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...sie erwähnen unsere Kompetenz zu Recht!
  • Voyager9 - 9x25: Die Offenbarung

    Das Finale, Teil 1
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    • TheOssi
    Nach langer Suche und Gefahren finden Janeway und ihre Crew nun endlich heraus, wer für die Abschottung der Föderation verantwortlich ist. - Auf der Suche nach einer Möglichkeit den Untergang der Föderation zu verhindern und das gegenseitige Vertrauen der interstellaren Nachbarn wiederherzustellen, gerät die Voyager in einen lebensgefährlichen Kampf um das Schicksal der gesamten Galaxie...

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    09x25 Voyager9 - Die Offenbarung
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    Prolog

    August 2374
    COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGER
    CAPTAIN JANEWAY
    STERNZEIT 51649,2
    Der Doktor, Commander Cavit und ich machen uns mit einem Shuttle auf den Weg zu einem mysteriösen Planeten in einem Sternensystem, das vier Lichtjahre von uns entfernt liegt. Die Voyager unternimmt während unserer Nachforschungen eine Reise als Handelsschiff. Die friedfertigen Kivonianer haben uns gebeten, ihnen Daten über die Verteidigungssysteme der Kazon zu geben. Im Gegenzug gewähren sie der Crew freien Aufenthalt auf ihrem Planeten. In drei Tagen werden wir uns mit der Voyager treffen und unsere Reise fortsetzen.


    „Glauben Sie das, was die Kivonianer über diesen Planeten gesagt haben?“ fragte der Doktor, während er und Commander Cavit vorne im Shuttle saßen und das kleine Schiff steuerten.
    Cavit, Janeways treuer Erster Offizier, bewegte den Kopf in seltsamen Bewegungen, was seine Unsicherheit ausdrücken sollte. „Nun ja, ich weiß nicht... Sie meinten ja, dass wir in allen Zeiten verschollen sein würden, wenn wir dort hin fliegen. Aber wenn Sie mich fragen: Die Kivonianer sind so gläubig, dass sie bis vor kurzem sogar keinen Widerstand gegen die Kazon geleistet haben, in der Hoffnung, dass ihre ,Schutznachbarn’ sie vor ihnen beschützen. Ich denke, wir sollten auf ihr Urteil nicht allzu viel Wert legen.“
    In dem Moment wachte Janeway auf, die auf einer der beiden Bänke im Hinterraum lag. Müde setzte sie sich auf und rieb sich die Augen.
    „Uah...“, gähnte sie. „Wie lange habe ich geschlafen?“
    „Sechs Stunden. Dieser Schlaf war aber auch bitter nötig. Sie waren völlig überarbeitet, Captain!“ mahnte der Doktor und erhob sich vom Stuhl in Richtung der zweiten Bank. Dort öffnete er einen schmalen Koffer und holte ein wenige Millimeter dickes, silbernes Gerät heraus.
    „Das hier ist eine Holokamera, Captain. Ich habe vor, ein paar Bilder zu ,knipsen’.“
    „Ein neues Hobby?“ fragte der Captain interessiert.
    Sie hatte in den letzten Monaten beobachtet, wie der Doktor immer mehr Persönlichkeit entwickelte. Noch vor einem Jahr war er ein sturer und unfreundlicher Computer gewesen. Langsam aber passte er sich an seine Umgebung an. Das spiegelte sich auch darin wieder, dass immer mehr Crewmitglieder bei Problemen die Krankenstation aufsuchten. Früher hatte jeder selbst mit 42 Grad Fieber den Doktor gemieden, doch das hatte sich geändert. Erfreulicherweise.
    Ebenso erfreulich war, dass sich Cavit langsam eingewöhnte. Der erste Offizier der Voyager wäre fast ums Leben gekommen, als die Voyager vor zwei Jahren in den Delta-Quadranten verschollen ist. Nur durch Glück hatte er überleben können. Nichtsdestotrotz war er ein unliebsamer Geselle für die Maquisecrew, die immer noch einen Störfaktor darstellte. Vor allem dieser Chakotay versuchte ständig, Cavit zu verdrängen, doch es gelang ihm nicht – und Janeway würde das auch nie zulassen. Cavit war unersetzlich, und solch ein verrückter Maquisrebell würde niemals an die Stelle ihres Ersten Offiziers kommen. Niemals. Nie.
    „Ja, Captain, ein neues Hobby!“ riss das MHN Janeway aus ihren Gedanken.
    „Nun, Commander, wie sieht’s aus?“ fragte Janeway ihren Ersten Offizier, um einem längeren Gespräch mit dem Doktor aus dem Weg zu gehen.
    „Nun ja, nicht schlecht. Wir... werden in etwa zwanzig Sekunden am Ziel sein. Sie sind pünktlich aufgewacht, Kathryn.“
    Janeway lächelte. Cavit brachte sie erstaunlicherweise oft zum Lächeln. Er gab ihr Halt, wie einst Mark auf der Erde.
    Plötzlich zitterte das Shuttle.
    „Was ist das?“ fragte der Doktor sofort.
    Cavit schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht... Das Warpfeld ist stabil.“
    Janeway setzte sich an die Konsole, vor der eben noch das MHN gesessen hatte.
    „Ihre Forschungsader?“ fragte Cavit leise.
    Janeway nickte – und lächelte wieder. Cavit ähnelte Mark sehr.
    „Ich scanne merkwürdige... temporale Unstimmigkeiten... das Raumzeitgefüge scheint hier nicht richtig zu harmonieren...“
    Der Doktor kam näher. „Kann das am Warpfeld liegen?“
    Janeway schüttelte den Kopf. „Nein, daran liegt es nicht... die Gondeln sind richtig ausgerichtet.“
    Plötzlich verschwammen die Sterne, die zuvor noch lang gezogene Striche waren, und wurden zu kleinen, weißen Punkten.
    „Die Turbulenzen haben aufgehört... Es lag wohl doch am Warpfeld!“ mutmaßte der Doktor.
    Die Kommandantin schüttelte den Kopf. „Nein, ganz bestimmt nicht. Ich... kann mir das nicht erklären. Die Sensoren empfangen von dem Planeten verschiedene Quellen, um die herum die Zeit... gedehnt zu sein scheint. Wenn das nicht unmöglich wäre, würde ich sagen, wir befinden uns im Zentrum der Zeit...“
    Der Doktor und Commander Cavit sahen sich verwirrt an.
    „Wann war Ihre letzte psychologische Untersuchung, Captain?“ fragte der Doktor.
    „Doktor, ich bin bei bestem Verstand. Diese Werte hier sind derartig anormal... Wir befinden uns in einem Raum, in dem die Zeit nicht synchron mit dem Rest des Universums läuft... Ich kann mir das nicht erklären.“
    Commander Cavit rutschte zu Janeway hinüber. „Darf ich?“ fragte er.
    Janeway nickte und ließ ihn an die Station. Doch auch der Erste Offizier konnte nichts anderes sagen als „Ich kann mir das nicht erklären...“
    Janeway schüttelte in Gedanken versunken den Kopf.
    „Vielleicht hatten die Kivonianer Recht. Sie sagten, wir wären in allen Zeiten verschollen...“
    „Machen Sie mir keine Angst, Captain...“
    „Keine Sorge, Doktor... Die Lösung dieses Rätsels... liegt auf dem Planeten.“
    Mit einem Blick signalisierte sie ihren beiden Offizieren sich bereit zum Beamen zum machen.

    I

    Die Gruppe materialisierte in einer felsigen und stürmischen Umgebung. Es war sehr dunkel, orangefarbenes Licht schien durch die dichte Wolkendecke und ließ die drei Offiziere seltsam fremd erscheinen.
    Janeway begann ein Stück zu gehen, während sie ihren Tricorder öffnete. Plötzlich sah sie nicht mehr das Lebenszeichen von Cavit und die Energiesignatur des Doktors auf dem kleinen Anzeigefeld.
    Ruckartig drehte sie sich um und schrie. Cavit lag blutüberströmt auf dem Boden, vom Doktor oder dem Mobilen Emitter war rein gar nichts zu sehen.
    Sie rannte zu Cavit und plötzlich sah sie ihn und den Doktor vor sich stehen. Sie konnte nicht mehr ausweichen und prallte gegen ihren Ersten Offizier. Doch es war nicht ihr Erster Offizier, es war der Maquisrebell, Chakotay...
    „Was soll das?“ rief sie und sowohl der Doktor als auch der Maquis blickten sie fragend an. Janeway wich wieder ein Stück zurück, und da erschien wieder Cavit.
    „Wir müssen in dieser Entfernung fort fahren!“ rief die Kommandantin. „Irgendetwas stimmt hier nicht...“
    „Ja, das habe ich auch gemerkt. Sie waren gerade verschwunden, Captain...“, berichtete Cavit mit einem entsetzten Gesichtsausdruck.
    „Wir scheinen uns hier in einem Gebiet zu befinden, in dem sich verschiedene Zeitlinien überlagern...“ versuchte der Captain zu erklären. „Vermute ich...“, setzte sie unsicher und leiser hinzu, so leise, dass der Wind ihre Worte übertönte.
    „Gehen wir weiter!“ schlug der Doktor vor und nickend drehte sich Janeway um.
    „Also,... wir müssen alle im gleichen Tempo gehen. Wenn wir uns aus den Augen verlieren, bleiben Sie beide stehen. Ich werde dann einen Schritt zurück oder vorwärts machen. Verstanden?“
    „Ja!“ bestätigte Cavit und der Doktor nickte stumm.
    Janeway ging vorsichtig weiter, hinter sich hörte sie die im gleichen Rhythmus auf den Boden drückenden Schritte. Die Ereignisse gerade hatten sie irritiert. Was war das gewesen? Chakotay ihr Erster Offizier. Was sollte das. War dieser Rebell in einer anderen Zeit ihr Erster Offizier? Befanden sich hier mehrere Teams der Voyager aus verschiedenen Zeitlinien parallel auf dem Planeten? Und warum hatte Cavit tot auf dem Boden gelegen?
    „Ich scanne eine Metallsignatur... zwanzig Meter... in die Richtung!“ Cavit zeigte rechts neben Janeway und die drei Personen machten sich auf den Weg.
    Als sie dort angekommen waren, sahen sie eine Art großer Tür, die Janeway um etwa einen halben Meter überragte und in einen hohen Felshügel eingebaut war. Sie war stark beschädigt und wirkte schon sehr alt.
    „Und? Was ist dahinter?“ erkundigte sich der Doktor.
    Cavit schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht... Auf jeden Fall kommen die Werte aus einem Bereich, der hinter dieser Tür liegt. Aber wie kommen wir da rein?“
    Janeway schien eine Idee zu haben. „Bleiben Sie hier stehen!“ befahl sie. In dem Moment setzte sie sich in Bewegung und verschwand.
    „Wo ist sie hin?“ fragten der Doktor und Cavit im gleichen Moment. Sie sahen sich erschrocken um, blieben aber stehen, wie es ihre Kommandantin befohlen hatte.
    Janeway ging währenddessen immer näher auf die Tür zu. Plötzlich wirkte die Tür sehr neu und intakt. Sie glänzte in dem orangenen Licht, das auf dem Planeten herrschte.
    Sie merkte sich die Koordinaten und die Entfernung zu dem Ort, an dem sie vorher gestanden hatte, speicherte die beiden Daten und ging dann wieder dorthin zurück. Sie hielt die Augen fest geschlossen, aus Angst, das zu sehen, was sich dort veränderte.
    Als sie die Augen wieder öffnete, stand in etwa ein Meter Entfernung der Doktor und neben dem Hologramm Cavit.
    „Hören Sie mir zu! Ich gehe nun acht Meter voraus, also vor die Tür. Wenn ich dort angekommen bin, werde ich versuchen die Tür zu öffnen und dann zu Ihnen zurückkommen. Dann stellen Sie sich vor die Tür, gehen hindurch und warten im Inneren acht Meter von der Tür entfernt. Dann komme ich wieder auf sie zu. Verstanden?“
    Cavit nickte. „Ja, aber was soll das bringen?“
    „Wenn ich mich nicht täusche, wird die Tür dann offen sein und wir im Inneren dieses Gebildes.“
    Der Doktor nickte. „Das hört sich logisch an. Es sollte klappen!“
    „Wenn Sie es meinen, Doktor. Logik war noch nie meine Stärke.“
    „Wir werden Ihr hartes Durchgreifen vielleicht auch noch benötigen, Mister Cavit!“
    Mit diesen Worten ließ sie die beiden Offiziere allein und verschwand wieder.
    „Was wird wohl hinter dieser Tür sein?“ fragte der Doktor, damit sich die beiden die Zeit vertreiben konnten.
    In den vergangenen Jahren hatten sich Cavit und das MHN – wie Cavit den Doktor bis vor kurzem noch genannt hatte - nie hervorragend verstanden. So oder so war Cavit eher ein ungemütlicher Zeitgenosse und konnte nur mit Janeway gut umgehen.
    Wenige Sekunden später erschien Janeway wieder. „Es hat funktioniert. Stellen Sie sich einfach vor die Tür und dann gehen Sie wie gesagt acht Meter hinein. Das Ganze hängt von der Entfernung zwischen mir und Ihnen beiden ab. Also los!“
    Der Doktor und Cavit gingen los. Nach einigen Minuten ging Janeway los und tatsächlich gelang es ihr durch die sich öffnende Tür zu gehen. Majestätisch schob sich der Stahlkoloss beiseite und gewährte Eingang zu einem großen, hell erleuchteten Korridor, der nach unten führte. Ein Brummen war zu hören.
    Mit ihrem Tricorder ging Janeway sieben Meter geradeaus. Doch es hatte nicht geklappt. Sie sah die beiden nach wie vor nicht. Sie ging ein wenig weiter. Waren sie auch weiter gegangen? Was war geschehen?
    Plötzlich standen wieder Cavit und der Doktor vor ihr. Es hatte geklappt, nach mehr als sieben Metern.
    „Nun, jetzt sind wir hier...“, stellte der Doktor überflüssigerweise fest. „Aber was ist das?“
    Janeway zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall müssen wir aber noch wesentlich dichter zusammen bleiben als vorhin. Sonst driften wir wieder auseinander...“
    „Wie Sie meinen...“ Langsam setzten sich Cavit, der Doktor und Janeway in Bewegung. Mit jedem Schritt schien das Brummen lauter zu werden. Immer lauter... lauter... plötzlich waren ganz deutlich Stimmen zu hören... und Geräusche wie Explosionen... und Rauschen. Es war ein wirres Gemisch aus allen nur denkbaren Tönen und Geräuschen, die das Universum wohl bot.
    Und mit den immer deutlicher werdenden Geräuschen veränderte sich auch der Korridor. Er wurde immer breiter, heller und vor allem wirkte er immer ... lebendiger. Tatsächlich bekam man das Gefühl, als sei der Korridor plötzlich lebendig. Es hatte den Eindruck, als gehe eine Art Energie von ihm aus. Man konnte dieses Gefühl nur schwer beschreiben.
    Unter den Füßen der drei Sternenflottenoffiziere vibrierte der Boden. Was war das? Und vor allem stellte sich allen die Frage: Wo waren sie?
    Die Gruppe ging vorsichtig weiter, bis sie erneut vor einer Metalltür zum stehen kam. Das Vibrieren und die Geräusche wurden immer stärker. Offenbar war etwas hinter der Tür. Etwas Großes. Etwas Gefährliches?
    Cavit ging mit seinem Tricorder den Zugang hoch und runter. Er suchte das ganze Schott nach einer Art „Klinke“ ab, doch war dieses Bemühen ohne sichtlichen Erfolg.
    „Nichts. Keine Möglichkeit, dieses Ding zu öffnen!“ stellte er fest, während sich auf seiner Stirn tiefe Falten bildeten.
    Janeway zog ebenfalls das Diagnosegerät – und ihre Pupillen weiteten sich schlagartig, nachdem sie es aktiviert hatte.
    „Mein Gott... Wenn mein Tricorder richtig funktioniert, dann... existiert hier fast keine Zeit mehr... oder besser gesagt läuft sie nur noch sehr, sehr langsam.“
    „Je näher wir dieser Tür oder dem was dahinter ist gekommen sind, desto langsamer läuft scheinbar die Zeit“, bemerkte der Doktor.
    „Und desto gespaltener ist sie. Dieser ganze Planet scheint... das Zentrum unzähliger temporaler Flüsse zu sein. Es ist so, als ob dies der Mittelpunkt des Universums wäre... Der Ursprung der Zeit...“
    Janeway berührte mit ihrer Hand die Oberfläche der Tür. Zu mindestens versuchte sie es, denn es gelang ihr nicht: Ihre Hand rutschte hindurch.
    „Keine Zeit, kein Raum... Logisch, oder?“
    Cavit und der Doktor nickten zustimmend.
    „Wir gehen durch!“ befahl die Kommandantin und die drei setzten sich in Bewegung. Mühelos durchschritten sie die Tür – und kamen auf der anderen Seite wieder heraus.
    Doch was sie dort sahen, war unverständlicher als alles, was sie je zuvor erblickt hatten...

