen atemberaubenden Horrorroman vortragen, sondern ihr Wissen, ihre Erlebnisse im Delta-Quadranten präsentieren. Sie wollte an die Borg erinnern und daran, wie ihr Kollektiv funktioniert hatte, wie sie gelebt hatten. Und das war ihr auch so gelungen.
    Der Applaus hatte sich gelegt und der Saal wurde leerer, nur noch einige blieben, um Fragen zu stellen. Überwiegend Journalisten und Admirals der Sternenflotte.
    Janeway erkannte sogar den Exobiologen und Kybernetikexperten Prof. Dr. Dr. John Ryan, einen der bekanntesten Wissenschaftler der ganzen Föderation.
    Ein junger Mann hatte seinen Finger zuerst gehoben und daher nahm Janeway ihn zuerst dran: „Bitte!“
    „Ich hätte da eine Frage, Captain, und zwar, woher wissen sie, dass die Borg vernichtet wurden?“
    Der Captain stützte sich mit dem Arm auf dem Pult auf und dachte kurz nach: „Ich... bin mir sehr sehr sicher, dass die Borg vernichtet wurden. Schließlich haben wir ihr gesamtes Transwarp-Netzwerk vernichtet und die Borg-Königin scheint auch gestorben zu sein, und mit ihr wird das gesamte Kollektiv untergegangen sein, da alles von der Borg-Königin und dem Uni-Komplex abhängig war...“
    Der Mann nickte nachdenklich: „Aber können Sie sicher sein, dass alle Borg vernichtet wurden?“
    Janeway senkte den Kopf und starrte ebenfalls nachdenklich auf eine Stelle. ‚Ich hoffe es...’, dachte sie, obwohl sie doch eigentlich immer davon ausgegangen war, dass die Borg nicht mehr existierten. Schließlich redete sie weiter: „Alle Borg? Nein, alle bestimmt nicht, aber ich glaube kaum, dass die Überlebenden eine Überlebenschance hatten. Und wenn, würden sie das alte Kollektiv nie mehr aufbauen können. Dazu haben wir viel zu viel... Chaos in die Unordnung gebracht...“
    Der Mann bedankte sich und zog seinen Mantel an.
    Dann erhob sich eine andere Person, es war Ryan, der Exobiologe, und fragte mit einer merkwürdig unruhig klingenden Stimme: „Äh, Captain... ich fand ihre Rede wirklich sehr beeindruckend, aber ich finde, sie haben den wissenschaftlichen Teil zu sehr vernachlässigt...“
    „Haben sie eine Frage oder wollen sie meine Rede kritisieren?“, fragte Janeway mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Sie war ein wenig gekränkt, schließlich war sie in ihrem herzen eine Forscherin, eine Wissenschaftlerin.
    „Ich habe auch eine Frage, Captain, Entschuldigung... Denken sie, dass Unimatrix Zero nach der Zerstörung der Borg überlebt hat? Wenn ich richtig informiert bin, müssten sie auch vernichtet worden sein, da sie ja immer noch eine Verbindung zum Hive-Bewusstsein hatten...“
    Janeway schüttelt den Kopf: „Nein, Professor, Unimatrix Zero hat aller Wahrscheinlichkeit überlebt, denn sie waren lange abgekapselt von dem Kollektiv. Sie hatten nur eine Verbindung zum Empfangen von Befehlen, und insofern werden sie nicht sehr verwirrt gewesen sein, als das Kollektiv zerbrach. Aber wie das Schicksal von Unimatrix Zero wirklich aussieht, darüber kann man eigentlich nur spekulieren... So, wenn keine Fragen mehr sind, würde ich diese Vorlesung gerne beenden!“
    Da niemand mehr Fragen zu haben schien, applaudierten die Anwesenden noch einmal und verließen dann nach und nach den Saal. Bis auf eine Person: Annika. Sie wollte sich die Rede ihres Captains nicht entgehen lassen und näherte sich ihr nun.
    „Hallo, Annika“, begrüßte Janeway sie freundlich.
    „Hallo, Captain! Ihre Rede war wirklich... sensationell, wenn ich das so sagen darf.“
    „Und ob sie dürfen“, sagte ihr Captain und lächelte. „Ich habe mich schließlich lange darauf vorbereitet.“
    „Ja, das merkt man der Qualität auch an!“
    Janeway fühlte sich schon fast zu Unrecht gelobt. „Hoffen wir, dass sie auch inhaltlich richtig war...“
    Annika nickte bestätigend: „Alles war authentisch, da bin ich mir ganz sicher, schließlich kann man mich ja wohl als eine... ‚Expertin’ bezeichnen.“
    Janeway lächelte: „Ja, das stimmt... ich meine aber den Schluss, dass die Borg vernichtet wurden... wir waren schließlich nicht dabei, Annika.“
    Schweigend verließen die beiden den Saal.

    ***


    COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGER
    CAPTAIN JANEWAY
    STERNZEIT 56177,1
    Nachdem ich meine Rede über das vermutliche Aussterben der Borg beendet habe und wieder auf die Voyager zurückgekehrt bin, haben wir sogleich eine neu Mission erhalten: Admiral Portland von der inneren Sicherheit der Sternenflotte hat uns beauftragt, das Verschwinden von zwei Föderationsraumschiffen, der Bellerophon und der London, zu untersuchen, zu denen der Kontakt vor vier Tagen auf seltsame Weise im noch nicht näher kartographierten Harthylos-Sektor abbrach.

    „Ich bin gespannt, was Annika da für ein Phänomen entdeckt hat. Sie hat uns ja mit den Worten ‚es ist dringend’ auf die Brücke gerufen“, sagte Janeway zu Chakotay, als die beiden durch die Korridore schritten.
    Diese Gänge durch das Schiff und ihre freundschaftlichen Gespräche hatten durch seine Heirat mit der Ex-Borg stark abgenommen, aber das akzeptierte sie, denn Chakotay Namenslos und Annika Hansen waren glücklich.
    Sie wollte ihren ersten Offizier schon immer mal fragen, wie sein Nachname lautete, dachte sie. Und der eben genannte Aspekt spiegelte sich auch in ihrem nun etwa drei Monate alten Sohn wieder. Die Ex-Borg war sehr stolz auf ihn.
    „Wie in alten Zeiten…“, sagte ihr erster Offizier mehr oder weniger zu sich selbst und nahm ihr damit die Worte aus dem Mund, wie man zu sagen pflegte.
    „Commander?“, fragte der Captain überrascht.
    „Ich meine Ihre Art, alles was unbekannt ist, zu untersuchen. Ob im Delta- oder Alpha-Quadranten: Sie haben immer noch diesen Forscherinstinkt und diese unbändige Neugierde“, beantwortete der erste Offizier Janeways verwunderte Nachfrage.
    Innerlich war die Kommandantin dadurch ein wenig bedrückt, denn sie dachte schon, ihr Freund Chakotay hätte auch ihre privaten Gespräche vermisst. „Chakotay, es handelt sich hier aber nicht um irgendeinen Umweg. Wir haben den Auftrag, das Verschwinden von zwei Föderationsschiffen zu untersuchen“, verteidigte Janeway sich.
    Ihr erster Offizier wechselte das Thema: „Es gibt übrigens Probleme: Annika und Tema’na streiten sich nun fast täglich!“
    Die Kommandantin schmunzelte: „Nun ja,... Ihre Frau ist des Öfteren immer noch ein wenig... stur und unhöflich, was bei vielen auf Abneigung stößt. Dasselbe gilt für unsere romulanische Steueroffizierin. Aber heißt es nicht immer, dass Gegensätze sich anziehen?“
    Mit einem Lächeln als Antwort betrat Chakotay mit Janeway den Turbolift. Und dort lauerte bereits die nächste Überraschung: Tema’na.
    Kalt grüßte sie den Captain und wahrscheinlich aus Prinzip ignorierte sie den ersten Offizier, den sie aufgrund seiner alten Mitgliedschaft im Maquis verachtete, obwohl die Sternenflotte ihm und dem Rest der ehemaligen Maquis-Crew ihre Vergehen im Maquis vorübergehend verziehen und Prozesse und Verhandlungen verschoben hatte.
    Solch einer primitiven Untergrundorganisation oder auch nur Piratenbande anzugehören, war in ihren romulanischen Augen einfach nur widerwärtig.
    Tema’na hatte es ihrem Sternenflottencaptain nie verziehen, dass sie zum Crewman degradiert worden war, denn sie hatte es nicht verdient. „Zeit hält alle Wunden“ hieß ein Sprichwort der Menschen. - Doch die Ereignisse bei Vulkan waren nun schon vier Monate her, doch sie regte sich noch immer darüber auf. - Und wenn Captain Janeway sie nur noch ein einziges Mal derart lächerlich bestrafen würde, würde sie auf der Stelle nach Romulus zurückkehren...
    ‚Nein!’, dachte sie sofort, als ihr zum unzähligen Male wieder auffiel, dass sie im Exil war.
    Janeway dachte währenddessen auch über die Degradierung Tema’nas nach und senkte ihren Blick. Das war für sie ein heikles Thema, denn seitdem war eine freundliche Konversation mit Tema’na nicht mehr möglich. Sie war unausstehlich geworden und legte es immer auf eine Provokation und einen darauffolgenden Streit und eine darauffolgende vorübergehende Suspension vom Dienst an.
    Die drei erreichten die Brücke und räuspernd und mit einem bösen Blick ging Tema’na an Tuvok vorbei, der sogleich eine Augenbraune hob.
    Annika stand an ihrer Konsole und erstattete dem Captain sofort Bericht: „Wir haben eine Anomalie entdeckt, doch diese Daten sind merkwürdig: Es scheint sich um ein Wurmloch zu handeln. Die Werte ähneln aber eher einem Transwarp-Kanal. Es ist allerdings unwahrscheinlich, hier auf ein Borg-Schiff zu treffen.“
    Janeway trat an Annika heran, mit einem leicht verzweifelten Ausdruck: „Ein Transwarp-Korridor... aber ich dachte, die Borg waren...“
    „..vernichtet?“, fragte Crewman Hansen. „Dessen konnten wir uns nie sicher sein, aber ich denke, es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Offensichtlich ist es eine Art Wurmloch, also natürlichen Ursprungs.“
    Der Captain stimmte Annika nickend zu: „Ja, so wird es wohl sein! Schicken sie eine Sonde in diese Anomalie. Ich möchte herausfinden, was das wirklich ist. Tuvok, gehen sie vorsichtshalber auf gelben Alarm!“
    Ein kurzes Summen ertönte und Tuvok bestätigte die Ausführung von Janeways Befehl mit einem emotionslosen „Aye, Captain“, was Tema’na erneut verärgerte.
    Obwohl sie schon seit Monaten, seit einem Jahr nun schon, mit diesem Vulkanier auf einem Schiff diente, hatte sie sich immer noch nicht mit seiner ruhigen und logischen Art abgefunden. ,Abartig! Bemitleidenswert!’, dachte die arrogante Romulanerin, während Janeway sich an Chakotay wandte: „Wer weiß, vielleicht haben die Bellerophone und die London auch diese Anomalie entdeckt und sind darauf hin verschwunden...“
    „Hoffentlich ereilt uns nicht dasselbe Schicksal“, bemerkte Chakotay besorgt.
    „Ja, aber ich glaube, es wird sich alles aufklären, vielleicht sind sie einfach nur in dieser Anomalie gefangen...“ Sie konnte es einfach nicht wahr haben, dass die Borg noch existierten. Nein, sie wusste, dass sie nicht mehr existierten, denn ihr zukünftiges Ich hatte sie vernichtet gehabt. Und das wusste Janeway ganz bestimmt. Diese Anomalie war sicherlich etwas anderes, einfach nur eine Anomalie und kein Transwarp-Korridor. Sie musste diesen Gedanken unbedingt unterdrücken.

