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...na dann mal Prost!
  • Voyager9 - 9x18: Der Spion, der mich liebte

    Barclay hat eine Romanze...
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    • TheOssi
    ... mit einem scheinbar neuen Crewmitglied. Doch als er eines Tages bei einem Treffen vergeblich auf sie wartet und den Computer befragt, ist sie nicht verzeichnet. Auch sonst kennt an Bord sie niemand. War sie nur eine Einbildung oder eine Spionin?

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    09x18 Voyager9 - Der Spion, der mich liebte
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    „Guten Morgen, Commander!“ rief ein Fähnrich Reginald Barclay zu, als der Chefingenieur durch den Korridor schritt. Alles schien ein ganz normaler Tag zu werden. Ein Tag im Leben des Chefingenieurs der Voyager. Doch es würde kein normaler Tag werden.
    „Äh... Guten Morgen...“, erwiderte Reg verwirrt. Ihm kam das Gesicht dieser Frau unbekannt vor, die ihn eben gegrüßt hatte. Na ja, sicherlich war sie vor einer Woche an Bord gekommen, als die Voyager bei Sternenbasis Sechsundfünfzig neue Crewmitglieder an Bord genommen hatte.
    Barclay befand sich auf dem Weg zum Holodeck, wo Harry ihn bereits erwartete.
    Als er sich der großen Tür näherte und sie sich öffnete, wehte Barclay eine kühle Brise entgegen. Es war ein Programm aktiviert, das einen Sternenhimmel und einen Holzboden zeigte. Und noch mehr: eine Lampe, einen an die dreißig Meter hohen Zylinder, unten gelb, oben ein Stück Schwarz. Rauch kam aus ihm heraus.
    Barclay sah sich um. Eine Bank war in der Nähe. Eine Person saß darauf. Und noch mehr: Ein Geländer und dahinter... Wasser... unendlich weit. Ein Ozean. Und eine Reihe von Eisbergen. Das war doch... die R.M.S. (Anmerkung des Autors: Royal Mail Ship) Titanic...
    Plötzlich wurde der historische Ozeandampfer durchgerüttelt. Barclay musste sich mit aller Kraft an dem weißen Geländer an der Reling festhalten. In dem Moment jedoch ... hielt das Programm an. Nur der Mann auf der Bank war noch aktiv und beim Näher kommen identifizierte Barclay ihn als Harry Kim.
    „Zu ärgerlich. Ich dachte schon, ich wäre so weit, aber nein...“, rief er und näherte sich Reg.
    „Äh... das ist alles sehr beeindruckend. Wir hatten doch gerade mal das Schiff konstruiert...“, entgegnete der Chefingenieur.
    „Ja, aber ich habe ein wenig auf die Hilfe des Hauptcomputers zurückgegriffen. Die Kleidung habe ich schon fertig“, Harry deutete auf seinen schwarzen Anzug und den ebenfalls schwarzen Zylinder, „und auch das Innere sieht schon recht viel versprechend aus. Ich denke, wenn das so weitergeht, ist das Programm in... vielleicht drei Wochen fertig.“
    „Und... äh... was ist dann bitte so ärgerlich?“ rätselte Barclay.
    „Ach ja, das mit der Kollision mit diesem Eisberg haut nicht richtig hin. Das Schiff rüttelt viel zu stark. Außerdem ist der Eisberg nicht ganz richtig entworfen. Der Riss, den er in das Schiff schneidet, ist viel zu lang. Wäre er in Wirklichkeit so lang gewesen, wäre dieses Schiff binnen einer dreiviertel Stunden im Meer versunken, und nicht in mehr zwei Stunden.“
    „Das wäre historisch nicht allzu genau, nicht wahr?“
    „Nein, nicht ganz“, bestätigte Harry und machte sich mit Barclay auf den Weg in den Korridor.
    Mit den Worten „Computer, Programm beenden!“ verschwand das Schiff und der schicksalhafte Eisberg.

    ***

    „Überprüfen Sie die EPS-Verteilersysteme auf Deck Zwölf!“ befahl Reg Fähnrich Jig’Tal im Maschinenraum.
    Fähnrich Jig’Tal gehörte der Rasse der mysteriösen Katzenfrauen an. Dies war zu mindestens die Bezeichnung der Sternenflotte für diese seltsamen Nomaden.
    Wie gesagt, Fähnrich Jig’Tal war eine „Katzenfrau“, und der Name war Programm: Nicht nur körperlich wies sie Ähnlichkeiten auf, die sich beispielsweise in einem aus ihrer Uniform im rückwärtigen Bereich austretenden Schwanz manifestierten, sondern auch von ihrem Charakter. Hinterlistig und aggressiv, genauso wie die Hauskatze.
    Das erleichterte dem Chefingenieur Reginald Barclay, der sich so schlecht durchsetzen konnte wie ein Ferengi Geld verschenken konnte, nicht gerade die Arbeit. Und auch sein Gefühl, dass Jig’Tal an ihm interessiert war. Nicht etwa an seiner Arbeit und seinem Rang, oder an seinen tiefen Geheimratsecken... sondern in sexueller Hinsicht. Oder gerade in sexueller Hinsicht.
    Doch Barclay erwiderte nicht gerade diese Gefühle. Schon den Schwanz von Lieutenant Commander Datas Katze Spot hatte er nie leiden können. Außerdem hatte er eine Katzenhaar-Allergie, eine von seinen zahlreichen Allergien. Ob das auch bei Fähnrich Jig’Tal ausbrechen konnte?!
    Darüber hinaus hatte er relativ wenig Erfahrung mit Beziehungen, wobei man „relativ“ als „gar nicht“ verstehen musste. In seinem bisherigen Lebensdrittel hatte er noch nicht ein einziges Mal eine Freundin gehabt oder wenigstens Geschlechtsverkehr mit einer Person weiblichen Geschlechts.
    Und das trotz seiner Faszination für das andere Geschlecht. Barclay empfand – das musste er sich eingestehen – Gefühle für Fähnrich Tema’na. Die Romulanerin mit ihrem gegenüber seinem völlig gegensätzlichen Charakter – arrogant, selbstbewusst und rau – war die Frau seiner Träume. Und tatsächlich würden sie und er sich gut ergänzen. Doch es ging nun mal nicht alles so mathematisch zu, wie es im Maschinenraum der Fall war. Erst recht nicht die Liebe. War das vielleicht sein Problem? Konnte er mit Gefühlen nicht gut umgehen? War er gefühlskalt, wie Vulkanier?!
    „Gibt es nicht jemand anderen in diesem Raum, der besser dafür geeignet ist?“ riss Jig’Tal Barclay aus seinen Gedanken. „Immer muss ich diese Sissifusarbeit übernehmen. Das tut meinem zarten Fell gar nicht gut, Commander Reginald...“
    Schnurrend kam sie auf Barclay zu.
    „Äh... Einverstanden, ich werde das übernehmen...“
    Nach diesen Worten löste er sich aus den Krallen seiner ihm unterstellten „Katzenfrau“ und machte sich mit einem puterroten Kopf auf den Weg zu den EPS-Verteilerknoten.

    „Okay“, sprach Barclay mit sich selber, während er mit Messgeräten in der Jefferiesröhre hockte.
    „Die Ausrichter sind in Ordnung... Das Plasmaniveau ist ein wenig zu... gering. Das muss ich wohl ändern...“ Plötzlich vernahm er ein Geräusch. Es hörte sich an, als hätte sich ein Schott geöffnet, doch er war sich nicht sicher.
    „Hallo?“ rief er, und als keine Antwort kam, wandte er sich wieder dem Verteiler zu.
    „Hallo!“
    Barclay zuckte zusammen und wurde vor Schreck zur Seite geworfen.
    Da sah er sie. Die Frau seiner Träume. Tatsächlich war sie die Frau seiner Träume. Sie war genau die Person, die er schon immer sich vorgestellt hatte. Tausend Gedanken gingen ich durch den Kopf, bis er endlich Worte finden konnte.
    Die Frau war Lieutenant und kam offenbar aus dem Maschinenraum. Sie war jung, vielleicht fünfundzwanzig, hatte brünette Haare und dunkle Augen. Ihr Teint war nur leicht, doch das sanfte Braun passte in ihr Gesicht. Sie war relativ groß, zu mindestens in der Hocke, schlank und hatte ein Lächeln, das breiter war als die ganze Voyager lang.
    „Äh... Hallo...“ brachte Barclay heraus.
    Die Frau lächelte noch breiter und sprach mit ihrer sanften Stimme: „Es tut mir leid, wenn ich sie erschreckt habe, aber ich wollte mich ganz gerne vorstellen. Ich bin gestern an Bord gekommen, als sie die Sternenbasis verließen.“
    Barclay erholte sich allmählich von seinem Schreck. „Lieutenant... äh...“
    „Ferro, Maria Ferro.“
    „Ah, ja... ich habe von Ihnen gelesen“, log Barclay. „Nun, es freut mich, Sie kennen zu lernen. Auch wenn die Bedingungen“, er blickte sich um, „nicht ganz so angenehm sind...“
    „Wissen Sie, Commander, mich stören Jefferiesröhren nicht. Als Kind wuchs ich auf einem Frachtschiff auf. Dort ist es ziemlich eng.“
    „Sie auch? Ich wuchs auch auf einem Frachter auf. Aber dort war es nicht eng...“, kommentierte Reg. Sein neuer Offizier wurde ihm immer sympathischer.
    „Oh... interessant. Nun – wollen wir diese engen Röhren nicht verlassen? Im Casino ist es - soweit ich gehört habe - viel bequemer!“
    „Ich habe nichts dagegen... ich war hier sowieso fertig...“ Konnte Barclay nur mit Lügen Kontakte aufbauen?
    „Gehen Sie schon mal vor... ich komme sofort nach.“
    Als Lieutenant Ferro ein Stück weiter gekrochen war, tippte Barclay auf seinen Kommunikator: „Barclay an Fähnrich Jig’Tal! Kommen Sie zum EPS-Verteilerknoten und prüfen Sie sie. Und kein ,Aber‘...“
    Nur ein Fauchen vernahm Barclay noch, bevor er die Verbindung schloss. Er konnte Jig’Tal wegen Befehlsverweigerung anzeigen... Ja, das wäre sehr verlockend gewesen. Aber er wollte sich doch lieber ein zerkratztes Gesicht ersparen.
    ,Soll sie sich doch ihr Fell kaputt machen!‘

    Als Barclay gekünstelt locker und Lieutenant Ferro durch den Korridor schlenderten, kam dem Chefingenieur eine Idee, als sie am Holodeck vorbei kamen.
    „Mir fällt gerade etwas ein... Warten Sie?“
    Ferro zuckte wieder breit grinsend mit den Achseln, während Reg im Holodeck verschwand. Nach wenigen Sekunden öffnete sich die doppelflügelige Tür und gewährte den Blick auf einen Parkettboden und einen Nachthimmel. Plötzlich vernahm Ferro auch eine sanfte und eiskalte Brise, die ihr entgegen wehte.
    Langsam und neugierigen Blickes setzte sie sich in Bewegung. Als sie sich auf Holzdeck befand, sah sie sich um. Hier und dort war eine Lampe angebracht und vor ihr türmte sich eine gewaltige, zylinderförmige Säule auf.