    Eine gigantische, offenbar energetische Kugel mit einem Durchmesser von bestimmt zwanzig oder mehr Kilometern befand sich vor ihnen.
    Und um sie herum waren schwach pulsierende und bläulich leuchtende Wände. Die Kugel schien mit diesen Wänden über bläuliche Energietentakeln verbunden zu sein.
    Eins stand fest: Was auch immer es war, es war nicht natürlichen Ursprungs.
    „Captain!“ rief Cavit, obwohl seine Vorgesetzte genau vor ihm stand.
    „Was ist, Commander?“ fragte Janeway entgeistert.
    „Die Zeit... Sie existiert in diesem Raum nicht...“, setzte er seinen Ausschrei fort.
    „Aber wie können wir dann... uns bewegen? Wie kann dieser Raum existieren?“ fragte der Doktor.
    Janeway ging ein Stück nach vorne. Das MHN und Cavit blieben dort, wo sie waren, sie verschwanden nicht.
    Während die Kommandantin weiter auf die Kugel zuging, sprach sie: „Hier scheint einiges nicht so zu sein, wie es sein sollte...“
    Immer wärmer wurde es in der Nähe der Kugel. Und je näher Janeway kam – ihre beiden Begleiter folgten ihr bereits -, desto deutlicher wurde die Struktur der Kugel. Bilder und Töne und Stimmen, die zu einem unglaublichen Krach verschmolzen, wurden sicht- und hörbar. Menschen waren hier und dort zu sehen, dann Spezies und Raumschiffe, die sie noch nie zuvor gesehen hatte.
    Plötzlich sah Janeway neben sich einen Energietentakel. Er wuchs und wuchs. Erschrocken wich sie zur Seite, bis sie plötzlich erkannte, was der Ursprung dieser Energieabstrahlung war: Es war ein vages Bild von ihr. Es war undeutlich, aber zu erkennen.
    „Captain, was geht hier vor?“ wollte sich der Doktor erkundigen, erhielt aber keine Antwort. Wie gebannt starrten Janeway und Cavit auf die Erscheinung in der Kugel, oder was auch immer es war.
    Da streckte Janeway ihre Hand aus, um den Tentakel anzufassen.
    „Captain, NEIN!“ schrie Cavit.
    Doch Janeway beruhigte ihn. „Es existiert hier keine Zeit. Mir kann nichts passieren.“
    ,Hoffen wir’s’, dachte der Erste Offizier und versuchte sich zu entspannen.
    Die Hand des Captains näherte sich immer mehr dem Tentakel. Da berührte die Fingerspitze ihn – und es fühlte sich warm und fließend an. Es war ein Gefühl der Ruhe. Janeway konnte es sich nicht erklären. Es war so, als ob sie zweimal existierte. Sie hatte das Gefühl, all dies schon zu kennen. Und zu wissen, was gleich passieren sollte, je weiter sie sich dem Ende des Tentakels näherte.
    Cavits Tricorder begann wild zu piepsen.
    Janeway zog ihre Hand zurück. Schnell rannte sie über den felsigen Boden zurück zu ihren beiden Offizieren.
    „Die Zeit scheint wieder zu existieren... Sehen Sie sich diese Werte an... Die Sekunden rasen nur so vorbei!“
    Die Kommandantin nickte, während sie auf den Tricorder ihres Ersten Offiziers blickte.
    „Sehen Sie sich die Wände an...“, sagte sie, den Kopf nach oben gerichtet, „Wir bekommen Besuch.“
    Plötzlich löste sich ein Teil der Wand ab. Es handelte sich um blau funkelnde Energie, die, je näher sie dem Boden kam, humanoider wurde.
    Auf dem Boden angekommen, bildete sich ein humanoid wirkendes Wesen, allerdings mit mehreren Beinen und ohne richtige Oberfläche. Es war einfach eine Art blau glühendes Energiewesen.
    Cavit wich erschrocken zurück und zog seinen Phaser.
    Janeway sprang ihn an, doch in dem Moment löste sich bereits der Schuss. Vor Schreck hatte Cavit die Auslösetaste betätigt.
    Das Wesen wurde durchschossen. Und plötzlich vibrierte alles um das Außenteam herum. Und die Zeitanzeige auf Cavits Uhr begann zu rasen. Stunden vergingen wie Sekunden... bald Tage wie Sekunden...
    Auf Janeways Haut bildeten sich Falten, ebenso auf Cavits.

    Das Wesen sprang hoch und kam nahe Cavit zu Boden. Mit einem seiner Arme holte es aus und versetzte ihm einen Schlag, der ihn mehrere Meter weit schleuderte.
    Stöhnend brach Janeways Erster Offizier zusammen.
    Als nächstes brach durch einen weiteren Schlag die Matrix des Doktors zusammen. Der Mobile Emitter fiel zischend zu Boden. Offenbar war er überladen worden.
    Janeway rannte fort. Ihr blieb nur eine Möglichkeit. Während das Wesen auf sie zustampfte und unter ihm Steine verbrannten, zog sie ihren Phaser. Sie justierte ihn auf einen Breitbandstrahl – und feuerte.
    Das Wesen wurde aufgelöst – und... plötzlich...
    Chakotay, der Doktor und Janeway sahen sich hektisch um. Sie mussten fliehen, ehe noch mehr Wesen ankommen würden.
    Die drei rannten los und schafften es in den Korridor, der zur Planetenoberfläche führte.
    Janeway rannte mit, aber sie war nicht richtig bei Verstand. Und auch Chakotay schien verwirrt zu sein.
    Etwas war geschehen. Janeway erinnerte sich immer stärker, mit jedem Schritt, den sie sich von der Energiekugel entfernten, an ihren ehemaligen Ersten Offizier Commander Cavit. Warum?
    Warum beschlich sie das immer stärker werdende Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war? Dass Chakotay nicht da sein sollte...
    Alles schien auf eine einzige Möglichkeit hinauszulaufen. Sie hatten die Zeit verändert... Eine bestimmte Zeit... zerstört...

    II

    Jahr 2379
    COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGER
    CAPTAIN JANEWAY
    STERNZEIT 56853,4
    Die Voyager hat den Auftrag bekommen, in Richtung der neutralen Zone der Romulaner aufzubrechen. Den knappen Informationen zufolge, sollen wir auf einer intergalaktischen und heruntergekommenen Handelsbasis einen Informanten abholen, der vorgibt, Informationen über die so genannte ,Transgalaktische Union’ zu haben.
    Währenddessen sind die Saurianer aus der Föderation ausgetreten. Sie sind bereits das sechste Mitglied, das unseren Völkerbund ruckartig und ohne eine Begründung verlässt.


    Die Krankenstation war matt erleuchtet, schließlich war es Nacht an Bord es Schiffes, auch wenn es sich bei „Nacht“ nur um einen Status oder einen Zeitpunkt handelte, an dem in der Erdzeit Nacht war und die meisten Offiziere schliefen.
    Der Doktor sah an seinem Schreibtisch einige Berichte durch und hörte nebenbei eines seiner selbst aufgenommenen Opernstücke. Immer wieder überraschte ihn der gewaltige und schöne Klang seiner Stimme. Bald würden noch mehr Menschen sich daran erfreuen können. Vielleicht jedenfalls.
    In dem Moment wurde das Licht hell, da Reginald Barclay hereinkam.
    „Doktoar? Doktooor...“ fragte er wehleidig, während er seinen Arm hielt. Blut tropfte auf den Teppichboden.
    Der Doktor stand auf und sah sich den Boden an. „Wenn der Korridor auch so aussieht, weiß ich schon, was in die nächsten Wochen ihre Aufgabe sein wird!“
    „Danke für ihr Mitleid, sie arrogantes Hologramm!“
    „Ich verbitte mir diesen Ton, Reg! Ich kann unser Golfspiel auch stornieren!“
    „Ich werde sowieso nicht Golf spielen können, wenn Sie meinen Arm nicht retten...“
    Der Doktor seufzte. „Setzten sie sich auf die Liege dort!“ befahl er und schob den kleinen Wagen mit den medizinischen Geräten näher heran. „Na, was haben wir denn gemacht?“ fuhr er wie ein guter alter Doktor fort.
    „Fähnrich Jig’Tal wird sich glücklich schätzen können, wenn sie noch ein Weilchen Fähnrich ist! Diese Katzenfrau, oder wie auch immer ihre Spezies heißt, spinnt total! Nur weil ich ihr aus Versehen eine Schnurrharrborste verbogen habe, nimmt sie einen Laserschneider und hält auf meinen Arm! Ich dachte, ich drehe durch vor Schmerz!“
    Der Doktor hob eine Augenbraue, während er die Daten auf dem Tricorder sich ansah. Gerade vor zwei Tagen waren die neuen Modelle an Bord eingeführt worden. Die neuen Tricorder waren flach, und wurden nicht mehr zusammen geklappt. Mit einem Touchscreen als einzige Eingabequelle ausgestattet waren sie wesentlich komfortabler und konnten vor allem bessere Grafiken anzeigen.
    „Soweit ich das sehen kann, wurden gerade mal ihre Haut und ein wenig Fleisch getroffen. Das Blut tropft heraus, weil unglücklicherweise eine Arterie getroffen wurde, die gerade jetzt geschlossen wird.“ Er zeigte dem Chefingenieur das Video mit Blutplättchen, die sich zu einem Notgewebe zusammenschlossen.
    „Sind das meine Blutteilchen?“
    „Blutplättchen, ja. So... ich denke, wir müssen amputieren.“ Der Doktor wirkte bei diesen Worten sehr ernst.
    Für Barclay zu ernst. So ernst, dass der Chefingenieur besorgt und vor Aufregung stotternd fragte: „Wa-was?“
    „Reg, warum stottern Sie denn? Sie haben doch zwei Arme!“
    „Das ist ein Scherz, oder?“
    Der Doktor ließ die Frage offen, als Chakotay eintrat.
    „Ah, Commander...“, begrüßte der Doktor den Ersten Offizier. „Was kann ich für Sie tun!“
    „Hallo Doktor“, erwiderte Chakotay den Gruß und sagte dann zu Barclay gerichtet, „Reg!“
    Barclay hatte sich mit Chakotay, Harry und dem Doktor auf eine vertrauliche Anrede geeinigt. Immer schneller gewöhnte sich Barclay nun an die Voyager. Vor allem seine Beziehung mit Tema’na schien ihm überraschenderweise den Zugang zur Crew zu erleichtern. Er passte sich allmählich an das Dasein als normaler und ausgeglichener Mensch an.
    „Gehen wir in Ihr Büro?“ fragte der Erste Offizier und der Doktor nickte. Die beiden ließen einen vor Angst fast wimmernden Barclay zurück.
    „Setzen Sie sich, Commander!“ schlug der Doktor vor und die beiden setzten sich auf die bequemen Stühle im Büro des Doktors.
    „Doktor... Ich habe Ihren Antrag durchgelesen. Es ist sicherlich ein tolles Angebot für Sie, an der Oper in Sydney als Tenor angeheuert zu werden, aber... ich frage mich, ob es klug ist, dieses Angebot auszuschlagen. Sie müssen sich entscheiden, ob Sie als Leitender Medizinischer Offizier an Bord der Voyager oder als Sänger arbeiten wollen. Beides geht nicht. Und Ihr Vorschlag, dass Sie im Notfall auf die Voyager per Subraumdatenübertragung transferiert werden... nun ja, ich glaube kaum, dass das sinnvoll ist. Oder würden Sie gerne mitten im ,Phantom der Oper’ unterbrochen werden?“
    Die Mimik des Doktors verdeutlichte seine Niedergeschlagenheit. Er hatte sich sehr gefreut, an einer so renommierten Oper arbeiten zu können. Doch er wollte die „Familie“, wie Janeway die Crew der Voyager immer nannte, nicht auch noch verlassen. Er war hier „aufgewachsen“, man hatte ihn hier sich selbst entfalten lassen. Diese Menschen, Vulkanier und alle anderen waren seine Freunde. Sie waren Vertraute, die ihm weitaus mehr wert waren als ein Platz auf der Bühne. Selbst das Gefühl des Triumphes, wenn ihm Applaus entgegenschallen würde, konnte nicht seine Heimat ersetzen.
    Ja, die Voyager war seine Heimat.
    „Sie haben Recht, Commander... Es wäre unklug, dieses Angebot anzunehmen. Vergessen wir das!“
    „Doktor, ich will Ihnen nicht die Erfüllung Ihres großen Traumes verbieten...“
    „Nein, das tun Sie nicht. Mein Traum ist schon lange in Erfüllung gegangen. Ich war nur ein Hologramm, aber jetzt werde ich von Ihnen allen als Mensch anerkannt. Sie haben mir mehr gegeben, als ich verdient habe.“
    Chakotay wollte noch etwas darauf erwidern, wurde aber von Janeways Komstimme unterbrochen. „Alle Führungsoffiziere sofort auf der Brücke melden!“
    Ohne ein weiteres Wort verließ der Erste Offizier der Voyager die Krankenstation.