    Barclay saß alleine an einem Tisch in einer Ecke des Casinos. Er schaute auf die Sterne. Er tat das jeden Morgen, jeden Abend, immer, wenn er im Casino saß. Er entsann sich noch immer an die Holodeck-Simulationen, die er vor zweieinhalb Jahren hatte laufen lassen. Er war auf der Voyager gewesen, er war von allen bewundert worden. Und nun: Ödnis, Langeweile, Einsamkeit, Arbeit, miserables Essen, ... Die Liste der negativen Eigenschaften seines Dienstes auf diesem historischen Schiff war lang.
    Janeway war zwar sehr zufrieden mit seiner Arbeit, doch er war mit sich selbst überhaupt nicht zufrieden. Nun diente er schon seit einem Jahr auf der Voyager und er war immer noch nervös und unruhig, und unbeliebt – zu mindestens bei einigen Personen.
    Er war genauso schüchtern wie zur Zeit auf der Enterprise, wie beim „Pathfinder“-Projekt, wie in seinem ganzen Leben. - Na ja, wenn er es sich recht überlegte, war er bis vorletzte Woche eigentlich nicht so schüchtern, aber vorletzte Woche hatte er sich so lächerlich gemacht, dass er dafür noch jetzt im Transporterpuffer versinken könnte: Als er gerade aus dem Turbolift auf die Brücke kam, um dem Captain einen Bericht zu geben, führte ein Materialfehler in seinem Gürtel dazu, dass er seine eilig angezogene Hose verlor. Und dass direkt vor dem Captain.
    Niemand wollte es sich anmerken lassen, doch er hatte den Eindruck, dass selbst Tuvok ein bisschen geschmunzelt hatte, und Chakotay hatte sich prustend vor Lachen umgedreht, um nicht aufzufallen.
    In Gedanken versunken merkte er nicht, wie sich Tema’na auf den Platz gegenüber setzte.
    „Wissen sie“, sagte sie und erschrak den Chefingenieur wahrscheinlich absichtlich, „wir sind uns sehr ähnlich, Commander. Wir sind beide Außenseiter. Sie sind schüchtern und machen sich ständig lächerlich, ich bin noch immer unbeliebt, werde von Tuvok und allen anderen verachtet und befinde mich im Exil, hier in Ihrer verdammten Föderation...“
    Reg antwortete verlegen, aber sehr selbstsicher. In der Gegenwart der Romulanerin war er nicht so verklemmt, schließlich war sie ja auch nicht die Beliebteste und außerdem noch eine Verbrecherin, zu mindestens sagte man das. „Ja, ... ja! Ähm, na ja...“, stotterte Barclay vor sich hin. ‚Von wegen selbstsicher’, dachte er. Er brachte es einfach nicht fertig normal mit anderen Personen zu reden.
    „Was soll das heißen? Können sie sich nicht klar ausdrücken?“
    Barclay riss sich so fest zusammen, dass er sich fast erdrückt hätte: „Ja, meine ich... sie ha-haben Recht, dass wir ganz schön... Außenseiter sind...“
    Tema’na beugte sich nach vorne und flüsterte nun mit dem Chefingenieur. „Was hält Sie dann noch hier? Lassen Sie uns doch ein Shuttle nehmen und abhauen...“
    Da ertönte auch schon Janeways Stimme aus dem Kommunikator und Barclay seufzte innerlich erleichtert auf: „Alle Brückenoffiziere auf der Brücke melden!“
    Tema’na stand auf und sagte mit einem abwertenden Lachen zu Reg: „Danke für das aufschlussreiche Gespräch, Mr. Barclay!“
    Dieser ließ der Romulanerin den Vortritt und schnitt hinter ihr eine ärgerliche Grimmasse. Er hätte erneut im Transporterpuffer stecken bleiben können, so ärgerte er sich, dass er mit niemandem - außer dem Doktor - vernünftig wie jeder normale Mensch ein Gespräch führen konnte.