    Barclay war über beide Ohren verliebt. Tatsächlich handelte es sich um Liebe auf den ersten Blick, wie man es zu nennen pflegte.
    Lieutenant Ferro, die schöne Unbekannte, würde für ihn bald die schöne Vertraute werden. Es war perfekt: Sie würden in Zukunft zusammen arbeiten und so konnte sich eine engere Beziehung entwickeln.
    Da stand sie, auf dem Deck dieses Schiffes, und sah sich um. Mit jeder Sekunde schien diese Gottheit für Barclay anziehender zu werden. Sie war kein Gott... sie war das Universum... Er konnte an nichts anderes mehr denken... Er war ihr Untergebener – ohne, dass er es merkte...

    Stunden vergingen und die beiden begannen sich immer mehr aneinander zu schmiegen.
    „Oh... verdammt!“
    Reginald Barclay eilte durch sein Quartier, das auf ihn sperriger denn je wirkte. In zwei Minuten begann seine Schicht und er war gerade einmal aufgestanden.
    Schnell suchte er seine Socken und restlichen Uniformteile zusammen.
    Der vergangene Abend, beziehungsweise die vergangene Nacht, war sehr... stürmisch gewesen. Lieutenant Ferro war nicht so schüchtern, wie sie in der Öffentlichkeit wirkte. Ganz im Gegenteil: Sie war – wie es Sigmund Freud gesagt hätte – das, was Barclay sich in seinen tiefsten Träumen gewünscht hatte. Und bei einem Mann wie Barclay, der bisher noch nie viele Gelegenheiten zum Ausleben seiner Phantasien gehabt hatte, waren diese Träume umso stärker. Sie war perfekt.
    Ja, tatsächlich, das war sie. Und das war sie immer noch, als Barclay über seinen Schuh stolperte.
    Er zog ihn schnell an, musste allerdings mit schmerzverzerrtem Gesicht beim Auftreten feststellen, dass es nicht sein Schuh war, sondern eher der einer Frau – wie Lieutenant Ferro.
    „Nein!“
    Was sollte der Chefingenieur der Voyager tun? Von einem Moment auf den anderen gewann seine alte Persönlichkeit wieder die Oberhand. Nicht der von seinen alten Hemmungen befreite Barclay, sondern dessen nervöses altes Ego war wieder zur Oberfläche aufgetaucht.
    Panik kam in Barclay auf.
    Er konnte sich schon die Gerüchte vorstellen, die bald kursieren würden. Unser schüchterner, aber im Inneren perverser Chefingenieur hatte eine wilde Nacht und eine heiße Romanze mit der Neuen aus dem Maschinenraum.
    „Barclay an Lieutenant Ferro!“ rief Reg nach einem kurzen Antippen seines Kommunikators.

    Harry runzelte die Stirn, während er die Anzeigen auf seinem Schirm betrachtete.
    Mit seinem Fingerkuppen berührte er einige Bereiche des Berührschirms und das Computersystem gehorchte ihm in Windeseile.
    „Äh... Captain!“
    Janeway, die im Kommandosessel saß, drehte sich um. „Ja? Was gibt es Lieutenant!“
    „Könnten Sie kurz kommen?“ bat Harry.
    Die Kommandantin erhob sich und kam langsamen Schrittes zu Harrys Konsole.
    „Nun?“ erkundigte sie sich neugierig.
    „Captain“, Harry drehte den wenige zwei Millimeter dicken Bildschirm elegant zu Janeway, „Sehen Sie den Unterschied zwischen diesen beiden Uhrzeiten? Hier links können Sie sehen, wie viele Personen sich vor zwei Minuten an Bord aufhielten, auf der rechten Anzeige wie viele sich jetzt an Bord befinden.“
    Janeways Mimik wechselte von einem entspannten und lockeren Ausdruck in ein rätselndes Gesicht. Tiefe Falten bildeten sich auf ihrer Stirn, ihre Augenbrauen zogen sich so weit hoch, wie es bei Vulkaniern und Romulanern üblich war.
    „Jetzt ist eine Person mehr an Bord...“, stellte der Captain weder wirklich sachlich noch besorgt fest. „Kann es sich um einen Fehler handeln?“
    „Ausgeschlossen!“ entgegnete Harry Janeways Standardfrage.
    „Die Titanic war auch unsinkbar... Sind Sie sicher?“
    Harry schmunzelte wegen der Ironie ein wenig und dachte an das Holoprogramm, welches er und Barclay gemeinsam programmierten.
    „Schon, aber ich habe bereits eine Selbstdiagnose gestartet: Das Ergebnis war negativ, das heißt keine Fehler. Irgendjemand ist an Bord gekommen. Und soweit die Anzeigen von gestern Nachmittag bis heute Nacht stimmen, war dieser Jemand auch in diesem Zeitrahmen an Bord. Und zwar auf Deck Vier, im Holodeck, auf Deck Sechzehn und in einem Mannschaftsquartier, und zwar in dem... von Mister Barclay...“
    „Beobachten Sie das, aber behalten Sie es für sich!“ befahl Janeway flüsternd und dann lauter, „Chakotay, Sie haben das Kommando!“
    Mit diesen Worten ging Janeway in ihr Quartier.
    Chakotay sprang kurz nach dem Schließen von den Türen Janeways Raum auf und eilte zu Harry. „Was ist los?“ fragte er nach.
    Auch Tuvok erschien plötzlich.
    Harry sah seine beiden Vorgesetzten an. „Was sollte los sein?“ verheimlichte er.
    „Ich denke, den Captain gut genug zu kennen, um sein Verhalten in bestimmten Situationen korrekt einschätzen zu können. Ich würde sie im Moment als beunruhigt und nachdenklich klassifizieren.“
    Chakotay stimmte Tuvok zu: „Ich schließe mich Ihrer psychologischen Analyse an!“
    „Allenfalls meiner psychischen...“
    „Müssen Sie immer das letzte Wort haben?“ erwiderte der Erste Offizier.
    „Ich denke, das müssten Sie mittlerweile auch einschätzen können“, bemerkte Tuvok.
    „War das etwa ironisch?“ hakte Chakotay nach.
    „Ironie ist ein Stilmittel, welchem sich auch Vulkanier bedürfen dürfen.“
    „Und schon wieder haben Sie Recht.“
    „Da haben Sie Recht.“
    „Ja, ganz Recht.“
    „Commander, bei allem gebührenden Respekt: Könnten wir jetzt dieses belangslose Wortspiel beenden und uns wichtigeren Dingen widmen, wie zum Beispiel Lieutenant Kims Versuch der Geheimhaltung wichtiger Informationen?“
    „Ich stimme ihnen erneut bedingungslos zu, Tuvok. – Nun?“
    Die Blicke beider Offiziere waren auf den irritierten Harry Kim gerichtet, der sich ganz offensichtlich in einer ungünstigen Situation befand.
    „Hören Sie, Lieutenant: Ich habe das Kommando und ich befehle Ihnen, uns mitzuteilen, was gerade los war“, machte Chakotay seine Position deutlich.
    „Äh ... also es ging darum – das bleibt aber unter uns -, dass... äh ... Captain Janeway eine Beförderung von Mister Barclay erwägt“, versuchte sich Harry erneut herauszureden.
    „Und für welche Leistungen, wenn ich fragen darf“, erkannte Tuvok die Lüge des jungen Lieutenant.
    „Äh... na ja, das... frage ich mich auch?“ fragte Harry, als ob er von den beiden neugierigen Senioroffizieren wissen wollte, ob sie ihm all das glauben würden.