    Wie es für ihn üblich war, nahm er sofort nach Betreten des sonderbaren Ortes einen tiefen Atemzug. Worf mochte dieses Prozedere. Dieses kurze Schnappen nach Luft verriet ihm mehr über einen Ort als man mit einem Tricorder scannen würde. Es lag wohl an dem speziellen Metabolismus, den die Klingonen besaßen. Jeder Ort hatte seinen bestimmten Geruch, ein eigenes Aroma, was zu einer ganz speziellen Atmosphäre führte. Anhand dieses Ersteindruckes konnten Klingonen wie Worf sehr schnell ein stabiles Bild der derzeitigen Lage machen. Es war wohl so eine Art sechster Sinn für einen Klingonen oder etwas in der Art, zumindest hatte sich Worf bei seinen Einschätzungen noch nie geirrt.
    Und heute? Heute war er verwirrt, denn sein Geist, der den Geruch verarbeitete, reagierte nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte.
    Als er nach langem Suchen diesen Ort, diese gewaltige Stadt im Weltraum, die alle bisher bekannten Dimensionen sprengte, gefunden hatte, hatte er sich mental schon auf einen Konflikt vorbereitet. Wenn er ehrlich war, war er schon seit Tagen auf einen gewaltsamen Zusammenprall vorbereitet. In dem Moment, in dem ihn der Geheimdienst der Föderation angesprochen und zwangsrekrutiert hatte, war Worf klar gewesen, dass es zu einem Kampf kommen würde. Auf dieser Erkenntnis, die einer Erleuchtung gleichkam, hatte er seinen ganzen Plan abgestimmt. Er hatte damit gerechnet, dass er sich nur mit Gewalt Zugang zu dieser Anlage hätte verschaffen können, die angeblich das Herz dieser ominösen Transgalaktischen Union war. Ein Bündnis, über das die Föderation rein gar nichts wusste, dass aber mutmaßlich mit dem seltsamen Verhalten anderer Spezies in Zusammenhang stand. So viele Völker wie die Klingonen, Romulaner, Talwikc und andere hatten sich ohne Begründung von der Föderation abgewandt und in ihrem Territorium verschanzt. Bei der Untersuchung der einzelnen Nachrichtenfragmente, die die Sternenflotte von diesen Völkern hatte abfangen können, war immer ein Wort aufgetaucht: Transgalaktische Union. Offenbar eine mächtige neue Fraktion, doch wenn sie so mächtig war, wieso fiel sie der Föderation erst jetzt auf? Ein so großer Staat konnte schließlich nicht mitten aus dem Nichts auftauchen. Und wieso schloss diese neue Union Verträge mit allen möglichen Völkern, nur nicht mit der Föderation? Diese Fragen hatte es zu klären gegolten und innerhalb der letzten Wochen hatte Worf immer wieder kleine Erfolge verbuchen können, bis er schließlich hierher gekommen war, da angebliche Herz der Transgalaktischen Union. Kurz vor seinem Eintreten in diesen Ort, von dem alle Bewohner der Weltraumstadt, die sich aus Vertretern aller möglichen Völker zusammenstellten, sagten, es wäre der Senat, hatte der Klingone noch einmal eine womöglich letzte Nachricht an die USS Voyager gesendet, dem Schiff, dass ihn an den Anfangspunkt dieser Mission gebracht hatte. Abermals sog Worf etwas Luft ein, überprüfte noch einmal sein überraschendes Ergebnis, welches sich auch weiterhin nicht änderte. Er hatte tatsächlich erwartet, dass er keine weitere Gelegenheit erhalten würde, Captain Janeway eine Nachricht zu kommen zu lassen. Auf seinem letzten Flug hatte sich der ehemalige Offizier der Enterprise und von Deep Space Nine noch einmal der intensiven Meditation hingegeben. Er hoffte, dass seine Arbeit wertvoll genug war, um ins Sto´vo´kor zu gelangen, dem klingonischen Kriegerhimmel, in den nur die ehrenhaften Klingonen gelangten.
    Doch all seine Erwartungen wurden ad absurdum geführt, als sein Verstand ihm sagte, dass an diesem Ort, diesem Senat, ihn kein Kampf und folglich kein Tod erwarten würde, sondern Frieden. Freiheit. Und Erleuchtung. Diese Empfindungen beunruhigten ihn und machten seinen Schritt unsicher. Vorsichtigen schritt er durch die großen Hallen, obwohl eine Stimme in seinem Hinterkopf ihm sagte, dass es keinen Grund zur Beunruhigung geben würde. Nirgendwo sah er eine Wache, nirgendwo sah er Chaos. Er sah nur zufriedene Anhänger verschiedener Völker, die zu mehreren Orten strömten. Er beschloss, einem der Ströme zu folgen und so die Erkundung fortzuführen. Die Massen brachten ihn in eine Halle, einen Saal, den er in seiner Gewaltigkeit noch nie gesehen hatte. Wie konnte eine solche Konstruktion nur möglich sein, fragte er sich instinktiv, als er versuchte, nach einer Decke Ausschau zu halten, die er nicht erblicken konnte. Viel zu spät bemerkte Worf, dass er vor Staunen seinen Mund offen hatte, eine Reaktion, die doch gar nicht so recht zu ihm passte.
    Nur Götter können eine solche Anlage konstruieren! fuhr es ihm durch den Kopf.
    Und dann entdeckte er oben etwas. Dort oben verharrte, ohne von etwas getragen zu werden, ein riesenhaftes Wesen. Worf trat näher, um es noch besser sehen zu können, um einen Bericht über diese Spezies, die er noch nie gesehen hatte, abliefern zu können. Doch es war ihm nicht möglich. So sehr er sich auch anstrengte, ihm war es nicht möglich, dieses Geschöpf zu beschreiben. Es schien... Tentakel zu haben, die sich mythisch, ja geradezu elegant zu bewegen schienen und seine Haut... war es überhaupt Haut? Sie hatte einen bläulichen Schimmer, aber woraus bestand sie? Plötzlich hörte er eine Stimme in seinem Kopf, eine Stimme, die so sanft und vertrauensvoll war, dass er nicht vor ihr zurückschreckte.
    „Qua´plah, Worf, Sohn von Mogh.“
    Kurz sah sich Worf, der wie gefangen von dieser Stimme war, um. Auf einmal war er ganz allein. Niemand anderes schien sich mehr an diesem Ort aufzuhalten. Und plötzlich schien er sich sogar nicht mehr in diesem Senat zu befinden, sondern an einem Ort völliger Dunkelheit. Nur er selbst und dieses seltsame Wesen schienen von einem hellen Schein beleuchtet zu werden. Der Klingone sah dieses Wesen an und fragte:
    „Woher kennst du meinen Namen?“
    „Ich kenne alle Namen“, antwortete das Wesen und es lag eine solche Weisheit in seiner Stimme, dass Worf ihm einfach glaubte.
    „Wer bist du?“ erschien ihm die nächste logische Frage und er formulierte sie.
    Statt einer Antwort senkte sich das Wesen langsam gen Boden herab. Es veränderte sich, schien auf einmal Gestalt zu werden, um besser mit Worf kommunizieren zu können. Langsam entstanden Beine, ein Oberkörper, Arme und als sich schließlich sein Gesicht herausbildete, sank Worf wie in Trance zu Boden.
    „Kahless, der Unvergessliche!“ flüsterte Worf erstaunt und wagte es nicht, aufzusehen, so als würde ein direkter Blickkontakt mit dem Vater aller Klingonen nicht angebracht zu sein.
    „Ich sehe, du erkennst mich“, antwortete der Klingone und lachte. Es war dieses Lachen, welches für Klingonen so üblich war: schallend und aus vollstem Kriegerherzen.
    „Kann es einen Klingonen geben, der dich nicht erkennt?“ fragte Worf und sah immer noch nicht auf. „Ich lebe dafür, um deinem Vorbild nachzueifern. Ich habe zu Hause...“
    „Eine Statue, die mich beim Kampf mit meinem Bruder Molor zeigt“, komplettierte Kahless den Satz und klang sogar stolz darauf, einen Weg in die Herzen der Klingonen gefunden zu haben. „Du hast deinem Sohn Alexander oft von diesem Kampf erzählt. Vom Sinn der Ehre und Loyalität.“
    „Du weißt Bescheid?“ fragte Worf und dabei zitterte seine Stimme, abermals eine Reaktion, die ihm noch nie zuvor geschehen war. Er kam sich wie ein kleines Kind vor, solch eine Ehrfurcht hatte er vor dieser Person. Fast zuckte er zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter vernahm. Er sah sie an und Kahless bedeutete ihm aufzustehen. Zaghaft, fast verschämt, erhob sich Worf und blickte nun seinen Gott an.
    „Ich bin Kahless, der Unvergessliche“, beantwortet der Klingone die Frage mit Verzögerung.
    „Es ist unglaublich, “ stammelte Worf, „all die Legenden, all die Mythen, sind wahr! Nicht, dass ich oder ein anderer Klingone daran gezweifelt hätte, aber... was werden nur all die anderen sagen? Die Föderation wird...“
    „Nur ruhig, mein Sohn. Die Föderation weiß Bescheid.“
    Ein Fenster schien sich zu öffnen und Worf spähte hindurch. Es schien, als würde Worf in die Geschehnisse des Senats reinblicken. Deutlich erkannte er nun die Spezies:
    Ein Mensch, der sich seinem Gott gegenüber sah.
    Ein Rolisaner, der vor Krod niederkniete und ihm für das Leben dankte.
    Ein Vulkanier, der, ganz untypisch für ihn, in Freudentränen ausbrach, als er mit Surak selbst über die Vorzüge der Logik diskutierte.
    Ein Cardassianer, der mit Galor sprach und dabei immer weiser zu werden schien.
    Jede einzelne Spezies schien seinem persönlichen Gott zu begegnen.
    „Wer seid ihr?“ fragte Worf noch einmal, auch wenn ihm diese Frage überflüssig schien.
    „Ich bin Gott“, antwortete Kahless ihm. „Ihr mögt mich Kahless nennen, die Romulaner nennen mich Talanmar, die Menschen der Herr, aber trotzdem bin ich ein und derselbe. Es gibt keinen Gott außer Gott. Ich habe beschlossen, mich euch nun sichtbar zuzuwenden.“
    „Um was zu tun?“
    „Um dich, euch, alle intelligenten Wesen der Galaxie Erlösung zu bringen. Und Frieden.“
    Das Fenster schloss sich wieder und Worf schaute wieder Kahless an.
    „Ich frage dich, Bruder Worf, “ fragte der Mann, der vor über 1000 Jahren das klingonische Reich gegründet hat, „willst du wie all die anderen hier mir helfen, dieses Ziel zu erreichen?“
    Worf musste nicht lange überlegen. Er antwortete voller Stolz mit dem einzig vernünftigen Wort:
    „Ja!“

    III

    „Wir nähern uns diesem Schrotthaufen, Ma´am!“ meldete Harry.
    „Das Wort habe ich überhört!“ meinte Janeway humorvoll, denn ihr fiel für diese marode Raumbasis auch kein besseres Wort ein, als Schrotthaufen. Vielleicht Mülldeponie? Nein, das wäre auch nicht viel passender.
    Auf dem Hauptschirm sah man eine nicht sehr stabil wirkende, riesige Raumbasis. Sie war stellenweise weinrot, dann mal grau oder in einem dunkeln Ocker gehalten, manche Teile blitzten gold oder silbern, viele Lampen waren an ihr angebracht. Es herrschte ein reger Schiffsverkehr in ihrer Umgebung, bestehend aus ähnlich angeschlagenen Schiffen, die sich durch die, wegen ihres langen Betriebes, entstandene Mängel auszeichneten. Eines der Schiffe zog sogar eine lange Plasmaspur hinter sich her, so sehr beschädigt war es.
    Viele Schiffe waren offenbar in Gefechte verwickelt und wohl nur notdürftig repariert worden. Man konnte jenen Ort ohne weiteres als das größte Zentrum von frei herumlaufenden Verbrechern in der ganzen Galaxis bezeichnen.
    Chakotay kam in dem Moment aus dem Turbolift und riss Janeway aus ihren Gedanken. „Was ist los?“
    Der Captain drehte sich um und verfolgte ihn mit ihrem Blick, während er zu ihr herunterkam. „Wir sind da!“ antwortete sie und tippte direkt danach auf ihren Kommunikator. „Janeway an Maschinenraum!“
    „Fähnrich Jig’Tal hier, Captain! Was kann ich für Sie tun?“
    „Wo ist Mister Barclay?“
    „Dieser ... rücksichtlose und tollpatschige Mensch ist auf der Krankenstation!“
    Tema’na drehte sich auf ihrem Sessel um und sah Janeway mit einem fragenden Blick an.
    Diese zuckte nur mit den Schultern. „Na gut, dann leiten Sie das Gespräch bitte zu ihm um!“
    Wenige Sekunden später war Barclays Stimme auf der ganzen Brücke zu hören. „Äh, ja-a? Barclay hier... Ah, Doktor...“
    „Was ist passiert?“ erkundigte sich Janeway, wissend, dass Tema’na die Antwort auf diese Frage erfahren wollte.
    „Sagen wir’s so: Es gab eine kleinere... Meinungsverschiedenheit im Maschinenraum.“
    „Ah, ich verstehe. Nun, ich wollte mich erkundigen, ob ihre Sensortarnung funktioniert. Wir sind im Bereich der Neutralen Zone...“
    „Ja, Captain. Sie funktioniert einwandfrei. Von großer Entfernung kann uns kein romulanisches Schiff entdecken!“
    „Sehr gut, Jane... - Ach ja, gute Besserung, Janeway Ende!“ Sie beendete die Verbindung und wandte sich an Harry. „Können Sie unseren Informanten lokalisieren?“
    Harry tippte ein wenig auf seiner neuen Konsole herum, die nur zwei Millimeter dick war und aus einem durchsichtigen Material bestand. Es handelte sich hierbei um die modernste Sternenflottentechnik, und die Voyager wurde als Versuchsobjekt dafür benutzt. Die neuen Konsolen sparten Platz und ließen die ganze Brücke wesentlich futuristischer und moderner wirken. „Ich habe ihn entdeckt. Er befindet sich – wie vereinbart – auf einem der letzten Decks. In einem... der nicht mehr genutzten Frachträume, wie es aussieht.“
    Janeway nickte. „Gut, wir stellen zwei Außenteams zusammen! Chakotay: Sie, Fähnrich Jig’Tal und Tuvok begeben sich auf eines der obersten Decks. Ich möchte, dass Sie sich dort mal umhorchen und sehen, ob dort irgendetwas Gebräuchliches zu erwerben ist. – Ich, Tema’na, Annika und Harry treffen unseren ,Freund’!“
    Tuvok brüstete sich auf. „Ich protestiere, Captain! Ihre Sicherheit ist so nicht gewährleistet. Die Logik gebietet, dass ich Sie begleite!“
    Die Kommandantin dachte kurz nach. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber Sie haben Recht, Tuvok! Einverstanden, Annika, Sie schließen sich ihrem Ehemann an, Tuvok wird uns an Ihrer Stelle begleiten. Harry, Sie bleiben an Bord und haben das Kommando!“
    „Verstanden!“ Harry hatte sich eigentlich schon gefreut, „an vorderster Front“ dabei sein zu dürfen.
    „Noch Fragen?“
    Chakotay nickte. „Warum sollen wir Fähnrich Jig’Tal mitnehmen?“
    Janeway schmunzelte ein wenig, weil sie genau wusste, dass ihr Erster Offizier die exzentrische Außerirdische lieber mied. „Sie ist Spezialistin hierfür. Sie hat die ersten Jahre auf einer solchen Basis gelebt. Außerdem sind dort viele Katzenfrauen wie sie als verbrecherische Händlerinnen unterwegs. Vielleicht wird sie Ihnen nützlich sein. Ach ja...“ Chakotay und Annika machten sich bereits auf den Weg. „Bewaffnen Sie sich, wir wissen nicht, was uns dort erwartet.“
    Die beiden nickten, ehe Sie im Lift verschwanden und Chakotay per Kommunikator Fähnrich Jig’Tal aufforderte, Transporterraum Zwei aufzusuchen.
    „Tema’na, Tuvok: Kommen Sie?“
    Die beiden biologischen Vulkanier verließen ihre Konsolen und folgten ihrem Captain in den zweiten Turbolift.