    Harry befand sich in seinem Quartier und versuchte Klarinette zu spielen. Während der letzten Monate und Jahre hatte er dafür wenig Zeit gehabt und deshalb freute er sich, dass er endlich mal wieder zum Üben kam. Und das war auch nötig, da er immer wieder falsche Töne traf und daher sehr glücklich war, dass niemand seinem schlechten Spiel zuhören konnte.
    „Ach!“, seufzte er nach wenigen Sekunden, legte die Klarinette angestrengt beiseite und ging zu seiner gemütlich aussehenden, weinroten Couch. Er blickte sich ein wenig um und sah auf seinem Tisch ein Bild von ihm und Tom, während sie das „Captain Proton“-Programm gerade aktiviert hatten.
    ‚Oh Gott, sieht Tom da bescheuert aus’, dachte er und musste grinsen. Nach einem Jahr dachte er, den Schmerz überwunden zu haben, doch immer noch dachte er oft an seinen Freund, der nach seiner Gefangenschaft bei den Romulanern immer noch sehr verstört war und sich auf die Erde zurückgezogen hatte. Und ihm war kaum eine Erinnerung an ihn geblieben: Das „Captain Proton“-Holoprogramm war beim Absturz der Voyager auf die Erde verloren gegangen, B’Elanna war ebenfalls tot, Toms Vater war von Spezies 8472 untersucht und dann getötet worden.
    Vor allem als Pilot wurde Tom auch vermisst: Tema’na machte ihre Arbeit zwar auch gut, aber sie war kein Ersatz für Tom, mit ihrer romulanischen und arroganten Art scheute sie jeder und durch ihre ehemalige und lange geheim gehaltene Mitgliedschaft im Tal’Shiar als hochrangige Spionin war sie eigentlich untragbar für das Schiff. Würde sie nicht vielleicht eines Tages, wenn sie in einer Krisensituation wieder auf Romulaner treffen würden, versuchen, überzulaufen und die Voyager und die Sternenflotte im Stich zu lassen?
    Harry sah zum Fenster hinaus, in dem er die rot-gelb leuchtende Anomalie sah. Er konnte sich nicht helfen, aber er fand dieses Phänomen irgendwie merkwürdig und unheimlich. ‚Es wird schon alles gut gehen’, beruhigte er sich sofort selbst.
    Da ertönte über die internen Lautsprecher „Alle Brückenoffiziere auf der Brücke melden!“ und er machte sich auf den Weg zur Brücke.
    Früher wäre er sicherlich Tom auf dem Korridor begegnet, aber da er ja beschlossen hatte, auf die Erde zurückzukehren, war er selbstverständlich, nach den Gesetzten der Logik und der Mengenlehre, nicht da. Er respektierte die Entscheidung seines Freundes. Doch mehr auch nicht.
    Tom war der beste Freund, den man haben konnte, und den er wohl je hatte.
    Dafür traf er andere Personen auf dem Korridor. Zwei Offiziere, die er weder richtig leiden (Tema’na) noch aushalten (Barclay) konnte.
    „Hallo“, begrüßte er sie freundlich.
    Barclay nickte wenigstens, während Tema’na mit grimmiger Mine an ihnen vorbeiging.
    „Guten Morgen, Lieutenant Kim“, begrüßte Reg Harry.
    „Hallo, Reg! – Ich werde mich nie an diese Romulanerin gewöhnen, sie?“
    Der Chefingenieur schüttelte den Kopf.
    „Oder?“
    „Nein, nein... äh... haben Sie eine Ahnung, was das da draußen sein könnte?“, erwiderte er und lenkte vom Thema ab.
    Harry tat so, als hätte er nichts gemerkt und ging auf die neue Frage ein. „Nein, aber ich denke, es könnte mit dem Verschwinden der Schiffe durchaus zusammenhängen. Und das wird es wahrscheinlich auch.“
    „Was ist es eigentlich?“
    „Es handelt sich um so eine Art... schwarzes Loch, Wurmloch oder Transwarp-Kan...“
    Barclay blieb stehen und sah ihn angsterfüllt an. „Transwarp-Kanal?“
    Harry versuchte, ihn zu beruhigen. „Nun ja, so eine Art vielleicht. Aber die Borg werden damit nichts zu tun haben. Erstens sind sie vernichtet und zweites hat diese Anomalie gar nicht das Aussehen eines Transwarp-Kanals. Sowohl in physischer als auch in physikalischer Hinsicht!“
    Reg schien das nur geringfügig zu beruhigen. „Wenn Sie das sagen, Lieutenant...“
    „Sag ich“, und mit einem Grinsen und Blick auf Barclays Uniform fügte er hinzu, „Und ich sage auch, dass Sie Ihre Uniform falsch angezogen haben! Einem Borg kann das nicht passieren...“
    Mit einem Grinsen ging er weiter, während der tollpatschige Chefingenieur der Voyager sein Uniformoberteil richtig anzuziehen versuchte – mitten im Korridor, unter pfeifenden Blicken zweier weiblicher Offiziere, die seine recht... stabile Figur nun fast hautnah miterleben durften. Nur das gelbe Shirt trennte ihre Blicke von seinem Oberkörper.
    Er lief rot an, und bog schnell um eine Ecke. Er blieb auch von keiner Peinlichkeit verschont. ‚Gott sei Dank hatte Tema’na das nicht miterlebt’, dachte Reg.

    Der Captain schaute gespannt zu Annika, die gerade hektisch an ihrer Konsole arbeitete.
    „Wir empfangen ständig denselben Datenstrom. Es scheint sich um eine relativ komplexe, aber komprimierte Datei zu handeln. Ich kann ihre Herkunft nicht genau bestimmen, aber ich denke, sie kommt aus diesem... Wurmloch, Captain.“
    Janeway wurde plötzlich ganz euphorisch und wandte sich Chakotay zu: „Es könnte sich um eine Art von Kommunikation von Wesen hinter dem anderen Ausgang dieser Anomalie handeln. Ich möchte mir diese Datei gerne mal ansehen...“
    Ihr erster Offizier konnte Janeways Blick nur mit besorgter Miene erwidern: „Mag sein, aber ich wäre eher vorsichtig. Es könnte sich um etwas völlig anderes handeln. Unsere Sonde ist schließlich auch nicht zurückgekehrt!“
    Die Kommandantin der Voyager war aber trotzdem entschlossen, diese in den Hauptcomputer zu überspielen: „Unsere Aufgabe ist es zu forschen, und ich will mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen! Seven... äh, Annika...“ Warum hatte sie gerade jetzt solche Probleme mit diesem verflixten Namen?, fragte sie sich. „Ich möchte, dass Sie diese Dateien in den Schiffscomputer überspielen und dass Sie sie untersuchen!“ In ernsten und angespannten Situationen hatte die Kommandantin immer noch Schwierigkeiten, sich an den richtigen Namen von Seven of Nine... Annika zu halten. Dabei war sie es, die Seven... Annika auch noch dazu ermutigt hatte, ihn im Zuge ihrer Heirat mit Chakotay anzunehmen. Denn solche Momente erinnerten sie sehr an die „alten Zeiten“.
    „Aye, Captain. Ich öffne die Dateien...“ Sie tippte auf ihrer Konsole herum, plötzlich aber stutzte sie… „Es scheint ein Problem zu geben...“
    Captain Janeways Stimmung wechselte von einem Augenblick zum anderen. „Welcher Art?“, fragte sie mit weit geöffneten Augen.
    „Ich muss es wohl in der Astrometrie aktivieren. Hier ist es mir nicht möglich!“
    Sie nickte Annika zu und zusammen mit ihrem Ersten Offizier verließen die beiden die Brücke. „Harry, sie übernehmen“, rief Janeway noch und die Turbolifttüren schlossen sich.
    ‚Verdammt! Immer wenn es spannend wird, muss ich das Kommando übernehmen!’, dachte er und ging zum Sitz des Captains. Vor fünf Jahren, glaubte er, hatte er das erste Mal das Kommando übernehmen dürfen, als Fähnrich. Und damals war er sehr aufgeregt, diese Ehre zu erhalten. Und dann durfte er immer öfter, wodurch seine Ansprüche natürlich gestiegen waren. Außerdem hatte er als Lieutenant auch mal das Recht, etwas Spannendes mitzuerleben.
    Und als ob Janeway es gewusst hätte, rief sie im letzten Moment „Stopp!“ und die Türen öffneten sich wieder. „Harry?“, rief sie ihm entgegen. „Hätten sie Lust mitzukommen?“
    Er begann zu strahlen und rannte stolz wie ein kleines Kind zum Turbolift. Diesen Stolz bei irgendeiner Unternehmung, die er noch nie mitgemacht hatte und an der er zum ersten Mal teilnehmen durfte, hatte er noch immer.