    „Nun zieh sie schon aus! Schnell!“ flüsterte Barclay Maria zu. „Es müssen ja nicht alle wissen...“
    Beide kicherten, während sie gegenseitig die Schuhe austauschten. Maria Ferro und Reginald Barclay befanden sich auf der leeren zweiten Ebene des Maschinenraums und wirkten alles andere als seriöse Sternenflottenoffiziere.
    Plötzlich hörten sie das Summen des kleinen Personenlifts, der von der Hauptebene zur zweiten Ebene fuhr.
    „Äh... Lieutenant Ferro, ich bitte dann um Ihren Bericht... in zwei Stunden!“
    Schnell verschwand Maria Ferro zur Leiter, ehe sie der hochfahrende sehen würde.
    Bei diesem handelte es sich um Chell, der mittlerweile unzählige Tätigkeiten an Bord ausführte: Mentor, Botschafter, Offizier, Chefkoch, Kabarettist und vor allem als Verbreiter von Gerüchten war er aktiver als alle anderen.
    Barclay wusste, welche „Gefahr“ von dem charismatischen Bolianer ausging.
    „Ah, Mister Barclay, wie schön, dass ich sie zufällig treffe!“ rief er und kam näher.
    „Treffen? Es scheint mir nicht gerade so zu sein, dass sie zufällig hier runter gekommen sind...“, entgegnete Barclay seufzend und offensichtlich genervt. Und vor allem selbstsicher. Ungewohnt selbstsicher.
    „Mister Barclay, ich wollte mit Ihnen über etwas reden, und zwar...“
    „Hören Sie, Chell, Sie bolianisches As! Ich werde mit Ihnen über gar nichts reden! Lassen Sie mich einfach in Ruhe!“ Auf der ersten Ebene konnte man Barclay deutlich schreien hören, einige Offiziere drehten sich verdutzt nach oben um, konnten die beiden Streitenden aber nicht sehen.
    „Was wollen Sie eigentlich von mir, Chell?“ fuhr der Chefingenieur fort aus der Haut zu fahren.
    Chell sah Barclay erschüttert an. „Reg, was habe ich Ihnen...“
    „Nennen Sie mich nicht Reg! Ich will nicht, dass Sie in meinen Angelegenheiten herumschnüffeln! Hauen Sie ab, Sie Missgeburt, ehe ich sie totschlage!“
    Rennend begab sich Chell zum Lift und widmete Barclay keinen weiteren Blickes.

    Was war nur in den schüchternen und höflichen Chefingenieur der Voyager gefahren? Diese Frage ging Chell und nach und nach immer mehr Personen an Bord durch den Kopf.
    Die Kommandantin hingegen ließ ein Ereignis nicht mehr los: Das unregelmäßige Auftauchen und Verschwinden einer zusätzlichen Person an Bord.
    „Aber wer könnte dieses Etwas oder diese Person sein?“ fragte Chakotay, der nun auch über dieses Phänomen Bescheid wusste.
    Janeway stand am Fenster ihres Bereitschaftsraums und sah eine Kaffeetasse in ihrer rechten Hand haltend die Sterne an, während ihr Erster Offizier auf und ab ging.
    „Gute Frage, nächste!“ kommentierte Janeway.
    „Hat Harry schon mehr herausgefunden?“ fragte Chakotay weiter.
    „Nein, nichts. – Chakotay, ich bin ehrlich, wenn ich sage“, fuhr Janeway fort und näherte sich dem Commander, „dass ich sehr beunruhigt bin. Irgendjemand oder etwas treibt sich an Bord herum und es wird immer schwerer, ihn zu entdecken...“
    „Wieso das?“
    „Mir fällt auf, dass Sie bisher nur Fragen gestellt haben... Harry weiß nicht warum, aber Fakt ist, dass wir den Fremden immer erst dann nachweisen können, wenn er wieder weg ist.“
    „Und vor allem müssen wir erfahren, welche Aufgabe dieser Fremde hat? Stiehlt er?“
    Janeway schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nichts entwendet worden.“
    „Ist er vielleicht ein... Puh, mir fällt nichts ein.“ Chakotay kratzte sich an seiner Stirn, genau dort, wo sein Tattoo saß. Konnte es ihm weiterhelfen?
    „Vielleicht spioniert er uns aus...“ mutmaßte die Kommandantin und auch Chakotay erschien diese Möglichkeit sehr logisch.
    „Ja, das wäre in der Tat...“
    Die Konversation der beiden Ranghöchsten auf der Voyager wurde von dem Türmelder unterbrochen, der zirpend andeutete, dass jemand um Eintritt bat.
    „Herein!“ rief Janeway und die Tür öffnete sich wenige Augenblicke später. Chell kam herein, ungewöhnlicherweise in Uniform und nicht in Zivilkleidung.
    „Äh, Captain, hätten Sie kurz Zeit für mich?“
    Chakotay merkte, dass er unerwünscht war und zog sich zurück. „Ich bin auf der Brücke!“
    Janeway nickte ihrem Ersten Offizier zu und deutete Chell dann, sich zu setzen.
    „Kaffee?“
    Chell nickte und Janeway bestellte am Replikator zwei Kaffee.
    Einen Becher reichte sie dem Bolianer, der ihn dankend annahm. „Vielen Dank... Ich liebe dieses Getränk, Captain. Es erinnert mich vom Geschmack her sehr an bolianischen Hutani-Eintopf !“
    Janeway setzte sich zu ihrem Schiffskoch auf ihr Sofa. „Hutani-Eintopf?“ fragte sie nach.
    Chell erklärte: „Hutani sind ... stellen Sie sich Hutani wie eine Mischung irdischer Käfer und Spinnen vor!“
    „Ah...“ Janeway musste sich bemühen, ihren Kaffee nicht auszuspucken. „Nun, kommen wir zu ihrem Anliegen, Mr. Chell!“
    „Oh, ja, Captain... Es ist eine… persönliche Angelegenheit. Mir ist aufgefallen, dass Mister Barclay sich in den letzten Tagen sehr verändert hat. Er wirkt sehr abwesend und selbstbewusst zugleich. Und er provoziert.“
    Janeway lächelte sanft. „Nun, wenn Sie mich fragen: Ich würde das als gutes Zeichen werten.“
    Der bolianische Gesprächspartner nickte. „Ja, aber es kommt so plötzlich. Außerdem schreit er andere Leute an, so wie es ihm passt. Offiziere aus dem Maschinenraum meinen sogar, er vernachlässige seine Arbeit!“
    Der Captain seufzte. „Es stimmt, dass Reg gestern zu spät zur Besprechung gekommen ist, aber er wird verhindert gewesen sein...“
    „Reg!“ rief Chell.
    „Bitte?“ wunderte sich Janeway.
    „Reg! Ich habe ihn wie immer Reg genannt, und was macht er? Er schreit mich an und meint, ich solle ihn nie wieder Reg nennen! Das hat meine bolianisch sanfte Seele sehr verletzt!“
    „Ich gebe zu, das kommt mir ein wenig atypisch vor. Hatte er vielleicht einen schlechten Tag?“
    „Seit einigen Tagen einen schlechten Tag? Er kam gestern schon so schlecht gelaunt ins Casino und, Captain, Leute, die in seiner Nähe saßen, meinen, er sei am Tisch ganz fröhlich gewesen und habe Selbstgespräche geführt. Ich glaube, nun ist er geistig völlig ungesund.“
    „Ich denke, das geht jetzt zu weit, Mister Chell! Behalten Sie das einfach im Auge und wenn Mister Barclay ein weiteres Mal ausrasten sollte, bitten Sie ihn doch einfach zu mir. In Ordnung?“
    „In Ordnung!“ gab sich Chell etwas enttäuscht zufrieden und machte sich daran, Janeways Bereitschaftsraum zu verlassen.
    In der Tür blieb er noch einmal stehen. „Irgendetwas stimmt da nicht“, meinte er und ging dann endgültig.
    „Nicht nur da...“, sprach Janeway zu sich selbst.

    „Warte einen Moment, ich gebe die Codes ein!“
    Barclay und Maria Ferro knieten in den Jefferiesröhren, jenem Ort, in dem sich die beiden kennen gelernt hatten. Sie arbeiteten am Zugangsterminal für die Primärsysteme, einem der sensibelsten Bereiche des Schiffes.
    „Kennst nur du diese Codes?“ fragte sie.
    „Äh... ja, eigentlich schon“, antwortete Barclay. „Und Captain Janeway natürlich.“
    „Und ich? Warum darf ich das Zugriffskennwort nicht kennen?“
    „Weil du...“
    „Weil ich was?“ fragte Maria beleidigt. „Sag’ mir die Wahrheit, Reg!“
    „Okay, weil du nun mal nicht so ranghoch bist...“
    „... und Captain Janewick mir nicht vertraut!“
    „Captain Janewick?“ Barclay runzelte die Stirn. „Du meinst Captain Janeway, oder ? “
    „Oh, ja, bitte verzeih’ mir. Das liegt an der Aufregung. Also, sagst du mir jetzt das Kennwort?“
    Barclays Augen fixierten Maria an. Er konnte von einem Moment zum anderen an nichts anderes mehr denken. Nur noch an sie... er versuchte sich zu wehren, aber... Sie hatte ihn unter Kontrolle...
    „Danke, Reg... Du hast uns sehr geholfen... Wir sehen uns, verstanden? Heute Nachmittag um 16 Uhr Bordzeit, auf Holodeck Vier. Wir spielen Tennis.“
    Plötzlich verschwand Maria Ferro im Nichts.