    Während Sie zum Transporterraum Vier fuhren, fragte Tema’na: „Warum haben Sie mich für dieses Außenteam ausgewählt.“
    Janeway zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht genau, aber ich habe das Gefühl, dass es besser ist, wenn auch eine Romulanerin dabei ist.“
    Ehe es zu einem Streitgespräch kommen würde, stellte Tuvok seine wichtige Frage. „Was wissen wir über diesen Informanten?“
    Der Captain atmete tief ein und seufzend wieder aus. „Es wäre gelogen, wenn ich behaupte, dass wir überhaupt etwas über ihn wissen. Angeblich ist er eine Art von Privatspion, den die Föderation engagiert hat. Ich weiß nur so viel: Er ist kein Mensch...“ Und mit einem Blick auf Tema’na fügte sie noch hinzu: „... und kein Romulaner.“
    In dem Moment fiel ihr auf, dass Tema’na ein ganzes Stück größer als sie war. Zum ersten Mal kam es ihr so vor, als ob Tema’na ein richtiges Mitglied ihrer Crew war. Endlich schien sich die Romulanerin eingelebt zu haben. Und die nächsten Jahre dürften sicherlich sehr interessant werden.

    Das Außenteam um Chakotay, also er selbst, Annika und Fähnrich Jig’Tal materialisierte in einem dunklen Gang. An den Wänden hallten die Geräusche von Marktschreiern wieder, deren Sprache der Universaltranslator, eingebaut im Kommunikator, nicht übersetzen konnte.
    Auch der Gang zeugte von den extrem extraterrestrischen Einflüssen dieser abgelegenen Station. Der Gang war gelblich und nur sehr schwach beleuchtet, in einer Ecke lag ein entweder totes oder stark angetrunkenes Wesen, das im Entferntesten an einen Humanoiden erinnerte. Es hatte eine silbern glänzende Haut und eine Art von Flossen. Richtige Beine waren nicht zu sehen, dafür aber sechs spinnenbeinartige Gliedmaßen.
    „Was ist das?“ fragte Chakotay Jig’Tal, die ihren Phaser im Gegensatz zu Chakotay und Annika noch nicht gezogen hatte.
    „Keine Sorge. Das ist ein... nein, sie würden den Laut sowieso nicht verstehen. Auf jeden Fall ist diese Spezies völlig ungefährlich. Sie leben nur nachts. Nachts sind sie allerhöchstens gefährlich. Soweit ich weiß sollen sie nachts auf der Suche nach Nahrung sein. Sie fressen gerne Knochenmark...“
    Chakotay und Annika blickten sie an. „Und welche Tageszeit haben wir im Moment?“ fragte Annika.
    „Das ist auf solchen Stationen nicht geregelt. Ich denke, er wird sich hier für Tag oder Nacht von selber entscheiden.“
    „Das ist ja... sehr beruhigend“, meinte Chakotay.
    „Dort entlang!“ Annika zeigte in die entgegengesetzte Richtung, weg von dem schlafenden Wesen.
    „Wo geht es dort hin?“ fragte ihr Mann.
    „Zum Basar. Dort, wo sich zweiundachtzig Prozent der Stationsbevölkerung ständig aufhält. Hier herrscht eine Kriminalitätsrate von Siebenundachtzig Prozent.“
    „Das heißt nahezu jeder ist hier ein Verbrecher...“, stellte Chakotay fest.
    „Es kommt darauf an, wie sie ,Verbrechen’ definieren“, erklärte Jig’Tal. „Es geht hier nicht nur um ihre so genannten Kapitalverbrechen. Hier sind Menschen so selten wie ein gutes Essen bei Chell.“
    „Also kommen hier gar keine Menschen hin?“ hakte der Erste Offizier nach.
    „Nein. Menschen sind hier im Übrigen nicht erwünscht. Wenn ich Sie wäre, würde ich versuchen, den Phaser nicht zu benutzen. Der Strahl könnte schneller nach hinten losgehen als sie denken...“
    „Ich habe ja nichts gegen fremde Kulturen, aber das hier ist mir ein wenig zu fremd...“ Chakotay verspürte in der Magengegend ein unangenehmes Gefühl.
    „Halten Sie sich einfach an mich. Dann wird Ihnen nichts passieren. Oder vertrauen sie mir nicht, Commander?“
    „Doch, auf jeden Fall! Gehen wir?“

    Das andere Außenteam materialisierte in einem noch dunkleren Bereich der Station. Janeway, Tuvok und Tema’na fanden sich umgeben von meterhoch gestapelten Kisten. Es roch verdorrt, einige Fässer waren ausgelaufen und umgekippt, Müll und Schrott lag in den Ecken und auf dem Boden verstreut.
    Jener Frachthangar maß ohne weiteres achtzig Meter in der Höhe. Achtzig Meter voller alter Fracht und Zeugnisse einstiger Verbrechen im dreckigen Untergrund der Station.
    „Hallo?“ rief Janeway. Sie rief, obwohl sie sich… beobachtet fühlte. Doch sie waren definitiv allein. Auf Tuvoks Tricorder sah man deutlich, dass sich in der gesamten Frachthalle niemand befand. Sie war verlassen und dunkel. Zwei gefährliche Eigenschaften.
    „Hier bin ich...“, sprach eine tiefe, heiser klingende Stimme.
    Die drei Offiziere drehten sich ruckartig in die Richtung um, aus der das Geräusch kam. Man sah nur einen seltsam geformten, matten Schatten, der sich kaum von der dunklen Umgebung abhob.
    Die Furcht stand in Janeways und Tema’nas Augen gestanden. Tuvok blieb – wie auch nicht anders zu erwarten war – besonnen.
    „Ich sehe Sie nicht...“, stammelte die Kommandantin der Voyager unsicher.
    Stille.
    „Es ist besser für Sie, mich nicht zu sehen. Meine Rasse ist Ihnen unbekannt, Captain!“
    „Ich rede lieber mit jemandem, den ich auch sehen kann“, entgegnete Janeway.
    „Es ist besser für sie, mich nicht zu sehen“, kam die Antwort.
    Sollte das ein Versteckspiel sein. Schon jetzt war Janeway all dies nicht geheuer. Wer war dieser Informant?
    „Wer hat Sie geschickt?“ fragte sie.
    „Der Klingone. Und ich selbst.“
    „Warum?“
    „Weil es nötig ist.“
    Sollte das eine Antwort sein? Janeway hob, wie eine Vulkanierin, ihre rechte Braue. So konnte das Gespräch nicht weiter gehen. Sie brauchte Antworten.
    „Was können Sie mir über diese Union... diese Vereinigung... sagen?“ stieß der Captain zum eigentlichen Thema vor.
    „Die Union ist nicht das eigentliche Problem.“
    „Was dann?“
    „Es sind ihre Anführer. Ihre Demagogen.“
    „Welche Demagogen?“ Janeway verstand nicht, was der Informant, der sich noch tiefer hinter Kisten und Container zurückgezogen hatte, meinte.
    „Gott.“
    Ein Wort. Aber keine Antwort. Gott? Das „Gespräch“ nahm eine überraschende Wendung. War der Informant etwa ein religiöser Fanatiker.
    „Was soll das hier sein? Muss ich Ihnen alles aus der Nase ziehen?“ Janeway war verärgert, Tema’na seufzte leise, Tuvok rührte sich nicht. Doch man sah ihm an, dass er ebenso neugierig war, wie seine Vorgesetzte.
    „Meine Spezies verfügt über keine Nase.“
    ,Na prima, jetzt auch noch Sarkasmus’, dachte Janeway. Das zögerte das Ganze noch weiter hinaus.
    „Ich bin nicht gekommen, um noch mehr Rätsel und Mysterien mitgeteilt zu bekommen. Ich will...“
    „Antworten!“ beendete der Informant Janeways Forderung, „Nicht wahr?“
    „Ja, woher wissen Sie das?“
    „Weil ich einen Teil der Zeit gelesen habe. Ich weiß genau, welche Richtung dieses Gespräch einschlägt. Ich weiß auch, dass sie sterben werden. Und dass Sie das Zentrum sind. Der Auslöser. Der Funken im Pulverfass, wie sie es sagen würden. Sie, Captain Kathryn Janeway, werden Unheil über diese Galaxis bringen.“
    „Ich? Warum?“ Janeway lief ein Schauer über den Rücken. Ihre feinen Nackenhaare sträubten sich. Was hatte das mit ihr zu tun? Oder... Vielleicht machte es doch Sinn.
    Hatten die Fremden, die vor zwei Wochen das Holodeck mit der „Titanic“-Simulation belagert hatten, es wirklich auf sie abgesehen. Hatte die Transgalaktische Union sie geschickt, um den Auslöser, den Funken zu töten?
    „Glauben Sie mir: Es ist besser, wenn Sie es nicht wissen.“
    „Das sagen Sie schon zum dritten Mal. Ich will endlich wissen, was hier gespielt wird.“ Janeways Stimme wurde streng und proportional dazu lauter.
    „Es wäre viel einfacher, wenn Sie alles wüssten.“
    „Dann sagen Sie mir alles!“
    „Dann würden Sie aber erkennen, dass Ihre Mission, Ihr Leben, einfach alles... bedeutungslos ist. Ohne Inhalt. Leer. Ein einziges Spiel. Sie sind die Figur, und Gott ist das Glück, das Schicksal und jeder der beiden Spieler zusammen.“
    „Wer ist Gott?“ fragte Janeway provokant. In ihrem Kopf schwirrten nur noch Fragen herum. Es ergab alles keinen Sinn. Was sollte dieses Gerede von Gott?
    „Gott. Hat Ihre Spezies keinen Gott?“
    „Doch.“
    „Sehen Sie. Und bestimmt hat Ihre säkularisierte Spezies den Glauben an ihn schon lange abgelegt.“
    „Größtenteils ja“, bestätigte Janeway.
    „Das wird sich schon bald wieder ändern. Bald herrscht Krieg, Leid, Tod.“
    „Wo?“
    „Überall. Niemand bleibt verschont, wenn die Schergen der Apokalypse angreifen.“
    „Die Schergen der Apokalypse?“ Nun setzte bei sowohl bei Janeway als auch Tuvok und Tema’na das Verständnis völlig aus.
    „Ja.“
    „Wer?“ Janeway begann allmählich einen Hass gegen diesen vermeintlichen Informanten zu entwickeln. Er half ihr genauso viel weiter wie eine Diagnose des Doktors es üblicherweise tat. Nämlich überhaupt nicht.
    „Alle. Die Truppen Ihrer Föderation und aller anderen Spezies. Es geht vorbei. Planet für Planet, Sonne für Sonne, Seele für Seele. Alles erlischt im Höhepunkt des Spiels. Im Finale. Oder sagen wir fast im Finale.“
    „Wie hoch werden die Verluste sein?“ Janeway wollte wissen, welches Ausmaß das Leid haben würde. Die Zerstörung, die der Informant so locker prophezeite.
    Die Stimme klang ein wenig belustigt. „Verluste? Ich spreche nicht von Verlusten. Ich spreche von der totalen Ausrottung allen Lebens, Captain. Trilliarden, Quadrilliarden werden fallen. Und am Ende – bleibt keine Spielfarbe übrig.“
    „Wer ist dieser Gott? Wer sind diese Demagogen? Was im Himmel soll das?“
    „Sie werden es noch erfahren. Im Moment reicht es, dass sie das eine wissen: Sie sind wichtig und unwichtig zugleich.“
    „Was heißt das?“
    „Ihre Existenz ist ebenso unbedeutend wie meine. Alles, was wir hier tun, steht in der Erzählung der Omniponier.“
    „Der was?
    „Der Demagogen. Sie haben all dies kreiert. Allerdings sind sie noch vergleichsweise bedeutend, und zwar eine ganz bestimmte Handlung.“
    „Was für eine Handlung?“
    „Es ist besser für Sie, das nicht zu wissen.“
    „Verdammt! Wenn das Schicksal dieser Galaxie von mir abhängt und ich es zum Guten wenden kann, sagen sie es mir!“
    Die Lage wurde immer brenzliger. Janeways Stimme war nur noch ein Schrei. Der Schatten des Informanten verschwand langsam.
    Ein Phaserstrahl zuckte durch den Frachtraum, wenige Millimeter an Janeways rötlichen Haaren vorbei.
    Ein weiterer Phaserstrahl. Noch einer.
    Die drei Offiziere suchten hinter Kisten Deckung, aber die Angreifer waren überall. Über ihnen... Und von dem Informanten fehlte jede Spur.

