MW: Mitte der 90er gab es, so glaube ich, Bestrebungen einen homosexuellen Charakter bei Voyager oder Deep Space Nine unterzubringen.
TAKEI: "Ich erinnere mich da an eine Diskussion mit Gene Roddenberry. Er war ein außergewöhnlicher Mann, ein wirklicher Visionär. Er erzählte den Star Trek-Darstellern immer wieder, dass das Raumschiff Enterprise eine Metapher für das Raumschiff Erde sei. Und die Stärke dieses Raumschiffes sei die Mannigfaltigkeit, die Crew kommt zusammen und handelt gemeinsam. Man sah nicht nur die visuelle Vielfalt an Rassen und ethnischen Gruppierungen, wir hatten gar einen Russen zu der Zeit des kalten Krieges, in der wir Todfeinde waren. Wir hatten einen Russen als vertrauenswürdiges Mitglied des Teams. Roddenberrys Ansicht war es, dass selbst diese Art von gegensätzlicher Position - eine intensive, erbitterte auf Gegensätzen beruhende Position - überwunden werden kann. Die Ironie der Geschichte ist, dass wir heute eine internationale Raumstation haben, ein Raumfahrzeug da draußen, und einstige Todfeinde, die Russen und Amerikaner, dort Seite an Seite arbeiten.
Gene war wirklich eine vorurteilsfreie Person und er sagte: 'Es ist verrückt, diese Homophobie und all diese Gesetze und Vorurteile gegen Gleichberechtigung.' Doch er fühlte, dass er um all diese Aussagen, die er in Star Trek einbrachte, machen zu können, es wichtig war, das Star Trek weiterhin lief und das Network-Fernsehen ist das wohl konservativste Medium der Kommunikation. Wenn er die Grenzen zu sehr ausreizen würde, könnten diese sich als unüberwindlich erweisen..."
MW: Abgesehen von fehlenden homosexuellen Charakteren, so muss die Nuance der Miteinbeziehung sich durchgesetzt haben, wenn man bedenkt, wie groß die Zahl der homosexuellen Star Trek-Anhänger scheint.
TAKEI: "Sie ist groß! Sie haben die Idee der Mannigfaltigkeit verstanden. Wir können alle Teil dieser großen Gemeinschaft sein und unsere eigenen individuellen Beiträge leisten. Das war Genes Philosophie. Unglücklicherweise starb Gene nachdem The Next Generation zusammengestellt wurde. Gene beteiligte sich noch an The Next Generation, aber nach seinem Tod übernahm eine andere Gruppe von Leuten und diese haben Genes humanistische Philosophie nicht notwendigerweise geteilt. David Gerrold, der das Drehbuch zu 'The Trouble with Tribbles' schrieb, schrieb auch ein Drehbuch mit Bezug auf Homosexualität, welches er gerne für The Next Generation umgesetzt gesehen hätte. Aber das konnte aufgrund der Stimmung jener Zeit nicht umgesetzt werden. Wie auch immer, dieses Drehbuch wurde nun von der Fan-Seite Star Treks aufgenommen und verfilmt [Star Trek: New Voyages]."
MW: Wenn Sie ihr öffentliches Coming-Out in den 1990ern gehabt hätten, denken Sie die Produzenten und Drehbuchautoren hätten den Sulu-Charakter zum Vater und Captain gemacht?
TAKEI: "Nun, das ist eine strittige Frage, ist es nicht so? Sie wußten, dass ich homosexuell war, aber ich habe es nicht der Presse gesagt. Also weiß ich nicht recht. Es ist ein wenig quälend. Aber ich denke, dass mein Charakter ein Vater und Captain geworden wäre. Ich würde gerne daran glauben, dass es möglich gewesen wäre. Einige wussten es [,dass ich homosexuell war], aber sie haben meinen Charakter trotzdem in diese Richtung weiterentwickelt. Wenn ich damals bereits mit der Presse gesprochen hätte.. Ich weiß es nicht. Das ist ein großes 'Was wäre wenn'."
Mini-SPOILER bezüglich des Films:
Takei enthüllte auch etwas über John Cho’s Sulu:
"Es ist ein jüngerer Sulu. Tatsache ist, dass er im kommenden Film couragierte Heldentaten begehen wird. Wir kennen Sulu's Leidenschaft für das Fechten und es wird dort viel gefochten werden."
Zuletzt wird Takei nach seinem Geheimnis bezüglich seines Liebesglücks gefragt. Denn immerhin ist er mit seinem Lebensgefährten Brad Altman bereits seit 21 Jahren zusammen:
"Manchmal haben wir auch unsere Auseinandersetzungen -- und wir haben heftige Auseinandersetzungen -- aber wir gehen immer mit einem Kuss zu Bett. Wir mögen dann zwar immer noch wütend sein, aber das Küssen ist ein Ritual. Wenn man das tut, kommt irgendwie wieder alles in Ordnung. Wir bemerken dann wirklich, wie unwichtig oder bedeutungslos unsere Meinungsverschiedenheiten sind. Was wirklich zählt, ist, dass wir uns lieben."
Dank an Finnegan für diese Meldung!
Quelle: treknews.de
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