    Entspannt pfeifte Barclay vor sich hin, während er gemächlichen Schrittes durch die Korridore der Voyager ging.
    Bis zu dem Date, das er mit Maria auf dem Holodeck hatte, waren es noch zwei Minuten und er würde es locker schaffen, rechtzeitig anzukommen.
    Als er vor den Türen des Holodecks stand und diese sich öffneten, fand er nichts vor, abgesehen natürlich von den Hologittern an den Wänden, am Boden und an der Decke.
    Keine Maria Ferro, kein Tennisplatz, nichts.
    Der Chefingenieur tippte verdutzt seinen Kommunikator an und sprach: „Barclay an Ferro!“ – Keine Antwort.
    Wahrscheinlich hatte seine Geliebte keine Schicht und ihren Kommunikator nicht dabei. Aber warum war sie zu spät? Eine Überraschung?
    Er stellte seine mitgebrachte Tasche mit dem Schläger und Bällen auf die Erde und prüfte fachmännisch den Schläger auf seine Belastbarkeit. Doch es wirkte nur so ausgeglichen, in Wahrheit machte er sich bereits Sorgen um Maria.
    Nach zwei weiteren Minuten hielt er es nicht mehr aus. „Computer! Lieutenant Ferro lokalisieren!“
    „Eine Person mit diesem Namen existiert nicht“, kam die sachliche, für Barclay aber verheerende Antwort.
    Seine Sachen einfach so stehen lassend, rannte er zum Terminal des Holodecks und prüfte die Mannschaftsliste der Voyager.
    Und tatsächlich: Lieutenant Ferro war nicht enthalten.
    Was war geschehen? Tausend Gedanken rasten mit Überlichtgeschwindigkeit durch Barclays Kopf. Oh Gott... Oh Gott...
    Plötzlich kippte Reg um…

    ... und grelles Licht schien ihm in die Augen.
    „Mister Barclay! Aufwachen!“ Hallo?“
    Die Stimme des Doktors schallte ihm entgegen und das Lächeln desselbigen und die besorgten Gesichter Captain Janeways und Commander Chakotays sahen auf ihn herab.
    Barclay erhob sich langsam vom Zentralen Biobett und blickte sich um.
    „Wie geht es Ihnen?“ erkundigte sich der Doktor.
    „Den Umständen entsprechend, wie Sie sagen würden... Mein Kopf schmerzt...“
    „Vielleicht hat Ihnen dieser Schlag auf den Hinterkopf gut getan...“, kommentierte der Doktor.
    Mit einem Blick von Janeway wurde ihm angedeutet, dass er und seine zum Teil unpassenden und dummen Sprüche nicht mehr gebraucht wurden.
    „Ich sehe dann mal die Untersuchungswerte an! Ja, das werde ich tun...“
    Janeway und Chakotay kamen näher.
    „Was ist passiert?“ erkundigte sich der Captain.
    „Ich weiß auch nicht, aber die Aufregung war einfach zu viel... Ich hatte eine Verabredung mit Lieutenant Ferro, auf dem Holodeck, und...“
    Chakotay unterbrach ihn. „Lieutenant Ferro? Wer ist das?“
    Barclay sah ihn so an, als würde er gleich noch einmal in Ohnmacht fallen. „Wer das ist? Das ist der neue Offizier im Maschinenraum.“ Er richtete sich auf. „Die mit den brünetten Haaren. Mit dem breiten Lächeln... Wir haben sie bei unserem Aufenthalt auf Sternenbasis Sechsundfünfzig an Bord genommen!“
    Janeway sah Chakotay an, der ihren Blick ebenso verwundert erwiderte. „Wir haben drei Offiziere im Rahmen eines Austauschprogramms an Bord genommen: Lieutenant Kamambra, Fähnrich Jeoman und Chief Koltoz. Aber ein Lieutenant Ferro war nicht dabei...“, erklärte die Kommandantin, woraufhin ihr Chefingenieur sie nur hilflos ansah.
    „Aber... ich bin doch nicht verrückt! Maria... Ich meine Lieutenant Ferro existiert... existierte. Sie muss da sein, sie kann doch nicht einfach weg sein... Was soll das alles?“
    „Reg, beruhigen Sie sich...“, versuchte Chakotay ihn zu besänftigen, aber ohne Erfolg.
    „Captain, ich habe doch mit ihr gearbeitet... sie war existent, glauben Sie mir! Fragen Sie doch die Crew im Maschinenraum, die können das bezeugen! Captain, ich bin nicht verrückt!“
    Da spürte Barclay das Hypospray an seinem Nacken.

    „Ich vermute, er bildet sich Personen ein, die es gar nicht gibt. So zum Beispiel eine große Liebe, denn die hatte er noch nie“, sprach der Doktor zu Janeway und Chakotay.
    Die drei saßen in dem Büro des Doktors, während Janeway immer nervöse Blicke zum Zentralen Biobett warf.
    „Ja, so wird es wohl sein“, stimmte Chakotay zu. „Mal ganz davon abgesehen, dass es in den Dateien der Sternenflotte keine Person gibt, die diesen Namen trägt, kann sich auch im Maschinenraum niemand entsinnen, je diese Person gesehen zu haben.“
    „Captain?“ fragte der Doktor, der Janeways Unaufmerksamkeit genau registriert hatte.
    „Was? Äh, ja... Verzeihung. Das lässt tatsächlich alles auf eine Art Geisteskrankheit bei Mister Barclay schließen, aber überzeugt bin ich immer noch nicht. Was ist mit diesem merkwürdigen blinden Passagier, der auf den Sensoren auftaucht und wieder verschwindet? Er war in Barclays Quartier und ist seit dem Zeitpunkt, an dem er diese Maria Ferro scheinbar das letzte Mal gesehen hatte, nicht mehr registriert worden.“
    „Und was soll das beweisen? Das kann auch nur ein Zufall sein. Die Sensoren sind immerhin schon anderthalb Jahre veraltet.“
    „Immerhin? Nein, die Sensoren sind völlig in Ordnung. Ein Zusammenbruch des gesamten internen Sensorsystems ist praktisch unmöglich“, entgegnete Janeway. „Es gibt aber eine andere Möglichkeit...“
    „Und die wäre?“ fragte der Doktor interessiert.
    „Doktor, könnten Sie vielleicht Regs Gehirn nach... irgendwelchen telepathischen Einflüssen scannen?“
    „Sie vermuten, dass sich eine telepathische Lebensform an Bord ist?“
    „Oder war. Wir werden sehen“, beantwortete Janeway die Nachfrage des Doktors, der sich auf den Weg zum Biobett machte, gefolgt von dem Captain und Chakotay.
    Am Zentralen Biobett angekommen, bediente der Doktor die Kontrollen und prüfte Janeways Vermutung.
    Doch die Antwort fiel äußerst unbefriedigend aus: „Nun ja, ich kann eine leicht erhöhte Coxigendifferenz erkennen, was aber angesichts von Mister Barclays Aufregung nicht ungewöhnlich ist. Allerdings scheinen auch seine hinteren Hirnnerven, also diejenigen, die für die Sinne verantwortlich sind, leicht gereizt zu sein. Das ist aber auch ein typisches Anzeichen für Halluzinationen.“
    Janeway seufzte. „So kommen wir nicht weiter. Melden Sie sich bei mir, wenn Sie etwas herausgefunden haben“, befahl Janeway und verließ mit Chakotay die Krankenstation.

    „Ich glaube, ich bin nun endgültig verrückt!“ schrie Barclay Counsellor Troi an, die am anderen Ende der Subraumverbindung ihrem Patienten noch geduldig zuhörte.
    Der Doktor hatte den Chefingenieur der Voyager vorzeitig entlassen, da dies für ihn wohl am besten wäre. Und diese Freizeit hatte Barclay sogleich genutzt, um Fähnrich Jig’tal im Maschinenraum vorübergehend das Kommando anzuvertrauen – und ein Gespräch mit Counsellor Troi zu beginnen.
    „Reg, ich kann zwar über diese große Entfernung zwischen Voyager und Enterprise ihre Gedanken nicht lesen, aber ich versichere Ihnen: Sie klingen ganz und gar nicht verrückt. Ich bin sicher, dass sich diese merkwürdige Sache aufklären wird“, versuchte sie, Barclay zu beruhigen. Doch selbst ihre sanfte Stimme brachte die Betazoidin nicht weiter.
    „Aber da bin ich mir nicht sicher! Und vor allem wie soll sich das alles aufklären?“ schrie Barclay zurück.
    „Ich verstehe Sie auch so, Reg! Sie müssen nicht so laut sprechen. – Also, in unserer Zeit gibt es doch so viele Möglichkeiten und Dinge, es wird sich bestimmt aufklären. Vielleicht...“
    „Na? Jetzt bin ich aber gespannt!“
    „Vielleicht... ich weiß nicht, vielleicht haben Sie sich Maria Ferro ausgedacht. Vielleicht hat ihr Geist sie erfunden, als eine Art... Lehrmittel. Ich finde, Sie wirken sehr... selbstsicher ist vielleicht der falsche Ausdruck... na ja, sie stottern nicht mehr.“
    „Sehr beruhigend, eine lästige Angewohnheit weniger“, entgegnete Reg sarkastisch.
    „Hören Sie, Reg, Selbstmitleid ist nicht der richtige Weg zur Lösung Ihres Dilemmas...“
    „Aber bald ist Selbstmitleid das einzige, was mir außer meinem Rang und meinem Maschinenraum geblieben ist! Ich hatte gehofft, die Voyager zu kennen, durch meinen Kontakt mit der Crew und meinen Beitrag zur möglichen Rettung des Schiffes aus dem Delta-Quadranten irgendwie beliebt zu sein, aber es ist genauso wie auf der Enterprise! Niemand kann mich leiden...“
    „Ich schon...“
    Barclay schien diesen Kommentar Trois zu überhören.
    „... ich kann mit niemandem normal reden, ich kann... gar nichts. Ich bin ein Versager, Counsellor. Ein Versager! Und selbst Sie konnten mir nicht verraten, wo eigentlich me-mein Pro-oblem ist. – Oh nein, jetzt sto-ottere ich wi-wieder...“
    „Ihr Problem, Reg? Das ist ihre persönliche Barriere. Ihr Scham. Ihre Nervosität. Ihre vermeintliche Exzentrizität. Und vor allem ihre Unnahbarkeit. Glauben Sie vielleicht, dass Menschen Interesse an Ihnen haben, wenn Sie so... fremd für jeden sind? Reißen Sie Witze, reden Sie über Sich und ihre Vergangenheit... oder über...“
    Mitten in Trois Satz wurde plötzlich der Bildschirm dunkel.
    „Counsellor?“ Barclays Stimme klang unsicher und verzweifelt.
    „Hallo?“
    Tatsächlich war das Bild fort. Oder bildete sich Barclay das nur ein?
    Er tippte auf seinen Kommunikator, doch es gab keine Resonanz.
    Was war passiert?