    Chakotay, Annika und Jig’Tal drängelten sich durch die – im Übrigen völlig unpassend – farbenfrohen Gänge, vorbei an Rassen und Nichthumanoiden, die Chakotay noch nie gesehen hatte, vorbei an Zelten mit Dingen, die an Obst und Gemüse erinnerten, an Müllbergen, an bewusstlosen Kreaturen, an Prügeleien, wieder vielen Lebewesen und noch viel mehr Ständen mit merkwürdigen Geräten und Metallkonstruktionen.
    Chakotay hatte offensichtlich etwas entdeckt, das sein Interesse geweckt hatte.
    „Fähnrich!“ rief er und sowohl Jig’Tal als auch Annika drängelten sich zurück.
    „Sehen sie das da?“ rief er, obwohl die beiden genau neben ihm standen. Der Lärmpegel war fast unerträglich. Viele Spezies verfügten über eine... aufdringlich hohe Stimmlage.
    „Was?“ fragte seine Frau.
    „Diesen Tricorder dort!“
    „Ja, und?“ fragte Jig’Tal.
    „Was macht der hier auf einem Schwarzmarkt?“
    Chakotay ging zu dem Stand und sah einem Händler in seine Augen, vier an der Zahl.
    „Wo haben sie den her?“ fragte der Erste Offizier der Voyager.
    „Was geht sie das an, Sternenflotte?“
    „Sie sagen es: Sternenflotte! Woher haben sie den?“ fragte Chakotay gereizt, während sich hinter ihm Annika und Jig’Tal unsicher umsahen. Der Katzenfrau schienen die Haare langsam sich von ihrer Haut zu erheben. Irgendetwas beunruhigte sie.
    „Von einem Andorianer... Er war wohl mal bei Ihrer Föderation, Sternenflottenjol’tiu!“
    Annika kam näher. „Hut’wak, mal’teko aravina tsch’keidor, Jol’tiu Andoranjol’tiu!“ schrie sie dem Händler entgegen.
    Chakotay hatte zwar keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, aber offenbar bewirkte Annikas Satz etwas bei dem merkwürdigen Außerirdischen. Es schien sich um eine Art Aufforderung gehandelt zu haben.
    „Dak’levo, ?ah, havaka, daranok’tek pidimu aravina!“ entgegnete der Händler mit einer Mischung aus Zorn, Drohgebärden und Verängstigung.
    Annika und Fähnrich Jig’Tal nickten. „Dann mal los!“ meinte die Katzenfrau. „Ach, Crewman Hansen... Ich wusste gar nicht, dass Sie so gut Ok’motri sprechen!“
    „Das ist mir noch aus meiner Zeit im Borg-Kollektiv in Erinnerung geblieben!“
    Chakotay versuchte gegen den Lärmpegel anzureden, was ihm nur mehr oder weniger gelang. „Ich habe zwar kein Wort verstanden, aber ich denke, wir wissen nun, wo wir hin müssen.“
    „Ok’motri besitzt keine Wörter, es sind...“
    Chakotay seufzte. Nun ging schon wieder eine von den Pingeligkeitsorgien seiner Frau los. „Das ist egal, was hat er gesagt?“
    „Er meinte, dass wir zwei Etagen tiefer müssen. Wir sollen durch den Korridor dort nach unten gehen, dort würden wir das andorianische Schwein finden!“ erklärte Fähnrich Jig’Tal.
    Chakotay nickte. „Worauf warten wir?“
    Die drei Offiziere drängelten sich weiter durch die Menschen- beziehungsweise Außerirdischenmasse.

    Ein weiterer Energiestrahl zuckte genau an Janeways Schulter vorbei. Wenn sie nicht bald durch einen richtigen Treffer umkommen würde, so wenigstens durch die unzähligen Brandblasen, die sie bereits hatte.
    „Tuvok!“
    Tuvok lehnte hinter einer Kiste und kniete unter einem leicht umgekippten Container und schien dort relativ sicher sein.
    „Was ist, Captain?“
    „Wir müssen hier weg!” schrie die Kommandantin keuchend ihrem Sicherheitsoffizier entgegen.
    „Da stimme ich Ihnen zu, aber unsere taktische Lage gestattet keinen Rückzug!“
    Plötzlich hörten sie ein Geräusch.
    „Tema’na?“ rief Janeway, sah dann aber hinter sich ihren Steueroffizier von drei Energieprojektilen gejagt in einen massiven Nitroniumcontainer springen.
    Das Geräusch kam von oben, da waren sich Tuvoks lange und hervorragend funktionierenden Ohren sicher. Da sahen Janeway und Tuvok wie eine Lebensform mit ausgebreiteten Tentakeln von der ziemlich hoch liegenden Decke des Raumes sich fallen ließ, mit den Tentakeln die fünf Angreifer – es waren zwei Klingonen und drei Saurianer – packte und gen Boden riss.
    Neben Janeway kam einer der Angreifer an.
    „Das sind sie...“, ertönte eine vertraute Stimme. Es war die Stimme des Informanten. „Die Schergen der Apokalypse, Captain.“
    Die Stimme kam aus einem runden, pulsierenden ... Körper.
    „Ich werde diese fünf geistig verwirren, so dass sie keine Gefahr mehr darstellen. Fliehen sie, Captain“, sprach der Informant weiter, während Janeway, Tuvok und Tema’na aus ihren Verstecken kamen, „ehe sie die Agenten der Union finden!“
    Janeway und ihre beiden Offiziere hatten nur ein Ziel: Diesen surrealen Ort zu verlassen...

    Die drei Offiziere rannten fast in Chakotay, Annika und Jig’Tal, die durch denselben Korridor wie Janeway und ihr Team gingen.
    „Puh... Und?“ fragte Chakotay erschrocken.
    Janeway seufzte gereizt: „Nur noch mehr Fragen... – Kommen sie!“
    Die nun aus sechs Personen bestehende Gruppe rannte weiter durch die verdreckten und dunklen Korridore, als der merkwürdige Händler auftauchte, mit vier Waffen in seinen vier Händen.
    „Oh oh...“, meinte Janeway Erster Offizier, „Ein alter Bekannter... Gehen sie in Deckung!“ rief Chakotay, kurz bevor der Händler anfing, wie wild auf den Trupp zu feuern.
    „Wir müssen von dieser Station runter!“ rief Janeway.
    Chakotay, der hinter einer Säule an der anderen Seite der Korridorwand in Deckung gegangen war, nickte. Ganz hier in der Nähe ist ein Mülltransporter angedockt, der jeden Augenblick abfliegt!“
    Janeway zog ihren Phaser, Tuvok und Chakotay taten es ihr gleich.
    „Auf drei! – Eins... Zwei... DREI!“
    Alle drei kamen aus ihrer Deckung hervor. Tuvok sprang mit seiner Brust flach auf den Boden. Die Luft des Vulkaniers wurde brutal aus seinen Lungen gepresst, aber dafür traf er als einziger den Angreifer, und das offenbar an einer besonders empfindlichen Stelle. Der riesige und dicke Händler kippte um und der Boden des Korridors vibrierte leicht.
    „Los!“ befahl Janeway und sie und ihre vier Crewmitglieder folgten Chakotay.

    Vor dem Zugangsschott des Mülltransporters angekommen, schlich Chakotay den anderen voraus in das Schiff.
    Janeway drehte sich noch einmal um und sah hinter dem gegenüberliegenden Zugang ein Stück grüne Hülle und im Inneren eine von romulanischen Schriftzeichen gesäumten Korridor.
    „Da ist ein romulanisches Schiff“, flüsterte sie Chakotay zu.
    „Verdammt... Wir müssen zur Voyager.“
    Doch anstatt in einem Korridor den Zugangskorridor zu verlassen, fiel Chakotay in einen Müllberg, auf dem sich... auch Sternenflottenuniformen befanden. Welch eine Ironie, dachte er.
    Die anderen Offiziere sprangen ebenfalls hinein, Janeway riss sich ihren linken Uniformärmel an einem Metallträger auf und stöhnte leicht, als die Schürfwunde sichtbar wurde.
    Da schlossen sich die Schotten und der Captain tippte auf ihren Kommunikator.
    „Janeway an Voyager!“
    Es kam keine Antwort.
    Annika zog ihren Kommunikator und scannte die Umgebung. „Irgendwelche Materialen verhindern einen Verbindungsaufbau...“, erklärte sie und zeigte auf eine Stelle, die einige Meter entfernt war. „Dorthin!“
    Janeway und der Rest kletterte an die Stelle, die Chakotays Frau gezeigt hatte. Dort versuchte es die Kommandantin erneut.
    „Janeway an Voyager!“
    „Lieutenant Barclay hier!”
    Alle atmeten erleichtert auf, als das ganze Schiff mit einem Ruck sich von der Station entfernte.
    „Lieutenant, wir befinden uns hier im primären Müllfrachtraum eines Transporters, der gerade von der Station abfliegt!“

    Auf der Brücke der Voyager scannte Barclay die Umgebung und legte das Bild auf den Schirm.
    „Ich sehe es... Einen Moment, Captain!“ sprach er und blickte zu Harry, der einen Kanal zu dem Schiff öffnete.

    Bestimmt schon eine Minute war verstrichen, als Janeway, Chakotay, Annika, Tema’na, Tuvok und Jig’Tal aus dem Frachtraum gebeamt wurden...

    ... und im Transporterraum der Voyager rematerialisierten.
    Der Doktor sowie einige Mediziner kamen sofort näher und untersuchten die Gruppe.
    Barclay kam durch die Tür herein.
    Janeway wich dem Tricorder des Doktors aus und fragte ihren Chefingenieur. „Was ist passiert?“
    Reg lächelte. „Ich habe behauptet, wir hätten aus Versehen ein paar wichtige Dinge weggeschmissen...“
    „Dinge?“ fragte Chakotay, der ebenfalls von der Transporterplattform hinab stieg, während der Doktor mit einem Hautregenerator Janeways Wunde am linken Oberarm zu schließen versuchte.
    „Nun ja, es sollte ja schnell gehen!“
    „Genauso schnell müssen wir jetzt auch hier weg. Brücke“, sprach Janeway in ihren Kommunikator. „Roter Alarm, Kampfstationen! Ein romulanischer Warbird ist an der Station angedockt!“

    Auf der Brücke angekommen, stiegen aus dem einen Janeway, Reg und Tema’na und aus dem zweiten Lift Tuvok, Chakotay und Annika.
    Harry stand vom Sessel des Captains auf und erstattete Bericht, während er auf dem Hauptschirm deutete. „Ein romulanischer Warbird der neuen Klasse hat sich enttarnt, diese Station verlassen und nähert sich uns mit aktivierten Waffensystemen!“
    Der Captain und die anderen Offiziere gingen an ihre Stationen. Plötzlich sah man auf dem Bildschirm einen grün flackernden Torpedo, der sich der Voyager näherte.
    „Tema’na, bringen Sie uns hier weg!“ befahl Janeway mit leicht heiserer Stimme. Sie hatte in den letzten Minuten zu viel geschrieen.
    „Aye, Sir!“ bestätigte Tema’na und fühlte sich zugleich unwohl. Romulaner... Es fiel ihr schwer, erneut vor ihren Brüdern und Schwestern zu fliehen. Aber wenigstens akzeptierte sie die Crew. Nur das zählte... und dass sie die Voyager von hier wegbringen würde.
    Auf dem Bildschirm sah man, wie das Schiff auf Warp beschleunigte, zusammen mit dem Torpedo der Romulaner, der die Schilde des Schiffes mühelos durchdrang. Irgendjemand kannte die Schildfrequenz....
    Das dachte Janeway, ehe eine starke Erschütterung sie zu Boden stürzen ließ.

    Durch die Kuppel des riesigen Senates hindurch sah der Omniponier auf den Planeten. Obwohl sehen wohl das falsche Wort war. Mit seinen Tentakeln aus purer Energie spürte, fühlte er die Umgebung, die Luft, die verschiedenen Spezies, Raum und Zeit.
    Immer öfter nahm er sich auflösende Subraumblasen war, immer mehr Schiffe trafen in diesem System ein. Er spürte das Leben in diesem System und er nahm die Föderation wahr. Zwar war sie viele, schier unendlich viele Lichtjahre entfernt doch sie war da, wie ein Geschwür das unaufhörlich wuchs.
    Mit jedem Leben, das er in seinem Senat versammelte, wusste er, dass die Föderation gefährlich war. Die Föderation war, ist und wird der Auslöser der Apokalypse sein. Und im gleichen Augenblick wusste er, es schien sein Lebensinhalt zu sein, dass nur eine große Allianz aller Völker die Föderation davon abhalten könne, diese Apokalypse auszulösen.
    Er sah über die Grenzen der Zeit hinweg, über Gedanken und Emotionen. Einmal vorwärts, einmal zurück. In die friedlichen Zeiten vor Milliarden von Jahren, die jungfräuliche Schönheit der Galaxie, unberührt von keinem organischen Individuum. Es bestand aus purer Energie – und würde wieder Energie werden, am Ende der Zeit. So wie die Omniponier Energie waren. Der Anfang und das Ende.
    Der Omniponier gönnte sich einen Moment der Ruhe. Er sah in die Gesichter derer, die ihm folgten.
    Und er sah, dass es gut war.
    So unbeschreiblich gut fühlte es sich an.
    Diesen Moment wollte er bewahren und nahm Kontakt mit seinesgleichen auf. Im Grunde seien auch hier die Worte „Kontakt aufnehmen“ nicht allzu wörtlich zu nehmen. Denn Omniponier konnten einander spüren, wahrnehmen, vom einem Ende des Universums zum anderen. Und konnten sich so deutlich verstehen, als stünden sie sich gegenüber. Er rief also die „Verantwortlichen“ seiner selbst, die inmitten des Universums – nicht inmitten in der Milchstraße – saßen und warteten auf seinen Bericht.
    „Sage, was du zu sagen hast.“ Die Stimme aller klang hart, jedoch einfühlsam wie die eines einzelnen, verständnisvollen Wesens.
    „Der Erfolg unserer Strategie ist unübersehbar. Alle Völker drängen zu uns. Und unterstützen uns im Kampf gegen die Föderation. Selbst Freunde dieser Organisation erkennen plötzlich, wie dumm sie waren, als sie ihr einst blindlings folgten.“
    Es folgte ein Moment der Stille. Der andere überlegte. „Schon damals, als die Föderation begann uns zu töten hätte es uns klar sein sollen. Diese unsägliche Zeit der Nichteinmischung hat uns zu träge gemacht, das Universum in eine zu große Gefahr gebracht.“
    Der Omniponier im Senat schwieg. Er horchte weiter, da er wusste, dass die anderen noch etwas zu sagen hatten.
    „Fahre fort, mit dem was du tust. Schütze uns und alle anderen. Tu, was du tun musst, du hast unseren Segen. Die Zeit der Zweifel und der Nichteinmischung ist nun vorbei. Es wird wieder Zeit, dass wir die Geschicke leiten, bevor alles aus dem Ruder läuft.“
    Wäre er ein kleines Kind, hätte er sich nun gefreut, als fiele Ostern und Weihnachten auf einen Tag. Beinahe nervös und übermutig wollte er sich schon wieder der Arbeit zu wenden. Endlich konnte er seine Macht verstärken und aktiv vorgehen, sich auch außerhalb des Senats zeigen. Nicht immer nur so passiv wie bis zu diesem Zeitpunkt.
    „Dir ist bewusst“, stoppten die Verantwortlichen den Einen noch einmal kurz in seiner Arbeit „dass die Föderation dies bemerkt hat und ein Schiff auf dem Weg ist. Dieser Mensch, Janeway, ist an Bord.“
    „Sie ist kein Problem. Der Tag, von dem wir geträumt haben ist da. Janeway wird als Erste der ach so mächtigen Föderation vor uns kapitulieren.“ Antwortete der Omniponier voller Stärke und Zuversicht. Denn das konnte er auch. Die Omniponier waren nicht nur fähig durch die Zeit zu reisen. Sie konnten sie sehen. Und daher wusste er, da er die tote Janeway sah.