    In der Astrometrie angekommen, ging Annika geradewegs auf die Konsolen zu und ihr Mann, Janeway und Harry sahen ihr neugierig über die Schulter. „Gut“, sagte sie. „Ich werde das Programm jetzt aktivieren!“
    Wenige gespannte Sekunden herrschte Stille und dann piepsten mehrere Anzeigen gleichzeitig auf.
    „Es scheint sich um eine Art von Programm zu handeln...“, meldete Annika, als sie erste Ergebnisse präsentieren konnte. „Aber ein sehr ungewöhnliches, wie es mir scheint... Es schreibt einige Systeme um und fügt Subroutinen hinzu... Primär im Lebenserhaltungs- und Replikationssystem.“
    Janeway wurde extrem nervös und wandte sich an Kim: „Harry, stoppen sie das!“
    Der Koreaner ging zu der Konsole neben der der Ex-Borg und versuchte verzweifelt den befehl auszuführen. Doch auch seine Fähigkeiten nützten nichts. „Captain... ähm... ich kann es nicht stoppen, da es einen Verschlüsselungscode oder so etwas benutzt.“
    Plötzlich fiel die Beleuchtung aus. Nur noch die TouchScrenn-Felder erhellten den Raum, falls man von Helligkeit sprechen konnte.
    Chakotay tastete sich an der Konsole entlang und fand an ihrer anderen Seite trotz der Dunkelheit ein Fach mit Sternenflotten-Taschenlampen und Annika untersuchte das Programm aus dem Wurmloch genauer, während ihr Mann für Licht sorgte.
    In der Dunkelheit wirkten die Augen aller geheimnisvoll echsenhaft, die Pupillen hatten sich zu großen Schlitzen zurückgebildet und sorgten für einen geheimnisvollen Blick.
    Doch auch in der Dunkelheit erkannte Chakotay die Besorgnis in den Augen seiner vorgesetzten. Dafür hatte er scheinbar eine Art sechsten Sinn im Laufe de zeit entwickelt.
    „Captain“, meldete Annika, „es handelt sich um einen... Borg-Verschlüsselungscode... Ich kann ihn vielleicht umgehen.“
    Die Kommandantin erstarrte für einige Sekunden. Sie hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Borg! Dann fasste sie sich und nickte im Schein der Taschenlampe.
    Daraufhin kamen aus Annikas Hand drei Röhren zum Transport von Nanosonden, die sich mühelos in die Konsole bohrten.
    Währenddessen nahmen Chakotay und Janeway ein bisschen Abstand für ein dienstlich-privates Gespräch unter vier Augen und der erste Offizier kritisierte seine Vorgesetzte, wie er es schon so oft getan hatte: „Forschen!“ sagte er abwertend. „Ich bezweifele, dass wir nach unseren vielen Begegnungen mit den Borg noch viel erforschen müssen!“
    Der Captain war sehr beunruhigt und konnte die mürrische Kritik ihres Ersten Offiziers verstehen, obwohl sie es nicht gewusst haben konnte, dass die Borg dahinter steckten. Sie war sich immer so sicher gewesen, dass das Kollektiv vernichtet wurde, aber scheinbar hatte sie sich geirrt und ihre Sicherheit, der Glaube an das Aussterben der Borg, hatte sie, ihr recht neues Schiff und die ganze aus 170 Männern und Frauen bestehende Crew in Gefahr gebracht. Janeway antwortet hart, aber trotzdem leise, sodass Harry und Annika nichts hören konnten: „Woher hätte ich das wissen sollen, Chakotay? Ich und alle anderen waren der Ansicht, die Borg seien vernichtet! Was ist mit Ihnen los? Seit wir im Alpha-Quadranten sind, fallen Sie mir in den Rücken. Egal wann, egal wie. Immer wieder. Warum? Früher waren wir auch nicht immer einer Meinung, aber jetzt scheinen wir es nie mehr zu sein.“
    „‚Was ist mit Ihnen los?’ sollte die Frage eher lauten. Ich habe vielleicht ein bisschen zu hart reagiert, aber es war einfach zu leichtsinnig, diesen Datenstrom in den Hauptcomputer aufzunehmen. Seit wir im Alpha-Quadranten sind, sind sie leichtsinnig geworden. Wir sind und waren auch hier nicht vor den Borg und Spezies 8472 sicher, und ich denke, dass haben die letzten Monate in aller Deutlichkeit gezeigt!“
    Der Captain schaute ihren ersten Offizier fassungslos an. So ließ sie nicht mit sich reden. Sofort ging sie zu Lieutenant Kim und befahl ihm: „Versuchen Sie die Sternenflotte zu informieren, Mr. Kim!“
    Dieser nickte, doch schüttelte dann den Kopf: „Von dieser Anomalie geht eine zu starke Störung aus... Ich kann nichts senden oder empfangen!“
    Da überbrachte Chakotays Frau gleich die nächste schlechte Nachricht: „Captain es ist mir nicht gelungen, die Verschlüsselungsmatrix auszuschalten. Das Virus oder dieses Programm hat nun unser Lebenserhaltungssystem teilweise komplett umgeschrieben... Außerdem ist es mir nicht möglich, das System abzuschalten.“
    Da summte Janeway Insignienkommunikator. „Crewman Chell an Janeway“, meldete der bolianische Koch hechelnd über den Kommunikator. „Wir haben hier im Casino und in anderen Teilen des Schiffes Probleme mit der Beleuchtung und den Replikatoren, Captain!“
    Der Captain berührte ihr Sprechgerät und sprach: „Danke, Chell! Wir versuchen das in den Griff zu bekommen...“ Daraufhin beendete sie die Verbindung durch erneutes Antippen des Kommunikators. ‚Was habe ich getan?’, dachte sie voller Selbstzweifel.
    Kim betätigte einige Tasten, als ein weiterer Alarm durch ein rotes blinkendes Feld und ein krächzendes Piepgeräusch signalisiert wurde. „Die Kommunikations-, Waffen- und Antriebssysteme sind deaktiviert...“, meldete er ebenso besorgt wie Janeway.
    Es kam Schlag auf Schlag. Die Voyager wurde scheinbar Schritt für Schritt auseinander genommen.
    Chakotay kam näher und wandte sich an seine Frau, die das Gespräch zwischen ihm und der Kommandantin mit angehört hatte und ihrem Mann Recht geben musste, da es wirklich leichtsinnig gewesen war, einfach einen unbekannten Datenstrom zu öffnen.
    Aber selbst sie als Borg, obwohl sie doch eigentlich das Kollektiv, seine Fähigkeit, in Extremsituationen zu überleben, kennen musste, war sie von der Zerstörung der Borg ausgegangen.
    Aber es schien ein Fehler gewesen zu sein, ein großer Fehler, die Borg einfach so abzuschreiben. Doch noch größer war der Fehler, den Datenstrom zu öffnen.
    Darüber hinaus war sie jedoch wegen etwas ganz anderem noch viel stärker besorgt: wegen der Art der Borg. Dies hier war eine sehr gut konstruierte Falle und das schien eine starke Veränderung der Borg zu bedeuten. Fallen passten nicht zu der Ideologie des Kollektives. Und alle Veränderungen beim Kollektiv waren in der Vergangenheit immer gravierend und daher wusste Annika, dass diese Veränderung - falls sie wirklich eine Veränderung im Kollektiv zeigte - die gravierendste überhaupt war. Denn wenn die Borg nun ihre Feinde jagten, dann waren sie noch bedrohlicher.
    „Annika“, sagte der erste Offizier seiner Frau förmlich, „Ich möchte, dass sie versuchen, die betroffenen Systeme komplett neu zu starten. Möglicherweise können wir dieses Programm dann eliminieren...“
    Während er mit einem seitlichen Blick zu Janeway wieder andeutete, dass sie in extremer Gefahr waren, schüttelte Annika den Kopf: „Captain, ihre Bemühungen werden fehlschlagen, da...“
    „Crewman Hansen! Ihnen wurde ein direkter Befehl erteilt! Führen Sie ihn aus!“, schrie Janeway die Ex-Borg überraschend gereizt und unkontrolliert an.
    Ihr Erster Offizier wollte seine Frau erst in Schutz nehmen, doch seine persönlichen Gefühle waren jetzt zweitrangig.
    „Aye, Sir...“, erwiderte seine Frau irritiert, „Ich starte die Systeme neu.” Annika war nicht nur irritiert, sie war sehr irritiert vom Wutausbruch des Captains. Das passte nicht zu einer Frau, die selbst in solchen Situationen es immerzu geschafft hatte, einen kühlen Kopf zu bewahren.
    „Mr. Barclay“, sagte Janeway, nachdem sie fast voller Wut auf ihren Kommunikator geschlagen hätte, diesen Wutausbruch aber noch im letzten Moment bremsen konnte und souverän und bedächtig ihn berührt hatte, „Versuchen sie mit ihrem Team, die Voyager wieder vollständig unter unsere Kontrolle zu bringen!“
    Barclay antwortete nervös: „Das wird schwierig werden, denn alle Systeme...“
    ‚Nicht schon wieder ein ausweichender Offizier’, dachte die Kommandantin. „Tun Sie es!“, sagte sie und versuchte, nun gelassen zu bleiben und nicht wieder loszubrüllen.
    Wenige Sekunden später wurde die Beleuchtung wieder aktiviert und Chakotay deaktivierte seufzend die Taschenlampe und legte sie auf den Boden, während Harry sich stirnrunzelnd umdrehte: „Captain, wie es scheint, wird unser Nährstoffspeicher vom Lebenserhaltungssystem angezapft... Es wird dort irgendetwas produziert und dann in die Schiffsatmosphäre gebracht. Ich weiß aber momentan nicht, was es ist...“
    Captain Janeway trat zu ihrem Kommunikationsoffizier und beugte sich über seine Schulter.
    Plötzlich zog Annika ihren Tricorder und scannte die Luft. Ihre Miene wurde von einem Moment auf den anderen wieder so finster, wie sie es früher, als sie noch Seven war, zu sein pflegte: „Captain! In der Luft befinden sich bereits Millionen von Nanosonden...“
    Janeways Blick verriet ihr Entsetzen. „Mein Gott... Die Borg wollen uns auf diese Art und Weise scheinbar assimilieren...“
    Chakotay stimmte ihr nickend zu. Das wenige Minuten zurückliegende Wortgefecht war vergessen: „Ja, es scheint sich um eine Art von Falle zu handeln... Die Borg locken Schiffe an, machen sie kampfunfähig und versuchen die Crew auf diese Art und Weise zu assimilieren.“
    „Ja, das würde auch das Verschwinden der beiden Schiffe erklären...“, sagte Janeway mehr zu sich selbst. „Annika! Ich möchte, dass sie eine Probe der Nanosonden sammeln und sie zum Doktor bringen. Er soll versuchen, die Crew davor zu schützen. Harry! Sie werden mit allen, die momentan nichts zu tun haben, Atemmasken verteilen. Ich will die Crew vor diesen Nanosonden schütz... Annika? Was ist...“
    Annika brach plötzlich in der Tür der Astrometrie zusammen und fiel auf den harten Boden.
    „Janeway an Krankenstation. Medizinischer Notfall in der Astrometrie“, sagte der Captain und drehte Annika um.
    Aus deren Gesicht platzten plötzlich Borg-Implantate heraus und Chakotay und Janeway sprangen vor Schreck zurück.
    „Doktor an Janeway! I.h b.n un..rw.gs...“ Plötzlich war vom Doktor nichts mehr zu hören, nur ein merkwürdiges und unruhiges Zischen war das letzte hörbare, das sehr an das Geräusch erinnerte, wenn das Programm des Doktors ausfiel.
    Der Captain rannte nichts sagend aus dem Raum heraus und Chakotay blieb zurück, während Harry einen Erste-Hilfe-Koffer holte.