    „Was ist passiert?“ fragte Janeway rufend in die Brücke.
    Alle Bildschirme wurden dunkel, nur die Lichter blieben aktiviert.
    „Ich habe dafür keine Erklärung“, gab Harry als Antwort zurück. „Scheinbar sind alle Systeme gesperrt oder ausgefallen...“
    „Tuvok?“
    Der Vulkanier zuckte mit den Achseln, während seine rechte Augenbraue fast schon bis zum Haaransatz hochgezogen war.
    „Na prima! Wir wollen herausfinden, was passiert ist, dafür brauchen wir aber die Systeme, die ausgefallen sind“, kommentierte Chakotay.
    „Dumme Sprüche helfen uns auch nicht weiter“, rief Tema’na von ihrer Konsole.
    Den Kommentar unbeachtet tippte Janeway auf ihren Insignienkommunikator. Doch er schien keine Verbindung zum internen Kommsystem aufbauen zu können.
    „Harry, können Sie irgendwie feststellen, ob das ein schiffsweiter Ausfall ist, oder nur auf der Brücke?“
    Der Koreaner schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann gar nichts feststellen!“
    „Funktionieren die Turbolifte?“ fragte der Captain.
    Tuvok ging auf die nächste Tür zu. „Nein!“
    Janeway lief schnell zu ihrem Büro, doch die Tür blieb verschlossen.
    „Verdammt! Wir mü...“
    Janeway hielt inne und setzte sich dann seltsam gespenstisch wieder in Bewegung. Mit ihr gingen Tema’na und ein weitere weiblicher Offizier los. Irgendwohin.
    Tema’na schien auf den Turbolift zuzugehen. Und tatsächlich öffnete sich die Tür, doch als Tuvok ebenfalls eintreten wollte, musste er verdutzt die Bekanntschaft mit einem Kraftfeld machen. Nur die Romulanerin konnte es durchdringen.
    Während der andere Offizier auf Harry Kim zuging, befand sich Janeway bereits vor Chakotay – und schien ihn plötzlich anzugreifen.
    Chakotay verstand die Welt nicht mehr. Und das erst recht nicht, als Janeway ihm die Uniform vom Leib riss und sich offenbar auf den Geschlechtsakt vorbereitete. Ebenso verhielt es sich bei Harry Kim und der anderen Frau.

    Barclay hatte bereits seinen persönlichen Werkzeugkasten geholt und machte sich an der Tür zu schaffen, als sich diese für ihn völlig unerwartet öffnete.
    Ein Schatten fiel in den Raum und er blickte an Tema’na hoch.
    Die Romulanerin knurrte und schmiss sich auf Barclay. Sie zerkratzte die Uniform des sichtlich verwirrten Chefingenieurs und warf diesen auf sein Bett.
    „Jetzt drehe ich völlig durch...“, rief er und flehte um „Hilfe!“.
    Doch es hatte keinen Zweck. Tema’na zog sich die Uniform aus und bescherte Barclay seinen lang gehegten Wunsch: den engen Kontakt mit einer Frau. Und dann auch noch mit Tema’na...

    „Tuuuvoook! Unternehmen Sie doch etwas!“
    Chakotay war bis auf die Unterwäsche entkleidet, Harry erging es auch nicht viel besser.
    Kurzerhand entnahm Tuvok dem Fach neben sich zwei Phaser und feuerte mit dem Betäubungsstrahl zeitgleich auf Captain Janeway und Lieutenant Estredo, den weiblichen Offizier, der sich an Harry vergreifen wollte.
    Die beiden Frauen sackten zu Boden.
    Die Blicke auf der Brücke wechselten von Belustigung zu Ratlosigkeit und Verwunderung.
    „Ist es nicht verboten, mit dem Captain Geschlechtsverkehr zu haben?“ machte ein Fähnrich an der Wissenschaftsstation einen Scherz und wünschte sich nach einem Blick Chakotays, dass er das nie gesagt hätte.
    „Sehr witzig! Ich will jetzt sofort wissen, was das sollte! Ich meine, was passiert hier?!“
    „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Captain Janeway und Lieutenant Estredo dies bei vollem Bewusstsein getan haben beziehungsweise tun wollten!“
    „Nein, eine so plötzliche Wandlung zur...“
    „Wir müssen das nicht weiter vertiefen, denke ich“, erwiderte Chakotay, während er seine Uniform wieder anzuziehen versuchte. „Chakotay an Fähnrich Tema’na!“ – Keine Antwort.
    „Irgendetwas scheint in sämtliche weiblichen Besatzungsmitglieder gefahren zu sein!“ bemerkte Harry.
    „Ein Virus?“ gab Chakotay als Möglichkeit an.
    „Unwahrscheinlich“, entgegnete Tuvok.
    “Aber möglich... Computer! Fähnrich Tema’na lokalisieren!“
    „Fähnrich Tema’na befindet sich in Lieutenant Commander Barclays Quartier!“
    „Oh nein...“ war das einzige, was Chakotay herausbrachte.

    „Und woran lag das? Was war die Ursache für diese plötzliche Brunftzeit?“
    Der Doktor schmunzelte, als Chakotay ihm diese Frage im Büro der Krankenstation stellte.
    „Ich weiß es nicht“, gab das MHN zu, „Aus den Berichten der Crew, vor allem aus den Mister Barclays, geht jedenfalls hervor, dass die Personen wie gelähmt schienen. Sie waren nicht ansprechbar und wirkten wie ... nun ja... willige Maschinen; äußerst willige, möchte ich anmerken...“
    „Kann es eine Art von Einbildung oder eine Art... telepathische Kontrolle gewesen sein? Möglicherweise ähnlich wie bei Mister Barclays nicht existierender Liebe?“
    „Das weiß ich nicht. Aber ich habe bei allen Frauen an Bord die gleichen Symptome gefunden, nur wesentlich ausgeprägter. Diese Muster passen nur zu einer uns bekannten Spezies...“
    Die Türen der Krankenstation öffneten sich und Captain Janeway kam zögernd herein. Sie mied bewusst den Blick ihres Ersten Offiziers.
    „Doktor, was haben Sie herausgefunden?“ fragte sie.
    „Nun ja, im Grunde die gleichen Werte wie bei Mister Barclay, nur höher. Die Möglichkeit, dass sie unter telepathischem Einfluss standen, ist gegeben.“
    „Ah, würden Sie uns einen Moment entschuldigen, Doktor?“ fragte Janeway und der Doktor deaktivierte sich wortlos.
    „Computer! Sensoren innerhalb der Krankenstation deaktivieren, Genehmigung JanewayPi110!“
    „Befehl ausgeführt!“ ertönte die Antwort aus den Lautsprechern.
    „Ich wollte nur verhindern, dass der Doktor ,lauscht’. Also, ich entschuldige mich bei Ihnen für meine... plötzliche Lust und es wäre mir lieb, wenn das unter uns bleiben könnte...“
    „Es weiß bereits die ganze Crew“, stellte Chakotay gekünstelt sachlich fest.
    „Daher die belustigten Blicke... Na ja, wenigstens war ich kein Einzelfall! – Computer, Sensoren wieder reaktivieren! MHN aktivieren!“
    Die Photonen, die den Doktor darstellten, erschienen innerhalb von wenigen Sekundenbruchteilen. „Wieso haben Sie die inneren Sensoren deaktiviert? Sie glauben doch wohl nicht, dass ich...“
    „Oh doch...“
    „Was denken Sie von mir?“ gab der Doktor entrüstet zurück.
    „Computer, Gesichtsunterprogramm des Doktors reaktivieren!“
    In dem Moment lief das Gesicht des Doktors rot an.
    „Ich denke, das sagt alles! Wir sind auf der Brücke, Doktor. Melden Sie sich, wenn Sie Näheres herausgefunden haben!“
    Janeway und Chakotay machten sich auf den Weg zur Tür der Krankenstation und ließen den Doktor zurück. War die Situation anfangs noch für Janeway und Chakotay unangenehm gewesen, so war sie es nun für den Doktor.

    Barclay und Harry Kim unterhielten sich auf der Brücke, während Tema’na aus dem Turbolift kam und auf ihren Posten zuging.
    „Oh Gott, wie soll ich es Ihr sagen?“ fragte der Chefingenieur der Voyager verzweifelt.
    „Was sagen? Ich denke, sie muss Ihnen eher was sagen...“ erwiderte Harry. „Es waren ja schließlich nicht Sie, sondern sie, die den Abend etwas sinnlicher gestalten wollte. Oder wer auch immer...“
    „Nun ja, aber ich habe es nun mal....“
    Harry fragte zweifelnd: „Nein?“
    Der schuldige Blick Barclays reichte aus.
    „Also, Reg, das hätte ich Ihnen nun wirklich nicht zugetraut...“
    „Ich auch nicht, aber es war nun mal so eine passende Gelegenheit, das erste Mal...“
    „Was? Sie waren noch...“
    „Nein... Äh... Ja...“
    Plötzlich erhob sich die Romulanerin am Steuer langsam und kam ebenso gelassen auf Barclay und Harry zu.
    „Mister Barclay, dürfte ich Sie kurz sprechen?“ fragte sie streng.
    Der Chefingenieur stand wie angewurzelt da. Der Spruch „Ich würde am liebsten im Boden versinken“ war in dieser Situation passender denn je.
    Harry schubste ihn ein wenig an und die beiden Personen gingen in den Konferenzraum.
    In dem Moment erschienen der Captain und Chakotay auf der Brücke.
    „Wie ich sehe, funktioniert wieder alles!“
    Harry nickte. „Ja, im Moment schon. Ich habe aber den Grund für diesen plötzlichen Ausfall nicht finden können!“
    „Da sind Sie nicht der einzige! Auch der Doktor hat Probleme, den Ausfall von etwa fünfundvierzig Prozent der Besatzung zu erklären. Es muss irgendeine Ursache haben.“
    Chakotay stimmte ihr zu: „Ja, aber nur welche? Und vor allem, wer hat was damit bezweckt?“

    „Also, Commander, es wäre mir sehr recht, wenn wir jetzt unsere Ränge vergessen könnten!“ schrie Tema’na zornig.
    „Mir nicht...“
    „Das sagen Sie nur, damit Sie Ihren einzigen Schutzschirm nicht verlieren, Sie Hagultan!“
    „Der Translator übersetzt keine Schimpfwörter...“
    „Das ist auch besser so! Also, hören Sie: Bei uns Romulanern ist es unsittlich, ein Kind abzutreiben, aber ich weiß nicht, ob das auch auf diese Situation zutrifft!“
    Barclays Pupillen weiteten sich auf einen nicht mehr messbaren Durchmesser. „Ein Kind? Ein Kind? Sie, Sie wollen doch wohl damit nicht sagen, dass Sie schwanger sind... Geht das überhaupt? Romulaner und Menschen...“
    „Oh ja, allerdings! Also, überlegen Sie es sich!“
    Mit diesen Worten ging sie stürmisch aus dem Raum hinaus.
    Was sollte Reg nun tun? Ein Kind? Das war unmöglich! Liebte er Tema’na? Er wusste es nicht. Was sollte er ihr sagen? Auch das wusste er nicht.
    Da fielen ihm zwei Wörter ein: Deanna Troi!