    IV

    „Düdledü!“
    Dieses verdammte Geräusch! Seit neun Jahren hatte Janeway es immer wieder, tagtäglich hören müssen und die Sternenflotte hatte es bis heut nicht geändert. Das Signal, dass jemand vor der Tür stand und hinein wollte.
    Janeway wäre alles lieb gewesen als Ersatz für diese monotonen computergenerierten und aneinander gehängten Sinustöne: Hardrock, die Anfänge der klingonischen Oper „Nur des Todes bist du würdig“, Jimmi Hendrix Interpretation der amerikanischen Nationalhymne, die auch im vierundzwanzigsten Jahrhundert einfach nicht aus den Musikarchiven zu verbannen ist oder die entsetzlich langsamen bolianischen Heimatlieder – alles, nur nicht dieses elendige und ständig sich wiederholende „Düdledü!“.
    Die Kommandantin des zweiten Stolzes der Flotte – nach der legendären Enterprise – lag auf dem Sofa ihres gemütlich eingerichteten Bereitschaftsraumes und sinnierte über die Worte des vermeintlichen Informanten.
    „Herein!“ rief sie mit einem verärgerten Unterton der Tür entgegen und bemerkte, dass Chakotay bereits eingetreten war, ehe sie überhaupt das Wort ausgesprochen hatte.
    „Der Schadensbericht...“, meinte er mit einem von Langeweile zeugenden Gesichtsausdruck und kam seinem Captain näher.
    Janeway grinste ein wenig, während sie sich erhob und das PADD mit den Gesprächsaufzeichnungen aus der Hand legte.
    Chakotay zögerte wohl aus Verwirrung, ihr das kleine Datenwiedergabegerät auszuhändigen. Fragend blickte er sie an.
    Janeway bemerkte seinen Blick und ihr Lächeln verschwand.
    „Was war daran so amüsant?“ fragte Chakotay.
    Der Captain sah ihn an. „Nichts... Sicherlich ist es nicht amüsant, von den ,Schergen der Apokalypse’ in Gestalt von Romulanern, Klingonen sowie dickbäuchigen und unvorstellbar großen Händlern mit vier Armen und ebenso vielen Waffen in den Händen verfolgt zu werden, in einen Müllhangar zu springen und zu guter Letzt sich noch eine leichte Gehirnschütterung beim Einschlag eines Plasmatorpedos zu holen... es ist nur... Wie oft haben Sie mir schon einen Schadensbericht gegeben?“
    Der Erste Offizier schmunzelte ein wenig. „Ich würde sagen, bestimmt an die dreißig Mal pro Jahr...“
    „Ja, so ungefähr“, stimmte Janeway ihm zu und lächelte breit, so dass ihre schneeweißen Zähne zu sehen waren. Dann verschwand das Lächeln abermals. „Mir wäre eher ,zu oft’ eingefallen...“
    Chakotay tat es ihr gleich und versuchte von Thema abzulenken, was ihm allerdings schlecht gelang, da das einzige, was er hatte, der Schadensbericht war.
    „Die Romulaner haben offensichtlich von irgendjemandem unsere Schildfrequenz mitgeteilt bekommen. Der Heck-Shuttlehangar ist schwer beschädigt, ein Shuttle außer Betrieb, ein Offizier wurde schwer verletzt...“
    „Wer? Ich will wissen, wer es war... Ein Offizier... Was sagt dass schon aus? Ich will wissen, wen sie getroffen haben! Welches Mitglied... meiner Familie...“
    Stille herrschte und nur das leise und beruhigende Summen der Schiffsysteme und -motoren war zu vernehmen.
    „Es war... Lieutenant Junior Grade F’gan... vom Planeten Argo“, klärte Chakotay seinen Captain auf.
    „Lieutenant F’gan...“, sagte sie plötzlich und es war schwer, ihren Gesichtsausdruck zu deuten. War es Melancholie? Oder gar Bedeutungslosigkeit? Nein, es war eher ein leichter Anflug von Hass, Trauer und Beunruhigung.
    Kathryn Janeway starrte auf das PADD mit den Gesprächsnotizen, die Tema’nas Tricorder während der „Unterhaltung“ mit dem Informanten aufgezeichnet hatte. „Und am Ende bleibt keine Spielfarbe übrig...“
    Chakotay kniff die Augenbrauen zusammen, so dass sie sich auf der Mittelachse seine Nase fast trafen. „Was?“
    „Alles Leben wir ausgelöscht...“, sprach Janeway weiter. „Ich weiß nicht, ob ich das, was dieser Informant mir sagte, glauben soll. Aber wenn es stimmt, dann ist nicht nur Botschafter Worf in Gefahr... sondern alles Leben in dieser Galaxis oder gar im ganzen Universum – das habe ich nicht erfahren – wird ausgelöscht. Und das steht scheinbar fest!“
    „Von wem?“ fragte ihr Erster Offizier schockiert.
    „Von uns. Besser gesagt scheinen wir der Auslöser zu sein, und dann bricht ein Krieg jeder gegen jeden in dieser Galaxie aus...“
    „Aber, wenn all das fest steht: Warum verflogen uns die Anführer dieser Union? Warum bildet sich diese Union? Wer steckt da hinter?“
    „Sternzeit 51649,2“, lautete Janeways Antwort.
    „Und?“
    „Der Doktor, Commander Chakotay und ich machen uns mit einem Shuttle auf den Weg zu einem mysteriösen Planeten in einem Sternensystem, das vier Lichtjahre von uns entfernt liegt. Die Voyager unternimmt während unserer Nachforschungen eine Reise als Handelsschiff. Die friedfertigen Kivonianer haben uns gebeten, ihnen Daten über die Verteidigungssysteme der Kazon zu geben. Im Gegenzug gewähren sie der Crew freien Aufenthalt auf ihrem Planeten. In drei Tagen werden wir uns mit der Voyager treffen und unsere Reise fortsetzen.’ – Zitat aus dem Logbuch.“
    „Ich... erinnere mich.“
    „Persönliches Computerlogbuch, Kathryn Janeway, Sternzeit 51660,8: Commander Chakotay und ich haben uns darauf geeinigt, Stillschweigen über die Ereignisse auf diesem merkwürdigen Planeten zu wahren, und die Erinnerungsdateien des Doktors zu fragmentieren und zu schützen, so dass er sich nicht ohne weiteres an diese Geschehnisse erinnert und fremder Zugriff verhindert werden kann. Ich habe ein seltsames Gefühl. Chakotay berichtete mir, dass er sich für einen Moment völlig fremd hier fühlte... ich empfand dasselbe, aber nur für einen kurzen Moment, als ich Chakotay sah. Ich hatte das Bild meines alten, ursprünglichen Ersten Offiziers für einen Bruchteil einer Sekunde vor Augen. Warum? Und was waren diese Wesen, von denen wir eines getötet haben? Was war diese Kugel?’ – Zitat aus meinem persönlichen Computerlogbuch.“
    „Interessant... Meines klingt so ähnlich, wenn ich mich recht entsinne. – Und?“
    „Ich glaube“, begann Janeway ihre Erklärung, „dass all das, was an jenem Tag vor sechs Jahren geschah, der Schlüssel zum Verständnis ist... Diese Wesen... sind die Anführer dieser Union...“
    „Was?!“ fragte Chakotay entgeistert und schien den Raum verlassen zu wollen.
    „Überlegen Sie mal... Eine gigantische Kugel, die uns den Verlauf der Zeit zeigt... Diese Wesen...“
    „Das ist kein Beweis!“
    „Aber es ist an der Zeit, die Wahrheit zu sagen, Chakotay!“ Das Gespräch wurde lauter. „Es ist an der Zeit, zu gestehen, welchen Fehler Sie begangen haben!“
    „Fehler? Den haben Sie mit Ihrem verdammten Forschergeist begangen! Wessen Idee war es, entgegen der Warnungen der Kivonianer diesen Planeten zu besuchen! Es war ein... Reflex!“
    „Wenn es nur ein Reflex war“, konterte der Captain lautstark, „dann können Sie es auch zugeben!“
    „Ich bin aber nicht bereit, meine Karriere, alles, was ich errichtet habe, zu verlieren... In neun Jahren habe ich mich verändert, Kathryn!“
    „Ist Lügen nicht auch eine Eigenart des Maquis gewesen?“
    Chakotay wurde noch lauter. „Ich würde das nicht Lügen nennen, Kathryn... Es ist das Verhindern von unnötigen Fragen, auf die wir keine Antworten wissen...“
    Janeway war diese Streitgespräche ebenso leid, wie das Türsignal. „Sie wollten Beweise? Ich werde Ihnen Beweise liefern...“
    Ihrem Ersten Offizier sah man die Frage bereits am Gesichtsausdruck an. „Und wie bitte sehr?“
    „Indem ich mich in die Höhle... des Löwen wage!“

    Die Voyager verließ die Warpgeschwindigkeit und die Shuttletore am Heck des Schiffes öffneten sich. Ein Shuttle der Voyager, die neue Speedy Gonzales der Anaconda-Klasse, flog mit anfangs noch langsamer Geschwindigkeit durch das beim Durchflug bläulich schimmernde Kraftfeld, die Barriere, die verhinderte, dass das Vakuum des Alls die Luft im Inneren der Hangartore aufsaugte,
    Die Voyager kam vollständig zum Stillstand, während das Shuttle sich vom Schiff entfernte und mit niedriger Warpgeschwindigkeit davon flog.