    Der ganze Raum war in einem grünen Licht gehalten. Einige Drohnen standen um seinen prächtigen Thron herum und arbeiteten, während es selbst mit an sah, wie die Voyager manövrierunfähig im All schwebte.
    Seine Gestalt war beeindruckend: Er war über drei Meter groß und hatte die Körperform eines Hundes oder einer Katze, jedenfalls war sie nicht humanoid und er lag auf seinen vier Beinen, wie ein Löwe, der sich in der Sonne ausruht. Sein großer Kopf wurde durch ein großes Maul geprägt, welches ihn sehr primitiv wirken ließ. Doch das war seine Spezies sicherlich nicht.
    Seine Haut war schleimig und hatte eine sehr schwer zu beschreibende Farbe, die sehr an die eines Krokodils erinnerte, allerdings sehr glatt und von Borgimplantaten übersäht war. - Leitungen waren durch die teils durchsichtige Oberfläche zu erkennen, einige Ausstülpungen dienten scheinbar als eine Art von Injektionsapparat, das heißt, dass einige Schläuche niedergelassen oder wieder getrennt wurden, die scheinbar mithilfe von Nanosonden ihn heilten oder ihn mit Informationen versorgten.
    Seine Augen waren beide intakt und scheinbar frei von jeglichen Implantaten. Sie wirkten recht humanoid, waren allerdings deutlich größer als die von beispielsweise Menschen und wiesen eine kantige Pupille auf.
    ‚Die Nanosonden leisteten gute Arbeit’, dachte er. Es war ein Vergnügen, bald die Voyager vollständig assimilieren zu können. Man könnte diese Handlung des Kollektives als Racheakt bezeichnen, der eine neue Ära einleiten würde: Eine Galaxie aus Borg.
    Auch wenn das Ziel mit der geplanten Vernichtung oder Assimilierung der Menschheit noch nicht erreicht war, wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Alpha-, der Gamma, der Delta- und der Beta-Quadrant vollständig dem Borg-Kollektiv dienen würden.
    Das Borg-Oberhaupt schwang sich aus seinem Thron. Es gehörte der erst vor kurzem entdeckten Spezies 9674, auch als Branodoner bekannt, an, einer Spezies, die extrem große Kräfte und kein Geschlecht besaß, und alles andere als humanoid war, was in vielen Punkten eine Umstrukturierung und Entwicklung neuer Alkoven für die Borg bedeutet hatte, aber letztendlich hatten sich die Branodoner als wohl effektivste jemals assimilierte Spezies herausgestellt. - Verbunden mit den kybernetischen Ergänzungen war diese Rasse eine effektive Ergänzung des Kollektives und vor allem haben sie dem geschwächten Kollektiv wieder zu alter Größe geholfen – jedenfalls würden sie es gewiss zu alter Größe zurückbringen – und hatten einige Änderungen bewirkt.
    So zum Beispiel ein Rachegefühl, das im ganzen Kollektiv sich ausgebreitet hatte und den neuen Antrieb der Borg darstellte, die trotz dieser Veränderung noch immer willenlose Drohnen waren.
    Die Branodoner waren im Jahre 2377 assimiliert worden und waren eine extrem hoch entwickelte Spezies gewesen, die sich freiwillig hatte assimilieren lassen, da sie selber die Perfektion anstrebte und glaubte, durch diesen Schritt diesem unrealistischen Ziel ein wenig näher zu kommen. - Schließlich hatten sie die Borg kontaktiert, nachdem sie erst Widerstand geleistet hatten, und das gesamte aus etwa fünfhunderttausend Branodonern bestehende Volk war assimiliert worden.
    Freiwillig, ohne jeden Widerstand hatten sie ihre Städte und Dörfer aufgegeben und ihren Planten zurückgelassen.
    Und nun hatten die Borg nur ein Ziel: Die Vernichtung oder Assimilierung von Spezies 8472, der Menschheit, eigentlich allen humanoiden Lebens und einem schicksalhaften Schiff, das sich für das fast überwundenen Dilemma des Kollektives verantwortlich zeichnete: U.S.S. Voyager; Identifikation: NCC-74656-A; Besatzung: 170 Lebensformen, wechselnd; eingeschätzte Stärke: minderwertig; Widerstandsfaktor: hoch, aber überwindbar; geplante Taktik zur Vernichtung oder Assimilation: Virus einschleusen und Schiff von innen assimilieren.
    Dieses Sternenflottenschiff hatte sich stets als Risikofaktor erwiesen und musste assimiliert oder zerstört werden. Dabei hatte die Voyager dem Kollektiv geholfen, und sie würde es bald wieder tun: Indem sie half, die Menschheit zu assimilieren...

    Janeway rannte durch die Korridore der Voyager, als sie plötzlich mit Tuvok zusammenstieß.
    Dieser hielt seinen Captain sofort fest und fragte: „Wo wollen sie hin, Captain?“
    Völlig außer Atem sagte diese schnell: „Ich muss zur Krankenstation... der Doktor ist scheinbar beschädigt und Annika ist bewusstlos!“
    Tuvok nickte und die beiden rannten nun zusammen weiter durch die vom Roten Alarm erleuchteten Gänge. Auf dem Weg zur Krankenstation berichtete Janeway von den Nanosonden: „In der Luft sind...“
    „Ich weiß“, unterbrach sie Tuvok und blieb plötzlich stehen, öffnete eine Klappe in der Wand und holte zwei Atemmasken heraus. Eine setzte er auf, die andere gab er seinem Captain.
    Dann rannten sie weiter, vorbei an anderen Crewmitgliedern, die ebenfalls Atemmasken aufgesetzt hatten. Das war die einzige und verzweifelt wirkende Möglichkeit, sich vor einer Assimilation zu retten.

    Barclay wurde von mehreren Offizieren fast umgerannt. Im ganzen Maschinenraum herrschte eine schreckliche Unruhe, alle, auch er, trugen Atemmasken.
    „Vo-Vorik!“, rief Barclay seinem vulkanischen Assistenten durch die Maske zu, aber er musste näher an ihn heran, da er sich so nicht verständlich machen konnte. Wieso hatten diese Dinger keine Kommunikationssysteme eingebaut? Da stellte er fest, dass er dieses integrierte System nur nicht aktiviert hatte. „Wir müssen die Sternenflotte e-erreichen! Irgendwelche Ideen?“
    Barclays vulkanischer Assistent schüttelte den Kopf: „Nein, Commander. Unser Kommunikationssystem ist ausgefallen, und daher ist es logisch, dass wir...“
    Reg beendete hektisch Lieutenant Voriks Satz: „... es reparieren müssen!“
    Der Vulkanier war ihm für die schlechte und brenzlige Lage zu ruhig. Aber er war wiederum zu unruhig. „Also, dann versuchen wir mal einen Trick...“, sagte er und verließ zusammen mit Vorik den Maschinenraum.