    Bereits seit über zwanzig Minuten war Barclay nicht mehr auf der Brücke anwesend, was aber niemanden störte. Der unauffällige Chefingenieur wurde von niemanden vermisst. Allerhöchstens Harry Kim war mit ihm ansatzweise befreundet, aber auch nur das.
    Nur Tema’na empfand wirklich etwas für Barclay. Und das war ihm Moment eine sehr gegenteilige Emotion: Hass. Dieser hässliche Bastard von Mensch hatte es gewagt, die Gunst der Stunde zu nutzen und eine Romulanerin zu schwängern.
    Sie konnte ihr Pech einfach nicht fassen. Und auch nicht, was im nächsten Moment geschah.
    „Captain, ich habe keine Kontrolle mehr über das Steuer!“
    Die Anzeigen reagierten nicht mehr, sie könnte die Felder berühren, aber es tat sich gar nichts.
    Janeway stand auf und kam zu ihrem Steueroffizier, doch auch die Hände der souveränen Kommandantin konnten an der Tatsache nichts ändern, dass die Voyager plötzlich ihre eigenen Wege ging.
    „Und was soll das schon wieder?“ fragte sie sich. „Tema’na, haben Sie irgendwas falsches gedrückt?“
    „Nein, Ma’am“, erwiderte sie und dann leiser, „War ja klar, dass ich wieder schuld bin...“
    „Janeway an Barclay!“
    “Äh… Moment!” ertönte aus Janeways Kommunikator.
    „Jetzt!“ betonte der Captain.
    „Danke, Counsellor“, war zu hören, „Ja, ich werde darüber nachdenken, ob ich sie wirklich liebe... Ja, bis dann! – Äh, Captain, was gibt es?“
    Auf der Brücke wurden Blicke untereinander ausgetauscht und ein leises Getuschel begann. Nur Tema’na schwieg und lief grün an.
    „Mister Barclay, könnte Sie bitte auf die Brücke kommen?“ fragte Janeway, das eben Gehörte nicht weiter beachtend.
    Wenige Sekunden später öffnete sich die Tür des Bereitschaftsraums und Barclay eilte zu Janeway.
    „Was kann ich tun?“
    „Sehen Sie sich bitte Fähnrich Tema’nas Konsole an. Ist damit alles in Ordnung?“
    Der Chefingenieur zog seinen Tricorder und führte eine Diagnose der Konsole durch. „Ja, alles ist in Ordnung“, antwortete er, während Tema’na mit ihrem kleinen, bewegbaren Hocker, ein wenig zur Seite rollte, um von Reg Abstand zu gewinnen.
    „Können Sie keinen Fehler entdecken?“ wollte sich die Kommandantin der Voyager noch einmal vergewissern.
    „Nein, keinen“, bestätigte Barclay, seine Fingerkuppen nervös aneinander reibend. Er wusste genau, warum Tema’na sich entfernt hatte. Er hatte sich mal wieder vor der ganzen Crew lächerlich gemacht. Warum musste ihm so etwas immer wieder passieren? Sollte er jetzt Tema’na einen ergreifenden Liebesbeweis darlegen? Sollte er vor der hübschen Romulanerin auf die Knie fallen und ihr seine Liebe gestehen? Nebenbei: Liebte er sie überhaupt? Diese ehemalige Spionin?
    Wie würde sie reagieren? Würde sie sein ganzes Gesicht zerkratzen, ihn töten oder den Tal’Shiar auf ihn hetzen? Was würde sie tun?
    „Gut, dann greift dieser jemand erneut uns an... Roter Alarm!“
    Tuvok versuchte den Befehl auszuführen, doch es misslang ihm. „Ich schaffe es nicht. Diese Funktion existiert scheinbar gar nicht...“
    „Harry, was soll das? Empfangen Sie irgendetwas?” rief Janeway dem Koreaner zu.
    Dieser schüttelte verständnislos seinen Kopf. „Wir können zwar gewisse Daten empfangen, aber keine senden.“
    Plötzlich öffneten sich die beiden Türflügel des Turbolifts und der Doktor kam herein, „bewaffnet“ mit einem Medizinischen Tricorder und seltsam anmutender Ausrüstung.
    „Oder es hat nur den Anschein, dass alles nicht funktioniert“, sprach er und ging den Tricorder öffnend auf Harry zu.
    „Dachte ich’s mir doch... Darf ich?“
    Trotz der fragenden Blicke der Brückenmannschaft schob er Harry beiseite und tippte auf dessen Konsole.
    „In der Krankenstation funktionierte die ganze Zeit über das Computersystem. Der Grund dafür ist, dass ich nicht mit Illusionen getäuscht und manipuliert werden kann.“
    Janeway und die anderen Offiziere verstanden die Welt nicht mehr. „Wie bitte?“
    „Diese Konsole funktioniert einwandfrei. Ebenso, wie Fähnrich Tema’nas, wie ich vermute. Die Voyager fliegt momentan den Planeten Talos IV an. Die Talosianer sind eines der wenigen Völker, die mit einer bestimmten Art und Weise der Telepathie Illusionen erzeugen können.“
    „In den Besprechungsraum!“ befahl Janeway.

    „Die Talosianer, sagen Sie, Doktor? Wenn ich mich richtig an den Verbotskatalog der Sternenflotte erinnere, verbietet die Erste Allgemeine Order, den Planeten Talos IV anzufliegen“, erklärte Tuvok.
    „Ja“, stimmte Janeway zu, „das ist richtig. Aber der Grund dafür war, dass das humanoide Hirn nur in Orbitnähe Illusionen empfangen kann.“
    „Ja, aber es könnte sein, dass die Talosianer innerhalb der vergangenen einhundertdreißig Jahre ihre Fähigkeiten ausgebaut haben!“ warf Annika ein, die gerade durch die Tür herein gekommen war.
    Der Doktor nickte zustimmend. „Das halte ich auch für wahrscheinlich!“
    Janeway stand auf und stützte ihre Handflächen auf den Tisch, wodurch sich ihr Oberkörper über den Tisch lehnte.
    „Und daher denke ich, müssen wir den Planeten auch anfliegen. Wir müssen diese Bedrohung stoppen, ehe sie zu einer großen Gefahr für die Föderation wird.“
    „Aber ein Verstoß gegen die Order wird doch mit dem Tod bestraft!“ warf Harry ein. „Soweit ich weiß, ist das der einzige mögliche Verstoß, auf den noch die Todesstrafe folgt.“
    „Guter Einwand, aber was wäre, wenn wir überhaupt kein Wissen von diesen Illusionen hätten. Außerdem: Wenn die Talosianer merken, dass wir vom Kurs abkommen, was dann? Was werden sie dann tun?“
    Tuvok hob eine Augenbraue. „Ich denke, wir schätzen die Talosianer falsch ein. Meines Wissens haben sie nie böse Absichten gehegt. Ihr Bestreben war es einst nur, dass sie ihre Spezies retten können, da sie steril geworden sind.“
    „Ja, und was mich wundert, ist die Tatsache, dass sie noch immer leben. Föderationswissenschaftler gaben den Talosianern nur noch etwa vierzig Jahre, wenn sie für ihre Sterilität keinen Ausweg finden.“
    „Dabei hatte man aber mit der Lebenserwartung von Menschen gerechnet, nicht mit der von Talosianern.“
    „Wie auch? Man weiß weniger als nichts von diesem Volk!“
    „Das ist nicht möglich!“ wanden Annika und Tuvok überflüssigerweise im Chor ein.
    „Das ist eine Redewendung. Also, was unternehmen wir? Gar nichts, oder versuchen wir, den Kurs zu ändern?“
    „Mir ist mein Leben etwas wert. Ihnen nicht?“ sprach Harry.
    Janeway machte eine abwertend Bewegung. „Dieser Einwand erübrigt sich ja wohl. Es geht nur um das hier: Entweder wir werden von der Sternenflotte hingerichtet, gehen der Sache auf den Grund oder werden von den Talosianern in den Tod geführt. Diese drei Alternativen gibt es.“
    „Ich denke, wir sollten versuchen, herauszufinden, was die Talosianer vorhaben.“
    „Ich bin der Ansicht, dass wir das bereits wissen“, warf der Doktor ein. „Sie versuchen, Nachwuchs zu bekommen. Sie wollen, dass hier an Bord Frauen geschwängert werden und werden möglicherweise diese Embryos gentechnisch so verändern, dass sie Talosianer werden. So würden sie es schaffen, ein Kind zu gebären, das völlig gesund ist.“
    „Das gilt es herauszufinden. Wenn es keine weiteren Einwände gibt, dann... würde ich gerne den Kurs beibehalten. Aber Sie alle müssen einverstanden sein. Wer dies nicht ist, möge sich bitte erheben!“
    Janeway wartete einige Sekunden, bis ihr schließlich ein Stein vom herzen fiel: Niemand war aufgestanden.
    In dem Moment stand Harry auf. „Gut, dann lassen Sie uns mal überlegen, wie wir weiter vorgehen!“
    Janeway seufzte. Sie dachte schon, diese Entdeckungsreise würde doch noch abgeblasen werden.
    Doch das war nicht der Fall. Die Voyager würde ein Volk besuchen, dass einhundertdreißig Jahre absolutes Tabu war und keine Menschenseele zu Gesicht bekommen hatte. Sie würden sich in die Höhle des Löwen begeben, doch in diesem Fall warteten auch am Ausgang Löwen. Es gab kein Zurück. Dies konnte ihre letzte Mission sein...

