SPIEGEL ONLINE: Herr Dreyfus, die Filme der "Matrix"-Reihe waren wirtschaftlich große Erfolge. Aber sie gelten unter Fans nicht nur als Blockbuster mit vielen Explosionen und Kämpfen wie andere Hollywoodproduktionen. Was denken Sie, war so besonders an den Filmen, dass so viele von ihnen fasziniert waren?
Hubert L. Dreyfus: Ich denke, der Film stellt einige tiefgehende philosophische Fragen über unsere Zeit, über die Moderne, und entwirft die interessante Variation, die Moderne mit Computerspielen und Virtual Reality zu kombinieren. Sogar Menschen, die sich nicht mit Philosophie beschäftigen, spüren, dass es etwas Wichtiges ist, sich zu fragen, was es heißt, ein Mensch zu sein und womit die Welt im Film konfrontiert ist. Vor allem der erste der "Matrix"-Filme berührt diese Fragen.
SPIEGEL ONLINE: Was, würden Sie sagen, ist der philosophische Hintergrund des Films?
Dreyfus: Die philosophische Frage ist, dass wir - tatsächlich - Gehirne in Glastanks sein könnten. In einem gewissen Sinn sind wir es sogar: Unsere Köpfe sind die Behälter! Das Problem, mit dem wir uns befassen müssen, geht zurück auf Descartes. Vor dessen Zeit - also um 1600 - hatten die Menschen keine Vorstellung davon, dass sie in gewisser Weise innerhalb ihres Geistes und innerhalb ihres Gehirns waren und dass es so etwas wie eine äußere Welt geben könnte. Wie, wenn wir nur unsere Gedanken kennen, die in unserem Verstand sind - das ist was Descartes sagt - können wir dann jemals wissen, ob es etwas außerhalb gibt und was das sein könnte. Heutzutage ist diese Innerlichkeit ein weit verbreitetes existenzielles Gefühl, aber vor Descartes war dieses unbekannt.
Quelle: Spiegel.de
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