    Die Frau war alleine an Bord des geräumigen Shuttles. Es war nicht Tema’na, aber wer dann? Es war eine Romulanerin, das stand fest. Erst bei näherem Hinsehen wäre es möglich gewesen, zu erkennen, wer sich hinter der grünblassen Haut, der gewölbten Stirn, den leicht an Reptilien erinnernden Augen und den spitz nach oben zulaufenden, buschigen Augenbrauen und den ebenso spitzen Ohren verbarg: Kathryn Janeway...
    Der Doktor hatte ihr das Aussehen einer Romulanerin verpasst, ein kleines Implantat strahlte falsche Biowerte aus, die Tricordern den Eindruck vermitteln sollten, es handele sich auch von der Anatomie her um eine Romulanerin. Des Weiteren übersetzte dieses Implantat sofort jeden Satz von Janeway ins Romulanische, indem es auf die Hirnwellen zugriff und so ausrechnen konnte, was Janeway sagen wollte. In der Medizin des späten vierundzwanzigsten Jahrhunderts war alles möglich. Alles.
    Ihr Ziel war der Senat der Transgalaktischen Union, jene gigantische Weltraumstadt, die Botschafter Worf ihnen per Videoübertragung gezeigt hatte, ehe die Verbindung abgebrochen war. Würde sie ihn vielleicht dort finden?
    „Computer, wie lange noch bis zu den Zielkoordinaten?“ fragte Janeway.
    Der Computer antwortete: „Noch zwei Stunden und vierunddreißig Minuten.“
    Die Kommandantin seufzte. „Computer, spiele etwas... Klassisches. Vielleicht... Chopin!“
    Aus den nicht sichtbaren Lautsprechern ertönten wohltuende und beruhigende Klänge von Querflöten, Klavier und Violinen. Da war ein Kontrabass zu hören... Janeway schloss die Augen...
    ... ein Piepen. Ein Piepen?!
    Die Augen des Captains öffneten sich, als sie schon ihre Finger an dem Bildschirm hatte. Eine seltsame Energiequelle war etwa ein Zehntel Lichtjahr entfernt. Ein kleiner Umweg, aber akzeptabel.
    „Computer, aktiviere Sensortarnung!“ befahl sie und der Computer aktivierte unmerklich die Vorrichtung, die jegliche Sensorabtastungen reflektierte und vorgaukelte, es handele sich um ein romulanisches Shuttle. Es war nur zu hoffen, dass diese Tarnung funktionieren würde, was angesichts der Sensortäuschung, kombiniert mit dem nicht unbedingt sternenflottenartigen Aussehen des Shuttles, sehr wahrscheinlich war.
    Doch war etwas Wahrscheinliches noch wahrscheinlich?
    „Computer, analysiere diese Energiequelle!“ befahl die Kommandantin, als das Shuttle den Warp verließ und vor ihm im Weltraum ein blitzendes, kugelförmiges, vor Energie strahlendes Etwas war. Janeway musste den Sichtschutz aktivieren, doch bald nützte auch das nichts. Was auch immer es war, dort draußen: Es kam näher...
    ... und näher... und näher..., bis es das ganze Shuttle umgab. Janeway war geblendet, konnte sich nicht bewegen.
    Plötzlich wurde das Licht schwächer... sie drehte sich um... im Shuttle... begann langsam ein merkwürdig aussehendes, humanoides Wesen sich zu manifestieren. Es hatte mehr als zwei Arme, seltsame Tentakel und seine „Haut“ bestand aus bläulich strahlender Energie.
    „Was...“ brachte Janeway zur Sprache. Sie verstand nicht, was hier vor sich ging.
    „Q?“ fragte sie vorsichtig, dann aber weiteten sich ihre Augen... Sternzeit 51649,2! Schnell zog sie ihren Phaser, als die wagen Erinnerungen an den ungeplanten Zwischenfall wieder hochkamen.
    „Was wollen Sie hier? Haben Sie mit all dem zu tun? Sind Sie diese Götter? Kontrollieren Sie Raum und Zeit?“
    Eine furchterregende, hallende und energetisch klingende Stimme antwortete, die von überall, nur nicht aus dem Shuttle zu kommen schien: „Sie denken zu dreidimensional. Wir kontrollieren nicht Raum und Zeit, wie etwa die Q. Wir sind Raum und Zeit. Sterben wir, stirbt dieses Universum."
    Janeway erwiderte: "Das ist unmöglich... Das würde bedeuten, dass...“
    „Ja, ganz recht, Captain Janeway. Sie sind nur Spielfiguren auf einem Spielbrett, das sich in diesem Zeitalter bedauerlicherweise unseres Seins, unseres Einflusses entzieht. Das war nicht beabsichtigt. Wir haben geruht, und sie haben sich frei entwickelt.“
    „Und einen Ihrer Spezies getötet?“
    „Wir sind keine Spezies in Ihrem Verständnis dieses Wortes. Wir sind alles. Wir sind dieses Universum und die Zeit. Dadurch, dass Sie einen von uns töteten, haben Sie auch einen Zeitstrang vernichtet. Eine Seite aus einem von unendlich vielen Büchern gerissen.“ Die Erklärungen dieses Wesens waren genauso unbefriedigend wie die des Informanten. War das hier, das Wesen, das vor Janeway stand, einer dieser Demagogen, dieser Omniponier?
    „Was? Einen Zeitstrang?“
    „Ja! Jede Aktion, jede Spielfigur, um es für ihre eingeschränkten intellektuellen Fähigkeiten verständlicher, begreiflicher zu machen, sorgt für weitere Optionen. Jeder Omniponier stellt einen Arm des temporalen Flusses dar.“
    „Aber dann...“, begann Janeway.
    „...existieren ja unendliche viele von ihnen, wollen Sie behaupten. Und schon wieder wird deutlich, dass Sie eine der einfachsten Spezies der siebenundvierzig Billionen Spezies im ganzen Universum sind, die wir schufen. Die Menschen sind so zu sagen die Bauern auf dem Schachbrett.“
    „Siebenundvierzig Billionen Spezies? Das ist unvorstellbar...“
    „Ja, für Sie.“
    „Sie scheinen alles zu wissen, oder?“
    „Ja, weil wir alles sind. Wir haben Sie alle, die Billiarden von Spezies und Lebensformen, erschaffen, um unserer Existenz einen Sinn zu geben. Und jetzt versuchen wir sie zu schützen... wenigstens hier in dem von ihnen ,Milchstraße’ genannten Sternenhaufen.“
    „Indem Sie die Föderation abkapseln?“ fragte der Captain, während sie ein wenig zurückwich, weg von dem Wesen.
    „Ja, das scheint die einzige Möglichkeit. Denn sie werden das Leben in Ihrer Galaxie auslöschen. Sie sind ein Störfaktor, der den Würfel immer wieder umkippen lässt, aber leider zur falschen Seite.“
    „Dann...“
    Das Wesen führte den Satz fort: „... schummeln wir ja. Nein, das tun wir nicht. Wir retten lediglich das, was wir errichtet haben – auch, wenn es nicht von großem Interesse ist. Sie hat nur eine kleine Bedeutung, ihre primitive Existenz. All diese Lebewesen sind nichts Besonderes. Auch wenn es nicht von großem Interesse ist. Merken Sie es nicht, Captain? Ich weiß alles, was sie sagen, weil ich sie alles sagen lasse!“
    "Aber wenn sie alles beeinflussen oder erst kreieren..."
    Schon wieder wurde Janeway unterbrochen, nur damit die Frage von dem Wesen fortgeführt wurde. „... warum haben Sie dann keine Kontrolle über die Ereignisse, die die Föderation auslösen wird? Ich sagte bereits, dass wir uns im Zeitalter des Chaos befinden.“ Plötzlich erschien auf einem kleinen Bildschirm hinter Janeway eine Datei mit einer Liste von verschiedenen Zeitaltern.
    Janeway las laut: „Zeitalter des Anfangs, ... der Ordnung, ... des Lebens, ... der Vielfalt, ... der Zusammenkunft, ... des Chaos, ... der Zerstörung, ... des Überlebens, ... des Aufbruchs, ... der Leere’ ... Sie haben die gesamte Geschichte des Universums chronologisch aufgeteilt. Hiernach zu urteilen ... scheint alles schon in ein paar Jahrtausenden vorbei zu sein...“
    Die Kommandantin starrte auf den Bildschirm und untersuchte, welche Zeitrahmen die einzelnen Zeitalter umschlossen. Sie standen kurz vor dem Zeitalter der Zerstörung... das in wenigen Monaten beginnen würde...
    „Das sehen Sie richtig, Mensch! Wir haben versäumt, aufzupassen. Das war ein Fehler. Aber wir werden diesen Fehler beseitigen. Wir werden verhindern, dass es zum Zeitalter der Zerstörung kommt. Wir müssen diesen Krieg verhindern. Glauben Sie mir, Captain, wir irren nicht. Wir können nicht irren, weil wir genau wissen, was passieren wird.“
    „Aber irgendetwas bringt Sie durcheinander, sonst...“, warf Janeway ein.
    Schon wieder eine Unterbrechung und erneut wurden dem Captain die Worte aus dem Mund gerissen: „... würden wir ja nicht die Kontrolle verloren haben. Wir brauchen nicht ständige Kontrolle, Captain. Alles ist bereits geplant. Wir stehen über Ihren Dimensionen.“
    „Dann sind Sie Gott... Nicht nur der Gott der Kivonianer, sondern Gott selbst.“
    „Wir nennen uns Omniponier, Captain. Wir sind mehr als Gott. – Sind Sie bereit, für den Fortbestand jeglicher Zivilisation in dieser Galaxie zu sterben?“
    Janeway nickte zögernd. „Ja, das bin ich. Aber ich glaube nicht, dass das nötig ist.“
    „Sie liegen völlig richtig: Sie müssen es auch nicht glauben, es ist so. Wissen Sie, wann Sie sterben werden?“
    Die Lage spitzte sich zu, das merkte Kathryn Janeway. „Nein, aber Ihr werdet es mir sagen ... Gott!“
    „Nie“, lautete die Antwort des Omniponiers. „Sie werden nie existiert haben in der Geschichte.“
    Plötzlich entlud sich ein Tentakel an Janeways Bauch...
    ... erlosch dann aber. Es hatte scheinbar nicht funktioniert, denn die Kommandantin stand noch immer an der gleichen Stelle. Quicklebendig und immer noch existent.
    „Was?!“
    „Gott“ konnte es nicht fassen. Der Omniponier stand vor Janeway und versuchte mit allen Tentakeln sie aus der Zeit zu eliminieren.
    „Sie müssen wohl einen Artgenossen töten, um mich aus diesem Zeitstrang zu eliminieren, sehe ich das richtig?“
    „Das kann nicht sein. Sie dürften nicht mehr existieren.“
    Janeway wich erneut zurück. „Ist das Chaos vielleicht doch größer, als Sie dachten? Was ist, wenn Sie auch den bevorstehenden galaxisweiten Krieg nicht verhindern können? Was ist, wenn Sie wieder falsch und ohnmächtig handeln?“
    Sie erhielt auf ihre Fragen keine Antwort, als der Omniponier verschwand – und auf den Sensoren des Shuttles mehrere Schiffe in zwei Lichtjahre Entfernung angezeigt wurden. Es waren zwei romulanische und zwei unbekannter Herkunft...
    Schnell setzte Janeway einen Notruf an die Voyager ab, während ihr ein Gedanke kam.
    War all das vielleicht nur die Rache der Omniponier für das getötete Mitglied ihrer Spezies?

    V

    „Wir treten in das System ein.“ meldete Kim.
    Chakotay sah sich auf der Brücke um. Alle waren bereit.
    Janeway hatte sich schon zu lange nicht gemeldet. Sie musste Probleme haben.
    „Voller Scan des Systems.“ befahl er und sah gleich zu ihm. Doch Harry antwortete nicht sondern starrte nur auf seien Anzeigen. „Was ist Harry?“
    „Ich bekomme völlig verrückte Anzeigen. Anscheinend stört etwas die Sensoren. Ich kann eine große Energiequelle auf einem der Planeten ausmachen, jedoch ist der Betrag der Energie unvorstellbar hoch. Es ist praktisch unmöglich. Der ganze Planet müsste aus Energie bestehen.“
    Chakotay sah sich um. Alle hatten sich zu ihm herumgedreht. Sogar Tema’na, die sonst immer uninteressiert dem Geschehen der Brücke folgte richtete ihren Blick auf Chakotay. Alle erwarteten eine Handlung von ihm. Doch jemand sollte sie ihm abnehmen.
    Das Schiff wurde von einem Einschlag erschüttert. Der rote Alarm wurde noch einmal ausgelöst.
    „Fremde Schiffe kommen in Reichweite, einige lassen ihre Tarnung fallen. Schilde halten.“ berichtete Tuvok
    schnell, während sich Chakotay setzte.
    „Wo kommen die plötzlich her?“ fragte er schnell.
    „Ich weiß es nicht Sir. Unsere Sensoren haben sie nicht wahrgenommen.“
    „Dann lassen Sie uns nicht hier so rumstehen Tema’na. Fliegen Sie Ausweichmanöver. Harry, wo ist der Captain?“
    „Ich habe ihre Koordinaten ermittelt, schicke sie an die Conn.“
    „Habe Sie. Setze entsprechend Ausweichkurse.“ meldete Tema’na.
    Chakotay wusste, dass sie das nicht einfach nur so sagte. Es steckte einiges an Arbeit dahinter.
    Das Schiff begann zu vibrieren.
    „Es tauchen immer mehr Schiffe auf. Es sind mehr als 150 auf den Sensoren. Und von diesem Planeten kommen auch noch immer mehr. Ihre Maschinen destabilisieren den Subraum.“ meldete Tuvok.
    Je mehr Schiffe in der Nähe waren, umso größer wurde die Belastung für den Subraum. Alle hatten natürlich ihre Impulsmaschinen auf voller Bereitschaft. Die Umgebung konnte einfach nicht so viel Energie aufnehmen.
    „Sie haben alle ihre Waffen aktiviert.“ berichtete Harry.
    „Dann machen Sie das Schiff bereit. Volle Energie auf die Frontschilde. Halten Sie die Quantentorpedos bereit.“
    „Commander, das ist doch sinnlos. Wir fliegen in unseren Tode. Es ist ein Falle, sie haben uns erwartet.“ rief Tema’na zu Chakotay. Wie gewohnt in ihrem anklagenden Tonfall.
    Er wollte sie zuerst zurechtweisen, als er noch einmal über ihre Worte nachdachte. War es Janeway wert, dass sie sich alle in den sicheren Tod stürzten? Was hatte die Föderation davon, wenn das einzige Schiff zerstört wurde, dass das Ende vielleicht aufhalten konnte? Es war nicht einmal sicher, dass Janeway noch am Leben war.
    „Sie haben uns erwartet.“ murmelte Chakotay vor sich hin. Die Stille auf der Brücke schien plötzlich greifbar zu sein.
    Die ersten Einschläge von Torpedos waren zu hören und überforderten die überbeschäftigten Stabilisatoren. Doch Chakotay war immer noch still. Er dachte nach. Wenn die da draußen die Voyager erwartet hatten, dann kannten sie auch das Verhalten des Schiffes. Sie wussten von dem Zusammenhalt der Familie und der Wichtigkeit der Familie für jeden Einzelnen. Und sie wussten vor allem, von der Wichtigkeit Janeways für die Familie.
    Tuvok war gerade damit beschäftigt Torpedos und Phaser abzufeuern und Tema’na versuchte das Schiff aus den Gefahren zu manövrieren, als Chakotay aufstand.
    „Fähnrich Tema’na, setzen Sie einen Umkehrkurs. Maximum Warp. Tuvok, eine volle Ladung Quantentorpedos vor den Bug der Schiffe, volle Streuung. Ich will, dass ihre Sensoren geblendet werden.“
    Beide Offiziere bestätigten. Nur einer protestierte.
    „Commander, Sie können doch Janeway doch hier nicht zurück lassen.“ Harry Kim war außer sich. Sie hatten gegen Kazon, Borg, Spezies 8472 und riesige Zeitmaschinen gekämpft, aber dabei nie irgendwen im Stich gelassen. Ausgerechnet hier, in der schwersten Stunde des Konfliktes gegen die Omniponier konnten sie unmöglich auf Janeway verzichten.
    „Ihr Protest ist notiert, meine Befehle stehen.“ Chakotay setzte sich, um wegen der Erschütterungen nicht um zu fallen. Verschiedene Konsolen explodierten unter dem feindlichen Torpedohagel. Druckluft strömte aus geborstenen Leitungen heraus.
    Immer öfter wurde das Schiff erschüttert. „Hüllenbruch auf Deck 9. Notkraftfelder halten.“
    Der Moment war gekommen. „Auf Wiedersehen, Kathryn.“ Dann schrie Chakotay um sich verständlich zu machen. „Tuvok, Tema’na, Energie.“
    Praktisch im selben Moment blitzte um die Voyager eine riesige Torpedoexplosion auf. Der Warpblitz blieb daher beinah unbemerkt.
    Nur eine Sekunde später war die Voyager aus dem Krisengebiet heraus und außer Reichweite der geblendeten Sensoren.
    Chakotays Stunde war da. „Tema’na, Umkehrkurs Maximum Warp, direkt auf Janeways Shuttle.“ Dann betätigte er seinen Kommunikator. „Barclay, machen Sie den Transporter bereit. Wir werden bei Warp beamen.“
    „Sir, das ist nicht...“
    „Wir haben einen Versuch. Tema’na, Kurs ändern.“
    Die Romulanerin tippte wie verrückt Daten in ihre Konsole. Das Schiff wendete in einer halsbrecherischen Kurve und stärker, als es gut war. Wieder explodierten Leitungen und Konsolen. Das SIF hielt den Belastungen auch nicht mehr stand.
    „Sir, wir verlieren Teile der Hülle. Das SIF wird überlastet, die Trägheitsdämpfer sind kurz vor der Belastungsgrenze.“
    „Nicht mehr lange Tuvok, nicht mehr lange.“
    „Wir treten wieder ins System ein.“ meldete Tema’na.
    „Reg, Energie.“ schrie Chakotay durch die Interkom.
    „Torpedos.“ schrie Tuvok ohne etwas von der vulkanischen Kühle zu verlieren.
    Auf der Brücke wurden alle „vor“ geschleudert und machten Bekanntschaft mit dem Teppich. Überall auf der Brücke stoben Funken und Feuer brach aus. Ein kurzes Alarmsignal und die Computerstimmer waren zu hören. „Warnung. Feuerlöschsysteme ausgefallen.“
    Chakotay versuchte sich aufzuquälen, doch die Trägheitsdämpfer schienen ihn am Boden zu halten. Aus einer kleinen Wunde an seiner Wange tropfte Blut auf den Boden. Doch wegen des kaum vorhandenen Lichts war das nicht zu sehen.
    Doch er spürte, dass die Erschütterungen nachließen. Anscheinend waren sie außer Gefahr. Der Bildschirm funktionierte nicht. Waren sie noch im Warp?
    Ein fester Griff umschloss seinen Oberarm und zog ihn hoch. Es war Tuvok. Und für seine Verhältnisse sah er besorgt aus. Auch wenn er das nie zugeben würde. „Es geht mir gut Tuvok. Haben wir es geschafft?“
    „Ich weiß es nicht, Sir. Meine Systeme sind ausgefallen.“
    Chakotay nickte abwesend und sah sich um. „Kümmern Sie sich um die anderen, ich nehme mir das Feuer vor.“
    Sogleich machten sie sich an die Arbeit.
    Der Erste Offizier wollte gerade einen der Handfeuerlöscher anwenden, als der Computer ihm diese Arbeit abnahm.
    Das Licht aktivierte sich wieder. Ebenso der Bildschirm.
    Und was er sah, war mehr als er erwartet hatte: Immer noch zogen Warpsterne an dem Schiff vorbei. Chakotays verrückter Plan hatte funktioniert. Sie lebten. Doch was war mit Janeway?