    „Captain, wir nähern uns Talos IV!“ meldete Harry.
    „Gut, tun Sie nichts Auffälliges. Wir müssen versuchen, ...“
    Janeway hatte diese Worte noch nicht zu Ende ausgesprochen, da verschwanden sie, Annika und Tema’na in einem hellen Transporterstrahl.
    „Das ist jetzt aber keine Einbildung, oder, Doktor?“ fragte Chakotay besorgt und drehte sich zum Doktor um, der gerade noch neben seiner Frau Annika gestanden hatte.
    „Ich fürchte nein...“

    „Wo sind wir?“ fragte Tema’na gereizt.
    Sie, Janeway, Annika und unzählige weitere weibliche Offiziere von der Voyager befanden sich in einer großen und hohen Höhle und standen an Betten mit Männern von der Voyager, glatzköpfige Humanoide, offensichtlich Talosianer, standen an Konsolen in der ganzen Höhle verteilt.
    Plötzlich kamen einige auf Tema’na zu, betäubten sie mit einem merkwürdigen Gerät und brachten die Romulanerin auf eine Liege weiter abseits. Um ihre Liege standen seltsame Geräte und Bohrer, oder wenigstens etwas, das so aussah.
    Die anderen Offiziere der Voyager nahmen davon keine Kenntnis, sie schienen in einer Traumwelt gefangen zu sein.
    Ebenso wie die männlichen Offiziere, die auf den Liegen lagen, die in der Höhle verteilt standen.

    „Holde Maid, meine Liebste!“
    Janeway befand sich im Hof einer mittelalterlichen Burg. Sie trug ein wunderschönes Kleid und ein Ritter stand vor ihr.
    Er schien sie zu begehren, nahm ihre Hand, kniete vor ihr nieder und küsste Janeways Hand. Alles wäre zu schön gewesen, Janeways Traum erfüllt, und doch: Es war nicht real. Das wusste Janeway. Sie war bei vollem Bewusstsein. Der Plan der Talosianer schien nicht aufzugehen.
    „Nein, ich werde mich nicht mit Ihnen paaren. Das ist nur eine Illusion! Ihr Spiel ist beendet!“
    Die Umgebung um sie herum verschwand und Janeway und alle anderen Frauen standen nach wie vor an den Betten bei den Männern.
    „Das Spiel ist aus, Captain Janeway?“
    Die Stimme vernahmen alle Offiziere der Voyager. Die Stimme war nicht akustisch zu hören, sondern schien in den Köpfen wider zu klingen.
    „Das trifft es genau. Unser Spiel ist aus. Sehen Sie uns an: Wir sind alt und im Sterben. Wenn unsere Erbanlagen nicht an neue Humanoide weitergegeben werden, dann werden wir aussterben. Kann Ihre so friedliche Sternenflotte das zulassen?“
    Janeway antwortete nicht.
    „Wir brauchen frische DNA, Captain. Lebende Embryos, die wir gentechnisch so verändern können, dass sie Talosianer werden. Sie müssen sich nur paaren, und dann kann unsere Spezies überleben.“
    Nun antwortete Janeway und sprach laut: „Sie behandeln unser Leben so, als sei es ein Rohstoff für sie. Dabei sind Sie doch an Ihrer Misere meines Wissens selber Schuld.“
    „Ja, vor Jahrhunderten hat unsere Spezies sich mit Massenvernichtungswaffen selber bekämpft, untereinander. Die letzten Überlebenden verloren auch durch die zunehmende Technik langsam ihre Fähigkeit zur Fortpflanzung, Captain. Und die Crew des Raumschiffes U.S.S. Enterprise, angeführt von Captain Christopher Pike, war unsere letzte Hoffnung. Doch auch sie widersetzte sich.“
    „Warum suchen Sie nicht nach einer Möglichkeit, ihre Sterilität zu bekämpfen?“ fragte der Captain. „Warum müssen Sie das Leben anderer opfern oder verändern, um ihr eigenes Überleben zu gewährleisten?“
    „Wir haben verlernt, mit Technik umzugehen. Durch den Krieg wurde das Wissen unserer Vorfahren vernichtet. Unsere telepathischen Fähigkeiten sind das einzige, was uns geblieben ist.“
    „Es ist unethisch, so etwas zu tun! Sie dürfen nicht durch ihre überlegenen Fähigkeiten über das Leben anderer richten!“
    Annika hatte sich zu Wort gemeldet. Sie wusste, was es hieß, ein Kind zu gebären und zu hüten. Wenn sie das Recht gehabt hatte, ihr Kind zu gebären, dann sollten alle diese Möglichkeit haben.
    „Außerdem rauben Sie uns unsere Freiheit, indem sie uns gefangen nehmen!“ rief Janeway.
    Die männlichen Offiziere standen von den Liegen auf und schauten sich fragend um.
    Einer der Talosianer kam näher. Die Adern auf seinem Kopf pulsierten, was zeigte, dass er nachdachte und stark telepathisch arbeitete.
    Seine Haut war extrem hell und faltig, sein Gang zeugte von Schwäche und Hoffnungslosigkeit.
    „Sie können jederzeit gehen!“
    Die Frauen der Voyager fingen an zu reden. Ihnen war das Ganze sichtlich unheimlich. Einige von ihnen hatten Familie und Kinder. Dass sie sich Sorgen machten, war nur allzu verständlich.
    „Und was ist mit Fähnrich Tema’na, was haben Sie mit ihr vor?“
    „Wir bitten Sie, uns ihren Embryo zu überlassen. Wir brauchen diese Zellen. Sonst werden wir nicht überleben, Captain Janeway!“
    „Das soll Sie selber entscheiden. Sie und der Vater des Kindes. Sie sind schon dafür verantwortlich, dass es entstanden ist. Nun soll die Betroffene selber darüber entscheiden dürfen, was mit ihrem Kind, das sie austrägt, geschehen soll!“
    Kaum hatte Captain Janeway diese Worte ausgesprochen, wurde Tema’na fortgebeamt. Auf die Voyager, so hoffte Janeway.

    „Kommen Sie, ich helfe Ihnen hoch!“
    Chakotay zog kräftig an Tema’nas Hand. Völlig überraschend hatte der Steueroffizier der Voyager vor wenigen Sekunden auf dem Boden der Brücke rematerialisiert.
    „Was ist dort unten?“ fragte der Erste Offizier.
    „Dort unten sind Talosianer. Aber die Crew ist nicht in unmittelbarer Gefahr...“
    „Doktor?“ Chakotay wollte vorsichtshalber wissen, ob Tema’na nicht nur eine Illusion war.
    „Ich sehe sie auch. Es ist Tema’na!“
    „Toll, ihr Vertrauen!“
    „Wir müssen auf alles vorbereitet sein...“, entgegnete Chakotay als Verteidigung. „Also, was ist dort unten passiert?“
    „Die Talosianer wollen, dass sich die gesamte weibliche Crew mit einem Großteil der männlichen paart. Sie scheinen die einzigen zu sein, die noch an Bord sind. Dann möchten sie die Embryos entfernen und gentechnisch zu Talosianern machen...“
    Barclay ging auf Tema’na zu und die beiden gingen in eine Ecke der Brücke, beobachtet von Tuvok, Chakotay und Harry.
    „Hören Sie, Reg, das ist unser Kind. Nun ja, es ist so... Da wir so oder so nichts damit anzufangen wissen, warum sollten wir diesen Zellklumpen nicht einfach den Talosianern überlassen. Ich würde das Kind sowieso abtreiben lassen...“
    „Aber Sie sagten doch, das sie Romulanerin sind und...“
    „Plötzlich wollen Sie es doch? Außerdem mag es stimmen, dass ich Romulanerin bin, aber ich bin es nicht mehr kulturell. Ich werde das Kind abtreiben, da besteht für mich gar kein Zweifel. Und auch kein Grund, es nicht zu tun...“
    „In Ordnung... Ich bin einverstanden.“
    In dem Moment löste sich Tema’na wieder in ihre Moleküle auf. Barclay blieb zurück und war traurig. Er hatte sich eigentlich schon entschieden. Er hätte das Kind gern gehabt. Auch weil es ihm so vielleicht gelungen wäre, eine dauerhafte Verbindung mit Tema’na einzugehen. Aber nun schien dieser Traum weit entfernt.
    Vielleicht war es auch besser so. Durch Tema’nas Entschluss würden die Talosianer überleben können und ihnen beiden wurde die Erziehung erspart.
    In Barclays Vorstellung waren Kinder nichts weiter als Raumschiffe, die nach und nach zusammengesetzt wurden. Und die Eltern waren Ingenieure. Doch in Wahrheit war das anders. Völlig anders.