    Tuvok und Janeway hatten die Krankenstation erreicht und suchten nach dem Doktor.
    Nach einigen Sekunden bückte sich der Captain, sie hatte den Mobilen Emitter des Doktors gefunden. Sie hob ihn auf und betrachtete ihn mit einem kritischen Blick: Er war offensichtlich mit Nanosonden infiziert und der Doktor war scheinbar in dem Emitter, was durch vier grün leuchtende Streifen am oberen Rand des Gerätes signalisiert wurde. „Tuvok, versuchen sie den Doktor da raus zu holen und ihn in den Hauptcomputer zu überspielen! Ich werde Annika hierher beamen.“
    Diese rematerialisierte auf dem Biobett und Janeway begann mit einer laienhaften Diagnose: Annika Borg-Implantate hatten auf die Nanosonden in der Luft reagiert.
    „Es könnte aber gefährlich sein, den Doktor in den Hau...“
    Janeway setzte sich durch, als sie Tuvok durch das Sprechgerät des Kommunikators hörte. „Verdammt noch mal, ich brauche jetzt ihre volle Loyalität, Tuvok! Nun machen sie schon!“
    Er nickte, während er auf der primären Konsole herumtippte. „Ich bin fertig, Captain“, meldete sich Tuvok dann zu Wort und Janeway nickte ihm schnell zu. „Ich überspiele das Programm des Doktors in den Computer der Krankenstation!“
    In dem Moment öffnete sich die Tür und Crewman Chell half zwei Crewmitgliedern in die Krankenstation. Besorgt wandte sich der bolianische Chefkoch an Janeway: „Ich schwöre, Captain, ich habe damit nichts zu tun... Mein Essen war diesmal wirklich in Ordnung. Oder ist ihnen meine nugerianische Würmer-Paste nicht bekommen? Die Würmer waren sehr teuer und qualitativ sehr hochwertig...“
    Janeway ignorierte Chells überflüssige Worte und scannte die beiden Offiziere, bei denen einige Hautpartien mehr und mehr die blasse Farbe der Borghaut annahmen: „Sie sind auch mit Nanosonden infiziert, ihre Lungen haben offenbar darauf reagiert und sich entzündet. Durch diese Entzündung werden die Nanosonden mit der Lymphflüssigkeit durch den Körper und schließlich ins Blut transportiert... Verdammt... Tuvok, aktivieren sie den Doktor!“
    „Aye, Sir, ich versuche es. Ich aktiviere ihn... jetzt!“
    Aber anstelle des normalen Doktors, der den üblichen Spruch „Bitte nennen sie die Art des medizinischen Notfalls!“ aussprach, erschien eine Art Borg-Hologramm mit den Worten „Widerstand ist zwecklos! Sie werden assimiliert werden!“
    „Was ist das denn?“, fragte Janeway geschockt in erhöhter Lautstärke und ihre Atemmaske beschlug. Sie wich ein wenig zurück. „Kann er uns assimilieren?“
    Tuvok musste nicken: „Ja, die Sicherheitsprotokolle sind deaktiviert.“
    Der Doktor kam auf Janeway zu und näherte sich immer mehr.
    Der Captain jedoch zog ihren Phaser und feuerte auf den Doktor. Doch der Strahl ging geradewegs durch ihn durch und traf zufälligerweise einen Holoemitter der Krankenstation. - Teile des Doktors verschwanden.
    Die Kommandantin sah dies als die Möglichkeit an und nahm den nächsten Holoemitter unter Beschuss. Doch der Doktor hatte sie fast erreicht.
    „Tuvok, deaktivieren sie alle Holoemitter!“
    Dieser schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht! Sie wurden vom Doktor verschlüsselt!“
    „Dann überlasten sie das Hologitter!“
    Plötzlich sprühten Funken aus einigen Teilen der Wände und der assimilierte Doktor verschwand gerade in dem Moment, als er seinen Arm hob, um Janeways Hals mit Nanosonden zu infizieren.
    „Puhh!“, stöhnte Janeway. „ Bringen sie den Mobilen Emitter zu Commander Barclay. Sagen sie ihm, er soll den Doktor wieder reparieren. Crewman Chell? Haben sie nicht eine medizinische Ausbildung?”
    Der Bolianer antwortete zögernd und mit einem beunruhigt klingenden Ton in der Stimme: „Ja, ... warum fragen sie?“
    „Dann versuchen sie, bis der Doktor wieder funktionsbereit ist, alle teilweise assimilierten Personen von den Nanosonden zu befreien!“
    Chells kugelrunde Augen weiteten sich und er sah sie entsetzt an. Seine Augen wurden immer größer, als blase man einen Ballon auf. Janeway hoffte nur, dass sie nicht platzen würden. „Aber, Captain. Ich...“, versuchte er sich weinerlich zu verteidigen.
    „Chell! Das war ein Befehl!“, sagte Janeway und eilte aus dem Raum. Sie war so nervös, wie noch nie zuvor. Sie hätte wissen müssen, dass es sich bei diesem Phänomen um einen etwas veränderten Transwarp-Korridor handelt, doch sie war sich so sicher gewesen, dass sie die Borg vernichtet hatte. Aber wie es schien, hatten einige oder sehr viele überlebt und das Kollektiv wieder aufgebaut.
    „Verdammt!“, dachte sie laut und machte sich Vorwürfe und zweifelte an sich selbst. So viele Begegnungen mit den Borg hatten sie überstanden, doch nun schien es die letzte Begegnung mit ihnen zu sein, die letzte, bevor sie Borg sein würden...

    Ein taktischer Würfel der Klasse vier flog gefolgt von Hunderten von Borg-Schiffen ohne ein erkennbares Ziel durch die „Nordwest-Passage“.
    „Eine stabile interdimensionale Spalte soll geöffnet werden, um den Fluiden Raum und Spezies 8472 erreichbar zu machen. Unimatrix 6782. Gitter 455. Aktivieren!“
    Ein Borg öffnete mit einem gleichzeitigen mechanischen Geräusch die Augen, verließ seinen Alkoven und ging Richtung Deflektorkontrollen. Als er dort angekommen war, initiierte er einen Deflektorimpuls, der eine interdimensionale Spalte öffnen sollte.
    Der Borg-König beobachtete alles. Es wären nur noch wenige Minuten, bis Spezies 8472 mit der Nanosondentechnik der ... Voyager assimiliert werden würde. Kombiniert mit dem Wissen der Branodoner konnte das Kollektiv diese Technologie bis zur Perfektion weiterentwickeln.
    Da! Auf dem Bildschirm im vor kurzem neu errichteten Unikomplex konnte es diesen historischen Moment beobachten: Das taktische Schiff 54667 hatte eine interdimensionale Spalte geöffnet und begann in den Fluiden Raum zu fliegen.
    Es konnte die Anwesenheit von Spezies 8472 schon fast spüren...

    „Admiral Portland!“, rief ein nervös wirkender junger Lieutenant in einer Standard-Uniform mit hochgekrempelten Ärmeln dem Admiral entgegen, der sich gerade im Garten der vor wenigen Tagen fertig gestellten neuen Sternenflotten-Akademie aufhielt und mit einem Kadetten in ein Gespräch verwickelt war.
    Die Akademie war Opfer des Absturzes der Voyager geworden, aber da sich nahezu niemand an dem Tag dort aufgehalten hatte, war die Trauer um das alte Gebäude nicht so groß. Im Gegenteil: Die neue Akademie wirkte eindrucksvoller, noch moderner, größer und schöner, das Gelände war mit im Boden verankerten und jederzeit bereiten Abwehrsystemen ausgestattet und der Garten war eine wahre Pracht.
    Boothby, der legendäre und bedauerlicherweise verstorbene Gärtner des alten Akademiegartens, wäre stolz auf die Architekten und Botanikexperten gewesen.
    Es war sehr heiß an diesem Tag, und deshalb torkelte der braunhaarige Offizier schon ein wenig nach seinem Lauf.
    Portland drehte sich um und schickte den Kadetten freundlich weg, während er auf den Lieutenant zuging: „Womit kann ich ihnen dienen, Lieutenant Mazzacane?“, fragte Portland den offensichtlichen Italiener freundlich.
    „Sir“, hechelte der Offizier, „die Kommunikation mit der Voyager, die sie vor drei Tagen in den Harthylos-Sektor geschickt hatten, ist abgebrochen... Vor sechsundzwanzig Minuten haben wir die letzten Mitteilungen bekommen. Sie scheinen eine Art von Wurmloch gefunden zu haben...“
    Portland wurde unruhig und wies auf das PADD, das der Lieutenant in den Händen hielt. „Zeigen sie her!“
    Der Admiral sah sich die Daten an, konnte aber nichts damit anfangen. Es schien sich um eine Art Wurmloch zu handeln, mehr konnte auch er nicht feststellen. „Oh Gott! Die Voyager wäre dann schon das dritte Schiff, das verschwunden ist! Wir müssen herausfinden, was das ist! - Schicken sie das zur Untersuchung in die Abteilung für stellare Phänomene der Sternenflottenuniversität auf dem Mars. Die sollen herausfinden, was das wirklich ist!“ Portlands Miene verriet seine Besorgnis. Er war es, der der Voyager einst den Befehl gegeben hatte, in den Badlands nach seinem Freund und Kollegen vom Geheimdienst, Lieutenant Commander Tuvok, zu suchen und durch ihn wurde die Voyager damals in den Delta-Quadranten geschickt. Er wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass die Voyager und ihre Crew erneut durch ihn in Gefahr gerieten.