    Der Omniponier nahm natürlich die großen Subraumverzerrungen wahr, die diese vielen Schiffe verursachten. Doch als sich die Voyager zurückzog und sich Chakotay schon von Janeway verabschiedet hatte... Wieso geschah dies? Die Voyager hätte niemals diese vielen Torpedos überleben dürfen?
    Hatte er etwas an der Zukunft falsch gedeutet? Wie konnte sich die Voyager der Zukunft widersetzen. Immer wieder musste die Voyager ihnen trotzen, ein Stein im Getriebe des Universums sein.
    Oder lag es gar nicht an der Voyager?
    Wie sollte er den anderen erklären, wieso die Voyager noch flog? Lag es etwa an der langen Phase der Ruhe? Allerdings war dies doch auch ein Zeichen und ein weiterer Pluspunkt in seiner Argumentation. Es zeigte wiederum die Gefahr der Föderation und verlangte auf ein Neues, dass sie sich weiter in das Universum einmischen mussten.
    So konnte es nicht weitergehen. Die Stabilität der Zeit, die Sicherheit des Universums selbst war in Gefahr. Er musste sich weiter anstrengen. Und der Weg, den er eingeschlagen hatte, war dazu mehr als geeignet.

    Chakotay musste sich durch einige Jeffriesröhren zwängen und dutzende Reparaturstellen umgehen, um sich zur Krankenstation vorzukämpfen. Die Situation war schlimm. Überall gab es Schäden, seine Manöver hatten dem Schiff mehr abverlangt als es wohl gut war. Reg würde die schlimmsten Schäden wohl beseitigen können, doch um die Voyager wieder flugtauglich – nach Starfleet Vorschrift – zu machen, würden wohl einige Tage in einem gut ausgerüsteten Raumdock verbringen müssen.
    Als der Erste Offizier durch die Tür der Krankenstation trat, sah er schon den Doc aufgeregt umherlaufen. Er war vollauf damit beschäftigt, einige Knochenbrüche, Plasmabrandwunden, Quetschungen und Gehirnerschütterungen zu verarzten.
    Jedoch richtete sich sein Hauptaugenmerk auf das zentrale Biobett. Zu dem Schritt Chakotay auch gleich. Auf seinem, eigentlich nicht so langen Weg sah er immer wieder zu verwundeten Offizieren und nickte ihnen mitfühlend zu. Jeder wusste, dass seine Befehle nötig waren zum Wohle der Föderation. Jeder?
    „Da sind Sie ja.“ Wutentbrannt trat der Doktor auf Chakotay zu. Sein Schreien wandelte sich zu einem flüstern, als der vor ihm stand. „Sie sind ein Schlächter, ist Ihnen das klar. Ich habe heute schon zwei gute Offiziere verloren. Plasmaverbrennung und Schädelbasisbruch. Überlegen Sie, bevor Sie das nächste Mal handeln.“
    Diese Worte kamen einem Schock gleich. Verwundete: ja. Aber Tote? Dieser Konflikt wandelte sich immer mehr zu einer Katastrophe. Chakotay, jeder Kommandant, musste jedoch über solchen Gedanken stehen. Seine Taten waren nicht anfechtbar oder Thema einer Diskussion.
    „Wie geht es dem Captain?“ fragte er schnell und lenkte vom Thema ab.
    „Mir geht’s prächtig, Commander.“ Janeway versuchte aufzustehen, wurde jedoch vom Doc abgehalten.
    Chakotay näherte sich von der anderen Seite dem Bett. „Wie geht es Ihnen, Kathryn?“ fragte er leise und vorsichtig.
    „Das ist nicht wichtig.“ Noch etwas verwirrt und mit rauer Stimme sah sie zu ihm, während der Doc sie mit dem Tricorder nochmals scannte.
    „Sie brauchen unbedingt Ruhe, Ma´am.“ Dann wandte er sich auch zu Chakotay. „Sie hat eine schwere Gehirnerschütterung und einige Knochenanbrüche. Vermutlich werde ich auch einige kleinere Operationen durchführen müssen.“
    Chakotay nickte. Näheres brauchte er nicht zu wissen. Es reichte ihm, wenn er wusste, dass Janeway einiges hinter sich hatte.
    „Wie steht es mit dem Schiff?“ Natürlich, die erste Frage des Captains.
    „Wir konnten flüchten und sind nun mit Warp 7 unterwegs zu einer nahen Raumbasis. Das Gebiet der Omniponier ist weit hinter uns und wir werden auch nicht verfolgt. Es gab schwere Schäden. Ich wusste nicht, ob dies in Ihrem Sinne war, jedoch konnten wir doch nicht auf Sie verzichten.“
    „Ich weiß, Chakotay, es ist in Ordnung. Wir müssen miteinander reden, wenn der Doc mich behandelt hat. Ich weiß nicht mehr was ich denken soll. Ich weiß nicht mehr, ob ich noch denken oder einfach so sterben kann, Chakotay.“
    Chakotay stellte sich wieder gerade auf und dachte über ihre Worte nach. Was hatten sie zu bedeuten? Doch bevor Chakotay nachfragen konnte, hatte der Doc Janeway auch schon betäubt und für einige kleinere Operationen fertig gemacht.
    ***

    Die Tür von Janeways Quartier öffnete sich mit einem leisen Zischen.
    „Sie haben mich gerufen!“ gab Chakotay als Gesprächsbeginn vor und suggerierte zugleich seinen Wunsch, den Grund dafür zu erfahren, nachdem sich die beiden Führungsoffiziere der Voyager so sehr in die Haare gekriegt hatten.
    „Ja, ich muss mit jemanden reden – und frühstücken...“
    Chakotay sah Janeway aus einem Nebenraum kommen und zu einem schön gedeckten Frühstückstisch gehen, mit warmen Eiern aus dem Replikator. Hektische Bewegungen zeigten, dass sie sich fast die Hände dabei verbrannte.
    „Kann ich gut verstehen...“, meinte der Erste Offizier auf Janeways Wille hin, mit jemandem beziehungsweise ihm zu sprechen.
    „Setzen Sie sich! Wie sieht’s mit den Reparaturen aus?“ rief und fragte Janeway aus dem Nebenraum, wo sie sich offenbar eine Küche eingerichtet hatte und eilte, während Chakotay der Aufforderung nachkam, aus dem Raum heraus und setzte sich an den Tisch. Sie trug ein bequemes und lockeres Kleid.
    „Die Teams kommen gut voran“, antwortete Chakotay auf die Frage seiner Vorgesetzten.
    Beide nahmen sich eines der lecker aussehenden Brötchen und strichen beide eine ebenso schmackhaft aussehende Waldfruchtmarmelade auf sie. Beide hatten viele Gemeinsamkeiten – und doch viele Unterschiede.
    Es herrschte für einige Sekunde Stille, die nur durch das beruhigende Hintergrundrauschen überdeckt oder besser gesagt ergänzt wurde.
    Plötzlich brach Janeway die Ruhe: „Ich bin unsicher, was zu tun ist. Doch diesmal ist es so schlimm wie nie zuvor. Was soll ich tun? Dieser Tag, diese Erkenntnis... sie hat alles verändert, und ich meine alles. Keine Gespräche mehr am Frühstückstisch, keine Witze mehr. Es ist bedrückend, nicht wahr? Alles, was wir sagen, tun und denken, alles wird gesteuert von diesen Omniponiern. Wir denken, wir seien frei, können selber entscheiden. Doch das ist ein Trugschluss. Wir handeln scheinbar frei, doch letzten Endes... ist das alles das Werk dieser Wesen. Sie sind wie... Gott...“
    „Ist Gott böse?“ fragte Chakotay und stellte eine Frage, die Janeway nicht erwartet hatte.
    „Die Omniponier sind nicht böse, sie haben lediglich versucht, ihrer Existenz einen Sinn zu geben...“, erklärte die Kommandantin.
    „Indem sie etwas erschaffen und es kontrollieren, mit ihm spielen?“
    „Ja...“ Janeway fragte sich, worauf ihr Erster Offizier hinaus wollte.
    „Aber nehmen Sie uns damit nicht eine Lebensaufgabe, den... Sinn des Lebens?“
    „Ich weiß es nicht... Ich weiß gar nichts mehr... Denn wir sind nicht wir! Omniponier erschufen diese Zeit, in der wir uns befinden. Alles, was wir sagen, auch das jetzt, einfach alles, ist... programmiert, vorhergesehen.“
    Chakotay nickte. „Es ist fast so, als würde eine Holodeckfigur herausfinden, dass sie nur ein Computerprogramm ist, oder? Es gibt immer etwas Höheres... etwas, das das Andere unter ihm kontrolliert.“
    Janeway nickte ebenfalls bedächtig. „Ja, es hat gewisse Parallelen... Nur mit dem Unterschied, dass wir wirklich leben. Wir sind lebendige und fühlende Wesen!“
    „Ach, wirklich? Woher wissen Sie, Kathryn, dass sie sie sind? Dass Ihre Gefühle nicht nur irgendwo in einem Millionen Seiten starken Buch stehen?“
    „Weil ich...“, begann sie.
    „Weil Sie?“
    „Ich ... weiß es nicht“, stotterte der Captain hervor.
    „Ihr ,Gott’ ist sie. Ihr Gott ist alles. In allem. Er hat alles erschaffen.“
    Janeway wollte sich damit nicht so einfach zufrieden geben. „Schön und gut, aber...“
    Chakotay schaffte es, aus jedem Wort, das sie sprach, eine neue Herausforderung an Janeways Gedanken zu stellen. „Man muss zwischen schön und gut unterscheiden. Vielleicht ist es schön, dass wir leben, wie wir leben, aber ist es gut, dass wir so leben, wie es eine höhere Macht will?“
    Janeway war aufgestanden und zum Fenster geschritten, als sie stehen blieb und die Sterne betrachtend inne hielt. „Eine höchste Macht... Moses Maimonides hatte in seinen dreizehn Glaubensgrundsätzen der Juden gesagt: ,Ich glaube mit vollkommenen Glauben, dass der Schöpfer, gelobt sei sein Name, alle Geschöpfe erschafft und führt, dass er allein alle Werke vollbracht hat, vollbringt und vollbringen wird.’ Das, was unsere Vorfahren sich vorstellten, haben wir jetzt vor Augen. Aber anstelle uns zu freuen, dass wir endlich eine Art Gottheit oder Gottheiten gefunden haben, scheint die Welt... das Universum unterzugehen... Und leider ist das auch wirklich so.“
    „Was meinen Sie?“ fragte ihr Erster Offizier verwirrt und stand ebenfalls auf, um zu seiner Kommandantin zu gehen.
    „Laut den Omniponiern befinden wir uns vor dem Übergang in das siebte Zeitalter von zehn, das ,Zeitalter der Zerstörung'. In diesem Zeitalter wird binnen eines Jahrtausends alles in einem gigantischen galaktischen Krieg vernichtet. Und wir sind daran schuld... Die Föderation wird diese Vereinigung angreifen... und dann werden Welten vernichtet, Milliarden und Billiarden von Lebewesen sterben...“, erklärte sie.
    Chakotay stand der Schock in den Augen geschrieben. „Was?!“
    „Ja, Chakotay, das ist die bittere Wahrheit... Wir befinden uns vor einer der größten geschichtlichen Epochen, vor einem der schicksaltträchtigsten Ereignisse aller Zeiten. Seit der Erfindung des Feuers, seit der ersten Mondlandung, seit dem Ersten Kontakt... Immer weiter sind wir vorgestoßen, ins Unbekannte, in die Unendlichkeit. Und nun? Nun, nachdem wir mit jeder Entdeckung eine neue Dimension der Möglichkeiten entdeckt haben, wird unserem Denken und unserem Sein ein jähes Ende gesetzt. Nur, weil es in einer Art Roman gottesgleicher Wesen so steht... Wir haben erfahren, dass wir nicht die Mächtigsten sind. Selbst die Q sind nicht mächtig. Nichts hat mehr Bestand, an das wir früher geglaubt haben. Alles ist vom heutigen Tage an nur noch ein Spiel. Wir schwimmen in einem Fluss, ohne dass irgendjemand ans Ufer gelangen kann. Und wissen Sie worauf wir zuschwimmen?“
    Chakotay verstand die Analogie offensichtlich. „Auf den Wasserfall...“
    „Ja, ganz recht. Aber der Fluss fließt und fließt. Dieses Spiel geht weiter. Haben die Omniponier diesen Roman zu Ende gespielt, erschafft ein noch höheres Wesen ein neues Universum mit einer neuen Art der Geschichte...“
    Nun war Chakotay an der Reihe, sich mit etwas nicht abfinden zu wollen. „Gibt es kein Zurück? Gibt es keinen Ausweg? Löschen wir uns alle gegenseitig aus?“ fragte er.
    „Laut den Omniponiern schon. Innerhalb des nächsten Jahrtausends entdecken wir die Möglichkeit, andere Galaxien zu bereisen und nach und nach wird alles ausgelöscht... Nur wenige werden fliehen können...“
    „Aber wohin?“
    „Das wissen nur die Autoren dieser Geschichte... Und ironischerweise wollen sie diesen Roman nun umschreiben...“
    „Dann sollten wir diese ,Autoren’ oder ,Götter’ ein wenig ausfragen!“
    „Ja, die Zeit der Rätsel ist vorbei. Ich will Antworten. Ich will, dass ,Gott' mir sagt, welchen Sinn mein Leben noch hat, wenn alles nur ein Szenario ist. Denn wenn wir keinen Lebenssinn mehr haben, Chakotay - können wir dann noch leben?“
    „Ich weiß es nicht. Ich habe den Eindruck, wir wissen viel zu wenig...“
    „Ja, das denke ich auch. Bloß die Frage, die wir uns selber beantworten müssen, ist, ob wir wirklich mehr wissen wollen...“



    Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...



    DIE OFFENBARUNG
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by RICK BERMAN & MICHAEL PILLER and JERI TAYLOR
    executive producers SEBASTIAN OSTSIEKER & MARKUS RACKOW
    co-executive producers NADIR ATTAR & CHRISTIAN GAUS
    producers MILA FRERICHS & STEPHAN DINGER
    co-producer OLIVER DÖRING
    written by NADIR ATTAR & CHRISTIAN GAUS & MARKUS RACKOW
    from a story by NADIR ATTAR & CHRISTIAN GAUS and SEBASTIAN OSTSIEKER & MARKUS RACKOW

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    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!
    Production-Code #9ABX25


    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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