    Tema’na und Janeway stritten währenddessen über den Entschluss der Romulanerin – zum Amüsement der Talosianer. Auch wenn sie nichts mehr von den wissenschaftlichen Erkenntnissen ihrer Vorfahren wussten, war es doch interessant, Menschen und andere primitive Humanoide zu beobachten. Auch, wenn sie eingestehen mussten, dass diese Primitiven sich nicht untereinander bekriegt hatten. Oder zu mindestens noch ohne fremde Hilfe lebten.
    „Es ist mein Entschluss, Captain. Selbst nach Ihren Gesetzen ist dieser Embryo noch nicht ein eigenes Wesen, das denken kann. Ich rette doch damit ein Volk!“
    „Und geben diesen unethischen Methoden nach!“
    „Sie sind viel zu stolz. Sie sind nicht bereit, ein vermeintliches Leben für das eines ganzen Volkes zu geben?“
    Janeway nickte. „Doch, das bin ich. Ich würde mein Leben für jedes Volk geben, sogar für dieses. Aber dieses Kind in Ihrem Bauch kann nicht selbst darüber entscheiden!“
    „Wenn Sie es so wollen, tun sie es... Ich möchte an Bord meines Schiffes zurückkehren!“ rief Janeway, während Tema’na zurück auf die Liege ging, von der sie zuvor weggebeamt wurde.
    „Ihr Wunsch ist uns Befehl. Wir stehen in Ihrer Schuld.“

    „Ich bitte Sie, Admiral Kingsburn, von dieser Strafe abzusehen. Uns blieb keine andere Möglichkeit, wir haben erst zu spät erfahren, dass alles nur eine Illusion war“, log Janeway Admiral Kingsburn an, mit dem sie sich via Subraum unterhielt. „Die Talosianer sind friedfertig, das versichere ich Ihnen. Sie wollen nur überleben. Ist das nicht ein natürlicher Wwunsch, dass sie ihr Volk nicht aussterben lassen wollen?“
    „Gewiss, Captain, aber wir müssen dafür erst die Erste Allgemeine Order aufheben. Außerdem: Wer sagt uns, dass die Talosianer wirklich keine Feinde sind? Was ist, wenn wir einen Todfeind, der mit Illusionen uns trügt, am Leben erhalten?“
    „Zum einen sind die Talosianer kein Todfeind, und zum anderen ist doch Leben heilig. Ist das nicht in den Gesetzen der Föderation an oberster Stelle? Wie tief sind wir bereits gesunken nach all den Kriegen und Katastrophen der letzten Jahre? Ist es nicht unsere Aufgabe, Leben zu erhalten?“
    Admiral Kingsburn lehnte sich zurück und dachte kurz nach. Dann formulierte er seine Antwort: „Sie haben Recht, Kathryn. Erwarten Sie die Entscheidung des Föderationsrates in diesen Stunden. Ich werde eine Notsitzung einberufen!“ Mit diesen Worten endete die Verbindung.
    Von nun an hieß es hoffen. Hoffen, dass die Werte der Föderation noch immer die waren, die sie einst gewesen waren.
    Wenn nicht, würde Janeway auch den Versuch unternehmen, den die Talosianer wünschten. Sie würde, obwohl sie sich schon immer ein eigenes Kind gewünscht hatte, ihre Anlagen den Talosianern geben. Das wäre die einzige mögliche Wiedergutmachung für eine mögliche Entscheidung der Föderation, die Erste Allgemeine Order aufzuheben.

    Drei Stunden später saß Janeway noch immer an ihrem Schreibtisch.
    Die Crew war wieder vollständig an Bord, bis auf Tema’na. Sie war noch immer dort unten, auf Talos IV.
    Plötzlich piepste ihr Desktopcomputer. Sofort aktivierte sie die hereinkommende Nachricht.
    „Captain, wir haben Glück. Die Föderation ist noch nicht am Ende. Dem Antrag zur Aufhebung der Ersten Allgemeinen Order wurde stattgegeben. Und noch mehr: In drei Tagen wird ein Team von Wissenschaftlern eintreffen. Dieses Team wird nach einer Möglichkeit suchen, die Krankheit der Talosianer zu heilen. Ihr Admiral Kingsburn.“
    Damit endete die Nachricht, die Leben gerettet hatte – und das noch tun sollte.

    „In drei Tagen wird ein Team von Wissenschaftlern eintreffen. Diese Wissenschaftler werden ihnen helfen, diese Krankheit zu heilen. Sie werden vielleicht ohne den Missbrauch anderer Spezies sich wieder fortpflanzen können.“
    Die Stimme erklang wieder in Captain Janeway und in Tema’nas Kopf. Die beiden waren bereit, zu gehen. „Wir stehen tief in Ihrer Schuld, Captain Janeway und Fähnrich Tema’na. Ihre Völker werden bald auch von unseren Fähigkeiten profitieren. Wir hoffen, dass nach der langen Zeit des gegenseitigen Schweigens unsere so unterschiedlichen Spezies Kontakt haben werden.“
    Janeway lächelte, sogar Tema’na konnte sich ein Lächeln der Freude abringen.
    „Ja, das hoffe ich auch. Wir dürfen einander nicht misstrauen, weil wir so unterschiedliche Fähigkeiten haben.“
    Der Talosianer machte eine Bewegung, die an ein Nicken erinnerte. Dann kam er langsam auf Janeway und Tema’na zu und berührte die Stirn der beiden.
    Der Captain und ihr Steueroffizier wehrten sich nicht, sie blieben still, während der Talosianer an sie Informationen übertrug.
    „Vielleicht hilft Ihnen das, ihren Chefingenieur namens Lieutenant Barclay besser zu verstehen. Damit haben wir die Schuld, die wir bei ihm hatten, beglichen.“
    „Sie brauchen keine Schulden mehr zu begleichen. Es war uns eine Ehre, sie vor dem Aussterben zu retten. Auch in der Geschichte meines Planeten, sind viele Rassen ausgestorben, nur weil wir Menschen sie vertrieben haben. Unsere Vergangenheit ist auch nicht so rühmlich, wie Sie vielleicht denken. Auch wir hätten uns gleich mehrmals fast ausgelöscht. Und auch wir haben Hilfe erhalten, ohne die wir nicht das wären, was wir heute sind.“

    COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGER
    CAPTAIN JANEWAY
    NACHTRAG
    Was auch immer mir und Tema’na von dem Talosianer gegeben wurde, es wird uns allen helfen, Mister Barclay besser zu verstehen. Vielleicht schaffen wir es, ihn endgültig in die Mannschaft zu integrieren.

    PERSÖNLICHES COMPUTERLOGBUCH
    FÄHNRICH TEMA’NA
    NACHTRAG
    Ich behaupte, als Romulanerin von Ethik nicht viel zu halten. Doch das ist falsch. Ich empfinde schwere Schuldgefühle. Was ich getan habe, war falsch. Und es hat mich noch mehr von meiner romulanischen Herkunft abgespalten. Was Reginald Barclay betrifft: Ich werde mir Zeit lassen. Ich muss diesen seltsamen Menschen erst kennen lernen. Ich muss ihn verstehen lernen.


    Reginald Barclay hatte wieder ein Gespräch mit Jig’Tal. Diesmal ging es darum, ob Barclay als neuer Frauenschwarm – wo auch immer sie das her hatte – ihr nicht ein Kind geben wollte. Reg wies sie jedoch ungewohnt grob an, die EPS-Verteilersysteme zu überprüfen.
    Doch wie sollte es anders sein? Er konnte sich erneut nicht behaupten und kroch wieder in die Jefferiesröhre.
    Nach einer Weile der Arbeit hörte er, wie ein Schott irgendwo in den engen Korridoren geöffnet wurde.
    „Jig’Tal?“ rief er. Doch es kam keine Antwort zurück.
    Er nahm wieder sein Scanngerät zur Hand und überprüfte erneut die Leitungen.
    Plötzlich war sie wieder neben ihm.
    „Hallo, Reg!“
    Maria Ferro war wieder da. Seine Geliebte. Seine ehemalige Geliebte. Seine geliebte Illusion.
    „Was machst du hier?“ fragte er sie sanft.
    „Ich wollte mich verabschieden. Diejenigen, die mich erschaffen haben, gaben deinem Captain etwas. Es ist eine Art psychologisches Profil von dir. Ich hoffe, du lernst dich hier bald richtig einzuleben.“
    Barclay lächelte. „Das ist schön... Du wirkst so echt...“
    „Ja,... aber ich bin es nicht. Ich bin nur eine Illusion, die extra für dich geschaffen wurde. Ich sollte euch ausspionieren, eure Systeme verstehen lernen. Ich war nur eine Spionin.“
    „Das... Das macht nichts. Ich habe endlich meine wahre Liebe gefunden... Du hast mir sehr geholfen, glaub mir.“
    „Du musst dich nicht bei mir entschuldigen, ich kann keinen richtigen Schmerz empfinden. Vielleicht kehre ich irgendwann mal wieder zurück, wenn unsere Völker regelmäßigen Kontakt haben. Du ahnst gar nicht, wie realistisch ich sein kann...“
    „Nein, es ist aus. Ich habe meine Liebe gefunden. Eine Liebe, die real ist.“
    Da verschwand Maria Ferro, die Frau seiner Träume.
    Welch Ironie, fiel ihm auf. Eine Spionin liebte ihn, und nun liebte er eine (ehemalige) Spionin.
    Und auch, wenn aus diesem neuen Traum nichts werden würde, so war eines klar: Der alte Barclay existierte nicht mehr.
    Endlich hatte er es geschafft, normaler zu werden. Endlich würde er sich an Bord der Voyager zu Hause fühlen.

    - Ende -



    ...und die Reise geht weiter - am Sonntag, den 12.01.2003

    Wir wünschen euch ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

    Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...



    DER SPION, DER MICH LIEBTE
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by RICK BERMAN & MICHAEL PILLER and JERI TAYLOR
    executive producers SEBASTIAN OSTSIEKER & MARKUS RACKOW
    co-executive producers NADIR ATTAR & CHRISTIAN GAUS
    producers MILA FRERICHS & STEPHAN DINGER
    co-producer OLIVER DÖRING
    written by MARKUS RACKOW

    TM & Copyright © 2002 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!
    Production-Code #9ABX19




    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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