    „Okay, aktivieren sie die EPS-Relays in diesem Bereich!“, hauchte Barclay durch seine Sauerstoffmaske. Er war völlig außer Atem und kniete zusammen mit Vorik in einer Jefferies-Röhre, nahe der Kommunikationsphalanx.
    Im Vergleich zu dem Chefingenieur rang Lieutenant Vorik überhaupt nicht nach Luft: Seine vulkanische Herkunft machte sich mal wieder bezahlt, schließlich brauchte er wesentlich weniger Sauerstoff und konnte bedeutend länger die Luft anhalten.
    Funken zischten aus der Konsole, an der die neiden arbeiteten.
    „Oh Gott... ich glaube, die überlädt sich gleich... Wir müssen hier verschwinden!“, schrie Barclay förmlich und setzte sofort das Schott auf das Panel.
    Doch Vorik öffnete es wieder und arbeitete weiter an der Konsole, die in wenigen Sekunden sich überladen würde.
    Barclay sah seinen Offizier und stellvertretenden Chefingenieur verständnislos an.
    „Ich versuche es noch mal, Commander! Gehen Sie in den Maschinenraum!“
    „Aber, Lieutenant...“
    „Bitte, Commander, ich denke, ich kann es schaffen!“
    Auch wenn es unverantwortlich war, kroch Barclay zurück in Richtung Maschinenraum und ließ Vorik zurück.
    Dieser arbeitete so schnell er konnte. Seine Finger huschten geschickt über die Konsole, ein Werkzeug nach dem anderen nahm er in die Hand. Er trotzte den Funken, die ihm entgegen stoben und Hautstellen verbrannten, doch es war vergeblich. Er würde es nie schaffen, das Kommunikationssystem von den Nanosonden zu befreien.
    Die Gelpacks waren völlig infiziert und auch die von ihm ausgetauschten änderten nichts. Gelpacks waren einfach ideal für solch eine hinterlistige Taktik.
    Aber er verstand nicht, warum sie auf die Nanosonden reagierten, zumal sie doch separat arbeiteten. Er verstand bald gar nichts mehr, so musste er die Schmerzen unterdrücken, die von seinem linken Auge ausgingen, in das gerade ein Metallsplitter gejagt war.
    In dem Moment explodierte die Konsole und Vorik wurde an die gegenüberliegende Wand gepresst. Die Röhre füllte sich mit Rauch an und die Schotten schlossen sich… Und der Vulkanier lag dort, bewusstlos und eingesperrt. Aber seine Atemmaske funktionierte noch. Und das war vielleicht seine Rettung, wenn die Nanosonden nicht auf das von seinem Auge ausgehende Blut reagieren würden...

    Janeway befand sich auf dem Weg zum Maschineraum und begegnete einigen Crewmitgliedern, die wie angeordnet mit Sauerstoffmasken ausgerüstet waren. Ihre war durch das Getümmel auf der Krankenstation offenbar beschädigt worden, und daher hatte sie sie abgesetzt, rannte dafür aber so schnell sie konnte.
    Als sie um eine Ecke gegangen war, musste sie plötzlich stehen bleiben, zum wiederholten Male bereits. Ihr war erneut schwindelig geworden.
    ‚Nicht mehr atmen...’, dachte der Captain, doch angesichts ihrer Anstrengung stellte das erst recht eine Unmöglichkeit dar. Sie rappelte sich an der Wand anlehnend noch einmal auf und lief immer langsamer werdend weiter.
    Mehrere Bereiche ihres Gesichtes und ihrer Hände hatten sich bereits leichengrau gefärbt. Und immer mehr Teile ihres Körpers wurden von durch Nanosonden verseuchtem Blut infiziert. - Über ihre Lungen wurden immer mehr der unscheinbar kleinen, aber extrem gefährlichen Roboter in den Blutkreislauf transportiert.
    Ihr rechtes Auge quoll bereits ein wenig heraus, wie es bei Borg-Drohnen auch der Fall war. Sie begann unscharf zu sehen, dann verschwammen vor ihr die Bilder, die sie noch aufnahm durch ihre immer mehr geschlossenen Augenlider. Ihre Zeit schien abzulaufen. - Und erneut hielt sie an, taumelte ein wenig, fiel auf die Knie und letztendlich auf den ganzen Boden.
    Auf ihrer Hand, in ihrem Gesicht, an immer mehr Stellen kamen Borg-Implantate unter der Haut hervor. Sie wurde Borg...

    Portland ging in seinem Quartier in der Sternenflotten-Akademie auf und ab, in der er vor einer halben Stunde einen Vortrag über die Innere Sicherheit der Sternenflotte in Krisensituationen gehalten hatte.
    Ihm war nicht wohl zumute und da er mit der Zeit ein Gespür für gefährliche und brisante Situationen entwickelt hatte, war praktisch klar, dass irgendetwas geschehen sein musste.
    Die Nachforschungen müssten bald abgeschlossen sein, schließlich untersuchten die besten Physiker der Sternenflotte die Daten über dieses Wurmloch, das die Voyager entdeckt hatte.
    In dem Moment piepste sein kleiner Computer. So schnell er konnte rannte er zu seinem Schreibtisch und aktivierte die Nachricht. Auf dem Schirm gegenüber seinem Arbeitsplatz entstand das Bild von einem ihm unbekannten Wissenschaftsoffizier: „Admiral Portland?“
    „Der bin ich“, antwortete der Admiral nervös. „Was hat es mit diesem Wurmloch in dem Harthylos-Sektor nun auf sich?“
    Das Gesicht des Offiziers wurde ernster: „Sir, es handelt sich weder um ein Wurmloch noch um irgendein Weltraumphänomen, sondern um die Öffnung eines Subgalaxis-Transwarp-Korridors der... der Borg...“
    Portland zuckte innerlich zusammen und beendete fassungslos die Nachricht. - Er hatte für die Voyager einmal mehr das Todesurteil unterschrieben mit dem Unterschied, dass die Crew der Voyager diesmal wirklich nicht lebend oder als Menschen überleben würden.
    Die Borg waren der Erzfeind der Voyager, und nun würden sie sie endgültig assimilieren.
    Hastig tippte der Admiral etwas in seinen Computer ein und schien einen Befehl an Utopia Planetia zu senden: „Alle verfügbaren Schiffe sofort zum Harthylos-Sektor!“
    Dieser Befehl kam einer unüberlegten Verzweiflungstat gleich, zumal dadurch noch mehr Schiffe in Gefahr gerieten. Er wusste nicht wie viele Schiffe ihm durch den Befehl zur Verfügung standen, aber es mussten viele sein...

    Das Shuttle mit dem Admiral und Lieutenant Mazzacane flog mit extremem Tempo auf den Jupiter zu. Dort hatte sich eine beeindruckende Flotte aus werftneuen Schiffen versammelt, die auf die Ankunft von Admiral Portman warteten.
    Doch natürlich würde er nicht mit einem Shuttle versuchen, die Voyager zu retten. Das kleine Gefährt flog auf eines der Schiffe – ironischerweise war dieses Schiff eines der Intrepid-Klasse – zu.
    „Nein, das ist es nicht. Das Schiff heißt Monitor.“ Er nahm ein Fernglas und suchte das Schiff auf diese altmodische Weise. Doch der Lieutenant kam ihm zuvor. „Ich habe es! Dort drüben, sehen sie?“
    Da war es: Ein kleines Schiff der Defiant-Klasse, welche extra zum Kampf gegen die Borg gebaut worden war, sich letztlich aber als recht ineffizient gegen sie erwiesen hatte.
    Aber mit den durch die... Voyager aus dem Delta-Quadranten gewonnenen Erkenntnisse mochten diese Schiffe nun besser gegen die Maschinenwesen funktionieren, die man als ausgestorben in den Daten der Föderation führte. Das müsste man wohl oder übel überholen...
    Das Shuttle flog in den kleinen Hangar auf der Oberseite des Schiffes und landete dort. Dann wurden die Luken geschlossen, die Gravitation wieder hergestellt und der Halle Luft zugeführt.
    Dann öffnete sich an dem Shuttle eine Tür und die beiden, Admiral Portland und sein Assistent Lieutenant Mazzacane kamen heraus.
    Sie gingen durch die große Tür und wurden von dem heraneilenden Captain John Lewinski begrüßt. „Admiral Portland!“, begrüßte er ihn freundlich und schüttelte ihm und dann auch dem Lieutenant die Hand, „Es ist uns eine Ehre, Sie an Bord der Monitor begrüßen zu dürfen. Das Schiff ist einsatzbereit und ich denke, es wird gut kämpfen!“
    Portland war nicht unbedingt erpicht auf die Standardfloskeln und wies den Captain unfreundlich und gereizt zurecht. „Ich rate es Ihnen, Captain Lewinski! Denn sonst wird das das letzte sein, was sie als Mensch erlebt haben!“
    Der großgewachsene Admiral ging voraus, stieß sich an einem Deckenpfosten aber den Kopf. „Ah, verdammt!“, knurrte er mürrisch vor Schmerz.
    Lewinski und Mazzacane gingen den richtigen Weg zur Brücke, nämlich geradeaus, während Portman, irritiert vom Schmerz, in die Richtung des Ausdockbereiches ging, durch den man das Schiff verlassen konnte. „Oh... Da geht es zum Ausdockbereich und zu der Raumanzugvergabe... Mir wäre es lieb, wenn er wirklich dorthin wollte...“ Den letzten Satz hatte er mehr geflüstert, da der Lieutenant als enger Begleiter des Admirals diese ironische Bemerkung lieber nicht hören sollte.
    Dann wandte er sich dem Lieutenant zu. „Ist der immer so drauf?“, fragte er sarkastisch.
    „Nun“, begann der Gefragte, „eigentlich ist er eine recht nette Person, aber die Voyager...“
    „Ah, es geht um die Voyager...“ Lewinski erinnerte sich an vor einem Jahr geschehene Ereignisse zurück, bei dem er der Crew und dem Schiff unter sehr... blutigen Umständen begegnet war.
    „Ja... Das Schiff, das in den Delta-...“
    „Ja, ich weiß!“
    „Nun gut, er war dafür verantwortlich und nun...“
    „Wofür?“
    „Dass das Schiff in den Delta-Quadranten versetzt wurde...“
    „Ich dachte, es lag an einem Wesen, das als der Fürsorger bekannt ist!“, warf Lewinski ein.
    „Ja, aber er schickte das Schiff in die Badlands und nun macht er sich Vorwürfe, dass er es erneut in den fast sicheren Tod geschickt hat...“, sprach Mazzacane endlich aus und seufzte gereizt.
    „Aha“, sagte Lewinski. „Na dann, er kann an Bord bleiben“, fuhr der Captain der Monitor fort, als ob er daran irgendetwas ändern könnte, „Aber das ist mein Schiff! - Ach, Fähnrich...“
    „Lieutenant, wenn ich bitten darf“, verteidigte der Italiener sich.
    „Na gut, dann eben Lieutenant: Lernen Sie, sich genauer auszudrücken...“
    Dann gingen sie in einen Turbolift, während von hinten der Admiral angelaufen kam. Er war außer Atem, schließlich war er bereits über fünfzig Jahre alt und nicht gerade besonders durchtrainiert. „Warten sie!“, rief er ihnen hechelnd hinterher. Dann sprang er im letzten Moment in den kleinen Turbolift, dessen Türen sich sofort danach schlossen.
    „Zur Brücke!“, befahl Lewinski. Der Turbolift setzte sich summend in Bewegung. „Was erwartet uns in diesem Harthylos-System, Admiral Portman?“
    Dieser schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht genau, aber definitiv haben die Borg damit zu tun. Es handelt sich um einen... Sub... galaxien.... galaxis...?“ Ihm fiel die korrekte Bezeichnung nicht mehr ein. Wissenschaftliche Ausdrücke lagen ihm noch nie und so wandte er sich an den Lieutenant.
    „Subgalaxis-Transwarp-Korridors“, schoss es aus ihm heraus.
    Lewinski grübelte, was man an der Krümmung seiner Stirnfalten und seinen tiefen dunklen Augenbrauen erkennen konnte. Ihm war nicht sehr wohl zumute.
    Auf Deck 1 hielt der Turbolift, und nachdem die Türen aufgeglitten waren und man einen kurzen Weg durch einen niedrigen Korridor zurückgelegt hatte – Schiffe der Defiant-Klasse waren für die im vierundzwanzigsten Jahrhundert sehr große Menschheit nicht sehr geeignet und wie bei den Düsenjets des frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts legte man auch Wert auf nicht über ein Meter und neunzig Zentimeter große Personen – öffnete sich die Tür zur Brücke.
    Lewinski nahm sofort im Sessel des Captains Platz, Admiral Portman gesellte sich an seiner rechten Seite zu ihm.
    „U.S.S. Yokohama an die ganze Flotte!”, ertönte eine Nachricht aus den Bordlautsprechern, gesendet von dem Galaxy-Klasseschiff U.S.S. Yokohama. „Wir starten in fünf Sekunden ... vier ...“
    Die Anspannung wuchs. Zuletzt hatte man solch ähnliche Worte im Dominionkrieg oder bei der Spezies 8472-Invasion gehört.
    Nun jedoch war es kein Krieg, sondern ein Rettungseinsatz. Der Kommandant der Monitor kratzte sich unruhig am Kinn.
    „... drei ...“
    Steuermann und erster Offizier Bruce Land hielt seinen Finger dicht über der Bestätigung für Impulsantrieb aus dem Orbit heraus. Außerdem hatte er voraussehend schon das Warpantriebsprogramm aktiviert.
    „... zwei ... eins ... Start!“
    Die gesamte Flotte auf dem Bildschirm setzte sich ruckartig in Bewegung.
    Nein, doch nicht, Lewinski hatte sich getäuscht: Es war die Monitor, die ruckartig gestartet hatte und erst einen Bruchteil einer Sekunde später hatte sich der Rest in Bewegung gesetzt.
    ‚Land ist einfach klasse’, dachte Lewinski. „Na dann, auf in die Schlacht!“
    Sicherheitsoffizier Bird kam auf ihn zu und stand nun auf der anderen Seite von Admiral Portman. „Ich dachte, dies sei eine Rettungsmission?“
    „Ja“, erwiderte Lewinski. „Aber ich habe noch nie einen Borg gesehen, der so etwas zulassen würde...“
    Portman nickte. „Ja, das ist richtig. Ich glaube, dass wir auf erheblichen... Widerstand stoßen werden.“
    „Dann muss ich sie darauf aufmerksam machen“, begann Bird, „dass dies eine Selbstmordaktion wird. Wenn wir auf die eventuell letzten überlebenden Borg treffen sollten, werden sie uns zweifellos überlegen sein. Wir würden über hundert Schiffe verlieren...“
    Lewinski sah seinen Sicherheitsoffizier an. „Hmm... Haben sie etwa Angst?“
    „Ich bitte sie, Captain Lewinski!“ erwiderte Bird und ging an seine Konsole zurück.
    John Lewinski konnte es ihm nicht verübeln.

    „Sir!“, rief Harry Chakotay auf der inzwischen sehr geräumigen Brücke zu. „Ich empfange mehrere Transwarp-Signaturen in dem Kanal direkt vor uns! Sie kommen immer näher...“
    Der erste Offizier war bereites leicht angeschlagen und wirkte ein wenig geschwächt und trübe, während er schwach in seinem Sessel hing: Mehrere Hautpartien waren assimiliert und hatten eine erschreckende weiß-graue Farbe angenommen, ein Implantat befand sich auf seinem Handrücken.
    Mehrmals hatte er bereits daran gejuckt, es war so unheimlich, wie er sich langsam zum Borg verwandelte, er ekelte sich bereits vor sich selber.
    Sie mussten die Voyager unbedingt verlassen, so schnell wie möglich.
    „Chakotay an Janeway“, sagte er mit einem Hauch von Schwäche in der Stimme.
    Er erhielt keine Antwort. „Chakotay an Janeway! Bitte melden…! Chakotay an Barclay!”
    Diesmal schien eine Antwort zu kommen, als er ein Rauschen hörte. „Hier Barclay…”
    Erleichtert, dass der Chefingenieur wenigstens noch antwortete, befahl er ihm: „Treffen sie mich und Tuvok in Shuttlerampe vier... beim Alpha Flyer!“
    „Aye, Sir“, antwortete Barclay.
    „Und bringen sie den Doktor mit... oder das, was von ihm übrig ist!“, fügte der erste Offizier noch hinzu und verließ mit Harry die Brücke, die mittlerweile bis auf zwei weitere Personen leer war.
    Ein letztes Gespräch war Commander Tuvok gewidmet. „Tuvok, sind sie bereit?“
    „Ja“, kam die Antwort aus dem Kommunikator, „Ich bin zusammen mit ihrer bewusstlosen Frau im Alpha Flyer. Captain Janeway ist unauffindbar.”
    „Gut, wir kommen“, antwortete Chakotay.
    Es war nicht gut, aber immerhin konnten sie einige retten.
    Sich im Turbolift befindend, fragte Harry irritiert Chakotay: „Was haben sie vor?“
    „Tuvok hat im Alpha Flyer eine abgeschirmte Atmosphäre errichtet“, sagte er mit starrem Blick auf die Tür, „das heißt, die Luft im Alpha Flyer ist frei von Nanosonden.“
    „Und was haben wir nun vor?“, bohrte Lieutenant Kim nervös nach, während er angespannt seine Fingerspitzen aneinander rieb.
    „Wir werden durch dieses Wurmloch oder was auch immer es ist fliegen“, sagte Chakotay stur und mit einem zunehmend unsicheren Gesichtsausdruck. ‚Wir werden das schaffen... Wir müssen es schaffen!’, versuchte er sich in Gedanken Mut zu machen.
    „Und die Voyager?“, fragte Harry erneut.
    Chakotay zögerte. Die nächste Antwort würde ihm schwer fallen. Aber es würde sicherlich auch eine Voyager-B geben, falls alle Stricke reißen sollten.
    Kim sah den Ersten Offizier schockiert an, er konnte sich die Antwort bereits denken.
    Nach wenigen Sekunden sagte er entschlossen: „Wir geben sie auf... und überlassen sie den Borg...“




    ...und die Reise geht weiter - am kommenden Sonntag, den 04.08.2002

    Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...



    GEPLANTE VERNICHTUNG
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by RICK BERMAN & MICHAEL PILLER and JERI TAYLOR
    executive producers SEBASTIAN OSTSIEKER & MARKUS RACKOW
    co-executive producer OZz
    producers MILA FRERICHS & STEPHAN DINGER lektor OLIVER DÖRING
    co-producers TIM PRUESSMANN & FLORIAN TSCHRIPKE
    written by MARKUS RACKOW

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    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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